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Entführt, gefoltert, vergessen

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Steven Sotloff und James Foley, diese beiden Namen haben traurige Berühmtheit erlangt im Westen. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hatte die beiden amerikanischen Journalisten enthauptet und die grausamen Videos im Internet verbreitet. Präsident Barack Obama und andere hochrangige Politiker verurteilten ihre bestialische Ermordung. Kaum jemand kennt dagegen Raad al-Azzawi, einen irakischen Fotografen und Kameramann, der am 11. Oktober von den Dschihadisten in der Nähe von Tikrit mit einem Kopfschuss öffentlich getötet wurde. Oder Muhannad Akidi, einen irakischen Kurden, den die Häscher des IS nur drei Tage später in der Nähe von Mossul auf dieselbe Weise umbrachten. Er hatte für eine lokale Nachrichtenagentur und für einen Fernsehsender gearbeitet.



In Mossul zuletzt schalteten IS-Kämpfer jüngst die Handynetze ab.

Arabische Journalisten, allen voran Syrer und Iraker, sind die oft vergessenen Opfer der Terrormiliz – und sie standen von Anfang an im Visier der Ultra-Islamisten. Denn diese versuchen, den Informationsfluss in den von ihnen kontrollierten Gebieten zu monopolisieren. Schon im Juni 2013 begannen die IS-Kämpfer deshalb gezielt damit, im zur Hauptstadt des Kalifats ausgerufenen syrischen Raqqa und der Umgebung wie auch in der Provinz Aleppo, „syrische Journalisten zu entführen und zu foltern“, wie es in einem Mitte November vorgelegten Bericht einer von den UN eingesetzten Untersuchungskommission heißt. Wie Mitgefangene den Autoren des Berichts schilderten, mussten die Medienleute in den Kerkern der Dschihadisten oft die brutalste Behandlung über sich ergehen lassen, unabhängig davon, ob sie bei lokalen Medien beschäftigt waren oder mit Reportern internationaler Medien als sogenannte Fixer zusammenarbeiteten.

Mindestens fünf syrische Journalisten befinden sich nach Informationen des Syrian Network for Human Rights allein in Syrien noch in den Händen der Dschihadisten; zwei weitere und ein russischer Kameramann werden demnach von anderen bewaffneten Rebellengruppen festgehalten. Eine große Gefahr für Journalisten geht nach den Zahlen dieser offiziell unabhängigen, aber dennoch oppositionsnahen Gruppe nach wie vor vom Regime Baschar al-Assads aus, das seit Mitte des Jahres 2013 mindestens acht von ihnen verhaftet oder verschwinden lassen hat – auch das gerät angesichts der Fokussierung auf die Untaten der IS-Milizionäre in Vergessenheit: Insgesamt hält Damaskus derzeit mehr als 20 Journalisten gefangen.

Im Irak ist die Lage noch unübersichtlicher. Von mindestens vier bestätigten Hinrichtungen von Medienleuten durch IS-Kämpfer in Mossul und Umgebung berichtet Ziad Khalaf al-Ajili vom Journalistic Freedoms Observatory in Bagdad am Telefon. Mindestens 14 weitere sollen sich in Gefangenschaft befinden, allerdings hat auch al-Ajili keinen Zugang zu zuverlässigen Informationen in den von den Dschihadisten kontrollierten Gebieten mehr. „Sie haben alle Kanäle gekappt“, sagt er, zuletzt schalteten sie in Mossul die Handynetze ab. Ein Großteil der Journalisten habe versucht zu fliehen oder halte sich versteckt, von den wenigsten weiß er Gesichertes über ihr Schicksal, nur dass die Terroristen Radio-und Fernsehsender in Mossul und anderen Orten im Irak übernommen hätten und jetzt für ihre Propaganda nutzen, kann er bestätigen.

Es liegt nicht alleine am oft beklagten mangelnden Interesse westlicher Medien, dass man so wenig über das Schicksal dieser Journalisten erfährt, sondern auch am Mangel gesicherter Informationen, die jede Berichterstattung über die Geschehnisse in den von den Ultra-Islamisten beherrschten Gebieten schwierig macht: Westliche Journalisten können sich dort nicht mehr hinwagen. Einheimische Medienleute, die bewusst geblieben sind oder denen die Flucht nicht gelungen ist, haben wie die übergroße Mehrheit der Bevölkerung aus guten Gründen Angst, zu reden oder noch Nachrichten über soziale Medien zu verbreiten. Wer dabei erwischt wird, mit Journalisten zu kommunizieren, muss damit rechnen, als Spion getötet zu werden, ebenso jeder, der Dinge öffentlich verbreitet, die der IS-Propaganda zuwiderlaufen. Die Journalistenorganisation Reporter ohne Grenzen spricht von „schwarzen Löchern“, informationsfreien Räumen, die von den Dschihadisten geschaffen werden, um ungehindert ihre Herrschaft ausüben zu können.

Oftmals dringen belastbare Nachrichten über das Schicksal einheimischer Journalisten gar nicht nach draußen, manchmal bitte ihre Familien um Schweigen, in der vagen Hoffnung, ihre Angehörigen vielleicht doch noch retten zu können. Von denen gibt es auch selten Propagandavideos, die weltweit verbreitet würden: Die Ermordung von Muslimen ist für die Rekrutierung und Selbstdarstellung der IS-Gruppe weit problematischer als die Enthauptung von Westlern. Die lokale Bevölkerung lässt sich zudem durch Hinrichtungen auf öffentlichen Plätzen und Berichte in den offiziellen Medien des Kalifats ebenso gut abschrecken.



Vier Schüsse

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Es war kurz nach Mitternacht am Sonntag, dem 27. April 2014, als die Polizeibeamten Jones und Colyer am Deer Canyon Court, einer Seitenstraße am Rande der Stadt Missoula im US-Bundesstaat Montana, eintrafen. Sie sahen einen Mann, der vor einer Garage stand und mit der Hand ins Innere deutete. Der Mann habe angesichts der Situation ungewöhnlich ruhig gewirkt, sagte Jones später. Neben dem Hinterrad des in der Garage abgestellten Autos lag ein junger Mann auf dem Boden, der aus einer Kopfwunde blutete. Eine Frau kniete neben ihm und presste ein Tuch auf die Wunde. „Wer hat ihn erschossen?“, fragte Jones.

„Ich“, sagte der Mann.



Freunde und die Familie des erschossenen Diren bei einer Trauerfeier im April auf dem Gelände des FC Teutonia in Hamburg. Der 17-Jährige hatte dort bis zu seinem Schüleraustausch in die USA gespielt.

Diren Dede, Sohn einer türkischstämmigen Familie aus Hamburg, wurde 17 Jahre alt. Er war Austauschschüler, lebte bei einer Gastfamilie, eine Straße weg von der Garage, in der er erschossen wurde, und besuchte die Big-Sky-Highschool in Missoula. Der Mann, der ihn erschoss, heißt Markus Kaarma, 30 Jahre alt. Über seinen Beruf gibt es unterschiedliche Angaben: Mal heißt es, er sei Feuerwehrmann, mal, er habe an der Universität von Montana Sportwissenschaft studiert. Er war wenige Monate zuvor mit seiner Lebensgefährtin Janelle P. und dem zehn Monate alten Sohn im Deer Canyon Court zugezogen.

An diesem Montag beginnt vor dem Bezirksgericht in Missoula der Prozess gegen Markus Kaarma. Die Anklage lautet auf „deliberate homicide“, vorsätzliche Tötung. Das ist nach dem Gesetz in Montana das schwerste Tötungsdelikt, es kann mit der Todesstrafe geahndet werden. Die Staatsanwaltschaft glaubt, genügend Beweise dafür zu haben, dass Kaarma den deutschen Schüler vorsätzlich und nach Plan getötet hat, und sich dabei nicht auf das Notwehrrecht berufen konnte. Was in jener Nacht geschah, hat der stellvertretende Bezirksstaatsanwalt Andrew W. Paul in einer eidesstattlichen Erklärung zusammengefasst, die sich auf die Vernehmungsprotokolle von Kaarma, dessen Lebensgefährtin und weiteren Zeugen stützt.

Janelle P. gab an, bei ihnen sei während der letzten drei Wochen zweimal in der Garage eingebrochen worden. Sie habe daraufhin Bewegungsmelder und eine Videokamera installiert. An jenem Abend habe man das Baby ins Bett gebracht, im Whirlpool gelegen und danach einen Film angeschaut. Mehrmals, zuletzt kurz nach Mitternacht, seien sie zum Rauchen in die Garage gegangen und hätten die Garagentür offengelassen, damit der Qualm abzieht. Wenige Minuten später hätten die Bewegungsmelder angeschlagen, und auf dem Handy habe sie eine Person in der Garage gesehen. Kaarma habe eine Schrotflinte genommen und sei nach draußen gegangen. Sie habe Schüsse gehört, danach sei sie durch die Verbindungstür in die Garage gegangen und habe den schwer verletzten Jungen gefunden.

Kaarma gab an, er habe wegen der Dunkelheit nichts in der Garage sehen können. Er habe ein metallisches Geräusch gehört. Er sei in Panik geraten, weil er dachte, die Person in der Garage fühle sich wie ein Tier in der Falle und werde ihn gleich angreifen. Er habe viermal innerhalb weniger Sekunden geschossen, er habe hochgehalten und mit der Flinte von rechts nach links geschwenkt. Er selbst sei nach den Einbrüchen dafür gewesen, die Türen zu verschließen, aber seine Freundin habe darauf bestanden, die Tür offen zu lassen, um die Einbrecher anzulocken.

Eine Nachbarin bestätigte diese Darstellung. Sie berichtete, sie sei am Morgen nach dem Geschehen zu Kaarmas Haus gekommen, und Janelle P. habe ihr gesagt, sie brauche sich jetzt keine Sorgen mehr wegen des Einbrechers zu machen: „Er ist tot.“ Dann habe sie ihr erzählt, sie habe die Garagentür offen gelassen und eine Handtasche als „Köder“ ausgelegt.

In der eidesstattlichen Erklärung des Staatsanwalts werden auch die Aussagen von zwei Angestellten in einem Friseursalon wiedergegeben, in dem sich Markus Kaarma am Mittwoch vor dem Ereignis die Haare schneiden ließ. Er habe dort in sehr obszöner Sprache angekündigt, er werde die Jugendlichen, die bei ihm einbrechen würden, töten: „Ich mach’ keine Scheißwitze, Sie werden es in den Scheißnachrichten sehen, ich werd’ sie verdammt noch mal abknallen.“ Außerdem sei er müde, weil er die letzten drei Nächte mit seiner Schrotflinte auf die „Kids“ gewartet habe.

Wenige Wochen nach Diren Dedes Tod wurden in Missoula zwei Jugendliche festgenommen, die gestanden, sie seien in Kaarmas Garage eingedrungen und hätten dort ein Glasgefäß mit Marihuana, eine Haschpfeife und ein iPhone gestohlen. Robby P., ein Austauschschüler aus Ecuador, gab an, er sei in der Nacht zum 27. April mit Diren Dede unterwegs gewesen. Diren habe in der Garage nach Alkohol gesucht. Ein Lehrer an der Big-Sky-Highschool sagte, es sei ein halbwegs geduldeter Brauch, dass Jugendliche in offenstehenden Garagen gelegentlich eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank nehmen. Man nenne das „garage hopping“. In Montana, wie in vielen anderen US-Bundesstaaten, ist der Alkoholkonsum erst ab 21 Jahren erlaubt.

Ein fünfköpfiges Verteidigerteam, angeführt von Paul Ryan, der auf seiner Homepage damit wirbt, er sei zum „besten Anwalt in Missoula“ gewählt worden, wird sich nun bemühen, die Mordanklage zu widerlegen. Die Verteidigung wird sich auf das Notwehrrecht stützen, das in vielen amerikanischen Bundesstaaten weit großzügiger ausgelegt wird als in Deutschland. Aber ob die in Montana geltende „castle doctrine“ (abgeleitet von dem Sprichwort „My home is my castle“) in diesem Fall greift, ist zweifelhaft. Das Gesetz verlangt, dass der Angriff gegen ein Wohngebäude gerichtet ist, und dass die Anwendung von Gewalt nur zulässig ist, wenn sie nach vernünftiger Abwägung unerlässlich ist, um einen Angriff auf eine Person in diesem Wohngebäude abzuwehren.

Mehrere Anträge der Verteidigung, den Prozess in einen anderen Bezirk zu verlegen, hat das Gericht bereits abgelehnt. Um die Geschworenen nicht zu beeinflussen, hat Richter Ed McLean es aber verboten, vor Prozessbeginn über etwaige Vorstrafen des Angeklagten zu berichten. Eine Lokalzeitung in Missoula hatte zuvor geschrieben, Markus Kaarma sei wegen häuslicher Gewalt vorbestraft.

Eon steigt aus Atomkraft, Kohle und Gas aus

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Der hoch verschuldete Energiekonzern Eon greift unter dem Druck der Energiewende zu radikalen Maßnahmen. Das Unternehmen steigt aus dem Geschäft mit konventioneller Energieerzeugung und Atomkraft sowie dem Energiehandel und der Förderung von Rohstoffen komplett aus. Künftig werde sich Eon auf Erneuerbare Energien, Energienetze und Kundenlösungen konzentrieren, hieß es am späten Sonntagabend in einer Mitteilung des Konzerns, die nach einer Aufsichtsratssitzung verbreitet wurde.



Eon wird künftig sein Geschäft mit alternativen Energiequellen ausbauen.

Der intern unter höchster Geheimhaltung geplante Umbau gilt als Paukenschlag. Kein anderer Energiekonzern in Europa hat sich bislang so radikal vom Geschäft mit fossilen und nuklearen Kraftwerken getrennt. Mit der neuen Strategie spaltet sich Eon faktisch in zwei Teile auf: Sein Kraftwerksgeschäft gibt der Konzern im Jahr 2016 mehrheitlich an die eigenen Aktionäre ab. Den verbleibenden Minderheitsanteil dieser neuen Firma will Eon dann mittelfristig über die Börse verkaufen. „Die drastischen Veränderungen der globalen Energiemärkte, technische Innovationen und wachsende, individuellere Kundenerwartungen erfordern einen mutigen Neuanfang“, sagte Konzernchef Johannes Teyssen.

Eon brechen wie auch den deutschen und europäischen Konkurrenten die Geschäfte weg. Der rasante Ausbau grüner Energien lässt Kraftwerke immer häufiger stillstehen. Der Fortschritt der Energiewende macht sie in den kommenden Jahren Dutzende überflüssig. Für die Firma in der heutigen Form sieht der Konzern auch deshalb keine Zukunft mehr. „Beide Ansätze unterscheiden sich so grundlegend voneinander, dass die Fokussierung in zwei getrennten Unternehmen die besten Zukunftsperspektiven bietet“, sagte Johannes Teyssen. Der verbleibende Teil von Eon wird mit 40000 Beschäftigten nur noch halb so viele Mitarbeiter haben wie der Gesamtkonzern heute.

In der deutschen Politik dürfte die Nachricht für Unruhe sorgen. Denn die Milliardenrückstellungen, die der Konzern für den Atomausstieg bilden musste – Geld, das für den Rückbau der Atomkraftwerke und die Suche nach einem geeigneten Endlager eingesetzt werden soll –, gehen in die neue Gesellschaft mit ungewisser Zukunft über. „Die bestehenden Rückstellungen für Rückbau und Entsorgung kerntechnischer und konventioneller Anlagen werden durch die bilanzielle Ausstattung der neuen Gesellschaft in vollem Umfang abgedeckt“, teilte Eon zwar mit. Kritiker meldeten aber bereits am Sonntagabend Zweifel an, ob die Mittel angesichts der Krise im Kraftwerksgeschäft in einigen Jahren noch zur Verfügung stehen.

Im laufenden Jahr reißt die Krise den Konzern erneut tief in die roten Zahlen. Wertberichtigungen insbesondere bei den südeuropäischen Geschäften und Kraftwerken von 4,5 Milliarden Euro werden zu einem „erheblichen Konzernfehlbetrag im Geschäftsjahr 2014 führen“, hieß es in der Mitteilung weiter. Eon schiebt einen Schuldenberg von 31 Milliarden Euro vor sich her.

