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is aber so

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"Wenn wir reden ...


4 Jahre Stille...

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und nun eine Reanimation

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Verführung

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Dass der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg kürzlich eine Meldestelle für sexistische Werbung auf bezirkseigenen Werbeflächen eingeführt hat, bestätigt entweder meinen persönlichen Eindruck eines enormen Anstiegs von Werbebildern, die Frauen und Männer in degradierenden Posen zeigen oder es beweist lediglich eine erhöhte Sensibilität der Problematik. Nebensächlich letztendlich, denn das Gefühl, dass da doch irgendetwas nicht in Ordnung ist, haben folglich nicht nur einige wenige. Vor einiger Zeit fiel mir diesbezüglich Parfümwerbung der Marke Jil Sander negativ auf: Die 'Markenbotschafterin' -wie es in unmöglicher Werbesprache heißt-, also das Mannequin, ist in diesem Fall die deutsche Schauspielerin Karoline Herfurth. Sie wurde dafür wunderschön abgelichtet, denn auch sie muss wohl ihre Miete bezahlen.
Erwähnenswert ist wohl noch nicht einmal, dass sie halbnackt auf den Fotos zu sehen ist, man sieht Hüftknochen und Schultern, die Frau blickt leicht lasziv aber nicht allzu lüstern in die Kamera, immerhin handelt es sich hier um eine elegante Modemarke, die zum Konsum anreizen - oder: verführen - will. Wirklich stutzen lässt mich der Begleittext, in dem von 'Business-Frauen, die in Führungspositionen bestehen wollen' die Rede ist. Wie soll nun jemand Business-Frau Karoline Herfurth ernst nehmen, wenn sie halbnackt die Kamera anschmachtet? Das bleibt mir schleierhaft und vergegenwärtigt wieder einmal die medialen Frechheiten, mit denen man täglich konfrontiert wird. Dass Werbung uns alle permanent und auf unverfroreneweise für dumm verkauft, ist ein alter Hut. Und eben auch ihr allgegenwärtiger Sexismus. Enttäuschend ist, dass sich junge Frauen, die in meinen Augen eine Alternative zur dekorierten Einfältigkeit darstellten, nur vermeintlich Identifikationspotenzial besitzen. Konsterniert war ich vor einigen Jahren ebenfalls über die gute Nora Tschirner, deren prägendster Eindruck wohl ein Interview mit Harald Schmidt auf mich hinterlassen hat: Die ist mal nicht so blöd und langweilig, dachte ich da naiv. Etwas später hatte sie sich in ihrer Kooperation mit Til Schweiger zu klischeehaftem frauenfeindlichen Unfug verleiten lassen. Bei diesem Film musste ich ja noch nicht einmal meine feministische Brille aufsetzen, das Elend sprang einem in jeder Szene ins Auge. Der deutsche Film hatte in dieser Hinsicht einen Tiefpunkt oder eben das Niveau amerikanischer Teenie-Komödien erreicht. Ungeachtet der Tatsache, dass sexistische Frauen- und Männerbilder in den Medien degradierend sind und sich für Menschen im Prozess der Identitätsfindung sicherlich als irreführend und schlimmstenfalls als gefährlich darstellen, sind sie auch einfach nur unglaublich langweilig und phantasielos. Ich bin es leid, überall mit halbnackten Menschen konfrontiert zu werden. Überdrüssig warte ich auf Abwechslung, auf neue Reize als immer nur nackte Haut in verführerischer Pose, denn wenn ich mich schon diesen Bilder nicht entziehen kann, möchte ich wenigstens variantenreicher angesprochen werden. Ich bin es müde, dass sich das Leben der Repräsentantinnen meines Geschlechts in Kinofilmen auf die Suche eines Traumprinzen beschränkt. Das sind alles endlos reproduzierte Klischees, die mich in keinster Weise inspirieren. Und schon gar nicht zum Kauf animieren. Parfümwerbung ist für mich ein pastellfarbenes Bild blumiger Worte und schöner Menschen, die mir sexuelle Erfüllung versprechen, das Frauenbild im deutschen Durchschnittsfilm ist eine sanfte Süße auf der Suche nach dem Richtigen in wechselnder Verpackung. Leitmotiv: Verführung, alternativlos.

Bei Akademikern ist es am schlimmsten

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Die Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) hat am Mittwoch die weltweit größte Erhebung über Gewalt gegen Frauen vorgestellt. Dafür wurden 42.000 Frauen zwischen 18 und 74 Jahren aus 28 EU-Mitgliedsstaaten befragt. Die Studie zeigt: Körperliche, sexuelle und psychische Gewalt gegen Frauen ist in allen EU-Mitgliedsstaaten viel verbreiteter als angenommen: Ein Drittel der Frauen hat seit ihrem 15. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt erfahren, in Deutschland sind es sogar 35 Prozent. Jede fünfte hat Gewalt in der Partnerschaft erlebt. Eine von 20 Frauen ist seit ihrem 15. Lebensjahr vergewaltigt worden, und mehr als die Hälfte der Frauen hat irgendeine Form der sexuellen Belästigung erlebt. Nur 15 Prozent der Gewaltopfer sind damit zur Polizei gegangen. (Mehr über die Ergebnisse der Studie bei den Kollegen von Süddeutsche.de) 

Was viele zum Glück nur von den Werbetafeln für Gewalt-Notrufnummern in der U-Bahn kennen, ist für die Beraterinnen beim Frauennotruf Alltag. Wir haben mit Sabine Böhm, 48, gesprochen. Sie ist Traumafachberaterin und Geschäftsführerin des Frauennotruf Nürnberg e.V., einer psychosozialen Beratungsstelle für junge Frauen und Mädchen, die gewaltbetroffen sind oder waren.
  

jetzt.de: Frau Böhm, in Deutschland haben 35 Prozent der Frauen seit ihrem 15. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt erfahren. Überrascht Sie so eine Zahl?

Sabine Böhm:
Nein. Es ist die Realität, die wir jeden Tag erleben. Vor zehn Jahren gab die Bundesregierung eine große Studie in Auftrag, da war das Ergebnis, dass jede vierte Frau einmal in ihrem Leben körperliche und/oder sexualisierte Gewalt erlebt hat. Jetzt sind es sogar noch mehr, 35 Prozent. Gewalt ist weit verbreitet, aber es wird immer noch sehr stark darüber geschwiegen.  

Warum das?

Die Opfer schämen sich und haben Angst, auch vor Repressalien durch den Partner oder Ex-Partner. Das soziale Umfeld schweigt, weil es das alles nicht wahrhaben will und die Konsequenzen unangenehm wären. Gewalt gegen Frauen wird mit einer Decke verhüllt, viele Frauen und Mädchen tun sich extrem schwer, darüber zu sprechen und in unsere Beratung zu kommen. 70 bis 80 Prozent der Täter kommen aus dem sozialen Umfeld: aus der Familie, dem Freundes- oder Bekanntenkreis. Da ist die Überwindung noch viel größer, genauso wie die Angst, dass einem niemand glaubt. Für junge Frauen ist das besonders schwer. Wenn man jung ist, braucht man noch viel mehr die Zustimmung seines Umfelds.



 

Mit welchen Problemen kommen speziell junge Frauen zu Ihnen?

Junge Frauen sind häufiger mit K.-o.-Tropfen konfrontiert. Und es kommen viele, die vergewaltigt worden sind, gerade von Männern, denen sie vertraut haben, von ihren Freunden oder dem Kumpel vom Bruder. Gewalt beginnt aber schon viel früher.  

Das müssen Sie genauer erklären.

In Beziehungen passiert oft zunächst etwas viel Niedrigschwelligeres als körperliche oder sexualisierte Gewalt: Jungs und Männer machen ihre Freundinnen oder Frauen runter und demütigen sie. Sie sagen dann: „Du bist zu fett, die Hose sieht an deiner Freundin viel besser aus, mach mal was mit deinen Haaren!“ Oder vor ihr und dem Freundeskreis so etwas wie: „Meine Freundin ist echt zu dumm für alles!“ Das zerstört das Selbstwertgefühl, gerade bei jungen Frauen. Wenn die Gewalt dann körperlicher und heftiger wird, ist das Potenzial an Gegenwehr schon sehr klein geworden. Wir beschäftigen uns deshalb viel mit dem aktuellen Frauenbild und auch mit der Sexualisierung der Gesellschaft.  

Inwiefern führt diese zu Gewalt?

Junge Frauen sind sich sehr unsicher, welche Sexualität sie haben wollen. Sie sehen im Internet, im Fernsehen, in Zeitschriften, dass es anscheinend dazugehört, den Jungs einen runterzuholen und einen zu blasen. Sie überlegen nicht, was ihnen Spaß machen könnte, und sind unsicher, wo sie nein sagen dürfen. Wir wollen vermitteln, dass sie genau das dürfen und sollen. Das ist eine sehr langfristige Aufgabe. Genauso wie wir herausfinden wollen, wo man ansetzen muss, dass es aufhört, dass sich Gewalt meistens durch die Generationen zieht. Oft ist eine Frau mit ihren Kindern im Frauenhaus, und 15 Jahre später ist ihre Tochter mit deren Kindern im Frauenhaus.  

Woran liegt das?

Wer in der Kindheit Gewalt erlebt hat, hat ein fünf Mal höheres Risiko, später in seiner eigenen Beziehung und Familie wieder Gewalt zu erfahren. Wir wollen versuchen herauszufinden, woran das liegt, dass sich Frauen dann wieder Partner suchen, die gewalttätig werden. Aber das ist natürlich sehr komplex.  

Warum brauchen junge Frauen eine andere Unterstützung, wenn Sie Gewalt erlebt haben?

Zu uns können alle Frauen kommen, aber wir haben vor drei Jahren angefangen, uns auf sehr junge Frauen zu konzentrieren. Vorher haben wir Frauen ab 18 beraten. Wir haben gemerkt, dass vor allem Mädchen zwischen 14 und 25 eine ganz andere Unterstützung und Beratung brauchen. Die Beratung muss noch viel niedrigschwelliger einsetzen und ansetzen als bei erwachsenen Frauen. Wir müssen an den Orten sein, an denen sich die Mädchen treffen: in der Schule, in Jugendzentren und Jugendtreffs. Wir gehen nicht hin und sagen: So, jetzt melden sich mal alle, die Gewalt erlebt haben. Wir thematisieren das Thema Gewalt, erzählen von Situationen, in die man geraten kann. Wenn sie Vertrauen gefasst haben, kommen sie zu uns in die Beratungsstelle. Von selbst und alleine ist das ein zu großer Schritt. Viele junge Mädchen erzählen bereits in dieser Phase, dass sie hin und wieder von ihrem Freund geschlagen werden – und sagen gleich, dass das nicht so schlimm sei und dass es ihm leid tut. Bei jungen Frauen beobachten wir eine viel größere Ambivalenz, sich wieder „kaufen zu lassen“, mit einem Blumenstrauß, einer Entschuldigung.  

