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The Milky Way

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Coca-Colas Milchmädchen sind sehr leicht bekleidet – wobei man eigentlich nicht von bekleidet sprechen kann, wenn das Kleid nur aus flüssiger Milch besteht und die Formen darunter sehr, sehr deutlich zu erkennen sind. Die „Milky Pin-ups“ werben für Milch, könnten sich aber durchaus auch in der Schmuddelecke im Zeitschriftenladen wiederfinden. Im Internet gab es heftige Proteste und allerlei Scherze über Coca-Colas neue Werbekampagne, „sexistisch“ war noch das harmloseste Urteil.



Die neue Cola-Milch namens Fairlife soll die Super-Milch sein: laktosefrei, mit 50 Prozent mehr Protein und Kalzium und halb so viel Zucker wie in normaler Milch.

Der Start ins Milchgeschäft ist für den Zuckerwasserhersteller aus Atlanta holprig gelaufen. Coca-Cola hat sich mit einer Bauerngemeinschaft aus dem Bundesstaat Minnesota zusammengetan und bringt jetzt auch Milch auf den Markt, bislang allerdings nur in den Vereinigten Staaten. In den Städten Minneapolis, Denver und Chicago kann man sie schon kaufen, der Rest des Landes folgt Ende Dezember. Es ist nicht irgendeine Milch, dafür bräuchte man schließlich nicht die Marktmacht des Konzerns mit einem Jahresumsatz von zuletzt 46,9 Milliarden Dollar. Die neue Cola-Milch namens Fairlife soll die Super-Milch sein: laktosefrei, mit 50 Prozent mehr Protein und Kalzium und halb so viel Zucker wie in normaler Milch. Es gibt sie fettfrei oder mit zwei Prozent Fettanteil.

Die Milch fließe dafür durch einen speziell entwickelten Kaltfilterprozess, in dem Fett und Zucker herausgefiltert werden und „das gute Zeug“ konzentriert wird – ohne synthetische Zusatzstoffe, wirbt Fairlife. „Einfach nur echte Milk in ihrem Idealzustand.“ Dafür soll sie das Doppelte kosten. „Es ist quasi die Premiumisierung von Milch“, sagte Coca-Cola-Nordamerikachef Sandy Douglas kürzlich auf einer Konferenz für Finanzanalysten. Sie schmecke auch besser. „Wir werden eine Weile lang in das Milchgeschäft investieren und eine Marke aufbauen, darum wird es in den ersten Jahren kein Geld regnen“, sagte er. So sei das auch bei der Saftmarke Simply gewesen, die Coca-Cola mit großen Anfangsinvestitionen zu einer der größten des Landes aufgebaut hat.

Die Milchbauern und Coca-Cola sind eine Gemeinschaft aus der Not heraus: Immer weniger Menschen trinken das Zucker- oder Zuckerersatzgetränk. Der Konzernumsatz der Marke ist im vergangenen Jahr um zwei Prozent gesunken. Coca-Cola verkauft inzwischen Wasser und Saft und sucht nach weiteren Alternativgetränken. Auch die Milchbauern um das Ehepaar Mike und Sue McCloskey, die einen der größten Milchbauernhöfe des Landes führen, haben es nicht leicht. Der Milchkonsum sinkt seit Jahrzehnten, Milch gilt als fettig und ungesund. Laut dem Branchenblatt Dairy Today sind die Verkäufe in den vergangenen zehn Jahren um acht Prozent zurückgegangen, die Hälfte der Erwachsenen in den USA trinkt keine Milch. Gemeinsam wollen die Farmer und der Milliardenkonzern den Niedergang aufhalten.

Coca-Cola hat in den vergangenen Jahren schon einige Trend-Marken gestartet. Dazu zählen NOS-Energiegetränke, die so viel Kaffein enthalten, dass der Konzern Minderjährigen vom Genuss abrät, High-Tech-Säfte der Marke Fuze mit zusätzlichen Vitaminen, Bio-Tee der Marke Honest Tea oder mit Vitaminen oder Elektrolyten angereichertes Wasser. Die Konzerngruppe Venturing&Emerging Brands (VEB) gibt es seit 2007, „um die nächste Milliarden-Dollar-Marke für Nordamerika zu identifizieren und aufzubauen“. Auch Fairlife gehört zu VEB. Die nahrhafte Milch habe „gewaltiges Wachstumspotenzial“, sagte Coke-Nordamerikachef Douglas.

Was die „Milky Pin-Ups“ angeht, so hat die Milchbauerngemeinschaft hinter Fairlife inzwischen verkündet, dass sie die Werbeanzeigen einstellt. „Die Leute lieben die Milch“, teilte sie mit. „Aber die Kampagne kam weniger gut an.“

Mit dem Latein am Ende

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Zumindest eine Sache steht unumstößlich fest: Wer Lateinlehrer werden will, muss das Latinum vorweisen. Ansonsten aber weckt der jüngste Trend keine Freude bei Anhängern der alten Sprache. Das Latinum – einst Eintrittskarte für viele Studiengänge – verliert an Bedeutung.



Nicht alle wählen in der Schule Latein als Fremdsprache. In einigen Studiengängen müssen die Studenten das nachholen.

Jura und Medizin lassen sich heute ohne die Sprache studieren, hier reicht meist ein Kurs über Fachbegriffe. Mit der Bologna-Reform wurde an vielen Unis für Germanistik, mitunter Geschichte und Geisteswissenschaften im Bachelor der Latein-Nachweis gestrichen, erst im Master ist er häufiger fällig. Eine Bastion des Lateinischen ist eher noch das Lehramt: Für die Gymnasiallaufbahn in Geschichte und Religion, oft in Deutsch, Spanisch, Französisch. Für Englisch müssen Studenten meist zumindest Kenntnisse haben. Es herrscht ein Wildwuchs, je nach Universität und Bundesland. Mancherorts weichte die Politik die Latein-Pflicht aber ganz gezielt auf.

Nordrhein-Westfalen will nun den Nachweis für alle Sprachlehrer abschaffen und für Lehrer in Geschichte und Philosophie abmildern – außer die Kritiker setzen sich doch noch durch. Denn an Rhein und Ruhr prallen die Lager pro und kontra Latein gerade aufeinander. Ein Grundsatzstreit.

Im Schulministerium denkt man zumindest ungewöhnlich lange nach. Eine Expertengruppe im Auftrag der grünen Ressortchefin Sylvia Löhrmann hatte schon vor Längerem festgestellt, dass Latein im Lehramt zwar „hilfreich“ sei, aber „nicht unbedingt nötig“. Bis zum Jahresende wollte man eigentlich Details verkünden, ein Gesetz soll in der ersten Jahreshälfte 2015 in den Landtag kommen. Ein Termin sei noch nicht absehbar, die Sache werde weiter geprüft, teilt das Ministerium mit. Man folge ja nur einem bundesweiten Trend – dass gerade in NRW die Aufregung so groß ist und in anderen Ländern diese Entwicklung fast konfliktfrei abgelaufen ist, sei erstaunlich, heißt es in Regierungskreisen.

Anders sieht das der Altphilologenverband: Mit dem Streichen des Lateinischen für die Lehrämter verabschiede sich die rot-grüne Koalition in Düsseldorf „von einer über 1000-jährigen Bildungstradition in unserem Land“. Zur wissenschaftlichen Beschäftigung mit Fremdsprachen brauche man nun mal Latein. Wenn „qualitative Anforderungen und sogar das Menschenbild vom Zeitgeist abhängig gemacht werden“, herrsche am Ende „die reine Willkür“. Der Philosophische Fakultätentag, dem Vertreter der Geistes- und Sozialwissenschaften von mehr als 60 Hochschulen bundesweit angehören, arbeitet gerade an einer Resolution. Bei den Professoren, so ist zu hören, stört man sich besonders daran, dass die Abschaffung der Latinum-Pflicht der Fachwelt vom Staat verordnet wird. Auch die oppositionelle CDU im Landtag ist in Rage, sie wittert einen „Anschlag auf die Bildung“. Und polterte: Wisse die Ministerin denn nicht, dass man durch Latein das Denken lerne? „Man kann auch auf Deutsch denken lernen“, entgegnete Löhrmann.


Die Ministerin hat für die Pläne auch Anhänger, die Causa war gar extern losgetreten worden. Eine Petition von Bochumer Studenten gegen das Latinum hatte Tausende Unterstützer gefunden. Von Luxus-Wissen war da die Rede, mehr noch aber warnten die Aktivisten vor Hürden im Studium. Für das oft übliche Nachholen des Latinums müssten angehende Lehrer die Studienzeit überziehen – bis zu vier Semester, was den Bafög-Anspruch gefährde. Eine Gegen-Initiative namens „Latein lebt“ versuchte es mit Kompromissen: Kann man das Nachholen von Latein nicht klüger ins Lehramtsstudium einbinden? Der Ausgang ist offen. Ein Trost aber für Altphilologen: Eltern schätzen den Wert der Sprache, die Latein-Nachfrage an den Schulen ist seit Jahren konstant bis leicht steigend. So lernen bundesweit neun Prozent der Schüler (inklusive Nicht-Gymnasiasten) Latein. Platz drei hinter Englisch und Französisch, deutlich vor Spanisch.

Das kommt in die Tüte

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Es wird immer ungerechter am Arbeitsmarkt. Erstmals hat eine Studie des Berliner Wirtschaftsforschungsinstituts DIW die Lebenseinkommen von Arbeitnehmern in unterschiedlichen Generationen untersucht. Das Ergebnis: Die Ungleichheit hat sich verdoppelt, wenn man Arbeitnehmer, die im Jahr 1935 geboren sind, mit Arbeitnehmern des Jahrgangs 1970 vergleicht.



Laut dem Autor der Studie wird es in den mittleren und unteren Lohnbereichen zunehmend schwer, ein eigenes Vermögen aufzubauen.


Besonders hart trifft es die Bezieher niedriger Einkommen: Sie verdienen seit den 1950er-Jahren immer weniger. Für die jüngeren Arbeitnehmer sinken die Löhne und Gehälter sogar unter das Niveau der 1940 Geborenen. In anderen Worten: Wer früher geboren ist, hat im Lauf des Lebens mehr verdient.

Anders hingegen sieht es bei den Bessersituierten aus. Wer mehr verdient als der Durchschnitt, kann im Zeitverlauf sogar noch zulegen: Die jüngeren Gutverdiener haben höhere Lebenseinkommen als ihre Elterngeneration.

Die Studienautoren Holger Lüthen und Timm Bönke haben sich auf die Spur nach den Ursachen der Auseinanderbewegung gemacht: „Mindestens 60 Prozent des Anstiegs der Ungleichheit sind durch höhere Spreizung der Löhne zu erklären“, sagt DIW-Forscher Lüthen. Unqualifizierte Jobs werden immer schlechter bezahlt, Akademiker und Facharbeiter hingegen konnten ihre Lebenseinkommen steigern, mittlere Einkommen stagnierten. Verantwortlich für die wachsenden Unterschiede sind neben der Lohnentwicklung auch Arbeitslosigkeit und Zeiten, in denen Menschen wegen Krankheiten oder Schulungen nicht erwerbstätig sind. „Personen, die nach den Babyboomern geboren sind, sind mit achtmal höherer Wahrscheinlichkeit arbeitslos als diejenigen, die in den 30er-Jahren geboren sind“, so Lüthen. Waren Vertreter des Jahrgangs 1935 bis zum 40. Lebensjahr im Durchschnitt etwa fünf Monate arbeitslos, so waren es im Jahrgang 1972 bereits 40 Monate.

Nach dem Krieg gab es eine kurze Phase, in der alle Arbeitnehmer gleichermaßen vom Aufschwung profitierten. Bis zum Jahrgang 1944 wachsen die Lebenseinkommen aller Einkommensschichten gleichmäßig, erst bei später Geborenen setzen sich die Unterschiede durch. Die Einkommen der Niedrigverdiener gehen ab den Jahrgängen von 1950 zurück, während die Gutverdiener noch bis 1965 mit höheren Gehältern rechnen konnten.

Die Studie basiert auf Daten der Rentenversicherung, daher sind Selbständige und Beamte nicht erfasst. Das Neue an dieser Erhebung ist, dass sie nicht wie andere Einkommensstudien auf Monatsgehälter und Jahresbehälter abzielt, sondern den Zeitraum auf das gesamte Erwerbsleben streckt. Um möglichst große Vergleichbarkeit zu erzielen, hat das DIW nur Menschen mit stabilen Erwerbsbiografien einbezogen. Herangezogen wurden zudem nur westdeutsche Männer. Bei Frauen seien zwar die gleichen qualitativen Ergebnisse festzustellen, aber für die wissenschaftliche Aussagekraft wurden sie nicht einbezogen, da Frauen heute in wesentlich höherem Ausmaß berufstätig sind als früher. Die Inflation ist bei den Daten herausgerechnet worden, sodass eine Vergleichbarkeit unabhängig von der Geldentwicklung möglich ist.

Da erst im Alter von 40 Jahren eine stabile Einkommensposition erreicht ist, untersuchten die Forscher die Einkommen nur bis zum Jahrgang 1970. Doch aus den neuesten Daten liest Studienautor Lüthen einen „deutlichen Trend“ ab, dass die Einkommen auf für die später Geborenen weiter auseinandergehen.

