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Hat Kanye das wirklich gesagt?

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Logisch, auch ein Popstar hat mal Angst. Von einem meterhohen Bühnenpodest zu stürzen, kann schließlich lebensgefährlich sein! Aber kaum sinniert Kanye West vor laufendem Mikrofon über sein Berufsrisiko und vergleicht es mit dem von Soldaten an der Front, blasen Amerikas Patrioten zum Sturm gegen ihn. Dabei ist der Soldaten-Vergleich noch der harmloseste von allen Sprüchen, die Herr West im vergangenen Jahr in Interviews so rausgelassen hat. Wir haben die besten zusammengetragen - und noch ein paar erfunden. Kannst du erraten, welche echt sind?

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Mal angenommen, Kanye käme am Flughafen an und müsste beim Zoll seinen Beruf in ein Formular eintragen. Was würde er am liebsten schreiben?

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Auch ein Multimillionär ist nicht frei von Zweifeln und Sorgen. Was empfindet Kanye West als den "größten Schmerz in meinem Leben"?

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Der größte Stolz von Kanye West, das hat er oft genug gesagt, ist sein "Instinkt". Nur: Wohin genau hat ihn der geführt?

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Herr West ist seit 2012 auch Modedesigner. Zu seinem Ärger werden seine Ideen branchenseitig nicht immer mit dem nötigen Enthusiasmus aufgenommen. Besonders übel spielte ihm das Modehaus Fendi mit, das eine seiner liebsten Klamotten-Kreationen ablehnte. Welche?

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Modefrage Nummer zwei: Was geht für die Stilikone Kanye West klamottenmäßig mal gar nicht klar?

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Sechs Nummer-Eins-Alben in Folge, 21 Grammys: Kanye West braucht große Vergleiche in der Musikbranche nicht zu scheuen. Und das tut er auch nicht, eher im Gegenteil. Deshalb fragen wir: Mit wem verglich sich Kanye West in diesem Jahr nicht? Nur eine Antwort ist richtig.

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Gar nicht so leicht? Na gut, noch mal die gleiche Frage: Mit wem hat sich Kanye 2013 nicht verglichen? (Auch hier ist nur eine Antwort richtig.)

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Aber auch der rhetorische Schulterschluss mit Kollegen macht nicht automatisch glücklich. Wonach sucht Kanye nach Eigenaussage noch?

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Der zentrale Song auf seinem im Juni erschienen Album "Yeezus" lautet "I Am A God (feat. God)". Klare Ansage, fragt sich nur: Was war der Anlass, dieses Lied zu schreiben?

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Im September brachte ein Sketch von Late-Night-Talker Jimmy Kimmel den Rapper in Rage. Wie raunzte Kanye West den Moderator auf Twitter an?

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Wir zitieren noch mal Twitter: Welchen guten Ratschlag hat Kanye dort wirklich gegeben?

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Letzte Frage, wir wechseln zum Thema Fans. Vervollständige folgenden Satz von Kanye: "Wenn du Kanye-West-Fan bist, bist du..."

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Welche wissenschaftliche Erkenntnis konntest du der Welt offenbaren?

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Ferienzeit ist leider oft auch Hausarbeitenzeit. Eigentlich würde man in den freien Tagen ja gerne wegfahren oder zumindest die aktuelle Staffel "Homeland" zuende gucken. Stattdessen findet man sich oft in einer Atombunker-ähnlichen Bibliothek oder einem düsteren Arbeitszimmer wieder, in dem man nun unter Druck noch schnell eine Hausarbeit zusammenlöten muss.

Je länger diese Phase andauert, umso egaler wird einem auch die wissenschaftliche Fragestellung, für die man sich zumindest anfangs noch ansatzweise interessierte. Denn wenn man ehrlich ist: Sooo wichtig ist es halt doch nicht für die Welt zu erfahren, ob die PR-Strategie einer lokalen Biermarke gezündet hat oder ob Tyrannen auf Sardinien tatsächlich unter die Definition von "autoritäres Regime" fielen. Also füllt man zwanzig bis hundert Seiten mit Geschwafel - um dann im Fazit einen notdürftigen Bogen zur eigentlichen Frage zurückzuschlagen. "Der Prof liest doch eh nur den Anfang und den Schluss" ist dabei eine beliebte Argumentation. Manche gehen dabei sogar so weit, dass sie absichtlich absurde Schwachsinnsformulierungen ins Füllmaterial zwischen Einleitung und Fazit einbauen - einfach um zu testen, ob der Korrektor es überhaupt mitbekommt.



Wie unfreiwillig komisch die Konklusionen aus Abschlussarbeiten sind, zeigt nun ein Tumblr: Auf "Lol my Thesis" werden die besten Sätze aus Abschlussarbeiten gesammelt - teilweise die Ergebnisse jahrelanger Arbeit. Beispiele gefällig?

"Sometimes, politicians put their penises in things that they should not."  American Studies, Kalamazoo College

"Art on the internet is often hard to define, as are the concepts of ‘art’ and ‘internet’." Art History, Princeton.

"A bunch of monopoly-hating pirates in the Indian Ocean started their own monopoly. And weren’t actually pirates." History, UC San Diego

Wie ist das bei dir? Hast du schon einmal aus Verzweiflung totalen Schwachsinn in einer Arbeit geschrieben? Wie war die Reaktion des Dozenten daraus? Oder konntest, ganz ernsthaft, schon einmal eine echte wissenschaftliche Erkenntnis am Ende präsentieren, die nicht erfunden war?

Überreizt

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Coolness, sagt Mark Zuckerberg, sei ihm eigentlich ziemlich egal. „Die Leute denken immer, dass wir cool sein wollen. Dabei war das nie mein Ziel. Ich bin der uncoolste Mensch, den es gibt“, sagt der Chef von Facebook. Sein soziales Netzwerk solle nicht hip sein, sondern so unverzichtbar wie Elektrizität. Strom sei nach seiner Erfindung auch aufregend gewesen – und irgendwann so normal, dass sich niemand mehr für ihn begeistert. „Aber schalten deshalb weniger Leute das Licht an?“, fragt Zuckerberg.



Zuckerberg hat die Befürchtung mit dem Einsatz von Werbevideos einige Nutzer zu verschrecken. Dennoch werden diese jetzt in den USA getestet.

Strom kommt allerdings sehr unaufdringlich aus der Steckdose. Facebook hat die Nerven vieler seiner Benutzer schon öfter strapaziert – und nun einen nächsten Schritt verkündet: Werbevideos. Bald werden die Nutzer des sozialen Netzwerks in ihrem Nachrichtenstrom – das ist die Seite, auf der man sieht, was andere Leute bei Facebook so treiben – Filmchen vorfinden, die sich automatisch starten und nicht wegklicken lassen. Will ein Nutzer die Werbung nicht sehen, muss er weiter nach unten scrollen. Den Ton zum Film gibt es erst, wenn man auf das Video klickt, um es im Großformat anzuschauen. Das Ganze geschieht sowohl auf dem Computer als auch auf Smartphones und Tablets. Erst einmal gibt es die Clips testweise nur in Amerika.

Facebook-Nutzer regen sich gewaltig auf über die Videowerbung, Technikexperten suchen nach Möglichkeiten, die Werbefilme zu blockieren. Zuckerberg hat monatelang gezögert, die neue Werbeform einzuführen – aus Angst, die Nutzer zu verschrecken. Doch Facebook geht bei der Suche nach neuen Einnahmequellen immer weiter, so weit wie möglich. Werbung ist für Facebook ein permanenter Grenzgang. Geht sie den Nutzern nur ein bisschen auf die Nerven, ist das gut fürs Geschäft, schließlich lassen sich Anzeigen, die sofort ins Auge springen, teuer verkaufen. Die Frage ist nur, wann sie den 1,2 Milliarden Nutzern so lästig sind, dass diese sich abwenden.

Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass Videos, die automatisch starten, ziemlich nahe an dieser Grenze liegen. Laut einer Umfrage des Marktforschers Analytic Partners finden 83 Prozent der Facebook-Nutzer sie aufdringlich. Zuckerberg geht das Risiko aber ein, schließlich schalten Unternehmen gern Werbung in Videoform und bezahlen dafür mehr als für die Anzeigen, mit denen das soziale Netzwerk bislang sein Geld verdient. Zuckerberg will einen Teil des immer noch riesigen Budgets für Fernsehwerbung abbekommen – allein in den Vereinigten Staaten schalten Unternehmen pro Jahr für rund 66 Milliarden Dollar Werbung im Fernsehen. Facebook ist an der Börse notiert, zuletzt lief es ganz gut. Das Unternehmen schreibt Dank der Werbung Gewinne, und die Aktie steigt.

Anders als Zuckerberg sorgen sich Börsianer um die Coolness. Seit sich auch Eltern und Großeltern anmelden, finden Teenager laut mehrerer Studien Facebook nicht mehr so spannend. Das drückt auch auf den Aktienkurs. Und nun steht Zuckerberg noch mehr Ärger bevor. Er muss sich vor Gericht dem Vorwurf der Irreführung von Investoren stellen. Ein US-Bundesbezirkgericht ließ eine Klage zu. Der Vorwurf: Facebook hätte vor seinem Börsengang interne Prognosen offenlegen müssen.

„Ich dominiere das Bild, das ich von mir zeige“

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Das wache, junge Gesicht aus dem Film sieht müde aus. Der Medientrubel, das Reisen, die Kontroversen haben feine Ringe unter ihre haselnussbraunen Augen gezeichnet. Am Montagmorgen nach der Verleihung des Europäischen Filmpreises sitzt Adèle Exarchopoulos im Schneidersitz zwischen halb gepackten Koffern auf dem Boden ihres Berliner Hotelzimmers. Ungeschminkt, weißes Shirt, schwarze Hose. Ihr Frühstück ist eine Zigarette. Mit der freien Hand fährt sie sich durchs nasse Haar, spricht mit einer ungezwungenen Mischung aus Englisch und Französisch – so unverstellt und unmittelbar wie in den unzähligen Nahaufnahmen des Films.



Adèle Exarchopoulos, 20 Jahre alt, Preisträgerin der Goldenen Palme von Cannes.

SZ: Nach drei Stunden des Films „Blau ist eine warme Farbe“ kennt der Zuschauer buchstäblich jede Pore Ihres Körpers. Wie gehen Sie mit dieser ungeheuren Nähe um – jetzt, wo Sie mit dem Film herumreisen und so viele Reaktionen bekommen?
Adèle Exarchopoulos: Alles begann im Mai in Cannes, und das war vollkommen unwirklich für mich. Es ging so rasend schnell, ich hatte gar keine Zeit nachzudenken. Meine Familie war dabei, und eigentlich habe ich meine ganze Nervosität auf die Tatsache übertragen, dass sie mich nackt sehen werden, sich vielleicht schämen würden. Es ist ja nicht so, dass mich Sexszenen überhaupt nicht in Verlegenheit bringen – aber ich hatte vorher ein Jahr Zeit, mich daran zu gewöhnen. Trotzdem ist es eigenartig, was der Film mit den Zuschauern macht. Nach der Vorstellung kamen Fremde auf mich zu und sagten: „Ich habe das Gefühl, dich zu kennen.“ Insofern war es die harte Arbeit wert.

Fühlten Sie sich manchmal ausgestellt, im voyeuristischen Sinn?
Nein. Niemals. Ich bin ja kein Objekt, kein Opfer. Ich dominiere das Bild, das ich von mir zeige. Auch wusste ich von Anfang an, auf was ich mich einlasse: darauf nämlich, alles, wirklich alles zu zeigen, was dieses Mädchen Adèle erlebt und fühlt. Und das alles auch natürlich darzustellen, mit kleinen Gesten. Die einfachen, alltäglichen Handlungen – das fand ich viel schwerer, als etwa vor der Kamera zu weinen.

Und die Liebe zu einer Frau zu spielen?
Das war weniger ein Problem. Ein Mädchen zu spielen, das jungfräulich ist, zerbrechlich, unsicher und ohne jede Erfahrung – das fand ich schwerer. Und auch die ersten, unbeholfenen Versuche, verführerisch zu sein.

