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Klinken putzen

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Die meisten Menschen ahnen es nur. Daniel Fritz hat die passenden Zahlen dazu parat: 27 Prozent aller Europäer waschen sich, wenn sie auf der Toilette waren, nicht die Hände. „Und das“, sagt der junge Unternehmer, „ist noch eine der vorsichtigsten Schätzungen.“ Deswegen steht sie auch in seinem Businessplan. Wenn sich nicht einmal jeder Dritte die Hände wäscht, dann müssen all die Türklinken in Krankenhäusern und Kneipen, in Büros oder der Bahn, in Seniorenheimen und Sonnenstudios ziemliche Keimschleudern sein. Und dann könnten all diese Orte genau das gut brauchen, woran Daniel Fritz, 25, mit seinem Freund Maximilian Sarnow, 22, seit zweieinhalb Jahren tüftelt: einen Türgriff, der mit jedem Menschen, der beim Rein- oder Rausgehen die Klinke drückt, desinfiziert wird.



Zu wenig Menschen waschen sich nach dem Toilettengang die Hände, deswegen hat Daniel Fritz eine selbstdesinfizierende Türklinke entwickelt.

Wie sehr sich die Leute mitunter vor einem Türgriff ekeln, das haben die beiden einst an der Berufsoberschule in Rosenheim beobachtet. „Da konnte man die sportlichsten Verrenkungen sehen“, erinnert sich Fritz. „Keiner wollte die Klinken anfassen.“ Aus dieser Alltagsbeobachtung ist die erste Idee entstanden. Zuspruch und auch den einen oder anderen Preis haben sie auf Gründerwettbewerben gewonnen. Und schließlich haben sie gut 75000 Euro an privaten Ersparnissen in das Unternehmen gesteckt, das sie vor eineinhalb Jahren gegründet haben, um aus der Idee ein Produkt zu machen.

Bakteria Ex nennen sie dieses Ding, das sich mit wenigen Handgriffen an so gut wie jeder Tür nachrüsten lässt. Wird die Klinke gedrückt, so setzen sich Zahnräder in Bewegung, die das Griffstück einmal um die eigene Achse drehen und dabei an einem mit Desinfektionsmittel beträufelten Filzlappen entlangführen. 120 Euro soll das System im Schnitt einmal kosten. Und für klamme Kommunen haben die beiden auch noch Clean Walk im Angebot. Das ist ein kleines Bauteil, unter den man den Fuß haken – und so die Tür aufziehen kann, ohne die Klinke anfassen zu müssen.

Dummerweise ist den beiden gerade der Hersteller abgesprungen, der eigentlich den Prototypen fertigen sollte. Nun suchen sie nach einem neuen Entwickler. Und sie müssen all jene vertrösten, bei denen sie in den vergangenen Monaten angeklopft haben: Restaurants und Fitnessstudios waren dabei, auch ein paar Ärzte. Fast alle, erzählt Daniel Fritz, haben ihm gesagt: „Warum ist da eigentlich vorher keiner draufgekommen?“ Vermutlich, sagt der Gründer, habe ihnen da auch die Panik vor Ebola in die Karten gespielt, die zumindest die Medien ergriffen hat.

Doch die beiden sprechen nicht nur mit möglichen Kunden, sondern auch mit möglichen Investoren. Warum sie ihre Idee, die sie sicherheitshalber schon mal mit einem Patent schützen, nicht gleich den Herstellern von Türen anbieten? „Wenn man es als Start-up selbst schon mal auf dem Markt geschafft hat, dann hat man eine viel bessere Verhandlungsposition“, sagt Fritz. Um bei einer späteren Partnerschaft mehr Geld und auch mehr Mitsprache einzufordern. Klar, auch das große Geld lockt ihn. Aber, so sagt er, da ist auch dieser Wunsch, sich selbst zu verwirklichen. „Und es kann doch nichts Schöneres geben, als das mit einem eigenen Produkt zu tun.“

Und so ist aus dem, was für beide anfangs nur eine Nebensache war, inzwischen eine ziemlich große Sache geworden. „18- oder 19-Stunden-Tage, das ist keine Seltenheit“, sagt Daniel Fritz, der auch noch die Immobilienfirma seines Großvaters weiterführt. Sein Mitgründer Maximilian Sarnow steckt nebenbei noch in einem Unternehmen, das die Zutaten für Frozen Joghurt vertreibt. Warum sie sich das antun? „Wer nichts im Leben wagt, der wird es auch nicht weit bringen“, sagt Fritz.

Tagesblog - 7. November 2014

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13:10 Uhr: Wie viel weiß dein Barkeeper über dein Sexleben? Ganz gute Frage, find ich, deshalb hab ich diesen Text hier auf dem Foodblog von Vice sehr gern gelesen: Darin erzählt ein Barmann, wie er von seiner Seite des Tresens aus verdruckste erste Dates und immergleiche Abschlepp-Maschen wahrnimmt.

Bester Satz:  "I actually refer to Tuesdays as “Tinder Tuesdays” now."

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12:45 Uhr:
Zeit für eine neue Geschichte! Neue Folge der Kettenstory: Diesmal peitscht jetzt-User ruebezahl die Handlung weiter.

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12:15 Uhr:
Mercedes hing uns seit 11 Uhr hungrig-nölend am Rockzipfel, deshalb waren wir jetzt schon Essen. Nicht uninteressant, mal um halb zwölf an der Essensausgabe zu stehen - lauter Männer mit Ohrringen aus der benachbarten Vodafone-Niederlassung. Leider kein Foto verfügbar.

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11:20 Uhr:
Nachtrag zu 11:00 Uhr

Hihi, man kann aber auch echt keine Silbe über Merkwürdigkeiten im Vegetarier-Kosmos schreiben, ohne sich Kommentare wie diesen einzufangen:





(Ich bin da ja ein verkohltes Kind.)

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11:00 Uhr:
Lesetipp: Ein schöner Text im heutigen SZ-Magazin über den seltsamen Siegeszug des gegrillten Ziegenkäse vom Max Scharnigg. 
 
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10:30 Uhr:
In der Konferenz las Mercedes eben den stärksten Werbe-Claim der Welt vor. Hat sie in einer Verlagsbroschüre gefunden.





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9:55 Uhr
: Ich muss sagen: Ich mag ja den Bahnstreik. Wie auch alle anderen Formen des öffentlichen Ausnahmezustands: Schneechaos, Dürreperioden, Horror-Regen, Hurrikan-Warnungen, zwei Wochen eisige Russenpeitsche - hach! <3

Heute Morgen zum Beispiel: All die konzentriert auf den Fahrplan starrenden Stadtpendler, die extra eine Stunde früher aufgestanden waren und sich für die beschwerliche Reise mit einem Zusatz-Brot gewappnet hatten - Großstadt-Survival am Isartor!

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9:30 Uhr:
Was heute so außerhalb des deutschen Streckennetzes los ist:

- Ein ehemaliger US-Elitesoldat behauptet, er habe damals Osama Bin Laden erschossen. Ein anderer behauptet ulkigerweise dasselbe über sich.

- Gute Reportage heute auf der Seite Drei der SZ: Ein Besuch in Luxemburg bei den Briefkastenfirmen deutscher Konzerne. Hier ist ein Anriss davon zu lesen.

- Die Anklage wegen des angeblichen Auftragsmords gegen den AC/DC-Schlagzeuger wurde fallengelassen.

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9:15 Uhr:
Angekommen. Ab sofort gibt's hier, wie gewohnt, knallharte Relevanz und Orthografie.

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9:00 die Nachrichtenlage heute morgen: keine ahnung. hab die newskonferenz verpasst.

dafür kommt hier ein gutes foto aus meiner instagram-timeline:




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8:45 Guten Morgen, gewogene Leser, ich tippe diese zeilen in mein handy, während ich zwischen vielen erstaunlich ausgeglichen wirkenden bahnstreikopfern in der ubahn stehe. dann gehts in den bus und dann vielleicht irgendwann an meinen Schreibtisch. hätte einem aber auch wirklich mal jemand sagen können,  dass heute so ein Streik ist.

Love it!

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Die beiden Gründer sind die besten Freunde. Ins Büro kommen sie oft im Partnerlook, beide lieben knallenge Jeans und Sakkos. Sie haben die gleiche dunkelbraune Kurzhaarfrisur, die gleichen braunen Augen. Sie kennen sich, seitdem sie 14 sind, beide sind in Beverly Hills aufgewachsen. An der Uni waren sie ständig zusammen. Sie gründen ein Start-up zusammen, der eine wird Vorstandschef, der andere Marketingvorstand. Sie laden sich gegenseitig zum Abendessen zu den Eltern ein. Und als der eine von beiden sein Auto zu Schrott fährt, leiht er sich einfach das Auto des anderen. Schließlich fahren beide den exakt gleichen schwarzen 115000 Dollar teuren G-Klasse-Mercedes. Auch heute noch, nachdem alles den Bach runter gegangen ist, reden sie vier Mal am Tag miteinander.



Gebrochene Herzen bei denen, die sie eigentlich zusammenbringen sollten: Beziehungschaos bei den Gründern von "Tinder". 

Sean Rad und Justin Mateen, beide 28 Jahre alt, haben Tinder gemeinsam gegründet. Das ist diese unglaublich erfolgreiche Dating-App. Hinter den Kulissen tobt ein Streit um Sex, Liebe, Freundschaft, Penisbildchen und verletzte Egos. Marketingchef Mateen musste vor ein paar Wochen gehen. Nun hat der Skandal auch Rad seinen Job gekostet. Er dreht sich um Whitney Wolfe, die bei Tinder im Marketing anheuerte und Mateens Freundin wurde. Als die Beziehung in die Brüche ging, wurde es hässlich. Wolfe hat Tinder und den Hauptinvestor IAC wegen sexueller Belästigung verklagt. Mateen habe Wolfe fiese SMS geschickt und soll sie im Büro mehrfach „Nutte“ genannt haben – und Schlimmeres. Rad war dabei und ist nicht eingeschritten.

Tinder ist ein Start-up-Phänomen mit Wachstumsraten, von denen andere nur träumen. Das Programm funktioniert nur auf dem Smartphone und ist denkbar einfach: Nur ein paar Klicks und schon kann man in der Tinder-App ein Profil erstellen, das aus einer Handvoll Fotos besteht. Wer mag, kann noch drei Sätze über sich sagen, sonst gibt es außer dem Alter keine Informationen. Die App weist per Ortungssystem Männer und Frauen einander zu, die in der Nähe voneinander sind – oder Männer und Männer und Frauen und Frauen, je nach Vorlieben. Wer das Profil auf dem Smartphone-Display nach links zieht, lehnt das Profil ab, wer nach rechts wischt, signalisiert Interesse. Wenn zwei Nutzer das Profil des jeweils anderen nach rechts gewischt haben, ist es ein Match. Jetzt können die beiden miteinander chatten.

Tinder verlangt keine Zusatzinformationen. Das Einzige, was zählt, sind die Fotos. „Wann war das letzte Mal, dass du in eine Bar gekommen bist und jemand zu dir gesagt hat: ,Entschuldigung, kannst du dieses Formular ausfüllen und wir verbinden dich mit Leuten hier?‘“, fragt Tinder-Gründer Rad. Tinder, so der Standard-Vorwurf, ist die oberflächlichste Onlineplattform für Dating der Welt. Aber Rad hat sie erfunden, um Flirten im Offline-Leben zu simulieren. Wer die Frau im Supermarkt nach der Telefonnummer fragt oder dem Typ am anderen Ende des Tresens zuzwinkert, hat diese Entscheidung schließlich auch allein aufgrund von Äußerlichkeiten getroffen. Das Ganze macht süchtig: Im Schnitt beschäftigt sich ein Nutzer elf Mal am Tag mit Tinder. Frauen verbringen pro Session 8,5 Minuten mit dem Links- und Rechtswischen (sie wischen übrigens deutlich seltener nach rechts), Männer 7,2 Minuten. Macht pro Tag gut eineinhalb Stunden.

Es geht bei der App längst nicht nur um One-Night-Stands, Tinder jagt etablierteren Partnerbörsen die Kunden ab. Inzwischen sind auch Menschen bei Tinder, die auf der Suche nach einer ernsthaften Beziehung sind. Bestes Beispiel ist Co-Gründer Rad selbst. Er hat seine Freundin auf Tinder kennengelernt: Alexa Dell, die 20-jährige Tochter des Computer-Milliardärs Michael Dell. Die beiden Partygänger räumen auch gleich mit einem anderen Vorurteil auf: dass Tinder nur etwas für Leute ist, die zu schüchtern sind für Kontakte im richtigen Leben.

