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Föhnwind

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Es sind deine Sommersprossen
die geheimen
unter Make-up aus Großstadtstaub


Es sind deine glühenden Haare
die nach Sommer duften
umhüllt von Zigarettenrauch


Letztendlich
deine Wärme, die verweht





Das Emoji-Rätsel am Montag

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Kleiner Mensch, der gerade großen Ärger hat:



[seitenumbruch]
Ärger ist quasi sein Geschäftsmodell. Wie man ab heute wieder sehen wird.



[seitenumbruch]
Auf der Ärger-Skala nicht ganz so hoch. Schön hat diese Dame es gerade aber auch nicht.




Auflösungen auf der nächsten Seite.
[seitenumbruch]Auflösung:




Der mexikanische Drogenboss "El Chapo", der gerade festgenommen wurde.




Thilo Sarrazin, der am Montag sein nächstes Aufregerbuch vorstellt.




Evi Sachenbacher-Stehle, deren Dopingprobe bei Olympia positiv war.

Der letzte Gedanke vor dem Einschlafen.

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Ich habe einen Schlauch im Gesicht mit je einer kleinen Abzweigung pro Nasenloch.

Durch diesen Schlauch fließt reiner Sauerstoff.

Vor einigen Monaten bekam ich die Diagnose das meine Lungen krank sind.
Unheilbar krank. 



Heute liege ich hier im Krankenhaus, die Ärztin war vorhin hier und hat mich nochmal
aufgeklärt. Neben meinem Bett steht ein Bildschirm auf dem viele Zahlen leuchten. Sie deutete auf eine Zahl und sagte, wenn diese Zahl unter 600 fällt wir es ernst. Ich müsse mich dann darauf einstellen bald müde zu werden.
Ich würde nicht nach Luft ringen müssen oder qualvoll ersticken sagte sie. Ich würde einfach einschlafen.

Meine Familie ist gekommen. Ich bin zweiundsiebzig und habe einiges an Familie hinbekommen.
Ich habe eine wundervolle Frau, die ich mein ganzen Leben lang geliebt habe und zwei Töchter. Eine ist verheiratet und hat mir einen Enkel geschenkt die andere lebt mit einer Frau zusammen, die eben so zur Familie gehört wie mein Schwiegersohn.

Alle sind da. Sie wissen alle was passieren wird.
Wir hatten Monate Zeit um uns auf diesem Moment vorzubereiten, zu verabschieden.

Heute werde ich einschlafen und dann nicht mehr aufwachen.

Ich werde einen Gedanken haben. Dieser Gedanke der einen, wie jeden Abend, in die Schlafwelt begleitet.
Der Gedanke den man eigentlich nur dann zu fassen bekommt, wenn man kurz vorm einschlafen nochmal geweckt wird.
Der Gedanke der manchmal abstrakt wird und den ersten Traum einleitet.
Ein Gedanke wird mich begleiten. Wie jedes mal beim Schlafengehen, aber diesmal für immer.

Wir unterhalten uns miteinander, wie immer. Über den Alltag, wir lachen immer viel, auch heute. Erzählen uns gegenseitig Anekdoten. Auch ich erzähle über den Krankenhausalltag.

Mein Enkel fragt mich Dinge aus meinem Leben. Aus Interesse.
Im Augenwinkel sehe ich den Bildschirm, 713 steht drauf.

Mein Schwiegersohn zaubert eine Flasche Krombacher aus seiner Tasche, es ist Nachmittag also eigentlich kein Problem. Trotzdem erscheint die Flasche im Krankenhaus deplatziert.

Ich zögere kurz, dann denke ich daran, dass ich bald nicht mehr da bin und freue mich über ein letztes Bier.
Er öffnet mir die Flasche und zieht noch einige Flaschen aus dem Rucksack, alle bekommen eins, nur meine Frau und die Freundin meiner Tochter möchte, wie immer, keins. Wir prosten uns zu und reden weiter.

Alle sitzen im Kreis um mein Bett herum, meine Frau direkt zu meiner linken. Sie greift zu meiner Hand, schaut mich an und bekommt plötzlich feuchte Augen. Ich schaue auf den Monitor 605.
Ich streiche ihr über den Kopf. In den letzten Monaten haben wir viel geredet, noch mehr als sonst. Nicht nur über das nötige Zeug was man regeln muss, sondern auch über unser Leben.
Wir haben nicht das Gefühl etwas verpasst zu haben und haben uns mit der Situatuion abgefunden.


Die Zahl fällt jetzt unter 600. Ich bitte meine Frau den Monitor auszuschalten.


Danach legt sie ihren Kopf auf meine Brust, direkt über mein Herz, sie schließt die Augen, ich streichel ihr über den Kopf.


Ich nehme mir den Schlauch aus dem Gesicht, lege ihn zur Seite.


Ein Augenblick kehrt Ruhe ein. Keine unangenehme Ruhe. Die Zeit der großen Worte war schon, bei mir und bei allen anderen. Ich bemerke jetzt tatsächlich das ich müde werde.


Ich sage: „Ich werde langsam etwas schläfrig.“ Nach und nach sehe ich feuchte Augen und ein paar Tränen kullern. Meine Frau sagt: „Dann ruh dich ein Bisschen aus.“ und gibt mir einen zärtlichen Kuss.


Ich spüre, dass sie weiß, dass es der letzte ist.


Meine Töchter folgen ihr,  jeder gibt mir einen Kuss,  mein Enkel zum Schluss.


Ich frage ob wir uns wiedersehen, wenn ich aufwache.


Sie sagen „Ja“.


Ich schaue allen in die Augen, zuletzt meiner Frau, sie drückt meine Hand.
Ich lehne meinen Kopf zurück, denke an eine der vielen Erinnerungen die ich an meine Familie habe.
Sie legt ihren Kopf auf mein Herz.


Ich sage „Danke“ in die Runde, „Ich denk an euch“ und schließe meine müden Augen.


 



The bad and the good - daily coalmine.

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Früher hatten es die Leute einfacher, sie haben einfach ihre Arbeit verrichtet und keinen Sinn darin gesucht. Arbeit war dazu da, sich sein Leben zu verdienen, Spaß machen musste sie nicht. Denen, denen die Arbeit Spaß machte, waren mit Sicherheit Hallodris. Naja, vielleicht auch nicht.





Seit ich mich wieder an festen Lohn und Brot gebunden habe, tauchen immer wieder diese Tage auf, die einfach nicht so sind, wie man sie haben will. Der Funktioniermodus ist eingeschaltet, man fährt auf Arbeit, auch wenn man völlig übrmüdet ist - was man aber auch meist erst dann feststellt, sobald man 2 Std gearbeitet hat. Naja. Natürlich gibt es nicht nur Schattenseiten, wie ich sie gleich aufzähle, und dazu gehört sicher auch, dass ich in 2einhalb Wochen 3einhalb Wochen Urlaub haben werde...


Aber so die kleinen Regeln des Alltags. Die werden halt auch oft gerne vergessen. Und deswegen braucht es auch den Urlaub...


Eine kleine Anleitung und auch ein Hinweis, an was man so denkt an Tagen, an denen draussen die Sonne scheint, einem ständig die Augen zufallen, alle Kollegen gleichzeitig was von einem wollen und die Kunden am Telefon nicht wissen was sie wollen. Eine kleine Anleitung für Chefs und Abteilungsleiter...


Wie demotiviere ich meinen Mitarbeiter möglichst schnell und effizient?


1)      Ich gebe immer ein Kommentar ab, bei jedem Gähnen, Kaffee holen, …


2)      Ich teile ihnen Entscheidungen, die sie betreffen gar nicht mit, wenn sie umgesetzt werden, merkt es der Mitarbeiter ja schon.


3)      Urlaubsanträge werden grundsätzlich mit „schon wieder?!“ entgegen genommen.


4)      Neue umfangreiche Aufgaben erkläre ich am besten nach dem Mittagessen in einem abgedunkelten Raum ohne Sauerstoffzufuhr in einem 2stündigen Monolog.


5)      Die wenigen freien Aufgaben, die mein Mitarbeiter bekommt und hat, torpediere ich durch penetrante Einmischungen dann, wenn eigentlich das ganze Projekt schon druckreif ist.


6)      Ich kündige keine großen Projekte an, sondern stehe dann, wenn die Projekte seit 2 Tagen abgeschlossen sein sollen, vor seinem Schreibtisch mit dem freudigen Gesichtsausdruck „Hey, das Projekt ist da! Du kannst dich dann ja gleich dran machen.“


7)      Ich überhöre die Hinweise, die mein Mitarbeiter mir gegeben hat, und gebe 1-2 Tage oder Monate manchmal 1 Jahr später die Vorschläge als meine aus.


8)      Die Belege, die nur auf meinem Account auflaufen, drucke ich nicht aus, sondern warte auf die Rechnungsprüfung.


9)      Am Monatsende reiche ich immer 10 Minuten vor Feierabend einen großen Stapel an Rechnungen und Unterlagen an meinen Mitarbeiter, die bitte direkt zu bearbeiten sind.


10)   Ich bin nie krank, seltenst auf Außenterminen und nehme nur einmal im Jahr 3 Wochen Urlaub.



Foursquare für deine Vagina

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Eins, zwei oder drei?
Der Kollege Jan Stremmel hat hier neulich schon unter viel Aufmerksamkeit die App "Tinder" gestestet, mit der man anhand von Facebookbildern über das Datingpotenzial einer Person entscheidet. Die App 3nder setzt jetzt nun noch einen drauf (!): Mit ihr sollen Dreier auf die Tinder-Art organisiert werden. Heißt: Man lädt Fotos und zwei Sätze zu den eigenen Interessen hoch und kann bei einem "it's a match" miteinander chatten. Ist aber noch alles in der Funding-Phase.

Wem das noch zu lange dauert...
... der kann zumindest schonmal das neue "Foursquare für deine Vagina" testen, wie Jezebel es so schön nennt. Die App "Spreadsheets" misst mithilfe von Stoppuhr und Lautsprecher im Handy, wie lange man Sex hatte, wann der (akkustische) Höhepunkt erreicht wurde und wie häufig das Intermezzo sich wiederholt. Die Ergebnisse werden dann in hübsch-bunten Diagrammen aufbereitet, wie hier für die USA. Fazit: In New Mexico treibt man's am längsten, in Alaska am kürzesten. Dabei sollte man doch eigentlich denken, dass es in letzterem am schwersten fällt, das gemütliche Bett zu verlassen?




