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Lübeck, Istanbul, Havanna

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Drei Grad Celsius, das klingt nicht nach viel. Drei Grad mehr – deshalb wechseln die meisten Menschen nicht einmal ihre Kleidung. Und doch machen drei Grad einen gewaltigen Unterschied – bezogen auf die Durchschnittstemperatur der Erdatmosphäre. Während der letzten Eiszeit zum Beispiel war es im Schnitt nur fünf Grad kälter als heute.



Nicht mehr zu retten - Die Altstadt von Dubrovnik steht schon bald unter Wasser

Drei Grad mehr, das halten Klimaforscher aufgrund der zunehmenden Treibhausgase in der Atmosphäre in den kommenden Jahrzehnten für plausibel. Genau genommen wären es sogar nur 2,2 Grad, denn 0,8 Grad sind bereits geschafft, seit vor eineinhalb Jahrhunderten das Industriezeitalter begonnen hat. Und weil das System Erde, das Zusammenspiel von Landmassen, Meeren, Atmosphäre und Sonnenstrahlung eine sehr träge Angelegenheit ist, sind noch nicht einmal alle Folgen der bisherigen Erwärmung spürbar. Speziell die Meeresspiegel reagieren träge, allerdings auch unaufhaltsam. Um 1,8 Meter, so lauten die aktuellen Berechnungen, wird der Meeresspiegel in den kommenden Jahrhunderten steigen – ein Nachhall der bereits vollzogenen Erwärmung. Steigt die globale Mitteltemperatur um die erwähnten weiteren 2,2 Grad, werden sich die Meeresspiegel langfristig wohl stolze sechseinhalb Meter über dem heutigen Niveau einpendeln. Hauptgrund ist ein physikalischer: Wasser dehnt sich bei Erwärmung aus. Hinzu kommt Schmelzwasser von den polaren Eismassen.

Um die Folgen zu illustrieren, haben Forscher errechnet, wo auf der Welt das Kulturerbe der Menschheit bedroht ist, wenn sich die Meeresspiegel während der kommenden Jahrhunderte an die veränderte klimatische Realität anpassen.

136 Orte, Landschaften und Bauwerke der Unesco-Weltkulturgüter haben Ben Marzeion aus Innsbruck und Anders Levermann aus Potsdam identifiziert, die in einer um drei Grad erwärmten Welt zumindest teilweise unter Wasser stehen würden. Vom Bremer Rathaus über die Altstädte von Lübeck, Stralsund, Neapel, Brügge, Istanbul und St. Petersburg reicht die Liste bis zur Freiheitsstatue in New York und dem Opernhaus von Sydney. Die Altstadt von Lamu in Kenia, der Rapa-Nui-Nationalpark in Chile, das historische Zentrum von Macao, das alte Havanna und die neolithischen Monumente auf den schottischen Orkney-Inseln, sie alle und viele weitere prominente, kulturell einzigartige Orte sind vom steigenden Meeresspiegel bedroht. „Es ist kein akutes Risiko“, betont Anders Levermann, „aber es zeigt die Unabwendbarkeit des Meeresspiegelanstiegs.“

Erschreckend ist eine weitere Berechnung der beiden Wissenschaftler. Selbst wenn es gelänge, den Klimawandel zu stoppen und die Erwärmung auf heutigem Niveau zu halten – was reine Theorie ist –, würden die Meeresspiegel aufgrund der physikalischen Trägheit noch lange steigen. Von diesem bereits nicht mehr abwendbaren Anstieg werden in den kommenden Jahrhunderten 40 Weltkulturstätten betroffen sein. In Deutschland sind das Lübeck, Stralsund und Wismar, am Mittelmeer Dubrovnik und Rhodos. In Italien sind Ferrara und die Po-Ebene sowie der Domplatz von Pisa betroffen. Und auch Venedig muss mit acqua alta als Dauerzustand rechnen.

Tagesblog - 6. März 2014

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13:05 Uhr: Himmelherrgott, wo ist denn das Feuilleton, wenn man's einmal wirklich bräuchte?! "Halbwesen", "zweifelhafte Geschöpfe, halb Mensch, halb künstliches Weißnichtwas". Das hat die Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoffüber Kinder aus künstlicher Befruchtung gesagt. Weil die auf "abartigen Wegen" entstünden. Diskussionen darüber: bislang unnötig dünn.

11:50 Uhr:
Schlechte Noten im Zwischenzeugnis? Dann rauch's doch einfach - schlägt ein Herr aus Berlin jedenfalls vor. Wir haben mal mit ihm gesprochen. Und mit seinen Kritikern.

11:30 Uhr:
Der Kollege Helten hat einen Google-Alert eingerichtet, der jedes mal losgeht, wenn Tony Hawk irgendwas tut. Und weil irgendwas bei Tony Hawk immer heißt: skaten, müssen wir uns ständig mit diesen nervigen Videos rumschlagen und dem Kollegen erklären, dass die da draußen, in der echten Welt, gar nicht so spannend sind, wie er jetzt gerade denkt.

Aber dieses hier, das gefiel mir mal:
http://www.youtube.com/watch?v=A4vE_vpkr90#t=203

9:40 Uhr:
Noch was aus der SZ-Konferenz: Ein 13-Jähriger hat in den USA einen Kernfusionsreaktor gebaut (was auch immer das genau ist ...). Kleiner Saustreber.

Mich erinnert das etwas hieran:
http://www.youtube.com/watch?v=GDi-baKkL08
Etwa ab 21.18 Minuten ... "Aber es macht nicht Puff!"

Was mich wiederum daran erinnert hat, dass Loriot der lustigste Deutsche der Welt (!) war. Und dass ich eigentlich überhaupt keinen witzigen kenne gerade. Und dann bin ich etwas traurig geworden. Also: Sagt doch mal, wer für euch wirklich lustig ist hier.

PS: "Dickie, nicht die Kuh umwerfen!"

9:10 Uhr:
Guten Morgen. Die Kollegin Haunhorst hatte es schon angekündigt, hier der Beweis:




Die schönsten Socken der Redaktion ...

... mit denen ich soeben aus der sueddeutsche.de-Konferenz gelaufen kam. Themen dort neben der Ukraine und der hauseigenen sehr spannenden Recherche zum Thema Fressen und Moral: Die AZ und ihre Insolvenz. Wie geht's da weiter? Geht's überhaupt weiter?

Bei uns schon. Und zwar mit einer kleinen Ticker-Premiere: knallharte Recherche vom Kollegen van Riesenbeck! Der hat mal herausgefunden, was es Läden tatsächlich kostet, wenn Kunden mit EC-Karte bezahlen. Er fragt im Ticker: "Wie fühlst du dich bei Kartenzahlung?".

Und los geht's.

klau|s|ens beobachtet das an-der-ukraine-zerren

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klau|s|ens, sie ziehen und zerren. die russen sind mit dem militär drin, europa mit geld und diplomatie.


wir reden gar nicht mehr von einer revolution in der ukraine, oder einer spaltung in der ukraine.


die zwei lager formieren sich schon weit außerhalb und dringen dann über ihre kreise nach innerhalb vor. die ukraine ist nur das spielfeld.


außen und innen ist vernetzt, und alles ist letztlich ein großer riss.


der von uns ungeliebte herr putin versucht zu retten, was zu retten ist, wo es doch scheint, dass auch die resteinflusssphäre, die denen in russland noch verblieb, nun zusätzlich angeknabbert wird. (und wie viele staaten sind nach dem zusammenbruch der sowjetunion untreu geworden!)


russland muss jeden tag um alles fürchten. russland lebt vom verkauf seiner rohstoffe und von der anhäufung von waffen. ökonomisch hat es wenig zu bieten.


westeuropa aber unterschätzt, wie angeschlagen und deshalb gefährlich das große russland ist. westeuropa hat ja auch immer seine interessen im kopf.


deshalb spielt russland seltsame und gefährliche spiele mit soldaten, die angeblich nicht russische sind. sind es kostümierte schauspieler?


überall soldaten, die wohl aus dem weltall oder aus hulla-hulla kommen und keine hoheitsabzeichen tragen.


es sind dies alles spiele aus der angst vor dem wegsterben als schwan.


aber in der ukraine leben dennoch menschen, menschen, menschen.


schön. sag das denen doch mal. “hey, ihr da, ihr seid menschen. wir sind alle menschen. was soll das also? warum macht russland nun alles so gefährlich? wir sind doch nur menschen!”


was soll es dann?


alle wollen den großen einfluss haben, alle die große macht. in der ukraine wird stellvertretend der kampf zweier machtsysteme ausgetragen, wobei russland verdammt stark ist … an einfluss, weil es durch rohstoffe die westler an sich bindet. (die auch so dumm sind, sich da durch so große abkaufmengen in aller abhängigkeit auszuliefern.)


westeuropa leidet immer noch an der finanzkrise, will aber dennoch die ukraine als bollwerk mit 11 milliarden und dann wohl noch mehr und noch mehr unterstützen.


wie soll das alles gehen? wohin soll das führen?


vom maidan spricht keiner mehr! und dass sich da der riss in der ukraine so stark offenbarte. der kampf um den maidan scheint beendet, aus, vorbei. nun ist es der kampf um die krim. ja, wie tickt denn die politik?


mittlerweile hat man fast den eindruck, als gäbe es in der westukraine gar keine antiwestler mehr.


und die ostukraine soll rappelvoll von russlandbefürwortern nun sein.


glaubst du das? ist politik ein ritterburgspiel? funktioniert es so wie einst in meinem kinderzimmer?


nach dem, was ich lese und höre und sehe, denke ich: ja, ganz offensichtlich. der sich aufspielende putin verhält sich so. der winselnde westler ebenso.


dann könnte aber auch micky maus jegliche friedensverhandlungen oder rundtisch-debatten führen, in begleitung von prinz eisenherz.


manchmal ist die welt verdammt lächerlich.


aber es sind doch menschen!