Rad und Dell und Mateen und Wolfe waren bis zur Trennung des Marketingchefs von der Marketingmitarbeiterin beste Freunde. Rad hat es nicht geschafft, Beruf und Privates voneinander zu trennen. „Mit seinen besten Freunden in einem Start-up zu arbeiten, ist toll, weil man dadurch Energie für harte Zeiten bekommt“, sagte er dem Magazin Forbes. „Aber die Grenzen sind verschwommen.” Es ist eine schwierige Aufgabe für junge Gründer: eine Arbeitsatmosphäre zu schaffen, die locker und freundschaftlich ist, aber noch immer eine Arbeitsatmosphäre. Im September haben sich IAC und Tinder mit Wolfe geeinigt und ihr eine Million Dollar gezahlt.

Trotz der Kriegerei im Hintergrund ist Tinder ein riesiger Erfolg. In Metropolen wie New York hat die App das Flirten komplett verändert. Es gibt kaum noch junge Leute, die nicht bei Tinder sind – und auch Menschen um die 50 suchen dort Partner oder One-Night-Stands. Wer nicht mitmacht bei dem Trend, beschwert sich, dass sich kaum noch einer die Mühe macht, in einer Bar oder Disko jemanden anzusprechen – Tinder ist unkomplizierter und eine Zurückweisung tut weniger weh.

Tinder veröffentlicht keine offiziellen Nutzerzahlen. Rad gab aber kürzlich in einem Interview Fakten preis: Seit dem Start im Jahr 2012 haben 40 Millionen Menschen weltweit die App heruntergeladen und 30 Millionen sich vollständig registriert – auch in Deutschland ist sie erfolgreich. In den vergangenen zwölf Monaten sind die Nutzerzahlen um 600 Prozent gewachsen. Die Nutzer sehen sich pro Tag 1,2 Milliarden potenzielle Partner an, 14000 pro Sekunde. Und jeden Tag kommt es zu 14 Millionen Matchs. Riesigen Zuwachs gab es im Winter, als die Medien der Welt berichteten, dass die Athleten im Olympischen Dorf bei der Winterolympiade in Sotschi allerlei Techtelmechtel per Tinder eingeleitet haben.

Trotz des beispiellosen Erfolgs konnte Rad das Ende seines Vorstandspostens nicht verhindern. Er hatte Tinder nicht allein entwickelt, sondern in einem Inkubator der New Yorker Internetfirma Inter Active Corp (IAC), zu der rund 40 Unternehmen gehören, auch die gewinnträchtigen Partnerbörsen Match.com und OKCupid.

Wer genau an der Start-up-Gründung beteiligt war und wer wann welche Idee hatte, ist umstritten. Auch Wolfe behauptet, sie müsse zu den Mitgründern gezählt werden – es sei purer Sexismus, dass Mateen und Rad keine Frau als Co-Gründerin wollen. Die beiden bestreiten das. Fest steht: Rad und Mateen hatten beide andere Start-ups gegründet und sind auf der Suche nach einer neuen Aufgabe bei IAC gelandet, wo die Dating-App-Idee Formen annahm. Weil Rad Tinder als eine Art Angestellter gegründet hat, hat ihm IAC nur zehn Prozent der Anteile am Unternehmen überlassen, IAC gehören 60 Prozent. Der wahre Chef bei Tinder ist daher Sam Yagan, der bei IAC für Datingfirmen zuständig ist. Und natürlich der Medienmogul Barry Diller, der IAC-Chairman. Es dürfte Rad nicht geholfen haben, dass inzwischen allgemein bekannt ist, dass er Diller „Dick“, also Penis, genannt hat, und ein Penisbildchen von ihm gekritzelt hat beziehungsweise eine Peniszeichnung, die mit den Initialen BD spielt.

Rad habe es zugelassen, dass die Atmosphäre bei Tinder mehr einer College-Studentenverbindung ähnelt als einem Unternehmen, sagte Chris Gulczynski dem Boulevard-Blatt New York Post. Er verantwortete nach der Firmengründung das Design der App. Rads Managementstil sei unberechenbar, so Gulczynski. „Da gehört ein Erwachsener mit ins Zimmer.“ Noch ist Rad Chef, bis ein neuer gefunden ist, danach soll er im Aufsichtsrat bleiben. Er selbst sagte Forbes, dass Tinder und IAC „jemanden wie Eric Schmidt“ suchen. Google hat Schmidt 2001 den beiden Gründern Larry Page und Sergey Brin als Vorstandschef vor die Nase gesetzt, Page und Brin nannten das „elterliche Aufsicht“.

Der neue Chef muss Tinders Nutzerzahlen zu Geld machen. Bis heute ist die App kostenlos und werbefrei, sie bringt kaum Umsätze für IAC. Rads Unterstützer unken, dass es IAC gar nicht um die Führungsqualitäten des Gründers ging, sondern dass sie unzufrieden waren, weil Tinder nichts einbringt. Rad hatte am Tag seiner Kündigung Ideen für eine Premium-Version der App verkündet, für die die Nutzer bezahlen sollen. Analysten schätzen den Wert von Tinder zwischen einer und 1,5 Milliarden Dollar. Wagniskapitalgeber könnten noch viel mehr ausgeben. Aber dafür muss Tinder einen Plan für Gewinne vorweisen - und eine Führungskultur ohne Skandale um Sex, Liebe, Freundschaft, Penisbildchen und verletzte Egos.

Gespenster des Gehirns

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Als Reinhold Messner am 29. Juni 1970 gemeinsam mit seinem Bruder vom Gipfel des Nanga Parbat herabstieg – frierend, erschöpft, nach Sauerstoff ringend – machte er eine seltsame Erfahrung. Plötzlich überwältigte ihn der starke Eindruck, dass ein dritter Bergsteiger mit ihnen abstieg, „in einem gleichbleibenden Abstand, etwas zu meiner Rechten, einige Schritte entfernt von mir, gerade außerhalb meines Gesichtsfeldes“. Messner berichtete, dass er die Person nicht sehen konnte, dennoch vollkommen von ihrer Gegenwart überzeugt war. Ihm war etwas passiert, wovon viele Menschen in Extremsituationen, die Autoren von Schauerromanen, aber auch Patienten mit neurologischen oder psychischen Störungen immer wieder berichten. Er hatte etwas gesehen, das manche als Gespenst deuten, andere als Dämon, Doppelgänger oder Schutzengel.



Ist ein Gehirn überansprucht oder verletzt, kann ein „Gefühl der Anwesenheit“ auftreten, das oft als Schutzengel wahrgenommen wird.

Ein Team von Neurowissenschaftlern um Olaf Blanke und Giulio Rognini von der Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne illustriert nun mit dieser Messner-Anekdote einen außergewöhnlichen Aufsatz, den sie in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazin Current Biology veröffentlicht haben. Darin beschreiben sie erstmals, wie man mit einfachen technischen Hilfsmitteln auch bei gesunden Menschen im Labor eine Geister-Illusion erzeugen kann.

Die Forscher sprechen dabei von einem „Gefühl der Anwesenheit“, englisch: „Feeling of presence“ (FoP), das üblicherweise von einem verletzten oder – wie bei Himalaja-Expeditionen – überforderten Gehirn produziert wird. In einem ersten Schritt untersuchten sie deshalb mit einem Magnetresonanztomografen zwölf neurologische Patienten, zum größten Teil Epileptiker, die unter FoP-Symptomen litten. Es zeigte sich, dass die Illusionen vermutlich durch Störungen in drei Hirnregionen produziert werden, die wichtig sind für die Selbstwahrnehmung, die Bewegung und die sogenannte Propriozeption. Darunter versteht man die Fähigkeit eines Lebewesens, die Lage des eigenen Körpers und der Körperglieder wahrzunehmen. All diese Informationen zusammen erzeugen einen Signalstrom, der letztlich die Körperwahrnehmung bestimmt.

Im eigentlichen Experiment gelang es den Forschern nun, diesen Signalstrom zu manipulieren. Sie verbanden den gesunden Versuchspersonen erst die Augen, dann mussten diese mit ihren Händen willkürliche Bewegungen an einer Art Steuerknüppel einer mechanischen Apparatur vollführen. Diese Bewegungen wurden dann über elektrische Signale an einen Roboter übertragen, der in Echtzeit exakt die gleichen Bewegungen auf dem Rücken der Probanden vollführte. Dies war zwar ungewohnt für sie, störte aber noch nicht ihr Körperempfinden. Sie hatten allenfalls das Gefühl, sich selber zu berühren.

Die Wahrnehmung änderte sich jedoch drastisch, als der Roboter so programmiert wurde, dass er alle Bewegungen mit 500 Millisekunden Verzögerung ausführte. Nun war das Gehirn irritiert von den widersprüchlichen Signalen. Es löste das Problem, indem es sich die Illusion verschaffte, dass weitere Personen im Raum stehen. Nach drei Minuten Roboterstreicheln berichteten mehrere Versuchspersonen über das „starke Gefühl einer Anwesenheit“, eine wollte sogar vier Geister bemerkt haben. „Einige empfanden das Gefühl als so unangenehm, dass sie um einen Abbruch des Experimentes baten“, berichtet Studienleiter Giulio Rognini.

Die neue Studie reiht sich ein in eine ganze Serie von Experimenten aus den vergangenen Jahren, in denen Forscher nachweisen konnten, dass die Wahrnehmung des eigenen Körpers leicht manipuliert oder gestört werden kann. So gelang es der Arbeitsgruppe um Olaf Blanke über ähnliche Berührungsexperimente, außerkörperliche Erfahrungen bei Probanden zu produzieren. Mittlerweile als Klassiker in den Neurowissenschaften gilt ein Versuch, bei dem Menschen eine Gummihand für ihre eigene Hand halten. Solche Ergebnisse sind interessant für Neurologen und Psychiater, werfen aber auch philosophische Fragen zur Ich-Identität auf.

Terrormiliz auf dem Trockenen

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Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) verdient weit weniger durch den Verkauf von Erdöl als bislang angenommen. Zu diesem Ergebnis kommt nach Informationen von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR der Bundesnachrichtendienst (BND) in einer vertraulichen Analyse für die Bundesregierung.



Die Terrormiliz kontrolliert seit etlichen Monaten Ölfelder in Ostsyrien und im Nordirak.

Der IS gilt als die reichste Terrorbande aller Zeiten. Ihr Vermögen wird von einigen Nachrichtendiensten auf weit mehr als eine Milliarde Dollar geschätzt. IS finanziert sich weitgehend selbst. Das Geld stammt vor allem aus Erpressung, Kunstraub, Entführungen und Schmuggelgeschäften. Früher war angeblich Erdöl die Haupteinnahmequelle, heute sollen es die Steuern sein. Im Irak soll ein Großteil des Weizenhandels in Hand des IS sein.

Das Ölgeschäft hingegen bricht ab: In der Vergangenheit war, teilweise mit Verweis auf Angaben des amerikanischen United States Central Command (Centcom), von Öleinnahmen des IS in Höhe von einer Milliarde Dollar berichtet worden. Manche Experten gingen sogar von Jahreserlösen in Höhe von zwei bis drei Milliarden Euro aus.

Der BND kam jetzt zu dem Ergebnis, dass sich die diversen Einnahmeschätzungen vor allem auf Angaben der Nichtregierungsorganisation Iraq Energy Institute stützen, auf die sich offenbar auch das Centcom beziehe. Die Schätzungen des Instituts seien, in Teilen zumindest, „wenig realistisch“ und „ nicht plausibel“.
„Bei genauerer Betrachtung“ jedenfalls erwiesen sich die „Spekulationen über derart hohe Einnahmen als weit übertrieben“. Der BND geht davon aus, dass die IS-Ölgeschäfte derzeit weniger als hundert Millionen Dollar im Jahr bringen. Diese Schätzung sei vermutlich immer noch zu hoch. „Perspektivisch“ betrachtet dürften die Erlöse sogar „erheblich niedriger liegen“.

Die Terrormiliz kontrolliert seit etlichen Monaten Ölfelder in Ostsyrien und im Nordirak, und Öl war von Anfang ein Kernstück der ökonomischen IS-Strategie, die es auch gibt. Aber das Ölgeschäft kennt immer Konjunkturen und im Fall IS gilt das offenbar ganz besonders.