Ganz analog...
sollten doch zumindest noch Kondome sein, oder? Denkste. Weil immer noch Menschen auf Gummis verzichten, um bloß kein Fünckchen Lust zu verlieren, hat die Melissa & Bill Gates Stiftung einen Wettbewerb ausgeschrieben, bei dem neue Ideen für mehr Lust mit Kondomen prämiert werden. Der Vorschlag, der momentan am meisten diskutiert wird, ist allerdings dieses Sockenmonster:



Sieht jetzt erstmal unfassbar unsexy aus, ist allerdings nur ein Prototyp (puh!) und eigentlich geht es bei dem Ding darum, mithilfe von Elektroden und einem Mikrochip zusätzliche stimulierende Impulse beim Sex zu empfangen. Wäre auch schlimm, wenn man Männern sonst wieder eine Vorlage für den Pimmelrotor geben würde.
http://www.youtube.com/watch?v=6oxDsEVqnyY#t=115

"Wie wenn man einen USB-Stick verkehrt herum in den Anschluss steckt"
So oder ähnlich scheint für viele Reddit-User das erste Mal gewesen zu sein. Die Seite hatte ihre Benutzer aufgerufen, GIFs zu dem Thema einzureichen und vieles davon ist wirklich sehr lustig - und schmerzhaft anzusehen.







"Congratulations, you are gay!"
Diese Zeile flimmert auf, wenn man der Seite "Gay Check Online" den Zugriff auf die eigene Webcam erlaubt. Zu martialischer Musik wird - hochwissenschaftlich, versteht sich - das eigene Gesicht analysiert und freudig als "gay" bewertet. Dahinter steckt ein Kunstprojekt, das sich so über angebliche Erkenntnisse zweier tschechischer Universitäten lustig machen will, die bei schwulen Männern kleinere Nasen und rundere Kiefer erkannt haben will. Einer der Macher der Seite sagte zu "The Daily Dot": "Die Methode von 'Gay Check Online' ist genau so lächerlich wie Homophobie".

Zum Abschluss etwas Nostalgie
Schließlich hat doch früher jeder mal "Die Dinos" gesehen, oder? Ja, genau, diese Serie mit Dinovater Earl Sinclair, der als Baumschubser sein Geld verdient und dem Baby, das ihm ständig auf den Kopf haut. Das Blog Kleinerdrei hat dazu eine bemerkenswerte Analyse der Folge "Die Baumschubserin" aufgestellt: Die Apatosaurierin Monika (die, deren Kopf immer in die Küche der Sinclairs lugte) bewirbt sich nämlich auf eben jenen Job und wird offenkundig diskrimiert, belästigt und in einem nicht fairen Verfahren gegen "Macho-Harris" bloßgestellt. Harris sagt: "Frau von Säulenwirbel war für diese Arbeit nicht geeignet - bei einer anderen Arbeit wäre sie ein Volltreffer, wenn sie wissen, was ich meine?!" und der Gerichtssaal voller männlicher Dinos lacht dreckig. Hat man als Kind nicht kapiert.

http://www.youtube.com/watch?v=BqCiBRgoKWU#t=476

Die Karawane des Sports

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Geraldine:

Meine Freude ist groß, dass ich dich nun wieder hier auf meiner und unserer Seite begrüßen darf. So freue ich mich sehr, liebe Besucherin und lieber Besucher, liebe Freundin und lieber Freund dieser meiner und unserer Seite, dass du bereit bist mit mir wieder ein wenig in die Ruhe und die Ausgeglichenheit zu gehen.


 


Vieles ist ja wieder in Bewegung und die Gemüter haben sich um diesen Moderator herum ja wieder beruhigt, und so gibt es aber immer wieder Neues und neue Betätigungsfelder für die wachsamen Journalisten und Redakteure.


 


Die Parteien der großen Koalition haben ja nun gezeigt, dass vieles in der Politik undercaver und am Wahlvolk vorbei geschieht und geregelt wird, und so konnte dieser Abgeordnete ja ruhig sein Amt weiter führen und alle Spuren seiner sexuellen Neigungen verschwinden lassen. Damit ist natürlich dieses menschliche Problem nicht aus der Welt geschafft und bekanntermaßen führen ja Verbote nicht unbedingt zum Ziel, weil der richtige Mensch ja immer in der Lage ist, verschlungene Wege zu gehen.


 


So ist es in der heutigen Zeit natürlich und wird alles schnell hochgekocht und es gibt vielleicht ein paar große Aufschreie der Empörung, aber nach einer gewissen Zeit, wenn der nächste Skandal ansteht, geraten solche Dinge schnell wieder in Vergessenheit.


 


Wer kümmert sich und berichtet heute noch über die Sportstätten in Südafrika oder wer wird noch in 3 oder 4 Jahren das Wort Sotschi in den Mund nehmen? Überall das gleiche Muster und die Karawane des Kapitalismus und des Sports zieht weiter. Der russische Präsident glaubt sich ein Denkmal in Sotschi zu setzen, und so wird auch er im Rückblick erkennen, dass es nur um seine Macht und seinen Machterhalt ging.


 


So wird es für solche pseudo Demokraten und Despoten immer gefährlich, wenn die Masse des Volkes sich aufmacht und auf den Straßen und Plätze demonstriert. So musste in der Ukraine nun ein solcher Despot abtreten, der auf unglaubliche Weise sein Volk ausgenutzt, unterdrückt und ausgebeutet hat. Natürlich wurde auch er fallengelassen von dem noch mächtigeren Mann und Erbauer Sotschis. So ist diese Oppositionsführerin nun hoffentlich im Laufe der Jahre ihrer Haft auch gereift, und zwar im demokratischen Sinne und bemüht sich nun, die Kräfte ihres Landes demokratisch neu zu ordnen.


 


Natürlich streben in vielen europäischen Staaten nationalistisch denkende Menschen nach vorne und versuchen ihr Land mit Fremdenfeindlichkeit zu beeinflussen. Ich habe es schon oft erwähnt, dass die Erde erst dann in ihre Erfüllung gehen kann, wenn die auf ihr lebenden Menschen in Frieden und Freiheit leben können, und zwar alle Menschen. Wie du es ja erkennen kannst, liebe Freundin und lieber Freund, ist dieser Zustand bei weitem noch nicht absehbar, und so wird es vielleicht noch 50 Generationen dauern, bis es so weit ist.


 


Der Frühling steht ja nun vor der Tür und du konntest ja feststellen, dass der Winter auch in der Region Deutschland nicht richtig Fuß fassen konnte. Natürlich wehrt sich die Erde und das Klima befindet sich in einem langsam beginnenden Umbruch. Natürlich hat es Auswirkungen wenn am Amazonas immer mehr Bäume legal oder illegal gefällt werden und in Indonesien schamlos weiterhin Brandrodungen stattfinden.


 


So nehmen die heute Lebenden ihren Kinder und Kindeskindern den Lebensraum.


 


So gibt es immer noch keine weltweite Ordnung, die eingreifen könnte, und wo es eine Zustimmung gäbe auch in den betroffenen Ländern. Gerade die anstehende Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien könnte im Rahmen der Völkerverständigung genutzt werden, um gerade umweltpolitische Dinge in Gang zu bringen.


 


Dort wurde nun zum ersten Mal deutlich, dass die einheimischen Menschen sich gegen einen Gigantismus und Verschwendung dieser Spiele wehren und sie in diesem Land gang, ganz andere Probleme haben, als neue Stadien für diese Spiele zu bauen. Selbst in der Wüste soll eine Fußball-Weltmeisterschaft stattfinden, wo alles dann getan werden soll, damit die Karawane des Sports auch dort hinzieht.


 


Nun ist dies ja nun der Lauf der Zeit. Die Evolution schreitet immer schneller voran und auch du gewöhnst dich an immer neue Veränderungen. Überall in den Städten gibt es viele Beispiele die ins Auge stechen, um die sich aber niemand so richtig kümmern möchte und will.


 


So beginnt aber nun langsam aber sicher die helle und wärmere Jahreszeit. Die Freude, die Liebe und die Wärme wird wieder dein Herz erreichen. Die Ionen der Sonne werden dich durchfluten, und so wird der Optimismus hoffentlich wieder die Nr. 1 in deinem Leben sein.


 


Erst einmal wird ja der Karneval und der Fasching die Menschen wieder in die Freude und in die Fröhlichkeit tragen. Falls es bei dir, liebe Freundin und lieber Freund, anders sein sollte, so kannst du ja die so genannten Närrinnen und Narren ignorieren und in eine Gegend fahren, wo du deine Ruhe hast und Stille finden kannst. Natürlich ist auch dies ritualisiert, und so ziemlich verfestigt, wie es ja auch in den Amtskirchen zu beobachten ist. So kann man aber trotzdem das lustige Treiben sich betrachten, ohne es zu verurteilen.


 


Schnell hat der richtige Mensch sich ein Urteil gebildet wo er glaubt, dass seine Meinung die einzig richtige ist. Wie du es dir aber denken kannst, gibt es niemals die eine richtige Meinung und das ewig richtige Handeln. So bist du als richtiger Mensch auf Erden in deinem Handeln immer ambivalent und gehst deinen Weg durch dein richtiges Leben.


 


Ich habe es schon oft erwähnt, dass ein Blick auf die Kinder jedem Erwachsenen hilft menschliches Verhalten klarer zu sehen und zu erkennen. Auch der eigene Umgang mit kleinen Kindern im eigenen Erkennen, ist unglaublich schön und wichtig. So muss sich dieser kleine Mensch in sein Umfeld und seine Umgebung einfügen, genau wie du es als Erwachsener auch musst. So befindet sich dieses Kind in einem minütlichen Anpassungsprozess, wo alles aufgenommen wird, an was es stößt und wie die Erwachsenen darauf reagieren.


 


Du kannst es mir glauben und vielleicht weißt du es selbst, dass es unglaublich interessant ist, kleine Kinder zu beobachten. So ist dort noch die Seele des Menschen am Erkennbarsten und auch für Außenstehende am nächsten.


 


So kannst du dir ja, liebe Freundin und lieber Freund, in der kommenden Zeit ja einmal eine besondere Freude machen und dir bewusst kleine Kinder anschauen. Ich glaube, dass du nicht nur Freude daran haben wirst, sondern auch die Erkenntnisse, die zu deinem eigenen Leben führen.


 


So danke ich dir, dass du mir bis hierhin gefolgt bist und grüße dich in Liebe


Geraldine.

"Feier dein Nichtkönnen"

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jetzt.de: Jöran, darf man denn als Deutscher überhaupt einfach für ein anderes Land beim Eurovision Song Contest (ESC) antreten?
Jöran Steinhauer: Ja, es gibt keine offizielle Regel, die etwas anderes sagt. Ich habe eine Aufenthaltsgenehmigung für Lettland, bin aber Deutscher.