HOMEPAGE VON KLAU|S|ENS:
http://www.klausens.com

Soul Kitchen

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Die alte Dame zögert, geht weg, als würde sie sich schämen, dann kommt sie wieder und fragt den Mann mit dem großen Kochlöffel in der Hand: „Kann ich auch eine Suppe haben?“ Da lächelt Konstantinos Polychronopoulos.



Griechischer Junge am Stand von Polychronopoulos

Metaxourgiou ist einer der schlichteren Stadtteile von Athen, viele Häuser zeigen starke Spuren des Verfalls. Auf einem Gemüsemarkt gibt es billige Tomaten, Kohl und Orangen. Zwischen zwei Ständen hat der Grieche Polychronopoulos seinen Gaskocher aufgebaut. Darauf steht ein großer Stahltopf, darin köcheln Reisnudeln in Tomatensoße mit frischem Fenchel. Dampf und Duft ziehen über die Marktgasse hinweg. Ein paar Kinder haben sich auf die Bordsteine gesetzt, sie warten auf die Suppe, wie die alte Dame im hellbraunen Mantel mit dünnen Pelzkragen.

Seit dem 6. Dezember 2011 kocht Konstantinos Polychronopoulos auf den Straßen von Athen. „Jeden Tag an einem anderen Ort“, sagt er. „Ich habe keinen einzigen Tag unterbrochen“, sagt er. Seit Konstantinos kocht, geht es ihm gut. Vorher war das anders. „Zwei Jahre habe ich nach Arbeit gesucht“, erzählt der 49-Jährige. Bis 2009 war er 25 Jahre lang in einer Firma für das Marketing zuständig. Dann kam die Krise. Weil er offiziell nicht angestellt war, sondern als Dienstleistungsunternehmer quasi selbständig, konnte er kein Arbeitslosengeld beantragen. „Das geht vielen Leuten so“, sagt er. „Ich musste von der Rente meiner Mutter leben. Bald war ich depressiv und einsam.“ Eines Tages sah er zwei Kinder auf einem Markt in einem Mülleimer wühlen. Die Kinder hatten offensichtlich Hunger. „Da bin ich nach Hause gegangenen und habe zehn Brote geschmiert und sie auf den Markt gebracht.“ Aber die Kinder hätten sich geschämt, die Brote zu nehmen, erzählt der Grieche.

Da kam ihm die Idee mit dem Kochtopf. Er nahm einen Freund mit, sie fragten die Markthändler nach je einem Stück Gemüse und kochten erstmals in aller Öffentlichkeit. Gemüseeintopf. Konstantinos und sein Freund fingen an zu essen. „Da trauten sich die Leute näherzukommen, sie aßen mit uns.“ Konstantinos sagt, „es geht nicht um Almosen, es geht um Würde“.

Konstantinos hat inzwischen Nachahmer gefunden, in anderen Orten Griechenlands. Er hat von ihnen gehört, eine Organisation für all diese Köche will er aber nicht. Es soll keine Bürokratie geben. Im Internet kann man erfahren, wo „O Allos Anthropos“ (Der andere Mensch), wie seine Initiative heißt, kochen wird. Daran können sich auch die Spender orientieren, die ihm Lebensmittel bringen wollen. Leute, die es sich leisten können, aber auch solche, die wenig haben. „Wir hatten schon Obdachlose, die mit einer Tüte Nudeln kommen, weil sie ja keinen Platz haben, wo sie kochen könnten“, erzählt der Koch, der selbst von kleinsten Spenden lebt.

Inzwischen hat er auch immer einige Helfer dabei. Sie bauen einen langen Tisch auf, darauf das Einweggeschirr, Brot, Wasser. An diesem Tag in Metaxourgiou hat ein Grieche in einem guten Anzug auch eine Flasche Tsipouro, griechischen Tresterbrand, mitgebracht. Konstantinos nimmt einen kleinen Schluck aus einem Plastikbecher und rührt weiter im Topf.

Ein paar Musiker sind auch gekommen. Konstantinos tänzelt im Takt um den Topf. „Soul Kitchen“, Küche mit Seele, haben sie seine Initiative in Athen getauft. Das gefällt ihm. Am Wichtigsten ist dem Koch Konstantinos jedoch, dass die Menschen, die mit ihm sein tägliches Essen teilen, „auch miteinander reden“. Denn Einsamkeit kann so schlimm sein wie Hunger.


Die Rauchnote

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„Hurra, hurra, die Schule brennt“ heißt ein Lied der Band Extrabreit aus den Achtzigern. Für die einen klingt das nach Rebellion, für andere nach blinder Zerstörungswut. So ähnlich verhält es sich auch mit der Aktion von George Papa, einem vierfachen Vater aus Berlin. Papa ist studierter Architekt und arbeitet als Projektmanager. Der 38-Jährige mit der blassen Haut und den dunklen Haaren ist das Gesicht des Netzwerks "unschulbar", das seit Januar 2014 Schüler dazu aufruft, öffentlich ihre Zeugnisse zu rauchen.

Papa selbst begründet die Aktion so: „Zeugnisse sind total subjektiv. Zum einen liegt das am Lehrer - man kann im selben Fach bei verschiedenen Lehrern total unterschiedliche Noten haben. Zum Anderen an der Prüfungssituation –  jeder kann mal einen schlechten Tag haben." Weiter erklärt er: „Eine Note ist keine Belohnung für einen Schüler. Noten sagen nichts über die Begabungen eines Schülers aus.“

Dass Noten auch einen Ansporn darstellen können, glaubt er nicht: „Ich kenne keinen Schüler, der sich darüber freut. Das ist eine Minderheit", sagt Papa. Der Leitspruch seines Netzwerkes ist deshalb "Du bist nicht deine Schulnoten" - so will er kritisches Denken und am Ende eine schulsystemkritische Bewegung ins Rollen bringen.

Unschulbar existiert seit Juni vergangenen Jahres und ist aus der Stiftung Leonidasnet hervorgegangen, die sich für das vermehrte Lernen von Programmiersprache einsetzt. Papa ist dort Projektleiter. Auf der Website von unschulbar kann man auch einen Clip ansehen, in dem Jugendliche eine Rauchaktion inszenieren. Sie bitten Passanten um Feuer und stecken sich daraufhin eine Zeugnisrolle gefüllt mit einer Unmenge Tabak an. Fast alle Reaktionen sind belustigt. Ein echtes Zeugnisrauchen hat allerdings noch nicht stattgefunden.
http://www.youtube.com/watch?v=PNT5E2RDKXI
Auf der Website von unschulbar klagt außerdem ein anonymer Schreiber in einem Brief die Elterngeneration an, Diener eines unmoralischen Systems aus Kapitalismus, Selbstoptimierungswahn und Leistungsdruck zu sein. Papa sagt dazu:„ Dieser Text ist eine Botschaft an die Eltern, dass sie sich selbst den Spiegel vorhalten müssen, bevor sie ihre Kinder als faul und orientierungslos abstempeln. Der ganze Druck kommt letztlich meistens von ihnen." Ihm zufolge habe eine 16-Jährige sich Ende Januar das Leben genommen, weil ihre Eltern ihr wegen schlechter Noten ihr Lieblingshobby, das Klettern, verboten hätten.

Allerdings sagt Papa auch von sich selbst, dass er seine Kinder anfangs unter Druck gesetzt habe. Erst vor vier Jahren begann er die Ursache von schlechten Leistungen beim Schulsystem und nicht mehr bei seinen Kindern zu suchen. Auslöser für die unschulbar-Aktion war dann ein Ereignis im vergangenen Oktober: Papas achtjähriger Sohn kam von der Schule und meinte, er sei dumm, weil er Nachhilfe nehmen muss. Von da an war Papa fest entschlossen, etwas zu ändern.


George Papa ruft zum Rauchen der Zeugnisse auf - da dem bisher allerdings noch niemand offiziell nachkam, mussten wir ein Symbolfoto wählen.

Die anonyme Anklageschrift an die Eltern auf seiner Website bekam positive Resonanz: "Viele Schüler haben uns mitgeteilt, dass dieser Text sie sehr bewegt hat. Viele sagten, sie hätten geweint", erzählt Papa.
Eltern und Lehrer hingegen kritisieren das Projekt massiv. Er bekommt Mails, in denen er als "DDR-Nostalgiker" beschimpft wird. Denn einen Haken hat Papas Kritik: Sie ist pauschal. Unschulbar bietet auf seiner Website zum Beispiel T-Shirts mit Stinkefinger-Motiv oder dem Aufdruck „Fuck Schule" an. Ob solche Mittel zu differenziertem Denken erziehen, kann man hinterfragen.

Alexander Nast von der Gegeninitiative "unschulbar.org" hält Papas Vorgehen für problematisch: „Zeugnisse im Allgemeinen finde ich auch nicht gut. Den Gedanken hinter der Aktion von unschulbar finde ich also richtig, aber die Mittel sind plakativ, reißerisch und zerstörerisch. Das kann am Ende sogar kontraproduktiv sein.“ Den ähnlichen Webseiten-Namen wählte er, damit seine Gegenpetition beim Googlen von „unschulbar“ direkt miterscheint. Seine Bedenken gegenüber der Aktion erklärt er so: „Da ist die Angst, dass die Jugendlichen nur das Plakative sehen, nach dem Motto ‚Wir scheißen auf alles. Wir zünden jetzt diese Zeugnisse an. Egal, jetzt chillen wir mal 'ne Runde!‛ Und da ist die Angst, dass das noch schlimmere Folgen hat, dass sich die Schüler gar nicht mehr mit ihrer Zukunft befassen."