Interessante Daten liefert die Studie auch zum Verlauf von Erwerbsbiografien. Am Anfang einer Karriere steigen Gehälter bei allen Gruppen stark an, im Alter von 30 Jahren nimmt der Anstieg ab, wenn eine Person das 40. Lebensjahr erreicht hat, kann man mit einem stabilen Einkommen rechnen. Gegen Ende einer Karriere sinken die Einkommen dann wieder stark ab – durch Frühverrentung, Teilzeit oder Arbeitslosigkeit.

Gesellschaftlich betrachtet liefert die Studie wichtige Erkenntnisse. „In den mittleren und unteren Lohnbereichen wird es zunehmend schwer, ein eigenes Vermögen aufzubauen“, sagt Lüthen. „Das wird sich auch auf künftige Erbschaften auswirken.“ Das bedeutet, dass nicht nur die Einkommenssituation immer stärker auseinandergeht, sondern auch die Schere zwischen Arm und Reich langfristig vergrößert wird. Gerade in Deutschland hat das Vermögen des Elternhauses jedoch große Auswirkung auf das Bildungsniveau der Kinder. Und mit schlechter Ausbildung haben die Kinder schlechtere Chancen am Arbeitsmarkt – ein Teufelskreis.

Die Politik kann auf die Ergebnisse der Studie reagieren, indem sie direkte Umverteilungsmaßnahmen ergreift. „Vor allem sollte die Chancengleichheit in der Gesellschaft gestärkt werden“, sagt Lüthen. Bei wachsender ökonomischer Ungleichheit sollte der Ausbildungserfolg möglichst unabhängig vom Elternhaus sein. Investitionen in das öffentliche Bildungssystem wären eine Möglichkeit, das zu adressieren.

Der Drei-Länder-Dinosaurier

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Montagabend, im Foyer der Schweizer Botschaft in Berlin. In wirklich letzter Minute verlegt ein Handwerker einen roten Teppich. Gleich werden Intendanten, Politiker und Schauspieler vom klirrend kalten Berlin in die mollig warme Botschaft eilen – und noch immer sind ein paar Treppenstufen nackt.



3sat ist keine Geldmaschine, der Marktanteil des Senders liegt bei nur 1,1 Prozent.

3sat feiert sich an diesem Abend selbst: Am 1. Dezember 1984 ging das anspruchsvolle, überraschende und oft auch sperrige Kultur- und Wissenschaftsprogramm des deutschen, österreichischen und Schweizer Fernsehens auf Sendung. 3sat ist ein Dinosaurier im TV-Business, in dem alle paar Monate private und öffentliche Sender mit neuen Formaten versuchen, die Generation Internet vor die Mattscheibe zu locken. Viele werden wieder eingestellt. 3sat aber, das werbefreie Drei-Länder-Projekt von ZDF, ARD, ORF und SRG, ist geblieben.

Warum eigentlich?

Die Teppichverlegung in letzter Minute wirft die Frage auf, ob 3sat womöglich selbst nicht damit gerechnet hat, so alt zu werden. Um kurz nach 18 Uhr kommen die ersten Gäste – Menschen, denen Rudi Carrell noch ein Begriff ist: Kurt Beck, Sunnyi Melles, Norbert Röttgen, Claudia Roth, Dieter Kosslick und Martina Gedeck. Zum selben Zeitpunkt läuft auf 3sat die beliebte Wissenschaftssendung nano mit dem Titel: „ . . . wollt ihr ewig leben?“

Gute Frage.

Wie lange wird 3sat noch senden? Alexander Wrabetz, Generaldirektor des ORF, prophezeite am Partyabend: „Uns wird es noch mindestens weitere 30 Jahre geben.“ 3sat sei „ein ganz wichtiges Projekt“, das „gegen die marktschreierische Lautheit unserer Konkurrenz reüssiert“. Klingt gut, ist aber womöglich auch viel Geburtstagspoesie, also nur die halbe Wahrheit: Die Österreicher, meldete der Tagesspiegel kürzlich, haben ihr 3sat-Budget für die Programmgestaltung im vergangenen Jahr um 40 Prozent gekürzt. Der ORF spart, wegen deutlich zurückgegangener Gebühreneinnahmen. Die ARD dachte 2004 gar über einen kompletten Ausstieg nach.

3sat ist keine Geldmaschine, sondern ein Luxus, den sich die vier Sender gönnen. Der Marktanteil liegt bei nur 1,1 Prozent. Die Frage lautet also auch: Wer schaut diesen besten deutschsprachigen Kultursender überhaupt und die geniale tägliche Kulturzeit mit der klugen, verschmitzten Tina Mendelsohn? Wer folgt den ungewöhnlichen Fragen, die in Gert Scobels Debattensendung gestellt werden? Wer lernt durch Dokumentarfilme wie We feed the world, die zeigen, wie viel Essen jeden Tag weggeworfen wird?

Die Koordinatorin von ZDFkultur und 3sat, Dinesh Kumari Chenchanna, ist für das Gesamtprogramm von 3sat verantwortlich. Sie ist auch zur Party in die Schweizer Botschaftsvilla gekommen, und wenn man sie fragt, wer 3sat schaut, gibt sie zu: „Wir sind kein Jugendsender, aber wir wissen auch, wie man junge Menschen für uns gewinnen kann.“ Zur Landung der Raumsonde Rosetta auf dem Kometen etwa brachte 3sat Liveschaltungen ins Darmstädter Kontrollzentrum. Ergebnis: Bis zu vier Prozent der jungen Zielgruppe von 14 bis 49 Jahren schalteten 3sat ein. Und seit der Sender seine angestaubte Internetseite aufgemöbelt hat, „haben wir 30 Prozent mehr Zugriffe“, sagt Chenchanna.

Wie sie die Zukunft des Fernsehens sieht? Da ist sie sicher, dass das Sitzen vor einem Fernsehschirm in 30 Jahren „als etwas Anachronistisches“ betrachtet werden wird. „Fernsehen wird man dann überall schauen. Man wird sich dann auch nicht mehr zum gemeinsamen Fernsehabend verabreden müssen an einem Ort, sondern dann vielleicht gemeinsam Fernsehen schauen, ohne zusammen zu sein.“

Zum 30. Geburtstag von 3sat sind viele Artikel erschienen, einer steht auf der Internetseite der Tagesschau. Wenn man die Kommentare anschaut, bekommt man eine Ahnung davon, wie schwer es sein wird für 3sat, seine Zuschauer bei der Stange zu halten. Am Montag um 14.28 Uhr, nur wenige Stunden vor der Geburtstagsparty in der Schweizer Botschaftsvilla in Berlin, postete ein „Freewheelin Franklin“ auf tagesschau.de den traurigen Gratulationsgruß: „3sat. Guter Sender, hatte ich oft eingeschaltet, als ich noch fernsah.“

Unter Medizinmännern

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Seit 1924 gibt es die Verbandszeitschrift Die Ärztin. Nur ein paar Hundert Frauen praktizierten damals in Kliniken und Praxen, erst 1900 waren sie in den deutschen Staaten überhaupt zum Medizinstudium zugelassen worden. Ihre Devise war, eher sanft und ohne Skalpell ihren Platz im Arztberuf zu finden, ohne großen emanzipatorischen Aufstand unter Medizinmännern. Und so heißt es lieblich in der ersten Ausgabe der Ärztin: „Wie die Mutter in der Familie die härtere Art des Vaters ergänzt zu schöner Harmonie, so möchten wir, dass künftiglich auch im Volksleben das bisher ausschließlich männliche Prinzip einen Ausgleich erfahre, (...) in Berufen, die ihrer mütterlichen Einstellung besonders liegen, wie unseres ärztlichen." Die Operationsmethoden haben sich seitdem stark verändert, das Auftreten der Frauen auch – doch innerhalb der Branche tun sie sich weiter schwer. Vor allem Mütter scheitern an Schichtdiensten und rigiden Weiterbildungsvorschriften.

Gut mehr als die Hälfte, nämlich 63 Prozent, der Neueinsteiger in den Arztberuf sind weiblich. Schon in den Hörsälen zeichnet sich diese Entwicklung sichtbar ab: Sechs von zehn Erstsemestern im Fach Humanmedizin sind Frauen. Doch ziemlich schnell dreht sich das Verhältnis wieder: Bei berufstätigen Medizinern liegt der Frauenanteil später nur noch bei 45 Prozent. Woran das liegt? „An strukturellen und mentalen Barrieren. Es gibt nach wie vor keine berufliche Chancengleichheit", sagt Regine Rapp-Engels, Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes (DÄB).

 

Nur 45 Prozent der berufstätigen Ärzte sind Frauen.

2000 Mitglieder sind im DÄB organisiert. Von der „schönen Harmonie" ihrer Vorgängerinnen möchten sie nichts mehr wissen. Als vor ein paar Jahren ein paar Herren der Bundesärztekammer meinten, der Ärztemangel sei dadurch verschuldet, dass zu viele Frauen in dieser Branche Teilzeit arbeiteten und nicht anwesend seien, gab es einen Aufstand. „Großer Blödsinn", resümiert Gundel Köbke vom Ärztinnenbund, „es ist schlichtweg so, dass Ärztinnen benachteiligt und mit den Arbeitsbedingungen unzufrieden sind." In Kliniken seien die Dienste familienfeindlich.

Eine der größten Hürden für Frauen, die Babys bekommen, sind die Rahmenbedingungen für die Facharztweiterbildung. Wer diesen Abschluss nicht hat, tut sich schwerer mit der Karriere, hat später schlechtere Verdienstmöglichkeiten. Das Problem ist, dass die Qualifizierung zur Fachärztin im Block durchgezogen werden muss, Unterbrechungen sind kaum drin. Wer so weit kommt, ist Anfang oder Mitte dreißig – in einem Alter also, in dem viele Frauen über Nachwuchs nachdenken, ihn bekommen – und dann erst mal zu Hause bleiben.

Die Anästhesistin Claudia Wegner, 43, aus Hessen ist so ein Fall. Ob sie die Weiterbildung zur Fachärztin zeitlich jemals auf die Reihe bekommt? Sie weiß es nicht, hat momentan aber auch einen anderen Fokus aufs Leben. Vor zehn Wochen ist sie wieder Mutter geworden, zum vierten Mal. Ihren richtigen Namen möchte sie nicht in der Zeitung lesen, sie werde sowieso ständig gefragt, warum sie überhaupt als Ärztin arbeiten will – wo sie doch so viele Kinder hat. Ihr ältester Sohn ist 16 Jahre alt, sie hat nie länger als ein Jahr Elternzeit genommen. Sie liebt ihren Beruf – aber stößt an Grenzen. „Das Nadelöhr ist die Zeit auf der Intensivstation, sie ist ein Bestandteil der Facharztausbildung", sagt die Medizinerin in Mutterschutz. „Auf Gedeih und Verderb" wäre sie dann in die Schichtdienstmodelle eingegliedert. Zwölf Stunden nachts, acht bis zehn Stunden tags, schwer kalkulierbar. Mit Kindern nicht machbar. Absprachen mit verständnisvollen Chefs wie in anderen Stationen kann es da kaum geben – aus gutem Grund. Auf Intensivstationen ist Kontinuität besonders wichtig; durch zu viele Übergaben gibt es Informationsverluste, und je mehr dort in Teilzeit arbeiten, desto mehr Personal müsste auf dem Laufenden gehalten werden.

Zwei Jahre am Stück für die Facharzt-Ausbildung, auch in Teilzeit, hat Claudia Wegner nicht hinbekommen. Nach ihrer Elternzeit wird sie darum wie bisher an einer kleinen Klinik als Anästhesistin arbeiten, mit sehr wenigen Spät- und Wochenenddiensten. Ein Au-pair-Mädchen schaut dann nach den Kindern.

Auch Ärztinnen mit weniger Kindern kommen nur schwer klar. Sie bemängeln das Fehlen geregelter Arbeitszeiten. Außerdem, so eine DÄB-Studie, ist ein Drittel von 1200 befragten Medizinerinnen mit ihrem Einkommen unzufrieden. 78 Prozent der Frauen haben den Eindruck, ihre Leistungen würden nicht so anerkannt wie die ihrer männlichen Kollegen. Die Unterschiede in Zahlen: Der Anteil der Chefärztinnen in Krankenhäusern wird auf acht bis zehn Prozent geschätzt. Nur 26 Prozent der Leitungsfunktionen sind weiblich besetzt. Dass Rapp-Engels da eine Frauenquote fordert, liegt nahe. Zudem dringt der Ärztinnenbund auf eine Flexibilisierung der Weiterbildungsordnung sowie verbindliche Arbeitszeitmodelle: „Bei der Vereinbarkeit geht es um Kinderbetreuung und auch um Sorgearbeit in der Familie. Viele Männer haben dabei die Familie im Rücken, die meisten Frauen nach wie vor die Familie im Nacken", so Rapp-Engels.

Sogar eine Frau, die sonst alles unverdrossen angreift – selbst die Bundeswehrreform – scheiterte an solchen Hürden: Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) studierte vor ihrer Karriere als Politikerin Medizin, sie wollte Frauenärztin werden. Von der Leyen arbeitete als Assistenzärztin, war bis zum Abschluss ihrer Promotion 1991 bereits Mutter von drei Kindern. Ihre Ausbildung zur Fachärztin brach sie ab. Im Nachhinein sagt sie, die Doppelbelastung durch Familie und Arztberuf sei „die schwerste Zeit meines Lebens" gewesen.