Adèle ist das emotionale Zentrum des Films, wandelt sich vom Schulmädchen zur selbstbewussten jungen Lehrerin.
Tatsächlich war das am schwersten, diesen Prozess des Erwachsenwerdens zu spielen, den Adèle selbst ja gar nicht bemerkt. Es geht nicht nur um den Übergang von der Schule ins Leben, es geht ums Lernen ganz allgemein. Wenn man das erste Mal verliebt ist, kennt man noch keine Regeln, keine Grenzen, weiß nicht, wie man sich schützen soll. Man gibt sich voll hin.

Wichtig wird auch der Klassenunterschied zwischen Adèle und ihrer großen Liebe Emma, der letztlich alles überschattet...
Für mich ist der Klassenunterschied gar nicht der wichtigste Grund für das Scheitern dieser Liebe. Es liegt vielmehr daran, dass sie aufhören, miteinander zu reden. Sie sind sich so nah, dass sie es viel zu spät bemerken. Für Abdellatif Kechiche, unseren Regisseur, wiegen die sozialen Unterschiede sicherlich schwerer. Er spielt auch damit: Emma denkt, sie sei Bohème, ein Freigeist, ganz unabhängig. Sie ist es aber nur vermeintlich. Gleichzeitig findet sie Adèles Ambitionen spießig.

Das Verhältnis zu Ihrer Schauspielpartnerin Léa Seydoux wirkt nicht nur im Film sehr eng – bei der Pressekonferenz in Cannes hatte man den Eindruck, Sie sind echte Komplizinnen...
Ja, wir haben uns vom ersten Moment an verstanden. Es war wie eine plötzliche, wilde Schwärmerei, nur eben freundschaftlich. Unsere erste gemeinsame Szene war ja gleich eine der Nacktszenen. Wir mussten das Eis sofort brechen.

Die allererste Szene, in der Sie gemeinsam gespielt haben, war die Sexszene?
Ja. Die allererste!
Das war vom Regisseur so beabsichtigt?
Ja, auf jeden Fall. Trotzdem war die Nähe zwischen uns sehr natürlich, nicht gezwungen. Wir haben während der fünf Monate am Set wirklich alles miteinander geteilt, uns unterstützt und getröstet. Wir waren enge Freunde – und sind es immer noch. Im Sommer haben wir zusammen Urlaub in der Provence gemacht.

Léa Seydoux ist ja schon länger ein Star des französischen Films, hat auch schon mit Quentin Tarantino, Ridley Scott und Woody Allen gearbeitet. Was haben Sie von ihr lernen können?
Sie hat mir nie einen konkreten Ratschlag gegeben, aber ich habe viel beim Beobachten gelernt. Sie kam wirklich unglaublich gut vorbereitet ans Set. Wenn man, wie sie, tatsächlich versucht, seine Figur zu verstehen, schafft man es auch, sie zu bestimmen und sich zu eigen zu machen. Léa hat aber auch natürliches Talent. Ihr Gesicht ist die perfekte Projektionsfläche. Sie kann alles sein, was du willst. Das ist es, was für mich eine Schauspielerin ausmacht.

Ihre zahllosen Nahaufnahmen wirken oft, als seien Sie sich der Kamera gar nicht mehr bewusst gewesen. Wie schafft man das?
Wir haben die Kameras wirklich vergessen, weil sie ständig um uns herum waren. Für Abdellatif war es wichtig, uns niemals räumlich oder zeitlich festzulegen – das war eine seiner Regeln. Manchmal hat er die Kamera eine Stunde laufen lassen, während wir improvisierten. Und manchmal wusste ich noch nicht einmal, wann die Aufnahme begann, oder wo die Kameras standen. In einer Szene filmte mich ein Kameramann vom Ast eines Baumes aus.
Klingt fast nach Überwachung à la Big Brother.
Jedenfalls waren die Kameras nicht fremd, sondern Teil der Erfahrung. Es ist schwer zu erklären. Bei den langen Szenen hat es geholfen, dass Abdellatif die Aufnahme nicht ständig unterbrach. Am Set war ich die ganze Zeit Adèle, die Figur. Es fühlte sich aber nicht unbedingt künstlich an, diese Figur zu spielen – nicht weil wir denselben Namen tragen, sondern weil es so wenig Regieanweisungen gab. Abdellatif will nicht, dass man eingeengt ist. Er würde dir niemals sagen, auf welchen Markierungen du stehen und wie du dich bewegen sollst. Ich denke, dieser Realismus ist der Grund, warum er Filme macht. Er will ganz nah bei der Wahrheit bleiben.

Léa Seydoux und Sie haben in Interviews gesagt, Kechiche wäre auch herrisch, rücksichtslos, gar tyrannisch gewesen – ein „gepeinigtes Genie“, dessen Manipulationen schwer zu ertragen waren. War es wirklich so schrecklich, oder wurde das von den Medien aufgebauscht?
Beides zugleich. Natürlich haben sich alle darauf gestürzt, was wir über die Dreharbeiten gesagt haben, und jeder hat daraus seine eigene Geschichte gemacht. Wir wollten Abdellatif weder denunzieren, noch uns selbst als Opfer darstellen. Aber ja, er ist ein sonderbarer Mann. Er verlangt von dir, alles zu geben – weil er das selbst tut. Er will, dass du wirklich an deine Grenzen gehst, dich völlig in der Geschichte verlierst, auch wenn das heißt, dass ein und dieselbe Szene eine ganze Woche lang wieder und wieder gedreht wird. Es war unendlich anstrengend, nicht zu wissen, wo er dich hinführt, einfach immer weiterzumachen. Aber ich habe auch nach und nach verstanden, dass er niemals eine Einstellung beendet hätte, wenn er nicht überzeugt gewesen wäre, das Beste aus mir herausgeholt zu haben.

Könnte es sein, dass große Kunst immer auch etwas mit Leiden zu tun hat?
Vielleicht bin ich noch zu jung, um das zu beantworten. Natürlich findet da eine Art der Manipulation statt zwischen Regisseur und Darsteller. Ich meine das aber überhaupt nicht negativ. Ich halte das für etwas sehr Menschliches. Genauso wie Selbstzweifel. Es gehört dazu.

Diese seltsame Abhängigkeit ist also auch Teil der Faszination für Sie?

Ich muss dem Regisseur blind vertrauen, ja. Und ich mag diese Art von Zusammenspiel auch – es ist Teamarbeit. Natürlich ist es erniedrigend, wenn du von drei Kameras gefilmt wirst, während du stundenlang Orgasmen vortäuschst. Aber er hat uns keine Befehle gegeben. Er ist nicht wie Hitchcock, sieht seine Schauspielerinnen nicht als bloße Objekte. Es geht ihm um die ehrliche Darstellung intimer Momente.

Würden Sie noch einmal mit ihm zusammenarbeiten?

Nicht in nächster Zeit. Aber ja! Er ist einer der besten Regisseure des französischen Kinos. Es wäre merkwürdig, Nein zu sagen.

Julie Maroh, die Zeichnerin der Graphic Novel, die dem Film zugrunde liegt, kritisierte die Sexszenen als „lächerlich“. So hätten Frauen keinen Sex miteinander. Was sagen Sie dazu?
Ich hatte leider nie die Gelegenheit, sie zu treffen. Ich finde ihre Graphic Novel toll, verstehe den Sinn dieser Diskussion aber nicht. Ich bin sogar ein bisschen enttäuscht über ihre Kritik. Man muss doch nicht lesbisch sein, um zu wissen, wie man mit einer Frau schläft. Hieße das nicht, dass jede Frau ohne Erfahrung es erst einmal nicht richtig macht? Das würde ja dann auch für Heterosexuelle gelten. Auch ist es gar kein Film über Homosexualität.
Sondern?
Über die Liebe zwischen zwei Menschen. Ich finde, es kann einem vieles an der Szene missfallen: die Lichtsetzung, die schauspielerische Leistung oder die vielen Nahaufnahmen. Aber du kannst doch nicht sagen, dass Lesben so keinen Sex haben. Wer bist du denn, um das zu wissen? Dafür ist Sex zu individuell. Ich finde solche Aussagen sehr gefährlich, weil sie Menschen in Schubladen stecken. Genauso wie es zu einfach ist, den Film darauf zu reduzieren, dass ein alter Regisseur zwei junge Darstellerinnen vor seiner Kamera Sexszenen spielen lässt. Für mich ist das eine viel zu eingeschränkte Sichtweise – auf Sex, auf Kino, auf die Dinge im Allgemeinen.

Sie sind gerade erst zwanzig Jahre alt geworden und haben bereits eine Goldene Palme gewonnen – mit Seydoux und Kechiche zusammen. Jetzt sind Sie eine von nur drei Frauen, die den prestigeträchtigen Preis je erhalten haben. Wie fühlt sich das an?
Ich denke, so richtig habe ich das noch gar nicht begriffen. Am Anfang habe ich einfach gedacht: „Cool, ich werde mit dem Film auf Weltreise gehen.“ Ohne zu verstehen, was das bedeutet. Selbstverständlich spüre ich Druck von außen. Es wird viel von mir erwartet, dabei weiß ich noch nicht mal selbst genau, wozu ich fähig bin. Deutschland ist eines der letzten Länder, das ich für „Blau ist eine warme Farbe“ besuche. Es ist gleichzeitig traurig und aufregend, von hier aus weiterzumachen. Ich freue mich auf die neuen Projekte. In Sara Forestiers „Qui vive“ spiele ich eine Stotterin. Beruhigend ist es auf jeden Fall zu wissen, dass ich eben so schnell wieder aus dem Licht in den Schatten zurückkehren kann, wenn ich mal eine falsche Rollenentscheidung treffe. Es ist wichtig, zu scheitern. Perfektion ist langweilig.

Der streitbare Professor

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Siegfried Mundlos holt aus seiner Aktentasche eine Flasche Wasser heraus, stellt einen Becher vor sich auf den Zeugentisch und packt seinen Apfel aus. Der Vater des Neonazis Uwe Mundlos hat sich auf einen langen Tag eingerichtet, und er will es sich wohl ein wenig gemütlich machen im Gerichtssaal. Der Mann war Informatikprofessor, ist in Rente, und nun sieht er sich interessiert um. Er mustert das Gericht, die Verteidiger, die Nebenkläger im NSU-Prozess. Dann will der Professor erst mal etwas erklären. Die Unschuldsvermutung, die müsse bitte gewahrt werden. „Sie sind nicht hier, um solche Stellungnahmen abzugeben“, geht Richter Manfred Götzl dazwischen. „Gehen Sie bitte darauf ein, was Sie gefragt werden. Sie bestimmen nicht den Gang der Verhandlung.“



Siegfried Mundlos, der Vater des Neonazis Uwe Mundlos, wird als Zeuge im NSU-Prozess gehört. Anstatt auf Fragen zu antworten belehrt er den Richter.

Siegfried Mundlos soll als Zeuge darüber berichten, wie alles begann mit Beate Zschäpe und seinem Sohn Uwe. Wie die beiden ein Paar wurden, und wie der Sohn Kontakt zu Neonazis bekam. Doch der Professor a. D. hat seine eigene Agenda. Er hat einen ganzen Block dabei, dicht beschrieben, und es wirkt so, als wolle er selbst Anklage erheben: gegen den Staat. Gegen den Verfassungsschutz, der „die naiven jungen Leute“ in die rechte Szene gezogen habe, und gegen den Generalbundesanwalt, der von „Verschwörungstheorien“ gesprochen und damit vielleicht auch den Vater Mundlos gemeint habe. „Da fühle ich mich sehr bedrängt als Zeuge“, sagt Siegfried Mundlos. Ihm gehe es darum, dass alles in den Prozess mit einbezogen wird, was der Wahrheitsfindung dient. Ja, sagt Götzl: „Das ist aber unsere Aufgabe, und wir werden uns darum kümmern. Das ist nicht Aufgabe des Zeugen.“ Und später belehrt Mundlos auch noch die Staatsanwaltschaft: Er wolle wissen, wer hinter dieser Sauerei steckt. „Das deutsche Volk wird Ihnen diese Sache nie abkaufen.“

Aber wie war denn nun Uwe Mundlos, der Sohn? Der Mann, der später als NSU-Terrorist gemeinsam mit seinen Freunden Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe zehn Morde und 15 Raubüberfälle verübt haben soll? Der dann in einem Wohnmobil erst Böhnhardt und dann sich selbst erschossen hat, als sie von Polizei umstellt waren? Wie war dieser Uwe, den der Vater nach der Flucht 1998 nie wieder gesehen hat? „Sehr lieb“, sagt der Vater. Vor allem zum behinderten Bruder. Und sehr ehrlich. Ein „systemkritischer Kämpfer“ zu DDR-Zeiten.

