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Ein Slam-Text fürs Herz

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In Deutschland gelten Poetry Slams gerne als Quatsch- und Comedyveranstaltungen, in denen Studenten mit viel Freizeit zum Lachen gebracht werden sollen. Das stimmt natürlich nicht (immer), aber der Ruf hält sich hartnäckig. In den USA hingegen haben Poetry Slams eine ganz andere Tradition. Dort sind sie der Ort für politische Statements und Gesellschaftskritik, für große Worte und für Pathos.

Vor gut vier Wochen wurde auf YouTube das Video eines Slam-Team-Auftritts in Virginia hochgeladen, das viele begeistert. Darin sieht man Darius Simpson und Scout Bostley auf der Bühne des College Unions Poetry Slam Invitational, einer jährlichen Slam-Veranstaltung, bei der Teams aus verschiedenen Colleges und Universitäten gegeneinander antreten:

http://www.youtube.com/watch?v=lpPASWlnZIA#t=168

Die beiden tragen einen Text mit dem Titel "Lost Voices" über das Schwarz-Sein und über das Frau-Sein vor, über Benachteiligung und Probleme im Alltag, darüber, wie Männer über Frauen urteilen und Weiße über Schwarze, wie Menschen glauben, sie zu verstehen, sie dabei aber missverstehen – und das alles als schwarzer Mann und als weiße Frau. Aber vor allem geben sie dem Text mit einem Trick eine weitere Ebene: Nicht Darius spricht vom Leben als Schwarzer und nicht Scout spricht vom Leben als Frau, sondern Darius, der das Privileg hat, ein Mann zu sein, erzählt Scouts Geschichte, und Scout, die das Privileg hat, weiß zu sein, erzählt Darius’ Geschichte. Während der jeweils andere stumm die Lippen bewegt. Ein Sinnbild dafür, wie benachteiligte Gruppen bevormundet werden, wie man ihnen die Worte wegnimmt und an ihrer Stelle spricht.

Das ist klug gemacht. Und es funktioniert. Mehr als zweieinhalb Millionen Mal wurde das Video inzwischen angeschaut. Poetry Slam kann halt manchmal doch was.

Nadja Schlüter

Der Tag, an dem Hollywood anrief

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Patrick, dein Kurzfilm „Pixels“ wurde 2010 ein Internet-Hit, mit mehr als einer Millionen Zuschauer in nur 24 Stunden. Hattest du mit so was gerechnet?
Patrick Jean:Überhaupt nicht. Wahrscheinlich kann man voraussagen, welches Video viral gehen wird, wenn man sich in der Materie auskennt. Aber ich hatte damals keine Ahnung. Es war eine Überraschung – eine gute natürlich. Es war toll zu sehen, dass sich Leute für meine Arbeit interessieren. Und es ist natürlich sehr schmeichelhaft für das Ego ...



Patrick Jean

Wie ist der Film entstanden?
Komplett in meiner Freizeit. Aber ich hatte trotzdem schon immer die Idee, dass daraus mal etwas Größeres werden könnte. Ursprünglich wollte ich aber einfach zeigen, wozu ich als Regisseur und Special-Effects-Künstler fähig bin. Der Rest war Nostalgie: Ich habe in meiner Kindheit Computer-Spiele geliebt und früh angefangen, selbst welche zu programmieren und Designs für sie zu malen – natürlich in 2D. Es war also eigentlich eine Fortsetzung davon.

http://vimeo.com/13362364
Patricks Film "Pixels"

Was ging dir durch den Kopf, als du bemerkt hast, dass das ein ganz großes Ding werden könnte?
Ich hatte gar keine Zeit, darüber nachzudenken. Es haben sich sehr schnell Agenten und Produzenten gemeldet – innerhalb von nicht mal einer Woche. Ich meine, nicht mal eine Woche nachdem das Video online ging, hatten bereits massenhaft Leute aus Hollywood angerufen, die uns treffen wollten. Der Agent von Will Smith. Der Chef von Universal Pictures. Wahnsinn. Wirklich verrückt. Wir hätten das nie erwartet. Ich war natürlich tierisch aufgeregt, auch, eil ich sehr nette Mails von bekannten Regisseuren bekommen habe, beispielsweise von Edgar Wright, der total begeistert von dem Kurzfilm war.

Und wenige Monate später hast du schon an der Kinoversion gearbeitet?
Ja, ungefähr drei Monate später, glaube ich. Ich bin aus Paris nach Los Angeles geflogen und hab da sehr viele Leute getroffen. Schon mit einem klaren Ziel: Wenn, dann richtig! Ich wollte die nicht nur treffen, „Hi“  sagen, wieder zurück nach Frankreich fliegen und dann passiert nichts. Ich wollte hin und wirklich was zustande bringen. Auch, wenn das wahrscheinlich ein bisschen großkotzig klingt. Ich bin also von einem Meeting zum anderen gehetzt – und am Ende habe ich dann einen Vertrag mit Sony Pictures und der Produktionsfirma von Adam Sandler abgeschlossen, weil ... (zögert) ... ich weiß nicht, ich hatten einfach das Gefühl, dass sie wirklich hinter dem Projekt stehen.
 
Wusstest du damals schon, dass Adam Sandler eine Rolle im Film übernehmen würde?
Ja, das war eigentlich von Anfang an klar. Unglaublich, oder?

Du sagtest damals, dass du die Gespräche abbrechen würdest, wenn du nicht die kreative Kontrolle über das Projekt behalten könntest ...
Das habe ich gesagt?

Zumindest wirst du so zitiert ...
Mist, klingt schon wieder ziemlich großkotzig, oder? Ich glaube nicht, dass ich das damals wirklich so gesagt habe. Ich meine, am Anfang war ich nur der Autor des Films, aber dann wurde das Projekt immer größer und beim Studio wuchs die Begeisterung und sie haben eine Menge Geld reingesteckt. Es hat mit 20 Millionen Dollar oder so angefangen und ist dann zu einem richtig großen Ding gewachsen (Anm. d. Red.: Das Budget wird auf 110 Millionen Dollar geschätzt). Sie haben mich gefragt: „Mit welchen Regisseuren würdest du zusammen arbeiten?“ Und ich habe ihnen eine Liste gegeben. Und dann ist es Chris Columbus geworden! Unglaublich! Der Deal war, dass ich mit am Set sein und dem Regisseur über die Schulter gucken darf, um von ihm zu lernen. Es war also ein sehr guter Deal für mich.

http://vimeo.com/62202166
Und ein weiterer Film: "Motorville"

Du bist also der Co-Regisseur?
Nein, ich habe nur zugeschaut. Ich bin einer der ausführenden Produzenten, aber kein Co-Regisseur. Aber Teil des Deals ist auch, dass ich der Erste bin, der bei Fortsetzungen gefragt wird. Wenn der Film also ein Erfolg wird, dann werde ich vielleicht das Sequel drehen. Mal schauen, ob das wirklich passiert.

Der erste Trailer von „Pixels“ ist immerhin schon der erfolgreichste Trailer, der je von Sony veröffentlicht wurde. Mehr als 34 Millionen Views weltweit innerhalb von 24 Stunden. Was erwartest du vom Kinostart?
Ehrlich gesagt: Ich würde mich nicht trauen, auch nur eine Vermutung zu äußern.

Hat der Erfolg an der Kinokasse finanziellen Einfluss für dich als Produzenten?
Also, ich kann da nicht wirklich ins Detail gehen, aber: Ja, hat er.

Der digitale Schuhkarton

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Ja, auch du hast sicher diesen Schuh-Karton. Irgendwo hinten im oder auf dem oder unter dem Schrank. Mit ein bisschen Staub obendrauf und so abgeschubberten Kanten von den letzten drei Umzügen. Drin sind: die lustigen Passbildautomatenfotos, die ihr zusammen in Warschau gemacht habt; das Armband, das du geschenkt bekommen und immer getragen hast; die letzte Geburtstagskarte, die mit „Ich liebe dich“ unterschrieben wurde – und ähnlicher emotional aufgeladener Kram. Ja, auch du hast sicher einen Ex-Karton. Und dein Ex oder deine Ex auch.



Archiv der gebrochenen Herzen

Man will ja immer was aufheben. Auch, wenn es blöd ausgegangen ist. In drei, vier, fünf, zehn Jahren draufschauen und denken: „War schon alles gut, so wie es war.“ Die Sache ist: Wer in den Nuller- oder Zehnerjahren des 21. Jahrhunderts Beziehungen geführt hat oder führt, der hat zwar auch eine Menge physisches Beziehungs-Archivmaterial, Briefe und Fotos und Nippes – aber er hat eben auch eine Menge digitale Erinnerungen. Allein die ganzen Nachrichten, die man sich so schreibt! Um sie nicht zu verlieren, müsste man sie alle auf dem Handy behalten, im normalen SMS- oder Messenger-Verlauf. Das wäre ungefähr so, als hätte man das Schlaf-T-Shirt des Ex-Partners immer noch unterm Kissen statt im Schuhkarton liegen. Darum löscht man die Nachrichten.

Aber – was für ein Glück! – da hat grade mal wieder jemand eine App erfunden: Shryne, der digitale Schuhkarton für Erinnerungen. Mit Shryne kann man alle Nachrichten und Fotos und was man sonst noch so an Ex-Material auf dem Handy hat zusammenstellen und archivieren. Bonus: Es gibt eine „Freeze“-Funktion, mit der man die Erinnerungen an eine bestimmte Person für ein Jahr sperren kann. Erst danach, wenn man (hoffentlich) wieder heile ist, sind sie verfügbar. Das ist, um bei Analog-Vergleichen zu bleiben, ungefähr so, als würde man den Schuhkarton im Schrank einschließen – und dann den Schlüssel  einem Freund geben, damit man nicht doch heimlich reinschaut und alles vollheult. Danke, Technikwelt, dass du uns so tapfer vor uns selbst beschützt!

