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Download abgebrochen

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Im Internet, so grenzenlos es auch erscheinen mag, ist längst nicht Platz für alle. Wie schwer es ist, sich gegen die Monopolisten im Netz zu behaupten, hat nun die Deutsche Telekom zu spüren bekommen. Am Montagabend gab der Bonner Konzern bekannt, dass er fast alle seine Downloadportale aufgeben werde – den Diensten Musicload, Softwareload und Gamesload fehlt eine lohnende wirtschaftliche Perspektive. „Geschäftlich sind diese Modelle sehr unter Druck“, sagte Telekom-Innovationschef Thomas Kiessling dem Handelsblatt. „Für uns macht eine Fortführung keinen Sinn mehr.“

Etwa 50 Mitarbeiter sind von der Entscheidung des Konzerns betroffen – doch einen Funken Hoffnung gibt es noch für sie: Die Telekom versucht, für zwei der Portale Käufer zu finden. „Für Gamesload und Musicload führen wir derzeit Gespräche mit potenziellen Interessenten über mögliche Fortführungsszenarien dieser Geschäfte“, teilte eine Telekom-Sprecherin mit. Für das Portal Softwareload werde das luxemburgische Onlinehandelsunternehmen Nexway nach über eineinhalb Jahren Zusammenarbeit jetzt auch die Vertriebssteuerung übernehmen. Auch den Verkauf von E-Books stellt die Telekom ein, das erst 2011 gestartete Portal PagePlace schließt Ende März.



Viele kleinere Platformen, die Downloads für Musik, Videos oder Daten anbieten, stehen kurz vor dem aus - die Konkurrenz ist zu mächtig.

Nur die Online-Videothek Videoload betreibt die Telekom weiter selbst. Sie profitiert offenbar von der Verzahnung mit dem Telekom-Fernsehangebot Entertain. „Der Markt ist vielversprechend“, sagt eine Telekom-Sprecherin. Zu Umsatz und Gewinn von Videoload will die Telekom sich jedoch nicht äußern.

Zu spät dran war die Telekom mit ihren Downloaddiensten keineswegs: Musicload wurde im August 2003 gestartet, nur vier Monate nach Apples iTunes. 2005 dominierte Musicload noch den deutschen Markt für Musikdownloads. Doch auf Dauer hat die Telekom kein Rezept gegen die Konkurrenz von Apple und Amazon gefunden. Hinter beiden steht die Marketingmacht von Weltkonzernen, iTunes ist der größte Musikhändler der Welt. Nirgendwo sonst würden Popstars wie zuletzt Beyoncé ein Überraschungsalbum veröffentlichen.

Die Online-Videothek profitiert von dem hauseigenen TV-Angebot Entertain

Im Fall von Apple funktionieren die Downloaddienste außerdem als Instrument zur Kundenbindung. Wer seine Musikdatenbank einmal bei iTunes hat, kauft auch weiterhin lieber Apple-Produkte , um die Dateien nicht umständlich in andere Formate konvertieren zu müssen. Dem kann die Telekom wenig entgegensetzen.

Doch auch die wichtige Frage des Designs scheint Musicload sich seit Jahren einfach nicht mehr gestellt zu haben. Während iTunes ständig mit optischen Neuerungen aufwartet, sieht die Telekom-Plattform aus wie ein Ramschladen. Grelles Orange, eine unübersichtliche Menge sehr kleiner CD-Cover – Originalität sucht man vergebens. Trotzdem: Musicload hat mehr als vier Millionen Kunden. Damit liegt es auf dem dritten Rang der meistgenutzten Musikportale in Deutschland. Die tatsächlichen Marktverhältnisse bildet diese Platzierung allerdings nicht ab.

Und auch wenn das iTunes-Modell nach wie vor funktioniert, ist absehbar, dass das nicht so bleiben muss. Auch auf ihm sammelt sich langsam der Staub der Zeit: Musikstreamingdienste wie Spotify, Simfy und Pandora haben längst begonnen, das Musikgeschäft erneut umzukrempeln. Deren Kunden kaufen keine Song-Dateien mehr, sondern Flatrates für die riesigen Musik-Datenbanken der Anbieter. Auf die können sie mit Notebook oder Smartphone praktisch von überall zugreifen.

Das weiß auch die Telekom. 2013 hat sie eine Kooperation mit dem führenden Streamingdienst, dem schwedischen Unternehmen Spotify, geschlossen. Seitdem ist der Streamingdienst in einige Telekom-Tarife integriert – ein klarer Hinweis, dass der Ausstieg aus dem Downloadgeschäft schon lange geplant gewesen ist.

Der neue Telekom-Chef Tim Höttges sieht die Defizite seines Unternehmens vor allem im Bereich der Innovation. „Wir brauchen neue Geschäftsfelder“, sagte der frühere Telekom-Finanzchef, als er sich vor zwei Wochen seinen Mitarbeitern vorstellte: „Wir schaffen es nicht, die spannenden Angebote immer selbst zu entwickeln“, zitierte ihn das Handelsblatt. Die Telekom wolle deshalb in Zukunft auf Partnerschaften setzen, sagt eine Sprecherin: „Es hat für uns keinen Sinn, das alles selbst zu machen.“

Zu viel Courage

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Der Protest gegen einen Naziaufmarsch vor zwei Jahren kommt einige Münchner teuer zu stehen.

Das politische München hat sich irgendwie gut gefühlt nach jenem Wochenende. Da hatten Nazis demonstriert, und es gab eine Menge Münchner, die dagegen protestiert hatten. Und noch mehr: Sie haben den Marsch der Rechtsextremen um Norman Bordin blockiert. Dann mussten die Neonazis heimgehen. So was tut dem Image Münchens gut.

Jetzt aber wird es teuer für die, die sich den Braunen entgegengestellt haben. 20 Nazigegner haben einen Bußgeldbescheid von der Stadt erhalten und sollen 200 Euro zahlen. Weil sie deren Demo am 21. Januar 2012 am Sendlinger Tor nicht passieren ließen – jene Demo, auf der die Rechten gleich zu Beginn das Paulchen-Panther-Lied gespielt hatten. Es war wenige Wochen nach Aufdecken des NSU, die Melodie von Paulchen Panther war auf dem Bekennervideo der Terroristen zu hören gewesen. Fast zwei Jahre später begründet das Kreisverwaltungsreferat (KVR) das Bußgeld so: Die Nazigegner hätten der Weisung der Polizei, die Straße zu räumen, nicht Folge geleistet und damit gegen Auflagen verstoßen.

Das KVR hat dieser Tage aber noch mehr Bußgeldbescheide an weitere Anti-Nazi-Aktivisten verschickt: 18 Beschuldigte müssen zahlen, weil sie im September 2012 im Westend einen Kleinbus von Rechtsextremen der Bürgerinitiative Ausländerstopp (BIA) blockiert hatten. Drei Aktivisten müssen doppelt zahlen: Sie waren bei beiden Aktionen dabei.

Unter ihnen Siegfried Benker, damals noch Fraktionschef der Grünen im Rathaus, heute Geschäftsführer des städtischen Altenheimträgers Münchenstift. Er findet das Agieren von Polizei und KVR „empörend“. Es sei schon „sehr verwunderlich“, mit welch „unglaublicher Akribie“ die Polizei da ermittelt habe gegen Nazigegner. Und das, obwohl die Polizei allen Grund gehabt hätte, nach dem Abspielen des Panther-Liedes den Nazimarsch aufzulösen. Das hätten dann eben de facto die Gegendemonstranten gemacht. Benker findet auch, dass das KVR von seinem Ermessensspielraum hätte Gebrauch machen müssen: Wo sei denn das öffentliche Interesse daran, dass die Blockade eines solchen Marsches geahndet werde? Er werde die Buße von 400 Euro Gebühren jedenfalls nicht akzeptieren, Einspruch ist schon eingelegt.

Im KVR weiß man, dass die Bußgelder, selbst wenn sie sich als juristisch korrekt herausstellen, vielen sauer aufstoßen. Sprecherin Daniela Schlegel beeilt sich denn auch zu versichern, dass die Stadt natürlich Initiativen gegen Rechtsextreme begrüße und fördere, aber was solle man machen: Die Bußgeldstelle sei nun mal zu politischer Neutralität verpflichtet, man könne „nicht nach Gesinnung“ Bußgelder verhängen – oder auf sie verzichten.

Manchmal gewährt das Kreisverwaltungsreferat aber eine Art Mengenrabatt: Siegfried Benker etwa muss die Bearbeitungsgebühr nur einmal zahlen. Die Polizei hat ihm bei der Blockade im Westend genau zugehört. Als Zeichen seiner „Uneinsichtigkeit“ hat man notiert, was Benker sagte, als die Polizei ihn und die Seinen mit dem Hinweis auf eine „Owi“ zu verscheuchen suchte: „Ordnungswidrigkeit klingt ja nicht so teuer, da können wir hierbleiben.“ Korrekt zitiert, sagt Benker. Immerhin.

Genie und ihre Armee

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Flauschiger Ersatz: Ihr Traumdate Justin war nicht zur Hand, deswegen musste Eugenie Bouchard mit einem Wallaby Vorlieb nehmen.

Ausgebuht wurde sie, die Fans in der Rod Laver Arena waren empört, sie konnten nicht verstehen, was sie da gehört hatten über die Lautsprecherboxen. Justin Bieber? Den singenden, hopsenden amerikanischen Mädchen-Schwarm würde sie am allerliebsten treffen? Eugenie Bouchard blieb standhaft, unten auf dem Hauptplatz der Australian Open. Sie lächelte verschmitzt und ließ keinen Zweifel erkennen. Ja. Den Bieber.

In Momenten wie diesen schimmert durch, dass auf der Tennisbühne, die für Bouchard immer größer wird, doch noch ein Teenager steht. 19 Jahre ist sie ja erst. Aber die pfiffige Bouchard, die offizielle „Newcomerin des Jahres 2013“ der Frauen-Tennistour, die als erste Kanadierin im Halbfinale eines Grand-Slam-Turniers steht nach dem 5:7, 7:5, 6:2-Erfolg gegen die Serbin Ana Ivanovic, geht scheinbar spielend wie eine Erfahrene mit all den Erwartungen um, die auf ihr lasten.

Sicher sei sie glücklich, erstmals in ihrer Karriere im Achtelfinale zu stehen, sagte sie nach dem Drittrundensieg gegen Lauren Davis – „aber ich will noch mehr erreichen“, schob sie nach. „Ich erwarte auch immer viel von mir“, relativierte sie nach dem Achtelfinalsieg gegen Casey Dellacqua, die aus Perth stammt und das Publikum hinter sich wusste. Bouchard hatte die Australierin im dritten Satz mit 6:2 abgefertigt, cool wie eine Agentin. Und jetzt, nach dem Triumph gegen Ivanovic, die zuvor Serena Williams bezwungen hatte, die Beste der Branche? „Ich habe nur versucht, sie unter Druck zu setzen“, analysierte Bouchard. 47 Winners, direkt erzielte Punkte, belegten ihre explosive Spielweise von der Grundlinie aus. Vielleicht ist sie wirklich schon jetzt „on fire“, wie ihre treueste Fangruppe stets brüllt, die sich die „Genie Army“ nennt und ihre Spiele im Melbourne Park verfolgt. Dabei kennt die Kanadierin diese Australier gar nicht.

Die Erfolgsgeschichte der „Genie“ Bouchard beim ersten Grand-Slam-Turnier der Saison ist eben eine, die sich gerade erst ausbreitet – und vor dem nächsten Höhepunkt steht mit der Halbfinalteilnahme. Ganz überraschend ist sie aber nicht, selbst die Turnierveranstalter vergaßen bislang bei keiner Durchsage auf dem Platz, sie als „rising star“ anzukündigen. Auch die lokalen Blätter folgen der Kanadierin, so sind schon mal Bouchards hübsche Outfits, vorgeführt bei gesellschaftlichen Anlässen, ein Thema; kamerascheu ist sie nicht. Und dass sie in Kanada das Wetter im Fernsehen ankündigen darf, weiß man nun auch in Australien.