Krieg statt Kinderstube

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Die Sprachlosigkeit deutscher Väter der Kriegs- und vor allem der Nachkriegsgeneration ist mehr als ein literarischer Topos: Sie ist eine reale Erfahrung, mit der viele Familien bis heute umzugehen haben. Aber es gab auch die anderen Väter. Diejenigen, die mit dem Sprechen nicht mehr aufhören konnten. Der Journalist Thomas Gnielka, Jahrgang 1928, muss so einer gewesen sein. 1965 starb er mit nur 36 Jahren an Hautkrebs. Oder: An seinen Erlebnissen, so sah es seine Frau, die mit fünf Kindern zurückblieb.



Junge deutsche Soldaten werden im Zweiten Weltkrieg nach ihrer Gefangennahme von einem US-amerikanischen Soldaten bewacht.

Thomas Gnielkas Recherchen zu zwielichtigen Vorgängen in der Wiesbadener Wiedergutmachungsbehörde trugen maßgeblich dazu bei, dass 1963 der sogenannte Frankfurter Auschwitz-Prozess eröffnet werden konnte. Gnielka führte nicht nur Gespräche mit KZ-Überlebenden, unterstützte ihre Forderungen nach Entschädigung und spürte Leuten wie Richard Baer nach, dem untergetauchten letzten Lagerkommandanten von Auschwitz. Er übergab dem hessischen Generalstaatsanwalt Fritz Bauer 1959 auch eine Erschießungsliste, die die Namen der ausführenden SS-Leute verzeichnete und damit zur Grundlegung der Anklage beitrug.

Giulio Ricciarelli erzählt diese Geschichte in seinem Film „Im Labyrinth des Schweigens“, der derzeit in den deutschen Kinos läuft, mit Gert Voss in seiner letzten großen Rolle als Generalstaatsanwalt Fritz Bauer. Hinter dieser Helden-Geschichte vom ruhelosen Journalisten, der noch unter Morddrohungen nicht zulassen will, dass die deutsche Gesellschaft ihre Taten verdrängt, steht eine andere.

Thomas Gnielka war selbst in Auschwitz. Er war 1944 15 Jahre alt und sollte mit seinen Klassenkameraden als Flakhelfer die IG-Farben-Werke verteidigen. Das hieß manchmal auch: KZ-Insassen bei ihren Arbeiten beaufsichtigen. Thomas Gnielka erzählt davon in einem Roman-Fragment mit einer Offenheit, die heute vermutlich nicht mehr möglich wäre. Lager-Literatur kennt man aus Sicht der überlebenden Opfer; die zwar fiktionalisierte, aber eigentlich nicht fiktive Perspektive eines 15-jährigen Flakhelfers hingegen ist nach wie vor ziemlich einzigartig.

Gnielka war Volontär beim Spandauer Volksblatt, als ihm kein anderer als Hans Werner Richter, der gerade die Gruppe 47 gegründet hatte, riet: „Schreib dir alles von der Seele.“ Und Gnielka schrieb. Er schrieb die Geschichte seiner Klasse, der Obertertia des Kant-Gymnasiums in Berlin-Spandau, das für seine humanistische Erziehung bekannt war. Er schrieb vom letzten Tag in der Schule und wie peinlich berührt sein Alter Ego davon ist, dass der Lehrer Tucholskys Gedicht „Nie wieder Krieg!“ rezitiert oder wie unanständig ihm die weinende Mutter seines Freundes erscheint. Er schrieb davon, wie der „kleine Mählis“ vor Angst zittert, davon, wie seine Hauptfigur bei einem Angriff absichtlich danebenschießt und dann doch draufhält, als „diese Schweine“ sie ohne Pardon „bepflastern“. Gnielka erzählte, wie die Jungen den Gefangenen in Auschwitz Zigaretten liegen lassen, wie die sich um sie prügeln und ein Kamerad voll Abscheu sagt: „Das sind doch keine Menschen mehr.“

Die Roman-Fragmente kann man wie einzelne Bilder lesen, die nicht alle beschriftet wurden. Auch aus den Bruchstücken lässt sich aber leicht das Porträt einer außergewöhnlichen Persönlichkeit und der Zeit, die sie hervorbrachte, zusammenfügen. Die Herausgeber, Kerstin Gnielka und Werner Renz vom Fritz-Bauer-Institut, haben dem Roman Thomas Gnielkas ein erhellendes Exposé beigegeben sowie seine wichtigsten Artikel und zwei Essays der FR-Journalistin Claudia Michels und des Historikers Norbert Frei. Materialien, die Zusammenhänge aus den letzten Kriegsmonaten erklären und die Geschehnisse um den Frankfurter Auschwitz-Prozess beschreiben und einordnen.

Im Exposé zu seinem Roman erklärt Gnielka: „Es ist meine Absicht, in dieser Arbeit etwas über das Schicksal all derer zu sagen, die in den letzten Kriegsjahren im Kindesalter eingezogen und an die Front geworfen wurden. Ich glaube, dass dies notwendig ist, da sich bis heute noch niemand mit diesem Thema beschäftigt hat.“

1952 las Gnielka aus dem Manuskript bei der Tagung der Gruppe 47 in Niendorf vor. Ein Rezensent bescheinigte ihm „erzählerisches Talent“ und dass sich bei ihm „sprachliche Ausdruckskraft mit sympathischer menschlicher Aussage“ verbinde. Ein anderer hob die „überraschende Lebensfülle“ seiner Erzählungen hervor. Heute kann man die Fragmente sofort der Nachkriegsliteratur zuordnen: Der sachliche Ton erinnert an Günter Eich und Heinrich Böll, das Gewicht, das Gnielka auf die Authentizität der Figurenrede legt, an Romane wie Hermann Kants „Die Aula“ oder an die Erzählweise politischer Autoren wie Christian Geissler: „,Du‘, sagt der lange Spengler zu mir, ‚heute kriegen wir ’nen Transport aus dem Lager. Stellungsbau, weißte?‘ ‚Die fallen ja um, wenn sie ’ne Schippe anfassen sollen‘, sage ich, ‚warum lässt der Alte das nicht von den Iwans machen, die fressen doch genug in der Küche?‘“

Im Exposé schreibt Gnielka über seinen fiktionalisierten Erlebnisbericht: „Eins haben alle im Buch gezeigten Jungen gemeinsam: Sie entwickeln sich durch die Beschäftigung, zu der sie gezwungen wurden, ganz stark einseitig.“ Was das heißt, auch für die Zukunft der deutschen Gesellschaft bis in die Kapillaren ihres Innenlebens hinein, drückt vielleicht ein Satz wie dieser aus: „Jedes Mal, wenn ich die aufgeweichten Grasbüschel unter meinen Füßen spüre, bekomme ich ein unangenehmes Gefühl im Magen. Ich muss dann ein paar Worte laut reden, davon geht es weg.“

Die subtile Psychologisierung, die Andeutung des Traumas zwischen den Zeilen zeigen die literarischen Möglichkeiten, die Thomas Gnielka als literarischer Autor hätte entfalten können. Er beendete den Roman aber nicht, sondern verschrieb sich der journalistischen Aufklärungsarbeit im Zusammenhang mit den Auschwitz-Prozessen, vor deren Abschluss er so jung verstarb.

Über seine Generation schrieb Gnielka in einem Hörfunk-Vortrag über „Literatur der Gegenwart“, sie sei nicht verzweifelt, „sondern nur ein bisschen verwildert. Sie hat statt Kinderstube ein wenig Krieg genossen und statt einer soliden Erziehung eine Zeit lang Mord und Brand. Sonst aber ist sie ziemlich in Ordnung. Es gibt keine verlorenen Generationen, ein für alle mal nicht. Sie sind eine literarische Erfindung. Verloren ist nur, wer sich verloren gibt – und wer tut das schon?“

Brauche ich eine Berufsunfähigkeitsversicherung?

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Eines schon mal vorweg: Ja, ich brauche eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Unbedingt. Auch wenn ich mir jetzt noch gar nicht vorstellen kann, warum ich eines Tages nicht mehr arbeiten können sollte. „Wenn die Arbeitskraft ausfällt und man kein Erwerbseinkommen mehr erzielen kann, dann steht man ohne Geld da. Wovon soll man dann leben?“, sagt Elke Weidenbach. Sie ist Referentin für Versicherungen bei der Verbraucherzentrale NRW und sie wird mir durch das Dickicht aus Vertragsklauseln und Versicherungssprache helfen.


Fakt ist: Im Moment fühle ich mich fit und könnte Bäume ausreißen. Wenn ich aber 1000 Bäume ausreiße, kann es sein, dass ich Nummer 1001 einfach nicht mehr schaffe. Und das kann oft schon weit vor der Rente passieren. Ein Glückspilz, wer dann eine private Berufsunfähigkeitsversicherung hat.
Aber wann schließe ich die ab? Ist es schon zu spät? Bin ich zu jung? Wo gibt es Fallen?


Grundsätzlich gilt: Je früher die Versicherung abgeschlossen wird, desto besser. „Die privaten Versicherer schauen sich den heutigen Gesundheitszustand einer Person an und erstellen anhand von Erfahrungswerten eine Prognose zur Berufsunfähigkeit“, sagt Elke Weidenbach. Bin ich also im Moment gesund, stuft mich die Versicherung mit niedrigen Beiträgen ein.


Stellt die Versicherung eine Vorbelastung fest, kann sie den Vertragsabschluß verweigern oder hohe Beiträge festlegen. Bei körperlichen Berufen interessiert den Versicherer beispielsweise, ob ein Bandscheibenvorfall vorlag; geistige Berufe werden eher auf mögliche psychische Erkrankungen in der Vergangenheit durchleuchtet. Und  ein Stuntman mit hohem Berufsrisiko muss sicher mehr einzahlen als ein sitzender Buchhalter.


Die Angaben zur Person müssen deswegen radikal ehrlich sein, die Formulare müssen penibel gelesen und ausgefüllt werden. Spätestens wenn der Versicherungsfall eintritt, könnte es sein, dass alle Angaben nachgeprüft werden. Und merkt der Versicherer dann, dass getrickst wurde, kann er die Zahlung verweigern.


Ich werde mein Berufsleben wahrscheinlich am Schreibtisch verbringen. Ich bin Student und habe noch keinen Beruf. Kann ich trotzdem eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen? Ja, ich kann! Die Besonderheit: in den ersten Semestern zahlt diese nur bei einer hundertprozentigen Erwerbsunfähigkeit, also zum Beispiel, wenn ich durch einen Unfall nie wieder arbeiten kann.


Kristallisiert sich dann gegen Ende des Studiums heraus, was ich einmal beruflich machen werde, wird die Versicherung automatisch umgestellt. Sie zahlt dann schon ab einer fünfzigprozentigen Berufsunfähigkeit, es reicht also, wenn ich die Hälfte meiner Arbeitskraft verliere.


Bei der privaten Berufsunfähigkeitsrente gibt es zwei Gestaltungsmöglichkeiten, die die Zahlungsmodalitäten regeln. Diese richten sich nach den Plänen, die man im Leben noch hat. Für junge Menschen empfiehlt sich die sogenannte „Nachversicherungsgarantie“: Sollte man heiraten, Kinder kriegen oder den Job wechseln, können die Modalitäten des Vertrages angepasst werden - ohne erneute Gesundheitsprüfung.


Wer die Familien- und Berufsplanung schon weitestgehend abgeschlossen hat, wählt eine „dynamische“ Vertragsgestaltung. Hier steigt der Beitrag jedes Jahr ein bisschen. Mit der Inflation sinkt ja der reale Wert der monatlichen Beiträge, das wird dadurch ausgeglichen.


Ich muss zugeben, nach dem Gespräch mit Elke Weidenbach raucht mir etwas der Kopf. Die Entscheidung hat große Konsequenzen auf mein jetziges  und vor allem auf mein zukünftiges Leben. Deswegen unbedingt: viele Angebote vergleichen und so viel Informationen wie möglich einholen. Denn die Kosten können stark variieren. Von 500 Euro bis weit über 1000 Euro im Jahr ist alles möglich. „Solche Verträge sollte man nicht angeboten bekommen und morgen abgeschlossen haben. Da gibt es wirklich umfangreiches Material dazu, sowohl von der Stiftung Warentest als auch von den Verbraucherzentralen. Sich ausführlich zu informieren ist vor einem Abschluss sehr wichtig“, sagt Elke Weidenbach. Termine für eine  Telefonberatungen oder Sprechstunde lassen sich bei Verbrauchezentralen in ganz Deutschland vereinbaren. Das kostet ein bisschen Geld ist aber sehr sinnvoll.


Natürlich wünscht man sich, glücklich und gesund bis ins Rentenalter arbeiten zu können. Aber die Gründe berufsunfähig zu werden sind vielfältig: psychische Erkrankungen, Schäden am Skelett- und Bewegungsapparat oder auch Herz- und Kreislauferkrankungen können jeden treffen. Dazu muss also nicht mal ein Unfall passieren. Das macht die Berufsunfähigkeitsversicherung zu einer der wichtigsten Absicherungen überhaupt.


Gregor Rudat, 27 fühlt sich jetzt etwas klüger. Ohne seine Mama zu fragen, würde er aber trotzdem nie eine Versicherung abschließen.