Die Ratten kommen

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Unzählbar viele Stadtbewohner tragen den Namen Norvegicus. Rattus Norvegicus. Sie balancieren über Bahngleise, durchstöbern Parks. Von ihren menschlichen Mitbürgern weiß keiner genau, wie viele der Nager in den urbanen Räumen leben, welche Keime und Parasiten sie tragen. Die Ratte, seit Jahrhunderten Inbegriff hygienischer Katastrophen, ist heute eine Art blinder Fleck der Epidemiologie. „Wir wissen alles über die Antilope, aber nicht, was vor unserer Haustür passiert“, klagen Biologen.



Eine Ratte sucht in einem Berliner Park nach Abfall.

Das Zählen, Fangen und Untersuchen von Ratten bringt wenig Prestige – am wenigsten den Gemeinden. Eine Kommune, die offensiv über Rattenbekämpfung spricht, werde zwangsläufig als ein Ort mit „sehr viel Müll, Dreck und Unrat“ wahrgenommen, klagt das niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und legt schaurige Fakten nach: Rein rechnerisch könne eine weibliche Wanderratte in einem Jahr 1952 Kinder und Kindeskinder hervorbringen. In der Realität seien es immerhin noch 500 Nachkommen.

Niedersachsen und Hamburg haben, anders als der Rest Deutschlands, eine Rattenverordnung. Wer an der Alster eine Ratte entlanghuschen sieht, ist verpflichtet, die Behörden zu informieren. „Pro Jahr gibt es etwa 780 bis 1200 Meldungen“, sagt Anita Plenge-Bönig, Epidemiologin am Hamburger Institut für Hygiene und Umwelt. Dem Ratten-Monitoring im Norden verdankt die Wissenschaft eine Vorstellung davon, welche Gesundheitsgefahren von den Nagern ausgehen. Bei Untersuchungen an 500 Ratten aus Hamburg und Niedersachsen wurden in jeder vierten Probe Erreger entdeckt. Am häufigsten fanden sich Leptospiren, Bakterien, die Leber- und Nierenversagen auslösen können. In der Praxis scheinen die Keime aber derzeit kein großes Problem zu sein. „In Hamburg gibt es pro Jahr zwischen null und vier Erkrankungen mit diesen Erregern, dabei ist nicht klar, ob Ratten die Infektionsquelle waren“, sagt Plenge-Bönig.

Anderswo ist die Sorge größer. Als New Yorker Forscher 133 Ratten untersuchten, fanden sie ebenfalls Leptospiren, aber auch das Hantavirus, das wie Ebola hämorrhagisches Fieber auslösen kann, sowie Salmonellen und Kolibakterien – insgesamt 20 verschiedene Keime. Hinzu kamen 18 Verwandte pathogener Mikroben, die man noch gar nicht kannte. „Ein Rezept für einen Gesundheits-Albtraum“ sagte der Chef der Gesundheitsorganisation EcoHealth Alliance in der New York Times.

In Berlin hat Sebastian Günther, Mikrobiologe der Freien Universität, Ratten-Fäkalien untersucht und viele resistente Kolibakterien darin entdeckt. 26 Prozent der Proben waren gegen mindestens ein Antibiotikum unempfindlich, fast 14 Prozent gegen mindestens drei Klassen von Antibiotika. Damit tragen die Ratten etwa doppelt so viele multiresistente Keime in sich wie der Durchschnittseuropäer. Günther vermutet, dass die Tiere die Keime in der Kanalisation aufnehmen, vor allem über Krankenhausabwässer. So können die Erreger dann wieder zum Menschen gelangen. Bisse muss man eher nicht befürchten: Die Vorstellung, Ratten würden Menschen angreifen, ist abwegig. Ratten übertragen Keime in erster Linie durch ihre Ausscheidungen, die Lebensmittel und Badegewässer kontaminieren oder in Form feiner Stäube eingeatmet werden können.

Es ist gut möglich, dass sich Stadtbewohner in Zukunft häufiger mit diesen Fakten auseinandersetzen müssen. Die Städte wachsen, und sie bieten den Tieren bequemen Lebensraum. Der Mensch betrachtet die Ratten ja gerne als Plage, die aus unerfindlichen Gründen über ihn hereinbricht, und vergisst, wie üppig er sie füttert. Mit Fastfood-Überbleibseln, die in Büsche und Straßenecken geworfen werden, mit Speiseresten auf dem Komposthaufen und großzügig ausgestreutem Vogelfutter lockt er die Tiere in seine Nähe.

Zugleich sind Ratten immer schwerer zu bekämpfen. Derzeit wird ein Teil der Gifte vom Markt genommen. Moderne Rattengifte lassen die Tiere nicht tot neben dem Köder umkippen, sondern langsam innerlich verbluten, damit Artgenossen die Falle nicht erkennen. Diesen Tod wünscht man schon einer Ratte kaum. Weil an den Giften auch andere Tiere qualvoll verenden, wurde der Einsatz eingeschränkt. Nur noch professionelle Schädlingsbekämpfer oder andere geschulte Personen dürfen die heftigen Mittel anwenden. Zumal Ratten gegen die Substanzen resistent werden können. Das ist kein flächendeckendes Problem, doch in einzelnen Gebieten Niedersachsens und Nordrhein-Westfalens vertragen 80 Prozent der Ratten die Gifte.

All das trägt dazu bei, dass die Wissenschaft sich zunehmend für die Ratte interessiert. Erste bundesweite Monitoring-Programme und Studien haben begonnen. Sie könnten auch unerwarteten Nutzen bringen. Als Forscher in New York Rattenkeime analysierten, fanden sie eine neue Variante des Hepatitis-C-Virus. Rattus Norvegicus könnte aus diesem Grund zu einem neuen Tiermodell für die Hepatitis-Forschung werden.



Tagesblog - 1. Dezember

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17:34 Uhr: Und damit reite ich vom Hof. Hier werde ich eh nur beleidigt ...

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17:31 Uhr:
Nadine hat einen Kosmoshörer gemacht: "Erwartet mal lieber nix Tolles", hat sie ihn angekündigt. "Fishing for compliments!", sage ich. Schließlich kommt dieser Granatensong drin vor:

http://www.youtube.com/watch?v=xeZjHr32GMQ

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16:54 Uhr:
Billy Crystal, sage ich ja ...





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16:48 Uhr:
Der Kollege behauptete jüngst, ich sähe aus wie Nico Rosberg. Aber das stimmt nicht, gell?

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16 Uhr:
Mit einem letzten, mächtigen Hechtsprung diesen User-Text rausgetaucht:

Teil 1 einer Weihnachtsgeschichte mit einem Mädchen mit braunen Augen an einem Bahnhof. Ein Feuerzeug fällt da ziemlich oft zu Boden. Und es schneit. Natürlich. Ist ja ein Bahnhof, da schneit es in Wintergeschichten immer.

Ich hab's jedenfalls ganz gern gelesen bzw. bin gespannt, mit welcher Frequenz und Qualität es weitergeht.

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15:48 Uhr:
Falls ihr euch fragt, warum die Frequenz hier heute so durchwachsen ist: Zur Zeit fühle ich mich in der Arbeit eher so.

http://www.youtube.com/watch?v=UuWsYeEbqaY&noredirect=1

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15:05 Uhr:
Habe ich eben über Eck zugespielt bekommen.

Muss ma eher nix zu sagen:

http://www.youtube.com/watch?v=M5p9JO9JgvU

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14:02 Uhr:
Das Problem beim Leben, wie wir es kennen: Nicht immer Ponyhof! Also haben wir uns hier mal das perfekte Leben zusammenfantasiert.





Bei Nadja geht das zum Beispiel so:

„Bekannte XY ruft an und sagt: Hey Nadja, hier sind drei Katzenbabys, die gerade ihre Augen geöffnet haben, und zwei Hundewelpen, die gerne im Arm gehalten werden. Lust, vorbeizukommen, und die ein bisschen zu streicheln? Dann kannst du auch gleich meinen Zweitschlüssel an deinen Schlüsselbund machen und ab sofort jederzeit vorbeikommen. Die kleinen Tiere sind superweich. Und die werden auch nicht älter. Nie.“

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12:58 Uhr:
Da gehe ich doch mal in die Kantine. Habe ich mir auch verdient.

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12:52 Uhr:
Stark! Mehr Untenrum-Humor mit Süßspeisen.

[plugin imagelink link="http://jetzt.sueddeutsche.de/upl/images/user/th/thunnus/text/regular/893394.jpg" imagesrc="http://jetzt.sueddeutsche.de/upl/images/user/th/thunnus/text/regular/893394.jpg"]

Der Dank gebührt Thunnus.

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12 Uhr:
Rassistisch wird es bestimmt auch irgendwer finden, oder?

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11:55 Uhr:
Nur noch mal zum Sex-Sells-Vorwurf:





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11:10 Uhr:
Ich habe euch ein "Woher der Hass" auf die Seite gestellt, junge Freunde, fragt nicht!





Es geht um Überwachung und Liebe, um die NSA und Dampfkochtöpfe, also um: Payback-Punkte.

Wollt ihr die Herzen?!

+++

9:49 Uhr:
Weil es gerade bei uns angeschnitten wurde, nehme ich doch die Frage direkt mit und mache einen Mini-Ticker auf:





Wie fandet ihr denn die jüngste Mädchenfrage (Thema: Analsex)? Zu explizit? Zu langweilig? A la minute?

Mein Lieblingskommentar dort: "Analverkehr als Aufhänger anhaltender Alliteration? Alles andere als alternativlos!" Und deiner?

Bin schon ganz aufgeregt.

[plugin imagelink link="http://media2.giphy.com/media/xTiI4yZeU3648/200.gif" imagesrc="http://media2.giphy.com/media/xTiI4yZeU3648/200.gif"]

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9:41 Uhr:
Guten Morgen liebes jetzt.de. Wie geht es dir heute? Spät ist es geworden, gell? Es gab Verwirrungen, die mit einer kaputten Sim-Karte begannen, und bei einem fehlenden Serverzugang noch lange nicht zu ende sind. Und jetzt habt ihr eben wieder mich an der Backe.

Herzlichen Glückwunsch!

Woher der Hass? Payback-Punkte

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Wenn der Supermarktkassierer an der Supermarktkasse fragt: „Sammeln Sie die Herzen?“, dann fühle ich mich immer, als sei ich Schauspielerin in einem Sat1-Freitagabend-Sketch. Oder Teil eines Stand-up-Programms von Mario Barth. Das Herzen-Sammeln ist zu einem vielzitierten Witz geworden. Der Bio-Supermarkt bei mir um die Ecke setzt noch eins oben drauf, indem die Kassierer dort immer fragen: „Sammeln Sie die Möhren?“

Weil man immer, immer gefragt wird, ob man die Herzen oder Möhren oder vielleicht auch nur die Treuepunkte will, sie meistens aber gar nicht will, sind diese Bonus-Aktionen in Deutschland nicht so richtig beliebt. Klar, es gibt in jedem Freundeskreis den einen, der sich mit seinen Treuepunkten einen Rollkoffer oder ein Messerset teilfinanziert hat, aber der beklagt sich dann meistens auch, dass die Qualität ja zu wünschen übrig lasse. Ansonsten Augenrollen und „Bis ich mir davon was Gescheites leisten kann, dauert es ja tausend Jahre!“ aller Orten. Außer vielleicht bei der alten Frau Brömmer von nebenan, aber die kommt ja auch aus einer ganz anderen Generation. Krieg und Trümmerfrauen und so, die wären ja damals froh gewesen, wenn ihnen ab und mal jemand ein Treueherz zugesteckt hätte.

Die einzelhandelseigenen Herzen und Möhren bewegen die Herzen (und Möhren) der Menschen aber nur halb so viel wie die eine große, verschiedenste Unternehmen umfassende Treueaktion: Payback. Der große Unterschied ist, dass es sich bei Payback-Punkten nicht um niedliche kleine Aufkleber handelt, sondern sie per Karte elektronisch erfasst werden – und die zentrale Payback GmbH so eine Menge Informationen über das Kaufverhalten der Nutzer bekommt. Sie sammelt Daten und wertet sie aus, um die Wirksamkeit von Werbung zu messen und zu verbessern. Und das schon seit dem Jahr 2000. Damit ist Payback die Mutter aller Datenschutzaufreger und zieht schon lange eine Menge Hass auf sich. Take this, NSA!

Die Menschen finden das schlimm. Das mit den Daten. Aber das ist nur das eine, denn wir wissen ja, dass Menschen sich ihre Daten gerne wegnehmen lassen, aus reiner Trägheit und wenn sie dafür ihren Freunden lustige Katzenbildchen auf die Pinnwand posten können. Das Problem bei Payback ist das emotionale Versprechen, das den Menschen gemacht wird.   

„Seit fast 15 Jahren belohnt Payback als das größte deutsche Bonusprogramm seine treuen Kunden fürs Einkaufen“, so wirbt die Firma für sich selbst. Den Menschen wird vom Bonuspunkteprogramm also gesagt, dass sie etwas bekommen, wenn sie „treu“ sind. Treue ist ein Begriff aus dem Themenspektrum „Liebe“ und „Beziehung“ (und eventuell noch „Haustiere“) und darauf wird schnell extrem empfindlich reagiert. Treue wird in der Gesellschaft der romantischen Zweierbeziehungen hochgehalten. Wer treu ist, der soll dafür belohnt werden, mit Treue von anderer Seite, mit Liebe oder wenigstens mit einem Schnellkochtopf. Wer Treue gibt, dem soll nicht noch etwas anderes weggenommen werden, das viele Geld zum Beispiel, das man in die Kassen all der Drogeriemärkte und Kaufhäuser gesteckt hat. Und vor allem nicht so etwas Persönliches wie die eigenen Daten – wenn aus denen dann auch noch Profit geschlagen wird. Da greifen viele zur „Böser Kapitalismus“-Keule. Payback, das fühlt sich für ganz dramatisch veranlagte Zeitgenossen an wie eine dieser traurigen Geschichten, in denen ein Fremder im Internet einer einsamen Frau seine Liebe schwört und sie dann um einen Haufen Geld bittet. Wie Ausbeutung, emotionale Erpressung, Betrug.

Vielleicht sollte sich Payback ein Beispiel an Google und Facebook nehmen. Die haben noch nie etwas von „Treue“ gefaselt. Klar, die werden auch gehasst für ihre Datensammelei, aber auf eine sterilere, weniger herzgebrochene Art. Apropos Herz: Wenn ich genauer drüber nachdenke, sind die Möhren, die es im neuen Bio-Supermarkt gibt, vielleicht doch besser als die Herzen aus dem Standard-Supermarkt. Herzen finden sich ja auch eher im Themenspektrum „Liebe“ und „Beziehung“. Bei Möhren reagieren die Menschen vielleicht ein bisschen weniger emotional.

Schön wär's!