Nun also will Li Na versuchen, den aufstrebenden Star zu stoppen. Sie ist die Nummer vier, French-Open-Gewinnerin von 2011, mit 31 aber ein in absehbarer Zeit von der Bühne verschwindender Star. Was dem Duell Würze verleiht: Zwei Generationen messen sich miteinander. „Ich denke, sie ist eine großartige Spielerin“, befand Bouchard trocken, „es ist ja auffallend, dass immer mehr ältere Spieler im Alter besser spielen.“ Ernst fügte sie hinzu: „Ich glaube, ich habe hier gezeigt, dass ich mit großen Momenten umgehen kann. Ich bin zuversichtlich und freue mich aufs Spiel.“

Wegen mangelnden Selbstvertrauens wird sie wohl kaum verlieren. Diese Stärke wäre vielmehr einer der Gründe, falls sie am Sonntag als erste Teenagerin seit 2006, als Maria Scharapowa mit 19 bei den US Open triumphierte, den Grand-Slam-Titel erringen sollte. Sie kann sich diese Haltung leisten, sie ist einfach gut in ihrem Beruf, in der vergangenen Saison schoss sie vom 144. auf den 32. Weltranglistenplatz hinauf und war die am höchsten geführte Unter-Zwanzigjährige.

Geadelt wurde Bouchard, die in Florida mit dem Ex-Profi Nick Saviano trainiert, bereits von Martina Navratilova. Genie sei eine „potentielle Grand-Slam-Siegerin“, sagte die frühere Spitzenspielerin. Als Roger Federer vor den Australian Open ausgewählte Profis bei seinem Benefizabend in der Rod Laver Arena mitwirken ließ, stand Bouchard auf der Gästeliste. Sie verhielt sich sehr natürlich, als sie sich mit dem Schweizer ablichten ließ.

Zur Pressekonferenz am Dienstag brachte Bouchard mal wieder ein Stofftier mit, sie bekommt das immer von ihrer Armee geschenkt, jedes Mal ein anderes, nach dem Koala, dem Känguru und dem Kookaburra hat sie nun einen Wombat erhalten. Nur vier? Sie hat doch schon fünf Runden gespielt! „Sie haben das erste Match ausgelassen“, erklärte Bouchard und schaute belustigt, als empfinde auch sie das als Skandal.

Nahles und die Datenlücke

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Am Anfang musste alles ganz schnell gehen. Kaum war Andrea Nahles Bundesarbeitsministerin geworden, sollte die frühere SPD-Generalsekretärin schon liefern. Damit das Rentenpaket der großen Koalition wie angekündigt bereits zum 1.Juli 2014 in Kraft treten kann, war ein Kraftakt nötig: Nahles brauchte binnen weniger Wochen einen Entwurf, seit einer Woche liegt er auf dem Tisch. Schon in den Weihnachtsferien hatte sie sich deshalb mit den Fachleuten ihres Ministeriums „intensiv dahintergeklemmt“. Die Rentenbeschlüsse so schnell in Paragrafen zu gießen, sei, „offen gesagt, für unser Haus ein Husarenritt“, sagte die SPD-Politikerin im SZ-Interview.

Nun scheint Nahles dabei erstmals ins Stolpern zu geraten. Bei der kurzfristig einberufenen Verbände-Anhörung an diesem Montag kam heraus, dass sich die geplante abschlagsfreie Rente mit 63 für langjährig Versicherte – zumindest so wie im Entwurf des Arbeitsministeriums vorgesehen – nicht umsetzen lässt. Dies ergibt sich aus einer Stellungnahme der Deutschen Rentenversicherung, die der Süddeutschen Zeitung vorliegt.



Andrea Nahles, die neue Bundesarbeitsministerin, ist sich ihrer schwierigen Lage bewusst: Rentenbeschlüsse der großen Koalition so schnell in Paragrafen zu gießen, sei "ein Husarenritt".

Die Tücke steckt dabei wieder einmal im Detail: Von der Rente mit 63 sollen Versicherte mit 45 Beitragsjahren profitieren. Können Arbeitnehmer diese sogenannte Wartezeit vorweisen, dürfen sie mit 63 Jahren ohne die in diesem Alter sonst fälligen Abschläge aufs Altersgeld in den Ruhestand gehen. Mitgezählt bei den 45 Jahren sollen nach den Plänen auch Zeiten der kurzfristigen Arbeitslosigkeit werden, in denen Arbeitslosengeld I bezogen wurde. Langzeitarbeitslose hätten demzufolge von der Rente mit 63 nichts, da das Ministerium den Bezug der früheren Arbeitslosenhilfe oder von Arbeitslosengeld II (Hartz IV) nicht berücksichtigen will. Nur: Wer weiß überhaupt, welcher Versicherte wann welche Form von Arbeitslosengeld erhalten hat? Die zuständige Rentenversicherung jedenfalls schon mal nicht.

Die Rentenversicherung hält eine vollmaschinelle Prüfung der 45 Jahre für "nicht möglich"

In deren Stellungnahme heißt es eindeutig: Eine vollmaschinelle Prüfung der 45 Jahre Wartezeit sei „nicht möglich. Auf der Grundlage der Daten, die bei den Rentenversicherungsträgern in den Versicherungskonten gespeichert sind, kann zwischen Zeiten des Bezugs von Arbeitslosengeld und Zeiten des Bezugs von Arbeitslosenhilfe nicht differenziert werden“. Dieses Problem bestehe zwischen Juli 1978 und Januar 2001 – also Zeiten, die für die Berechnung der Rente mit 63 relevant wären. Das wäre nicht so schlimm, könnte die Bundesagentur für Arbeit (BA) die Datenlücke füllen. Doch die kann auch nicht.

Die BA hat Daten – hebt sie aber nicht so lange auf. „Wir löschen alle elektronisch gespeicherten Angaben über Zeiten der Arbeitslosigkeit nach fünf Jahren, weil sie für uns nicht mehr erforderlich sind“, sagt eine Sprecherin der Nürnberger Behörde.

Bleiben nur die Versicherten selbst. Doch auch da warnt die Rentenversicherung: Häufig werde es der Fall sein, dass die Arbeitnehmer über einen so langen Zeitraum nicht mehr über die erforderlichen Unterlagen verfügen. Im Arbeitsministerium wird deshalb bereits diskutiert, ob die Versicherten nicht durch eine „Glaubhaftmachung“ oder eidesstattliche Versicherung zurechnungsfähige Zeiten der Arbeitslosigkeit nachweisen könnten, wenn keine schriftlichen Unterlagen mehr vorliegen. Das allerdings ist ebenfalls heikel. Es könnte dem Missbrauch Tür und Tor öffnen, die Rentenversicherung hätte eine Menge Papiere zu prüfen.

Hinzu kommen verfassungsrechtliche Bedenken: Laut Grundgesetz und Bundesverfassungsgericht sind alle Menschen gleich zu behandeln, sofern es nicht gewichtige Gründe für eine Ungleichbehandlung gibt. Der Rentenversicherung erscheint es daher „zweifelhaft“, ob die Unterscheidung zwischen verschiedenen Arten der Arbeitslosigkeit „sachlich zu rechtfertigen ist“.

Neu-Ministerin Nahles hat deshalb ein Problem: Sie muss nachjustieren oder alle Zeiten der Arbeitslosigkeit berücksichtigen, dann aber nur für einen bestimmten Zeitraum, zum Beispiel so wie zunächst angedacht für fünf Jahre. Das ist auch eine Kostenfrage. Schon jetzt sind für die Rente mit 63, von der vor allem männliche Facharbeiter profitieren dürften, in der Endphase 3,1 Milliarden Euro pro Jahr veranschlagt. Der Rentenexperte der CDU, Peter Weiß, sagt: „Das Problem der Abgrenzung bei den Zeiten der Arbeitslosigkeit lässt sich nicht so einfach lösen, wie es so locker im Referentenentwurf steht.“ Auch müsse eine Abgrenzung zwischen den Zeiten der Kurz- und Langzeitarbeitslosigkeit „gerichtsfest sein“. Er hofft dabei auf juristische Hilfe vom Justiz- und vom Innenministerium. „Das Schlimmste, was uns passieren kann, ist, dass uns die Sozialgerichte das Gesetz wieder auseinandernehmen.“

Was hilft gegen Heimweh, Edward Snowden?

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"Glaubst du an Gott?" - "Vergleichst du dich mit Jason Bourne?" - "Bevorzugst du Yahoo oder Google?"
Aus dem Kontext gerissen ergeben diese Fragen wenig Sinn. Dafür muss man wissen, dass der NSA-Whistleblower Edward Snowden am Donnerstagabend ab 21 Uhr eine Stunde lang in einem Live-Chat auf der Website Freesnowden.is Fragen beantwortet. Bis dahin werden die auf Twitter unter dem Hashtag #AskSnowden gesammelt.Es sind bisher vor allem Standardfragen: Was hat ihn dazu gebracht, Whistleblower zu werden? Würde er zurück in seine Heimat gehen, wenn ihm die Freiheit garantiert werde? Aber es gibt auch ungewöhnlichere: ob Snowden in den Dokumenten Hinweise auf die Existenz von Außerirdischen gefunden habe. Oder ob er versucht hat, die Nachrichten auf der Skulptur Kryptos auf dem CIA-Gelände in Langley zu entschlüsseln. Hie und da kommt ein "Danke". Oder auch so was:




Wir befürchten, dass die wirklich interessanten Fragen auch bis Donnerstag Abend nicht gestellt werden. Deshalb haben wir 30 Fragen gesammelt, auf die wir wirklich mal gern eine Antwort hätten.

  1. Bist du weit- oder kurzsichtig? Und wie viel Dioptrin hast du?

  2. Sind Top-Secret-Dokumente auf dickerem Papier gedruckt als gewöhnliche Dokumente?

  3. Beherrschst du das Zehn-Finger-System?

  4. Wünscht du dir manchmal, du hättest doch für die NASA gearbeitet?

  5. Wer bügelt deine Hemden?

  6. Und überhaupt, warum die weiten Hemden?

  7. Nervt es dich eigentlich, dass es nur ungefähr fünf Fotos von dir gibt, die in der Presse auftauchen?

  8. Wie schläft man abends ein, wenn man Angst hat?

  9. Wenn du in Deutschland Asyl bekämst – wo würdest du leben wollen?

  10. Apropos: Was denkst du über Angela Merkel?

  11. Wie hat es sich angefühlt, deiner Freundin zu sagen, du müsstest auf Geschäftsreise nach Hongkong?

  12. Hast du noch Kontakt zu ihr?

  13. Spielst du ein Instrument?

  14. Hat Christian Ströbele einen festen Händedruck? Oder eher lasch?

  15. Was für ein Handy hast du?

  16. Welches YouTube-Video hast du dir zuletzt angesehen?

  17. Guckst du "Homeland"?

  18. Und?

  19. In der US-Army hast du dir beide Beine gleichzeitig gebrochen. Kannst du einen Rollstuhl so balancieren, dass er nur auf den hinteren Reifen steht?

