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Flatterhaft

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Wie ein Schmetterling kommt es an
Das Glück.
Und wenn ich danach greifen will
Flattert es zurück
Ins Blau
Ich bleibe steh´n
Und schau ihm hinterher.
Den Kopf im Nacken, staunend, still
Ach, ich wünscht´ mir sehr
Es setzte sich auf meine Hand
Und bliebe.

"Hamburg, du Mörder!"

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jetzt.de: Lüam, euer neues Album klingt nach Hamburg, handelt von Hamburg, „Vis A Vis“ ist einfach sehr Hamburg – aber glücklich ist es nicht. Weil ihr selbst in Hamburg nicht mehr glücklich seid?
Mit uns und der Stadt, in der wir wohnen, verhält es sich ambivalent: Einerseits leben wir hier gerne und fühlen uns sehr wohl. Andererseits gibt es Dinge, die wir an Hamburg nicht so gut finden, und die zu Befindlichkeiten führen, die sich dann auch in den Songtexten widerspiegeln. Zum Beispiel, dass die Mietpreise in den letzten Jahren unfassbar hoch gestiegen sind. Mit den richtigen Leuten an der richtigen Stelle zu wohnen ist kaum noch möglich, wenn man nicht gerade sehr viel Geld hat. Überhaupt: In dieser Stadt sind einige Dinge nur noch mit Geld möglich.  

Was stört auch sonst noch an Hamburg?
Hamburg lässt ja immer so eine gewisse Weltoffenheit raushängen, allein durch den Hafen bietet sich das ja auch an. Aber wenn es dann mal darum geht, den Flüchtlingen, die aus Lampedusa hier her kommen, zu helfen, halten sich die Politiker lieber an Paragrafen fest. Das hat mich persönlich zuletzt sehr betroffen gemacht und geschockt. Menschlich war das eine Katastrophe. Ich meine: Die Stadt Hamburg ist wirklich sehr reich. Aber Geld für Notunterkünfte gibt es trotzdem nicht.  

Liegt wohl an der „Bequemlichkeit“ der Hamburger, die ihr in euren Songs immer wieder bemängelt: Die Leute fühlen sich von allem, was irgendwie fremd erscheint, gestört. Woher glaubst du kommt die?

Ich kann mir nur vorstellen, dass es eine große Angst bei vielen Leuten gibt, etwas zu verlieren, was man sich irgendwie verdient hat. Eine Angst, etwas aus der Hand geben zu müssen und vielleicht die Kontrolle darüber zu verlieren. In Hamburg geht es oft darum, wie man einen bestehenden Reichtum erhalten kann. Deshalb gucken viele leider erstmal auf Zahlen anstatt auf Menschen.  

Wird sich das irgendwann irgendwie ändern?

Ich glaube ja grundsätzlich an das Gute in dieser Stadt und behaupt mal, dass jeder, der sich wirklich mit dem Schicksal von Flüchtlingen auseinandersetzt, auch dafür sprechen wird, dass etwas für sie getan werden muss.  

In einem eurer neuen Songs heißt es, „eine Flut aus Geld und Gift“ reiße alles weg, was euch in Hamburg wichtig ist. Eine Anspielung wohl nicht nur auf die verloren gegangen Menschlichkeit, sondern auch auf Kulturstätten wie die Rote Flora. Seht ihr euch als Hamburger Künstler auch ein Stückweit verpflichtet, solche Einrichtungen zu retten?

Ja, aber dieses Pflichtbewusstsein entsteht nicht nur aus unserem Künstlerdasein heraus, sondern passiert auch auf einer persönlichen Ebene: Weil wir eben selbst gerne in bestimmte Clubs und auf bestimmte Konzerte gehen, bei denen es nicht unbedingt ums Geld geht, sondern darum, was einen berührt. Dass wir selbst Künstler sind, ermöglicht uns nur einen zusätzlichen Blickwinkel auf das Ganze und macht uns noch deutlicher, warum bestimmte Einrichtungen für viele Leute und natürlich auch für uns echt wichtig sind. Die Rote Flora, also ein selbstverwaltetes Kulturzentrum, ist ein gutes Beispiel, weil dort Raum geboten wird für Dinge, die nicht unbedingt wirtschaftlich rentabel sind, dafür aber künstlerisch sehr wertvoll.  



Habt ihr mit der Band an Aktionen für eine Erhaltung teilgenommen?

Wir waren natürlich alle auf den Demos und Kundgebungen, aber nicht nur als Band, sondern auch als Einzelpersonen. Wir haben ja auch alle unterschiedliche Beweggründe, warum wir bestimmte Aktionen unterstützen. Den einen geht es ganz speziell um die Rote Flora, weil sie persönlich sehr daran hängen. Andere wollen ein grundsätzliches Zeichen setzen, was Kultur in der Stadt angeht.  

Irre Mieten, bedrohte Kultur, menschliche Abgründe – schon mal an einen Wegzug aus Hamburg gedacht?
Den Gedanken gibt’s. Ich wohne neben Hamburg zum Beispiel auch in Kiel, wo ich sehr gut zur Ruhe kommen kann. Ganz aus Hamburg weggehen würde ich jetzt aber nicht. Vielleicht ist es am Ende die Angst, bestimmte Sachen wirklich aufzugeben, die mich vom Wegziehen aus hindern. Wir haben in Hamburg einen eigenen Proberaum, und unser Gitarrist nimmt selbst Hamburger Bands auf. Wir haben außerdem alle noch kleine Nebenjobs in Hamburg. Jeder hat so seine eigene, feste Struktur in dieser Stadt aufgebaut, die den Gedanken an was anderes dann irgendwie doch nicht so ganz zulässt. Außerdem: Wir wissen ja gar nicht, ob es irgendwo anders besser ist. 

Wo könnte es denn gut sein?
Vielleicht in Städten wie Karlsruhe, Freiburg oder Erfurt. Mich persönlich reizen ja Städte, auf denen gar kein so großer Fokus liegt.  

Keine Lust auf Berlin?
Wir sind mit der Band ziemlich oft in Berlin, und ich habe das Gefühl, dass es dort in zwei, drei Jahren sogar noch schlimmer sein könnte, als es jetzt in Hamburg ist.  

„Hamburg du Mörder“, schreist du tatsächlich einmal auf dem Album. Die Wut hört man dir an, und die steckt auch in den Texten. Eure Musik hingegen entfernt sich immer mehr vom Punk, mit dem ihr einst begonnen habt. Hat Hamburg den womöglich auch auf dem Gewissen?

(lacht) Kann ich gar nicht so genau sagen, weil man als Musiker nicht so viel darüber nachdenkt, ob das, was man da gerade macht, jetzt ein Punklied wird oder ein Popsong. Wir merken aber schon auch, dass wir immer harmonischer und vielleicht auch poppiger werden.  

Woran könnte das liegen?

Wir spielen relativ viele Konzerte, schon immer. Es passiert oft, dass wir am Wochenende ein Festival gespielt haben, das wahnsinnig laut und doll war, und danach gehen wir in den Proberaum oder ins Studio, und es kommt ganz automatisch zu einer Art Gegenbewegung. Vielleicht ist das der Grund. 

 „Vis A Vis“ von Findus erscheint am 14. März auf Delikatess Tonträger/Broken Silence.

DVÖ bezieht Stellung in frage von Vorarlberg

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Vor drei Tagen fing alles an, die Menschen in Vorarlberg haben entschieden, und wollen Ihre Unabhängigkeit von Österreich.
Dazu kam noch das sie die Partei DVÖ, als Ihren Retter ansahen und sie als Regierung haben wollten.
Jetzt hat der Parteivorsitzender Sadzid Husic, ein Interview beim Schwedischen Fernseher Sender SVT gegeben.

Sadzid Husic (DVÖ Parteivorsitzender); Wir appellieren an die Einheit Österreichs, und an alle Vorarlberger die Österreich lieben.
Ich und meine Partei haben nun ganze 2 Tage Krisensitzungen abgehalten, und sind uns nicht immer einig geworden.
Aber ich glaube ich spreche für die ganze Partei, wenn ich die Unabhängigkeitsbewegung in Vorarlberg nicht Unterstütze.
Ich verstehe die Menschen unten, es ist schwer wenn man immer nicht gehört wird, und man nicht mehr weiter weiß.
Aber es ist keine Lösung sich von Österreich abzuspalten, dass würde nur noch mehr Probleme bringen.
Klar ist es schön ein eigenes Land zu haben, eigene Flagge, aber man muss bedenken das man alles wieder neu Starten müsste.
Zwischen Staatliche Verträge aushandeln müsste, um Importwaren zu Organisieren oder auch Export zu betreiben.
Ich befürworte, dass Vorarlberg mehr Autonomie zugesprochen bekommt, und das die Menschen drüben mehr über sich selbst Entscheiden sollen.
Aber ich bin nicht bereit, auf meine Verantwortung zu übernehmen, dass Österreich geteilt wird.
Gemeinsam geht es uns besser, und dafür ist meine Partei nun da, wir wollen ganz Österreich verbessern nicht nur ein kleines Stück.
Denn wir alle gemeinsam sind eins, und wenn wir es zusammen anpacken, werden wir es auch schaffen." 