Die frühere Produktion aller zumindest zeitweise unter IS-Kontrolle stehenden Anlagen lag laut Angaben des BND bei 172000 Barrel pro Tag. Im August dieses Jahres seien es schätzungsweise noch 64000 Barrel gewesen. Wichtige Ölgebiete im Irak stünden seitdem aber nicht mehr unter der Kontrolle des IS. Die aktuelle Produktion wird in der im vorigen Monat erstellten BND-Analyse auf 28000 Barrel geschätzt. Allenfalls 10000 Barrel gelangten in den Export.

Den größten Teil der „noch vorhandenen Erdölförderung“ verbrauche der IS mittlerweile selbst. Die Berechnung des „Eigenverbrauchs“ des IS werde aber „in vielen Schätzungen gänzlich vernachlässigt“. So bräuchten Gewerbebetriebe in den vom IS kontrollierten Gebieten den Brennstoff. Eine „ausreichende Versorgung der Zivilbevölkerung“ mit Öl könne die Terrormiliz „derzeit nicht gewährleisten“. Wegen einer Verknappung von Treib-und Kraftstoffen sei es sogar zu erheblichen Preisaufschlägen vor allem für Diesel gekommen. Es gebe Hinweise, dass sich die Preise mehr als verdoppelt hätten.

Die in Syrien noch vorhandene Ölproduktion werde mittlerweile „hauptsächlich in primitiven Anlagen mit einem Durchsatz von jeweils 200 bis 300 Barrel pro Tag“ zu „Produkten minderer Qualität“ verarbeitet. Vermutlich seien mehr als 50 Prozent der IS- Ölverarbeitungskapazitäten durch die Luftangriffe der von den USA geführten Koalition zerstört worden. Weil sich die internationalen Öl-und Gasgesellschaften schon vor Jahren aus Syrien zurückgezogen hätten, fehle es mittlerweile allerorten an ausländischen Experten, die aber zur „Aufrechterhaltung der Ölproduktion benötigt“ würden.

Die Öl-Lagerstätten müssten zur Aufrechterhaltung des Drucks mit Gas oder Wasser injiziert werden. Dafür aber brauche es Spezialisten, die nicht mehr da seien: „IS kann dies derzeit nicht bewerkstelligen“, so der BND. Die Terrororganisation verfüge nur noch „sehr eingeschränkt über das notwendige Personal zur Bedienung der Anlagen“. Es fehle auch an technischer Ausrüstung, etliche der Anlagen seien beschädigt oder zerstört. Die Pipelines stünden oft nicht mehr zur Verfügung oder führten in Gebiete, die nicht von der Terrormiliz kontrolliert würden.

Der oft beschriebene Schmuggel von irakischem Rohöl über Iran oder nach Jordanien sei „seit Beginn der US-Luftschläge zurückgegangen“. Nur „vergleichsweise geringe Mengen Rohöl“ würden vom IS aus Syrien exportiert. Zielländer seien vor allem die Türkei und der Irak. Die Preise lägen „weit unter Weltmarktniveau“ .Wegen des „dramatischen Verfalls der Preise am internationalen Ölmarkt“ dürften die Preise für IS-Öl „deutlich gesunken sein“.

Die „im Ölschmuggel aktiven Spediteure“ sollen sich nach Erkenntnissen des BND mittlerweile „größtenteils zurückgezogen haben“. Ein beträchtlicher Teil der Einnahmen aus dem traditionellen Öl-Schmuggel komme ohnehin nicht dem IS, sondern „bereits etablierten Kanälen“ zugute.

Zwar habe der Schmuggel auf dem „Ameisenweg“ mit Eseln oder Fahrzeugen zugenommen; er dürfte sich aber, so der BND, selbst in den Spitzenzeiten „in einem Umfang von allenfalls wenigen Tausend Barrel pro Tag bewegt haben“.

Die jetzt.de-Kettengeschichte, Teil 29

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Was bisher geschah: Anna jobbt an der Tankstelle und haut mitten in der Nachtschicht ab, um ihren Schwarm Gerwin Gewinner zu treffen. Doch Gerwin entpuppt sich als Verbrecher und er und seine Komplizin, die alte Liesel Maier, sperren Anna auf einem Dachboden ein. Annas Chef Paul, der sie retten will, kennt die Entführer schon aus seiner Zeit als illegaler Kunsthändler - die drei haben Kunstwerke gestohlen, die magische Kräfte haben. 

In einer Parallelrealität hat Anna inzwischen einen Roman namens "Nachtschicht" gelesen und wurde in die Geschichte hineingesogen. Ihre Freundin Rana gerät in die Fänge der Entführer, Ranas Freundin Bernhard wird ermordet. Anna und Paul flüchten in die Tankstelle, werden von einer Zombie-Armee bedroht und von einem fliegenden Einhorn gerettet...


...und Anna erwacht in einer Redaktion als Autorin einer Kolumne namens "Nachtschicht", wird aber gefeuert. Vor dem Redaktionsgebäuse sitzt trifft sie auf einen geheimnisvollen Fremden im grauen Sakko und Gerwin auf - Gerwin nun allerdings als Kapitän eines Raumschiffs. Das ist natürlich alles sehr verwirrend und Anna geht mit Lavendelduft in der Nase ohnmächtig zu Boden, um im Haus ihrer Urgroßtante wieder zu erwachen...

Alle vorigen Teile der Kettengeschichte kannst du hier nachlesen. Und hier kommt Teil 29 von jetzt-User ruebezahl.




Draußen ist nichts los. Im Vorgarten des Nachbargrundstücks sitzt ein nackter Junge im Liegestuhl. Er hat zwei Boxentürme an seinen Ei-Pott angeschlossen und genießt Aufnahmen knatternder Maschinengewehre, ein Fuß wippt im Rütthh-Mus. Geile Sheizze, wass?, brüllt er. Legastheniker, was?, schreit Anna zurück. Sie atmet tief ein. Da öffnet sich im Verwaltungsgebäude gegenüber ein Fenster auf unsanfte Weise. Durch die verspiegelte Scheibe kommt klirrend die Verschnupfte geflogen, im popelgrünen Glanzkörperkondom, 29 Scherben hinter sich herziehend wie einen glitzernden Kometenschauer. Sie segelt in krasser Geschwindigkeit zu Anna herunter, stoppt abrupt und mit einem Taschentuch fixiert sie die Glassplitter über sich in der Luft. Da schweben sie nun und Anna schaut verdutzt. Die Verschnupfte schneuzt sich und Anna flatterten die Zöpfe. Und keiner ist da mit nem Handy fürs Youtube-Hype-Video, eine Schande. Boah mann, ey!, schimpft der Liegestuhljunge.

Live-Schalte nach Gotham City.
Robin: Heilige Rotzfahne, Batman!
Batman: Ja, ich bin Batman.
Schnitt ins Studio.
Moderator: Soweit die ersten Reaktionen. Was aber wird nun aus Anna? Wer ist die geheimnisvolle Unbekannte und was hat sie vor, wird sie je wieder gesund? Fragen, die uns alle bewegen. Er schneuzt sich.
Umschalte tief in den Osten.
Off-Sprecher: Warum die Situation derart eskalierte, wird sich vielleicht erst morgen klären lassen. Eigentlich wollte die Policija die Kundgebung und Demonstracija des proirgendwassischen Mobs abbrechen und auflösen, es gelang aber nicht. Den offensichtlich gewaltbereiten Dingsbumsowitschs haben sich Pisdjec und Fashistij angeschlossen. Sie zusammen legten eine Gewaltbereitschaft an den Towarischtsch, wie man sie hier seit ----
Schnitt ins Studio.
Moderator: Verzeihung, falscher Beitrag. Er grinst diabolisch.
Batman: Meine Eltern sind tot.
Umschalte auf die Straße.

Du musst HATSCHI! dir was wünschen, niest die Verschnupfte. Jede Scherbe ist ein Teil dieser Geschichte: Greif zu und die Story dreht sich bis zu diesem Teil zurück. Nimmst du die 1, geht alles von vorne los, nimmst du die 29, sind wir in einer Storyschleife gefangen. Oder du nimmst mein Nasenspray und irgendwas total Abgedrehtes passiert. Na?
Anna betrachtet die schwebenden, gläsernen Teilchen. Dann streckt sie ihre Hand aus.
Spannung.
Zeitlupe.
Wiederholung der Sequenz aus anderen Perspektiven.
Die Verschnupfte schwitzt. Sie reibt sich mit der popelgrünen Hand über die Augen und seufzt, als Anna ihre Hand wieder sinken lässt. Boah mann, ey!, schimpft der Liegestuhljunge.
Nun mach mal hin, Hauptfigürchen, quakt die Verschnupfte und zieht die Nase hoch. Oder bevorzugt die Dame einen Joker?
Robin: Teuflischer Kalauer, Batman!
Batman: Ein Leben ohne Erzfeind ist möglich, aber sinnlos.
Doch Anna zögert. Die Verschnupfte hat endgültig die Nase voll. Sie zieht den Neoprenanzug aus und flüchtet. Der proirgendwassische Mob jagt ihr nach.
Eine verdiente Korrespondentin: Mob? Ein bisschen mehr journalistische Objektivität, bitte!
Jana Böhmerfrau, im Studio des Neopren-Magazins: Ja-ja.

Die Verschnupfte ist verschwunden. Anna ist von den Möglichkeiten überfordert. Sie atmet flach. Sie bräuchte dringend Hilfe, väterlichen Rat, irgendeine Unterst--- KANNST DU VERDAMMT NOCHMAL DIESE SCHEISS MASCHINENGEWEHRE AUSMACHEN! Und zieh dir was an, Junge! --- Boah mann, ey, nicht zum Aushalten! Also. Ich schätze das wird noch ne Weile dauern, denn bei falscher Wahl steht zu befürchten, dass sie den einen oder anderen psychischen Knacks zurückbehalten wird.
Robin: Heilige Vollmeise, Batman!
Batman: Ich bin eine Fledermaus.
Gerwin: Hallo.
Zombies: ---
Außerirdische: (unlesbare Sprechblase)
Paul, allein an der Tanke: Ihr Schweine!
Schnitt ins Studio.
Moderator, sich ein popelgrünes Glanzkörperkondom anziehend: Tja. Greift zum Nasenspray.
Eine schallende Ohrfeige. Anna reibt sich die Wange. Der Liegestuhljunge im Batmankostüm drückt einen Kuss darauf, steckt ihr ein Stück Glas in die Jackentasche und ---

Du willst wissen, wie es weitergeht? Teil 30 der Kettengeschichte erscheint am 13. November.

Zwei Bücher (11): Vom Verlieben und Entlieben

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Verena Güntner, Jahrgang 1978, arbeitet seit 2007 als freischaffende Theaterschauspielerin. Im Herbst 2014 erschien ihr erster Roman "Es bringen" bei Kiepenheuer & Witsch. Vergangene Woche hat sie für uns ihren Sonntag fotografiert, jetzt wollten wir mit ihr aber auch noch über ihr wahres Fachgebiet sprechen: Romane.



 

1. Die Neuerscheinung






jetzt.de: Was für eine Liebe fängt denn an in diesem Roman?
Verena Güntner: Das habe ich mich auch gefragt. Komischerweise denke ich dabei gar nicht an das Paar, Stella und Jason, sondern an den Stalker Mr. Pfister.

Das ging mir auch so. Stella und Jason leben in einer Vorstadtsiedlung in einem Haus mit Vorgarten und Briefkasten am Zaun. Stella ist Krankenschwester, Jason baut Häuser und ist oft nicht da. Die beiden haben eine Tochter, Ava. Und irgendwann drängt sich Mr. Pfister in ihr Leben. Er klingelt einfach an der Tür und möchte sich mit Stella unterhalten. Für mich entsteht in diesem Moment der Anknüpfungspunkt an den Titel. Denn genau wie zum Beginn einer neuen Liebe befindet sich auf einmal ein neuer, fremder Mensch mitten im eigenen Leben und wirbelt alles durcheinander.
Ich habe ein Problem mit dieser Lesart. Für mich ist Mr. Pfister nämlich gar keine eigenständige Figur, sondern ein Teil von Stella, den sie ausgelagert hat. Der Name klingt auch so als hätte ein Kind ihn sich ausgedacht, als könnte es diesen Mann eigentlich gar nicht geben. Und gegen Ende des Buches kam mir dann der Gedanke, dass Mr. Pfister die personifizierte Sehnsucht Stellas sein könnte.