Nach der Wende lernte der Sohn Beate Zschäpe kennen, es war seine erste Freundin. Beate sei nicht damit einverstanden gewesen, dass ihr Freund Springerstiefel trug, sie habe auch lieber in die Disko als zu Demos gewollt. „Ich dachte, es gelingt Beate, ihn von diesem Spleen abzubringen“, sagt Vater Mundlos. Damals hätten viele aus dem Freundeskreis Diebstähle begangen, „toi toi toi, das hatte mein Sohn nicht nötig“. Er habe den Sohn und seine Freunde zum Campen gefahren, „damit sich die jungen Leute nicht von irgendwelchen Rattenfängern fangen lassen“.

Dass sein Sohn nach rechts abdriftete, hat Siegfried Mundlos geärgert. Aber der Vater stellt den Sohn, so schwer die Vorwürfe der Anklage auch sind, als naiven Mitläufer dar, als Verführten. Über Beate Zschäpe sagt er, sie habe er eher als links eingeschätzt. Da sie einen rumänischen Vater habe, würde sich Fremdenhass ja auch verbieten, sagt Siegfried Mundlos.

Richter Götzl möchte nun wissen, wie Zschäpe und ihr Freund miteinander umgegangen sind?

Mundlos: „Sie sind nett miteinander umgegangen. Gleichberechtigt, wenn Sie das so hören wollen.“
Götzl: „Ich will gar nichts hören.“

Mundlos: „Ich wähle das Wort, weil es ja auch so war. Die haben viel unternommen. Rumgereist, waren keine Langweiler.“

Dann berichtet der Vater, dass sein Sohn Ehrfurcht vor einem älteren Neonazi hatte.

Götzl: „Was bedeutet Ehrfurcht?“

Mundlos: „Er hat großen Einfluss auf meinen Sohn ausgeübt. Fragen Sie doch die Frau Beate Zschäpe!“

Götzl: „Es wirkt ein bisschen läppisch, wenn Sie mir so kommen. Was soll das?“

Jeder weiß ja, dass Beate Zschäpe nicht spricht. Und dann beißt der Professor auch noch in seinen Apfel. Das wird als grobe Missachtung des Gerichts gesehen. Ein Zeuge, der nach stundenlanger Vernehmung einen Schluck Wasser trank, hat in einem anderen Verfahren schon mal den Zorn Götzls zu spüren bekommen. Aber einer, der in einen Apfel beißt? „Wenn Sie Hunger haben, machen wir jetzt eine Pause“, verfügt Götzl konsterniert. Nach zehn Minuten fragt er dann den Zeugen: „Sind Sie frisch gestärkt?“

Mundlos: „Das war nicht gegen Ihre Autorität gerichtet, dass ich in den Apfel gebissen habe. Ich habe eine raue Kehle.“

Götzl: „Ich mache das hier auch schon ziemlich lange. Aber Sie sind der erste Zeuge, der hier seine Brotzeit ausgepackt hat.“

Später, nach der regulären Mittagspause, hat sich die Spannung zwischen dem Zeugen und dem Richter nicht gelöst. Vater Mundlos redet ziemlich ungeordnet, aber dafür sehr selbstbewusst und belehrend. Er trennt kaum zwischen Angelesenem und selbst Erlebtem. Das irritiert den Richter, doch auf seine Ermahnungen reagiert der Professor vor allem mit Trotz, nicht mit Einsicht. Als der Vater noch mal genauer die politischen Ideen seines Sohnes und die Rolle von Uwe Böhnhardt erklären soll, kommt es zum Eklat. Siegfried Mundlos erzählt von einem Freund seines Sohnes, der vor Böhnhardts Brutalität gewarnt habe. Er selbst habe ihn für eine tickende Zeitbombe gehalten.

Götzl: „Warum haben Sie das nicht mit Ihrem Sohn besprochen?“

Mundlos: „Sie sind ein kleiner Klugsch...“ – „Was fällt Ihnen ein!“, sagt Götzl und droht dem Zeugen Ordnungsmittel an. Mundlos nennt Götzl später auch noch „arrogant“, und im Übrigen möchte er bitte mit „Herr Professor“ angesprochen werden. Götzl bleibt jedoch bei der Anrede „Herr Doktor Mundlos“. Vom Herrn Doktor möchte er nun noch etwas mehr erfahren über dessen Verhältnis zu Uwe Mundlos. Die knappe Antwort: „Ich war der Vater, und das war mein Sohn.“

Pathos ohne Kabel

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Es ist in diesem Jahr genau 20 Jahre her, dass sich im kalifornischen San Francisco Menschen trafen, um ein besonderes Magazin zu gründen. „Es gibt zahlreiche Technologie-Magazine“, schrieb der Chefredakteur Louis Rossetto 1993 in die erste Ausgabe, „aber Wired zählt nicht dazu. Wired handelt von den mächtigsten Menschen auf diesem Planeten: von der digitalen Generation.“

Diese lebte damals – deshalb der Titel – von allem, was mit Kabeln verbunden ist. Das hat sich geändert, geblieben ist aber der Pathos, mit dem Wired sich nun um kabellose Technologie kümmert. Viel davon war auch zu spüren als der Verlag Condé Nast, zu dem die US-Ausgabe von Wired seit 1998 zählt, nach italienischer und britischer Version im Jahr 2011 eine deutsche Wired ausprobierte. Doch trotz Pathos verfing die Idee hierzulande nicht richtig: Wired Deutschland wurde unter Leitung von Thomas Knüwer und seinem Nachfolger Alexander von Streit nicht wirklich zu dem, was Wired in Amerika ist: eine publizistische Heimat für die digitale Generation. Das hing auch an einem eher zögerlichen Vertriebsmodell des Verlags, der das Heft als GQ-Beigabe sowie in unverständlichem Rhythmus veröffentlichte.

Das soll sich ändern – aber auch nicht sofort: Von Oktober 2014 an wird die deutsche Wired zehnmal im Jahr erscheinen. Dafür hat Condé Nast den bereits dritten Chefredakteur innerhalb von zwei Jahren verpflichtet: Nikolaus Röttger wird im April 2014 die Redaktion am neuen Standort Berlin leiten. Röttger, der schon für das SZ-Jugendmagazin jetzt.de arbeitete, war zuletzt bei der Start-up-Website Gründerszene und entwickelte davor das Magazin Business Punk, mit dem Gruner+Jahr Anzeigenkunden erreichen will, die Produkte für die digitale Generation anbieten. Trotz des merkwürdigen Titels sahen manche in Business Punk unter Röttger bereits die zeitgemäßere deutsche Version von Wired. Es könnte also Hoffnung geben für die digitale Generation in Deutschland.

Singen für ein neues Leben

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„Ich wünsche mir die Freiheit, mein Leben selbst zu regeln“, rappt der 25-jährige Pascal. Der Wunsch des in München geborenen Deutsch-Franzosen wirkt bescheiden. Doch viele der zwanzig Sänger und Sängerinnen, mit denen Pascal bei den Poetricks musiziert, kennen ein anderes, ein fremdbestimmtes Leben.



Musik hat integrative Kraft.

Als unbegleitete minderjährige Flüchtlinge kamen sie nach München. Einige von ihnen lernte die Musiktherapeutin Doris Kohlenberger in einer Kunstwerkstatt kennen, die Refugio, ein Beratungs- und Behandlungszentrum für Flüchtlinge und Folteropfer, in Flüchtlingsheimen anbietet. Weil sie schon immer den Traum hatte, „München mit kleinen Tina Turners zuzupflastern“, wie Kohlenberger sagt, förderte sie in jenen Heimen junge Sängerinnen, die bald schon, als Shining Sisters formiert, Freundinnen zu den Proben mitbrachten, die sie außerhalb der Flüchtlingsheime kennengelernt hatten. Damit unterstützte das Projekt den Schritt der Flüchtlinge heraus aus ihrer Isolation. Zur selben Zeit arbeiteten andere junge Flüchtlinge, ebenfalls von Refugio unterstützt, mit dem Komponisten und Produzenten Patrick Maresh vom Westendstudio zusammen. Daraus entstand die Hip-Hop-Formation Cross De Borders, die die Shining Sisters auf einem gemeinsamen Konzert kennenlernten, wo die Schwestern die Hip-Hopper zudem als Background-Sängerinnen unterstützten.

Statt in Konkurrenz zu treten, wollten die jungen Menschen von Anfang an gemeinsam musizieren. Also gründeten sie das ebenfalls von Kohlenberger und Maresh unterstützte Gemeinschaftsprojekt Poetricks, das sich bewusst nicht als eine Band sieht, sondern als ein Kollektiv von Musikern, die hier in wechselnden Formationen zusammen musizieren. „Tatsächlich scheint niemand auf den Erfolg der anderen neidisch zu sein. Die Lieder schreiben sie oft zusammen, oder jeder steuert eine Strophe bei“, freut sich Kohlenberger über die Zusammenarbeit ihrer Gesangstruppe, die mittlerweile immerhin zwanzig Mitwirkende aus achtzehn Nationen vereint. Die Themen ihrer Songs bespricht die Gruppe gemeinsam. Weil die Texte oft mehrsprachig ausfallen, werden sie für die interne Besprechung stets übersetzt.

Zweimal hintereinander gewannen die Poetricks den Münchner Street Art Contest von Bunt Kickt Gut. Doch auch jenseits eines auf Hip-Hop spezialisierten Publikums überzeugen die Sänger und Sängerinnen mit ihrer Spielfreude, der sich kein Zuschauer entziehen kann. „Bühne frei! Die Welt wartet auf viele Hauptdarsteller“, singen die Poetricks mit einer Zuversicht, die der Hoffnung auf ein neues Leben entspringt und ihnen die Augen geöffnet hat. „Zweifel macht blind!“ ermahnen sie diejenigen, die die Möglichkeiten aus Angst zu scheitern, ungenutzt lassen. Letztes Jahr erhielten die Poetricks immerhin auch den Integrationspreis 2012 der Regierung von Oberbayern.

Am Donnerstag, 19. Dezember, präsentieren Cross De Borders, Shining Sisters und Poetricks eine gemeinsame CD im Rahmen einer Fotoausstellung von Refugio in der Black Box im Gasteig. Konzertbeginn ist um 20 Uhr. Die Ausstellung, die Fotos von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen zum Thema „Status“ zeigt, ist bereits von 19.30 Uhr an zu besichtigen. Der Eintritt ist frei.

Pussy-Riot-Frauen dürfen hoffen

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Die beiden Aktivistinnen der Punk-Gruppe Pussy Riot kommen möglicherweise noch in diesem Jahr frei. Ein Amnestiegesetz, das die russische Staatsduma am Mittwoch in dritter Lesung verabschiedete, schließt nun doch den Tatbestand des Rowdytums ein, nach dem Nadeschda Tolokonnikowa und Maria Aljochina wegen ihrer Punk-Andacht vor dem Altarraum der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale zu zwei Jahren Lagerhaft verurteilt worden waren. In einem früheren Entwurf war der Paragraf 213 des Strafgesetzbuches von der Amnestie ausgeschlossen.



Die zwei Aktivistinnen von Pussy Riot dürfen dank eines Amnestiegesetzes auf ihre Freilassung hoffen.

