Quantcast
Channel: Alle Meldungen - jetzt.de
Viewing all 6207 articles
Browse latest View live

Einfach magisch

$
0
0
Warum die Verbraucher Apple und Google trotz allem mögen.


München - Einer, der viel weniger Steuern zahlt, als er sollte, der Mitarbeiter schlecht behandelt und sich nicht um die Umwelt schert - wer will den zum Freund haben? Eben. Unternehmen wie Google, Apple, Amazon und Starbucks tun eines oder mehrere dieser Dinge. Und die Kunden wechseln nicht zu Konkurrenten. Die Kunden lieben sie trotzdem.

Warum nur? Die Konzerne sind mächtig. Sie waren die Ersten, die sich durchgesetzt haben. Aber vor allem sind sie gut.

Viele Deutsche haben auch mal andere Suchmaschinen ausprobiert. Und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass Google ihnen schneller und genauer liefert, was sie herausfinden wollen. Es ist ein Kreislauf, der das Unternehmen ständig treffsicherer macht: Neun von zehn Deutschen suchen bei Google. Und je mehr Menschen die Suchmaschine nutzen und mit immer neuen Daten füttern, desto besser kann Google sie machen.



Bei vielen Großkonzernen sind die Arbeitsbedingungen miserabel. Trotzdem steigert sich ihr Umsatz weiter.

'Google gibt dem Internet ein Gesicht und erleichtert mir das Leben', sagt Markenberater Jon Christoph Berndt. Die Suchmaschine als Bekannter statt als Technologiekonzern. Da auch viele Menschen gerne Steuern sparten, machten die Steuertricks Google für sie eher menschlicher, als sie von dem Unternehmen zu entfremden. Manche reagierten sogar mit Trotz: 'Auch Starbucks spart Steuern. Wenn die Cafés für mich aber Ersatzbüro oder Wohnzimmer sind, gehe ich doch erst recht hin, weil ich mich selbst angegriffen fühle.'

Ein weiteres Beispiel: Amazon. Spanische Leiharbeiter brachte das Unternehmen in Deutschland schlecht unter, Mitarbeiter streiken hier auch dafür, besser bezahlt zu werden. Trotzdem ist Amazon der liebste Onlinehändler der Deutschen. Das Institut für Handelsforschung in Köln hat für eine Studie die Zufriedenheit der Leute mit dem Laden untersucht - und Imagefragen dabei weggelassen. Ergebnis: Bei Amazon sind die Kunden mit allem zufrieden - dem Angebot, dem Versand, der Lieferung. 80 Prozent der Befragten würden wieder bei Amazon einkaufen. Fast drei Viertel würden das auch Freunden empfehlen. Kunden finden, was sie suchen, und sie bekommen es, wann und wie sie es wollen. Deshalb bleiben sie bei dem Unternehmen.

Noch. Irgendwann könnten die Kunden ihr Verhalten ändern. Wenn die Unternehmen ihr schlechtes Verhalten nur oft genug wiederholen.

'Eine Marke ist gekaufte Erinnerung', sagt Klaus-Dieter Koch, Gründer der Managementberatung Brand Trust. Bei Apple also Magie, Unangreifbarkeit, Außergewöhnlichkeit. Kurzzeitig geäußerte Kritik könne so einer starken Marke wenig anhaben; Berichte über schlechte Arbeitsbedingungen in chinesischen Zulieferfabriken beispielsweise. 'Ist ein Unternehmen schlau, stellt es die Missstände ab, und einige Jahre später redet niemand mehr darüber', sagt Koch. Schaden nehme die Marke erst, wenn sich Kritik über einen langen Zeitraum wiederholt. Werde Apple irgendwann mit einem Steuertrickser gleichgesetzt, würden sich auch mehr Kunden abwenden. Das kann aber Jahre dauern. Auch junge Konsumenten könnten einen Unterschied machen. 'Scheinbar reagiert die Welt noch nicht, aber es rumort heftig', sagt Markenberater Berndt. Er glaubt: Wenn die Jugendlichen von heute selbst mündige Bürger sind, werden sie es anders machen als ihre Eltern - und nicht bei denen kaufen, die den kleinen Buchhändler kaputt gemacht oder andere ausgebeutet haben.

Freiheitsberaubung durch Unterlassen: Eine Justiz, die nicht reagiert, ist nicht unabhängig, sondern taub

$
0
0
Gustl Mollath sitzt seit sieben Jahren in der Psychiatrie, da es zu erheblichen Verzögerungen bei seinem Prozess kam. Bis wann sind solche Verzögerungen noch vertretbar?

Freiheitsberaubung ist ein schweres Delikt, ein Verbrechen gar, wenn die Tat länger dauert. Wer einen Menschen einsperrt oder auf andere Weise der Freiheit beraubt, wird mit Gefängnis bis zu fünf, oder - wenn das Opfer länger als eine Woche der Freiheit beraubt ist - mit Gefängnis bis zu zehn Jahren bestraft. Gustl Mollath ist nun seit sieben Jahren im psychiatrischen Krankenhaus eingesperrt.

Die Unterbringung dort erfolgte aber, auch wenn das Nürnberger Strafurteil von 2006 noch so fragwürdig sein mag, auf gesetzlicher Grundlage - sie ist also auch derzeit nicht per se rechtswidrig. Es fragt sich aber, ob diese Unterbringung nicht gerade in die Rechtswidrigkeit rutscht oder schon gerutscht ist, weil die Justiz auf die offenkundig gewordenen schreienden Rechtsfehler nicht reagiert: sie bearbeitet die schon lange vorliegenden Wiederaufnahmeanträge nicht ordentlich (Landgericht Regensburg) und sie lässt die gesetzlich vorgeschriebenen Prüftermine, die über die Fortdauer der Unterbringung entscheiden, ohne wirkliche Prüfung verstreichen (Landgericht Bayreuth). Freiheitsberaubung kann nämlich auch durch Unterlassen begangen werden, wenn eine rechtlich gebotene Freilassung pflichtwidrig verzögert wird. Die Pflichtwidrigkeit im Fall Mollath ist mit Händen zu greifen.



Gustl Mollath am 11.Juni  im Landtag.

Die Justiz hat Mollath in die Psychiatrie verbracht. Die Justiz hat dabei offensichtlich eine Reihe schwerer Fehler gemacht. Daraus folgt die Pflicht, die Fehler zu korrigieren und alles dafür zu tun, dass diese Korrektur gründlich und opferschonend, also schnell geschieht und nicht erst am Sankt-Nimmerleins-Tag. Für die Wiederaufnahme genügt ein einziger triftiger Wiederaufnahmegrund; es liegen etliche solcher Gründe auf dem Tisch. Die Justiz muss dafür einstehen, dass ein Justizopfer nicht noch weiter leiden muss, wenn ein Versagen justizieller Kontrollen, ein Systemversagen also, in der Geschichte des Falles bereits offenkundig ist. Die Justiz muss dafür sorgen, dass sich ihre Fehler nicht noch potenzieren; sie darf nicht auch noch Folgefehler machen, die sich auf die alten Fehler stützen. Es geht nicht darum, Gnade zu gewähren, sondern dem Grundwert der Freiheit seinen Rang zu geben.

Dieser Rang hat immer wieder dazu geführt, dass das höchste Gericht Beschuldigte, die zu lange in U-Haft sitzen, weil die Justiz zu langsam arbeitet, auf freien Fuß gesetzt hat. Das Recht auf Freiheit für Menschen, die mit einiger Wahrscheinlichkeit zu Unrecht verurteilt wurden, ist nicht weniger wert als das Freiheitsrecht derer, die noch nicht verurteilt sind. Wenn alle Alarmglocken schrillen, kann die Justiz nicht den alten Trott weitertrotten.

Im Fall Mollath gibt es seit Monaten Daueralarm. Ausgelöst wurde er nicht durch einen Missbrauch von Notrufen; dafür steht schon die Staatsanwaltschaft Regensburg: diese selbst hat nämlich, schon vor Monaten, den roten Knopf gedrückt - mit einem Antrag auf Wiederaufnahme zugunsten des Verurteilten. Ein Gericht, das monatelang überhaupt nicht darauf reagiert, ist nicht unabhängig, sondern taub.

Direkte Demokratie: Darf's ein wenig mehr sein?

$
0
0
Die CDU lebt, im Gegensatz zu den Grünen, auf Kosten ihrer Zukunft.

Politik ist ein undankbares Geschäft, und Demokratie nicht immer gerecht. Darunter hat schon manche Partei gelitten; in diesen Tagen trifft die bittere Erkenntnis die Grünen. Da kungelt die CDU-Spitze ihr Wahlprogramm im Geheimen aus, selbst Vorstandsmitglieder haben noch keinen Entwurf gesehen. Einen Parteitag soll es auch nicht geben. Die Basis hat nichts zu sagen. Doch es gibt keinen Aufschrei, die CDU-Führung kommt mit ihrem vordemokratischen Verhalten durch. Stattdessen ergießt sich ausgerechnet über die Grünen Häme.

Die grüne Partei hat ihr Programm von allen Delegierten beschließen lassen, die Spitzenkandidaten wurden per Urwahl bestimmt. Und jetzt haben die Mitglieder sogar darüber entscheiden dürfen, mit welchen Themen der Wahlkampf bestritten wird. Mehr Demokratie geht kaum. Doch weil bei dem Mitgliederentscheid die Lieblingsthemen der Grünen-Spitze nicht oben landeten, muss diese sich jetzt im ganzen Land als basisfern verspotten lassen. Angela Merkel - die CDU-Spitzenkandidatin durch Selbstausrufung - macht derweil unbehelligt Wahlkampf. Zahlt sich Mitbestimmung am Ende also gar nicht aus? Oder anders herum gefragt: Wie viel direkte Demokratie brauchen Parteien, um erfolgreich zu sein?



Wahlhelfer der Grünen bei einer Urwahl.

Für die meisten Bürgerbewegten ist die Antwort klar: möglichst viel. Und ein Blick auf die Zahlen scheint ihnen ja auch recht zu geben. Die CDU hat seit der Wiedervereinigung mehr als 40Prozent ihrer Mitglieder verloren, die Grünen haben fast 50Prozent gewonnen. Und sind die Piraten nicht vor allem deshalb entstanden, weil Zehntausende endlich eine politische Heimstatt wollten, in der jeder mitentscheiden darf? Kärrnerarbeit in Ortsvereinen und Hinterzimmer-Debatten über Ortsumgehungen begeistern heute kaum noch einen. Mitglieder wollen auch über die großen Themen der Zeit entscheiden dürfen; das gilt vor allem für die Jungen. In der CDU dürfen sie das nicht. Kein Wunder also, dass das Durchschnittsalter ihrer Mitglieder bald 60 sein wird.



An dem Wunsch nach mehr direkter Demokratie ist also gar nichts auszusetzen - im Gegenteil. Mitbestimmung belebt Parteien. In großen Teilen des linken Spektrums herrscht aber eine fast heilsverklärte Sehnsucht nach direkter Demokratie. Um so schmerzhafter sind dann die Begegnungen mit der Wirklichkeit. Das erlebt gerade die Grünen-Spitze. Auch der SPD sind derlei Erfahrungen nicht fremd: Die einzige Urwahl eines Parteichefs bescherte den Sozialdemokraten den Unglückswurm Rudolf Scharping. Und die Piraten mitbestimmen sich gerade zu Tode. Dass
"mehr Demokratie wagen" in der Praxis nicht so einfach ist, wusste schon Willy Brandt. Von dem Urvater der Mitbestimmung ist der Seufzer überliefert, Demokratie dürfe "nicht so weit gehen, dass in der Familie darüber abgestimmt wird, wer der Vater ist".



Brandt kannte seine Genossen. Er wusste, dass sich das Verlangen vieler Linker nach direkter Demokratie auch daraus speist, dass man sich für den Vorkämpfer der wahren Mehrheit hält. In manchen Debatten mag das auch so sein. In diesem Jahr etwa in der Auseinandersetzung um den Krippenausbau, das Betreuungsgeld oder die steuerliche Gleichstellung von Homo-Ehen. Bei vielen Themen gilt das aber nicht. Eine verbindliche Frauenquote oder ein Adoptionsrecht für homosexuelle Lebenspartner lehnt die Mehrheit der Deutschen ab. Das muss nichts heißen. Schließlich hat die Mehrheit nicht immer recht - ansonsten bedürfte es ja auch keines Verfassungsgerichts. Aber wer Mehrheiten falsch einschätzt, erlebt unliebsame Überraschungen. Das mussten die S21-Gegner bei der Volksabstimmung über den Bahnhof erleben. Auch die rot-grünen Gegner der Untertunnelung des Mittleren Rings in München konnten ihre Niederlage beim Bürgerentscheid kaum fassen.


Die Merkel-CDU hat sich angesichts dieser Risiken dafür entschieden, auf direkte Demokratie gleich komplett zu verzichten. Die Mitglieder durften sich jetzt zwar an einer
"Mitmachaktion" im Internet beteiligen, entscheiden konnten sie dabei aber nichts. Kurzfristig wird die CDU mit dieser Ignoranz gegenüber ihrer Basis Erfolg haben. Bisher gibt es keine offene Kritik am Kurs der Parteiführung, diese Ruhe hilft im Wahlkampf. Stattdessen muss sich die Grünen-Spitze prügeln lassen. Langfristig dürfte der CDU die Ignoranz aber erheblich schaden. Wenn Merkel abtritt oder abgewählt wird, wird ihre Partei wegen sedierter Mitglieder und totaler Konturlosigkeit in eine gewaltige Krise rutschen. Die CDU lebt gerade auf Kosten ihrer Zukunft. Die Grünen machen es sich lieber jetzt schwer. Dass sich das auszahlen könnte, zeigt die Aufbruchstimmung in vielen grünen Kreisverbänden.

Rauten auf den Augen

$
0
0
Auch Facebook führt den Hashtag ein. Erleben wir gerade die Verschlagwortung der Welt? Glaubst du an die Macht des Hashtags?