Papa teilt diese Befürchtungen nicht. Er sieht die Gleichgültigkeit als Mittel zum Zweck, durch das er einen rapiden Leistungsabfall provoziert, der die Politiker zwingt, sich mit dem Thema Zeugnisnoten zu beschäftigen. „Die Welt hat sich in den letzten 20 Jahren drastisch verändert, das Schulsystem gar nicht. Um eine Kleinigkeit zu erreichen, muss man auf solche drastischen Mittel zurückgreifen. Wir sind nicht gegen Schule, aber wir wollen eine Schule, die in das 21. Jahrhundert passt", sagt er.

Um noch mehr Menschen davon zu überzeugen, will unschulbar ab dem 21. März unschulbar mit einem Bulli quer durch Deutschland touren und Werbung für die Aktion machen. Papa hat in 16 Bundesländern Versammlungen angemeldet. Für Berlin hat er 1000 Teilnehmer vor dem Brandenburger Tor angekündigt. Das stößt allerdings nur selten auf Begeisterung: Mathias Brodkorb, SPD-Bildungsminister in Mecklenburg-Vorpommern, hat bereits die Eltern davor gewarnt, ihre Kinder Zeugnisse rauchen zu lassen. George Papa hat selber unter sein Video von der ersten Rauchaktion geschrieben, dass nur Über-18-Jährige ihr Zeugnis rauchen dürften, für Jüngere sei es verboten. Die Gruppe der Schüler, die legal an der Aktion teilnehmen kann, minimiert sich also.

Wer trotzdem unbedingt sein Original-Zeugnis verrauchen möchte, ist nicht auf ewig verloren: Gegen Vorlage von Geburtsurkunde, Personalausweis und einer Gebühr von meistens fünf Euro bekommt man beim Schulamt eine Zweitschrift. Dass es sich dabei nicht um das Original handelt, wird allerdings auf dem  Zeugnis vermerkt. Gegebenenfalls muss man dann auf Nachfrage im Vorstellungsgespräch erzählen, was aus dem Original-Dokument wurde. Die Antwort "habe ich geraucht" wird, so lange sich George Papas Initiative nicht durchsetzt, wohl nicht jedem Personaler gefallen.

Die irren Augen von Mesut Özil.

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Die irren Augen von Mesut Özil können schreiben.

Es war ein Tag, wie jeder andere: Eine bekannte Aneinanderreihung von Gewohnheiten, Abläufen und Gesprächen. Ich badete darin, wie in einem „Ich habe Miles Davis gehört und verstanden“ Badezusatz. Es roch nach Moschus mit einer kleinen Prise Patchouli. Zufrieden suhlte ich mich in meiner überbordenden Selbstgenügsamkeit. Bis. Ja. Bis die Mutter aller Eilmeldungen über den Live-Ticker kabelte. Eine Horror-Nachricht. Nein, der Krim-Krieg war nicht ausgebrochen. Schlimmer. Der Musikantenstadl wurde bis Ende 2015 verlängert. Und als wäre das Elend der Welt nicht versinnbildlicht durch diesen Sieg des Schunkel-Deutschlands über den Rest an Geschmack, meldete die Abendzeitung Insolvenz an. München ohne Abendzeitung ist wie Kir ohne Royal. Na, gute Nacht.


In dieser Stimmung saß ich am Tresen meiner Stamm-Kneipe und genoss ein Pils aus der Hausbrauerei. Ich fühlte mich als Teil einer Bewegung, die sich nicht bewegte, sondern an Kneipentresen festgebunden die Dinge versteht. Oder verstehen will. Oder auch nicht versteht. Je nachdem, wie man es eben versteht. Verstanden? Egal. Jedenfalls sitze ich da schaue die Kacheln an der Wand an, denke deswegen aus unerfindlichen Gründen an Jörg Kachelmann in einem „New Jörg City“ T-Shirt, als mir der Typ neben mir auffällt. Also nicht der Typ an sich, sondern seine Augen. Ich bin total fasziniert davon, denn sie sehen genau so aus, wie die von Mesut Özil. So ein bisschen glupschig und rausgewölbt, als ob der Druck in seinem Kopf einfach zu groß ist. Und diese gewisse Melancholie in seinem Blick: wie ein steter Herbst der stummen Schreie.


Ich schaue ihm in die Mesut Özil Augen, grinse und setze an: „Du hast Augen wie...“ „Mesut Özil“, verbindet der junge Mann meinen Satz. Scheinbar hat er das schon oft gehört. Vielleicht auch zu oft. Spontan bitte ich ihn um ein Autogramm. Er lacht und unterschreibt auf einem Bierdeckel. Lässig schiebt er den Deckel rüber. Leider hat er aber nur die Augen von Mesut Özil und ist nicht Mesut Özil selbst. Darum kann ich sein Autogramm nicht auf ebay verkoofen und bekomme dafür circa 300 Milliarden Euro. Was könnte ich für die 300 Milliarden Euro alles erstehen? Zum Beispiel die Abendzeitung. Dort würde ich ohne Schimmer vom Journalismus Schimmerlos-Journalismus machen. Ich finde das ist ein wunderbares Vorhaben. Die Abendzeitung wäre die erste Tageszeitung die völlig unabhängig von ihren Lesern wäre. Die bräuchte sie gar nicht mehr. Warum auch? Wir könnten über alles schreiben, was wir wollten: Blumen, Bienen oder abstürzende Steilküsten. Ein Traum. Und wenn es mal einen Tag geben würde, an dem wir keinen Bock hätten, würde die Abendzeitung einfach gar nicht mehr erscheinen. Oder als App.  Was auf das gleiche hinausläuft. Wie einfach die Welt doch war, wenn man sie durch die irren Augen des Mesut Özil betrachtete.


Ich zahlte, ging raus auf die Straße, auf der es schon nach Frühling roch. Es war doch nicht alles schlecht. Nur fast alles.



PS: Der einzige Stadl-Witz, den ich noch reißen kann:


„Darf ich mich vorstellen: Andy Borg.“


„Angenehm: Alf, Mensch.“


 



Was mir das Herz bricht: verwaiste Pavillons

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Es ist Frühjahr, es ist eigentlich noch zu kalt zum Grillen oder soll zumindest heute Nacht noch regnen, aber das ist egal, denn: Über euch spannt sich das schönste, temporäre Firmament des Sommers. Ein Pavillon, vielleicht sogar noch unterfüttert mit der wohligen Wärme eines Heizpilzes. Irgendjemand sagt: „Gut, dass wir das Ding noch hatten“ und alle prosten sich zu. Kostet ja auch nicht viel so ein Pavillon und sogar ein Schimpanse kann ihn locker aufbauen. Feine Sache also. Der Rest der Nacht verschwindet in der weichen Bierbeschwipstheit, Anekdoten aus der Schulzeit und Kartoffelsalat mit Mayo. Aufräumen? Können wir noch morgen!  

Das geschieht dann auch: Die leeren Flaschen, der fremde Typ mit der Blumenkette - sogar das Klo wird irgendjemand putzen. Ein Gegenstand bleibt allerdings garantiert immer stehen. Vielleicht, weil er billig war, einfach zu ersetzen. Vielleicht, weil man bei seinem Abbau die Planen wieder in geordnete Bahnen legen muss und die dazugehörige Pappschachtel nach der einmaligen Herausnahme konsequent zu schrumpfen scheint. Oder einfach, weil man in unserer schnelllebigen Gesellschaft schon wieder vergessen hat, was einem gestern noch das größte Glück beschwert hat: Für den Pavillon gibt es nach einer Party keine Liebe mehr.  


Knack!

Er bleibt stehen, alleine und unbeachtet. Manchmal wird er sogar unverschuldet zum Objekt des Hasses, weil er einem ein schlechtes Gewissen macht. Der sommerliche Nieselregen tropft von seinem Spitzdach, abgelöst von sengender Hitze. Kleine, grüne Wucherungen bilden sich an seinen Füßen. Die ersten Algen nehmen von ihm Beschlag, wie von einem toten Fisch. Doch anstatt zu reflektieren, dass man selbst ihn wie ein Waisenkind dort ausgesetzt hat, nehmen Gedanken wie „eigentlich könnte ich ihn auch wegschmeißen“ die Oberhand.

Und das ist es auch, was am Ende passiert: Ein Windstoß hat ihn vielleicht vorher noch in die Knie gezwungen, nach Tagen des standhaften Rumstehens im Garten. Und dann macht es nicht nur „knacks“ im Herzen sondern auch in seinem Gestänge. Er bricht zusammen. Und endlich hat man einen Grund, ihn nie wieder in seine Schachtel zurückzupacken, sondern im Müll zu versenken. Der Patient ist tot und das Herz seines Besitzers sticht nicht mehr wegen des schlechten Gewissens. Meins ist dafür endgültig gebrochen.  

Pavillon bedeutet übersetzt „Lustzelt“ und das fasst das gebrochene Herz perfekt zusammen: Lust ist etwas kurzfristiges. Man genießt sie, so lange sie brennt. Ist sie gestillt, bleibt, wenn überhaupt, nur etwas Müll zurück. In diesem Fall ein trauriger Pavillon.