Bundeskanzler Faymann begrüßt diese Entscheidung

Auch der Bundeskanzler begrüßt diese Entscheidung, seitens der DVÖ und Unterstützt auch die Aussage von Husic bei dem zuspruch von mehr Autonomierechte in Vorarlberg.
Dies soll bei der nächsten Nationalratssitzung kommende Woche das Thema sein, und es soll Entschieden werden in wie weit Vorarlberg einen Autonomie zuspruch bekommt.
Dr. Werner Faymann ist nun zuversichtlich, daher die Partei DVÖ nicht die Unabhängigkeitsbestrebungen von den Vorarlbergern Unterstützt.
Auch das Regierungsgebäude in Bregenz wurde von den Demonstranten, wieder freigegeben und der derzeitigen Regierung in die Hände überreicht.
"Es soll möglich sein das die derzeitige Regierung, Ihr Amt weiter ausüben kann", so Sadzid Husic.
 

Wen wählt ...

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Und um ganz genau zu sein: In der Allianz Arena haben wir 97 Menschen befragt. Im Audi Dome waren's 107 Personen, im Backstage 115, in der Socca five Arena 126, im Skatepark nur 63 und am Reichenbachkiosk waren es 82 Personen. Die Ergebnisse sind in Prozent umgerechnet und gerundet.










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Ende

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Das Bunt des Spätsommers stürzt sich resignierend auf mein Ich, welches stumpfgerieben ist vom wilden Kreisen meiner tanzenden Welt.

Ich liebte meine Welt, sie hatte mich manchmal gern.

Graue Strähnen zieren meine Erinnerungen und graue Wolken trüben meinen Blick. Doch erkenne ich dich beim Näherkommen, mein dunkler Gefährte. Du wartest im Geäst einer gewaltigen Eiche. Ich strecke meine Hand nach dir aus, stille meinen Durst mit dem Tau auf deinem schwarzen Gefieder. Meinen Hunger stille ich mit der Rinde des Baumes, runzelig wie das Morgen der eigenen Haut.

"Wir sind fast da. Los, weiter jetzt!" kolkst du mich ungeduldig an und schwebst deinem Schnabel nach davon. Ich folge dem ausgetretenen Pfad durch die Senke, vermutlich die letzte vor dem Ziel meiner Reise. Der große Feuerball schiebt sich fröhlich an mir vorbei und begrüßt dich in der Ferne.

Ich muss lächeln, denn ich nehme das Schweigen der Kosmographie war, die mich umgibt. Ein Gefühl, das ich seit meiner unschuldigen Jugend, dort im Erdbeerfeld hinter dem Haus meiner Eltern, nicht mehr hatte.

Der säumige Winter schickt seinen kühlen Atem voraus, der durch den dürren Schutz meines abgetragenen Kleides dringt und sich an meine Glieder klammert. Laubmumien brechen unter meinen müden Füßen. So die alten Sorgen meines Geistes. Stolpernd erklimme ich das Ende der Senke und sehe schließlich klar.

Der Tropfen der langsamen Erkenntnis fällt, zerspringt und wässert meine Akzeptanz dem Unvermeidlichen gegenüber. Ja, ich bin bereit.

Die untergehende Sonne spannt ihr feuriges Laken über die Winteraue. Du erwartest mich mit ausgebreiteten Schwingen, mein Gefährte. Ich lege mich dir zu Füßen und du deckst mich mit wohliger Schwärze zu.

Die Steueraffäre Hoeness - Teil 2

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In den Medien wird im Prozess um die Steuerhinterziehung von Herrn Hoeness nur noch zwischen Bewährungsstrafe und tatsächlicher Haft, ab einer Strafe von 2 Jahren zwingend, überlegt. Meine Prognose für den Prozess ist:

Einstellung des Verfahrens, maximal gegen eine zusätzliche Geldauflage, evtl. für wohltätigen Zweck. Dazu wird er die jetzt geschätzten 27,3 Mio. Euro Steuern nachzahlen, wovon schon 10 Mio. bei Einreichung der Selbstanzeige bezahlt wurden, plus Verzugszinsen in Höhe von 6% pro Jahr plus 5 % Strafe auf die geschätzten Steuern oben drauf. Keine Bewährungsstrafe und schon gar keine Haft.

Die Millionengrenze

Aber die Medien reden doch dauernd von dieser Grenze von einer Million, über der es zwingend Haft geben muss. Gestern bei Bayern 3 in der "Münchner Runde" war der Steueranwalt Rainer Kullen. Er war derjenige Anwalt in diesem Prozess, der bis zum BGH ging und in dem es um die 1-Million-Grenze ging. Und was er sagte, ist schon sehr interessant. Bei diesem Prozess ging es nicht um Steuerhinterziehung, es ging darum das Belege für Einnahmen und Ausgaben gefälscht wurden und dadurch die Steuerlast reduziert wurde. Und das ist nun ein ganz anderer Sachverhalt und vor allem einer, der mit dem Fall Hoeness gar nichts zu tun hat.

Aber Hoeness und mögliches Gefängnis sind natürlich ein deutlich besserer Aufhänger als Geldauflagen.

Vergleichbare Fälle

Ähnliches gilt für vergleichbare Fälle, auch das sagte Herr Kullen, der etwa 2.500 Selbstanzeigen pro Jahr mit seiner Kanzlei erledigt. Nordrhein-Westfalen kaufte eine der berühmten Steuer-CDs und klagte hunderte Steuerhinterzieher an, die vorher keine Selbstanzeige gemacht hatten. Diese Fälle gingen teilweise in ähnliche Größenordnungen und alle diese Fälle wurden auch gegen Geldauflagen eingestellt. Davon hat nur die Presse nichts erfahren. Nur alle diese Leute hatten überhaupt keine Selbstanzeige gestellt.

Geschätzte Steuerschuld

Der wichtigste Grund ist aber die geschätzte Steuerschuld. Zwar akzeptieren Hoeness und seine Anwälte diese Summe, aber damit ist sie noch lange nicht belastbar. Würde er verurteilt, dann könnte er dieser Summe leicht widersprechen. Außerdem, wie kann ein Richter ein vernünftiges Strafmaß ermitteln, wenn der "Schaden" nur geschätzt ist. Das wäre durchaus ein Grund für eine Revision. Im umgekehrten Fall wäre eine sehr aufwändige Bearbeitung der Unterlagen notwendig, alleine wenn man nur eine Minute pro Fall braucht, wären das bei 50.000 Vorgängen etwa 100 Arbeitstage oder 5 Monate.

Wenn man sich diese Future-Kiste noch einmal genauer anschaut, dann stellt man fest, dass jemand der handelt oft viele Transaktionen zu ein und dem selben Produkt hat. Also er kauft 5 Futures, zwei Tage noch einmal 5, weil es in die richtige Richtung geht und so weiter. Irgendwann verkauft er dann nur einen Teil der vorhandenen, weil eine Kurs-Grenze erreicht ist oder der Kurs kurzfristig in die andere Richtung geht. Die Futures haben keine Seriennummern oder Identifikationszeichen. Wenn er von 10 Futures 5 verkauft, welche 5 verkauft er dann, die von letzter Woche oder die von letztem Jahr ? Man müsste jede solche Transaktion bewerten.

Deshalb gehe ich davon aus, dass die geschätzte Steuerschuld Bestandteil des Urteils sein wird, damit Bestandteil der Auflage. Und dieses Urteil muss für Uli Hoeness akzeptabel sein. Also morgen wird es eine Einstellung gegen Geldauflagen geben und eiin riesen Geschrei in den Medien und Foren;-).

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Wann machst du dir Sorgen um deine Freunde?

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Ich sorge mich um Freundin A. Nicht weil sie so offensichtliche Dummheiten macht wie dauerhaft zu saufen, sich Crystal zu spritzen oder mit Scharen gewalttätiger Männer zu schlafen, sondern weil sie keinen Spaß hat. Und das macht sie verbissen, verhärtet, leblos.  




Eine Freundin braucht Hilfe, und du streckst ihr deine Hand trotzdem nur halbherzig hin? Unserer Autorin geht es so – obwohl sie sich sorgt

Nach dem Abi klappte es bei A irgendwie nicht. Sie war seit Jahren davon ausgegangen, Medizin zu studieren, aber bekam keinen Platz und schrieb sich für Physik ein. Ihr Freund machte Schluss und sie wollte nicht mehr in die Stadt ziehen, in der er wohnte – und all ihre anderen Freunde. Sie war einsam und hatte ein Studium, das sie zum einen nicht besonders interessierte, zum anderen überforderte.