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Das neue Toilettengesetz


Jahrelang war es das Gleiche: Kaffee getrunken, danach spazieren gegangen oder auf den Heimweg gemacht, jedenfalls unterwegs gewesen. Länger. Im Café war noch alles gut, aber nach 15 Minuten an der frischen Luft muss ich wirklich ganz dringend. Fies! Entweder musste man also durchhalten oder in einem anderen Café fragen (wenn es eines gab), wo sie mir brummelnd den Weg zur Toilette wiesen. Auch fies! Aber seit Kurzem ist alles anders! Jetzt gibt es ein neues Gesetz, das es erlaubt, überall zu klingeln, bei jedem Privathaushalt, und die Toilette zu benutzen. Einfach so! Und es funktioniert: Alle empfangen einen total freundlich und sagen Sachen wie: „Hey, du musst mal, na, komm rein, hab grade frische Seife ans Waschbecken gelegt, die riecht nach Kamille und Honig, du darfst sie als Erste benutzen!“ Und das beste am neuen Gesetz: Meine eigene Wohnung ist davon ausgenommen. 
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Der perfekte Forschungsauftrag


Ich drücke die Neun, als meine Professorin ihren Fuß zwischen die Türen schiebt und zu mir in den Aufzug steigt. „Haben Sie nicht auch gleich Seminar bei mir?“, fragt sie in Stock zwei. „Ja“, sage ich und hoffe, dass sie jetzt kein Gespräch über den Text von heute anfängt, den ich nicht gelesen habe. „Könnten Sie mir einen Gefallen tun?“ – sie schaut mich direkt an. „Gern!“ sage ich und denke „Nein!“. „Im Kollegium werden derzeit ständig Witze über diese Serie, ähm, „Girls“, gemacht. Ich bekomme aber Kopfschmerzen, wenn ich länger als zehn Minuten auf Bildschirme starren muss. Könnten Sie nicht alle Staffeln für mich gucken und mir nach jeder Folge eine kurze Mail mit dem Inhalt schicken? Für die Dauer des Forschungsauftrags wären Sie natürlich von den Lehrveranstaltungen befreit.“ „Ähm, also . . . ja“, antworte ich. Die Aufzugtüren gehen auf. „Sehr gut! Am besten, Sie fangen gleich an!“ sagt sie und verschwindet in Richtung Seminar. Ich grinse und drücke den EG-Knopf.
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Die ungekämmte Ikone


Verkaterter Sonntagmittag, ich laufe ungeduscht, ungekämmt, ungeschminkt, und im löchrigen Hoodie zum Falafelstand vor meiner Haustür. Ein Streetstyleblogger fotografiert mich dabei. Das Bild bekommt 300 000 Likes auf Facebook, Instagram glüht. L'Oréal ruft bei mir an: „Wir würden Ihnen gern einen krass lukrativen Werbevertrag anbieten. Einzige Bedingung: Sie dürfen sich nie wieder schminken und kämmen.“ Mein Loch-Hoodie wird der letzte Schrei, ich muss nie wieder etwas anderes tragen. 
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Die Popkultur-Archivarin


Ich sitze am Schreibtisch, da klingelt mein Telefon. Am anderen Ende ein Headhunter, der sagt. „Frau Waechter, wir beobachten Sie schon eine ganze Weile aus der Ferne und sind immer wieder fasziniert von Ihrer umfassenden Ansammlung unnützen Popkultur-Wissens. Genau so jemanden sucht mein Klient seit Monaten. In dem Job geht es im Prinzip nur darum, Fragen zu beantworten, deren Antworten Sie schon kennen. Interesse?“ christina waechter
christina-waechter





Der Fresskoma-Raum


Ich bin so satt. Wir sitzen in der Mensa, es ist 13.30 Uhr, ein halbes Dutzend Pommes liegt noch auf meinem Teller. „Ich hätte doch lieber nur was Kleines nehmen sollen, jetzt komme ich die nächsten Stunden gar nicht mehr hoch“, sage ich zu meinem Nachbarn. „Weißt du es noch nicht?“, fragt der mich. Ich schüttele irritiert den Kopf. „Der erste Stock der Bibliothek wurde in „Food-Koma-Floor“ umbenannt. Sofas, Decken, Fernseher – alles da! Jeder Student soll sich nach dem Essen erstmal ’ne halbe Stunde hinlegen, die Vorlesungen in der Mittagszeit wurden abgeschafft. Das ist irgend so ein Imagekampagnen-Ding vom neuen Unipräsidenten.“ Er steht auf. „Kommst du?“
nadine-wolter





Der geniale Friseur


Ich lasse mich in den Stuhl vor dem Spiegel sinken, schließe die Augen und sage zu meinem Friseur: „Bitte einmal eine neue Frisur, die mir gut steht. Länge, Farbe, alles egal, Hauptsache es sieht super aus.“ Eine Stunde später öffne ich die Augen und erkenne mich kaum wieder. Und ich denke: Ist ja irre! So kann ich also auch aussehen.
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[seitenumbruch]



Der persönliche Einkäufer von nebenan


Ich hetze um 19:56 mit einer Plastiktüte aus dem Haus und stoße mit meinem neuen Nachbarn zusammen. Auf mein „Sorry, muss schnell zum Rewe. Hab’s Einkaufen wieder mal vercheckt und nur noch Zwieback zu Hause.“ entgegnet er freudestrahlend: „Ich liiiebe einkaufen! Ich bin auch sehr kräftig gebaut, weil ich deutscher Meister im Bierkasten-in-den-dritten-Stock-tragen bin, und außerdem hab ich total viel Zeit. Schieb mir doch einfach immer einen Zettel unter der Tür durch, wenn du was vom Supermarkt, aus der Drogerie oder vom Gemüsemann brauchst. Dann bring ich es dir mit. Auch, wenn’s richtig viel ist. Kein Thema, echt!“
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Die angenehme Krankheit


Dieses Kratzen im Hals. Also, jetzt nicht direkt ein Kratzen im schmerzhaften Sinne. Mehr unangenehm, ein bisschen. Glaube ich. Und eher auch nur, wenn ich jetzt wirklich ausdauernd grölen wollen würde, mit vielen langen Vokaaaaaalen nach zackigen Konsonanten. Aber eben schon so, dass ein Arzt es sich ansehen sollte. Und der setzt natürlich gleich diesen Blick auf, mit dem man kleinen Kindern noch weis machen kann, dass ihre Ohren rot werden, wenn sie jetzt lügen, und meint: „Sagen Sie ehrlich, wie lange haben Sie das schon?!“ Und das ist dann auch mehr eine Drohung als eine Frage. „Weil“, immer noch der Arzt, „was sie da haben, ist SEHR gefährlich. Nicht direkt für Sie, vermutlich spüren Sie es gar nicht deutlich.“ Das sei typisch beim Wirt. Quasi vollständige Beschwerdefreiheit. Aber das Umfeld: höchste Ansteckungsgefahr! Und: nicht auszudenken! In jedem Fall Bettpflicht! Oder Couch. Und viel trinken: Tee oder Rotwein. „Und da rechnen Sie mal besser mit der restlichen Arbeitswoche, mindestens“ - was an einem Montag ja mindestens fünf Tage sind. Und man muss sich dem dann natürlich fügen. „Auf gar keinen Fall verschleppen“, hat der Arzt ja auch noch gesagt. Er habe das mit dem Arbeitgeber auch schon geklärt.
jakob-biazza





Die Schneekatastrophe


Ich wache auf, es ist Dienstag, halb zehn Uhr morgens. Gegen meine Fenster prasselt Schneeregen, der Wind saust laut und in Wirbeln durch die Straßen, ich denke: Eigentlich gemütlich, schade, dass ich aufstehen muss. Ich raffe mich auf, dann merke ich, dass irgendetwas nicht stimmt. Kein Straßenlärm. Keine schlagenden Haustüren. Kein Klimpern aus dem Café unter meinem Haus. Alles ist gedämpft. Völlig dicht. Bin ich taub? Nein, ich höre ja den Wind und den Schnee. Und draußen Stimmen, entfernt und dumpf, als brüllte jemand in ein Kopfkissen. Gehe zum Fenster. Wohne im ersten Stock. Der Schnee steht bis zur Fensterbank. Ich sehe vier dunkle Gestalten gegen den Schnee ankämpfen. Ihre Hüften befinden sich auf meiner Augenhöhe. Sie ziehen einen Schlitten mit Wasser und Lebensmitteln hinter sich her. „Hallo?“, rufe ich, „Hallo, was ist los?“ Ein Mann kommt zu mir. „Wir wissen auch nicht viel. Schneekatastrophe, wie es aussieht. Im Radio sagen sie, man habe es nicht vorhersehen können. Niemand wisse, wie lang das noch geht. Forscher sagen, es könnte eine neue Eiszeit angebrochen sein. Es gibt Notversorgungsschlitten, die durch die Stadt ziehen. Beim Tengelmann vorn haben sie den Eingang freigeschaufelt. Haben uns Wasser und Fertignahrung gesichert. Beeilen Sie sich lieber, wenn sie noch was abhaben wollen.“ Ich schließe das Fenster. Schalte das Licht an. Strom geht noch, zum Glück. Computer an. Will Radio hören. Internet geht nicht. Telefon? Tot. Gehe in die Küche. Fülle alles, was ich an Leergut-Flaschen habe, mit Leitungswasser auf. Gucke in meine Vorratsschränke. Gut, dass ich sie neulich erst aufgefüllt habe. Das sollte für gut einen Monat reichen, mit etwas Sparsamkeit auch noch zwei Wochen länger. Ich denke an meinen Freund. Meine Familie. Wie soll ich sie erreichen? Wie ist es da, wo sie sind? Ich drehe die Heizung auf. Wickele mich in meine Decken, atme tief durch und versuche zu überlegen, was jetzt am klügsten ist. Ich habe keine Angst. Ein Gefühl von tiefer Erleichterung breitet sich in meinem Bauch aus. Endlich Ruhe. Jetzt kriegt die Welt, was sie verdient. Ich gucke mein vollgestopftes Bücherregal an. So viele Geschichten. So viele Abenteuer. So viel Poesie. Nur einen Bruchteil davon habe ich gelesen, einige Bücher sind noch verpackt. Jetzt habe ich endlich Zeit. Es lebe das analoge Buch. Da klopft es an mein Fenster. Jemand wischt sich ein Sichtfenster frei. Mein Freund! Immerhin. Ich lasse ihn rein. Wir gucken uns an. „Geht jetzt die Welt unter?“ fragt er. „Vielleicht“, sage ich. „Und es gefällt mir.“
mercedes-lauenstein

Die stets verfügbaren Tierbabys


War kein so guter Tag heute, ich bin müde und ein bisschen traurig. Was jetzt anfangen mit dem Abend? Noch ein Bier trinken gehen? Nee, zu viele Leute. Serien gucken oder lesen? Nee, zu einsam. Freunde zum Abendessen einladen? Nee, ich mag nicht mehr reden. Da ruft meine Bekannte XY an und sagt: „Hey Nadja, hier sind drei Katzenbabys, die gerade ihre Augen geöffnet haben, und zwei Hundewelpen, die gerne im Arm gehalten werden. Lust, vorbeizukommen, und die ein bisschen zu streicheln? Dann kannst du auch gleich meinen Zweitschlüssel an deinen Schlüsselbund machen und ab sofort jederzeit vorbeikommen. Die kleinen Tiere sind superweich. Und die werden auch nicht älter. Nie.“
nadja-schlueter






Kosmoshörer (Folge 42)

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Montag:
So Leute, Wochenstart! Montags bin ich immer topmotiviert Sachen von meiner To-Do-Liste zu erledigen. Heute: Weihnachtsgeschenke kaufen. Also auf in die Innenstadt. Die Fußgängerzone besteht nur noch aus einem Haufen langsamer Menschen. Noch ein verfilzter Fake-Fellkragen in meinem Gesicht und ich reiß' ihn von der Kapuze seiner Besitzerin ab und trampele darauf rum. Damit das nicht passiert, begleitet mich heute der Haftbefehl und pöbelt für mich vor sich hin.


http://www.youtube.com/watch?v=MDJi8Qo2nck

Dienstag:

Nach meinem gestrigen Gangsta-Rap-Christmas-Shopping starte ich den Tag heute mit der zarten Stimme von Lykke Li. Als Ausgleich, könnte man sagen.


http://www.youtube.com/watch?v=upnTg2GPgTM


Als wir Praktikanten Schluss haben, bauen sie gerade einen Weihnachtsbaum vor dem SZ-Hochhaus auf. Ich will anhalten und ein Foto von der glitzernden Lichterkette machen, aber Praktikantenkollege Gregor hat wie immer Angst, dass wir die Bahn verpassen. Im Laufschritt entsteht dieses Foto:



Ich gucke es mir an, während wir am Bahnsteig auf die S-Bahn warten und höre noch einmal Lykke Li, als ich allein bin.

Mittwoch:
Ich erfahre in der jetzt.de-Konferenz, dass es in der Redaktion eine Taylor Swift-Enthusiastin gibt und freue mich heimlich. Laut Opinion-Leaderin Lena Dunham ist es ja schon länger völlig legitim, Taylor zu hören. Grund genug für noch ein bisschen mehr Mädchen-Musik nach gestern.


http://www.youtube.com/watch?v=jYa1eI1hpDE
Sogar mit pädagogischer Botschaft.


http://www.youtube.com/watch?v=w1oM3kQpXRo
Und hier mit einem Mini-Ed Sheeran zum Niederknien.

Donnerstag:

Auf dem Tische stehen Brezn, Fleischpflanzerl und drei Halbe. Sandra und Gregor führen mich in die bayerische Lebensart ein. Mein Lieblingswort bisher: rumschmusen. Die angetrunkene und leicht aufgedrehte Atmosphäre in der Hostelbar, in die wir danach gehen, erinnert mich an meine eigene Auslandszeit nach dem Abi. Und damit an die Serie „Flight of the Conchords“. Sorry, auch dieser Musiktipp ist kein wirklicher.

http://www.youtube.com/watch?v=84EoBQfdrb0

Die Serie dreht sich im Grunde um zwei Musiker aus Neuseeland, die nach New York auswandern und dort von dem schlechtesten Manager aller Zeiten betreut werden. Der sieht aus wie Werner Schulze-Erdel in jung mit Schnauzbart und darf in einer Folge eine ergreifende Ballade singen, die ich euch nicht vorenthalten will.

http://www.youtube.com/watch?v=FCub8r1T5Rs
Ich bin mir sicher, die kommt super an.


Freitag:
Ich habe den Tag trotz eines kleinen Katers und zu wenig Schlaf überstanden und gucke jetzt auf dem Sofa alte VBT-Videos an, bis mein Freund da ist. Der verbringt dieses Jahr den Winter in den Bergen und macht vorher mit seinem Camper Halt bei mir in München. Es folgt mein VBT-Lieblingsbattle, das schon etwas älter ist.

http://www.youtube.com/watch?v=rLtBXzvgDcw

Gewonnen hat damals der zweite junge Mann:


http://www.youtube.com/watch?v=YEg6mhbQGMA



Samstag:

Um vier Uhr wurde ich vom Klingeln meines Handy geweckt und mein Freund war hier. Jetzt schläft er noch. Ich frühstücke Lebkuchen und Pfefferminztee und höre mir zum Wachwerden ganz leise ein Lied an, das meine Schwester mir gerade geschickt hat.

http://www.youtube.com/watch?v=E6MSkG5txAA

Gegen Nachmittag verlassen wir meine Wohnung und fahren Richtung Starnberger See. Im Bus läuft seine Lieblingsband.

http://www.youtube.com/watch?v=vBgrk4IDRkw
Kann mir jemand sagen, worum es in dem Lied geht? Ich versteh's nicht.





Samstag am Starnberger See. Sichtweite: etwa -10 Meter.

Sonntag:

Er fährt jetzt in die Berge. Mit dem Camper. Ich bin neidisch, gucke mir Fotos von unserer letzten Sommer-Tour an und höre Samy Deluxe dabei zu, wie er Posiealbum auf Hotelsuitebalkon reimt.

http://www.youtube.com/watch?v=wfAxscWNI9s




Kugelfisch im Camper, irgendwo in Österreich.

Auf der nächsten Seite findest du den ausgefüllten Musikfragebogen von nadine-wolter


[seitenumbruch]
Gute Musik – was ist das für dich?
Musik, zu der bei der man sofort anfängt, sich Geschichten auszudenken. Gern auch ein bisschen theatralisch.

http://www.youtube.com/watch?v=Kvza6fVR0U0
So in etwa. Ich fühle den Platzregen fast!

Wie hörst du Musik: Klassisch im CD-Spieler, auf dem Handy, über Streaming-Portale?

Meist über das Handy oder den Laptop.

Wo hörst du Musik? Vor allem unterwegs, nur daheim, zum Einschlafen?

Beim Sport, in der Bahn und am allerliebsten auf dem Beifahrersitz im Auto auf dem Weg in den Urlaub.

Hast du eine Lieblingsband oder Musiker, von denen du alles hörst?
Nein. Aber ich kenne Menschen, deren Musikempfehlungen ich immer mag. Zählt das auch?

Welche Musik magst du gar nicht und warum?
Ein bestimmtes Hass-Genre hab ich nicht. Musik nervt mich nur, wenn sie unbedingt ganz anders sein muss und letztendlich einfach nur anstrengend ist.

Was war deine erste eigene Platte – und wohin ging dein Musikgeschmack von da aus?