Sehnsucht nach dem Leben, das sie früher mal geführt hat, als sie noch nicht mit ihrer Familie in der Vorstadt lebte?
Ja, oder einfach nach etwas Neuem. Und Mr. Pfister ist natürlich etwas Neues, ein Einbruch in die Gleichförmigkeit ihrer Tage, ihrer Abläufe, der Langeweile, in der sie sich bewegt. Merkwürdig fand ich dabei, dass Stella keine Worte für ihre spürbare Sehnsucht hat. Sie sagt nicht ein Mal: „Ich möchte mein Leben ändern.“ oder „ich bin unglücklich.“ Auch nicht in den Briefen, in denen sie sich einer Freundin anvertraut. Deshalb glaube ich, dass Hermann das Objekt von Stellas Sehnsucht in Mr. Pfister angelegt hat.

Mr. Pfister raucht Kette und trinkt sehr viel. Er vernachlässigt sich selbst, lebt in chaotischen Zuständen und man sieht es ihm an. Es heißt über ihn, er sei eigentlich ein schöner Mann, sieht aber so kränklich aus, dass von dieser Schönheit nicht mehr viel zu sehen ist. In den Briefen, die du erwähnt hast, klingt es manchmal so, als ob Stella früher so ein ähnliches Leben geführt hat, jedenfalls ein anderes als sie es jetzt führt.
Ja, und jetzt durchlebt sie diese immer gleichen Tagesabläufe, die sehr akribisch beschrieben werden. Stellas Langeweile wird sehr erlebbar, das ist nicht immer einfach zu lesen, da muss man durch. Und für diese Stumpfheit des Alltags gibt es überhaupt kein Ventil. Dadurch entsteht eine dumpfe Bedrohungssituation, weil man die ganze Zeit denkt: Das kann doch so nicht gut gehen. Tut es dann auch nicht.

Ist diese erlebte Langeweile beim Lesen ein Problem für den Roman?
Ja, ich habe lange Zeit nicht gewusst, warum ich dem noch folgen soll. Aber am Ende hat es für mich Sinn ergeben, gerade im Zusammenhang mit meiner Interpretation von Mr. Pfister als abgespaltener Teil Stellas. Er stellt in gewisser Weise die personifizierte Bedürftigkeit dar, und das stößt Stella ab. Mr. Pfister steht vermutlich für eine tiefe Angst: Wenn ich mich meinen Sehnsüchten hingebe, passiert etwas Schreckliches mit mir, dann endet alles im Chaos, in Dreck und Einsamkeit. Die Langeweile ist eine Folge der Verdrängung dieses Teils von sich – und die Katastrophe am Ende des Buches eine Folge davon, diesem Teil zu viel Raum in seinem Leben zuzugestehen.

Aber braucht es wirklich diese langwierigen Schilderungen der immer gleich verlaufenden Tage von Stella,  die sich psychologisch und räumlich nicht  bewegt? Oder muss man Hermann den Mut zur Langeweile als erzählerisch konsequent hoch anrechnen?
Ich weiß es nicht genau. Es ist einfach eine rasend traurige Geschichte. Der Ausblick, der am Ende bleibt, ist frustrierend. Und trotzdem saß ich nach dem Lesen da und war getroffen. Das hätte vermutlich nicht funktioniert, wenn Hermann in der Art, wie sie erzählt, nicht so konsequent gewesen wäre.

Judith Hermann: Aller Liebe Anfang
S. Fischer Verlag, Frankfurt a.M. 2014
224 Seiten, 19,99 Euro
 

Auf der nächsten Seite spricht Verena über ihr Lieblingsbuch.
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2. Das Lieblingsbuch






jetzt.de: Hast du dein Lieblingsbuch „Lichtjahre“ vor diesem Interview ein zweites Mal gelesen?
Verena Güntner: Ja. Das erste Mal habe ich das Buch vor acht oder neun Jahren gelesen. In einer Phase, in der ich gerade kaum Zeit zu lesen hatte, und dann hat mich dieser Roman voll erwischt. Ich habe ihn gelesen wie Durst einen trinken lässt und mich vor allem der Sprache Salters voll hingegeben. Jetzt, beim zweiten Lesen, war mir die Sprache oft zu überladen: jede Seite ein Merksatz. Außerdem herrscht so eine vergängliche Atmosphäre im Buch, mit der ich nicht mehr ganz so viel anfangen konnte, wie damals.
 
Was vergeht denn?
Es vergehen mehrere Lieben. Neue fangen an, aber schon in ihrem Aufkeimen hat man das Gefühl, sie werden wieder zu Ende gehen. Und es vergehen ganze Erzählstränge. Salter lässt sehr viel aus, macht große Sprünge. Oft fragt man sich, ob eine Person gestorben ist, und dann taucht sie plötzlich wieder auf. Einmal wird eine der beiden Töchter einfach hundert Seiten lang nicht mehr erwähnt.

Es gibt richtige Sackgassen.
Ja, genau. An den Stellen ist das Buch auch spannend. Das man so überhaupt erzählen kann! Salter macht oft nicht mal einen Absatz und man ist in einer komplett anderen Zeit, an einem anderen Ort.

Die Hauptfiguren sind Viri und Nedra. Er ist zu Beginn Anfang 30 und sie Ende 20, gemeinsam durchleben sie ungefähr 15 Jahre Ehe. Ihre besten Jahre, wenn man so will. Dann werden sie geschieden, obwohl es ihnen sehr gut geht. Sie sind reich, haben zwei wunderbare Töchter. Woran scheitert diese Beziehung?
Es geht ihnen irgendwie zu gut. Nedra zum Beispiel springt in ihren Affären immer dann ab, wenn sich nur ansatzweise Harmonie einstellt. Und die Ehe verläuft sehr harmonisch. Salter beschreibt die Beziehung der beiden als brüderlich. Das Fundament ist da, es gibt die Kinder und Viri und Nedra haben bis zuletzt großen Respekt voreinander. Sie driften nie in den Hass ab, weil sie unzufrieden sind, weil sie Affären führen und die Leidenschaft nicht mehr da ist. Ob diese Beziehung mal richtig leidenschaftlich war, kann man als Leser nicht zurückverfolgen, Viri und Nedra scheinen es auch nicht zu wissen und das könnte das Problem der beiden sein. Es ist genug da, aber eben auch nicht mehr. Keine großen Höhen oder Tiefen.

Ist es deshalb nicht auch ein Buch über das Weitermachen nach einer Trennung? Über das Weitermachen mit einer seelischen Versehrtheit, die man ab einem gewissen Alter mit sich herumträgt, weil man bereits ein paar Wunden im Leben davongetragen hat?

Dass alles endet, das ist die Klammer dieses Buches – und dieser Stimmung entkommt man nicht, während man es liest, das gefällt mir so gut daran. „Lichtjahre“ beleuchtet etwas, was wir oft ausblenden: Nämlich auch die Vergänglichkeit des Weitermachens.

Fandst du das Buch auch erst nach der Trennung von Viri und Nedra richtig interessant?
Ja, komisch oder? Das Luxusleben, das sie führen, ist so fürchterlich ermüdend.

Auch für den Leser. Passt das hier für dich?
Wie gesagt, ich habe zwei Leseerfahrungen. Beim ersten Mal hatte ich damit überhaupt kein Problem, man muss sich auf die Sprache, die Sprünge und auch auf das ausschweifende Erzählen einlassen, sonst legt man das Buch irgendwann weg. Aber ich finde, am Ende wird man für das Weiterlesen belohnt wie bei Judith Hermann.

Warum?
Man kann zwar behaupten, die Erzählung ist furchtbar aufgeplustert und aufgebläht, es passiert doch gar nichts im Leben dieses Paares - beziehungsweise immer das gleiche: die gleichen Begegnungen, die gleichen Gespräche. Aber unbemerkt wird man immer weiter hineingeschraubt in die Geschichte. Fließt so mit im Erzählstrom und landet schließlich ganz bei sich.

James Salter: Lichtjahre
Berlin Verlag Taschenbuch, Berlin 2014
400 Seiten, 9,99 Euro
 
 

Mädchen, Thema Riesenwurst!

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Die Jungsfrage:

Durchs Internet geht gerade ein leiser Stoßseufzer in Form eines Hashtags. Er lautet: #TeamLittleDick. Ausgelöst hat ihn eine Amerikanerin mit einem Video, in dem sie ein Plädoyer für kleine Penisse hält. Hier ist es:

http://www.youtube.com/watch?v=6AyMP87WP6M

Diese These ist uns nicht neu. Wir haben über die Jahre mannigfach die olle Mädchen-Binse gehört von der "Größe", die angeblich "ja nun wirklich nicht alles" sei. Technik, Leidenschaft, Einfühlsamkeit, Humor - alles angeblich viiiiiiieeeeel wichtiger als der schiere Verdrängungsraum unseres Schwanzes.

Natürlich haben wir euch den Unsinn nie geglaubt. Zum einen, weil wir auch mal Physik in der Schule hatten. Und zum anderen, weil viele von euch ja doch auch gelegentlich mal brutal ehrlich sind und sagen: "Junge, jetzt mal brutal ehrlich, so ein großer Schwanz ist schon was Geiles."

Nun werfen wir wegen eines viralen Videos nicht gleich alles hin, was wir über die Jahre an Gewissheit in uns reingefressen haben. (Übrigens belegen ja auch statistische Auswertungen immer wieder, dass größer für die meisten von euch eben doch besser ist!)

Aber eines ist uns tatsächlich neu. Das Argument der Rednerin nämlich, dass sie sich einem großen Schwanz gegenüber "als Frau schwächer" fühlt. Sie sagt, dass sie es mit einem Penis gerne so richtig krachen lässt, mit Hand und Mund und allem, was mit einem großen Exemplar deutlich schwerer sei. Und weil sich das alles auf Deutsch übersetzt fürchterlich stelzig anhört und im Original wie ein Gedicht, hier nochmal ihr O-Ton zum Thema Großschwanz:

"I can’t suck it the way that I wanna suck it, and I can’t fuck it the way that I wanna fuck it."


Das bringt uns nun zur Jungsfrage: Ist es wirklich so, dass ihr euch großen Schwänzen gegenüber schwächer fühlt? Dass ihr also, im Umkehrschluss, gerne Macht habt über unseren Penis? Wie dürfen wir uns das konkret vorstellen: Kriegt ihr mit einem SUV-Schwengel irgendwie weniger krasse Tricks hin als mit einem kleinen, wendigen? Könnt ihr so einem Mini-Trickpenis eine ganz eigene Art von Spaß abgewinnen? Freut ihr euch vielleicht sogar, wenn ihr einen neuen Schwanz auspackt und seht: Hui, fein, der ist handlich!


Auf der nächsten Seite liest du die Mädchenantwort von martina-holzapfl.
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Die Mädchenantwort:

Schwanzgröße hin oder her, die Dame aus dem Video scheint mir auf den ersten Blick noch ein paar andere 'issues' zu haben, als die pure Größe eines ihr dargebotenen Schwanzes. Sich allein von dieser gleich in der Rolle als Frau erniedrigt zu fühlen, dazu braucht es woanders im Leben noch ein paar wunde Punkte mehr. Vielleicht hat jemand den nicht so großen Penis ihres Freundes beleidigt oder sie klickt auf ihrer bevorzugten Pornoseite zu oft auf den Channel "Big dicks", kommt darauf nicht klar und will sich jetzt einfach mal beschweren.

Aber man stelle sich nur mal den armen Mann vor, der sich von seiner Freundin anhören muss, dass sein Schwanz zu groß sei, "ein echter Frauenerniedriger". Ist dieser Mann auch nur ansatzweise mit dem durchschnittlichen Zartgefühl und Selbstbewusstsein eines westlich geprägten Mannes in den 2010er Jahren ausgestattet, kommt der doch seinen Lebtag nicht mehr mit seinem Schwanz ins Reine! Und ich glaube auch nicht, dass das Selbstbewusstsein der, nennen wir sie "Dick Lady", es besonders gut wegstecken würde, wenn ihr Freund ihr sagte, dass ihre riesigen Titten ihm einfach zu matronenhaft sind und ihn als Mann beleidigten.

Worin die Dick Lady trotz allem Recht hat: Große Schwänze sind wahnsinnig unhandlich. Klar, macht Eindruck, so ein Riesending, aber vielleicht auch nur, weil es uns halt von Anfang an in das Alltagswissensnachschlagewerk unserer Köpfe reingestempelt wird - große Schwänze sind gleich geil und erstrebenswert.