Nadja Schlüter

Meine Straße: Widenmayerstraße

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Niemand kennt eine Straße so gut wie die Menschen, die in ihr leben. Deshalb bitten wir hier regelmäßig junge Münchner, uns ihre Straße zu zeigen – die schönsten Ecken, die besten Läden, die schrulligsten Typen, die nettesten Anekdoten. Heute:



 

Basti, 29, Marketing Manager


Früher bin ich immer mit dem Bus zur Uni durch diese Straße gefahren und habe mir jedes Mal gedacht: Hier würde ich gern mal wohnen. Ich mag die Straße, weil sie eine der wenigen in München ist, die nur auf einer Seite bebaut sind. Man muss also niemandem ins Wohnzimmer schauen. Aus meinen Fenstern gucke ich nur ins Grün und dahinter auf die Isar, und nachts schwebt der goldglänzende Friedensengel über den Baumspitzen. Außerdem ist die Straße sehr ruhig. Hier sitzen vielen Anwaltskanzleien, tagsüber ist also ein bisschen was los, aber abends gibt es immer Parkplätze.
 
Mein geheimster Lieblingsplatz in dieser Straße ist kurz vor der Luitpoldbrücke, da gibt es einen kleinen verwilderten Abgang zur Isar. Man findet ihn nicht sofort und man muss einmal über einen Zaun steigen und eine versteckte Leiter benutzen, aber es lohnt sich. Am Ufer bildet sich ein kleiner Strand, an dem man herrlich seine Ruhe hat, an heißen Tagen liegen da maximal zehn Leute.
 
Außerdem ist meine Straße natürlich auch die Pumuckl-Straße. Der Meister Eder hatte seine Werkstatt in der Serie im Hinterhof der Widenmayerstraße 2. Leider ist davon heute nichts mehr zu sehen, das Gebäude, in dem gedreht wurde, wurde vor Jahren abgerissen. Aber es hat trotzdem was, dort vorbeizugehen.
 
Kunst gibt es hier auch. Das Kunstfoyer der Versicherungskammer ist toll. Das kostet nicht mal Eintritt und hat immer hochkarätige Ausstellungen zu bieten. Und die Sammlung Schack in der Prinzregentenstraße ist sowieso empfehlenswert. Das ist die ehemalige Privatsammlung des Kunstmäzens Graf Schack, der zu Lebzeiten viele Münchner Künstler aus dem 19. Jahrhundert unterstützt hat. Die Sammlung ist noch immer unverändert zu sehen und hat daher einen starken Stadtbezug, das finde ich irgendwie schön. Außerdem fährt vor dem Gebäude der Sammlung gleich die Buslinie 100, die Museumslinie, ab, mit der fahr ich auch gern durch die Stadt.
 
Der ultimative Geheimtipp für Kuchen ist das Café Stemerowitz in der Emil-Riedel-Straße gleich um die Ecke. Das ist eine winzige Konditorei. Wenn die Eltern mal zu Besuch sind und mit Süßem versorgt werden müssen: Da gibt es wirklich feine Sachen. Im Reitmor3 kann man ganz interessant essen. Die haben eine kleine, aber sehr gemischte Karte, auf der es von griechisch über italienisch bis bayerisch und vom Tsatsiki bis zur hausgemachten Maultasche ungefähr alles gibt. Ich glaub, die haben einfach ihre persönlichen Lieblingsgerichte draufgeknallt und fertig. Und neulich gab es sogar einen chilenischen Abend. Da hat dann eine Bekannte von denen einfach mal groß aufgekocht. Da herrscht eine sehr nette, familiäre Atmosphäre, man kennt sich und macht das, worauf man grad Lust hat.
 
Ich wohne hier zwar sehr nah am Englischen Garten, aber ehrlich gesagt geht der mir jetzt schon seit Längerem auf die Nerven. So überlaufen und an jeder Ecke nerven einen Typen mit ihren Boomboxen. Viel lieber gehe ich deshalb in die Maximiliansanlagen, da kann man ewig spazieren und sich verlaufen, und im Sommer zwischen Teichen und Brücken wunderschön herumliegen und seine Ruhe haben. Und im Winter wird gerodelt.
 
Und was ich so gerne hab, auch wenn das jetzt kein Tipp ist und vielleicht total kitschig klingt, aber: Wenn ich aus meinem Schlafzimmer in den Hinterhof gucke, also zur anderen Seite raus, dann ist da ein Spielplatz und dahinter ein Altenheim. Und manchmal sieht man die Senioren da am Fenster stehen und zu den Kindern rausschauen und das rührt mich dann irgendwie: wie Anfang und Ende des Lebens da so direkt nebeneinanderstehen.

Was ist denn das?

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Was siehst du?


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Yung Cheng Lin ist ein junger Fotograf aus Taiwan, auch bekannt unter seinem Künstlernamen "3cm". Seine Fotos beschäftigen sich vor allem mit dem weiblichen Körper, wobei man oft erst auf den zweiten Blick erkennt, was da wirklich abgebildet ist. Vielleicht werden sie deshalb gerade heiß diskutiert - geht das schon zu weit?

Augen auf beim Verlobungsfoto...


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... wenn man Anna und Albert oder Anastasia und Alan oder Anton und Alice oder... heißt. Sonst geht es um die Welt. Und das sicher nicht, wegen der süßen Idee.

Frisuren in Ost und West


https://www.youtube.com/watch?v=MEdEVJ_HQFU#t=84
Der Youtube-Channel "100 years of beauty" ist spätestens seit diesem Video zur Veränderung des Frauenbilds in den USA bekannt. Nun haben die Macher auch eine Folge zu Frauen in Deutschland gedreht - inklusive Splitscreen ab den 50er Jahren.

merle-kolber

"Wir haben uns das hier schön gemacht"

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Vor einem Jahr haben 60 Menschen in Berlin-Lichtenberg gemeinsam einen alten Plattenbau gekauft und renoviert. Wie es dazu kam, welche schwierige Geschichte das Haus hat und wie es ist, mit 55 Erwachsenen und zehn Kindern zusammen in einer Platte zu wohnen, das weiß die Medizinstudentin Anna, 25. Sie ist Mitglied im Hausverein und zusammen mit den anderen im Mai eingezogen:

"Viele Menschen schreckt die Idee ab, in einer Platte zu wohnen. Ich habe vorher in einem Neubau gewohnt, da finde ich die Platte fast besser. Obwohl die Innengestaltung echt kompliziert war: Die Wände hier bestehen aus Stahlbeton, der für Grundrissänderungen mit riesigen Kreissägen aufgeschnitten werden musste. Wir können nicht mal einen normalen Nagel in die Wand hauen, weil die Wände so hart sind. Aber anders als in anderen Häusern haben wir hier Gestaltungsspielräume und können genau bestimmen, wie alles aussehen soll, von den Grundrissen der Wohnungen bis zum betonierten Hinterhof, der in einen grünen Garten verwandelt werden soll. Ich finde, wir haben uns das hier schön gemacht.



Man kann auch Plattenbauten lieben. Wirklich wahr.

Vor sechs Jahren hatten wir mit zehn bis 15 Freunden die Idee, ein Hausprojekt zu gründen. Wir wollten das als Gruppe aus Menschen machen, die durch das Hausprojekt Wohnen mit politischem Aktivismus verbinden wollten. Uns war wichtig, in den Stadtteil reinzuwirken, zum Beispiel durch öffentliche Veranstaltungen zu Themen, die gerade im Kiez aktuell sind. Es war aber erst mal sehr schwierig, in Berlin ein geeignetes Haus zu finden. Die Lage auf dem Immobilien- und Mietmarkt war schon damals angespannt, da gab es in Innenstadtnähe nichts Bezahlbares. Der Großteil der Leute hat außerdem noch studiert oder war prekär beschäftigt, allein deshalb durfte es nicht die nächstbeste Villa sein.

"Das erste Mal habe ich mir die Platte zum Glück an einem sonnigen Tag angeschaut – da wirkte sie ganz freundlich"


Wir hatten von Anfang an die Idee, das alles zusammen mit dem Mietshäusersyndikat zu realisieren. Das Mietshäusersyndikat ist eine Gesellschaft, die Häuser vom Immobilienmarkt in Gemeineigentum überführen will. Es geht darum, langfristig bezahlbaren Wohnraum zu sichern. Zuerst haben wir einen Hausverein gegründet, dem alle zukünftigen Hausbewohnerinnen und -bewohner beigetreten sind. Der Hausverein und das Mietshäusersyndikat bilden zusammen eine GmbH. Das Mietshäusersyndikat kann keine aktiven Entscheidungen zum Zusammenleben oder so treffen, es müsste aber trotzdem mitentscheiden, falls der Hausverein das Haus verkaufen will – und da würde es nicht zustimmen, damit keine Profite mit den Häusern gemacht werden. Außerdem nimmt die GmbH Kredite von Banken und Privatpersonen auf und falls etwas schief geht, haften nicht Einzelne, sondern die GmbH. Das heißt auch, dass wir einen normalen MieterInnenstatus haben und unsere Miete an die GmbH zahlen. Mit der Nettokaltmiete von 4,73 € pro Quadratmeter bin ich zufrieden, das ist genau der Mietspiegel in Lichtenberg, und wegen den niedrigen Decken haben wir wenig Heizkosten.

Vor drei Jahren haben die vom Mietshäusersyndikat uns auf die Versteigerung dieser Platte aufmerksam gemacht und uns gefragt: Seid ihr in der Lage, ein Hausprojekt für etwa 60 Leute zu stemmen? Wir haben dann in unserem Freundes- und Bekanntenkreis zu einer Versammlung eingeladen und die Idee vorgestellt. Danach waren es schon über 60 Leute, die interessiert waren! Das erste Mal habe ich mir das Haus dann alleine und nur von außen angeguckt. Das war erst mal ziemlich riesig und ich habe kurz daran gezweifelt, ob wir das wirklich schaffen können. Zum Glück war es ein sonniger Tag und die Platte hat gar nicht so dramatisch und düster gewirkt, sondern ganz freundlich. Wir haben damit gerechnet, eine Million für das Haus und nochmal eine halbe Million bis eine Million für Baukosten zu zahlen. Das muss man sich schon zutrauen. Am Ende hat es etwas mehr gekostet als gedacht und es war viel mehr Arbeit. Der Kredit war aber kein Problem, den haben wir zum größten Teil von einer Bank bekommen, die inzwischen schon Erfahrung mit Hausprojekten hat.