Meine erste CD war das „Klappe die2te“-Album von TicTacToe. Der Klassiker unter den Einschulungs-Geschenken für Sechsjährige. Das war mein Lieblingssong:
http://www.youtube.com/watch?v=xeZjHr32GMQ

Knapp gefolgt von:
http://www.youtube.com/watch?v=jAD6Q-pp8Vo
Damals schon eine Gender-Kritik!


Mit beginnender Pubertät habe ich, Gymnasiastin, Gitarrenschülerin und Zwergwidder-Besitzerin, mir dann ein zweites Gangsta-Ich zugelegt und bin Eminem-Fan geworden. Mein tightes, schwarzes EMINEM-Schweißband vom Touristen-Markt am Gardasee habe ich immer noch irgendwo, genau wie ein bisschen Liebe für Reime wie „I can’t describe the vibe I get, when I drive by 6 people and 5 I hit“. Sorry.

http://www.youtube.com/watch?v=2lFraXPY_eg
Ein besonders aufmerksamer Verehrer hat mir in in der 7. Oder 8. sogar einen Liebesbrief geschrieben, der mit einem krassen „D12 and Eminem the best!“ Graffiti-Schriftzug endete. Klasse Typ!

Auf Eminem folgten dann diese beiden Damen und sind bis heute geblieben:
http://www.youtube.com/watch?v=A_JgXobSTGA 


http://www.youtube.com/watch?v=ZMTheB3pGSc


Gehst du gern auf Konzerte, und auf welche zuletzt?
Sehr gern! Mein letztes Konzert ist trotzdem schon fünf Monate her: Max Herre Unplugged mit Entourage. Der Mann des Abends war meiner Meinung nach damals zwar Megaloh, aber ihr bekommt trotzdem mein Lieblingslied von Max Herre.

http://www.youtube.com/watch?v=KRIuTSvDj18




Glückliche Mitbewohnerinnen + Bier + Sommer + Max = Liebe

Wie entdeckst du neue Musik und was ist deine neueste Entdeckung?

Meine neueste Entdeckung ist ganz alt: ein Rio Reiser Album aus dem CD-Regal meines Vaters. Ansonsten bin ich beim Musik entdecken auf Hilfe angewiesen. Meine Schwester zeigt mir wirklich schöne Indie-Bands, meine längsten Freundinnen versorgen mein zweites Gangsta-Ich und meine Mitbewohnerinnen empfehlen mir Musik, die ab und zu auch ein bisschen elektronisch sein darf.

Verrate uns einen guten Song zum...   


Aufwachen:
http://www.youtube.com/watch?v=_3ozEsN2UO8

Tanzen: 
http://www.youtube.com/watch?v=-l0xOhhDOeI
...,weil man sich zu heutiger Musik einfach nicht so mehr smooth von links nach rechts wiegen kann wie die beiden in Sekunde zehn bis 30 und ich darüber sehr traurig bin.

Traurig sein:
Wenn ich traurig bin, höre ich meist keine Musik, sondern irgendwelche Hörspiele.

http://www.youtube.com/watch?v=Qhh-MJVWwXY
Aber ich kenne das herrlichste Trennungslied der Welt.


Sport treiben:
http://www.youtube.com/watch?v=FUId8aIfMjs


http://www.youtube.com/watch?v=RHVSshgPlQs
Oder hey, wie wär's hiermit?


Als nächsten Kosmoshörer wünsche ich mir: 

simon-hurtz. Schließlich erwähnt der auf seiner jetztpage Mixtapes und Second-Hand-Plattenläden.






Deutschlands ungenutzte Kraft

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Am Ende fiel das Fazit kurz und knapp aus. „Wir kommen langsam voran, wir sind statistisch noch längst nicht da, wo wir hinmüssen“, sagte Kanzlerin Angela Merkel. Drei Stunden lang hatte sie sich zuvor mit Vertretern von Bund, Ländern, Wirtschaft, Gewerkschaften und Migrantenorganisationen im Kanzleramt beraten. Es ging beim siebten Integrationsgipfel darum, wie die Chancen von Migranten für eine Ausbildung verbessert werden können, und vor allem um zwei Fragen: Wie motiviert man sie für eine Ausbildung? Und: Wie motiviert man die Betriebe, mehr Auszubildende aus Zuwandererfamilien einzustellen.



Bundeskanzlerin Angela Merkel schaut im Ausbildungszentrum der Berliner Verkehrsbetriebe Auszubildenden bei der Arbeit zu. Probleme auf dem Ausbildungsmarkt für Migranten stehen im Mittelpunkt des Integrationsgipfels der Bundesregierung.

Merkel forderte Gesellschaft und Unternehmen auf, mehr auf Zuwanderer zuzugehen. „Es gibt, das ist der Befund, noch Diskriminierung“, sagte sie. Es gehe nicht nur darum, dass sich Zuwanderer integrieren müssten, sondern auch darum, dass sich die Gesellschaft öffnen müsse. Nihat Sorgeç, Geschäftsführer des Bildungswerks in Kreuzberg GmbH, plädierte für anonymisierte Bewerbungsverfahren. Die größte Hürde sei, überhaupt zum Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden. „Der Großteil der Jugendlichen, mit denen wir Kontakt haben, sagt, dass sie erst mal zwanzig Bewerbungen schreiben müssen, damit sie eingeladen werden.“ Für einen Ausbildungsplatz sei vor allem eine Vermittlung und Begleitung der Auszubildenden wichtig, sagte Merkel. Die Eltern, so ein Ergebnis des Gipfels, müssten mehr angesprochen werden, denn sie entscheiden mit über den Werdegang ihrer Kinder.

Laut Sorgeç ist das duale System für viele migrantische Eltern eine Art „Black Box“. Viele wollten, dass ihre Kinder eine akademische Laufbahn einschlügen, obwohl vielleicht eine Ausbildung besser wäre. Die hohe Abbrecherquote unter den Studierenden zeige, dass es vielleicht doch einen besseren Weg für viele gebe, sagte die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoğuz. Sie verwies auf die vielen existierenden Programme, um Jugendliche aus Zuwandererfamilien in Ausbildung und Arbeitsmarkt zu bringen.

Dass die Arbeit trotzdem noch lange nicht erledigt ist, zeigt der Internationale Migrationsausblick, den die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am selben Tag vorstellte, ein umfangreicher Bericht von mehr als 230 Seiten. Dies beginnt schon mit der Zahl der neuen Zuwanderer, die kommen: Im vergangenen Jahr waren es etwa 465000, unter den Industriestaaten nahmen nur die Vereinigten Staaten noch mehr Migranten auf. Bei Asylsuchenden stand Deutschland mit 110000 Menschen sogar an erster Stelle. Für dieses Jahr erwartet die OECD mehr als eine halbe Million Zuwanderer. Ihnen gilt es zu Bildung und Arbeitsplatz zu verhelfen und ein Gefühl der Zugehörigkeit zu vermitteln.

Laut OECD klappt es mit dem Arbeitsplatz immer besser in Deutschland, im Vergleich zu 2007 haben inzwischen deutlich mehr Migranten einen Job gefunden, was sicher auch mit dem allgemeinen Rückgang der Arbeitslosenzahlen zusammenhängt. Allerdings zeigt der Bericht, wo es immer noch gravierende Mängel gibt: fast jeder dritte hochqualifizierte Zuwanderer, zum Beispiel Migranten mit einem Studienabschluss, arbeiten in Jobs, für die sie überqualifiziert sind. Dies gilt besonders für Flüchtlinge. Unter den in Deutschland Geborenen ist es nur etwa jeder sechste Hochqualifizierte.

Ernüchternd sind auch die Ergebnisse zu den jungen Menschen, die weder in Bildung oder Ausbildung sind, noch einer Arbeit nachgehen. In Deutschland trifft dies mehr als acht Prozent aller jungen Zuwanderer. Trotz boomender Wirtschaft und mangelnder Fachkräfte hapert es hier. Der OECD-Migrationsexperte Thomas Liebig forderte, möglichst früh mit der Förderung von Zuwandererkindern zu beginnen, „idealerweise ab zwei bis drei Jahren“. Zuwanderer sollten deshalb ermutigt werden, ihre Kinder schnell nachzuholen. Zudem schlägt die OECD vor, mehr Deutschkurse anzubieten, in denen Zuwanderer gezielt auf die Fachsprache eines späteren Berufs vorbereitet werden – und insgesamt mehr in die Bildung von Migranten zu investieren. Dies sei zwar teuer, doch es lohne sich auf lange Sicht.

Kommentar: Die Suche nach dem guten Lehrer

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Es gibt gute und schlechte Lehrer, so wie es gute und schlechte Anwälte und Ärzte gibt oder pfiffige und träge Köche. Und so wie in Deutschland Millionen Bundestrainer leben, die exakt den künftig besten Rechtsverteidiger für die Nationalelf zu kennen glauben, gibt es Millionen Schulexperten. Jeder Bürger hat einen Bezug zum Thema, mindestens war er selbst mal Schüler. Deswegen wird viel über Lehrer geredet, meist aber über die schlechten. Ein Lob dafür, was Lehrer leisten, leistet sich die Gesellschaft seltener. Aber wie muss er sein, der gute Lehrer?



Ein guter Lehrer sollte seine Schüler motivieren können.

Mit dem Deutschen Lehrerpreis, der am Montag an mehr als ein Dutzend Pädagogen verliehen wurde, werden konkret die Besten der Zunft benannt. Die Vorschläge kamen von den Schülern. Wer persönlich überzeugt, der überzeugt in der Regel fachlich. Blättert man durch die Beurteilungen, zeigen sich gewisse Eigenschaften: Lehrer müssen zuhören können, sie müssen Vertrauen vermitteln; andererseits wird Verbindlichkeit geschätzt, kein Heute-so-und-morgen-so. Ein Klassenzimmer-Despot scheitert vor den Schülern ebenso wie ein Luftikus. Das Idealbild ist eine kuriose Mischung: der Lehrer auf Augenhöhe, zu dem man trotzdem aufblicken kann. Ein solcher Lehrer braucht allerdings Freiräume. Denn bei allem Wert der Persönlichkeit: Der Beruf lässt sich nur so gut machen, wie es das System drumherum zugesteht.

Schule ist in Deutschland im Grunde eine staatliche Veranstaltung. Das ist zwar gut und richtig, wenn man sich anschaut, wie in anderen Ländern Bildungskonzerne Regie führen im Klassenzimmer. Doch es führt zugleich dazu, dass wenig im Staat so geregelt ist wie das System Schule. Es gibt Pläne, Normen, ein hoheitliches Schema F. Entworfen wird es in Behörden, aber wo Ministerialbeamte am Werk sind, mutet das Konzipieren von Unterricht mitunter so an wie das einer Dosenpfandverordnung. Durch die Pisa-Studien ist Bildung zum Großthema avanciert, die Schulpolitik hat sich einen Wust an Neuerungen einfallen lassen: Bildung ist exakt messbar geworden, ständig stehen Vergleichstests an, ein Reförmchen jagt das nächste, mal Lehrplanänderungen, mal die Fusion von Fächern. Pädagogik aber lässt sich schlecht in Normen packen. Jedes Kind ist anders. Ein guter Lehrer muss gelegentlich ausbüxen aus dem System an Regelungen.

Er muss es dürfen – und es wollen. Viele tun das, andere machen es sich bequem im System, einigen ist die Freude an der planbaren Laufbahn wichtiger als der Ansporn, Kinder zu motivieren, ihr Wissen zu fördern und sie beim Heranreifen zu begleiten. Man kann sich keine guten Lehrer backen. Man kann aber sehr wohl gezielter Nachwuchs finden. Es gibt oft Berufsmessen an Gymnasien, zu denen Firmen Headhunter schicken – aber kaum ein Lehrer kommt auf die Idee, den eigenen Beruf denjenigen Schülern schmackhaft zu machen, die begeisternde Pädagogen werden könnten. Wobei die beste Werbung für den Job immer noch die guten Lehrer selbst sind, als Vorbild. Und eine Gesellschaft ohne Scheu davor, diese auch mal zu loben.

Tagesblog - 2. Dezember 2014

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17:40 Uhr: Ich muss leider los, verrate euch aber, dass noch ein Text kommt innerhalb der nächsten Minuten. Ich würde also da oben nochmal gucken, was so geht, in den nächsten Minuten. ich habe heute nämlich noch einen Auftritt mit dem wunderbaren Münchner Kneipenchor im (bald schließenden) Atomic Café! Darauf freue ich mich ungefähr so:
[plugin imagelink link="http://media.giphy.com/media/mTrUbEjM1Agta/giphy.gif" imagesrc="http://media.giphy.com/media/mTrUbEjM1Agta/giphy.gif"]
Euch einen schönen Abend!

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17:00 Uhr:
War jetzt länger still hier, aber nur, weil ich diese tolle Bildersammlung zusammenschweißen musste (ich schwör's!).
[plugin imagelink link="http://media.giphy.com/media/54rqqCnSMRWYU/giphy.gif" imagesrc="http://media.giphy.com/media/54rqqCnSMRWYU/giphy.gif"]
Denn ab heute gibt es wieder ein "Vorzeigen". Unter dem Label "dein_kalender" könnt ihr ab heute Bilder und Geschichten zu euren Adventskalendern posten, die besten, kreativsten, schönsten Kalender präsentieren wir hier im Tagesblog! Leider habe ich meinen dieses Jahr unfotografiert verschenkt, deshalb gibt es davon nun keine Bilder. Müsst ihr euch halt mit den anderen Bildern hinwegtrösten. Zudem Beispiel dem vom SZ-Adventskalender, den Kathi designt hat!



 
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15:20 Uhr:
Da tut sich was auf der Seite! Der Studentenatlas zu Passau ist jetzt online (mit interaktiver Karte auf sueddeutsche.de). Bei uns könnt ihr nachlesen, in welches Viertel in Passau ihr als Student ziehen solltet und was wo so geht! Aufgeschrieben hat das Ganze Dorothea Wagner und die muss es ja wissen, schließlich hat sie in Passau studiert! Außerdem wird Kathrins Text zu den Mindestlohngebeutelten Masteranden jetzt auf "Ihre SZ", dem Leserdialog von den Kollegen bei sueddeutsche.de, diskutiert.




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14:30 Uhr:
Wenn es gerade mal keine jetzt-Psychotests gibt (wie zum Beispiel diesen schönen von vergangener Woche von Gregor zum Thema Verschwörungstheorien), dann mache ich einfach ein paar andere im Netz. Zum Beispiel: "Welcher Beruf passt zu dir?" auf Ausbildung.de Mein Ergebnis:



Fand das ja gar nicht als Ergebnis so unpassend... Vampirjägerin. Dann aber darunter gesehen, dass men erstes Ergebnis "Mediengestalterin" war. Habe noch nicht verstanden, was das miteinander zu tun hat.

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13:30 Uhr:
Okay, am Ende ist das Video ein wenig drüber. Aber ich glaube auch, dass nach Trennungen einfach immer nur noch Sachen im Radio kommen, die in der Wunde bohren
https://www.youtube.com/watch?v=DR02DBUSSho
via dressed like machines

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13:05:
Ich bin zürück und anstatt leichter Gif-Kost gibt's jetzt nach dem Essen eine Lesempfehlung: Der Fall von Tuğçe Albayrak, der jungen Frau, die vergangenen Freitag verstarb, wird zur Zeit ja viel diskutiert. Tuğçe wurde auf einem McDonald's-Parkplatz niedergeschlagen, nachdem sie sie zuvor zwei Mädchen geholfen hatte, die belästigt wurden. Viele fordern nun das Bundesverdienstkreuz für Tuğçe. Das Missy-Magazine hat dazu nun sehr lesenswert eine pikante Frage formuliert: Wer von denen, die jetzt so laut schreien, hätte denn selbst geholfen? Die Autorin führt dazu auch dieses Experiment aus Schweden an, bei dem ebenfalls nur eine Person geholfen hat.
https://www.youtube.com/watch?v=R1-A7R15uYU

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11:56 Uhr:
Immer noch Nadja hier. Und apropos Kathrin-Hollmer-Themenspektrum: Kathrin ist ja auch die Erfinderin des "Was Praktikanten verdienen"-Tumblrsund ist darüber an eine Geschichte und in eine Recherche geraten, deren Ergebnis ihr jetzt auf der Startseite lesen könnt: Studenten, die in Unternehmen ihre Abschlussarbeiten schreiben sollen, verlieren vielleicht ihre dafür vorgesehenen Stellen - weil man ihnen ab 2015 den Mindestlohn zahlen müsste. Und das nicht tun will.