Was sagen Sie dann?

Es wäre kontraproduktiv, wenn wir sagen würden: Ja, was ist das denn für ein Arschloch!? Wir fragen: Wie gehst du damit um, was macht das mit dir? Kannst du dir eine andere Art von Beziehung vorstellen?  

Spezialisieren sich heute mehr Beratungsstellen auf junge Frauen und Mädchen?

Langsam, ja. Da klafft eine Unterstützungslücke beim Thema Gewalt, gerade bei sexualisierter Gewalt. Wenn eine Zwölfjährige unter der Dusche von ihrem Sportlehrer angegrapscht wird, ist das ein klassischer Fall von sexuellem Missbrauch von Schutzbefohlenen, da gibt es einschlägige Einrichtungen. Immer häufiger passiert es, dass eine Zwölfjährige oder ein Zwölfjähriger von Gleichaltrigen massiv sexuell belästigt wird. Da gibt es nichts, wo sich die oder der Jugendliche hinwenden kann. Wir wollen da Vorreiter sein.

Laut der Studie holt sich nur ein Bruchteil der Opfer Hilfe. Was hält junge Betroffene davon ab? Die höchste Hürde ist, dass sie nicht wissen, dass es Beratungsangebote gibt. Auch in der Psychiatrie wird zum Beispiel ganz selten über Gewalt oder sexualisierter Gewalt gesprochen. Das zweite Problem ist, dass sie das, was sie an Gewalt und Übergriffen erleben, als Teil ihres Alltags empfinden. Und da ist natürlich die Scham. Gerade sehr junge Frauen finden manchmal keine Worte um zu beschreiben, was ihnen passiert ist, wie es ihnen in einer Situation ging. Ich höre in der Beratung oft: „Voll blöd gelaufen, drei Typen aus der Clique haben mich vergewaltigt. Das langweilt mich halt.“  

Wie bitte?

Hinter diesem Satz verbirgt sich alles mögliche: von „das nervt mich“ bis hin zu „das verletzt mich ganz grauenvoll, aber ich kann nichts dagegen tun“. Mein Job ist dann herauszufinden, welche Unterstützung sie sich selbst vorstellen kann. Da hilft das psychotherapeutische „Oh Gott und wie geht’s dir und was ist besonders schlimm?“ nichts.  

Viele haben Angst, in eine Beratungsstelle zu gehen, weil sie nicht wissen, was sie erwartet.

Die Vorstellung ist immer, dass es wie beim Arzt ist, und wir sagen, was die Betroffenen tun müssen. Und wenn es um Gewalt in der Beziehung geht, dass wir sagen, sie müssen sofort Schluss machen.  

Das sagen Sie nicht?
Wir wollen auf keinen Fall zusätzlich Druck aufbauen. Wenn eine Frau sagt, dass sie keine Möglichkeit sieht, ihn zu verlassen, nicht nur, weil er das Geld verdient, sondern weil sie ihn immer noch liebt, dann versuche ich mit ihr zusammen ihre Situation zu verbessern: Wie merkt sie schneller, wenn er wieder in eine Stimmung kommt, in der er schlägt? Hat sie Eltern, zu denen sie gehen kann? Es geht immer darum, was sie will. Wenn wir aber die Situation so einschätzen, dass Lebensgefahr besteht, dann sagen wir ganz deutlich, dass wir das nicht mehr mittragen können. Da müssen wir handeln, dazu sind wir strafrechtlich verpflichtet. Genauso, wenn wir von einer Klientin annehmen müssen, dass sie versucht sich umzubringen. Dann müssen wir die Polizei rufen. Bei uns muss man auch nicht erzählen, was einem passiert ist. Wir können auch damit arbeiten, wenn jemand sagt: „Da war was, seitdem habe ich Schlafstörungen, aber ich will nicht darüber sprechen.“ Dann sehen wir, wie wir das mit den Schlafstörungen hinkriegen. Aber jede kann alles erzählen. Wir halten schlimme Geschichten aus, dafür sind wir ausgebildet worden.  



                                     Sabine Böhm

Kommen die Täter und Opfer denn aus allen sozialen Schichten?

Ja, nur die Aufmerksamkeit sozialer Institutionen richtet sich auf soziale Unterschichten, weil die häufiger schon an soziale Institutionen angedockt sind, die kriegen HartzIV oder Erziehungsbeihilfe. Gerade in Akademikerhaushalten, wo sowohl die Frau als auch der Mann einen akademischen Abschluss haben, ist das Risiko häuslicher Gewalt sehr viel höher ist als in jeder anderen Gruppe.  

Warum?

Vielleicht, weil der Mann sich nicht so stark, nicht als der Ernährer fühlt. Das ist auch der Bereich, in dem so etwas am allermeisten totgeschwiegen wird. Erstens, weil solche Frauen niemals in ein Frauenhaus gehen würden, die haben natürlich die finanziellen Mittel um in eine Privatklinik zu gehen oder in den Urlaub zu fahren, wenn die Verletzungen zu heftig geworden sind. Dort ist die Gewalt in keinem Fall geringer, sie ist nur sehr viel besser verschleiert. Und in allen Schichten geben sich die Frauen die Schuld.  

Warum ist das so?
Frauen geben sich für alles die Schuld. Wir haben immer wieder Frauen bei uns, die krasse Geschichten erzählen, und die entschuldigen sich, weil sie unsere Zeit vergeuden und ihnen ist noch nichts wirklich schlimmes passiert ist. Vielleicht kriegen sie die Schuld auch vom Täter zugeteilt, weil er sagt: „Du hast mich provoziert, du hast nicht richtig gekocht!“ Aber Frauen entwickeln auch oft Erklärungsmuster wie: Wenn ich jetzt noch ein bisschen besser werde, dann schlägt er mich nicht mehr. Frauen bekommen auch von ihrem Umfeld, von ihren Müttern oder Vätern, von Schwestern die Schuld zugeschoben. Das ist auch bei Vergewaltigungen so. Und auch kleine missbrauchte Jungs übernehmen die Schuld vom Täter.    

Wie ist es mit Jungs und jungen Männern, die Gewalt erleben?
Die erleben statistisch sehr viel mehr Gewalt als junge Frauen, aber sie erleben sie meistens in dieser typischen Rauferei-auf-dem-Schulhof-Situation. Das Leben von Männern ist sehr viel gewalthaltiger als das von Frauen. Natürlich erleben Jungs und junge Männer alles von Schlagen bis zur Vergewaltigung, und auch Männer werden in Beziehungen geschlagen, von der Partnerin oder dem Partner. Sexuell missbraucht werden im Durchschnitt vier von 100 Jungs. Zum Vergleich: Das gleiche passiert neun bis zwölf von 100 Mädchen. Bei Jungs und Männern ist das ein unendlich riesiges Tabu, sie schämen sich noch mehr das zu sagen. Leider gibt es sehr viel weniger Beratungsstellen für Jungs und Männer. Da muss jemand anfangen, es war auch bei den Beratungsstellen für Frauen ein langer Weg. In den Achtzigern hat man noch darüber gesagt, das sind nur hysterische Weiber, völlige Übertreibung. Das wächst erst.    


Wenn du Hilfe brauchst:
Beratungsstellen wie den Frauennotruf gibt es in jeder Stadt. Sie sind ein guter Ansprechpartner für alle Situationen, in denen man sich psychisch, körperlich oder sexuell verletzt fühlt. Dort ruft man an oder schreibt eine Email und macht einen Termin aus. Im ersten Gespräch spricht die oder der Betroffene darüber, warum sie oder er hier ist. Man kann nur ein einziges Mal zur Beratung gehen, mehrere Termine vereinbaren oder immer anrufen, wenn man Probleme hat. Zum Termin kann man jemanden mitbringen, dem man vertraut. Beratungsstellen vermitteln auch Selbstverteidigungskurse oder begleiten einen bei einer Anzeige.  
Wenn man mitbekommt, dass eine Freundin oder ein Freund in Gefahr ist, rät Sabine Böhm: „Das Wichtigste ist, dass man da ist und keine Vorwürfe macht. Am besten sagt man: ‚Ich bin an deiner Seite, ich glaube dir’, und fragt: ‚Was möchtest du jetzt machen? Es gibt Stellen, da kann man sich beraten lassen. Da geh ich mit dir hin, aber nur wenn du magst.’ Wenn sie oder er reden will, ist es okay, wenn nicht, auch. Wir bieten auch Beratung für Bezugspersonen an, für Freundinnen und Familie.  Die brauchen auch Unterstützung. Auf keinen Fall sollte man so etwas sagen wie: ‚Den müssen wir jetzt anzeigen!’ Eine Anzeige gegen den Willen der oder des Betroffenen kann noch schlimmer sein als die eigentliche Vergewaltigung. Das ist eine große Anstrengung, man wird zum Teil mehrere Stunden verhört, und oft verfolgt die Staatsanwaltschaft den Fall nicht weiter, weil es zu wenig Beweise gibt.“ 

DVÖ schlägt Diplomatischen Frieden mit Russland vor.

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Der Parteivorsitzende Sadzid Husic, schlägt der EU vor keine Sanktionen gegen Russland zu verhängen andererseits kann dieser Schuss nach hinten los gehen.
Er sprach auch darüber, dass diese Sanktionen nicht gegen Putin gerichtet sind, sondern gegen das Russische Volk den die würden unter den Sanktionen leiden.

Wie uns der Europabeauftragte Sebastian Kurz auch sagte, habe er mit Sadzid Husic Telefoniert und über die Situation in der Ukraine gesprochen.
Dabei habe Sadzid Husic viele Lösungswege aufgezählt, die dem jungen Europabeauftragten sehr gefallen haben.