1. Zuerst muss man sich grundsätzliche Fragen beantworten: Will man nur eine Berufsunfähigkeitsversicherung? Soll sie gleichzeitig als Altervorsorge dienen? Was soll meine Versicherung abdecken?

2. Je früher, desto besser: Ein früher Vertragsabschluss bedeutet niedrige Beiträge und flexible Vertragsgestaltung.

3. Private Vorsorge ist wichtig! Frage dich aber, wie viel Geld du im Monat dafür aufbringen kannst.

4. Es gibt viele Vertragsformen und komplizierte Zusatzklauseln. Lass dich beraten! Informationen gibt’s bei unabhängigen Stellen, wie der Stiftung Warentest oder den Verbraucherzentralen.

5. Ehrlich sein! Macht man unrichtige Angaben über den aktuellen Gesundheitszustand und die Krankengeschichte, riskiert man den Verlust des Versicherungsschutzes.


Passau verstehen

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Dieser Text erscheint im "Studentenatlas", ein Projekt von jetzt.de und SZ.de. Mehr Infos dazu findest du hier.
 Eine interaktive Passau-Karte für Studenten findest du hier.

  • Auch wenn man nach dem Abitur von der Großstadt träumt: In Passau zu landen, ist das Beste, was einem passieren kann. Denn Kleinstadt kann pures Lebensglück bedeuten.

  • Plattling, der Umsteigebahnhof im Nirgendwo, ist der Nabel der ostbayerischen Zuglandschaft.

  • Nebel, Nebel, überall Nebel, ist meistens der erste Gedanke, wenn man aus der Haustür läuft.

  • Dank der Pausenregulierung werden Parkscheiben Passauer Studenten immer an die Arbeitsplätze in der Unibibliothek erinnern.

  • Genauso wie Einkaufskörbe.

  • Im Sommer sollte man sich unitechnisch nicht allzu viel vornehmen.

  • Auf Schiffen tanzt es sich am besten.

  • Was Passau an Clubs fehlt, macht die Stadt mit netten Menschen wett.

  • Kreuzfahrttouristen laufen langsam.

  • Spätestens nach einem Semester kennt man das Sortiment des einzigen zentral gelegenen Supermarkts auswendig.

  • Und: Obst gibt es nur bis zum späten Nachmittag.

  • Fahre niemals, niemals mit dem Fahrrad auf dem Fünferlsteg.

  • Weil es so viele Studierende gibt wie noch nie, wird es eng in den Uni-Gebäuden (und in Seminaren und Sportkursen und überhaupt). Die Folge: Man kann in Passau eine Vorlesung besuchen und dabei im Kinosessel frisches Popcorn essen.

  • Was man mit etwas Training auch locker essen kann: eine ganze Padu-Pizza.

  • Irgendwann klingt Niederbayerisch heimelig und gemütlich.

  • „Auf d’Nacht“ hat mit der Nacht nicht zwingend etwas zu tun, sondern meint manchmal schon den frühen Abend.

  • Der dicke weiße Turm am Inn ist perfekt zum Anlehnen.

  • Hochwasser kommt ziemlich schnell. Und Schlamm dringt in jede Ritze. Aber wir kriegen das wieder hin.


Glückliche Sau im Plastikbeutel

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An dem, was man Lokale mit sehr durchdachtem Konzept nennen könnte, ist München nicht eben arm. An Essens-Lieferdiensten, für die das gilt, eher schon noch. Munchee will das ändern. Mit einem System, das gut zur Stadt passt – vor allem auch ästhetisch: Sehr gut fotografierte Gerichte wie Kürbis-Ingwer-Suppe, Ricotta Hähnchenbrust, Piccata von der Aubergine oder geschmorte Kalbsschulter kommen vorgekocht in getrennt verschweißten Plastikbeuteln, die zu Hause noch ins Wasserbad müssen. Teure Lokale machen das auch so. Damit man das merkt, sieht die Homepage eher aus wie von einem Designmöbelhaus. Stimmigerweise besteht das Team deshalb auch aus „Genussbotschafter“ (Marco Alberti), Chefkoch (Johann Mikschy) und „Creative Director“ (Fiona Struengmann).




 
jetzt.de München: Okay, wenn man sich über den Creative Director wundert?
Marco: Ist okay. Es ist ja tatsächlich keine ganz alltägliche Teamkonstellation für einen Lieferservice.
 
Warum habt ihr einen?
Marco: Anders als ein Restaurant sind wir ein Distanzhandel. Da bekommst du Vertrauen nur über eine saubere Ästhetik.
Fiona: Es geht uns drum, eine gute Marke zu bauen. Damit das, was wir da tun, glaubwürdig wird, haben wir erst mal nur das Visuelle. Kunden können unsere Produkte auf der Homepage zunächst eben nur sehen. Da war es, als die Idee mit Munchee aufkam, naheliegend, dass wir das verbinden und ich mich um das ganze Drumherum kümmere.

Hättet ihr das in einer anderen Stadt anders gemacht? Wäre die Ästhetik in Bochum eine andere?
Marco: Die Ästhetik folgt nicht dem Markt, sondern einfach unseren Vorstellungen davon, was gut ist. Wir glauben, dass es cool ist, wie es ist, und hoffen, dass andere das auch so sehen. An München sind dabei eher andere Dinge interessant.

Nämlich?
Fiona: Einmal natürlich, dass wir alle von hier sind. Wir haben also eine große lokale Verbundenheit. Vor allem hast du hier aber eine Besonderheit im Vergleich zu anderen Großstädten: Ab 20 Uhr ist die Stadt zu. Du brauchst also etwas, das dir danach noch gutes Essen liefert.
Marco: Das ist uns selbst oft genug passiert: Du rennst kurz vor Ladenschluss in einen Supermarkt, hast aber kein Rezept, weil du nix geplant hast. Das ist genau die Lücke, in die wir wollen – zumindest Montag bis Freitag. Am Wochenende sollst du selber kochen und dich damit entspannen und vorher gerne zwei Stunden über den Markt schlendern. Aber unter der Woche machen wir das für dich.




 
Und liefert es in Plastikbeuteln. Da werden doch sicher viele skeptisch sein.
Marco: Klar, da gibt es kleinere Berührungsängste: Da kommt etwas in Plastikbeuteln, die man in heißes Wasser tut, und da soll dann ein Essen herauskommen. Da tasten sich alle noch ran. Tatsächlich ist es ein Verfahren, das seit Jahrzehnten in der Spitzengastronomie verwendet wird. Und diejenigen, die’s ausprobieren, sind zumindest mal top-zufrieden.

Ihr werbt auf eurer Homepage mit Philosophien wie „Die ‚ideale‘ menschliche Ernährung“ oder „Zurück zur Basis“. Was bedeutet das?
Marco: Ich wollte gerade sagen: Wir kaufen alles regional. Aber das ist eine zu totalitäre Aussage. Wir kaufen, wo es geht, nachhaltig regional. Ich vermeide das Wort „Bio“ da bewusst, weil das eine Zertifizierung ist, die Geld kostet. Und das können oder wollen sich unsere Lieferanten zum Teil nicht leisten. Und wir wollen lieber mit jemandem arbeiten, bei dem wir wissen, dass die Sau glücklich hinterm Haus aufgewachsen ist und den Acker zerpflügt hat.
Fiona: Wir wollen den Leuten vor allem das Gefühl zurückgeben, zu wissen, wo ihr Essen herkommt: Wir waren da, wir wissen, wie es da aussieht, wir wissen, dass das gut ist.
Marco: Heißt aber auch, wenn du was mit Erbsen bestellst, kann es passieren, dass wir sagen: Gab heute keine, die uns gefallen haben. Müssen wir Bohnen nehmen.  





Das Konzept wirkt auch etwas, als wolltet ihr damit irgendwann in andere Städte expandieren.
Beide schmunzeln.
Marco: Ja, schon. Es ist eigentlich ein bundesweites Konzept, bei dem wir jetzt schon überlegen, wie wir es in andere Städte ausrollen können.

Bildervergleich: Jürgen Klopp vs. Latein

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Auf dem Buckel




Mit Silberschale





Mit gelber Schale



[seitenumbruch]

Nicht verwechseln!




Ganz schön groß




Immer diese Scheißtabellen!



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Adler und Großbuchstaben




Der Erzfeind





Riesenstengel




[seitenumbruch]

Zum Hören




Zum Lesen




Nackte Untergebene




Jenseits der Meinungsfreiheit

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Es gab Zeiten, da haben die Menschen persönlich gestritten. Da sagte der eine dem anderen direkt ins Gesicht, wie widerwärtig er ihn findet. Der technische Fortschritt hat vieles vereinfacht, so auch Drohen und Beleidigen. Hasstiraden lassen sich über die Tastatur eingeben und verschicken – gerne auch anonym.



284 Millionen Menschen nutzen Twitter mittlerweile, viele wünschten sich einen stärkeren Schutz vor Beleidigungen und Drohungen.

Es gibt die Applikation Yik Yak, auf der sich vor allem Schüler und Studenten ohne Namensnennung derart wüst beschimpfen und bedrohen, dass allein in der vergangenen Woche zwei US-Schulen geschlossen werden mussten. Die Anonymität ist das Alleinstellungsmerkmal der Plattform. Wegen Facebook ging ein Mann bis zum Obersten Gerichtshof, weil er nicht wahrhaben wollte, dass sich seine Ex-Frau tatsächlich bedroht gefühlt haben könnte von diesem Eintrag: „Es gibt 1000 Möglichkeiten, Dich zu töten – und ich werde nicht aufhören, bis Dein Körper eine Sauerei ist, in Blut getränkt und am Sterben durch all die kleinen Schnitte.“ Am Montag entschied das Gericht: Das ist eine Drohung.

Und natürlich gibt es Twitter. Der Kurznachrichtendienst rühmt sich gerne damit, dass seine Nutzer alles in die Welt hinausposaunen dürfen, was immer sie möchten. Gerade deshalb erreichte das Unternehmen diesen immensen Bekanntheitsgrad und diese Bewertung an der Börse: Die Proteste in Ägypten, Tunesien und Iran werden auch Twitter Revolutions genannt. „Freedom of Speech“ nennen sie das in den USA. Und weil es sogar im ersten Zusatzartikel der Verfassung vermerkt ist, betrachten es nicht wenige als so heilig wie einen Satz in der Bibel. Nur gab es in den vergangenen Monaten einige schlimme Skandale wie etwa „Gamergate“, als Computerspieler Todesdrohungen gegen Kritikerinnen und Entwicklerinnen aussprachen. Spätestens da war klar: Es geht hier nicht mehr um freie Meinungsäußerung, sondern um handfeste Drohungen. Es muss sich was ändern. Dringend.

Das Unternehmen hat nun etwas geändert, muss das aber so verkünden, dass sowohl Nutzer als auch Investoren zufrieden sind. Aus dem Mund von Del Harvey, Vizepräsidentin im Bereich „Vertrauen und Sicherheit“ bei Twitter, klingt das so: „Einer der Kernaspekte von Twitter ist es, dass die Nutzer die Kontrolle über ihre Erfahrungen behalten. Wir wollen auf keinen Fall eine Position übernehmen, in der wir sagen: Das ist die Erfahrung, die ihr haben solltet.“ Heißt übersetzt: Schreibt doch weiter, was ihr wollt – aber es könnte nun sein, dass sich jemand darüber aufregt.

Die Nutzer sollen anstößige Tweeds einfacher melden und andere Nutzer blockieren können – und sie sollen auf das Fehlverhalten anderer aufmerksam machen, auch wenn sie nicht direkt involviert sind. Twitter behält sich vor, unanständige Nutzer auszuschließen. Die Veränderungen sind notwendig, auch für das Unternehmen, schließlich hat Geschäftsführer Dick Costolo das ambitionierte Ziel, „weltweit das größte tägliche Publikum zu erreichen“. Das kann ihm freilich nur gelingen, wenn die Menschen die Plattform weiter mit freier Meinungsäußerung und Revolutionen assoziieren und nicht mit Androhungen von Vergewaltigungen und explodierenden Bomben in Klassenzimmern.

Viele der mittlerweile 284 Millionen Nutzer, hatten sich stärkere Veränderungen gewünscht. Ein gesperrter Kunde etwa kann recht einfach einen neuen Zugang anlegen. Es gibt auch noch keine Möglichkeit, mehrere Accounts zu melden. Es ist jedoch ein Schritt in die richtige Richtung, Harvey sagt: „Es ist der erste Schritt einer langen Reise.“ Mehr als 500 Millionen Tweets werden pro Tag abgesetzt, es ist gewiss nicht einfach, die gefährlichen Einträge herauszufiltern.

Tagesblog - 4. Dezember 2014

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17:30 Uhr: Ich sag's, wie immer, ungern. Tschüss, ihr netten Bärchen! Aber wir sehen uns ja nächste Woche.

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+++

17:12: Uhr:
Oder hier: Die neue von Deichkind. Noch ofenwarm, heute Mittag hochgeladen!

http://www.youtube.com/watch?v=mdIP3hyxi3k&feature=youtu.be

+++

17:10 Uhr:
Ich muss mich jetzt wirklich ranhalten, damit ich noch alle Geilinski-Sachen hier unterbringe, bevor der Tag rum ist!