>>> Wie es ist, von der Toilette aus Erich Mielkes Büro zu sehen, und wie die riesige Wohngemeinschaft das Zusammenleben organisiert
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Wir sind dann aber in bürokratische Mühlen geraten, als wir das Haus von einem Bürogebäude zu einem Wohngebäude umwidmen wollten. Das hier ist ein ehemaliges Stasiareal und es war nicht klar, was damit passieren soll, die BStU hatte zum Beispiel auch Interesse daran. Wir haben uns viel Mühe gegeben, die bürokratischen Prozesse zu beschleunigen, indem wir im Kiez und bei der Politik Werbung für uns gemacht haben, zum Beispiel bei der langen Nacht der Politik in Lichtenberg. In unserem Haus waren früher die Büros der zentralen Aufarbeitungs- und Informationsgruppe des Ministeriums für Staatssicherheit. Im Gebäude gegenüber hatte Erich Mielke sein Büro. Wir sind gerade dabei, uns mit der Geschichte des Hauses auseinanderzusetzen, um zu sehen, was hier genau entschieden wurde. Wir wollen uns auch mit ehemaligen DDR-Oppositionellen treffen, um das aufzuarbeiten. Manchmal ist das komisch, auf der Toilette zu sitzen und auf das Hauptgebäude eines ehemaligen Geheimdienstes zu schauen. Aber es ist auch eine gute Gelegenheit, sich mal mit diesem Teil der eigenen Geschichte zu beschäftigen.

"Wir sind ein lebendiges Beispiel dafür, wie sich ein großes Wohnhaus selbst organisieren kann"


Bauen war auch ein wichtiges Thema. Es hat etwa ein Jahr gedauert, bis wir das Gebäude von einem Büro- zu einem Wohngebäude umgebaut hatten und im Mai dann einziehen konnten. Wir mussten viele alte Sachen rausreißen und Elektronik auswechseln. Fußböden haben wir teilweise selbst verlegt und natürlich gespachtelt und gestrichen was das Zeug hält. Wir hätten nie gedacht, dass wir so viel Zeit in das Haus stecken werden. Es gab immer mal Momente, wo wir dachten, wir würden scheitern, zum Beispiel als nicht klar war, ob das mit der Umwidmung von Bürogebäude zum Wohngebäude noch rechtzeitig klappt. Es war dann schon ein ziemliches Triumphgefühl, im Mai hier einzuziehen und endlich angekommen zu sein.



Anna mag ihre Platte. Vor allem, wenn die Sonne draufscheint.

Was das Zusammenleben angeht, haben wir uns von Anfang an überlegt, dass wir Wohngruppen innerhalb des Hauses bilden, wie WGs eigentlich. Damit man nicht jeden Pups mit allen absprechen muss, entscheiden wir zuerst in den WGs und treffen uns dort regelmäßig. Alle hausübergreifenden Entscheidungen funktionieren mit einem Delegiertenprinzip, aus jeder WG wird eine Person entsendet. Und wir organisieren uns in verschiedene Arbeitsgruppen. Ich bin zum Beispiel in der Verwaltungs-AG und kümmere mich derzeit um die Mülltonnen: Wie groß müssen die sein? Wo kann ich die bestellen?

Ich finde es auch super, dass wir hier ein lebendiges Beispiel dafür sind, wie ein sehr großes Wohnhaus mit verschiedenen BewohnerInnen sich selbst organisieren kann, ganz ohne Vermieter und bezahlter Hausverwaltung. Bisher funktioniert das auch ganz gut. Letztes Wochenende hatten wir Hoffest. Das war total schön, alle zusammen zu sehen und sich ein bisschen feiern zu können. Das haben wir echt verdient."

Mädchen, warum seid ihr nicht gerne in der Unterzahl?

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Ich habe Kunstgeschichte studiert. Da kommt im Seminarraum ungefähr ein Junge auf zehn Mädchen. In der jetzt-Redaktion war das Verhältnis längere Zeit drei zu sieben. Will sagen: Ich war über ausgedehnte Zeitspannen meines Lebens, um mal eine Sprachfloskel meiner Mutter und meiner Schwester zu bemühen, der Hahn im Korb. Und ich war es stets gerne!

Ich glaube, das ist typisch. Grundsätzlich haben wir Jungs wenig Probleme damit, geschlechtsmäßig in der Unterzahl zu sein. Wir haben die Erfahrung gemacht: Mit mehreren Mädchen arbeiten oder lernen oder feiern, das geht sehr gut. Da ist weniger verbales Gedrängel und mehr Kommunikation. Es rülpst auch seltener jemand. Ihr seid einfach schon die gesitteteren und im sozialen Umgang geübteren von uns. Und ja, wir sind auch gerne mal etwas Besonderes. Alleine unter Mädchen, das finden wir nicht zuletzt deshalb schön, weil wir sonst ein Jungsleben lang darum kämpfen, von euch wahrgenommen zu werden.

Bei euch ist das aber anders. Sobald in größeren Gruppen der Jungsanteil stark überwiegt, in der Arbeit oder auf der WG-Party, schimpft sicher bald eine von euch. Für Gastgeber ist es deshalb eine wichtige Kunst, ja nicht zu wenige Mädchen einzuladen - der Zweck des Türstehers besteht ja zum Großteil darin, keine reinen Jungsgruppen reinzulassen. Und für die Fälle, in denen ein Gastgeber oder Türsteher da versagt, gibt es im Englischen den hübsch-grafischen Ausdruck „sausage fest“. Korrigiert mich gerne, aber: nach schönem Grillfest klingt das nicht.

Aber auch sonst scheint sich eine ganz bestimmte Problematik zu ergeben, sobald ihr in der Unterzahl seid. In Aachen zum Beispiel, wo man vorwiegend Maschinenbau und Informatik studiert, ist der Mädchenanteil derart verschwindend gering, dass die ZEIT neulich extra einen Reporter hinschickte. Der berichtete dann pflichtgemäß, wie ganze Jungsgruppen am Tresen um die wenigen Frauen rumlungern und ihre Smartphones streicheln (weil, ha, sie ja sonst niemand haben!).

Ihr seht: Wenn wir Jungs selbst versuchen, das zu ergründen, stochern wir relativ schnell in einem ekligen Brei aus Samenstau-Maschinenbau-Klischees und Gangbang-Fantasien herum, und das haben wir doch nicht nötig. Deshalb erklärt doch bitte mal: Seid ihr wirklich so ungern in der Unterzahl? Und wenn ja: Was genau ist so schlimm daran?

Auf der nächsten Seite die Antwort von charlotte-haunhorst.
[seitenumbruch]Liebe Jungs,

ich habe gerade ziemlich lange das weibliche Äquivalent zu "Hahn im Korb" gesucht. Ich habe nichts gefunden - außer, dass Ex-Piratenpartei-Mitglied Marina Weisband sich schon einmal die gleiche Frage gestellt hat. "Perle vor den Säuen" war ihr Vorschlag, wobei das ja eigentlich nicht logisch ist. Fazit: Es gibt kein Äquivalent.

Dass dem so ist, hat meiner Meinung nach einen Grund: Ein Huhn allein unter Hähnen, das ist nicht schön. Das erinnert, anders als beim "Hahn im Korb", tatsächlich eher an Gangbang und Samenstau, als an beschäkert und hofiert werden. Deshalb will das kein Huhn und auch keine Frau.



Eine Henne unter vielen Hähnen sein? Nicht schön. 


Der Begriff "Hahn im Korb" impliziert allerdings auch noch etwas anderes. Nämlich: Ein Geschlechterverhältnis. In diesem Fall: Einer gegen viele. Beim Thema "Als Frau in Unterzahl sein" hängt davon viel ab.

Ich merke das bei mir selbst: Allein als Frau mit zwei oder drei fremden Männern im Raum: Sehr unangenehm. Die Gruppe ist dann zu klein, um sich verstecken zu können. Die körperliche Überlegenheit der anderen zu groß. Wenn sie vorhaben, sich schlecht zu benehmen, kann man nix mehr machen - und ich meine jetzt schlimmere Sachen als Rülpsen oder schlechte Witze.

Allein als Frau mit zehn Männern zu sein, ist wiederum weniger schlimm - dass die sich da alle zusammentun und schlecht benehmen, ist ziemlich unrealistisch. Da kippt die Gruppendynamik dann meistens eher in Richtung Hahnenkampf - alle wollen die Aufmerksamkeit der einzigen Frau im Raum. Vielleicht, um zu zeigen, dass sie der Interessanteste im Raum sind, vielleicht auch nur, um die Situation zu überspielen, das könnt ihr besser einschätzen als ich. Auf jeden Fall machen sie sich dabei meistens lächerlich. Kann man übrigens auch gut auf Privatpartys mit zu hohem Männeranteil beobachten.

Die letzte Kombination ist wiederum die wahrscheinlichste, auf die du mit deiner Frage ja eigentlich auch abzielst: Wie fühlen wir uns als kleine Frauengruppe, also sagen wir jetzt mal zu fünft, unter 60 Männern? So, wie es in Maschinenbaustudiengängen (leider) oft ist.

