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Linientreu

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So weit das Auge reicht: nichts als Beton, hohe Häuser und viel befahrene Straßenkreuzungen – es gibt angenehmere Plätze als den zentralen Omnibusbahnhof im Westen von Berlin, ganz in der Nähe des Funkturms. Aber den Menschen, die sich dort jeden Tag einfinden, geht es weniger um Komfort und Bequemlichkeit als vielmehr darum, billig zu verreisen. Und zwar auf jeden Fall deutlich billiger als mit der Bahn. Sie sind nicht die Einzigen.



Einer der Lieblingsbusse der Deutschen - der ADAC-Postbus

Bundesweit sind im vergangenen Jahr mehr als drei Millionen Menschen in einen Fernbus gestiegen. Seitdem in Deutschland Anfang 2013 dieser Markt freigegeben wurde, hat sich das Angebot rasant vervielfacht. Gab es vor der Liberalisierung gerade mal 86 Fernbus-Verbindungen, so waren es ein Jahr später 221, wie das Bundesverkehrsministerium am Mittwoch mitteilte. Doch nicht nur Großstädte wie Berlin oder München profitieren davon. Noch viel häufiger sind es mittelgroße Städte in Baden-Württemberg, Bayern oder Niedersachsen, die von einem oder mehreren der mittlerweile knapp 40 verschiedenen Anbieter angefahren werden. Zu den größten Unternehmen auf dem Markt zählen Meinfernbus, die Busse der Deutschen Bahn sowie Flixbus und die ADAC Postbusse. Wer eine Verbindung sucht, kann entweder die Internetseiten der einzelnen Anbieter oder aber Portale wie busliniensuche.de und mitfahrgelegenheit.de aufrufen. Dort findet man inzwischen mehr als 5100 innerdeutsche Fahrten pro Woche. Und das fast immer zu einem Preis, von dem Bahnfahrer nur träumen können.

So ist beispielsweise die Fahrt von Frankfurt nach Köln bei Flixbus mit ein bisschen Glück bereits zum Schnäppchenpreis von fünf Euro zu haben, die Strecke von München nach Berlin gibt es bereits ab 16 Euro. Zum Vergleich: Die Bahnfahrt würde im ersten Fall mindestens 50 Euro kosten, im zweiten Fall 130 Euro – jeweils ICE, zweiter Klasse, ohne Bahncard. Allerdings wäre man mit der Bahn deutlich schneller. Von München nach Berlin beispielsweise braucht der Bus gute zwei Stunden länger. Und das auch nur, wenn er nicht in einen Stau gerät.

„Fernbusse haben sich gerade für Menschen, die aufs Geld achten müssen, etwa Studenten, zu einem tollen neuen Angebot entwickelt“, sagt Marion Jungbluth, Verkehrsexpertin beim Bundesverband der Verbraucherzentralen. Auch die oft geäußerte Kritik, Busfahren sei unbequemer als Bahnfahren, muss nicht zwangsläufig stimmen. „Das kommt ganz auf die Verbindung an“, sagt Jungbluth. Wer beispielsweise von Berlin aus zu einer der ostfriesischen Inseln fährt, muss mit der Bahn bis zu fünf Mal umsteigen. Nimmt man dagegen von Bremen aus den Bus, fällt drei Mal Umsteigen weg. „Nicht nur für ältere Menschen ist das deutlich bequemer“, sagt die Verbraucherschützerin.

Doch so sehr sie das neue Angebot schätzt, sieht sie doch eine Ungerechtigkeit: „Während die Bahn für das Schienennetz Trassenpreise zahlen muss, sind Autobahnen für Fernbusse kostenlos.“ Das sei eine Wettbewerbsverzerrung. Jungbluth meint, Fernbusse sollten genau wie Lastkraftwagen Maut bezahlen müssen. Beim Marktführer Meinfernbus hält man überhaupt nichts davon. Das würde „das zarte Pflänzchen Fernbus“ zerstören, sagt ein Sprecher.

Am Ende quälender Tage

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Seit dem 14.November hat das Landgericht Hannover gegen den zurückgetretenen Bundespräsidenten Christian Wulff verhandelt. Es ist das erste Mal in der Geschichte der Bundesrepublik, dass sich ein früheres Staatsoberhaupt als Angeklagter vor Gericht verantworten muss. Der Antrag der Staatsanwaltschaft, die Immunität Wulffs aufzuheben, damit sie mit Ermittlungen beginnen kann, hatte im Februar 2012 unmittelbar zu seinem Rücktritt geführt. Nun, genau zwei Jahre später, wird an diesem Donnerstag das Urteil fallen. Und Wulff wird mit großer Wahrscheinlichkeit freigesprochen.



Ex-Präsident Christian Wulff mit Anwälten im Hannoveraner Landesgericht

Der Staatsanwaltschaft Hannover ist es an 13 Verhandlungstagen nicht gelungen, die Anklage gegen Wulff gerichtsfest zu beweisen. Von all den Vorwürfen, Wulff habe eine zu große Nähe zu Wirtschaftsgrößen gehabt und sich von ihnen aushalten lassen, ist nur ein Vorwurf geblieben: ein Oktoberfestwochenende in München im Jahr 2008, mit Kosten von knapp 700 Euro.

Vor Gericht stehen zwei Männer: Wulff und sein Freund, der Filmproduzent David Groenewold. Ihm wirft die Staatsanwaltschaft vor, seinen Freund Wulff nach München eingeladen zu haben, einen Teil der Zimmerkosten übernommen und auch das Kindermädchen für den kleinen Linus Wulff bezahlt zu haben. Er wollte, so die Staatsanwaltschaft, Wulff damit „motivieren, sich in seiner dienstlichen Eigenschaft als niedersächsischer Ministerpräsident gegenüber der Siemens AG für eine Unterstützung bei der Vermarktung des Films ,John Rabe‘ einzusetzen“. Der Film erzählt die Geschichte des Siemens-Mitarbeiters John Rabe, der im Zweiten Weltkrieg in China Tausende Chinesen vor den Angriffen der Japaner gerettet hatte. Wulff schrieb im November 2008 tatsächlich einen Brief an den Siemens-Chef, in dem er diesen aufforderte, den Film mehr zu unterstützen. Daraus konstruierten die Staatsanwälte den Vorwurf der Bestechlichkeit. Sie wollten aber keinen öffentlichen Prozess, sondern die Ermittlungen gegen Wulff und Groenewold gegen Zahlung einer hohen Geldbuße in Höhe von 20000 (Wulff) beziehungsweise 30000 Euro (Groenewold) einstellen. Doch da weigerten sich die beiden Beschuldigten, sie wollten ihre Unschuld beweisen.

Und das Gericht hat in einem Zwischenbescheid sehr deutlich gemacht, dass es keine wirklichen Belastungsgründe sieht. Denn Wulff hatte vorgetragen, dass er zwischen dem Oktoberfest und dem Brief an Siemens in China war und sich auch schon früher ausführlich über das Thema John Rabe informiert hatte. Das Gericht betonte, es sei „naheliegend“, dass Wulff sich schon vorher für John Rabe interessiert habe. Und es sei „lebensnah“, dass er von sich aus bei Siemens um Hilfe geworben hat – ohne Aufforderung durch Groenewold. Also entfiele eine für ein Korruptionsdelikt nötige „Unrechtsvereinbarung“ zwischen Wulff und Groenewold. Vor allem aber geht das Gericht davon aus, dass im Jahr 2008 zwischen beiden schon eine tiefere Freundschaft bestand und nicht die Beziehung zwischen einem Lobbyisten und einem Amtsträger, wie das der Staatsanwalt sieht. Und von engen Freunden kann sich auch ein Politiker mal einladen lassen.

Zwar hätte es die Firma Groenewolds gern gesehen, wenn durch Wulffs Vermittlung sich Siemens stärker an dem Film beteiligt hätte; aber was für einen Vorteil Wulff durch die Übernahme eines Teils von dessen Zimmerkosten haben sollte, wurde nicht erkennbar. Die hätte er auch bei der niedersächsischen Staatskanzlei oder der CDU abrechnen können. Unwiderlegbar ist zudem seine Erklärung, er habe die Kosten für das Kindermädchen sofort seinem Freund in bar zurückgegeben. An ein ebenfalls beanstandetes Essen können sich weder Wulff noch Bettina Wulff noch Groenewold erinnern. Auch die Kellner im Hotel Bayerischer Hof nicht. Gleichzeitig erklärten Geschäftspartner von Groenewold, dieser hätte keinen Vorteil gehabt, wenn Siemens den Film stärker unterstützt hätte, weil er an der Filmgesellschaft da schon nicht mehr beteiligt war. Also auch kein Vorteil für Groenewold.

Richter Frank Rosenow sieht das offenbar sehr ähnlich und stellte vorab schon mal auf die Summe von 700 Euro ab, um die es geht. Er sagte, ein Mensch wie Wulff, der Jura studiert habe, sei sich des Risikos des Bestechlichkeitsvorwurfs bewusst und könne die Folgen abschätzen.

Es lief sehr glatt für Wulff. Sein früherer Regierungssprecher Olaf Glaeseker, den er kurz vor Weihnachten 2011 in höchster Not gefeuert hatte, hielt sich bedeckt, auch weil Wulff danach als Zeuge in dessen Korruptionsprozess auftrat und ihn dort auch entlastete. Wulffs Ehefrau Bettina konnte sich nur an die Dinge erinnern, die ihren Mann entlasten. Vor allem aber machte die Staatsanwaltschaft eine schlechte Figur. Sie blieb über Wochen stumm, fragte nichts, wollte nichts. Am Ende aber beschimpfte sie Wulff als unfair und forderte das Gericht auf, mit der Aufklärung weiterzumachen. Die „Gesamtschau“ aller Indizien zeige, dass der Bestechlichkeitsvorwurf richtig sei.

Tagesblog - 27. Februar 2014

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17:45 Uhr: An Arbeit ist hier nicht mehr zu denken. Um mich abzuschotten habe ich jetzt noch 45 Minuten dies auf Repeat gehört:

http://vimeo.com/70764669#

Schon geil. Aber jetzt hab' ich die Faxen dicke! Und verabschiede mich. Schönen Abend.

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17:14 Uhr:
Das Landgericht München I hat YouTube, also Google, verboten, dies zu schreiben: "Dieses Video ist in deinem Land nicht verfügbar. Es enthält möglicherweise Musik, für die die erforderlichen Rechte von der Gema nicht eingeräumt wurden." Das ist gut! Wer die Gema basht, hat nämlich sehr, sehr viel nicht verstanden! Sagt der Kollege Stremmel hier. Und ich sag euch was: Recht hat er - verdammt noch mal!

++++

17:00 Uhr:
Van Riesenbeck hat aufgetischt. Fieses Zeug.





++++

15:50 Uhr:
Na endlich, das Emoji-Rätsel. Träumer, der Autor. Heute jedenfalls mit Politik, Kultur UND Brauchtum.

++++

14:48 Uhr:
Ich bin nicht so der emotionale Typ. Gerade im Büro. Trotzdem lief mir die Nase etwas, als ich eben den Text von der Kollegin Lauenstein korrekturgelesen habe: Ein Handschuh taucht darin auf, und der wartet auf den zweiten Handschuh. "Er starrt nach draußen und fragt sich: 'Wo nur ist mein zweiter kleiner roter Handschuh, er muss doch irgendwo sein!'" Aber das Paar wird nie wieder zusammenfinden. Nie wieder. Spinnst du, ist diese Herzensbrecher-Folge traurig!

++++

13:50 Uhr:
Ich habe wieder vergessen, mein Essen zu fotografieren. Pardon. Ein Song als Entschuldigung:

http://www.youtube.com/watch?v=pRrFWp4DUho

Und gleich kommt auch mal was Redaktionelles. Vorher muss ich aber geschwind einen iPad-Kollegen treffen, um etwas zu besprechen. Das dauert gute zehn Minuten - hoffentlich. Danach unter anderem: Ein Alltagsduell, ein Kollege, der sich mit Google anlegt, und - natürlich - ein Emoji-Rätsel.