Endlich Entspannung machen

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Gerade als ich aufstand um diesen Text zu schreiben, stoßte ich mir den  Kopf, wobei ein Buch von Amselm Grün runterfiel. Wie können wir arbeiten und Entspannung verbinden? Es herrscht wohl ein Mythos der Entspannung vor, wobei Entspannung als Auszeit gesehen wird. Was wäre wenn es dafür nur einen Begriff gäbe. Es ist wohl der Begriff der Arbeit überlastet. Bequemlichkeit durch den Begriff des "muss" geschaffen. In der Entspannung etwas zu tun irgendwo ein Gegensatz. Als könnten wir nicht in Augen lesen. Irgendwo hat die Arbeit mit allem zu tun und die Entspannung mit nichts. Dann finden wir heraus woran es liegt, doch es ist kein herausfinden. Es ist verloren was nicht groß gemacht wird, doch groß sind ähnliche Ideen. Wir könnten morgen sterben und heute nicht leben. Ist Privatsphähre wenn sie öffentlich wird nicht mehr privat. Ist das streicheln einer Katze nicht wichtig. Und wollen wir nicht anders leben. Gibt es Gott oder wollen wir ihn für uns nicht. Es geht doch minimalistisch. Und mit Takt.


   Michael Josef Sommer 

DVÖ legt treffen aufs Eis

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Laut der Schweizer Medien, habe die Partei DVÖ das treffen das für den kommenden Montag angesetzt worden ist aufs Eis gelegt.
Gründe waren, dass die Partei derzeit mit dem Aufbau der Politischen Aufgaben sich befindet.
Derzeit fördert die DVÖ aus Österreich, dass eine Friedliche Lösung für die Ukraine gefunden werden müsse.

Der Parteivorsitzender Sadzid Husic habe das treffen deshalb, vorerst abgesagt jedoch ist er für ein neuen Termin bereit.
Der Schweizer Botschafter ist enttäuscht, denn immerhin in dem Vertrag zwischen Partei und dem Staat Schweiz ging es um Finanzielle sowie Politische Unterstützung.
Die Partei DVÖ, ist seit einer geraumen Zeit bekannt dafür sich für die Direkte Demokratie und Volksabstimmungen einzusetzen.
Was dem Schweizer Staat gefällt, und wo sie natürlich auch Unterstützen würden.

Auf die frage wann das neue Treffen stattfinden könnte, habe der Botschafter gesagt.
"Das er auf den Parteivorsitzenden Sadzid Husic wartet um, ein Termin auszuhandeln".

Der Versuch, das langweiligste Gedicht der Welt abzufassen

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Ob Liebe, Trauer, Heiterkeit,


die Dichtkunst ist gar stets bereit,


bei der Lektüre Hochgefühle


auszulösen, hat man viele


tausendfach behandelt schon,


so stell ich fest, die Emotion,


mit der ich meine Zeit mir teile,


ist zumeist die Langeweile.


 


Was Brecht und Goethe ignorieren,


werde ich hier stilisieren,


wenn die Reime sich nur paaren


und an Inhalt auch noch sparen,


weil um mich sich gar nichts tut


(selbst der Sekundenzeiger ruht),


dann schreib ich auch die nächste Zeile,


nur weil ich mich so langweile.


 


Fehlt auch wirklich jede Lust,


so bleibe ich mir stets bewusst,


als Dichter letztlich zu versagen,


wenn die Ödnis nicht zum Tragen


kommt beim Leser, der dafür


nur Wut empfindet als Gespür,


hab ich ja seine Zeit geklaut,


doch wovor mir am meisten graut,


ist Staunen ob der Poesie,


fehlt hier doch jede Ironie.



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Es wird immer schlimmer, nicht besser, zumindest nicht bei mir. Das ist eine ungünstige Ausgangsposition, aber seit nem Monat ist das Gedankengut wieder dasselbe und ich wache mit denselben Fragen auf, die ich mit in den Schlaf nehme. Daher sehe ich Dich auch zunehmend im Traum und kann nichtmal in Ruhephasen Abstand gewinnen. Zudem muss ich mich mit Menschen rumschlagen, die - ich weiß nicht - wirklich einfach nur dumm sind, oder schlichtweg nicht an diesem Planeten interessiert.
Gespräche die wir führten, kommen mir dann wieder in den Sinn, die sich einfach abhebten von der Norm. Oder ist dies meine subjektive Meinung? 

Jedenfalls, auch wenn Du das hier nicht lesen wirst, ich muss an Dich schreiben, den inneren Druck befreien, denn er setzt mich zunehmend ausser Gefecht und dabei sollte es nach den vielen Monaten doch eigentlich besser werden und nicht wieder schlimmer.

Was mir das Herz bricht?

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Was mir das Herz bricht?

Es ist bereits gebrochen.

Seidenpapier

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Die Haut ist so unendlich zart und zerknittert wie Seidenpapier. Die Spuren der Jahre haben sich in die Haut gefräst. Die Venen sind hart, die Finger dafür stark.


Ihre Augen leuchten auf und ihre Stimme erhebt sich leise.


„Dinge haben sie mir erzählt, die ich niemals wissen wollte. Mir ist bewusst geworden: dieser Weg ist nichts für mich und an der Kreuzung wählte ich den weniger begangenen Pfad. Das erzähle ich dir jetzt, weil meine Geschichte in dein Ohr geflüstert werden wird, wenn ich erstmal fortgegangen bin.


In diesem Leben, weißt du, musst du Dinge finden, die dieses Leben für dich lebenswert machen. Wenn erst die Dunkelheit dich umschlossen hat, dann wirst du dorthin zurückgehen, wo du bereits zuvor warst. Dieses Leben ist so zerbrechlich wie ein Traum. Und nichts ist je so, wie es scheint.


Und ich habe meine Unschuld verloren, als ich ihn eintauchen ließ – mit seinem endlosen Blick, mit dem er mich ansah, weckte er in mir das Leben. Und jetzt, jetzt weiß ich nichts mehr, überhaupt nichts: Es ist diese Leichtigkeit, die dich erst ereilt, wenn du fällst.“


 


Auch wenn wir uns in andere Menschen nicht hineindenken können, sollten wir uns dennoch Zeit nehmen, zuzuhören, wenn andere etwas erzählen. 


 


 


[Nach Lily Kershaw - As It Seems]


 

Tote Hose

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Verliert sich die Geile Meile in Kommerz und Kontrolle?
 

Für Babsi 2.

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Eine kleine Zelle. So unvorstellbar klein das wir es mit unserem Verstand kaum begreifen können.
Milliarden davon erneuern sich jeden Tag in unserem Körper. Eine Zahl die wir benennen können, aber keine konkrete Vorstellung in unserem Kopf auslöst. Billionen davon leben in unserem Körper. Eine Zahl die eben eine Zahl ist. Um genau zu sein sind es tausend Milliarden. Bereits die Zahl tausend wird schwierig uns vorzustellen. Aber das ist gerade noch im Bereich des Begreifbaren. Winzig kleine Lebewesen, die jeden Tag in unserem Körper ihre Arbeit verrichten. Eigentlich sind wir ein Lebewesen aus vielen verschiedenen anderen Lebewesen.
Wir sind diese Lebewesen. Sie steuern unsere Blutbahn, regeln unseren Hormonhaushalt und kümmern
sich in unserem Magen darum das sich keine anderen, für uns schlechten, Lebewesen einnisten. Sie sorgen dafür das das Mutterschiff Mensch funktioniert.

Jetzt gibt es neben uns Menschen noch so viele Tierarten das wir bis heute noch nicht einmal annähernd
auch nur einen Bruchteil davon entdeckt haben, geschweige denn erforscht. Alleine in der Pflanzenwelt gibt es so viele verschiedene Arten das wir wahrscheinlich auch nie alle davon entdecken können.
Das da die Tiefe der Meere für uns wohl immer ein unlösbares Geheimnis bleiben wird klingt da fast schon logisch, wenn nicht sogar anmaßend überhaupt etwas anderes zu denken. Wir, die Menschen, die
Tiere, die Pflanzen und Bakterien bevölkern unseren Planeten Erde, sowie die kleinen Lebewesen unseren Körper bewohnen. Würde man alle Menschen, also 7, 2 Milliarden, nebeneinander auf eine Parkbank
setzen, müsste diese 3,6 Millionen Meter lang sein. Anders ausgedrückt: Sie würde sich 85 mal um die Erde winden.