Ich würde behaupten, das hängt ganz stark von der Frauengruppe ab: ist man da ein Team, dann ist die Unterzahl nicht schlimm. Eine organisierte Minderheit hat sowohl in der Politik als auch im echten Leben zumindest ein Mitspracherecht. Manchmal wird sie sogar hofiert. Ist die Gruppe allerdings zerstritten, wird es unangenehm - dann sind die Mädchen nämlich darauf angewiesen, mit der Mehrheit, in diesem Fall also den Männern, zu koalieren, um nicht ganz alleine dazustehen. Und ein Koalitionspartner, der nahezu darum bettelt, aufgenommen zu werden, den will keiner. Ganz unangenehm.



Wir haben verstanden: KW 31

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  • Es gibt noch Jugendliche, die Zeitung lesen.

  • Auch beim Wieder-mit-dem-Rauchen-anfangen gilt: Die erste Zigarette ist ekelhaft. Die zweite auch noch. Und ab da wird's immer besser.





  • Wir können zum Mond fliegen und den Pluto fotografieren. Aber einen E-Book-Reader bauen, der sich ohne Heulkrampf und Voodoo-Flüche auf die Konstrukteure einrichten lässt: nope.

  • Am Ende des Tages ist die Raumfahrt wahrscheinlich nur für dieses Argument nütz.

  • Ist ja cool für Katzen, dass sie so leise laufen können. Aber leider laufen sie einem dann auch dauernd unbemerkt in die Füße. Und dann stolpert man drüber oder tritt sie aus Versehen durch den halben Raum – und das Geheule ist groß (auf beiden Seiten!).

  • Apropos Katze: Wenn man die sehr weiße Katze von Freunden hütet, versteht man auf einmal, warum die nie Schwarz tragen.

  • Weltoffenheit und Flexibilität kann man toll finden. Man kann Menschen aber auch für ihre krasse Routine bewundern (und beneiden).

  • Es kommt die Zeit, da schenkt man seinen Freunden Gartenwerkzeug zum Geburtstag.

  • Junge Mütter sind auf eine runtergerockte Art sehr schön.

  • Wer all seine Souveränität einbüßen möchte, muss einfach nur irgendwo reinplatzen, wo groß "Bitte nicht stören!" an der Tür steht.

  • Wenn man sich eine Kontaktlinsen-Entspannungs-Auszeit gönnt, sollte man VORHER die Brille suchen

  • Dass Menschen jetzt Birkenstock tragen - dran gewöhnt. Aber mit weißen Socken drunter muss immer noch nicht sein!

  • "The Americans" ist eine richtig gute Serie.

  • Sommerstürme sind schön. Außer sie bestehen primär aus Müll.

  • Es gibt einen offiziellen "Tag des Systemadministrators".

  • Es könnte einen zweiten Teil von Lammbock geben. Yeah!

  • Es wird einen zweiten Teil von Independence Day geben. Puh!

  • Nach exakt zweieinhalb Jahren fangen bei Laptops die Macken an. 


Mit Eiswürfelbeuteln durch die Woche

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Wichtigster Tag der Woche:
Sonntag! Da hat nämlich die Kollegin Charlotte Haunhorst Geburtstag und ich besuche sie zu diesem Anlass in Berlin. Denn das will natürlich begossen und genossen werden.

Kulturelles Highlight:
Weil in der kommende Woche nichts Besonderes ansteht, empfehle ich einfach mal einen noch relativ weit in der Zukunft, aber immerhin auch im August liegenden und sehr, sehr wichtigen kulturellen Termin: den 21.8. Da erscheint nämlich das Buch der Kollegin Mercedes Lauenstein. Es heißt „Nachts“ und ist sehr toll. Ich weiß das, denn ich habe es schon gelesen. Und ihr solltet das auch tun! Also, merken: 21. August. Buch kaufen. Buch lesen. Dringend.

Soundtrack:

Äh, also, was Neuerscheinungen angeht bin ich ja immer SEHR schlecht informiert (und erwähne das in jeder meiner Wochenvorschauen). Beim Durchklicken, was nächste Woche so rauskommt, bin ich nur auf eins gestoßen, was mich eventuell interessieren könnte: das neue Album von „Gloria“. Heißt „Geister“. Habe ja eine Schwäche für Klaas Heufer-Umlauf. Und dann ist der als Musiker auch noch so ein bisschen das Gegenteil von dem, was er als Fernsehquatschmacher ist. Hach. http://www.youtube.com/watch?v=m6ZL4I_4CCU

Aber kann halt auch sein, dass ich mich dann doch nicht für „Geister“ interessiere (klingt auch irgendwie ein bisschen zu cheesy) und weiter auf meinem aktuellen Regina-Spektor-Film hängenbleibe (hier, ein bisschen liebliche Pathos-Musik, zum Auchdraufhängenbleiben – gern geschehen). Oder ich höre diese Playlist, die Spotify einem seit Neuestem zusammenstellt, „Dein Mix der Woche“. Hat unsere Grafikerin Dani mich drauf hingewiesen und ich muss sagen: gruselig, aber die schaffen es echt, mit lauter Lieder und Interpreten hinzulegen, die ich nicht kenne, aber ziemlich gut finde.

Kinogang:
Huch! Ein neuer „Mission:Impossible“.

http://www.youtube.com/watch?v=nmC6rZyByzk

Dass Tom Cruise überhaupt noch...keine Ahnung...laufen kann. Lebt. Da ist. Whatever. Muss ich aber nicht sehen.

Auch ansonsten reizen mich die Kinostarts der kommende Woche nicht besonders. Muss aber erst mal eh noch „Gefühlt Mitte Zwanzig“ gucken, den neuen Film von Noah Baumbach. Erstens waren die Kritiken so super und zweitens mochte ich „Frances Ha“ so gerne und der war ja vom gleichen Regisseur.

http://www.youtube.com/watch?v=v726Dufa3IU

Wochenlektüre:
Lese grade endlich mal „Planet Magnon“ von Leif Randt, das macht Spaß (auch wenn es manchmal ein bisschen zu bemüht wirkt). Und will als nächstes endlich „Swimming Studies“ von Leanne Shapton und dann (weil so viel drüber geschrieben und es mir dann noch empfohlen wurde) „Go Set a Watchman“ von Harper Lee lesen. Aber halt, ich muss ja auch noch arbeiten gehen.

Geht gut diese Woche:

Das Gefrierfach mit Eiswürfelbeuteln vollmachen. Wird nämlich wieder heiß.

Geht gar nicht:

„Nur noch vier Wochen, dann ist der Sommer vorbei!“ sagen.

Welcher Horror-Urlaub passt zu dir?

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Wir fangen mal mit einer Alltäglichkeit an: Du stehst in einer ziemlich vollen U-Bahn. Die Türen sollten sich jeden Moment schließen, da kommt ein Mann – gut geschnittener dunkelblauer Anzug, dunkelbraune Lederaktentasche – die Rolltreppe heruntergestürzt, rutscht in einer Pfütze aus, steht diesen seltsam langen, comic-artigen Moment waagrecht in der Luft und kracht dann mit Schmackes, hörbar Luft ausstoßend aufs Kreuz. Was geht dir durch den Kopf?

[plugin psychotest]
[seitenumbruch]Der Kaffeeautomat auf dem Gang ist seit Mittwoch kaputt. „Der Techniker ist informiert“ steht da. Die irre witzigen Kollegen aus dem Produktmanagement sind deshalb auf die Idee gekommen, Internet-Meme auszudrucken und rings um den Automaten zu kleben. Was machst du?

[plugin psychotest]
[seitenumbruch]Welchem Twitter-Account bist du zuletzt gefolgt?

[plugin psychotest]
[seitenumbruch]Warum kann die Hummel eigentlich fliegen?

[plugin psychotest]
[seitenumbruch]Denk dich mal in deine Kindheit zurück. Mit welchem Reim hätten dich die anderen Kinder am ehesten bedacht?

[plugin psychotest]
[seitenumbruch]Eine E-Mail poppt in deinem Postfach auf: „Liebe Kollegen, bei diesem fantastischen Wetter findet die große Abschiedsfeier draußen statt. Beginn 17:30 Uhr, hinterm Haus bei den Holzbänken. Für bewährte Spaßkatalysatoren (Bier, Spezi, Pizza) ist gesorgt ;-) Beste Grüße, Paul“ – deine Reaktion?

[plugin psychotest]
[seitenumbruch]Jetzt mal was ganz anderes: Boris Becker und Oliver Pocher werden ein Paar. Wie erfährst du davon?

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[seitenumbruch]Erster Ferientag, endlich mal in Ruhe frühstücken! Die Spiegeleier sind fertig, der Kaffee dampft aus der Tasse, die Zeitung ist aufgeschlagen – da siehst du: Der Milchkarton in der Kühlschranktür ist leer bis auf einen winzigen Rest. Du hasst schwarzen Kaffee. Was tun?

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[seitenumbruch]Wovor fürchtest du dich am meisten?

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[seitenumbruch]Du gehst spätabends von der U-Bahn-Station nach Hause, plötzlich liegt vor dir jemand regungslos auf dem Bürgersteig. Ein dicker kleiner Mann in einem gestreiften Schlafanzug. Als du näher kommst, erkennst du: Es ist Uli Hoeneß! Was nun?

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[seitenumbruch]Das Test-Ergebnis: Du bist...

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Alle Testergebnisse findest du hier.

Welcher Horror-Urlaub passt zu dir? Die Ergebnisse

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Der Mitläufer





Wären die anderen nur nicht so schrecklich laut. Und so dominant. Himmel überfordert dich das. Schon in ihren Körperabmessungen scheinen dir alle so verflucht breit und sperrig, seit ihr unterwegs seid. Und grob. Und randvoll mit robuster Energie und Drang. Meistens Richtung Strand. Da werden sie dann noch lauter und robuster und dominanter. Und du? Du wogst zwischen ihnen eher nur sehr korkig hin und her, wie von einer mittelstarken Strömung geschaukelt. Dabei magst du den Strand an sich schon nicht besonders, und noch weniger die Baila-Baila-Attitüde, die an diesem speziellen Abschnitt überall herumblökt. Berge sind dir näher. In die wolltest du ja auch eigentlich fahren. Also, wahrscheinlich. Anden vielleicht mal. Alleine vielleicht mal.
 