Sebastian Kurz:" Zur Situation in der Ukraine kann ich derzeit nicht viel sagen, nur das die Situation drüben langsam außer Kontrolle gerät.
Habe auch mit dem Parteivorsitzenden Sadzid Husic gesprochen, der mir Vorgeschlagen hat als Mittelsmann zu agieren und die EU als Zwischenparteilichen Ansprechpartner hinzustellen um später beide Parteien an den Tisch zu Gesprächen zu bringen.
Was mir sehr gut gefallen hat, denn mit dem hat er Recht die Sanktionen gegen Russland würde auch die Ukraine treffen wo die Situation schon so schwierig genug ist, und auch die Europäische Union die ja Erdgas und Erdöl aus Russland Importiert.
Ich werde heute noch in Brüssel eine Krisensitzung einberufen, um diesen Vorschlag der DVÖ umzusetzen.
Den das ist derzeit der ein zigste Plan der auch umsetzbar ist, Sanktionen würde nur gegen das Volk gehen und nicht gegen Putin Persönlich."

So der junge Europabeauftragte Sebastian Kurz, der eine Krisensitzung heute noch in Brüssel einberufen wird.
Die Vorschläge der jungen Partei aus Österreich, habe laut Sebastian Kurz Potenzial durchzukommen und, dass beide Parteien damit einverstanden wären.
Sadzid Husic (DVÖ) lehnt einen Militärischen schlag in der Ukraine ab.
Es sei nicht nötig weiteres Blutvergießen, alles kann man in der heutigen Zeit mit der Diplomatie und Gesprächen regeln.
Die junge Partei aus Österreich, zeigt großes Politisches Potenzial in der Außenpolitik.
Ob die Europäische Union den Vorschlag von Sadzid Husic (DVÖ) zustimmen wird, sollte man heute noch sehen.

Fünf Songs für die Fastenzeit

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The Notwist – Kong  
http://www.youtube.com/watch?v=qOOB8q8pX88&list=PLvIfqsWNa-iOpNDIGRz4wul-Xz_eUYqxq 

Neulich sind wir mal wieder durch Weilheim gefahren, kurz vor dem Erscheinungstermin des neuen Notwist-Albums. Und da hat sie uns wieder ganz schön eins übergebraten, die Keule der Diskrepanz zwischen diesem Alpenvorland-Kleinstadt-Flair (kann man das überhaupt Flair nennen?) mit seinen Kreisverkehren vor Obi-Parkplätzen und der Musik, die dort herkommt. Denn die ist auch auf der neuen Platte niemals langweilig und Obiparkplatz-mäßig. Dementsprechend sieht man in dem sehr schönen Video zur Single „Kong“ auch mehr Wolkenkratzer. Ist jetzt schon seit drei Wochen draußen, aber muss hier trotzdem rein. Chronistenpflicht und so.

Lonski & Classen - Let Sun Grow
http://www.youtube.com/watch?v=RhA2s7QaXYc

Wenn wir schon mal in der gefühligen Post-Rock-Ecke rumhängen, können wir auch gleich noch auf diese Herren verweisen: Lonski & Classen, Berliner Musikweichzeichner, die wie Notwist auch manchmal ewig brauchen, bis ein Lied so klingt wie es klingen soll. Zauberhaftes Video auch, übrigens.

Conor Oberst – Hundreds of Ways
http://www.youtube.com/watch?v=LpyNydatVwQ#t=139  

Noch mal Chronistenpflicht. Besonders gerne wahrgenommene: Denn ours truly beloved Conor Oberst, sonst Frontmann der Bright Eyes und Teil der Supergroup Monsters Of Folk (unter anderem mit dem ebenfalls ganz wundervollen M. Ward) bringt im Mai ein neues Solo-Album heraus. „Upside Down Mountain“ heißt es. Und um es zu bewerben, gibt’s schon seit Mitte Februar die Single „Hundreds of Ways“. Hunderte Wege gebe es, singt er da, um durch den Tag zu kommen. Man müsse ja nur einen finden. Wer Oberst in seinen schlechteren Zeiten einmal live gesehen hat, kann erahnen, welchen Frohsinn das aus seinem Mund bedeutet. Also: Ab durch den Tag damit, hinein in die Nacht. Feiern. Durchhalten. Leben.    

We Are Scientists – Return the Favor
http://www.youtube.com/watch?v=p6yJ0_TvZDU  

Keith Murray und Chris Cain, die Köpfe hinter We Are Scientists, sind ja vielleicht die herrlichste Mogelpackung des vergangenen Jahrzehnts: Wer die New Yorker sieht – das leicht ironisch europäische Intellektuellengehabe, die Jeansjacken und kastenförmigen Nerd-Brillen, die Schnauzer und Seitenscheitel –, der tappt allzu leicht in die Falle, Indie-Tugenden zu loben. Dabei stimmt das ja nicht. Auch nicht ein bisschen. Alles an der Band drängt zu Pomp und Größe. Die getragenen Melodiebögen, die sich höher und höher türmenden Gitarren. Besonders mit dem Schlagzeugspiel von Andy Burrows (vormals Razorlight ). Das will ins Stadion, gehört dort auch eigentlich hin. Am kommenden Freitag erscheint das neue Album.

Egotronic – Noch nicht vorbei
http://www.youtube.com/watch?v=EJ5Ctnniuio

Zum Schluss noch was aus der Abteilung „Elektropop mit politischem Touch“ aus Berlin: Egotronic. Sänger Torsun hat eben in der taz über die düstere Stimmung gesprochen, die die Proteste gegen Asylbewerberunterkünfte in Berlin Hellersdorf vergangenen Sommer bei ihm hinterlassen haben. Deswegen sei das Album (das nächste Woche erscheint) textlich düster geraten. Und ein Song über Frei:Wild ist auch drauf. Noch nicht vorbei, das aktuelle Video, ist da vergleichsweise freundlich geraten.

Denkmal drüber nach

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Denkmäler sind wichtig. Oder? Sie dokumentieren schließlich historische Momente. Und die Personen, die sie bestimmt haben. Eine Stadt braucht das. Richtig? Schließlich geben sie doch viel Geld dafür aus: Bau, Erhalt, Sanierung. Man sieht sie ständig. Meist, ohne zu wissen, was sie bedeuten. Aber verbinden wir ganz subjektiv etwas mit ihnen? Weil: Irgendwas muss man doch denken, wenn man an ihnen vorbeigeht, auch wenn es mit der Geschichtsschreibung nichts zu tun hat. Eine Alltagspoesie wohnt ihnen doch inne. Wir haben Passanten am Reiterdenkmal auf dem Wittelsbacherplatz gefragt. „Maximilian, Churfürst der I.“ steht vorne auf der Statue. „Errichtet von Ludwig I König V Bayern XII October MDCCCXXXIX“ heißt es hinten.





Donnerstag, ein kühler Vorfrühlingsnachmittag, 16.12 Uhr, die Sonne strahlt gerade noch die oberen Kanten der Häuser an, die den Platz umgeben.
 
Vlad, 19, studiert Politikwissenschaften:
„Ich bin vor zwei Jahren aus Weißrussland nach München gezogen und dieser Reiter war das erste Denkmal, das ich in München bewusst wahrgenommen habe. Denn es lag direkt auf dem Weg von meinem Zuhause zur Uni. Wenn ich daran vorbeigehe, ist es für mich eigentlich einfach nur ein Mann auf einem Pferd. Aber ich muss auch immer an einen Australier denken, der hier mal stand, mit einem großen Rucksack auf dem Rücken. Er hat mich um ein paar Münzen gebeten und dann nach oben zu dem Reiter gezeigt und gefragt, ob es eigentlich etwas typisch Deutsches ist, die Hand so wegweisend nach oben zu strecken.“

An einem unruhigen Samstagmittag, es fallen vereinzelte Tropfen vom blau-grau-fleckigen Himmel, 12.05 Uhr.
 
Annika, 22, studiert Germanistik:
„Ich denke immer an den Sommer, wenn ich über diesen Platz gehe und am Sockel des Denkmals vorbei komme. Im Sommer ist nämlich der helle Stein genau richtig warm und man kann hier so schön sitzen und einfach nur rumgucken. Hoch zu dem Mann schaue ich eigentlich nie. Aber wenn ich es jetzt tue, finde ich, dass der ganz schön gut gemacht ist. So detailgetreu. Wie macht man so was eigentlich? Macht so was heute noch jemand? Und was hat der da eigentlich vor den Oberschenkeln links und rechts, sind das Schweinekeulen? Oder Waffen?“
  [seitenumbruch]
Donnerstagnachmittag, kühl und bewölkt, 16.11 Uhr.

André, 29, Politikwissenschaftler:
„Ich gehe hier jeden Tag auf dem Weg zur Uni vorbei. Ich lese jedes Mal, was auf dem Denkmal steht, aber irgendwie nicht bewusst, denn ich weiß es jetzt trotzdem nicht. Es berührt mich nicht wirklich. Alles, was ich darüber denke, ist: Früher war das halt so, dass man so was gebaut hat, um irgendwie Macht zur Schau zu stellen.“




 
Donnerstag, eine kalte, klare Winternacht mit Sternen, 22.01 Uhr.
 
Flo, 26, arbeitet in einer Werbeagentur:
„Mich erinnert das Denkmal immer an die 850-Jahr-Feier, als die ganze Stadt eine einzige Party war. Ich glaube, 48 Stunden am Stück fanden Konzerte und Veranstaltungen statt, den ganzen Altstadtring runter. Direkt hinter dem Reiter war ein Riesenrad aufgebaut, mindestens so groß wie das auf der Wiesn, und von dort konnte man über die ganze Stadt gucken. Ich mag aber überhaupt den ganzen Platz sehr gern, er ist so weit und großzügig und fühlt sich sehr großstädtisch an.“
[seitenumbruch] 
Samstagnachmittag, der Himmel ist wolkenverhangen, 15.41 Uhr.
 
Theoman, 25, Restaurantfachmann:
„Ich bin gerade um die Ecke gekommen, hab das Denkmal gesehen und genau das gedacht: Da bin ich in dieser Stadt geboren, lebe hier, laufe ständig dran vorbei und habe keine Ahnung, wer der Typ sein soll. Also hab ich geschaut, was drauf steht: ,Errichtet von Ludwig I’. Ich dachte dann: Na ja, ein Typ aufm Pferd, das ist wahrscheinlich ein Krieger, irgendwie so Richtung Napoleon, oder so, der ist doch auch immer auf einem Pferd rumgaloppiert, oder? Aber selbst wenn ich mir jetzt mal durchlese, wer das wirklich sein soll, habe ich das morgen sowieso schon wieder vergessen. Traurige Sache.“




 
Selber Tag, 15.59 Uhr.
 
