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Die Liebe zu Ofenkäse und eine Burger-Grundlage

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Diese Woche hat sich jetzt-Mitarbeiterin jule-lange die Mütze des Kosmoskochs aufgesetzt. 

Montag:

Mein Wochenstart fällt eher sparsam aus. Weil ich heute in der Kantine schon sehr gut und ausgiebig zugelangt habe, gibt es heute Abend nur ein bisschen Käsebrot - garniert mit Gurken und Tomaten, wovon ich vorsichtshalber immer zur Genüge in Reichweite habe für den Snack zwischendurch. Das klingt jetzt übertrieben gesund, aber irgendwann muss ich ja den Ausgleich für all die Fast-Food-Anfälle schaffen. Am Wochenende fahre ich extra für eine WG-Party meines Bruders nach Fulda. Ich habe da so eine Vorahnung, dass ich mich nicht von Obst und Gemüse ernähren werde.





Dienstag:
Ich lege meine Beichte gleich zu Beginn ab, bevor ich einen falschen Eindruck vermitteln könnte. Die Ravioli sind nicht selbstgemacht. Es ist die Art von Essen, deren Zubereitung nicht länger als zehn Minuten dauert und umwerfend schmeckt. Sowieso jedes Essen schmeckt, sobald Ziegenkäse darin enthalten ist. Die Ravioli sind nämlich mit Ziegenkäse gefüllt. Obendrauf gibt es noch ein bisschen Spinat, Kräuterfrischkäse und Gouda. Wenn ich das jetzt gerade so aufschreibe, hört sich das nach einer komischen Mischung an. Es war aber wirklich sehr lecker und ein paar Reste bin ich so auch noch losgeworden.





Mittwoch:

Weil ich nicht jeden Tag zwei Mal warm essen sollte, noch bevor die Zeit angefangen hat, in der man zwangsläufig zu viel isst (Weihnachts-, Feiertags-, Plätzchen-, Silvesteressen), esse ich heute mit gutem Vorsatz einen Salat zum Abendessen. Außerdem wurde mein Pommes-Verlangen heute schon von dem Essen in der Kantine befriedigt, was erst recht für einen leichten Salat spricht. Zu dem gemischten Salat brate ich mir noch ein bisschen Putenfleisch und Zwiebeln an. Alles zusammen vermengt – et voilà: très délicieux!





Donnerstag:
Heute habe ich meinem guten Freund J. versprochen, für uns Pizza selber zu machen. Der Plan war, alles soweit vorzubereiten, dass wir den Teig nur noch frisch belegen müssen. Die Umsetzung sah dann aber etwas anders aus. Zehn Minuten bevor J. zu mir kommen will, stehe ich immer noch im Laden. Die Zutaten stapeln sich auf meinen Armen, aber so richtig zufrieden bin ich nicht. Das würde alles noch so lange dauern, und mein Magen knurrt schon peinlich laut. Am Kühlregal angekommen, werfe ich sämtliche Pläne über den Haufen, denn ich habe da etwas entdeckt, auf das ich viel mehr Lust habe: Rougette Ofenkäse. Nachdem ich alle anderen Zutaten wieder zurück ins Regal geräumt habe, gehe ich zufrieden mit einem Ofenkäse, einem Baguette und Feldsalat nach Hause. Als erstes mache ich den Ofen an. Dann öffne ich J. die Tür. Wie sich herausstellt liebt J. Ofenkäse so sehr wie ich.










Freitag:

Endlich Freitag! Das heißt diesmal nicht nur, dass Wochenende ist, sondern ausnahmsweise auch, dass ich frei habe. Trotzdem bin ich schon seit heute morgen auf den Beinen, weil ich extra den (seit es ICEs gibt) nicht mehr so beschwerlichen Weg auf mich genommen habe, um auf die schon erwähnte WG-Party meines Bruders in Fulda zu gehen. Nachdem wir in der Wohnung alles vorbereitet haben, kümmern wir uns jetzt um uns und seine acht (ja, wirklich acht!) Mitbewohner. Stichwort: Grundlage schaffen. Und womit könnte das besser gehen als mit Burgern. Man nehme gefühlte zehn Kilo Hackfleisch und Zwiebeln, brät es in der Pfanne gut durch und legt es dann zusammen mit Gewürzgurken, Tomaten und Käse auf das im Ofen knusprig gebackene Brot. Wer mag, brät sich noch ein bisschen Speck dazu an, womit mein Burger komplett ist. Erstklassige Grundlage! Die Party kann losgehen.





Samstag:
Wenig Schlaf, Aspirin und ein Döner zum Frühstück helfen das Chaos zu bewältigen. Eine Zugfahrt später, bereite ich mir mit letzten Kräften die fettigsten Kässpätzle meines Lebens zu. Genau das hab ich gebraucht. Gute Nacht.









Sonntag:
Lieber Sonntag, manchmal mag ich dich wirklich. Dich und das damit verbundene Nichtstun. Das einzige, was ich mir heute vorgenommen habe, ist die Reste der Spätzle zu verwerten, von denen ich gestern im Eifer viel zu viele gemacht habe. Angebraten mit Zwiebeln, Tomaten, Paprika und ein paar Schweinemedaillons ergeben sie ein perfektes Sonntagsessen. Zugegebenermaßen ist es wieder viel zu viel geworden.





Auf der nächsten Seite: Der ausgefüllte Fragebogen zu Jules Ess- und Kochgewohnheiten. 
[seitenumbruch]
Welchen Stellenwert hat Essen in Deinem Leben?
Ich finde schon, dass es irgendwie ein wichtiger Teil des Tages ist. Ein Teil, der zwar vielleicht noch mehr als alles andere zum Alltag gehört, aber ja, wie ich finde, nie aufhört Spaß zu machen. Gut, manchmal ist man vielleicht besonders unkreativ, was die Zubereitung des Essens angeht, aber man freut sich doch dann trotzdem, wenn man satt wird und es einem auch (hoffentlich) geschmeckt hat. Neben dem offensichtlichen Fakt, dass einfach jeder Mensch essen muss, um zu überleben, finde ich aber vor allem auch den vergemeinschaftenden Effekt der Zubereitung von Essen und es danach gemeinsam zu verzehren total genial. Zu Hause bei den Eltern wurde man dazu verdonnert die Kartoffeln zu schneiden, heute trifft man sich mit Freunden, um genau das zu tun und sich währenddessen auszutauschen.  

Was ist Dir beim Essen oder Essen-Einkaufen besonders wichtig?

Ich würde hier jetzt wirklich gerne antworten: „alles nur Bio“ oder noch besser: „vom Bauern nebenan“. Leider sieht die Realität anders aus. Schon allein weil ich es mir nie leisten könnte, mich nur von den hochwertigsten Produkten zu ernähren. Was aber nicht heißt, dass ich automatisch immer nach dem billigsten greife. Am wichtigsten, finde ich, ist es, sein Fleisch nicht aus dem billigsten Discounter zu kaufen. Da verzichte ich lieber drei Tage auf Fleisch, um mir vielleicht zwei Mal in der Woche ein gutes Stück leisten zu können. Ansonsten bin ich wahrscheinlich nicht die Expertin für eine ausgewogene Ernährung. Aber auch mein Körper merkt, wenn ihm etwas fehlt, was schon zu so manchen übertriebenen ich-kaufe-nur-Obst-Einkäufen geführt hat.

Erinnerst Du Dich, wann Du zum ersten Mal für Dich selbst gekocht hast und wer Dir das Kochen beigebracht hat? 

Oh, das ist echt schwer. Ich kann mich nur erinnern, dass es ein schleichender Prozess war. Oft gab es einfach noch irgendetwas, das ich mir auswärmen konnte oder einfach ins heiße Wasser schmeißen musste. Ich habe es zum Beispiel geliebt, einfach nur Tortellini mit saurer Sahne zu essen. Das war einfach. Ich bin ja bis heute nicht wirklich eine Spitzenköchin und halte mich lieber an etwas Einfaches. Die solide Basis habe ich wahrscheinlich von meiner Mutter gelernt, die fantastisch kocht, aber das Aufwändige lieber ihrem Mann überlässt. Später hat mir dann wohl am meisten mein Freund geholfen, der mir gezeigt hat, dass man auch einfach mal was ausprobieren muss. Trotzdem ist es meistens er, der kocht.

Was war Dein Lieblingsessen als Kind?
Entweder die Nudelsuppe von meiner Oma oder das Haschee von meiner Mutter. Das ist im Prinzip nichts anderes als Hackfleisch vermengt mit einer Bratensoße, Piment, Nelken und einem kleinen Tropfen Sahne. Klingt unspektakulär, ist aber von meiner Mutter zubereitet einfach unschlagbar. Das kocht sie heute noch, wenn ich zu Besuch in der Heimat bin.

Was ist Dein aktuelles Lieblingsessen?

Eigentlich habe ich sehr viele Lieblingsgerichte, aber was ich wirklich immer essen kann und liebe, sind Maultaschen.

Was magst Du gar nicht?
Linsensuppe fand ich schon als Kind furchtbar und bin bis heute der festen Überzeugung, dass alleine schon das Aussehen dieses Gerichts einem den Geschmack verdirbt.

Mittags warm und abends kalt oder andersrum?

Als ich noch zu Hause gewohnt habe, gab es meistens Mittags etwas warmes. Aber seit ich in München wohne, ist das eigentlich immer davon abhängig, was ich an dem jeweiligen Tag mache. Wenn ich Uni habe, komme ich eigentlich immer erst Abends dazu, mir etwas Warmes zu machen. Mache ich aber beispielsweise so wie im Moment ein Praktikum, bietet sich natürlich ein warmes Essen aus der Kantine an, dann reicht mir eine kleine Brotzeit am Abend.

Wo isst Du am liebsten, am Tisch oder auf dem Sofa?
Auch das ist tagesabhängig. Weil ich in einer WG wohne, habe ich oft Gesellschaft in der Küche, weswegen ich dann auch gerne am Tisch esse. Ich liebe es aber auch, nach einem anstrengenden Tag bei einer guten Serie oder besser noch irgendeiner Koch-Show mich in mein Bett (ich habe keinen Platz für ein Sofa) zu verziehen und dort zu Abend zu essen. Besonders wenn niemand zu Hause ist, finde ich das angenehmer als alleine in der Küche zu sitzen.  

Was trinkst Du zum Essen?

Was ich gerade so da habe. Meistens habe ich nichts da, weswegen es oft bei Leitungswasser bleibt. Aber ich finde, das kann man hier in München auch ganz gut trinken. In Gesellschaft trinke ich gerne auch mal einen Weißwein oder Bier, je nachdem was da ist.

Wie oft gehst Du auswärts essen und hast Du ein Lieblingsrestaurant?
Ich würde sehr gerne ein bisschen öfter auswärts essen, aber wie so oft gibt es der Geldbeutel einfach nicht her. Irgendwie hat es ja auch was Schönes, sich das Essengehen als kleinen Luxus für zwischendurch zu bewahren oder als etwas, das man nur zu besonderen Anlässen macht.

Was isst Du, wenn es schnell gehen muss?
Ich habe das Glück, dass viele meiner Lieblingsgerichte gar nicht so lange dauern. Maultaschen zum Beispiel gibt es wirklich ein paar sehr gute auch im Laden zu kaufen. Vor kurzem habe ich eine Spaghetti-Carbonara-Interpretation von Jamie Oliver gefunden, die ich wohl bald in meine Schmeckt-super-geht-schnell-und-ist-einfach-Liste hinzufüge. 

Was war das aufwändigste Gericht Deines Lebens?
Ich habe mich eigentlich noch nie an etwas herangewagt, wovon ich behaupten würde, dass es sonderlich aufwändig war. Vielmehr habe ich es zu etwas gemacht, das unnötigerweise im Nachhinein aufwändig gewesen ist. So etwas passiert mir eigentlich immer an meinem Geburtstag. Da nehme ich mir nämlich vor, irgendetwas Tolles zu backen und bin am Abend völlig fertig. Dieses Jahr war ich klüger und habe das am Tag davor erledigt. Ich bin immer noch total stolz auf meine Petit Fours, die ich dieses Jahr gebacken habe.

Hast Du ein Standard-Gericht, wenn Eltern oder Freunde zu Besuch kommen?

Eigentlich läuft das dann immer unterschiedlich, je nachdem worauf die Mehrheit so Lust hat und wie lange der Besuch dauert. Meine Mutter hat mich zum Beispiel mal über ein Wochenende besucht. Am ersten Abend sind wir Essen gegangen, weil wir beide zu faul waren zu kochen, und am zweiten Abend hat sie für uns Haschee gekocht. Das war schön.  

Welchen jetzt-User oder -Redakteur möchtest Du als Kosmoskoch sehen? 

In der nächsten Woche würde ich gerne sehen, was bei jakob-biazza auf den Tisch kommt. Ob er (oder überhaupt irgendjemand auf dieser Welt) meinen Burger toppen kann?


Die Stadt für alle - ein absurder Traum

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Der deutsche Stadtsoziologe Andrej Holm forscht über Gentrifizierung und Wohnungspolitik im internationalen Vergleich. Im Internet betreibt er einen 'gentrificationblog'. Ein Gespräch über homogene Nachbarschaften, Windmühlenkämpfe und den Mythos von der Stadt für alle.

SZ: Wie wirkt sich der aktuelle Bauboom auf die Städte aus?

Andrej Holm: Wir können in vielen Städten beobachten, dass neue Bauprojekte erst einmal Streit auslösen. Da Bauen relativ teuer ist, lassen sich Neubaumieten nur im oberen Marktsegment etablieren. Es ergibt aus Investorensicht auch nur Sinn zu bauen, wenn der Druck in den Städten groß genug ist. Deshalb werden Neubauprojekte häufig im Rahmen der allgemein steigenden Mieten in den Metropolen diskutiert. Gerade in deutschen Großstädten, wo der Großteil der Wohnungen Mietwohnungen sind. Egal ob in München, Hamburg, Frankfurt oder Köln. Dieses System ist aber durch die aktuellen Neubauprojekte in Auflösung begriffen. Sehr vieles von dem, was gerade gebaut wird, sind Eigentumswohnungen.