Wenn meine Mutter mir früher andeuten wollte, dass ich schon zu lange vor dem Fernseher oder dem Computer sitze, sagte sie in empörtem Tonfall: „Du hast ja schon ganz viereckige Augen!“ Es könnte sein, dass Mütter heute oder spätestens in ein paar Jahren einen anderen warnenden Satz sagen: „Du hast ja schon ganz rautenförmige Augen!“ 





Die Raute, beziehungsweise der Hashtag, ist eines der Schriftzeichen, das in den vergangenen Jahren einen enormen Aufstieg hingelegt hat. Netzversteher Sascha Lobo vor Kurzem vorgeschlagen, dem Internet ein Logo zu verpassen: einen Hashtag. Bislang wurde er vor allem auf Instagram und Twitter benutzt, die Kommunikation auf diesen Plattformen ist wesentlich davon geprägt. Jetzt führt auch Facebook den Hashtag ein, künftig kann man dort seine Posts verschlagworten und nach Schlagworten suchen.  

Die Welt ist mitunter verwirrend. Das Internet auch. Netzwerke wie Twitter oder Facebook erst recht. Zu viele Posts, zu viele Informationen, von allen Seiten, in alle Richtungen, in allen Formen, ernst und dramatisch, quatschig und lustig, böse und hämisch, nett und mitfühlend. Selbst wer Unordnung und Chaos liebt, sehnt sich da nach ein bisschen Ordnung. Dafür gibt es den Hashtag. Er schafft Struktur, macht Tendenzen und Trends erkennbar, vereint Menschen, die auf der ganzen Welt über ein gemeinsames Thema sprechen wollen, an einem riesigen virtuellen Stammtisch, wie im Moment bei den Debatten über die Demonstrationen in der Türkei oder die Abhörbespitzelungen der NSA zu beobachten ist.  

Hashtags sind zu einem Mittel der politischen und gesellschaftlichen Debatte geworden. Die Sexismusdebatte um FDP-Spitzenkandidat Brüderle hat es mit dem Hashtag #Aufschrei gezeigt: Gehört wird, wer es schafft, ein Schlagwort populär zu machen. Dazu braucht man kein Amt und kein Geld. Man braucht gutes Timing und Reputation im Netz. Regelmäßig rufen Blogs dazu auf, Revolutionen zu starten und die Welt zu verändern, so gut wie immer liefern sie einen Hashtag mit, er soll Motor und Gradmesser zugleich sein. Weil solche Schlagworte unkontrollierbar sind, versumpfen solche Versuche oft auch, oder werden gekapert und einer anderen Bedeutung zugeführt. Die Schlagworte bekommen eine Eigendynamik. Der Hashtag #SignsYoSonIsGay zum Beispiel versammelte ursprünglich schwulenfeindlich Tweets – bis immer mehr Twitternutzer dagegen anredeten und das Schlagwort schließlich zum Schauplatz einer digitalen Gegendemonstration wurde.   

Natürlich kann man nicht leugnen, dass die Verschlagwortung auch eine – wahrscheinlich sehr viel größere – andere Seite hat: die quatischge, bisweilen völlig beknackte, selbstdarstellerische, übertriebene. Es gibt Tweets, in denen vor lauter Schlagworten gar kein Inhalt mehr Platz hat. Menschen nutzen Hashtags, weil sie denken, zu dem gerade total angesagten Thema auch etwas Witziges beitragen zu müssen – was selten gelingt. Sie schreien, weil alle gerade schreien. Oder sie posten unter einem populären Schlagwort völlig schlagwortfremde Inhalte, nur um damit auf der Aufmerksamkeitswelle mitzureiten. Auf Instagram sieht man Fotos, unter denen eine Hashtag-Legion wartet, für deren Lektüre der Betrachter zehn Mal so lange braucht wie für das Anschauen des Bildes selbst. Was bitteschön bringt es, unter ein Strandfoto zu schreiben #great #summer #love #amazing?  

Wie stehst du zur Verschlagwortung der Welt? Drückst du mehrmals am Tag die Raute-Taste an deinem Rechner? Glaubst du an die Macht des Hashtags? Oder bist du eher genervt von den Versuchen, jede noch so kleine Lebenssituation mit einem Schlagwort zu versehen?

Wie das Internet ... eine Flasche Wein mit einem Schuh öffnet

$
0
0
Ein Lifehacker macht sein Leben mit einfachen Tricks ein bisschen besser. Das Internet ist voll von Lifehackern - wir sammeln ihre besten Tricks




Das Problem: Du hast eine Flasche Wein und Lust auf den Inhalt. Aber keinen Korkenzieher.

Die Internet-Lösung: Ein Schuh. Dieser junge Franzose zeigt, wie ein Schuh als Korkenzieher eingesetzt wird: Weinflasche in den Schuh stellen und den Schuh so gegen die Wand schlagen, dass der Korken langsam rauskommt. Dann den Korken rausziehen.

Hilft dir das? Wie öffnest du eine Weinflasche ohne Korkenzieher?

"Die kochen da Drogen oder so..."

$
0
0
"Game Of Thrones", "Girls", "Breaking Bad": Alles kann man nicht anschauen. jetzt-Autoren kratzen deshalb zusammen, was sie über Facebook und Freunde aufgeschnappt haben, und beschreiben Serien, die sie nicht kennen.

All die Serien, die man un-be-dingt gesehen haben muss! Dauernd kommt jemand mit einer neuen daher, die besonders super sei. Davon erzählt er lang und breit oder redet mit jemandem drüber, der sie auch gesehen hat, während man daneben sitzt und in sein Smartphone starrt. Aber auch auf Facebook und Twitter, auf Blogs und Magazin-Seiten stößt man unweigerlich auf Serien-Content: Vor lauter Posts, Tweets, Rezensionen und "Best of"-Videos, die man so nebenbei aufnimmt, stellt sich manchmal das Gefühl ein, man habe die Serie selbst gesehen. Die jetzt-Redaktion hat dieses Halbwissen zusammengetragen und erzählt Serien nach, die sie nie gesehen hat.

***




nadja-schlueter erzählt "Game of Thrones":

Darum geht’s: 
"Game of Thrones" ist eine Mischung aus Fantasy- und Mittelalter-Epos. Soweit ich weiß geht es um mehrere verfeindete Adelsgeschlechter mit komplizierten Namen und schönen Wappen, die sich Facebook-Nutzer gerne auf T-Shirts drucken wollen. Es gibt eine Menge Konflikte und raue Sitten. Insgesamt ist alles ziemlich zerrüttet und düster und sieht aus wie auf einem Wave-Gothik-Treffen (lange Gewänder, Kutten und Haare, Männer mit viel Bart, Frauen mit Mieder), außerdem trinken alle aus Hörnern und essen mit den Händen. Die Serie ist sehr brutal, viele sagen: "archaisch". Es gibt zum Beispiel rituelle Opferungen und es wird in Blut gebadet. Im Zug kann man sie nicht besonders gut anschauen, weil sich dann ältere Damen auf dem Nebensitz beschweren.  

Wer spielt mit: Die Figuren sind Bürgermeister Carcetti aus "The Wire", ein Zwerg, der von einem Kleinwüchsigen gespielt wird, der zum Sexsymbol wurde (das selbst aber für großen Quatsch hält), seine Prostituierte alias Sibel Kekilli, die manchmal nackt ist und damit Aufsehen in deutschen Boulevard-Medien erregt, Könige und andere starke Männer mit Harnisch und Schwert, und Kinder mit wirrem Haar, Dreck im Gesicht und großen Kulleraugen. Irgendwie haben sie alle miteinander zu tun und hängen in dunklen Burgräumen oder im Wald rum. Die heimlichen Stars der Serie sind die Drachen. Bonus: Baby-Drachen.  

So ist es, diese Serie anzuschauen:
So wie "Herr der Ringe" lesen, weil sich jemand ein komplettes Universum ausgedacht hat, in das man eintauchen kann, anstatt seine Hausarbeit zu schreiben oder für die Prüfung zu lernen. Es macht extrem süchtig und man kann sich stundenlang damit beschäftigen, Karten studieren und Foren durchlesen. Außerdem muss man sich dringend für eines der Häuser entscheiden – nur, wer ein "Lieblingshaus" hat, ist ein wahrer "Game of Thrones"-Fan. Stets überlegen fühlen sich alle, die die Bücher gelesen haben, die als Vorlage dienen. Als neulich die letzte Folge lief, die extrem überraschend und brutal war (Achtung Spoiler: alle sterben und es nennt sich "Red Wedding"!), haben die Bücherkenner nur müde gelächelt und "Jetzt sieht man mal, wer wirklich Ahnung hat" gesagt. Wer alles gestorben ist, weiß ich nicht, ich hoffe aber, dass die drei, die ich persönlich kenne (Zwerg, Sibel, Carcetti), noch dabei sind.



mercedes-lauenstein erzählt "Breaking Bad":

Darum geht's:
Um einen netten, unscheinbaren Mann, der von einem Tag auf den anderen zum Drogenhersteller wird, um seiner kranken Mutter die Krebstherapie zu bezahlen. Dieser Mann heißt Heisenberg und lebte, bis er erfuhr, dass seine Mutter krank ist, als total durchschnittlicher Nine-to-five-Lebensmittelchemiker in Philadelphia. Als er in einer schäbigen Bahnhofskneipe einem Typen am Flipper (dem durchtriebenen, dicken, kleinen, nicht ganz koscheren Drogendealer Jesse Pinkman)  seine Sorgen um die Mutter klagt, schlägt dieser ihm vor, einfach ins Drogenbusiness einzusteigen. Die beiden schließen einen Pakt, mieten schließlich ein total verknattertes Wohnmobil, in dem sie fortan ihre Drogen brauen und durchs Land touren, um sie zu verkaufen. Es beginnt hier nicht nur ein total verrückter, illegaler Roadtrip, sondern auch eine wunderbare Freundschaft zweier Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Und natürlich kriegen dei beiden es auf ihrer Odyssee nicht nur mit irren mexikanischen Drogenbossen zu tun, sondern auch mit ihrem eigenen Gewissen: Hier werden Moral und Unmoral, Selbstlosigkeit und Gier, Macht und Machtlosigkeit, Krankheit und Tod mit viel Sarkasmus, aber nie ohne die nötige intellektuelle Tiefe verhandelt. Man könnte auch sagen: Hier ist ein völlig neues Format des Geschichtenerzählens entstanden.

Wer spielt mit? So typische HBO-Serienschauspieler: Noch nie vorher gesehen, aber unfassbar gut. Bestimmt werden die herangezüchtet, so wie in Joey Goebels "Vincent".

So ist es, diese Serie zu schauen: Saulustig, gleichsam rührend, ein bisschen wie "Fear and Loathing in Las Vegas". Es geht ja ständig etwas lebensbedrohlich schief, in sehr vielen Einstellungen raucht und dampft und ätzt es, weil immer Drogen hergestellt werden und Heisenberg als verrückter Chemieprofessor total überfordert ist von seinem neuen Leben als Krimineller. Er wollte doch nur seiner Mutter helfen! Jesse wärenddessen tut das, was er am besten kann: Verdorbene Witzchen reißen. Er raucht eine Bong nach der anderen und freut sich diebisch, endlich seine persönliche Drogenquelle gefunden zu haben. Böse sein kann man ihm deshalb nicht: Er ist einer diese liebenswerten Ganoven, die das Leben alles andere als ernst nehmen und die ständig nur high sind, quiken und jauchzen. Letztlich hilft er Heisenberg so ja auch, die Schwere des Lebens zu überwinden. Dieser Jesse ist deshalb übrigens auch die wirkliche Hauptperson und der Publikumsliebling. Er sagt immer so Insidersachen die alle irgendwas mit YEAH beinhalten, die man als Fan der Serie in fast jeder Alltagssituation gesamtsituationsauflockernd bringen kann. Achso, und die Serie bildet natürlich auch: Sie ist Lehrstück über das schlechte Gesundheitssystem in den USA, das nämlich Menschen von Lebensmittelchemikern zu Drogenganoven macht.
jan-stremmel erzählt "Girls":

Darum geht’s: Eine auffallend unattraktive junge Frau zerbricht an New York. Beziehungsweise zerbricht sie nicht so richtig, sie leidet nur so vor sich hin. Und zwar genau in der bekömmlichen Dosis, die gerade so normal wirkt, dass Millionen anderer junger Frauen mit ihr mitleiden wollen. Meist drehen sich die Folgen also um Fragen wie "Abtreibung: ja/nein?", "Genitalherpes: schlimm oder nicht so?" und "Mama, hast du noch 'nen Hunderter für mich?"  




Dabei hängt die auffallend unattraktive junge Frau mit einem sympathischen Freundeskreis herum, der löblich nach Hautfarbe und Bildungsschicht durchmischt ist. Nein, Moment, der Witz war doch, dass ihr Freundeskreis ausschließlich aus weißen, verwöhnten Mittelschichtkids besteht, denen doch eigentlich immer alle Türen offen undsoweiter...

Es wird jedenfalls reichlich gevögelt, und dabei bleibt die Kamera immer genau elf Sekunden zu lang auf den mozzarellafarbenen Problemzonen, was aus irgendeinem Grund alle super finden. 

Wer spielt mit:
Diese auffallend unattraktive junge Frau heißt Lena Dunham, ob in echt oder in der Serie weiß ich nicht, vielleicht auch beides. Sie hat jedenfalls auch das Drehbuch geschrieben, singt nebenbei in einer Band und trägt ein Tattoo auf dem Rücken.
 
So ist es, die Serie anzuschauen:
"Girls" guckt man als eine Art Revanche an "Sex and the City". Der olle Manolo-Blahnik-Porno stolzierte ja immer meilenweit am eigenen Leben vorbei. Mollige und erfolglose Frauen hingegen, die schlechten Sex, Spliss und HPV haben – das ist die Marktlücke, in der sich "Girls" lustvoll wälzt.

dorian-steinhoff erzählt "Arrested Development":

Darum geht’s: "Arrested Development" zeigt eine Familie im ständigen Ausnahmezustand. Ich weiß, dass der Vater in den Knast kommt und das Familienvermögen (von dem alle leben, ohne je gearbeitet zu haben) eingefroren wird. Alle Familienmitglieder sind nur auf ihren eigenen Vorteil aus. Überhaupt benehmen sich alle immer vollkommen unmöglich. Die Familie ist relativ groß. Wichtig ist ein Sohn, wahrscheinlich der einzige ehrbare Protagonist der Serie. Er versucht, die Familie zusammenzuhalten. Trotzdem geht ständig alles schief und nichts funktioniert so wie es sollte. Alle schwärmen davon, wie gut die Serie konstruiert sei. Es gibt Dead Ends und für den Handlungsverlauf vollkommen unsinnige Szenen. Die Staffelfinals sind immer ein totales Feuerwerk, bei dem natürlich mindestens ein Hubschrauber explodiert, auch, wenn das unwichtig ist.   