Hier zum Beispiel: Ein erfolgreicher Not-Kaiserschnitt an einem toten Hai! (Mit dem passendsten Soundtrack der Soundtrackgeschichte!)

http://www.youtube.com/watch?v=QJEC-xy5ftY

+++

17:00 Uhr:
Gute Nachrichten! Das mit den Computern ist bald wieder vorbei. Uff.

[plugin imagelink link="https://pbs.twimg.com/media/B36oet9IAAAmhvd.jpg:large" imagesrc="https://pbs.twimg.com/media/B36oet9IAAAmhvd.jpg:large"] 

+++

16:45 Uhr:
Klingeling, ein neuer Text auf der Startseite: Passau ist ja diese Woche im Studentenatlas dran. Und HIER erklären euch zwei Girls und ein Boy aus Passau - wie es so ist, in Passau zu leben!

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+++

16:25 Uhr:
Und die fünf Weihnachtselfen von jetzt.de:





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16:15 Uhr:
Achtung, krasser Weihnachtstrick!!!




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15:40 Uhr:
+++EIL+++EIL+++

Es ist WEIHNACHTSFEIER im SZ-Verlag. Fotos folgen gleich. Wir müssen eben Glühwein im Foyer trinken.

+++

15:10 Uhr:
Es bleibt sexy und genital, äh, genial bei jetzt.de! Und vorweihnachtlich auch! Charlotte hat sich gewundert, warum so viele Läden gerade wieder Unterwäsche verkaufen, die so aussieht, als könnte man sie an den Christbaum hängen. Eine Sexkritik.

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15:00 Uhr:
Der zweitbeste Eintrag, den mir meine Twitter-Timeline heute serviert hat:

[plugin imagelink link="https://pbs.twimg.com/media/B4ACZRzCAAA9hoe.jpg:large" imagesrc="https://pbs.twimg.com/media/B4ACZRzCAAA9hoe.jpg:large"]


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14:45 Uhr:






So schaut es aus, wenn ich mir in der Cafeteria unten einen Latte Double Shot geholt habe. (Und dann unseren Redaktionsflamingo aufpuste.)

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14:30 Uhr:
Was man außerdem noch wissen sollte heute: Axl Rose sieht jetzt aus wie Kate Moss mit 70, roten Haaren und Schnurrbart.

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14:20 Uhr:
Hey Leute, der Nachmittag beginnt hier auf jetzt.de!

Erstmal dieses Video. Perfekt investierte drei Minuten, aus denen man wirklich was lernt! 

http://www.youtube.com/watch?v=P-hUV9yhqgY
Hmpf, läuft hier leider nicht. Auf Youtube anschauen und dann zurück hierher und sagen, wie ihr's fandet! Okay?

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12:25 Uhr:
Und worüber man noch disktutiert heute: Über Madonna. Hat ein leichtbekleidetes Shooting fürs Interview Magazine gemacht. Ist 56. Fragt sich die Welt natürlich: Was ist da echt?! 

[plugin imagelink link="http://www.interviewmagazine.com.global.prod.fastly.net/files/2014/11/26/img-madonna_102357985069.jpg" imagesrc="http://www.interviewmagazine.com.global.prod.fastly.net/files/2014/11/26/img-madonna_102357985069.jpg"]

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12:15 Uhr:
Übrigens diskutiert man gerade empört über ein Gerücht: Die Bahn schaffe angeblich ihre Bahncard (bzw. BahnCard) ab. Die Bahn sagt jetzt: Stimmt doch gar nicht! Aber ist ja trotzdem mal eine Diskussion wert: Wie fändet ihr's, wenn's die olle Karte nicht mehr gäbe? Mir wäre es eigentlich wurscht - fahre so selten Bahn, und wenn, dann fast nur geschäftlich.

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11:20 Uhr:
Hinter diesem Link steckt eine lange Sammlung aristokratischer Porträts bzw. "history's ugliest fuck faces". Und ein lustiger Mensch hat sich für jeden eine persönliche Beleidigung ausgedacht und dazu geschrieben. Weil: die Leute von früher hätten das bestimmt auch gerne gemacht, aber dann wären sie halt geköpft worden. 

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10:00 Uhr:
Und hier kommt ein neuer Text: Das, wie ich finde, lang überfällige ABC über das mythenumrankte Phänomen "Späti in München" von Teresa. Ich hab viel gelernt! Zum Beispiel:

Vielleicht hat man den Münchnern die Ladenschlusszeiten aber auch einfach so lange eingebläut, dass sie denken, nachts einzukaufen sei illegal.

Und voll ertappt! Ist es nämlich ja gar nicht! #faceplant!

+++

9:35 Uhr:
Weil es natürlich in keinem Blogeintrag über einen Amtsbesuch fehlen darf, hier noch meine Wartenummer aus dem KVR.





+++

9:30 Uhr:
Habe inzwischen im Büro eingestempelt. Lese: Der Spiegel bekommt einen neuen Chefredakteur. Folgender Tweet empfängt mich in meinem Browser:




Puh, ganz schön viele Schwänze für 9:30 Uhr.

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8:30 Uhr:
ich grüße euch, werte Leser! ich beginne diesen Tag vor dem kreisverwaltungsreferat wartend. brauche nen neuen Pass. und ich will euch ja nicht warten lassen, nech!

„Ich liebe Deutschland“

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Wer ist Deutscher? Die Antwort darauf macht sich längst nicht mehr an der Abstammung von deutschen Eltern fest, auch wenn dies im Staatsangehörigkeitsrecht immer noch eine Garantie für den Pass mit Bundesadler ist. Doch Deutschsein kann längst auch erlernt und erarbeitet werden. Allein im vergangenen Jahr bürgerte der Staat gut 112000 „Ausländer“ ein, 16,5 Millionen Menschen im Land haben eine Zuwanderungsgeschichte und fast zehn Millionen von ihnen einen deutschen Pass. Deutsch ist auch das Kind iranischer Flüchtlinge, der Aussiedler, der immer noch Russisch spricht, der Deutsch-Türke, der zwei Pässe hat.



85 Prozent der gut 8200 Befragten Neudeutschen und Alteingesessenen stimmten dem Satz „Ich liebe Deutschland“ zu.

Die Linien für die nationale Identität werden neu gezogen, und zwar fortlaufend, wie die Studie „Migrationsausblick“ der OECD diese Woche verdeutlicht hat: Deutschland ist nach den USA das wichtigste Zuwanderungsland geworden. Nach Abzug der Abwanderer sind vergangenes Jahr fast eine halbe Million Menschen ins Land gekommen – und ein Großteil dürfte bleiben, nach einer Definition also vom Zuwanderer zum Einwanderer werden. Zumindest ihre Kinder werden den deutschen Pass erhalten.

Was vereint diese Neudeutschen mit den Alteingesessenen, was stiftet gemeinsame Identität im Zuwanderungsland Deutschland? Das Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM) der Berliner Humboldt-Universität hat sich auf die Suche gemacht und am Mittwoch seine Ergebnisse der Studie „Deutschland postmigrantisch“ vorgestellt.

Das überraschendste Ergebnis: Beide Gruppen verbindet eine große Zuneigung zum Land. 85 Prozent der gut 8200 Befragten stimmten dem Satz „Ich liebe Deutschland“ zu, nur Wähler der Grünen und Linken waren deutlich skeptischer. Nicht so aber die Deutschen aus Zuwandererfamilien, die sich dem Land zu 81 Prozent verbunden fühlen und sich im Übrigen auch zu 77 Prozent als Deutsche verstehen (den Pass haben sie ja ohnehin). Das ist ein Stimmungswandel zu früheren Zeiten, am auffälligsten zum Ende der Sechzigerjahre, als Bundespräsident Gustav Heinemann auf die Frage nach der Liebe zu Deutschland punkten konnte mit dem Satz: „Ach was, ich liebe keine Staaten, ich liebe meine Frau; fertig!“

Laut den Berliner Forschern unter Führung der Vizedirektorin Naika Foroutan geht dies einher mit einer weitgehend ungebrochenen Identifikation mit Deutschland. Anders als zu Heinemanns Zeiten, als die Nazi-Verbrechen viel näher waren, prägen inzwischen andere Ereignisse das Selbstbild: vor allem die Wiedervereinigung. „Dass der Nationalsozialismus sich tief in die nationale Identität eingebrannt hätte und bis heute keine positive Identifikation mit der Nation zulasse, ist ein Mythos“, schreiben die Forscher. Vom Grundgesetz ist dabei übrigens nicht die Rede. Der Verfassungspatriotismus scheint nicht sehr weit verbreitet zu sein.

Ein gemeinsames Gefühl ist also da. Doch viel ist das nicht – und es beantwortet auch nicht die Frage, wer Deutscher ist. Die wird laut der Studie immer noch oft in Abgrenzung zu Migranten beantwortet, und zwar vor allem zu muslimischen Zuwanderern. Sie werden aus dem „deutschen Wir“ herausdefiniert. Das heißt: Wer Kopftuch trägt, kann für 38 Prozent keine Deutsche sein. 60 Prozent der Befragten wollen die (religiös begründete) Beschneidung von Jungen verbieten, 42 Prozent den Bau von Moscheen einschränken. Deutlich wird, dass das Bild, das sich die Gesellschaft von sich selbst macht, wenig mit der Einheit der Verschiedenen zu tun hat, die in klassischen Zuwanderungsstaaten wie den USA hochgehalten wird. Es ist eine Einheit gegen die Verschiedenen. Vor allem gegen die vier Millionen Muslime.

Was folgt daraus? Die Wissenschaftler um Foroutan wollen ein neues Narrativ, einen einheitsstiftenden Bezugspunkt, der Vielfalt zulässt. Und sie wollen über Begriffe weiterkommen, zum Beispiel den vom „Menschen mit Migrationshintergrund“. Zehn Jahre nach seiner Einführung sollte die Kategorie aufgelöst werden, empfehlen sie, weil sie die Unterschiede zwischen Deutschen mit und ohne Migrationshintergrund nur künstlich verschärfe.

Doch der Vorschlag ist problematisch: Man würde mit einer solchen Einebnung Unterschiede überdecken, die die Menschen aus Zuwandererfamilien häufig selbst empfinden, etwa eine Identität, die in zwei Kulturen wurzelt. Und die Zuwanderungsgeschichte und die Probleme, die damit einhergehen, würden nicht verschwinden. Es würde Wissenschaftlern und Politikern nur erschwert, sie festzustellen und danach zu handeln.

Die Ober-Checker

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Vor 50 Jahren, am 4. Dezember 1964, wurde die Stiftung Warentest gegründet. Mehr als 92000 Produkte hat die Organisation bisher geprüft – und lag dabei auch manchmal daneben. In den Achtzigern stießen die Tester etwa auf ein neuartiges Gerät, einen sogenannten Heimcomputer. Verbraucher müssten sich damit nicht belasten, meinten die Experten – das Gerät würde sich nie durchsetzen. Die zehn wichtigsten Tops und Flops.

Mangelhafte Skibindungen


Im November 1969 wurde ein Test von Skibindungen veröffentlicht, dabei schnitten drei Bindungen des Herstellers Marker mit „nicht zufriedenstellend“ ab. Das Unternehmen klagte gegen die Untersuchungsergebnisse bis vor dem Bundesgerichtshof und unterlag schließlich nach einem langen Rechtsstreit – ein wichtiges Urteil. Denn die Richter betonten die „volkswirtschaftlich sinnvolle und nützliche Funktion“ der Stiftung. Und das Testergebnis zeigte Wirkung: Bei einer Folgeuntersuchung im Winter 1973 bekamen Ski und Bindungen durchweg bessere Noten.




Die aktuelle Ausgabe neben der allerersten: Vor 50 Jahren wurde die Stiftung Warentest gegründet.

Unsichere Häcksler

Ein wegweisendes Ergebnis brachte der Test von Komposthäckslern im Jahr 1985. 18 von 20 Geräten wurden als „mangelhaft“ bewertet, weil die Tester Sicherheitsmängel feststellten. So liefen die rotierenden Messer auch nach dem Ausschalten weiter, Äste schlugen beim Einlegen hin und her. Daraufhin forderte Warentest stärkere Sicherheitsvorkehrungen für die Verbraucher. Ein Hersteller klagte gegen das Testurteil, seine Sicherheitsanforderungen entsprächen der geltenden DIN-Norm. Der Bundesgerichtshof entschied im Jahr 1987 im Sinne der Stiftung: Die Anforderungen der Tester dürften über die DIN-Normen hinausgehen, hieß es, sie seien „geradezu verpflichtet“, auch die DIN-Vorgaben kritisch zu prüfen.

Zweifelhafte Versicherungen

Als Finanztest im Januar 1996 zum ersten Mal Qualitätsurteile für Lebensversicherungen vergab, war der Aufschrei groß. Jede vierte von 70 Versicherungen war „mangelhaft“, weil die Tester feststellten, dass sich viele Lebensversicherer offensichtlich mehr um ihre eigenen Erträge als um die der Kunden kümmerten. „Eine Kapitallebensversicherung ist als Geldanlage oft nicht die erste Wahl“, lautete schon damals das Fazit. Viele Medien berichteten, die Branche war nicht erfreut. Ein Versicherer klagte, scheiterte aber vor Gericht.