Was lösen diese neuen Wohnviertel aus?

Ein Aspekt, der mit den hohen Preisen von Neubauten zusammenhängt, ist, dass dadurch relativ homogene Nachbarschaften entstehen. In Bestandsquartieren, wo sanierte Wohnungen neben unsanierten stehen und Häuser aus dem 19. Jahrhundert neben welchen aus den Sechzigerjahren, gewährleistet das unterschiedliche Wohnungsangebot die soziale Mischung, die sich viele wünschen. In den neuen Wohnkomplexen gibt es zwar verschiedene Haushaltstypen und vielleicht auch verschiedene Herkunftskontexte der Bewohner, aber das ist nicht die soziale Mischung, die man sonst in den Städten vorfindet.



Im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg gibt es hippe Cafés, Bioeis und junge Mütter - klassische Anzeichen für ein gentrifiziertes Viertel.

Wie kann eine solche soziale Mischung von Beginn an angesiedelt werden?

Indem die Städte Auflagen machen. Es ist noch nicht lange Konsens, dass man Investoren Vorgaben machen kann, die möglicherweise auch abschreckend wirken. Wir hatten sehr lange eine Stadtentwicklungspolitik und Wohnungspolitik, die als offene Einladung an jede Investition gestaltet wurde.

Die Immobilienwirtschaft kritisiert solche Auflagen, die auch der Koalitionsvertrag der großen Koalition vorsieht, scharf und erklärt, diese würden die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt nur noch verschärfen.

Wir haben eine bis in das Feld der Politik stark verankerte Bau- und Immobilienlobby, die jede Gestaltung in Richtung soziale Wohnungsversorgung permanent torpediert. Ihr zentrales Argument ist dabei stets, dass Auflagen zukünftige Investitionen verhindern würden. Es gibt wenige, die Gutachten vorlegen und damit begründen wollen, dass die Vorgaben nicht denen helfen, die sie schützen sollen. Im Vordergrund steht dagegen immer: Wenn jetzt die Mieten beschränkt werden, dann bauen die Investoren nicht mehr. Indem die Lobbyverbände diese Argumente in den Vordergrund stellen, versuchen sie an das allgemeine städtische Narrativ anzuknüpfen. Die Politik der letzten 20 Jahre war, dass alle Städte wachsen wollen, dass Investitionen am Ende immer auch gut für die Gesamtstadt sind. Wir haben aber nun einen Punkt erreicht, wo Investitions- und Wachstumsgläubigkeit als Lösung für städtische Probleme infrage gestellt wird.

Woran machen Sie das fest?

Man sieht das an der Wiederentdeckung von städtischer und kommunaler Wohnungspolitik. Ich glaube zwar nicht, dass die Instrumente im Moment besonders wirkungsvoll sind, aber man kann zumindest einen Kurswechsel erkennen. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass vor 2010 Stadtplanungsämter große Tagungen veranstaltet hätten, wie sie das Problem der Gentrifizierung in ihrer Stadt in den Griff bekommen.

Wie würden Sie als Gentrifizierungsforscher Gentrifizierung definieren?

Im Kern steht die Verdrängung von ärmeren Haushalten. Die Gentrifizierung umfasst alle wohnungswirtschaftlichen Investitionsstrategien, die zu ihrer Realisierung die Verdrängung von ärmeren Haushalten voraussetzen.

Das heißt, die jungen Kreativen und hippen Cafés sind gar nicht schuld an der Gentrifizierung?

Wenn wir uns Fälle angucken, in denen ärmere Haushalte aus ihrer Nachbarschaft verdrängt werden, dann gibt es viele komplett ohne Studenten, ohne Galerien, ohne Hipster und Touristen. Natürlich gibt es auch Beispiele, wo der Zuzug von besonders kreativen Bevölkerungsgruppen zur Verdrängung geführt hat. Aber das ist nur eine Art der Gentrifizierung. Viel häufiger ist in Deutschland die Form der staatlich initiierten Gentrifizierung, wo Städte ein Sanierungsgebiet festlegen und über steuerliche Vorteile die Anschubfinanzierung für private Investitionen geben, die sie in ihrer sozialen Dimension dann aber gar nicht mehr kontrollieren können - und zum Teil auch gar nicht kontrollieren wollen.

Die öffentliche Hand trägt also die Verantwortung für die Verdrängung?

Das Grundmotiv ist: Wenn ich den Markt spielen lasse, dann produziert er diese sozialen Ungerechtigkeiten. Notwendigerweise. Wenn ich mich als Stadt oder als Staat aus der Verantwortung stehle, dann überlasse ich das Feld den Marktkräften. Wir können das bei allen drei Steuerungswerkzeugen sehen, mit denen die öffentliche Hand Einfluss auf den Wohnungsmarkt nehmen kann - das sind Geld, Recht und Eigentum. In allen drei Bereichen haben wir einen Dreiklang aus Deregulierung, Liberalisierung und Privatisierung. In allen drei hat sich der Staat in den letzten 20 Jahren zurückgezogen.

Sehen Sie darin Potenzial für sozialen Sprengstoff?

Langfristig ist das die Schreckensversion der Pariser Verhältnisse, wo sich die Reichen in den Zentren konzentrieren und die Armen in die Peripherien abgedrängt werden. Der Konflikt ist im Augenblick jedoch nicht die Angst vor der segregierten Stadt, sondern eine unmittelbare Betroffenheit von vielen, die mit steigenden Mieten konfrontiert sind und keine Lösung für ihr Wohnungsproblem sehen. Anders als vor einigen Jahren können sie nicht mehr einfach in das nächste Viertel umziehen, weil Mietsteigerung zu einem flächendeckenden Phänomen geworden ist. Das ist der Grund für den aufkeimenden Protest, den es in Hamburg oder Berlin gibt. Der Versuch, die eigene Notsituation zu bewältigen, hat zu einer Repolitisierung der Wohnungsfrage beigetragen.

Vielerorts ist aber auch der Wunsch der Menschen gewachsen, sich mehr mit ihrer Stadt zu beschäftigen.

Jenseits von Partizipations-Prosa kann man bei der Wohnungsfrage davon ausgehen, dass sich die Menschen lieber mit anderen Dingen beschäftigen würden als mit ihrer Miete, der Stadtentwicklung oder einem Milieuschutz. Sie sehen sich aber zunehmend dazu gezwungen, sich mit solchen Fragen auseinanderzusetzen. Das kann man als Wunsch zur Beteiligung positiv darstellen. Aber im Prinzip ist das eine Reaktion auf das Versagen der Politik und die Krise in der Wohnungssituation.

Wie reagieren die Menschen konkret auf diese Krise?

Wir beobachten in Berlin zum Beispiel Nachbarn, die sich aufgrund einer drohenden Verdrängung als Hausgemeinschaft zusammengeschlossen haben. Eine völlig neue Art, sich in der Stadt zu engagieren. Denn diese Leute sind nicht in einem Verein oder einem Nachbarschaftstreff organisiert, haben aber alle einen sehr existenziellen Ausgangspunkt. Man ist angewiesen auf die Wohnung, deswegen kämpft man so verbissen. Da formiert sich ein sehr kleinteiliger Protest. Auf der anderen Seite sehen wir in Anfängen eine öffentliche Artikulation, neue Medien spielen eine große Rolle. Es gibt viele Webseiten und Blogs, auf denen die Mieter ihre Erfahrungen im Verdrängungskampf wiedergeben.

Das klingt sehr danach, dass jeder für sich kämpft.

Das ist tatsächlich ein Dilemma. Die Proteste sind sehr kleinteilig und vermutlich auch nicht sehr zielführend. Aber das ist die Ausgangslage. Man kann sich einen städtischen Protest oder eine soziale Bewegung ja nicht so wünschen, wie man sie gerne hätte. Die Städte haben sich aus den städtischen Diskursen zurückgezogen, die Mieterverbände können die Lücken nicht füllen und dort stoßen jetzt diese selbst organisierten Mietergrüppchen hinein, die aber kein komplettes wohnungspolitisches Programm präsentieren können, für dessen Durchsetzung es sich auch zu kämpfen lohnt.

Also werden die Stadtbewohner den Verdrängungskampf auch in Zukunft an Einzelbeispielen ausfechten?

Es ist ein Lernprozess. Die allermeisten kommen ja über eine eigene Betroffenheit in ihr politisches Engagement. Es gibt Ansätze, sich zu vernetzen und Foren zu entwickeln, wo man die Gemeinsamkeiten herausarbeitet. Aber es politisiert sich an Einzelfragen, ganz selten gibt es übergreifende soziale Forderungen, wie wir das zum Beispiel bei der Ökologiebewegung in den Achtziger- und Neunzigerjahren hatten. Die war ja auch aus einer Vielzahl von einzelnen Aspekten zusammengesetzt, hat aber trotzdem in verschiedenen Bereichen mehr Verantwortung eingefordert. So etwas gibt es im Moment im Wohnungs-Stadt-Bereich nicht.

Sehen Sie denn überhaupt die Möglichkeit dazu?

Das wird stark davon abhängen, wie sich die Einzelkonflikte in diesen Städten entwickeln werden. Wenn es Inititiativen gelingt, sich mit ihren Forderungen durchzusetzen, dann hat das eine Leuchtwirkung. Außerdem wird entscheidend sein, ob sich auch ein größerer Teil der Stadtgesellschaft dafür interessiert. Im Moment ist es eine Manifestation der unmittelbar Betroffenen.

Wie wirkt sich die Verdrängung auf den öffentlichen Raum aus?

In dem Moment, wo sich die Nachbarschaft tatsächlich strukturell verändert, wächst häufig der Druck auf marginalisierte und nicht angepasste Gruppen, wie etwa Obdachlose. Diejenigen, die eine neue Wohnung gekauft haben, leiten von dem hohen Preis eine Lagequalität ab und wollen diese dann auch durchsetzen. Das haben wir durch Interviews mit Polizeibehörden festgestellt. Da, wo saniert wird, gibt es mehr Beschwerden.

Kann es sie geben, die Stadt für alle?

Nein. Das ist ein Mythos, der zu einer völligen Depolitisierung von Stadt- und Wohnungspolitik führt. Wir haben in allen Gesellschaftsbereichen soziologische Befunde, die besagen, die Gesellschaft fragmentiert sich immer weiter. Es wäre völlig absurd davon auszugehen, dass ausgerechnet in der Stadt und der Frage des Wohnens eine große Harmonie und Einheitlichkeit gefunden werden kann. Aber fast alle Parteien versprechen, die Stadt für alle zu bieten - mit jeweils unterschiedlichen Ausschmückungen. Es gibt keine Partei, die sagt, ich vertrete die Belange der Hartz-IV-Empfänger und Familien, die sich in den Zentren keine Wohnung mehr leisten können. Dabei wäre es sehr viel ehrlicher, wenn man verstehen würde, wer eigentlich für welche Interessen streiten möchte.

Die Forderung nach der Stadt für alle ist also vor allem politische Augenwischerei?

Die Stadt für alle suggeriert: Es wird eine technische Lösung geben, die es allen recht macht. Aber es wird keine Wohnung für alle geben. Die Wohnung ist immer nur für einen da. Es geht darum, die Konkurrenzen sichtbar zu machen und einen Modus zu finden, wie man regulierend eingreift. Die Stadt für alle kann es gar nicht geben, weil Stadt immer umkämpfter Raum ist.

Loblied ohne Folgen

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Niemand hat erwartet, dass Angela Merkel und Sigmar Gabriel umgehend zum Telefonhörer greifen und Trupps von Architekten, Baggerfahrern und Handwerkern an die Hochschulen schicken würden. Dürfte man träumen, wäre genau das aber nötig: neue Hörsäle und Labore, Renovierungen bröckelnder Fassaden und undichter Dächer, energetische Sanierungen, von Nord bis Süd und von Ost bis West. Die Infrastruktur der Wissenschaft, vor allem die vielen in den Sechziger- und Siebzigerjahren entstandenen Bauten, ist in die Jahre gekommen. Auf Dutzende Milliarden Euro haben sich die Sanierungen angestaut. Es geht aber um mehr als nur Gebäude, es geht um überfüllte Hörsäle, veraltete Computer, Personallücken und zu wenig Geld für die Forschung. In einer Umfrage des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft nannte unlängst jeder zweite Rektor die Finanzlage seines Hauses negativ, mit dem Ausblick, dass sie sich künftig weiter verschlechtert.



40 Jahre alte Bauten müssen dringend saniert werden. Im Koalitionsvertrag steht davon leider nichts.

"Deutschlands Zukunft gestalten" haben die Koalitionsverhandler in Berlin über ihren Vertrag überschrieben; Bildung und Forschung tauchen gleich im ersten Kapitel auf. Ein Loblied auf die Hochschulen und ihre "überragende Bedeutung für die gesellschaftliche Entwicklung" und die "internationale Wettbewerbsfähigkeit" wird angestimmt. Doch was steht dort zum Hochschulbau? Kein Wort. Es ist nicht das einzige Thema, das im Vertrag fehlt - weil man sich nicht über die Finanzierung einigen konnte. "Der Koalitionsvertrag setzt an einigen richtigen Stellen an", sagt Horst Hippler, Chef der Hochschulrektorenkonferenz. Er lasse aber "offen, wie ernsthaft Konsequenzen aus dieser Erkenntnis für die Regierungspolitik gezogen werden".

Seit der Föderalismusreform von 2006 darf der Bund Hochschulen nur durch befristete Projekte oder Programme mit den Ländern fördern - also nicht direkt investieren. Laut Grundgesetz ist es verboten, dass Berlin Geld unmittelbar an eine Hochschule fließen lässt oder Professuren aufbaut: das sogenannte Kooperationsverbot. Doch viele Finanzminister in den Ländern sehen sich heute gar nicht mehr in der Lage, ihre Hochschulen zu unterhalten, betreiben Flickschusterei oder legen Sparprogramme auf. Die Reform von 2006 hatte Fehler, das sagen inzwischen Politiker aller Parteien von Bund wie Ländern. Diese K-Frage war für viele SPD-Leute im Wahlkampf noch wichtiger als die nach dem richtigen Kanzlerkandidaten.