Wer spielt mit: Die übrigen Familienmitglieder. Natürlich die Mutter und ein weiterer Bruder, der Zauberer ist, manchmal Segway fährt und dabei Glitzer regnen lässt. Außerdem gibt es noch eine Schwester und ihren Mann. Die Schwester ist wie ihre Mutter und beschäftigt sich nur damit, das Familienvermögen bei raubzugartigen Shoppingtouren auszugeben. Ihr Mann ist eigentlich schwul. Vor allem aber ist er ein "never nude": Er ist niemals nackt, nicht einmal unter der Dusche. Alle Schauspieler sollen durchweg grandios sein. Das Ensemble vereint viele bekannte Gesichter, die man aus anderen Sitcoms kennt.   

So ist es, diese Serie anzuschauen: Natürlich ist es sehr, sehr lustig. Alle Witze sind schlau und originell und man glaubt, sie noch aus keiner anderen Sitcom zu kennen. Vor allem fragt man sich die ganze Zeit: Wer zur Hölle denkt sich so was aus? Und wie macht er das? Die Serie schafft es außerdem, dass man alle Personen mag, obwohl sie so unmöglich sind. Weil alle Folgen so schön kurz sind, kann man sie sehr gut während des Gemüseschneidens und Kochens angucken. Außerdem ist alles so unterhaltsam und unverfänglich, dass man alle Staffeln am Stück jedes Jahr während der Weihnachtsfeiertage mit seiner Familie schauen will. Dabei kann man die ganze Zeit denken: Ach, bei denen ist alles noch viel schlimmer. Und man hat keine Zeit, sich selber zu streiten.  

michele-loetzner erzählt "House of Cards":

Darum geht’s: Kevin Spacey ist ein widerliches Arschloch. Wie immer. Und diesmal setzt er seine Widerwärtigkeit da ein, wo man sie am exzessivsten ausüben kann, nämlich in der Politik. Er ist bei den Demokraten dafür zuständig, dass alle seine Parteihäschen so abstimmen, wie er das will. Nebenbei intrigiert er gegen Konkurrenten und Kollegen gleichermaßen. Dafür scheut er auch nicht vor Erpressung oder Korruption zurück. Am meisten hasst er den Präsidenten, denn der hat ihn nicht Außenminister werden lassen – also das klassische Du-hast-mir-meinen-Bagger-weggenommen-Problem und jetzt machen sie sich im Sandkasten, äh, Kongress alle schmutzig.




Wer spielt mit: Wie gesagt: Kevin Spacey. Und der vögelt die Tussi aus Veronica Mars. Oder war das diese andere House-Serie? House of Lies? Mal ehrlich, warum müssen zwei Serien gleichzeitig laufen, die total ähnlich klingen und auch noch irgendwas mit Intrigen zu tun haben? Aber ich glaube, Kristen Bell war doch in der anderen Serie, wo es um Unternehmensberater geht. In "House of Cards" schläft Kevin Spacey mit der Exfrau von Sean Penn. Die Serie ist übrigens von David Fincher, der von "Seven" und "Fight Club". Der weiß also aus Erfahrung, was Kevin Spacey für ein Arschloch sein kann, rein schauspielmäßig natürlich.

So ist es, diese Serie anzuschauen:
In "House of Cards" sehen alle so aus, wie man sich in Hollywood Politiker vorstellt: Die Guten tragen schlechte Anzüge, die Bösen teure Anzüge. So weiß man als Zuschauer immer gleich, wem man trauen kann, mit wem man Mitleid haben muss oder wer gleich mit der Tochter seines besten Freundes schläft. Überhaupt scheinen in der amerikanischen Politik alle nur an Sex interessiert zu sein. Zu sehen bekommt man aber nix richtig, ist ja Amerika. Natürlich tun die Produzenten so, als wäre das Drehbuch völlig frei erfunden. Dabei zwinkern sie aber so viel mit den Augen, dass auch der letzte Depp kapiert, dass die Ereignisse von realen Vorkommnissen inspiriert wurden. Einer von den Geld-Reinpumpern, Beau Williams, hat nämlich mal die echte Hillary Clinton im Wahlkampf unterstützt. Kurzum, muss man wohl dringend schauen – schon allein, um ein paar neue Arschloch-Sprüche von Kevin Spacey zu lernen.

Jungs, was wisst ihr über euer Gewicht?

$
0
0
Immer zum Wochenende: Jungs fragen Mädchen fragen Jungs. Weil manches kapiert man einfach nicht, bei denen. Heute ein waaghalsiges Thema: Kilos und was sie aussagen.

Die Mädchenfrage:



Die Bloggerin Maike hat auf Twitter darüber geschrieben, dass ihre Waage kaputtgegangen ist und sie sich keine neue kaufen möchte. Viele andere Twitter-Nutzerinnen fanden das gut. Darum hat Maike auf dem Kleinerdrei-Blog (bekannt von der #Aufschrei-Aktion) einen längeren Eintrag über ihr Verhältnis zu ihrem Gewicht und dem täglichen Wiegen geschrieben, über Schwierigkeiten mit dem Essen und dem eigenen Körper. Sie fordert Frauen auf, sich ebenfalls von ihren Waagen zu trennen (falls sie eine haben), unter dem Hashtag #Waagnis Fotos davon zu posten und ihre eigene Waagen-Geschichte zu erzählen.  

Maikes Text hat online eine ziemlich große Diskussion ausgelöst. Die einen finden ihre Idee gut, die andere finden es naiv, zu glauben, das Abschaffen einer Waage könnte etwas an dem problematischen Verhältnis ändern, das viele Frauen zu ihrem Körper haben. Egal wie man zu der Idee steht, klar ist, dass sehr viele Mädchen und Frauen sich sehr viel mit ihrem Gewicht beschäftigen.  

Ich besitze zwar keine Waage – aber wenn es irgendwo eine gibt, stelle ich mich drauf. Früher habe ich das täglich getan, denn meine Eltern hatten eine Waage im Badezimmer stehen. Angefangen hat das in der Pubertät, als ich mich das erste Mal richtig mit meinem Körper und mit einem Idealbild davon auseinandersetzte, das mir vorgelebt wurde. Mein Blick auf die anderen Mädchenkörper wurde kritischer, vor allem im Vergleich mit mir selbst. Die Attribute „dick“ und „dünn“ wurden wichtig, der Po und die Beine wurden zum Problem. Irgendwo habe ich Angaben zum Normalgewicht aufgeschnappt, an denen ich mich fortan orientierte, und die Formel, mit der man den eigenen Body Mass Index ausrechnet, konnte ich irgendwann auswendig hersagen. Ich lernte, dass man sich besser morgens wiegt als abends und dass man oft mehr wiegt, wenn man seine Periode hat. Und ich bin nicht alleine durch diese Gewichtsschule gegangen, die meisten Mädchen waren dabei und wussten bescheid über Kilozahlen und BMI.  

Zum Glück hat dieser ganze Körper- und Gewichtsstress irgendwann nachgelassen. Richtig aufgehört hat er nie, bei vielen Frauen nicht. Ich habe mich zwar schon sehr lange nicht mehr gewogen und mache das höchstens mal, wenn ich im waagenbewehrten Badezimmer meiner Eltern zu Besuch bin. Aber trotzdem habe ich immer noch eine ziemlich genaue Vorstellung davon, welches mein Normal-Gewicht in Relation zu meiner Größe und welches mein sogenanntes „Wohlfühl-Gewicht“ ist. Ich glaube auch, immer noch relativ gut einschätzen zu können, wie viel jemand anders wiegt, wenn man mich darum bitten würde.  

Da diese ganze Gewichtssache in meiner Wahrnehmung aber immer ein reines Mädchenthema war, wüsste ich gerne: Wie war das bei euch, Jungs? Hattet ihr auch eine Waagenphase zwischen 13 und 18? Und wie ist das heute: Wisst ihr, wie viel ihr wiegt und was euer Normalgewicht ist? Habt ihr den Begriff „Body Mass Index“überhaupt schon mal gehört – oder seid ihr schon immer desinteressiert an jeder Waage vorbeigelaufen?

Auf der nächsten Seite: die Jungsantwort von jakob-biazza



Die Überraschung zuerst, die Relativierung kommt dann gleich: Ja, ich weiß genau, wie viel ich wiege. Und zwar sogar auf eine Stelle hinterm Komma. Perplex? Denke ich mir. Aber keine Sorge, erstens bin ich damit auf weiter Flur ziemlich alleine und zweitens ist der Grund sehr banal: In meinem Bad steht eine digitale Waage. Und weil sie da nun mal steht, stelle ich mich eben drauf.  

Das heißt, halt, ein Einschub: Ganz alleine bin ich damit gar nicht. Ein guter Freund kennt sein Gewicht auch sehr exakt – weil er damit kämpft. Er hat in einem sehr gesunden Maße abgenommen und sich dafür mit Dingen wie Energiebilanzen und dem unterschiedlichen Gewicht (?) von Fett- und Muskelmasse beschäftigt. Und der weiß auch, was der BMI aussagt.  

Ich nicht. Und ich behaupte mal, dass das bei den meisten Jungs so ist. Die Zahl, die die Waage mir anzeigt, funktioniert für mich zwar als absoluter Wert – ich merke zum Beispiel, dass sie in den letzten zehn Jahren tendenziell gestiegen ist – aber ich kann sie darüber hinaus nicht einordnen. Ein bisschen wie beim DAX-Kurs. Weder weiß ich, was Ideal-, Wohlfühl- oder Übergewicht allgemein sind, noch, wo sie bei mir konkret anfangen und aufhören. Was das Wiegen freilich zu einem Akt erhabener Überflüssigkeit macht.  

All das heißt nun wiederum nicht zwangsläufig, dass uns unsere Figur egal wäre. Nur sind unsere Maßeinheiten andere: Sie heißen zum Beispiel „Bauch“ oder „Doppelkinn“ und sind weniger absolut als Zahlen. Eher optisch. Eher Verhandlungssache: „Sieht noch gemütlich aus.“, „Habe ja auch gerade gegessen!“, „Ich glaube, das Laufen zahlt sich aus.“.  

Das Gewicht gehört bei uns damit in die lange Reihe von Dingen, mit denen wir uns frühestens beschäftigen, wenn sie zum sichtbaren Problem werden – so wie unsere Frisuren, der Schreibtisch oder das Badezimmer. Was wiederum auch deine Frage nach der frühen Jugendzeit beantwortet: Nein, da haben wir das ganze Thema überhaupt nicht auf dem Schirm. Da sind wir so viel gerannt, dass wir nicht dick wurden. Und unsere Körper haben uns, falls wir doch nicht so viel gerannt sind, noch ziemlich wenig interessiert – vermutlich auch, weil uns eure Körper noch weniger interessiert haben und wir euch noch nicht so sehr gefallen wollten.  

Eine seltsame Beobachtung habe ich als fleißiger Wieger übrigens gemacht: Mein Bauchgefühl und die Zahl auf der Waage stimmen sehr selten überein. Manchmal scheint der Wanst größer, obwohl die Waage eine kleinere Zahl zeigt. Und umgekehrt. Verwirrend. Vielleicht müsst ihr uns das bald mal erklären.


Daten-Skandal, Lieferpizza und ein Hostel in Kolumbien

$
0
0
Diese Woche hat der Überwachungsskandal hohe Wellen geschlagen. Kleinere Wellen schlugen die Lieferpizza, ein Hostel in Kolumbien und eine seltsame Empfehlkultur.

Das Daten-Dilemma
Edward Snowden heißt der 29-jährige Computerspezialist, der den Skandal um das Überwachsungssystem Prism aufdeckte. Jetzt-Mitarbeiter Dirk von Gehlen findet, er könnte stellvertretend für eine ganze Generation stehen. Eine Generation, der es nicht mehr egal ist, was Überwachungsdienste mit den Spuren, die sie im Internet hinterlässt, anfangen. 

Wenig zu verdienen

Washaben eigentlich Lieferdienste wie Lieferando und Co. mit dem kleinen Chinesen von nebenan gemacht? Jetzt-Mitarbeiterin Nadja Schlüter hat mal nachgeforscht - und ist dabei auf Existenznöte und einen Kleinkrieg im „Lieferdienst-Milieu“ gestoßen.
 

24 Stunden vollgepackt
Momentan sieht es ja so aus, als ob uns ein beständiger Sommer aufs Erste nicht vergönnt ist. Daher wollen die einzelnen schönen Tage voll ausgenutzt werden! Jetzt-Mitarbeiter Jakob Biazza und Christian Helten haben deshalb den ultimativen Plan aufgestellt, wie man sich am effizientesten einen Tag lang in München bespaßt. Achtung: Die Zeitangaben sind als verbindlich zu betrachten. 





Geschichte eines Geschwisterpaares

Jetzt-Mitarbeiterin Dorothea Wagner und ihr Bruder Matthias haben zwei ziemlich verschiedene Wege eingeschlagen: Dorothea studiert zu Hause in Deutschland, Matthias ist nach Kolumbien ausgewandert und hat dort ein Hostel eröffnet. In einem Briefwechsel schreibt Dorothea, wie sie sich das Leben ihres Bruders vorstellt und bekommt eine Antwort, wie es dort wirklich aussieht.
 

Skurile Empfehlkultur

Manche Unternehmen, die sonst die Vertreter des beinharten Kapitalismus sind, fahren auf einmal  die persönlich kuschelige Empfehlschiene. Zum Beispiel indem Supermärkte mit einer handschriftlichen Notiz von Mitarbeitern ihren Kunden ein Produkt ans Herz legen. Jetzt-Mitarbeiterin Mercedes Lauenstein hat aufgeschrieben, warum das nicht funktioniert. 