Lea, 30, Einkäuferin und Daniel, 27, Finanzanalyst:
„Wir haben grad gelesen, was drauf steht. Aber dann denkt man doch auch nur: Aha, und wer ist das jetzt?“
 
Grauer Sonntagnachmittag, 15.32 Uhr.
 
Anne, 23, Sozialpädagogin:
„Ich bin aus Berlin zu Besuch und laufe einfach so herum und gucke mir Dinge an. Den Typen auf dem Pferd habe ich gerade fotografiert. Ich weiß eigentlich gar nicht, wieso. Ich hab auch gar nicht nachgeschaut, wer das ist und warum der hier steht. Ich dachte nur: Kann man ja mal fotografieren. Wahrscheinlich werde ich ihn zu Hause trotzdem niemandem zeigen.
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Am selben Tag, 16.43 Uhr.

Joanna, 29, Juristin:
„Ich gehe hier oft vorbei, auf dem Weg zur Arbeit. Einmal bin ich nachts hergekommen, um ein Foto zu machen, denn nachts ist nur die Figur, aber nicht der Sockel beleuchtet. Das sieht irgendwie interessant aus, fand ich. Wer das ist, na ja, das steht ja drauf, aber mehr weiß ich über den Mann auch nicht.“
 
Immer noch selber Tag, 17.03 Uhr.
 
Thorsten, 22, angehender Bauingenieur:
„Ich arbeite gerade auf der Siemens-Baustelle da hinten, deshalb gehe ich seit einiger Zeit regelmäßig über diesen Platz. Das Denkmal, keine Ahnung. Das steht eben hier. Gehört halt zu München.“
 




An einem Donnerstagabend, in der Dämmerung, 17.52 Uhr.
 
Eine Frau, Mitte vierzig, sie trägt einen Wanderrucksack auf dem Rücken, läuft minutenlang hoch konzentriert um das Denkmal herum und fotografiert es von allen Seiten mit einer kleinen, silberfarbenen Digitalkamera. Darauf angesprochen guckt sie einen nicht an und sagt nur hektisch: „Jetzt nicht, jetzt nicht, es ist gleich dunkel, ich habe keine Zeit!“ Dann läuft sie, schnell und ohne sich noch einmal umzudrehen, mit sehr stierem Blick Richtung Café Luitpold davon.

Das Emoji-Rätsel am Mittwoch

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Eher ein Münchner Thema, da aber schon verflucht tragisch:






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Trägt nicht zur Entspannung der politischen Weltlage bei:





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Und das auch nicht:







Auf der nächsten Seite findest du die Lösung.
[seitenumbruch]


Die Münchner Abendzeitung, die am Mittwoch Insolvenz angemeldet hat.





China pumpt Milliarden ins Militär.





Israels Armee fängt auf dem Roten Meer ein Schiff ab, auf dem sich angeblich iranische Raketen fanden.

Zweite Münchner Weininseln im März 2014

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Buy Local - Wein erleben in Deinem Stadtteil: Zweite Münchner Weininseln!

Sa 01. März in Au-Haidhausen
Sa 08. März in Neuhausen-Nymphenburg
Sa 15. März in Schwabing-Maxvorstadt
Jeweils 12-20 Uhr (Restaurants schließen früher)

Auf www.muenchner-weininseln.de kann das Programm der einzelnen Tage ausgedruckt werden Verkostungspreis pro Vinothek: 5€*
(*für mindestens 3 Weine, zusätzliche Weine können berechnet werden)

Programm 01. März Au-Haidhausen

  • Bei 225 Liter präsentiert sich fünf junge,charakterstarke Winzertalente, u.a. "WeinHandwerk: NextGeneration".

  • In der Österia heißt es "Winzerstreicheln bei Sisi", hier kann man echte Weinbauern kennenlernen.

  • Im Grenzgänger gibt es "Weine jenseits ausgetretener Pfade" und der eigensinnige Winzer Clemens Waldthaler ist zu Gast

  • ViniPuri schenkt den Gästen reinen Wein ein, ohne Zusatzstoffe oder Aromastoffe.

  • In der WeinCantina gibt es einen spannenden Winzerbattle "Baden versus Württemberg".

  • Bei La Cantinetta kann man eine alte Holzfassfabrik besichtigen, die zu einer eigenen Weinkellerei umgebaut wurde.

  • Bei furore&rotWEISSrot heißt es "11 gegen 11 - Länderspiel Deutschland gegen Österreich"

  • Das Mezzodi will zeigen, dass Toskana nicht nur Supertuscan ist und nimmt die Gäste mit auf eine Reise nach San Gimignano


Programm 08. März Neuhausen-Nymphenburg

  • Das Broeding geht der Frage nach, ob "Wiener Gemischter Satz etwas mit Grammatik zu tun hat" und zeigt uns das autochthone Österreich.

  • Garibaldi präsentiert Weine aus Südtirol, Norditalien, Veneto und Friaul und reicht dazu San Daniele Schinken, aufgeschnitten auf einer original Berkel-Maschine.

  • Bei Machacek warten fünf französische Familienbetriebe aus fünf verschiedenen Weinregionen darauf entdeckt zu werden.

  • Bei Vin-Wein-Vino gibt es die herausragenden Rieslinge von Heymann-Löwenstein und von Racknitz zu verkosten.

  • Das Tiziano lädt zu einer Geschmacksreise durch Soave, Valpolicella und Valdobbiadene.

  • "Ausgesteckt is!" heißt es im Weinzentrum München: die österreichischen Weinbaugebiete Kremstal und Thermenregion stellen sich vor.

  • DONOSTI zeigt spanische Bioweine, edles Olivenöl und feinste Schokoladenkreationen

  • Dass Wein nicht einfache Handelsware, sondern Herzensangelegenheit ist zeigt uns das Vins et Co, Spezialist für Bioweine in München.


Programm 15. März Schwabing-Maxvorstadt

  • Die ehrlichen Münchner nehmen uns mit auf einen Erlebnis Sensorik-Parcours.

  • Im M-Belleville gibt es spannende Naturweine zu entdecken, für die das Restaurant in München berühmt ist.

  • Bei Garibaldi geht die Reise nach Apulien - 15. März - 15.30 Uhr: Pressetermin und Diskussion mit Schirmherr Christian Mürau, TV-Moderator und Eberhard Spangenberg, Inhaber Garibaldi, zum Thema: Mein Stadtviertel und wie es das Leben, den Umgang miteinander, die Läden, die Gastronomie und den Weingenuss beeinflusst. Im Garibaldi Stammhaus in der Schellingstrasse!

  • Barthel&Sohnüberrascht die Gäste mit dem Premiumwein des mallorquinischen Kultweinguts ANA VINS.

  • Bothegin lädt ein nach Österreich und erklärt neben spannenden Weine, was eine Käferbohne ist.

  • Bei Sancho Panza, der Münchner Kult-Spanienvinothek gibt es eine Vielzahl an schönen Weinen zu entdecken.

  • Herbig Weinimport zeigt uns autochthone Geheimtipps und feine Weine jenseits des Mainstreams.

  • Im Aquitaine, der ersten Adresse für französische Weine in München werden drei französische Spitzenweine präsentiert.

  • Der Weinhof Österreich lädt zur Neueröffnung seines neuen Ladens in der Marsstrasse 17 und präsentiert weinbegleitende Lichtkunst.

  • Schenken und Trinken ist überzeugt, dass der beste Müller-Thurgau nicht aus Franken, sondern vom Bodensee kommt, ob das stimmt, können Weininselgäste herausfinden.


15. März - ab 20 Uhr: MAIN WEIN – Chill out – powered by Frankenwein - der Wein mit Charakter! Ausklang der Münchner Weininseln an der Frankenwein Bar von 20 bis 23 Uhr im Wohnzimmer der ehrlichen Münchner, Hohenzollernstraße 146 Rückgebaude

Die Münchner Weininseln sind eine Initiative zur Förderung kleiner, inhabergeführter Weinhandlungen, Weinbars & Vinotheken.
Weininseln sind kleine, besondere Inseln des Weingenusses inmitten der Bierhauptstadt München. Wer sie betritt, den erwarten eine Auszeit und ein besonderes Erlebnis.

Ich freue mich auf Euer Kommen und Eure Weiterempfehlung!
Nicola Neumann
nicola@weininseln.de
www.muenchner-weininseln.de

https://www.facebook.com/muenchnerweininseln


Mittwochsbild (9).

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Seit eineinhalb Wochen zuckt es in meinem rechten Augenlid. Ich hatte die Nervosität gegen Gleichgültigkeit eingetauscht und mich mit ihrer Abwesenheit abgefunden, so wie ich mich mit vielen Abwesenheiten abgefunden habe. Große Töne spuckte ich, man gewöhnt sich an alles, und so manches habe ich nicht einmal vermisst. Doch das Zucken ist unverkennbar. Es kommt von früher, es kommt nicht allein. Ich will nicht wissen, warum es aufbegehrt. Stattdessen übe ich mich in Geduld, lege dem Zucken einen kalten Zeigefinger auf, und denke daran, was N. mir gesagt hat, als die Wut noch frisch war und jeder meiner Sätze wie ausgespuckt klang: Es ist nicht verkehrt, dass du es versucht hast. Geglaubt habe ich ihr nicht. Wahrscheinlich habe ich sie nicht einmal gehört. Ich war zu beschäftigt damit, Lärm zu machen und jeden Tag von Neuem alles zu bereuen, was es zu bereuen gab. Dabei hat N. schon gewusst, dass ich davon nichts haben werde. Bloß ein Zucken, wo längst keines mehr sein sollte.