Bis gleich!

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12:00 Uhr:
Gerade noch mal beim Kreateur nachgefragt. Ein Kornado geht so: 4 Cl Korn, ein Spritzer Zitronensaft aus diesen gelben Plastikfläschchen und ein Teelöffel Zucker. Kräftig rühren, bis es einen ordentlichen Strudel gibt - und zack. Testbild werden wir mal überlegen. Grafik ist aber leider unterbesetzt ...




Für Leuchtreklame reicht das Geld noch nicht: Kornadobar im Aufbau.

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11:30 Uhr:
Wir bekommen heute Besuch aus anderen Teilen der Redaktion. Menschen von sueddeutsche.de marschieren hier ein, um anzustoßen - angeblich etwas Regelmäßiges, das ich immer verpenne, weil ich zu viele Mails ungelesen lösche. Jedenfalls brauchen wir eure Hilfe:

Wir werden Kornados ausschenken, eine Kreation von Piet van Riesenbeck, Praktikant und bärtiger Badass-Mofo-Barkeeper. Und zwar an dieser Bar, derzeit nur als solche erkennbar am Post-it mit der Aufschrift "Kornadobar":





Wir brauchen also dringend Design-Tipps, für die wir nicht mehr einkaufen können ...

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10:44 Uhr:
Ich poste das ohne große Überzeugung. Der Chef hat den Link geschickt. Ich bin der Meinung, junge Menschen müssen beim Meth-Kochen inzwischen ein Los-Pollos-Hermanos-Shirt tragen können, ohne dass gleich ein riesen Buhei gemacht wird. Aber lustig sieht er ja schon aus, der Koch in dieser Meldung, der gerade erwischt wurde. Und außerdem kann man bei allem, was auch nur entfernt mit "Breaking Bad" zu tun hat, endlich mal wieder das Wort "bitch" benutzen, bitches!

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9:10 Uhr:
Guten Morgen. Später Start, weil die Konferenz bei den Kollegen von sueddeutsche.de lang ging. Der Homepagechef war heute krawattenlos wegen Weiberfastnacht, es ging um den Wulff-Prozess und die Ukraine. Und um die Frage, ob die gekippte Drei-Prozent-Hürde für das Europaparlament Auswirkungen auf die deutsche Fünf-Prozent-Klausel hat.

Die Klausel interessiert uns auch im Ticker: Ist die Entscheidung ein Einfallstor für Extremisten, seltsame Splitterparteien und Martin Sonneborn? Oder eine dringend notwendige Demokratisierung?

Krieger ohne Reue

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Würdevoll hatte die Familie des Soldaten Lee Rigby den Prozess gegen die Täter ertragen. Manchmal weinte Rigbys Witwe Rebecca, doch meistens hatte sie das Verfahren sichtlich bewegt, aber dennoch gefasst verfolgt. Rigbys Familie hatte gehört, wie die Angeklagten Michael Adebolajo und Michael Adebolawe den Mord an dem Soldaten rechtfertigten, sie hatte ein Video der grausamen Tat ansehen müssen, sie hatte den vielen Zeugen gelauscht, die den Tathergang noch einmal in aller Ausführlichkeit darlegten. Im Mai vergangenen Jahres hatten Adebolajo, 29, und Adebolawe, 22, Lee Rigby am helllichten Tag im Londoner Stadtteil Woolwich erst überfahren und dann mit Hieb- und Stichwaffen getötet. Bereits im Dezember sind sie des Mordes für schuldig befunden worden, am Mittwochabend wurde das Strafmaß verkündet werden: Beide Männer wurden zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Abedolawe kann frühestens nach 45 Jahren freigelassen werden, wohingegen Adebolajo tatsächlich bis zu seinem Tod im Gefängnis bleiben muss.



Beerdigung des Soldaten Lee Rigby im Juli 2013

Vor dem Londoner Strafgerichtshof Old Bailey hatten sich am Mittwoch verschiedene Protestgruppen versammelt. Eine Gruppe hielt Plakate hoch, auf denen die Wiedereinführung der Todesstrafe gefordert wurde; diese war 1973 abgeschafft worden. Mitglieder der nationalistischen British National Party hatten einen Galgen aufgebaut. Auch die rechtsradikale English Defence League (EDL) hatte einige Dutzend Anhänger mobilisiert, die in Sprechchören ebenfalls die Todesstrafe für die Täter forderten. Bereits unmittelbar nach der Tat hatte die EDL zu Protesten vor Moscheen aufgerufen und sich Straßenschlachten mit der Polizei geliefert. Am Mittwoch waren die Rechtsradikalen laut, aber weitgehend friedlich.

Adebolajo und Adebolawe sind Briten nigerianischer Abstammung. Ursprünglich sind sie christlich erzogen worden, sie wurden jedoch später von islamistischen Hasspredigern radikalisiert. Ihre Tat begründeten sie damit, dass sie den Tod von Muslimen in bewaffneten Konflikten in aller Welt rächen wollten. Offenbar waren sie dem Inlandsgeheimdienst MI5 bekannt, galten allerdings nicht als gefährlich.

Während vor dem Gericht die EDL-Leute Parolen skandierten, verlas drinnen Rebecca Rigby eine bewegende Botschaft. Ihr drei Jahre alter Sohn, sagte sie, werde ohne seinen Vater Lee aufwachsen, der nur

25 Jahre alt wurde. Mehr noch, ihr Sohn werde später Bilder von seinem Vater sehen, die man keinem Menschen zumuten sollte. Als Soldatenfamilie seien sie sich der Gefahr des Todes stets bewusst gewesen – aber sie hätte niemals erwartet, dass ihr Mann auf den Straßen von London auf solche Weise zu Tode komme.

Der Mord hat viele Menschen erschüttert, nicht zuletzt der Brutalität wegen und weil er tagsüber vor Dutzenden Zeugen verübt wurde. Adebolajo und Adebolawe waren am 22. Mai 2013 in ihrem Auto unterwegs, es war, wie sie später vor Gericht sagten, der Tag, an dem sie Allah Ehre erweisen wollten. Wie sie sich sicher sein konnten, dass es sich bei Rigby um einen Soldaten handelte, ist noch immer nicht ganz klar. Er trug zur Tatzeit Zivilkleidung, allerdings ein T-Shirt der Organisation „Help for Heroes“, die sich für verletzte Soldaten engagiert. Zudem befindet sich in Woolwich eine Kaserne.

Als sie Rigby erblickten, beschleunigten die beiden Männer und überfuhren ihn. Anschließend stiegen sie aus und hackten den Verletzten mit einem langen Messer und einem Fleischerbeil zu Tode. Zeugen sagten, die beiden Männer hätten auf Rigby eingehackt wie auf ein Stück Fleisch. Offenbar versuchten sie, den Kopf vom Rumpf zu trennen. Dabei sollen sie „Allahu Akbar“ gerufen haben, „Allah ist groß“.

Adebolawe bezeichnete sich vor Gericht als „Soldat Allahs“, er habe sich im Krieg befunden, weshalb er frei von Schuld sei. Er habe keinen persönlichen Groll gegen Rigby gehegt, den er als Soldaten respektiere. Deshalb habe er versucht, seinem Opfer die Halsschlagader zu durchtrennen – damit Rigby einen schnellen Tod habe. Auch diese Aussage ertrug die Familie.

Als die beiden Männer aus dem Auto stiegen, dachten damals einige Passanten zunächst, sie wollten nach dem vermeintlichen Unfall Erste Hilfe leisten. Manche eilten zur Unfallstelle, um auch zu helfen, und dann erst sahen sie, was die Männer da taten. Nachdem die Täter von ihrem Opfer abgelassen hatten, machten sie keinerlei Anstalten zu fliehen. Sie blieben blutverschmiert am Tatort und forderten Passanten auf, sie zu filmen. In Richtung der Handy-Kameras riefen sie: „Auge um Auge, Zahn um Zahn“. Als die Polizei eintraf, ging alles sehr schnell. Adebolajo und Adebolawe liefen auf einen Einsatzwagen zu, die Polizisten schossen. Beide Täter wurden getroffen. Sie überlebten schwer verletzt.

Im November begann der Prozess, der am Mittwoch unter den Augen der Familie von Lee Rigby zu Ende ging. Rigbys Angehörige mussten auch noch ertragen, dass die beiden Angeklagten bei der Urteilsverkündung randalierten, als der Richter ihnen vorwarf, sie hätten „Allah verraten“. Die Familie Rigby ertrug es unter Tränen.

Kulturschock Indien

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Indien hat mich umgehauen. Jeder hat mich vor dem sogenannten Kulturschock gewarnt, ich habe immer abgewinkt. Kulturschock, was soll das schon sein? Jetzt weiß ich es. Die ersten Tage hier waren so voll mit den verschiedensten Eindrücken, mit Dingen, die ich noch nie gesehen habe, Szenen, die mich sprachlos gemacht haben, dass ich nicht wusste, wie ich das in Worte fassen soll. Noch nie hat ein Land so starke Emotionen bei mir ausgelöst. Es war, als ob Indien mit zeigen wollte: Ha, du kommst eben doch nicht mit allem klar. Ich habe Bilder gesehen, Blogs gelesen, Erzählungen gehört.aber wenn dann plötzlich wirklich jemand neben dir auf dem Bürgersteig unter lautem Geschrei einen Zahn gezogen bekommt, ist das nochmal ein ganz anderes paar Schuhe.
Schon der erste Tag hier kam mir vor wie eine ganze Woche. Obwohl ich erst um zwei Uhr nachts angekommen bin, wache ich morgens um halb sechs auf um mit Pravash und seiner Nichte zum sonntäglichen Morgensport zu gehen. Nachdem ich mich von joggen innerlich für die nächste Zeit verabschiedet hatte, war ich überrascht, als Pravash vorschlug, mit mir rennen zu gehen.
Fünf Kilometer und dreiundzwanzig Minuten Reizüberflutung
Ausgerechnet an diesem Sonntag fand auch noch eine riesige Demonstration statt, zu der tausende Menschen aus den umliegenden Dörfern in die Stadt geströmt kamen. Überwältigt von diesen Massen an Menschen, von den tausenden Farben, von den Geräuschen und Gerüchen, laufe ich wie in einem Traum hinter Pravash her, unfähig, all das aufzunehmen. Rikschas, Fahrräder, Tuktuks, Autos und Busse bahnen sich hupend ihren Weg durch die Massen. Ziegen werden über die Straße getrieben, Saris flattern im Wind, Marktschreier preisen ihre Waren an, ein Strauß toter Hühner, die von einer Lenkstange baumeln, streift meinen Arm und ein blinder Bettler kauert sich an die staubige Mauer. Der Rückweg führt eine Weile am Ufer des Ganges, dem heiligen Fluss Indiens, entlang, in den Männer, Frauen und Kinder bis zu den Knien hinein waten, sich Körper und Gesicht waschen, die Zähne putzen und Wäsche ausspülen. 

Zurück im Sport-Club setzte ich mich an den Rand des ausgelassenen Swimminpools, in dem noch die Überreste eines verschwenderischen Banketts vom Vorabend stehen, und starre Löcher in die Luft. Ohne Vorwarnung laufen mir plötzlich Tränen die Wangen hinab und ich versuche nicht einmal, sie zu stoppen. Das ist also Indien.

Mach ihn Reich

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Es gibt Leute, die jetzt behaupten, dass Sepp Blatter die T-Shirts ziemlich gut gefallen dürften: eine Bikini-Mieze, ein Fußball, herrlich! Aber das ist natürlich Quatsch, Blatter wäre die Sache mit dem Bikini viel zu weit gegangen, man ist als Fifa-Präsident ja seriös. Zwar hatte er vor vier Jahren mal eine Hotpants-Pflicht für Spielerinnen angeregt, um den Frauenfußball attraktiver zu machen. Aber an Hotpants ist nun wirklich viel mehr Stoff dran als an Bikini-Höschen.