Dann entschied sie sich zu lernen. Und hatte Erfolge, bekam einen Job als studentische Hilfskraft und ein Stipendium. Sie hängte sich noch mehr rein, verließ die Bibliothek nur zum Schlafen. Schritt für Schritt begann sie den Perfektionismus und die Arbeitssucht auf alle Felder ihres Lebens auszuweiten. Sie war immer ein wenig dick gewesen, jetzt aß sie nur noch gekochtes Gemüse. Sie trieb Sport, den sie im Schulunterricht stets boykottiert hatte. In ihrer knapp bemessenen Freizeit arbeitete sie für NGOs. All das tapfer Sein und Kämpfen hat sie selbst ganz hart gemacht. Wenn ich in konventionellen Supermärkten einkaufe, statt in Bioläden zu gehen, verdreht sie die Augen. Sie lächelt nur noch spöttisch und lachen tut sie nie. 

Ich wünsche mir, dass A mal richtig durchgespaßt wird. Denn, dass sie sich selbst Freude sucht, glaube ich nicht. Und ich könnte ihr womöglich helfen: sie zum Trinken, Tanzen und Burger essen animieren. Das hat sie früher geliebt, das könnte sie retten. 

 Doch ich tue es nicht. Weil sie sagt, dass sie das nicht möchte und dass es ihr gut geht. Ich will sie nicht bevormunden, nicht manipulieren, nicht „zu ihrem Glück zwingen“. Und mit ihr reden, das genügt nicht: Sie versteht die Argumente – aber ändert nichts. Eigentlich ist sie schwach und ich sollte sie lieben, damit sie stärker wird. Stattdessen meide ich sie, weil mich das verkrampfte Strebertum nervt. Ich warte, bis es besser wird – doof, oder?  

Wie ist das bei dir? Wann machst du dir Sorgen um deine Freunde, Bekannte oder – denken wir groß – die Menschheit? Und was machst du dann, müssen sie dich bitten, damit du einschreitest?                                     

Tagesblog - 13. März 2014

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17:00 Eilmeldung zum Feierabend aus dem Schreibtischsessel von Nadja, die ich erst beim vierten Anlauf verstanden habe, weil von unten vom Hochhausvorplatz das Brüllen ein irren Aggrokindes und das Zwitschern einiger irrer Aggrovögel hochdringt: Der 36-jährige Nachwuchsautor Sasa Stanisic (das macht doch Hoffnung, dass man das mit 36 noch sein darf!) hat den Lepiziger-Buchmesse-Preis für Belletristik gewonnen.

16:54 Uhr
Wäre der jetzt.de-Donnerstag also fürs Erste geschafft. Jetzt noch schnell ein bisschen Erfrischungswasser ins Gesicht und dann raus in den hellblau-rosafarbenen Frühlingsabend. Morgen schmeißt den Tag jemand anders, wer, das weiß ich grad noch gar nicht. Umso aufregender!

15:56 Uhr
Weil noch immer kein Mensch weiß, wo die Boeing 777 verblieben ist und warum, und weil die Weltmeere so unvorstellbar groß sind, dass die Suchtrupps mehrerer Länder heillos überfordert sind mit der Aufgabe, in dieser schieren Unendlichkeit Wrackteile ausfindig zu machen, wird jetzt Crowdsourcing als Suchmethode eingesetzt. Auf Tomnod kann jeder mithelfen, den Ozean abzusuchen. Ist das klug oder auch ein bisschen verharmlosend, weil zu sehr wie ein lustiges Ratespiel? Der Helten hat es ausprobiert.

15:44 Uhr
Ich darf meine tagesaktuelle Informationspflicht nicht vergessen, ich darf meine tagesaktuelle Informationspflicht nicht vergessen, ich darf meine... für alle, die es noch nicht gehört haben: Hoeneß muss dreieinhalb Jahre in den Knast! Was er sich da alles für hätte kaufen können.

15:22 Uhr
In den letzten Tagesblogs hab ich mich immer bemüht, ab und zu einen, wenn nicht gleich mehrere seriöse, nachdenkliche Links einzustreuen, abseits von Internethirnvermüllung. Aber heut kommt mir irgendwie gar nichts Gutes in die Quere. Ich glaube allerdings, dass man diesen Ron Suskind Text über Autismus und Disney gar nicht oft genug empfehlen kann, auch wenn Teresa ihn hier schon am Montag  verlinkt hat. Man braucht zum Lesen ohnehin eine gute Stunde Zeit und viel Muße und wann nimmt man die sich schon mal. Das hier soll eine Erinnerung sein, es vielleicht noch einmal zu versuchen. Es lohnt sich.

14:37 Uhr
Auf jetzt.de herrscht in technischer Hinsicht leider noch immer der Untergang Fantasiens, ein undefinierbares Nichts frisst uns langsam an allen Rändern auf und wo früher noch was war, ist plötzlich nichts mehr... ja, auch darüber könnte mal einen Herzensbrecher schreiben. In der neuen Folge sinniert Nadja aber erstmal darüber, wieso sie Nici-Stofftierchen mit Schlüsselanhänger an den Rucksäcken erwachsener Menschen so unendlich traurig machen.





13:18 Uhr
Überall in der Welt laufen Typen rum, die man meint, schon mal gesehen zu haben. Hat man auch! Man muss die vage Ähnlichkeit nur ein bisschen abstrahieren, dann zeichnerisch konkretisieren, mit der Realität abgleichen und schon hat man es: Überall Hulks, Kermits, Walters und E.T's.





Erinnert mich übrigens auch an diesen Link: Überall Gesichter!

13:04 Uhr
Weil das Wronggirl nämlich nach meinem Weckruf da unten aufgewacht ist, hat sie gleich was rübergeschickt, für wenn man einen schmuddeligen Bildschirm hat und was dagegen tun will, ohne aufzustehen...

12:02 Uhr
Wenn der Stimmzettel so groß ist wie die Grundfläche deiner Küche und so dicht beschrieben wie die Inhaltsangabe einer vietnamesischen Instantnudelsuppe, wie soll man da dann bitte noch durchblicken? Vor allem, wenn man so eine Kommunalwahl zum allerersten Mal mitmacht? Charles the Politikchecker Haunhorst hat ein Interview mit Münchner Erstwählern zur anstehenden Wahl um den Münchner Oberbürgermeister geführt.

11:45 Uhr
Die allgemeine Stimmung und das Trägheitslevel der spärlichen Redaktionsbesatzung bringt unser Redaktionsflamingo heute ohne Worte auf den Punkt.





11:37 Uhr
Hey, the-wrong-girl wo bist du? Ich habe hier etwas, das dein Interesse erregen könnte: Das ultimative Internet-Nonsense-Linkroulette! Take me to another useless website PLEASE!

11:02 Uhr
Stets Neuigkeiten aus der Kategorie Was-man-sich-da-alles-für-kaufen-hätte-können gibts übrigens im Uli Hoeneß-Newsblog auf sueddeutsche.de.

10:51 Uhr
Unsere Ex-Grafikpraktikantin Yi hat damals in unserer "Was ich mir nie verzeihen werde"-Serie die Geschichte von Graces Flasche aufgeschrieben. Und weil Yi alles, was sie beschäftigt, auch malt oder mindestens aufkritzelt, ist daraus natürlich gleich ein Comicstrip entstanden. Der wurde jetzt für einen Comicwettbewerb nominiert hier ruft Yi alle, die das mögen, dazu auf für sie voten.

9:53 Uhr
Alle, die außerhalb von Bayern leben, kriegen ja nie unsere ziiiiiiiemlich gute jetzt-München-Seite aus der Print-SZ im Original zu sehen. Die erscheint nämlich nur im Regionalteil. Heute jedenfalls gehts da um die Bürgermeisterwahl, der Text ist schon seit gestern online, aber erst in der Zeitung entfalten die Illustrationen von the-one-and-only-faboulous-art-director-and-chief-illustrator of jetzt.de, Kathi Bitzl, ihre volle Wirkung:





9:05 Uhr
Soll der Stremmel mich doch auf Instagram mit seinen Rio-Befindlichkeiten belästigen, ich geb' ihm das hier hier aufs Brot: Frische Münchner Morgensonne von um 7:45!





8:30 Uhr
Komisches Gefühl: Wenn ehemals so gute und treue Freunde plötzlich abzustürzen drohen oder schon viel weiter unten sind, als man dachte. Plötzlich Lügengeschichten erzählen, nur noch Unsinn machen, oder auch nur chronisch schlecht gelaunt sind und alles schlechtreden.

Was macht man dann, wie kann man helfen, ohne arrogant zu werden, ohne alles nur noch schlimmer zu machen, aber auch ohne sich dauerhaft annerven und missbrauchen zu lassen? Das ist heute Thema im Ticker.