Doch das Wort "Kooperationsverbot" taucht im Koalitionsvertrag gar nicht auf. Für eine Grundgesetzänderung ist eine Zweidrittelmehrheit in Bundestag und Bundesrat nötig. SPD und Union sowie auch Bund und Länder haben sich in der Frage zerstritten, ob es den Geldsegen nur für Hochschulen oder auch für Schulen geben soll. So hat man die Frage ausgespart. Dabei hätte nur eine große Koalition, bei der genug Ländervertreter mit in den Verhandlungen saßen, die Chance auf einen großen Wurf. Konkret will Schwarz-Rot nur fortsetzen, was das Grundgesetz erlaubt: etwa einen befristeten Pakt für Studienplätze. Mit 2,6 Millionen Hochschülern gibt es derzeit so viele wie nie; oder ein Folgekonzept für die Exzellenzinitiative von Bund und Ländern, durch die zuletzt international renommierte Forschungszentren entstanden sind.

Gleichwohl wird den Unis noch ein Zuwachs bei deren Grundfinanzierung in Aussicht gestellt - was der Bund gar nicht beschließen kann. Beobachter sehen den Passus als Hoffnungsschimmer, dass doch noch die leidige K-Frage entschieden wird, ausschließlich für die Hochschulen. Hippler fordert eine neue Föderalismuskommission. "Es darf kein Zaudern und Taktieren mehr geben."

Profiteure der Angst

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In fast allen europäischen Ländern haben sich rechtspopulistische Parteien etabliert und oft geht dies auf Kosten der traditionellen politischen Kräfte, die im Umgang mit den Rechtspopulisten scheitern und sich bisweilen sogar von ihnen beeinflussen lassen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung, die am Montag vorgestellt wurde.



In Frankreich erfolgreich: Die Rechtspopulistin Marine Le Pen spricht als Präsidentin ihrer Partei "Front Nationale" gern über die Gefahren für Frankreich, die von Einwanderung ausgehen.

In dem Papier werden die Parteiensysteme von 14 Ländern unter die Lupe genommen, in allen außer Deutschland haben die Autoren mindestens eine relevante rechtspopulistische Partei ausgemacht. Diese machten ihren Einfluss "sowohl in ihrem jeweiligen Heimatland als auch auf europäischer Ebene geltend", warnen die Autoren. Deutschland ist ein Sonderfall: Unter anderem habe eine restriktive Einwanderungspolitik dazu geführt, dass sich keine "Anti-Immigrationspartei" bilden konnte, heißt es in der Studie.

Die europakritische Partei AfD trage zwar klar "populistische Züge", allerdings sei sie noch zu jung, um absehen zu können, wie sie sich dauerhaft positionieren wird. Und die vor einem neuen Verbotsverfahren stehende NPD gehe als offen rechtsextreme Partei weit über den gewöhnlichen Rechtspopulismus hinaus, wie ihn etwa die österreichische FPÖ, der französische Front National oder die Schweizerische Volkspartei (SVP) praktizierten. Alle diese Parteien konnten bei den zurückliegenden Parlamentswahlen starke Zuwächse verbuchen.

Besondere Sorge macht den Forschern, dass die Rechtspopulisten sich nicht mehr bloß der Vorurteile und Ängste der Bürger gegenüber Fremden bedienten, um Wähler zu mobilisieren. Immer mehr diene ihnen auch die Europapolitik als zweite Kulisse, vor der sie sich zu profilieren versuchten. Vor diesem Hintergrund erwarten Beobachter, dass Rechtspopulisten bei der bevorstehenden Europawahl im Mai 2014 mehr Stimmen als jemals zuvor erhalten könnten.

Die Politikwissenschaftler Karsten Grabow und Florian Hartleb möchten in ihrer Untersuchung auch bestimmen, unter welchen Bedingungen rechtspopulistische Parteien florieren. Neben Faktoren wie der sozialen Entwicklung, dem Wahlsystem und der allgemein nachlassenden Parteibindung, die allesamt in der Parteienforschung schon seit längerem diskutiert werden, ziehen sie auch das Verhalten der traditionellen Parteien heran.

Unter anderem habe die Bewegung des "Dritten Wegs" in der europäischen Sozialdemokratie vielerorts dazu geführt, dass "große Wählergruppen politisch heimatlos" zurückgeblieben seien. Kaum eine Volkspartei habe bisher im Umgang mit Rechtspopulisten reüssiert: "Hat man populistische Parteien erst einmal im Haus, gibt es kaum ein Mittel, sie wieder loszuwerden", schreiben sie. Die Versuche der Etablierten, sich so weit wie möglich von den Populisten abzugrenzen oder sogar einzelne ihrer Positionen zu übernehmen, hätten nicht viel gebracht. "Manche Parteien sind erst entzaubert worden, als sie an die Regierung gekommen sind", sagt Hartleb. Den traditionellen Parteien rät er daher vor allem eines: Die Sorgen und Nöte der Bürger ernst zu nehmen.

Willkommen in der Wohlfühlzone

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Das Klischee geht so: Da sind junge Leute, sie sind gut ausgebildet und motiviert, sie wollen lernen und im Arbeitsleben ankommen. Und da sind Unternehmen, sie sind gierig und berechnend, sie wollen die Arbeitskraft, die Ideen und die Dynamik dieser jungen Menschen, aber zahlen wollen sie nichts. Und auf ein reguläres Arbeitsverhältnis festlegen wollen sie sich schon gar nicht. Deswegen knechten die Unternehmen den Nachwuchs mit schier endlosen Praktika. Und die jungen Leute? Hangeln sich von einem Schnupperjob zum nächsten, ohne Planungssicherheit, ohne finanzielle Basis, gefangen in einer WG-Existenz, für die sie eigentlich längst zu alt sind.



Eine Studie belegt, dass 82% von 7500 Befragten Praktikanten mit ihrem Praktikum zufrieden sind.

Die Realität funktioniert selten nach so einem strengen Schwarz-Weiß-Prinzip, aber tatsächlich war die Arbeitswirklichkeit vieler junger Menschen, vor allem vieler junger Akademiker, nicht besonders rosig. Sie waren die "Generation Praktikum" - und sie waren unzufrieden.

Hat das nun ein Ende? Kehren am Arbeitsmarkt die guten Sitten zurück? Eine neue Studie, die auf einer bundesweiten Umfrage bei mehr als 7500 Praktikanten beruht, legt das zumindest nahe. Denn die Untersuchung bietet überraschend positive Ergebnisse zur Arbeitssituation von Praktikanten. Demnach waren 82 Prozent der Befragten waren mit ihrem Praktikum zufrieden. Entscheiden dafür dürfte wohl sein, dass unbezahlte Praktika in den meisten Unternehmen offenbar nicht mehr gang und gäbe sind. So erhielten 94Prozent für die Schnuppermonate Geld - im Durchschnitt 736 Euro pro Monat. Fast jeder Zweite merkt aber trotzdem an: Das ist zu wenig. Dass mehr drin sein könnte, zeigt zumindest der internationalen Vergleich: In anderen europäischen Ländern rücken die Arbeitgeber für die Praktikanten im Mittel immerhin 944 Euro heraus.

Die Überweisungen fallen je nach Bundesland höchst unterschiedlich aus. Am besten bezahlt wird im Norden: Hamburg liegt mit 833 Euro an der Spitze, gefolgt von Bremen mit 791 Euro und Bayern mit durchschnittlich 765 Euro. An letzter Stelle auf der Gehaltsliste stehen die drei ostdeutschen Bundesländer Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt mit Durchschnittsverdiensten zwischen 500 und 550 Euro.

Das insgesamt positive Urteil wollen freilich nicht alle glauben. Florian Haggenmiller, Bundesjugendsekretär des Gewerkschaftsbundes, verwies darauf, dass noch 2011 in einer Untersuchung 40 Prozent der Praktika als unbezahlt galten. Mehr als die Hälfte der Befragten damals gab an, auf finanzielle Unterstützung durch die Eltern angewiesen zu sein. Haggenmiller sagte, es widerspräche "jeder Lebenserfahrung, dass sich diese prekäre Situation binnen kürzester Zeit dramatisch verändert" haben solle. Praktikanten würden immer noch "als billige Arbeitskräfte ausgenutzt".


Laut der Studie, die die Online-Jobbörse Absolventa und das Beratungsunternehmen Clevis initiierten, gilt selbst schon bei Praktikanten: Frauen hinken bei der Bezahlung hinterher. 30 Euro weniger springen für sie im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen weniger heraus. Männer mit einem Master in der Tasche kommen im Durchschnitt auf 829 Euro, mit Bachelor-Abschluss sind es 729 Euro. Am großzügigsten sind dabei die Unternehmen, die in der Marktforschung oder Rechtsberatung tätig sind, am sparsamsten der öffentliche Dienst sowie Firmen in den Sparten Forschung und Lehre.

Noten für die Qualität als Arbeitgeber gab es auch - von 1 (nicht zufrieden) bis 5 (sehr zufrieden). Von den Unternehmen mit mindestens 15 Praktikanten erhielten Dell, Südzucker, Wacker Chemie, Porsche und Coca-Cola die besten Zeugnisse als Arbeitgeber. Auf den Rängen sechs bis zehn folgen Ikea, Freudenberg, Infineon, SAP und BASF. Am schlechtesten schnitten Deutsche Bank, Peek & Cloppenburg, Axel Springer, Axa und Capgemini Consulting ab, gefolgt von der Werbeagentur Serviceplan, BMW, Bosch, Stadtwerke München und Salzgitter. Am zufriedensten waren Praktikanten, die sich in der Pharmabranche umschauen durften. Dort schätzen die jungen Leute vor allem, dass klar umrissen ist, was sie tun sollen. Von den mehr als 7500 Befragten waren vier von fünf zwischen 21 und 26 Jahren alt. 77 Prozent studierten noch. Gut jeder Sechste hatte bereits das Studium abgeschlossen, suchte nach Arbeit oder hatte bereits bis zu zwei Jahren Berufserfahrung.

Nach früheren Angaben des Bundesbildungsministeriums gibt es in Deutschland im Jahr etwa 170000 Praktikanten. Vor mehr als fünf Jahren hatten diese ihre Situation noch weitaus schlechter beurteilt. Das ergab zumindest eine Befragung des Internationalen Instituts für Empirische Sozialforschung im Auftrag des Bundesarbeitsministeriums: Danach fühlten sich 30 Prozent der Praktikanten ausgenutzt. 80 Prozent von ihnen sagten sogar, mindestens die Hälfte ihrer Arbeitszeit als normale Kraft eingesetzt worden zu sein. Und jeder Zweite gab an, keinen Euro für das Praktikum kassiert zu haben.

Mehr als 100000 Bürger unterstützten damals mit ihrer Unterschrift eine Petition, um die Rechte von Praktikanten zu verbessern. Der damalige Arbeitsminister Olaf Scholz (SPD) plante, das Recht auf eine angemessene Vergütung gesetzlich festschreiben zu lassen und Praktika im Bürgerlichen Gesetzbuch klar als "Lernverhältnisse" von anderen Arbeitsplätzen abzugrenzen. Mit der "Generation Praktikum" sollte Schluss sein. Scholz wollte Hochschulabsolventen und junge Leute mit einer Berufsausbildung, die sich mit der vagen Aussicht auf eine feste Stelle von Praktikum zu Praktikum hangeln und für harte Arbeit schlecht oder gar nicht bezahlt werden, besser stellen. Er scheiterte damit jedoch am Widerstand der Wirtschaftsverbände und des damals von Annette Schavan (CDU) geführten Bundesbildungsministeriums. Ihr Hauptargument: Die Unternehmen stellen dann keine Praktikanten mehr ein.

Es gilt deshalb auch als wahrscheinlich, dass es für diese jungen Leute beim geplanten gesetzlichen Mindestlohn in Höhe von 8,50 Euro Ausnahmen geben wird. Dies steht nicht im Koalitionsvertrag von Union und SPD. Die Arbeitsgruppe Arbeit und Soziales war sich in den Koalitionsverhandlungen schlug aber vor, keinen Mindestlohn für Praktikanten vorzuschreiben, "die ihr Praktikum im Rahmen einer Schul- oder Studienordnung absolvieren, sowie für Schüler bis zum Ende der Schulpflicht."

Wahnsinnig schön

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Das junge Mädchen wollte keine Wii zu Weihnachten und auch kein neues Fahrrad. Größere Brüste sollten es sein, mindestens einen, wenn nicht zwei Cups größer als das, was Mutter Natur der 16-Jährigen mitgegeben hatte. Immer wieder trifft die Plastische Chirurgin Constance Neuhann-Lorenz in ihrer Münchner Praxis auf Jugendliche, deren Wunsch nach einem Umbau des eigenen Körpers so groß ist, dass andere Teenager-Sehnsüchte dagegen verblassen.



Viele junge Mädchen verfallen dem Schönheitswahn und lassen sich unter das Messer legen - obwohl ihr Körper noch nicht vollständig entwickelt ist.

Um junge Menschen vor den Folgen solchen Schönheitswahns zu schützen, wollen CDU, CSU und SPD bei Jugendlichen Schönheitsoperationen verbieten, die medizinisch nicht sinnvoll sind. Zwar ist ein solches Verbot, anders als am Montag verlautete, nicht schriftlich fixiert, doch grundsätzlich sind sich die gesundheitspolitischen Verhandlungsführer einig: "Gefährliche und unnötige Eingriffe dürfen bei Minderjährigen nicht sein", sagt SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. Sein Kollege Jens Spahn von der CDU ergänzt: "Eine Brustvergrößerung als Geschenk für eine 15-Jährige finde ich völlig inakzeptabel." Das Verbot sieht er als einfaches Mittel, um Teenager zu schützen: "Wenn die SPD mitmacht, können wir es bald regeln."