  20. Du hast dir von Ströbele Doritos-Chips gewünscht. Schickt die Firma dir seither gratis welche?

  21. Glaubst du, dass Julian Assange heimlich eifersüchtig auf dich ist?

  22. Was hält länger satt: Burger oder Borschtsch?

  23. Magst du eigentlich Wodka?

  24. Und wie schmeckt das Bier auf Hawaii?

  25. Wie viel Gewicht hast du im vergangenen Jahr verloren?

  26. Ist es wirklich nur Zufall, dass dein Name ein Anagramm von "end odd new wars" ist?

  27. Würdest du Chelsea Manning gerne mal treffen?

  28. Hast du den USB-Stick noch, auf den du damals die Dateien kopiert hast?

  29. Kannst du "Ich werde überwacht" auf Russisch sagen?

  30. Was hilft gegen Heimweh?


Herdentrieb

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Sobald man das Laufen lernt, wird man zum Wege-Optimierer. Das Gehen im öffentlichen Raum, ach was, überhaupt das Gehen durchs Leben, verlangt nach selbstgefundenen Pfaden. Wie soll man es auch aushalten, das dauernde Warten und Sich-Vorschriften-Beugen? Die gegebene Zeit für alles ist ja eh schon viel zu kurz. Warum also jede Treppenstufe nehmen, wenn die Beinlänge auch für jede zweite reicht? Wieso in der Wirtschaft alle aufstehen lassen, wenn man auch unterm Tisch hindurch klettern kann? Wieso erst bis zum Zebrastreifen gehen, ehe man die Straße überquert? Die ungeschriebene Regel im Leben des mobilen Individuums lautet: Kürze alles ab, was du nur irgendwie abkürzen kannst. Und das Ergebnis dieses Imperativs heißt: Trampelpfad.
 
Achtet man einmal bewusst auf die Ausprägungen der Trampelpfade einer Stadt, wird einem bewusst, wie nah am Irren sich der Abkürzungswahn des Menschen bewegen kann. Es gibt Ecken, da ist der Trampelpfad die reine Ironie. Nur Zentimeter vor der ohnehin nahenden Wegmündung führt eine kleine Schneise durch das Grün. Man spart sich auf ihr Sekunden. Wenn überhaupt. Beinahe wie Land-Art sehen auch die Abkürzung-der-Abkürzung-Strukturen aus, jene sich wie Schichten eines Regenbogen immer wieder nebeneinander verkürzende Pfade, bei denen es den Trampelnden eher darum zu gehen scheint, sich in ihrer Findigkeit bis ins Absurde zu übertreffen, als tatsächlich den einen idealen Weg ausfindig zu machen. Auch die „Variante der zweiten Spur“, ist in dieser Hinsicht sehr sehenswert. Bei ihr schmiegt sich der Trampelpfad wie ein Mini-Bürgersteig neben den eigentlichen Bürgersteig und ist dabei in keiner Hinsicht mehr eine Abkürzung, sondern vielmehr der trotzige Alternativweg für jene, die offenbar einfach nur gern auf einem anderen Untergrund laufen wollen.

[plugin bildergalerielight Bild1="Vor der Glyptothek - komischerweise der einzige diagonale Weg auf dem sonst so symmetrischen Königsplatz" Bild2="Vor der Neuen Pinakothek an der Ecke Luisen/Theresienstraße" Bild3="Im Petuelpark - auch ein Klassiker, die leicht verkürzte Ecke" Bild4="S-Bahnhof Riem, parallel zu den Gleisen verlaufender Trampelpfad" Bild5="Beim Biedersteiner Studentenwohnheim. Hier ist schön zu sehen, wie sich der Trampelpfad vom Gehweg abspaltet" Bild6="Englischer Garten, Brücke beim Seehaus. Kurz vor der Brücke wird noch eine Abbiegung improvisiert." Bild7="Ein Hauch Anarchie an der Dietlindenstraße"]
 
In vielen Fällen gehen die Menschen allerdings auch eine durchaus gescheite Abkürzung. Da muss man sich nur mal den Klassiker der Münchner Trampelpfade angucken: den am Königsplatz. Er ist so lang und so großzügig eingelatscht, dass er bald mit den von der Stadt angelegten Wegen mithalten kann.
 
Dass Trampelpfade auch der sinnvollere Weg sein können, macht man sich andernorts längst zunutze. In Finnland gehen Stadtplaner und Landschaftsarchitekten gern nach heftigen Schneefällen in Stadtparks oder auf andere öffentliche Plätze, wenn sie etwas über die Routen der Menschen lernen wollen. Die angelegten Wege sind dann eingeschneit, übrig bleiben nur die Spuren, die sich die Menschen selbst zurechttreten. An der University of Oregon in den USA hat es der Architekt Christopher Alexander bereits in den Siebzigerjahren mit dem sogenannten Oregon Experiment zu Bekanntheit gebracht: Als er den Campus neu gestaltete, legte er nicht von vornherein Fußwege an, sondern säte lediglich Gras und ließ natürliche Trampelpfade entstehen, die erst später gefestigt und zu den offiziellen Wegen gemacht wurden. Heute arbeiten viele Stadtplaner so.

Kennt die Herde also den besten Weg? Nicht nur. Ein etwas krummer Fortsatz schräg hoch Richtung Filmhochschule entlarvt auch den Königsplatz-Trampelpfad als Anarcho. Wer ihn auf einem Luftbild betrachtet, erkennt außerdem, dass er hier noch gar nicht zu Ende ist. Er drängt weiter Richtung Unis und Pinakotheken. Möglicherweise spricht aus ihm auch eine größere Sehnsucht nach dem Englischen Garten. Irgendeine Wahrheit jedenfalls scheint in dieser Route zu liegen, auch wenn sie verquer erscheint. Denn sie findet immer eine Fortführung – erst über die Arcisstraße und dann quer durch die Fußballwiese vor der Alten Pinakothek und weiter über die Barer Straße, am Reich der Kristalle vorbei bis rüber zum Brandhorst. Dort sinkt irgendwann – aus Mangel an Grün – die Trampelpfadquote bis zum Eingang des Englischen Gartens.
 
Es muss also noch etwas anderes sein als Effizienz, das einen diese Wege nehmen lässt. Schon eher eine Art innerer Juckreiz, eine Sehnsucht nach der kleinen Anarchie des Alltags auf dem Weg irgendwohin, wo man vielleicht schon wieder gar nicht hin will. Oder auch einfach nur der unbewusste Drang nach einem völlig grundlosen Aktivsein. Vielleicht sind ja Trampelpfade auch nur die Graphen der alltäglichen Nervosität des Menschen im Stadtbild? Wie oft wechselt man schließlich die Straßenseite, ohne darüber nachzudenken, wie oft schlägt man völlig willkürliche Haken, hüpft über eine niedrige Mauer, schneidet den Weg, ohne es zu reflektieren? Es ist ja auch fad, dauernd auf dem gleichen Weg zum Ziel zu gehen. Wie schön also, sich dauernd individuelle Routen zu schaffen. Wie schön, einen eigenen Geheimweg zu beschreiten. Vielleicht hat sich einem auch der Moment ganz tief ins Unterbewusstsein gebrannt, in dem einem als Kind jemand zum ersten Mal sagte: „Ich kenn da einen Schleichweg.“ Man will noch fragen, was das ist, so ein Schleichweg, aber allein weil „schleichen“ vorkommt, was unten drunter Abenteuer, Mutprobe und Spiele verspricht, will man sofort ins Schleichwegteam und lieber die Klappe halten, bevor man durch blöde Fragen noch das Geheimnis ruiniert.
 
Hinzu kommt, dass der moderne Mensch ja tendenziell immer auch ein bisschen wütend ist. Und wenn er das als anständiger Bürger schon nicht im Großen zeigen kann, muss er es eben im Kleinen rauslassen. Dann schmeißt er den Müll in den Gepäckträger parkender Fahrräder („Wenn hier keiner ’nen Mülleimer hinstellt, was kann ich dafür?!“) oder latscht quer über eine Wiese („Wenn hier keiner ’nen Weg hinmacht, was kann ich dafür?!“). Und dann gefällt er sich natürlich auch noch als Wolf im Revier. Auch dieses Bedürfnis deckt der Trampelpfad prima ab. Er bestätigt einen nämlich immer wieder in dem Wissen, dass das hier die vertraute Umgebung ist, in der man sich auskennt und sich nichts sagen lässt. Und weil Trampelpfade all diese Bedürfnisse auf einmal befriedigen, will sie niemand missen, weder der penibelste Stadtplaner, noch der fanatischste Spaßverbieter oder Graffitiübermaler. Im Englischen heißen Trampelpfade übrigens „Desire Paths“. Wenn das mal nicht sowieso schon alles sagt.

Hundehütte

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Oft sind es ja vor allem die Details, die einen für einen kurzen Moment glücklich machen. Wie zum Beispiel das Fenster dieser Tierarztpraxis, aus dem bei Tag und Nacht ein Plüschhund auf einem Katzen-Kratzbaum auf die Hans-Mielich-Straße hinaussieht. Das beweist zwar nicht unbedingt größte Geschmackssicherheit, aber es spricht doch mindestens für den Willen, mehr Sorgfalt und Besonderheit an den Tag zu legen. Bei einer Tierarztpraxis ist das sonst sicherlich nicht selbstverständlich.

Welcher Poetry Slammer bist du?

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Wie würdest du folgenden Satz ergänzen: "Und dann lass uns...

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Deine Mitbewohnerin hat deinen Lieblingswollpulli aus Versehen mit ihren dreckigen Unterhosen in die Waschmaschine gesteckt – bei 60 Grad. Jetzt ist er nur noch halb so groß wie vorher. Wie reagierst du?

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Was ist auf deiner Nase?

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[seitenumbruch]Wie schaffst du es, dich in ein Partygespräch einzumischen?

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[seitenumbruch]In deiner WG landet eine Abmahnung – jemand von euch hat auf Redtube Pornos geguckt. Aber wer? Du sagst...

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[seitenumbruch]Dein Lieblingstier?

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[seitenumbruch]Du hast dein Studium geschafft und ihr seid alle ziemlich betrunken, wollt aber noch was richtig Verrücktes machen. Du schlägst vor:

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[seitenumbruch]Quentin Tarantino ruft an und bittet dich, ein Drehbuch für ihn zu schreiben. Das ist deine Story in drei Sätzen:

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[seitenumbruch]Es ist Winter. Ein junger Mann mit dunklem Kaschmirmantel über dem dunklen Anzug sprintet die Rolltreppe zum U-Bahnsteig hinunter. Dort angekommen gleitet er mit den glatten Ledersohlen seiner Hugo-Boss-Schuhe aus und klatsch – nachdem er für einen Sekundenbruchteil comicartig wagrecht in der Luft verharrte – mit Schmackes auf den Boden. Dein erster Gedanke?

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[seitenumbruch]Suche dir bitte ein Adjektiv aus:

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[seitenumbruch]Das Test-Ergebnis: Du bist...

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Alle Testergebnisse findest du hier.

Der Poetry-Slammer-Psychotest - Die Ergebnisse

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Die gefühlvolle Poetin



Als du das erste Mal in deinem Leben das Wort „Seelen-Striptease“ gehört hast, wusstest du sofort: Das ist genau dein Ding! Du stehst gern auf Bühnen und schüttest dein Herz aus, es ist halt so viel drin. All das Leid, all die Sorgen und Gedanken, die du dir machst, kleidest du in Verse und Reime, denn Lyrik ist die Sprache der Gefühle! Wenn du mit deinem Text „Fliegen“ auftrittst (natürlich auswendig, das wirkt besser!), sind alle ganz leise, und das findest du gut, denn Lachen ist vulgär, mit Tränen und Sehnsucht hingegen werden Ozeane überwunden. Meistens gewinnst du trotzdem nicht, aber darum geht es ja auch nicht – dir am allerwenigsten. Außerdem kommen hinterher mindestens drei Zuschauer zu dir, die „Dich fand ich echt am allerbesten!“ sagen und sich wünschen, dass du ihnen den Text mal per Mail schickst, „damit ich den noch mal in Ruhe nachlesen kann“. Und der Veranstalter freut sich, weil du sein liebstes Beweisstück bist, dass Poetry Slams keine Comedy-Veranstaltungen sind.  