Besorgte Nachbarn

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Es ist ein Treffen unter Freunden, keine Frage. Angela Merkel und Donald Tusk kennen und schätzen einander seit Langem, jedenfalls erwecken sie nach außen diesen Eindruck. Man kann es auch jetzt wieder an der Art merken, wie der polnische Premier an diesem Mittwoch die deutsche Bundeskanzlerin in Warschau begrüßte. Er duzte sie und zeigte sich erfreut, dass Merkel die polnische Hauptstadt bereits im Januar als erstes Ziel in ihrer neuen Amtszeit hatte besuchen wollen – eine Reise, die sie wegen ihres Skiunfalls aber verschieben musste. Er unterstrich, wie wichtig die Einigkeit beider Länder, aber auch aller Staaten der EU sei. In vielerlei Hinsicht befinden sich die beiden Regierungschefs im Gleichklang: Beide gehören in der EU dem konservativ-liberalen Lager an, beide sind nüchterne, kühl kalkulierende Machtpolitiker, die nicht gerne allzu viele Worte machen. Zudem sind die deutsch-polnischen Beziehungen schon seit geraumer Zeit so gut, wie sie in der Geschichte vielleicht noch nie waren. Im Verhältnis zu Russland und in der Energiepolitik aber nehmen beide Länder in bestimmten Punkten unterschiedliche Positionen ein. Die Krim-Krise bringt diese Unterschiede unübersehbar an den Tag.




Angela Merkel und Donald Tusk, die beiden mögen sich, aber mit Russland verfolgen sie andere Interessen

Im Kern sind die Interessen und die daraus resultierenden Befürchtungen verschieden, weil die deutsche und die polnische Wirtschaft unterschiedlich stark mit der russischen verflochten sind. Aus Deutschland fließen mehr Investitionen nach Russland, der deutsche Handelsaustausch ist umfangreicher als der polnische. Aus diesem Grund agiert die Bundesregierung erkennbar vorsichtiger, sie setzt auf Dialog und trat in der Frage einer Verhängung von EU-Sanktionen gegenüber Russland zunächst zögerlich auf. Die Polen hingegen dringen schon seit Wochen gemeinsam mit den Briten darauf, dass die EU viel energischer auf die russischen Völkerrechtsverletzungen auf der Halbinsel Krim reagieren muss.

Donald Tusk rückte den Kontrast am Montag mit unverbrämter Deutlichkeit ins Licht, als er beim Besuch eines polnischen Marinestützpunkts in Pommern sagte: „Die Abhängigkeit von russischem Erdgas darf Europa nicht in einem Moment lähmen, in dem schnelles Handeln und ein eindeutiger Standpunkt gefragt sind. Das betrifft nicht nur Deutschland, aber die Deutschen sind ein Paradebeispiel dieser Abhängigkeit in den vergangenen Jahren.“ Diese Tatsache könne „effektiv die europäische Souveränität bedrohen“. Das waren starke Worte, die einmal mehr den Dissens auch in der Energiepolitik hervorkehren. Die deutsche Energiewende wird in Polen nicht aus Prinzip, sondern vor allem deshalb kritisch gesehen, weil die Abschaltung der Atomkraftwerke einhergeht mit der Erhöhung russischer Gaszufuhren. Zudem baut Deutschland jetzt seine Kohlekraftwerke stärker aus als Polen, obwohl die Deutschen den Nachbarn immer wieder angekreidet haben, dass diese überwiegend auf das „schwarze Gold“ als eigenen Rohstoff setzen. Das Ziel der Unabhängigkeit in der Energieversorgung vor Augen, stellt die polnische Regierung derzeit auch in Œwinoujœcie (Swinemünde) ein Flüssiggas-Terminal fertig und trifft Vorbereitungen für den Bau eines ersten Atomkraftwerkes an der Küste Pommerns. Bisher deckt Polen seinen Bedarf an Gas noch zu 70 Prozent und an Erdöl zu 90 Prozent in Russland.

Donald Tusks Bemerkungen rufen auch die Auseinandersetzungen in Erinnerung, die es 2005 gegeben hatte. Damals hatte Merkels Vorgänger Gerhard Schröder mit seinem russischen Männerfreund Wladimir Putin vereinbart, an den mitteleuropäischen Nachbarstaaten vorbei eine neue Gas-Pipeline direkt von Russland durch die Ostsee nach Ostdeutschland zu bauen. Was der sozialdemokratische Altkanzler nun in den vergangenen Tagen zum Krim-Konflikt sagte, stieß in Polen ebenfalls auf scharfe Kritik. Indem er die russische Krim-Politik mit der Nato-Intervention des Jahres 1999 im ehemaligen Jugoslawien verglich, habe er „die bisherigen Rekorde an Heuchelei geschlagen“, schrieb die Zeitung Gazeta Wyborcza. Doch gebe es in Deutschland noch mehr „Russland-Versteher“, und die „nützlichen Idioten“ des Kreml in Westeuropa sprächen im Übrigen nicht ausschließlich deutsch, sondern beispielsweise auch englisch.

Nicht nur die russische Energiemacht ruft an der Weichsel Besorgnis hervor. Zunehmend rücken auch militärische Aspekte in den Blick. „Wer schützt Polen?“, fragt am Mittwoch die Zeitschrift Polityka und kommt zu dem Schluss, das Land habe sich seit der Wende von 1989 so sehr auf den Frieden eingestellt, dass es jetzt auf ein anderes Szenario nicht vorbereitet sei. Und die Zeitschrift Wprost spöttelte, im Falle einer militärischen Konfrontation mit Russland bliebe den Polen „nach ein paar Tagen nur ein Partisanenkrieg im Wald“.

Dergleichen wird natürlich derzeit nicht ernsthaft erwogen, völlig fern ist militärisches Agieren aber auch nicht mehr. Auf dem Luftwaffenstützpunkt Łask bei Łódź wurden am Mittwoch zwölf Kampfjets des Typs F-16 aus den USA erwartet, bis Donnerstag sollen 300 Soldaten folgen, es findet eine Übung statt. Sechs weitere F-16 sind bereits im benachbarten Litauen eingetroffen, außerdem entsendet die Nato Awacs-Aufklärungsflugzeuge nach Polen und Rumänien.

Am Mittwoch waren in Łask schon mal der Staatspräsident Bronisław Komorowski und Verteidigungsminister Tomasz Siemoniak zu Besuch. Der Anlass fiel mit dem Besuch der Bundeskanzlerin zusammen: An genau diesem Tag ist es 15 Jahre her, dass Polen der Nato beigetreten ist.

Wenn ein Gewinnspiel schlecht läuft

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Warum wurden aus 3,5 Millionen Euro in der Anklage nun 27 Millionen?

Dem Gericht war von Anfang an klar, dass es nicht um 3,5 Millionen Euro geht, sondern dass mehr Geld im Feuer steht. Hoeneß nennt in seiner Selbstanzeige die Jahresendstände seiner Schweizer Zockerkonten. Demnach lagen dort zeitweise rund 150 Millionen Euro. Er spekulierte mit Währungen, investierte aber auch in Aktien und verzinste Finanzprodukte. Im Sommer wurde die Anklage geschrieben. Damals hatten die Ermittler nur belastbare Informationen über die Aktien und die Zinseinkünfte, die sogenannten Kapitalerträge. Sie sind anders zu versteuern als die Gewinne aus den Währungswetten. Deswegen nennt die Anklage eine Zahl für die hinterzogene Kapitalsteuer – das sind die 3,5 Millionen. In der Anklage weist der Staatsanwalt schon darauf hin, dass noch ein Betrag aus Spekulationsgeschäften dazukommen könnte. Diesen konnte die Steuerfahnderin jedoch erst mit den Daten schätzen, die Hoeneß im Februar übergeben hat, wenige Tage vor Prozessbeginn. Aus ihnen ergeben sich die 27,2 Millionen Euro.




Uli Hoeneß gestern im Gericht

Hoeneß spekulierte mit Währungen. Wie funktionieren diese Devisentermingeschäfte?

Hoeneß wettete zum Beispiel darauf, dass der Euro gegen den amerikanischen Dollar im Kurs steigt. Dafür könnte er am selben Tag 40 Millionen Euro und eine entsprechende Summe in Dollar kaufen und dann ein Datum festsetzen, an dem die Wette ausläuft. Dann würde Hoeneß die Euro- und die Dollar-Summe wieder verkaufen. Hat sich der Kurs für den Euro positiv entwickelt, kassiert er einen Gewinn, sonst einen Verlust. Banken bieten an, dass man nicht die vollen 40 Millionen kaufen muss. Stattdessen reicht es ihnen, wenn der Kunde eine gewisse Summe auf einem Konto hinterlegt und verspricht, notfalls Geld nachzuschießen. Dadurch können Spekulanten mit geringen Einsätzen hohe Wetten eingehen. Mit 20 bis 30 Millionen Euro als Sicherheit könne man beispielsweise 500 Millionen Dollar gegen den japanischen Yen setzen, erklärte die Steuerfahnderin im Fall Hoeneß vor Gericht. Der Spekulant kassiert dann den Kursgewinn auf die 500 Millionen, obwohl er viel weniger hinterlegen musste. Entsprechend hoch ist die Rendite. Doch der Verlust kann ebenso durchschlagen, im schlimmsten Fall bis zum Totalverlust der 500 Millionen Dollar.

Konnte Hoeneß mit diesen Währungswetten sein Kapital vervielfachen?