Durch die nun vom Parlament vorgenommene Korrektur greift die Amnestie auch für 28 Greenpeace-Aktivisten und zwei Journalisten, die wegen eines Protests gegen die Gazprom-Bohrinsel Priraslomnaja in der Arktis ebenfalls wegen Rowdytums angeklagt wurden. Eine Spezialeinheit der russischen Grenztruppen hatte sie Ende September auf dem Greenpeace-Eisbrecher Arctic Sunrise festgenommen, das Schiff wurde beschlagnahmt. Da sich die Arctic Sunrise zu diesem Zeitpunkt in internationalen Gewässern befand, hatte der Internationale Seegerichtshof die Freilassung der Besatzung und die Herausgabe des Schiffes angeordnet.

Moskau erkennt das Urteil nicht an, hat nun aber offensichtlich einen eigenen Weg gewählt, um den diplomatischen Verwicklungen zu entkommen, die sich aus der Festnahme der Aktivisten ergab. Sie stammten aus 19 unterschiedlichen Nationen. Wann sie Russland verlassen können, ist noch unklar. Da sie kein Visum für Russland haben, sondern erst vom russischen Einsatzkommando auf russisches Gebiet gebracht wurden, fehlen ihnen die erforderlichen Einreisepapiere. Ebenso ungewiss ist, was mit der Arctic Sunrise geschieht.

Von den 28 Frauen und Männern, die wegen der Unruhen am Vorabend von Putins Amtseinführung 2012 strafrechtlich verfolgt worden sind, fallen nur neun unter die Amnestie. Alle anderen sind wegen Aufruf zu Massenunruhen oder Gewalt gegen Staatsdiener angeklagt – Tatbestände, die die Amnestie ausdrücklich ausschließt.

Die Amnestie wurde aus Anlass des 20. Jubiläums der russischen Verfassung ausgerufen und zielt vor allem auf Minderjährige, Frauen mit kleinen Kindern, Schwangere, Menschen im Pensionsalter sowie Behinderte, die zum ersten Mal straffällig geworden sind. Nach den Worten von Präsident Wladimir Putin soll sie „die Humanität des russischen Staates“ zeigen. Nach der Veröffentlichung in der Regierungszeitung Rossijskaja Gaseta tritt das zustimmungspflichtige Dekret in Kraft. Die Behörden haben sechs Monate Zeit, um die Amnestie umzusetzen. Die Pussy-Riot-Aktivistinnen hätten ihre volle Strafe allerdings ohnehin im März abgebüßt.

Versteckte Kamera

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Zwinkern ist nicht einfach, selbst für den Profi. Der Superhelden-Schauspieler Daniel Craig tut sich ziemlich schwer damit, das eine Auge so zusammenzukneifen, dass es sexy und zugleich seriös wirkt – und damit zu seinem Charakter James Bond passt. „Das Nicken und das Zwinkern kommen bei mir nicht sehr natürlich“, gestand er einmal. „Ich verstehe es, aber ich wollte keine Szene versauen, in dem ich im falschen Moment in die Kamera zwinkere. Dann geht die Dramatik verloren.“



Bisher war das Zwinkern immer ein Signal für einen Mitmenschen - bald soll es auch eines für den Auslöser der Kamera sein.

Aus der wirklichen Welt des Flirts, wo sich die an erotischer Annäherung Interessierten anderer Methoden bedienen als britische Geheimagenten, ist das Zwinkern weitgehend verschwunden, zumindest in Deutschland. In der Welt der Technik dagegen erlebt die kecke Miene eine Hochphase, sie ist beliebt wie nie zuvor. ;-) zählt zu den Emoticons, die am häufigsten in SMS, E-Mails oder in Chats getippt werden. Das Smiley ist das Ironie- Warnsignal, der „Das war ein Witz“-Hinweis. Weil Kommunikation tückisch ist, wenn man einander weder hört noch sieht, behelfen sich Computerschreiber eben mit getippter Mimik. Das Augenzwinker-Smiley ist so populär, dass Unternehmer Geld wittern. Ein russischer Geschäftsmann hat vor ein paar Jahren versucht, das Zeichen markenrechtlich schützen zu lassen. Oleg Teterin, Chef des in der Mobilfunkwerbung tätigen Unternehmens Superfone, wollte sich das Zeichen als Marke eintragen lassen und Lizenzgebühren erheben. Vergeblich.

In Zukunft wird man das Zwinkern auch in der menschlichen Mimik wieder öfter sehen – zumindest wenn sich die Google-Brille durchsetzt. Google Glass, ein Minicomputer mit Minidisplay und Minikamera, der auf das Gestell einer Brille montiert wird, sitzt direkt vor dem rechten Auge. Man kann mit der Brille unter anderem im Internet surfen und Fotos und Videos drehen. Bislang musste man sie mit Kopfbewegungen, der Stimme und mit der Hand bedienen. Jetzt kommt eine neue Steuerungstechnik hinzu: Augenzwinkern.
Google hat für die bislang 10000 Menschen, die die Datenbrille bereits nutzen, mehrere Neuerungen zur Verfügung gestellt. Die Zwinkerfunktion ist eine davon. Sie nennt sich „wink“, das ist das englische Wort für zwinkern, und löst den Klick an der Kamera aus. Blinzeln bekommt eine neue Aufgabe jenseits von Ironie-Hinweis und Flirt, es schießt Fotos, ohne dass das Gegenüber es merkt. Wenn ein Google-Brillenträger in Zukunft ein Auge zudrückt, sollte man sich also nicht angeflirtet fühlen, sondern abfotografiert.

Bislang mussten die Menschen entweder die Befehle „Okay Glass, take a picture“ laut aussprechen oder den Auslöser auf dem rechten Brillenbügel drücken, um ein Foto zu schießen. Bereits im Mai hatte der Software-Entwickler Mike Di Giovanni eine App mit dem Namen „Winky“ auf den Markt gebracht. Er hatte herausgefunden, dass Google Glass zwischen mehreren Arten des Blinzelns unterscheiden kann. Google fand die Funktion offenbar so toll, dass das Unternehmen sie in das Standardrepertoire der smarten Brille aufnimmt, man also nicht extra die App herunterladen muss. Google denkt weiter: Die Kamera sei erst der Anfang. „Stell dir vor, du sitzt eines Tages hinten im Taxi und zwinkerst nur auf das Taxameter, um zu bezahlen. Du zwinkerst im Schaufenster ein Paar Schuhe an, und sie werden in deiner Größe zu deiner Haustür geliefert“, schreibt das Unternehmen in einem Blog-Eintrag. „Ziemlich cool, oder?“

Ein Hindernis gibt es allerdings: Zwinkern ist kulturell. In China etwa gilt es als enorm unhöflich. Es ist so unüblich, dass viele Chinesen offenbar körperlich nicht dazu in der Lage sind. Und selbst Europäer tun sich schließlich schwer damit – so wie Daniel Craig.

Wie das Internet...Mandarinen schält

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Das Problem
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Taucht vermehrt in der Weihnachtszeit auf. Denn Weihnachtszeit bedeutet Mandarinenzeit. Sie schmecken gut und verbreiten einen wunderbaren Duft, durch den man sofort an Schnee und dicke Mäntel denkt. Sie haben aber auch einen entscheidenden Nachteil im Vergleich zu anderen Früchten: die ungenießbare Schale. Um das Weihnachtsfeeling nicht gründlich zu versauen, solltest du also unbedingt erst die Schale entfernen. Also knibbelst und zupfst du mühsam die Schale ab, bevor du die Mandarine genießen kannst. Nicht selten verteilen sich dabei die Reste der Schale im ganzen Büro und der Saft verklebt erst die Hände, dann die Tastatur und schließlich auch das Telefon.  

Die Lösung:
Du schneidest das obere und untere Ende der Mandarine ganz dünn ab, sodass die einzelnen Schnitze nicht beschädigt werden. Dann noch ein kleiner senkrechter Schnitt in die Schale und schon kannst du die Mandarine vorsichtig zu einem Streifen ausrollen. Unter einem Mandarinen-Streifen kannst du dir nichts vorstellen? Hier wird dir das Ganze noch mal in Bildern erklärt.

Zweisam einsam sein

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NADINE

Im Kindergarten war man entweder „so“ (Daumen runter) oder „so“ (Daumen hoch) mit jemandem Freund. Zwar standen Freundschaften wegen Streitigkeiten über die Rollenverteilung von Vater-Mutter-Kind in der Puppenecke und über die Lieblingsklötze in der Bauecke manchmal auf wackligen Beinen. Doch selbst wenn sie gekündigt wurden – beim gemeinsamen Gummitwist, Gänseblümchensuppe-Kochen und Maoam-Essen mit Papierchen konnten sie im Nu wiederaufgenommen werden.  

Von den Kindergartenkumpels über die Schulfreundinnen bis zur Studenten-Clique stieg der Aufwand, den man in die Gründung und Aufrechterhaltung einer Freundschaft stecken musste, stetig an. Hatte man im Kindergarten durch das Verschenken eines Turtles-Aufklebers beim anderen für immer ein Stein im Brett, musste man auf dem Gymnasium gute Ratschläge und heiße Ohren in stundenlange Telefonate investieren. An der Uni bestand hingegen die größte Hürde darin, in der plötzlich bunt durchmischten Gruppe von Geschlechtern und sexuellen Orientierungen nicht aus Versehen was mit dem besten Freund oder der besten Freundin anzufangen – was bei Sebi und mir auch nur mäßig funktioniert hat.  





Je älter ich werde, desto lieber und teurer sind mir deshalb Freundschaften, die trotz allem Bestand haben. Dabei kann „trotz allem“ inzwischen die verschiedensten Ausprägungen annehmen: Trotz der Tatsache, dass man hunderte Kilometer voneinander entfernt wohnt, sich nur ein Mal im Jahr an Weihnachten sieht, dass es inzwischen Ehegatten gibt, Kinder und manchmal sogar richtige Jobs.  

Doch nicht nur weil die Freundschaften sich gegen alle Widerstände bewährt haben, weiß ich sie zu schätzen, sondern auch, weil es so schwer ist, neue Freunde zu finden. Der eine passt einem nicht wegen seiner politischen Einstellung, der andere will immer im Mittelpunkt stehen, der dritte ist Workaholic und hat nie Zeit. Hinzu kommt, dass man als postmoderner Mensch ja auch gar nicht mehr weiß, wie man eigentlich Freundschaften schließt: Ab dem wievielten zufälligen Treffen kann man nach einer Handynummer fragen oder wirkt das grundsätzlich aufdringlich? Hat der andere überhaupt Interesse an neuen Freunden oder sowieso genügend soziale Verpflichtungen mit seinen alten? Kann man ohne Facebook-Account überhaupt erwarten, zu Partys eingeladen zu werden? Und mit wem soll ich (morgen) meinen Geburtstag feiern?  

Das Traurigste an meinem Umzug zu Sebi war, dass ich von meinen Freunden in Berlin wegziehen und mich genau diesen Fragen wieder einmal stellen musste. Und obwohl ich mich inzwischen gut eingelebt habe, ist es immer noch das Traurigste geblieben.  

Ich war nie so ein Schnell-Freundefinder wie Sebi, der mit ein paar Jungs kicken oder zocken geht und danach stolz berichtet, dass er schon wieder elf neue Freunde hat (von denen er nur noch nicht die Namen kennt). Ich brauche zum Freundefinden immer etwa ein Jahr.  

In Ludwigsburg gibt es natürlich auch viele nette Leute, die aber meistens schon Sebis Freunde, Sebis frühere Mitbewohner und Sebis frühere Nachbarn sind. So kam es, dass bei der großen Hausparty mit der WG über uns Sebi 17 Gäste hatte und ich nur einen (meine Schwester). Unter anderem deshalb, weil Sebi in der Einladung meinen Namen vergessen hatte. Kurz vor der Party wollte ich mich verstecken, denn ich fühlte mich wie ein +1 und vermisste meine alten Freunde. Wegen dem einen eigenen Gast (meiner Schwester) ging das aber nicht. Als ich die Treppe zur Partywohnung hinaufstieg, wurden mir die Beine schwer. Eine halbe Stunde später mixte ich mit Maike hinter der Cocktailbar Drinks, verabredete mich mit Svenja zum „We invented Paris“-Konzert, tanzte mit Lukas und Petja und merkte, dass sie alle mich gar nicht wie ein +1 behandelten, sondern wie eine ganz normale 1.  