Zweideutiges WM-Shirt - Ermutigt Adidas zum Sextourismus?

Um nicht abzuschweifen: Beim aktuellen Sexismus-Aufreger geht es gar nicht um Frauenfußball. Hier spielt die Frau eine, sagen wir, eher passive Rolle. Die Rolle der Glamour-Tussi, die von der Tribüne aus die Kerle auf dem Rasen anschmachtet und im Bikinioberteil – gerne in bunten Landesfarben – herumwackelt. Nicht nur Kameramänner lieben dieses Motiv, offenbar auch Sportartikelhersteller. Also hat Adidas damit T-Shirts bedruckt und in den USA als offizielles Produkt der Fifa-Fußballweltmeisterschaft in Brasilien verkauft. Doch wenigstens über den Slogan, der neben dem Bikini-Miezen-Motiv prangt, hätten die Designer besser zweimal nachgedacht.

„Lookin’ to score“ steht da. Ein Blick ins Fußballvokabelheft verrät die Übersetzung: „Wir versuchen Tore zu schießen.“ Im Deutschen würde sich dieser Satz eher nicht für einen T-Shirt-Spruch eignen, immerhin aber wäre er harmlos. Anders im Englischen, wo „Lookin’ to score“ zweideutig ist und „Ich will (bei ihr) punkten“ heißen kann. Freier übersetzt: „Ich mach ihn rein.“ Noch freier übersetzt: „Ich will sie flachlegen.“ In Verbindung mit dem Bikini-Girl kommt das tatsächlich seltsam rüber. Die Konsequenz: Das brasilianische Fremdenverkehrsamt forderte Adidas auf, den Verkauf der T-Shirts unverzüglich zu stoppen. Der Vorwurf der Behörde: Motiv und Slogan verherrlichen den Sextourismus. Man weise „die Kommerzialisierung von Produkten vehement zurück, die das Bild von Brasilien mit sexuellen Aufrufen verbindet“.

Manche werden die brasilianischen Behörden nun für prüde und kleinkariert halten. Wer nach einem WM-Spiel mal einer Horde bierseeliger Fußballfans begegnet ist und deren Rituale kennt, sieht das vermutlich anders. Denn Sextourismus ist seit langem Bestandteil und Problem bei Fußball-Großveranstaltungen. Zumal in Ländern, in denen Prostituierte sehr viel billiger zu haben sind als in Europa, von wo die meisten Fans kommen werden. Deshalb bemüht sich die Politik seit geraumer Zeit, das Image Brasiliens als Reiseziel für Sextouristen loszuwerden. Wie wichtig den Brasilianern das Thema ist, zeigt sich daran, dass die Staatspräsidentin höchstselbst sich zur T-Shirt-Debatte geäußert hat: „Brasilien empfängt gerne Touristen zur WM, ist aber auch bereit, gegen Sextourismus vorzugehen“, twitterte Dilma Rousseff.

Inzwischen scheint Adidas die Sorgen der Brasilianer verstanden zu haben. Das fränkische Unternehmen hat neben dem Bikini-T-Shirt auch den Verkauf eines Leibchens gestoppt, auf dem „I love Brazil“ steht und ein Herzchen abgebildet ist, das wie ein Po im String-Tanga aussieht. „Adidas legt sehr viel Wert auf die Meinung seiner Konsumenten und Partner“, heißt es betont verständnisvoll in einer Pressemitteilung. Was sich die Designer bei den T-Shirt-Motiven gedacht haben, steht nicht drin.

Die Ressource Mensch

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John Hervie De Sosa hat bis Oktober 2011 bei Daeduck Philippines in einer Sonderwirtschaftszone in der Nähe der philippinischen Hauptstadt Manila gearbeitet. 600 Arbeiter stellen dort auch Leiterplatinen für den deutschen Automobilzulieferer Continental her. 30 Arbeiter, auch de Sosa, setzten gerichtlich eine reguläre Anstellung durch, worauf jeder Arbeitnehmer Anspruch auf den Philippinen hat, wenn er ein Jahr in einem Betrieb gearbeitet und dieselbe Tätigkeit ausgeübt hat. „Daeduck setzte die Entscheidung nicht um, sondern entließ uns zwei Monate später einfach“, sagte de Sosa bei der letzten Hauptversammlung von Continental.



Keine Statements zu Menschenrechten - Der hessische Medizinkonzern Fresenius

Sein Fall gehört zu denjenigen, die Misereor, das Hilfswerk der katholischen Kirche, und die Nichtregierungsorganisation (NGO) Germanwatch in einer am Mittwoch veröffentlichen Studie aufgreifen, um exemplarisch aufzuzeigen, wo deutsche Konzerne mit Menschenrechtsproblemen konfrontiert sind. Andere betreffen beispielsweise Bayer in Indien, Eon in Chile und Textilfirmen in Bangladesch. Ausführlich untersuchten die beiden Organisationen, inwieweit die 30-Dax-Konzerne ihre menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten umsetzen. Dafür studierten sie die Nachhaltigkeitsberichte der Konzerne und befragten sie. Alle antworteten. Doch es gibt Nachholbedarf.

„Bei einem Teil der Unternehmen sehen wir Fortschritte. Aber die meisten Dax-Unternehmen erfüllen ihre menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten bislang nur in Ansätzen“, sagt Cornelia Heydenreich von Germanwatch. Und: „Abgesehen von Fresenius und Fresenius Medical Care bekennen sich zwar alle Dax-Unternehmen öffentlich zu den Menschenrechten. Die menschenrechtlichen Folgen ihrer Aktivitäten im Ausland untersuchen sie bislang aber nur oberflächlich.“

Menschenrechtsverletzungen in der Wirtschaft geschehen in vielen Regionen und Branchen, am häufigsten laut einer Studie der Vereinten Nationen im Rohstoffsektor (26 Prozent), gefolgt vom Einzelhandel und Konsumgütern (21 Prozent). Bei großen Katastrophen, wie etwa dem Zusammensturz der Fabrik Rana Plaza in Bangladesch 2013 mit mehr als 1100 Toten, steht schnell die Frage auf der Tagesordnung, wer die Verantwortung dafür trägt, wenn im Wirtschaftsleben die Menschenrechte verletzt werden, indem beispielsweise das Leben von Beschäftigten durch schlampige Bauweise aufs Spiel gesetzt wird oder Löhne gezahlt werden, die nicht zum Leben reichen. Sind es allein die Staaten oder auch Unternehmen?

Die Vereinten Nationen unternahmen seit den Sechzigerjahren – vor allem auf Initiative von Entwicklungsländern – mehrere Anläufe zur menschenrechtlichen Regulierung von Unternehmen. „Das ist nie gelungen, weil es keinen Konsens dazu gab. 1994 wurde der Versuch eingestellt“, sagte Michael Windfuhr, Vizedirektor des Deutschen Instituts für Menschenrechte, bei einer Veranstaltung in Berlin. Daran änderten auch Menschenrechtskandale wie die Hinrichtung von Ken Saro Wiwa im Jahr 1995 nichts; der Schriftsteller hatte gegen die Ölverschmutzung durch Shell im Nigerdelta gekämpft.

Statt verbindlicher Normen gab es freiwillige Verhaltenskodices einzelner Unternehmer oder Branchen. Dazu zählt auch der Global Compact der Vereinten Nationen, den der damalige UN-Generalsekretär Kofi Annan1999 anregte. Unternehmen bekennen sich mit ihrem Beitritt zu zehn Prinzipien gesellschaftlicher, sozialer und ökologischer Verantwortung und müssen regelmäßig Fortschrittsberichte vorlegen. Kritiker sprechen davon, dass sich die Konzerne auf diese Weise rein waschen.

Der Wissenschaftler John Ruggie gilt als geistiger Vater des Global Compact. Ihn ernannte Annan 2005 zum Sonderbeauftragten für die Menschenrechtsverantwortung Transnationaler Unternehmen. Ruggi versuchte gar nicht erst einen bindenden völkerrechtlichen Vertrag für Unternehmen zu schaffen, sondern erarbeitete Leitlinien für Wirtschafts- und Menschenrechte – gewissermaßen einen Mix aus völkerrechtlich verbindlichen und freiwilligen Regeln. Der UN-Menschenrechtsrat verabschiedete die Leitprinzipien 2011, und zwar einstimmig. Damit liegt erstmals ein international anerkannter Empfehlungskatalog zur Umsetzung der Menschenrechte in der Wirtschaft vor.

Wichtig an diesem UN-Regelwerk gegenüber anderen Vereinbarungen sei es, dass die gesamte Lieferkette in den Blick genommen werde, sagt Menschenrechtsexperte Windfuhr. „Das heißt, es geht nicht mehr nur um die reinen Arbeitsbeziehungen, die bei vielen transnationalen Konzernen gar nicht die allerschlechtesten sind, sondern um den gesamten Effekt dieser Unternehmensaktivitäten auf andere Bereiche.“

Viele NGOs reagierten auf die Verabschiedung der UN-Leitprinzipien verhalten, einige lehnten sie offen ab – sie wünschten sich verbindlichere Regeln und sahen Lücken. Trotzdem ziehen sie die Leitprinzipien als Bezugspunkt heran, so wie jetzt auch Misereor und Germanwatch in ihrer Studie „Globales Wirtschaften und Menschenrechte. Deutschland auf dem Prüfstand“.

14 Dax-Konzerne haben demnach eine eigene Grundsatzerklärung zu Menschenrechten veröffentlicht. „Am weitesten gehen die menschenrechtlichen Grundsatzerklärungen von der BASF und SAP“, urteilen die Autoren. Sie heben hervor, dass beide Konzerne sogar „innovative Lösungen“ für so genannte Dilemma-Situationen entwickeln wollen; solche entstehen beispielsweise, wenn das lokale Recht die Anwendung internationaler Arbeitsstandards untersagt. Auf Nachfrage wird BASF etwas konkreter: „Beispielsweise wird in einigen Ländern, in denen wir tätig sind, das Recht auf Versammlungsfreiheit und Kollektivverhandlungen gesetzlich beschränkt. Hier suchen wir nach Lösungen, einen systematischen Dialog mit unseren Mitarbeitern zu etablieren.“

Der Chemiekonzern BASF ist der Studie zufolge der einzige Dax-Konzern, dessen menschenrechtliche Grundsatzerklärung auch die Auswirkungen auf die umliegenden Gemeinden in den Blick nimmt. Bei den Konzernen Fresenius und Fresenius Medical Car finden sich laut Studie keine öffentlichen Stellungnahmen zu Menschenrechten. „Sie treffen damit keine öffentlich verfügbare Aussage zur Beachtung der Menschenrechte und erfüllen somit noch nicht einmal diese grundlegende Anforderung der UN-Leitprinzipien“, kritisieren die Autoren. Formal sei dies richtig, heißt es bei Fresenius. Aber natürlich würden die UN-Leitprinzipien verfolgt.

Ein Sprecher verweist auf Fälle, wo sich die Firma sogar konkret gegen drohende Menschenrechtsverletzungen wehrte. So kämpfe sie gegen den Missbrauch des Betäubungsmittels Propofol zur Vollstreckung der Todesstrafe in den USA. Auch der Fall Daeduck zeigt, wie sehr die Ansichten eines Konzerns und NGOs bei der Bewertung eines menschenrechtlichen Sachverhalts auseinander liegen können. „Wir haben Continental mehrfach auf menschenrechtliche Missstände bei seinem Zulieferer hingewiesen“, heißt es bei Misereor. Die Arbeiter, die sich für ihre Rechte einsetzten, würden eingeschüchtert und bedroht, eine unabhängige Arbeitervertretung bislang nicht anerkannt.

Continental verpflichtet nach eigenen Angaben seit dem Jahr 2011 alle Lieferanten und Dienstleister auf einen Code, der unter anderem die Achtung der Menschenrechte umfasst. „Nach unseren Erkenntnissen und Prüfungen bei Daeduck sind die Mitarbeitervertreter nach Recht und Gesetz eingesetzt (…) und auch der Einsatz von Leiharbeitgebern erfolgt gesetzeskonform“, reagiert Continental, konfrontiert mit Ergebnissen der Studie.