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11:22 Uhr:
Charlotte ist gerade unterwegs zu einem Termin, ich (Nadja) übernehme kurz. Und zeige euch einen schönen Text, der eigentlich eher ins Kathrin-Hollmer-Themenspektrum passt - es geht nämlich um Raumfahrt: A Brief History of DIY Spaceflights. Geschichten und Legenden von Menschen, die versucht haben, irgendwie ins All zu fliegen. Da gibt es raketenbetriebene Stühle im China des 16. Jahrhunderts, Heißluftballon-Raumschiffe und richtig neumodische 21.-Jahrhundert-Raketen.
[plugin imagelink link="http://cdn0.dailydot.com/uploaded/images/original/2014/11/26/DIY1.png" imagesrc="http://cdn0.dailydot.com/uploaded/images/original/2014/11/26/DIY1.png"] Keinen Bock mehr auf Erde? Macht nix, gibt ja Stühle mit Raketenantrieb!

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10:00 Uhr:
Ich löse auf: Gestern Nacht bin ich in die Keksschlacht gezogen. Das ist das Resultat:




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09:45 Uhr:
Die Nachrichtenlage:
- Die Lufthansa streikt, heute fallen die Fernflüge aus
- Sarkozy wird kommende Woche zum CDU-Parteitag in Köln kommen
- Der Spiegel diskutiert mal wiederüber seinen Chefredakteur Wolfgang Büchner
- Weiterhin in der Diskussion: Wie lange kann Jürgen Klopp sich noch als Trainer des BVB halten? Ich fußballunaffines Ding verweise an dieser Stelle gerne auf den Text von Nicolas Diekmann im Studentenatlas über #echteLiebe
- Und im Tagesticker geht es um Abstammungsfragen: Wer wären deine Alptraum-Eltern? Übrigens habe ich sehr gelacht über die neue Aufforderung für Tickerthemen "Die jetzt.de-Redaktion hat den Tagesticker zum Tode verurteilt und am 14.11.2014 mit ein paar warmen Worten, aber eiskalt, füsiliert. Am dritten Tage, dem 17.11.2014, ist er als verklärter User-Ticker leiblich wiederauferstanden, weil die untoten Tickerer einen heiligen Eid geschworen haben, ihn niemals sterben zu lassen. (...).

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09:30 Uhr:
Die Entschuldigung hat etwas damit zu tun, dass ich gestern dieses krasse Geschenk bekommen habe:




Ich habe es direkt sehr lieb gewonnen, befürchte aber, dass ich irgendwann als so eine alte einsame Frau enden werde, die eine Glasvitrine voller Hippo Eierbecher und Porzellanfiguren hat. Aber bis dahin ist ja noch lange hin.

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09:20 Uhr:
Guten Morgen! Ich bin spät dran, gell? Aber ich habe eine supergute Entschuldigung. Sie kommt. gleich. Bis dahin! Guckt in den Adventskalender - dort gibt es ein Amazon Fire HD-Tablet zu gewinnen!


Der Titelkampf

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Natürlich funktioniert dieser Vorspann nicht ohne dieses knarzige Riff und die körnige Stimme: Zu sehen sind Bilder von der Mondlandung, von Protesten gegen den Vietnam-Krieg, von der Geiselnahme bei den Olympischen Spielen 1972, von Martin Luther King und John Lennon – unterlegt sind sie mit Joe Cockers Interpretation des Beatles-Songs „With aLittle Help from My Friends“. So beginnt die Serie Wunderbare Jahre, in der Protagonist Kevin Arnold 20 Jahre danach davon berichtet, wie er zwischen 1968 und 1973 in einer amerikanischen Vorstadt aufgewachsen ist. Im Forrest-Gump-Erzählstil werden die prägenden Momente dieser turbulenten Zeit thematisiert, wird ein ehrlicher Blick auf die typische amerikanische Familie Ende der Sechzigerjahre geworfen und unaufgeregt das Teenager-Dasein dargestellt.



Man kriegt längst nicht alle Serien auf DVD. Nicht wegen dem, was zu sehen ist - sondern wegen der Musikrechte.

Es verwundert also kaum, dass die komplette Serie in den USA nun auf DVD erschienen ist. Die Frage lautet vielmehr: Warum erst jetzt, 21 Jahre nach der Ausstrahlung der letzten Folge? Und warum erst einmal nicht in Deutschland?

Zahlreiche Fernsehserien wie Malcolm mittendrin, Cold Case oder die Staffeln drei bis sechs von Chips sitzen derzeit in einem kulturellen schwarzen Loch fest oder wurden erst kürzlich befreit wie WKRP in Cincinnati oder Batman. Den Grund dafür kennt jeder, der einmal versuchte, sich Wunderbare Jahre auf dem Streamingportal Netflix anzusehen. Da ist schon eine körnige Stimme zu hören – nur nicht die von Joe Cocker. In den einzelnen Episoden fehlen Lieder wie „Light My Fire“ von The Doors und „Foxy Lady“ von Jimi Hendrix. Stattdessen: andere Versionen oder komplett andere Songs, die zur gezeigten Szene passen wie ein Spießer zu Woodstock.

Wenn eine Serie nicht auf DVD erhältlich ist, dann hat das nur selten mit dem zu tun, was zu sehen ist. Meistens geht es um die Lieder. Mehr als 300 Lieder sind in den 115 Episoden von Wunderbare Jahre zu hören. Die Serie wurde zu einer Zeit (1988 bis 1993) hergestellt, als eine digitale Veröffentlichung unwahrscheinlich war – weshalb die Produzenten darauf verzichteten, sich die Rechte dafür zu sichern. Das kann im Nachhinein mühsam und teuer werden, Herausgeber TimeLife sprach von einer Aufgabe im Ausmaß einer griechischen Heldensage und siebenstelligen Summen, um zumindest 96 Prozent der Originallieder auf der DVD-Version für den amerikanischen Markt veröffentlichen zu dürfen. Es fehlen nur 15 Songs, darunter „Que Sera, Sera“ von Doris Day und „Spinning Wheel“ von Blood, Sweat and Tears.

Zuständig dafür war Jeffrey Peisch, Vizepräsident des Unternehmens StarVista, das sich auf dieses Sisyphos-Geschäftsmodell des Rechtebesorgens spezialisiert hat: „Jeder einzelne Deal ist anders. Manchmal brauchen die Herausgeber oder ein Plattenlabel die Zustimmung des Sängers und des Songschreibers, manchmal ist es unkomplizierter“, erklärt Peisch. Bisweilen sei bereits vorher klar, dass selbst Sisyphos sich weigern würde, mit dem Steinerollen zu beginnen – weil eine Anfrage komplett sinnlos sei. Jimmy Page etwa würde niemals die Led-Zeppelin-Version von „Stairway to Heaven“ lizenzieren, bei Pink Floyd gebe es keine Chance auf die Rechte für das Lied „Dogs“.

Peisch begann also zunächst mit dem Cocker-Song. „Ohne die Rechte daran wäre es sinnlos gewesen“, sagt er. Peisch war erfolgreich und versuchte sich danach an zehn verschiedenen Liedern von Bob Dylan. „Man kann sich vorstellen, dass gerade die großen Namen Zustimmung erfordern“, sagt der Rechtebeschaffer: „Sony kann nicht einfach einen Bob-Dylan-Song lizenzieren, ohne mit Bob Dylan zu sprechen.“ Es habe jedoch erstaunlich problemlos funktioniert und sei der Türöffner für zahlreiche andere Lieder gewesen: „Es war hilfreich, dass wir sagen konnten, dass Bob Dylan zehn Songs in der Serie hat – und dass er der Veröffentlichung zugestimmt hat.“
 
Es ist ein Feilschen mit den Rechteinhabern, das sich teils Monate hinzieht und nicht selten an einen orientalischen Basar erinnert. Wer für den einen Song mehr bezahlt, der bekommt womöglich noch einen weiteren für eine andere Serie obendrauf oder Zugang zu Songs von Bands wie den Beatles, die besonders schwer zu lizenzieren seien und dennoch in zahlreichen Serien vorkommen. Wenn alles nichts hilft, dann muss Peisch kreativ werden. Beim Song von Blood, Sweat and Tears etwa hatte er keine Chance, doch war eine Version des Sängers David Clayton Thomas erhältlich. „Man muss schon sehr, sehr genau hinhören, um einen Unterschied festzustellen“, sagt Peisch.

Bleibt die Frage, ob sich der Aufwand, der da gerade auch bei zahlreichen anderen Serienklassikern betrieben wird, denn auch lohnt. „Es ist unglaublich viel Arbeit, es sind immense Ausgaben – und wir wissen noch immer nicht, ob sich das auszahlt“, sagt Garson Foos von der Firma Shout! Factory, die 112 Künstler wie Bruce Springsteen, The Who und die Rolling Stones davon überzeugen musste, ihre Lieder für die DVD-Version der Serie WKRP in Cincinnati zu lizenzieren. Laut Foos kostete es insgesamt knapp eine Million Dollar, um 80 Prozent der Lieder für den amerikanischen Markt zu ergattern: „Wir bekommen erst langsam einen Eindruck davon, ob sich das wirklich lohnen könnte – und mit welchen Serien wir uns künftig beschäftigen werden.“ Die Verkäufe zum Weihnachtsgeschäft werde den Unternehmen die nötigen Zahlen liefern.

Es gibt also noch Hoffnung für die deutschen Fans, den körnigen Joe-Cocker-Vorspann von Wunderbare Jahre bald auch auf DVD kaufen zu können – für den europäischen Markt müssen die Rechte nämlich gesondert verhandelt werden. Das kann bisweilen auch ein Vorteil sein. Die Serie Malcolm mittendrin nämlich ist in den USA aufgrund der Rechtesituation nicht erhältlich, sowohl Foos als auch Peisch geben sich eher skeptisch, dass es jemals funktionieren könnte. In Deutschland dagegen sind seit wenigen Wochen die ersten drei der insgesamt sieben Staffeln auf DVD erhältlich. Immerhin.

Wenn das Wohnen unbezahlbar wird

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Mittlerweile verschickt Monika Betzenbichler eine kleine Grafik. „Ihre Chancen auf eine geförderte Wohnung“ steht darüber. Darunter sind große gelbe Balken abgebildet. Die zeigen, wie viele Menschen eine Sozialwohnung suchen. Daneben sind kleine orange Balken, mit einem Häuschen drin. Die zeigen, wie viele solcher Wohnungen es gibt. Der Größenunterschied zwischen den orangen und den gelben Balken nimmt in München jedes Jahr zu. 3000 Menschen mehr als im Vorjahr haben 2013 einen Antrag auf eine Wohnung an Betzenbichler und ihre Kollegen vom Amt für Wohnen und Migration geschickt, 22 000 Menschen hofften 2013 auf eine solche Unterkunft. Und einigen davon hat Monika Betzenbichler zum Antwortschreiben die Grafik dazu gelegt – weil das am besten erklärt, dass die Chance, eine Sozialwohnung zu bekommen, immer kleiner wird.



Bezahlbarer Wohnraum wird immer rarer. Besonders ernst ist die Lage im Bereich des sozialen Wohnungsbaus.

Deutschland war einst Vorreiter im sozialen Wohnungsbau; die Idee, vielen Menschen günstigen Wohnraum zu verschaffen gab es schon im 19. Jahrhundert. In die Praxis umgesetzt wurde sie seit den 1920er-Jahren bis weit in die Nachkriegszeit der Bundesrepublik, in deren Gesetzgebung sie auch verankert wurde. Von dem Ansatz, breiten Schichten günstiges Wohnen zu ermöglichen, hat sich die Politik seitdem immer weiter verabschiedet. Seit den 1980er-Jahren verlieren immer mehr der ursprünglich geförderten Wohnungen ihre Sozialbindung. Hatte es zu Hochzeiten noch vier Millionen Sozialwohnungen gegeben, waren es 2001 noch 1,8 Millionen. Um 100000 Wohnungen sinkt die Zahl pro Jahr.

„Dieser Schwund wird seit Jahr und Tag nicht ausgeglichen“, sagt Ulrich Ropertz, Geschäftsführer beim Deutschen Mieterbund. Da gleichzeitig immer mehr Menschen in wenige wachsende Städte ziehen, steigen dort die Mieten und die Gewinne aus Immobiliengeschäften. Umso schwerer wird es für den Staat, den Bestand an Sozialwohnungen zu erhalten oder zu steigern. „Das ist ein sich selbst verstärkender Prozess“, sagt Hilmar von Lojewski vom Deutschen Städtetag. „Wenn es in dem Tempo weitergeht, ist prognostizierbar, wann wir gar keine Sozialwohnungen mehr haben werden“, sagt Ropertz.

Dabei entsteht ein Flickenteppich. Denn einerseits boomen Metropolen, während andererseits bestimmte Kleinstädte und Landstriche zahllose freie Wohnungen für wenig Geld anbieten. Da zudem die Länder ihren Anteil der 518 Millionen Euro, die der Bund ihnen jährlich für Sozialwohnungsbau zur Verfügung stellt, unterschiedlich effizient einsetzen, entstehen absurde Situationen: In München kommen auf die 22000 Antragsteller pro Jahr etwa 2000 freie Wohnungen. Und in Berlin stehen Sozialwohnungen leer, weil Menschen sie sich nicht mehr leisten können. Denn während dort der Sozialwohnungsbau noch in den 1990er-Jahren massiv gefördert wurde, wurden 2003, als das Land Berlin knapp vor der Pleite stand, die Förderungen zurückgefahren. Die Beträge, die abgebaut werden, können die Eigentümer auf die Miete aufschlagen. Und so zahlt man in einer subventionierten Wohnung in Berlin im Schnitt 50 Cent mehr als in den übrigen, unterm Strich 8,65 Euro pro Quadratmeter.

Beim Mieterverein hat man für die Situation nur ein Wort: „Skandal“. Geschäftsführer Reiner Wild hört täglich viele Geschichten aus dem sozialen Wohnungsbau. Von Nettokaltmieten in Schöneberg um die zehn Euro je Quadratmeter, von Leuten, die ausziehen müssen. Wie groß das Problem ist, wurde unlängst durch eine schriftliche Anfrage der Linken-Politikerin Katrin Lompscher im Berliner Abgeordnetenhaus bekannt. Von den 142 000 Sozialmietwohnungen, die mit Förderung der öffentlichen Hand entstanden sind, waren im vergangenen Jahr 5,2 Prozent nicht bewohnt, im Vergleich zu zwei Prozent auf dem freien Wohnungsmarkt.

Das Ergebnis der unterschiedlichen Politik ist dennoch überall das gleiche. Immer mehr Menschen konkurrieren um immer weniger günstige Wohnungen. Und das trifft in wachsenden Städten nicht nur untere Einkommensschichten, sondern auch die Mittelschicht; deren Einkünfte liegen oft über der Grenze für einen Wohnberechtigungsschein oder das Recht auf Wohngeld, reichen aber nicht für die Miete in der Stadt. „Immer mehr Familien, die der sogenannten Mittelschicht angehören, verlieren ihre Wohnung“, sagt Betzenbichler. „Aber es kann doch nicht sein, dass sich München zu einer Stadt entwickelt, in der nur sehr arme und sehr reiche Menschen leben.“ Für sie geht es auch um Teilhabe – wenn es nicht mehr nur die Sozialhilfeempfänger seien, die nicht mehr in ihrer Heimatstadt leben könnten, sondern auch die Krankenschwester, „dann stellt sich schon die Frage: Für wen soll hier Platz sein?“

Die Berliner Politik hat das Thema auf dem Zettel, mehrere Expertenkommissionen sind damit beschäftigt. Der Berliner Senat will etwa 1000 Sozialwohnungen im Jahr errichten, deren Mieten festgelegt sind, für den Mieterverein kommen auch objektbezogene Mieten infrage. Interessenverbände wollen die Vorschriften für den Bau reduzieren: Nicht jede Wohnung muss eine Tiefgarage haben, Baugenehmigungsverfahren sollen vereinfacht werden. Zudem soll der Kreis der Wohngeldberechtigten ausgedehnt werden. Derzeit sind das etwa 780 000 Haushalte, ab Mitte 2015 sollen es etwa 960 000 in Berlin sein.