Darüber haben in der 24. Kalenderwoche alle gesprochen

Das Überwachsungsprogramm Prism, dessen Existenz erst vor einer Woche vom Guardian und der Washington Post aufgedeckt wurde und der dazugehörige Informand Edward Snowden waren diese Woche die Schlagworte. Prism besteht seit 2007 unter der Führung der NSA und zapft zum Beispiel die Daten von Facebook, Google, Yahoo, Youtube, Apple und Microsoft an. Einige Unternehmen wollen davon nichts gewusst , andere sich gerichtlich dagegen gewehrt haben. Der ehemalige NSA- und CIA-Techniker Snowden begründet in einem Interview seinen Schritt, an die Öffentlichkeit zu gehen damit, dass er es nicht mehr verantworten wollte,  die Überwachungstechniken der NSA geheim zu halten. Snowden befand sich zum Zeitpunkt des Interviews in einem Hotel in Hong Kong. Seit er dort auscheckte, ist sein Aufenthaltsort nicht mehr bekannt. Das FBI hat Ermittlungen gegen ihn eingeleitet.
 

Gedanken zur Nachrichtenlage

Aufder einen Seite wollen wir sicher sein, auf der anderen wollen wir auch keinen unkontrollierbaren Geheimdienst, der all unsere Daten speichert. Eine Zwickmühle. 

Und im Kosmos...
..hat Jetzt-Userin josiflosi wunderbar wirrüber ein eigenwilliges Haustier geschrieben.
 

Tier der Woche

Im US-Bundesstaat Oregon ist ein Kätzchen mit zwei Gesichtern geboren worden. Die Mutter hat ihr Junges allerdings nicht angenommen. Die Besitzerin will das Tier jetzt mit der Flasche aufziehen. Ansonsten ist die Katze aber gesund.
http://www.youtube.com/watch?v=8ZSAFsdoJX8
 
Ohrwurm derWoche:
Würden die Mädels in dem Video einfach nur so in einer Berglandschaft mit den Hüften wackeln, dann wärs einfach nur Shakira-like lahm. Mit  den aufgesetzten Tierköpfen macht man sich aber Gedanken, ob hier der ewige Kreis oder so was in die Richtung dargestellt werden soll.(vermutlich eher nicht)
http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=IGx8vcjdg7w#! 

Und dann war da noch...
..das süßeste Paar seit Susi und Strolch: Dieses Ehepaar hat die letzten 35 Jahre jeden Tag ein Outfit aus dem gleichen Stoff getragen
.



Und alle so: "Wäh!"

$
0
0
Japanische Schüler lecken sich als Liebesbeweis gegenseitig die Augäpfel. Allein die Vorstellung ist kaum zu ertragen, trotzdem - oder gerade deswegen - wird "Eyeball Licking" gerade zum Internetphänomen. Inklusive der Augenklappen, die die Schüler mit ihren Bindehautentzündungen tragen.

Irgendwann war es doch komisch. In einer japanischen Schule liefen auf einmal fast in jeder Klasse bis zu zehn Schüler und Schülerinnen mit Augenklappen und verbundenen Augen herum. Dass dahinter nur eine Modeerscheinung steckt, wurde immer unwahrscheinlicher. Ein Lehrer fand schließlich die Ursache der Bindehautentzündungsepidemie heraus. Er erwischte einen Jungen und ein Mädchen dabei, wie er ihr seine Zunge ins Auge steckte, und erfuhr: In der Mittelstufe ist eine Mischung aus Liebesbeweis und Mutprobe beliebt. "Eyeball Licking" nennt sich das und ist wirklich, wonach es klingt – das Lecken des Augapfels.  





Jetzt wird’s eklig, aber da müssen wir durch. Beim "Eyeball Licking" reißt einer seine Augen weit auf und der andere leckt an seinem Augapfel, mal kreisend, mal antippend, bei der Technik darf variiert werden. Weil man reflexartig die Augen schließt, wenn ihnen etwas zu nahe kommt, hält einer von den zweien die Lider fest, damit die Augen offen bleiben.  

In der sechsten Klasse, in der der Lehrer unterrichtet, gab ein Drittel der Schüler an, dass sie das schon mal ausprobiert haben. Die Schüler erklärten auch, warum sie das machen. Augapfellecken sei für sie die Stufe, die nach dem Zungenkuss und vor dem Sex kommt. "A new second-base", schrieb der Guardian auf seiner Website. So etwas wie der neue Knutschfleck, den man ausprobiert, wenn nur küssen irgendwann langweilig wird.  

Es schüttelt einen, wenn man nur darüber nachdenkt, so eklig ist die Vorstellung, dass einem jemand mit der Zunge das Auge berührt. Allerdings könnte man das, mal ganz nüchtern betrachtet, eigentlich auch übers Küssen sagen. Da fehlt auch jede biologische Erklärung, da muss auch irgendwann jemand damit angefangen haben und heute finden wir es normal, was wir beim Küssen mit unserer und der Zunge des anderen so anstellen. Wer weiß, vielleicht gewöhnen wir uns auch ans Augapfellecken, auch wenn es uns jetzt noch schüttelt.

Fans hat "Eyeball Licking" durchaus, und zwar nicht nur unter japanischen Mittelstufenschülern. Die "Eyeball Licker" schätzen, dass der Augapfel sehr empfindlich ist, eine Berührung darum sehr intensiv. Wir möchten das jetzt nicht ausprobieren, zitieren aber gerne die Huffington Post und eine Studentin, die sagt: "My boyfriend started licking my eyeballs years ago and I just loved it. I'm not with him any more but I still like to ask guys to lick my eyeballs ... it turns me on." Später schwärmt sie noch, es sei "a very intimate act".  

Warum die japanischen Schüler gerade jetzt darauf kommen, weiß niemand so genau. Dass sie alle einen Augapfelfetisch haben (Oculolinctus, wie es medizinisch heißt, die sexuelle Erregung durch das Lecken der Augäpfel, ist als Vorspiel und Fetisch bekannt), ist relativ unwahrscheinlich. Es könnte mit einem Musikvideo der japanischen Band Born zu tun haben, in dem ein Mädchen dem Lead-Sänger das Auge leckt. Das Video ist allerdings schon fast anderthalb Jahre alt und mit nicht einmal 200.000 Klicks eher wenig beachtet worden (was aber auch an der Musik liegen kann).    

Die japanischen Schüler dagegen faszinieren in diesen Tagen Facebook-, Twitter- und Tumblr-User auf der ganzen Welt. Es werden, quasi als Beweis, YouTube-Videos hochgeladen, der Hashtag auf Twitter wird minütlich mit Tweets und Bildern gefüttert und für ganz Unerschrockene hat Buzzfeed Fotos, GIFs und Videos gesammelt, auf denen sich auch Freundinnen die Augäpfel lecken und Schüler sich mit Augenklappe fotografieren.  

Die "Eyeball Licking"-Bilder und -Videos haben eine eigene, eklige Faszination, genauso wie Bauchklatscher- und ähnliche Ekel-Clips. Sie bräuchten nur auch einen Hinweis, der vor dem Nachmachen warnt. Die Bindehautentzündungsepidemie an der japanischen Schule ist noch vergleichsweise harmlos. Über Augen und Zunge können auch Herpesviren und Chlamydien übertragen werden. Im schlimmsten Fall kann man durch eine Infektion blind werden.
Kontaktlinsen kommen als Verhütungsmittel wohl nicht in Frage. Vielleicht sollte doch jemand einen Knutschfleck-Tumblr starten. Die sind als Souvenir einer wilden Knutscherei noch zu verkraften.

Wie Couch-Surfing, nur mit Zelt

$
0
0
Zelten im Garten von Fremden: Das ist das Prinzip einer Website aus Großbritannien, die allmählich auch in Deutschland beliebter wird. Der Nachfolger von Couchsurfing? Unser Autor hat es ausprobiert.

Die Idee von Campinmygarden ist simpel: Reisende können in den Gärten angemeldeter Mitglieder ihr Zelt aufstellen. Normalerweise verlangen die Gastgeber wenig bis kein Geld. Die Standards reichen vom "bamping", dem einfachen Camping, bis hin zum glamourösen "glamping“. Bisher liegen die meisten Plätze in Großbritannien. Außerhalb Europas gibt es nur wenige Angebote - darunter aber auch einen Anbieter auf den Fidji-Inseln und einen Garten im Iran.

16:19 Uhr
Die Regionalbahn hat Rohrbach passiert und draußen geht die Welt unter. Regen, Pfützen, Wolken, soweit ich sehen kann. Der junge Mann, der mir gegenüber sitzt, versucht anscheinend gerade zu erraten, wo ich meinen Urlaub verbringen werde. Dafür, dass ich nur eine Nacht campieren will, habe ich viel dabei. Zelt, Schlafsack, Isomatte, Decke, Extradecke, zwei Pullover zum Drüberziehen.  

Das ganze Zeug ist die einzige Sicherheit, an die ich mich klammern kann. Zelten ist nicht das Problem, darin bin ich geübt. Ich frage mich aber Grundlegenderes: Was sind das wohl für Leute, die andere im Garten zelten lassen? Auf der Webseite gab es ausgerechnet von meinem Ziel keine Bilder. Alles, was ich weiß, ist: Ich werde heute Nacht bei Tobi und Johanna im Garten schlafen. Er ist 35, sie 27. Außer mir werden noch zwei 18-Jährige Abiturienten die Nacht dort verbringen.

Alle, denen ich erzählt habe, dass ich heute Nacht in Ingolstadt in einem Vorgarten zelte, haben den Kopf geschüttelt. Und natürlich, es ist ja auch eine seltsame Idee: Im Garten zelten, das kenne ich nur aus der Kindheit. Eine Nacht im Garten der Großmutter, eingerahmt von Tannenbäumen, das war für mich als 9-Jähriger ein riesiges Abenteuer. Schlafen in der Dunkelheit, außerhalb des sicheren Hauses – gleichzeitig aber doch immer die Terrassentür in Sichtweite, um fliehen zu können. Ich frage mich: Wie fühlt es sich an, das als Erwachsener nochmal zu tun? 



Zelten neben der Sichtschutzwand: Das orangefarbene Zelt gehört unserem Autoren.


16:53 Uhr Um Fünf soll ich da sein, ich sehe mich noch ein bisschen in der Gegend um. Klassischer Vorort, Neubauhäuser, alle mit kleinem Garten. Bei jedem Haus, das ich passiere, versuche ich mir vorzustellen, wie es wohl aussähe, wenn ich mein kleines gelbes Zelt dort aufschlagen würde. Was die Nachbarn denken würden, wenn sie bei Dauerregen einen Camper nebenan im Garten entdecken. Dann stehe ich vor dem weißen Reihenhaus. Ich gucke nochmal auf meinen Schmierzettel, um mich zu vergewissern. Nichts deutet auf die Mitgliedschaft bei einer Zelt-Plattform hin. Alles ganz normal, außer, dass es keine Klingel gibt. Ich klopfe gegen die Scheibe.  

17:19 Uhr Ich sitze im Wohnzimmer, alles aus Holz, es sieht aus wie im Ausstellungsraum eines Möbelladens. Seit 15 Minuten unterhalte ich mich jetzt schon mit Tobi und Johanna. Die beiden wirken aufgeschlossen, sportlich, nett - ein sympathisches Surfer-Pärchen. Sie erzählen, dass sie vor ein paar Monaten auf Neuseeland mit einem Van unterwegs waren. Ein Dorf, in dem sie Silvester feiern wollten, war restlos überfüllt. Ein Wildfremder ließ sie dann in seinem Grundstück übernachten - sie hatten eine prima Zeit. Wieder in Deutschland fand Johanna einen Link auf ihrer Timeline zu campinmygarden.com und sie meldeten sich an. Im Gegensatz zu der älteren und sehr viel größeren Plattform Couchsurfing, auf der Menschen ihre Couch zum Übernachten anbieten, finden sie den Gedanken angenehmer, der unbekannte Gast schlafe im Garten. Ich frage mich, wann sie mich in den Garten schicken und hinter mir die Tür verriegeln.  

18:24 Uhr Mein Zelt steht und ist fertig eingerichtet. Es hat aufgehört zu regnen.  

18:49 Uhr Die beiden Gastgeber und ich bereiten den Grill vor. Ja: Sie haben einen Grillabend für mich und die anderen Campinggäste geplant. Ein befreundetes Pärchen ist auch noch gekommen. Hätte ich vorher etwas von gefüllten Champignons, Spargel, Mais oder Kräuterbaguette gewusst, hätte ich mir die drei Butterbrezeln am Bahnhof geschenkt.  

19:12 Uhr Tobi will nicht länger warten mit dem Grillen, ist zu hungrig. Aber die beiden Abiturienten, die mit dem Fahrrad kommen, sind noch 30 Kilometer entfernt. Tobi steigt in seinen VW-Bus, um sie abzuholen.  



Franks Zelt steht. Die Gastgeber haben ihm inzwischen schon Hausschuhe gegeben.


20:01 Uhr Als die beiden im Garten von Johanna und Tobi ankommen, sind sie müde, hungrig und durchgefroren. Sie sehen so aus, als rechneten sie mit nichts, außer einem Platz hinterm Haus, wo sie ihr Zelt aufstellen können. Wenn die wüssten, welcher Luxus sie hier erwartet. In den grünen Wollhausschuhen, die mir Johanna gegeben hat, fühle ich mich mittlerweile fast schon als Hausherr.  

20:42 Uhr "Das ist bisher das definitiv beste Essen auf unserer Tour", brummt der eine Abiturient mit vollem Mund. Vor acht Tagen sind er und sein Freund in ihrer Heimat Mühlheim an der Ruhr gestartet. Sie wollen noch bis nach Klagenfurt fahren. Gestern haben sie bei einer Frau im Schrebergarten übernachtet. Eine warme Dusche, wie bei Johanna und Tobi, gab es nicht. Nur einen Gartenschlauch zum Abspritzen.

21:33 Uhr Wir laufen über das Ingolstädter Volksfest und feuern uns gegenseitig beim "Camel Race" an. Am Ende haben die beiden Abiturienten ein kleines Plüschkamel gewonnen. Später trinken wir gemeinsam aus drei Maßkrügen, tanzen auf den Bierbänken im Festzelt und schießen Gruppenfotos mit unseren Smartphones.  



Die beiden Abiturienten wollen von Mühlheim an der Ruhr bis nach Klagenfurt radeln.


23:04 Uhr Wir sind gerade zurückgekehrt, da sagt Johanna einen Satz, für den ich sie am liebsten umarmen würde: "Wenn es zu kalt wird, kommt einfach rein und sucht euch einen Platz auf der Couch." Aber ich bin ja extra wegen des Zeltens hier. Und weil die beiden Abiturienten zielstrebig die Balkontür nach draußen verlassen, ziehe ich mit.  