Bei der Bewertung der Löhne gehen die Ansichten ebenfalls auseinander. Laut Continental „liegen die Löhne und Gehälter mindestens auf-, teilweise sogar über - dem gesetzlich bestimmten Niveau“. Laut Misereor und Germanwatch betrugen die Löhne der Beschäftigten bei Daeduck Mitte 2013 weniger als sieben Euro täglich. Das sei weniger als die Hälfte dessen, was eine Familie in der Region laut offizieller Statistik bereits im Jahre 2008 zum Leben benötigte, schreiben die Organisatoren. Die Frage des Mindestlohns, der nicht zum Leben ausreicht, stellt sich oft in Entwicklungsländern. Umso wichtiger ist es nach Ansicht der Autoren, dass Unternehmen das Thema existenzsichernde Löhne aufgreifen. Laut der Studie machen dies mit Adidas und Henkel jedoch erst zwei Dax-Konzerne in ihren Grundsatzerklärungen.

Allerdings beobachten die NGOs dieser Tage nicht nur Unternehmen genau, wenn es um die Umsetzung der Leitprinzipien geht, sondern auch die Bundesregierung. „Der deutsche Staat wird seiner völkerrechtlichen Verpflichtung bislang nicht gerecht, die Menschenrechte vor Verstößen durch deutsche Unternehmen im Ausland effektiv zu schützen", sagte Misereor-Mitarbeiter und Mitautor der Studie Armin Paasch. Es sei unbegreiflich, dass Deutschland fast drei Jahre nach Verabschiedung der UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte immer noch keinen Aktionsplan zur Umsetzung erarbeitet habe, anders als beispielsweise Großbritannien. Nach Ansicht von NGOs versucht die Bundesregierung auch die neue Transparenzrichtlinie der EU zu verwässern, die Unternehmen verpflichten soll, in ihren Lageberichten auch über soziale, ökologische und menschenrechtliche Probleme im Ausland zu berichten. Am 17. Februar warnten Amnesty International, Oxfam, Germanwatch und das CorA-Netwerk für Unternehmensverantwortung in einem Brief Bundeskanzerlin Angela Merkel, „dass von dem ursprünglichen Sinn und Zweck des Gesetzesvorschlags – nämlich Transparenz und gleiche Regeln für alle zu schaffen – nichts übrig bleibt.“

Das freie Wort

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Männer brüllen, Schlüssel klappern, Türen knallen. Gewalttäter und Drogensüchtige leben Zelle an Zelle in Haus Zwei des ältesten Gefängnisses Deutschlands. Ein Knast, ja. Aber auch eine Redaktion. Hinter der verriegelten Tür Nummer 117 sitzen fünf Verurteilte und produzieren eine Zeitschrift.



Redaktion hinter Gittern - Der Lichtblick berichtet über das Leben in Haft

David Moor (Namen der Häftlinge geändert) sitzt in dem mit Schreibtischen vollgestellten Raum an einem Computer und schimpft über den Lärm vor der Tür. An der Wand hinter ihm hängen Korkwände, darauf Familienfotos. Der 52-Jährige trägt Pferdeschwanz, Jeans, Filzpantoffeln und eine rahmenlose Brille, die er mit der Fingerspitze zurechtrückt. Draußen, sagt er, sei er Bauunternehmer gewesen. Bis er wegen Anstiftung zum Mord zu lebenslanger Haft verurteilt worden sei. Hier drin, in der Berliner Justizvollzugsanstalt Tegel, ist er Chefredakteur des Lichtblick – einer Gefangenenzeitschrift, die ganz offiziell ohne Zensur durch die Gefängnisleitung veröffentlicht wird.

Üblicherweise erscheint das 58 Seiten dicke Heft viermal im Jahr mit einer Auflage von 8500 Stück. Gedruckt und gebunden wird das Heft ebenfalls im Gefängnis. Kerkerfenster und Gitterstäbe auf den Titelseiten, im Blatt dann düstere Texte über das Leben hinter Mauern und Stacheldraht, Beschimpfungen gegen die Verantwortlichen aus Politik und Justiz und dutzende Kontaktanzeigen einsamer Häftlinge. Viele Ausrufezeichen, viele Großbuchstaben. Die Hauptbotschaft: Das Knastleben muss besser werden. Seit 1968 erscheint das Gratisblatt, einige Abonnenten sitzen auch im Ausland – in Haft. Lichtblick ist eine Zeitung von Gefangenen für Gefangene.

Seit Ende des Zweiten Weltkriegs gibt es eine Menge Gefangenenzeitschriften in Deutschland, mehr als 60 verschiedene sollen es Schätzungen zufolge im Moment sein. Dass die Anstaltsleitung in Tegel der Redaktion freie Hand lässt, ist ungewöhnlich. Und es hat die Redakteure zu Haftexperten gemacht. Moors Telefon klingelt mehrmals pro Stunde. „Journalisten und Wissenschaftler, die wissen wollen, was im Knast abgeht, rufen uns an.“

Im Lichtblick steht, was schlecht läuft hinter Gefängnismauern. Im Sommer 2012 etwa hatten die Redakteure mehrere überregionale Zeitungen auf einen Mithäftling aufmerksam gemacht, der gut eine Woche ohne warme Mahlzeiten in Einzelhaft verbrachte. Er sei eine Gefahr für sich selbst, argumentierte die Gefängnisverwaltung. Er werde gequält, schrieb der Lichtblick. Immer wieder handelt sich die Haftanstalt wegen solcher Berichte Ärger ein.

Dann springt jedesmal JVA-Pressesprecher Lars Hoffmann ein, seit 15 Jahren. Sein Büro liegt ein Stockwerk unter der Zelle 117, auch hier sind Familienfotos auf Korkwände gepinnt. Der Lichtblick wurde vor einem halben Jahrhundert gegründet. Damals änderte sich gerade das Strafrecht. Freiheitsstrafe statt Zuchthaus. Resozialisierung statt Stigmatisierung. Der Zeitgeist änderte sich. Eine gute Grundlage für eine unzensierte Gefangenenzeitung.

Von Anfang an sei der Lichtblick „ein steter Quell der inhaltlichen Auseinandersetzung“ gewesen, erzählt Hoffmann mit geduldigem Vaterlächeln. Und dennoch, vor allem: „Eine Errungenschaft.“ Meist seien sich die Redakteure ihrer Verantwortung bewusst. Einmal nur habe sich die Gefängnisleitung mit ihnen darauf einigen müssen, ein Heft nicht in den Versand zu geben. Darin habe eine haltlose Geschichte über JVA-Angestellte gestanden, die angeblich einen Gefangenen verprügelt hätten. Auf der Titelseite sei die Zeichnung eines blutüberströmten Sträflings zu sehen gewesen, der umringt von uniformierten Beamten auf dem Boden gelegen sei. Hoffmann lächelt, zupft Fussel von seinem Pullover. „Wir haben der Redaktion die Produktionskosten ersetzt, nachdem die entsprechende Ausgabe vernichtet wurde.“

In der Regel seien die Krawalltexte sogar gut für das Knastklima: Weil die Häftlinge das Gefühl hätten, Gehör zu finden, gäbe es weniger Frust. „Der Lichtblick hat damit eine Ventilfunktion, die helfen kann, Aggressionen abzubauen.“ Die Redakteure ein Stockwerk höher kennen Hoffmanns Ventilmetapher. Sie steht in jedem seiner Interviews, sie hören sie jedesmal, wenn er Botschaftern, Politikern und Journalisten die kleine Redaktionszelle vorführt, das Aushängeschild des Gefängnisses. „Für uns fünf mag das ja gelten“, berlinert Moor, „aber von den anderen Insassen kriegen wir ständig auf den Deckel, weil wir nicht kritisch genug sind.“

Sein Kollege Jan Schlosser, 41, nickt grinsend hinter einem Bildschirm. Bevor er wegen mehrfachen Kreditbetrugs in Tegel landete, war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an einer Universität in Norddeutschland. Heute promoviert er hinter Gittern. „Die Zeitung wurde in der Revoluzzer-Euphorie der 68er-Generation gegründet. Jetzt gibt es kein Zurück mehr, das Interesse der Öffentlichkeit ist zu groß“, sagt er. „Aber wenn die hier könnten, wie sie wollten, gäbe es uns längst nicht mehr.“

Trotzdem bezahlt die Anstaltsleitung das Blatt zum großen Teil, der Rest wird mit Spenden finanziert. Die Redakteursposten zählen mit dem maximalen Stundenlohn in der JVA Tegel von 15 Euro pro Stunde zu den besseren Arbeitsplätze in der Anstalt. Bevor sie Knastjournalisten wurden, haben die fünf Männer im Gefängnis Böden geschrubbt und Kartoffeln geschält. Da haben sie weniger verdient. Heute dürfen sie sich als Redakteure frei auf dem Gefängnisgelände bewegen, recherchieren per Telefon, Fax und E-Mail, aber alles kontrolliert von der Anstaltsleitung. „Ins Internet können wir nicht. Aber wenn ich etwas online herausfinden muss, rufe ich meine Frau an, die googelt für mich“, sagt Hamit Bulut, 40. Er sitzt ein wegen mehrfacher Körperverletzung.

Früher war er Reiseleiter, heute schreibt er verträumte Urlaubsberichte im Lichtblick. Und er öffnet die Post. Mehrere Hundert Briefe landen nach jeder Ausgabe auf seinem Tisch. Erfahrungsberichte aus anderen Gefängnissen. Liebesbriefe. Anfeindungen. Bestellungen. Erst kürzlich, erzählt Bulut, habe eine inhaftierte Rechtsextremistin um ein Abo gebeten. Sie stehe gerade vor Gericht, weil sie in Migrantenmorde verwickelt sein solle. „Da haben mir als Türke schon ein bisschen die Hände gezittert.“ Er seufzt. Doch dann habe er ihrem Wunsch entsprochen. Das Abo laufe nun.

frauenfreundliche Kriegsführung

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Aus einer zynischen Perspektive heraus betrachtet ist das kriegerische Vernichten eines Dorfes in Pusemuckelstan, das mittels Joystick über eine ferngesteuerte Drohne erledigt wird, durchaus frauenfreundlich: Immerhin bleibt den weiblichen Dorfbewohnern damit dieses gängige Kriegserlebnis erspart, kurz vor dem Ableben noch von einer Horde barbarischer Soldaten auf Crystal-Meth vergewaltigt zu werden. Und die Teilzeit-Soldatin, die die Drohne fernsteuert, wird vom hautnahen Erleben dieses Gemetzels verschont- damit entfallen auch unschöne Blutflecken auf dem Kampfanzug und eine kriegsbedingte, posttraumatische Belastungsstörung. Sie kann nach erledigter Feindvernichtung einfach den Joystick aus der Hand legen und erstmal Mittagessen gehen, in der Kasernenkantine. Ah nee- 'Kaserne' heisst jetzt glaub ich 'Bundeswehr-Adventure-Camp'. Take the challenge!

EIN PROZESS WIE DER ANDERE

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EIN PROZESS WIE DER ANDERE


Wer frei zu sprechen sei
Werfe den erstletzten


Stein ins Paragrafenhaus
Des Wissens um das Recht


Und die reale Stehbar der Habenden
Von Moralitätsklauseln des Trugs


In allzeit verbrüderter Wirklichkeit
[Dieses hier hat nie stattgefunden!]






Was mir das Herz bricht (3): Verlorene Kleidungsstücke

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Ein verlorener, irgendwo herumliegender Gegenstand ist immer wie eine rausgerissene Seite aus einem Buch mit sehr großen Buchstaben. Man kann nur raten, wie sich alles zugetragen hat. Und gerade bei verlorenen Kleidungsstücken denkt man dabei eher an etwas Tragisches als an etwas Schönes oder Lustiges.