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6, 7 & 8

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Kurzbeschreibung:
Karen Duve beschreibt zu Anfang ihrer Recherche, wie ihre Ernährungsgewohnheiten in der Vergangenheit aussahen. Demnach habe sie viel Fleisch verzehrt und eine sehr ungesunde Ernährung gepflegt (z.B. viel Fett und Süßes). Für ihre Recherche möchte sie nun für jeweils zwei Monate verschiedene Ernährungsweisen ausprobieren. So nimmt sie zunächst nur Produkte aus ökologischem Anbau zu sich, anschließend lebt sie vegetarisch, vegan und zum Schluss versucht sie sich auch als Frutarierin. Ihren Selbstversuch lässt sie von ihrem Hausarzt medizinisch überwachen, welcher dem Unterfangen zunächst skeptisch gegenübersteht. [wikipedia]

Fazit: "Anständig Essen" ist ein Selbstversuch, dass macht es ja erst mal sehr sympathisch. Ähnlich wie beim Jonathan ("Tiere essen") finde ich, die herangehensweise, dass die Autor_innen sich selbst auf den Weg machen & etwas erfahren wollen, sehr löblich. Reist Hr. Safran-Foer dafür quer durchs Land, bleibt Fr. Duve in Ihrer Heimat & schaut sich "im Umkreis" um, erfährt, wie schwer (oder auch wie einfach) ein Lebensmitteleinkauf nach bestimmten Kriterien sein kann und lebt somit während des Experimentes recht lokal... und auch teuer.
Sie unterteilt Ihr Ernährungsexperiment in 4 Phasen:
1. alles Bio
2. vegetarisch
3. vegan (inkl. Produkte die sie nutzt, also Kleidung, Kosmetik & co.)
4. Frutarier
Ihr Tonfall im gesamten Buch ist sehr locker, Sie schreibt wie eine gute Freundin, die bei Kaffee und (veganem) Kuchen davon erzählt, was Sie in den letzten Wochen erlebt hat. Ziemlich angenehm, oft auch witzig.
Fakten bringt Sie viele an, aber eher so nebenbei. Das störte mich zu Beginn des Buches nicht, gegen Ende aber sehr. Ab und zu hätte ich mir, ähnlich wie beim Jonathan, einen sehr sachlichen Block gewünscht, der einfach mal nüchtern einige Infos preis gibt.
Insgesamt habe ich das Buch gerne gelesen.
Ihr Fazit ist sehr ehrlich & auch realistisch. Auch zwischendruch schreibt sie, was ich häufig denke & bei vielen Dingen bin ich einfach ganz nah bei ihr. Ich Spreche, wie auch schon bei "Tiere essen" eine ABSOLUTE Leseempfehlung aus (wenn man die Duve eh gerne liest), spare mir aber eine Bewertung in Punkten.

 


Kurzbschreibung:
Bei Leo Leike landen irrtümlich E-Mails einer ihm unbekannten Emmi Rothner. Aus Höflichkeit antwortet er ihr. Und weil sich Emmi von ihm angezogen fühlt, schreibt sie zurück. Bald scheint es nur noch eine Frage der Zeit zu sein, wann es zum ersten persönlichen Treffen kommt, aber diese Frage wühlt beide so sehr auf, dass sie die Antwort lieber noch eine Weile hinauszögern. Außerdem ist Emmi glücklich verheiratet. Und Leo verdaut gerade eine gescheiterte Beziehung. Und überhaupt: Werden die gesendeten, empfangenen und gespeicherten Liebesgefühle einer Begegnung standhalten? Und was, wenn ja? [daniel-glattauer.de] 

Fazit: Ja, hm. Die Form, einen Roman nur durch e-mail-Verkehr zu gestalten ist interessant & schwierig. Ich fand die Mails sehr gestellt (was für einen fiktiven Roman irgendwie ein seltsames Kriterium ist) und kam deswegen nicht gut rein. Ich dachte immer: "Das würde doch niemand schreiben?!"
Das Ende fand ich sehr gut, kein Happy End, und hatte es auch so nicht erwartet.
Leo ist mir lieber als Emmi. 7/10


 


Kurzbeschreibung:
“Die Liste von großen Autoren, die ihre ersten Bücher in kleinen Verlagen ver­öff­ent­licht haben, ist lang. Mit Paul Bokowski wird sie nun um noch einen Namen länger. Brüllend komische Geschichten eines Autors, der eigentlich schon viel zu gut für sein Alter ist.”Horst Evers 

Fazit: Erster Gedanke: Heisst der wirklich so?! Zweiter Gedanke: Will ich das lesen?!
Hinterher ist man immer schlauer, die Antwort wäre "Nein!" gewesen.
Ich hatte definitiv mehr erwartet. Die Geschichten sind, teilweise, schon lustig, die Satire trifft den Nerv der Zeit & es sind Pop-Kulturnahe Themen. Und wahrscheinlich mochte ich es genau deswegen NICHT. Zu vorhersehbar, zu gewollt, zu aufdringlich. 4/10

is aber so

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"Zu Wissen was richtig und was falsch ist oft nicht schwer,


dass Richtige zu tun kann kompliziert sein,


ist aber besser als man glaubt."

So spielt das Leben

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Er verliebte sich unsterblich in sie, als er sie das erste Mal sah. Er war immer gut zu ihr, doch sie sagte, sie wisse nicht, ob das mit ihnen was werden könnte. Aber er sei doch ein so toller Mensch, mit dem man sicher auch mal weggehen und `nen echt guten Abend haben kann.
Er war immer in sie verliebt und sagte ihr nur nette Sachen. Sie wusste, dass er sie liebte, doch irgendwie fühlte sie sich nur freundschaftlich zu ihm hingezogen. Er bemühte sich trotzdem. Er wollte so gerne mit ihr zusammen sein. Für andere Frauen war er blind. Er genoss es, in ihrer Nähe zu sein. Er liebte sie wirklich von ganzem Herzen für alles, was sie tat und sagte. Er fand sie perfekt für sich. Er konnte sich keine Frau vorstellen, die schöner in seinen Augen hätte sein können.

Und so ging das Leben weiter. Sie machten öfter mal was zusammen. Er war immerzu in sie verliebt und sie sah ihn immerzu nur als guten Freund an. Und die Monate vergingen.

Eines Tages planten sie zusammen an einem See campen zu gehen. Seine Freunde und er. Ihre Freunde und sie. Im Laufe der Zeit hatte sich nämlich ihr Freundeskreis vermischt.

Er malte sich aus, dass er ihr am See in der Abendsonne sagen würde, dass er immer noch mehr von ihr will. Ganz egal, ob sie sich je für ihn entscheiden wird. Und auch wenn es nie was werden würde: Er wird immer für sie da sein. Immer.

Natürlich war das nur seine Fantasie, aber er nahm sich fest vor, es so geschehen zu lassen.

An einem Abend trafen sie sich, um ein bisschen durchzugehen, wer was mitnimmt. Sie fragte ihn dabei, ob sie nicht zusammen ein Zelt nehmen wollten. Er sah es als positives Zeichen. Vielleicht wollte sie die Chance ergreifen und ihm in einem nächtlichen Gespräch sagen, wie sehr sie ihn doch mochte und dass sie lange darüber nachgedacht habe und festgestellt, dass er doch die perfekte Partie für sie sei. Nie wäre ein Mann so gut zu ihr gewesen.

Der Urlaub rückte näher und schließlich saßen sie zusammen in seinem Auto und fuhren zum Campen. Er hatte immer noch Herzklopfen in ihrer Nähe. So abgöttisch war er in sie verliebt, obwohl sie sich nun schon so lange kannten und sich noch nicht mal geküsst hatten.

Sie schlugen zusammen ihr Zelt auf. Alle, die mitkamen, hatten an den Abenden ihren Spaß und er bedauerte sehr, dass sich nie die Gelegenheit ergab, alleine mit ihr am See in der Abendsonne zu stehen. In der Nacht redeten sie noch viel im Zelt. Sie sprach von ihrer Arbeit, ihren Freunden, ihren Ex-Freunden. Und er hörte einfach nur zu. Er liebte sie so sehr, dass es ihm gefiel, einfach nur ihre Stimme zu hören und ihr ein guter Freund zu sein.

Am nächsten Tag lernte sie jemand auf dem Camping-Platz kennen, der wohl genau ihr Typ war. 

Am Abend fragte sie, ob ihre neue Bekanntschaft und sie das Zelt "benutzen" könnten. Ob das für ihn in Ordnung sei. Er konnte nicht anders als „ja klar, kein Problem, macht ruhig“ zu sagen, weil er zu ihr doch einfach nicht nein sagen konnte. Er saß wenig später alleine am Steg und weinte.

(c) 2013, http://nathanaelmerten.blogspot.de


Wortweise

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Es ist schwierig zu beschreiben, welche Worte.
Und die Worte liegen dort. Und du trittst darauf.
Und du fragst dich, was ich sage, wenn das Wort erwacht?


Liegt es dort im Straßengraben – Augen zugemacht.
Denn ein Wort überlebt es kaum, wenn man drüber lacht.
Oh, wie leise können Worte sein? 


Auf Zehnspitzen verlässt kein Wort den Mund.
Doch ganz ganz leise gehen sie fort.
Gehen nicht zurück in jenen Mund, der sie ausgespuckt.

Ob sie wollen oder nicht, haben sie dort gewohnt.
Ob sie wollen oder nicht, sitzen sie dir im Gesicht. Auf den Wangenknochen.


Und sie pressen sich aus Augenhöhlen.
Sehen dich und sie denken, oh wie – war das Wort?
Aus den Augenhöhlen fließen sie. Fassen sich mit feuchten, nassen Händen. Hangeln sich,… hängen dir am Kinn. Und ganz leise:
Plopp. Plopp. Plopp. Fallen sie, stehen nicht mehr auf.


Denn sie haben aufgegeben, liegen dort. Zu Füßen.
Und sie winden sich und sie werden hoffen.
Auf ein Leben nach dem Tod.

Und du trampelst einfach. Immer wieder.
Weise Worte - Reisen. 


Fort.  


Wie fühlst du dich bei Kartenzahlung?

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Ich zahle gerne mit Karte. Man braucht weniger Geld im Portemonnaie und wenn man es verliert, ist das nur halb so schlimm. Das Zahlen von kleinen Beträgen mit der EC-Karte ist aber verpöhnt. Wer in einer langen Schlange für eine Dose Bier die Karte rausholt, riskiert verhasste Blicke - sowohl vom Personal als auch von dem Menschen hinter einem. Aber auch wenn das Geschäft leer ist, fühlt es sich merkwürdig an, Kleinstbeträge auf diese Weise zu bezahlen. Man erntet dafür in der Regel Verachtung oder Mitleid, denn die EC-Karte gilt eher als Notreserve, die man benutzt, wenn man die nötige Summe nicht in bar hat. Wenn man für eine Dose Bier seine Konto plündern muss, wirkt das entsprechend schäbig. Mal ganz abgesehen, von dem gefühlt unendlichen, zeitlichen Zusatzaufwand, den so eine Kartenzahlung produziert.


Eigentlich ist bargeldloses Zahlen doch super. Warum fühlen wir uns trotzdem so oft mies dabei?