Falsche Rente

Einer der größten Flops in der Geschichte der Stiftung Warentest war eine Untersuchung zur Riester-Rente. Kurz nachdem sie August 2002 bei einer Pressekonferenzvorgestellt wurde, klingelte schon das Telefon im Hause Warentest. Ein wichtiger Mensch einer wichtigen Versicherung behauptete, Warentest habe sich verrechnet. Also: nachrechnen. Was dann kam, nennt Warentest-Pressesprecherin Heike van Laak heute den „Schock“. Tatsächlich sei ein Fehler passiert, der Verwaltungsanteil bei den Riester-Fondssparplänen war versehentlich doppelt berechnet worden. Keiner hatte den Fehler bemerkt. „ Wir haben uns dann sofort entschuldigt, das Finanztest-Heft vom Kiosk zurückgezogen, die korrigierten Tabellen ins Internet gestellt und in der folgenden Ausgabe von Finanztest noch einmal veröffentlicht“, fasst van Laak die Korrekturmaßnahmen zusammen. Die Opposition im Bundestag habe damals angemerkt, dass „die Riester-Rente so kompliziert ist, dass nicht einmal die Stiftung Warentest sie versteht“.

Schädliche Gesichtscreme

Mangelhaft – als Schulnote ist das die Versagernote fünf. Als Schauspielerin Uschi Glas diese Bewertung im Jahr 2004 für ihre mit dem eigenen Gesicht beworbene „Uschi Glas Hautnah Face Cream“ kassierte, war die Reaktion heftig. Die Herstellerfirma der Creme, 4S-Marketing GmbH, verklagte die Stiftung Warentest auf Unterlassung und Schadensersatz, verlor vor dem Berliner Landgericht, legte Berufung ein, verlor noch einmal. Sieben von 29 Testerinnen hatten über Rötungen, Pusteln oder Hautschuppen berichtet, vier weitere Probandinnen hatten der Creme eine mangelhafte Verträglichkeit bescheinigt. Nach dem Gerichtsurteil zum Warentest brachen die Verkaufszahlen der Creme ein, die Produktserie wurde eingestellt, der Hersteller ging pleite. Und Uschi Glas? Besteht bis heute darauf, dass ihre Creme einwandfrei war. Der Bild sagte sie: „Warentest hat meine Produkte gekillt.“

Gefährliches Olivenöl

Jedes dritte kalt gepresste Olivenöl im deutschen Handel ist mangelhaft – das war das erschreckende Ergebnis einer Untersuchung im Jahr 2005 . Nach einem Test von 26 Ölen vergaben die Prüfer nur fünfmal die Note „gut“. Die meisten Produkte hätten geschmacklich enttäuscht. Bei sieben von ihnen wurden zudem verbotene Wärmebehandlungen nachgewiesen. In zwei Ölen wurden sogar krebserregende Weichmacher (Diethylhexylphthalat) gefunden. In Tierversuchen erzeugte die Substanz Krebs, außerdem greift sie ins Hormonsystem ein und beeinträchtigt die Fortpflanzungsfähigkeit.

Unsichere WM-Stadien

Als „Heer der Besserwisser und Wichtigtuer“ kanzelte Franz Beckenbauer, Präsident des WM-Organisationskomitees, die Stiftung Warentest im Januar 2006 ab, nachdem eine Überprüfung der Stadien im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft gravierende Mängel aufdeckte. Zu schmale Treppen, lange Fluchtwege, Stolperfallen und unüberwindbare Gräben gehörten zu den Baumängeln, die unter anderem in Berlin, Gelsenkirchen, Kaiserslautern und Leipzig auffielen. In Leipzig war der Fluchtweg auf den Rasen versperrt, sodass die Besucher erst auf eine 90 Zentimeter hohe Mauer hätten steigen müssen, um dann drei Meter in die Tiefe zu springen. Die Stadionbetreiber beklagten die angeblich schlampige Arbeit der Tester. Dennoch wurden anschließend viele Mängel behoben.

Giftiges Holzspielzeug

Für viele Eltern ist es fast eine Glaubensfrage, die oft in lange Diskussionen um Geburtstagsgeschenke mit Verwandten führt: Statt üblem Plastikschrott darf nur weich geschmirgeltes Holz ins Kinderzimmer. Große Verunsicherung gab es also im November 2010, als eine Untersuchung von 30 Holzspielsachen für Kinder bis drei Jahre zeigte, dass in jedem zweiten Produkt giftige oder gesundheitsschädliche Stoffe steckten – im Lack, im Sperrholz und in Schnüren. Die Tester hatten unter anderem Stoffe gefunden, die Krebs erzeugen, Allergien auslösen, das Erbgut und die spätere Fortpflanzungsfähigkeit schädigen können.

Umstrittene Schokolade

Ein Flop war der Test von 26 Vollmilch-Nuss-Schokoladen im Jahr 2013. Die Prüfer hatten der Ritter-Sport-Tafel die Note „mangelhaft“ gegeben. Begründung: Die Schokolade enthalte das Aroma Piperonal, das künstlich hergestellt worden sei. Der Hersteller erreichte eine einstweilige Verfügung gegen diese Behauptung. Es kam zu einem aufwendigen juristischen Schokoladen-Streit zwischen der Stiftung Warentest und Ritter Sport. Am Ende verlor die Stiftung, weil der Test „unfair“ abgelaufen sei – ein schwerer Imageschaden. Hubertus Primus, Vorstand der Organisation, räumte ein: „Die Stiftung Warentest hat im Testbericht nicht präzise und ausführlich genug dargelegt, wie sie zur Beurteilung der Deklaration gekommen ist."

Verblüffend treffsicher

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Also die Liste, auf der mit verblüffender Treffsicherheit seit mehr als zehn Jahren nicht wenige der Pop-Musiker stehen, die im jeweils folgenden Jahr tatsächlich die bemerkenswertesten Debüts vorlegen und groß rauskommen. Manche sogar ganz groß.



2012 setzt die BBC auf Frank Ocean ihre "Sound of 2016"-Liste - und lag richtig.

2012 etwa fanden sich unter den fünfzehn mit Hilfe von fast 150 britischen Musikjournalisten, Radio-DJs, Produzenten und Label- und Streamingdienst-Verantwortlichen ermittelten Acts Namen wie Azealia Banks, A$AP Rocky, Frank Ocean und Skrillex. 2013 waren Haim, Angel Haze und The Weeknd dabei. 2014 unter anderem Banks, FKA Twigs, Jungle und Nick Mulvey. Mit anderen Worten: Wenn es mit rechten Dingen zugeht, werden sich mindestens alle vier Letztgenannten in den Bestenlisten des Pop-Jahres 2014 wiederfinden. Die britische Sängerin Tahliah Barnett alias FKA Twigs, die mit ihrem Debütalbum „LP1“ den R’n’B fast im Alleingang spektakulär neu erfunden hat, vermutlich sogar ganz weit vorne. Das Duo Jungle legte mit seinem unbetitelten Debüt das lässigste Neo-Disco-Soul-Album der Saison vor, samt den vier Single-Knallern „Busy Earnin’“, „Platoon“, „The Heat“ und „Time“. Und dem Gitarristen, Sänger und Songwriter Nick Mulvey gelang mit „First Mind“ das Folkpop-Album des Jahres. Man höre nur „Fever To The Form“ oder „Cucurucu“ – oder gleich die ganze Platte.

Für das nächste Jahr sind laut BBC die fünfzehn vielversprechendsten Popkünstler nun also der Londoner Rapper George The Poet, der Songwriter James Bay, der Soulpop-Sänger Kwabs, die Elektro-Pop-Sängerin Holly Lapsley Fletcher alias Låpsley, der Hochgeschwindigkeits-Grime-Rapper Novelist, die Popsängerin Rae Morris, der amerikanische Songwriter Raury, und der erst 19-jährige R’n’B-Sänger Shamir aus Las Vegas.

Außerdem tippt die BBC auf die Londoner Schlafzimmer-Elektro-Sängerin Shura, die beiden Rock-Schreihälse Isaac Holman and Laurie Vincent alias Slaves, die irische Indiefolk-Sängerin Soak, der Grime-Rapper Stormzy, die französische Poprock-Surfer-Band Sunset Suns, die britische Grunge-Rock-Band Wolf Alice und die britische Dance-Pop-Band Years & Years.

Auf den ersten Blick ist die Liste nicht ganz so gut besetzt wie in vergangenen Jahren. Wirklich Bahnbrechendes wie es Frank Ocean oder FKA Twigs leisteten traut man hier erst mal eher keinem zu. Aber was heißt das schon. Abgerechnet wird in einem Jahr.

Nach der Ablehnung ins Gefängnis

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Abgelehnte Asylbewerber sollen künftig vor einer Abschiebung deutlich leichter inhaftiert werden können. Dies sieht der Gesetzentwurf vor, der am Mittwoch vom Kabinett verabschiedet wurde und der das Aufenthaltsrecht an vielen Stellen neu ordnen soll. Neben den Verschärfungen sollen gut integrierte Ausländer, die schon lange ohne Aufenthaltserlaubnis in Deutschland leben, leichter ein dauerhaftes Bleiberecht erhalten. Davon könnten laut Bundesregierung Zehntausende geduldete Ausländer profitieren. „Das Gesetz hat eine einladende und eine abweisende Botschaft. Beide sind Teil einer Gesamtstrategie“, sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU).



Abgelehnte Asylbewerber sollen in Zukunft leichter inhaftiert werden können.

Nach scharfer Kritik von Flüchtlingsorganisationen und SPD hatte es zuletzt noch ein paar Änderungen an dem Entwurf gegeben. So wurden Regelungen, die es erlaubt hätten sogenannte Dublin-Fälle generell in Haft zu nehmen, herausgenommen. Unter die Dublin-Regelung fallen Menschen, die die EU erstmals in einem anderen Mitgliedstaat betreten haben und deshalb ihr Asylverfahren dort durchlaufen müssen. Dennoch blieben eine Reihe von Verschärfungen im Entwurf: So können abgelehnte Asylbewerber oder andere Menschen ohne Aufenthaltstitel bei Fluchtgefahr inhaftiert werden, etwa, wenn sie sich dem „behördlichen Zugriff“ entzogen haben, über ihre Identität täuschen oder „erhebliche Geldbeträge für einen Schleuser aufgewandt“ haben. Ein Urteil des Bundesgerichtshofs von diesem Jahr hatte die Inhaftierung von Ausreisepflichtigen erschwert, viele Inhaftierte mussten daraufhin entlassen werden.

Geplant sind zudem befristete Einreise- und Aufenthaltsverbote, die abgelehnte Asylbewerber daran hindern sollen, erneut einzureisen. Der Gesetzentwurf sei darauf ausgerichtet, die Ausreisepflicht von Personen, „denen unter keinem Gesichtspunkt – auch nicht humanitär – ein Aufenthaltsrecht in Deutschland zusteht, konsequent durchzusetzen“, betonte das Bundesinnenministerium. Auch im Falle von Kriminellen ohne deutschen Pass war es durch mehrere Gerichtsurteile für die Behörden sehr aufwendig geworden, eine Ausweisung durchzusetzen. Auch dies soll sich durch das neue Gesetz ändern.

Die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl sprach von einer „massiven Verschärfung des Aufenthaltsrechts“. Die Grünen kritisierten die Pläne als „kafkaesk“. Einwanderergruppen würden gegeneinander ausgespielt. Grundsätzlich begrüßt wurde dagegen die Bleiberechtsregelung. Sie kommt vor allem abgelehnten Asylbewerbern zugute, die nicht abgeschoben werden können. Wer ausreichend Deutsch spricht, keine Straftaten begangen hat und für seinen Lebensunterhalt überwiegend selbst aufkommen kann, soll künftig dauerhaft bleiben dürfen.

Aha-Effekt auf dem Altar

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Als sie auf dem Altar stand und in die Gesichter der Kölner Domgemeinde blickte, hob Josephine Markmann beide Arme wie zum Segen. „I am God“, stand in schwarzen Buchstaben auf ihrer nackten Brust. „Eine selbstbestimmte Frau“, rief sie in den Weihnachtsgottesdienst. Kirchenleute griffen ihren Körper, ein Gottesdienstbesucher schlug sie nieder – Markmann kennt das schon. Dies war eine typische Aktion für ihre Protestgruppe Femen, die sich diesmal gegen Kardinal Joachim Meisner richten sollte. Knapp ein Jahr später nun sitzt Markmann, 21 Jahre alt, im Saal zwei des Kölner Amtsgerichts und lächelt. Mal den Blick gesenkt, mal in die Kameras von mehr als 30 Journalisten. Auch hier ist sie für Femen im Einsatz. Am Mittwoch wird sie verurteilt, wegen „Störung der Religionsausübung“ zu einer Geldstrafe von 1200 Euro. Sie steht dazu. „Ein Ideologiedelikt“ nennt das der Staatsanwalt.



Protest auf dem Altar: Wegen "Störung der Religionsausübung" wurde Josephine Markmann zu einer Geldstrafe von 1200 Euro verurteilt.

Markmann stieg 2013 in die Bewegung ein, die die Rechtsanwaltsgehilfin Zana Ramadani mit einer Freundin gegründet hatte. Das erste Mal protestierte Markmann barbusig gegen Neonazis in Berlin. „No NPD“ stand da auf ihrem Bauch. Mit ihren Nacktprotesten erschreckten die Femen-Frauen anschließend auch Heidi Klum, Markus Lanz oder Wladimir Putin.