Die Münchner Chirurgin Neuhann-Lorenz ist von dem Vorhaben "entzückt", wie sie sagt: "Einen solchen Schritt fordere ich seit Jahren." Zweifelsohne würde das Verbot nicht alle jungen Leute von der Operation abhalten, die sie ja auch im Ausland vornehmen lassen könnten. "Aber es würde sie zumindest zum Nachdenken bringen", sagt die Fachärztin für Plastische und Ästhetische Chirurgie. In ihrer Praxis trifft sie auch auf Familien, in denen die Eltern die treibende Kraft sind: "Manchmal tauchen die Jugendlichen hier gleich mit ihrer Mutter und ihrem Manager auf. Sie wollen einen größeren Busen, weil sie ihre Modelkarriere damit befördern wollen", sagt Neuhann-Lorenz. "Die Mädchen denken, das sei die Chance ihres Lebens."

Mädchen seien in diesem Alter körperlich allerdings oft noch nicht vollständig entwickelt, sagt Martin Spiering, Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC). Auch sollten sie geistig die Folgen einer solchen OP nachvollziehen können. Deshalb sollten Ärzte die Gründe für einen Eingriff hinterfragen und die Teenager wieder wegschicken, wenn sie nur einer fixen Idee oder einer Modeerscheinung nachhängen.

Sie haben eine so schlanke Figur - möchten Sie wirklich einen so großen Busen dazu? Wollen Sie ernsthaft Unterwäsche-Model werden? Wissen Sie eigentlich, dass auch Risiken mit einem solchen Eingriff verbunden sind? Wenn Constance Neuhann-Lorenz so mit den Jugendlichen spricht, kommen die meist nicht wieder in ihre Praxis. Aber sie finden oft einen anderen Arzt, der ihre Ideen umsetzt. "Seriöse Chirurgen vergrößern Minderjährigen nicht die Brüste, operieren ihnen nicht die Nase und saugen auch kein Fett ab", sagt Neuhann-Lorenz. "Aber es gibt auch Ärzte, die für Geld alles machen." Ein Problem dabei: Schönheitschirurg ist kein geschützter Beruf. "Jeder darf machen, was er sich zutraut", sagt Spiering. Da greifen Zahnärzte zur Botox-Spritze und Kieferchirurgen machen Brüste.

Laut Umfragen kann sich jeder fünfte Jugendliche eine Schönheitsoperation vorstellen, doch die wenigsten legen sich tatsächlich unters Messer. Die Nachfrage sei klein, sagt DGÄPC-Sprecher Spiering. Nur etwa ein Prozent der rund 250000 Eingriffe jährlich würden bei Minderjährigen vorgenommen. Und dabei würden in 80 Prozent der Fälle Segelohren angelegt. Der zweithäufigste Eingriff findet bei jungen Männern statt, die eine weiblich anmutende Brust loswerden wollen.

Solche Korrekturen sind nach Meinung der Fachgesellschaften wegen des psychischen Leidensdrucks durchaus sinnvoll - und sie sollten früh vorgenommen werden. Dann kommt es gar nicht erst zu Hänseleien. Zudem ist der Knorpel der Ohren bei Kindern noch weich: Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für Korrekturen deshalb meist nur bis zur Pubertät. Auch eine Operation der weiblichen Brust könne im Einzelfall schon früh richtig sein, sagt Neuhann-Lorenz: "Es gibt Zwölfjährige mit einem Monsterbusen, die nicht mal mehr zum Turnen gehen mögen."

Ein Verbot nicht notwendiger Eingriffe würde auch die Bundesärztekammer (BÄK) ausdrücklich begrüßen: "Wir dürfen nicht hinnehmen, dass die Schönheitsindustrie unser Menschenbild definiert." Verbote allein reichten allerdings nicht aus, sagt die BÄK, es sei darüber hinaus auch eine Wertediskussion nötig. "Die jungen Leute müssen erkennen, dass Schönheitsoperationen uncool sind."

Neue Verfassung für Ägypten

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Ägypten bekommt eine neue Verfassung. Das Verfassungskomitee übergibt an diesem Dienstag seinen Entwurf des Grundgesetzes an den von der Armee eingesetzten Übergangspräsidenten, der diesen im Januar 2014 dem Volk zur Abstimmung vorlegen soll. Der Rat hat die von der Islamisten-Regierung unter Präsident Mohammed Mursi 2012 auf den Weg gebrachte Verfassung überarbeitet. Diese hatte wegen ihrer Tendenz zur Islamisierung Ägyptens die Bevölkerung polarisiert und zum Sturz Mursis durch die Armee im Juli beigetragen. Übergangspräsident Adli Mansur, ein Verfassungsrichter, muss über einige noch offene Punkte entscheiden, bei denen sich das 50-köpfige Komitee nicht einigen konnte, so etwa das Wahlrecht: Im Frühjahr und Sommer sollen Parlament und Präsident frei gewählt werden; unklar ist, welche Wahl zuerst stattfindet.



Das 50-köpfige Komitee übergibt seinen Entwurf des Grundgesetzes an den Übergangspräsidenten.

Das Komitee wurde von Amr Musa geleitet, Ex-Außenminister und ehemals Chef der Arabischen Liga. Er sagte, die Verfassung sei "das Rettungsinstrument" für den Übergang "zu Stabilität und wirtschaftlicher Entwicklung". Säkularen, moderat islamische und christlichen Kräften dominierten die Versammlung; unter den Islamisten waren die Kräfteverhältnisse umgekehrt. Das spiegelt sich nun in dem Dokument wieder: Ägypten wird als zivil regierter Staat bezeichnet, die Scharia findet wie in den Verfassungen vor Mursi nur begrenzt Raum, religiöse Parteien sind verboten. Neu sind ein ausdrückliches Folterverbot, der Schutz der Frauen vor Gewalt und der Kampf gegen Menschenhandel.

Die neue Verfassung bricht allerdings nicht mit der Machtstellung des Militärs. Die Offiziere bestimmen weiter selbst den Armeechef, der zugleich Verteidigungsminister ist. Das Armeebudget wird nur zum Teil offengelegt. Zivilisten können vor Militärgerichte kommen, wenn sie Angehörige oder Einrichtungen der Streitkräfte bedrohen oder "Geheimnisse" gefährden. Gegen deren Urteile ist eine Berufung nicht möglich. Vor allem dies hat neue Proteste von Jugendaktivisten ausgelöst. Versuche, die Rolle der Streitkräfte zu schwächen, waren auch im Verfassungskomitee an den realen Machtverhältnissen gescheitert: Mursi war von der Armee gestürzt worden. Die Übergangsregierung wurde von ihr eingesetzt, der "Fahrplan" für den politischen Übergangsprozess bis Mitte 2014 vorgegeben.

Bildervergleich: Postbote vs. Drohne

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Größte Gefahr




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Unterstützung zur Hauptsaison




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Frühkindliche Prägung





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Imageprobleme




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Nette Vorführung




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Wenn es sehr doof läuft





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...und dann?






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Virtuelle Adaption




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Mit Sprengstoff




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Mit Kinderaugen




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Die bittere Wahrheit




Was bringt ein NPD-Verbot?

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Die meisten Leute in diesem Land dürften sich darüber einig sein, dass dieses Land ein besseres Land wäre, gäbe es die NPD nicht. Diese Partei demonstriert gegen Asylbewerberheime, sie ist ausländerfeindlich, mehr noch, sie ist menschenfeindlich und grundrechtefeindlich, weil sie Menschen nach ihrer Herkunft und Rasse in Gruppen einteilt und ihnen nach dieser Einteilung Rechte zu- oder absprechen will. Zwei ehemalige NPD-Funktionäre sitzen im NSU-Prozess auf der Anklagebank, das Vorstrafenregister (wegen politisch motivierter Taten) der NPD-Vorstände kann sich sehen lassen.  



Die Meinung, die dieser Demonstrant auf seinem Pulli trägt, teilen zum Glück nicht allzu viele Menschen. Aber immer noch ne ganze Menge.

Die Liste der Gründe, aus denen die NPD eine widerliche Partei ist, ließe sich noch weiterschreiben. Aber darum geht es jetzt nicht. Es geht um eine Frage, die wieder wichtig wird, weil an diesem Dienstag die Bundesländer der NPD mittels Verbotsantrag den Garaus machen wollen, sie werden diesen Antrag heute in Karlsruhe beim Verfassungsgericht einreichen. Die Frage lautet: Kann und muss man diese Partei verbieten? Für die Länder ist erwiesen, dass die NPD verfassungsfeindlich ist und dass man noch mal versuchen muss, sie zu verbieten. Sie sei rassistisch, menschenverachtend und stehe in der Tradition des Nationalsozialismus. Und das sei auch nachweisbar. Dass das pannenfrei funktioniert, bezweifeln manche. 2003 hat die Bundesregierung unter Schröder schon mal ein Verbotsverfahren gewagt, das Gericht kam aber gar nicht dazu, eine Entscheidung zu fällen. Das Verfahren zeigte, dass V-Männer vom Verfassungsschutz in der Partei tätig waren, bis in die Führungsebene hinein. Das Verfahren wurde abgebrochen.  

Seitdem gibt es die Debatte: Soll man es noch mal probieren? Wie schwer die Antwort darauf ist, zeigt allein die Tatsache, dass der Verbotsantrag nur von den Bundesländern nach Karlsruhe getragen wird. In Bundesregierung und Bundestag konnte man sich nicht darauf einigen, ihn zu unterstützen.  

Die Bedenken: Sollte der Antrag erneut scheitern, wäre das doppelt schlimm: Nach dem letzten missglückten Versuch war die NPD stärker als davor. Wie die Chancen auf ein Verbot tatsächlich stehen, ist schwer zu sagen. Für die einen ist die Verfassungswidrigkeit klar nachweisbar, andere sagen, seit 2003 sei nicht viel an Argumenten hinzugekommen. Und dass das Problem mit den V-Leuten komplett ausgeräumt ist, muss sich auch erst noch zeigen. Gerade erste sagte Rainer Wendt, der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, er befürchte, dass im Lauf des Verfahrens trotz aller gegenteiligen Versicherungen doch noch ein V-Mann des Verfassungsschutzes auftaucht.

Verbotsgegner befürchten außerdem, dass selbst ein Erfolg in Karlsruhe nicht so viel bringen würde: Die Parteifunktionäre würden dann einfach im Untergrund weitermachen, wo sie noch schwerer zu kontrollieren seien.  

Wie ist deine Meinung zu dieser Frage? Bringt ein NPD-Verbotsverfahren was? Hat es diesmal eine Chance? Was sind die Risiken, was kann der Nutzen sein?

Deutsche Schüler rechnen besser

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Mehr als zehn Jahre nach dem "Pisa-Schock" erzielen deutsche Schüler im internationalen Vergleich erstmals durchgehend gute Leistungen. Laut der neuen Pisa-Studie erreichen sie in Mathematik unter 65 Staaten und Regionen Platz 16 und haben auch beim Lesen klar aufgeholt. Die 15-Jährigen liegen damit in allen Bereichen deutlich über dem Durchschnitt. In Mathematik hatten die Schüler etwa Flächen, Winkel und Absatzzahlen von CDs zu errechnen. Die deutschen Ergebnisse reichen mittlerweile fast an die von Finnland und Kanada heran, die in früheren Untersuchungen als Vorbilder genannt wurden. Die groß angelegte Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) wurde am Dienstag in Berlin und Paris vorgestellt, Schwerpunkt der Untersuchung war diesmal Mathematik.



Die deutschen Schüler holen auf im internationalen Vergleich. Bei den neuen Pisa-Ergebnissen kann nun nicht mehr die Rede von einem "Pisa-Schock" sein.

Bei der ersten Pisa-Untersuchung im Jahr 2000 hatten deutsche Jugendliche nur mittelmäßig abgeschnitten. Dies entfachte eine Debatte über Bildungsdefizite, die als "Pisa-Schock" bekannt wurde. Zudem sei in Deutschland der Zusammenhang zwischen Elternhaus und Schulleistungen besonders stark, Schüler aus ärmeren Familien seien also benachteiligt, hieß es. Laut der neuen Studie haben die deutschen Schulen auch auf diesem Gebiet aufgeholt. Der Zusammenhang zwischen Elternhaus und Schulerfolg liegt nun im Durchschnitt der getesteten Länder und Regionen. Gerade leistungsschwache Jugendliche und solche aus Migranten-Familien schnitten merklich besser ab.

Das Niveau der Schüler wird nach Leistungspunkten bemessen, bei 494 liegt in Mathematik der OECD-Mittelwert. Mit 514 Punkten erzielten die deutschen Schüler nun 20 Punkte mehr - dies lässt sich der Studie zufolge in einen Vorsprung von einem halben Schuljahr umrechnen. Im Vergleich zu 2003, als Mathematik letztmals im Zentrum stand, ist das Ergebnis elf Punkte besser. Ostasiatische Länder sind die klaren Spitzenreiter. Die mit Abstand höchste Punktzahl (613) verzeichnet die chinesische Region Shanghai.

Die Forscher vermitteln auch politische Botschaften, die neuen Stoff für alte Bildungsdebatten liefern: Die Aufteilung der Kinder auf verschiedene Schularten - wie Gymnasien, Mittel- oder Hautschulen - führe zu schlechteren Leistungen. Sitzenbleiben demotiviere Schüler und schade der Chancengerechtigkeit, schreiben die Forscher. Sie betonen die Bedeutung guter Lehrer. Diese müssten besser aus- und fortgebildet sowie gut bezahlt werden.

Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) und die Kultusministerkonferenz (KMK) begrüßten die Ergebnisse. Maßnahmen nach dem Pisa-Schock wie mehr frühkindliche Bildung und Ganztagsschulen seien erfolgreich und müssten ausgebaut werden, erklärten Wanka und der KMK-Vorsitzende Stephan Dorgerloh (SPD). Der Chef des Philologenverbandes, Hans-Peter Meidinger, warnte angesichts der chinesischen Spitzenergebnisse davor, sich "zukünftig an der Drillschule asiatischer Prägung" zu orientieren.