23:19 Uhr Bei dieser Saukälte kann doch keiner schlafen. Im Wetterbericht hatten sie regnerische vier Grad  für die Nacht vorausgesagt. Trotz zweier Decken über meinem Schlafsack bibbere ich vor mich hin. Zwiebeltechnik hilft gar nichts. Aus dem Nachbarzelt glaube ich schon erste Schnarchgeräusche zu hören. Und drinnen ist es so schön warm, die Tür nur angelehnt. Aber jetzt wieder aus dem Schlafsack pellen? Nein. Augen zu und durch.  

5:44 Uhr Ich wache auf, mein Atem ist sichtbar. Ich muss ganz dringend aufs Klo. Das bedeutet, ich muss durch den Garten stapfen. Kurz überlege ich, ob mein Körper den Harndrang nur vortäuscht, um mich vor dem sicheren Kältetod zu bewahren.  

6:37 Uhr Finde mich auf der Couch im Wohnzimmer wieder. Nach dem Gang zur Toilette wollte ich mich doch nur ganz kurz hinsetzen und aufwärmen. Da liege ich nun, eingekuschelt in zwei Decken. Was zählt ist die Mission, denke ich, und trete den Rückweg ins Freie an. Hoffentlich hat mich keiner gehört oder gesehen. Der Abstecher auf die Kuschelcouch soll mein Geheimnis bleiben.  

9:22 Uhr Es gibt Semmeln, Kaffee, Tee, Speck und Müsli. Ich bin unfassbar dankbar für das großartige Frühstück. Aber was noch mehr zählt: Ich darf wieder drinnen sitzen. Kurz darauf packen wir Camper unsere Zelte zusammen. Und was macht Gastgeber Tobi? Er ölt noch schnell die Fahrradketten der Abiturienten.      

Willkommen im Kiez

$
0
0
300 Flüchtlinge aus Afrika sind in Hamburg gestrandet. Der Senat will sie loswerden - doch St. Pauli macht nicht mit.


Hamburg - Kurz nachdem der Innensenator im Rathaus noch einmal klar und deutlich gesagt hat, die Flüchtlinge hätten in Hamburg keine Perspektive, beginnt auf St.Pauli eine Orgel zu spielen. Aber den Organisten sieht man nicht. Oben auf der Empore der Kirche, wo normalerweise im Halbdunkel hinter dem Jesuskreuz sein Rücken zu erkennen ist, hängt Wäsche. Unten im Kirchenschiff stapeln sich rot-blau-karierte Kissen und Decken zu einem Bettenberg. Vor dem Altar steht ein Buffet. "Etwas ungewohnt sieht es hier aus. Eigentlich sollte es hier nicht so aussehen", beginnt der Pastor seine Andacht.

Sollte es wirklich nicht. Aber irgendjemand muss den Männern ja helfen. Bis zu 300 Flüchtlinge aus Afrika sollen es sein, die in Hamburg gestrandet sind. Fünf Reisebusse voller Heimatloser, verloren mitten in den Straßen einer der reichsten Städte Europas.

Es ist mehr als drei Monate her, dass bei Polizeikontrollen in Hamburg die ersten von ihnen entdeckt wurden, bald waren es so viele, dass das Problem nicht mehr zu leugnen war. Die Männer schliefen auf Parkbänken und unter Brücken, sie versteckten ihre Wäschebündel in Büschen am Straßenrand und putzten sich die Zähne in der Alster. Die meisten von ihnen sind, so viel wurde schnell bekannt, Wanderarbeiter, die aus Staaten wie Mali und Ghana nach Libyen gezogen waren. Als dort 2011 der Bürgerkrieg ausbrach, flohen sie nach Italien, von dort sind sie nun in den Norden gekommen. Wie es heißt, sollen sie von den italienischen Behörden mit 500 Euro und einem Touristenvisum für den Schengen-Raum ausgestattet worden sein. Umstritten ist, ob von den Behörden auch ein Hinweis kam, dass die Männer nach Deutschland ausreisen sollten, weil ihnen dort am ehesten geholfen würde.



Afrikanische Flüchtlinge stehen am 04. Juni vor einem Informationszelt der Gruppe "Lampedusa in Hamburg" in der Nähe des Hauptbahnhofes in Hamburg.

Aber mit der Hilfe in Hamburg ist es ohnehin so eine Sache. Seit Wochen ringt die Stadt um den richtigen Umgang mit den Flüchtlingen. Der Senat will sie am liebsten schnell wieder loswerden. Viele Bürger in Hamburg aber sehen das anders - und nehmen die Sache selbst in die Hand.

Die St. Pauli Kirche war die erste, die ihre Türen geöffnet und ihre Stühle beiseite geräumt hat für "unsere afrikanischen Gäste", wie Pastor Martin Paulekuhn sie nennt. 80 Flüchtlinge sind in der Gemeinde zwischen Reeperbahn und Hafenstraße untergekommen, und wer dort vorbeischaut, lernt den berühmten Stadtteil von seiner unbekannten, schönen Seite kennen. Auf dem Rasen vor der Kirche ist ein gelb-weißes Zelt aufgebaut, die "Embassy of Hope". Drumherum regt sich das Leben, die "Gäste" sitzen auf der Wiese und trinken Kaffee, zwischen ihnen Helfer aus dem Viertel und immer wieder Nachbarn, die etwas vorbeibringen: Kuchen, Körbe mit Brot, Orangen. Am Vormittag schauen Kinder vorbei, die den Männern ein paar Worte Deutsch beibringen. Am Abend kommt eine marokkanische Tanzgruppe zum Benefizkonzert, und am Wochenende soll es ein Willkommensfest auf St. Pauli geben.

"Es könnte nicht besser laufen mit der Hilfe aus dem Viertel", sagt die junge Frau an der Frühstücksausgabe. Sie heißt Georgie, arbeitet an der Uni schaut momentan jeden Tag in der Kirche vorbei. "Der St. Pauli Fanclub hatte zur Hilfe aufgerufen", sagt sie, seitdem sei sie dabei. Die Helfer organisieren sich selbst, es werden von Tag zu Tag mehr.

Inzwischen sind der St. Pauli Kirche andere christliche Gemeinden in Hamburg sowie eine Moschee gefolgt. Seit Mittwoch gibt es auch eine Petition im Internet, die die Hamburger unterzeichnen können: Sie kommt von Grünen und Linken, die in der Bürgerschaft gefordert haben, der Senat solle für sechs Monate auf Abschiebungen verzichten, damit Aufenthaltsperspektiven individuell geprüft werden können. Schon am ersten Tag kamen 600 Unterschriften zusammen. Inzwischen hat sich die Zahl mehr als verdoppelt.

Aber der Hamburger SPD-Innensenator Michael Neumann sagt: "Die Rechtslage ist eindeutig, und die Perspektive kann nur die Ausreise nach Italien sein." Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) kritisierte in der Welt, die europäischen Regierungen müssten sich in der Flüchtlingsfrage aufeinander verlassen können.

Hinter der Haltung des Senats, die auch Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) vertritt, steht das europäische Dublin-II-Abkommen. Demnach ist dasjenige EU-Land für Flüchtlinge verantwortlich, in dem diese zum ersten Mal europäischen Boden betreten haben. Im Fall der libyschen Bürgerkriegsflüchtlinge also Italien. Über Monate hatte Rom von der EU Unterstützung erhalten, um die Einreise libyscher Kriegsflüchtlinge bewältigen zu können. Anfang des Jahres lief diese aber aus, viele Einrichtungen für Flüchtlinge wurden geschlossen. Mehr als 5500 Menschen standen plötzlich in Italien auf der Straße. 300 davon sind nun in Hamburg. Unter dem Druck aus Deutschland hat sich Italien längst bereit erklärt, sie nach Ablauf ihrer Visa wieder aufzunehmen.

Dagegen wehren sich die Afrikaner. Sie haben eine Gruppe gegründet: "Lampedusa in Hamburg", unterstützt von Menschenrechtlern, die die Lebensbedingungen von Flüchtlingen in Italien kritisieren. In der St. Pauli Kirche spricht die Gemeinde zum Ende der Andacht einen Psalm: "Wie köstlich ist Deine Güte Gott, dass Menschenkinder unter dem Schatten Deiner Flügel Zuflucht haben."

Brust raus

$
0
0
Früher war pubertäres Gebaren ein Privileg der Männer. Jetzt gibt es die Femenfrauen, die sich ausziehen, um es allen zu zeigen. Politisch ist das nicht, feministisch auch nicht, doch es bringt eine neue Rolle ins Spiel: die jugendliche Madonna.


Eine nackte Brust kann alles Mögliche bedeuten. Im spätmittelalterlichen Madonnenbild zeigt sie mütterliche Fürsorge an; wenn dagegen die Sängerin Madonna auf einem Konzert in Istanbul den Busen entblößt, mag es ihr um die rigide Abtreibungspolitik der Türkei gehen. Auf Eugène Delacroix" französischem Revolutionsgemälde von 1830 emanzipiert eine kaum Bekleidete als Allegorie der Freiheit gleich das ganze Volk von der Knechtschaft eines überholten Systems. Als sich dagegen einige Engländerinnen im Falklandkrieg für die britischen Soldaten die Blusen aufrissen, war das als imperialer Siegesgestus gemeint. Und natürlich gibt es noch all die blanken Busen der Jetztzeit, die von Hochglanzmagazinen bis Autos irgendetwas Körperfremdes verkaufen sollen.

Nackte weibliche Oberkörper sind also längst Teil der visuellen Kultur zumindest des Westens; die Idee, sie für anderes als Liebesspiele und Babynahrung einzusetzen, ist nicht neu. Wie sind die Aktionen von Femen zu verstehen, jener Organisation aus der Ukraine, deren Mitglieder sich mit dem Slogan "Go topless and win" vor Staatschefs und Moscheen, in Kirchen und bei Schönheitswettbewerben entkleiden, aus Protest gegen Sexismus, Diktaturen, oder, recht diffus, religiöse Übermacht? Gerade wurden eine junge Deutsche und zwei Französinnen in Tunesien zu vier Monaten Haft verurteilt, weil sie für die Freilassung einer Mitstreiterin die Wäsche abwarfen. Angela Merkel hatte sich beim tunesischen Staatschef für die Bergedorferin eingesetzt, während in Sichtweite des Kanzleramts Femenfrauen halbnackt demonstrierten. Zuvor war Merkel im April in Begleitung von Putin mit bemalten Brüsten konfrontiert worden.



Femen-Aktivistinnen protestieren vor dem EU Parlament in Brüssel gegen die Inhaftierung ihrer Kameradinnen in Tunesien.

Medial funktioniert das bestens, sogar die Bild-Zeitung führte ein einfühlsames Interview mit einer Aktionistin darüber, wie es sich anfühlt, in der Kälte von den Sicherheitskräften vor dem Kanzleramt abgeführt zu werden. Wer solche Beschützer hat, der braucht keine Feinde mehr, er oder vielmehr sie ist angekommen im visuellen Mainstream des Westens, und liefert nolens volens, was die Maschine will: nacktes Fleisch, gleichgültig, zu welchem Zweck.

Eine befreiende Provokation, die Diskussionen anregt? Nicht wirklich. Zu gewohnt ist das Heer der Akte an jeder Litfaßsäule, diese bedürfnisfreien weiblichen Wesen, die nicht einmal im tiefsten Winter zu frieren scheinen. In U-Bahnen, auf Partys und in Büros eine gesellschaftliche Debatte anzuzetteln, das haben statt Femen bekleidete junge Frauen erreicht, die zu Beginn des Jahres unter dem Stichwort #aufschrei im Kurznachrichtendienst Twitter Berichte von sexistischen Übergriffen sammelten. Warum? Weil sie wissen, wie man Geschichten aus dem Leben erzählt, während die Femen-Demonstrantinnen immer ein bisschen wie Kunstfiguren aussehen mit ihren Blumen im Haar und den bemalten Taillen. Die alte Annahme, ein Foto wirke per se realistisch, ein Bericht dagegen nicht, kehrt sich ins Gegenteil.

Bei #aufschrei ging es zumindest am Anfang um eine neue Art des Gesprächs, zwischen Männern und Frauen, Frauen und Frauen, Männern und Männern. Die Femen-Frauen dagegen reden nicht lange, schon gar nicht mit den Kopftuchträgerinnen von der Gegenaktion #MuslimahPride, die sich nicht von oben herab als willige Sklavinnen bezeichnen lassen möchten. Ohne jedes Mandat muslimischer Frauen ziehen die selbsternannten Amazonen bis in deren Heimatländer. Das ist wagemutig angesichts möglicher Konsequenzen. Mutig im Sinne von solidarischer Zivilcourage ist es nicht.

Aber vielleicht geht es gar nicht darum, ernsthaft etwas zu verändern, den Menschenhandel einzudämmen, aus Russland eine Demokratie zu machen, Freier zu bestrafen, öde-perfektionistische Körperideale zu korrigieren oder Zwangsehen zu stoppen.

Vielleicht sind die Femen-Aktionen vielmehr das, was es scheint: ein Spiel mit Gesten der Macht. Exhibitionismus lebt davon, dass ein Publikum nicht gefragt wird, ob es soviel Information auch wünscht. Putin startete keine Umfrage bei internationalen Medienkonsumentinnen, bevor er beim Angeln für die Kamera seine Brust bis auf das Kreuzkettchen entblößte. Keiner der nächtlichen Straßenrandpinkler in deutschen Städten holt die Erlaubnis von Spaziergängerinnen ein, die modebewussten Jungs, die eine Zeitlang zu tief hängende Hosen trugen, taten das schon gar nicht. Und im Gegensatz zum hochgezogenen T-Shirt vor den Augen des Liebhabers ist eine in der Öffentlichkeit ohne Vorwarnung entblößte Brust: eine Attacke.

Sie gehört zu jenen Attacken, die nicht an den Grundfesten sozialer Verhältnisse rütteln, sondern lediglich mit dem Protest als Ausdrucksform spielen. Denn Femen liefert Medien und Konsumenten genau jene Bilder, die sie gewohnt sind, toll und normal zu finden. So normal, dass kaum noch jemand den doppelten Übergriff bemerkt, den der übliche Ausverkauf des weiblichen Körpers auf jeder zweiten Plakatwand bedeutet: Er richtet sich gegen Passantinnen, die sich zu Hause mit viel Aufwand gekleidet und geschminkt haben, nur um sich nach zwei Schritten auf die Straße hinausschon wieder nackt zu fühlen. Und er richtet sich gegen das männliche Publikum, das für dumm verkauft wird und für blöd genug, sexuellen Erfolg für eine Frage des Geldes zu halten.