Aber ganz sicher warst du dir halt wieder nicht. Und als der Paul dann gesagt hat, dass du jawohl schon mitkommst, auf die Balearen mit den Jungs, und dir dazu so fest auf die Schulter gehauen hat, dass dir deine Erdbeermilch zur Nase herausgekommen ist, da hast du eben ein „Denk schon“ hervorgehustet. Und dann bist du aus der Nummer nicht mehr rausgekommen. Weil: nein sagen – nicht dein Steckenpferd. Noch nie. Ja sagen aber eigentlich auch nicht. Entscheidungen allgemein. Wenn also mal was passiert in deinem Leben, dann mit dir. Sehr selten deinetwegen. Das Leben stößt dir eher zu und das gilt in diesem Urlaub jetzt eben wieder besonders, in dem alle immer dann Quad fahren, Banane reiten oder noch mehr Bier trinken wollen, wenn du dich gut mit einem Buch zurückziehen könntest. Also, wahrscheinlich. Was weißt du schon? Halt doch, eines weißt du: Den nächsten Urlaub, den planst du aus eigener Kraft. Und wenn der Paul dann wieder mit seinen großen Pranken zum Rückenklopfen ausholt, dann sagst du, dass du leider schon Peru gebucht hast. Also, wahrscheinlich.

Die Pragmatikerin





War ’ne einfache Entscheidung. Wie immer. Das kannst du nämlich: Dinge entscheiden. Bauch aus, Kopf an – Liste, Kosten, Nutzen, fertig. Hieß in diesem Fall auf der Pro-Seite: Wellnesshotel vier Sterne plus, Vollpension, wahrscheinlich ein paar Spa-Behandlungen mit nachmittags schon Gurke auf den Augen und im Gin and Tonic. Mutti betüdelt dich außerdem rundum sorglos und besorgt bestimmt wieder dieses Knsupermüsli, das du für zwischendrin so gerne magst. Und Matcha-Tee wahrscheinlich auch. Du magst Matcha-Tee. Bezahlen tun die Eltern eh alles. Das magst du auch. Hieß auf der Contra-Seite lediglich: die Eltern. Eigentlich magst du die ja auch. Klares Ergebnis also. Und dann wird bei dir nicht lang gehadert sondern zugepackt: „Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach!“ Alter Spruch von dir. Sollen die anderen sich in Indien doch was mit Karma und Darmkrankheiten einfangen. Hier in Südtirol ist der Bio-Sprossensalat sauber und knackfrisch. Und die Sprache kannst du auch.
 
Leider funkt seit ein paar Tagen dein Bauch immer deutlicher Störsignale durch die wohlfrisierte Rationalität. Sitzt du abends wirklich so gerne an der Hotelbar mit dem Alleinunterhalter, der „With a Little Help From My Friends“ konsequent als Song von Joe Cocker ankündigt? Warum mäkelt Vati dauernd an deinem Job, deinem neuen Freund und deiner (Zweck-)WG rum? Und warum sucht Mutti jedes Mal vertrauliche Gespräche über „Frauendinge“, wenn er das Mäkeln mal einstellt, um an der Bar zu laut mit seinem Glas zu wedeln und „Kannste da mal die Luft rauslassen“ zu rufen? Wie ist es gekommen, dass du mit beiden in sehr funktionaler Outdoor-Kleidung täglich zum Nordic-Walking ausrückst? Und warum bist du ab 21 Uhr so müde, dass du dich aufs Zimmer zurückziehst, um noch vor „Markus Lanz“ einzuschlafen? Große Fragen, auf die auch der rationalste Kopf keine Antworten mehr findet. Und so bleibt vorerst nur eine Gewissheit: So lang, wie die ersten vier Tage sich gedehnt haben, werden die verbleibenden zweieinhalb Wochen zäh.


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Die Affekt-Urlauberin






 Na gut, vielleicht hättest du es ahnen können. Zum Beispiel, als Jens dir per SMS schrieb: „okay marie, bin dabei! lets do this, auf nach marseille!!!!“ Dabei heißt du ja Sabine. Aber, nun ja, so lange kennt ihr euch halt auch noch nicht. Und Jens ist echt mal süß. Schon als du ihn am Vorabend in der Garderobenschlange angesprochen hast, wegen seinem Sponge-Bob-Tattoo auf dem Handgelenk, wusstest du: Der hier ist nicht so wie der Rest. Der ist nett! Und das war er dann auch noch beim Frühstück. Also hast du endlich mal das getan, was deine Mutter und deine Mitbewohnerin dir immer raten: hast dich festgelegt. Hast Jens per SMS gefragt, ob er spontan ist, hihi: Eine Woche Marseille, jetzt, sofort? Bist heim, paar Sachen in den Koffer, und ab in den TGV.
 
Und jetzt sitzt du da, in dem schwindligen Hotel, in das euch dieser Kerl am Bahnhof Saint-Charles gelotst hat. Und hast keine Ahnung, wo Jens gerade ist. Das letzte Mal gesehen hast du ihn gestern Abend. Da wollte er „nur mal kurz runter zum Hafen in die eine Kneipe da, wo es WLAN gibt“. Und kurz wolltest du schon fragen, warum er dafür seine ganze Reisetasche braucht. Aber irgendwie warst du auch zu erschöpft. Das zweitägige Streiten und Zicken und Schweigen, das hinter euch liegt, hat dich ausgelaugt. Nein, harmonisch ist es nicht mit euch. Jens findet es scheiße, dass du dein Handy nachts grundsätzlich eingeschaltet lässt. Du findet es scheiße, dass er grundsätzlich bis zwölf schlafen will. Und wenn ihr euch endlich auf ein Café zum Frühstücken geeinigt habt, streitet ihr dort über die Frage, ob Franzosen Butter auf dem Croissant essen oder ob Café au lait jetzt dasselbe ist wie Cappuccino oder nicht. Wenn du ehrlich bist, bist du ganz froh, dass Jens sich mal alleine beschäftigt. Dann kannst du auch mal alleine zum Shoppen zu gehen! Apropos: Wo ist eigentlich dein Geldbeutel? Lag der nicht gestern noch neben Jens’ Reisetasche?

Der Misanthrop





Wer hätte das gedacht? Dass du, ausgerechnet du dich mal nach Menschen sehnst, die deine Sprache sprechen. Oder auch nur nach einer Packung Breitbandantibiotikum. Eigentlich ist es ja lustig. Genau, so muss man’s nämlich sehen: als Witz! Weil jeder Witz ja auch eine Lektion ist. Ganz allein in einem mauretanischen Bergdorf Geburtstag feiern, mit 41 Grad Fieber – das soll dir erstmal einer nachmachen. Am besten einer von den Lemmingen, den Vollspießern aus der Uni. Als die dich gefragt haben, ob du mit ihnen in die Toskana willst, hättest du dich fast an deinem Mate-Trinkhalm verschluckt. Seriously? Im überpackten Kombi als Teil eines Trosses gelangweilter Familienväter über den Brenner zuckeln, um dort von dreisprachigen Speisekarten eine „Pizza Wurstel“ zu bestellen und sich unter deutschen Hackfressen zu „erholen“?! Lieber würdest du ein ganzes Spiel der Fußballnationalmannschaft anschauen oder Sigmar Gabriel die Hand schütteln.
 
Also bist du, wie es dir der walisische Tauchlehrer letztes Jahr im Rongpu-Kloster in Tibet empfohlen hat, per Anhalter nach Marrakesch. Und von dort 19 Stunden mit dem Bus nach Nouakchott. Und dann rauf in die Hochebene, zu diesem Nomadenstamm, für den du extra ein paar Brocken Hassania-Arabisch gelernt hast. Gut, der Fahrer hat dich dann wohl doch gelinkt. Jedenfalls liegst du jetzt mit Keuchhusten in einer Lehmhütte, die garantiert keinem Nomadenstamm gehört, dein Rucksack ist weg und damit deine Reiseapotheke. Und kein Mensch versteht die Brocken Hassania-Arabisch, die du raushustest, wenn die zwei alten Frauen in dein Zimmer kommen, um dir bitteren Wurzelsud einzuflößen. Das sind die kurzen Momente, in denen das Wort „Fuck“ durch dein Bewusstsein flackert. In denen du dich bei dem Gedanken an die gemütliche Rückbank im Kombi deines Vaters ertappst. Aber dann driftest du wieder schnell in Fieberträume ab und kämpfst gegen windmühlengroße Pizza Wurstels.

Achtung! Hier kommt die nächste Parodie auf die Generation Smartphone

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Wenn man 2015 den Vorwurf, dass die „jungen Leute“ zu viel an ihren Smartphones hängen und währenddessen ihr Leben verpassen, laut äußern will, braucht man schon einen sehr guten Grund dafür. Zumindest, wenn man danach nicht offiziell für völlig aus der Zeit gefallen erklärt werden will. Ein guter Grund ist, wenn man diesen Vorwurf maximal charmant und witzig verpackt. Der Londonerin Alicia MacDonald ist das mit ihrem Kurzfilm „Otherwise Engaged“ gerade gelungen.