Der Rapper




Eigentlich kommst du ja ganz woanders her. Aus dem Hip-Hop nämlich. Deine Kleidung (weit), deine Bewegungen (ausladend bei vorgebeugtem Oberkörper) und deine Aussprache (bisschen schleppend) auf der Bühne lassen daran auch keinen Zweifel. Manchmal sagst du sogar „Yo!“ Außerdem kannst du beatboxen, was auf Slams, wo Singen und Instrumente ja verboten sind, verdammt hilfreich ist. Das setzt du auch gerne ein, wenn du gar keinen Text dabei hast, sondern das Publikum um drei Begriffe bittest, mit denen du einen Freestyle hinlegen kannst. Problem: Wenn du nicht gut freestylen kannst (und die Chancen dafür stehen leider sehr gut) hilft auch die beste Beatbox-Einlage nix. Dann wird dein improvisierter Text rund um die Worte „Erdbeertorte“, „Igel“ und „endoplasmatisches Retikulum“ nämlich sehr peinlich und alle wünschen sich, dass die fünf Minuten schnell vorbei sind.  

Der lustige Storyteller



Deine Devise ist: Das Leben schreibt die besten Geschichten – man muss sie nur ein bisschen übertreiben! Also stehst du mit deinen zerfledderten Zetteln oder dem abgegriffenen Notizbuch auf der Bühne und liest einen fünfminütigen Text vor, dessen Protagonist du bist und in dem dir ziemlich verrückte Sachen passieren. Was mit Babys, Hunden, Beamten, Eltern oder Mitreisenden im ICE, die total bescheuert sind, und was mit vielen Pointen, einer nach der anderen, sodass der Text vor lauter Lachern und Zwischenapplaus auf einmal viel länger dauert und du aus Angst vor dem Zeitlimit immer schneller liest. Und immer lauter. Und du regst dich auf und schreist ein bisschen rum und bist schon ganz rot im Gesicht, das Publikum hält sich den Bauch und deine Slam-Kollegen freuen sich wie verrückt, dass du mal wieder deinen Klassiker liest, der jedes Mal aufs Neue witzig ist. Danach klopfen sie dir auf die Schulter, weil deine Performance heute besonders gut war, und du brauchst erst mal dringend ein Bier.   

Der Freak




Hier ein dir sehr bekannter Gedanke: „Geieeel, eine Bühne, da muss ich raaaauuf!!!“ Du bezeichnest dich selbst als „Rampensau“, bist sehr, sehr selbstbewusst, hast eine sehr, sehr niedrige Schamschwelle und gibst einen Scheiß auf das, was andere denken. Poetry Slams mit einer offenen Liste, bei denen jeder auftreten kann, sind dein Revier und beim Slam in deiner Heimatstadt bist du Stammgast. „Der macht jedes Mal mit“, flüstern die immer-zum-Slam-Geher den das-erste-Mal-zum-Slam-Gehern im Publikum zu, wenn du, exzentrisch gekleidet und/oder frisiert, die Bühne betrittst und deine extrem einfach gereimten Gedichte/mit Frauen- oder Hitlerwitzen gespickten Monologe/kryptischen Wortcluster vorträgst. In deinem ganzen Leben warst du noch nie im Finale, nicht mal nah dran. Aber alle, denen es ganz, ganz wichtig ist, dass Poetry Slam Underground war, ist und bleiben soll, lieben dich dafür, dass du nicht aufgibst (auch, wenn du ihnen trotzdem jedes Mal gehörig auf die Nerven gehst).  

Das Anti-Mädchen




Das Klischee von den witzigen Männern, die die Poetry-Slam-Bühnen dominieren, und den Lyrik-Mädchen, die es deswegen nie ins Finale schaffen (oder zumindest niemals die Meisterschaften gewinnen werden) nervt dich. Tierisch. Du willst der Welt beweisen, dass das wirklich bloß ein Klischee ist. Darum bist du laut, rotzig, machst dreckige Witze, benutzt gerne die Worte „Vagina“ und „Penis“ und erntest Lacher, wenn du dich auf der Bühne ganz undamenhaft aufregst oder einen witzig-morbiden Text vorliest, der gar nicht richtig zu deinem süßen Gesicht passt. Überhaupt ist „Da sieht man dich Kleines und dann kommt da SOWAS raus!“ der Satz, den du nach deinen Auftritten am häufigsten hörst. Die Meisterschaften gewinnt dann trotzdem wieder ein witziger Mann und du fragst dich im Stillen, ob das Klischee vielleicht doch mehr ist als ein Klischee und ob du dich vielleicht doch ein bisschen mehr auf dein Studium konzentrieren solltest.

Gemeinfrei gleich gemeingefährlich?

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Bucherfolge lassen sich in der Regel schwer kalkulieren. Für Januar 2015 kann man jedoch davon ausgehen, dass ein Buch wie eine Bombe auf dem Buchmarkt einschlagen wird: Adolf Hitlers „Mein Kampf“. 70 Jahre nach dem Tod des Autors enden die Urheberrechtsansprüche an einer der erfolgreichsten Hetzschriften des 20. Jahrhunderts, die im Moment noch der Freistaat Bayern hält. Nach 2014 sind komplette Nachdrucke des umstrittenen Buchs möglich. Jeder Verleger kann dann eine Version des Pamphlets veröffentlichen, riskiert dabei aber eine Anklage wegen „Volksverhetzung“.



Früher stand "Mein Kampf" in vielen deutschen Haushalten. Heute kennt kaum jemand einen Satz aus Hitlers Propagandaschrift. Gut so?

Das Münchner Institut für Zeitgeschichte will unseriösen Veröffentlichungen zuvorkommen und arbeitet seit einigen Jahren an einer kommentierten Edition, die Hitlers literarisches Hauptwerk wissenschaftlich aufarbeitet. Bisher hat der Freistaat dieses Vorhaben mit einer halben Million Euro unterstützt, nun aber überraschenderweise, gegen das Votum des Landtags, weitere Förderung abgesagt. Der Grund: Das Buch sei volksverhetzend. Eine Wiederauflage könne den Betroffenen nicht zugemutet werden. „Mein Kampf“ geschmückt mit dem bayrischen Staatswappen? Für Ministerpräsident Seehofer und Kultusminister Spaenle (beide CSU) plötzlich unvorstellbar. Die Münchner Forscher machen auch ohne staatliche Fördergelder von ihren Recht auf Wissenschaftsfreiheit Gebrauch und arbeiten weiterhin an einer bearbeiteten Neuauflage.

Neue Erkenntnisse erwarten sich die Wissenschaftler jedoch nicht. Die intensive Auseinandersetzung mit dem Buch wird wohl keine neuen Informationen, die nicht aus Erlässen, Anordnungen oder Reden Hitlers bekannt wären, zu Tage fördern. Im Gegenteil gelte es eher den Mythos zu entschärfen. Hitlers Legende fußt zwar auf seiner Überzeugungskraft, doch junge Menschen entgegnen dem Duktus von Hitlers Sprache meist befremdet.

Kann Hitlers Machwerk des Hasses dennoch ein gefährliches Potential entwickeln, wenn es in Deutschland wieder in Umlauf kommt? Ist Zensur nicht doch besser als Aufklärung? Oder ist die ganze Debatte lächerlich – schließlich ist „Mein Kampf“ schon jetzt auf den englischsprachigen Bestsellerlisten von Amazon, Apple und Co. Leben wir in einer mündigen Gesellschaft, die ein Recht auf ein historisches Dokument hat? Oder ist die Gefahr, dass verfassungswidrige Organisationen das Buch als Propagandamittel einsetzen, so hoch, dass man sich dagegen aussprechen sollte? Was meinst du? Was kann eine Neuauflage von „Mein Kampf“ leisten – und was nicht?

Merkwürdige Leute

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Durch Südamerika mit dem Rucksack reisen - macht mit dem besten Buddy.

Aus dem Kino kennt man das Genre der Buddy-Movies: Zwei Kerle stecken da – deutlich enger, als ihnen lieb ist – miteinander in einer Angelegenheit, die sie nur gemeinsam geregelt kriegen. Ihre Talente und Temperamente weichen stark voneinander ab, was die Sache für die beiden anstrengend und für Beobachter amüsant macht. Es gibt das Buddy-Genre auch in der Reiseliteratur, nicht von ungefähr sind Buddy-Movies zugleich oft Roadmovies.

Christopher Isherwoods Reisetagebuch „Kondor und Kühe“, für das Bill Caskey fotografiert hat, ist ein besonders gut erzähltes Kumpel-Abenteuer dieser Art. Der Schriftsteller, bei dem eine filmische Assoziation auch deshalb naheliegt, weil er einige Drehbücher geschrieben hat und auf seinen Vorlagen die Kinoerfolge „Cabaret“ (1972) und „A Single Man“ (2009) beruhen, war von September 1949 an zusammen mit dem Fotografen für ein halbes Jahr in Südamerika unterwegs.

Nachdem Isherwood bereits im zweiten Absatz seines Buches Caskey als schnarchenden Langschläfer denunziert, legt er im dritten Absatz brachial nach: „Seine Freunde vergleichen ihn oft, durchaus nett gemeint, mit einem Schwein. Dem brauche ich nichts hinzuzufügen.“ Da haben sich die beiden gerade erst in New York eingeschifft und sind noch nicht einmal in Südamerika angekommen. Aber sie raufen sich das halbe Jahr über zusammen; ohne den jeweils anderen wird nichts aus dem Reisetagebuch, das ist ihnen klar. Und sie haben auch ihren Spaß miteinander, etwa bei der Verleihung von Titeln an die Schiffspassagiere in den Kategorien abscheulichstes Kind, peinlichste Frischverheiratete oder All-American Monster.

Die Verlagsbuchhandlung Liebeskind hat den Band nun in deutscher Übersetzung herausgebracht. Caskeys Fotografien spielen in dieser Ausgabe eine untergeordnete Rolle. Eine insofern richtige Entscheidung, als der literarische Wert dieses Reisetagebuchs, also Christopher Isherwoods Beitrag, um vieles höher ist als der fotografische von Bill Caskey.

Isherwood ist ein so phantasievoller wie präziser Beobachter – die bevorzugten Objekte seiner Neugier sind Menschen. Aus dem Verhalten eines Ehepaares beim Abendessen folgert er spekulativ, aber vollkommen nachvollziehbar deren gemeinsame Geschichte, er legt sich auch fest, warum die zwei diese Reise unternehmen. Mit großer Wahrscheinlichkeit sei es die Idee der Frau gewesen: „Sie ist entschlossen, sich zu amüsieren und ihn dazu zu bringen, sich auch zu amüsieren. Die Energie, mit der sie sich dieser Aufgabe widmet, ist wunderschön und anrührend.“ Und diene dazu, die Stimmung ihrer ersten Verliebtheit wiederherzustellen. Isherwood weiß, dass er und Caskey von den übrigen Passagieren auf dem Kreuzfahrtschiff, das sie nach Venezuela bringt, auf ähnliche Weise taxiert werden: „Wir gehören zu jener notwendigen Kategorie ,interessante Leute, die wir auf dem Schiff kennengelernt haben‘. Wir sind wie ,die Ruinen‘ und ,das kleine charmante Restaurant‘. Wir dürfen bei keiner Reise fehlen“, schätzt Isherwood das Urteil der anderen Menschen über sich und Caskey ein – und leitet daraus die eigene Rolle ab: „Unsere Pflicht ist es daher, merkwürdig zu sein. Nicht erschreckend merkwürdig. Das würde ihnen Angst machen.“ Wobei das Merkwürdige an Isherwood für viele Reisebekanntschaften mutmaßlich sein Stil, seine Bildung und Haltung sind, weil ihnen selbst das alles fremd ist.