Das Gefühl, dass sich der Einsatz der EC-Karte lohnen muss, ist sehr verbreitet. Viele Kunden fürchten, dem Verkäufer dadurch Umstände zu bereiten. Kollegin C. hat gestanden bei Gelegenheiten, in denen das Bargeld fehlt, auch mal unnötiges Zeug aufs Band zu werfen, nur um einen moralischen Mindestbetrag zu erreichen. Dabei ist der Kostenaufwand einer EC-Zahlung eher gering. Zwischen zehn und zwanzig Cent liegen laut Ulrich Binnebößel vom Deutschen Handelsverband die Kosten für eine Transaktion. Theoretisch müsste es demnach auch okay sein, ein Überraschungsei oder eine Zahnbürste mit Karte zu zahlen. Ist es aber für viele nicht.  

Warum gibt es also dieses Unwohlsein bei der EC-Zahlung? Diese Woche wurde noch über den Untergang des Druckers und des Papiers überhaupt geredet. Ist meine Zahlweise da nicht total modern? Möglicherweise spielt da auch die Psyche eine Rolle. Wer kein Bargeld abgibt, spürt den Verlust nicht so deutlich. Für den Einen ist das angenehm, dem Anderen macht das eher Angst.   

Wie ist es bei dir? Fühlst du dich wohl, wenn du Kaugummis mit Karte zahlst oder schämst du dich und versucht immer Bargeld zu haben? Hast du Skrupel beim Zahlen mit Karte?

Die Behörden glauben ihr nicht

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Das Erzählen fällt Samaneh Yazdani Majid, 29, schwer. Schon bei der Frage, wie es ihr geht, schluckt sie schwer und beginnt zu weinen. Ihr Ehemann hat längst das Zimmer verlassen, er erträgt es nicht, wenn sie ihren Leidensweg schildert. Der beginnt mit einer Vergewaltigung in einem iranischen Gefängnis vor viereinhalb Jahren und ist in einer Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber in Nürnberg immer noch nicht zu Ende.




Iranische Frauen demonstrieren in Teheran

Dabei hatten die beiden bis vor ein paar Jahren ein gutes Leben. Samaneh Yazdani Majid hatte Stadtplanung studiert und arbeitete im Rathaus von Teheran. „Gute Wohnung, guter Job“, erzählt sie heute im Internationalen Frauencafé in Nürnberg, nur mit der politischen Situation habe sie sich nicht abfinden wollen. „Es gibt keine Freiheit im Iran“, sagt sie. Sie verteilte CDs auf denen Protestaktionen der Opposition gespeichert waren und ging im Dezember 2011 zu einer Demonstration. Dort wurde sie verhaftet und fünf Tage lang eingesperrt. Die junge Frau mit den langen Haaren und den großen dunklen Augen kann kaum mehr weitersprechen. Ihre Hände seien gefesselt und die Augen verbunden gewesen, bringt sie noch heraus, bevor sie wieder weinen muss. Über die Vergewaltigung hat sie auch bei der Anhörung im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) nur schwer sprechen können. Die Folge: Ihr Asylantrag wurde abgelehnt. „Ihr Vorbringen zur angeblichen Festnahme und Vergewaltigung ist ebenfalls oberflächlich und detailarm, sodass ein persönliches Erleben nicht glaubhaft gemacht werden konnte“, heißt es im Bescheid.

Eine Begründung, die Anne Maya, die im Internationalen Frauencafé viele traumatisierte asylsuchende Frauen berät, nicht nachvollziehen kann. „Wer traumatisiert ist, kann oft nicht über seine Erlebnisse sprechen“, sagt sie und kritisiert, dass beim BAMF traumatisierte Asylbewerber genauso befragt würden wie gesunde Menschen und so als glaubwürdig oder eben nicht eingestuft würden. Psychologen müssten bei den Befragungen dabei sein, sagt sie, die Interviewer beim BAMF seien nur oberflächlich psychologisch geschult. Außerdem gehe es ihnen vor allem darum, Widersprüche in den Geschichten der Asylbewerber aufzudecken.

Dass Samaneh Yazdani Majid krank ist, wird ihr gleich in mehreren Attesten bescheinigt. Eine „schwere komplexe psychische Störung mit Chronifizierungsgefahr“ attestiert eine Nervenärztin. Und die Psychotherapeutin, bei der die junge Frau in Behandlung ist, schreibt von Albträumen, Weinkrämpfen, Angstattacken – und hält ein Bleiberecht in Deutschland samt Traumabehandlung für unabdingbar. „Eine Rückkehr in die Heimat würde für die Patientin eine dramatische Bedrohung und Retraumatisierung bedeuten, der sie nicht gewachsen ist. “ Ihr Anwalt hat nun einen Folgeantrag gestellt, da „eine ungefährdete Rückkehr in ihre Heimatland Iran“ nicht möglich sei.

Es ist nicht nur das politische Engagement. Das Ehepaar ist in Deutschland zum Christentum konvertiert. Zuerst seien sie nur wegen der Isolation im Asylbewerberheim zur christlichen Gemeinde gegangen, erzählt Samaneh Yazdani Majid. Aber dann habe sie gemerkt, wie viel ihr das Christentum bedeutet, „weil es um Menschlichkeit geht“. Den Islam habe sie wegen ihrer Erlebnisse im Iran inzwischen gehasst. Die Beamten im BAMF glaubten ihr nicht. Sie urteilten, das Ehepaar sei aus „asyltaktischen Gründen“ konvertiert. Stimmt nicht, argumentiert der Anwalt im Folgeantrag. Die beiden seien aktive Mitglieder der Freien Evangelischen Gemeinde in Nürnberg.

Es ist nicht so, dass Samaneh Yazdani Majid immer davon träumte, in Deutschland zu leben. Eigentlich wollte sie nie weg aus ihrer Heimat und von ihrer Familie. „Ich habe keine Wahl“, sagt sie und wieder fällt ihr das Sprechen schwer. Sie habe noch nicht viel Gutes erlebt in Deutschland. Die meisten Zeit verbringt sie in ihrem Zimmer im Asylbewerberheim, sie hat stark abgenommen und ist antriebslos. Sie habe nicht einmal mehr Lust, Deutsch zu lernen, sagt sie. Weil ihr die Perspektive fehle. Dennoch, zurück in den Iran könne sie nicht. Sie habe große Angst, dass ihr Folgeantrag auf Asyl in Deutschland wieder abgelehnt wird. In den Iran könne sie nicht zurück, sagt sie. „Ich weiß, dass auf mich nichts Gutes wartet. Es kann sein, dass ich hingerichtet werde.“

Das magische Raunen

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Es geht hier wieder mal um den alten Mythos. Um den Mann, dem man einfach nur in die Augen schauen muss. Um den Filmhelden, der ein so unfassbares Charisma hat, dass es aus seinen Poren oder Pupillen direkt ins Zelluloid hineinstrahlt. Ohne Umwege, und von dort zurück auf die Zuschauer. Der Charaktertyp, der aus dem Telefonbuch nicht mal vorlesen muss. Sondern es nur zugeklappt in der Hand zu halten braucht, um alle irrezumachen.




Benedict Cumberbatch hier mal weder als Julian Assange noch als Sherlock Holmes

Aber nein – diesen unbedingten Zauber hat Benedict Cumberbatch gar nicht. Wenn er stumm im Bild herumsteht, dasitzt oder in die Kamera schaut, wirkt er oft bloß wie ein netter Student mit kleinen Augen. Gut aussehend, mit aristokratisch hoher Stirnpartie. Aber das ist unwichtig.

Das müssen wir betonen, weil dem Londoner Schauspieler seit einiger Zeit ja durchaus nachgesagt wird, mit dem magischen Blick gesegnet zu sein, mit dem unheimlichen Kino-Chromosom, für das andere Darsteller ihr Schauspielschul-Seelchen an den Teufel verkaufen würden. Um das einzulösen, muss Cumberbatch jedoch den Mund aufmachen. Nur einen kleinen Spalt weit, er raunt mehr. Einen Satz muss er sagen, maximal, dann passiert es. Dann ist Cumberbatch plötzlich der dämonische Oberlord, der Hypnosemann mit den giftigen Wangenknochen, dem die Kinoregisseure von Spielberg über J.J. Abrams bis Steve McQueen verfallen sind. Der sexy Fürst der Finsternis, der seinen eigenen weiblichen Fanclub hat. Cumberbitches nennen sich die Mitglieder.

Was er sagen muss? Einfache Sachen. „Hören Sie auf, mich zu langweilen, und denken Sie nach“, in seiner Paraderolle als neuer Best-Dressed Sherlock Holmes in der BBC-Serie. Oder, als Julian Assange im ansonsten wenig bedeutenden „Inside Wikileaks“-Film: „Wenn du die Wahrheit willst, geh selbst los und such sie. Genau davor haben die Angst. Vor dir.“ Natürlich darf man Cumberbatch nur im Original hören, gedämpft, geröllig, mit den harten, bildungsbürgerbritischen Konsonanten. Er klingt, als ob er mindestens so viel verschweigt, wie er sagt, die größten Geheimnisse nur beiläufig streift. Vor allem: Man muss ihn gleichzeitig sehen und hören, sonst kommt die Magie nicht, die ihn zu einem der derzeit heißesten Filmneulinge gemacht hat. Mit 37 Jahren.

Als Peter Jackson ihm die Rolle des computeranimierten Drachen Smaug im „Hobbit“ gab, ging es nicht nur ums Synchronsprechen. Cumberbatch spielte das Monster. Die Reptilienmimik, die schrecklichen Mundbewegungen, per Motion-Capture-Technik auf die Figur übertragen. Wer den Drachen sieht und hört, sieht und hört ihn.

Seit 2013 entkommt man Benedict Cumberbatch kaum mehr. Gerade war er im Oscar-Siegerfilm „12 Years A Slave“ dabei, als zwischen Konformismus und Empathie hin- und hergerissener Sklavenhalter, jetzt kommt John Wells’ „Im August in Osage County“ in die Kinos, in dem Cumberbatch neben Meryl Streep, Julia Roberts und Sam Shepard den verunglückten Jungspross der Großfamilie spielt. Beides keine allzu glänzenden Rollen. Umso größer war der Tumult, als die BBC im Januar die dritte „Sherlock“-Staffel brachte. Die vorigen Folgen waren in 180 Ländern gelaufen, stehen auf der Videoplattform Netflix, für eine derart regional verwurzelte Serie ein sensationeller Erfolg.