Jöran Steinhauer (Zweiter von links) mit seiner Band "Aarzemnieki", was übersetzt "Ausländer" heißt. 

Wie kommst du nach Lettland?
Als ich 2000 beim ESC vor dem Fernseher saß, um eigentlich Stefan Raab mit "Wadde hadde dudde da?" zu sehen, wurde die Band "Brainstorm" aus Lettland Dritter. So bin ich das erste Mal auf das Land, seine Sprache und seine Musik aufmerksam geworden. 2005 war ich dann als Austauschschüler in Lettland, habe meine erste Freundin kennengelernt und nach meinem Abi dort Zivildienst gemacht. Die Beziehung hat nicht gehalten, also bin ich zurück nach Deutschland, habe erst in Münster studiert und dann in Bremen. 2008 habe ich mich schon einmal für Lettland beim ESC beworben. Aber da war ich noch völlig unbekannt und natürlich nicht erfolgreich.


Und wie hat es dann dieses Mal geklappt?
Vergangenes Jahr saß ich Bremen, habe mich mal wieder nach Lettland gesehnt und ein lettisches Lied geschrieben. Es war ein Abschiedslied für den "Lat" die lettische Währung. Ich machte mit einem Freund ein Video und stellte es auf YouTube und über Nacht wurde es ein riesiger Erfolg und hat heute über 160.000 Klicks. Heute kennt es jedes Kind und jede Oma. Den günstigen Zeitpunkt wollte ich nutzen. Ich nahm meinen Koffer, meine Gitarre und mein Lied und machte mich auf nach Riga. Ich suchte mir eine Band, produzierte einen richtigen Videoclip, der am Nationalfeiertag Premiere hatte und gewann “Das perfekte Dinner”. Als ich mich wieder für den ESC bewarb, kannte man mich.

Beim ESC geht es aber doch immer um Nationalstolz und das Mitfiebern für das eigene Land. Warum haben die Leute in Lettland da gerade dich ausgesucht?
Die Letten haben nicht das größte Selbstwertgefühl, sie sind nicht so starr in ihrem Nationalgefühl. Sie waren die meiste Zeit okkupiert, orientierten sich an den großen Staaten und sind gerade erst so auf dem Selbstfindungstrip. Ich denke, sie fühlen sich einfach geschmeichelt, dass da jemand ist, der nicht nur ihre Sprache gelernt hat, sondern auch das Land liebt und sich Gedanken über ihre Kultur und Mentalität macht.


Warum trittst du nicht für Deutschland an?
Ich habe zu Lettland eine ganz andere Beziehung. Hier hatte ich meine erste Liebe, meine erste eigene Wohnung - eben eine ganz besondere Zeit. Und hier kann man es ohne Management und ohne professionelle Aufnahmen schaffen. In Deutschland steckt viel mehr Geld und Prestige dahinter. Hier organisieren den ESC zwei Menschen - übertrieben gesagt.   


Das Lied, mit dem du und deine Band antreten werden, heißt "Cake to bake" und handelt im Prinzip von jemandem, der alles mögliche kann, aber daran scheitert einen Kuchen zu backen. Steckt da noch mehr dahinter?
Die Botschaft ist: Celebrate your disability - Feier dein Nichtkönnen. Gerade Männer wollen ja immer alles selbst machen und können. Dabei entgehen einem aber all die hilfsbereiten Menschen um einen herum. Man soll also stolz darauf sein, etwas nicht zu können, weil man dadurch die Möglichkeit hat zusammenzufinden. Das ist auch eine Stärke der Menschen in Lettland: das Gemeinschaftsgefühl. Und das Lied ist toll. Ich singe darin: “Cep, cep kuuku”, was nichts anderes heißt als “Backe, backe Kuchen”. Das ist ganz einfach. Und wenn die Leute das mitsingen beim ESC, dann wissen sie vielleicht immer noch nicht, was oder wo Lettland ist, aber sie können schon lettisch singen.

Was ist dein Ziel für den ESC?
Das Ziel ist ganz klar am Ende zufrieden zu sein, mit dem Auftritt, aber auch mit allem, was davor noch passiert. Wir repräsentieren Lettland - und das als Ausländer. Das ist eine große Ehre und spricht für den europäischen Gedanken hinter dem ESC.
Aber natürlich wollen wir auch gut im Contest sein. Lettland hat sich in den vergangenen fünf Jahren in der Vorrunde nicht für das große Finale qualifiziert. Wenn das dieses Mal klappen würde, wäre das der Wahnsinn. 

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Winter im Frühling in der Faistenau

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Ich weiß, ihr könnt den Winter wahrscheinlich nicht mehr sehen. Aber eigentlich war der Winter doch gar nicht wirklich da.





Er hatte sich, wenn überhaupt, nur kurz bei uns blicken lassen und kaum war er das, war er ein paar Tage darauf schon wieder verschwunden.





Und ich muss sagen - mir fehlt der Winter.
Sehr sogar.
Ich glaube er fehlt mir dieses Jahr irgendwie besonders.





Mir fehlt die Stille.
Die Vielfalt der weißen Kristalle.
Die Kälte.





Stattdessen hat sich der Frühling heimlich in unseren Winter geschlichen und hat nicht vor, wieder zu verschwinden.





Aber ich lasse den Winter noch nicht los. Tief in meinem Herzen erfreut sich der Winter an tief verschneiten Hängen, die ich im Geiste hinunter surfe und werde noch lange an ihn denken und hoffentlich noch ein paar Tage genießen dürfen...

strawberry lemonade

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and you make sure I eat today
you take me walking
to where you played when you were young 

http://www.youtube.com/watch?v=vvvMHXVUc5M


8 Jahre

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Ich war 15 Jahre alt und gerade zum ersten Mal richtig verliebt. Zusammen mit meinem damaligen Freund lebte ich meinen hippieesken Traum: Primus hören, Che Guevara vergöttern und anders sein. Wir waren ein tolles Paar und für eine so blutjunge Liebe waren wir eine endlose Zeit zusammen, ganze 18 Monaten währte das erste große Glück. Mit ihm habe ich viele Dinge das erste mal erlebt: Sex, den ersten Joint, anderen Drogen, das erste Konzert, ein Wochenende ohne Eltern in einer anderen Stadt.
Es war in unserem ersten – unserem letzten - gemeinsamen Sommer, L.s Schwester K. feierte ihren Geburtstag. Am Regen, eine warme Nacht, Musik, Lagerfeuer und viel Bier. Und plötzlich war da M., ein guter Freund von K., ein großgewachsener, gutaussehender junger Mann – ich war 15 und er war 21. Ich war ein Kind, er ein junger Erwachsener. Ich war in der 9ten Klasse, hatte regelmäßig Hausarrest, fühlte mich unverstanden von der Welt, meiner Mutter, meinen Geschwistern. Er studierte, war schon längst von zu Hause ausgezogen und hatte alles was ich gerade zum ersten Mal erlebte hatte schon oft und noch viel öfter erlebt. Eigentlich also eine Zufallsbegegnung, vielleicht ein bisschen Smalltalk. Unsere Welten konnten nicht weiter von einander entfernt sein. Doch irgendwie wurde es eine sehr lange Nacht, wir saßen Stunde um Stunde am Lagerfeuer und redeten und redeten und redeten noch viel mehr. Es ist den vergangenen acht Jahren geschuldet, dass ich kein Thema unserer Unterhaltung mehr benennen kann. Was ich jedoch sehr viel deutlicher und besser benennen kann, ist das Gefühl, das sich bis heute auftut wenn ich an ihn denke: Ein warmes, schönes und schüchternes Gefühl, das sich in meinem ganzen Körper ausbreitet und mich irgendwie friedlich macht. Es ist dieses ganz besondere Gefühl, wenn man einen Menschen kennenlernt bei dem es keiner Aufwärmphase bedarf, kein vorsichtiges Abtasten. Da saßen wir nun am Feuer und hatten für ein paar Stunden unsere kleine Welt.
Am Ende des Abend fand ich L. wieder, wir schliefen gemeinsam in einem Schlafsack am Ufer des Regens. Ich war in L. verliebt, er war der beste, tollste, hübscheste und absolut coolste Junge der Welt. Unser Leben ging nach diesem Abend unverändert weiter. Fast unverändert, denn hin und wieder haben sich meine Gedanken zu M. gestohlen, wurden jedoch gleich wieder von Vernunft und Unsicherheit eingefangen.
Ein paar Monate später, im Herbst, feierte ich meinen 16ten Geburtstag. Ich stand in L.s Küche und K. drückte mir eine selbst gebrannte CD von M. in die Hand. Einen wunderschönen Sampler mit ausgewählten Stücken, mit einem selbstgebastelten Booklet und einem kleinen Briefchen, in dem mir M. alles Liebe wünschte und zum Ausdruck brachte, dass es wunderbar gewesen war, eine „so große Kleine“ wie mich zu treffen.
Ich war gerührt, freudig und verwirrt. Ich war doch verliebt. In L. M. war doch viel zu alt und wir hatten uns nur einmal gesehen. Und obwohl sich meine Gedanken daraufhin vielleicht noch ein bisschen öfter davon gestohlen haben, ging L.s und mein Leben wiederum weiter.


Fünf Monate später trennte ich mich von L. M. hat dabei keine Rolle gespielt. Die erste große Liebe war einfach vorbei. Die CD von M. wanderte ins Regal, das Briefchen in die Erinnerungsbox.
Ich habe ihn nie wieder gesehen.