In Wirklichkeit sind sie unpraktisch. Sie machen Probleme beim Kondomkauf, sie lassen sich schlecht gut "bedienen", weil man sie nicht richtig gut mit dem Mund zu fassen kriegt, immer entweder gleich würgen muss oder sie aus Versehen mit den Zähnen verletzt. Komisch, dass das nicht längst common sense ist. Ihr verlangt doch auch nicht mehr nach Pamela-Anderson-Riesentitten. Die meisten Jungs, denen ich begegne, stehen auf kleine, feste Brüste, eine Handvoll maximal. Große Brüste nerven, weil sie beim Laufen stören und ernsthafte Rückenprobleme verursachen. Große Schwänze nerven, weil sie - siehe Anfang des Absatzes.

Das Ärgerlichste aber ist an einem zu großen Schwanz schlicht die Tatsache, dass man sich nicht, öh, äh, also na gut, sagen wirs auf Englisch: You just cannot ride it! Weil es wehtut. Weil man Angst hat, innen drin was kaputt zu machen. Das ist ein Problem. Das ist DAS Problem. Denn die Position, in der die Frau auf dem Mann sitzt, dürfte durchaus eine der beliebtesten und effektivsten Positionen für den weiblichen Orgasmus sein. Und die muss dann auch ein bisschen gemütlich sein. Wenn man ständig aufpassen muss, dass beim nächsten Stoß nicht die Gebärmutter kaputtgerammt wird, wird es anstrengend.

Natürlich gibt es jede Menge Fetische und Sondervorlieben und guterweise ja auch für jede Extremität die passende Pornokategorie. Was ich nur sagen will: Stop the Schwanzvergleich! Es gibt wirklich keinen Grund zur Annahme, große Schwänze übermäßig in den Himmel zu loben. Das hat mit Macht oder Unterwürfigkeit gar nichts zu tun. Sie können einfach nur, wie auch große Brüste, eine große Last sein und das Leben sehr umständlich machen. Aber man kann es sich halt nicht aussuchen.

martina-holzapfl

Wir haben verstanden: KW 45

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Es ist jetzt bewiesen, dass wirklich alles Ende hat: Thomas Gottschalk wirbt nicht mehr für Haribo.

Nasebohren ist was Vernünftiges!”(sagt der HNO-Oberprofessor der Münchner Uniklinik)

Weibliche Teenager auf Twitter: die mächtigste Kraft des Universums.

Auch ein kleiner Penis hat seine Vorteile.

A Wärmflasche a day keeps the sadness away.

Noch grausamer als einen Marathon zu laufen ist nur eines: Nach einem Marathon nach Hause zu laufen.

Das neu eröffnete “One World Trade Center” ist leider ein hässlicher Eumel.

Ziegenkäse ist die neue Putenbrust.

Nie das Mittagessen nach vorne verscheiben. Der Arbeitstag wird nie enden.

Nach acht Jahren wieder eine Raucherkneipe besuchen ist für den bekehrten Ex-Raucher ein bisschen wie Abbitte an all den tausend Menschen leisten, die man in seiner Vergangenheit vollgequalmt hat.

Der Schnurrbart ist die Augenbraue des kleinen Mannes.

Die jetzt-Redaktion ist zu klein für zwei Schnurrbärte.

Eine ganze Woche ohne abendliches Internet-Surfen ist zwar gut für die Kreativität, aber sehr schlecht für die Ordnung im Feed-Reader.

Man muss bei Werbung wirklich an alles denken.
https://twitter.com/kuzy/status/530303087333081088

Die schönsten Promis hatten es in der Schule ganz, ganz schwer.

Der kleinste gemeinsame Nenner der Menschheit ist der Hass auf den Bahnstreik.

Wie lebt es sich in ... Münster?

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Ursprünglich bin ich nach Münster gekommen, weil mir die Piefigkeit der Stadt, gefühlt bayerische Enklave im Norden von NRW, als Chance vorkam, etwas Anderes (Schöneres) als den Dreck des Potts um mich zu haben.
Mittlerweile lebe ich hier nicht mehr, sondern bin beruflich in Hamburg.
Am besten gefällt mir an Münster eine Treppe, die zu den Gleisen führt, versteckt zwischen zwei Brücken im Hansaviertel. Nach durchzechter Nacht den ersten Zügen in der frühen Sonne zuzuschauen ist fantastisch. Immer noch nicht gewöhnt habe ich mich an den Tatort-Hype, der um die Stadt gemacht wird und der in der Stadt herrscht.
Im Sommer ist es in Münster am schönsten auf den Dächern der Stadt. Auf den Lidl in der Friedrich-Ebert-Straße kommt man ganz gut. Im Winter sollte man besser nicht auf die Dächer steigen.
Bei Regen gehe ich am liebsten mit Schirm durch die Straßen. Zu Münster gehört der Regen wie der Bart zu Conchita Wurst.

Bestes Viertel der Stadt ist das Hansaviertel, von manchen Menschen "Klein-Hamburg" geschimpft. Das wird Hamburg nicht gerecht und dem Viertel auch nicht, weil es einen ganz eigenen Ranzcharme hat, gefühlt pottsche Enklave in der Piefigkeit.
Zum Frühstücken gehe ich am liebsten zu Geiping. Remoulade wird hier groß geschrieben. REMOULADE.
Bestes Café der Stadt
ist das "Teilchen & Beschleuniger". Die liebsten Menschen arbeiten hier. Disclaimer: Ich bin da befangen, weil ich bis vor Kurzem die Musik für das "Teilchen" ausgesucht habe.
Mit Freunden gehe ich am liebsten essen in der "Brücke", einer Alternativmensa, in der eine solide Auswahl an Zeitungen ausliegt.
Mit meinen Eltern gehe ich hingegen eher ins "Café Med". Beste Pizza der Stadt, guter Blick auf den Hafen. Und elterntaugliche Aufgeräumtheit.

Mein Lieblingskino ist das "Cinema". Angenehm abseitig, heimelig abgefuckt. Geschenkidee: Man kann das Cinema mieten.
Tipp für Kenner
ist der "Berliner Bär" am Bahnhof. Hier herrscht dann doch der Pott.

jetzt-Mitarbeiter jurek-skrobala
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Ursprünglich bin ich nach Münster gekommen, um die große Stadt kennenzulernen und zu studieren.
Mittlerweile lebe ich hier seit drei Jahren und genieße die fast schon dörfliche Beschaulichkeit.
Am besten gefällt mir an Münster die Möglichkeit, mit der Leeze zu jederzeit überall hinfahren zu können. Mit dem Rad ist man innerhalb von fünfzehn Minuten an jedem wichtigen Ort.
Immer noch nicht gewöhnt habe ich mich an platte Reifen und abspringende Ketten vor Prüfungen.

Im Sommer ist es dort in Münster am schönsten: mit der Leeze über die Promenade zum Grillen am Aasee zu fahren - mehr Münster geht nicht. Alternativ lädt der Hafen zum Entspannen ein.
Im Winter sollte man besser nicht touristenscheu sein und einen der großartigen Weihnachtsmärkte besuchen.
Bei Regen gehe ich am liebsten überall hin, wo ich sonst auch hingehen würde - es regnet ständig. Sagt zumindest das Klischee. Aber mal ehrlich, so schlimm ist es nicht und wen kümmert es schon in der Bib.

Bestes Viertel der Stadt: Das Kreuzviertel: wunderschön, ruhig und etwas spießig, wären dort nicht die Studenten. Eben Münster in Reinform.
Zum Frühstücken gehe ich: leider viel zu selten in Ruhe weg. Der obligatorische Kaffee und das Schokocroissant beim Bäcker vorm Audimax müssen reichen.
Bestes Café der Stadt: Eine der vier Roestbars oder Tante August im Südviertel bieten eine entspannte Atmosphäre und das wichtigste - großartigen Kaffee.
Mit Freunden gehe ich am liebsten dort essen: Cavete. Die älteste Studentenkneipe Münsters serviert nicht nur gute Drinks zu fairen Preisen, sondern ebenfalls sehr leckeres Essen in uriger Atmosphäre. Die „Grünen Nudeln“ bilden stets eine solide Grundlage, um anschließend noch für ein paar Stunden in der Altstadt zu bleiben.
Mit meinen Eltern gehe ich hingegen eher ins Litfass. Nicht nur aufgrund der idealen Lage für Südviertler, wie mich, sondern vor allem durch ein sehr überzeugendes Angebot und nettem Personal immer zu empfehlen. Falls es etwas schicker sein darf, findet sich eine sehr gute italienische Küche im Mocca d’ Or, in direkter Nähe zum berühmten Prinzipalmarkt.

Mein Lieblingskino: Solange Thiel und Börne für großes Kino sorgen, ist der Ort Nebensache. Ob privat in der WG oder beim Open Air Kino vorm Schloss: Tatort ist Pflicht. Für die nötige Abwechslung sorgt dann immer montags die Sneak im Cineplex.
Tipp für Kenner: Sicherlich lernt man als Erstsemester zuerst das Kuhviertel bzw. die „Altstadt“ Münsters inkl. aller Bars und Kneipen kennen. Aber auch das Hafenviertel sollte man nicht vernachlässigen. Auf der „kulturell wertvoll“-Liste steht, neben dem LWL, das Picasso-Museum, das durch variierende Ausstellungen immer wieder überzeugen kann. Auch das Theater Münster sollte nicht nur aufgrund großzügiger Rabatte attraktiv sein. Letztlich lebt Münster aber vor allem durch und mit seinen über 40.000 Studenten. Organisationen und Initiativen jeder Art empfangen Erstsemester mit offenen Armen.

jetzt-Leser Benedikt
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Ursprünglich bin ich nach Münster gekommen, um Zahnmedizin zu studieren. Mittlerweile lebe ich hier leider nicht mehr, sondern musste wieder wegziehen, da ich das Studienfach gewechselt habe.
Am besten gefällt mir an Münster die immens gute Auswahl an Studentenkneipen. Himmel und Hölle, Destille, Barzillus und das blaue Haus sind gute Adressen für die Abendplanung. Außerdem das unglaublich gute Angebot in den Mensen. In der Ringmensa gibt es jeden Tag ein wechselndes veganes Gericht zusätzlich zu den Tagesangeboten und in der Ärztemensa im Klinikum, neben vielen anderen Köstlichkeiten, frisch gebackene nach Wunsch belegte Pizza für 3-5€.
Immer noch nicht gewöhnt habe ich mich an die (subjektiv) wenigen Sonnenstunden in der Stadt.

Im Sommer ist es dort in Münster am schönsten: Am Kanal im Osten der Stadt, weil man in ihm herrlich baden kann , was am Aasee wegen der der hohen Algenbelastung nicht möglich ist. Außerdem im botanischen Garten hinter dem Schloss. Der Allwetterzoo mit seinem Elefantenpark ist auch definitiv einen Besuch wert.
Im Winter sollte man besser genau so viel Radfahren wie im Sommer.
Bei Regen gehe ich am liebsten ins Zoobad an der Aa.

Bestes Viertel der Stadt: Aaseestadt, weil man hier zu wirklich sehr erschwinglichen Preisen wohnen kann, die zweitbeste Joggingstrecke direkt vor der Nase hat und es in die Stadt nur fünf Minuten mit dem Fahrrad sind.
Zum Frühstücken gehe ich am liebsten: In die Bar Celona, weil dort das Brunch unschlagbar gut ist. Ansonsten auch gerne ins Extrablatt am Aegidiimarkt, man hat in der ersten Etage einen schönen Ausblick über das Treiben auf dem Platz.
Bestes Café der Stadt: Ist das Bohème Boulette, sehr leckere Burger, auch vegetarische, und die schönste Wohnzimmeratmosphäre um sonntagabends den Tatort zu gucken.
Mit Freunden gehe ich am liebsten dort essen: Ins Krawummel an der südlichen Schleife der Promenade. Leckere Salate und Suppen
Mit meinen Eltern gehe ich hingegen eher in den kleinen Kiepenkerl, weil er ein Klassiker ist, der immer gut ankommt.

Mein Lieblingskino: Das Schlosstheater am Kanonierplatz, wenn man will kann man hier auch vor dem Film noch super Essen gehen, die Kinosäle haben viel Charme und die Snacks werden in Weckgläsern verkauft.  
Tipp für Kenner: Unbedingt am Uniklinikum Blut spenden gehen! In keiner anderen Stadt geht das so angenehm wie dort von statten. Sehr freundliche Mitarbeiter, Getränke, warmes Essen, Sandwiches, Süßigkeiten und im Sommer Eis machen die halbe Stunde Ausruhen nach dem Spenden zur Mini-Erholung im Alltag.

jetzt-User KaotimChaos

Der Sonntag mit... Stefanie de Velasco

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Name: Stefanie de Velasco
Alter: 36
Geburtsort: Oberhausen
Wohnort: Berlin
So erkläre ich meinen Job meiner Oma: Habe keine Oma.
Mein Liebster Wochentag: Samstag
Aktuelles Projekt: Ich spiele mit dem Performance-Kollektiv SIGNA„Ventestedet“ in Kopenhagen



7:30 Uhr:
Der Blick aus meinem Fenster beim Aufwachen. Düster - genauso wie SIGNA Performances.