Das Komischste an einer Begegnung mit Benedict Cumberbatch ist, dass er im mutmaßlich echten Leben ganz ähnlich funktioniert wie im Kino. Er trägt einen grauen Cardigan über dem blassblauen Hemd, wirkt erst mal so transparent wie ein Schluck dünner Tee. Bedankt sich allzu umständlich, wenn die Bedienung ihm die Tasse hinstellt. Bis er mit seinem Monolog beginnt. Ungeprobt. Dann kommt man nicht mehr los von ihm.

„Meinen Vater zu erleben, wie er im Theater ,Noises Off‘ spielte“, sagt Benedict Cumberbatch, zutiefst beiläufig, abgrunddunkel dramatisch, auf die eigentlich nur dahergeplänkelte Frage, was ihn kulturell geprägt habe. „Meiner Mutter hinterherzuschauen, wenn sie durch den Vorhang auf die Bühne ging, und dabei die Lichter zu spüren, die Wärme des Publikums. ,Indiana Jones‘ zu sehen und wie er sein zu wollen. Im Krankenbett mit dem Zeichnen zu beginnen. Als Kind meine erste Oper im Radio zu hören und davon völlig zerzaust zu werden.“ Man will applaudieren.

Cumberbatch wuchs im weder zu feinen noch zu räudigen Londoner Stadtteil Hammersmith auf. Der Urgroßvater war Generalkonsul der Königin Victoria, der Opa hochdekorierter U-Boot-Offizier und Salonlöwe. Beide Eltern verdingten sich als Schauspieler, trotzdem drängten sie dem Sohn nichts auf, der erst Strafverteidiger werden wollte, dann doch auf der Schauspielschule landete und den langen Marsch durch die BBC-Kostümdramen antrat, als Stallbursche und blasser Landadliger. „Ich habe mich nie als die Art von Schauspieler gesehen, der bei der ersten Gelegenheit nach Los Angeles verduftet“, sagt Cumberbatch. „Freunde haben das gemacht, reisten zur TV-Pilotensaison, hingen am Pool herum, während ich in London Theater spielte. Ich dachte immer: Die Arbeit muss zu mir kommen.“

Als sie ihm den Gefallen tat, als die erste vernünftige Kinorolle in „Abbitte“ kam, war er schon 31. Den alles entscheidenden Sherlock spielte er noch mal drei Jahre später. International gesehen ist Cumberbatch ein Spätstarter, dafür rappelt es jetzt umso heftiger im Karton. Die nächsten Filme, in denen er neben Robert Pattinson, Gary Oldman und Keira Knightley vorne in den Credits steht, sind größere Kaliber mit US-Zuschnitt. Eine vierte „Sherlock“-Staffel wird kommen.

Es ist also Zeit, um noch einmal die Frage zu stellen: Was ist denn nun das Besondere an diesem Mann?„Ich glaube nicht an das Konzept von Gut und Böse“, sagt er. „Die einfache Einteilung in die Helden auf der einen Seite und die Übeltäter auf der anderen, der man noch so oft begegnet, kommt mir äußerst gestrig vor.“ Schauspieler sind oft schlecht darin, die eigene künstlerische Person zu reflektieren, aber besser als Cumberbatch kann man es nicht sagen: Er, der so niedliche, so gefährliche Mann, ist natürlich die Bestbesetzung für die Assanges und Whisteblower, die innerlich verwundeten „Star Trek“-Monster, all die hybriden, klugen, bösen, wahnsinnig widersprüchlichen Protagonisten, ohne die heutige Erzählformate – in einer Gegenwart der Langzeitserien und exponentiell beschleunigten Plot-Twists – nicht mehr funktionieren. Typen wie der Detektiv Sherlock, der bei aller Genialität selbst ein Mime ist. Ein Täuscher.

Wenn uns überhaupt jemand daran erinnert, an diesen dämonischen Kern der Schauspielerei, daran, dass sie im Jahr 2014 mehr denn je eine schwarze Kunst ist, dann er. Wenn einer heute gleichzeitig James Bond und den Bond-Schurken spielen könnte – dann ist es das alte Bübchen Benedict Cumberbatch.

Küchenpessimisten

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Schlaraffenland ist verloren. Doch wann genau lebten die Menschen im Utopia der Lebensmittel und nahmen nur das Beste für sich und ihren Körper zu sich? Die Antwort hängt von den Vorlieben des Suchenden ab. Handelt es sich etwa um einen Anhänger der Paläo-Diät, aßen nur die Völker der Steinzeit im Einklang mit sich selbst. Singt dagegen ein Anhänger der regionalen Küche das Lied vom Untergang der Lebensmittel, wähnt er das Schlaraffenland nur wenige Generationen entfernt und zeichnet ein Bild, in dem Bauern in Harmonie mit ihrer Scholle Lebensmittel produzierten, die frei von Pestiziden und prall von Aromen waren.



Glückliche Tiere auf grünen Wiesen - auch bei der Lebensmittelherstellung wird die Vergangenheit oft verklärt

Kulturpessimismus ist ein produktiver Koch. Doch es ist vergebens, das Lebensmittel-Utopia in der Vergangenheit zu suchen – dort sind fast nur Geschichten von Mangel zu finden. Im Gegenteil, Schlaraffenland liegt in der Gegenwart. Es befindet sich im Sortiment der Supermärkte, in den Regalen der Biogeschäfte, es liegt auf den Ständen der Wochenmärkte – und auf Abermillionen Tellern. Noch nie haben Menschen in einem solchen Nahrungsüberfluss wie heute gelebt; noch nie standen so vielen Konsumenten so sichere, schmackhafte und gesunde Lebensmittel zur Verfügung wie in einem durchschnittlichen Supermarkt. „Aber das wollen die Leute nicht hören“, sagt der Kulturwissenschaftler Gunther Hirschfelder von der Universität Regensburg, der zur Geschichte der Esskultur forscht.

Rund um Lebensmittel herrscht eine besondere Empfindlichkeit, die allzu oft in Pessimismus ausartet. Dioxin, Ehec, Pestizide, Antibiotika und andere Gruselbegriffe kommen dann auf den Tisch, wenn über Sicherheit und Wert moderner Lebensmittel diskutiert wird. „Wir nehmen als Gesellschaft bei Lebensmitteln eine Qualitätskrise wahr“, sagt Hirschfelder, „die aber ist in Wahrheit eine Vertrauenskrise.“ Die Zutaten dieser Krise setzen sich zu einem Gericht zusammen, das nach einer verdorbenen Gegenwart schmeckt, in der Landwirtschaft und Lebensmittelkonzerne gegen die Natur und die Gesundheit des Menschen arbeiten und nichts als giftige Cocktails servieren. Als Gegenentwurf dienen eine Verklärung der Vergangenheit und die Überhöhung von Natürlichkeit, die dort angeblich einst zu finden war.

Das moderne Schlaraffenland ist selbstverständlich kein Ort sorgloser und ewiger Schlemmerei. Die Landwirtschaft plagen zahlreiche Probleme, die Lebensmittelindustrie leistet sich zahlreiche Sauereien. Allerdings verstellen diese negativen Nachrichten den Blick auf die vollen Teller. Das lässt sich anhand einer aktuellen Studie illustrieren, die gerade in der Fachzeitschrift PNAS (online) erschienen ist. Agrarwissenschaftler um Colin Khoury analysieren darin, wie sich Ernährung in den vergangenen 50 Jahren verändert hat. In einem globalen Maßstab hat sich die Vielfalt demnach verringert. Die Menschen essen weniger Hirse, Roggen, Süßkartoffeln oder Maniok; stattdessen haben Weizen, Reis, Mais, Soja, Geflügel und Milchprodukte an Bedeutung zugenommen.

Die Forscher fürchten Konsequenzen. Durch wachsende Abhängigkeit von wenigen Nahrungsmitteln steige die Verwundbarkeit der Landwirtschaft. Ein mächtiger neuer Schädling könnte etwa enorme Hungerkrisen auslösen, wenn die Vielfalt auf den Äckern sinkt. Und die Tatsache, dass die Welt westliche Ernährungsgewohnheiten übernimmt, könnte die Anzahl stark übergewichtiger Menschen steigern und die Prävalenz sogenannter Zivilisationskrankheiten wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Leiden erhöhen, argumentieren die Agrarwissenschaftler. In der Tat, das könnte sein, diese Gefahren sind real.

Die guten Nachrichten jedoch gehen dahinter fast unter. Khoury erwähnt auch, dass immer mehr Menschen steigende Mengen von Kalorien, Proteinen und Fetten zur Verfügung haben. In den Industriestaaten essen die Menschen pro Kopf und Tag laut der Welternährungsorganisation FAO heute etwa 3400 Kilokalorien (kcal). Sogar in den ärmsten Staaten sind es etwas mehr als 2100 kcal – den täglichen Mindestbedarf gibt die FAO mit 1800 kcal an. Hinter diesen Zahlen verbirgt sich noch immer Leid. Doch der Hunger geht weltweit zurück, die Teller von immer mehr Menschen füllen sich. Aktuell leidet etwa jeder siebte Mensch unter Nahrungsmangel, vor gut 20Jahren war es noch jeder fünfte.

„In Europa werden wir als Gesellschaft auch erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts satt“, sagt Gunther Hirschfelder. Hunger kennen die meisten deshalb höchstens aus Geschichten der Großeltern aus der Zeit nach dem Krieg. Mangel herrscht nun, wenn der frische Koriander oder die Kräutersaitlinge am späten Samstagnachmittag im Supermarkt aus sind. „Wir verfügen heute über zu viele Lebensmittel, ärgern uns darüber und verklären die Vergangenheit“, sagt Hirschfelder. „Dabei sind alle Küchen der Vergangenheit den heutigen unterlegen.“

Die Landbevölkerung ernährte sich in Europa einst vor allem von Getreidebrei, von kaum gewürzten Grützen. Klar, Gemüse und Obst waren regional und saisonal. Aber nur, weil diese Lebensmittel lediglich am Ort der Ernte gegessen werden konnten. Die Menschen litten unter ständigen Lagerproblemen, Frisches war die Ausnahme. Stattdessen aßen sie selbst verdorbene Speisen, weil Nahrungsmittel keine Frage von Genuss oder Gesundheit waren, sondern eine von Leben oder Tod.

Lebensmittelsicherheit? Ja, synthetische Pestizide musste niemand fürchten. Dafür starben Tausende Menschen an Mykotoxinen, dem Gift von Schimmelpilzen. Das Mutterkorn auf Getreide etwa löste das berüchtigte Antoniusfeuer aus, eine oft tödliche Vergiftung. Die Qualität des Wassers war miserabel, überall lauerten Keime. Fleisch oder Fisch waren oft verdorben, weil es so etwas wie eine geschlossene Kühlkette nicht gab. Lebensmittel ließen sich leicht mit minderwertigen Zusätzen verpanschen oder verdorbene Ware als frisch verkaufen. Gegen die Situation vor einigen 100 Jahren herrschen heute paradiesische Zustände extremer Sicherheit.