In ihrem Video, das gerade viel auf Facebook und Twitter geteilt wird, sieht man ein Paar beim Joggen. Auf einmal geht der Freund in die Knie, um seiner Freundin einen Heiratsantrag zu machen. Sie hat Kopfhörer im Ohr und merkt erst gar nicht, dass er mit gezückter Ringschatulle zu einer großen Rede ansetzt. Als sie endlich begreift, was passiert, unterbricht sie ihn und beginnt die Szene mit ihrem Smartphone zu filmen. Man kann es durchaus unromantisch nennen, wie er nachfragt, ob er denn in die Kamera sehen soll. Auch ihr Befehl „Mach weiter! Tu’ einfach so, als wäre ich nicht hier!“ und die Selfies, die sie machen, nachdem er ihr den Ring angesteckt hat (Hashtag #love! Hashtag #nofilter!) sind nicht gerade sentimental.

http://vimeo.com/129888782 

Die Liebe musste schon oft herhalten für die Kritik von Kulturpessimisten an der Smartphone-Generation, die angeblich alles verpasst, während sie auf ihre Handys starrt. Besonders in Erinnerung blieb das Video „Look up“, das vergangenes Jahr viel geteilt wurde (die Gegenrede dazu liest du hier). In dem Film sieht man erst, wie ein junger Typ eine Frau kennenlernt, weil er sie nach dem Weg fragt. Sie heiraten, bekommen Kinder, sind glücklich bis an ihr Lebensende. Danach sieht man den Typ noch einmal, allerdings guckt er dieses Mal auf sein Smartphone und verpasst die schöne Frau. Er bleibt allein.

Viele solche Filme wurden schon ins Netz gestellt und viel geteilt. Die Lehre, die wir daraus ziehen sollen, ist immer dieselbe: Du verpasst alles Tolle, weil du auf dein Handy starrst!





Das ist auch in Alicia MacDonalds Film ein wenig so, darin geht es speziell um die besonderen Momente im Leben, die man angeblich nicht mehr richtig genießt, weil man alles immer fotografiert oder filmt und das Konservierte danach im Netz verbreitet – die Urlaubserinnerung ebenso wie den Heiratsantrag. Alicia MacDonald bringt das in ihrem Film aber nicht moralisch rüber, sondern parodiert sanft das Gefühl, das einen immer überkommt, wenn man das Smartphone zückt statt den tollen Sonnenuntergang einfach mal nur anzusehen. Viel wichtiger aber noch ist der Schluss des Videos, der deutlich macht, dass uns das Dilemma ja klar ist, und dass wir das mit dem Zauber des Moments eben anders definieren als unsere Eltern und Großeltern. Als der Freund die Freundin am Schluss des Films fragt, ob sie gleich ihre Eltern anrufen, antwortet sie, während sie auf ihrem Smartphone Fotos und Videos teilt: Können wir nicht erst mal den Moment genießen, bevor wir die Anrufe erledigen?“

kathrin-hollmer 

Hologramm schlägt Urzeitkrebse

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Und dann hat irgendwer das Marmeladenglas mit den Urzeitkrebsen umgestoßen. Das Leben, das man im Alter von acht Jahren mit dem Set aus dem Yps-Heft mühsam aus gefühlt Millionen Eiern großgezogen hat, einfach zerstört. Ein zweiter Versuch unmöglich.  

Wer sich heute als Amateurwissenschaftler versucht und schöpferische Allmacht beweisen will, tut das normalerweise weniger analog, und im Moment sehr oft mit selbst gebastelten Hologrammen aus einer alten CD-Hülle und einem Smartphone: Das Plastik wird pyramidenförmig zugeschnitten, auf den Bildschirm des Smartphones gestellt, und sobald man Hologramm-geeignete Videos (zum Beispiel hier, hier oder hier) darauf abspielt, erscheinen wie von Zauberhand Quallen, Kerzen, Planeten oder tanzende Mädchen in der Mitte der Plexiglas-Pyramide - und das in 3D!  

http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=7YWTtCsvgvg  

Die Zwerghologramme sieht man ohne Vergrößerungsglas, ein Vorteil gegenüber den winzigen durchsichtigen Salzkrebschen. Auch sind die Hologramme deutlich länger haltbar und abwechslungsreicher: Die Bilder bewegen sich per Knopfdruck und lassen sich schnell durch neue austauschen. Nur genauso stolz, wie man damals auf die kleinen Salzkrebschen war, wenn sie unter dem Vergrößerungsglas herumgeschwommen sind, wird man bestimmt nie über die lustigen Hologramme sein können. Dazu sterben die Hologramme einfach nicht oft genug weg.

magdalena-naporra

Alles wird gut!

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Herr Roser, sind Sie ein optimistischer Mensch?
Ja, wenn auch unabhängig von meiner Forschung. Aber viele Menschen werden zynisch und pessimistisch, weil sie denken, alles werde immer schlimmer. Das kann mir schon mal nicht passieren.  

Warum nicht?
Weil ich täglich sehe, dass die langfristige Entwicklung der Welt und der Menschheit eine gute ist. Viele Trends sind sehr positiv: Gewalt, Armut und Hunger nehmen – über einen längeren Zeitraum gesehen – stark ab.
 
Wie bitte? Fassbomben in Syrien, Terror im Irak, Ebola in Afrika – was wird denn besser?
Es gibt viele Konflikte und viel Elend auf der Welt. Viel zu viel. Aber wir dürfen nicht vergessen, wie schnell sich sehr wichtige Aspekte unseres Lebens auf der Erde verbessern. Denn daraus können wir lernen, wie wir das Elend weiter reduzieren können. Schauen wir auf die gesamte Welt, dann sehen wir: Unsere Gesundheit bessert sich, die Lebenserwartung steigt und die Kindersterblichkeit sinkt in allen Ländern der Erde – besonders schnell in den armen Ländern. Die Einkommen wachsen – auch hier besonders schnell die in armen Ländern. Dadurch nimmt die globale Einkommensungleichheit ab. Wir erfahren eine bessere Nahrungsversorgung und Bildung. In den westlichen Länder liegt der größte Fortschritt heute in "weicheren" Themen des Umgangs miteinander, mit Kindern oder lange geächteten Minderheiten wie den Homosexuellen.  

Aber die vielen Kriege heute sind doch nicht zu leugnen?
Der langfristige Trend zeigt auch hier klar nach unten. In den vergangenen Jahrzehnten hatten wir im Vergleich zu heute ein vielfaches an Opfern zu beklagen. Von früheren Zeiten ganz zu schweigen.





Waren Sie immer schon so optimistisch?
Meine Arbeit hat sicher auch meine Sicht geändert. Ich habe erst Philosophie studiert, eines der düstersten Fächer. Da geht alles bergab seit Aristoteles. Dann wechselte ich zur Ökonomie. Und war anfangs extrem überrascht. Die Nachrichten sind voll von schrecklichen Ereignissen, aber die langfristigen Entwicklungen sind positiv. Dabei zeigen wir auch negative Ergebnisse. Aber die positiven überwiegen.  

Haben sie ein Lieblingsbeispiel?
Ja, die Gewalt. Jedes Jahr meinen die Leute in Umfragen, dass die Gewalt steigt. Das Gegenteil ist der Fall. Die Menschheit war früher viel gewalttätiger.  

Wir leben also in der besten Welt bisher?
Wenn ich mir aussuchen könnte, wann ich lebe, dann würde ich michfür jetzt entscheiden. Gerade weil die Entwicklungsländer auch riesige Fortschritte gemacht haben. 1950 wäre man mit 70 Prozent Wahrscheinlichkeit in extremer Armut geboren worden. Das ist heute deutlich unwarscheinlicher. Aber das ist nicht der einzige Punkt. Auch in einem Land wie Deutschland würde ich sehr viel lieber heute leben. Gerade wenn ich als Frau geboren werden würde.  



Max Roser

Welche Bereiche sind und bleiben denn kritisch?
Kommt darauf an, wohin man schaut. Wirklich negativ in den reichsten Ländern ist die steigende Überwachung. Die Freiheit im Internet ist in meinen Augen gefährdet. Ein anderes Thema: Die Fettleibigkeit nimmt zu oder stagniert auf problematischem Niveau. Und in den ärmsten Ländern sinkt zwar die Armut schneller als jemals zuvor, aber natürlich sind die Menschen dort immer noch zu viel arm. Global gesehen ist Armut sicher das größte Problem, das es zu lösen gilt.  

>>>"Wenn die Menschen von den falschen Gefahren ausgehen, beispielsweise beim überschätzten Terrorismus, dann entscheiden wir uns für die falschen politischen Maßnahmen."<<<[seitenumbruch]Der Trend ist also ein guter, aber er braucht zu lange? Während wir im Reichtum schwimmen, kriechen andere Länder langsam aus schlimmster Armut in schlimme Armut?
Nun, echte Veränderung braucht eben Zeit und passiert nur selten innerhalb von Jahren. Dann jedoch manchmal auch relativ rasant. Wie schnell sich beispielsweise China entwickelt hat, hätte in den 1980ern niemand vermutet. Aber natürlich ist es nicht akzeptabel, dass es vielen Menschen immer noch schlecht geht. Die Situation ist nicht ausgezeichnet. Wir können uns nicht zurücklehnen und uns auf die Schultern klopfen. Aber: Unseren Eltern und Großeltern ging es definitiv schlechter, auch wenn wir es oft nicht glauben wollen.

Woran liegt das? Sind wir blinde Nostalgiker?

Erstens sind diese langfristigen guten Entwicklungen keine Meldung wert. Das kurzfristige, einzelne Ereignis, der Unfall, der Mord aber schon. Also senden die Medien überproportional viele negative Botschaften. Diese tendenziell pessimistische Sicht auf Gegenwart und Zukunft gab es aber schon lange vor dem Medienzeitalter. Uralte religiöse Texte beispielsweise haben auch diese Struktur. Schon die Ur-Christen hatten das Paradies hinter sich. Schon die alten Griechen trauerten ihrem goldene Zeitalter hinterher. Die Zukunft bringt in den großen Erzählungen das Armageddon und das jüngste Gericht, nie eine langsame Besserung.

Und zweitens?
Zweitens sind wir Menschen sehr schlechte intuitive Statistiker. Wir können schwer einschätzen, wie die Verhältnisse wirklich sind, und bewerten negative Eindrücke meistens über.  

Wir machen uns selbst unglücklicher, als wir sein müssten?
Die Verhaltenspsychologie nennt das den Negativity Bias. Diese notorische Fehleinschätzung von Gefahren und Risiken hat einen evolutionären Sinn. Einfach um das Risiko von Verletzung oder Tod zu minimieren. Verpasste Chancen sind hingegen nicht so schlimm. Zudem: Wenn man die Welt optimistisch betrachtet, wird man belächelt, für nicht sensibel oder naiv gehalten. Eine negative Sicht erscheint eher tiefsinnig.  