8:20 Uhr:
Obwohl ich gerade Schauspielerin bin, wird am Morgen ein bisschen geschrieben. Hier ein Ausschnitt aus einem Text über Decken für die Künstlerin Lena Inken Schäfer



11:00 Uhr:
Pinsel spielt auch mit. Er ist der Therapiehund in der „Laguna“, der Live-Installation in Form einerWartestation für psychisch Erkrankte. Er ist immer „Animal of the week“.



13:00 Uhr:
Von der Installation darf ich keine Fotos machen, aber von davor. Hier wohne und spiele ich grad.



14:30 Uhr:
Vormittags gehen Pinsel und ich im Valby Park spazieren.



17:00 Uhr:
Danach schnell containern bei Netto. Die Dänen schmeißen viel weg. Das ist die heutige Ausbeute.



18:00 Uhr:
Weil Sonntag ist, hat die Köchin frei. Mareike und ich kochen das hier aus dem „Müll“. Schmeckt sehr gut.



20.15 Uhr:
Gleich beginnt die Vorstellung. Fotografieren verboten. Während der Show bastelt das Publikum das hier aus meiner Spiel-Bibel. Ich bin gerührt. Warum? Das würde jetzt den Rahmen sprengen.



21:00 Uhr:
Weil wir jetzt eine Woche frei haben, wird ein bisschen gefeiert. Rasmus, Johannes, Viktor, Camilla.



21:03 Uhr
: Diana ist die schönste und sympathischste Kollegin.



22:00 Uhr: Mein Freund Max ist aus Konstanz gekommen. Er übernachtet in einem buddhistischen Gemeindehaus und wird morgens von Mantras geweckt. Hier führt er ein blaues Männchen vor, das ihm die Buddhisten geschenkt haben.



22:45 Uhr: Ich auf dem Klo. Gleich muss ich allen tschüss sagen. Ich fliege nach Amsterdam. Das Goethe-Institut schickt mich dort auf Lesereise.



23:40 Uhr: Abflug nach Amsterdam. Tschüss Kopenhagen.

Der Alte-Namen-Ticker

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Onno ist schonmal ziemlich gut. Mein Großonkel hieß so, Jahrgang 1919. Meine Oma mütterlicherseits: Gunhild (Jahrgang 1925). Ihr Mann hieß Otto. Und damit hätten wir vielleicht schon drei typische Vertreter beisammen. Denn manche Vornamen, etwa Gunhild, fallen aus der Zeit und sterben aus. Weil sie irgendwie zu wilhelminisch klingen, weil in ihnen zu viel von der Zeit mitschwingt, in der sie modern waren - und sich an diese Zeit niemand so recht gern erinnert.

Andere Namen fallen erst aus der Zeit, kommen dann aber irgendwann wieder zurück in sie hinein: "Otto" zum Beispiel. In jedem dieser modernen Großleiterwagen, mit denen Kita-Betreuerinnen seit ein paar Jahren die Kleinkinder durch mein Viertel schieben, sitzt mindestens ein Otto. Warum ist dieser Name wieder da? Vielleicht, weil er schon ein paar Jahrhunderte älter ist als die Modenamen der Weimarer Republik, die viele unserer Großeltern tragen und die noch immer irgendwie historisch unfein wirken?



Wie die wohl heißen?

Eines ist sicher: Die Vornamen unserer Omas und Opas erzählen ihre eigenen Geschichten. Und zwar egal, ob es sich dabei um inzwischen schwer vermittelbare Trümmer handelt wie Gottfried oder Hermann, oder längst vergessene Funkelnamen wie Apollinaris oder Majesta, an die sich vor lauter Altertümlichkeit auch noch kein junger namensuchender Familiengründer herantraut.

Welche seltenen, ausgestorbenen oder längst wieder trendigen Vornamen verstecken sich in deiner Familiengeschichte? Welchen magst du am liebsten?

Tagesblog am 10. November 2014

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17:35 Uhr: Wertes Publikum, ich verabschiede mich. Anschnallen, uuund:
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16:48 Uhr:
„I’ve seen lots of women do it before, so I think it shouldn’t be a problem for me.“ Ein Satz, der eh schon unübertroffen blöd ist. Noch blöder ist er aber, wenn man ihn sagt, kurz bevor man vor laufender Kamera zum ersten Mal Yoga ausprobieren wird. Das Video, an dessen Beginn man den Satz hören kann, trägt den Titel „Men Try Yoga for the first time“. Es ist ziemlich erwartbar, was darin passiert. Aber auch ziemlich lustig.
https://www.youtube.com/watch?v=EOkhrwv19PE

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16:23 Uhr:
Kann eine Band am letzten Tag ihrer Crowdfunding-Aktion 29.000 Euro einsammeln? Eine Frage, die zu beantworten nicht schwer fällt. Im Gegensatz zu der Frage, die dahinter steckt. Sie lautet: Ist Fan-Finanzierung für Newcomer eine Chance? Und unser Autor Jurek ist ihr nachgegangen.




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15:40 Uhr:
Arrghh! Schon wieder spült es mir leckeren Einheitsbrei in die Timeline und ich muss mein Versprechen abermals brechen. Jetzt aber das letzte Mal was heute zum Thema Ost-West: diese Karten, die Unterschiede zwischen den neuen und den alten Bundesländern visualisieren. Ich musste ja schon schlucken, als ich diese Farbabstufungen gesehen habe.
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15:23 Uhr:
Eigentlich wollte ich heute keinen Mauerfall-Content mehr posten. Aber dann hat Jakob mir einen Link geschickt. Diesen hier. Er führt zu einem Flickr-Album, in dem Mauerbilder gesammelt werden wollten. Weil a) Erinnern über Bilder funktioniert, b) sich das Bildermachen seit dem Mauerfall grundlegend verändert hat und c) deshalb wahrscheinlich Interessantes herauskommt, wenn man Bilder aus der Zeit vor dem Mauerfall mit Bildern aus der Zeit danach vergleicht. Das war die Annahme. Und nach den ersten Bildern muss ich sagen: Ja, könnte spannend werden. (Alles weitere zu der Mauer-Bilder-Aktion hier.)   

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14:23 Uhr:
Wir haben uns vor Kurzem gefragt, ob die politischen Hashtags, deren Zahl vor allem im vergangenen Jahr extrem zugenommen hat, eigentlich was bewirken oder ob sie zurecht als „Feelgood-Activism“ belächelt werden. (Die Antwort lautet: ja, sie bringen was. Den ganzen Text könnt ihr hier lesen.) Gleichzeitig haben wir ein Lexikon angelegt, in dem wir die wichtigsten Polit- und Protest-Hashtags sammeln und erklären.

Heute ist sind wieder zwei dazugekommen:#EmmaIstFürMich und #MeinFeminismus 





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13:49 Uhr:
Liam, 17, aus Neuseeland nutzt seine (offenbar nicht sehr knapp bemessene) Zeit dafür, Fotos von Stars zu imitieren und sie unter Instagram-Account namens waverider_ zu veröffentlichen. Ich bin ihm dafür dankbar und hoffe, dass die Nicki Minajs und Ariana Grandes diese Fotos auch zu Gesicht bekommen – und sich daran erinnern, wenn sie das nächste Mal für eine Kamera posen.





Tag a friend who's anaconda don't...😂 A photo posted by ! ☮ℒiąʍ✝нℯℒi☯ŋ! (@waverider_) on Oct 10, 2014 at 3:13pm PDT



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13:31 Uhr:
Erst mal also ein Nachhol-Eintrag zu unseren zwei neuen Texten von heute: das Porträt einer jungen Opernsängerin, die angefeindet wurde, weil sie angeblich zu dick sei. Und das Interview mit einem jungen Sänger, der in seiner Karriere selbst schon Probleme wegen seiner Hautfarbe hatte. Nicht nur deshalb kennt er sich mit Stereotypen im Operngeschäft aus. Sondern auch wegen seiner Diplomarbeit mit dem Titel "Apartheid im klassischen Gesang".




Die beiden Texte sind übrigens Teil eines ressortübergreifenden Recherche-Projekts der SZ zum Thema Toleranz. Das Thema haben sich die Leser gewünscht, ab heute wird es eine Woche lang auf sz.de und in der Süddeutschen Zeitung in all seinen Facetten beleuchtet. Mehr dazu hier.
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13:23 Uhr:
Kann gar nicht sein, wie spät es schon ist. Da geht man mal kurz in einen 15-Minuten-Termin, und wenn man den Raum wieder verlässt, sind 45 Minuten rum. Aber jetzt werfe ich das Tagesblog-Dauerfeuer an, versprochen.

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11:40 Uhr:
Die Menschheit wird dicker. Und das hat Folgen. Die britische Daily Mail berichtet, dass ein altes Kino in Worcestershire jetzt seine Kinositze austauschen musste, weil diese mit vielen Hintern seiner Gäste nicht mehr kompatibel waren. Das Kino ist von 1885, damals hatte man Sitze mit einer Breite von 17 Inch (43 Zentimeter) eingebaut. Die sind jetzt alle raus und durch breitere ersetzt worden, das Kino fasst jetzt 40 Personen weniger.

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11:05 Uhr:
Elvis Presley ist seit mehr als 30 Jahren tot. Aber er nimmt immer noch jährlich 55 Millionen Dollar ein, wie ich gerade gesehen habe. Kein Scheiß: Das Forbes Magazine a.k.a. Reiche-und mächtige-Menschen-Zähler listet nicht nur die bestverdienenden Manager und DJs auf, sondern auch die bestverdienenden Toten. Hier ist die Liste schön visualisiert. Die Top Ten 2014 werden angeführt von Michael Jackson und dem King.

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9:51 Uhr:
Vor meinem Sprint in Richtung Konferenz bleibt mir noch der Hinweis auf den heutigen Ticker: Es geht um Majesta und Apollinaris, um Theobald und  Otto, kurz: um die funky Großelternnamen!

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9:36 Uhr:
Sollte irgendjemand vom Thema Mauerfall noch nicht genug haben, hier noch ein nachgereichter Glotztipp, garantiert ohne Luftballons und Brandenburger-Tor-Bühne: eine Doku über die Entstehung der Berliner Technoszene zur Wendezeit:
https://www.youtube.com/watch?v=THqgh1eppmk

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9:13 Uhr:
Die Nachrichten-und Texte-Fütterung am Morgen:
  • Astronaut Alexander Gerst ist wieder auf der Erde gelandet. In Kasachstan. Er hatte seit Mai auf  der Raumstation ISS gearbeitet.   

  • Die mittlerweile wichtigste Frage bei „Wetten, dass..?“ ist schon lange nicht mehr, wer Wettkönig wird. Sondern was der Gast aus Hollywood über die Show erzählen wird, wenn er das nächste Mal zu Hause in den USA in einem Late-Night-Talk sitzt. Diesmal im Fokus: Jennifer Lawrence.   

  • Immer mehr Studenten gründen ein Unternehmen. Eine Studie hat nun ermittelt, welche Hochschulen sie am besten unterstützen.


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9:00 Uhr:
Guten Morgen, wertes jetzt.de. Willkommen am Montag nach dem großen Luftballon-Mauerfalltag.

BND will geschützte Internet-Verbindungen knacken

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Der Geheimdienst will künftig auch durch die Verschlüsselungstechniken SSL und HTTPS geschützte Verbindungen im Internet überwachen und deshalb technisch massiv aufrüsten. Für das Jahr 2015 beantragte der Nachrichtendienst nach Informationen von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR vergangene Woche im Vertrauensgremium des Bundestages 28 Millionen Euro für die „Strategische Initiative Technik“ (SIT).



Der BND will künftig auch soziale Netzwerke im Ausland stärker überwachen. Kostenpunkt: 300 Millionen Euro.

Bis zum Jahr 2020 sollen für SIT insgesamt 300 Millionen Euro bewilligt werden. Mit dem Programm will der BND unter anderem soziale Netzwerke im Ausland überwachen und ein Frühwarnsystem für Cyberangriffe einrichten. In diesem Jahr wurden für die Vorbereitung des Programms bereits 6,22 Millionen Euro ausgegeben. Die in vertraulichen Plänen zusammengefasste digitale Aufrüstung ist so umfassend wie kompliziert: Daten aus Vermittlungsanlagen – darunter fallen Knotenpunkte im Ausland – sollen besser erfasst werden. Im nächsten Jahr will sich der Dienst einen weiteren verdeckten Zugang zu einer Vermittlungsstelle im Ausland verschaffen. Das Programm unter dem Kürzel Swop soll 4,5 Millionen Euro kosten.