Dierckes Welt

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Es ist nicht lange her, dass eine Debatte darüber aufkam, inwiefern Kinderbücher zu redigieren seien: Soll man Vokabeln, die einen herabsetzenden Klang haben wie "Neger", aus den Texten streichen?



Das gängige Schulbuch "Diercke Weltatlas" soll rassistische Begriffe enthalten.

Jetzt geht es um die Vermittlung von fehlerhaften oder schlichtweg rassistischen Inhalten in deutschen Schulbüchern. Das Netzwerk Rassismus an Schulen (NeRaS) hat sich kürzlich in einem offenen Brief an die Verlagsgruppe Westermann gewendet, die mit Büchern wie dem "Diercke Weltatlas" und "Seydlitz Geographie" fest im Schulalltag verankert ist. Die Kritiker haben darin eine Vielzahl fragwürdiger Darstellungen gefunden und fordern jetzt die Bearbeitung der Schulbücher "unter rassismuskritischen, diversitätsbewussten Gesichtspunkten gemäß UN- und EU-Konventionen".

In ganz Deutschland greifen Lehrer im Fach Geografie zu den Büchern des Verlages und lassen ihre Schüler Aufgaben aus diesen bearbeiten. Im Lehrbuch "Diercke Geographie 8" etwa wird dazu aufgefordert, Gesichter anhand von rassischen Merkmalen verschiedenen Kontinenten zuzuordnen - was der globalen Migrationswirklichkeit nicht unbedingt entspricht und im Schreiben des NeRaS entsprechend scharf gerügt wird. Zudem würden in den Büchern Begriffe benutzt wie "Negrid" ("Diercke"), "Mulatte" ("Seydlitz") oder recht unbefangen auch "Rasse" (Diercke, Seydlitz), die vor allem in völkischer und nationalsozialistischer Sprache üblich waren und dennoch in Schulbüchern des Jahres 2013 ihren Platz gefunden haben.

Zudem würden schwarze Menschen in den Geografiebüchern, so die Kritiker, "wiederholt nur als Feld- bzw. Plantagenarbeiter_innen repräsentiert", während der Völkermord in Ruanda grob vereinfachend als "Auseinandersetzung mit anderen Stämmen" (Diercke) dargestellt werde. Die Verlagsgruppe Westermann hat bislang zu den Vorwürfen nicht öffentlich Stellung genommen.

Soll und Gaben

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Vor ein paar Tagen hat der Trendforscher Peter Wippermann der Nachrichtenagentur dpa ein Interview gegeben, er referierte darin den Stand der Gegenwartsforschung zum Schenken in der Weihnachtszeit. Gleich zu Beginn des Gesprächs sagte Wippermann einen nachdenklichen Satz, man konnte darin das Eingeständnis einer Krise erkennen: "Unser Besitz hat tatsächlich einen Höhepunkt erreicht." Deswegen, so Wippermann, verändere sich das Schenken - weniger Pyjamas, mehr Reisen und Gutscheine.



Im Museum Vladrina werden dieses Jahr die Traditionen des Schenkens ausgestellt.

Man könnte dieses Jahr mal eine Reise nach Frankfurt an der Oder verschenken, dazu einen Gutschein für einen Besuch im Museum Viadrina. Dort gibt es seit den Neunzigerjahren in jedem Advent eine Weihnachtsausstellung, mal ging es um Krippen, mal um Christbaumschmuck, nächstes Jahr sind Märchen dran. Für dieses Jahr hat Elisabeth Hammann-Labitzke alle möglichen Geschenke aus Gestern und Gegenwart zusammengetragen. Bei der Auswahl war für Hammann-Labitzke nicht allein der Wunsch Vater ihrer Gedanken, das zeigt sie beim kleinen Rundgang. "Warten Sie", sagt Hammann-Labitzke, 33, dann kommt sie mit einer krachbunten Krawatte um die Ecke gewedelt, die selbst beim Scherz- und Schrottwichteln nur schlechten Gewissens einzureichen wäre.

Einen aber wird es treffen, die Krawatte wandert in eine der vier Boxen im zweiten Raum der Ausstellung. Besucher können dort die "in ihren Augen unerwünschtesten und deplatziertesten Weihnachtsgeschenke" abgeben und im Tausch ein anderes Päckchen mitnehmen. Für den Anfang hat das Museum den Gabentisch notdürftig eingedeckt. Neben der Krawatte gibt es eine Vase oder ein Buch mit den 300 angeblich besten Politikerwitzen. Hammann-Labitzke hat aus eigenem Bestand eine "komische Strickjacke" eingebracht. Mit solchem Quatsch lockt man Leute ins Museum, vielleicht auch mit den vier Vitrinen, in denen lokale Händler Geschenkideen aus eigenem Hause bewerben dürfen.

Lehrreicher aber ist dann doch der Blick in die Vergangenheit. Wer im Jahr 1885 Kind war, der durfte sich nicht wundern, wenn Pickelhaube und Säbel unter dem Baum lagen. Wer 1911 für den Vater nach einer kleineren Klinge suchte, dem empfahl eine Annonce im Wohnungsanzeiger den Gang zum Stahlwarengeschäft: "Bitte lieber Weihnachtsmann gieb mir doch ein ,Giletta" für mein Papa." Und wer später seinem Mann "den größten Wunsch" erfüllen wollte, dem wurde geraten, "das herrliche Haarpflegemittel Dr. Dralle"s Birken-Wasser" zu kaufen. Den halben Liter gab es für sechs Reichsmark, den guten Rat dazu umsonst. Die Anzeige erklärt umständlich, dass Frauen umso mehr bei Dr. Dralle kaufen sollten, je lichter das Haar ihrer Männer wird. Denn "das Beste gewinnt an Wert, wenn liebevolles Verständnis es zum Geschenk darbringt".

Und für Mutti? Die Elbra-Sporthaube Nr. 114 "für Sport, Frisur und Beruf" lobt Hammann-Labitzke als "doch sehr kleidsam". Auf einer Anzeige daneben schaut die "liebe Augusta" dusselig auf den Brief und die Heißluftpistole in ihren Händen, im Hintergrund grüßt ein verhungerter Weihnachtsbaum, darunter eine Bildunterschrift: "Oh! Sie fühlt sich sehr geschmeichelt, als sie liest mit lieblichem Erröten: Foen ist zur Haar- und Schönheitspflege sehr vonnöten!" Das allerdings reicht nur für Platz zwei in der nach oben offenen Gaga-Skala für Fön-Anzeigen. Auf einer anderen nämlich läuft ein Weihnachtsengel über eine Wiese und fönt den Schnee weg. Heute sähe man darin einen kritischen Kommentar zum Klimawandel, vor knapp 90 Jahren war es ein stolzer Ausweis des technischen Fortschritts.

Weihnachtszeiten ändern sich. Für Natalie, 10, waren "Tablet und Handy" die schönsten Weihnachtsgeschenke, Leo, 9, freute sich über seinen "Hamster Herkules" und Amy, 10, über "Mein Kuscheltier Hasi". So ist es nachzulesen auf einer Wand mit Bildern, die Hammann-Labitzke in einem Kindergarten und einer Grundschule in Auftrag gegeben hat. Die Kinder sollten ihre schönsten Erinnerungen an Weihnachtsgeschenke malen. Maximilian, 9, zeichnete ein paar Blüten, in Gedenken an das "Geldgeschenk 100 Euro". Arjuna, 7, ist nachhaltig begeistert von ihrem "Riesenglubschi", auf vielen anderen Bildern scheint das Possessiv-Pronomen von größerer Bedeutung zu sein als das eigentliche Geschenk: mein Sitzsack, mein Vampirkostüm, meine Ohrringe.

Unter Erwachsenen ließ Hammann-Labitzke eine ganz ähnliche Umfrage durchführen. Sie mussten zwar keine Bilder malen, aber ihre Antworten sind zum Teil trotzdem eindrucksvoll. So schreibt ein 31-jährige Frau: "Vor acht Jahren haben sich Eltern und Großeltern vertragen und die gesamte Familie hat gemeinsam Weihnachten gefeiert. Das war mein schönstes Weihnachtsgeschenk." So kann man das ja auch sehen: Dass Schenken erst dann besonders wertvoll wird, wenn es nicht im sorglosen Überfluss des Sächlichen erfolgt. Elisabeth Hammann-Labitzke wird in diesem Jahr einen Schmortopf bekommen, das weiß sie schon. Sie wird aber auch danach sagen, dass das schönste Weihnachtsgeschenk aller Zeiten diese kleinen Schächtelchen mit Teelichtern und Engeln waren, die sie einmal von einer Freundin bekommen hat. "Da ging es einfach um das Signal: Du bist mir wichtig."

In einem der Bilder glaubt Hammann-Labitzke den Kern des Weihnachtsfestes erkannt zu haben. Es zeigt eine Mutter mit einem Kind auf dem Arm. Das Kind freut sich über den Holzelefanten, den es gerade bekommen hat - die Mutter freut sich über die Freude ihres Kindes. Der Elefant stammt von der Annahmestelle für die Aktion "Rettet die Kinder", das Bild datiert auf Dezember 1945. Friedensweihnacht. Aber auch: Armut, Hunger, und auf den Bildern viele Kinder, denen der Krieg nur die Mutter gelassen hatte. Wie weit all das tatsächlich und gefühlt schon wieder weg ist, merkt man beim Verlassen der Ausstellung. Vom Militär ist nur die Feldküche in Form einer Gulaschkanone geblieben. Und bevor die Leute vom Marktplatz aus weiterziehen, um Föne oder Birkenwässer zu kaufen, wird noch mal ordentlich gevöllert. Die programmatische Ansage für das Jahr 2013 kommt von der Kanone selbst, auf ihr steht: "Ist der Hunger noch so klein, eine Grillwurst, die passt immer rein."

Der Weg der Grippe

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Schnupfen, Husten, Heiserkeit: jedes Jahr rollt auf's Neue die Erkältungswelle an. Forschern ist es jetzt erstmals gelungen, Höhepunkte der Epidemie vorauszusagen.

Sie wird kommen, wie jeden Winter - das immerhin steht fest. Doch wann genau? Und werden die typischen Symptome - Fieber, Husten, Gliederschmerzen - in diesem Jahr mehr Menschen quälen als üblich? Beginn, Höhepunkt und Intensität der alljährlichen Grippewelle im Vorhinein abzuschätzen, ist eine Kunst, die bisher noch niemand wirklich beherrscht. Auf zu vielfältige Weise kann das Influenzavirus auftreten, als dass Forscher seine Verbreitung in der Bevölkerung zuverlässig prognostizieren könnten. Sogar nachdem die Grippewelle bereits begonnen hat, fällt es Experten oft schwer, den weiteren Verlauf abzusehen.

So wirkt der Stolz einigermaßen verständlich, mit dem eine Forschergruppe im Fachmagazin Nature Communication nun verkündet: Erstmals sei es im vergangenen Winter gelungen, die Höhepunkte der regionalen Grippewellen für 108 Städte in den USA einigermaßen akkurat vorauszusagen. Einige der Prognosen sahen das Auftreten der Epidemie mit einem Vorlauf von neun Wochen korrekt vorher. In den meisten Fällen betrug der Vorlauf zwei bis vier Wochen.

Diese Zeitspanne kann reichen, um sich auf eine Grippewelle einzustellen. Ärzte und Behörden können dann zum Beispiel ihre Aufrufe zu Impfungen verstärken. "Wenn man vor dem Zeitpunkt und der Intensität eines Influenza-Ausbruches gewarnt ist, lässt sich ein Teil der Krankheitsfälle verhindern", sagt der Erstautor der aktuellen Studie, Jeffrey Shaman von der Columbia University in New York. Um ihre Vorhersagen zu erstellen, nutzten er und seine Kollegen zum einen die wöchentlichen Berichte der amerikanischen Seuchenschutzbehörde CDC. Sie meldet regelmäßig - allerdings mit Verzögerung -, wie viele Influenzafälle den Behörden mitgeteilt wurden.

Diese eher konventionelle Quelle kombinierten die Forscher mit einer neueren: der Datenbank Google Flu Trends. Dort wertet der Suchmaschinen-Konzern aus, wo und wann sich Anfragen zum Thema Grippe häufen. Viele Kranke suchen mithilfe des Internets nach ihren Symptomen, Diagnosen und Medikamenten. "Grippe", "Influenza" und "Fieber" sind daher im Winter oft eingegebene Begriffe. So aber erhält nicht nur der Patient Informationen über seine Krankheit, sondern auch Google erfährt etwas über die Beschwerden seiner Nutzer. Anhand dieser Daten erstellt die Firma Trends, die das aktuelle Grippegeschehen einigermaßen widerspiegeln.

Die Kunst für die Forscher um Shaman bestand darin, aus den Echtzeitdaten eine Vorhersage abzuleiten. Dabei galt es, sowohl das Verhalten des Grippevirus abzuschätzen - zum Beispiel breitet es sich in kalter, trockener Luft leichter aus als in feuchter - als auch das der Menschen, die sich zu Beginn eines Ausbruches womöglich vermehrt impfen lassen. Ihr Prognosemodell verfeinerten die Forscher dann anhand der Erfahrungen aus früheren Grippeepidemien in der Stadt New York. Damit konnten sie die jeweiligen Höhepunkte der Grippewellen in der vergangenen Saison in bis zu 75 der 108 einbezogenen Städte treffend vorhersagen - für eine Influenza-Prognose gilt das als Erfolg. Der allerdings fiel nicht überall gleich aus. "Wir konnten bessere Prognosen in kleineren Städten machen", sagt Shaman.