Das Gedankenspiel wie lang diese Parkbank sein müsste wenn wir alle lebenden Arten nebeneinander
setzen würden, kann man sich getrost sparen. Es wäre immerhin wieder nur eine Zahl die unser Verstand nicht erfassen könnte. Es wimmelt also nur so von Leben in unserer bunten kleinen Welt, geschützt durch unsere Atmosphäre die den Planeten umhüllt.
Außerhalb davon herrscht Kälte. In unserem Sonnensystem gibt es noch weitere Planeten, wie ja allgemein bekannt ist. Doch was genau ist ein Sonnensystem und wie kann man sich das eigentlich nur ansatzweise vorstellen, wenn wir es noch nicht einmal im entferntesten schaffen unsere Welt gedanklich erfassen zu können? Immerhin ist unser äußerster Planet von der Sonne fast 6 Milliarden Kilometer entfernt. Und das ist im Universum nicht mal ein Katzensprung, eher zwei Sandkörner in der Wüste die nebeneinander
liegen, wenn nicht sogar aufeinander. Da ist unser Mond gerade zu lächerlich nahe, mit einer Entfernung von 384.400 km. Das ist etwas mehr als Lichtgeschwindigkeit, die exakt 299.792 km/s zurück legt.
Ja, pro Sekunde. Doch das ist längst nicht alles. Das war erst das Einmal eins der Zahlen. Der uns näheste Stern, also eine andere Sonne und die Betonung liegt hier auf näheste, ist von uns 4, 3 Lichtjahre entfernt. Das bedeutet: Wenn wir von der Erde aus einen Lichtstrahl in Richtung dieses Sternes schicken, dann benötigt es 4,3 Jahre bis es dort angelangt ist. Das wären dann zwei Sandkörner in der Wüste die nebeneinander liegen. Aber noch ganz nah nebeneinander, sodass kaum ein Hohlraum dazwischen besteht. Obwohl selbst in diesem Hohlraum wieder Tausende von Bakterien ihren Lebensraum finden würden. Die Galaxie in der wir leben, die Milchstraße, beherbergt 300 Milliarden Sterne, die einen Durchmesser von 100.000 Lichtjahren hat. Also in hunderttausend Jahren kommt ein Lichtstrahl von einem Ende zu dem anderen. Wir leben übrigens ziemlich am Rand unsere Galaxie, weshalb sie auch den Namen Milchstraße trägt. In klaren Nächten kann man einen milchigen Streifen am Himmel beobachten, der nichts weiter ist als der Rand unserer Spiralengalaxie. Eine Galaxie die nur eine Nadel im Heuhaufen ist, im Vergleich zum gesamten Universum. Die nächst gelegene Galaxie, also die gleich um die Ecke liegt ist gerade mal 2,5
Millionen Lichtjahren weit weg. Unser direkter Nachbar. Noch eher unser Mitbewohner, die Andromeda Galaxie, die wir mit bloßem Augen erkennen können. Besser gesagt: Wir sehen die Andromeda Galaxie wie
sie vor 2,5 Millionen Jahren ausgesehen hat. Denn solange hat das Licht gebraucht bis es bei uns angekommen ist. Ein Blick in den Sternenhimmel, ist also immer ein Blick in die Vergangenheit. Selbst das Licht der Sonne bis zur Erde benötigt 8 min. und 19 sek. Unsere Sonne, ein einzelner Stern, nur einer von 300 Milliarden. Unsere Erde, nur ein Planet, unter.. ja unter wie vielen? Hat doch unser Sonnensystem bereits 9 Planeten. Das kann jeder selbst hochrechnen.
Genauso wie die Zahl der gesamten Planeten im Universum. Als kleine Hilfestellung; Es gibt schätzungsweise etwa 100 Milliarden Galaxien.
Ja, Milliarden. Und wer jetzt tatsächlich seinen Taschenrechner zückt, muss bedenken das er nicht unsere Galaxie als Maßstab verwenden kann. Denn sie gehört im Zoogarten Universum zu den Kleinlebewesen. Jetzt muss man sich zwangsläufig eine Frage stellen?
Sind wir allein im Universum? Im Mittelalter glaubten die Menschen das die Erde der Mittelpunkt des Universums sei. Süß, nicht? Heute glauben wir das wir der einzig bewohnte Planet im Universum sind. Wer bereits den Taschenrechner in der Hand hat, weiß wohl schon ungefähr welch ungeheure Platzverschwendung das wäre. Aber nicht alle Wissenschaftler gehen davon noch ernsthaft aus. Führende Experten auf dem Gebiet glauben sogar, das sich Leben auf einem anderen Trabanten unseres Sonnensystems befinden könnte. Auf dem Jupitermond Europa, unter der Eisschicht, wo man flüssiges Wasser vermutet, das sich durch die Gravitationskraft erwärmt. Ernsthafte Mathematiker bezweifeln es heute kaum noch, das es andere Spezien, anderes Leben, ja wahrscheinlich sogar andere Zivilisation gibt. Um genau zu sein, gehen sie davon aus, das die Wahrscheinlichkeit bei nicht mehr als 100% liegt.

Wir können übrigens „nur“ 14 Milliarden Lichtjahre in die Vergangenheit blicken, weshalb man auch das Alter des gesamten Universums auf diese Zahl schätzt. Was sich „dahinter“ verbirgt, darauf können sich nicht einmal Science Fiktion Autoren einigen.
Das ist für uns so unvorstellbar, wie für ein Bakterium in unserem Körper, die Außenwelt, die, gehen wir
einmal davon aus das unser Bakterium denken kann, eigentlich gar nicht existiert. Es kennt nur unseren Körper und auch hier nur einen kleinen Bruchteil. Ein Bakterium im Knie ist von unserer Hand so weit
entfernt wie wir von Andromeda. Immerhin sterben in jeder Sekunde in unserem Körper 50 Millionen Zellen und genau so viele werden auch wieder „geboren“. Was gerade zu lächerlich klein ist wenn man die Tatsache bedenkt das ein erwachsener Mensch aus etwa 60-90 Billionen Zellen besteht. Fast so lächerlich wie die 7 Milliarden Menschen, wenn man bedenkt das in uns selbst Völker mit einer so hohen Bevölkerungszahl leben. Für diese Zellen sind wir ihr Universum. So wie unser Planet nur eine Zelle im Universum ist. Was sind dann eigentlich wir? Zellen von den Zellen? Gehen wir einmal davon aus, dass unsere Zellen aus irgendeinem Grund plötzlich hyper intelligent werden, ein Raumschiff entwickeln und ihr Universum, also unseren Körper verlassen können. Sie würden uns von außen betrachten können und würden mehr oder weniger erkennen in was sie da wohnen.
Aber würden die ernsthaft auch verstehen was sie da sehen? Wie auch? Sie könnten nicht einmal ansatzweise die Größe abschätzen in der sie sich befinden. Weder unsere Naturgesetze verstehen, oder den Sinn ihres eigenen Daseins.
Sie wüssten nicht, das wir sie brauchen um denken, fühlen, schlafen und gehen zu können. Gar nicht vorstellbar was die armen Kreaturen wohl denken müssen wenn sie mitten durch eine Großstadt fliegen und auter wandelnde Universen auf den Straßen herum spazieren sehen.
Wenn wir denen dann noch etwas von unserem Universum erzählen, von dem wir selbst so gut wie nichts wissen, dann verstehen die nicht mal mehr Bahnhof. Sie stellen sich wahrscheinlich ihr ganzen Leben lang
die Frage welchen Sinn ihr da sein hat. So ähnlich geht es uns auch.
Wir können das Universum nur als Zelle betrachten, alles andere scheitert an unserem Verstand. Vielleicht ist unser Universum auch nur eine Zelle, eine Zelle von Billionen, in dem Körper eines anderen Lebewesens. Vielleicht ist es ja deshalb so dunkel da draußen. Wie wohl die Welt außerhalb dieses „außerirdischen“ oder besser gesagt „außeruniversischen“ Lebewesens aussieht?
Wenn der uns dann auch noch von seinem Universum erzählt.....



 




Bist du stolz auf deine Uni?

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Elite-Unis: Irgendwas sperrt sich bei vielen, wenn sie den Begriff hören. Die Identifikation mit der eigenen Uni ist in Deutschland schwach ausgeprägt. Wenigstens verglichen mit den USA. Vielleicht, weil man es hier allgemein weniger hat mit dem Stolz. Dabei wäre es doch eigentlich legitim, ein Ehrgefühl für seine Uni zu empfinden. Anders als beim Stolz auf eine Nation, in die man ohne Eigenleistung hineingeboren wird, hat man sich die Mitgliedschaft an einer Hochschule selbst erarbeitet und ausgesucht. Meistens haben die Studenten dafür etwas geleistet.  




Adel verpflichtet, oder? Die Statue von Alexander von Humboldt vor der gleichnamigen Universität.

Vielleicht hilft ja dies: Das Times Magazin hat erfahrene Wissenschaftler nach der Reputation von Universitäten auf der ganzen Welt gefragt. Diese Woche wurden die Ergebnisse veröffentlicht: Beide Unis in Berlin und München sowie die Rupprecht-Karls-Uni in Heidelberg und die RWTH Aachen gehören zu den 100 angesehensten der Welt. Ein leicht schales Urteil, weil es doch allein auf dem subjektivem Urteil der Befragten basiert. Aber immerhin.  

Wie ist das bei dir? Bedeuten dir solche Ergebnisse irgendwas? Oder die Geschichte deiner Uni? Gehörst du zu jenen Heidelberger Student, die mit gereckter Brust durch die Gänge laufen, weil vor vielen Jahren Hannah Arendt dort entlang schritt? Haben Humboldt oder Weber Vorbildfunktion für dich? Strengst du dich mehr an, wenn du dran denkst, was früher Großes vollbracht worden ist? Oder schüchtert dich das ein – besser kannst du’s ja eh nicht machen?  

Macht dich der Ruf deiner Uni also stolz, oder ist er dir wurst? Setzt er sich nicht eigentlich weniger aus der Forschung und mehr aus der Kneipendichte der Stadt und den Erzählungen der großen Schwester zusammen? Empfindest du Spitzen-Unis vielleicht sogar als schmuddelig und hast ein schlechtes Gewissen, weil du weißt, LMU, TU und Konsorten können Ihren Ruf ruhig pflegen, sie bekommen schließlich von der Exzellenzinitiative Gelder, wofür Provinz-Unis bluten?

„Früher hatten wir nur Freiluftklos“

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Darcy Bear, 47, sucht als Häuptling für seinen Stamm in der kanadischen Prärie einen Weg aus der Misere. Vor 20 Jahren ließ er auf seinem Stammesgebiet einen der besten Golfplätze des Landes bauen. Heute sichert die Anlage 60 Jobs und bringt 330000 Euro im Jahr – ein Sechstel der Jahreseinnahmen des kleinen Reservats der Whitecap Dakota. Zeit für einen Kassensturz mit Darcy Bear, der mit 26 Jahren erstmals zum Chief gewählt wurde.



Die Whitecap Dakota haben neue Wege gefunden ihr Land zu nutzen

SZ: Chief Bear, reden wir über Geld – und damit über Golf. Wie oft spielen Sie?

Ich würde mehr spielen, wenn ich Zeit hätte. Früher, bevor wir unseren eigenen Golfplatz bauten, spielte ich sehr viel häufiger.

SZ: Dürfen Ihre Stammesmitglieder denn auf der 3,7 Millionen Euro teuren Anlage spielen?

Klar, aber die meisten sind mehr an ihren eigenen Hobbys interessiert, an Pferden, Rodeos oder Pow-Wow-Treffen.