In München hat trotzdem nur ein halbes Prozent der Einwohner Recht auf eine Sozialwohnung. „Die Grenzen für staatliche Förderung sind trotzdem noch zu hoch“, sagt Monika Betzenbichler. Andere Kommunen bieten Eigentümern von Sozialwohnungen eine Verlängerung der Bindung und der Förderung an, kaufen verstärkt selbst Wohnungen, unterstützen private Bauträger, fördern Miet- und Baugemeinschaften oder richten wieder Bauabteilungen in ihren Wohnungsbaugesellschaften ein. „Das halte ich für die sinnvollste Strategie“, sagt Hilmar von Lojewski vom Deutschen Städtetag. Bis das zu einer Entspannung führt, kann es aber dauern: „Die Idee, mit solchen Maßnahmen real existierende Zwänge zu bekämpfen, ist illusorisch“, sagt Mieterbund-Sprecher Ropertz.

Aber was können die, die zu reich für staatliche Unterstützung und zu arm für Großstadtmieten sind, unterdessen tun? Die Suche nach Alternativen hat längst begonnen. Das merkt nicht nur Monika Betzenbichler, die außer normalen Anträgen oft auch Briefe bekommt von Menschen, die Tipps wollen, wo es günstige Alternativen zur Sozialwohnung gibt. Sie empfiehlt ihnen gern Genossenschaften. Doch dort haben die Anfragen in den vergangenen Jahren stark zugenommen.

Bei der „Wagnis eG“ in München wurde schon vor Jahren ein Infoabend eingerichtet. Einmal monatlich kommen 60 bis 100 Menschen, die sich für genossenschaftliches Bauen und Wohnen interessieren – und längst nicht jeder sieht darin ein politisches Statement. Doch wer eine Genossenschaftswohnung sucht, braucht Geduld. Manchmal dauert es Jahre, bis die passende Wohnung zur Verfügung steht. Andere Alternativen sind Wohnungen von Baugesellschaften der Städte oder Kirchen. Und noch einen Tipp gibt es, zumindest für Facharbeiter. Denn einzelne Firmen wie etwa Autobauer, die auf Fachkräfte angewiesen sind, bieten wieder verstärkt Wohnungen an. Vollkommen Verzweifelten rät Betzenbichler auch, sich im Umland umzuschauen. „Rausgehen aus der Stadt, das ist manchmal die einzige Alternative.“

An der Grenze

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m Land Brandenburg gibt es Irritationen über Aktivitäten von Rechtsextremisten in einer Bürgerwehr an der polnischen Grenze. In diesem Frühjahr hat sich nach Angaben des Brandenburger Innenministeriums eine sogenannte „Bürgerwehr Eisenhüttenstadt“ gegründet. Offenbar gibt es Anhaltspunkte, dass diese Gruppe von Rechtsextremisten unterwandert ist. Dabei ist nach Angaben des Innenministeriums in Potsdam aber unklar, ob sie als Bürgerwehr tatsächlich aktiv ist.



Zwei Mitglieder einer Bürgerwehr patrouilliert in einem Wohngebiet. Der Umgang der Brandenburger Polizei mit sogenannten Bürgerwehren erweist sich als zunehmend problematisch.

Es handelt sich demnach weitgehend um ein virtuelles Phänomen, die Gruppe trete hauptsächlich geschlossen bei Facebook auf. Ein „nachhaltiges öffentliches Auftreten ist nicht gegeben“, erklärt Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD). Er verweist auf Beobachtungen der Polizei in Eisenhüttenstadt. Demnach habe die Gruppe nur vereinzelt verdächtige Situationen oder Hinweise telefonisch der Polizei gemeldet. Berichte über Gründungen von Bürgerwehren gibt es in Brandenburg regelmäßig. Sie werden als Zeichen gewertet, dass der Staat sich zu stark zurückgezogen habe. Die stark angestiegene Grenzkriminalität war ein herausragendes Thema im Landtagswahlkampf.

Jetzt machte die Nachricht aus Eisenhüttenstadt Schlagzeilen. „Es darf nicht sein, dass Rechtsextremisten ein vorpolitischer Raum für ihre Aktivitäten geboten wird“, sagt Björn Lakenmacher, innenpolitischer Sprecher der oppositionellen CDU. Das Innenministerium bestätigt, dass es vor allem in der Grenzregion Sicherheitsprobleme gibt. Jedoch seien Berichte „um angebliche Bürgerwehren weitgehend eine politisch motivierte Phantomdebatte“, erklärte ein Sprecher. Nach seiner Darstellung gibt es nur vereinzelt Initiativen von Bürgern, „selbst etwas zu tun“, um die Sicherheitslage zu verbessern.

Er nennt einzelne Beispiele aus kleinen Orten, in denen eine Verunsicherung der Bürger zu solchen Initiativen geführt habe. So habe sich im Dorf Lawitz bei Eisenhüttenstadt eine „Bürgerstreife“ gegründet. Die Bürger dort seien beunruhigt über die faktische Zunahme der Diebstähle. Sie verstünden sich aber nicht als „Bürgerwehr“ und wollen laut Ministerium „mit einer solchen Form von Selbstjustiz nichts zu tun haben“. Die Bürgerstreife habe sich mit Hilfe der Amtsverwaltung mit Pfefferspray, Warnwesten, Taschenlampen und Sprechfunkgeräten ausgestattet. Die Bürger melden verdächtige Vorkommnisse der Polizei. CDU-Innenpolitiker Lakenmacher sagt, es könne nicht sein, „dass Bürger sich gezwungen sehen, so was zu machen“. Es würden mehr Polizisten gebraucht.

In anderen Orten mündeten die Initiativen in Sicherheitspartnerschaften, bei denen Bürger mit der Polizei zusammenarbeiten. So alarmieren Bürger „als aufmerksame Nachbarn bei verdächtigen Situationen oder beobachteten Straftaten die Polizei, die dann die Gefahrenabwehr oder Strafverfolgung aufnimmt“. Die Bürger seien „keine Hilfspolizisten und tragen keine Waffen“. Die Polizei übernehme ihre Einweisung und stelle etwa Taschenlampen und Mobiltelefone. Die vom Land geförderten Partnerschaften gibt es in Brandenburg seit zwei Jahrzehnten. Landesweit arbeiten 437 Partner in 73 Sicherheitspartnerschaften mit der Polizei ehrenamtlich zusammen. Die Zahl ging zuletzt zurück. 2003 gab es 880 Sicherheitspartner.

Die Situation in Eisenhüttenstadt ist undurchsichtig. Dort sei die „Bürgerwehr“ seit Ende März im Internet aktiv, für das Profil sind laut Innenministerium 600 User ausgewiesen. Einzelne Facebook-Einträge ließen dem Innenminister zufolge auf eine rechtsradikale Einstellung von Mitgliedern schließen.

Grasgeflüster

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„Lust for Life" heißt einer der bekanntesten Songs von Iggy Pop. Wer also wäre prädestinierter, Walt Whitmans „Kinder Adams" seine Stimme zu geben als der (einst bis zur Selbstzerstörung) lebenshungrige Godfather of Punk? Der sechszehnteilige Gedichtzyklus aus Whitmans überbordendem Lebenswerk „Leaves of Grass" feierte auf unerhörte Weise den Menschen: seine Kraft, Schönheit, Körperlichkeit. Was im Amerika des 19. Jahrhunderts sogleich zum Verbot des gesamten Werkes führte. Iggy Pop, seit Jahrzehnten ein Ausbund an Muskeln und Sehnen, spricht nun die Originalpartien im Hörstück „Kinder Adams/Children of Adam" von Kai Grehn. Eine Idealbesetzung.



In einer neuen Hörbuchfassung wurden Walt Whitmans "Kinder Adams" eingelesen.

Seit vor fünf Jahren Jürgen Brôcan die erste vollständige deutsche Übersetzung der „Grasblätter" vorlegte, ist die Gründungsurkunde der amerikanischen Poesie auch hierzulande wieder verstärkt ins Blickfeld geraten. Die Produktion von Kai Grehn kann als Ausdruck dieses neuerwachten Interesses gesehen werden. Auch wenn der Berliner Autor und Hörspielmacher (Deutscher Hörbuchpreis 2012 für Charles Baudelaires „Die künstlichen Paradiese") bereits 2005 den Zyklus für den Fotoband „Children of Adam" von Paul Cava ins Deutsche übertrug.

Nun könnte man Grehns Fassung an Brôcans bzw. älteren Übersetzungen messen. Ist es etwa geschickt das Gedicht „O Hymen! OHymenee!" mit „O Hochzeit! OHochzeitslied" zu übersetzen, anstatt, wie Brôcan, mit „O Hymen! OHeirat!", was die sexuelle Konnotation, mit der Whitman spielte, direkt zum Ausdruck bringt? An dieser Stelle aber ist es interessanter, sich mit der Hörspielfassung selbst zu beschäftigen. Grehn holte zehn wunderbare Schauspieler von Martin Wuttke über Josef Ostendorf und Jule Böwe bis Marianne Sägebrecht vor das Mikro und ließ jeden von ihnen ein Gedicht einsprechen – jedoch nicht das großartige „ ISing the Body Electric". Wegen dessen Länge?

Grehn ordnete die Gedichte neu an. Er mag dafür Gründe gehabt haben, ein interpretatorischer Zugewinn ist jedoch nicht erkennbar. Zwischen die Gedichte schiebt er stets das Original ein, gesprochen von Iggy Pop mit ruhiger, aber kraftvoll-energetischer Stimme. Dagegen hat Kai Grehn die deutschen Sprecher größtenteils angehalten, ihre Partien zu flüstern und zu hauchen. Er setzt auf zurückhaltende Erotik anstatt auf impulsive Sexualität, was dem Zyklus einen anderen, nämlich melancholisch-zweifelnden Charakter verleiht. Nur wenige Male wird die Stimme erhoben. So darf Martin Wuttke freudig „Aufs neue steigt zum Garten die Welt empor" deklamieren, und Marianne Sägebrecht trägt sowieso mit ihrer eigenen Sprachmagie vor.

„Ohne die Oper hätte ich die Grasblätter nicht schreiben können", hat Whitman gesagt. Seine Gedichte sind wahrhaft Musik. Für die Musik im Hörspiel sorgen „alva noto" und „Tarwater", zu hören ist statt großer Oper unterkühltes Computer- und Gitarrengefrickel. Doch gerade indem Grehn sprachlich wie musikalisch auf Reduktion und Zurücknahme setzt, bekommt seine Hörspielfassung paradoxerweise, was sie richtigerweise zu vermeiden versucht: Pathos. Denn bedeutungsschweres Pathos verträgt Whitman nicht. Wie es geht, zeigt Iggy Pop, dessen komplette Lesung ohne Unterbrechung auf einer zweiten CD beigefügt ist. Man mag sie sich immer wieder anhören.

Walt Whitman: Kinder Adams/Children of Adam. Mit Iggy Pop, Martin Wuttke, Marianne Sägebrecht u.a. 2 CDs, 110 Minuten. Hörbuch Hamburg 2014, 14,99 Euro. 

Bitte möglichst billig

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Dieser Text wird zur Zeit auf "Ihre SZ" diskutiert. Zum Mitdiskutieren geht's hier entlang.


Zwölf Monate sind eine lange Zeit. Zu lange, um sie einfach zu verlieren. Möglicherweise passiert Max, Mitte 20, genau das. Im Sommer erhielt der Wirtschaftsingenieurstudent eine Zusage für ein Praktikum und die Betreuung seiner Abschlussarbeit in einem Volkswagen-Standort in Deutschland: Ein Jahr lang erst im Praktikum das Unternehmen kennenlernen, anschließend die Abschlussarbeit mit Praxisbezug schreiben, so ist das im Ingenieursstudium üblich.


Der Autokonzern VW ist ein Traumarbeitgeber für Ingenieure. Das gilt auch für Max. Als er im Herbst sein Praktikum begann, war er zuversichtlich: VW ist ein Name, der sich gut im Lebenslauf macht. Wer fast ein Jahr im Konzern verbracht hat, hat gute Chancen, irgendwann fest einzusteigen.
Die Freude hielt nicht einmal einen Tag.






An seinem ersten Arbeitstag habe ihm die Personalreferentin erklärt, sagt Max, dass er – trotz der mündlichen Vereinbarung – seine Abschlussarbeit nicht mehr bei VW schreiben könne. „Sofern die Anfertigung der Arbeit im Konzern als freiwillig für einen Studenten gewertet wird, ist diese mit dem Mindestlohn zu vergüten“, wurde ihm gesagt. Indirekt bedeutet das: Diesen Mindestlohn will man Bacheloranden und Masteranden lieber nicht zahlen. Max bekommt aktuell 723 Euro im Monat, bei 35 Arbeitsstunden in der Woche. Mit dem Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde müsste er etwa 1200 Euro verdienen. 


Max heißt in Wirklichkeit anders. Wie alle Praktikanten, die in diesem Text vorkommen, möchte er seinen Namen nicht in den Medien lesen. Er würde sonst vielleicht nie wieder irgendwo einen Job bekommen. Wer öffentlich macht, dass ein Unternehmen, das mit „hoher Wertschätzung“ der wissenschaftlichen Arbeit von Bacheloranden und Masteranden, einem „hervorragenden Umfeld“ für Abschlussarbeiten sowie intensiver fachlicher und persönlicher Betreuung wirbt, ihm „wegen des Mindestlohns“ eine zugesagte Abschlussarbeit verweigert, der outet sich schon vor Beginn seiner Karriere als illoyal und macht sich keine Freunde. Nicht bei VW. Nicht in der Branche. Vermutlich nirgendwo in der Arbeitswelt.


Es fällt schwer zu glauben, dass es einem Unternehmen wie VW tatsächlich um die Differenz zwischen 723 und etwa 1200 Euro geht – bei weltweit mehr als 500.000 Mitarbeitern (PDF) und knapp 200 Milliarden Euro Jahresumsatz. Es sieht aus, als würde der Widerstand gegen das ungeliebte Mindestlohngesetz auf Kosten der Studenten ausgetragen.


Bislang wurden Bacheloranden und Masteranden, die drei bis fünf Monate in Unternehmen ihre Abschlussarbeiten schreiben und vorher dort ein Praktikum absolviert haben, wie Praktikanten bezahlt – also in der Regel nicht mit dem Mindestlohn. Ab dem 1. Januar 2015 steht diesen Praktikanten der Mindestlohn zu. Von der Regelung ausgeschlossen sind nur Pflichtpraktika im Studium oder in der Ausbildung sowie freiwillige Praktika von höchstens drei Monaten während Ausbildung oder Studium. Nach dem Studienabschluss oder bei längeren Praktika steht der Mindestlohn allen zu – außer, man erlernt noch einmal einen neuen Beruf. Max‘ Abschlussarbeit muss nicht notwendigerweise in einem Unternehmen geschrieben werden, so steht es in der Studienordnung. In vielen Studiengängen gilt jedoch die ungeschriebene Regel, diese wirtschaftsnah in einem Unternehmen anzufertigen: Für Ingenieure zum Beispiel ist diese Zeit nach der theoretischen Ausbildung an der Uni eine wichtige Chance, das Gelernte in der Praxis anzuwenden.


Auf die Bitte der Personalabteilung fragte Max bei seiner Uni nach einer Bestätigung, dass die Erstellung der Abschlussarbeit zwingend in einem Unternehmen erfolgen müsse, weil man auf diese Weise den Mindestlohn umgehen könne. „Das wurde abgelehnt mit der Begründung, dass ein solcher Beschluss in der Studienordnung festgeschrieben sein müsste, und dass dies gegen das freie individuelle Studieren verstoßen würde“, sagt Max. Es klingt wie ein Vorwurf. Dabei sind die Unis nicht verantwortlich dafür, dass Max‘ und viele weitere Abschlussarbeiten in Gefahr sind. 