Neben den Charakterstudien beschäftigen Christopher Isherwood in den Schilderungen seiner Erlebnisse und Recherchen immer wieder auch Überlegungen zu den Auswirkungen, zur Psychologie und zur Ethik des Reisens. Er schmäht ein Dorf in Kolumbien als „Parasitengemeinde“, weil die weißen Bewohner des Kurorts Touristen zu viel berechnen und die benachbarten Indios betrügen würden. Anhand der vielfach beklagten städtebaulichen Modernisierung von Cuzco denkt er zu Ende, was die Fürsprecher einer historisch authentischen Erhaltung letztlich fordern: „zum Vergnügen von Archäologen und romantisch gesinnten Touristen Tausende von Menschen zu einem Leben des Elends und der Krankheit zu verurteilen“.

Südamerika hat sich natürlich verändert in den Jahrzehnten seither, als Reiseanleitung taugt „Kondor und Kühe“ wohl nicht mehr – bezogen jedenfalls auf die besuchten Orte. Als Anleitung indessen, wie man reist, also wie man sich verhält in der Fremde, ist Isherwoods Tagebuch unverändert aktuell. Es handelt von Neugier, aber auch von Diskretion, von Manieren und von Selbstironie. Und davon, dass man unbedingt mit einem Kumpel zusammen aufbrechen sollte.

Christopher Isherwood: Kondor und Kühe. Ein südamerikanisches Reisetagebuch. Aus dem Englischen von Matthias Müller. Verlagsbuchhandlung Liebeskind, München 2013. 368 Seiten, 22Euro.

Ein Anruf bei... Hannu Rintamäki

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Ganz schön kalt ist es im dünn besiedelten Lappland.

SZ: Herr Rintamäki, wie kalt ist es heute in Oulu?

Hannu Rintamäki: Minus 20 Grad heute Morgen.

Tödliche Temperaturen?

Eigentlich ziemlich normal für die Jahreszeit. Aber im Dezember und Anfang Januar war es ungewöhnlich mild, nur um die Null Grad. Und jetzt plötzlich der Einbruch.

Ein Schock selbst für hartgesottene Finnen?

Die Menschen haben über die milden Wochen hinweg vergessen, was Winter bedeutet. Das kann gefährlich sein. Sie sind nicht vorbereitet, haben die Winterkleidung nicht rausgeholt. Manche laufen immer noch mit offener Jacke herum. Die meisten brauchen etwa eine Woche, um sich anzupassen.

Wenn sie bis dahin nicht erfroren sind.

Ja, wobei man sich das nicht so vorstellen darf, dass die Menschen im Schnee liegen bleiben und erfroren sind. Außer sie sind betrunken oder ältere, verwirrte Menschen, die den Weg nach Hause nicht finden. Die meisten anderen sterben an kardiovaskulärem Stress.

Bitte was?

Wenn der Körper plötzlich in die Kälte kommt, pumpt er schnell Blut aus Beinen, Armen und Haut in die inneren Organe und ins Gehirn, um sie zu schützen und möglichst wenig Wärme zu verlieren. Das ist eine starke Reaktion, die das Herz sehr belastet. Wer Herzprobleme hat, erleidet einen Infarkt oder stirbt an Herzversagen.

Die Kälte erschreckt Finnen zu Tode?

Zumindest diejenigen mit schwachem Herzen. Es passiert nicht nur in Finnland, sondern in allen Ländern mit kaltem Winter. Die meisten Menschen wissen nur nichts von der Gefahr. In Finnland sterben jährlich 2000 bis 3000 Einwohner aufgrund niedriger Temperaturen. Bei insgesamt 50000 Toten pro Jahr ist das ein großer Teil. Zum Vergleich: Im Verkehr verunglückten 2012 nur 254 Menschen tödlich.

Könnte daran liegen, dass nicht viel los ist auf Finnlands Straßen.

Im Stich gelassen

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Sie brauchen den Job als Näherinnen, um überhaupt Geld zu verdienen. Die Arbeitsbedingungen sind schlecht und gefährlich. In Dhaka starben mehr als 1130 Menschen, als eine Textilfabrik einstürzte.

Die Näherin Jasemin Akther arbeitete in der achtstöckigen Textilfabrik Rana Plaza in Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch. Sie nähte Blusen für Deutschland, T-Shirts für England und was sonst noch so alles im Dauer-Akkord produziert werden musste. Immer war „Deadline“. Ihr Monatslohn lag weit unter 50 Dollar, trotz der vielen Überstunden. Aber wenigstens hatte sie Arbeit.

Dann, am 14. April 2013, brach das Fabrikgebäude zusammen. Mehr als 1130Menschen starben, 332 Menschen gelten immer noch als vermisst. Es gab mindestens 1800 Verletzte. Die größte Katastrophe in der Geschichte der Textilindustrie.

Jasemin Akther überlebte. Aber sie wurde schwer verletzt, kann kaum noch gehen, nicht mehr arbeiten. Ihre Familie kommt nur schwer über die Runden. Sie hat einen Kredit aufnehmen müssen und muss für diesen Kredit 40 Prozent Zinsen zahlen. Die Näherin wartet auf Hilfe der Unternehmen, für die sie geschuftet hat. Sie wartet auch auf Hilfe deutscher Firmen.

Was war den Opfern, den Verletzten, den Hinterbliebenen nicht alles versprochen worden, gleich nach der großen Katastrophe, als die Journalisten aus aller Welt kamen und die Trümmer filmten.

Geredet wurde über großzügige Entschädigungen für die Hinterbliebenen der Toten, volle Bezahlung der medizinischen Kosten, Weiterzahlung von Löhnen und, wenn irgend möglich, sichere Renten. Nur die irische Firma Primark hat eine Million Dollar für Soforthilfe auf den Weg gebracht und sich um medizinische Versorgung gekümmert. Aber heute, fast ein Jahr nach der Katastrophe, weiß man immer noch nicht, ob jemals das wirklich große Geld kommen wird. Das ergaben Recherchen des ARD-Magazins Panorama und der Süddeutsche Zeitung. Es gibt zwar einige wenige Entschädigungszusagen, doch selbst die sind noch fragil.

Schätzungsweise 29 Modeunternehmen aus aller Welt haben aus Rana Plaza Waren bezogen. Billigketten wie Walmart (USA) waren darunter. Auch Marken des mittleren Segments wie etwa Benetton (Italien). Für Fabrikarbeiterinnen wie Jasemin Akther machte es keinen Unterschied, ob sie eine Bluse für ein drei Euro oder für 50 Euro nähte. Ihr Hungerlohn blieb immer gleich.

Auf Initiative von Gewerkschaften und der Kampagne für saubere Kleidung (CCC) wurden alle Unternehmen Mitte September vergangenen Jahres nach Genf zu Entschädigungsverhandlungen bei der ILO, der Internationalen Arbeitsorganisation der UN, eingeladen. „Wir haben die Firmen regelrecht zum Verhandlungstisch tragen müssen. Bitte, bitte kommen Sie“, sagte Frauke Banse vom CCC. Neun Unternehmen schickten Leute nach Genf. Auch die drei deutschen Unternehmen, KiK, Adler Mode und NKD, standen auf der Einladungsliste. Aus Deutschland kam nur Kik. Die allermeisten Unternehmen blieben den Verhandlungen fern. . „Sie ducken sich weg und finden lauter Ausreden“, sagt Banse. „Ein sehr beschämender Zustand“.

Im Dezember unterzeichneten vier Unternehmen aus Kanada, England, Spanien und Irland eine Absichtserklärung. Man kann, wie die Kämpferin Banse, zuversichtlich sein, dass zumindest daraus was werden wird. Man kann die Vereinbarung aber auch so interpretieren, dass diese Unternehmen nur die feste Absicht haben, dass den Opfern geholfen werden soll. Mindestens 30 Millionen Euro sollen aus mehreren Töpfen, darunter einem Topf der Regierung in Bangladesch, zusammenkommen.

Rechtlich verbindlich ist dieses Memorandum nicht. Alles freiwillig. Und wer bewegt sich als erster? Die Organisatoren der Konferenz haben in diesen Tagen Briefe verschickt, um festzustellen, wie es mit den Willenserklärungen aussieht, wenn es ans Bezahlen geht. Was da passiert, ist so etwas wie organisierte Verantwortungsdiffusion. Jeder verweist auf den anderen. In der Verhaltensforschung gibt es das Phänomen, dass die Anwesenheit von Zuschauern die Wahrscheinlichkeit von Hilfeleistungen senken kann. Das nennt man Bystander-Effekt. Je mehr beteiligt sind, desto weniger setzt sich der Einzelne ein.

Niemand sollte jetzt allein an den Pranger gestellt werden. Jeder für sich hat wenig in Rana Plaza produzieren lassen, alle zusammen produzierten sehr viel. Niemand darf man den Willen, helfen zu wollen, absprechen. Aber man wartet ab, verweist auf dunkle Sub-Lieferanten und ringt die Hände.

Der Discounter NKD beispielsweise, der seit Dezember einen neuen Eigentümer hat, schaltete Aufträge über eine Firma in Deutschland, die dann über eine Adresse in Bangladesch in Rana Plaza produzieren ließ. Gleich nach der Katastrophe im Mai 2013 erklärte NKD, man befände sich „in einer sehr intensiven Prüfungsphase“, wolle aber die Bemühungen um die Entschädigungszahlungen unterstützen.

Im Dezember vertrat NKD „die Ansicht, dass zuerst diejenigen, die diese unermessliche Tragödie verursacht haben, ihren Beitrag, so wie das die entsprechenden Verträge und internationalen Konventionen vorsehen“ leisten. Wann sich das Unternehmen in welcher Höhe an Entschädigungsleistungen beteiligen wird, ist ungewiss. Eine „Abgabe von verbindlichen Zusagen“ sei nicht möglich, hieß es am Mittwoch. Der vielgescholtene Discounter KiK zeigt sich irgendwie verständig, ist noch nicht ganz weg von dem Fonds, sucht aber einem eigenen Weg. Das Schicksal der Opfer sei dem Unternehmen nicht gleichgültig, teilt die Firma mit. Die Firma Adler Mode wiederum sieht sich „nicht unmittelbar in der Verantwortung“. Man habe im November 2012 einem Lieferanten den Auftrag zur Herstellung von zweimal je 7500 Blusen gegeben, teilt das Unternehmen mit. Der Lieferant habe den Auftrag, ohne zu fragen, an einen Sub-Lieferanten weitergereicht, den Adler Mode nicht gekannt habe. „Ohne Wissen“ von Adler Mode sei die Order in Rana Plaza „platziert worden“. Von dem Lieferanten habe man sich getrennt und „aus humanitärem Verantwortungsgefühl“ den Betroffenen „unbürokratisch und schnell“ 20 000 Euro zukommen lassen. Man „bedauere“ das Unglück sehr, könne aber „keine ethische Verpflichtung“ erkennen, „dem Fonds beizutreten“.

Die Näherin Jasemin Akther erkennt die KiK-Bluse aus der „Verona Pooth Kollektion 2013“, die in den Trümmern lag, sofort wieder. Sie drückt sie an sich – eine Erinnerung an diesen schrecklichen Tag, den viele da draußen längst vergessen haben.

Verbissen

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Je wärmer der Sommer, desto aggressiver die Piranhas.