Wenn man älter wird, denkt man oft, dass im Kindergarten alles einfacher war. Aber vielleicht traut man sich heute bloß nicht mehr, einfach mal zu fragen: „Sind wir jetzt eigentlich ‚so’ (Daumen hoch) oder ‚so’ (Daumen runter) Freunde?“
[seitenumbruch]SEBASTIAN

Eigentlich ist es mir nie schwer gefallen, Leute kennen zu lernen. Zumindest nicht mehr, nachdem ich verstanden hatte, dass in einer Gruppe von Leuten, in der niemand niemanden kennt, ein initiatives Bonbon den Unterschied zwischen Freund- und Feindschaft bedeuten kann. Und so hatte ich in solchen Situationen einfach immer eine Tüte Bonbons in der Jackentasche. Man kommt sich zwar selbst wie ein Kinderschreck vor, während man die Kamellen in der Tasche dreht, aber mit den Freunden klappt es ab diesem Moment in der Regel deutlich besser.  

Nadine hatte es da schon schwerer. Denn erstens mag sie Bonbons nicht, weil ihr die zu klischeehaft sind (Bonbons seien das erste, was einem einfällt, wenn  man an Süßigkeiten denkt) und zweitens redet sie nicht gern mit fremden Leuten.  

Eine meiner größten Ängste war, dass Nadine nach ihrem Umzug nach Ludwigsburg stets allein zu Hause auf der Couch säße, niemanden kennen lernen, und immer, wenn ich mich mit Freunden träfe, traurig gucken würde. Daher nahm ich mir vor, ihr dabei zu helfen, ihr eigenes, tragfähiges soziales Netz aufzubauen – völlig uneigennützig, versteht sich! Und Nadines größte Angst war es, dass ich ihr die Bekanntschaft mit neuen, fremden Leuten aufzwingen würde. Das war natürlich zunächst mal ein Problem.   Daher schlossen wir einen Deal: Nadine sollte drei Hobbys anfangen und ich mich mit diesem Engagement zufrieden geben. Solange sie das nicht erfüllt hätte, wäre jeder traurige Blick ihrerseits untersagt. Ein bombensicherer Plan! Wem würde es nicht gelingen, bei drei Hobbys zumindest einige wenige neue Freunde zu finden? Und dann kam sie mit folgenden Vorschlägen um die Ecke: 

1. Schwimmen. Optimal für Nadines Strategie: Man ist einen Großteil der Zeit unter Wasser, so kann man niemanden ansprechen und hat seine Ruhe. Zudem sind die anderen Schwimmer meist über 70 und offenbar bereits bestens mit Freunden versorgt, immerhin sind sie ausschließlich in Formationen von drei bis fünf nebeneinander schwimmenden Omis anzutreffen.  

2. Chor. Auch dieses neue Hobby bot sich an, um mit niemandem reden zu müssen, denn bekanntlich singt man die meiste Zeit und den Rest des Abends muss man sein Stimmchen schonen, für den großen Auftritt oder eine andere Probe oder für sonst irgendwas.  

Für den dritten Vorschlag musste Nadine sehr lange überlegen. Triumphierend sprang ich in der Wohnung umher und umarmte schon die da kommende Freiheit, wie einen lange vermissten Freund. Bis Nadine freudig grinsend bekanntgab:  

3. Space Alert - Spielegruppe. Weg war der Traum von Freiheit. Sie traf mich an meinem schwächsten Punkt. Denn Space Alert ist unser beider liebstes Spiel. Es zeichnet sich durch eine Spielanleitung aus, deren Erläuterung einen ganzen Abend benötigt. Leider sind die meisten Menschen (zu unserem blanken Unverständnis) davon eher abgeschreckt und so wurde es traurige Gewohnheit, dass von den vier zwingend benötigten Mitspielern selten mehr als einer nach dem Einführungsabend zum eigentlichen Spiel erschien. Mit der Folge, dass die schnell nachbestellten Mitspieler erneut eine Einführung von der Dauer eines Spieleabends erhalten mussten, was meist dazu führte, dass selbst der letzte verbliebene Veteran die Segel strich. Ein schreckliches Dilemma! Daher schwor ich mir damals, erst dann ein neues Spiel zu wagen, wenn ich die ideale Crew aus fünf wahnsinnigen Spielenerds zusammengestellt hatte, die keine Regelwindung schrecken könnte. Und wie Nadine sehr gut weiß, warte ich darauf noch heute vergeblich...  

So kam es, dass es Nadine gelang, unseren Deal zu erfüllen und trotzdem niemanden ansprechen zu müssen. Seitdem sitze ich abends meistens neben ihr auf der Couch. Vorgestern sind wir übrigens bei Nico zum Raclette eingeladen worden. Und als ich da so saß und Nadine und die übrigen Gäste betrachtete, wurde für einen Moment die Hoffnung wach, dass es ja vielleicht auch so klappen könnte, mit den neuen Freunden.         

sebastian-hilger

Gefängnisstrafen für "Ökozid"?

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jetzt.de: Vermutlich muss man zunächst erklären, was eine Europäische Bürgerinitiative ist.
Robert Wager: Stark verkürzt: Wenn sich eine Million EU-Bürger aus mindestens sieben EU-Ländern für ein neues Gesetz aussprechen, dann ist die Europäische Kommission verpflichtet, sich mit dem Vorschlag offiziell auseinandersetzen.  

Sie ist aber inhaltlich nicht daran gebunden. Sie kann sie also auch ablehnen.
Aber nur aus begründeten Einwänden heraus. Davor steht allerdings die gründliche, fachliche Auseinandersetzung mit dem Thema. In diesem Fall: der strafrechtlichen Verfolgbarkeit von Umweltverbrechen, wobei den Organisatoren im Rahmen einer öffentlichen Anhörung im Europäischen Parlament die Möglichkeit gegeben wird, ihre Argumente darzulegen. Darauf muss die Kommission dann eine formelle Antwort veröffentlichen, in der sie erklärt, wie und mit welchen Maßnahmen sie auf die Bürgerinitiative reagieren will.  

Ihr fordert in der Initiative, dass Naturzerstörung im großen Stile als Verbrechen im strafrechtlichen Sinne anerkannt wird. Was ist der Unterschied zur jetzigen Regelung?
Jetzt greift lediglich das Zivilrecht. Wer die Umwelt massiv zerstört, muss maximal mit einem Bußgeld rechnen. Man kann dewegen bis heute aber nicht ins Gefängnis kommen. Das würde sich ändern.  





Was bedeutet „massiv“?
Grob: Sobald die Ökosysteme eines bestimmten Gebietes erheblich beschädigt oder zerstört sind – und das auf großer Fläche und nachhaltig. Das deckt eine Vielzahl von möglichen Fällen ab, von der Abholzung der Regenwälder über die Verschmutzung der Meere und die Gewinnung von Rohöl aus Teersand bis zum Verlust des Artenreichtums. In Deutschland meint es zum Beispiel den Braunkohleabbau, für den Wälder gerodet werden. Das zerstört den Lebensraum für unzählige Organismen. Auch die Gefahr von Atomkraftwerken fällt für uns unter die Definition. Wir geben aber bewusst keinen Katalog.  

Wieso?

Weil Gerichte das im Einzelfall entscheiden müssen. Nimm das Beispiel Körperverletzung: Da gibt es auch keinen Katalog, der besagt: Zwei Schläge ins Gesicht sind einfache Körperverletzung, drei schwere. Das sind immer Abwägungen.  

Bei Körperverletzung wird derjenige verurteilt, der zuschlägt. Ihr wollt die Ausführenden – also einfache Arbeiter und auch die Konsumenten – aber bewusst ausnehmen und die Regelung auf Entscheider eingrenzen. Wie geht das?
Über das Prinzip der  Vorgesetztenverantwortlichkeit, das im Völkerstrafrecht „superior responsibility“ heißt. Das besagt, dass die Führungspersonen von Firmen belangt werden können, wenn ihre Organisation  einen Ökozid verursacht oder finanziert haben, da sie es sind, die über die Aktivitäten zu entscheiden haben. Konsumenten können  demnach nicht für Ökozid verantwortlich gemacht werden. Ein wesentliches  Ziel unseres Vorschlages ist es, es für die Konsumenten einfacher zu  machen, die richtigen Produkte zu kaufen, da  bestehende Produktionsmethoden verändert werden sollen, um den  Umweltschutz zu berücksichtigen. Es ist dann Sache des Anklägers, zu entscheiden, wer im  Einzelfall angeklagt werden muss. Sowohl Einzelpersonen als auch Firmen können für Ökozid haftbar gemacht werden. Staaten, also Regierungschefs übrigens auch.

Wann ist denn ein Staat für Ökozid verantwortlich?
Möglicherweise, wenn er eine Mine genehmigt hat. Das fällt auch unter die Einzelfallabwägung. Wichtig ist aber, dass das nicht rückwirkend greifen würde. Für heutige Entscheidungen kann niemand belangt werden.  
Das klingt in jedem Fall alles so, als ob etwa die Autoindustrie in ihrer jetzigen Form nicht mehr möglich wäre. Energiegewinnung auch nicht.
Das wäre wohl so, ja.  

Kritiker werden euch vorhalten, dass eure Forderungen ökonomischer Wahnsinn sind.
Viele Studien sagen, dass es auch ökonomisch sehr viel mehr kostet, die Natur weiter zu zerstören. Außerdem wird die Naturzerstörung zum Beispiel im Falle der fossilen Energien ja sogar noch staatlich subventioniert.. Wir erwarten umgekehrt sogar eher einen positiven Effekt auf Innovationen und Beschäftigung.  

Angenommen, ihr bekommt die benötigten Unterschriften zusammen: Über welchen Zeitraum reden wir, bis die Forderungen umgesetzt wären?
Uns ist natürlich klar, dass man einen so umfassenden Wandel, wie wir ihn fordern, nicht von einem Tag auf den anderen schaffen kann. Deshalb schlagen wir eine Übergangszeit von fünf Jahren vor.  

Das klingt, mit Verlaub, sehr ambitioniert?
Natürlich wird das tatsächlich länger dauern. Aber es ist ja immer gut, erstmal mit einer starken Forderung anzufangen. Wir denken, dass sowohl Wirtschaft als auch Bevölkerung diesen Übergang mitmachen werden, da sie ja das Ziel sehen und es bereits jetzt viele Unternehmen gibt, die in umweltfreundlichere Techniken investieren. Diese leiden momentan aber oft unter einem Wettbewerbsnachteil, da sie ihre Produkte nicht so kostengünstig abgeben können wie weniger nachhaltige Unternehmen. Und genau da setzen wir mit finanziellen Anreizen an. Jetzt wird der Grundstein gelegt, für Investitionen über die nächsten Jahrzehnte. Es ist wichtig, dass Regierungen klare Signale für Investitionen senden. Wenn Unternehmen davon ausgehen, dass das Ökozidgesetz kommen wird, können sie sich darauf  vorbereiten und entsprechend die richtigen Entscheidungen treffen.  

Wie viele Unterschriften habt ihr aktuell?
Etwas mehr als 80.000.  

Wird das noch was?
Wir arbeiten mit ganzer Kraft darauf hin. Aber selbst, wenn wir die Million nicht erreichen sollten, ist es ein riesen Erfolg, ein weitgehend unbekanntes Thema in die Öffentlichkeit gebracht und dafür ein großes Netzwerk aus Freiwilligen und Unterstützerorganisationen aufgebaut zu haben. Außerdem würden wir gegebenenfalls die Initiative dann beim Europaparlament als Petition einreichen.

Von Musik und Moral

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Die Facebookseite ist gelöscht. Die offizielle Website auch. Auf Youtube sind unter jedem Musikvideo die Kommentare deaktiviert. Lostprophets haben sich zurückgezogen. So weit es geht, wenn man als Band dreieinhalb Millionen Alben verkauft hat und weltberühmt ist. Was bleibt, sind die Musikvideos, die Songs, die Produkte der Band.  

Und Fans, die diskutieren, was jetzt zu tun sei.