Traurig ist aber an dem Anblick von einem verlorenen Gegenstand nicht nur die mögliche grausige Geschichte dahinter. Am allertraurigsten sind verlorene Kleidungsstücke eigentlich dann, wenn sie ursprünglich mal einen Partner hatten. Einen linken Handschuh. Einen rechten Stiefel. Man weiß, irgendwo wartet noch jemand auf sie. Man weiß, allein ergeben sie keinen Sinn mehr. Und deshalb wecken sie nicht nur Mitgefühl für den ursprünglichen Besitzer, sondern noch ein anderes, zweites, verrücktes Mitgefühl für den Gegenstand selbst: Er hat seine zweite Hälfte verloren. Der einst so fröhlich verpartnerte Gegenstand als bewegungsunfähiger Witwer, als ewig stummer Zeuge seines eigenen Kriminalfalls.

Und auf der anderen Seite, ahnt man, sieht es ja nicht einmal besser aus. Vielleicht sitzt irgendwo jemand mit dem zurückgebliebenen Handschuh im Warmen, könnte sich darüber glücklich schätzen und kann es doch nicht. Weil etwas fehlt. Er starrt nach draußen und fragt sich: „Wo nur ist mein zweiter kleiner roter Handschuh, er muss doch irgendwo sein!" Und er hat Recht, denn irgendwo auf dieser Welt ist er ja noch. Irgendwo muss er sein, wenn ihn kein Walfisch verdaut hat. Es ist zum Verrücktwerden, dass der Suchende jetzt nicht zufällig eine Eingebung kriegt, einen kleinen GPS-Blinker auf seinem Telefon, und dann genau weiß, auf welches konkrete Wo sich dieses unendliche Irgendwo begrenzt.

Vielleicht aber und man weiß gar nicht, was trauriger ist, sitzt auch irgendwo jemand und denkt all das eben nicht. Weil es ihm längst egal ist, was mit dem zweiten Handschuh ist. Und das macht beide Gegenstände, den verlorenen und den im Warmen, noch viel einsamer in ihrer Trauer.

Der auf einem Zweig thronende Handschuh erzählt aber auch noch eine zweite, rührende Geschichte. Nämlich die der Hoffnung in einem meist doch hoffnungslosen Fall. Er wurde aufgespießt von einem, in Tageszeitungen würde man schreiben: „beherzten" Mitbürger, der in seinem Leben auch schon einmal etwas verloren hat, und daher von der hilfloses Trauer eines Verlierers weiß. Und nun das einzige versucht, was ihm als Akt der Linderung einfällt: Aufheben. Auf einen Sockel stellen. Ein kurzes Stoßgebet denken, dass jemand vielleicht doch noch nicht zu viele Kilometer weggefahren ist, doch noch eine Idee hatte und jetzt den Weg noch einmal, ganz außer Atem, herunter rennt. Und dass er dann nicht blöderweise auch noch an dem Handschuh im immer dreckiger werdenden Dreck vorbeiläuft, sondern ihn schon von weitem da sitzen sieht, auf dem Thron, dem ihm von einem fremden Freund verliehen wurde.

Meistens aber kommt dieser Jemand nicht mehr zurück. Irgendwann weht also der kleine rote Handschuh hinunter und fällt in den Hagebuttenstrauch hinein, und verrottet, ohne dass jemand davon weiß. Dieses traurige Szenario wohnt dem noch so hoffnungsvoll aufgespießten Handschuh bereits inne.

Und deshalb ist er nichts anderes als die Verhandschuhisierung des Gedankens: Es kann so schnell vorbei sein. Es gehen so schnell und so oft Dinge verloren, Trennung, Tod, Trauer und Verlust lauern an jeder Straßenpfütze. Manchmal merkt nicht einmal jemand etwas davon. Und niemand kann etwas dafür.

Auslaufmodell Schule

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„Die Erwachsenen begehen eine barbarische Sünde, indem sie das Schöpfertum des Kindes durch den Raub seiner Welt zerstören, unter herangebrachtem, totem Wissensstoff ersticken und auf bestimmte, ihm fremde Ziele abrichten.“ Robert Musil, „Der Mann ohne Eigenschaften“


Die Jugend von heute ist faul, unmotiviert, orientierungslos, unentschlossen, verwöhnt, will nur die neuesten Designerklamotten haben, wohnt noch bei Mama und Papa, lernt nicht mehr für die Schule und hängt stattdessen den ganzen Tag nur am Smartphone, spielt PlayStation und will Party machen. Das sind die Sätze, die ich fast täglich höre – überall, wo ich hingehe.


Ganz ehrlich: Ich habe es satt, dieser Heuchelei zuzuhören, und möchte heute für eine Generation Partei ergreifen, die OPFER einer verdorbenen, psychisch kranken, perversen, verschmutzten, ausbeuterischen, egozentrischen, geldsüchtigen und gierigen Gesellschaft ist. Für die Kinder der Baby-Boomer-, Flower-Power-, Öko-Freaks-, Digital-Nerds- und Wall-Street-Wölfe-Generation. Oder wie auch immer sie sich nennen will.


Mit diesem Buch möchte ich die Jugend in Schutz nehmen und stattdessen ihren Eltern den Spiegel vorhalten. Den Eltern, die in der Regel einen Job machen, den sie hassen, in dem Überstunden nicht bezahlt werden und wo sie schamlos und im großen Stil ausgebeutet werden. Den Eltern, die von montags bis sonntags, von der Arbeit gestresst, zum Zumba-Kurs, zum mongolischen Kochen, zur Meditation für Manager, zum Stylecoaching für Karrieremenschen, zur Brad-Pitt-Bauch- oder Beyoncé-Po-Gymnastik rennen – und sich dann beschweren, dass sie keine Zeit haben.


Ich möchte die Jugend in Schutz nehmen vor ihren Großeltern, die ganz alleine in schmutzigen Pflegeheimen verrecken, gepflegt von polnischen Krankenpflegern, die nicht einmal ihre Sprache sprechen und gerade mal 9 Euro in der Stunde verdienen. Sie brauchen sich nicht zu wundern, dass ihre Kinder, Enkelkinder oder Freunde und Verwandte sie nicht besuchen kommen, denn sie ernten, was sie gesät haben. Sie haben ihre Zeit und ihr hart verdientes Geld in teure Gegenstände investiert anstatt in Menschen. Soll ich euch was sagen? Euer Porsche wird euch nicht im Pflegeheim besuchen kommen.


Dieses Buch begann als Brief, den ich an meine älteren Kinder schreiben wollte, um ihnen zu erklären, wie die Welt funktioniert. Mir war es wichtig, meinen Kindern zu erzählen, wie ich die Welt, in der wir leben, sehe. Wie sie aus meiner Sicht funktioniert. Was habe ich daraus gelernt? Was ist in meinen Augen falsch und was ist richtig? Aber der Brief wurde schnell länger und länger und als ich irgendwann unter Tränen schrieb, da wünschte ich mir, mein Vater hätte mir so einen Brief geschrieben. Ich wünschte, sein Vater hätte ihm so einen Brief geschrieben. Ich wünschte, alle Väter jeder Generation hätten ihren Kindern zu allen Zeiten so einen Brief geschrieben. Dann würden wir vielleicht nicht immer die gleichen Fehler wiederholen. Woher sollen sie es denn auch besser wissen? Wie sollen sie sich denn in dieser Welt orientieren, wenn wir ihnen nicht sagen, wie?


Der heutigen Jugend, die Anfang der 90er Jahre geboren wurde, blieb nach dem Ende des Kalten Krieges nur noch eins übrig: Konsum. Der sogenannte Ostblock-Kommunismus/-Sozialismus, der keiner war, war gerade erfolgreich vom Kapitalismus „besiegt“ worden. Die großen Revolutionen lagen hinter uns: Der Kampf um Demokratie, um freie Liebe und um Frieden war ausgefochten. Es gab nichts mehr, woran es sich zu glauben oder wofür es sich zu kämpfen lohnte. Da wirkt es wie ein fader Ersatz für die einstigen Ideale, dass Eltern ihrem Nachwuchs heute von chinesischen Kindern zusammengesetzte Smartphones kaufen, mit Hunderten von sinnlosen Apps – wie etwa „iFart“, mit der man die Stärke der Furze berechnen kann, oder „Poo Log“, mit der man die Zeit berechnet, die man auf Toilette verbringt. Wir haben es versäumt, ihnen wahre Werte zu vermitteln – und doch beschuldigen wir sie, nicht selbständig denken zu können und keine Ideale zu haben. Früher hat man Menschen, die im Kalten Krieg ihr Leben riskiert haben, inoffiziell als Helden gefeiert; heute werden Snowden, Assange und andere Aktivisten wie Leprakranke behandelt. Die Großeltern der Jugendlichen kämpften für die Grundrechte, ihre Eltern jedoch tun die NSA-Abhörung mit einem dummen Spruch à la „Ich habe nichts zu verbergen“ ab. Und die Kinder? Die rennen ziellos durch die Geschäfte und Online-Shops und geben für das kleine Konsumglück alles von sich preis.


Die Werbung sagt ihnen, sie sollen ihre Körper topfit halten, sagt aber auch: „Junk-Food ist einfach gut.“ Die Fitnessclubs schießen wie Pilze aus dem Boden – und mit ihnen die Fastfood-Restaurants. Auf der einen Seite vermitteln wir den jungen Menschen, sie sollen umweltbewusst leben, auf der anderen Seite werden die neuen 500-PS-Autos, wie Batmans Fahrzeug, mit Glanz und halbnackten Frauen präsentiert. Nachdem die gestressten Eltern die nächste verführerische Coca-Cola- und McDonald’s-Werbekampagne fertig geplant haben, gehen sie stilvoll in den Bioladen, um gesunde Nahrung für ihre Kinder zu kaufen. Seid ehrlich, liebe Eltern, ihr seid doch diejenigen, die unsere Städte mit Alkoholwerbung zupflastern, mit meterhohen Werbebannern, auf denen Models in Reizunterwäsche lustvoll posieren. Und dann wundert ihr euch, warum die Kinder mit zehn Jahren schon alles über Sex wissen und mit zwölf Jahren Alkoholprobleme haben?


Die Kinder der späten 90er Jahre sind die Generation, die mit „Scrubs“, „How I met your Mother“ und „The Big Bang Theory“ groß geworden ist. Die Hauptbotschaft, die diese Serien vermitteln, ist: Freunde bumsen sich gegenseitig, bescheißen sich gegenseitig – aber am Ende bleiben sie trotzdem alle gute Freunde. Nach jeder Folge hat man das Gefühl, im Leben drehe sich alles nur um Sex und Konsum, als seien Sex und Konsum das Einzige, woran wir noch Spaß finden. Und wenn Spaß das Wichtigste ist, dann ergibt es einen Sinn, dass die Kinder von heute keine Familien mehr gründen wollen. Sie sind die Generation der geschiedenen Eltern und scheitern an dem Versuch, das alles zu verstehen. Diese Kinder sind die Zombies einer gescheiterten Gesellschaft. Sie leben in einer Welt, in der zugleich alles und nichts möglich ist. Unsere Kinder sind die unschuldigen Opfer. Es ist höchste Zeit für ein Geständnis, bevor es zu spät ist.