Vor ein paar Monaten bin ich 24 Jahre alt geworden, die Trennung von L. liegt sieben Jahre zurück. Die Begegnung mit M. acht Jahre, ich habe ab und an an ihn gedacht und dabei dieses warme Gefühl genossen, jedoch konnte ich ohne Bitterkeit oder Wehmut an ihn denken. Er war nichts weiter als eine schöne Episode meiner frühen Jugend. Bis vor einer Woche meine liebste Person mir einen Link zu seinem FB-Profil schickte (wir hatten schon vor Jahren festgestellt, dass wir ihn beide flüchtig kannten). Und da saß ich nun vor meinem Bildschirm und starrte ungläubig auf das Profilfoto. Das war er und neben dem warmen Gefühl verspürte ich Nervosität und Neugier. Hektisch kramte ich meine Erinnerungsbox hervor, wühlte mit fliegenden Fingern durch die unzähligen Briefe, Schnipsel, Karten und Tickets und nach einer, wie mir schien, endlosen Zeit für ein solch kleine Box, hielt ich ihn in der Hand. Den kleinen Beweis, dass diese surreale Begegnung existiert hat. Geschrieben von einem Menschen, der tief in mir drin eine Saite zum klingen gebracht hatte.
Ich erlaubte mir nicht zu zögern, fotografierte den Zettel ab und schickte ihm eine Nachricht mit dem Foto und der Frage ob er sich erinnern würde. Fünfzehn Minuten später die überraschte Antwort, er würde sich erinnern, es wäre schon so lange her „dass es schon gar nicht mehr wahr wäre“, er wäre auf dem Sprung, würde mir aber gerne später noch mehr schreiben.
Und plötzlich war er wieder in meinem Leben. Einfach so, nach acht Jahren. Nichts hatte sich geändert und alles hat sich geändert. Wir waren nun beide erwachsen. Seitdem schreiben wir, wir schreiben so wie wir damals miteinander gesprochen haben, lange Nachrichten, die es mich genauso freut zu schreiben wie sie zu erhalten. Schnell und noch viel schneller sprechen wir über uns, was uns ausmacht, gut oder schlecht, über die Liebe, die Sehnsucht danach und das Scheitern.
Wir werden uns treffen, in drei Wochen. Ich ertappe mich dabei, es kaum mehr abwarten zu können, ich schlafe mit dem Gedanken an unsere Geschichte ein, ich wache mit dem Gedanken an unsere Geschichte auf. Mein Kopfkino spult unaufhörlich sein Programm ab. Denn im Gegensatz zu früher ist nun alles möglich. Unsere Welten haben sich aufeinander zu bewegt. Ich weiß nicht, was es ist, was ich fühle. Ich weiß nicht was es ist, was er fühlt. Berauschen wir uns im Endeffekt doch zu sehr an der Vergangenheit? Wünschen wir uns vielleicht zu sehr wieder auf einer gemeinsamen Wellenlänge zu sein? Machen wir uns am Ende vielleicht etwas vor? Nähren wir uns von der Vergangenheit, von der Erinnerung in unseren Köpfen? Es ist eine Geschichte wie sie das Leben schreibt, nicht mehr und nicht weniger. Nur hat unsere Geschichte eine acht Jahre lange Pause gemacht. Acht Jahre, in denen ich von einem Teenager zu einer jungen Frau geworden bin. Acht Jahre, in denen M. die Zeiten seines Lebens erlebt habt, die bei mir erst angebrochen sind. Alles, was uns verbindet, ist ein einziger Abend vor acht Jahren. Wir kennen uns nicht, kannten uns nie. Doch wir spüren beide, dass wir einander berühren könnten. Wir sind neugierig auf den Menschen, der eigentlich nur in unserer Erinnerung existiert. Folgt nun die Einlösung eines verheißungsvollen Versprechens? Die Bestätigung unserer Vorstellungen? Oder der tiefe Fall der Realität?
Im Moment betrachte ich unser Wiederfinden als Geschenk, freue mich auf das, was ist und das, was kommen mag. Ich fühle dieses besondere Gefühl. Die Wärme, den Frieden, das Schüchterne. Ich nehme dieses Geschenk an - egal was war, was ist und was vielleicht bleibt.

Perlen vor die Säue

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Jetzt packt mich die Wut. Diese Wut ist verständlich, sie ist okay und sie ist bestimmt auch ein Teil der großen Katharsis, die alles wieder rein macht. Die die Luft wieder säubert, damit man wieder von vorne anfangen kann. Alles auf Neustart, der emotionale Resetknopf, den man braucht, um sich wieder aufzurichten. Trotz der Berechtigung ist sie noch ein Gefühl für die Sache, noch ein Gefühl, das ich der ganzen Sache nicht zugestehen will. Ich bin wütend. Ich bin wütend auf mich, auf dich, auf das Leben und die Ungerechtigkeit der Liebe.
Alle Worte, die ich jetzt formuliere, die wie ein Sturm in meinem Kopf wüten, sie sind Teil des angeschossenes Tieres, das ich gerade bin. Im vollen Lauf erwischt, gestürzt, im Staub liegend und schwer atmend. Es ist nur ein Streifschuss, nicht lebensbedrohlich, schnell verheilt, wahrscheinlich bleibt nicht mal eine sichtbare Narbe.
Es sind Worte auf die Ungerechtigkeit. Auf die himmelschreiende Ungerechtigkeit, mit der doch immer zu rechnen ist, wenn es um Gefühle geht.
Ich bin wütend auf mich. Ich bin wütend, weil ich so viel Energie, Zeit und Kraft, so viel Gefühl in eine Sache gesteckt habe und die Rechnung am Ende nicht aufging. Herausgekommen ist kein schönes, gerades Ergebnis, das man mit dem Lineal doppelt unterstreicht. Herausgekommen ist eine ungerade Zahl, die so nicht stimmen kann. Und wie so oft weiß ich nicht wo der Fehler lag, ich weiß nur: Das Ergebnis ist falsch und mit diesem Ergebnis werde ich nicht weiter rechnen können. Ich habe meine Prioritäten verschoben, hab mich hinten angestellt, um mich auf dich konzentrieren zu können. Habe mit dir gefühlt, war für dich da, bin über den eigenen Schatten gesprungen, weil ich dachte, ich könnte dafür belohnt werden. Doch am Ende blieb nichts für mich. Außer Enttäuschung, einem verletzten Ego und eben Wut.
Ich bin wütend auf dich. Ich bin wütend, weil du mir so viel Energie, Zeit und Kraft und so viel Gefühl gestohlen hast. Weil du mir Dinge versprochen hast, die du nicht einhalten konntest. Weil du vor allem an dich gedacht hast. Es ging immer nur darum, wie es dir geht, was du für eine Vergangenheit hast, welche Kerben du im Herzen trägst. Und das soll jetzt alles rechtfertigen? Jeder trägt sein Paket, aber irgendwann kommt der Moment, wo Nimmerland und Peter Pan sein keine Option mehr sein kann, zumindest keine dauerhafte. Irgendwann kommt der Moment, wo man Verantwortung für sich, sein Leben und seine Taten übernehmen sollte. Ich bin wütend, weil ich das Gefühl habe, es wäre immer nur um dich gegangen. Denn du hast jemanden vergessen, als du deine Entscheidungen gefällt hast. Du hast vergessen, dass du in diesem Moment nicht mehr alleine warst. Da gab es noch jemanden, nicht unbedeutend: Mich.
Ich bin wütend auf das Leben und die Ungerechtigkeit der Liebe. Weil es mir gerade wieder so viel Energie abverlangt, damit zu hadern was passiert ist. Weil ich Wut empfinde, wo ich keine Wut verspüren will. Weil die Wut auch mich ungerecht werden lässt. Ich bin mir selbst gegenüber ungerecht, weil ich mich dafür schelte, dass ich für etwas, woran ich glaube, gekämpft habe. Ich bin dir gegenüber ungerecht, weil ich dich für Dinge verantwortlich mache, für die du nichts kannst. Denn Gefühle sind eben Gefühle, wir können nichts für sie, wir können nichts gegen sie. Der Umgang mit ihnen ist, wenn überhaupt, zu kritisieren. Aber bringt das tatsächlich jemanden weiter? Am Ende wird sich nichts verändert haben. Das Ergebnis steht fest, ungerade, unschön - falsch. Es ist nicht mehr zu korrigieren. Was bleibt ist aufzustehen, sich den Staub abzuklopfen, weiter gehen. Und wenn die Wut, auch wenn sie ungerecht ist und das Ergebnis nicht mehr ändert, dabei hilft, dann bin ich eben wütend. So lange bis der Zorn verraucht ist und ich wieder klar sehen kann.

Sonntagvormittag verkatert im Bett

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Als der durchschnittliche österreichische Arbeitnehmer
packe ich durchschnittlich vierzig Stunden Lebenszeit
in eine durchschnittliche Arbeitswoche,
ramme mir aus Gründen der Psychohygiene
am Wochenende diverse Biere in die Marille
und dazu womöglich auch den einen oder anderen Schnaps,
rauche Selbstgedrehte und was sonst da ist
und liege dann an Sonntagvormittagen verkatert im Bett,
wobei ich eher ablehnend durch meine gemieteten Fensterscheiben
auf den Sonntag starre
und dazu monströse Werke der Weltliteratur rezipiere.

Denn das als Tipp für euch, meine intimen Freunde:
Große Werke der Literatur lassen sich am besten
auf diese Art rezipieren: verkatert an Sonntagvormittagen im Bett.
Bisschen Kaffee, schwarz, den man versucht nicht auf die Matratze zu kippen,
dazu der revoltierende Magen,
der schwimmende Schädel,
der blaustählerne Post-Ekstase-Blues,
vage Erinnerungen an die letzte Nacht und
was für einen peinlichen Arsch man aus sich gemacht hat:
Man hat so einen völlig anderen Resonanzboden
als nüchtern in der Stadtbücherei um vier Uhr Nachmittag.

Gibt wenig bessere Voraussetzungen für den "Zauberberg" oder "Tauben im Gras"
oder Hermann Lenz.
Auf die Art habe ich zum Beispiel "Who's Afraid of Virginia Woolf" entdeckt
und mir fast in die Hose gemacht dabei.
Auch große Teile des Gesamtwerks von John Steinbeck habe ich
solchermaßen rezipiert und einen sehr interessanten kleinen
Roman von Georges Perec mit dem schönen Titel: "Die Dinge".

Daher meine Empfehlung: Erst saufen, dann lesen.
Jedenfalls eine sinnvollere Sonntagsbeschäftigung
als Staubsaugen oder mit der Gattin spazieren zu gehen
und dabei die Nachbarschaftsgärten zu überwachen.

Meine jahrelangen empirischen Erhebungen zu diesem Thema haben
außerdem ergeben, dass, wenn man NICHT zuhause aufwacht,
(was ja vorkommen kann)
verkatert an einem Sonntagmorgen,
die Art und Beschaffenheit der Tapete in dem Raum,
in dem man zu sich kommt,
eine entscheidende Rolle für den weiteren Verlauf des
Tages spielt.
Es empfehlen sich warme, eher dunkel gehaltene Farben
mit beruhigender Wirkung.
Sehr schlecht sind helle und kalte Farben,
noch schlechter gar kreischend bunte Comicfiguren an den Wänden,
die einem vor den Augen zu tanzen beginnen
und am schlimmsten,
der Super-GAU quasi,
sind Verpflichtungen mit irgendwelchen Familienmitgliedern
(eigenen oder fremden)
sich zum Mittagessen einzufinden,
komme, was wolle.

Halbtot und eh nur zu einem Viertel anwesend
durch Bratensoße in Porzellanteller mit springenden Hirschen zu schauen
und dabei Auskünfte über das Privat- und Berufsleben zu erteilen,
während man den Kotzreiz unterdrückt,
ist eine Erfahrung, die wirklich nicht
zu häufig sein muss,
vertraut mir.