Influenza-Ausbrüche zuverlässig und frühzeitig absehen zu können, wäre auch für andere Gebiete als die USA hilfreich. Derzeit konzentrieren sich die Bemühungen jedoch meist darauf, wenigstens die aktuellen Infektionen mit möglichst geringer Verzögerung zu erfassen. So sammelt in Deutschland das Robert-Koch-Institut (RKI) unter anderem regelmäßig Berichte über akute Atemwegserkrankungen von etwa 700 Haus- und Kinderärzten. Zu diesen gehören jedoch auch andere Infektionen als die mit dem Influenza-Virus, was die Aussagekraft dieser Daten etwas schwächt. Zusätzlich kann man dem RKI seit gut zwei Jahren direkt seinen Gesundheitsstatus melden. Das Onlineportal Grippeweb (www.grippeweb.rki.de) fragt wöchentlich nach Influenza-Symptomen und ähnlichen Beschwerden. Damit die Daten aussagekräftig sind, müssen die Teilnehmer jedoch auch dann Angaben machen, wenn sie keine Beschwerden haben.

Derzeit ist die Lage übrigens noch recht ruhig, sowohl in den USA als auch in Deutschland und dem Rest von Europa. "Sobald die Nadel ausschlägt, beginnen wir mit neuen Prognosen", verspricht Shaman. Die sollen dann auch für jeden zugänglich sein.

Vergebliche Appelle an den Richter

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Der Zeuge stottert herum. Im NSU-Prozess bringt Richter Manfred Götzl ihn immer wieder in Bedrängnis. Andreas T. kann nicht plausibel erklären, warum er sich so vertan hat. Der Beamte, der damals für den Verfassungsschutz arbeitete, war am Tatort, als im Jahr 2006 in Kassel der 21-jährige Halit Yozgat in einem Internetcafé ermordet wurde.

Andreas T. besuchte dort ein Online-Flirtforum. Er beteuert immer wieder, von dem Mord, der dem NSU zugeschrieben wird, nichts mitbekommen zu haben. Er meldete sich auch nicht bei der Polizei als Zeuge. Angeblich dachte er zunächst, gar nicht zum Zeitpunkt der Tat, sondern einen Tag zuvor in dem Laden gewesen zu sein.

Andreas T. hat von dem Verbrechen aber bereits drei Tage nach dem Mord in der Zeitung gelesen - und der Richter nimmt ihm einfach nicht ab, dass T. die Tage so durcheinander bringen konnte: "Es tut mir leid, ich kann das nicht nachvollziehen."



Der Zeuge und ehemalige Verfassungsschutz-Mitarbeiter Andreas T. muss vor Gericht Rede und Antwort stehen. Von dem NSU-Mord eines 21-jährigen Türken in Kassel will er nichts gewusst haben.

In gewundenen Sätzen versucht der Zeuge, sich zu rechtfertigen. Der Erfolg ist überschaubar. "Ich wäre froh, wenn es mir gelungen wäre, eine Erklärung zu finden, wie ich so dumm sein konnte." Er antwortet auf hartnäckige Fragen kleinlaut, aber oft ausweichend. Andreas T. sagt: Bei der Suche nach den Gedanken, die ihn damals zu seinem Irrtum geführt hätten, "laufe ich immer wieder gegen eine Wand".

Viele Nebenklage-Vertreter haben den Verdacht, Andreas T. könnte von dem Mord mehr wissen, als er zugibt. Und der Richter hat sich offensichtlich vorgenommen, diesen Zeugen so hart wie möglich zu befragen. "Ich verstehe nicht, was in Ihrem Kopf war", sagt Götzl. Man könne bezweifeln, "dass Sie uns hier mit der Wahrheit bedienen".Energisch ist der Richter zuvor allerdings Spekulationen entgegengetreten, es könnte eine staatliche Beteiligung an den NSU-Taten geben: Solche Thesen "verlassen das Reich der Spekulation nicht."

Götzl lehnte erneut das hartnäckig vorgetragene Begehren von Nebenklage-Anwälten ab, sämtliche Akten über Andreas T. zum Verfahren beizuziehen. Die Anwälte könnten die Dokumente ja in Karlsruhe beim Generalbundesanwalt einsehen. Den Vorwurf von Nebenklägern, das Gericht sei an der vollständigen Aufklärung des Kasseler Mordes nicht interessiert, nennt Götzl "gewagt". Die scharfe Art, in der er anschließend Andreas T. befragt, soll den vielen Anwälten wohl auch beweisen: Götzl ist hier der Chefaufklärer.

Die Nebenkläger hatten zu Beginn des 63. Verhandlungstages verlangt, die Zeugenvernehmung zu verschieben und zunächst sämtliche Akten zu bekommen. Sie beklagen eine Behinderung ihrer Arbeit, wenn sie nur in Karlsruhe die umfangreichen Unterlagen über Andreas T. studieren und sich lediglich Notizen machen können. Alexander Kienzle, der die Familie Yozgat vertritt, sagte, das Gericht riskiere einen Revisionsgrund, wenn es in dem Aktenstreit nicht einlenke. Wegen der fehlenden Transparenz könnten zudem "interessierte Kreise" Legenden über die Mordserie verbreiten - eine Anspielung darauf, dass den Neonazis der Verdacht gegen Andreas T. und den Verfassungsschutz wie gerufen kommt, um von sich selbst abzulenken und den NSU als angebliches Konstrukt des Staates darzustellen.

Die Bundesanwaltschaft zeigte sich unnachgiebig. Sie argumentiert, die Akten stünden vollständig zur Verfügung. Dass sie in Karlsruhe bleiben müssten, begründen die Bundesanwälte mit dem Persönlichkeitsschutz. Die Akten enthalten unter anderem Protokolle von Telefonüberwachungen, die auch Angehörige des Zeugen betrafen. Nach einer Verhandlungspause zogen die Nebenkläger noch einmal alle Register: Ismail Yozgat, der emotional auftretende Vater des Opfers, ergreift das Wort und sagt auf Türkisch: "Mein Sohn hat sein Leben in meinem Armen verloren. Was ist mit Ihnen los, dass Sie in Ihrem eigenen Namen Entscheidungen treffen? Ich möchte dass die Akten, die meinen Sohn betreffen, alle ans Tageslicht kommen."

Dann spricht auch noch die Mutter, Ayse Yozgat. Ihr Leben nach dem Tod des Sohnes sei "zu vergleichen mit dem eines Toten". Die Familie wolle, dass alle Akten offengelegt werden, die Mutter appelliert an den Richter: "Bitte überlegen Sie es sich noch einmal!" Aber Götzl ließ sich nicht erweichen.

Von welchem Geschenk solltest du die Finger lassen?

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Wichtige Frage, wenn die ganze Familie zusammenkommt: Wie sprichst du nach der vierten Tasse Feuerzangenbowle deinen Vater an?

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Bei der Familienzusammenkunft gibt es selbstgemachte Pizza. Was legst du drauf? 

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Auf dem Heimweg. Der Bus hält an, die Tür geht auf, alle stürmen nach draußen. Der Mann, der vor dir aussteigt, rutscht auf dem glatten Gehsteig aus und knallt ziemlich unsanft auf die Seite. Du bist so nett und hilfst ihm wieder auf die Füße. Du fragst „Alles in Ordnung?“, er nickt gequält und du sagst...

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Körperspürstunde! Welcher Teil deines Körpers tut dir am häufigsten weh? 


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[seitenumbruch]Schau mal an dir herunter – was für einen Verschluss haben deine Schuhe?


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[seitenumbruch]Und jetzt schau mal an die Wand hinter deinem Bett: Was hängt da?

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[seitenumbruch]Gleich ist's rum, nur noch eine kurze Erinnerungsfrage: Was war dein erstes Wort als Kind?

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[seitenumbruch]Das Test-Ergebnis: Du bist...


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Bittere Pille

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Es scheint so einfach. Jeden Tag ein Stück Freiheit, jeden Tag ein Stück sexuelle Selbstbestimmung. Mit nur einem Schluck spült man die Antibabypille hinunter und muss keine Angst davor haben, in neun Monaten Mutter zu sein. Die Pille gilt als eines der sichersten Verhütungsmethoden.

Nebenbei preisen die Konzerne die Pille als Allheilmittel für schöne Haut oder gegen fettige Haare an. Gerade für viele Mädchen ein Grund, die Frauenarztpraxis aufzusuchen. So wie die damals 16-jährige Céline aus der Schweiz. Aber vier Wochen nach der ersten Einnahme der "Yasmin" erlitt sie eine Lungenembolie. Seitdem ist sie schwerstbehindert. Ihre Familie kämpft deswegen gegen den Vertreiber und Konzernriesen "Bayer". Bislang erfolglos, denn Produktfehler konnte Céline nicht nachweisen.



Wie gefährlich ist die Pille?

Es ist kein Einzelfall. In Deutschland sind seit 2001 sieben Frauen gestorben, die Antibabypillen aus der Yasmin-Serie von Bayer genommen hatten. In Frankreich wurde die Verschreibung stark eingeschränkt, ein anderes Präparat des gleichen Herstellers verboten.

Die Risiken und Nebenwirkungen stehen auf jeder Packungsbeilage. Wahrgenommen werden sie wohl von den wenigstens Frauen. Unkontrollierte Stimmungsschwankungen oder ein paar Pfunde mehr auf den Hüften sind da noch die harmlosen Begleiterscheinungen. Gefährlich wird es, wenn Blutgerinnsel entstehen. Wandert die Thrombose aus den Venen in die Lunge oder ins Gehirn, kann es zu Embolien oder Schlaganfällen kommen.

Doch was tun, wenn Kondome lusttötend sind, Temperaturmessungen umständlich oder eine Sterilisation zu endgültig erscheinen? Rettung ist in Sicht. Denn: Die "Pille für den Mann" ist auf dem Vormarsch. Australischen Forschern ist es gelungen, die Proteine zu blockieren, die den Transport des Spermas in Richtung Penis auslösen. Zugegeben: bisher nur bei Mäusen. In etwa zehn Jahren aber könnten vielleicht Männer statt Frauen eine tägliche Hormondosis einnehmen. Die Nebenwirkungen sind allerdings noch nicht erforscht.  

Mädchen, wie bewusst sind euch die Risiken der Antibabypille? Habt ihr Angst vor Thrombose oder Schlaganfällen? Nehmt ihr sie trotzdem in Kauf? Und Jungs, würdet ihr die Pille für den Mann schlucken? Welche Nebenwirkungen könntet ihr für das Wissen um eine sichere Verhütung verschmerzen? Habt ihr an eurer Freundin Auswirkungen der hormonellen Verhütung bemerkt? Sorgt ihr euch um sie?

Geschenkepsychotest - die Ergebnisse

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Der Tollpatsch



Schau mal auf deine Hände. Siehst du zehn funktionstüchtige Finger? Dann sei froh: Wenn es nach reiner Stochastik geht, müsstest du dir in deinem bisherigen Leben als Tollpatsch mindestens zwei Fingerkuppen amputiert haben - beim Fahrradputzen. Wenn es um manuelle Arbeit geht, bist du völlig untauglich. Du wärst froh, wenn du wenigstens die berühmten „zwei linken Hände“ hättest, von denen alle immer sprechen, denn damit könntest du wenigstens eine Linkshänderschere bedienen. Wenn du dich nach Weihnachtsgeschenken umsiehst, solltest du deshalb einen großräumigen Sicherheitsabstand zu Baumärkten oder Bastelläden einhalten. Flohmärkte? Auf keinen Fall! Schon das Abstauben einer alten Schreibtischlampe könnte dir zum Verhängnis werden. Für Menschen wie dich haben Onlinehändler den Button „Als Geschenk verpacken“ erfunden. Und du solltest sie zum Dank dafür täglich in dein verdammtes Abendgebet aufnehmen!
 
 
Der Intime



Nein, das mit der vibrierenden Weihnachtskugel unter dem Baum ist keine gute Idee. Und nein, auch wenn deine Freundin ab und zu kichert, wenn ihr nach dem Kino am Schaufenster des Orion-Shops vorbeilauft: Sie will zu Weihnachten bestimmt kein Partner-Gleitgel (flutschig für ihn, wärmend für sie). Schon klar, du meinst es gut, wenn du erotische Novellen oder großformatige Aktfotos verschenkst. Es ist deine Art, zu sagen: Schatz, ich bin dir nah, ich bin locker, ich will mal dieses Penis-Lasso ausprobieren! Aber das Problem ist: Die Welt ist noch nicht reif für deine Offenheit. Wirklich. Get over it. Und probier es doch zur Abwechslung mal mit einer schönen Schreibtischlampe.
 
 
Der Kitschige



Natürlich kannst du nichts dafür. Du bist ein Opfer der Umstände. Die haben dich als Kind zweier Diplompädagogen zunächst in den Waldkindergarten, später ins Montessorihaus verschlagen. Wo man dir in nie enden wollenden Orff-Stunden immer zweierlei eingeträllert hat: Erstens, du kannst alles, wenn du nur willst. Zweitens, wenn du etwas fühlst, lass es raus, egal was es ist! Als du in der Pubertät anfingst, dich für das andere Geschlecht zu interessieren, hast du diese Maximen in eine handfeste Leidenschaft für Minnesang und Dichtkunst verwandelt. Weder deine Mutter noch dein bester Kumpel haben es in jener kritischen Phase je übers Herz gebracht, dir zu sagen, dass, erstens, „Herz“ auf „Schmerz“ zu reimen auf Dauer nicht trägt, und, zweitens, dein Gesangstalent doch eher für das Erlernen eines Blasinstruments spräche. Bevor du also dieses Jahr aufs Neue deine Lagerfeuergitarre und den Spiralblock mit den „neuen Lyrics“ zum Weihnachtsfest mitschleppst – kauf doch lieber mal was Praktisches! Zum Beispiel einen Satz Waschlappen.
 
 
 
Der Joviale



Der Tag muss erst noch kommen, an dem du dich im Proseminar ohne ein lautes „Tschüsseldorf!“ verabschiedest. Und wann wäre ein besserer Moment für gute Laune als an Heiligabend? Eben! Nur leider übersiehst du seit Jahren konsequent, dass die Überraschung deines Vaters nur laienhaft gespielt ist, wenn er mal wieder eine Motiv-Krawatte mit skispringenden Elchen aus dem Geschenkpapier wickelt. Zugegeben, die selbstgestrickten „Eierwärmer“, die du vergangenes Jahr deinem Bruder und dessen Verlobter unter großem Hallo unter den Baum gelegt hast, waren eine Pointe – aber warum fragst du diesmal nicht vorher mal kurz, was sich deine Mitmenschen wirklich wünschen? Wäre natürlich möglich, dass es tatsächlich das Klopapier mit Dollarnoten-Aufdruck ist. Aber – vielleicht eben auch nicht.
 