"Meine Mutter hat gesagt, ich soll die CDs verbrennen oder wegwerfen", schreibt Betty auf Facebook.

"Der Hurensohn", schreibt Angeles.

"Egal was er gemacht hat", schreibt Dan, "er war ein herausragender Sänger."

Ian Watkins, Frontmann von Lostprophets, hat im November zugegeben, Kleinkinder sexuell missbraucht zu haben. Am Mittwoch hat ihn ein Gericht in seiner Heimat Wales dafür zu 35 Jahren Haft verurteilt. Die Band hat ihre Auflösung bekanntgegeben, man wird ohne Watkins nicht weitermachen.  



Einfach den pädophilen Sänger wegdenken und die Musik trotzdem mögen?

Bleibt die Frage: Was wird aus der Musik? Lostprophets sind Anfang der Nullerjahre in der Bugwelle des New Metal berühmt geworden. Nicht ganz so berühmt wie Linkin Park, nicht ganz so berühmt wie Limp Bizkit. Aber doch ziemlich berühmt. Und jetzt hört man jeden Songtext unwillkürlich anders. Plötzlich sieht man in den Videoclips von 2008 nicht mehr den drahtigen, tätowierten Sänger mit dem schmalen Katzengesicht – sondern einen Mann, der sich ein paar Jahre später als Monster entpuppen wird.

Damit stellen sich Fragen. Muss man das Ende der Band nun immer mitdenken? Darf man es ignorieren? Ist das Privatleben eines Musikers unerheblich, solange die Musik nicht zu Straftaten animiert? Im Kern geht es auch um eine Frage, die jedes Mal wieder kurz aufflackert, wenn ein neuer Film von Roman Polanski ins Kino kommt. Darf man den mögen, obwohl der Regisseur vor Jahrzehnten wegen Sex mit einer Minderjährigen verurteilt wurde? Ähnlich ist es ja mit Tom Cruise: Kann man dessen Filme guten Gewissens sehen, obwohl er Mitglied, sogar Werbefigur einer totalitären Sekte ist?  

Danach wollen wir heute fragen: Wie sehr trennst du ein Werk von seinem Künstler? Hat sich dein Blick auf einen Film, ein Musikstück oder ein Gemälde geändert, weil du Schlimmes über seinen Urheber erfahren hast? Und um nochmal zu den ratlosen Fans von Lostprophets zu kommen: Würdest du die CDs verbrennen oder einfach weiter hören?

Rechte Rivalen

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Mitten in einer Phase heftigen innerparteilichen Streits hat die rechtsextreme NPD ihren Vorsitzenden verloren. Holger Apfel gab am Donnerstag seinen Rückzug von der Parteispitze bekannt. Auch die Leitung der NPD-Fraktion im sächsischen Landtag will der 42-Jährige aufgeben. Apfel sei „krankheitsbedingt“ zurückgetreten, teilte die Partei mit. „Es geht in Richtung Burn-out“, erklärte der sächsische Landtagsabgeordnete Jürgen Gansel der Süddeutschen Zeitung.



Der NPD-Bundesvorsitzende Holger Apfel ist zurückgetreten. Er gab auch den Fraktionsvorsitz im sächsischen Landtag auf.

Innerparteiliche Gegner Apfels sprechen von anderen Gründen. Parteifreunde hätten Apfel mit persönlichen Anschuldigungen unter Druck gesetzt und zum Verzicht auf die Ämter gedrängt, heißt es aus NPD-Führungskreisen. Dort hatte sich Apfel zuletzt viele Feinde gemacht, an der Spitze der Neonazi-Partei waren politische und persönliche Animositäten in den vergangenen Wochen zu einem gehässig ausgetragenen Streit eskaliert. Anlass der Auseinandersetzungen war das Ringen um die Spitzenkandidatur für die Europawahl im Mai. Um den Listenplatz eins hatten sich sowohl die beiden Vize-Bundesvorsitzenden Udo Pastörs und Karl Richter als auch der frühere, von Apfel vor zwei Jahren verdrängte Parteichef Udo Voigt bemüht.

Im November hatte Richter Apfel Mobbing vorgeworfen, nachdem der sich offenbar auf den Schweriner Landtagsfraktionschef Pastörs festgelegt hatte. Der Bundesvize schrieb in einer E-Mail an die Führung von „unserem meist pampigen und von Konkurrenzneid zerfressenen Parteivorsitzenden“, der bei Veranstaltungen „demonstrativ abseits steht und fortwährend mit pummeligen Fingerchen auf seinem Mobiltelefon herumtippt“. Ex-Parteichef Voigt wiederum hatte in einem „Freundeskreis Udo Voigt“ Truppen für den Kampf gegen seinen Nachfolger gesammelt. Ihm und vielen Neonazis aus den Kameradschaften im Umfeld der NPD war Apfels Kurs der „seriösen Radikalität“ nicht radikal genug. Voigt erklärte sich nun im NDR bereit, erneut für den Parteivorsitz zu kandidieren.

Tatsächlich sank die NPD unter Apfels Führung tief in die Krise. Bei der Bundestagswahl kam sie nur auf 1,3 Prozent, Mitglieder verabschiedeten sich in Scharen, nach letzten Zahlen sind noch 5400 übrig. Auch finanziell hat die Partei zu kämpfen. Weil sie nach einem fehlerhaften Rechenschaftsbericht 1,27 Millionen Euro Strafe noch nicht bezahlt hat, erhält sie derzeit kein Geld aus der staatlichen Parteienfinanzierung. Dazu kommt der Verbotsantrag, den der Bundesrat beim Bundesverfassungsgericht eingereicht hat. Bis zu einer Neuwahl, über die der Vorstand am Sonntag reden will, sollen vorerst Apfels drei Stellvertreter die Partei leiten – also auch Pastörs und Richter.

Lager der Demütigungen

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Als Konsequenz aus den Zuständen im Flüchtlingszentrum auf der Insel Lampedusa hat Italiens Innenminister Angelino Alfano am Donnerstag den Betreibern den Vertrag entzogen. Rom überlege, die Verantwortung dem Roten Kreuz anzutragen, sagte Alfano in Brüssel auf dem EU-Gipfel. Tags zuvor hatte EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström mit einem Verfahren gegen Italien und dem Streichen von Zuschüssen gedroht. Die Regierung in Rom bemüht sich derzeit darum, mehr Geld von der EU für die Flüchtlinge zu bekommen.

Ein Handy-Video hatte diese Woche die schlimmen Zustände in dem Auffangzentrum auf Lampedusa offenbart. Darauf ist zu sehen, wie sich kurz zuvor gelandete Schiffsflüchtlinge einer demütigenden Behandlung zur Desinfektion unterziehen müssen: Männer und Frauen stehen nackt in einer primitiven Halle, ohne jede Rücksicht auf ihre Intimsphäre. Auch zeigt das Video, dass ein Teil der Flüchtlinge auf Matratzen im Freien kampiert.



Ein Screenshot des Videos zeigt, wie sich Flüchtlinge auf Lampedusa nackt machen müssen, bevor sie einer Desinfektion unterzogen werden.

In Italien herrscht Empörung angesichts der Bilder. Die Präsidentin der Abgeordnetenkammer, Laura Boldrini, nannte sie am Donnerstag inakzeptabel, „sie treffen die Ehre unseres Landes und ich halte sie für schlimmer als den Rückgang unseres Bruttosozialprodukts“. Lampedusas Bürgermeisterin Giusi Nicolini zog einen Vergleich mit Konzentrationslagern. Außenministerin Emma Bonino nannte die Verhältnisse in dem Heim nicht hinnehmbar: „So verhält sich kein ernst zu nehmendes Land.“ Regierungschef Enrico Letta verlangte, dass die Verantwortlichen bestraft werden. Die Staatsanwaltschaft in Agrigent ermittelt bereits.
Das Auffanglager der zu Sizilien gehörenden Insel ist seit Jahren immer wieder in die Kritik geraten. Für Tausende Bootsflüchtlinge ist Lampedusa die erste Station nach der riskanten Passage übers Meer. Erst im Oktober waren 366 Menschen nach dem Untergang ihres Bootes ertrunken. Während seines Besuchs auf Lampedusa im Juli hatte Papst Franziskus gemahnt, für die Sicherheit der Migranten zu sorgen und sie menschenwürdig zu empfangen. In diesem Jahr erreichten 35000 Menschen Italiens Küsten, etwa 12000 davon landeten auf Lampedusa. Das Zentrum ist für 200 Menschen gedacht, derzeit halten sich 400 Flüchtlinge darin auf.

Einige beklagten sich jetzt, dass sie schon mehr als zwei Monaten darauf warteten, weiterzureisen oder aufs Festland zu kommen. Wie für soziale Einrichtungen in Italien üblich, wird das Zentrum in Lampedusa in öffentlichem Auftrag von einer Kooperative geleitet. Deren Dachorganisation „Legacoop Sicilia“ hat nun die Ablösung der Verantwortlichen angekündigt.

Der bisherige Leiter des Zentrums versuchte in einem Radiointerview zu erklären, wie es zu den empörenden Szenen gekommen ist. An jenem Tag seien 104 Menschen zu ihnen gebracht worden. Weil es zuvor Fälle der leicht ansteckenden Krätze gegeben habe, sei es nötig gewesen, die Flüchtlinge zu desinfizieren. Bei so vielen Menschen sei das jedoch nicht auf der zu kleinen Krankenstation möglich gewesen. Die Bilder seien auch insoweit inszeniert, sagte Cono Galipo, als sich einige der Flüchtlinge über das Warten auf die Behandlung aufgeregt hätten und aus Ärger und Ungeduld schon ihre Kleider ausgezogen hätten.

"Oma Gerti" vor Gericht

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„Danke“, sagt Gertrud F. als sie zur Tür reinkommt. „Danke, das ist zu viel der Ehre.“ Sie steht in einem überfüllten Saal des Amtsgerichts Wuppertal. Man kann davon ausgehen, dass sie in ihrem Leben noch nie so viel Aufmerksamkeit erfahren hat, und ihr Leben ist nun auch schon 87 Jahre lang. Fotografen stehen vor ihr, Teile einer Schulklasse, sehr tätowierte Männer mittleren Alters und wer sonst so Zeit hatte an diesem Donnerstagvormittag. Das sind nicht wenige. Sie wollen sehen und hören, was es mit Frau F. auf sich hat, die vielen Menschen im Land bereits als „Oma Gerti“ ein Begriff ist.

Die Erwartungen lassen sich grob gesagt in zwei Haltungen teilen, so weit man das aus den Gesprächen und dem Gemurmel raushören kann. Die einen wollen die Geschichte einer rüstigen Angeklagten hören, die es der Deutschen Bahn mal so richtig gezeigt hat. Innerhalb etwa eines Jahres war Gertrud F. ganze 22 Mal schwarzgefahren, dann wurde sie in U-Haft genommen, in der Justizvollzugsanstalt Gelsenkirchen. Knast wegen ein paar mal Schwarzfahren, bei denen piept’s wohl: So könnte man diese Haltung zusammenfassen.



Oma Getrud kommt vorerst wieder auf freien Fuß. Ein zweites Gutachten müsse klären, ob die 87-Jährige verhandlungs- und schuldfähig sei, so der zuständige Richter.

Die andere Hälfte der Zuschauer macht vor und während der Verhandlung deutlich, dass sie der Ansicht ist, das Recht auf eine Weihnachtsgeschichte mit ordnungsgemäßem Ausgang zu haben: dass also der deutsche Staat grundsätzlich keine so alten Menschen einsperren dürfe, schon gar nicht vor Heiligabend. Knast an Weihnachten und in dem Alter, bei denen piept’s wohl, so denkt die andere Hälfte der anwesenden Zuschauer.

„Ich bin gar nicht alt“, sagt nun aber Gertrud F., und der Saal beginnt zu ahnen, dass wohl eine ganz andere Geschichte erzählt werden wird. Von einer Frau, deren Verhalten so in den Gesetzen des Landes nicht vorgesehen ist. Auf die das System nicht vorbereitet ist. Es ist die Geschichte einer Frau, die wohl spätestens nach zehn Minuten alle im Raum gerne entlassen würden, was natürlich nicht geht, weil ja jeder seinen Job machen muss in diesem Land.