Ja, genau.

Abgesehen davon gehe ich wählen, lese die Zeitung,
sehe manchmal auf dem rechten Auge verschwommen,
onaniere in Badezimmern, führe Telefongespräche,
gehe in Supermärkte einkaufen,
werde immer fetter und witziger,
versuche mit schwankendem Erfolg so was wie ein
Liebesleben auf die Reihe zu bekommen
und warte auf meine nächste Gehaltsvorrückung.

Die Unschuld des Narren ist
wie elf Schwäne im Sonnenuntergang
und die Orchidee unsterblich.

Danke für die Aufmerksamkeit.






















Gelernt

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Ich brauche ihn nicht in meinem Leben, ich brauche seine Erfahrungen und seine Weisheiten nicht, wenn ich meine eigenen lerne und dabei sogar noch ein Auge für die Schönheiten dieser Welt habe.
Das zu lernen, war nicht schmerzhaft, sondern dringend nötig und es ist wirklich traurig, wie leicht ich ohne den Mann leben kann, von dem ich dachte, dass er in mein Leben gehört. Es waren keine unsicheren Schritte hinaus in ein Leben voller Unabwägbarkeiten, sondern es war das fröhliche Rennen entlang einer sonnenbeschienen Küste mit dem Leuchten in den Augen und dem Jauchzen auf den Lippen.

Es ist traurig, dass ich ihn so leicht und schnell aus meinem Leben streichen konnte, aber ich warte auf keine Email mehr, es interessiert mich nicht mehr, was er tut und ob wir uns irgendwann wiedersehen. Ich male mir nicht mehr aus, wie es wohl wäre, ihn zu treffen und was wir wohl sagen würden. Im Gegenteil weiß ich, dass er mit Argusaugen meinen Blog inspiziert, jeden zweiten Tag und das seit ein paar Wochen. Ich weiß, dass das Schweigen ihm nicht gut tut, denn mir ging es zwei Jahre lang genau so.

Der Vielflieger ist gestrandet und ich spreize meine eigenen Flügel und bin überrascht, dass der Meereswind mich so leicht und einfach trägt. Und ich lerne meine Lektionen schnell und mit lachenden Augen. Zum ersten Mal in meinem Leben wird mir bewusst, dass ich die Zukunft bin und was es bedeutet, jung zu sein. Mir wird klar, warum das interessant und sogar attraktiv ist und auf eine hirnverdrehende Art ist das eine besondere Macht, die ich gerne mit ihm geteilt hätte. Vor zwei Jahren. Jetzt bin ich weitergezogen. Und habe gelernt, dass man immer genug Geld für ein Taxi zum Flughafen im Portemonnaie haben muss. Alles andere findet sich. IMMER.

Grundrecht auf Smartphone?

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Wie billig kann man ein Smartphone anbieten? Für 25 Dollar, sagt Mozilla. Die Stiftung, die sich der Wahrung von Freiheit und Innovation im Internet verschrieben hat, hat beim Mobile World Congress in Barcelona erklärt, das Modell T unter den Smartphones noch in diesem Jahr auf den Weg zu bringen. Damit würde sie das Internet wohl für etwa eine Milliarde weitere Menschen zugängig machen.  





In den Entwicklungsländern haben sich Smartphones in den vergangenen Jahren bereits stark verbreitet. Zwischen 2011 und 2013 verdoppelte sich laut ITU, der UN-Behörde für Telekommunikation, die Anzahl der Personen mit mobilem Internetzugang auf 20 Prozent. Ein derart bezahlbares Smartphone würde diese Entwicklung mit Sicherheit stark beschleunigen. Der Fokus von Mozilla liegt dabei vor allem auf Schwellenländern wie Venezuela oder Kolumbien.  

Insbesondere bei den Revolutionen des Arabischen Frühlings wurde die Rolle der sozialen Medien, Facebook und Twitter, groß thematisiert. Diese galten als Werkzeuge und Plattformen des Demokratisierungsprozesses. Noch 2011 hatten in der Region allerdings weniger als 30 Prozent der Haushalte Zugang zum Internet und weniger als 20 Prozent der Menschen besaßen ein Smartphone. Demnach war die große Mehrheit der Bevölkerung davon von vorne herein ausgeschlossen.  

Aber auch in Deutschland findet die politische Meinungsmache zum großen Teil im Internet statt. „Wahlomat“ war im Jahr 2013 deutschlandweit der am meisten gesuchte Begriff bei Google. Wer also mehr über seine politischen Optionen erfahren möchte, als Wahlplakate und Infostände auf dem Supermarktparkplatz hergeben, geht dafür ins Internet. Estland garantiert schon heute per Gesetz jedem den kostenlosen Internetzugang. Müssen andere Staaten nachziehen?  

Sind die Informationen und Kommunikationswege im Internet so lebenswichtig, dass man sie mit Wohnen und Essen gleichsetzen kann? Oder ist das Internet immer noch ein Luxusgut, das man sich leisten kann oder nicht? Hat jeder Mensch ein Grundrecht auf Internetzugang über ein Smartphone?

Superman in der Gartenlaube

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Der Untertitel dieser Ausstellung, „Streich auf Streich – 150 Jahre Max und Moritz. Deutschsprachige Comics von Wilhelm Busch bis heute“, macht stutzig. Am Rang von Wilhelm Busch ist nicht zu zweifeln – aber kann man ihn umstandslos an den Anfang der deutschen Comic-Geschichte setzen? Dann wäre diese gleich um mehrere Jahrzehnte der amerikanischen voraus, die um 1895 mit dem „Yellow Kid“ von Richard F. Outcault anhebt. Unbestreitbar ist zumindest, dass sich vor 150 Jahren ein Kulminationspunkt im Werk von Wilhelm Busch ausmachen lässt: 1864 vollendete der Zeichner seine berühmteste Schöpfung, die Streiche von „Max und Moritz“.



In knapp 400 Exponaten soll die gesamte deutsche Comic-Geschichte abgebildet werden, von "Max und Moritz" bis zu aktuellen Arbeiten wie Reinhards Kleists Graphic Novel "CASH - I See a Darkness" aus dem Jaar 2006.

In einem sorgfältig abgedunkelten Raum des Deutschen Museums für Karikatur & Zeichenkunst in Hannover kann man diese nun in ihrer kostbaren, selten zu sehenden Urfassung bewundern, die sich von der Druckfassung in künstlerischer Hinsicht um einiges unterscheidet. Erst seit dem 1876 erschienenen „Tobias Knopp“ konnte Busch nämlich auf die Technik der fotomechanischen Reproduktion zurückgreifen. Vorher war er gezwungen, seine Bilder für den Druck seitenverkehrt in Holzstöcke zu ritzen. Die „Max und Moritz“-Originale sind dagegen mit Bleistift und Wasserfarben ausgeführt. Im Vergleich zu der allgemein bekannten Version sind sie zarter, eleganter. Deutlicher wird, wie oft Busch den Bewegungen seiner Figuren etwas Tänzerisches verleiht. Man betrachte nur das berühmte Bild, auf dem die beiden Lausbuben sich durch einen Kamin den Braten der Witwe Bolte angeln: Wie Moritz da auf dem rechten Fußballen steht und das linke Bein graziös nach hinten wegstreckt – als gehe es ihm weniger um das Essen als darum, auf dem Dachfirst bella figura zu machen!

Aber auch wenn Busch Bilder in narrativer Absicht einsetzt, ist er deswegen schon ein Comic-Künstler? Nein – seine Bildgeschichten verhalten sich zum Comic so wie die Operette zum Musical oder die Laterna magica zum Kino: Sie sind Vorformen, die mit dem, was später kommt, vieles, aber eben nicht alles gemein haben. Schrift und Text sind in mehrfacher Hinsicht noch stärker getrennt, als es im Comic die Regel ist. Wilhelm Busch ist ebenso sehr Dichter wie Zeichner. Die Verse in „Max und Moritz“ ergeben auch für sich einen Sinn – das ist anders als bei Sprechblasentexten, die unbedingt des Zusammenhangs mit den Bildern bedürfen.

In Momenten kommt Busch dem Comic allerdings erstaunlich nahe. Für „Der böse Hundsfänger und das arme Hündlein“ (1866) reiht er auf einer Seite zwölf gerahmte Bilder wie Panels aneinander. Frappierender noch ist das vorletzte Bild von „Der Virtuoso“ (1868): Kopf, Rockschöße und Hände des Klavierspielers, der rauschhaft über die Tasten rast, vervielfältigen sich in einem Wirbel, und das Gesicht des Zuhörers, der ihm anbetend lauscht, besteht nur noch aus zwei riesigen Ohren und einem einzigen, phallisch hervorquellenden Auge. Hier ist Busch ein direkter Vorläufer von Meistern des grotesken Comic-Humors wie Basil Wolverton und Marcel Gotlib.

Der lange Schatten, den Busch wirft, ist in der Ausstellung an mehreren Stellen präsent. Unmittelbar zu bemerken ist er in den frühen amerikanischen Zeitungs-Comics, deren Entwicklung auch von deutschstämmigen Zeichnern vorangetrieben wurde. Die „Kin-der-Kids“ von Lyonel Feininger und die „Katzenjammer Kids“ von Rudolph Dirks sind mit „Max und Moritz“ fast schon plagiatorisch verwandt. Der Strip von Dirks wurde in den deutschsprachigen Beilagen, die es in den US-Zeitungen damals oft noch gab, sogar direkt unter dem Titel des Vorbildes geführt. Noch viele Jahre später zeigt sich dann in Loriots „Reinhold, das Nashorn“ und in Roland Kohlsaats „Jimmy, das Gummipferd“ – beide in den Fünfzigern für die Jugendbeilage des Stern entstanden – die mächtige Wirkung des Übervaters.

Mit dem Anspruch, in knapp 400 Exponaten – davon allein mehr als 100 zu Busch – die gesamte deutsche Comic-Geschichte repräsentativ abzubilden, hat die Ausstellung sich sehr viel vorgenommen. An mehreren Stellen wird die chronologische Ordnung unterlaufen, um epochensprengende Bezüge herzustellen: So hängen beispielsweise unter dem Motto „Humor und Spott“ herrliche, im Simplicissimus veröffentlichte Blätter von Karl Arnold und Th.Th. Heine neben Pardon-Arbeiten von Robert Gernhardt und Chlodwig Poth. So witzig der Vergleich ist, können solche Gegenüberstellungen doch zu einem harmonisierenden Blick auf die deutsche Comic-Geschichte verleiten, die sehr lange eher holprig als kontinuierlich verlief. Was die Comic-Szene der vergangenen Jahre angeht, kann die Ausstellung angesichts des nicht allzu großen Raums, der ihr zur Verfügung steht, nur mehr Stichworte zu einer rasanten Entwicklung liefern.

