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Jay-Zs Probleme

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Dass die "Bitch" ihm keine Sorgen bereitet, verrät Jay-Z in seinem "99 Problems". Aber was denn dann? Der Illustrator Ali Graham hat in den Songs des Rappers nachgehört - und zeichnet jeden Tag ein neues Problem auf.

Ein wenig rechnet man ja noch immer mit Inhalt. Mit Wahrheit, dem echten Leben: Straße, Unterdrückung, Rassenkampf, Politik. Mag sein, dass dieses umfassend totzitierte Klischee vom Rap als CNN der Schwarzen, das Chuck D einst ausgab, als es vielleicht noch Sinn ergab, da noch immer herumwabert. Aber wenn man genauer hinhört: raumgreifend viel kommt meist nicht mehr. Kaum Ghetto, wenig Obdachlosigkeit. Stattdessen eher etwas wie: „So many watches I need eight arms!“ (Jay-Z).  




Ob man sich noch an früher erinnere, als der Rap noch „conscious“, also politisch und gesellschaftlich ambitioniert war, fragt Chilly Gonzales im Song „Rap Race“ in seiner nie ganz geklärten Ironie: „It’s better now, they talk about watches“, fährt er fort. Witzig. Aber auch Klug, analytisch bestechend fast, weil es den vermeintlichen Straßenhabitus, den Hip Hop für manch einen noch immer hat, wegwischt und den Blick frei räumt auf die eigentliche Logik hinter der Musik (wenigstens in der kommerziellen amerikanischen Variante): Kapitalismus! In Reinkultur! Uhren, Autos, Villen – das sind die Insignien der eigenen Größe. Und später, mit wachsendem Erfolg: Yachten, Gemäldesammlungen und Multimillionen-Dollar-Unternehmen.  

Später, das ist Jay-Z. Auch in Reinkultur. Dieser Baumlange Rapper hat sich erst als MC, dann als gesellschaftlicher Emporkömmling (vom Klein-Dealer zum Großverdiener) und letztlich als Multimillionen-Dollar-Unternehmer derart selbst etabliert, derart zum Standard der Dinge erhoben, dass ihm noch immer der Gestus des Realen anhaftet. Will sagen: Jay-Z erscheint noch immer so, als hätte er etwas zu sagen.  




Wie wenig das stimmt, zeigt sein aktuelles Album – und der wunderbar nicklige Tumblr „probs99“: Der Betreiber, Illustrator Ali Graham, hat sich Jay-Zs „99 Problems“ genauer angehört: Resultat: Die „Bitch“ bereitet dem Rapper dem zugegebenermaßen ziemlich fetten, aber auch ziemlich blöden Song zufolge keine schlaflosen Nächte. Aber was dann? 99 Probleme bleiben ja, die der Text aber nicht erschöpfend benennt. Deshalb hat Graham sich auch noch andere Jay-Z-Stücke angehört – und die markantesten Aussprüche aufgezeichnet:  

Von „I’m about to go ham“über „Radio don’t play my hits“, „Picasso Baby“ und „Bad tailoring“ bis hin zu „With great power comes great responsibility“. Jeden Tag kommt ein neues Bild hinzu. Am Ende könnte vielleicht ein neues Klischee stehen: Der Tumblr als CNN der oberen Zehntausend der Welt?!



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