„Ich war seit meiner Einstellung jede Woche einmal in der Personalabteilung von VW um nachzufragen“, sagt Max am Telefon. „Ich muss abwarten, was passiert“. Nach mehreren Nachfragen erklärte ein Sprecher von VW, dass man sich nicht zu Einzelfällen äußere. VW beschäftigt Hunderte Praktikanten, Max weiß von etwa zwanzig, die ebenfalls nicht wissen, ob sie ihre Abschlussarbeiten wie vereinbart im Unternehmen schreiben können.

Sollte das Unternehmen die Praktikumsverträge wirklich auflösen und die Zusagen für die Abschlussarbeiten zurücknehmen, hätte das für Max gravierende Konsequenzen. Er müsste sich ein neues Thema für seine Abschlussarbeit und eine neue Stelle bei einem anderen Unternehmen suchen. Ein halbes Jahr hat die Suche dieses Mal gedauert. Wenn er eine Stelle findet, müsste er vermutlich auch dort wieder ein mehrmonatiges Praktikum ableisten, bevor er überhaupt mit der Abschlussarbeit anfangen könnte. Dadurch könnte er also ein ganzes Jahr verlieren und dadurch die Regelstudienzeit überschreiten. Er bekäme kein Bafög mehr und müsste im Lebenslauf rechtfertigen, warum er ein Jahr länger gebraucht hat als andere Bewerber. „Wenn ein Personalchef zwei Bewerbungen vor sich liegen hat und ein Bewerber hat die Regelstudienzeit überschritten - wen wird er wohl einstellen?“, fragt Max. Es klingt bitter. Auch einen Mietvertrag hat er unterschrieben, der bis Sommer 2015 läuft. 

Ähnliche Probleme bei Daimler 


Probleme mit dem Mindestlohn gibt es nicht nur bei VW. Nach Schätzungen der IG Metall dürften deutschlandweit Tausende Abschlussarbeiten in Gefahr sein. In Bremen beim Autohersteller Daimler gab es bis vor einer Woche ähnliche Probleme: Dort hatte von etwa 150 Praktikanten, die dort arbeiten, etwa jeder Dritte die Zusage, dort die Abschlussarbeit schreiben zu können. Unter ihnen ist der Wirtschaftsingenieursstudent Christian, Mitte 20. Ihm wurde die Abschlussarbeit – mündlich, wie das bei Daimler und anderen Firmen üblich ist – zugesagt. Im Sommer begann er sein Praktikum. Kurz darauf hörte er von seinem Bekannten Max, dass „wegen des Mindestlohns“ die Abschlussarbeiten der Praktikanten bei VW in Gefahr seien.


Das Gerücht ließ Christian nicht los. Er fragte seinen Vorgesetzten. Der konnte ihm nichts dazu sagen. Er informierte sich über das Mindestlohngesetz, das auch ihm die 8,50 Euro Stundenlohn zubilligt. Schließlich ging er zum Betriebsrat und bekam sogar eine Mail vom 4. August 2014 weitergeleitet (die jetzt.de vorliegt), in der die Führungsebene bei Daimler über die unklare Zukunft von Praktikanten nach der Einführung des Mindestlohns im Januar 2015 informiert wurde. Die Mail in der Länge einer DIN A4-Seite wurde – so die Betriebsrätin Cora Schwittling – im Tagesgeschäft von den Zuständigen wohl übersehen, sodass die Praktikanten nicht beziehungsweise nicht rechtzeitig informiert wurden. 


Heute sitzt Christian in einem Konferenzsaal im Gewerkschaftshaus, gegenüber vom Bremer Hauptbahnhof. Er hat die Betriebsrätin Cora Schwittling und zwei Vertreter der Gewerkschaft IG Metall mitgebracht. „Wir haben erst durch Christian von der Problematik erfahren“, sagt Cora Schwittling. „Die Mail vom August hat wohl keiner gelesen, oder wenigstens wahr- oder ernstgenommen. Wir haben am Standort offiziell keinen Praktikantenzuständigen mehr, der Praktikantenprozess wird über das Recruiting-Center in Berlin gesteuert. Hier fühlte sich keiner verantwortlich.“


Christian hatte wochenlang keine Gewissheit, wie es weitergehen sollte. „Ich hatte null Motivation mehr, etwas für den Konzern zu tun“, sagt er und starrt dabei auf den Konferenztisch. Cora Schwittling sieht ihn an und nickt nach jedem Wort. Mehrmals in der Woche fragte Christian im Betriebsrat nach. Sein Betreuer im Konzern schlug ihm schließlich vor, seine Abschlussarbeit als theoretische Arbeit an der Uni zu verfassen, doch dort gibt es nicht genügend Betreuer, um das allen Studenten zu ermöglichen.


„Wir Praktikanten leisten auch sehr viel fürs Tagesgeschäft“, sagt Christian. Cora Schwittling nickt wieder. Als er das Problem beim Betriebsrat vortrug, fragte ein Kollege sogar: „Wie sollen wir die Arbeit ab 2015 schaffen, wenn keine Praktikanten mehr da sind?“ Christian erzählte beim Praktikantenstammtisch, der sich ein Mal die Woche trifft, von der Situation und fragte bei den Praktikanten an den anderen Standorten nach. Die Betriebsrätin Cora Schwittling, die sich ehrenamtlich bei der IG Metall engagiert, trug die Situation an die Gewerkschaft weiter, die daraufhin Vertreter zu Daimler schickte. „Wir forderten und fordern ganz klar, dass die Praktikantinnen und Praktikanten ihre zugesicherten Abschlussarbeiten im Unternehmen erstellen können und die Praktikantenverträge an die neuen gesetzlichen Regelungen angepasst werden“, sagt Jan Wilde, Jugendsekretär der IG Metall Bremen. Er befürchtet, dass die Unternehmen die Schuld, dass Studenten ihre Abschlussarbeiten nicht mehr schreiben können, auf den Mindestlohn schieben. Die Studenten würden sogar auf den Mindestlohn verzichten. Das wäre aber nicht richtig. Und ab 2015 sogar gesetzeswidrig. „Bei längeren freiwilligen Praktika gehen wir als Gewerkschaft davon aus, dass es sich nicht um den eigentlichen Zweck eines Praktikums handelt, nämlich etwas zu lernen, sondern darum, Gelerntes anzuwenden. Da sind Praktikanten in die betrieblichen Abläufe eingebunden, da wird eine Arbeitsleistung erbracht“, sagt Wildes Kollegin Stefanie Gebhardt, Gewerkschaftssekretärin bei der IG Metall Bremen. „Und da ist es nur fair, das auch entsprechend zu vergüten. Alles andere ist für uns nicht tolerierbar.“

Es sieht danach aus, als würden die großen Konzerne ein Zeichen gegen das Mindestlohngesetz setzen wollen: Sie sind auf qualifizierten Nachwuchs angewiesen, doch der soll möglichst billig sein. „Das ist ein Boykott eines Ausbildungssystems auf dem Rücken der Schwächsten: der Studierenden“, sagt Jan Wilde.


Bei Daimler gab es vergangene Woche einen Durchbruch. Die Forderungen der IG Metall wurden akzeptiert, am Dienstag konnte ein entsprechender erster Vertrag unterzeichnet werden, der den Studierenden den Mindestlohn garantieren soll. „Nach einer kurzen Übergangsphase, in der wir die Situation geprüft haben, bieten wir weiterhin - auch nach dem Mindestlohngesetz ab 1. Januar 2015 - alle Varianten von Pflichtpraktika, freiwilligen Praktika sowie Abschlussarbeiten an“, schrieb die Unternehmenssprecherin für den Bereich Human Resources von Daimler in einer schriftlichen Stellungnahme. Die Zukunft von Max bei VW ist dagegen noch unsicher. In dieser Woche hat er erneut einen Termin in der Personalabteilung. Christians Beispiel gibt ihm Hoffnung. Es zeigt, dass es der richtige Weg ist, den Mindestlohn einzufordern. Und nicht, den Unternehmen zu helfen, ihn zu umgehen.


Update (02.12.2014, 17:30 Uhr):

Am Dienstagabend meldete sich ein Sprecher von VW mit einer zweiten Stellungnahme bei jetzt.de, in der er schreibt: "Selbstverständlich werden wir das Mindestlohngesetz umsetzen und nicht nur im Fall von Abschlussarbeiten Mindestlohn zahlen, sondern auch für Pflichtpraktika und freiwillige Praktika." 

Studentenatlas: Passau

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Dieser Text erscheint im "Studentenatlas", ein Projekt von jetzt.de und SZ.de. Mehr Infos dazu findest du hier.
 Eine interaktive Passau-Karte für Studenten findest du hier.


Altstadt/Innenstadt


Das bekommst du hier: enge Gassen mit großen Pflastersteinen; schöne Aussicht auf braunes (Donau) und grünes Wasser (Inn); Glockengeläut (die Glocken im Rathaus-Turm spielen unter anderem die Melodie von "Fuchs, du hast die Gans gestohlen"); die Innpromenade; Kreuzfahrtschiffe und die dazugehörigen Touristen; Fenstersimse voller Orangenbäumchen; das Scharfrichter-Kino; gutes indisches Essen; blau-weiß-karierte Deko-Artikel in den vielen Touri-Shops
Das bekommst du hier nicht: kurze Wege zum nächsten Supermarkt; Fahrradwege; Parkplätze. 
Durchschnittsmiete Altstadt/Innenstadt: 7,17 €/qm


Grubweg/Ilzstadt


Das bekommst du hier: schrullig geschnittene Altbau-Wohnungen; perfekte Jogging-Strecken entlang der Ilz; kurze Wege zu den Badeseen; Naturkitsch; eine Burgruine in Laufweite; das Ilzer Haferlfest mit Fackelschwimmern, Sautrogrennen und Fischerstechen
Das bekommst du hier nicht: die Möglichkeit, schnell mal zur Uni zu schlendern; das Gefühl, in einer Stadt zu wohnen.
Durchschnittsmiete Grubweg/Ilzstadt: 5,14 €/qm


Innstadt


Das bekommst du hier: viele gute Restaurants und noch mehr Kneipen; den wohl besten Kaffee der Stadt; sanierungsbedürftige Altbauwohnungen mit langer WG-Geschichte; den Blick auf die Altstadt und die schmucken Dom-Zwiebeltürme; kurze Wege zu den Palatschinken mit der besten Aussicht und zu günstigen Tankstellen in Österreich. 
Das bekommst du hier nicht: Neubauwohnungen; ein sicheres Gefühl als Radfahrer (dafür sind die Gassen und Straßen zu eng)
Durchschnittsmiete Innstadt: 5,86 €/qm


Haidenhof Süd


Das bekommst du hier: kastenförmige Wohnanlagen voller praktischer Neubauwohnungen, meistens sogar mit Einbauküche, Spülmaschine und einem Balkon; ältere Nachbarn, die sich um deine Pflanzen auf ebendiesem Balkon kümmern, wenn du in den Semesterferien unterwegs bist; Muskelkater, wenn du mit deinen Einkäufen den Berg hochkraxeln musst; kurze Wege zur Uni; Parkplätze.
Das bekommst du hier nicht: studentisches Lebensgefühl; eine große Auswahl an Cafés, Restaurants, Bars und Clubs
Durchschnittsmiete Haidenhof Süd: 5,63 €/qm


Haidenhof Nord


Das bekommst du hier: das Gleiche wie in Haidenhof Süd - plus Möbelgeschäfte, Fast-Food-Restaurants und Tankstellen; sehr viele Supermärkte (in Passau durchaus eine Besonderheit); ein WG-Zimmer ohne mehrstufiges Bewerbungsverfahren; den Bahnhof in Trolley-Laufweite.
Das bekommst du hier nicht: Altbauwohnungen mit Stuckdecken; niedrige Hausnummern - die Spitalhofstraße führt gefühlt bis nach München
Durchschnittsmiete Haidenhof Nord: 4,43 €/qm



Die Durchschnittsmiete ergibt sich jeweils aus den Zahlen des Mietspiegels der Stadt Passau und bezieht sich auf die Bürgerversammlungsgebiete, nicht auf die früheren Stadtteile. Die Zahlen sind Durchschnittswerte ohne Berücksichtigung von Lage, Größe und Ausstattung der Wohnung.

Vorzeigen: Adventskalender

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In den vergangenen Wochen haben manche in der jetzt-Redaktion etwas getan, was sonst das letzte Mal in der Grundschule im Kunstunterricht vorkam: gebastelt! Charlotte mit Bastsäckchen, Christina mit gekauften Beuteln und Kathi ganz virtuell - sie hat nämlich den diesjährigen SZ-Adventskalender designt. Und am ersten Dezember morgens haben wir uns dann alle gegenseitig gefragt: "Und bei dir so?"

Und siehe da: Die meisten von uns haben auch Adventskalender geschenkt bekommen! Eine kleine Auswahl zeigen wir euch ab heute hier. Aber wir neugierigen Dinger verlangen im Gegenzug auch etwas zurück: Zeigt uns eure Kalender! Ladet Texte und Fotos unter dem Label "dein_kalender" hoch, gerne mit einer kleinen Geschichte zu euren 24 Türchen. Die schönsten Bilder zeigen wir dann im Tagesblog!

Die Papiertüten





"Meine Kinder sind ein und drei Jahre alt. Seit letztem Jahr gibt es für die Beiden einen selbst bestückten Adventskalender. Das führt dazu, dass ich Ende November verzweifelt in Nippes-Geschäfte stürze und Geld für Kleinkram ausgebe. Aber jeden Tag Schokolade zu schenken, fände ich auch fad. Die Papiertüten gibt's im Müller, ich habe in bisschen nett drauf gestempelt, eine Zahl draufgemalt und fertig. In den Beuteln befindet sich hauptsächlich Spielzeug, sowas wie Knete und Kerzen, aber natürlich manchmal auch Süßkram."
christina-waechter

Der Loskalender





"Man muss seine Mutter hier vorsichtig loben. Sie liest mit. Und dann wird sie irgendwann womöglich eingebildet. Andererseits sagt man tollen Müttern natürlich auch viel zu selten, dass sie tolle Mütter sind. Meine Mutter schenkt mir zum Beispiel jedes Jahr einen Adventskalender. Jedes! Jahr! Und sie lässt sich quasi immer wieder was neues einfallen. Dieses Jahr eben einen Kalender mit Losen. Zwei pro Tag. Eins für mich, eins für die Frau, die ich gut kenne. Tolle Mutter! Auch sonst ... "
jakob-biazza


Der für die Freundin





"Man muss sich selbst hier noch vorsichtiger loben. Man ist so schon eingebildet genug. Aber: All das habe ich gestern besorgt und zwar in der Zeit zwischen Verlassen des Büros (19.30 Uhr) und Ankunft zu Hause 21 Uhr. Weil: Im vergangenen Jahr habe ich von der Frau, die mich gut kennt, einen bekommen. Der war wohl noch etwas besser gefüllt. Aber sie hatte auch mehr Zeit!"
jakob-biazza


Die Riesenarbeit





"144 hochgradig personalisierte Brotzeittüten habe ich vergangenes Jahr an Freunde, aber auch meine Eltern verschenkt. Dadurch war ich im Dezember, wenn dann viel zu viele durch die Geschäfte hetzen und sowieso keine gute Geschenk-Idee haben, längst fein raus. Meine Freunde hatten da schon jeden Tag Aspirin an Adventssonntagen, vom Herbst getrocknete Lieblingsbaum-Blätter, internationale Steckdosenadapter oder einfach nur Vanillepudding."
sandra-langecker

Der von Mama





"Ich bekomme jedes Jahr einen Kalender von meiner Mutter. Sonst waren es aber eigentlich immer rote Teddybärtaschen an einer Wäscheleine. ich weiß auch nicht, was dieses Jahr los ist."
nadine-wolter


Der Nostalgische





"Eigentlich hab ich den Kalender für meinen Freund gebastelt, der aber nichts mit Weihnachten am Hut hat. Also hab ich ihn im Endeffekt für mich gebastelt, aus Nostalgie. Wir hatten früher immer einen großen Adventskalender für meine Geschwister und mich, auf den hab ich mich als Kind immer schon Wochen vorher gefreut."
daniela-rudolf

Der Hochoffizielle




Der offizielle SZ-Adventskalender, made by Katharina Bitzl

Voll normal

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Am Anfang gab es das Wort nur in ein paar Rapsongs. Zum Beispiel in folgender Zeile: "Gucci Gucci, Louis Louis, Fendi Fendi, Prada / Basic bitches wear that shit so I don't even bother." Seit ein paar Monaten rotiert die Bezeichnung nun immer schneller im amerikanischen Internet und macht dabei immer mehr Lärm. So viel, dass es nur noch ein paar Monate dauern dürfte, bis sie sich auch hier verbreitet.