 
 
Der Hobby-Therapeut



Dein Erkennungsmerkmal ist das verständnisvolle Kopfnicken. Das wendest du in markuslanziger Ernsthaftigkeit selbst dann an, wenn jemand dich auf der Tanzfläche nach Zigaretten fragt. Für dich ist klar: Wo Kommunikation passiert, transportieren sich versteckte Emotionen. Und die kann – und darf! - man nicht ignorieren. Jeder Plausch in der Teeküche über den morgendlichen Graupelschauer ist für dich deshalb Anlass, ungefragt Lebenshilfe anzubieten. Die Beziehungsprobleme deiner Freunde erkennst du schon Monate vor deren Trennung, die du ihnen mit wohlwollender Hartnäckigkeit immer wieder nahelegst. In dieser Tradition verschenkst du seit Jahren Gutscheine für eine Woche im Schweigekloster („Dafür wirst mir noch in Jahren danken!“), Weight-Watchers-Kochbücher („Du wirst vielleicht lachen, aber...“) und Termine für Darmspülungen („Du glaubst ja gar nicht, wie verspannt du da unten bist...“). Falls du in diesem Jahr überhaupt noch irgendwo eingeladen bist: Verschenk doch ausnahmsweise mal was total Unpersönliches. Zum Beispiel eine Käsereibe!

Endlich Sonne!

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Vor ein paar Wochen ist uns aufgefallen, dass unsere Illustratorin Yi Luo immer zeichnet – in Konferenzen oder der Kantine, während wir über Texte diskutieren oder Kaffee in der Sonne trinken. Was sie erlebt, hält sie in einer Art gemaltem Tagebuch fest: den Holzfällerhemd-Partnerlook der Kollegen oder ihre zerknitterten Morgengesichter, Bäume, Gebäude, Schuhe. Sogar Kinobesuche. Quasi alles wandert in Yis Sketchbook – und sieht dort sehr toll aus.

Pendeln


[plugin bildergalerielight Bild3="Endlich Sonne" Bild6="Mädchen am Fenster" Bild1="Lieblingsbaum am Bahnhof" Bild7="Verdecktes Kind am Bahnhof" Bild8="S2-Menschen" Bild13="Schuhe" Bild11="Kopfhörer" Bild15="Leser in der S-Bahn" Bild16="Mädchen in der S2" Bild2="Odeonsplatz im Regen" Bild9="Russisch"]
 
Also haben wir gefragt, ob wir mal in dem Buch blättern dürfen. Und was wir dort – abgesehen vom Redaktionsalltag – gefunden haben, fanden wir so großartig, dass wir es allen zeigen wollten. Yi pendelt nämlich jeden Tag von Augsburg nach München und wieder zurück. Und auch was sie dort sieht, zeichnet sie. Das können einzelne Momente sein oder auch mehrere Eindrücke aus verschiedenen Tagen, die zu einem Motiv verschmelzen. In beiden Fällen sind die Bilder ganz wunderbare Dokumentationen dieser nebligen Nicht-Zeit vor und nach dem Arbeitstag. Eine Zeit geprägt von wuseliger Hektik und Geschäftigkeit, die gleichzeitig erhaben nutzlos ist und die jeder trotzdem irgendwie zu nutzen versucht. Eine Zeit auch, die wir alle jeden Tag mit einer großen Masse an Menschen verbringen, in der aber trotzdem jeder für sich bleibt. Mit seiner Zeitung, seinem Buch, seinem Smartphone, seinem Spiegelbild im Zugfenster. Wir finden, diese Zeit sah nie schöner aus. Und schließen uns der Künstlerin an: „Endlich Sonne!“

Aus der Redaktion


[plugin bildergalerielight Bild19="SZ-Haus im Nebel" Bild22="Partnerlook" Bild21="Charlotte nach dem Mittagessen" Bild18="Eingangshalle, mittags" Bild23="Konferenz" Bild24="SEO-Schulung" Bild25="SEO-Schulung 2" Bild20="Menschen auf dem SZ-Dach"]


Augsburg



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Wir haben noch eine besondere Überraschung: Hinter einem der Türchen unseres Adventskalenders kannst du dir ein Comic-Portrait wünschen – von dir, von deinem Hund, von deiner Lieblingspflanze – gezeichnet von Yi. Welches Türchen das sein wird, bleibt natürlich noch geheim.

Punkt Punkt Komma Strich

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Angestrichen: 
„The period was always the humblest of punctuation marks. Recently, however, it’s started getting angry. I’ve noticed it in my text messages and online chats, where people use the period not simply to conclude a sentence, but to announce ‚’I am not happy about the sentence I just concluded.’“

Wo steht das?
In der Online Ausgabe des US-Politikmagazins „The New Republic“.

Und worum geht’s?

Um den Bedeutungswandel von Satzzeichen. Genauer gesagt: um den Punkt. Bisher war er ohne Zweifel ein neutraler Weg einen Satz zu beenden. Doch jetzt wird er eher als Ausdruck von Ablehnung und Wut interpretiert. Der Autor Ben Crair drückt in dem Text seine Verwunderung darüber aus, dass der einfache Punkt am Ende eines Satzes in Kommunikationsmitteln wie der SMS oder dem Online-Chat diese neue Bedeutung bekommt.





Stimmt das so?
Ein Punkt als Ausdruck von Ärger? Das ist mir neu. Es verlangt schon ein hohes Maß an Interpretation, um so ein passives Zeichen als Ablehnung zu verstehen. Dachte ich. Crair wirkt diesbezüglich auch eher ratlos und zieht deshalb für seinen Artikel Mark Liberman, Professor für Linguistik der Universität Pennsylvania, zu Rate, der selber schon auf das Problem mit den Punkten gestoßen ist. „Not long ago, my 17-year-old son noted that many of my texts to him seemed excessively assertive or even harsh, because I routinely used a period at the end”, erzählt Liberman. Ich kenne dieses Problem noch von meiner Mutter und ihren ersten SMS-Versuchen. Anstatt eines Leerzeichens setzte sie nach jedem Wort einen Punkt, weil sie die Leerzeichentaste nicht fand: Das.hörte.sich.dann.wirklich.etwas.abgehackt.und.harsch.an.mama. In diesem extremen Fall verändert der Punkt tatsächlich die Art und Weise, wie ich die Mitteilung lese. Aber kann das auch ein einziger Punkt am Ende eines Satzes bewirken?  

Liberman bestätigt die Befürchtungen und erklärt, dass der Punkt in der digitalen Kommunikation größtenteils durch einen Zeilenumbruch ersetzt wurde. Nicht mehr Punkte schließen einen Satz ab, sondern einfach das Ende der Nachricht. In Zeiten von SMS-Flatrates und WhatsApp folgt der nächste Satz in einer Nachricht danach. Und wenn man ihn dann doch setzt, fragt sich der Empfänger natürlich, was der Schreibende einem mit dem Punkt sagen möchte. Punkt. Aus. Diskussion vorbei?  

Da haben wir’s. Digitale Kommunikation verwandelt den Punkt in etwas Aggressives. Was ist mit dem harmlosen Punkt passiert? Wie soll man denn sonst seine Sätze beenden? Es ist ja überhaupt schon schwer genug, Kurznachrichten richtig zu deuten. Jetzt müssen wir nicht nur die geschriebenen Worte interpretieren, sondern auch noch die darin enthaltenen Satzzeichen auf eine Bedeutung untersuchen.  

Was heißt das jetzt?

Für die meisten Arten von Kommunikation ist es nicht notwendig sich gegenüberzustehen und auch hören muss man sich nicht mehr zwangsläufig. Die Verabredung zum Essen in der Mittagspause kann man in 20 Zeichen knapp formulieren und die Zu- oder Absage braucht noch weniger Zeilen. Easy. Und doch steht man manchmal am verabredeten Ort und denkt, man wird versetzt. Dabei war alles nur ein großes Missverständnis. „Sorry dachte du meinst morgen“, „Hab dir doch gesagt ich hab nur mittwochs Zeit.“, „Bist du jetzt sauer“, „Nein. Wieso?“ Eine Betonung oder Bedeutung aus so wenigen Zeichen herauszulesen ist schwierig. Wie Liberman bestätigte, sind die Veränderungen digitaler Kommunikation auch in der Verwendung von Satzzeichen spürbar. Gerade weil den Kurzmitteilungen der Face-To-Face Kontakt fehlt, brauchen wir etwas, das erklärende Gestiken, Blicke und den Tonfall der Stimme ersetzt.  

Da wären zum Beispiel die beliebten drei direkt aufeinanderfolgende Punkte. Die erfahren nämlich im Gegensatz zu dem einzelnen Punkt einen regelrechten Boom in der SMS-Sprache. Weil wir so viele Kurznachrichten verschicken und uns meisten vorher nicht so genau überlegen, was genau wir schreiben, entspringen die Nachrichten oft ungefiltert unseren Synapsen. Die drei Punkte können dann kurze Denkpausen füllen. Sie können aber noch eine Vielzahl anderer Bedeutungen haben. Am Ende eines Satzes vermitteln sie meist den Eindruck, dass man auf die Antwort des Empfängers wartet. Stehen sie alleine, ohne Verbindung zu einem Satz, wird es schwierig. Dann können sie nämlich so ziemlich alles und nichts bedeuten. Es gilt also immer darauf zu achten, wie viele Punkte am Ende eines Satzes stehen, um die Mitteilung richtig zu verstehen. Es gibt noch unzählige andere Methoden, seinen Empfängern die Interpretation leichter zu machen oder seinen Mitteilungen etwas Rhythmus und Tonfall zu verleihen. Ausrufezeichen können zum Beispiel hilfreich sein, um etwas besonders zu betonen. Es verwandelt beliebige Situationen, Neuigkeiten oder Geschichten in die absoluten Superlative. GROSSBUCHSTABEN gehen noch einen Schritt weiter und springen den Leser auf dem kleinen Displays des Handys förmlich an. Sie wirken fast schon wie ein Schrei.  

Fest steht, es kommen schwere Zeiten auf den Punkt zu. Während eine SMS nie genug Smileys enthalten kann, um zu zeigen, dass man mit etwas einverstanden ist oder etwas gerade nicht wirklich ernst meint (ich glaube die meisten Missverständnisse entstehen aus missglückter Ironie), steht der Punkt für kühles Desinteresse und Ablehnung. Ein Punkt sagt dir ins Gesicht „Ich freue mich wirklich gar nicht über das was du mit gerade erzählst“ oder „Das ist mir alles so egal“. So wie Sprache sich unaufhörlich weiterentwickelt, so verändert sich also auch die Art und Weise, wie wir sie aufschreiben. Ich stelle aber mal die vorsichtige Vermutung auf, dass der Punkt zwar in einer Kurzmitteilung mit einer anderen Bedeutung verwendet wird, aber kein Zeilenumbruch ihn je in einem guten Buch ersetzen kann und er dort immer seine Neutralität behalten wird.  

Auch wenn ich damit riskiere, missverstanden zu werden, werde ich mir die Punkte in den Kurzmitteilungen so schnell nicht abgewöhnen können. Vielleicht verändert sich die Bedeutung des Punktes ja schon bald wieder, und steht dann für klare Ansagen und Entschlossenheit. Und was passiert eigentlich, wenn ich sowohl Smileys als auch Punkte in einer SMS verwende?

Schützenhilfe

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Deutsches Gütesiegel nicht nur bei Autos: Deutsche Firmen versorgen Amerika auch mit Waffen.

Gib einem Mann eine Waffe, und er denkt, er sei Superman. Gib ihm zwei, und er denkt, er sei Gott. Diese Zeilen aus "Hard-Boiled", dem Hongkong-Filmklassiker, werden am 16. April 2007 im amerikanischen Blacksburg schreckliche Realität. Auf dem Campus der Universität Virginia Tech hält Seung-Hui Cho eine Pistole in jeder Hand und entscheidet über Leben und Tod. Wieder und wieder, bis 32 Menschen tot sind und er sich selbst in den Kopf schießt. Es ist der blutigste Amoklauf in Amerikas Geschichte. Neben der Leiche des 23-jährigen Cho finden Polizisten die zwei Pistolen. Eine kommt aus Deutschland: eine Walther P22, die der Hersteller auf seiner US-Webseite als "stylische Fun-Waffe" anpreist.

Der Waffenbauer Carl Walther aus Ulm gehört der westfälischen PW Group, deren US-Tochter Zehntausende Dollar an die National Rifle Association (NRA) gespendet hat - jene Lobbygruppe, die hauptverantwortlich ist für die schwachen Waffengesetze in den USA. Ohne diese Gesetze wäre der psychisch kranke Cho wohl nicht legal an seine Pistole gekommen.Ob Produzenten halbautomatischer Waffen - Walther, Heckler & Koch, Sig Sauer - oder Hersteller von Jagdgewehren wie Blaser: Deutsche Firmen sind Teil des Netzes aus Geld, Waffen und Lobby-Anwälten, das in den USA strengere Gesetze blockiert. Die Eigentümer der Mittelständler aus dem Allgäu und der Schwäbischen Alb rüsten deutsche Polizisten und Soldaten aus. Von ihren US-Tochterfirmen sind Hunderttausende Euro und Sachspenden an Lobbygruppen wie die NRA oder die National Shooting Sports Foundation (NSSF) geflossen. Die SZ hat die Spuren nachgezeichnet.