SZ: Dann schlagen Sie also aus der Reihe?

Tu ich nicht. Als Junge arbeitete ich eng mit meinem Opa zusammen. Meine Familie besaß Pferde und Rinder. Wir Jungs hatten alle unsere Pflichten vor und nach der Schule. Aber ich war wirklich begabt in Mathe und schloss die Highschool mit guten Noten ab.

SZ: Und das reichte, um aus einem armen 700-Menschen-Reservat an die Universität zu kommen?

Wahrscheinlich ist mein Opa daran schuld. Von ihm habe ich den Unternehmergeist. Er flößte mir eine gute Arbeitsmoral ein. Ich wurde von den Großeltern aufgezogen. In meiner Jugend gab es im Reservat keine moderne Infrastruktur. Früher hatten wir nur Freiluftklos. Wasser und Holz fürs Heizen mussten wir draußen holen. Ich half überall mit. Ich ziehe gern Projekte durch. Und ich liebe wirtschaftliches Denken.

SZ: Wie haben Sie das umgesetzt?

Bevor ich Chief wurde, kämpfte unsere Gemeinde mit vielen Problemen. Der Stammesrat und ich mussten uns etwas einfallen lassen. Jetzt haben wir den Golfplatz, ein Kasino, einen Laden und bald einen Industriepark. Wir sorgten auch für die nötige Infrastruktur: Schulen, Klinik und Kinderkrippe, Wasser- und Abwasserleitungen, Teerstraßen und Internet. Wir beglichen unser anfängliches Defizit in nur zwei Jahren. Die Baukosten für die Golfanlage zahlten wir in sechs Jahren zurück. Das hat uns die Tür zu neuen Geschäften geöffnet.

SZ: Wenn mehr Häuptlinge wirtschaftlich denken würden, ginge es dann Kanadas Ureinwohnern nicht besser?

Sie dürfen nicht vergessen, dass die Regierungen früher Gesetze schufen, um uns nicht an der Wirtschaft teilhaben zu lassen. Sie zementierten unsere Abhängigkeit, indem sie uns in Reservate und unsere Kinder in von Kirchen geführte Internate steckten. Dort wurde ihnen die Sprache, Identität, Kultur und der Stolz wegerzogen. Und vor allem unsere Fähigkeit, Eltern zu sein. Auf diese Weise erzeugten die Regierungen das Elend unseres Volkes. Sie wollten uns assimilieren. Heute arbeitet unsere Gemeinde daran, dieses historische Unrecht zu korrigieren.

SZ: Eine Golfanlage hat also Ihren Stamm befreit?

Sie ist ein Sprungbrett, um unsere Wirtschaft voranzubringen. Wir verhandelten mit Kanadas Regierung und verwalten unser Land nun durch eigene Gesetze selber. Der Golfplatz sichert uns einen wichtigen Teil unseres nachhaltigen Einkommens. Weitere 540 Leute arbeiten im Kasino, und wir verpachten Grundstücke. Heute stammen nur noch 25 Prozent unserer jährlichen Einnahmen von der kanadischen Regierung.

SZ: Sie haben also eine Goldgrube entdeckt?

Gold? Wenn man bedenkt, dass ein internationales Golfmagazin unsere Anlage unter die 15 besten Plätze in Kanada reihte und als beste in unserer Provinz bezeichnete, dann ja. Aber für unsere Vorfahren war das Land alles andere als Gold wert. Es war üblich, dass die britische Kolonialregierung den Indianern minderwertiges Land zuteilte. Unser Land besteht vornehmlich aus Sanddünen und hartem Gras. Es war lange nur gut genug für Rinder und Pferde. Aber für eine Golfanlage eignet es sich hervorragend. Fragen Sie nur Wayne Carleton.

SZ: Wer ist das?

Den kennen Sie nicht? Das ist ein bekannter Golfplatz-Designer. Ich lud ihn ein, als er sich in der Gegend aufhielt. Als Wayne das Gelände sah, warf es ihn fast um.

SZ: Warum?

Weil es überall sanfte Hügel hat und der Regen schnell versickert. Wir ließen die Anlage so naturbelassen wie möglich. Sie ist riesig! Normalerweise ist ein Golfplatz 44 bis 52 Hektar groß, aber wir haben 93 Hektar. Als Golfspieler hat man das Gefühl, die Anlage ganz allein für sich zu haben.

SZ: Sind Sie nun ein Kapitalist?

Nein, ich sehe mich eher als sozial denkenden Unternehmer. Wir investieren unser Geld zurück in die Wirtschaftsentwicklung. Die Gewinne finanzieren unsere Kultur, Erziehung, Sprache und Sozialprogramme. Wir installierten zum Beispiel Klimaanlagen in den Häusern unserer Senioren. Aber die wirtschaftliche Entwicklung ist der Schlüssel zu unserem Wohlergehen, weil sie Arbeitsplätze schafft und soziale Probleme eliminiert.

SZ: Eine Lösung auch für die Armut und Hoffnungslosigkeit anderer Indianerstämme?

Warum nicht? Wir haben viel von wirtschaftlich erfolgreichen Stämmen in den USA und Kanada lernen können, die wir vorher besucht haben. Zwei finanziell gut situierte Stämme in unserer Nachbarschaft haben Geld in unseren Golfplatz investiert. Das haben sie nicht als Freunde gemacht, sondern weil es eine gute Investition war. Wir haben insgesamt über 60 Millionen Euro an Investitionen angezogen.

SZ: Hilft es, dass die Whitecap-Dakota nahe der Boomstadt Saskatoon leben?

Es stimmt, dass wir nur 26 Kilometer von Saskatoon entfernt sind. Aber Städte profitieren auch, wenn es den ländlichen Gegenden gut geht. Unser Stamm war zuerst hier. Unser Häuptling Whitecap half dem weißen Siedler John Lake 1882, einen guten Standort für Saskatoon zu finden. Unsere Vorfahren haben schon immer an Beziehungen geglaubt, die beiden Seiten etwas bringen.

SZ: Aber sind viele Reservate nicht einfach viel zu weit weg von Industriezentren?

Ich sage immer: Man kann nicht in Isolation funktionieren. Aber heutzutage gibt es auch Möglichkeiten in entlegenen Gegenden, etwa im Bergbau. Man muss sich umschauen. Vielleicht gibt es Partner, mit denen man sich zusammentun kann. Wir haben stets den Geist der Allianzen, an den unsere Vorfahren glaubten, zum Vorbild genommen.

SZ: Was würden Sie Stämmen raten, die Probleme mit Korruption und mangelnder Transparenz haben?

Bringt als Erstes die Finanzen in Ordnung! Für gute Entscheidungen braucht man finanzielle Daten auf dem neuesten Stand. Heuert einen ausgebildeten Buchhalter an. Zweitens: Bildet Vertrauen, sodass andere mit euch zusammenarbeiten wollen. Wenn man etwas zusagt, dann muss man es auch tun. Drittens: Gute Führungsleute umgeben sich mit einem guten Team, und sie beziehen die Gemeinde mit ein.

SZ: Verdienen Sie mehr als der Premierminister Kanadas?

Nein. Warum fragen Sie?

SZ: Weil vor drei Jahren herauskam, dass es bei einigen Häuptlingen so ist.

Ich bin dafür, dass die Saläre der Chiefs veröffentlicht werden, genau wie man es mit den Salären der Politiker macht. Ich habe das persönlich vor einem Senatsausschuss in Ottawa erklärt.

SZ: Ihr Einkommen ist also öffentlich?

Ja, mein Gehalt wird von den Mitgliedern meiner Gemeinde festgesetzt. Ich verdiene 130000 Dollar (86000 Euro) im Jahr.

SZ: Was ist Ihr wichtigster Erfolg?

Dass wir in unserer Gemeinde die Arbeitslosenrate von 70 auf rund vier Prozent gesenkt haben. Die Eltern arbeiten, das ist ein wichtiges Vorbild für die jungen Menschen. Es ist cool geworden zu arbeiten. Wir haben jetzt schon so viele Jobs im Reservat, dass wir Leute aus Saskatoon beschäftigen können.

SZ: Warum haben Sie eigentlich eine Assistentin aus Deutschland?

Ganz einfach: Sie war die beste Person für die Stelle. Sie hat die verlangte Ausbildung und Erfahrung. Es geht nicht um die Herkunft, sondern um die beste Bewerberin.

SZ: Und Allianzen sind für Sie auch wichtig.

Richtig. Mein Opa sagte immer zu mir: Wenn jemand Hilfe braucht, hilf. Denn eines Tages könntest du auch Hilfe brauchen.

SZ: Haben Sie auch eine Allianz mit der britischen Krone? Prinz Charles hat Ihnen im Juni 2012 bei seinem Kanada-Besuch eine Medaille verliehen.

Ach, wissen Sie, die Beziehung unseres Volkes zur britischen Krone reicht bis ins frühe 18. Jahrhundert zurück. Unsere Dakota-Vorfahren kämpften gemeinsam mit den Briten gegen die Amerikaner im Krieg von 1812. Diese Schlacht führte zum Friedensvertrag von Gent im selben Jahr. Vier Jahre später wurde die Grenze zwischen Kanada und den USA errichtet. Unglücklicherweise übergaben die Briten unser Land den Amerikanern. So zogen wir im Jahr 1862 in unser nördliches Territorium in Kanada.

SZ: Ihre Allianzen konnten Sie aber nicht vor einem Millionendieb schützen.

Sie meinen den früheren Angestellten in unserer Buchhaltung, der zweieinhalb Millionen Dollar entwendete? Es ist sicher bedauerlich, dass es skrupellose Menschen auf dieser Welt gibt. Aber wir lassen uns nicht wegen eines einzigen Kriminellen von unserem Weg abbringen. Die Justiz wird sich durchsetzen. Der Dieb war übrigens kein Mitglied unseres Stammes.