Deshalb zur Erklärung: Eine "Basic Bitch" mag Dinge, die jeder mag. Zum Beispiel Gucci und Prada. Aber auch Romantic Comedies, französische Bulldoggen oder Jennifer Aniston ("weil sie so tapfer ist!"). Sie verhält sich so, wie man sich die Frauen vorstellt, über die deutsche Comedians ihre Beziehungswitze machen. Ein bisschen zickig, ein bisschen unsicher, ein bisschen doof.

Eine Basic Bitch hört Beyoncé auf dem iPod, wenn sie samstags shoppen geht und sagt standardmäßig Sätze wie: "Sehe ich darin fett aus?", "Oh Gott, ich brauche einen Welpen!" oder "Oh Gott, ich brauche einen schwulen Freund!" Wenn sie Fotos auf Instagram oder Facebook postet (was sie ständig tut), steht dahinter häufig ein Hashtag wie #blessed, #thankful oder #lovemylife. Die Basic Bitch ist zufrieden mit ihrem Leben und will, dass alle das wissen.



Füllt die Lücke zwischen "langweilig", "trashig" und "beschränkt" - und würde sich selbst natürlich nie so bezeichnen: die "Basic Bitch".


Laut Definition von BuzzFeed ist sie "a boring person with no sense of uniqueness or personality". Das New York Magazine beschreibt sie als "a woman who fails to surprise us."

Ähnlich wie der Hipster würde sich eine Basic Bitch nie selbst als solche bezeichnen. Und auch für sie gibt es längst ein ikonisches Accessoire, sozusagen das Gegenstück zur Hornbrille: das Getränk "Pumpkin Spice Latte", das Starbucks jeden Herbst anbietet. Wenn sich Jahreszeiten ändern und die Konsumindustrie darauf reagiert: Hach, die Basic Bitch liebt sowas! Rote Blätter als Deko in Schaufenstern! Kastanienmännchen! Weihnachtsmärkte!

Man könnte sagen: Eine Basic Bitch ist das, was in Deutschland "Normalo" heißt. Dabei gehört die Basic Bitch gerade nicht zum derzeit ebenfalls beliebten "Normcore"-Trend. Der funktioniert nämlich gerade durch die ironische Brechung der Normalität. Die Basic Bitch hingegen ist ganz und gar ungebrochen. Eine typische Vertreterin unserer Gesellschaft, an die Marketingchefs denken, wenn sie Radio-Morningshows oder Weihnachtskomödien planen: Ein Standardmensch ohne Ausschlag in irgendeine Richtung. Eine Frau in Fabrikeinstellung.

Aber warum reden nun plötzlich alle davon, in Parodie-Videos, Dating-Guides oder Checklisten, warum gibt es ein Basic-Bitch-Tournament (in dem unter anderem Britney Spears, Kate Middleton und Eva Braun gegeneinander antreten) und neuerdings sogar einen Instagram-Account, in dem Männer so tun als seien sie "basic"?


[plugin imagelink link="http://photos-e.ak.instagram.com/hphotos-ak-xfa1/10844018_691997050916012_1472682816_n.jpg" imagesrc="http://photos-e.ak.instagram.com/hphotos-ak-xfa1/10844018_691997050916012_1472682816_n.jpg"] "I soooo needed this today! #CaseOfTheMondays #Stressfree #Vino"


Zum einen liegt das wohl an dem amerikanischen Hang zu Kategorien dieser Art. Nach dem Hipster gab es in den USA zum Beispiel auch den Hype um die "Bros", von dem hierzulande kaum was zu merken war. Der Bro ist ungefähr der Typus "junger, unreifer Single-Mann, der das tut, was die meisten anderen jungen Single-Männer auch tun": Football gucken, trinken, Mädchen ficken.

Die Erklärung dafür ist immer dieselbe: Kategorisierung ist praktisch! Sie macht es nicht nur fürchterlich einfach, Menschen zu klassifizieren – sondern vor allem, sich selbst zu positionieren. Wer einen vollbärtigen Mann mit hochgekrempelter Hose und Clark-Boots als "Hipster" bezeichnet, definiert sich damit ja in Wahrheit selbst, nämlich ex negativo: "Ich habe vielleicht keinen Bartwuchs, erfahre von guten Platten immer erst sechs Wochen zu spät und habe nicht den Mut für ein Tattoo auf dem Handrücken – aber immer noch besser als so ein Pfau!" Weshalb das Wort Hipster ja am liebsten von etwas grauen Menschen verwendet wird, die vor allem durch eines auffallen: ihren uninspirierten Geschmack.


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Was sagt also das neue Etikett der Basic Bitch über die Urteilenden aus? Zum einen: Wer über "Basicness" lacht, also die demonstrative Zufriedenheit mit dem Mittelmaß, drückt seine eigene Stilsicherheit aus. Dabei füllt der Begriff ziemlich genau das Niemandsland zwischen den Bezeichnungen "langweilig", "trashig" und "beschränkt". Die dürften zwar im Einzelfall eigentlich gemeint sein, wenn über eine Basic Bitch gelästert wird - sie sind aber eben eindeutig bösartig. "Basic" dagegen klingt fast wohlwollend.

Eine Basic Bitch, die sich ja dadurch auszeichnet, dass sie eben kein Pokerface kennt, dass sie mag, was sie mag, und sagt, was sie denkt, ohne zu reflektieren, ob sie dadurch nun "einzigartig" wirkt – sie jedenfalls würde auf den Vorwurf der Basicness vermutlich einfach antworten: "Du blöder Hipster." Und dann einen Sex on the Beach trinken gehen.

Tagesblog - 3. Dezember 2014

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18:18 Uhr: So, ich mache jetzt mal Feierabend. Für mich beginnt jetzt schon das Wochenende.
Drum lasse ich euch das hier als Abschied hier:

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Wer noch nicht ins Wochenende darf, bitte, wenn es so weit ist, noch einmal reinklicken!

Schön wars mit euch! Ich wünsche allen einen guten Abend. Morgen bespaßt euch hier Jan. Bis bald!

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17:48 Uhr: Ey, ich seh ja gerade, dass unter dem Latein-Artikel aus der SZ Latein voll gebasht wird. Wie könnts ihr nur? Ich liebe Latein! Ich sage nur: Leistungskurs. 15 Punkte in der Facharbeit. Und ich bereue nichts!

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17:34 Uhr:
Hab lange nach der Überleitung gesucht. Jetzt hab ich sie. Achtung: Es ist ja schon dunkel draußen. Aber ohne Sterne, weil das in der Stadt nun mal schwierig ist. Auf der Webseite Youcanseethemilkyway.com gibt's dafür ganz viele Milchstraßenfotos. Bei mir zu Hause, also in Niederbayern, wo fast keine Lichtverschmutzung ist, kann man die auch sehr gut sehen. Eine Lichtverschmutzungslandkarte gibt es auch auf der Webseite. Und so schön sehen die Fotos dort aus:

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17:14 Uhr:
 Wuhu und gleich nochmal Neues hier: Beim BVB wünschen sich viele den Rauswurf von Jürgen Klopp, gleichzeitig soll das Latinum als Studienvoraussetzung abgeschafft werden. Zwei Institutionen kämpfen ums Überleben - das heißt für uns natürlich: Bildervergleich! Jan hat's gewagt, herausgekommen ist ein sehr lustiger Vergleich in Bildern!

Etwa so:

Auf dem Buckel:


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(Foto:oh)

16:12 Uhr:
News auf der Webseite! Jakob hat in München einen neuen, superstylischen Lieferservice entdeckt - die haben einen Creative Director, hallo!? - und die Macher gleich mal gefragt, was das eigentlich soll. "Munchee" heißt das Ganze. Sieht gut aus. Trotzdem (und jaja, Spitzenküche auch und bla), die Plastiktütchen irritieren mich! 

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15:44 Uhr: Heute ist endlich der wichtige Text von Christina aus der SZ am Wochenende online: Sie hat eine Familie in Warstein besucht, die seit fast 20 Jahren Asylbewerber bei sich zu Hause aufnimmt. Und außerdem mit zwei jungen Eritreern gesprochen, die von Schleppern misshandelt wurden und fast im Mittelmeer ertrunken wären. Unbedingt lesen. Beides!

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15:21 Uhr:
Oje, bei den Kollegen von der Bild gibt's jetzt auch "gefühlte Wahrheiten" wie im SZ Magazin. Aber die Bild macht das halt: wie die Bild.



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15:11 Uhr:
Mars-News! Vielen Dank an chocolatecat! Für den Link auf diese tolle Webseite, die auf dem Bildschirm veranschaulicht, wie weit der Mars von der Erde entfernt ist. Und den Hinweis auf eine Marsmission Mitte der kommenden 30er Jahre. Super aufregend wird das! Bis dahin könnte ich ja nochmal umschulen.

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14:13 Uhr:
Falls das Christkind den jetzt.de-Tagesblog liest: Ich will auch 51 Pakete geschickt bekommen, die ich weder bestellt habe noch bezahlen muss, und sie einfach so behalten müssen! 

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(Illustration: Katharina Bitzl)

13:47 Uhr:
News auf der Startseite (gut, schon seit vor der Mittagspause...): Die wunderbare Dorothea Wagner hat für den Studentenatlas Passau nicht nur diese tolle Stadtkarte gemacht, sondern auch noch zusammengetragen, was man wissen muss, um sich in der Stadt angekommen zu fühlen.

Zum Beispiel: Plattling ist der Nabel der ostbayerischen Zuglandschaft.

Und: „Auf d’Nacht“ hat mit der Nacht nicht zwingend etwas zu tun.

Letzteres wusste ich als Niederbayerin, finde die Beobachtung aber einfach sehr charmant!

Und bei der Gelegenheit muss ich dringend auf ihre super Passau-Kleinstadt-Liebeserklärung verweisen, die sie während ihres Praktikums bei uns geschrieben hat. Mich hat ihre Begeisterung schon angesteckt, ich muss bald mal wieder nach Passau!

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12:43 Uhr: Oje, in einem Atomkraftwerk in der Ukraine gab es offenbar technische Probleme, teilte Ministerpräsident Arseni Jazenjuk, angeblich geht keine Gefahr für die Bevölkerung aus. Ich halte euch, hoffentlich mit guten Nachrichten, auf dem Laufenden!

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12:32 Uhr:
Ohne Weltraumkram geht es nicht, wenn ich tagesblogge. lemongreen hat in den Kommentaren ein Gif gepostet, das erklärt, wie Selfies im All gemacht werden. Supergut!

[plugin imagelink link="http://gifdumps.hornoxe.com/gifdump127/hornoxe.com_gifdump127_24.gif" imagesrc="http://gifdumps.hornoxe.com/gifdump127/hornoxe.com_gifdump127_24.gif"]

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12:11 Uhr:
Ich muss nochmal Tuğçe A. erwähnen. Im von mir sehr geschätzten Missy Magazin geht es diese Woche um den gerade sehr lauten Ruf nach mehr Zivilcourage und die Frage, wie diese eigentlich aussehen soll. Sehr lesenswert! Darin sind auch sechs Regeln für solche Situationen verlinkt - die man sich am besten gleich ausdruckt und in den Geldbeutel steckt!

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11:38 Uhr: Im Ticker geht es heute übrigens um Klima. Und zwar in jedem Sinn, den man sich nur vorstellen kann. Also auch um das Raumklima im Büro. Aus der Redaktion kann ich berichten: Bei uns ist es ziemlich warm und gemütlich heut. Hier geht's lang zur Diskussion!

Und unter dem Adventskalender-Vorzeige-Label tut sich jetzt doch was. Yay! Zum Beispiel dieser Paar-Kalender von Noseberry, für den jeder zwölf Päckchen gepackt hat. 

[plugin imagelink link="http://jetzt.sueddeutsche.de/upl/images/user/no/noseberry/text/regular/1030892.jpg" imagesrc="http://jetzt.sueddeutsche.de/upl/images/user/no/noseberry/text/regular/1030892.jpg"]

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11:12 Uhr:
Ich denke im Moment ungefähr 17 Mal am Tag, dass es sehr unfair ist, dass nur Tiere Winterschlaf machen dürfen. Und dann sehen sie auch noch so niedlich dabei aus.

[plugin imagelink link="http://www.geo.de/img.php/393/590/http://img.geo.de/div/image/74064/arktischer-ziesel-winterschlaf-tiere-ingo-arndt-gross-01.jpg" imagesrc="http://www.geo.de/img.php/393/590/http://img.geo.de/div/image/74064/arktischer-ziesel-winterschlaf-tiere-ingo-arndt-gross-01.jpg"] (Quelle)

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10:59 Uhr: Charlotte hatte auch einen Adventskalender in der Post und freute sich heut morgen sehr darüber. Die mag nämlich Marzipan. Ein Glück! Und ihr so? Unter dem Vorzeige-Label ist ja fast gar nichts los!

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(Foto: nivoa/photocase.de)

10:45 Uhr:
Auskonferiert für heute! Auf der Startseite geht es gerade um ein wichtiges Thema: die Berufsunfähigkeitsversicherung. Klingt wenig sexy. Ist aber wichtig! Warum, lest ihr im Lexikon des guten Lebens!

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09:51 Uhr:
Was außer dem dritten Adventskalendertürchen heute wichtig ist und wird:

* Tuğçe A. aus Offenbach wird heute beerdigt. Mir fehlen die Worte, die ich nach diesen Satz schreiben könnte. 

* Das Thema Mindestlohn hatten wir gestern auch auf jetzt.de. Da ging es um Bacheloranden und Masteranden, denen die großen Konzerne lieber keine 8,50 die Stunde oder mehr bezahlen wollen - und deshalb viele Praktikanten, die Zusagen für ihre Abschlussarbeit hatten, nicht wussten, wie es weitergeht. Beim Bauer-Verlag haben sie eine Spitzenidee, wie sie für ihre Zusteller den Mindestlohn umgehen können: mit minderjährigen Zustellern. Ganz groß!

* Damit auch eine gute Nachricht dabe ist: Gratis-Wlan in der Bahn kommt anscheinend wirklich. 

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09:18 Uhr:
Und yay! Es gibt Neues und auch noch Weihnachtliches von den Minions! Ich habs schon ungefähr sieben Mal angesehen. 

http://www.youtube.com/watch?v=GAZe-scjjyU

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09:10 Uhr: Ich bleibe thematisch beim Adventskalender. Wir haben ja gestern ein "Vorzeigen" gestartet, unter dem Label "Dein_Kalender" sind auch schon zwei Beiträge.

Unter anderem dieser ambitionierte Kalender von SambalOelek:

[plugin imagelink link="http://jetzt.sueddeutsche.de/upl/images/user/sa/sambaloelek/text/regular/1030823.jpg" imagesrc="http://jetzt.sueddeutsche.de/upl/images/user/sa/sambaloelek/text/regular/1030823.jpg"]

Ich bin ja sehr beeindruckt von Jakobs Last-Minute-Kalender:

[plugin imagelink link="http://jetzt.sueddeutsche.de/upl/images/user/ch/charlotte-haunhorst/text/regular/1030801.jpg" imagesrc="http://jetzt.sueddeutsche.de/upl/images/user/ch/charlotte-haunhorst/text/regular/1030801.jpg"]

Ich hab immerhin einen Gekauften geschenkt bekommen. Das Türchen heute muss ich aber auslassen. Ich mag kein Marzipan!





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08:37 Uhr:
 Guten Morgen, liebes jetzt.de! Ich lasse euch nochmal kurz allein. Aber nicht ganz. Denn im Adventskalender könnt ihr ein neues Türchen aufmachen!



 
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