Dennoch sind, jenseits von Busch und seinen Erben, einige echte Fundstücke zu betrachten. Zwei der eindrucksvollsten findet man in direkter Nachbarschaft. Da liegt in einem Schaukasten „Famany, der fliegende Mensch“, ein Superhelden-Comic, der 1937 ausgerechnet in der „Gartenlaube“ erschien – ein Jahr bevor Superman erfunden wurde. Und darüber hängt ein schauerlicher Bilderbogen aus dem Zweiten Weltkrieg, der unter dem Titel „RAD im Fronteinsatz“ in Vers und Bild lobpreist, wie großartig sich die wackeren Männer des Reichsarbeitsdienstes im Vernichtungsfeldzug gegen „den Iwan“ bewähren. Die deutsche Comic-Geschichte – oft ist sie eben auch, in Höhen wie in Tiefen, eine deutsche Zeitgeschichte.

Sechs Männer sehen rot

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Kurz vor Weihnachten erhielten viele Tausend Deutsche Post, aber es waren keine Geschenke drin. Stattdessen: eine Abmahnung von Rechtsanwalt Thomas Urmann aus Regensburg. 250 Euro sollten die Empfänger zahlen, sie hätten sich einen urheberrechtlich geschützten Film auf dem Gratis-Sex-Portal „Redtube“ angeschaut, hieß es. Pornos werden von professionellen Abmahnern besonders gerne abgemahnt, weil viele Postempfänger aus Scham keinen rechtlichen Beistand suchen. Betroffene, aber auch unabhängige Rechtsexperten rätseln seither, ob die Massenabmahnung legal war.



Rechtsanwalt Urmann verschickte Mahnungen an vermeintliche Urheberrechtsverletzer

Kurz vor Weihnachten erhielten viele Tausend Deutsche Post, aber es waren keine Geschenke drin. Stattdessen: eine Abmahnung von Rechtsanwalt Thomas Urmann aus Regensburg. 250 Euro sollten die Empfänger zahlen, sie hätten sich einen urheberrechtlich geschützten Film auf dem Gratis-Sex-Portal „Redtube“ angeschaut, hieß es. Pornos werden von professionellen Abmahnern besonders gerne abgemahnt, weil viele Postempfänger aus Scham keinen rechtlichen Beistand suchen. Betroffene, aber auch unabhängige Rechtsexperten rätseln seither, ob die Massenabmahnung legal war.

Und langsam dringt Licht in den Nebel, mit dem sich die Abmahner umgeben. Nach SZ-Recherchen sind hauptsächlich sechs Personen an den möglicherweise illegal zustande gekommenen Abmahnungen beteiligt. Dazu gehören die bereits bekannten Rechtsanwälte Thomas Urmann aus Regensburg und Daniel Sebastian aus Berlin sowie der Ingolstädter Andreas Roschu, der zusammen mit einem Mann namens Christian Neumeyer für die Technik zuständig war. Außerdem mit im Team: der Offenbacher Ralf Reichert, der sich um die Videorechte gekümmert hat, und der Darmstädter Abmahn-Veteran Michael Eisele. Alle Beteiligten kennen sich, nach Angaben von Urmann gab es erst unlängst ein gemeinsames Treffen. Der Regensburger Anwalt ist bislang der einzige der Gruppe, der bereit ist, sich öffentlich zu äußern.

Jedes Mitglied hatte offenbar eine eigene Aufgabe. Urmann selbst hat die Abmahnungen verschickt. Er gibt an, mit der technischen Jagd auf die Porno-Nutzer nichts zu tun gehabt zu haben. Daniel Sebastian war dafür zuständig, mit Hilfe des Landgerichts Köln und der Telekom die IP-Adressen realen Postadressen zuzuordnen. Das Gericht hat bereits verkündet, dass es sich von ihm getäuscht fühlt: In seinen Anträgen an das Gericht hatte er mehrfach von „Downloads“ statt von „Streaming“ geschrieben. Die Richter haben ihre Beschlüsse, mit denen sie den Abmahnern zunächst geholfen hatten, inzwischen revidiert. „Indem Sebastian das Landgericht in die Irre führte, könnte er zu betrügerischen Abmahnungen Beihilfe geleistet haben“, sagt auch Ulf Buermeyer. Der Berliner Richter ist Experte für digitale Themen.

Die IP-Adressen der Nutzer, die Sebastian bei Gericht einreichte, hatte zuvor Andreas Roschu gesammelt – mit Hilfe einer Software namens GladII, die Neumeyer mit in die Gruppe gebracht haben soll. Roschus Unterschrift findet sich auf mehreren offiziellen Dokumenten, unter anderem hat er das Unternehmen itGuards mit Hilfe eines Internetservices in den USA für ein paar Hundert Dollar gegründet. Das beweist eine Art Handelsregisterauszug des Staates Delaware. Der Ingolstädter trägt einen großen Teil des rechtlichen Risikos, während sich der Rest der Gruppe zurückhält. Roschu soll schwer verschuldet sein.

Die Briefkastenfirma itGuards, an deren offizieller Adresse in den USA kein Büro zu finden ist, diente dazu, GladII einen offiziellen Anstrich zu geben; die Software soll ein Produkt der Firma sein. Tatsächlich dürfte itGuards außer ihrem Gründer Roschu und Neumeyer keine Beschäftigten haben. Stattdessen ist sie eng verwoben mit der Schweizer AG The Archive, zu der Ralf Reichert gehört.

The Archive ist als Auftraggeber der Abmahnungen Urmanns Mandant. Die Firma machte die Rechte an den Filmen geltend, die die abgemahnten Nutzer im Netz gesehen haben sollen. Auch daran, ob diese Rechte korrekt erworben wurden, gibt es nach Recherchen der Tageszeitung Die Welt große Zweifel. Archive-Mann Reichert, der sich um die Videorechte kümmert, arbeitet mit Michael Eisele zusammen. Der ist, wie Urmann, ein alter Haudegen der Abmahnszene und Geschäftsführer der Firma DigiRights Solution, die seit Jahren in Abmahnverfahren die Technik erledigt. Und er hat die „Redtube“-Aktion wohl zum Teil vorfinanziert.

Ordentlich bezahlt werden musste zum Beispiel die Münchner Patentrechtskanzlei Diehl und Partner. Deren Mitarbeiter Frank Schorr hat gleich mehrere Gutachten für Neumeyer geschrieben, in denen er der Software GladII attestierte, sogar protokollieren zu können, wann ein Nutzer ein Video abspielte und wann er es pausieren ließ. Wie dies nach dem Stand der Technik auf legalem Weg möglich sein soll, ist unklar. „Mir ist nicht ersichtlich, auf welcher rechtlichen Grundlage eine solche Datenerhebung zu rechtfertigen sein könnte“, sagt IT-Rechtsexperte Buermeyer. Das Vorgehen dürfte datenschutzrechtlich unzulässig sein, meint er.

War der Einsatz des Schnüffelprogramms illegal? Urmann verweist auf Schorrs „Gutachten zur Funktionstüchtigkeit der Software ,GladII 1.1.3‘“. Und genau hier liegt der Knackpunkt. Der Patentanwalt argumentiert, er habe nur die Funktionstüchtigkeit geprüft – nicht die Funktionsweise. Schorr sagt, seine Gutachten seien „vollmundig“ betitelt gewesen. Allerdings heißt es darin auch: „Die bei den Tests durchgeführten Aktionen beruhen technisch auf üblichen Internet-Technologien, welche beim Einsatz in dem verwendeten Test-Szenario keine Bedenken hinsichtlich etwaigen Gesetzesverstößen erkennen ließen.“ Zum Inhalt eines weiteren Gutachtens, das die Großkanzlei Heussen aus München für Neumeyer erstellt haben soll, beruft sich die Kanzlei auf ihre Verschwiegenheitspflicht, so wie es Diehl und Partner ebenfalls in Bezug auf die Details ihrer Gutachten und Auftraggeber tun.

Im Kern geht es um folgenden Vorgang: Schaut ein Nutzer ein Video im Netz, gibt es eine Verbindung zwischen seinem Rechner und dem Server, auf dem das Video liegt. In diese Verbindung will sich Roschu legal eingeklinkt haben, um die IP-Adresse des Nutzers zu speichern. Nur wie?

Denkbar sind mehrere Möglichkeiten. Entweder die Videos selbst waren so manipuliert, dass sie eine Verbindung zu einem Server, auf dem die Überwachungssoftware lief, hergestellt haben. Oder der Flashplayer, also das Abspielprogramm auf der Redtube-Webseite wurde manipuliert, um Nutzerdaten heimlich zu speichern und zu verschicken. Beides wären Hackereingriffe. Dann gibt es noch die Möglichkeit, dass jemand bei der Erotikfirma hinter Redtube, Mindgeek, den Abmahnern geholfen haben könnte. Möglich wäre auch, dass die Nutzer über eine andere Webseite ohne ihr Wissen auf die Videos geleitet wurden. „Abmahnungen, die auf solchen ,Klickfallen‘ aufbauen, wären rechtlich als – zumindest versuchter – Betrug zu werten“, sagt Buermeyer. Bei allem Zweifel an der Legalität der Software: Auftraggeber Neumeyer soll so fest an GladII geglaubt haben, dass er sich um ein Patent dafür bemüht haben soll. Er soll es jedoch nicht erhalten haben.

Wie geht es nun weiter mit der Abmahn-Gruppe? Die Staatsanwaltschaft Regensburg ermittelt wegen Betrugs gegen Urmann. Sie hat große Teile des Verfahrens von ihren Kollegen aus Hamburg übernommen. Dort ist die Akte auf mehrere Ordner und Bände angewachsen.

Der Fall schreibt Rechtsgeschichte. Es geht um viel mehr als ein paar schmuddelige Filmchen. Wo beginnt im Netz die Urheberrechtsverletzung? Fast jeder Nutzer schaut Videos, zum Beispiel auf Youtube. Kann er wissen, welcher Clip legal, welcher illegal ist? Wann darf man ihn zur Kasse bitten? Die Bundesregierung hat sich bereits geäußert. Sie ist der Meinung, dass „das reine Betrachten eines Videostreams“ im Regelfall keine Urheberrechtsverletzung ist.