Frau F. ist schwarzgefahren, wohl jeden Tag, wahrscheinlich aber nicht aus bösem Willen, sondern weil sie einfach keine Wohnung mehr hat, aber nicht auf der Straße leben will – sondern auf der Schiene. Weil sie sich in ganz Nordrhein-Westfalen in den warmen Zug gesetzt hat, der halt gerade kam. Und irgendeiner kam immer.

Die Angeklagte würde das alles so wohl nie zugeben. Sie sagt: „Ich habe Freunde und Bekannte. Ich bin überall willkommen.“ Im Gerichtssaal sieht man keinen der Freunde und Bekannten. Man sieht eine alte Frau mit einem Haufen Notizen, auf denen sie herumkritzelt. Um die es mal heller wird und mal dunkler. „Selber dement“, sagt sie zum psychologischen Gutachter. „Ich höre Stimmen“, sagt sie zu sich selbst. Sie hat Theorien darüber entwickelt, dass Kanzlerin Angela Merkel sie abschieben wolle, nach Polen. Sie redet und gestikuliert und findet keine Ruhe. Der Staat will sie aber natürlich auch nicht in Ruhe lassen. Könnte ja jeder kommen.

Die Kontrolleure haben Gertrud F. erwischt und sie gemeldet, auch wenn man Mitleid hatte. Weil man ja selbst wieder von anderen Kontrolleuren kontrolliert wird. Es gab ein Aktenzeichen, es kam zu Prozessen, aber Frau F. kam nicht. Sie war an ihrer Meldeadresse nicht anzutreffen, saß irgendwo im Zug. Weil das so nicht geht, Fluchtgefahr auch im hohen Alter bestehen kann, wurde sie verhaftet und kam mit 87 Jahren in die Justizvollzugsanstalt in Gelsenkirchen. Bis ihr nun an diesem Donnerstag der Prozess gemacht wird.

Etwa fünf Minuten lang liest der Staatsanwalt vor, in welchen Zügen sie erwischt wurde, mit Zugnummer und Uhrzeit. Der Tatvorwurf lautet: Die Angeklagte habe sich in 22 Fällen „die Beförderung mit dem Ziel, den Fahrpreis nicht zu entrichten“, erschlichen. Gertrud F. sagt, die Fahrscheine seien ihr gestohlen worden, außerdem schulde ihr der deutsche Staat noch Rente. Dann ordnet sie ihre Zettel und ihr Haar. Der Richter bittet den psychiatrischen Gutachter um seine Erkenntnisse. Schwieriger Fall, sagt Ulrich Lange.

Wenn man die recht länglichen Ausführungen zusammenfast, kommt ungefähr folgendes heraus: Schwall an ungeordnetem Reden, wild gestikulierende alte Dame, körperlich fit, pfiffig, skurrile Ideen, Verhalten weit außerhalb der Norm.

Gutachter Lange ist 64 Jahre alt, hat nun aber offenbar einen der erstaunlichsten Fälle seiner Laufbahn vor sich, zumindest widmet er sich Gertrud F. mit großem Ernst. Die Zuschauer werden unruhig, sie wollen jetzt das gute Ende ihrer Weihnachtsgeschichte. Sie sehen eine alte Dame, die sich wohl ihre ganz eigene Welt erschaffen hat und da nicht mehr herauskommt. Der Gutachter, sagt, er sehe einen Grenzfall: „Das Gesetzeswerk und der Fall von F. bilden sich wohl nicht aufeinander ab.“

Die alte Frau ist womöglich nicht gefährlich genug, um entmündigt und in eine geschlossene Einrichtung geschickt zu werden. Aber womöglich auch nicht verrückt genug, um straffrei zu bleiben. Der Gutachter ist sich nicht sicher, der Weihnachtsgeschichte droht eine ungute Wendung.

Dann kriegt der Rechtsstaat allerdings doch noch einmal recht elegant die Kurve. Ein neuer Gutachter soll ein für allemal klären, ob Gertrud F. verhandlungs- und schuldfähig sei. Das dauere vier Monate, heißt es, bis dahin ist sie wieder auf freiem Fuß. „Ich danke euch“, sagt Frau F. zum Schluss, dann läuft sie am Weihnachtsbaum im Amtsgericht vorbei nach draußen.

Dreijährige Yagmur innerlich verblutet

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Plakate, Rosen, Kerzen und Kuscheltiere liegen zum Gedenken an Yagmur vor dem Hauseingang in Hamburg-Bllstedt.

Die Ermittler und die Leute von der Spurensicherung haben den Backstein-Wohnblock in Hamburg wieder verlassen. Vor der Haustür liegen ein paar Kuscheltiere. Es ist still geworden in der Straße, in der die dreijährige Yagmur am Mittwoch in ihrem Zuhause schwer misshandelt gestorben ist. Überall herrscht Entrüstung. Wegen der Eltern, die unter dringendem Tatverdacht stehen; gegen beide wurde am Donnerstagabend ein Haftbefehl erlassen. Auch wegen der Jugendämter, die das Mädchen seit seiner Geburt betreut haben sollen.

Yagmur war am Mittwoch nach einem Leberriss innerlich verblutet. Ein Polizeisprecher sagte: „Das Mädchen hatte Blutergüsse am ganzen Körper.“ Er halte es für sehr wahrscheinlich, dass die Dreijährige massiv misshandelt worden und an den Folgen gestorben sei. Die Mutter, die um fünf Uhr morgens den Notruf gewählt hatte, erzählte bei der Vernehmung eine andere Geschichte: Sie sprach von einem Unfall, ihre Tochter sei ins Wohnzimmer gelaufen und gestürzt. Der Vater sei zu dem Zeitpunkt nicht zu Hause gewesen, sie habe erst die Rettungskräfte angerufen, dann ihn. Der Vater selbst wollte den Ermittlern zunächst überhaupt nichts sagen. Er war schon wegen Körperverletzung, Diebstahl und Drogendelikten polizeibekannt. Dem 25-Jährigen wird nun Totschlag vorgeworfen; der 26-jährigen Mutter Körperverletzung mit Todesfolge durch Unterlassen.

Seit ihrer Geburt war Yagmur von Jugendämtern in mehreren Bezirken begleitet worden und auf Wunsch der Eltern zu einer Pflegemutter gekommen. Das Paar hatte sich überfordert gefühlt, wie aus den Akten hervorgeht – zu jung, ohne gemeinsame Wohnung. Aus einer früheren Beziehung hat die Mutter noch einen sieben Jahre alten Sohn, der bei seinen Großeltern aufwächst. Yagmur schickten die Behörden im August zurück zu ihren Eltern. Mit der Begründung, der regelmäßige Kontakt mit dem Kind sei gut verlaufen.

Zur gleichen Zeit liefen laut Polizei jedoch Ermittlungen wegen einer ungeklärten Schädelverletzung des Mädchens – unter anderem gegen die Eltern. Yagmur musste Anfang 2013 operiert werden, sie hatte sich schwer den Kopf gestoßen. Wie, das ist bis heute unklar. Sie lebte zu diesem Zeitpunkt noch bei der Pflegefamilie, hatte aber auch Kontakt zu ihren Eltern. „Das Verfahren wurde damals gegen alle Personen geführt, die mit dem Kind zu tun hatten“, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Erst im November, Yagmur wohnte inzwischen bei ihren Eltern, wurden die Ermittlungen eingestellt. „Weil die Umstände nicht geklärt werden konnten“, sagte ein Polizeisprecher. Das Jugendamt beendete die Pflegschaft der Pflegefamilie.

Dass das Bezirksamt das Kind während des laufenden Verfahrens in die Obhut der Eltern gab, löste nun harsche Kritik bei CDU und Grünen aus. „Diese Entscheidung erscheint nur sehr schwer nachvollziehbar“, sagte die Grünen-Abgeordnete Christiane Blömeke. Christoph de Vries, familienpolitischer Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, warnte: „Alle, die in der Vergangenheit Verantwortung für das Mädchen getragen haben, sind gut beraten, ihre Hände nicht voreilig in Unschuld zu waschen.“ Auch SPD-Sozialsenator Detlef Scheele ließ seine Bestürzung ausrichten. Er wolle aber keine vorschnelle Einschätzung abgeben und erst alle Erkenntnisse zusammentragen. Der Fall sei komplex, weil mehrere Jugendämter beteiligt gewesen seien.

Zuletzt war das Bezirksamt Hamburg-Mitte zuständig. Am Donnerstag war dort niemand für eine Stellungnahme zu erreichen. Die Behörde war bereits im vergangenen Jahr heftig unter Druck geraten, als die elf Jahre alte Chantal – ebenfalls unter Aufsicht des Amtes – bei ihren drogensüchtigen Pflegeeltern an einer Überdosis des Heroin-Ersatzstoffs Methadon gestorben war. Die Hamburger Sozialbehörde hat seither zahlreiche Konsequenzen gezogen, um die Arbeit der Jugendämter zu verbessern. Für die Grünen-Politikerin Blömeke ist der Tod der kleinen Yagmur Beleg für das Scheitern dieser Maßnahmen. „Schon wieder ist in Hamburg ein Kind gestorben, das von verschiedenen staatlichen Stellen betreut wurde. Offenbar haben die Maßnahmen erneut nicht ausgereicht.“

Warum Zebras Streifen haben

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Für ihre natürlichen Feinde irritierend: die Streifen des Zebras.
 
Seit Charles Darwin und Alfred Russel Wallace streiten Evolutionsbiologen darüber, wieso wohl Zebras ihre Streifen haben. Schließlich ist dieses Muster in der offenen Savanne auf den ersten Blick so auffällig, dass es Raubtiere geradezu anziehen müsste. So wurde unter anderem darüber spekuliert, dass die Streifen der Wärmeregulationen dienen könnten. Oder dass sich die Zebras gegenseitig besser erkennen können, was den sozialen Zusammenhalt fördert.

Eine häufig geäußerte Vermutung von Evolutionsbiologen war zudem, dass die Streifen potenzielle Angreifer in irgendeiner Weise verwirren könnten. Und genau das meinen jetzt der Biologe Martin How von der University of Queensland sowie der Neurowissenschaftler Johannes Zanker von der University of London nachgewiesen zu haben (Zoology, online).

Für ihre Beweisführung fragten sich die beiden Forscher, wie sich wohl ein rennendes Zebra im visuellen System von typischen Feinden repräsentiert: im Auge eines attackierenden Löwen und einer blutsaugenden Tsetse-Fliege im Landeanflug. Mithilfe eines Algorithmus simulierten sie dann, welche optischen Effekte entstehen, wenn verschiede Körperregionen des Zebras in Bewegung sind. Es zeigte sich, dass dabei in der Tat verwirrende Stimuli entstehen. Diese erinnerten – so berichten How und Zanker – an zwei bekannte optische Täuschungen. Das bewegte Zebra produziere zum einen den sogenannten Wagenradeffekt, wie man ihn aus Kinofilmen kennt, wenn etwa das Rad an einer Kutsche langsamer oder sogar rückwärts läuft.

Des Weiteren entstehe die sogenannte Barber-Pole-Illusion. Diese beobachtet man üblicherweise, wenn ein vertikaler, mit schraubenförmigen Streifen versehener Zylinder sich dreht. Der Beobachter hat dann den Eindruck, dass die Streifen nach oben oder unten wandern. In der Kombination können diese beiden Effekte es einem Angreifer offenbar erschweren, die Umrisse des Zebras zu erkennen und es zu verfolgen.

Apfel, Nuss und Mandelkern...

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Alle Jahre wieder werden nicht nur die obligatorischen Nordmanntannen aus kaukasischen Forsten über Tausende Kilometer in deutsche Wohnzimmer verfrachtet. Auch in der Wissenschaft setzt ein vorweihnachtlicher Endspurt ein. Denn Apfel, Nuss und Mandelkern mögen nicht nur Kinder gern. Etliche Forscher versuchen zum Jahresende, mit populären und möglichst lebensnahen Themen noch einmal Aufmerksamkeit zu erregen.