Der Dienst will einerseits aus Sicherheitsgründen die Abhängigkeit von externen Dienstleistern verringern und mehr auf eigene IT-Fachleute setzen. Andererseits möchte der BND mithilfe externer Spezialisten künftig die Transportverschlüsselung SSL entschlüsseln, die von vielen Shoppingportalen verwendet wird. Dieses Programm, über das auch der Spiegel in seiner neuen Ausgabe berichtet, läuft unter dem Namen Nitidezza und soll ebenfalls 4,5 Millionen Euro kosten. Durch Nitidezza könnten in Zukunft möglicherweise HTTPS-Verbindungen, wie sie von deutschen Anbietern als besonders sicher beworben werden, vom Dienst decodiert werden. Offenbar will der Dienst Software-Sicherheitslücken für gezielte Spähattacken nutzen können. Andererseits soll das Projekt dem Ziel dienen, Software-Schwachstellen besser zu erkennen, um so Regierungsnetze besser schützen zu können.

Kritiker sehen in dem Einkaufsbummel auf zwielichtigem Markt die Gefahr, dass die Händler, die den BND beliefern würden, ihre Kenntnisse auch an Onlinekriminelle weiterreichen könnten. Wer zahlt, befördert das Geschäft. Um besser zu tarnen, wie er Daten abgreift, möchte der BND nun sogenannte Umwegserver einsetzen. Die nennt der Dienst „Honey Pot“. Ein solcher Honigtopf – im Moment geht es um ein Exemplar – kostet 1,1 Millionen Euro.

Die Überwachung sozialer Netzwerke in Echtzeit befindet sich offenbar noch in der Aufbauphase. Erst im Juni nächsten Jahres soll ein Prototyp starten. Ziel ist zunächst, Daten von Twitter und von Blogs aufzubereiten. Nach BND-Angaben sollen nur öffentlich zugängliche Daten benutzt werden. So will man sich ein genaueres Bild der Lage im Ausland verschaffen. In die Analyse sollen angeblich keine Datenpakete in deutscher Sprache einfließen; Daten, deren Koordinaten in Deutschland liegen, sollen per Filter ausgesondert werden.

Bagger mit Waschzwang

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Das größte Echo erzeugt Europas einst bedeutendste Show inzwischen in Amerikas Talkshows, wo sich jene US-Stars, die sich bei Markus Lanz für Werbezwecke freiwillig zum Affen machen, erzählen, dass man bei Wetten, dass...? gezwungen werde, sich zum Affen zu machen. Insofern darf man gespannt sein auf den nächsten Talkshow-Auftritt von Schauspielerin Jennifer Lawrence, die dann berichten kann, wie sie an einem November-Samstag vergrippt durch eine Halle in Graz geisterte, jeden anfasste, der nicht bei drei auf den Bäumen war und hernach jedem riet, sich doch bitte umgehend die Hände zu waschen.



Liam Hemsworth, Jennifer Lawrence and Mirjam Weichselbraun am Samstag bei „Wetten, dass...?“ in Graz.

„Wash your hands“, hallte es hysterisch, aber man sah keinen der von Lawrence berührten Zuschauer die Weisung befolgen – wie auch? „Wash your hands“, schrillte sie immer wieder los mit der Impertinenz einer nicht stillzulegenden Alarmanlage und in einem Kleid, das die Assoziation einer angezuzelten Weißwurst weckte. Es braucht solche Momente des galoppierenden Wahnsinns, um die Erinnerung an die vorletzte „Wetten, dass...?-Ausgabe wachzuhalten, denn ohne die „Wash your hands“-Rufe wäre die dreistündige Veranstaltung schon am Tag danach in Vergessenheit geraten. Für viele wäre das mit Sicherheit besser gewesen. Für Eckart von Hirschhausen etwa, der in einem blauen Sack auf die Bühne kam, der sich bei näherem Hinsehen als Anzug entpuppte. So als hätte jemand die Devise ausgegeben, dass irgendwer noch alberner als Lanz selbst auszusehen habe, der in zünftigen Lederhosen antrat.

Das Monopol aufs schlechte Moderieren hielt er aber problemlos. Wie gewohnt versagte er, wenn die Gefahr bestand, es könne wirklich lustig werden. Das hätte der Fall sein können, als der Lawrence-Kollege Liam Hemsworth brav berichtete, wie er einst von seiner auch als Lehrerin tätigen Mutter im Unterricht ein Kärtchen mit dem Namen einer Geschlechtskrankheit in die Hand gedrückt bekam. „Du hast von deiner Mutter Chlamydien bekommen“, rief Lawrence, und genau da stand für einen Moment die Tür zur großen Show offen. Jetzt die richtigen Worte finden, jetzt schlagfertig sein. Was hätte ein Thomas Gottschalk daraus gemacht? Für Lanz war die Sache klar. Er schlug die Tür zu und führte zurück in die seniorentaugliche Konversation. Kurz danach kreischte Lawrence wieder „Wash your hands“.

Leider musste sie dann zurück in die Kulisse, weil sie ja angeblich schwer kränkelte. Als sie weg war, fiel erst auf, wie sehr sie fehlte. Angesichts völlig belangloser Talks und der 385.Baggerwette wurde brutal deutlich, warum man diese Show dringend einstellen muss. Als sich der Auftritt der Teenieband One Direction verzögerte und gellende Kinderschreie die Halle in Graz erzittern ließen, sah man Lanz förmlich in seinen Ohrhörer beten, von wo er fernbedient wurde.

Für einen Moment keimte da die Idee, dass Jennifer Lawrence gar nicht die Hände, sondern den Kopf gemeint haben könnte. Hatte sie wirklich „Wash your hands“ befohlen oder nicht doch „Wash your heads“ gerufen? Wascht eure Köpfe und spült raus, was ihr früher als große Show kanntet. Nein, hat sie nicht. Aber sie wird in irgendeiner amerikanischen Talkshow viel zu erzählen haben.

Ein Raum für Tüftler

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Astronomische Umsätze und über eine Milliarde Nutzer: die heutigen Dimensionen von Facebook sind gewaltig. Dabei hat alles ganz klein in einem Studentenwohnheim in Harvard begonnen. Aus der Idee des Studenten Mark Zuckerberg entstand in nur zehn Jahren eines der wertvollsten Unternehmen der Welt. Vom Studenten zum Unternehmer, diesem Muster folgen auch in Deutschland immer mehr Nachwuchsakademiker. Wie eine bisher unveröffentlichte Studie des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft zeigt, stieg die Zahl der Unternehmensgründungen durch Studenten oder wissenschaftliche Mitarbeiter im vergangenen Jahr auf rund 1800. Im Vorjahr waren es noch rund 1100 Gründungen. Zudem erhöhte sich das Gesamtbudget, das Hochschulen aufwenden, um Gründungen zu fördern, um 28 Prozent auf 63 Millionen Euro.



Studenten in einem Hörsaal der TU München. Die Hochschule nimmt in der Kategorie der großen Hochschulen die ersten Platz ein.

Dies seien alles Anzeichen, dass sich an den Hochschulen langsam eine Gründerkultur entwickle, sagt die Projektleiterin der Studie, Barbara Grave. Aber nicht nur das Geld ist entscheidend. „Eine gute Gründerkultur muss sich durch die gesamte Hochschule ziehen. Die Hochschulleitung, Professoren und Mitarbeiter, sie alle müssen sich für dieses Thema verantwortlich fühlen“, sagt sie. Nur so könne den Studierenden vermittelt werden, dass es eine Karriereoption sei, Unternehmer zu werden.

Thomas Schander ist diesen Weg vor knapp drei Jahren gegangen. Der Maschinenbauingenieur hat gemeinsam mit dem Wirtschaftsingenieur Moritz Luck das Unternehmen „Inreal Technologies“ gegründet. Die beiden entwickelten eine Brille, mit der man sich in virtuellen Welten bewegen kann. Die virtuellen Welten der beiden sind jedoch keine fantastischen Spielelandschaften, sondern Gebäude oder Häuser, die bislang nur auf dem Reißbrett oder im Modell existierten. Wer nun wissen möchte, wie sein Haus einmal aussehen soll, bis hin zur Farbe der Tapete, der kann sich mithilfe eines Joysticks und einer Brille durch sein künftiges Zuhause oder sein geplantes Büro bewegen.

Als die beiden die Idee entwickelten, da war Schander Anfang 20 und Bachelorstudent. „Wir fanden die Technologie einfach spannend. Dass daraus einmal ein Unternehmen wird, haben wir nicht geplant“, sagt er. Am Lehrstuhl für Informationsmanagement der Universität Karlsruhe fanden sie eine Professorin, die das Projekt unterstützte. Sie stellte den beiden einen Raum zur Verfügung, in dem sie an der Entwicklung arbeiten konnten.

Gerade eine solche „strukturelle Förderung“ sei häufig besonders wichtig, sagt Barbara Grave. Denn Gründungsförderung beginne eben schon dort, wo ein Professor sich dem Projekt annehme und Ressourcen wie einen Arbeitsraum zur Verfügung stelle. Denn nur wenige Studenten gehen mit dem Wunsch an die Uni, später ein Unternehmen zu gründen. Laut der Studie des Stifterverbandes geben 63 Prozent der Gründer an Universitäten an, erst während des Studiums diese Option für sich entdeckt zu haben. Und diese Kommilitonen gelte es gut zu betreuen. Wie gut die Hochschulen fördern, hat die Studie des Stifterverbandes, die vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert wurde, ebenfalls ermittelt – und eine Rangfolge gebildet. Zwei Drittel aller Hochschulen beteiligten sich an der Umfrage. Unter den großen Hochschulen schnitt die TU München am besten ab, unter den mittelgroßen fördert die Leuphana Universität Lüneburg Gründer am besten, den Spitzenplatz unter den kleinen konnte die HHL Leipzig behaupten.

Letztendlich sei die dritte Säule der Hochschulen, neben Forschung und Lehre, Wissen in die Gesellschaft zu transferieren, sagt Grave. „Und da sind Unternehmensgründungen der direkteste Weg.“ Die Firma von Thomas Schander und Moritz Luck beschäftigt heute rund 22 Mitarbeiter. Nachdem sie ihr Produkt an der Uni fertig entwickelt hatten, bewarben sie sich um ein Exist-Gründerstipendium. Das Stipendienprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums fördert Hochschulen, Wissenschaftler und Studierende insbesondere bei der Gründung von technologieorientierten Unternehmen. Dabei werden die Gründer finanziell, aber auch durch Coachings unterstützt. Gute Vorbereitung sei wichtig, sagt Schander. „Aber wie man mit der richtigen Etikette an einen Kunden herantritt, wie man etwas verkauft und wie der Markt reagiert, das lernt man erst in der Praxis.“

In der Sackgasse

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Das Ambiente ist gediegen, doch mit vornehmer Zurückhaltung der Redner kann die Regierung nicht rechnen. Am Montag veranstaltet der britische Industrieverband CBI seine Jahrestagung im schicken Grosvenor House, einem 85 Jahre alten Hotel an der teuren und Monopoly-Spielern wohl bekannten Park Lane. Der Geschäftsführer der Organisation, John Cridland, gab in einem Interview am Wochenende schon einmal die Tonlage vor: Er beklagte den Kurs der Regierung bei den Themen Einwanderung und EU. Der konservative Premierminister David Cameron will den Zuzug von Ausländern aus der Europäischen Union begrenzen.



Großbritanniens Premierminister David Cameron möchte die Einwanderung aus der EU beschränken.


Vertreter der Unternehmen und der Hochschulen fürchten allerdings, dass diese Einwanderer-feindliche Rhetorik den Mangel an guten Fachkräften und Forschern verschärft. Erst vergangene Woche wurden Zahlen veröffentlicht, die zeigen, dass Migranten deutlich mehr Vor- als Nachteile bringen. Das ist misslich für die Regierung. Die Tories, also die Konservativen, sind traditionell die Partei, denen die Bürger am meisten Wirtschaftskompetenz zusprechen. Aber geht es um Einwanderer und die EU, wird nun, ein halbes Jahr vor den Parlamentswahlen, ökonomische Vernunft verdrängt von taktischem Kalkül: Die Tories wollen mit einer harten Linie gegen Ausländer den Aufstieg der europafeindlichen Partei Ukip stoppen.