Und langsam dringt Licht in den Nebel, mit dem sich die Abmahner umgeben. Nach SZ-Recherchen sind hauptsächlich sechs Personen an den möglicherweise illegal zustande gekommenen Abmahnungen beteiligt. Dazu gehören die bereits bekannten Rechtsanwälte Thomas Urmann aus Regensburg und Daniel Sebastian aus Berlin sowie der Ingolstädter Andreas Roschu, der zusammen mit einem Mann namens Christian Neumeyer für die Technik zuständig war. Außerdem mit im Team: der Offenbacher Ralf Reichert, der sich um die Videorechte gekümmert hat, und der Darmstädter Abmahn-Veteran Michael Eisele. Alle Beteiligten kennen sich, nach Angaben von Urmann gab es erst unlängst ein gemeinsames Treffen. Der Regensburger Anwalt ist bislang der einzige der Gruppe, der bereit ist, sich öffentlich zu äußern.

Jedes Mitglied hatte offenbar eine eigene Aufgabe. Urmann selbst hat die Abmahnungen verschickt. Er gibt an, mit der technischen Jagd auf die Porno-Nutzer nichts zu tun gehabt zu haben. Daniel Sebastian war dafür zuständig, mit Hilfe des Landgerichts Köln und der Telekom die IP-Adressen realen Postadressen zuzuordnen. Das Gericht hat bereits verkündet, dass es sich von ihm getäuscht fühlt: In seinen Anträgen an das Gericht hatte er mehrfach von „Downloads“ statt von „Streaming“ geschrieben. Die Richter haben ihre Beschlüsse, mit denen sie den Abmahnern zunächst geholfen hatten, inzwischen revidiert. „Indem Sebastian das Landgericht in die Irre führte, könnte er zu betrügerischen Abmahnungen Beihilfe geleistet haben“, sagt auch Ulf Buermeyer. Der Berliner Richter ist Experte für digitale Themen.

Die IP-Adressen der Nutzer, die Sebastian bei Gericht einreichte, hatte zuvor Andreas Roschu gesammelt – mit Hilfe einer Software namens GladII, die Neumeyer mit in die Gruppe gebracht haben soll. Roschus Unterschrift findet sich auf mehreren offiziellen Dokumenten, unter anderem hat er das Unternehmen itGuards mit Hilfe eines Internetservices in den USA für ein paar Hundert Dollar gegründet. Das beweist eine Art Handelsregisterauszug des Staates Delaware. Der Ingolstädter trägt einen großen Teil des rechtlichen Risikos, während sich der Rest der Gruppe zurückhält. Roschu soll schwer verschuldet sein.

Die Briefkastenfirma itGuards, an deren offizieller Adresse in den USA kein Büro zu finden ist, diente dazu, GladII einen offiziellen Anstrich zu geben; die Software soll ein Produkt der Firma sein. Tatsächlich dürfte itGuards außer ihrem Gründer Roschu und Neumeyer keine Beschäftigten haben. Stattdessen ist sie eng verwoben mit der Schweizer AG The Archive, zu der Ralf Reichert gehört.

The Archive ist als Auftraggeber der Abmahnungen Urmanns Mandant. Die Firma machte die Rechte an den Filmen geltend, die die abgemahnten Nutzer im Netz gesehen haben sollen. Auch daran, ob diese Rechte korrekt erworben wurden, gibt es nach Recherchen der Tageszeitung Die Welt große Zweifel. Archive-Mann Reichert, der sich um die Videorechte kümmert, arbeitet mit Michael Eisele zusammen. Der ist, wie Urmann, ein alter Haudegen der Abmahnszene und Geschäftsführer der Firma DigiRights Solution, die seit Jahren in Abmahnverfahren die Technik erledigt. Und er hat die „Redtube“-Aktion wohl zum Teil vorfinanziert.

Ordentlich bezahlt werden musste zum Beispiel die Münchner Patentrechtskanzlei Diehl und Partner. Deren Mitarbeiter Frank Schorr hat gleich mehrere Gutachten für Neumeyer geschrieben, in denen er der Software GladII attestierte, sogar protokollieren zu können, wann ein Nutzer ein Video abspielte und wann er es pausieren ließ. Wie dies nach dem Stand der Technik auf legalem Weg möglich sein soll, ist unklar. „Mir ist nicht ersichtlich, auf welcher rechtlichen Grundlage eine solche Datenerhebung zu rechtfertigen sein könnte“, sagt IT-Rechtsexperte Buermeyer. Das Vorgehen dürfte datenschutzrechtlich unzulässig sein, meint er.

War der Einsatz des Schnüffelprogramms illegal? Urmann verweist auf Schorrs „Gutachten zur Funktionstüchtigkeit der Software ,GladII 1.1.3‘“. Und genau hier liegt der Knackpunkt. Der Patentanwalt argumentiert, er habe nur die Funktionstüchtigkeit geprüft – nicht die Funktionsweise. Schorr sagt, seine Gutachten seien „vollmundig“ betitelt gewesen. Allerdings heißt es darin auch: „Die bei den Tests durchgeführten Aktionen beruhen technisch auf üblichen Internet-Technologien, welche beim Einsatz in dem verwendeten Test-Szenario keine Bedenken hinsichtlich etwaigen Gesetzesverstößen erkennen ließen.“ Zum Inhalt eines weiteren Gutachtens, das die Großkanzlei Heussen aus München für Neumeyer erstellt haben soll, beruft sich die Kanzlei auf ihre Verschwiegenheitspflicht, so wie es Diehl und Partner ebenfalls in Bezug auf die Details ihrer Gutachten und Auftraggeber tun.

Im Kern geht es um folgenden Vorgang: Schaut ein Nutzer ein Video im Netz, gibt es eine Verbindung zwischen seinem Rechner und dem Server, auf dem das Video liegt. In diese Verbindung will sich Roschu legal eingeklinkt haben, um die IP-Adresse des Nutzers zu speichern. Nur wie?

Denkbar sind mehrere Möglichkeiten. Entweder die Videos selbst waren so manipuliert, dass sie eine Verbindung zu einem Server, auf dem die Überwachungssoftware lief, hergestellt haben. Oder der Flashplayer, also das Abspielprogramm auf der Redtube-Webseite wurde manipuliert, um Nutzerdaten heimlich zu speichern und zu verschicken. Beides wären Hackereingriffe. Dann gibt es noch die Möglichkeit, dass jemand bei der Erotikfirma hinter Redtube, Mindgeek, den Abmahnern geholfen haben könnte. Möglich wäre auch, dass die Nutzer über eine andere Webseite ohne ihr Wissen auf die Videos geleitet wurden. „Abmahnungen, die auf solchen ,Klickfallen‘ aufbauen, wären rechtlich als – zumindest versuchter – Betrug zu werten“, sagt Buermeyer. Bei allem Zweifel an der Legalität der Software: Auftraggeber Neumeyer soll so fest an GladII geglaubt haben, dass er sich um ein Patent dafür bemüht haben soll. Er soll es jedoch nicht erhalten haben.

Wie geht es nun weiter mit der Abmahn-Gruppe? Die Staatsanwaltschaft Regensburg ermittelt wegen Betrugs gegen Urmann. Sie hat große Teile des Verfahrens von ihren Kollegen aus Hamburg übernommen. Dort ist die Akte auf mehrere Ordner und Bände angewachsen.

Der Fall schreibt Rechtsgeschichte. Es geht um viel mehr als ein paar schmuddelige Filmchen. Wo beginnt im Netz die Urheberrechtsverletzung? Fast jeder Nutzer schaut Videos, zum Beispiel auf Youtube. Kann er wissen, welcher Clip legal, welcher illegal ist? Wann darf man ihn zur Kasse bitten? Die Bundesregierung hat sich bereits geäußert. Sie ist der Meinung, dass „das reine Betrachten eines Videostreams“ im Regelfall keine Urheberrechtsverletzung ist.

Das ist jetzt aber blöd

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Vor ein paar Monaten noch war Vitali Klitschko der Typ aus der Milchschnitten-Werbung. Und der aus dem Bier-Spot. Und der vom Plakat für die billigen Fitnessstudios. Immer mit dabei: Sein jüngerer Bruder Wladimir und ein paar ziemlich schlechte Sprüche. Kostprobe? „Für mich muss ein Alkoholfreies einfach gut schmecken. Und wie muss es für dich sein, Vitali?“ – „Na, Vitali-sierend!“ Ein Kracher, schon klar. Demnächst hätten die Klitschkos im Fernsehen auch für die Fitnessprodukte der Einzelhandelskette Tchibo werben sollen – doch Vitali Klitschko, 42, ist mittlerweile eine zentrale Figur des politischen Umsturzes in der Ukraine. Tchibo wolle den bereits fertig produzierten Werbespot deshalb nicht ausstrahlen, teilte das Unternehmen mit, das sei angesichts der Ereignisse wohl nicht angebracht.



Aus bei Tchibo: Vitali Klitschko.

Tatsächlich hat das vorläufige Ende der Werbefigur Klitschko außergewöhnliche Begleitumstände. Dass die Karrieren von Prominenten in der Werbung mitunter ziemlich abrupt enden, kommt allerdings immer wieder vor. Und meist sind die Gründe weitaus profaner als bei Klitschko.

Da ist zum Beispiel: Der Skandal. Der Skandal ist der klassische Killer für die Beziehung zwischen Konzern und Testimonial. Am schönsten zu bewundern, wenn der Konzern in die Kategorie „amerikanisch“ fällt und der Skandal in die Kategorie „Sex“. Tiger Woods etwa, einst bester Golfer der Welt, war mal der Liebling der Werbeindustrie. Er verkaufte Rasierer, Limonade, Autos und Uhren. Dann wurde eine beeindruckende Zahl außerehelicher Affären bekannt – und schon waren die Verträge Geschichte. Da nützte auch öffentliche Reue nichts mehr: Viele, viele Millionen Werbeeinnahmen waren dahin.

Ein Skandal beendete auch das Verhältnis zwischen Fußballtrainer Jürgen Klopp und dem Versicherer Ergo: Allerdings war es Klopp, der nach Berichten über Ergo-Ausflüge ins Bordell das Weite suchte. Ebenfalls wenig charmant endete die Liaison zwischen Daimler und Ex-Tennisspieler Boris Becker: Daimler beendete das Vertragsverhältnis ohne offiziellen Kommentar – was die Interpretation nahelegte, die Stuttgarter hätten schlicht auf Beckers private Schlagzeilen keine Lust mehr gehabt.

Umstritten blieben auch die Umstände der Trennung zwischen dem Sportjournalisten Waldemar Hartmann und seinem langjährigen Werbepartner Paulaner: Die Brauerei betonte, man habe das Engagement ohnehin auslaufen lassen wollen; bekannt wurde die Trennung dennoch kurz nachdem Hartmann sich als unwissender Telefonjoker bei Wer wird Millionär? blamiert hatte. Deutschland übte sich im Waldi-Witz – und der Vertrag war weg.