Gebadet wird gerne in diesen heißen Tagen in Argentinien. Es ist Hochsommer im Süden, das Land ächzte bis zuletzt unter einer bleiernen Hitzewelle. Die Bewohner von Rosario und anderen Städten der Region Santa Fe lagen bei fast 40 Grad bevorzugt am Río Paraná, dem grünlichen bis bräunlichen Riesenfluss. Zwar schwimmen in dem Strom außer Surubís und Dorados auch Piranhas, doch die halten sich von Menschen gewöhnlich so fern wie Kaimane. Doch in diesem Sommer beißen die kleinen Fische plötzlich zu. Die Serie der Attacken begann an Weihnachten, die Sanitäter an den Stränden der Rambla Catalunya von Rosario zählten 60 Verletzte. „Es war explosiv“, berichtete Federico Corner von der örtlichen Gesundheitsbehörde. „Auf einmal tauchten da Leute mit Bisswunden an Händen und Füssen auf.“ Einem sieben Jahre alten Mädchen musste der kleine Finger der linken Hand amputiert werden.

In den vergangenen Tagen wurden weitere Offensiven im seichten Wasser gemeldet, auch aus Santa Fe, Posadas und sogar aus Vicente López, einem schicken Vorort von Buenos Aires am gewaltigen Río de la Plata. Die Täter waren Schwärme von Palometas, einer Spezies aus der Familie der Piranhas. Den meisten Südamerikanern sind diese ebenso wohlschmeckenden wie gefürchteten Raubfische mit dem messerscharfen Gebiss allenfalls gegrillt sowie aus Suppen und Horrorgeschichten bekannt. Man verortet sie eher in geheimnisvollen Strömen wie dem Amazonas, neben armdicken Würgeschlangen.

Fischer des Río Paraná dagegen kennen sie längst. „Normalerweise greifen sie nicht an“, berichtete Julián Aguilar von einer Fischer-Vereinigung namens „Das Grätchen“. Bisse der Tiere indes seien schmerzhaft, das habe er bei ungeschickten Griffen ins Fischernetz am eigenen Leib erfahren müssen. Es handle sich bei den Fischen um Raubtiere, deren Aktivitäten sich bei hohen Temperaturen verstärken. Offenbar suchten die Palometas alias Piranhas angesichts von Überfischung und warmer Strömung in Ufernähe nach Nahrung, blutende Wunden zogen sie erst recht an.

Am Sonntag wurden die Strände des Paraná gesperrt. Der Fußballer Lionel Messi aus Rosario, der sich in der Heimat erholt hatte, war da zum Glück bereits unversehrt abgereist. Kaum auszudenken, hätten rasierklingenhafte Zähne seine Zehen erwischt.

Späte Warnung

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Auf der Website kann man überprüfen, ob seine Emailadresse, Passwörter und vertrauliche Informationen gehackt wurden.

Bislang mag vielen Deutschen gar nicht aufgefallen sein, dass es ein Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, kurz BSI, überhaupt gibt. Am Dienstag nun hat das Amt mit einer Warnung bei vielen Deutschen Unruhe und Überforderung ausgelöst. Der Grund: 16 Millionen E-Mail-Adressen samt Passwörtern sind von Ermittlern in einem Botnet, einem mit Schadsoftware infizierten Netzwerk, gefunden worden. Mehr als 12,6 Millionen Internet-Nutzer in Deutschland haben daraufhin das Amt über ein Online-Formular bis Mittwochmittag gebeten zu überprüfen, ob die eigene E-Mail-Adresse in diesem Datensatz auftaucht. Das Amt hat für solche Anfragen die Website sicherheitstest.bsi.de eingerichtet. Bis dato liege die Zahl der betroffenen Adressen bei 884000, sagte BSI-Präsident Michael Hange am Mittwochmittag bei einer Konferenz zur Cybersicherheit in Berlin.

Das BSI verfügte bereits seit Dezember über die Daten. Die späte Reaktion war auf heftige Kritik gestoßen, sei aber unumgänglich gewesen, sagte Hange. Denn es habe Wochen gedauert, die Test-Website zu programmieren und Datenschutzfragen zu klären. Innenminister Thomas de Maizière sprach von einer „vorzüglichen Aktion“ des BSI. Um die laufenden Ermittlungen gegen die Täter nicht zu gefährden, sei die Öffentlichkeit jetzt erst informiert worden.

Die Behörde gab am Mittwoch weitere Details bekannt. Betroffen seien acht Millionen deutsche Benutzerkonten und acht Millionen ausländische. Es handele sich um einen Angriff von Kriminellen, die versuchten, Rechner unter Kontrolle zu bringen, sagte Hange. Bei einer Million Computern sei dies offenbar gelungen.

Die Nachricht des BSI hat zwei Komponenten. Erstens, die Daten wurden in einem Botnet gefunden, also auf Rechnern, die mit Schadsoftware infiziert sind. Das kann passieren, wenn man etwa einen E-Mail-Anhang öffnet– mit dem Klick installiert sich unbemerkt eine kleine Datei auf der Festplatte, und der Rechner kann ferngesteuert werden. Dabei kann es passieren, dass die Schadsoftware die Tastaturanschläge protokolliert und das Passwort abfängt. Der zweite Teil der Nachricht betrifft die 16 Millionen Adressen. Mit der Kombination aus E-Mail und Passwort kann man sich einloggen – die Frage ist nur, wo. Das dürfte stark variieren: von sozialen Netzwerken über Online-Shops bis hin zu tatsächlichen E-Mail-Accounts.

Die IT-Beauftragte der Bundesregierung, Cornelia Rogall-Grothe, sagte in Berlin: „Wir müssen damit rechnen, dass wir in Zukunft öfter solche Vorfälle haben werden.“ Sie kündigte an, die Regierung wolle die Kapazitäten deutscher Sicherheitsbehörden im Kampf gegen Cyberangriffe ausbauen.

Feiner Inselstrich

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Spielzeugautos und bunte Bauklötze türmen sich im Schaufenster. „Lütt & Plietsch“ steht quer auf der Scheibe. Der Spielwarenladen steht mitten in Westerland auf Sylt; er erzählt viel von dem Image, das sie hier liebevoll pflegen. Davon, dass die Welt auf der Insel noch in Ordnung ist und überdies sauber, dass es sich hier genussvoll und mit Stil urlauben lässt – wenn man genug Geld mitbringt.

Doch seit einiger Zeit ist diese Idylle empfindlich gestört. Denn in Westerland will einer investieren, der bei Genuss und Stil an ganz andere Dinge denkt.

In der Fußgängerzone, im selben Gebäude wie Lütt & Plietsch, will Jürgen Rudloff ein Luxusbordell hochziehen. Etwa 2,5 Millionen Euro will der Bordell-Betreiber aus Stuttgart ausgeben, um das ehemalige Kino Strandburg zu einem Klub mit zwölf bis 15 Prostituierten umzubauen. „Wir werden dort auch sexuelle Dienstleistungen anbieten“, sagt Rudloffs Marketingmanager Michael Beretin.

Gegen diese Pläne laufen die Sylter nun Sturm. „Ich werde alles tun, um das zu verhindern“, verspricht die parteilose Bürgermeisterin Petra Reiber. „Der Betrieb könnte Menschenhandel und organisierte Kriminalität nach Westerland bringen.“

Der schwäbische Kaufmann Rudloff ist für Superlative bekannt. In Stuttgart betreibt er Europas größtes Bordell mit knapp 55000 Freiern pro Jahr. Zuletzt hat der 60-Jährige ein 4500 Quadratmeter großes Etablissement in Saarbrücken errichtet. Im März soll es losgehen. Erwartet werden viele Touristen aus Frankreich – dort ist die Prostitution viel strenger geregelt.



In Westerland auf der idyllischen Nordseeinsel Sylt soll ein „Gentlemen’s Club“ eröffnen. Viele Anwohner fürchten Kriminalität und unerwünschte Gäste.

Stuttgart, Saarbrücken und jetzt Westerland: Ausgerechnet in einer der zwei Flaniermeilen, der autofreien Strandstraße, will Rudloff einen „Gentlemen’s Club“ für „gut situierte Männer ab 25“ hochziehen. Sein Geschäftsmodell ist in ganz Deutschland gleich. Die Kunden müssen zweimal zahlen: gut 80 Euro für den Eintritt, Sex kostet extra. Künftig soll hinter der piefigen Rotklinker-Fassade ein Ambiente locken, wie es die Sansibar an der Westküste nicht schöner versprechen könnte: Oben soll es eine Lounge mit Zigarren und Whiskey sowie einen Arbeitsraum geben. Unten an der Bar arbeiten dann die Escort-Frauen. „Für Extras stehen fünf, sechs Zimmer mit Sauna und Dampfbad bereit“, verspricht Beretin. Die Prostituierten würden wie in den anderen Städten auch „auf selbständiger Basis“ arbeiten. „Zuhälter gibt es bei uns keine.“

Wenn der Puff erst mal da ist, dann kommen die Dänen rüber, sagt die Bürgermeisterin

Das klingt alles nach ausgefeilter Planung, auf der Insel allerdings hatten viele davon nichts mitbekommen. Denn nicht Rudloff hat vor mehr als einem Jahr den Bauantrag für den Nobelpuff beim Bauamt Nordfriesland gestellt, sondern die Frau des Unternehmers Rolf Deyhle. Dem Ehepaar gehört das Gebäude, in dem bereits eine billige Tabledance-Bar versteckt ist. Rolf Deyhle ist mit Rudloff befreundet und kennt sich aus im Showbusiness: Einst leitete er die Musical-Firma Stella („Cats“, „Phantom der Oper“). Spätestens bei der Lektüre des Bauantrags hätte das Bauamt aufmerksam werden können: Dort ist von einem „bordellähnlichen Betrieb“ die Rede. Es ist schwer zu glauben, dass die Nordfriesen das nicht richtig verstanden haben.

Bürgermeisterin Reiber hält das Vorhaben so oder so für „eine akute Fehlentwicklung der Insel Sylt“. Wenn der Puff komme, werde er neben Urlaubern auch Sextouristen aus den Nachbarländern locken. „Dann kommen die Dänen rüber“, sagt die 56-Jährige. Dagegen will sie kämpfen, und sie ist nicht allein. Vor Kurzem hat sie Unterstützung von Alice Schwarzer erhalten. Über ihren Emma-Verlag hat die Frauenrechtlerin ein Bücherpaket nach Sylt geschickt. Darin war reichlich Stoff zur Prostitution in Deutschland. Die Lektüre habe sie ernüchtert, erzählt Reiber. Ihr sei klar geworden, dass sich der genehmigte Edelpuff rechtlich schwer stoppen lasse. Daher will die Politikerin nun harte Auflagen durchsetzen und die Betriebszeiten des Bordells einschränken. Sie will erreichen, dass sich die Wege von Spielzeugkäufern, Kindern und Bordellbesuchern keinesfalls tagsüber kreuzen, sondern nur am Abend. Ein letztes Druckmittel soll dabei helfen: Rudloff fehlt noch die Gewerbe-Erlaubnis.

Um die ganze Aufregung zu verstehen, muss man wissen, wie sie auf Deutschlands nördlichster Insel bisher den bezahlten Sex handhaben: sauber, ordentlich und vor allem intern geregelt. Wer Sex gegen Geld will, kann Eve’s Bordell besuchen, ein kleines Etablissement am Rand von Westerland, über das es kaum Beschwerden gibt. Seit acht Jahren führe eine Insulanerin das Haus, erzählt Reiber, alles laufe sehr harmonisch. „Die Betreiberin singt in Keitum im Kirchenchor.“

Rudloff will sich aber nicht bremsen lassen, der Umbau werde bald beginnen, sagt Beretin: „Wir möchten Ende des Sommers aufmachen.

Sich liebende Kollegen

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Wenn man sagt, Nadine und Sebi sind durch pure Leidenschaft zusammengekommen, es wäre nicht gelogen. Wir waren blutjung und durstig und trafen im Überschwang des ersten Semesters die folgenschwere Entscheidung, zusammen einen Film machen zu wollen. Zwei Jahre, anderthalb posttraumatische Belastungsstörungen und eine Unzahl an Magenverstimmungen später wurde dann aus den Kollegen ein Paar und die Leidenschaft, die wir ursprünglich nur fürs Filmemachen teilten, gab es dann auch zwischen uns (gelegentlich).  