Diesem Bildervolk hemdloser Mädchen gesellen sich nun die Femenfrauen zu, und stärken damit nur jene Prinzipien, die sie bloßstellen wollen. Ihr Protest bleibt Selbstzweck; er ist ein Scheinwiderstand gegen das große Ganze, in das die Femenfrauen sich eingliedern, wie es alle anderen auch tun.

Damit ist diese Spaßguerilla Pop, ein Fall nicht für Politikwissenschaftler, sondern für die Kulturkritik. Ihre Geste mag sagen: Wir sind so stark, wir nehmen es mit jedem Kerl auf und mit jeder Kamera sowieso. Doch sie bleibt Behauptung, wie es auch in der Pubertät der Fall ist, wenn Jugendliche die Welt mit aller Kraft aus den Angeln hebeln wollen, aber nur sie selbst glauben, sie könnten es auch.

So gesehen haben die Aktionen einen Sinn: Die Aktivistinnen bringen die weibliche Pubertät ins gesellschaftliche Spiel und lassen, auch wenn sie längst erwachsen sind, das Triumphgefühl junger Mädchen aufleben, die gerade entdecken, was man mit einem ausgewachsenen Körper anstellen kann.

Und warum auch nicht. Die Gegenwartskultur ist voll von pubertärem Gehabe, in der Musik, im Regietheater, der Kunst, im Film und in der Fankurve des Stadions sowieso. Nur sind es fast immer Männer, vom Studenten- bis zum Rentneralter, die den großen Rotzlöffel-Auftritt auskosten. Das funktioniert nur, solange jemand anderes vernünftig bleibt. Wenn der Künstler Jonathan Meese die Hand zum Hitlergruß erhebt oder Größenwahnsinniges plappert, sitzt im Zweifelsfall seine Managerin Mama im Publikum. Und der Rapper Bushido bekam den Bambipreis für Integration von der Bunte-Chefin Patricia Riekel verliehen - die kurz darauf, nach Protesten, eine Homestory ins Blatt hob über Bushidos "sensible Seite", nämlich seine Liebe zu seiner deutschen Oma und Mama.

Der Bengel und die pflichtbewusste Mutter - was für ein langweiliges Typenrepertoire für eine ganze Gesellschaft. Was ist aus den Rollenmodellen jenseits von Philipp Rösler und Angela Merkel geworden? Es braucht ebenso den gestandenen älteren Landesvater, der immer die richtigen Worte findet und nicht in der erstbesten Krise zurücktritt. Oder eine 29-jährige Junge Union-Funktionärin und Notariatsangestellte wie Zana Ramadani, die in ihrer Freizeit bei Femen völlig sorglos blankzieht.

Das ist ja das Schöne an der Pubertät: Wann sonst kann man es einmal allen zeigen und dem Elend der Welt gleich mit? Und wenn das "Get topless and win"-Gebrüll nur dazu dient, Büroarbeiterinnen zu verwirren, die halbstündig kontrollieren, ob der BH-Träger noch schön unsichtbar sitzt - damit sie auch optisch als das durchgehen, was sie im allzu maskulinen Umfeld nur sein dürfen: Männer zweiter Wahl.

Wie sich allerdings mit der Maxime von der ewigen Pubertät das Land und die Welt von heute und morgen gestalten lassen, bleibt fraglich. Vielleicht sollte man einfach Protestformen und Habitus der Jugend den echten Teenagern überlassen, Jungen wie Mädchen, anstatt ihnen ständig auch noch das Letzte streitig zu machen, was nur ihnen gehört.

Und sich stattdessen um Politik jenseits der Kraftgesten kümmern und Impulse erfinden, die Veränderungen in Gang setzen. Das gelingt Femen nicht: Islamisten fühlen sich in ihrem Weltbild bestätigt, muslimische Feministinnen sind beleidigt, die westliche Öffentlichkeit konsumiert achselzuckend einige Oben-Ohne-Bilder mehr. Alles bleibt wie es ist und der Busen darf einmal wieder kein Selbstzweck sein.

Eine fruchtbarere Provokation wäre es, im deutschen Fernsehen eine kopftuchtragende Nachrichtenmoderatorin oder Chefredakteurin einzustellen. Die könnte sich dann all die routinierten Bildermacher und Klischeeschleuderer einmal zur Brust nehmen.

Festival der Proteste

$
0
0
Parallel zu den Demonstrationen läuft in Istanbul ein Street-Art-Festival.


Der Juni ist Festivalzeit in Istanbul. Doch in diesem Jahr findet das größte Festival schon seit zwei Wochen statt, umsonst und draußen. Es ist ein Street-Art-Festival mit unbekannten Künstlern, die jede Nacht aktiv werden. Dort, wo die Stadt die Graffitis mit grauer Farbe übermalt, entstehen eigene Wandmuster, die wie Plakate des Protests wirken. Die Gezi-Park-Bewegung verblüfft mit ihrer Kreativität. Im kleinen Park hat sich die protestierende Jugend eine kleine bessere Welt erschaffen, samt Bibliothek und Bühne, 'Revolutionsmarkt' mit Gasmaskenmode und Volksküchen, in denen Toast und Tee umsonst sind. Geld wollen die Platzbesetzer nicht nehmen, um nicht den Verdacht der Käuflichkeit zu erwecken. Wer dagegen Bücher oder Brot bringt, ist hochwillkommen.



Für Street Art läuft während der Proteste in Istanbul ein Festival.

Was brauchen wir noch die Biennale? So fragt der südafrikanische Performance-Künstler Kendell Geers, der sich in Istanbul unter die Demonstranten gemischt hat. Der Gezi-Park sei doch 'die größte Installation', sagte Geers der Zeitung Radikal. Filmemacher, Theaterautoren, Schriftsteller verkünden, sie zögen ihre größte Inspiration jetzt aus den Aktionen im Park. Schauspieler und Orchestermusiker haben ihre eigenen Gründe für den Protest. Schließlich will die Regierung alle Staatstheater und die Staatsoper privatisieren, was erst einmal die Schließung dieser Bühnen und Chöre bedeuten dürfte. In den Staatstheatern sind die Eintrittskarten hochsubventioniert und damit oft billiger als im Kino. Istanbuls Filmtheaterbesitzer gehören zu den Opfern der Revolte. Ihre Säle bleiben seit Tagen leer, das junge Volk geht lieber nachts in den Gezi-Park, statt sich von Hollywood locken zu lassen. Selbst Kinoticket zum halben Preis plus Popcorn ziehen nur wenige an.

Die üblichen Festivals gibt es trotzdem. Das 41. Musik-Festival, getragen von der privaten Istanbuler Kulturstiftung, hat internationale Stars verpflichtet. Das Finale der Konzertreihe in der 1300 Jahre alten Hagia Irene bestreiten am 29. Juni der russische Geiger Maxim Vengerov und das private Borusan Philharmonie-Orchester. Ebenso privat sind die Jazztage in diesem Monat. Das vom Aus bedrohte türkische Staatsorchester wiederum hat schon entschieden, wo es spielen will: auf dem Taksim Platz.

Guerilla-TV in Griechenland

$
0
0
Entlassene Rundfunk-Mitarbeiter senden trotz Schließung weiter.

Griechische Internetaktivisten waren schneller als die Regierung in Athen. Sie haben kurz entschlossen eine eigene Gesellschaft mit dem Namen "Nerit" angemeldet. So wollte die Regierung des konservativen Ministerpräsidenten Antonis Samaras ihren neuen, stark verkleinerten Radio- und Fernsehsender nennen, der den nach 75 Jahren aus Ersparnisgründen abrupt geschlossenen öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ERT) ersetzen soll. Sofort, nachdem die Regierung den neuen Namen verkündet hatte, meldeten die Aktivisten die Internet-Domain www.nerit.gr an. Über diese Webseite sind nun Live-Programme zu sehen, die von den entlassenen ERT-Angestellten produziert werden.



Internetaktivisten totzen der Schließung des Senders.

Dies ist nicht die einzige Herausforderung der ERT-Mitarbeiter für Samaras, der wegen der Schließung des Senders auch unter starker Kritik seiner beiden linksgerichteten Koalitionspartner steht. Im Norden Griechenlands, im Raum Ioannina, ist es Technikern des Senders offenbar gelungen, auch über Antenne wieder eine TV-Verbindung aufzubauen. Das Hauptsignal von ERT hatte die Regierung in der Nacht zum vergangenen Mittwoch abschalten lassen. Solche Aktionen der ERT-Leute, die schon unter dem Motto "occupyert" stehen, könnte die Regierung wohl nur verhindern, wenn sie die Stromzufuhr zu den Sendeanlagen kappt. Da dürfte aber die mächtige Gewerkschaft des Stromproduzenten DEI kaum mitmachen.

In der Regierung in Athen wird nun schon ein "Brückenplan" für ERT diskutiert, der die Wiedereröffnung in kleinerer Form beschleunigen könnte. Dafür bräuchte der neue Sender jetzt aber wieder einen neuen Namen. Junge Technikspezialisten aus dem Umfeld der linken Oppositionspartei Syriza sollen die ERT-Leute bei ihren Aktionen unterstützen. Server in Kanada sollen auch reserviert worden sein.

Samaras hat die ERT-Schließung mit der von dem Sender praktizierten "Verschwendung" begründet. Die Regierung muss dringend Stellen im Staatsapparat streichen. ERT ist stark überbesetzt. Dafür sind sowohl die konservative Nea Dimokratia (ND) von Samaras, wie die sozialistische Pasok verantwortlich, die als Regierungsparteien immer wieder eigenes Personal bei ERT untergebracht haben.

Samaras will versuchen, zumindest den Konflikt in der Koalition bei einem Gespräch am kommenden Montag zu entschärfen. Seine Regierungspartner haben verlangt, den Sender weiter arbeiten zu lassen und allenfalls im laufenden Betrieb zu verkleinern. Unterdessen hat das Finanzministerium in Athen die griechische Antikorruptionsbehörde gebeten, eventuelle Unregelmäßigkeiten bei ERT beim Ankauf von technischer Ausrüstung und bei Arbeitsverträgen in der Vergangenheit zu überprüfen.

Gut aussehen mit Helm

$
0
0
Fahrradhelme sehen meist doof aus. Zwei junge Schwedinnen wollen das ändern.


Mit verwuschelter Frisur ins Büro? Das hält vor allem Frauen davon ab, beim Fahrradfahren einen Helm aufzusetzen. Und wohin mit dem Ding, wenn man schnell mal in den Supermarkt zum Einkaufen geht? Ein Helm mag der Sicherheit dienen, dem Aussehen ist er meistens nicht zuträglich. Eine mögliche Lösung für den ästhetischen Konflikt: "Hövding". Der Name klingt nach Ikea, und das Ding kommt tatsächlich aus Schweden, wo ja bekanntlich auch besonders sichere Autos gebaut werden. "Hövding" soll das Fahrradfahren sicherer machen, ohne Schüssel auf dem Kopf, dafür mit einem Airbag um den Hals.



Der Schutzschlauch wird beim Helm "Hövding" zum Schal.

Das Anlegen des unsichtbaren Helms fällt zunächst nicht ganz leicht. Der Schlauch ist zwar schnell um den Hals gelegt, wie ein Schal. Fummelig wird es, wenn man versucht, die beiden Schlauchenden mit einem Reißverschluss zu einer Art Halskrause zu verbinden. Dann wird der "Hövding" scharfgeschaltet, indem man einen Druckknopf schließt. Piepstöne bestätigen, dass die Elektronik nun in Alarmbereitschaft ist. Es kann losgehen, mit einem mulmigen Gefühl, wegen der Gaskartusche im Nacken, die den Luftsack im Ernstfall aufbläst. Zunächst fühlt sich der 750Gramm schwere Airbag-Schal etwas schwer auf der Schulter an. Für Aufsehen im Straßenverkehr sorgt der Hightech-Schutzkragen auf jeden Fall. Soll er auch, denn das 399 Euro teure Teil kann mit sechs wechselbaren Außenhüllen - von Schwarz bis Paisley, von Seide bis Ripstop - aufgepeppt werden, passend zum jeweiligen Outfit des Radlers.

Zwei junge Schwedinnen, Anna Haupt und Terese Alstin, kamen auf die Idee, eine Vorrichtung zu entwickeln, die nicht wie ein Helm aussieht, aber mindestens so gut schützt. Auslöser war die Helmpflicht, die der schwedische Gesetzgeber für Rad fahrende Kinder einführte. Diese Pflicht könne auf Erwachsene ausgedehnt werden, war die Befürchtung - was Haupt und Alstin gar nicht cool fanden. Die Industriedesignerinnen begannen zu tüfteln. Die Lösung war der Schutzschlauch, den man wie einen Schal verwendet, dessen Innenleben aber aus Gaskartusche, Speicherchip und diversen Sensoren besteht.

Sieben Jahre dauerte die Entwicklung, Fachleute analysierten Tausende Verkehrsunfälle mit Radlern. Das Ziel: Bewegungsmuster herauszufinden, die typisch für einen Unfall sind - damit der "Hövding" nicht im falschen Moment auslöst. Der Apparat soll einen Blick über die Schulter oder ein schnelles Bücken zuverlässig vom Aufprall an einen Pfosten oder auf dem Boden unterscheiden können.

So mutig wie der Testfahrer einer schweizerischen Velo-Fachzeitschrift waren wir dann doch nicht: Er machte bewusst den Abflug über den Lenker und landete in einem Kiesbett - unverletzt mit dem Luftpolster um den Kopf, das aufgeblasen aussieht wie eine Trockenhaube beim Friseur. Aber dennoch gibt es Fälle, in denen der unsichtbare Helm seine Schutzwirkung nicht entfaltet. Wenn einem Radfahrer ein Ziegelstein auf den Kopf fällt, wird der "Hövding" nicht reagieren. Dieser Fall ist in den Algorithmen nicht als Unfallmuster vorgesehen. Aber wann kommt so etwas schon mal vor.