Ihr Eltern, ich verachte eure Designeranzüge, ich verachte eure schnellen Autos, ich verachte eure Ökohäuser, ich verachte eure Silicon-Brüste und Botox-Gesichter, ich verachte eure iPads und iPhones, ich verachte eure Karrieren, die auf Ärscheküssen aufgebaut sind, ich verachte eure Glanz- und Glitzer-Magazine, die bis zur Hölle stinken, denn hinter dem Vorhang eurer Show liegen die leblosen Körper eurer Kinder! Ihre zertrampelten Träume, ihre erstickten Talente, ihre versenkten Leidenschaften, ihre verlorene Begeisterung. Sie liegen wie Scherben auf den schmutzigen Böden unserer Shopping-Center und der Schulen, wo immer noch genauso unterrichtet wird, wie vor 150 Jahren. Wo unsere Kinder von Lehrern unterrichtet werden, die keine Lust haben, die ständig „krank“ sind, die seit 20 Jahren wie ein kaputter Kassettenrekorder immer wieder das gleiche „Lied“ abspielen, aber den Beamtenstatus genießen und am Ende unsere Kinder mit schlechten Noten bestrafen. Ich verachte euch dafür, dass ihr selbst Tag und Nacht von Geld träumt, aber euren Kindern nicht den Weg in die Selbständigkeit zeigt. Stattdessen zwingt ihr sie, jeden Tag in eine Schule zu gehen, die sie zu mutlosen, gehorsamen, gebrochenen Angestellten macht. Und das alles nur, damit sie später als hochgebildete Sklaven einer neuen reichen Elite ausgebeutet werden können – unterstützt von einer korrupten Regierung, die die Augen vor dem verschließt, was die Konzerne tun.


Ich habe es satt, talentierte Menschen zu treffen, denen jahrelang in der Schule gesagt wurde: „Du bist dumm, du bist dumm, du bist dumm.“ Jeder Mensch wird begabt geboren! Nur ist jede Begabung anders. Doch wie entdecken Menschen ihre Begabung? Unsere Kinder kommen mit 18 oder 19 Jahren aus der Schule, die Köpfe voll mit Physik, Mathematik, Biologie und Chemie. Aber sie wissen nicht, wie man andere Menschen liebt, wie man die Umwelt schützt, wie man für Gerechtigkeit sorgt oder wie man Demokratie lebt. Und so werden diese Kinder irgendwann Opfer unserer korrupten Welt und – wie ihre Eltern – unglückliche Angestellte. Weil niemand ihnen vorlebt, dass es auch anders sein könnte. Dass man auch ohne Schule erfolgreich sein kann. Dass Schule nicht alles ist. Dass Noten nichts über einen Menschen und seine Stärken aussagen.


Darüber hinaus fehlt es unserer Jugend an richtigen Vorbildern, an denen sie sich ein Beispiel nehmen können. Sie haben keine Vorbilder mehr, weil es inzwischen kaum noch welche gibt. Es gibt keine Martin Luthers, Lincolns, Gandhis, Che Guevaras, Luther Kings, Mandelas und Mutter Theresas mehr. Es gibt nur noch Politiker, die außer der Farbe ihrer Partei nichts mehr voneinander unterscheidet, Dieter Bohlens Superstars und Supertalente (die spätestens nach einem Jahr vergessen sind), Heidi Klums Supermodels (die für Ruhm jede Erniedrigung und Hunger erleiden) und die neuen Superreichen à la „Die Geissens“ (ganz nach dem Motto: „Wir sind eigentlich dumm, aber wir haben viel Geld und ihr seid arme Schweine!“). Und daneben eine ganze Armee von A-, B- und C-Promis, die sich in Dschungelcamps mit Kakerlaken und Vogelscheiße vergnügen, nur um im Fernsehen zu sein. Inzwischen wird sogar der Nobelpreis an Politiker verliehen, nur weil sie eine super Wahlkampagne gemacht haben. Man wird mit Erfolgsgeschichten bombardiert, die aber in Wirklichkeit keine sind. Ständig sehen wir im Fernsehen, wie glücklich die einen Millionäre leben und wie sich die anderen mit Drogen, Alkohol und Antidepressiva vollstopfen oder sich selbst das Leben nehmen. Und wir erwarten, dass unsere Kinder ernsthaft über das Leben nachdenken? Dass sie wissen, was wirklich wichtig ist und wonach es sich zu streben lohnt?


Ihr Eltern, in einem Punkt sind wir uns doch wohl hoffentlich alle einig: In unserer Welt dreht sich alles nur ums Geld. Überall heißt es: Ohne Geld bist du niemand. Ohne Geld kannst du nichts im Leben erreichen. Umso mehr Geld du auf deinem Konto hast, umso mehr mögen dich die Menschen. Sie würden für Geld alles machen. Geld regiert die Welt. Man kann nie genug Geld haben. Nur mit Geld kannst du deine Träume verwirklichen. Du wirst sogar freigesprochen, wenn du ein Verbrechen begangen hast – nur weil du viel Geld hast. Der Wert eines Menschen wird nur noch an seinem Vermögen gemessen. Wir leben in einer Konsumgesellschaft. Wir kaufen ständig irgendwelche Sachen, die wir nicht brauchen, in der Hoffnung, damit glücklicher zu werden. Und dennoch sind die meisten Menschen wahnsinnig unglücklich. Aber wenn wir unseren Kindern schon vermitteln, dass Geld alles ist, was zählt, warum sind wir dann nicht wenigstens konsequent und zeigen ihnen, von der ersten Klasse an, wie man Geld verdient? Und im Idealfall auch, wie man dabei noch glücklich wird? Die reiche Elite in unserer Welt besteht doch zum überwiegenden Teil aus Unternehmern. Warum lehren wir unsere Kinder dann nicht, was sie wissen müssen, um erfolgreiche Unternehmer zu werden? Oder wie man ein Unternehmen gründet? Weil wir es selbst nicht beigebracht bekommen haben und gegebenenfalls auf die harte Tour lernen mussten? Warum lassen wir unsere Kinder Opfer des gleichen Systems werden, dem schon wir Eltern zum Opfer gefallen sind?Über 80 % der Angestellten mögen ihren Job nicht; über 60 % würden am liebsten in diesem Moment kündigen. Warum? Hier eine klare Antwort:


„Wie um Gottes willen kann jemand daran Freude finden, 6 Uhr früh von einem Wecker geweckt zu werden, aus dem Bett zu springen, sich anzuziehen, Essen in sich hineinzuzwingen, zu scheißen, zu pissen, Zähne zu putzen und Haare zu kämmen, sich durch den Verkehr zu kämpfen, um nur an einem Ort anzukommen, wo du praktisch viel Geld verdienst für jemand anderen und es wird erwartet, dass du dankbar dafür bist, dass dir diese Möglichkeit gegeben wurde.“ Charles Bukowski


 


Warum zwingen wir unsere Kinder dazu, ein System anzunehmen, mit dem wir selbst nicht glücklich geworden sind? Warum tun wir unseren Kindern das an? Warum lassen wir sie zu gehorsamen Angestellten erziehen, wenn das am Ende nur bedeutet, dass sie später von einer Minderheit schamlos ausgebeutet werden? Warum lassen wir sie in die gleiche Falle tappen und riskieren, dass auch sie irgendwann einen Job ausüben müssen, in dem sie unglücklich sind?


Wozu soll das denn gut sein, was die Kinder in der Schule lernen? Inzwischen wissen wir doch alle, dass sie über 90 % von dem, was sie in der Schule lernen, nie wieder brauchen werden. Wir brauchen Schulbücher über das Leben da draußen und nicht über abstrakte Zahlen. Die kann man später immer noch lernen. Warum müssen Kinder in einem Zeitalter, in dem ich das ganze Internetwissen in der Tasche mit mir herumtrage, und „googeln“ ein fester Bestandteil unseres Vokabulars geworden ist, noch immer Gedichte auswendig lernen?Ich kann mir vorstellen, dass ein verbeamteter Literaturprofessor jetzt mit einem lauten Seufzen den Kopf schüttelt. Aber er braucht sich gar nicht zu wundern: Ein Blick auf die Bestsellerlisten genügt, um zu sehen, dass das Land der Dichter und Denker schon längst nicht mehr auf Goethe und Co. schwört. „Sei schlau, stell dich dumm“ von Daniela Katzenberger oder „Feuchtgebiete“ von Charlotte Roche rangieren jetzt auf den vorderen Plätzen. Möpse treffen Buch oder Avocado trifft Muschi hat heutzutage größere Chancen, ein Bestseller zu werden, als romantische Gedichte vom Schriftsteller Nobody. Dabei muss man im Hinterkopf behalten: Es sind die Eltern, die solche Bücher kaufen, und nicht die Jugendlichen. Wir können unseren Kindern also nichts vorwerfen. Wir Erwachsenen sind es doch, die die Welt kreieren, in der sie heranwachsen. Also tragen wir auch die Verantwortung. Denn was nützt es, wenn sich die Jugendlichen für etwas einsetzen, etwas lernen oder verstehen wollen, wenn ihre Eltern mit Paris Hilton und Harald Glööckler beschäftigt sind?


Wir tragen die Verantwortung für die „Lernumgebung“, die wir für unsere Kinder geschaffen haben, und für die Welt, in der sie aufwachsen. Und doch beschweren wir uns über ihre Lücken in der Allgemeinbildung. Aber stößt das irgendwem auf? Gibt es dagegen irgendwelche Proteste? Nein. Die wenigen, die sich empören, kommen gegen den allgemeinen Lärm der Casting-Shows und Promiklatschgeschichten gar nicht erst an. Die Superreichen 1 % und ihre Marionetten, die sich Politiker nennen, werden alles Mögliche tun, um das alte Schulsystem am Leben zu halten. Aus einem ganz einfachen Grund: Sie wollen keinen Wettbewerb haben. Man stelle sich nur eine neue Generation vor, die die Ungerechtigkeit nicht länger erdulden will. Eine Generation unabhängiger Denker, die niemals eine „Große Korruption“ – oh, Entschuldigung „Große Koalition“ – wählen würde. Eine Generation mit unternehmerischem und innovativem Denken, die sieht, dass viele Konzerne eigentlich schlechte Produkte und schlechten Service verkaufen und trotzdem viel Geld damit verdienen – einfach, weil sie mit ungerechten Mitteln den Markt beherrschen. Eine solche Generation würde sich nicht mit der Ausbeutung abfinden. Die Angst vor einer solchen selbständig denkenden Generation beherrscht Politik und Wirtschaft schon seit den ersten Tagen des Schulsystems.


So erklärt sich dann auch, warum die Schule so gegründet wurde, wie wir sie heute kennen: Ziel der Schule war es von Anfang an, funktionierende Arbeiter und Angestellte zu haben, die sich leicht ausbeuten ließen. Das klingt hart? Aber so ist es. Als 1839 das Kinderschutzgesetz verabschiedet wurde, das allen Kindern eine Schulbildung zusicherte, waren die reichen Fabrikbesitzer empört, dass die Kinder nicht mehr Vollzeit in ihren Fabriken arbeiten durften. Deswegen wurden, in Übereinstimmung mit der damaligen Regierung, Fabrikschulen eingerichtet. Ich wiederhole es noch einmal: Fabrikschulen. Das waren Schulräume innerhalb einer Fabrik. Die Kinder durften hier also neben der Arbeit zur Schule gehen. Und das lief so ab: 45 Minuten Arbeit am Fließband, zehn Minuten Pause, 45 Minuten Unterricht, zehn Minuten Pause, 45 Minuten Arbeit am Fließband, zehn Minuten Pause, 45 Minuten Unterricht usw. Die Art des Lernens an unseren Schulen widerspricht allen pädagogischen Prinzipien. Die Lernforschung hat in den vergangenen Jahrzehnten große Fortschritte gemacht – doch praktisch umgesetzt werden sie nicht. Jeder Pädagoge weiß heute eigentlich, dass ein einfaches Thema 20 Minuten braucht und ein komplexeres bis zu 60 Minuten, um gründlich bearbeitet zu werden. Da erscheint es doch verrückt, eine Klasse, die elektrisiert dem Lehrer zuhört, der über den Mauerfall 1989 spricht, plötzlich nach 45 Minuten zu unterbrechen und zu sagen: „Jetzt schaltet für den Chemieunterricht sofort eure Gehirne auf Redoxreaktion und molares Volumen um.“ Das mag zu Anfangszeiten des Schulsystems dem aktuellen Wissensstand entsprochen haben, aber damals war es auch eine gängige Meinung, dass arme Menschen dumm sind (deswegen auch arm) und reiche Menschen klug (deswegen auch reich). Die moderne Schule, wie sie bis heute Fortbestand hat, war deshalb darauf ausgerichtet, den armen Menschen, der dumm geboren wurde, durch Zwangsunterricht klug zu machen – oder wenigstens so klug, wie man ihn brauchte. Schnell merkten die Fabrikbesitzer nämlich, dass gebildete Arbeiter den Umgang mit den Maschinen besser beherrschten als ungebildete. Die Produktion wurde immer komplexer und das verlangte Arbeiter, die auch Betriebsanleitungen lesen konnten. Die moderne Schule ist also nicht – wie das häufig angenommen wird – aus humanistischen Gründen gegründet worden. Damals wie heute war und ist es die reiche Elite, die bestimmt, wie und was gelehrt wird. Und das nur aus einem einzigen Grund: weil sie darin einen Gewinn für sich sieht. Hätten sie daraus nicht in irgendeiner Form Profit schlagen können, würde es so etwas wie das Kinderschutzgesetz gar nicht geben, und unsere Kinder würden noch heute ganztägig in Fabriken schuften.