Passend zur Weihnachtszeit: Forscher veröffentlichen eine Studie, wonach Nüsse Blutdruck und Cholesterinspiegel senkten. Dafür muss man aber täglich 100 Gramm zu sich nehmen.

Besonders die Ernährungswissenschaften sind hier zu nennen. Jüngstes Beispiel: Passend zum Beginn der Adventszeit haben amerikanische Forscher soeben den gesundheitlichen Nutzen von Walnüssen gelobt. Im New England Journal of Medicine, dem weltweit führenden Fachblatt für Ärzte, beschreiben sie die segensreichen Auswirkungen täglichen Walnusskonsums auf Herz, Kreislauf und Lebenserwartung (Bd.369, S.2001, 2013). Unter den Teilnehmern von zwei großen Studien lebten demnach diejenigen etwas länger, die regelmäßig Walnüsse aßen. Um bis zu 20 Prozent weniger Todesfälle im Vergleich zu den Nuss-Abstinenzlern gab es gar in jener Gruppe, die siebenmal in der Woche oder noch häufiger zu dem fettigen Fingerfood griff – wobei man sich fragt, wer sich außer ein paar Nussknackern sonst noch so oft Nüsse einverleibt. Unterstützt wurde die Untersuchung übrigens vom International Tree Nut Council, einem Zusammenschluss führender Nusshersteller.

Deutsche Wissenschaftler wollten dem Werben für die Nuss nicht nachstehen und veröffentlichten gerade in der Zeitschrift Metabolism (online) eine Untersuchung, in der sie den Einfluss einer Walnussdiät auf den Cholesterinstoffwechsel beschrieben. Die Forscher unter Beteiligung von Ärzten der Ludwig-Maximilians-Universität München ließen dazu 40 Freiwillige zunächst acht Wochen lang im Rahmen ihrer üblichen Ernährung zusätzlich täglich ein paar Walnüsse knabbern, bevor die Probanden – nach zweiwöchiger Pause – wiederum acht Wochen lang auf Walnüsse verzichteten. Der Vergleich ergab, dass sich die Walnüsse günstig auf ausgewählte Fettwerte auswirkten, auch wenn der Unterschied ziemlich gering ausfiel.
Allerdings sind 40 Teilnehmer zu wenig und eine Interventionsphase von nur acht Wochen ist zu kurz, um daraus positive Effekte für die Gesundheit ableiten zu können. Zudem bedeuten gesenkte Fettwerte nicht automatisch, dass die Probanden weniger Infarkte oder Schlaganfälle erleiden. Wählen Forscher solche Ersatzwerte, der Fachausdruck hierfür lautet Surrogatparameter, statt harter, klinischer Daten wie Herzschlag oder Todesfall, liegt die Wissenschaft oft daneben. Das richtige Leben lässt sich eben nicht immer in Laborwerten abbilden. Unterstützt wurde die Untersuchung übrigens von der California Walnut Commission, die „aus Abgaben von Farmern“ und von anderen nussverarbeitenden Akteuren finanziert wird.

Vor 20 Jahren bereits erschien im New England Journal of Medicine eine Untersuchung, die Walnüssen immensen gesundheitlichen Nutzen bescheinigte. Die Forscher beschrieben, dass die Früchte Blutdruck und Cholesterinspiegel senkten. Einziger Haken an der Sache: Man hätte 20 Prozent seiner täglichen Kalorienmenge mit Walnüssen abdecken, und somit täglich 100 Gramm zu sich nehmen müssen. Die Untersuchung war übrigens mit 18 Probanden durchgeführt und von der kalifornischen Walnussindustrie unterstützt worden.

Neben solchen Studien, deren Ergebnisse sich nur schwer auf den Alltag übertragen lassen, sind in der Ernährungsforschung Untersuchungen beliebt, in denen eine einzelne Substanz genauer unter die Lupe genommen wird. Gern in einer Dosis, die der zehnfachen Menge dessen entspricht, was üblicherweise verzehrt wird, gern im Tierversuch mit gentechnisch veränderten Mäusen, die überempfindlich auf die entsprechende Substanz reagieren. Mice tell lies. Mäuseversuche führen in die Irre, um es freundlich zu übersetzen.

Aus all dem folgt: Die Ernährungswissenschaften haben ein großes Problem. Kaum eine Forschungsrichtung ist so vielen Störfaktoren ausgesetzt, in erster Linie dem Störfaktor Mensch. Wenn etwa in einer Studie untersucht wird, wie sich der Nutellakonsum auf Blutdruck oder Hormone auswirkt, spielt es nicht nur eine Rolle, wie viel Nutella die Teilnehmer zu sich nehmen. Schließlich kann es ja sein, dass jene, die viel Nutella essen, auch größere Genießer, sportlicher und überhaupt glücklicher sind und deswegen ausgeglichene Hormone und einen milderen Blutdruck aufweisen. Das liegt dann nicht am Nutella, sondern an anderen Einflüssen, von denen man etliche nur erahnen kann. Berücksichtigen Forscher diese vielen Störfeuer nicht, setzen sie immer wieder abstruse Meldungen in die Welt, wonach Brokkoli Krebs verhindert, Käsekuchen dumm macht – oder eben Walnüsse die Koronarien freipusten können.

Etliche Nahrungsmittelzweige sind da längst weiter und preisen Produkte an, von denen sie aus Lokalpatriotismus überzeugt sind oder für deren Lobgesang sie unwiderstehliche Angebote bekommen. Wenn sie wollen, können Wissenschaftler schließlich fast alles schönforschen. Sogar Pizza. Mailänder (!) Wissenschaftler haben 1000 Patienten zu ihren Ernährungsgewohnheiten befragt – 500 von ihnen hatten einen Infarkt, die anderen 500 waren aus anderen Gründen in der Klinik. Dabei zeigte sich, dass das Herzinfarktrisiko bereits bei gelegentlichem Pizzaverzehr um 22 Prozent sank, bei regelmäßigem Genuss gar um 38 Prozent. Die Fachwelt weiß, dass die Verteilung der Herz-Kreislauf-Leiden in Europa unregelmäßigen Gesetzen folgt. Während in Schottland mehr als 300 von 100000 Einwohnern jedes Jahr einen Infarkt erleiden, sind es in Südfrankreich nur 50. „Französisches Paradox“ heißt dieses Phänomen, denn auch die Franzosen ernähren sich von Wildschwein, Rillettes, Croissant und Baguette und damit eher cholesterinreich und fettig. Jetzt also das „italienische Rätsel“.

Für Ernährungswissenschaftler war die Pizza-Studie ein gefundenes Fressen. Jorge Gómez-Aracena von der Universität Málaga fand das Ergebnis „nicht überraschend“, schließlich seien in der typischen Pizza – wie übrigens auch im spanischen Nationalgericht Gazpacho – viele Tomaten enthalten, in denen hohe Konzentrationen an Lycopenen vorkämen. Diese hätten antioxidative Eigenschaften und würden deshalb vor Herzinfarkt schützen. Ähnlich kleinteilig hatten die Walnuss-Forscher auch argumentiert: diese unfassbare Menge ungesättigter Fettsäuren!

Geradezu dezent fallen diese Ernährungsstudien allerdings aus, wenn man sie mit dem wissenschaftlich fundierten Lob des Weins vergleicht. Es gibt inzwischen Hunderte Artikel von Forschern, die die lebensverlängernde Wirkung von Alkoholika beschrieben haben. Nicht nur Rotwein, sondern auch Bier und Schnaps hielten angeblich die Gefäße geschmeidig, schrieben Forscher, die dabei wohl nicht mehr ganz nüchtern waren. Beiträge in Fachmagazinen wurden mit „Cheers!“ betitelt, und die Mediziner waren froh, endlich positive Nachrichten verkünden zu können.

Aber offenbar kann der Blick von Medizinern manchmal getrübt sein, wenn sie lokale Tropfen bewerten: Viele Studien zum Wein stammen von Wissenschaftlern, die unweit von Bordeaux, dem Chianti oder nahe des Napa Valley forschen und nicht immer wissenschaftliche Maßstäbe anlegen, sondern eher nach dem Motto vorgehen: Kein Alkohol ist auch keine Lösung.

Angesichts der Pionierarbeit der Walnussindustrie wäre zu erwarten, dass bald Studien erscheinen, in denen Hilfe gegen Krampfadern, Hexenschuss oder Gedächtnisverlust durch Aachener Printen, Lübecker Marzipan oder Dominosteine beschrieben werden. Unterstützung für diese Forschung findet sich bestimmt bei den Betreibern örtlicher Weihnachtsmärkte.

Zombies und andere Gefahren

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An alle Leseratten
Jeder weiß, dass du gerne liest und so passiert es, dass dein Bücherregal nach der Weihnachtszeit überquillt. Doch was liest du jetzt zuerst? Unsere jetzt.de-Redakteurin Nadja Schlüter macht dir die Entscheidung mit ihrer Büchertitel-Typologie ein bisschen leichter. Sag ihr den Titel und sie kann dir erklären, was dich erwartet.


Dämliche Idee...

...die auf große Begeisterung stößt. Nach dem ähnlich nutzlosen Harlem Shake feiert jetzt das Duschbier seinen Aufschwung in der Netzgemeinde. Die Umsetzung ist simpel. Tausende Leser der Website Reddit (Meister im Sammeln von Quatsch aus der ganzen Welt) laden Bilder von sich ins Netz, die sie biertrinkend unter der Dusche zeigen. Weil es so herrlich albern ist, wurde das Duschbier unser Ding der Woche.


Ist Online-Shopping schlecht?
Für Menschen, die den ganzen Tag an der Arbeit sind und meist erst nach Ladenschluss Feierabend machen, ist es besonders zur Weihnachtszeit ein Segen Klamotten oder Geschenke online bestellen zu können. Wer will sich schon das letzte Wochenende vor Weihnachten in den Innenstadt-Wahnsinn trauen? Das Lexikon des guten Lebens erklärt dir, wie und in welchem Maße Online-Shopping klimafreundlich sein kann und regionale Geschäfte nicht zerstört.
  

Augen auf

Hast du dich ganz gut in einer Stadt eingewöhnt, kann es passieren, dass du dich schnell darauf ausruhst, was du bisher alles schon gesehen hast. Du gehst immer in die gleichen Bars und kaufst in den gleichen Läden ein. Oder du bleibst gleich zu Hause, weil du denkst, schon alles gesehen zu haben. Wir haben diese Woche Apps getestet, die daran etwas ändern wollen. Ob von Zombies gejagt, auf den Spuren eines Verbrechens oder auf Eroberungstour – wie diese Apps deinen Blick auf die Stadt verändern, erfährst du hier.
 
Ich bin ein +1
In unserer Zusammenzieh-Kolumne dreht sich diese Woche alles um das Freunde finden. Während Nadine sich schon immer damit schwergetan hat und ihre Freunde in Berlin vermisst, versucht socializer Sebastian ihr seine Freunde schmackhaft zu machen. Ob das gut geht oder Nadine sich nur als überflüssiges +1 fühlt, könnt ihr hier nachlesen.


Die politische Wochenlage
Nun ist es offiziell. Deutschland wird von der großen Koalition regiert. Am Montag haben die Spitzen von CDU, CSU und SPD gemeinsam den Koalitionsvertrag unterzeichnet. Während zu erwarten war, dass Angela Merkel zum dritten Mal vom deutschen Parlament zur Kanzlerin gewählt werden würde, überraschten einige Ergebnisse der Verteilung der Ministerämter. Dass Ursula von der Leyen Verteidigungsministerin und Hermann Gröhe neuer Gedundheitsminister werden soll, wirft die Frage auf, ob die Minister was von ihrem zukünftigen Amt verstehen.

Video der Woche

Mit diesem Video wünschen wir eine besinnliche Weihnachtszeit, viel gutes Essen und hoffentlich keinen Familienkrach. Sollte die Stimmung dennoch mal am Boden sein, hier ein kleiner Stimmungsaufheller (und wir hoffen, dass sich keiner ernsthaft verletzt hat).

http://www.youtube.com/watch?v=xKy2lLNQYrI
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