Ja. Hoeneß hat nach eigenen Angaben durch das Platzen der Blase am Neuen Markt 2001 viel Geld verloren. Der damalige Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus habe Hoeneß aus Freundschaft frisches Geld geliehen, sodass er mit 20 Millionen Mark wieder loslegen konnte. Bis 2005 hat er ordentliche Gewinne gemacht. Danach liefen hohe Verluste auf und machten die Profite zunichte. Hoeneß hat ähnliche Wetten wie in der Schweiz auch auf einem deutschen Konto gemacht, das er ordnungsgemäß versteuerte. Auch hier wechselten sich Gewinn und Verluste ab. „Es gab gute und desaströse Jahre“, sagte sein Betriebsprüfer.

War Hoeneß allein im Spiel?

Ja. Es gibt keine Hinweise, dass andere mit ihm eine Zockergruppe bildeten. Auch seine Frau bleibt außen vor. Sie hatte zwar eine Vollmacht für sein Konto, aber nur für den Todesfall. Von Hoeneß’ Abenteuern wusste sie nichts.

Wie hätte Hoeneß die Gewinne versteuern müssen?

Für das Gericht sind die Jahre 2003 bis 2009 relevant – und zwar zunächst jedes Jahr einzeln. Erst am Ende wird addiert, um auf die gesamte strafrechtlich relevante Steuerschuld zu kommen. Die Steuergesetze haben sich in dem Zeitraum oft geändert. Bis 2009 galt die Spekulationssteuer für private Veräußerungsgeschäfte. Nicht jeder Währungshandel war relevant, jede Transaktion muss einzeln geprüft werden, um auf eine exakte Summe zu kommen. Die Steuerfahnderin im Fall Hoeneß hat darauf verzichtet und stattdessen eine Schätzung vorgelegt. Stand dem Finanzamt etwas aus dem Währungshandel zu, hätte Hoeneß einen Steuersatz in Höhe seines Einkommensteuersatzes zahlen müssen – weil er Einkommensmillionär ist, den Höchstsatz. Auch der hat sich mehrmals geändert. Seit 2009 gilt statt der Spekulations- die Kapitalertragsteuer. Sie beträgt 25 Prozent, wird direkt von der Bank eingezogen und ans Finanzamt überwiesen, weshalb sie auch Quellensteuer heißt.

Hielten seine Anwälte Daten zurück?

Erst wenige Tage vor Beginn des Prozesses legten die Verteidiger von Hoeneß die Daten zu den Devisentermingeschäften in der Schweiz vor: auf drei USB-Sticks. Ein EDV-Mitarbeiter des Finanzamts Rosenheimerkannte, dass einige der PDF-Dateien bereits am 18. Januar 2013 erstellt worden waren – einen Tag nach dem Einreichen der Selbstanzeige. Doch der Vorwurf, Uli Hoeneß habe die Daten den Fahndern ein Jahr lang vorenthalten, ließ sich nicht halten.

Verteidiger Hanns Feigen erklärte, die Schweizer Bank habe die 50000 Transaktionen zunächst prüfen, abgleichen und ordnen müssen, das habe so viel Zeit in Anspruch genommen. „Es ist völlig abwegig, dass Hoeneß am 18.Januar bereits eine brauchbare Datei vorlag.“ Der EDV-Mitarbeiter des Finanzamts hielt es für möglich, dass die PDF-Dateien im Laufe des Jahres ergänzt wurden.

Wie viel muss Hoeneß zahlen?

Die 27 Millionen Euro sind nur für den Strafprozess relevant. Nach dem Richterspruch wird das Finanzamt in Rosenheim Hoeneß’ Steuerschuld genau ausrechnen. Da die Steuerfahnderin in ihrer Schätzung vor Gericht möglichst positiv für den Angeklagten gerechnet hat, könnte die Summe dann höher ausfallen. Für eine genaue Rechnung braucht sie aber mehr Zeit. Wenn man rund 30 Millionen Euro an tatsächlicher Steuerschuld zugrunde legen würde, kämen seit 2006 im Falle einer Verurteilung jährliche Zinsen von sechs Prozent auf den Bayern-Manager zu. Dadurch würde sich die Beispielzahl auf 48 Million Euro erhöhen.

Sieht der Richter die Selbstanzeige als vollständig an und stellt das Verfahren ein, erhöhen sich die Zinsen auf elf Prozent pro Jahr. Die angenommene Summe würde sich dann auf rund 69 Millionen Euro belaufen.

Ein Dollar für deine Daten

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Der kürzeste und einfachste Weg zur ersten Million, da werden zahlreiche Facebook-Mitglieder zustimmen, wäre wohl dieser: Man bekommt für jede Einladung zur Teilnahme an einem der süchtig machenden Online-Spielchen wie „Farmville“, „Candy Crush“ und „Dragon City“ einen Cent – und wenn man sich tatsächlich dazu verleiten lässt, das Angebot anzunehmen, gleich noch einen. Und für jede vertrödelte Stunde noch einen. Hach, man wäre innerhalb weniger Monate stinkreich! Genau das haben sich Scott Dudelson und Josef Gorowitz gedacht, als sie vor beinahe sechs Jahren das Unternehmen Swagbucks gegründet haben, das mittlerweile als eine der am schnellsten wachsenden Firmen der USA gilt.




Viele Leute surfen fast jede freie Minute – das macht sich Swagbucks zunutze und gibt ihnen Geld für die Preisgabe persönlicher Daten

Swagbucks ist eine Mischung aus Vielfliegerprogramm, Coupon-Verteiler und digitaler Währung. Der Kunde meldet sich bei der Plattform an und nutzt anschließend eines der verschiedenen Angebote. Es gibt eine Suchmaschine, die ähnliche Ergebnisse liefert wie Google. Dazu Portale für Videos und Spiele, Online-Shops und Rabattaktionen – und eine Sektion, in der die Mitglieder Umfragen ausfüllen oder an Marktforschungen teilnehmen. Für verschiedene Aktivitäten bekommen die Kunden so genannte Swagbucks gutgeschrieben, die sie später in Gutscheine oder Geld umtauschen können. Ein Swagbuck ist ungefähr einen Cent wert, für 500 Einheiten gibt es etwa einen Fünf-Dollar-Gutschein bei Amazon, für 2500 eine 25-Dollar-Gutschrift beim Bezahlservice PayPal. Besonders lukrativ sind die Teilnahmen an Umfragen oder das Ausprobieren neuer Produkte. Dafür gibt es schon mal 2000 Swagbucks, also umgerechnet zwei Dollar.

„Wir wollen die Menschen für ihre Zeit honorieren“, sagt Gorowitz: „Wenn jemand eine Suchmaschine benutzt oder gerne online einkauft, dann kann er das auch über unsere Plattform machen und dafür Belohnungen bekommen.“ Mehr als zehn Millionen Menschen machen bereits mit, allein 2013 gab es Gutschriften von mehr als 18 Millionen Dollar. Swagbucks rühmt sich damit, insgesamt beinahe 58 Millionen Dollar an die Kunden ausgeschüttet zu haben. Es klingt aber auch verführerisch: Man lässt sich für etwas bezahlen, was man ohnehin macht. Eine Hausfrau etwa berichtet, dass sich einen Tablet, Haushaltsgeräte und eine Ofen gekauft habe. Ein Student zeigt seine Spielekonsole und Bücher, ein anderer verkündet, gut 1000 Dollar an Gutscheinen verdient zu haben.

Geld verdient das Unternehmen durch Kooperationen mit anderen Firmen wie etwa der Einkaufskette Walmart, dem Streamingdienst Hulu oder dem Fernsehsender NBC, der Schnipsel der „Tonight Show“ präsentiert. Dudelson sagt: „Bei Videos ist Werbung integriert, bei Einkäufen und Sonderangeboten erhalten wir eine Kommission, mit der Suchmaschine sind wir an den Umsätzen beteiligt, wenn die Kunden auf eine Anzeige klicken.“ Kürzlich hat das Unternehmen Chuck Davis angestellt, der dafür bekannt ist, das Wachstum von Startups zu beschleunigen und ihren Marktwert zu vervielfachen.

„Wir haben damit angefangen, weil wir etwas Gutes tun wollten. Wir hatten gewiss nicht die Absicht, eine 50-Millionen-Dollar-Firma zu besitzen“, sagt Dudelson: „Unser Ziel ist es nun, das Unternehmen weiter wachsen zu lassen.“ Im vergangenen Jahr steigerte Swagbucks seinen Umsatz um 30 Prozent auf 53 Millionen US-Dollar, das Unternehmen ist laut Dudelson „sehr profitabel“. 110 Menschen arbeiten im Hauptquartier im Süden von Los Angeles – einer Gegend, die bisweilen als Silicon Beach bezeichnet wird. „Unser Ziel ist es herauszufinden, wie die Menschen ihre Zeit online verbringen – und diese Zeit wollen wir wertvoller machen“, sagt Gorowitz.