Handel für alle

$
0
0
Eine transatlantische Freihandelszone - darüber wollen Europa und die USA verhandeln. Sie sollten es besser lassen. Wohlstand und Frieden für die ganze Welt kann es nur durch globale Gespräche geben.

Barack Obama kommt nach Berlin. Das wird das Ereignis des Jahres und ist allenfalls durch den Besuch des Papstes zu toppen. Willem-Alexander und Máxima, das holländische Königspaar, verblassen daneben, selbst die Queen kommt da nicht mit, von Prinz Charles ganz zu schweigen. Das Superstar-Image eines amerikanischen Präsidenten qua Amt ist intakt. Der Nimbus des Ersatz-Monarchen funktioniert, wie man an Vorvorgänger Bill Clinton sehen kann, selbst im Ruhestand. Und er funktioniert, jedenfalls in der Medienöffentlichkeit, auch ungeachtet der jeweils aktuellen Persönlichkeit. Obamas weiße Weste als Hoffnungsträger für eine moralisch bessere Politik der Supermacht ist ziemlich grau geworden? Egal. Die politische und wirtschaftliche Dominanz der Vereinigten Staaten in der Welt bröckelt? Egal. Obama kommt, das zählt.



Obama kommt nach Berlin.

Im Gepäck wird der amerikanische Präsident nächste Woche viele große Worte haben, einige davon wird er am Mittwoch in seiner Rede am Brandenburger Tor freilassen. In einer Gegend, in der einst Ronald Reagan sein berühmtes "Mr. Gorbatschow, tear down this wall" sprach. Historische Reminiszenzen helfen, aktuell scheinbar Großes, Bedeutendes, Außergewöhnliches einzuordnen, und das heißt leider meist: in seiner Bedeutung runterzudimmen.

Runterdimmen sollte man auch alles, was jetzt über ein europäisch-amerikanisches Freihandelsabkommen gesagt wird, ob von Obama, Merkel, EU-Kommissaren oder deutschen Wirtschaftsvertretern. Die "Transatlantische Partnerschaft für Handel und Investitionen" (TTIP) ist zunächst einmal ein Plan, nur ein Plan, und zwar ein schlechter.

Die Unternehmenswelt allerdings, zumal die Welt der großen Konzerne, ist begeistert von der Idee einer großen, schönen Handelswelt von Brüssel bis Washington, von Athen bis San Diego. Geringere Zölle und weniger Handelsbeschränkungen versprechen geringere Kosten und ein besseres Geschäft. Bislang wird der freie Handel zwischen den beiden Wirtschaftszonen diesseits und jenseits des Atlantiks noch durch Zölle von durchschnittlich fünf bis sieben Prozent belastet, schlimmer: Er wird durch alle möglichen sonstigen Bestimmungen erschwert, die sogenannten non-tariff barriers. Die Fantasie der Handelsbeschränker ist grenzenlos: unterschiedliche Zulassungsbedingungen, Sicherheitsstandards, technische Vorgaben, Exportrestriktionen, Investitionsverbote, Subventionen, Einwanderungsbestimmungen und vieles andere mehr.

Zwei Beispiele: Wenn amerikanisches, hormonbehandeltes Rindfleisch in die EU eingeführt werden dürfte, gewönne die US-Landwirtschaft einen neuen Markt. Wenn deutsche Autos für ihren Einsatz im amerikanischen Verkehr nicht mehr Hunderte abweichender Details aufweisen müssten, sparten die deutschen Konzerne viel Geld.

Der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) rechnet mit Konjunkturimpulsen beiderseits des Atlantiks von bis zu 200 Milliarden Euro. In Deutschland könnten rund 100000 neue Arbeitsplätze entstehen. Die Rede ist von einem Wachstum von 1,5 Prozent. Allein die deutschen Exporte in die USA könnten um drei bis fünf Milliarden Euro pro Jahr zulegen. Wahrscheinlich sind alle diese Zahlen weit übertrieben. Bleibt immerhin der Grundgedanke, der weithin anerkannt ist: Ein Freihandelsabkommen kann Rendite, Arbeitsplätze, Wachstum, Wohlstand schaffen.

Das ist die Idee. Die Realität ist anders.

Wenn es Europäern und Amerikanern ernst wäre mit einer transatlantischen Handelszone, könnten sie diese seit vielen Jahren haben. Das Thema ist nicht neu. Jetzt ist die Rede von TTIP. Früher von Tafta, Tad oder Tep, von NTMA, NTA, Tep. Kürzel einer verflossenen Welt. Initiativen für vertiefte Beziehungen, alle gescheitert. In Buchstaben geronnene Illusionen.

Die Europäische Kommission, die das Mandat für entsprechende Verhandlungen hat (die Handelspolitik ist vergemeinschaftet, also EU-Sache), will einen großen Vertrag bis 2015 unter Dach und Fach haben. Dann noch schnell die Zustimmung des US-Kongresses, des Europäischen Parlaments und von bald 28 Mitgliedstaaten einholen, und das Ding ist geritzt.

Ein naive Vorstellung. Oder Zweckoptimismus wider besseren Wissens.

Kaum eine Verhandlung ist so schwierig, wie jene um das Ein- und Ausführen von Produkten und Dienstleistungen. Es geht um nationale Befindlichkeiten und um knallharte Interessen, die hinter dem eigentlichen Geschäft stecken.

Befindlichkeiten: Die Europäer mögen keine Hühnchen, die in Chlor getaucht sind, obwohl das den Salmonellenbefall verhindern soll. Die Amerikaner mögen umgekehrt keinen typisch französischen Käse, weil sie Schimmel für nicht essbar halten. Die Franzosen graust es umgekehrt vor der Dominanz amerikanischer Kultur.

Interessen: Kaum eine Lobby ist so mächtig, wie die der Landwirtschaft, und zwar in Europa ebenso wie in den USA. Ein freier Markt für Agrarprodukte? Auf das Risiko wollte sich bisher niemand einlassen. Warum sollte das künftig anders sein?

Und wenn die Kontrahenten doch zusammen kämen, so unwahrscheinlich es ist, bedeutete dies einen Vertrag zu Lasten Dritter. Amerika und Europa gegen den Rest der Welt? Wir waren schon weiter.

Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs haben die Staaten weltweit in sogenannten Welthandelsrunden Zölle und nichttarifäre Handelshemmnisse reduziert. Seit 1995 gibt es dafür eine eigene internationale Organisation: die World Trade Organization (WTO) mit Sitz in Genf. Ein kluges Konstrukt mit Unterbau, Verfahrensregeln, sogar einem vergleichsweise gut konstruierten Streitschlichtungssystem. Fast alle Staaten der Welt sind dort Mitglied, nach langem Anlauf sogar China und Russland.

Die WTO und ihr Vorläufer, das provisorische Gatt, haben einen beeindruckenden Erfolg vorzuweisen. In ihrer Ägide sind die internationalen Beschränkungen durch Zölle und nichttarifäre Handelshemmnisse weit gesunken, der Welthandel hat sich vervielfältigt. Dumm nur, dass diese Entwicklung sich festgelaufen hat, dass die aktuelle Welthandelsrunde, nach dem Ort der Startkonferenz 2001 "Doha-Runde" geheißen, seit Jahren klemmt, ja allgemein für "tot" erklärt worden ist.

Zugleich verschärfen sich die Töne zwischen einzelnen Staaten oder Staatengruppen. Die Europäische Union hat Strafzölle auf chinesische Solar-Panels erlassen. Die Chinesen reagierten mit Beschränkungen für europäischen Wein. Das passt in einen allgemeinen weltweiten Trend. In den vergangenen zwölf Monaten haben Staaten nach neuen Untersuchungen weltweit mehr als 400 Maßnahmen ergriffen, die den freien Welthandel bedrohen. Der Krake Protektionismus erhebt wieder sein Haupt.

Vor dem Hintergrund der amerikanisch-chinesischen Avancen, zuletzt der beiden Präsidenten im kalifornischen Sunnylands, glauben manche, wenn nur Europa und die USA zusammenfänden, dann wäre damit ein Drittel des Weltmarktes vereint und China in seine Schranken gewiesen.

Multilateral ist out. Zu kompliziert, zu aussichtslos, lautet das Verdikt. Bilateralismus heißt das Zauberwort. Klingt gut, vernebelt aber alles. Denn ein zentraler Streitpunkt in der Doha-Runde sind eben doch wieder: die Agrarfragen zwischen Europa und Amerika. In der Doha-Runde gab es dazu keine Einigung, jetzt soll das im Rahmen des TTIP möglich sein? Das ist nur schwer vorstellbar.

Schon der Start der neuen Initiative ist holprig. Bis spät am Freitagabend wurde im Vorfeld des G8-Gipfels der großen Wirtschaftsnationen versucht, der EU ein Verhandlungsmandat zu schneidern. Schwierig genug, weil vor allem Frankreich seine Kulturgüter vor den USA schützen will - schon dieser eine Aspekt brachte die ganze große Idee an den Rand des Scheiterns.

Es ist nicht nur weltfremd, zu viel von einem bilateralen Abkommen zu erwarten, es ist auch kontraproduktiv. Denn es schließt einen Teil der Welt aus: Mächtige Staaten (wie China), aber auch Ohnmächtige (weite Teile Afrikas). Zwar wird gesagt, eine transatlantische Sonderwirtschaftszone könne ja die Keimzelle für Größeres sein, andere Staaten könnten sich anschließen. Freilich nur zu den Bedingungen von EU und USA. Gleichbehandlung sicherstellen aber kann nur der multilaterale Ansatz. Offener Regionalismus funktioniert nicht.

Mit jedem neuen bilateralen Abkommen wird die Welt ungerechter und unsicherer. Das betrifft die Machtspiele der Großen, aber auch die Bedürfnisse der Kleinen. Es war gerade der Charme des WTO-Systems, dass es ein Streitschlichtungsverfahren hat, das die Machtverhältnisse ausgleichen kann. Ein System, zugegeben, das nicht vollkommen ist, weil es keine Weltpolizei gibt, die Schiedssprüche durchsetzen kann. Es wird gerne kritisiert, das WTO-Recht habe "keinen Biss", aber es ist ziemlich durchsetzungsstark dafür, dass souveräne Staaten sich gegenseitig sehr wenig sagen lassen müssen.

Diesen trotz aller Rückschläge hoffnungsvollen WTO-Ansatz gefährden die bilateralen Anstrengungen. Nicht von ungefähr, sind sie nach WTO-Recht nur in engen Grenzen zulässig, etwa in einem Binnenmarkt wie der Europäischen Union, wo die Mitglieder sich untereinander mehr zugestehen dürfen als anderen gegenüber.

Aus deutscher und wirtschaftlicher Sicht wäre anzufügen, dass man gut daran tut, sich nicht den falschen Partner auszusuchen. Der Handel und die wirtschaftliche Verflechtung mit den Vereinigten Staaten sind eng, das schon, aber andere Märkte werden wichtiger, in Asien und in China. Es ist kein Zufall, dass einer der besten Kenner der Handelspolitik, der indischstämmige Wirtschaftsprofessor an der New Yorker Columbia Universität, Jagdish Bhawati, den Europäern rät, ihre Pläne zu beerdigen, wenn sie sich nicht selbst schwächen wollen.

Stattdessen täten vor allem die Deutschen, die sich auf soziale Marktwirtschaft verständigt haben, gut daran, sich der Vorteile multilateraler Abschlüsse zu erinnern. Die WTO hat alles, was man braucht, wenn man den Welthandel weiter liberalisieren, ihm aber auch Regeln setzen will, die Willkür und Machtstreben zügeln. Und das Schöne: Im Ergebnis kann gerade und nur dieser umfassende Ansatz Wohlstand für alle bringen.


Gesichter von Gezi

$
0
0
Mit Tränengas, Wasserwerfern und blanker Gewalt hat die türkische Polizei am Wochenende den Gezi-Park geräumt. Wir waren kurz vorher noch dort und haben mit vier jungen Menschen gesprochen, die für die Regierung "Terroristen" sind.

"Meine Mutter ruft jeden Tag an. Dann muss ich lügen."




Özer, 23, studiert Internationale Beziehungen.

"Ich dachte immer, ich sei allein. Seit den Protesten im Gezi-Park weiß ich: Wir sind eine überwältigende Masse. Manchmal schaue ich mich um und bin gerührt, wenn ich sehe, wie viele Menschen mit uns für den Park kämpfen. Selbst gebrechliche und alte Menschen sind darunter. Das macht mich sehr stolz.    

Ich hab mich schon sehr früh für Politik begeistert, mit 15. Mir wurde klar: Ich will etwas ändern. Irgendetwas stimmte doch nicht. Ich habe Bücher über Geschichte gewälzt und es gab die immer gleichen Muster, die immer gleichen Systeme. Als mir ein Freund vor zwei Wochen am Telefon von den Protesten berichtete, musste ich überhaupt nicht mehr überlegen. Ich gehörte auf den Taksim-Platz. Protest ist mittlerweile Teil meiner Person. Die Polizei ist sehr brutal gegen uns vorgegangen. Das hat mich nur bestätigt. Ich fühle, ich bin genau am richtigen Ort.    

Meiner Mutter habe ich nicht davon erzählt. Aber sie ahnt, wo ich bin. Jeden Tag ruft sie an. Am Anfang habe ich ihr noch erzählt, wie es mir geht, wo ich bin und was hier passiert. Aber dann hat sie sich ständig Sorgen gemacht. Jetzt erfinde ich oft Geschichten. Ich muss die Gespräche mit ihr sehr kurz halten und viel improvisieren. Denn im Park gibt es laufend Geräusche, die mich verraten: Trommeln, Sirenen, Sprechchöre.

Wenn ich nicht bei den Barrikaden bin, denke ich oft an meine beiden Brüder. Sie sind zehn und 15 und noch zu jung für die Proteste. Ich glaube, sie sehen in mir ein Vorbild. Wir tauschen uns viel über Bücher und natürlich den Protest aus. Ich versuche so oft es geht, mit ihnen zu sprechen.    

Ich wünsche mir, in einer friedlichen Welt zu leben. In dieser friedlichen Welt würde ich gern eine Weltreise machen. Amerika, Deutschland und vor allem Kuba stehen auf meiner Liste. Ich bin sehr vom Sozialismus überzeugt. Aber ich würde gern selber sehen, ob die Leute dort glücklich sind."  