Im Sommer 2013 saß Josephine Markmann einen Monat lang im tunesischen Gefängnis, weil sie dort für die Freilassung einer Mitstreiterin protestiert hatte. Alle Zeitungen berichteten. „Das war die Hochphase“, sagt Markmann. In dieser Hochphase meldete Zana Ramadani einen Verein an: Femen Germany e.V. – nach dem Vorbild der ukrainischen Protestgruppe, die bereits in den Jahren zuvor unbekleidet ihre politische Forderungen in die Kameras schrien.

Heute herrscht Krieg in der Ukraine, und Femen hat sich verändert. Vier der Frauen sind nach Frankreich geflüchtet, in Paris treffen sich Aktivistinnen nun in einem besetzten Haus und nennen sich „Femen International“. Von dort aus planen sie Aktionen gegen Abtreibungsverbote, Putin und Dschihadisten, sagt die Ukrainerin Inna Schewtschenko.

In Deutschland sind von den rund 20 jungen Frauen aus dem vergangenen Sommer dagegen nur noch eine Handvoll übrig. Deren letzte Aktionen vor der iranischen Botschaft und vor einem Bordell im Saarland blieben ohne größeres Medienecho. Zuletzt hatte im Februar ein Streit unter den Aktivistinnen für Aufmerksamkeit gesorgt. Eine von ihnen hatte einen Dank an einen britischen General, der deutsche Städte bombardieren ließ, auf die Brust gemalt – als antifaschistische Parole. „Ein Alleingang“, sagt Zana Ramadani. Sie habe die Frau ausgeschlossen: „Das wäre bei jedem Unternehmen so.“

Der Soziologe Dieter Rucht, Experte im Bereich der Protest- und Bewegungsforschung, sagt: „Bei Femen führen die Gründerinnen das Kommando.“ Der Nackt-Protest sei unter Feministinnen umstritten. „Nach dem zehnten Mal gibt es keinen Aha-Effekt mehr“ , sagt Rucht. Hat sich der barbusige Protest abgenutzt? „Wir sind in einer Findungsphase“, sagt Josephine Markmann. Auch in Frankreich feilen die Frauen an ihrem Image. Ein Film hatte im vergangenen Herbst enthüllt, dass ausgerechnet ein Mann in der Ukraine starken Einfluss auf die Gruppe genommen hatte. „Anfangs hat er uns beraten, später versuchte er, uns Dinge vorzuschreiben“, sagt Inna Schewtschenko. „Das war die reine Manifestation patriarchaler Kultur innerhalb unserer feministischen Bewegung.“ Inzwischen bestehe kein Kontakt mehr zu ihm.
Im Kölner Gerichtssaal sagt der Staatsanwalt, Markmann sei angesichts der hohen Preise, die auf dem Medienmarkt für die Bilder ihres Protestes im Dom erzielt wurden, womöglich „instrumentalisiert“ worden. Sie hatte bestätigt, dass die Femen-Zentrale vorab eine Fotoagentur informiert habe. Femen finanziert sich nach eigenen Angaben eigentlich allein durch Spenden. Bis heute habe sich die Kirche nicht mit ihrer Kritik auseinandergesetzt, sagt Markmann. Die Journalisten zumindest tun es wieder.

Bier nach vier

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A wie Ausschenken


Darf man nur mit Schanklizenz. Und die haben Spätis in der Regel nicht. Das heißt, es dürfen zwar bestimmte alkoholische Getränke (Bier) verkauft werden, allerdings nur in geschlossenen Flaschen. Geöffnet wird selbst.
 

B wie Bier


Gilt in München bekanntlich als Grundnahrungsmittel und ist vermutlich deshalb auch das einzige alkoholische Getränk, das man als Späti nach 20 Uhr noch ausschenken darf. Wein, der sonst ja zumindest nach dem Jugendschutzgesetz wie Bier eingestuft wird, darf hingegen nicht mehr angeboten werden. Genauso wie Spirituosen.




 

C wie Cube


Der neueste Späti, der an der Münchner Freiheit steht und im Übrigen nicht „Späti“ genannt werden will. Es handelt sich laut Facebook-Auftritt schließlich um den „Kiosk im Deubl Glass Cube“. Kein Bier mehr da? „Dann lass uns zum Deubl Glass Cube gehen und was holen“, könnten die Schwabinger von nun an sagen. Werden sie aber wahrscheinlich nicht – auch wenn der Glassponsor das wohl gerne hätte. Sie werden ihn doch eher Späti nennen.
 

D wie Doppelhelden


Die Menschen, die im Cube arbeiten. Sie retten die Schwabinger nicht nur bei Bier- oder Süßigkeitenknappheit, sondern können dank eines extra absolvierten Erste-Hilfe-Kurses auch in echten Notsituationen helfen.
 

E wie erlaubnisfreie Gaststätte


Lösung des Rätsels, wieso es trotz des strengen Ladenschlussgesetzes in Bayern überhaupt auch nur einen Späti geben kann. §7 im Gaststättengesetz bildet die Ausnahme: Die erlaubnisfreie Gaststätte hat keine Schanklizenz, darf nur bestimmte Produkte verkaufen (Zigaretten), hat aber die Erlaubnis, 23 Stunden (Putzstunde) am Tag geöffnet zu sein. Spätis sind also keine Läden oder Kioske, sondern eigentlich Gaststätten. Daran schließt sich allerdings direkt an:
 

F wie Frage


Wenn es so einfach ist, warum – zum Teufel – gibt es dann nicht schon viel länger viel mehr Spätis in München? Der Paragraf besteht in dieser Form schon seit 1970.
 

G wie Glockenbach-Kumulation


Phänomen der Anhäufung von Spätis im Bereich des Glockenbachviertels. Der in diesem Jahr eröffnete „Szenedrinks“ liegt zum Beispiel genau zwei Minuten Fußweg entfernt vom Reichenbachkiosk. Obwohl die Wegbierdichte in dieser Gegend auch vorher schon deutlich über dem Durchschnitt lag.
 

H wie Helles


Das Wichtigste in einem Späti. Und zumindest bei Glockenbach- und Theresienhöhen-Kumulation durch unterschiedliche Preise höchst relevante Vergleichsgröße. Für ein Augustiner zahlt man inklusive Pfand: 2,40 Euro im Cube-Kiosk, 1,60 Euro im Szenedrinks und 1,80 Euro an der Reichenbachbrücke. Auf der Theresienhöhe kostet es zwischen 1,20 und 1,50 Euro. Dort ist die Auswahl an exotischen Bieren allerdings auch wesentlich kleiner.
 

I wie illegal


Ist es eben nicht, einen Späti zu betreiben. Viele gehen allerdings immer noch davon aus und sehen in den Inhabern tapfere Ritter im Kampf gegen Politik und Ladenschlussgesetze und für ein besseres München. Als im Szenedrinks von Franz Huemer kurz nach Eröffnung zwei Polizisten in Uniform ein Geschenk für einen Kollegen kauften, kamen sofort besorgte Anwohner zu ihm und fragten, ob es Stress gegeben habe.
 

J wie juristisch gewieft


Die Besitzer vom Szenedrinks haben dank modernster Technik einen Weg gefunden, das strenge Ladenschlussgesetz zu umschiffen. Seit zwei Monaten bieten sie eine App an, also ein Onlinegeschäft, in dem man ihre Produkte auswählen und direkt bezahlen kann. Das Onlineangebot ist nicht eingeschränkt, auch nicht nach 20 Uhr. Abholen kann man die Bestellung dann jederzeit, solange der Laden geöffnet hat. Will man also etwas, das man von 20 Uhr an nicht mehr kaufen kann, einfach per App vor dem Laden bezahlen, reinspazieren, mitnehmen. Diese Füchse!
 

K wie Kundschaft, fehlende


Könnte die Antwort auf die Frage sein. Dafür, dass die Münchner so lange nach Spätis gedürstet haben, nutzen sie sie nämlich noch eher wenig. Szenedrinks zum Beispiel hätte theoretisch länger offen, doch Sonntag bis Donnerstag werde es ab 1 Uhr eher ruhig, was natürlich auch an der Glockenbach-Kumulation liegen könnte. Vielleicht hat man den Münchnern die Ladenschlusszeiten aber auch einfach so lange eingebläut, dass sie denken, nachts einzukaufen sei illegal.
[seitenumbruch] 

L wie Ladenschlussgesetz


In Bayern dürfen Verkaufsstellen nach wie vor nur von sechs bis 20 Uhr geöffnet haben. Bäckereien ab 5.30 Uhr. Eine ähnlich strenge Regelung gibt sonst nur noch im Saarland. Seit 2006 sind Ladenöffnungszeiten Sache der Länder, alle anderen Bundesländer haben die Öffnungszeiten seitdem erheblich gelockert.
 

M wie „Mein Späti“


Ausdruck des liebevollen Gefühls der Verbundenheit, die man zum Späti in der Nachbarschaft entwickelt.
 



N wie Nebenleistungen


Leistungen, die Gaststätten neben dem Ausschenken erbringen dürfen. Darunter versteht man den Verkauft bestimmter Waren (Zigaretten) auch nach 20 Uhr. Erlaubnisfreien Gaststätten, also Spätis, fehlt zwar die Schanklizenz, die Nebenleistungen dürfen allerdings auch sie anbieten. Voraussetzung dafür ist nur, dass die Kunden an Ort und Stelle die Möglichkeit haben, etwas zu verzehren. Eine kleine Theke oder ein Stehtischchen reichen dafür aber schon aus.
 

O wie Öffnungszeiten


Grundsätzlich ist den erlaubnisfreien Gaststätten eine Öffnungszeit von 23 Stunden erlaubt. Der Kiosk an der Reichenbachbrücke (sechs bis fünf Uhr) und der Kiosk an der Münchner Freiheit (vier bis drei Uhr) nutzen diese Öffnungszeiten komplett. Szenedrinks und die Spätis auf der Theresienhöhe erweitern die Ladenschlusszeiten nur bis 22 oder 23 Uhr, beziehungsweise richten sich flexibel nach dem Kundenandrang.
 

P wie Putzstunde


Der Grund dafür, dass ein 24-Stunden-Betrieb nicht möglich ist. Die Putzstunde ist das, was von der Sperr- oder Polizeistunde zur Sicherung der Nachtruhe übrig geblieben ist. Zwischen fünf und sechs Uhr muss der Betrieb eingestellt werden. Eine Ausnahmeregelung kann in gewissen Fällen beantragt werden, wie zum Beispiel beim Kiosk an der Münchner Freiheit. Hier wurden die Öffnungszeiten an die Fahrzeiten der MVG angepasst.
 

Q wie Quader


Der geometrische Fehler des Spätis an der Münchner Freiheit. Was sich Cube – also Würfel – nennt, ist eigentlich ein Quader. Ein Würfel zeichnet sich dadurch aus, dass alle Flächen quadratisch und damit alle Seiten gleich lang sind. Das ist hier nicht der Fall.
 

R wie Reichenbachkiosk


Nach eigenen Angaben nie der einzige, aber viele Jahre der einzige allgemein bekannte Späti in München. Der Kiosk steht dort schon seit 1904, seit 1999 wird er so, wie wir ihn kennen, von Harald Guzahn und Markus Thierer geführt. Warum man immer nur von seinem Kiosk wusste, kann Guzahn nicht beantworten: „Die Warenvielfalt und sicherlich die Lage“, schätzt er.
 

S wie Spezialitäten


Möglicherweise mitentscheidend für den Bekanntheitsgrad, den ein Späti in der Stadt erreichen wird. Der Kiosk an der Reichenbachbrücke zeichnet sich etwa durch ein Sortiment von 250 Biersorten aus Ländern aller fünf Kontinente aus. Und durch den 23-Stunden-Verkauf von warmen Speisen. Auch Szenedrinks fährt eine riesige Auswahl auf: 80 Tonics und Mixers, 300 Biersorten, 200 Limonaden und eine große Auswahl an Gin-, Whisky-, Wodka- und Weinsorten. Und der Cube an der Münchner Freiheit führt Kiosk-Feinkost aus allen möglichen Ländern. Zu den Spezialitäten der Spätis auf der Theresienhöhe, die eher nur in der eigenen Hood bekannt sind, zählen eher Prepaid-Karten, günstige Telefongespräche oder äthiopisches Fastfood.
 

T wie Theresienhöhen-Kumulation


Zweiter Ballungsraum von Spätis. In diesem Gebiet kann unter anderem in folgenden Läden nach 20 Uhr noch Bier gekauft werden: Kirac’s Handytankstelle in der Holzapfelstraße 7, King Butt in der Schwanthalerstraße 154, Äthiopischer Imbiss mit Kiosk in der Gollierstraße 28 und im Westend Call Shop, Gollier- Ecke Parkstraße.
 

U wie Unterschriften


Die werden gerade wieder gesammelt und zwar in einer Online-Petition gegen das strenge Ladenschlussgesetz. Seit dem 12. November haben sich schon mehr als 11 800 Unterstützer gefunden. Bis die Unterschriftensammlung endet, bleiben noch 70 Tage. Dann wird Benjamin Weiß, Initiator der Petition, diese an Oberbürgermeister Dieter Reiter übergeben.
 

V wie „Vornfreude“


Neologismus: Meint das Gefühl, das einen überkommt, wenn man in einer wunderschönen Sommernacht am Späti an der Reichenbachbrücke ankommt und entdeckt, dass an dritter Stelle in der riesig langen Schlange eine Freundin steht, die einem einfach ein Bier mitbringen kann.
 