Und obwohl wir heute wissen, dass die Theorie von den dummen und klugen Menschen falsch ist und dass jeder Mensch wissensdurstig geboren wird, hat sich an der Art und Weise, wie noch heute an Schulen unterrichtet wird, in den vergangenen 150 Jahren nichts geändert. Jeder Mensch ist auf seine Art intelligent. Doch die Schule geht bei der Bewertung vor wie die Fabrik, in der sie entstanden ist. Sie trennt beschädigte (mit Produktionsfehlern behaftete) und unbeschädigte Kinder (also Produkte) voneinander. Kluge Kinder bekommen gute Noten und dumme Kinder schlechte Noten. Doch komischerweise werden die meisten Erfolgsgeschichten in unserer modernen Gesellschaft von Menschen mit schlechten Schulnoten geschrieben. Rudolf Steiner, Johann Heinrich Pestalozzi und Alexander von Humboldt jedenfalls würden sich im Grabe umdrehen und laut schreien, wenn sie wüssten, dass heute – im Jahr 2014 – noch immer die gleichen erniedrigenden, demotivierenden, menschenverachtenden, fabrikähnlichen Schulen in Betrieb sind, die sie damals schon verfluchten. Mit Ausnahme des Arbeitsteils (und der physischen Bestrafung) funktionieren die Schulen heute noch genauso wie früher.


Für die Software auf unseren Laptops gibt es alle zwei Wochen ein neues Update und in der Wikipedia gibt es täglich bis zu 500 neue Einträge. Warum haben unsere Schüler dann noch Bücher, die vor zehn Jahren geschrieben wurden? Wenn alle Eltern mit Tablets und Kindles rumlaufen, warum haben die Kinder dann noch zentnerschwere gedruckte Bücher, die sie mit sich herumschleppen müssen und die inzwischen uralt sind? Ganz zu schweigen von dem Wahnsinn um die Rechtschreibreform, die im Auftrag der Verlagslobby von Politikern durchgebracht wurde, so dass alle Schulbücher neu gedruckt werden und sich Eltern zu Tode ackern mussten, um dafür zu zahlen. Die Verlage haben Milliarden damit verdient – schon allein an den Abertausenden von Wörterbüchern, die in der Folge erforderlich waren. Wir haben Korruption längst legalisiert – und nennen sie Lobbyismus. Hat es denn für irgendjemanden einen Unterschied gemacht, dass wir „daß“ jetzt „dass“ schreiben? Wichtiger wären doch neue Schulbücher gewesen, die unsere Kinder auf das Leben vorbereiten. Wir brauchen Schulbücher, die auf der Höhe der Zeit sind und unsere Kinder zu verantwortungsvollen, frei denkenden Menschen erziehen, die sie zum Protest auf die Straße bringen, wenn die Regierung Gesetze verabschiedet, die das Volk ausbeuten. Doch die Eltern von heute denken gar nicht daran, aufzubegehren und eine bessere Bildung für ihre Kinder zu verlangen. Vielleicht schauen sie auch einfach lieber die nächste Sendung von „Bauer sucht Frau“. Lasst mich fragen: Macht es euch glücklich, zu sehen, wie eure Kinder leiden, nur weil ihr auch leiden musstet? Ist das eine akzeptable Ausrede? „Wir mussten da alle durch“ – so reden nur Eltern, denen ihre Kinder egal sind. Ihr Eltern habt eure Kinder für Konsumgüter eingetauscht. Schämt euch.


Ihr habt eure Kinder abgestempelt und es versäumt, ihnen das beizubringen, was im Leben wirklich wichtig ist. Die Jugendlichen haben 500 „Freunde“ auf Facebook, sitzen aber alleine zu Hause und entfliehen der realen Welt in eine virtuelle Realität, weil sie nicht mehr kommunikations- und konfliktfähig sind. Sie haben keine Lust mehr, erwachsen zu werden, weil sich Erwachsene inzwischen schlimmer als Kinder benehmen. Früher sind viele Eltern auf die Straße gegangen, um für ihre Rechte zu protestieren, heute gehen sie mit 50 oder 60 in eines der zahllosen Fitnessstudios, um Salsa, Rumba, Cha-Cha-Cha und andere Lächerlichkeiten zu lernen. Ganz nach der Devise: „Ich habe etwas verpasst.“ 60 Jahre alte Frauen kleiden sich wie 16-Jährige und die 16-Jährigen schminken sich wie 60-Jährige, die versuchen, ihre Falten zu verstecken.


Ich mache mir also nichts vor: Es wird lange dauern, bis sich an unserem Schulsystem etwas grundlegend ändert. Es gibt zu viele Heuchler da draußen, die daran interessiert sind, das System so zu erhalten, wie es ist, und zu viele Eltern, deren Köpfe so vom sinnlosen Konsum kontaminiert sind, dass sie keine anderen Ratschläge mehr für ihre Kinder haben als: „Lerne für die Schule, damit du eines Tages auch so einen guten (eigentlich Scheiß-)Job machen kannst wie ich.“


Doch die Jugend ist längst auf dem Weg dahin, die Schule unbewusst zu boykottieren. Lesen und Rechnen können sie kaum noch. Bei der gigantischen Flut an Informationen bleibt kaum noch etwas hängen. Social Media hat sie in Bezug auf jegliches Gefühl abgestumpft. Kaum einer liest noch Bücher. Gleichgültigkeit steht in ihren Gesichtern großgeschrieben. Die Fragen, die sie täglich beschäftigen, werden in der Schule nicht beantwortet. Deswegen flüchtet sich unsere Jugend in Alkohol, Drogen, Spielsucht und Kriminalität. Sie fühlt sich alleingelassen. Dann schimpfen wir über sie und stempeln sie als faul, unmotiviert und nicht ehrgeizig genug ab, sagen, es gehe ihr zu gut. Doch das wahre Problem liegt viel tiefer in den Wurzeln unserer modernen Gesellschaft vergraben. Dort, wo jede moderne Generation geprägt wird. An einem Ort, an dem keiner von uns oder von unseren Kindern einfach so vorbeikommt, sondern wo einen das Gesetz hineinzwingt: an der Schule. Es ist aber nur noch eine Frage der Zeit, bis das ganze System kollabiert. 



Das Emoji-Rätsel am Donnerstag

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Sieg auf ganzer Linie:






[seitenumbruch]

Kostümfilm mit Sklaven:




[seitenumbruch]

Von diesem Brauch droht heute Gefahr:






Zur Lösung geht's hier.
[seitenumbruch]



Christian Wulff, der heute in Hannover vom Vorwurf der Korruption freigesprochen worden ist.




Pompeji




Weiberfastnacht

Eklat bei Debatte um Rote Flora - SPD mag keine "Linken Aktivisten"

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Am Rande einer Podiumsdiskussion, an der auch der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Hamburger SPD Martin Schäfer teilnahm, kam es zum Eklat, als ein Teilnehmer der Debatte offenbar die Fassung verlor und der Hamburger Polizei "Rassismus" und eine "Jagd auf Schwarze" vorwarf.

Hintergrund ist der seit Monaten schwelende Konflikt zwischen Senat und Flüchtlingsvertretern der sogenannten "Lampedusa-Gruppe", die für ein "Gruppenbleiberecht" kämpfen. Debattiert wurde zudem über Gefahrengebiete sowie die angewandte Polizeigewalt auf einer Demo der Linken vom 21. Dezember.

Auf Nachfrage hierzu bestätigte Martin Schäfer (SPD) vor laufender Kamera, dass sowohl die Hamburger Polizeiführung als auch die Hamburger SPD keine "Linken Aktivisten" mag. Hamburgs Polizeipräsident Wolfgang Kopitzsch hatte seine Teilnahme an der Debatte wegen "Krankheit" kurzfristig abgesagt.

Quelle:http://www.elbe-wochenblatt.de/st-pauli/lokales/denkwuerdiger-spd-versprecher-die-steine-flogen-frueher-als-besprochen-d25248.html

(VL) Am Ende der Debatte wirkte Pastor Torsten Morche etwas "ratlos", auch weil die wichtigsten Akteure der vergangenen Zeit "fehlten" - so der Bericht. Nicht nur Kopitzsch hatte seine Teilnahme abgesagt, auch die Vertreter der Roten Flora waren zu keinem Gespräch bereit. "Mit Euch reden wir nicht", hieß es schon im Vorfeld der Veranstaltung.

(VL) newsforum.info

Fotos: Max Bryan

SPD, Lampedusa, Aktivisten, Debatte, Martin Schäfer, Rote Flora, Torsten Morche


Geldspende: Lampedusa-Flüchtlinge erhalten 45.000 Euro

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Das Hamburger Thalia Theater hat Geld gesammelt und überweist an die Herberge der Flüchtlinge 45.842,65 Euro. Theaterbesucher hatten das Geld gespendet.

Das Geld soll zur Finanzierung von Unterbringung und Verpflegung der Flüchtlinge aufgewendet werden. Außerdem sollen die Flüchtlinge davon einen Deutschkurs besuchen.

Inzwischen haben die Pastoren der Kirche einen Orden dafür erhalten, dass sie die Flüchtlinge aufgenommen haben. Zu einer für 19. März anberaumten Rede des Bürgermeisters Olaf Scholz wird unter anderem gefragt, ob das Asylrecht in Deutschland noch "zeitgemäß" sei.

Quelle: http://www.altona.info/2014/02/24/thalia-theater-45-000-euro-spende-fr-lampedusa-gruppe/

Indes traf Scholz dieser Woche erstmals persönlich auf einen der Flüchtlinge. Die Begegnung war eher zufälliger Natur und nicht geplant. Trotz der eher überfallartigen Konfrontation mit den Problemen der Flüchtlinge blieb Scholz hart und verweist auf die Gültigkeit des Gesetzes. Das heißt weiterhin auch Einzelfall-Prüfung, wonach jeder Flüchtling erst einmal nachweisen müsse, dass er tatsächlich auch verfolgt werde. Zitat: “Es ist keine gute Idee für eine Gruppe, Sonderrechte zu fordern, wenn bei allen anderen eine genaue Prüfung des Einzelfalles durchgeführt wird”, erklärte Olaf Scholz.

Quelle hier: http://hh-mittendrin.de/2014/02/scholz-trifft-auf-lampedusa-fluchtling/

Und ein Kommentator ergänzt hierzu: "Es schwingt hier unterschwellig mit, dass man die Haltung des Bürgermeisters nicht gut heißt. Tun aber nicht alle. Ich finde sie in Ordnung, weil Regierung und Senat sich an die Gesetze halten müssen und vor diesem nun mal alle gleich sind. (...) Die meisten Hamburger unterstützen den Senat und Olaf Scholz, das sollte nicht unterschlagen werden", so der Leserkommentar.

(VL) newsforum.info

Foto: Screenshot Youtube / D. Glaser

Lampedusa, Spende, Thalia Theater, Olaf Scholz, SPD



Bonnie und Clyde in Schwerte gefasst - Dümmer gehts nimmer

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Das seit mehr als zwei Wochen fieberhaft gesuchte Gangster-Pärchen ist gefasst. Der Zugriff einer Spezialeinheit erfolgte in Schwerte.