Bereits bei der Anmeldung werden die Mitglieder animiert, Daten von sich zu preiszugeben. Sie bekommen sogleich die ersten Swagbucks auf dem Konto gutgeschrieben, wenn sie Geburtsdatum, Postleitzahl und Geschlecht übermitteln Wer an Umfragen teilnimmt, soll bestenfalls Einkommen, Bildung und die komplette Adresse angeben – und verraten, welches Mobiltelefon er nutzt und ob er bald ein Auto kaufen möchte. Das Unternehmen kann so seine Mitglieder beim Surfen im Internet beobachten: Wer sieht sich welche Videos an oder viele Menschen zocken bei einem bestimmten Spiel? Welche Rabattaktionen sind besonders beliebt? Und wogegen tauschen die Kunden ihre Punkte am liebsten? Swagbucks bekommt für ein paar Dollar ein recht präzises Bild von seinen Mitgliedern und erfährt obendrein, was die so anstellen mit ihrer Zeit im Netz.

Das ist nur einer der Kritikpunkte am Vielflieger-Coupon-System. Andere berichten davon, aufgrund von Swagbucks noch mehr Zeit im Internet zu verplempern. „Man füllt eine Umfrage aus, dann noch eine und noch eine, man klickt sich durch Videos, um mehr Swagbucks zu bekommen. Plötzlich stellt man fest, dass vier Stunden vergangen sind.“ Nutzer beschweren sich, dass ihr Email-Postfach seit der Anmeldung noch voller mit Werbebriefen sei und dass sie noch mehr Anrufe erhalten würden von Menschen, die ihnen etwas verkaufen wollen.Die Kunden bekommen tatsächlich für beinahe jede Aktion einen Cent, doch genau das ist neben dem Überlassen persönlicher Daten und dem Gefühl des Beobachtetwerdens das wahrlich Frustrierende an Swagbucks: Die Feststellung, dass man keineswegs stinkreich wird, wenn man seine Zeit im Internet vertrödelt.

Es gibt Braai, Baby

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Rohes Fleisch, glühende Kohlen, dazu Basslastiges aus den Boxen – es ist Samstagnachmittag an einer Straße ohne Namen mitten in der Township Gugulethu. Mzoli’s Eatery ist Kapstadts heißeste kulinarische Adresse, und das nicht nur im übertragenen, sondern auch im ganz wörtlichen Sinn. Draußen tanzen bei 30 Grad im Schatten Jungs mit Piloten-Brillen und Mädchen in kurzen Kleidern zum infernalischen Sound aus den Lautsprechern zwischen den Tischen. In der unverputzten Baracke, in der sechs riesige Grills befeuert werden, herrschen gefühlte 50 Grad. Die Luft ist voller Rauch und beißt in den Augen, die man dennoch nicht abwenden kann von dem archaischen Schauspiel: Männer in blauen Schürzen schippen pausenlos Kohlen nach, werfen riesige Koteletts und Rippchen auf die Roste und pinseln das Fett, das aus den Lammwürsten trieft, als Würze auf die Fleischberge. „In den Townships ist Fleisch der King“, sagt Mzoli Ngeawuzela, der Metzger war, bevor er zum erfolgreichen Gastronomen aufstieg. Draußen an den Tischen isst man das Fleisch mit bloßen Händen, leckt sich die Sauce von den Fingern und trinkt Bier aus der Flasche.




Das ist Braai – Grillen

Braai, wie das Grillen hier genannt wird, ist Teil der südafrikanischen DNA. Samstagnachmittags wird überall im Land die Holzkohle befeuert – in Kapstadts schicken Vororten Camps Bay und Clifton genauso wie in den Townships. Auch Küchenchef Rudi Liebenberg im Belmond Mount Nelson Hotel, der mehr als hundert Jahre alten Tourismus-Ikone am Kap, ist bekennender Karnivore. Doch in seinem Planet Restaurant tischt er nicht nur Rib-Eye oder Lammhüfte auf, sondern mit Begeisterung auch Wild: „Wir haben alleine sechs Antilopenarten, die in der Gastronomie eine Rolle spielen.“ Besonders gern verwendet er Springbock, dessen dunkles, mageres Fleisch an das europäische Reh erinnert. Liebenberg grillt es medium rare, im Kern noch leicht blutig, und serviert es mit Honig glasiert, dazu Rote-Bete-Salat und geräuchertes Karottenpüree. Auch Vogel Strauß aus der Halbwüste Karoo steht auf der Speisekarte. Liebenberg serviert die Spezialität mit Koriander und schwarzem Pfeffer mariniert, einem Salat aus Linsen und geräucherten Auberginen sowie Labneh, einem Frischkäse aus Kamelmilch.

Rudi Liebenberg gehört zu einer neuen Generation südafrikanischer Köche, die sich nicht mehr am Vorbild der europäischen Kollegen orientieren, sondern die Produkte und Traditionen der Heimat für sich entdecken. Das ist Pionierarbeit, denn Afrika ist, kulinarisch gesehen, der letzte unentdeckte Kontinent. Einzig die nordafrikanische Küche, in erster Linie die marokkanische, hat den Sprung auf internationale Speisekarten geschafft. Der Rest spielt keine Rolle. Das könnte sich ändern, wenn das Beispiel der Küchenchefs am Kap Schule macht.

„Afrika ist cool“, sagt Reuben Riffel. „Unsere Natur ist eine Schatzkammer. Man muss nur die Augen öffnen.“ Riffel ist Südafrikas einziger farbiger Starkoch, mit seinem Restaurant „Reuben’s“ in Franschhoek im Herzen der Weinbauregion am Kap wurde er gleich nach der Eröffnung 2004 „Chef of the Year“. Hier ist er aufgewachsen, und viele seiner Rezepte sind von seiner Kindheit zwischen Obstgärten und Weinbergen inspiriert, von den Schnittmengen der Küchen verschiedenster Einwanderergruppen. Niederländer und Briten haben ebenso ihre Spuren hinterlassen wie die gewürzintensiven Gerichte der Cape Malay, der Nachfahren südostasiatischer Immigranten.

„Für mich als Koch gibt es keinen besseren Ort als Südafrika“, sagt Reuben Riffel. Er schätzt die Vielfalt, die seine Heimat bietet: beinahe mediterranes Klima am Kap, Halbwüsten und Wüsten wie die Karoo und die Kalahari, unterschiedliche Bodentypen und zwei Ozeane, den Atlantik mit kalten und den Indischen Ozean mit warmen Strömungen, in denen sich ganz unterschiedliche Fische und Meeresfrüchte wohlfühlen.

In seiner Küche zeigt Riffel eine unscheinbare braune Knolle: „Das ist eines der bestgehüteten kulinarischen Geheimnisse Afrikas.“ Wie seine europäischen Verwandten ist der N’abbas, auch Kalahari-Trüffel genannt, eine gesuchte Rarität. Er wächst unter dem roten Sand der Wüste. „Im Winter, wenn es regnet, bricht die verkrustete Erde auf und man kann solche Kostbarkeiten finden“, sagt Riffel. Geschmacklich ähnelt die Knolle dem europäischen Périgord-Trüffel, doch weil sie ungleich günstiger ist, leistet sich der Koch den Luxus, sie auch mal im Ganzen zu verwenden: Er hüllt sie in eine Scheibe Speck und bäckt sie in einer Parmesan-Muskatnuss-Creme. Wie viele junge Köche hat er auch traditionelle Heilpflanzen für die Küche wiederentdeckt. Getrocknete Rooibos-Blätter verwendet er zum Räuchern, und Buchu, ein Kraut, das in der Volksmedizin eine große Rolle spielt, schätzt er wegen seines intensiven Geschmacks.

Auch auf Kapstadts Märkten lassen sich viele schmackhafte Schätze entdecken. Jeden Samstagmorgen bauen auf dem Neighbourgoods Market im Künstlerviertel Woodstock Produzenten aus der Region ihre Stände auf. Frische Guaven, Mango und Papaya sind im Angebot, bei „Designer Omelettes“ bereitet man die Eierspeise mit Straußenfleisch und Jalapeños zu, dazu gibt es Rooibos-Eistee mit viel Minze und Zitrone. Nebenan schneidet Steve Jeffery, sonnenverbrannt und mit einem schwarzen Lederhut auf dem Kopf, eine echt südafrikanische Köstlichkeit auf und reicht eine Scheibe zum Probieren: Biltong vom Kudu, einer Antilopenart. Biltong ist eine Spezialität aus luftgetrocknetem Rind- oder Wildfleisch. „Das Fleisch wird mit braunem Zucker, Salz, Kräutern und Rotwein eingerieben, dann vier Monate lang mariniert und luftgetrocknet“, erklärt Jeffery, der auch Biltong vom Springbock, Eland oder Gemsbock im Angebot hat.