Wer noch weiter zurückblickt, findet dort kein schöneres Bild. Kalorienmangel sei in prähistorischer Zeit die Regel gewesen, berichtet etwa der Harvard Anthropologe Richard Wrangham. Knochenfunde zeigen, dass lange Hungerphasen fester Bestandteil des menschlichen Daseins waren. Erst mit Erfindung des Ackerbaus verringerten sich die Perioden des Mangels. Zugleich nahm die Qualitätssteigerung Schwung auf. Durch Zucht und Selektion sorgten die Menschen dafür, dass Nahrungspflanzen nicht nur wachsende Erträge abwarfen, sondern auch bekömmlicher wurden – bis heute. Obst oder Gemüse aus dem Supermarkt, so argumentiert Wrangham, enthalte weniger unverdauliche Fasern und mehr Nährstoffe als die wilden Vorfahren der Früchte. In diesen Lebensmitteln stecken auch weniger natürliche toxische Stoffe als einst.

Trotz all dem sehnen viele Konsumenten eine verlorene Zeit herbei, die es so niemals gegeben hat. Während wir satt auf dem Sofa sitzen, haben die Pessimisten Konjunktur: drastische Warnungen, garniert mit Versprechungen für ein besseres Leben, garantieren Aufmerksamkeit. Die einen ernennen Weizen zum puren Gift, die anderen Zucker; und rund um Milch tobt ein ebenso erstaunlicher wie erbitterter Kulturkampf. Und alle argumentieren sie auf die gleiche Weise: Diese Lebensmittel entsprächen nicht den natürlichen Bedürfnissen des Menschen, seien künstlich hergestellt und machten krank. So klingen die Ängste satter Menschen.

Geheimsache Ekelfleisch

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Wäre die Sache mit den Ratten nicht gewesen – der Mexikaner, gelegen an einer Straßenecke in Brooklyn, hätte ein Stammlokal werden können. Doch ein Klick auf den interaktiven Hygiene-Stadtplan offenbarte, was städtische Kontrolleure in der Küche des Restaurants gefunden hatten: Dreck und Nagetiere, tote wie lebendige. Note C, eine Drei. Der Mexikaner hatte einen Kunden weniger. In New York kann Transparenz den Appetit verderben. In Deutschland wird den Menschen die Wahrheit aus Restaurant- und Imbiss-Küchen dagegen lieber nicht zugemutet. Die regelmäßige Veröffentlichung der Namen beanstandeter Betriebe ist der Albtraum deutscher Gastronomie-Lobbyisten. Sie warnen vor dem „Pranger“. Bisher meist mit Erfolg: Wirte und Lebensmittelverkäufer, die es mit der Hygiene nicht genau nehmen, bleiben unbekannt. Ob Ungeziefer, verschwiegene Zusätze oder Ekelfleisch – die Betroffenen klären das diskret mit den Behörden: Bußgeld zahlen, Besserung geloben. Kunden bekommen nur etwas mit, wenn das Amt den Betrieb dicht macht.




 Was steckt drin, in der Frikadelle? Eine Lebensmittelkontrolle in Neumünster

Eigentlich sollte das nicht mehr so sein. Seit 2012 dürfen die Behörden Betriebe nennen, wenn diese Lebensmittel verkaufen, bei denen die Grenzwerte bedenklicher Stoffe überschritten werden, oder wenn sie gegen Hygienevorschriften verstoßen und dabei ein Bußgeld in Höhe von mindestens 350 Euro verhängt wurde. Doch die Gesetze gelten erstmal nur auf dem Papier. Die obersten Verwaltungsrichter mehrerer Bundesländer erklärten sie im vergangenen Jahr für verfassungswidrig: Es sei nicht garantiert, dass Verstöße auch schnell aus dem Netz verschwänden, wenn die Missstände schnell beseitigt wurden. Auch die Grenze von 350 Euro wurde als willkürlich angesehen.

Die Urteile zwangen die Behörden in vielen Kommunen zum Rückzug. So musste das Kreisverwaltungsreferat München seine Liste mit den Bewertungen wieder aus dem Netz nehmen. Baden-Württembergs Verbraucherportal liefert seit Anfang 2013 ebenfalls keine näheren Informationen. Heute muss man die Kommunen schon suchen, die ihre Bürger über Verstöße informieren. Zum Beispiel Duisburg.

Dort ist der Grünen-Politiker Ralf Krumpholz als Beigeordneter der Stadt für das zuständig, was er lieber „Gastro-Ampel“ statt „Pranger“ nennt. Das Pilotprojekt läuft seit Dezember in seiner Stadt und in Bielefeld. Je nach der Zahl der Minuspunkte, die Betriebe bei den Kontrollen bekommen, werden sie als grün, gelb oder rot eingestuft. In einer App können Verbraucher die Noten der Restaurants nachschlagen.

„Bizarr“ nennt ein Regierungsmitarbeiter in Berlin die derzeitige Gesetzeslage. Sie schlägt sich in der umständlichen Konstruktion der Duisburger Ampel nieder: Wegen der Gerichtsurteile sieht das Verbraucherschutzministerium in Nordrhein-Westfalen keine rechtliche Möglichkeit, selbst aktiv Ergebnisse zu veröffentlichen. Das geht nur, wenn jemand anfragt. Also spielt man mit Bande: Die Verbraucherzentrale NRW fragt regelmäßig Kontrolldaten der Kommunen im Ministerium ab und veröffentlicht diese in der App.

Das Projekt in Duisburg und Bielefeld provoziert dennoch Widerstand. In den Städten klagen 50 Betriebe, angespornt vom Gastronomie- und Hotelverband Dehoga. Systeme wie die Ampel oder die Smileys, die den Verbrauchern mit glücklichen oder traurigen Gesichtern die Kontrollergebnisse anzeigen, sind dem Dehoga zu „emotionalisierend“. Die Veröffentlichung stelle „alle Gastronomen unter Generalverdacht“.Die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie sieht die Bewertungssysteme als Angriff auf die „Souveränität des Verbrauchers“. Ampellösungen bezeichnet die Vereinigung als „den Verbraucher nicht informierende, sondern bevormundende Scheinlösungen“.

Ganz anders sehen das Gruppen wie Foodwatch. Sie fordern, in allen Supermärkten, Kantinen und Restaurants müssten Kontrollergebnisse aushängen. Vorreiter in Deutschland war hier der Bezirk Berlin-Pankow. Seit 2009 verleiht das Bezirksamt Smileys an alle Betriebe, die Essen verkaufen. Minuspunkte gibt es in Kategorien wie Kühlung, Personalhygiene oder Schädlingsbekämpfung. Wenn Unternehmer Einspruch erheben, werden die Ergebnisse erst einmal zurückgehalten. Derzeit werden die Daten nur in einem langen, unübersichtlichen PDF-Dokument online gestellt.

Der zuständige Stadtrat Torsten Kühne sieht sich als Einzelkämpfer: „Wir wünschen uns das Berlin-weit, mit ordentlichem Internet-Auftritt, Datenbank und einer anständigen App, damit die Leute das auch unterwegs nachsehen können.“ Obwohl Berliner Gerichte den Pranger oder die Ampel bislang nicht verboten haben, haben nur die Bezirke Marzahn und Lichtenberg mitgezogen – den anderen Bezirken ist die Situation zu unsicher. „Es fehlt ein bundesweites Grundsatzurteil, um endgültig Rechtssicherheit zu schaffen“, sagt Kühne.

Andere europäische Länder sind da nicht so zurückhaltend. Die tschechische Aufsichtsbehörde SZPI nennt ihre Datenbank über Verstöße von Lebensmittelhändlern ganz offiziell „Essens-Pranger“. Die gleichnamige App wurde 20 000 Mal heruntergeladen, sagt Pavel Kopriva von der SZPI. Auch Dänemark ist glücklich mit seinem Pranger. Kontrolleure vergeben Smileys, vom traurig dreinblickenden bis zum grinsenden. Restaurants und Lebensmittelhändler müssen sie sichtbar anbringen. Bürger können die jüngsten vier Berichte über jeden Betrieb online lesen. Das sei ein großer Anreiz für die Betriebe, sauberer zu arbeiten, sagt Kenny Larsen von der dänischen Aufsicht: „Seit2002 ist der Anteil der Betriebe mit glücklichen Smileys von 70 auf 85 Prozent gestiegen.“ Jeder Däne kenne die Smileys. Manche Betriebe nutzen das System sogar, um die eigenen Mitarbeiter zumotivieren, nach dem Motto: „Wenn wir einen Smiley bekommen, bekommst du einen Bonus.“

Manfred Redelfs von Greenpeace sieht das dänische Modell auch als Vorbild für Deutschland: „Die Lebensmittelindustrie versteckt sich hinter dem vermeintlichen Betriebs- und Geschäftsgeheimnis. Die Erfahrung in Dänemark zeigt aber, dass das Mehr an Transparenz niemandem geschadet, sondern allen genützt hat – einschließlich der Lebensmittelbranche.“

Noch weiter in Sachen Transparenz ist Nordamerika. Die New York Times bastelte aus der Liste, die der ehemalige Bürgermeister Michael Bloomberg ins Netz stellen ließ, eine Karte, die alle Restaurants der Metropole samt Bewertung zeigt. In San Francisco und New York können die Verbraucher n auch auf dem kommerziellen Bewertungsportal Yelp erfahren, wie sauber die Hinterzimmer ihres liebsten Burger-Braters sind. Die kanadische Stadt Toronto führte 2001 das Dine-Safe-Programm ein, über das die Stadt alle Ergebnisse öffentlich macht. In den folgenden Jahren stieg der Anteil der Betriebe, die die erste Überprüfung ohne Probleme bestehen, von 78 auf 92 Prozent.

In Deutschland tut sich außerhalb von Pankow, Bielefeld und Duisburg erst einmal nichts. Niedersachsen will vom Bundesverfassungsgericht feststellen lassen, wie Veröffentlichungen rechtlich ohne Widerhaken organisiert werden kann. Der Bund will die Bedenken der Verwaltungsgerichte in eine Gesetzesnovelle einbauen. Beides kann Jahre dauern.
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