SZ: Gehen Sie jetzt Golf spielen?

Nein, leider nicht (lacht). Wissen Sie, wir planen den Bau eines neuen Luxushotels mit 140 Betten, und das nimmt viel Zeit in Anspruch – wer hat da schon Muße für Golf?

Ein Büro mit angeschlossener „Speakers’ Corner“

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Als Edward Snowden noch Systemadministrator und Philipp Rösler noch Wirtschaftsminister war, ging Roger Willemsen auf die Zuschauertribüne im Reichstag. Berlin, Januar 2013. Ein Jahr lang wollte er den Debatten zuhören, die Rhetorik der Reden analysieren, die Rollen der Abgeordneten und ihr Aus-der-Rolle-Fallen. Er hatte nicht die Absicht, mit Politikern oder Journalisten zu reden, Hintergrundgespräche interessierten ihn nicht.



Roger Willemsen hat ein Jahr lang die Debatten im Bundestag verfolgt

Nichts als Beobachter wollte er sein, ein politisch interessierter Zuschauer, der dem Geschehen aufmerksam folgt, in den Parlamentsprotokollen – gut 50 000 Seiten – nachliest und hofft, auf diese Weise etwas über den Zustand der Demokratie zu erfahren. Der Einfall scheint der eines leidenschaftlichen Reporters zu sein, doch wehrt Willemsen die Zumutung ab, sein Buch über das Jahr im Bundestag könne das Buch eines Journalisten sein. Ihn interessiere weniger das Aktuelle, mehr das Prinzipielle. In dieser Entscheidung liegt die Stärke des Berichts ebenso beschlossen wie seine Schwäche.

„Das Hohe Haus“ beginnt mit klug formulierter Kritik der parlamentarischen Sitten, quält dann mit zahlreichen Wiederholungen und endet in zahmen Kommentaren zu Angela Merkel: „,Sie kennen mich‘. Das bedeutet für die Neujahrsansprache: Erwarten Sie nichts.“ Willemsens Bericht, der in der Kategorie Sachbuch/Essayistik für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert wurde, ist ein Dokument der Ratlosigkeit, in der die Mittelschichten des Landes befangen sind, seit sie ahnen, dass ihre größten Hoffnungen im Stillstand liegen, dass sie, um es mit Wolfgang Streecks scharfer Analyse der „Krise des demokratischen Kapitalismus“ zu sagen, Zeit kaufen müssen. Der Preis dafür ist hoch.

Der wahrscheinlich erste Berliner Parlamentsreporter, Karl Philipp Moritz, hat 1782 aus London mehrfach über die aufregenden Debatten berichtet, in denen es auf das richtige Wort anzukommen schien. Die „Teilnehmung“ auch der Geringsten des Volkes, der Karrenschieber, selbst der kleinen Kinder an Diskussionen und Wahlen war groß. Moritz war begeistert, „wie ein jeder sein Gefühl zu erkennen gibt, daß er auch ein Mensch und ein Engländer sei, so gut wie sein König und sein Minister“. Es werde einem dabei doch „anders zu Mute, als wenn wir bei uns in Berlin die Soldaten exercieren sehen“.

Am hohen Ideal will Willemsen nicht jede Stunde messen und doch kommt er – aus guten Gründen – nicht ohne dieses Ideal aus. Zum Glück! Die Debatten im Bundestag aber sind meist wenig geeignet, Begeisterung, Bürgergefühl, ja überhaupt Teilnehmung zu wecken. Diese Misere, die man sich nicht schönreden sollte, hat sachliche und persönliche Gründe. Die Entscheidungen sind im Regelfall schon gefallen, bevor das Plenum darüber berät. Dadurch wird das parlamentarische Sprechen, wie Willemsen furios erklärt, „uneigentlich“: „In Wirklichkeit steht das Resultat fest, und es geht mehr um die Schaufensterdekoration.“ Daher liegt etwas „Verspätetes, Nachgereichtes im parlamentarischen Reden“. Alles in allem kein Ansporn für rhetorische Glanzleistungen.

Weitere Unarten folgen daraus: etwa der Deklarationsstil – wer Muster für schlechte Redner sucht, findet in diesem Buch reiches Material. Hinzu kommt der politischen Streit bloß noch lähmende Parteigeist, nebst Fraktionszwang. Was immer etwa die Linke vorschlägt, es muss abgelehnt werden. Zwischenfragen dienen der Herabsetzung des Gegners, sind also keine Fragen. Wen wundert es, dass viele Reden vor leeren Sitzen gehalten werden?

Gern liest man Willemsen, wenn er zeigt, wie in Floskeln und Schwulst jeder Gehalt schwindet, wenn er davon erzählt, wie auch im Bundestag eine, die schwach wirkt, die Machtinstinkte der sich stark Dünkenden weckt. Groß ist er dort, wo er Charakterköpfen Respekt bezeugt, auch wenn sie Ansichten vertreten, die mit seinen unvereinbar sind. Vieles von dem, was er beschreibt, hat man im Laufe der Jahre auch in Zeitungen lesen können. Immerhin schließt er interessante Überlegungen an: Die Dominanz des Expertentums wird kompensiert durch billige rhetorische Mittel der Psychologisierung und oft schiefen Literarisierung. Statistik und Einzelfall stehen unvermittelt nebeneinander. Wenn Argumente fehlen, werden Standpunkte bezogen. Lebendig – und das gibt es ja auch – wird die Debatte, wenn sie Widerspruch hervortreibt, zu Differenzierungen führt. Das geschieht leichter, wenn es nicht direkt um Finanzfragen geht.

Willemsen beginnt seine nach Sitzungsdaten sortierten Einträge gern mit ein paar aktuellen Schlagzeilen. Vom Land draußen aber, von der Logik der Entscheidungen, den Problemen spricht er kaum. Spätestens um Seite 190 herum – wir sind im April– ist die Diagnose vollendet. Es folgen noch zitierwürdige Sätze, aber keine neuen Einsichten. Der Leser wünscht sich, Willemsen hätte sein Konzept Konzept sein lassen und wäre in Ausschüsse gegangen oder hätte recherchiert, wie die Redenschreiber arbeiten. Doch er tut es nicht. Er folgt weiter der von Anfang an durchschauten Fiktion, das Herz der Demokratie schlage in den Debatten des Bundestages. Ja, manchmal ist das so, aber doch wohl nur in Ausnahmefällen. Hätte nicht ein Monat im Parlament genügt? Die lange Zeit des Zuschauens bringt wenig, von den großen Themen des Jahres 2013 – Steuererhöhung, FDP-Krise, NSU-Untersuchungsausschuss – ist nur am Rande die Rede. Um den Einwand prinzipiell, nicht aktualistisch zu formulieren: Je länger man in diesem Bericht liest, desto mehr erinnert er an ein Buch über die Seefahrt, dessen Autor immer nur vom Kapitänsdinner erzählt und nichts aus dem Maschinenraum, von der Kommandobrücke. Selbst das Meer kommt nur als Rauschen vor.

Das Buch beginnt und endet mit der Neujahrsansprache. Gleich zu Beginn heißt es: „Es ist ein ordinärer Impuls, sich von der Kanzlerin, ihrer Erscheinung, ihrem Gefühlshaushalt, sich von der Volksvertretung insgesamt nicht vertreten zu fühlen.“ Zur dünkelhaften Pauschalverachtung für die Parlamentarier hält Willemsen Distanz. Er entdeckt auch Glaubwürdigkeit, nützlichen Streit, gemeinsame Lösungsversuche, Rednertalente, berührende Gesten und Schicksale. Er bemüht sich um Differenzierung, Ausgewogenheit. An seinem Buch lässt sich die Entpolitisierung von Kritik studieren. Es artikuliert das vielfach geteilte Unbehagen an den Sachzwängen, in denen die Kanzlerin sich so wohl zu fühlen scheint. Dagegen wird abstrakt gefühlt, gemeint und mit Leitartikelweisheiten Einspruch erhoben. Die Sachzwänge verschwinden dadurch nicht. Schlimmer noch, es werden keine Interessen formuliert, keine übersehenen Sachzwänge benannt. Willemsens sympathisches Eintreten für „die Armen“ und gegen die Einsätze der Bundeswehr begründet er lediglich moralisch, oft insinuiert er bloß, dass andere Meinungen vor dem Gerichtshof der Vernunft nicht bestehen könnten.

„Dem Land geht es gut“, offenbar so gut, dass inmitten aller Krisen öffentliche Intellektuelle vom Format Roger Willemsens nicht politisch argumentieren. Sie haben moralische Bedenken, sie folgen ihrem Sprachgefühl, sie stellen Stilfragen. Auch das gehört zum Stillstand.

Roger Willemsen: Das Hohe Haus. Ein Jahr im Parlament. Verlag S. Fischer, Frankfurt am Main 2014. 400 Seiten, 19,99 Euro. E-Book 17,99 Euro.

Kampf gegen eine mächtige Industrie

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Heute ist das kaum vorstellbar, doch Zucker war lange Zeit so kostbar, dass sich nur Adelige und reiche Bürger den Süßmacher leisten konnten. Auch Preußens Könige haben am weißen Gold prächtig verdient, mit einer Zuckersteuer. Vor gut 150 Jahren war sie einer der größten Einnahmeposten im Staatshaushalt. Kein Wunder, dass sich auch später keine Regierung davon trennen mochte. Eine abgespeckte Form der früheren Zuckersteuer wurde in Deutschland erst 1993 abgeschafft.