„Das Trocknen von Lebensmitteln an der Luft oder in der Sonne ist typisch Südafrika“, sagt Chris Erasmus, Küchenchef im Restaurant Pierneef auf dem Weingut La Motte bei Franschhoek. Auf seiner Speisekarte findet sich regelmäßig Bokkom, die traditionelle, in Salz eingelegte und dann luftgetrocknete Meeräsche. Auf diese Art machten die ersten holländischen Siedler am Kap den Fisch haltbar für die langen Seereisen. „Jeder Südafrikaner liebt Bokkom“, sagt Erasmus. „Aber noch vor ein paar Jahren war es undenkbar, so etwas in einem guten Restaurant zu servieren.“

Er war einer der ersten Küchenchefs, die das rustikale Gericht für die gehobene Küche adaptierten, etwa als Vorspeise mit buntem Blattsalat, Wachtelei, getrockneten Tomaten und Aprikosen. Auch wenn das renommierte Weingut La Motte mit seinen grünen Gärten und den Gebäuden im kapholländischen Stil nicht so aussieht: Sein Restaurant ist zum Ideenlabor für die innovative Umsetzung überlieferter Kap-Küche geworden. Chris Erasmus studiert alte Kochbücher bis zurück ins 16.Jahrhundert und ist fasziniert von der reichen Tradition seiner Heimat, in der die ersten Siedler um Jan van Riebeeck ebenso eine Rolle spielten wie die Küche der Cape-Malay-Sklaven oder all die Gewürze, die per Schiff auf der Spice Route aus Asien kamen.

In seiner offenen Küche können die Gäste Erasmus zusehen, wie er zwischen den Töpfen und Pfannen herumwirbelt. Während er ein Springbockfilet brät und eine Kürbistarte anrichtet, findet er Zeit, Produkte aus seiner Speisekammer zu zeigen, die für europäische Gaumen neu sind. Zum Beispiel Spekboom, eine heimische Pflanze mit fleischigen Blättern, eine wahre Vitamin-C-Bombe, die Gerichten eine leicht säuerliche Note verleiht. Oder jene Frucht, die von den Einheimischen Monkey Brain genannt wird, Affenhirn. Ähnlich wie ein Granatapfel enthält sie viele gelatinöse pinkfarbene Kerne und ergibt eine hervorragende Marmelade. „Noch vor ein paar Jahren galten in unseren Küchen nur importierte Lebensmittel als hochwertig“, sagt Chris Erasmus. „Heute sind die jungen Köche stolz auf unsere afrikanischen Produkte und besuchen an freien Tagen ihre Großmütter, um ihnen ihre Lieblingsrezepte abzuschwatzen.“

FIRST KISS - Jedes Wochende in deutschlands Discotheken

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Wenn man sich zurzeit in sozialen Netzwerken, vor allem Facebook, bewegt kommt man gar nicht umher das Video FIRST KISS von jeder Seite um die Ohren geschmissen zu bekommen. Auch viele Newsportale schreiben darüber.


36 Mio. Klicks auf Youtube


Natürlich 36 Mio. Klicks bzw. Views sind eine gigantische Zahl. Ich gebe auch zu als ich das Video zum ersten Mal gesehen habe, habe ich es auch als schön empfunden. Gut gemacht, toll in Szene gesetzt, es erzeugt Emotionen, zeigt Unsicherheit und die Spannung in dem Moment davor. Die teilweise ambivalent wirkenden Zusammenstellungen der Paare erzeugt eine zusätzliche Intensität. Der erste Kuss kann etwas magisches sein, etwas verletzliches, er kann darüber entscheiden ob es für das Paar weitergeht oder nicht. Weitergeht für einen Abend, weitergeht für Monate, weitergeht fürs Leben.


Vielen Dank, nächstes Video bitte


Trotzdem finde ich persönlich den Hype etwas übertrieben. Provokant könnte man sagen: Wenn ich mich am Wochenende durch die Diskotheken und Bars dieses Landes bewege sehe ich eine Fülle dieser Szenen – nur ohne die schöne Musik in Hintergrund. Plumpe, sowie schöne. Eine inflationäre Verbreitung und zu hohe Prominenz des ersten Kusses nimmt meiner Meinung nach ein bisschen die Magie dieses Moments. Die Magie eines solchen Kusses finde ich zudem noch imposanter wenn Paare nach Jahren der Zusammengehörigkeit, nach guten sowie schlechten Zeiten, schaffen sich dieses Knistern zu bewahren.


Das Video ist nett – mehr aber auch nicht. Ich habe es gesehen, mich kurz gefreut. Jetzt dürft ihr aufhören mich von allen Seiten mit diesem Video zu beschießen ;)


Meine Oma trinkt

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Das klingt jetzt erstmal ziemlich lustig, aber ist es das wirklich? Meine Oma ist die krasseste Braut, die ich kenne. Die, die mit Abstand (sehr, sehr, sehr, sehr weitem) am durchsetzungsstärksten ist. Von allen Menschen auf der ganzen Welt (ok, vielleicht nur meiner kleinen Welt, aber immerhin...). Meine Oma geht nicht im Hühnerstall Motorrad fahren. Nein. Sie ist eine Rebellin. Sie war erfolgreiche Geschäftsfrau. Und sie hat es geschafft, die Geliebte meines Opas zu verdrängen. Wenn ihr etwas nicht passt, dann wird das Telefonat mitten im Gespräch einfach aufgelegt oder es wird geschwiegen. Tagelang. Wochenlang. Jahrelang. Immer. Ignoranz hat meine Oma - in ihrem Leben - immer sehr weit gebracht. Ich finde es nicht bewunderswert, aber beeindruckend. Meine Oma hat die Ellenbogengesellschaft geprägt, denn meiner Oma geht es sehr oft um sich.

Was ich ihr zugute halten muss, ist, dass sie immer für mich da war. Und sie hat mich vergöttert, tut es noch immer. Weil wir so viel Zeit miteinander verbracht haben, als ich klein war, vergleicht mich mein Vater manchmal mit ihr. Das tut weh. Die beiden sprechen nicht miteinander. Er ist ihr Sohn. Meine Oma und ich haben auch das gleiche Sternzeichen. Das stützt seine These.

Jetzt ist meine Oma einsam. Sie wird alt und langsam auch ein bisschen vergesslich. Und sie trinkt. Heimlich.

Als ich sie beim letzten Mal besucht habe, stand auf ihrem Tisch ein Glas. Ich habe dem keine Beachtung geschenkt, bis sie es hinter der Blumenvase versteckt hat. Weißwein. Mittags um 12. Ach, das wäre ja alles kein Problem, das Wetter war bombastisch, ein Tag, an dem man das vielleicht auch mal genießen kann, aber wer von uns hätte denn sein Gläschen versteckt? Es geht weiter. Dann habe ich mich kurz umgesehen und sehe die Flache Wein unter dem Tisch stehen. Sie schickt mich zum Briefkasten - Post holen. Ich komme zurück. Die Flasche ist weg.

Meine Oma trinkt. Der Mensch, der mit Abstand am durchsetzungsstärksten ist. Und ich bin ratlos.

Voten für Graces Flasche

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Huhu liebe Jetzt-User, und -Userinnen, ich hoffe ein paar von euch diesen Text sehen könntet.

Also es geht um meinen Comic Graces Flasche. Der Comic wurde für den Monatswettbewerb auf Mycomics.de gewählt. Hier kann man voten (jede 24 Stunden kann man ein mal seine Stimmung geben): http://www.mycomics.de/wettbewerb.html

Falls die Geschichte euch gefallen hat, wäre super wenn ihr für mich voten könntet.
Vielen Dank im Voraus! 

Klickt das Bild unten, könnt ihr den Comic bei Mycomics lesen.
Und zu voten, klickt bitte hier (man muss zuerst anmelden). 

 

Wolfsein

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Ich bin kein Wolf. Wobei ich es auch für unsinnig hielte, mich als Schaf zu bezeichnen, weil mir dieser übermäßige Gebrauch von Dualismen gehörig auf die Nerven geht. Sie sind doch nichts als der Versuch, Kompliziertes zu vereinfachen, vielleicht ein menschlicher Reflex. Aber ich muss mich doch nicht allen Reflexen hingeben. Es ist nunmal so, dass ich gemerkt habe, dass ich viel mehr vom Leben zurückbekommen kann, wenn ich mich nicht sofort auf alles einlasse, ohne einmal kurz gedacht zu haben und meinem Gehirn die Ehre zu erteilen, nicht nur einer der zahlreichen Organe meines Körpers zu sein. So war das zum Beispiel mit Olaf. Natürlich haben mich irgendwann seine gestreiften Socken im Flur, die so sehr zu ihm passten, weil sie diesen Spieß, diese Langweile, die nur Menschen ausstrahlen können, denen so langweilig ist, dass sie es schon vergessen haben, ausdrückten, in den Wahnsinn getrieben. Das schlimmste an Olaf war, dass ich ihn irgendwann einfach nicht mehr riechen konnte. Jedes seiner Haare im Abfluss, jedes Geräusch aus seinem Zimmer und jede verdammte Socke im Flur ließ mich über meinen Blutdruck nachdenken, obwohl ich das sonst nie tue, wie das auch sonst nie ein Mensch in meinem Alter tut. Olaf war einer dieser Menschen, die mich so nervös machten, dass ich begann, in zu verabscheuen. Er war langweilig, er war spießig und vorallem hatte er diese Art, mich nervös zu machen, weil ich, jedes Mal, wenn ich merkte, dass ich irgendetwas mit Olaf gemeinsam hatte, Angst bekam, ich könne irgendwann so enden wie er. Produkt der Apathie und der grenzenlosen Anpassungsfähigkeit. Ja, Olafs Socken waren mehr als nur Socken, sie waren wie riesige Stoffsäcke, die sich von alleine aufbliesen um sich über meinen Kopf zu stülpen und mir die Luft abzuschnüren. Dennoch war ich  nicht ausgezogen. Ich habe ihn ertragen, wenn auch nicht akzeptiert. Zumindest nicht vorerst. Als Yoav in mein Leben trat, wie man das so schön sagt, wurde eh einiges anders. Denn als er kam, merkte ich, dass ich Olaf nicht eine Sekunde länger ansehen konnte. Olaf hatte sich selbst so sehr aufgegeben, seine Persönlichkeit war so klein geworden neben all den Sorgen um das Sonderangebot um die Ecke und die Zeit, die die Waschmaschine für einen Waschgang brauchte, dass es für jeden Menschen, der das Leben liebte oder es zumindest versuchte, das richtige Leben meine ich, unmöglich gewesen wäre, Olaf dabei zuzusehen, wie er Lebensfreude verschandelte.