Das als "extrem gefährlich" verschriene Pärchen leistete keinen Widerstand und wurde beim Versuch in einem Hotel einzuchecken geschnappt.

Angeblich haben die beiden schwere Straftaten in den Niederlanden begangen. Eine davon ist Kidnapping, wobei sie das Opfer nach kurzer Zeit wieder frei ließen.

Quelle: http://www.rp-online.de/nrw/panorama/polizei-fasst-gefaehrliches-gangsterpaerchen-aid-1.4065343

(VL) "Extrem gefährlich", was für Anfänger! Checken ein einem Hotel ein, wo die halbe Welt ihre Gesichter kennt. Also entweder sind die Beiden selten dumm oder hatten einfach keine Lust mehr sich zu verstecken. Die Staatspension ist immerhin umsonst.

(VL) newsforum.info

Foto: PM / Fahndungsfoto

Gangsterpaar, Niederlande, Zugriff, Bonnie Clyde, verhaftet


Die Dummheit der Gema-Hasser

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Man stelle sich eine Party vor. Gut gefüllter Kühlschrank, eiskaltes Bier in der Badewanne, jeder darf rein, für einen Fünfer als Unkostenbeitrag. Alles läuft. Bis ein Typ reinkommt, der nicht eingeladen ist. Er nimmt ein Sixpack Bier und stellt sich damit draußen auf die Straße. Dort verschenkt er die Flaschen an jeden, der Lust hat. Eiskaltes Bier, umsonst – super! Die Leute sammeln sich um ihn.  

Irgendwann ist der Typ so beliebt und so dauerhaft umringt von Leuten, dass er sich sponsern lässt. Er trägt jetzt Logos von Firmen auf dem T-Shirt, während er Bier verschenkt. Die Firmen zahlen ihm dafür 20 Euro. Er verdient also jetzt Geld mit dem Bier, das drinnen auf der Party gekauft und gekühlt wurde. Drinnen zahlen immer weniger Leute den Unkostenbeitrag, wieso sollten sie auch? Gibt ja draußen alles umsonst. Irgendwann kommt der Gastgeber raus. Und sagt: „Moment mal, wenn du unser Bier verschenkst und damit Geld verdienst – gib uns gefälligst von jedem Zwanziger einen Fünfer ab!“  

Und der Typ? Schüttelt den Kopf und lächelt gönnerhaft. Hinter ihm stehen inzwischen hunderte torkelnde Leute, die sich an das kühle Freibier auf der Straße gewöhnt haben. Sie buhen den Gastgeber aus. Sie lieben den Typen mit dem Logo-T-Shirt, sie wollen mehr Bier. Aber der stellt ein Schild auf: „Sorry. Der Gastgeber lässt uns das Bier nicht mehr verschenken, beschwert euch bei ihm!“  



Sehen die Sperrtafeln künftig so aus?

So ähnlich geht es seit ein paar Jahren der Gema. Sie vertritt die Urheber von Musikstücken. Ihr Job ist es, Geld von Radiosendern oder Clubs einzusammeln, die mit diesen Musikstücken Geld verdienen. Sie verlangt einen Unkostenbeitrag, damit das Bier weiterhin kalt und lecker ist – und der Gastgeber der Party eine Putzfrau bezahlen kann und vielleicht mal wieder eine gute Party schmeißt.  

Auf der anderen Seite steht Google, der Konzern, zu dem YouTube gehört. Google verdient Milliarden mit Werbung, die zum Beispiel vor Musikvideoclips geschaltet wird. Aber Google sagt: Die Gema, also die Künstler, bekommen nichts von diesem Geld. Seit 2009 können die beiden sich nicht einigen. Die Gema ist ziemlich hart, wenn es darum geht, den Unkostenbeitrag für das kalte Bier einzusammeln. Sie will 0,375 Cent pro Abruf eines Songs. Das ist Google zu viel. Google ist nicht daran gewöhnt, zu zahlen.  

Weil sich also Gastgeber Gema und Bierverschenker Google nicht einig sind, hat Google das Schild aufgestellt. „Dieses Video ist in deinem Land nicht verfügbar“, steht anstelle von Clips, in denen die Musik von Gema-Mitgliedern vorkommt. „Es enthält möglicherweise Musik, für die die erforderlichen Rechte von der Gema nicht eingeräumt wurden“.  

Clevere Taktik: den Gegner zum Partypooper der Nation machen



Das Schild darf Google nicht mehr zeigen. Das hat diese Woche das Landgericht München I entschieden. Das ist gut, aber natürlich viel zu spät. Nachdem das Schild fünf Jahre auf Youtube stand, hat die Gema unter deutschen Internetnutzern Sympathiewerte irgendwo in der Nähe der Stasi. Die Betrunkenen wollen Freibier. Dass der Gastgeber dieses Freibier irgendwann mal bezahlt hat, interessiert sie nicht.  

Auf Partys erzählen sich diese Leute Schauergeschichten von Bands, „die mit eigenen Songs auf Tour waren und dafür der Gema Geld bezahlen mussten“, oder von Clubs, die bald wegen der Gema schließen müssen. Dass es in den USA ja „eh viel geiler“ sei, „da kann man jedes Video umsonst angucken!“  

Man muss sagen: Das Gema-Schild auf dem Freibierstand ist eine ziemlich geniale Idee von Google. Denn in Wahrheit sperrt nicht die Gema die Videos, sondern Google selbst. Und zwar aus Angst vor einer Klage. Das Perfide an dieser Taktik ist: Die Gema steht vor Millionen deutschen Internetnutzern mit solide angetrunkenem Halbwissen als Halsabschneider aus dem letzten Jahrtausend da, der Musikfans ihren Spaß vergällt. Der Partypooper der Nation. Dabei sorgt die Gema dafür, dass Musiker von ihrer Arbeit leben können.  

Ohne sie würde der Typ auf der Straße kein kühles Bier, sondern pisswarmen Apfel-Smirnoff verschenken. Aus knisternden weißen Plastikbechern. Und kein Mensch hätte Spaß.

Wieso fängt man noch gleich eine Beziehung an?

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I. Jetzt

Was wir haben ist gut. Jeder ist für sich verantwortlich, jeder hat seine eigene Wohnung. Ich mag seine, er meine Freunde, aber Pärchenabende müssen nun wirklich nicht sein.

Die Tage an denen wir uns sehen haben sich eingependelt, nicht zu viel, nicht zu wenig. Wenn mal was dazwischen kommt, dann vermisse ich ihn schon ein bisschen und würde ihm am liebsten 100 Küsse geben und dann freue ich mich auf das Wochenende.

Wenn es mir nicht gut geht, dann fragt er mich wieso, weil er mich verstehen will. Und dann sagt er mir manchmal etwas Kluges oder Motivierendes und das tut mir gut. Wenn er etwas hat, dann fühle ich mit ihm.

Manche Sachen die er mag, mag ich auch (Schokolade, Avocado, Kaffee, Bier, Burger, Kuchen) und manche Sachen mag ich nicht (Cola, Redbull). Und seine Unordnung ähnelt meiner, was ich durchaus sympathisch finde. Ich denke nicht mal an andere Männer, weil ich im Moment nur ihn auf diese Art mag.

Wir sind nicht selbstverständlich. Das wissen wir beide und deshalb geben wir uns Mühe und sind lieb zueinander.



II. Irgendwann

Mir ist überhaupt nicht danach, das offiziell als Beziehung zu betiteln.

Weil irgendwann, dann werden wir vielleicht vergessen, dass wir nicht selbstverständlich sind.

Dann würden wir anfangen uns im Bett anzupupsen und einander Mitesser am Rücken auszudrücken und das wäre nicht mal das schlimmste. Denn irgendwann würde auch der Moment kommen, in dem er mich das erste Mal anpampt und ich vor Schreck weinen muss und der Moment, in dem ich ihn anpampe und er sauer wird.

Und irgendwann wäre ich zickig weil er die Zahnpastatube nicht zumacht und er wäre genervt wenn ich verpeilt und unentschlossen bin. Irgendwann würden wir vielleicht unsere Launen aneinander auslassen und Streiten ohne Grund.

Und so würden wir uns dann schleichend, Stück für Stück voneinander entfernen, vielleicht erst ohne es zu bemerken aber irgendwann würden wir unaufhaltsam auseinanderdriften. Und dann hätten wir irgendwann immer weniger Lust einander zu sehen und auch generell weniger 'Lust'. Wir würden nicht mehr so viel unternehmen und lachen und tanzen. Und dann würde er mir nicht mehr sagen, dass ich ein Sonnenschein bin, und das Strahlen in meinen Augen wäre auch wirklich nicht mehr da.

Und jetzt denke ich einerseits dass das total übertrieben ist und andererseits dass das schon so laufen kann weil mir einfällt dass ich Paare kenne die mal nett waren und plötzlich nur noch meckern und nicht merken dass sie vom Traumpaar zum abschreckenden Beispiel mutiert sind.

Vielleicht ist das tragische, dass ich im Moment überhaupt nicht mehr weiß, wieso man so eine Beziehung offiziell als Beziehung betiteln muss. Kann mich jemand daran erinnern?

99 Dinge, die man als Student erlebt haben muss

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Vor ein paar Tagen hat eine österreichische Zeitung online eine Liste veröffentlicht, mit 99 exemplarischen Dingen, die man als Student erlebt haben sollte.
Nun liegt es in der Natur solcher Aufzählungen, dass man sich beim Lesen mancher Punkte denkt, darauf könne man ja nun wirklich verzichten und es sei auch unwahrscheinlich, dass man das selbst irgendwann mal macht. (Bei mir trifft das etwa auf Punkt 16, 'Als Letzter aus der Bibliothek gehen', zu – ich lerne dort einfach so gut wie nie, obwohl ich Bibliotheken sonst gern mag. Hier an der Hauptuniversität Wien ist der große Lesesaal auch immer voll.) Manche sind redundant, zu anderen hat man im eigenen Studienfach, vom Charaktertyp her oder in der jeweiligen Studienstadt kaum die Möglichkeit. (Die Liste ist ohnehin ein wenig Wien-zentriert.) Gewisse Szenarien auf der Liste begegnet man Zeit seines Studiums mehrmals, ob das nun gut oder schlecht für einen ist (ich sage nur: Punkt 68, 'Die Wohnung putzen, statt zu lernen/ Prokrastinieren').


Und bei manchen „to do“s hat man sofort eine Geschichte im Kopf.
Ich erzähle hier ein paar von meinen.


Punkt 30: Sich mit dem Professor betrinken.
Punkt 73: Zum Professor gehen und sehen, dass der Fünfer berechtigt war.




Prüfungseinsicht

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Worum es geht: 99 Dinge, die man als Student erlebt haben muss.


73. Zum Professor gehen und sehen, dass der Fünfer berechtigt war.

(Für alle, die es – wie ich zu Anfang – noch nicht wussten: In Österreich gibt es lediglich die Noten 1 bis 5.)

Ich war bisher drei Male bei Prüfungseinsichten. Nicht bei Professoren, sondern lediglich bei ihren Assistenten, weil die Beschäftigten meist keine Zeit für so etwas haben. Zweimal, weil ich beim zweiten Prüfungsantritt bessere Chancen haben wollte und dazu die falschen und richtigen Antworten meiner Multiple-Choice-Fragebögen checkte (beziehungsweise heimlich mit dem Smartphone abfotografierte). Einmal aber auch, bei der Prüfung „Physik für Biologinnen und Biologen“, bekam ich eine 4 und wollte wissen, wie zum Geier ich es geschafft hatte, zu bestehen. Der Assistent hatte mir freundlich meinen Prüfungsbogen rausgelegt, ich ging die Aufgaben grob durch und warf einen Blick auf die Punktzahl: 29,5. Bestanden hatte man ab 30 Punkten, doch die Physiker waren wohl so freundlich und haben beim Anblick meiner gesammelten Punkte gesagt: „Aufrunden, bitte.“


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