Wenn unsere vorsichtige Natur ein evolutionärer Vorteil ist, wäre eine optimistischere Sichtweise doch ein Nachteil?
Nein. Die evolutionäre Konditionierung birgt in einer so komplexen Welt wie heute wiederum Risiken. Wenn die Menschen von den falschen Gefahren ausgehen, beispielsweise der überschätzte Terrorismus oder die Gewalt an sich, dann entscheiden wir uns für die falschen politischen Maßnahmen, in diesem Fall für "Law and Order". Dabei verlangen besonders komplexe Probleme eher eine nüchterne Sichtweise. Und auf der persönlichen Ebene ist es doch schade, wenn Menschen zynisch werden, weil sie glauben, die Welt sei schlecht und ließe sich nicht ändern. Die Anstrengungen, die wir unternehmen, um die Welt besser zu machen, tragen Früchte. Das sollten besonders junge Leute auch so wahrnehmen.  

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Max Roser: "Unsere Lebenserwartung ist stark gestiegen" (Hier für England von 1540 bis 2011)
Quelle: ourworldindata.org

Können uns nackte Zahlen denn überhaupt zu mehr Optimismus bekehren?

Ich bin mir nicht sicher, wie erfolgreich wir damit sein können. Aber auch hier geht die langfristige Entwicklung dahin, dass wir besser darin werden, abstrakte Informationen zu verstehen. Heute ist die Zeitung voll von extrem abstrakten Konzepten, von Theorien und Grafiken. Und wir verstehen sie. Aber selbst eine Wetterkarte hätten vor 100 oder 200 Jahren die meisten nicht begriffen. Meine Hoffnung ist, dass wir in der gleichen Weise auch eine empirische Sicht auf die Entwicklung der Welt vermitteln können.  

Kann man so das Ziel Ihres Projektes formulieren? Eine verlässliche Wetterkarte für die Entwicklung der Welt zu sein?
Ja. Denn egal ob auf akademischen Konferenzen oder beim Bier – wir diskutieren ständig, wie sich die Welt verändert. Und es gibt Forscher, die einzelnen Aspekten davon ihr ganzes Leben widmen. Nur leider sind ihre Ergebnisse oft schwer zugänglich. Deswegen trage ich auf OurWorldInData.org alles zusammen, was wir über die Entwicklung der Welt wissen. Und mache das grafisch zugänglich. Für alle. Als Unterfütterung ihrer Diskussion. Egal ob Laie oder Wissenschaftler. Denn ganz grundsätzlich kommt mir die positive Seite vieler Themen weniger erforscht vor als die negative. Dabei können wir anhand der Verbesserungen viel besser verstehen, was überhaupt zu ihnen geführt hat. Und dass wir gute Gründe haben, etwas optimistischer zu sein.

Endlich ein Film über Süßigkeitenspender!

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Wenn Legosteine einen eigenen Film verdient haben, dann der PEZ-Spender bitte auch. Denn hier geht es um mehr als bloß Süßigkeiten, hier geht es um ein Lebensgefühl. Die Plastikspender mit Feuerstein-Dino-, Mickey-Maus- oder Asterix-Kopf waren unser erstes Statement zur Popkultur. Die Bonbons alle gleichzeitig in den Spender zu bekommen, verlangte außerdem größte feinmotorische Fähigkeiten. Echten Könnern fiel kein Bonbon daneben. Wenn der Spender dann leer war, konnte man ihn solange zuschnalzen lassen, bis die Feder ausleierte oder das Plastik brach. Wie wunderschön, wenn sich jetzt jemand all dieser Erinnerungen annimmt!



Welche PEZ-Figur bekommt wohl die Hauptrolle?

Die amerikanische Produktionsfirma Envision Media Arts plant einen Animationsfilm über die PEZ-Süßigkeitenspender. Cameron Fay ("Brother In Laws", "The Three Stooges 2") wurde als Autor verpflichtet. Über die Handlung ist noch nichts bekannt und auch der Kinostart ist noch unklar. Bis jetzt ließ CEO und Gründer der Filmfirma Lee Nelson lediglich über variety.com verlauten: „PEZ ist gleichermaßen bei Kindern und Erwachsenen beliebt. Zusammen mit  Cameron Fay haben wir eine einzigartige PEZ-Welt und eine Geschichte geschaffen, die viele berühren wird.“ Wir sind schon gespannt auf das Ergebnis. Wer von unseren alten PEZ-Spendern darf auf die Leinwand? Und wie lange lässt sich mit animierten Spendern schnalzen?

Spielzeug-Nostalgiker haben übrigens gleich noch einen Grund zum jubeln: Auch ein Film mit Play-Doh ist geplant.


magdalena-naporra

Dickenwitze bekämpfen keine Neonazis

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Da macht ein fremdenfeindliches Hetzvideo von vier NPDlern aus Trier die Runde im Netz. Trier, die „älteste Stadt Deutschlands“, bezeichnen sie darin als „Hochburg der Asylüberfremdung“. Sie rufen Parolen wie „Deutsches Geld für deutsche Interessen“ und „444“ - ein Code für „Deutschland den Deutschen“. Und das alles in einer erstaunlichen Ku-Klux-Klan-Ästhetik: ohne weiße Kapuzenkleider zwar, aber mit brennenden Fackeln. Und wie reagieren Youtube- und Twitter-Nutzer darauf? Indem sie sich über das Aussehen der NPDler lustig machen.  



Screenshot: Youtube

In einem Parodie-Video, das ein Nutzer namens „PetersKotstube“ hochgeladen hat, werden einem der NPD-Mitglieder Sätze in den Mund gelegt wie „Jedes Jahr verputze ich über 3000 Jägerschnitzel“ und: „Jetzt hab ich schon wieder Kohldampf, denn ich brauche über 20 Milliarden Kalorien am Tag.“ Sein Kopf wird am Schluss mit einem Wölbungseffekt in einen Riesenschädel verwandelt. Das Video wurde mehr als 100.000 Mal auf Youtube angesehen.

In einem anderen Video aus dem Youtube-Channel „Neopolimatrix“, der zum Webunternehmen Webcraft Media gehört, benutzt der Kommentator drei Mal das Wort „fat“ und mokiert sich über die schlechten Zähne eines NPD-Mitglieds aus dem Video. Auf die fremdenfeindlichen Parolen geht er fast gar nicht ein.  

Das NPD-Video mag schwer zu parodieren sein, weil es selbst schon wie Satire wirkt (inzwischen hat es die NPD Trier auch von den offiziellen Channels entfernt). Dass die Parodien so niveaulos sind, ist aber auch nicht das Problem. Das Problem ist, dass die Parodien sich nicht um Argumente drehen und sich damit auf das Niveau der NPD begeben. Der Duisburger SPD-Politiker Max Bauer schickte den vier Protagonisten des Videos Kondome per Post - und kopiert damit die NPD, die seit Jahren immer wieder Kondome an „Ausländer und ausgewählte Deutsche“ verschickt.

Satire ist aber nur ein guter Weg, um politische Zusammenhänge zu verdeutlichen, wenn sie sich mit Inhalten beschäftigt. Nicht mit Äußerlichkeiten. Humor kann Rechtsradikalismus und Fremdenfeindlichkeit entlarven. Dickenwitze können das nicht.

Wer sich über die Männer in dem Video lustig machen will, sollte das nicht wegen ihres Aussehens tun, sondern wegen des hanebüchenen Blödsinns, den sie von sich geben. Dafür muss man sich mit Inhalten beschäftigen. Das ist anstrengender, als jemanden auszulachen, der schlechte Zähne hat. Aber notwendig. Menschenfeinde bekämpft man nicht mit Menschenfeindlichkeit. In Deutschland brennen regelmäßig Asylbewerberheime, da sollten wir fremdenfeindlichen NPD-Mitgliedern mehr entgegenzusetzen haben als Witzchen über ihr Aussehen.

Gruselkabinett der Photobombs

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Auf die Toilette sollte man am besten überhaupt keine fotofähigen Geräte mitnehmen. Menschen in der unmittelbaren Umgebung sollte man vor dem Foto fragen, ob sie vorhaben, sich demnächst zu entblößen. Dokumentierter Drogenkonsum könnte zukünftige Chefs erschrecken oder womöglich die Polizei alarmieren.

Aus einer Sammlung mit menschlich-peinlichen bis verstörenden Photobombs, die gerade auf Facebook und Twitter geteilt wird, kann man ganz gut die wichtigsten Regeln für einen blamagefreie Foto-Post im Netz ableiten. 

[plugin imagelink link="http://cdn.happyplace.com/assets/images/2014/05/53678c943d79e.jpg" imagesrc="http://cdn.happyplace.com/assets/images/2014/05/53678c943d79e.jpg"] Sie hat sich wohl beim Dildo-Bestellen ein Selfie-Päuschen gegönnt.

Besonders gern schleicht sich Sexspielzeug auf Fotos. Auch Pornoseiten sollte man lieber schließen, wenn man vorhat, einen Screenshot weiterzuverbreiten.

[plugin imagelink link="http://cdn.happyplace.com/assets/images/2014/03/531661ec61306.jpg" imagesrc="http://cdn.happyplace.com/assets/images/2014/03/531661ec61306.jpg"] Sein Interesse für sportliche Tätigkeiten ist eindeutig zweideutig.

Die Sammlung zeigt aber auch: Ohne Photobombs wären die Menschen weniger peinlich und die Welt weniger lustig. Und das wäre eigentlich ziemlich schade.