Der weltweite Zuckerkonsum ist laut WHO äußerst bedenklich

Doch nun werden erste Stimmen laut, die eine Zuckersteuer zurückfordern. Nicht weil der Staat dringend neue Einnahmequellen sucht, sondern aus ganz anderen Gründen. Eine Abgabe, auf die etwa Diabetesverbände schon länger pochen, soll helfen, den hohen Zuckerkonsum einzudämmen. Denn der Stoff, ohne den Kuchen, Schokolade und andere Leckereien ungenießbar wären, ist in Verruf geraten. Das einstige Luxusgut hat sich zu einem billigen Massenprodukt entwickelt.

Weltweit hat sich der Zuckerkonsum in den vergangenen fünf Jahrzehnten verdreifacht – und das hat Folgen. Zucker kann krank machen, warnen nicht nur Mediziner. Übergewicht und Herz-Kreislauf-Störungen, Diabetes, Karies, Krebs, ja sogar Alzheimer werden mit hohen Zuckerrationen in Verbindung gebracht. Nun schlägt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Alarm. Sie hat eine neue Richtlinie veröffentlicht, in der sie die maximal empfohlene Tagesration halbiert. Zucker soll demnach nur noch maximal fünf Prozent des täglichen Kalorienbedarfs eines Menschen abdecken. Bisher lag die empfohlene Höchstgrenze bei zehn Prozent.

Vor allem in der Lebensmittelindustrie wird man das nicht gerne hören. Die neue WHO-Regel könnte vielen Produzenten das Geschäft vermasseln. Zucker versüßt viele Nahrungsmittel, den Konsumenten schmeckt’s – und das sorgt für hohe Umsätze und Gewinne. Der Süßmacher ist in fast allen Fertigprodukten zu finden. Sogar saure Gurken, Tütensuppen und Fischsnacks lassen sich so besser verkaufen. Ernährungsexperten kritisieren, dass vor allem Nahrungsmittel für Kinder viel zu süß seien. Sie sehen darin eine der Hauptursachen dafür, warum immer mehr Kinder zu viele Kilos auf die Waage bringen.

Die Zucker- und Lebensmittelindustrie spielt das Problem herunter und verweist darauf, dass der Pro-Kopf-Verbrauch der Deutschen seit Jahren im Schnitt unverändert bei 35 Kilogramm pro Jahr liege. Was sie nicht sagt, ist, dass damit nicht der gesamte Verbrauch erfasst wird. Es fehlen die versteckten Süßmacher. Diese Angaben wären jedoch wichtig, mehr als 80 Prozent der Zuckermenge, die jeder Einzelne zu sich nimmt, steckt in Fertigprodukten.

Wie viel Zucker genau in den Lebensmitteln enthalten ist, können Kunden im Supermarkt aber nur schwer erkennen, weil die Kennzeichnung auf der Verpackung intransparent und unverständlich ist. Verbraucherschützer monieren das. Bei einem Test im vergangenen Jahr fanden sie bis zu 70 verschiedene Süßmacher in Lebensmitteln, aber nicht alle werden in der Nährwerttabelle als Zucker angegeben. Viele Menschen essen deshalb vermutlich mehr Zucker, als ihnen bewusst ist.

Der Kampf der WHO gegen den hohen Zuckerverbrauch ist auch ein Kampf gegen die mächtige Lebensmittelindustrie. Die versucht, das angekratzte Image des Süßmachers mit teuren Kampagnen aufzuwerten. Die Parallelen in der Lobbyarbeit zur Tabakindustrie sind nicht zu übersehen. In der Branche wird bereits heftig darüber diskutiert, ob Zucker der neue Tabak wird - und zu einem ebenso heftig umkämpften Streitobjekt. Inwieweit die süße „Droge“ überhaupt mit Tabak verglichen werden kann, ist freilich umstritten. Bei Tabak ist die Lage eindeutig, er schadet nicht nur Rauchern selbst, sondern auch jenen, die daneben stehen. Rauchen macht süchtig, auch das steht fest. Das Suchtpotenzial von Zucker ist dagegen umstritten. Zucker macht – ähnlich wie Alkohol – auch nicht krank, aber eben nur, wenn ein gesundes Maß nicht überschritten wird.

Die WHO hat dieses – aus ihrer Sicht – gesunde Maß für Zucker nun nach unten korrigiert. Das ist ein wichtiger Schritt, der allein aber noch nichts bewirkt. Die Lebensmittelindustrie wird ihre Rezepturen nicht freiwillig ändern. Diese Erfahrung hat auch Mexiko gemacht, das Land mit dem höchsten Cola-Verbrauch weltweit. Um die zunehmende Fettleibigkeit der Mexikaner in den Griff zu bekommen, hat die Regierung im November eine Strafsteuer auf kalorienhaltiges Essen und Getränke eingeführt. Auch in Großbritannien wird über eine Zuckersteuer diskutiert. Ob eine solche Abgabe tatsächlich etwas nützt, muss sich zeigen. Eine gesündere Ernährung lässt sich nicht erzwingen. Mehr Aufklärung und mehr Transparenz wäre dafür ein erster wichtiger Schritt. Das bedeutet eine eindeutige Angabe aller Süßmacher auf Verpackungen, dann kann jeder selbst entscheiden. Wenn die Lebensmittelindustrie nicht freiwillig dazu bereit ist, muss der Gesetzgeber sie eben dazu zwingen.

Staatsfeind Volksvertreter

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Mitarbeiter des amerikanischen Auslandsgeheimdienstes CIA sollen Mitarbeiter des US-Kongresses überwacht haben. Wie die New York Times berichtet, überprüft die CIA diesen Vorwurf derzeit in einer internen Untersuchung. Offenbar hatten sich mehrere US-Senatoren darüber beklagt, dass die CIA ihren Mitarbeitern nachstelle. Sollte es zutreffen, dass der Auslandsgeheimdienst im Inland dem eigenen Parlament nachforscht, wäre dies ein massiver Skandal.



Macht die US-Spionage selbst vor dem eigenen Parlament nicht Halt?

Im Mittelpunkt der Auseinandersetzung steht der mächtige Geheimdienst-Ausschuss im US-Senat, der zweiten Parlamentskammer. Er untersucht seit mehreren Jahren die Anti-Terror-Methoden der CIA in der Zeit nach dem 11. September 2001. Insbesondere möchte das „Senate Intelligence Committee“ herausfinden, wie das Verhören und Foltern von Terrorverdächtigen in den Geheimgefängnissen der CIA ablief, wer dafür verantwortlich war und ob das Programm tatsächlich der Terrorabwehr gedient hat.

Etliche der Praktiken, die das Parlament nun untersucht, hat die CIA inzwischen wieder aufgegeben. Gleichwohl ist der 6000-seitige Untersuchungsbericht aus dem Senat, der inzwischen fertig sein soll, von großer Bedeutung. Präziser als alle bisherigen Untersuchungen soll er der Frage nachgehen, wie es zu den Exzessen im Anti-Terror-Kampf unter Präsident George W. Bush kommen konnte und ob sie den USA außer einem enormen Ansehensverlust auch Vorteile gebracht haben. Es geht also auch um die Deutungshoheit über ein besonders dunkles und kontroverses Kapitel der jüngeren amerikanischen Geschichte.

Der Bericht ist bisher geheim, aber er soll sich lesen wie eine Anklageschrift gegen die CIA und die Regierung Bush. Demnach seien Folter und Verschleppung nicht nur illegal und menschenverachtend gewesen sowie verheerend für den Ruf der Vereinigten Staaten. Sie seien auch weitgehend ohne greifbare Erfolge geblieben. Manche Politiker und Sicherheitsexperten beharren hingegen bis heute darauf, dass die Erkenntnisse aus dem einstigen Geheimprogramm der CIA neue Anschläge auf amerikanische Ziele verhindert, also Leben gerettet hätten.

Das Verhältnis zwischen dem Geheimdienst-Ausschuss und der CIA ist grundsätzlich voller Spannungen, weil die Senatoren als Aufseher des Geheimdienstes fungieren und weit reichende Befugnisse besitzen, Auskünfte und Rechenschaft zu verlangen. Diese Spannungen haben sich im Laufe der Untersuchung zu den besonders umstrittenen Praktiken der CIA verstärkt. Nun steht der Verdacht im Raum, dass die CIA in der Auseinandersetzung mit ihren Kontrolleuren auch zu unerlaubten Mitteln gegriffen haben könnte.

Der Senator Mark Udall, ein Demokrat aus Colorado und Mitglied des Geheimdienst-Ausschusses, soll sich darüber beschwert haben, dass die CIA in „beispielloser“ Weise gegen das Parlament vorgegangen sei. Es ist nicht klar, was er damit genau meint. Offenbar hatte die CIA den Verdacht entwickelt, dass sich die parlamentarischen Mitarbeiter der Senatoren bei ihren Recherchen unerlaubten Zugang zu vertraulichen Unterlagen verschafft hatten. Daraufhin sollen CIA-Mitarbeiter versucht haben, die Ermittler aus dem Senat zu überwachen. Der New York Times zufolge sollen sich die Agenten womöglich sogar Zugang zu Computer-Netzwerken im Senat verschafft haben.

Bislang ist nicht bekannt, was die CIA in ihrer internen Untersuchung herausgefunden hat und ob sie den Vorgang für weitere Ermittlungen an das US-Justizministerium weitergeleitet hat. Die Vorsitzende des Geheimdienst-Ausschusses, die demokratische Senatorin Dianne Feinstein, bestätigte nur, dass bei der CIA eine interne Untersuchung stattfinde. Zu den Spannungen zwischen ihrem Gremium und dem Geheimdienst sagte sie, die Aufseher aus dem Senat würden sich am Ende durchsetzen. Feinstein ist nicht als Gegnerin der Geheimdienste bekannt. In der NSA-Affäre hat sie die Organisation immer wieder gegen Kritik in Schutz genommen.
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