Ich bin kein Wolf und dennoch habe ich mir oft gewünscht, mehr Wolf zu sein. Seit ich hier lebe, bin ich es glaube ich mehr geworden. Das sagten sie alle, denen ich erzählte, dass ich wegwollte, in die Ferne. Die sind unfreundlich da drüben, sagten sie, die werden dich abhärten, sagten die anderen. Und dennoch schien ich mit jedem Tag mehr diejenige zu werden, die ich immer hatte werden wollen. Hingefallen, etliche Male und immer einmal mehr aufgestanden. 

Überall Namen, nirgends Gesichter

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Ihr seid alle Jahrgang 1995, habt also nie einen anderen Bürgermeister als Christian Ude erlebt. Könnt ihr euch ein München unter einer anderen Partei als der SPD überhaupt vorstellen?
Edina: Ich würde meine Hände dafür ins Feuer legen, dass viele auf meiner Schule nicht wissen, dass Ude zur SPD gehört.
Nathan: Der Ude ist ein uriger Kerl, ein richtiger Münchner. Den könnte man schon fälschlicherweise zur CSU stecken.
Edina: Mich hat gestern jemand gefragt: „Willst du jetzt wieder die CSU wählen? Der Ude war doch schon lange genug da?“. Gut, dass der noch 17 ist und nicht wählen darf. (lacht)
 
Wie nehmt ihr den Wahlkampf wahr?
Edina: Über die Plakate.
Nathan: Schmid hat ein hübsches Gesicht auf den Bildern.
Tanja: Es gibt ja auch Photoshop.
 
Josef Schmids Plakate wirken sehr modern. Spricht euch das an?
Edina: Ich finde die Plakate sehr 08/15. Da sind nur Sprüche drauf, die man schon kennt.
Nathan: Ich finde die schon gut gemacht. Das ist auch der Grund, warum ich ein bisschen Angst habe, dass er doch gewinnt. Ich glaube, dass das viele Leute, auch junge, anspricht. Aber seine Partei ist dann trotzdem voller konservativer Menschen aus dem Jagdverein, um es mal überspitzt zu sagen. Und die würde ich nicht wählen.
Tanja: Apropos „modern“: Beim OB-Check des Kreisjugendrings wurde unter anderem gefragt: „Was ist ein Selfie?“. Da kamen sehr lustige Antworten. Ich weiß nicht mehr, wer es war, aber einer hat gesagt: „Das ist ein Bild auf dem Klo“.
Nathan: Wer hat’s gewusst?
Tanja: Sabine Nallinger.



Von links: Tanja (FOS), Nathan (Gymnasium) und Edina (Mittelschule) sind 18 und gehen in München zur Schule. Nathan und Edina wählen in München, Tanja in Pfaffenhofen. Die drei sind StadtschülerInnenvertreter.
 
Redet ihr mit euren Freunden über die Wahl? Wählen alle?
Edina: Ich habe einen sehr großen Freundeskreis, von Sendling bis Neubiberg. Aber ich bin die einzige, die darüber redet. Ich komme aus Bosnien, viele meiner Freunde sind Ausländer und denken: „Ich zähl’ ja eh nicht. Wieso sollte ich also wählen gehen oder mich politisch engagieren? Warum soll ich mich für andere einsetzen?“ So habe ich auch gedacht, bevor ich bei der StadtschülerInnenvertretung war.
Nathan: Meine engen Freunde sind schon interessiert, die sind auch in der Schülervertretung. Diejenigen, die sich politisch engagieren, sind auch interessiert. Die anderen eher nicht so.
Tanja: Meine Freunde gehen schon wählen, aber es wird nicht viel drüber geredet.
     
Habt ihr das Gefühl, dass viele eurer Freunde das wählen, was auch ihre Eltern wählen?
Nathan: Ich glaube, das ist automatisch so. Wie willst du mit 18 schon eine völlig eigenständige Persönlichkeit und eine eigene Meinung entwickelt haben? Fast alle Menschen wählen einfach drauflos, weil sie nicht wissen, ob die ganzen Wahlversprechen eingehalten werden.
Tanja: Nach der Bundestagswahl, das erste Mal, dass ich wählen durfte, habe ich mit meinen Eltern gesprochen, und wir haben festgestellt, dass sie ähnliche Interessen haben.
 
Wie seid ihr vor der Wahl informiert worden?
Edina: Auf der Mittelschule wurde es nicht angesprochen.
Nathan: Bei mir hat der Sozialkundelehrer es erwähnt und uns ein Heftchen in die Hand gedrückt, in dem erklärt wird, wie das mit der Kommunalwahl funktioniert.
Tanja: Bei mir ist das in der Schule nie angesprochen worden.
 
Wie habt ihr das dann überhaupt mitbekommen?
Nathan: Durch Freunde.
Edina: Wir haben mal in der Innenstadt mit der Partei Die Freiheit diskutiert. So habe ich erfahren, dass Kommunalwahlen sind.
Nathan: Ich habe eine E-Mail von meiner Vormieterin bekommen. Sie hat geschrieben: „Geht wählen gegen rechts!“ Bei der Briefwahl habe ich dann gesehen, dass sie auf der Liste der Grünen steht.
 
Wie habt ihr euch dann vor der Wahl informiert?
Nathan: Im Internet, auf den verschiedenen Webseiten der Parteien und Kandidaten, und vor allem habe ich das Gespräch gesucht mit meinen Freunden.
Tanja: Ich habe einfach querbeet durchgegoogelt. Und dann war ich eben noch auf diesem OB-Check.
 
Ist euch der Wahlvorgang klar? Wie viele Stimmen man hat, wie man die verteilen kann . . .
Edina: Mir hat das niemand erklärt. Ich wusste aus dem Internet, dass man 80 Stimmen hat. Ich dachte, die wären auf zwei bis drei DIN-A4-Seiten zu verteilen. Ich habe dann meine Lehrerin gefragt. Als sie mir gesagt hat, dass das ein 1,40 Meter langer Zettel ist, habe ich sie doch noch mal gebeten, mir zu erklären, wie das alles geht. Sie hat es mir dann aufgemalt.
Tanja: Bei der Bundestagswahl habe ich Briefwahl gemacht und da wurde der ganze Vorgang noch mal erklärt. Aber ich fand es schon krass, als ich das erste Mal diese Wand von Namen vor mir hatte und überhaupt keine Gesichter.
    
Ihr sagt, viele eurer Freunde interessieren sich nicht für Politik. Wie könnte man das ändern? Zum Beispiel, indem man das Wahlalter auf 16 herabsetzt?
Tanja: Das fände ich nicht so gut. Ich bin jetzt noch sehr unsicher in meiner Entscheidung. Meine Stimme hat ja auch Gewicht, und dafür fühle ich mich noch zu wenig informiert.
Edina: Aufklärung ist wichtig. In jeder Schulform, egal ob Gymnasium oder Realschule.
Nathan: Ein Fach „Politik“ an der Schule wäre völliger Schmarrn. Das wäre langweilig. Das Verständnis, warum man wählen sollte, kann so eine Theoriestunde nicht liefern. Ich hatte bisher noch keinen Sozialkundelehrer, der mich begeistert hat. Die Leute, die mich begeistern, sind die alten Säcke. Diejenigen, die erzählen, was sie wollen, weil sie keine Angst mehr haben, gefeuert zu werden. Ich vermisse oft die Solidarität. Ich hatte Glück, meine Eltern helfen mir finanziell. Ich muss mein Studium nicht einmal selbst finanzieren. Ich habe alles. Und trotzdem gehe ich wählen. Nicht, damit meine Welt besser wird – die ist eh schon viel zu gut. Aber weil ich durch meine Stimme auch etwas für andere Menschen tun kann. Solidarität bedeutet für viele von uns gar nichts mehr, deshalb gehen viele von uns auch nicht wählen. Deshalb gibt es auch Politikverdrossenheit.

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