[plugin imagelink link="http://cdn.someecards.com/someecards/filestorage/gEYQandtocelebrate.jpg" imagesrc="http://cdn.someecards.com/someecards/filestorage/gEYQandtocelebrate.jpg"] Der Schatz ist anscheinend auch ganz begeistert von der neuen Frisur.


bisenk-ergin

Was hilft gegen Sonntagsblues? Tanzen!

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Was ist das eigentlich, dieses Sonntagsgefühl? Der Blues, weil die kurze, freie Zeit endet und der Alltag wieder beginnt? Entspannung, weil es keine Verpflichtungen gibt an diesem Tag? Und was macht man am besten mit diesem Sonntag? Michael Pointl und Robert Benke müssen das wissen, schließlich haben sie ihre Partyreihe genau danach benannt: „Sonntagsgefühl“. Die Veranstaltungen finden in verschiedenen Off-Locations statt, gerne über Münchens Dächern. Und natürlich immer an Sonntagen. Auch am kommenden.

jetzt.de: Was habt ihr an Sonntagen gemacht, bevor ihr Partys veranstaltet habt?
Robert: Wir haben uns gelangweilt. Das ist ja das Problem. 
Michael: Wir waren früher viel im Nachtleben unterwegs. Und wollten uns irgendwann einfach nicht mehr so kaputt fühlen, wie man das nach einer langen Nacht tut. Ich glaube, das ist ein genereller Trend.   

Deswegen feiert ihr jetzt lieber tagsüber?
Michael: Wenn du am Tag feierst, ist das ein angenehmes Gefühl. 
Robert: Unsere Party geht von 12 bis 22 Uhr. Man sollte ja eh gehen, wenn es am schönsten ist. Und über Nacht hast du wieder Zeit, dich zu regenerieren. 
Michael: Ich glaube, Menschen tragen einfach unglaublich gerne Sonnenbrillen. Und das kommt nachts im Club einfach nicht so cool.

Der Sonntag hat nicht gerade den Ruf, ein wildes Partytier zu sein. 
Robert: Musst ja auch nicht. Unsere Partys sind vom Gefühl her eh näher an der Biergartenkultur. 

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Heißt?
Michael: Man rutscht zusammen und macht es sich gemütlich. Auch, wenn man sich nicht kennt. So ist auch das Sonntagsgefühl entstanden, aus der Biergartenkultur heraus. Ein Ort, wo man sich trifft und sich austauscht. Nur ein bisschen moderner und jünger.
Robert: Wir haben uns sogar im Biergarten kennengelernt.
Michael: Aber nicht an einem Sonntag. 

Wieso feiert ihr nicht am Samstag?
Michael: Samstag ist ein Tag, an dem die Leute auch noch was erledigen können, einkaufen zum Beispiel. Da ist noch so viel anderes auf der Uhr. Sonntag ist Zeit und Raum für etwas anderes als den Alltag. Das macht ihn speziell.  

Was ist für euch das dominierende Sonntagsgefühl?
Michael: Freiheit. Genießen. Erlebnis. Eine gewisse Ungezwungenheit.
Robert: Ja, das ist es. Freiheit! Der Sonntag ist dein Tag. Der eine schaut da immer Tatort, andere gehen vielleicht Golfen. Jeder hat sein Ritual. Unter der Woche bist du in dieser Mühle, und am Sonntag kannst du ausbrechen und dich selbst verwirklichen.

Den Sonntag durchzutanzen, ist das nicht nur der Versuch, den Wochenstart so weit es geht herauszuzögern?
Michael: Ich persönlich freue mich oft, am Montag wieder in die Arbeit zu gehen. Ich finde nicht, dass der Sonntag etwas kompensieren muss. Für mich ist das eher ein Tag, an dem man noch mal was Schönes machen kann.
Robert: Die Leute nutzen unsere Party auch nicht, um das Wochenende durchzufeiern. Sollen sie auch nicht. In München kannst du eh kaum so lange weggehen. Wir fangen ja erst mittags an.
Michael: Und keiner muss Tanzen. Es ist auch Platz für Gespräche. Bei manchen Locations haben sich die Leute Picknickdecken mitgebracht. In der Villa Flora, wo wir am kommenden Sonntag sind, haben wir einen Biergarten mit Blick auf die Tanzfläche, und wer Lust hat, mischt sich irgendwann darunter.  

Ist die Stadt anders an Sonntagen?
Michael: München ist ruhiger an Sonntagen, langsamer, weniger Verkehr. Und die Leute sind ein bisschen entspannter.   

Überträgt sich das auf das Fest?
Michael: Es ist tatsächlich immer sehr harmonisch. Wir haben aber auch eine sehr hohe Frauenquote. Ich vermute, dass wir auch deswegen nie Probleme mit Schlägereien haben.

Warum feiert ihr mit dem Sonntagsgefühl so gerne auf Flachdächern?
Michael: Es ist ein total einmaliges Gefühl, beim Feiern über die Dächer der Stadt zu schauen.
Robert: Einmal haben die Leute beim Sonnenuntergang laut runtergezählt. Wie an Silvester. Sie haben etwas ganz Normales in etwas Besonderes verwandelt. Da hatte ich Gänsehaut.
Michael: Und die Leute zeigen auf die Stadt und erzählen sich gegenseitig Geschichten dazu: da wohne ich, da arbeite ich . . . als würden sie durch ein Fotoalbum blättern. Das gefällt mir am besten.
Robert: Und man kann auf die Berge schauen. Und obwohl du eigentlich in einer Metropole bist, gibt es außer der Musik keine Nebengeräusche. Man hat Abstand, ist weit weg vom Alltag.

Andere gehen für dieses Sonntagsgefühl tatsächlich in die Berge . . .
Michael: Sehr verständlich. Ist ja auch genial. Wer will, kann gerne zu Fuß in den 15. Stock hochsteigen, wenn wir auf dem Dach feiern – dann hat er seine Bergtour auch noch.

"Schön, dass du hier bist!"

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In dem Tumblr 1000 mal Willkommen zeigen Menschen mit einem Bild, warum und vor allem dass sie es begrüßenswert finden, wenn Menschen bei uns Zuflucht finden. Die Macher des Tumblrs geben somit einer solidarischen Masse eine Stimme. Und erfreuen uns mit einer selten positiven Beobachtung: Es gibt nicht nur pöbelnde FreitalerInnen oder feindselige NPD-AnhängerInnen.

[plugin imagelink link="http://40.media.tumblr.com/45750fdb135da75d32b71830ba23181e/tumblr_nsfd46gbJe1uaf156o1_500.jpg" imagesrc="http://40.media.tumblr.com/45750fdb135da75d32b71830ba23181e/tumblr_nsfd46gbJe1uaf156o1_500.jpg"]

Ein symbolisches Lächeln tut gut und erzeugt auch (Da)Gegenlächeln. So setzt zum Beispiel auch die Welcome Feder ein Zeichen. Selbst wenn das nur einen symbolischen Charakter hat, bewirkt das ein anderes Gefühl für Flüchtlinge und deutsche MitbürgerInnen.
Echte Häuser für Flüchtlinge werden dabei zwar nicht gebaut, aber vielleicht öffnet es ja manche Türen. (Zumindest Til Schweiger kann ja das wirkliche Häuserbauen für Flüchtlinge übernehmen.)

Und damit über Worte hinaus wirklich was auf den Teller kommt, kann unsereins statt nerviger Verwandter einfach ganz viele Flüchtlinge zur Hochzeit einladen. So wie neulich ein türkisches Hochzeitspaar höchstpersönlich ihr Hochzeitsessen an 4000 syrische Flüchtlinge ausgab.

Zusammen spielt man weniger allein

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Andreas Malessa, 30, möchte Kölns erste Gaming-Bar aufmachen. Das Crowdfunding startete pünktlich zur Gamescom. Schon seit drei Jahren veranstaltet er Events für die Szene. Aber wozu brauchen die Gamer  eine eigene Bar?


Eine Bar für Gamer – ist das sowas wie eine Fußballkneipe in digital?
Andreas: So groß ist der Unterschied tatsächlich nicht. Wenn irgendwo ein großes Turnier ist, dann machen wir Public Viewing wie die Fußballfans zur WM. Nur kann man bei uns auch selber spielen. Demnächst hoffentlich sogar gegen andere Städte in aller Welt.

Und kommen zu Euch mehr Frauen als zum Fußball? Das kommt wirklich auch auf die Games an, um die es geht. Manche sind einfach beliebter bei Frauen als andere. Durchschnittlich liegt der Frauenanteil bei ungefähr 15 Prozent. Mit denen wird aber ganz normal umgegangen. Ich habe meine Ex-Freundin auch auf einem unserer Evenst kennen gelernt.

Was unterscheidet euch sonst noch von einer "normalen" Bar? Eigentlich wenig. Zu uns kommen Leute mit einem gemeinsamen Hobby, weil sie dem lieber zusammen nachgehen wollen. Ansonsten haben wir um die 30 spezielle Drinks im Angebot, die etwas mit Games zu tun haben. In Zukunft auch einen Mario oder einen Joshi!

Trinken denn Gamer viel? Manche schon, manche weniger. Wie überall gibt es auch immer den einen, der Runden schmeisst und das Geld bringt. Der Durchschnittsumsatz bei unseren Events lag bei zwölf Euro, damit kann man schon eine Bar unterhalten. Dazu kommen Sponsoren-Evenst und Vermietungen.

Wozu braucht es überhaupt eine eigene Gaming-Bar? Die Gamer haben ein Problem: Ihre Kultur ist noch nicht wirklich anerkannt. Deswegen freuen sie sich, wenn sie, ganz offen und ohne blöd angeschaut zu werden, tun können, was sie sonst alleine zu Hause täten: Zocken, anderen beim Zocken zuschauen, übers Zocken reden. Und ich dachte mir nach meinem Jura-Studium: Als Jurist arbeiten oder eine eigene Bar? Mir war nach unseren vergangenen 40 Events schnell klar, was mir mehr Spaß macht.  

Das Crowdfunding-Video:

https://youtu.be/Y9NKT3FPe3A
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