W wie Weltstadt


Status, den die Stadt München von 1962 bis 2005 für ihr eigenes Stadtmarketing verwendete: „Weltstadt mit Herz“, der ihr aber von Berlinern, Hamburgern oder Kölnern immer wieder abgesprochen wird: „Kleinstadt ohne Spätis“.
 

X wie X-Chromosome


Die gibt es in der Münchner Spätilandschaft noch wenige, zumindest in doppelter Ausführung. Die zur Zeit bekanntesten Spätis – an der Reichenbachbrücke, in der Baaderstraße und an der Münchner Freiheit – werden jeweils von Männern betrieben.
 

Y wie YouTube


Wenn man dort „München Späti“ eingibt, ist der erste Treffer ein Song der Band Schleuderschuh aus Rostock mit dem Titel „Geier, Moli, Geier, Moli, Geier, Moli, Späti“. In der Beschreibung ist zu lesen: „Spontanaufnahme nach Getränkeunfall 2014“.
 

Z wie Zigaretten


Fallen unter Tabakwaren und gehören so zu den Produkten, die in einem Späti nach 20 Uhr noch verkauft werden dürfen. Unter die Nebenleistungen fallen außerdem: Süßigkeiten, Antialkoholisches, Flaschenbier und im Laden zubereitete Speisen. Der Notfallsupermarkt, wie er in München nun oft gefeiert wird, ist der Späti hier trotzdem nicht. Denn für so einige Notfälle hält er keine Lösung parat: keine Kondome, kein Klopapier, keine Nudeln mit Fertigtomatensoße.

Süßer die Glocken

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Unterwäsche und Weihnachten sind ja prinzipiell schon eine heikle Kombination. Wenn Männer Frauen Dessous schenken, wird es oft entlarvend ("Du denkst ernsthaft, ich habe einen D-Cup?"/"Was soll mir das jetzt sagen?"). Kommt die Unterwäsche von den Eltern oder Großeltern, ist sie hingegen auch oft untragbar ("Die Gute von Schiesser!").

Seit ein paar Jahren wird die Weihnachtsunterwäsche allerdings immer absurder: Da hatten scheinbar viele Klamottenhersteller zur gleichen Zeit den Gedanken, dass Menschen sich Weihnachten ja gerne herausputzen - warum also nicht auch untenrum? Seitdem werden wir überschwemmt von Wäschekombinationen, die cheesy Namen wie "Funkelndes Statement", "Let's shake things up" oder irgendwas mit "X-Mas" tragen - das X kommt ja schließlich auch im Wort Sex vor. Zu sehen: Pailetten, Federn und Glitzerschleifchen, aufgetackert auf rote Synthetik-BHs und Netzhöschen. Dazu Frauen mit Finger im Mundwinkel und wallendem Haar. Die eindeutige Message: Pack mich aus, Baby!





An dieser Idee ist ganz schön viel falsch und wenig richtig. Fangen wir, der Einfachheit halber, mit dem Richtigen an: Gegen schöne Unterwäsche unterm Weihnachtsbaum ist an sich überhaupt nichts einzuwenden. So lange sie zeitlos ist, kann das durchaus attraktiv sein und es gibt viele Frauen, die sich darüber freuen.

Auf der falschen Seite: Warum verwechseln die Hersteller dann aber automatisch Tannenbaumdeko und Discokugeln mit Unterwäsche? Hatte da irgendein Marketingmensch ein lustiges Wortspiel mit "Glocken" oder "Raketen" und "Frauen" im Kopf? Und überhaupt: Woher kommt die angebliche Kausalkette "Weihnachten=Fest der Liebe=Sex"? Denn, mal ganz simpel gedacht: Kann man sich ein weniger antörnendes Umfeld vorstellen als die Weihnachtszeit, in der Opa und Oma ständig auf der Couch sitzen, und irgendwer brüllt, man solle mal schauen ob die Gans schon gar ist?

[plugin imagelink link="https://dm.victoriassecret.com/product/760x1013/V381570_EDIT_HY787.jpg" imagesrc="https://dm.victoriassecret.com/product/760x1013/V381570_EDIT_HY787.jpg"]
Vorne: Discokugel. Hinten: "Best gift you'll get this year". (Victoria's Secret)

[plugin imagelink link="https://dm.victoriassecret.com/product/760x1013/V417069.jpg" imagesrc="https://dm.victoriassecret.com/product/760x1013/V417069.jpg"] Ja, das sind kleine Glöckchen. Und ja, das Modell von Victoria's Secret heißt "Jingle Bell"

Hinzu kommt natürlich, dass saisonale Unterwäsche einfach auch wahnsinnig unpraktisch ist - und das nicht nur, weil es sich auf Pailetten nunmal schlecht sitzt. Sondern - wir erinnern uns an all die Rentierpullover, Puschelmützen und Schneemannsocken - weil man diese Sachen nie häufiger als einmal anzieht. Und zwar nur zwischen Heiligabend und Neujahr, also an den Tagen, an denen irgendjemand darauf wartet, sein Geschenk gewürdigt zu sehen. Für Menschen, die Probleme haben, im Bett auch mal zu lachen, kann das natürlich bei all den Albernheiten, die der Markt so hergibt, eine gute Therapie sein. So richtige Erotik kommt bei diesen Zwangsbeglückungen allerdings in den seltensten Fällen auf.

Das Standardargument, das gegen Unterwäsche mit Glöckchen und sexy Nikoläuse meistens ins Feld geführt wird, ist allerdings falsch: Die Behauptung, sie sei "frauenverachtend", da die Frauen durch Glöckchen an den Brüsten "objektifiziert" würden, zum lebenden Tannenbaum quasi. Das ist glücklicherweise großer Quatsch, denn: Der Trend zum Weihnachtsmotiv ist auch bei Männerunterwäsche angekommen. Vielleicht sogar in noch etwas grauenhafterer Form:

https://www.youtube.com/watch?v=K3rHibpKMxc Weihnachtswerbespot der amerikanischen Handelskette Kmart

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Aktuelle Verirrung bei Tchibo - ja, das Rentier singt "Jingle Bells" wenn man ihm auf die, ähm, Nase drückt.


Wenn man sich also über saisonale Unterwäsche aufregen will, dann bitte nicht mit dem Argument "frauenverachtend". Wenn überhaupt, dann ist sie bitte menschenverachtend. Und es scheint immer noch einen großen Teil an Männern und Frauen (!) zu geben, dem das nichts ausmacht: Die Rentier-Unterhose von Tchibo ist derzeit vergriffen.

Wie lebt es sich in .... Passau?

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„Ich bin vor drei Jahren fürs Jura-Studium aus der Nähe von Rosenheim nach Passau gezogen und mit der Entscheidung immer noch ziemlich glücklich. Man findet hier sehr schnell gute Freunde und kennt auch schon nach kurzer Zeit die besten Ecken in der Stadt. Das kann einen aber auch nerven: Anonymität gibt es hier nicht. Besonders die Innenstadt und der einzige zentral gelegene Supermarkt quellen über vor Studenten. Mal kurz nach der Vorlesung ein, zwei Sachen besorgen funktioniert hier nicht. Egal, wo man hingeht, man trifft immer gleich den halben Bekanntenkreis. 

Auch wenn viele über das Nachtleben in Passau schimpfen: Ich finde es sehr gut. Am liebsten gehe ich ins Frizz, da ist es den Türstehern total egal, was du anhast, wie du aussiehst und ob du vielleicht schon angetrunken bist. Der Club ist klein und immer abartig heiß und voll, aber das macht die Stimmung aus.

Besonders gern mag ich das Metropolis-Kino in der Innenstadt, das ist ein älteres Kino mit einer guten Filmauswahl. Außerdem ist da meistens relativ wenig los, das finde ich beim Filmschauen sehr angenehm.

Wer am Wochenende mal einen leeren Kühlschrank hat und schlemmen möchte, sollte zum Brunch ins Café Kowalski gehen. Dort gibt es ein riesiges Büffet, bei dem neben den normalen Frühstückssachen auch Suppen, Antipasti, Weißwürste, Rösti, Schnitzel und süße Waffeln angeboten werden. Da kann man stundenlang sitzenbleiben und sich einen schönen Sonntag mit Freunden machen. Weil es aber immer voll ist, sollte man unbedingt reservieren. Sonst gehe ich am liebsten ins Va Bene, dort gibt es gute Pasta, Foccacia-Burger und Salate.

Im Sommer radel ich mit Freunden gerne zum Mostbauern nach Österreich. Dort kann man gute Brotzeitplatten essen und frischen Apfelmost trinken, für den Weg braucht man etwa eine halbe Stunde. Sonst bin ich an heißen Tagen oft im Freibad (peb), der Eintritt ist relativ günstig und man trifft dort viele Bekannte."

Anna-Sophia, 22, Jurastudentin

[seitenumbruch]



„Ich bin vor vier Jahren für mein Studium nach Passau gezogen und mag die Stadt total gerne – die Altstadt mit den drei Flüssen ist wunderschön. Aber es gibt eine Sache, die mich an Passau richtig stört: Die Situation für Radfahrer ist hier katastrophal. Radfahren ist in weiten Teilen der Innenstadt nicht erlaubt. Auch in der Umgebung ist mindestens die Hälfte der guten Mountainbike-Trails für Radfahrer gesperrt.

Trotzdem gibt es schöne Strecken, auf denen man fahren darf. Besonders gerne radele ich zum Schloss Neuburg am Inn, das dauert etwa eine halbe Stunde. Dort gibt es einen wunderschönen Garten mit Blick ins Tal, in dem ich gerne lerne.

Überhaupt ist der Sommer die schönste Zeit in Passau. An heißen Tagen schnappe ich mir meine Kumpels und einen Kasten Bier und fahr mit ihnen zum Innstrand oder auf den Stausee. Abends ist es an der Innwiese – einer Wiese neben Uni und Inn – am besten, da wird immer gegrillt.

Im Winter mache ich meistens viel mehr Seminare, damit ich im Sommer mehr Freizeit habe. Wenn ich mich dann mal entspannen will, gehe ich gerne auf den Christkindlmarkt vor dem Dom oder in die Sauna vom peb. Außerdem gibt es im Café Museum an der Ortsspitze manchmal richtig gute Jazz-Konzerte.

Feiern gehen in Passau finde ich eher schwierig. Es gibt nur eine kleine Auswahl an Clubs, dafür sind die Getränke und der Eintritt aber ziemlich günstig. Am besten finde ich noch das Soda Pur oder das Goa, auch in der Lemon Lounge wird manchmal gute Musik aufgelegt. Trotzdem finde ich WG-Partys viel besser.

Zum Essen gehe ich am liebsten ins Inn Bräu, die Gaststätte von der Innstadt-Brauerei.  Da gibt es die ganzen bayerischen Schmankerl wie einen guten Schweinebraten oder Knödel mit Schwammerlsoße. Das ist auch immer eine gute Wahl, wenn ich Besuch aus meiner badischen Heimat bekomme."

Holger, 24, studiert im Bachelor Staatswissenschaften


 


[seitenumbruch]


„Das Beste an Passau waren immer die Bootspartys im Sommer. Da fährt man mit einem Schiff auf der Donau, es läuft Musik, der Wind bläst einem ins Gesicht und überall waren Seifenblasen. Ich habe keine Bootsparty ausgelassen.

Auch sonst kann man in Passau ganz gut feiern – man trifft überall Leute, das fand ich immer am wichtigsten. Von den Clubs ist das Cubana ganz gut, besonders die Reihe Lieblingstag am Donnerstag. Da wird House, Elektro und Indie gespielt. Außerdem bin ich auch gerne ins Liquid gegangen, aber der Club hat leider zugemacht.

Ich habe dreieinhalb Jahre in Passau studiert und fand es richtig schön dort. Ich habe in der Innenstadt gewohnt, in meinem Zimmer habe ich sogar die Hupen von Kreuzfahrtschiffen gehört, die gerade anlegen oder abfahren.

An warmen Sommerabenden habe ich sehr gerne an der Ortsspitze gepicknickt, da fließen Donau, Inn und Ilz zusammen. Außerdem ist dort einmal im Jahr das Eulenspiegel-Festival, da treten ziemlich gute Kabarettisten und Bands auf.

Von der Ortsspitze aus war es auch zu meinem Lieblingsrestaurant nicht weit, dem Couch Café. Die grillen dort richtig gutes Fleisch, die Burger sind sehr lecker. Aber das Allertollste ist der Nachtisch, dort gibt es flüssigen Schokoladenkuchen. Die haben auch ausgefallenere Getränke wie „Rosi“, das ist so ähnlich wie Hugo, nur mit Rosensirup und Rosenblättern.

Sonst bin ich gerade bei kaltem Wetter gerne ins Café Anton in der Luragogasse gegangen, um Punsch zu trinken – das perfekte Programm, wenn man nach dem Christkindlmarkt etwas verfroren ist. Außerdem war ich im Winter auch häufig im Café Diwan. Das ist im obersten Stock vom Stadtturm, wenn man schon nicht draußen sitzen kann, hat man also wenigstens einen tollen Ausblick auf Passau.“


Daniela, 25, hat den Bachelor Staatswissenschaften studiert und lebt mittlerweile in Bamberg

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