Die Lobby betreibt einen Kulturkampf, heizt die Gefühle von Waffenbesitzern mit überdrehter Rhetorik an. Angeführt wird sie von NRA-Chef Wayne LaPierre, der behauptet, Beschränkungen beim Besitz seien der erste Schritt zu einem Holocaust. Seine Scharfmacher in rechten Medien unterstellen Waffengegnern regelmäßig geistige Nähe zu Nazis.Einflussnahme auf Politiker gehört überall zum Geschäft, in dieser Branche hat sie tödliche Folgen. Sie ist dafür verantwortlich, dass auch Vorbestrafte und nachweislich Verwirrte bei Privatkäufen ohne Überprüfung an Waffen kommen, die meisten Bürger problemlos Schnellfeuergewehre kaufen können und Hersteller Immunität gegen Klagen genießen. Seit 1968 sind in den USA mehr als eine Million Menschen durch Schusswaffen gestorben - mehr als in allen Kriegen Amerikas in derselben Zeit.

"German engineering" - das gilt in den USA nicht nur als Gütesiegel für Autos. "Ich bin süchtig nach Uhren, nach Heckler, nach Koch", verherrlicht Rapper Jay-Z die Firma aus Oberndorf am Neckar. Die Amerikaner mögen Waffen aus dem Land der Ingenieure. Auch auf der Waffenmesse in Saratoga Springs. Hier treffen sich ältere Männer und verkaufen anderen älteren Männern Flinten, Honig von der eigenen Farm und SS-Uniformen mit Totenkopfaufnäher. Deutsche Waffen genießen in der Mehrzweckhalle nördlich von New York einen guten Ruf. Dan Fangboner trägt eine Tarn-Hose, schwere Stiefel und sagt: "Die deutschen Waffen haben einfach den Ruf, dass bei ihnen alles stimmt." An dieser Leidenschaft verdienen Firmen, denen in der Heimat deutsche Gesetze zivile Verkäufe erschweren. Dagegen garantiert der zweite Verfassungszusatz Amerikanern Waffenbesitz - und Firmen Umsatz auf dem größten Waffenmarkt der Welt. Allein von 2010 bis 2012 wurden Zahlen der Behörde für Alkohol, Tabak und Feuerwaffen zufolge mehr als eine Million Schusswaffen aus Deutschland in die USA importiert. 454 Tonnen Revolver und Pistolen verschifften deutsche Firmen Daten der UN zufolge 2012 nach Amerika.

I. Tödliche Leidenschaft

Es war ein PR-Coup, wie ihn sich eine Firma nur wünschen kann: Als ein Navy Seal in Pakistan Osama bin Laden erschoss, tanzten Amerikaner auf den Straßen. Bald wurden Gerüchte laut, der Al-Qaida-Chef sei mit deutscher Technik umgebracht worden: dem Heckler-&-Koch (H&K)-Maschinengewehr 416. Das dürfte dem Geschäft in den USA nicht geschadet haben. Schließlich verkauft das Unternehmen an Zivilisten leicht entschärfte Versionen der Armeewaffe, das MR556 und das MR762 (unverbindliche Preisempfehlung: 3995 Dollar). In Deutschland können diese laut BKA nur Jäger und Sportschützen kaufen - unter strengen Auflagen.

H&K Defense produziert für das Militär, H&K USA kümmert sich um den zivilen Markt. Sie gehören zu 100 Prozent dem deutschen Konzern. In einem Dokument, mit dem H&K 2011 Kreditgeber gewinnen wollte, gab es den zivilen US-Umsatz 2010 mit 14,9 Millionen Euro an - 20-mal so viel wie auf dem stark regulierten deutschen Markt. In deutschen Mitteilungen betont das Unternehmen seine enge Zusammenarbeit mit Regierungen: "Heckler & Koch versteht sich als Teil der Sicherheitsinfrastruktur der westlichen Welt." Als Ziele nennt die Firma: "Freiheit, Friedenssicherung und Aufrechterhaltung ziviler Sicherheit". In den USA klingt das Marketing anders. In einem offiziellen Facebook-Post von 2012 macht die PR-Abteilung klar, wo H&K in der Waffendebatte steht: "Heckler & Koch ist schon lange auf dem US-Zivilmarkt präsent und glühender und leidenschaftlicher Verfechter des Zweiten Verfassungszusatzes sowie des zivilen amerikanischen Schützen."

Seit 2009 ist H&K wahlberechtigtes Mitglied der NSSF. Der Branchenverband der Schusswaffenhersteller tritt im Ton gemäßigter auf als die NRA, bekämpft aber dieselben Gesetze und gibt dafür Millionen aus. Anhand der Tabelle für Mitgliedsbeiträge lässt sich schätzen, wie viel H&K seit 2009 an die NSSF überwiesen haben dürfte, Beiträge orientieren sich am Umsatz. Ausgehend davon dürften es in der konservativsten Schätzung der SZ mehrere zehntausend Dollar sein. H&K nahm auf Anfragen keine Stellung zum Thema und verwies auf Zeitgründe: "Der Jahresausklang ist extrem hektisch." Die NRA wird von H&K mit Geschenken unterstützt: Das Unternehmen sponserte Schießwettbewerbe der Gruppe, einen für Polizisten und den NRA Bianchi Cup für Sportschützen. Für den stellte das Unternehmen allein 2011 laut offizieller Broschüre 4999 Dollar "cash oder in Produkten" zur Verfügung.

Noch näher sind der NRA offenbar Firmen der L&O Holding. Ihr gehört der Gewehr- und Pistolenhersteller Sig Sauer USA, Pendant zur deutsch-schweizerischen Sig Sauer. Beide sind Teil des Holding-Geflechts, das die Deutschen Michael Lüke und Thomas Ortmeier vom westfälischen Emsdetten aus lenken. 2011 machte Sig Sauer USA 12,7 Millionen Dollar Gewinn. Neben Zivilisten stattet das Unternehmen Armee, Navy und Geheimdienst aus. L&O war gut zur NRA: Sig Sauer USA überwies ihr zwischen 25000 und 49999 Dollar möglicherweise mehr. Das geht aus internen NRA-Unterlagen hervor, die dem Violence Policy Center in die Hände fielen, das sich für härtere Waffengesetze einsetzt. Der Jagdwaffenbauer Blaser USA, der ebenfalls L&O gehört, überwies gleich zwischen 250000 und 499999 Dollar. 2011 schenkte er der NRA 100 Jagdgewehre, Typ R93. Sie kamen einem Programm zugute, in dem die Organisation unter anderem Schießtraining speziell für Frauen und Kinder anbietet. Auch Sig Sauer USA ist NSSF-Mitglied. Aus der L&O heißt es dazu nur: "Seitens der Holding möchten wir keine Stellung zu den Fragen beziehen." Eine Assistentin verweist auf die US-Tochter. Die reagiert nicht auf Anfragen.

H&K pflegte auch zu mindestens einem Abgeordneten aus der Region gute Kontakte. Als die Firma 2003 den Grundstein für ihr Werk in Georgia legte, sprach der republikanische Senator Saxby Chambliss bei der Zeremonie. Den Flug zurück nach Washington zahlte H&K, Senatsunterlagen zufolge 801 Dollar. Chambliss gehört zu den Lieblingen der NRA, sie hat ihm die Bestnote "A+" verliehen. Seit 1998 hat sie ihn mit mehr als 42000 Dollar unterstützt. Die Abgeordneten retteten den Firmen schon einmal ihr Geschäft.

II. Bedingungslose Immunität

Die Waffenschrauber wollten von Rodd Walton Geschichten von der Front hören, an der er ihre Arbeitsplätze verteidigte. 2005 sagte der Chefjustitiar von Sig Sauer USA in einer Kongressanhörung: "Wenn ich durch die Fabrik lief, fragten mich Angestellte: ,Wie läuft der Krieg?" Sie meinten nicht den Irakkrieg." Es ging um Dutzende Klagen, mit denen von Gewalt geplagte Städte wie New Orleans die Hersteller seit einem Jahrzehnt überzogen. Für die Morde auf ihren Straßen wollten sie die Industrie haftbar machen. Vorbild waren erfolgreiche Klagen gegen Tabakfirmen, an denen diese fast zugrunde gingen. Zu den Beklagten zählten auch immer wieder: Sigarms (so hieß Sig Sauer früher), H&K, Walther. Die NRA musste sich kümmern.

Ihr Engagement und Waltons Aussage vor den Abgeordneten führten dazu, dass der Kongress ein Gesetz erließ, das Waffenhersteller pauschal vor diesen Klagen schützte. Präsident George W. Bush unterzeichnete es am 26. Oktober 2005. Mit einem Federstrich waren die Firmen juristisch immunisiert. Der Protection of Lawful Commerce in Arms Act war der größte gemeinsame Erfolg von Unternehmen und NRA. Er festigte ihr Bündnis. Denn die NRA hat längst einen doppelten Charakter angenommen. Sie gibt vor, nur Interessen privater Waffenbesitzer zu verteidigen. Tatsächlich ist sie immer mehr zum politischen Helfer der Hersteller geworden.

Wie sehr das Gesetz den Unternehmen nützt, zeigt die Firmengeschichte von Heckler. Ohne NRA und ihre Verbündeten im Kongress hätte das Unternehmen gar keine zivile US-Sparte mehr. Denn die Klagen der Bürgermeister verschreckten die Manager. Wegen möglicher Schadenersatzzahlungen wurde H&K dem Rüstungskonzern BAE 2002 zu heiß. Nach 12 Jahren wollten die Briten die Firma loswerden. Investoren um den Deutschen Andreas Heeschen schlugen zu. Auch die neuen Besitzer trieb die Furcht vor Klagen um. Sie änderten die Unternehmensstruktur. 2003 trennte die Gruppe das amerikanische Zivilwaffengeschäft vom militärischen Teil. Der Grund steht im Geschäftsbericht: "Minderung des Haftungsrisikos aus Zivilklagen in den USA." Nachdem die NRA das Immunitätsgesetz durchgedrückt hatte, traute sich Heeschen wieder, das Unternehmen zusammenzusetzen: "Seither sind in den USA neue Gesetze erlassen worden, welche die Haftungswahrscheinlichkeit reduzieren, wodurch der Hauptgrund der Trennung entfallen ist."

Die US-Ableger der Deutschen betreiben auch direkt im Zentrum der Macht Lobbyarbeit. Seit 2004 sind für Sig Sauer USA Ausgaben in Höhe von mehr als einer Million Dollar im Register des Kongresses vermerkt. Als Themen nannten die Lobbyisten neben Regierungsaufträgen explizit den Kampf gegen den Assault Weapons Ban. Das Lieblingsprojekt der Waffengegner sollte den Verkauf halbautomatischer Sturmgewehre verbieten. Die feuern und feuern: jeder Fingerabzug eine Kugel, ohne Pause, um wieder schussbereit zu werden. Mit ihnen können Täter während Schulmassakern oder Gang-Schießereien in wenigen Minuten Dutzende Menschen töten. Das Gesetz war 2004 ausgelaufen. Nachdem der 20-Jährige Adam Lanza vor einem Jahr an einer Grundschule in Newtown 20 Kinder und sechs Erwachsene erschoss (er trug auch eine Pistole von Sig Sauer bei sich), versuchten Demokraten, es neu aufzulegen. Auf ihrer schwarzen Liste standen auch fünf Sig-Gewehre, halbautomatische Versionen von Armeewaffen für den Zivilmarkt und Modelle von H&K. Eine Senatsmehrheit lehnte den Entwurf ab. NRA und NSSF hatten mehr als zwei Millionen Dollar in den Kampf gegen neue Waffengesetze gesteckt.

III. Globale Expansion

Nach dem Massenmord in einem Kino in Colorado schrieb Washington-Post-Kolumnist Charles Lane 2012: "Die amerikanische Waffenkultur existiert in Symbiose mit Europas eigener Kultur der Präzisionsfertigung. Für amerikanische Waffen-Junkies ist Deutschland die Nummer zwei der europäischen Dealer." Nur aus Österreich importieren die USA mehr Schusswaffen, hauptsächlich Pistolen der Firma Glock. Kommende Woche reist eine Gruppe amerikanischer Friedensaktivisten nach Europa. Sie wollen den Verantwortlichen von Glock und Sig Sauer ins Gewissen reden, "Waffenrechts-Extremisten" nicht mehr zu unterstützen.

Die Firma Carl Walther baut seit mehr als hundert Jahren Pistolen. Heute gehört sie der PW Group aus dem Sauerland. Vier Fünftel des Umsatzes macht Walther im Ausland, Amerika wird immer wichtiger. So wichtig, dass die Firma vergangenes Jahr eine eigene Tochter in Arkansas gründete. Vorher wurden ihre Waffen in den USA von Smith & Wesson importiert oder in Lizenz gebaut. Walther unterstützte die NRA in mindestens einem Fall mit einer Sachspende. Für die Jahresversammlung im Frühjahr in Houston schenkte Walther der Organisation eine Waffe. Unter der Auktionsnummer 124 wurde die Pistole, Model PPS, versteigert. Die Erlöse finanzieren das Institute for Legislative Action mit, den wichtigsten Wahlkampfarm der NRA. Er gab 2012 fast 4,6 Millionen Dollar für Stimmungsmache gegen demokratische Kandidaten aus. Republikaner unterstützte er mit 2,7 Millionen. Geld von der PW Group an die NRA floss direkt von Umarex USA, Schwester der deutschen Sportwaffenfirma Umarex, die ebenfalls PW gehört. Umarex spendete den NRA-Unterlagen zufolge zwischen 25000 und 49999 Dollar an die Lobby. Bis zu diesem Sommer warb ein Button auf der Umarex-USA-Homepage: "Werden Sie NRA-Mitglied!" Dass die PW Group eine notorische Lobbygruppe bezahlt hat, soll die Öffentlichkeit nichts angehen. Ein PW-Sprecher schreibt per E-Mail: "Sorry, die Geschäftsleitung möchte der Süddeutschen auf diese Fragen generell keine Antworten geben." Sie beträfen "fast ausschließlich firmeninterne Finanzauskünfte".

Auf der Messe in Saratoga Springs steht Dan Fangboner vor einem Tisch voller Gewehre und schwärmt von Deutschland. Er tippt auf sein nacktes Handgelenk und sagt: "Walther, Heckler & Koch: Das sind Namen wie Rolex." Neben ihm baut die National Rifle Association ihren Stand auf.
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