Auf der nächsten Seite: Basak, 26, über einen Tränengas-Angriff.

"Ich habe das Tränengas unterschätzt. Es war schrecklich."



Basak, 26, macht ihr Referendariat in Jura.

"Als die Proteste losgingen, kam ich gerade vom Essen. Ich wohne in einem ruhigen Stadtteil. Nach der Polizeigewalt gegen die Menschen im Gezi-Park hat sich mein Viertel in Sekunden verwandelt. Alle haben aus Solidarität auf Teller und Töpfe geschlagen. Von jetzt auf gleich war ganz Istanbul auf den Beinen und hat gelärmt.    

Ich komme aus Deutschland und mache in Istanbul einen Teil meines Referendariats. Ich wollte das Land besser kennenlernen, mein Türkisch verbessern. Oder einfach allein am Meer sitzen, Tee trinken. Dazu bin ich noch nicht gekommen. Es ist schwer für mich, tagsüber bei der Arbeit zu sein. Du weißt, die Leute im Gezi-Park riskieren in diesem Moment fast alles: Arbeit, Freiheit, Gesundheit. Seit den Protesten war ich jeden Abend dort und habe mir die Nächte um die Ohren geschlagen.    

Im Park haben sich über hundert Gruppierungen versammelt. Schwule, Lesben, Kurden, Armenier, Rechte und Linke. Alles wird umsonst verteilt. Simit-Händler verschenken ihre Sesamkringel, Trucks mit großen Tanks bringen Wasser. Es gibt eine eigene Krankenstation und ein Gezi-Radio. Es ist ein eigener Kosmos, es wird getanzt, es wird gelacht, es wird getrauert.    

Dafür ertrage ich auch die Gefahren. Ich habe das anfangs ziemlich unterschätzt. „Tränengas“, dachte ich, „wie schlimm kann das schon sein? Tränen dir etwas die Augen und gut ist.“ Aber es war schrecklich. Als ich es mich erwischt hat, wurde mir schwarz vor Augen. Ich bin hingefallen, war komplett auf die Hilfe der Anderen angewiesen. Die sind es, die dich mitnehmen, aufrichten, beruhigen und dir Mittel gegen das Gas geben. Am Anfang hatten wir kaum Schutz dagegen. Mittlerweile trägt jeder Bauhelm, Taucherbrille und Atemmaske. Wir sehen aus wie schwimmende Bauarbeiter."  

Auf der nächsten Seite: Burak, 24, über die Bibliothek im Gezi-Park.
"In ruhigen Momenten versuche ich zu lesen."



  Burak, 24, studiert Medienwissenschaften.


"Es gibt ein Bild, das ich nicht mehr vergessen werde. Ein Mann hält die Hand einer Frau und läuft mit ihr davon. Sie tragen beide Fahnen, er eine kurdische, sie eine der türkischen Nationalisten. Politisch gesehen müssten sie Feinde sein – und trotzdem sind sie beieinander. Der Gezi-Park hat sie geeint. Das ist doch verrückt.    

Schon in meiner Familie läuft das anders. Meine Eltern sind für die Regierung. Ich bin dagegen. Wir haben aufgehört, den anderen überzeugen zu wollen. Trotzdem haben sie jetzt große Angst um mich. Ich habe im Gezipark von Anfang an Widerstand geleistet. Lange bevor die Polizei gegen uns vorgegangen ist. Ich würde mich gar nicht als grün bezeichnen. Aber in den vergangenen Jahren hat die Regierung hier nahezu alles abgeholzt. Der Gezi-Park liegt in meinem Stadtteil, Beyoglu. Es ist der einzige Flecken Grün, der übrig geblieben ist. Hier können die Menschen picknicken oder sich auf eine Parkbank setzen. Shoppen kannst du überall, aber Bäume gibt es nur noch hier.    

Ich bin stolz, was aus den Protesten geworden ist. Die Menschen lehnen sich zum ersten Mal in diesem Maße auf. Nicht einmal während der Militärdiktatur waren so viele Menschen auf der Straße. Ich habe viel gelesen über den Kampf um Gerechtigkeit, Freiheit und Demokratie. Das hat mich stark geprägt. Ich habe eine große Achtung vor den Menschen, die aufgestanden sind und sich mit ihrem Leben für Gerechtigkeit eingesetzt haben. Genau das tue ich jetzt auch. In ruhigen Minuten versuche ich manchmal etwas zu lesen. Ich liebe die Gedichte von Nazim Hikmet. Ich lese seine Sachen eigentlich überall. Im Gezi-Park gibt es auch eine Bibliothek. Ich habe mir "Das rote Gras" von Boris Vian ausgeliehen. Über die erste Seite bin ich aber nicht hinausgekommen. Es ist einfach zu viel los."

Auf der nächsten Seite: Ezgi, 19, spricht über ihre Angst.


"Jeder fühlt die Angst. Aber die Leute bleiben hier."



Ezgi, 19, studiert Politik.


"Als die Polizei letzten Dienstag die ganze Nacht den Park mit Tränengas beschoss, war ich auf einmal völlig allein. Um mich herum waren dicke Gaswolken, vor mir und hinter mir die Polizei. Ich bin zu einem Hotel gelaufen, aber dort ging es weiter. Ich habe Bretter von der Straße aufgehoben, um mich zu schützen. Gummigeschosse sind gegen die Bretter geflogen. Irgendwann kam ich in ein Studentenwohnheim. Dort war es ruhig und ich bin vor Erschöpfung kurz eingeschlafen.

Dann begann mein Alptraum: Ich war im Gezi-Park und es brannte überall. Polizisten gingen auf die Menschen los, ich wurde verschleppt. Furchtbar. Ich werde nach diesen Erlebnissen wahrscheinlich Hilfe brauchen, um nicht mehr vom Feuer und dem Gas zu träumen. Aber ich muss hier sein. Das ist ein ständiger Zwiespalt. Und irgendwie ist es auch eine schöne Angst, sie steht für die Stärke der Menschen. Denn obwohl natürlich jeder die Angst fühlt, bleiben die Leute hier. Sie nehmen sie in Kauf.    

Anfangs hat meine Mutter am Telefon geweint. Es gab schreckliche Bilder im Fernsehen. Mit der Zeit hat sie es aber verstanden und ist sogar selbst auf Demos gegangen. Es gibt hier einen Spruch, den viele Eltern ihren Kindern sagen: „Ja, du kannst gehen, aber geh’ nicht in der ersten Reihe.“ Der ist inzwischen an viele Wänder rund um den Park gesprüht. Meine Mutter hat das irgendwann auch so gesehen.

Der bewegendste Moment war vor ein paar Tagen, kurz nachdem die Polizei abgezogen war. Ich bin in den Park gegangen und habe die Menschen vor Glück singen und tanzen gesehen. Das war der schönste Augenblick. Vielleicht meines Lebens. Ich weiß, dass hier eine Generation Gezi-Park entsteht. Ich werde meinen Kindern davon erzählen und man wird Bücher darüber schreiben. Es macht mich stolz, hier dabei zu sein."

Wiederentdeckt: Boxen

$
0
0
jetzt-Autoren notieren jede Woche, was sie entdeckt oder wiederentdeckt haben. Diesmal: Omas liebster Prügelsport.





Es gab Malzbier, Chips und Schokobollchen. So nannten meine Großeltern die kugelförmigen Nuss-Nougat-Bonbons im Goldpapier. Schokobollchen gab es immer samstagabends, wenn Henry Maske zu Vangelis’„Conquest Of Paradise“ in eine Arena stolzierte. Dann saßen Oma, Opa und ich nebeneinander auf dem Sofa, knisterten und knabberten und tippten, wer gewinnen würde. Wir waren echte Boxfachleute. Oma und Opa sowieso, sie hatten schon die großen Schlachten von Schmeling und Louis, Ali und Frazier verfolgt. Aber auch ich, gerade elf, lobte, meckerte und hoffte auf ein möglichst spannendes, für Maske gut endendes Spektakel. Und das gab es fast jedes Mal.    

Als ich einige Jahre später auszog, fehlten mir Oma und Opa. Und mir fehlte das Boxen. Das besprachen wir nur noch am Telefon, in den Ringpausen oder am Tag danach. Erst kürzlich habe ich mir ein Stück Boxkindheit zurückgeholt: Seit ein paar Wochen stehe ich selbst im Ring und trainiere. Da oben, zwischen den Schaumstoffpfeilern und straff gespannten Seilen, fühle ich mich wie unser nächster gemeinsamer Held. Auch wenn ich kaum heldenhaft boxe, nach meinem ersten Volltreffer habe ich mich bei meinem Gegner entschuldigt. Die Heldengefühle setzen erst später ein, wenn ich Oma am Telefon erzähle, wie es beim Training war. Dann knistert es wieder.

Das Pop-Poesiealbum mit Jamie Cullum

$
0
0
Jamie Cullum lügt in Interviews, hat mit 15 das Auto seiner Eltern gegen einen Baum gefahren und sieht aus wie seine eigene Mutter als Mann. Dass er gerne mit den wiedervereinten Destiny's Child in einer WG leben würde, glauben wir ihm trotzdem.

Spitzname: In der Schule nannte man mich Gym.  
Alter: 33  
Job: Musiker  
Früher wollte ich aussehen wie: Jack Kerouac  
Stattdessen sah ich aus wie: Michael J. Fox  
Wenn ich heute in den Spiegel schaue, sehe ich: meine Mutter als Mann  



Hat Angst, das Frühstück zu verpassen: Jamie Cullum.


Ich gehöre auf die Bühne, weil:
ich an einem guten Tag das Gefühl habe, dass dort oben alles möglich ist. Ich kann Dinge riskieren, ich kann auch mal auf die Schnauze fallen, aber ich werde immer wieder aufstehen und Musik machen können. Das zu wissen ist ein tolles Gefühl.  
Meine Eltern haben mir beigebracht, dass: ich etwas finden soll, das mir Spaß macht, in dem ich gut bin und dass ich konsequent daran feilen soll. Alles was ich über harte Arbeit, Familie und gute Freunde weiß, habe ich von ihnen.  
Sie waren stolz auf mich, als: sie sahen, dass ich etwas gefunden habe, das mir Spaß macht, in dem ich gut bin, an dem ich konsequent feile – und mit dem ich erfolgreich bin. Und richtig glücklich waren sie, als sie nicht mehr meine Rechnungen bezahlen mussten.  
Sie waren enttäuscht von mir, als: ich Autofahren gelernt habe. Es war nämlich ihr Auto, und ich war 15. Ich bin mit ihrem Wagen in ein Feld und gegen einen Baum gefahren. Mann, waren die sauer. Das sind sie wahrscheinlich heute noch.  
Das erste Mal verliebt war ich: in ein Gothic-Mädchen in der Schule. Die hat nicht viel gesprochen, hauptsächlich Heavy Metal gehört und geraucht zwischen den Unterrichtsstunden. Die wirkte auf mich sehr exotisch und gefährlich.  
Das letzte Mal gelogen habe ich: im letzten Interview, um es interessant zu halten. Wenn man in jedem Gespräch permanent dasselbe erzählt, wird es irgendwann langweilig.  
Mein größter Triumph: Musik aufgenommen und mittlerweile bereits sechs Alben veröffentlicht zu haben. Ich bin ein großer Freund davon, Dinge zu Ende zu bringen, so banal das klingen mag. Aber oft ist das gar nicht so einfach.  
Mein größter Fehler: Nicht besser zu werden in Mathe. Ich bin unglaublich schlecht, wenn es um Zahlen geht. Wahrscheinlich verliere ich jeden Tag Unmengen an Geld und merke es nicht einmal.  
Meine größte Angst: Das Frühstück zu verpassen. Ich hasse das!  
Wenn ich eine 4-er-WG gründen dürfte, dann zusammen mit: den wiedervereinten Destiny’s Child. Mann, wäre das schön – musikalisch und darüber hinaus.  
Wenn ich mir einen Satz tätowieren dürfte, dann: „Find something you love doing and do it for the rest of your life.“

Superman und Supersommer

$
0
0
Manchmal ist es besser die Dinge vorher zu wissen. Deshalb schreiben wir hier einmal die Woche auf, was wichtig wird. Heute die Woche ab dem 17. Juni 2013.

Politisches Thema: Eigentlich war die von Ministerpräsident Erdogan gesetzte Frist noch nicht abgelaufen, trotzdem hat die Polizei am Samstag den seit zwei Wochen besetzten Gezi-Park geräumt. Vermutlich wird es die kommende Woche nicht ruhiger werden - ab Montag haben die Gewerkschaften zu einem Generalstreik in der Türkei ausgerufen.




Festivalguide: Wie das doppelte Lottchen - nach der Geburt getrennt, an zwei Orten lebend und doch sehr ähnlich. Am Wochenende sind wieder Hurricane- und Southside-Festival. Headliner sind Rammstein, Queens of the Stoneage und die Arctic Monkeys. Beide Feste sind ausverkauft.

Sportliches Ereignis: 24 Stunden im Kreis fahren - klingt nicht sonderlich spannend, ist aber die Haupttouristenattraktion der französischen Stadt Le Mans. Am Samstag beginnt dort wieder das 24h-Rennen.

Was läuft im Kino?
Der erste Superheld der Fimgeschichte und immer noch scheint es einen Regisseur zu geben, der die Geschichte neu erzählen will: Der junge Clark Kent (Henry Cavill) merkt, dass er Superkräfte besitzt. Langsam findet er heraus, dass er vor Jahren vom Superplaneten Krypton kam und von seinem Vater (Russel Crowe) auf der Erde ausgesetzt wurde, um hier eine besondere Aufgabe zu erfüllen. "Man of Steel" ist der erste Teil einer neuen Superman-Reihe. Der Film spielte bei US-Start die beste Eröffnungsnacht aller Zeiten ein.
http://www.youtube.com/watch?v=5nIfYejWBQ4

Welche Alben erscheinen?
1.
Die Stimme aus der Windows-Werbung: Lenka - Shadows
2. Heißen nach der Telefon-Vorwahl von Colorado: 30H!3 - Omens
3. Saarland-Hip-Hop: Genetikk - D.N.A.

Unbedingt tun: Aufblasbares Krokodil kaufen und ab auf den See.

Unbedingt lassen: Nach der Grillparty volltrunken und mit dem Grill auf dem Gepäckträger Rad fahren.
Viewing all 6207 articles
Browse latest View live