Politisch begründete die Hilfsorganisation Oxfam den Rausschmiss von Scarlett Johansson: Die Schauspielerin engagierte sich auch für den Sprudelkonzern Sodastream – doch der, sagte Oxfam, lasse in von Israel besetzten Palästinensergebieten produzieren. Der Rauswurf brachte Oxfam mehr Aufmerksamkeit, als Johanssons Engagement es je vermocht hätte.

Und dann gibt es noch, natürlich, Untreue: Coca-Cola feuerte Fußballer Ronaldinho, nachdem der sich mit Pepsi hatte ablichten lassen. Und Müller Milch strengte gegen sein einstiges Testimonial Dieter Bohlen sogar eine Klage an: Er hatte öffentlich darüber philosophiert, dass Buttermilch wohl „von 50-jährigen Bio-Latschenträgerinnen gekauft“ werde.

Spion in der Hosentasche

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Sie machen aus dem Handy eine Taschenlampe, einen Wegweiser – oder einen Spion. Apps sind nicht nur Helfer in allen Lebenslagen. Sie sammeln auch alle möglichen Daten und senden diese, meist unbemerkt, an die App-Anbieter: Vom Aufenthaltsorten bis hin zu Auszügen aus dem Adressbuch. All jene, die sich bei dem Gedanken gruseln, dass da jemand so genau über ihre Gewohnheiten Bescheid weiß, gibt es Hoffnung: Über die Frage, wie man den neugierigen Apps entkommt, wird in diesen Tagen auch in den Messehallen von Barcelona viel diskutiert. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Bislang gibt es nur kleine Initiativen, um dem Verbraucher die Datenhoheit zurückzugeben.



Nicht nur hier dreht sich alles um das mobile Telefonieren: Besucher auf der Mobile World in Barcelona.

Einen Versuch unternimmt die Deutsche Telekom gemeinsam mit der Mozilla-Stiftung. Die Entwickler haben einen Prototypen vorgestellt, der einem mit wenigen Klicks verrät, welcher Dienst welche Daten absaugt. Da ist dann etwa zu sehen, dass der SMS-Dienst nicht nur das Adressbuch durchstöbert, sondern auch die Standortdaten. Immerhin, man kann auf dem Gerät seinen Aufenthaltsort verschleiern und etwa einer Wetter-App verraten, in welcher Stadt man gerade ist – nicht aber, in welcher Straße. Viel mehr Geheimnisse kann man sich mit dem Gerät aber auch nicht leisten. Die Telekom will so eine Diskussion anstoßen, damit sich irgendwann auch Datenschutz so intuitiv handhaben lässt wie ein iPhone. Dass sich der Konzern dazu nicht mit Apple zusammengetan hat, sondern mit der gemeinnützigen Mozilla-Stiftung, hat seinen Grund. Anders als Apple, wo die iPhones mehr als die Hälfte des milliardenschweren Umsatzes sichern, anders als Google, wo Werbung mehr als 90 Prozent der ebenso hohen Erlöse einspielt, muss Mozilla keinen Gewinn machen.

Dafür muss sich der Kunde dann aber auch mit einem einfachen Smartphone von Alcatel begnügen – und damit, dass er nur die wenigen Apps verwenden kann, die für das dazu gehörige Betriebssystem Firefox OS geschrieben oder angepasst wurden. Wer hingegen nicht auf sein Smartphone verzichten will, kann sich einen ähnlichen Überblick über allzu neugierige Apps mit der kostenpflichtigen Software Privacy Advisor von Lookout verschaffen. Wie viele Apps zapfen etwa den Aufenthaltsort an – und welche? Neben dem Navigationsdienst, der einen durch eine unbekannte Stadt führt, taucht dort auch der Währungsrechner auf, der einem doch eigentlich nur sagen soll, wie viele Schweizer Franken man im Skiurlaub für seine Euro bekommt. Mit einem Klick kann man die kleinen Spione löschen.

„Derzeit können wir die Menschen nur informieren, aber wir können die Datensaugerei nicht stoppen“, sagt der Entwickler Alex Abey von Lookout. Dazu bräuchte er die Unterstützung der ganz Großen: Apple, Google und Microsoft. „Für viele Entwickler ist Werbung die einzige Möglichkeit, Geld zu verdienen – und deshalb saugen sie so viele Daten ab wie möglich“, beschreibt Abey das Dilemma. Allerdings beobachte er sehr wohl einen Sinneswandel. „Immer mehr Entwickler wollen es gut machen statt die Leute für ein paar schnell verdiente Pennys zu veräppeln.“

Wenn sich da wirklich etwas tut, dann vor allem, weil Start-ups wie Lookout mit gutem Beispiel vorangegangen sind. Doch werden die Großen wirklich folgen? Keine Frage, die Enthüllungen des einstigen Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden haben die Menschen erschüttert – und der Diskussion über einen besseren Datenschutz Auftrieb gegeben. Das Marktforschungsinstitut Forrester schätzt, dass der amerikanischen Technologiebranche durch misstrauische Kunden bis 2016 etwa 180 Milliarden Dollar Umsatz verloren gehen, vorsichtigere Schätzungen gehen von 35 Milliarden Dollar aus. Doch die Einbrüche haben bislang vor allem Unternehmen wie Cisco oder IBM verzeichnet, die ihr Geschäft mit Behörden und Betrieben machen – etwa in China, wo man sich nach den Enthüllungen von Snowden stärker sorgt, ins Visier von amerikanischen Wirtschaftsspionen zu geraten. Bei Apple und Google, die ihr Geschäft mit Privatnutzern machen, lief es weiterhin glänzend.

Lookout habe einen Appell an Entwickler gerichtet, damit diese auf besonders unverschämte Datensaugerei verzichten – darauf, dass die App ohne Erlaubnis Adressbücher angezapft oder die Einstellung im Browser ändert, damit dort Werbung aufploppen kann, erzählt Abey. Google hat diese Richtlinie im Sommer 2013 für seine Entwicklergemeinschaft übernommen – und 36000 Apps aus seinem Angebot geworfen. Immerhin, ein Anfang.

Fragen wegen der Fremdenfeinde

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Die Antirassismus-Kommission des Europarats (ECRI) übt deutliche Kritik an Deutschland. In ihrem neuen Bericht zu Deutschland, der an diesem Dienstag vorgestellt werden soll und der Süddeutschen Zeitung vorab vorlag, bescheinigt die Kommission den Behörden zwar Fortschritte bei der Bekämpfung von Fremdenfeindlichkeit. Gleichzeitig wirft sie Deutschland unter anderem vor, beim Blick auf Hassdelikte zu sehr auf den organisierten Rechtsextremismus fixiert zu sein. Andere Formen von Rassismus und Diskriminierung, die es in Deutschland auch gebe, würden dadurch oft verkannt. ECRI-Geschäftsführer Stephanos Stavros sagte, er denke dabei beispielsweise an antisemitische Entgleisungen von Muslimen oder die Verunglimpfung von Homosexuellen. „Das Bild ist nicht komplett“, sagte Stavros, dessen Organisation die Zeit zwischen 2008 und 2013 begutachtete.



Auch Thilo Sarrazin wird im Bericht der ECRI erwähnt

In jene fünf Jahre fiel auch der „europaweite Schock“ über die Morde des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU), auf die in dem Bericht ebenfalls eingegangen wird. Die Antirassismuskommission würdigt dabei die rasche und konsequente Reaktion auf die aufgedeckten Verfehlungen, etwa durch die Einrichtung von parlamentarischen Untersuchungskommissionen, die Gründung des „Gemeinsamen Abwehrzentrums Rechtsextremismus“ durch die Innenminister oder die Rücktritte von Verfassungsschützern. Gleichzeitig aber trägt die ECRI auch ihre „schwerwiegende Sorge“ darüber vor, dass die Polizei auch nach dem Nachweis von „Unzulänglichkeiten“ bei der Untersuchung der NSU-Morde nicht gut genug dazu gelernt habe. So würden „rassistische Motive (von Straftaten) immer noch viel zu rasch ausgeschlossen.“ Türkische Behörden hätten die deutsche Polizei noch im vergangenen Jahr gleich „mehrfach“ darauf hinweisen müssen, bei Ermittlungen zu Brandstiftungen in Wohnungen von türkischstämmigen Bewohnern auch möglichen fremdenfeindlichen Hintergründen nachzugehen.

Auch vor diesem Hintergrund rät die Kommission Deutschland dazu, das System zur Erfassung von „rassistischen, fremdenfeindlichen, homo- und transphoben Zwischenfällen“ zu reformieren. Die offiziellen Statistiken würden das wahre Ausmaß von Fremden- und Schwulenfeindlichkeit nicht widerspiegeln, darauf deuteten auch die großen Unterschiede zwischen den Erhebungen offizieller Stellen einerseits und den Recherchen von Nichtregierungsorganisationen andererseits hin.

Auch das Strafrecht bedürfe einer Reform, die von der ECRI schon im Jahr 2008 angemahnt worden war. Deutschland solle dem Beispiel anderer EU-Länder folgen und rassistische Beweggründe bei der Festlegung des Strafmaßes als erschwerenden Umstand definieren. Auch der Volksverhetzungsparagraf bedürfe einer Überarbeitung. Bestraft werde Volksverhetzung nur dann, wenn sie geeignet sei, „den öffentlichen Frieden zu stören“. Es sei aber sehr schwierig, diesen Nachweis zu führen. Daraus folge eine „Straflosigkeitslücke“, die geschlossen werden müsse.

Alarmiert ist der Europarat auch über den Verlauf öffentlicher Debatten über Einwanderer – etwa im Nachgang zu dem Brandbrief des Deutschen Städtetags zur Einwanderung von Rumänen und Bulgaren. Der Europarat vermisst auch eine klare Verurteilung von Äußerungen, die dem Hass oder dem Rassismus Vorschub leisteten. Ausdrücklich erwähnt wird hier der frühere Berliner Senator Thilo Sarrazin und dessen Buch „Deutschland schafft sich ab“. Die ECRI sei „sehr besorgt darüber, dass mehrere Publikationen, darunter die Bild-Zeitung und Der Spiegel, Auszüge aus dem Buch druckten. Darüber hinaus erfuhren die rassistischen Bemerkungen in der folgenden Debatte große Unterstützung (...), obwohl die vorgebrachten Argumente den eugenischen Theorien der Nationalsozialisten sehr nahe kamen“. Auch die Antwort der SPD auf den Fall Sarrazin sei „unzureichend“ gewesen, heißt es in dem Bericht. Die freie Meinungsäußerung sei ein hohes Gut. Allerdings habe der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte geurteilt, dass Toleranz und die Achtung der Würde aller Menschen die Grundlage für demokratische und pluralistische Gesellschaften bieten.
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