Als Paar lief es bei uns in all den Jahren mal besser, mal schlechter. Wir waren mal zusammen, mal getrennt. Wir wohnten mal um die Ecke, mal durch die halbe Nation verstreut. Auch in der gemeinsamen Arbeit gab es Höhen und Tiefen. Mal wählten wir als Ort der gemeinsamen Arbeit die hippsten Cafés in der Kölner Innenstadt, mal telefonierten wir über viele hundert Kilometer. Wir weinten, fluchten, lachten, jagten uns zum Teufel und putzten anschließend wieder gemeinsam die freien Stellen für Filmpreise auf unseren Regalen (wo es noch diverse freie Stellen gibt). Am Ende mussten wir immer wieder einsehen, dass es niemanden gab, der uns so verstand, wie der andere; beruflich wie privat.  

Als wir im Oktober die ersten Schritte in unsere erste gemeinsame Wohnung machten, zog nicht nur ein Pärchen ein, eigentlich wurde auch ein Gemeinschaftsbüro für Filmproduktion- und Entwicklung gegründet. Lange bevor ein Fernseher, eine Pflanze oder geschweige denn ein Bett ihren Platz fanden, wurden erstmal ordentliche Arbeitsplätze eingerichtet, da wir natürlich am selben Abend noch Texte zu schreiben, Filme zu schneiden und DVDs zu brennen hatten. Und da es wieder neue Texte, neue Filme und neue DVDs zu machen galt, als die ersten Tage vorüber waren, pendelte sich eine geschäftige Betriebsamkeit ein, die eher an ein Großraumbüro erinnerte und in der ein ehemals leidenschaftliches junges Pärchen nun Rücken an Rücken saß, über Kopfhörer Musik hörte und wild auf den Tastaturen rumdrückte.  


"Nach 39 abgearbeiteten Zeilen war sie gar nicht mehr so böse, als wir wieder Rücken an Rücken saßen."

"Irgendwie habe ich mir das anders vorgestellt!", rief Nadine bald enttäuscht. Natürlich hatte sie sich das anders vorgestellt! Sie hatte sich vielleicht gewünscht, dass wir uns in wilden Drehbuchbesprechungen anschreien und Geschirr werfen würden, nur um im nächsten Moment durch einen beherzten Kuss die gerade aufgeheizten Gemüter wieder abzukühlen (oder weiter zu erhitzen, je nach Geschmack).Vielleicht hatte sie sich auch vorgestellt, dass wir uns philosophierend auf Ohrensesseln gegenüber säßen und Pfeife (beziehungsweise ein Bild einer Pfeife) rauchten. Aber nie und nimmer wäre ihr so eine nüchterne und kühle Arbeitsatmosphäre in den Sinn gekommen. Ob ich mir das etwa so vorgestellt hätte...? "Och, ja, eigentlich schon!" musste ich zugegeben.  

Ich heckte also mal wieder einen todsicheren Plan aus und plante das in Nadines Augen perfekte Wochenende. Auf einem großen Zettel wurde das Wochenende in drei große Spalten geteilt, eine für jeden Tag, und jede Spalte enthielt Slots à 60 Minuten, von 9 bis 22 Uhr. Jede der 39 Zellen wurde mit den Dingen gefüllt, die Nadine an der gemeinsamen Arbeit gut gefallen. Figurenentwicklung, Dramaturgie, Telefonkonferenz mit Hamburg, Figureninterview, Besinnungsaufsatz. Außerdem: Slots für Spaziergänge, Mittagessen (sehr wichtig für Nadine) und eine kurze Counterstrike-Pause (wichtig für mich). Am Anfang war Nadine begeistert, doch mit jeder verstreichenden Zelle schwand ihr Elan. Und je öfter sie mein arbeitendes Gesicht ertragen musste, desto weniger süß klangen ihr die ganzen schönen Begriffe von Figuren, Drehbüchern und Besprechungen. Und nach 39 abgearbeiteten Zellen war sie gar nicht mehr so böse, als ich mich mit meinem Kopfhörer zurückzog und wir wieder Rücken an Rücken saßen.  

Heute sitzen wir immer noch viel Rücken an Rücken, meistens hören wir aber gemeinsam Nadines Musik, wir haben ihren Computer einfach an die Anlage angeschlossen. Wir haben uns an das Klackern der Tastaturen gewöhnt und manchmal, da kriecht dann doch der eine zum anderen und aus zwei Kollegen wird dann kurz wieder ein Pärchen, zumindest für ein paar Minuten.

Auf der nächsten Seite: Nadine erklärt, warum Sebastian und sie wie "Marianne & Michael" sind (obwohl wie Gundula Gause und Claus Kleber sein cooler wäre).
[seitenumbruch]Bei Paaren, die zusammen arbeiten, muss ich immer an Marianne & Michael denken und dann ist mir nicht ganz wohl. Eigentlich sind Konstellationen wie Loriot und Evelyn Hamann, Gundula Gause und Claus Kleber oder Jogi Löw und Hansi Flick, bei denen immer was in der Luft liegt und doch nie passiert, viel cooler! Hinzu kommt: Die Filmbranche ist eine unstete Branche, in der Beziehungen unter Kollegen zwar besonders häufig, aber auch besonders ungünstig sind.  

Problem Nummer 1: Unstete Branchen bedingen ein unstetes Einkommen. An den Filmhochschulen wird den Studenten empfohlen, sich frühzeitig an Mediziner- und Juristenbälle heranzupirschen, das Tanzbein zu schwingen, von einem abenteuerlichen Leben zu erzählen und so möglicherweise das eine oder andere Herz zu erwärmen. Doch aus Mangel an Zeit begegnet ein Filmemacher diesen abgesicherten Berufsgruppen höchstens im Falle eines Unfalls am Set oder wenn ihn der Motivgeber auf Schadensersatz verklagt. Bleiben also Sebi und Nadine und zwei Zimmer, Küche, Bad statt drei Zimmer, Küche, Bad, weil wir nie wissen, was der nächste Monat bringen wird und daher lieber auf Nummer sicher gehen.  

Problem Nummer 2: Der Pessimismus. Manchmal, wenn Sebi und ich auf der Couch sitzen und mal wieder so richtig abledern über die Öffentlich-Rechtlichen, die Privaten, die Kulturindustrie, die Gesellschaft, das Seiende und das Nichts habe ich das Gefühl, dass hier nicht zwei hoffnungsfrohe Kulturschaffende, sondern zwei desillusionierte Miesmuscheln zusammenleben. Wäre ich vielleicht fröhlicher, wenn ich mir die Wohnung mit einem Bauleiter teilen würde, der abends auf der Couch weiß, was er an diesem Tag geschafft hat? Oder Sebi mit einer Lehrerin, die eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe übernommen und den Kindern wieder etwas Neues beigebracht hat? Vielleicht.

Auf der anderen Seite komme ich mit meiner Schreibblockade viel besser klar, wenn ich mit Sebi Rücken an Rücken sitze und höre, dass er auch nicht tippt, als wenn mein Bauleiter-Freund schon wieder ein neues Haus fertiggebaut hat. Und irgendwie macht es auch einen Unterschied, ob ich Sebi tröste, weil seine Hauptdarstellerin abgesprungen ist, oder ob eine Lehrerin das tut. Und ob Sebi die Lehrerin tröstet, weil sie der Lehrplan deprimiert, oder mich, weil mich die Förderlandschaft deprimiert. Wir müssen uns nicht erst in den Anderen hineinversetzen. Bleiben also Sebi und Nadine, zwei Zimmer, Küche, Bad, Miesmuschelsalat und guter Trost.  

Problem Nummer 3: Das Zeitmanagement. An meinem Gymnasium gab es Herrn und Frau Pulvermüller, die von allen nur „die Pulvis“ genannt wurden. Sie haben sich bestimmt im Studium kennengelernt, unterrichteten beide Mathe und Physik, spazierten morgens gemeinsam zur Schule, gingen nachmittags gemeinsam heim und ich glaube sogar im selben Jahr in Rente. Alle fanden sie zuckersüß, aber insgeheim habe ich mich immer gefragt: Wie machen die das, wenn die immer zusammen sind, wird das nicht irgendwann langweilig?

Wenn zwei Leute aus der Filmbranche zusammen sind, verbringen sie entweder viel zu viel oder gar keine Zeit miteinander. Viel zu viel Zeit, wenn keine Jobs anstehen und beide nur deprimiert aufeinander rumhängen. Gar keine Zeit, wenn der eine auf einem vierwöchigen Dreh ist und der andere das nächste Projekt vorbereitet. Als wir uns entschieden, zusammenzuziehen, hatte ich erst vor dem Zuviel an Zeit Angst. Dann kristallisierte sich aber bald heraus, dass Sebi immer entweder drehte oder im Unterricht war oder als Beleuchter einsprang oder in der Kopierstation arbeitete oder Arbeitstreffen hatte und dass ich jeden Tag von 9 bis 23 Uhr an drei Drehbüchern schrieb. Genaugenommen hatten wir gar keine Zeit. Die Arbeit an gemeinsamen Projekten bildet unsere Brücke; so haben wir uns kennengelernt. Bei der gemeinsamen Arbeit können wir streiten, Spaß haben und still Rücken an Rücken sitzen. Am Ende bleiben Sebi und Nadine, zwei Zimmer, Küche, Bad und gemeinsame Feierabende.  

Ich weiß, Loriot, Evelyn, Gundula, Claus, Jogi und Hansi waren und sind coole Säue. Aber schaut euch mal Bilder von Marianne & Michael an – irgendwie sehen die schon glücklich aus! 

nadine-gottmann

Wie das Internet ... auf Glatteis läuft.

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Das Problem: Es ist Winter und es ist glatt.  





Die Lösungen
:

Erste Variante:
Zu Hause bleiben.  

Zweite Variante: Der Pinguin. Ebenso flugunfähig wie wir Menschen, haben die Tiere in jahrtausendealter Evolution die optimale Vorgehensweise entwickelt, elegant über Dauereis zu watschen. Nämlich: Das Körpergewicht immer auf den vorderen Fuß verlagern. Und: Je rutschiger es wird, desto mehr solltest du auf der Stelle laufen. Ja nicht in den Vorwärtslauf beschleunigen, sobald du dich auf eisfreier Fläche wiegst. Veranschaulicht wird der Pinguinwalk sehr schön in dieser Grafik. 

Dritte Variante
: Die Socke. Modisch ein wenig bedenklich, praktisch aber ein Lebensretter. Über die Schuhe ziehst du dicke Socken, die einzelnen Fasern der Wolle krallen sich in den Untergrund und du bleibst haften.

"Mir fehlt, dass erfolgreiche Künstler auch mal was Politisches sagen!"

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jetzt.de: Ich habe gehört, seit der Veröffentlichung deines letzten Albums hättest du vor allem eines getan: "Länderpunkte" gesammelt. Was ist damit gemeint?
Marteria: Ich spiele seit einiger Zeit ein Spiel mit meinen Freunden, in dem es darum geht, so viele Länder zu bereisen, wie möglich. Für jedes Land gibt es einen Punkt. Ich persönlich fahre aber nicht einfach nur in fremde Länder, um Punkte zu sammeln, sondern möchte dort möglichst viel rumreisen und erkunden. Ein sehr lohnenswertes Spiel also! 

Gibt es Länderpunkte, die dir besonders wichtig sind?
Mir ging es immer darum, Eindrücke zu sammeln. Was das angeht, waren ein paar Länder in Afrika besonders wichtig für mich. Aber auch Island hat mich zum Beispiel sehr beeindruckt. Da wollte ich schon immer mal hin, allein, weil ich großer Björk-Fan bin. Und der Himalaya war auch eine unfassbare Erfahrung.

Mit den Toten Hosen warst du in Argentinien, Campino ist jetzt auch auf deinem neuen Album zu hören. Was verbindet euch?
In erster Linie Fußball (lacht). Nein, natürlich auch viele andere Dinge. Wir sind sehr gute Freunde. Und dann ist da der Generationen-Unterschied: Ich kann viel von ihm lernen, und er auch von mir.



Will vielleicht eine Fußballschule aufmachen: Marten Laciny alias Marteria, 31.


Was denn so?
Im vergangenen Jahr haben die Hosen ja ihr 30-jähriges Bühnenjubiläum gefeiert, da habe ich mal das Umfeld der Band kennengelernt. Wie gut diese Menschen nach so vielen Jahren miteinander umgehen, fand ich toll. Niemand von denen ist arrogant oder irgendwie abgehoben.

Verbindet euch auch eine gemeinsame musikalische Attitüde? Du giltst schließlich auch als Punk deines Genres…
…was ich auch gut finde, obwohl ich mich mit solchen Begriffen schwer tue. Ich finde einfach, dass vieles in der deutschsprachigen Musik sehr monoton klingt, belanglos, und das nicht nur im Hip-Hop, sondern auch in der Popmusik und im Indie-Rock. Es klingt einfach sehr viel sehr gleich. Und da möchte ich nicht mitmachen.

Fehlt dir sonst noch was in der deutschsprachigen Musiklandschaft?
Mir fehlt, dass erfolgreiche Künstler auch mal was Politisches sagen. Gerade wenn man Erfolg hat, sollte man das ab und zu tun. Das wäre dann tatsächlich auch mal ein bisschen Punk.

Du hast schon öfter frauen- und schwulenfeindliche Texte im Hip-Hop kritisiert. Auf dem neuen Album rappst du: "Ich fahr’ mit ’nem eigenen Wagen über den CSD, schmeiß’ Gummis in die Menge und schrei’ gay okay!" Nehmen dir das deine weniger offenen Kollegen womöglich übel?
Ja, ist ja klar. Aber mir ist es relativ egal, was andere darüber sagen. Ich versuche zu vermitteln, was ich denke, nur so kann ich gute Musik machen. Hip-Hop war für mich auch nie das große Proll-Ding, sondern in erster Linie eine Möglichkeit, Schwächere zu beschützen. Als Rapper muss man auch mal die Fresse aufmachen!

Deine Plattenfirma wirbt für dich mit den Worten, du wärst mehr als nur Hip-Hop.
Ach, ich finde das okay. Wenn jemand in meiner Musik mehr darin sieht, nämlich den Teil einer Bewegung, dann ist das schließlich auch das, was ich darin sehe. Als ich angefangen habe, wollte ich helfen, Hip-Hop wieder geil zu machen. Und wenn man sich das heute anguckt, ist es auch gelungen.

http://www.youtube.com/watch?v=fkMg_X9lHMc "Kids", die erste Single zum neuen Album.

Ein zentraler textlicher Begriff deines neuen Albums, nicht nur im Titel, ist Glück. Würdest du dich momentan als glücklich bezeichnen?
Auf jeden Fall. Ich kann machen, was ich möchte, und stehe nicht mit einem Fragezeichen vor den nächsten Aufgaben. Ich weiß genau, was ich wie erreichen kann. Und damit meine ich nicht nur Musik.

Was hast du sonst noch vor?
Zum Beispiel könnte ich mir vorstellen, eine Fußballschule aufzumachen. Man darf jetzt aber nicht denken, dass bei mir nur und rund um die Uhr Glück angesagt ist. Wie im Leben jedes Menschen gibt es auch bei mir eine Kurve, die aus ganz viel Glück auf der einen und ganz viel Trauer auf der anderen Seite besteht. Es geht immer wieder hoch und runter. Das drückt auch diese Platte aus.

Glück schien für dich ja auch immer die große Party zu bedeuten. Ist die jetzt eigentlich vorbei? In deinem Song "Kids" heißt es: "Keiner hat mehr Bock auf Kiffen, Saufen, Feiern" – stattdessen haben alle Jobs, ziehen aufs Land und machen Urlaub in Schweden.
Man kann diesen Song unterschiedlich interpretieren, gerade weil er ein Mix aus Ernst und Spaß ist. Ich meine: Natürlich fahren immer noch viele Leute nach Malle und natürlich sind viele noch hart am Feiern. Das ist ja auch okay. Die Kritik ist eher die am Bild, das viele von uns und unserer Gesellschaft in Deutschland haben. Dieses Bild davon, dass tatsächlich alle immer glücklich und stark sind. Das ist nämlich ganz großer Quatsch.

Brauchst du denn noch die große Party? Brauchst du noch das Kiffen, Saufen und Feiern, um glücklich zu sein?
Nein, es ist nicht so, dass ich jede Nacht raus muss. Aber ich finde, es gehört dazu, ab und zu auch mal abzufeiern, die Sau raus zu lassen und auf alles zu scheißen.




"Zum Glück in die Zukunft II" von Marteria erscheint am 31. Januar.

"Nach Russland will gerade niemand"

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Gemeinsam mit dem Partner auf einem goldgelben Strand Eis am Stiel zu genießen – das höchste aller Gefühle. Doch nicht für jeden ist Erholung am Strand selbstverständlich, nicht jeder kann im Urlaub seine Gefühle öffentlich zur Schau stellen. Viele Schwule und Lesben stehen schon bei der Wahl des Urlaubszieles vor schwierigen Abwägungen. Kann man als Tourismusbüro eine Wohlfühlgarantie versprechen, wenn man als Reisender mit Diskriminierung rechnen muss? jetzt.de hat sich mit Ilhan Alakara, der in München das schwul-lesbische Reisebüro „Rosa Reisen“ betreibt, über das Schwulsein im Urlaub unterhalten.

Jetzt.de: In Russland gelten homosexuellenfeindliche Gesetze, in Australien wurde letztes Jahr die Legalisierung der Homo-Ehe durch eine Entscheidung des Obersten Gerichts gekippt und in Indien wird gleichgeschlechtlicher Sex wieder unter Strafe gestellt. Gibt es Reiseziele, von denen Sie abraten? 
Ilhan Alakara: Wir boykottieren nicht pauschal ganze Staaten. Homosexualität gibt es letztlich überall. Wenn wir in ein bestimmtes Land keine Reisen anbieten, leiden auch die Schwulen vor Ort darunter. Da stehen wir im Dilemma zwischen der Unterstützung eines homophoben Staates durch Tourismus und der Tatsache, dass wir Schwulen und Lesben vor Ort Kontakt zu Gleichgesinnten ermöglichen wollen. Das gilt auch, wenn Homosexualität juristisch verfolgt wird. Ich war selbst in Dubai und habe dort unerwartet eine Schwulen- und Lesbenszene entdeckt. Wir möchten es jedem Menschen ermöglichen, seine Reiseziele umzusetzen.

Und im Fall von Russland, wo Gesetze „homosexuelle Propaganda“ unter Strafe stellen?
Nach Russland will gerade niemand. Durch das neue Gesetz sind wir als Reisebüro da sehr vorsichtig bei Empfehlungen. Ich habe keine Kunden, die in letzter Zeit dort waren, um die Stimmung zu beurteilen.

Nach welchen Kriterien suchen sie Reiseziele aus? Haben Homosexuelle spezielle Bedürfnisse?  Grundsätzlich vermitteln wir Reisen in alle Regionen. Wir arbeiten mit jedem Hotel zusammen, das sich Schwulen und Lesben gegenüber offen zeigt. Wenn ein Kunde zu uns kommt, richten wir uns zuerst nach seinen Bedürfnissen. Die sind meist die gleichen wie bei heterosexuellen Männern: Sonne, Strand, Meer. Danach ist entscheidend, ob man Kontakt zu anderen Schwulen sucht. Die klassischen Ziele sind dann Mykonos, Ibiza oder Grand Canaria. Ein „schwuler Strand“ ist für die meisten ausschlaggebend.




Sind jetzt, im Winter, nicht eher wärmere Reiseziele wie die arabischen Staaten, die Homosexualität weitgehend unter Strafe stellen, beliebt?
Ja, in Ländern wie beispielsweise Ägypten, Tunesien und Marokko werden homosexuelle Touristen aber geduldet. Wir weisen unsere Kunden darauf hin, dass sie ihre Verhaltensweisen dort anpassen müssen. Die Verantwortung bleibt letztlich bei den Reisenden.

Wie ist es für Schwule in ein solches Land zu reisen?
Die meisten Schwulen wissen sich anzupassen. Sie tragen ihre sexuelle Ausrichtung nicht nach außen, wenn es gefährlich für sie ist. Diese Leute wollen als Mensch in ein anderes Land reisen – nicht als Homosexueller. Die Angst, entlarvt zu werden bleibt natürlich. Zu einer Geldstrafe oder Verhaftung ist es unter meinen Kunden noch nicht gekommen.

Gibt es eine steigende Akzeptanz für homosexuelle Touristen?
Mir fällt leider eher auf, dass immer mehr Anti-Schwulen-Gesetzte erlassen werden. Früher wurde Schwulsein in vielen Gegenden lediglich tabuisiert. In Afrika stellt gerade ein Land nach dem anderen Gesetze auf, die Homosexualität unter Strafe stellen. Meiner Meinung nach sind dort die Staaten, nicht die Gesellschaft, dafür verantwortlich. Die Regierungen versuchen ein Feindbild zu erschaffen, um das Volk an sich zu binden. Aber natürlich gehen gleichzeitig viele Länder dazu über, gleichgeschlechtliche Ehen zu legalisieren.



                                                         Ilhan Alakara

Gibt es einen Unterschied bei den Reisen von Jugendlichen und Erwachsenen?
Im Grunde ist das auch immer eine Frage des Budgets. Aber viele junge Leute tendieren zu Städte- und Rucksackreisen. Spanien ist zurzeit sehr beliebt. Aber der klassische Partyurlaub bleibt ein „Muss-Angebot“. 

Reisen viele ins Ausland, um dort zu heiraten?
Wir vermitteln vor allem Flitterwochen. Komplette Hochzeitsreisen werden nicht von uns organisiert. In Florida, aber auch auf den Seychellen oder auf Maurizius gibt es einige Fünf-Sterne-Hotels, die Trauungen für Schwule und Lesben anbieten. Ein Freund von mit hat neulich in San Francisco geheiratet – ich war Trauzeuge. Wenn man dort eine Ehe schließt, wird sie auch hier als eingetragene Lebenspartnerschaft akzeptiert. Aber das sind eher Einzelfälle.

Wie unterscheidet sich ihr lesbisches Angebot von dem für Schwule?
Es gibt nur sehr wenige Angebote, die speziell auf Lesben geeicht sind. Das liegt auch etwas am Verhalten vieler lesbischen Frauen. Die sind meistens sehr zurückgezogen und fühlen sich von Wellnessangeboten angezogen. Nicht so wie die schwulen „Party People“.

Ihr Slogan lautet „Schwules Reisen zu Heteropreisen“. Wie ist das zu verstehen?
Ich bin seit 15 Jahren im Geschäft. Damals war es so, dass man für ein schwules Hotel einen höheren Preis zahlen musste als für ein gewöhnliches. Ich wollte dem entgegenwirken. Mittlerweile kann ich jedoch auf ein schwules Publikum spezialisierte Unterkünfte anbieten, die billiger sind als die meisten anderen. Den Spruch könnte ich also langsam abändern. Jetzt kämpfen wir mehr mit der Konkurrenz aus dem Internet.
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