Industrielobbyist Cridland hält gar nichts von Camerons Idee, die Arbeitnehmer-Freizügigkeit in der EU einzuschränken. „Ich habe nicht ein Mitgliedsunternehmen getroffen, das nicht auf die eine oder andere Weise auf die Arbeitnehmer-Freizügigkeit angewiesen ist“, sagte er. Cridland rief die Firmenchefs dazu auf, offensiv für die Vorteile von EU und Einwanderung zu werben. Ansonsten würden die Europaskeptiker die Schlagzeilen bestimmen.

Die Konzerne sehen Camerons Feldzug gegen Einwanderer aber nicht nur wegen des Fachkräftemangels kritisch. Sie befürchten auch, dass sich der Premier in eine gefährliche Sackgasse manövriert: Cameron verspricht, im Falle eines Wahlsieges das Volk 2017 über einen Austritt aus der EU abstimmen zu lassen. Zuvor will er über eine Reform der EU verhandeln. Brüssel soll weniger regulieren und wichtige Kompetenzen an die Nationalstaaten zurückgeben. Für den Verbleib in so einer schlankeren Union will er dann gerne vor dem Referendum werben. Die Beschränkung der Einwanderung aus der EU wäre ein bedeutender Teil jeder Reform.

Doch Kritiker halten es für unwahrscheinlich, dass Cameron die anderen Regierungschefs zu diesem Zugeständnis bewegen kann, zumal auch Kanzlerin Angela Merkel abwinkt. Die Tories erklären also der Bevölkerung ausdauernd, dass zu viele Einwanderer aus Europa kommen, aber vermutlich werden sie genau daran nichts ändern können. Für Premier Cameron wäre es in dem Fall schwierig, vor der Volksabstimmung glaubhaft für einen Verbleib in der EU zu werben. Ein Austritt wiederum ist für die Banken und Konzerne eine Horrorvorstellung, schließlich ist die Union der wichtigste Handelspartner.

Zudem wäre das Königreich ohne Einwanderer aus der EU deutlich ärmer. Das zeigt eine Studie, die das University College London vorige Woche veröffentlichte. Demnach zahlten Migranten aus der Union, die zwischen 2000 und 2011 ins Land kamen, in dem Zeitraum 26 Milliarden Euro mehr Steuern an den britischen Fiskus, als der Staat für sie aufwenden musste.

Kein schlechtes Geschäft. Das Königreich zieht viele junge, gut qualifizierte Arbeitnehmer an, die nicht auf Sozialleistungen angewiesen sind, sondern im Gegenteil der Wirtschaft nutzen. Großbritannien profitiert aber nicht nur von Migranten aus der EU. London ist auch ein Magnet für Reiche aus aller Welt. Die schätzen die Metropole als Zweitwohnsitz, als sicheren Hafen, wenn die Lage zu Hause ungemütlich wird.

Für diese Klientel betreibt das Innenministerium ein eigenes Visa-Programm: Wer für 2,6 Millionen Euro britische Staatsanleihen oder Aktien kauft, erhält die heiß begehrte Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis. Diese Millionärs-Visa sind besonders beliebt unter Chinesen und Russen. Neue Zahlen des Ministeriums belegen, dass die Zahl der Anträge um 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen ist. Doch gegen diese exklusiven Einwanderer stänkert die Regierung nicht.

Reiche sind eben immer willkommen.  

dorothea-wagners Kochwoche

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Montag
Es ist Sommer, also fast: Bei meinem Start in die Kochwoche (im November) ist es 18 Grad warm. Also radle ich schnell zum nächsten Obststand, um mir Himbeeren zu kaufen. Aber falls ihr jetzt denkt, dass ich eins dieser superschlanken Obst-Foto-postenden Instagram-Mädchen bin: Darunter verstecken sich riesige Berge Milchreis. Mit ganz viel Zimt.




Abends lebe ich meine größte Sucht aus: Aubergine! Dieses leckere lilafarbene Ding. Heute gibt es sie mit Zucchini und Karotte in einer Tomatensoße mit sehr viel Kreuzkümmel. Und noch mehr Büffelmozzarella.




Dienstag
Kaum bin ich nach Hause gekommen, muss ich auch schon wieder weg. Ist aber kein Problem, schließlich schmeckt Breze mit Frischkäse super. Ein Hoch auf Laugengebäck! Als literarische Beilage gibt es das Lahm-Interview im SZ Magazin. Die Erkenntnis: Mannschaftskapitäne und Klassensprecher haben offensichtlich viel gemeinsam.




Mittwoch
Es ist Zeit für Aubergine und Ricotta. Und Heißhunger auf schleimig-schlotzige Okra-Schoten habe ich auch. Wie gut, dass das alles zusammen passt. Auch wenn es leider eklig aussieht, eine große Entschuldigung dafür.




Donnerstag
Tschüss München, hallo Bamberg: Hier besuche ich in den nächsten Tagen ein Seminar. Das ist ein schönes Wiedersehen, ich habe nämlich mal in Bamberg gelebt. Also laufe ich mittags noch schnell in die Innenstadt und kaufe mir alles, was ich kulinarisch vermisst habe. Ganz weit vorne dabei: die Zimtstangen vom Kapuzinerbeck. Verspeist werden sie auf der Unteren Brücke mit Blick auf die Regnitz, das alte Rathaus und Kleinvenedig. Hach, Bamberg.




Freitag
Seminar heißt für meinen Bauch: Käsebrot.




Abends gibt es dann noch warmes Essen, vegetarische Krautwickerl in einer Limonensoße. Leider vergesse ich, meinen Teller zu fotografieren. Stellt euch einfach ein Krautblatt und Schnur vor, die Soße war gelb. Voilà, Kopfkino.

Samstag
Genug getagt. Nach dem Seminar schlendere ich noch bei Sonnenschein durch Bamberg und besuche meinen liebsten Falafel-Verkäufer. Nachdem er mich ausgeschimpft hat, warum ich schon so lange nicht mehr da war (ein Herz für Kleinstädte), bekomme ich wieder mein Dürüm mit gebratenem Gemüse und den besten Falafeln Bambergs. Der Fuchs macht nämlich Zimt in den Kichererbsenteig. Damit sie beeindruckender aussehen, habe ich mir für das Foto noch das Dürüm von einem Freund geborgt.




Abends komme ich wieder in München an und nach all der Seminarfeierei kratzt mein Hals. Das beste Gegenmittel: Zitronen-Thymian-Kartoffelsuppe. Hilft immer. Abends bin ich wohl immer zu heißhungrig, ich vergesse schon wieder das Foto. Zum Glück gibt es Archiv-Bilder.




Sonntag
Auch wenn ihr es euch bestimmt schon denken könnt: Kathrin ist einer der nettesten Menschen überhaupt. Und wir haben ein sehr ähnliches Verständnis davon, wie viel Mozzarella auf eine Pizza gehört.




Weil wir danach noch einen Film schauen, hat Kathrin Schoko-Salzstangen gemacht. So gut!




Den Fragebogen findet ihr auf Seite 2.

[seitenumbruch]
1. Welches ist dein Lieblingskücheninstrument und warum?
Ganz klar: scharfe Küchenschnibbelmesser.

2. Welches war dein allerschlimmstes Küchenmissgeschick?
Mein erster Granatapfel hat eins meiner Lieblingskleider zerstört. Wird mir nicht mehr passieren, zum Glück gibt es YouTube-Tutorials.

3. Dein Lieblingsgewürz:
Kreuzkümmel. Ingwer ist auch super.

4. Was machst du am liebsten während dem Essen?
Am allerliebsten: reden. Wenn das nicht geht, lese ich Zeitung oder schaue Serien.

5. Was klebt an deinem Kühlschrank?
Nichts. Dafür hängt das über meinem Herd:




6. Woher nimmst du dir deine Rezeptideen?
Wie man würzt, haben mir meine Eltern und meine großen Brüder beigebracht. Genau wie die Liebe zum Essen. Ich verbringe also viel Zeit damit, über die nächste Mahlzeit nachzudenken.

7. Irgendwelche außergewöhnlichen Fressangewohnheiten? Erzähl!
Ich löffle Samba-Schokocreme, wenn ich ein Glas zu Hause habe. Aber das ist nicht ungewöhnlich, sondern nachvollziehbar, finde ich.

8. Zeig uns mal ein Foto von deiner Küche! Und/oder von deinem Lieblingsessensplatzerl!
Aber gerne doch.




9. Wer ist die Königin im Obstsalat?
Könnt ihr euch nach meiner Radl-Aktion bestimmt schon denken: die Himbeere.

10. Verrat uns doch deinen besten Küchentipp!
Wenn es nicht schmeckt, fehlt Käse.

Falls ich mir noch etwas wünschen darf: Es wäre schön, wenn Kathituede mal bei der Kochwoche mitmachen würde. Ich sehe sie immer in der Uni, aber was macht sie davor? Und danach? Klärt die Kochwoche bestimmt auf.

Überrollt

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Zuletzt soll es noch einmal richtig gut gelaufen sein für die Fernbusfirma DeinBus.de: Es waren die Tage, an denen sich die Fernbusse vor lauter Bestellungen nicht mehr retten konnten, als auch bei DeinBus.de viel mehr Fahrgäste als sonst ihre Reisen buchten. Die Tage, an denen der Autovermieter Sixt den GDL-Chef Claus Weselsky zum „Mitarbeiter des Jahres“ machte, waren eine Phase, in der alle vom flächendeckenden Bahnstreik in Deutschland profitierten.



Wartende Fernbus-Passagiere in Leipzig - Die Konkurrenz auf dem Fernbus-Markt ist groß geworden.

Allerdings: Für DeinBus.de kam das alles zu spät; bereits seit dem 4. November läuft das Insolvenzverfahren. Grund: zu hohe Schulden, drohende Zahlungsunfähigkeit. Ausgerechnet das 25-Mann-Unternehmen mit seinem Marktanteil von zwei Prozent aus Offenbach. Ausgerechnet das Unternehmen, das schon Ende 2009 damit anfing, Busfahrten im Internet anzubieten und so zum Pionier der neuen Fernbus-welle wurde. Ausgerechnet jene Firma, gegen die das Landgericht Frankfurt im Jahre 2011 eine Unterlassungsklage des Bahnkonzerns abgewiesen hatte. Ausgerechnet dieser Firma, die einst von Studenten gegründet wurde, dem Start-up der Szene, ist auf dem immer härter umkämpften Fernbusmarkt nun die Puste ausgegangen. Die Revolution, so ist es wieder einmal, frisst ihre eigenen Kinder.

Es geht bei all dem darum, eine möglichst billige Alternative zur Bahn zu sein – der Kampfpreis ist in diesem Geschäft also alles und das Bieten um den besten Tarif knallhart. Vor allem die kleinen Anbieter, die eng kalkulieren müssen, haut es nun aus der Bahn.

Erst im Oktober musste „city2city“, eine Tochter des britischen Verkehrsunternehmens National Express Group, die Arbeit einstellen. Gegen die finanzstarken großen Spieler der Branche wie den Marktführer MeinFernbus, den ADAC Postbus oder den IC Bus der Deutschen Bahn kommen die Kleinen nicht an. Der Druck wird immer größer.

Wie es nun weitergeht, sagte Insolvenzverwalter Christian Feketija am Samstag der Nachrichtenagentur dpa: „Wir haben noch Luft für eine Weile.“ Die Strecken würden erst einmal weiter bedient; mit den Busunternehmern habe man sich vorerst geeinigt. Es gehe jetzt vor allem darum, zügig einen Investor für das insolvente Unternehmen zu finden. Das Glas sei „halb voll“.

Das Geschäftsmodell der Offenbacher funktioniert so: Es werden keine eigenen Busse eingesetzt, sondern lediglich Tickets verkauft und Plätze vermittelt. Die Fahrten werden dann von mittelständischen Busunternehmen abgewickelt.

Der Markt mit den Fernbussen boomt seit einiger Zeit: Seit zwei Jahren dürfen bundesweit solche Verbindungen angeboten werden; allein 2013 wurden mehr als acht Millionen Menschen befördert. Während der jüngsten Bahnstreiks hatten die Fernbusanbieter ihre Preise kräftig angehoben – und waren dennoch äußerst gefragt.

Nach Hause fallen

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Routine ist der größte Feind der Raumfahrt. Bereits 111-mal war das amerikanische Space Shuttle sicher gelandet, als die Raumfähre im Februar 2003 beim Eintritt in die Atmosphäre auseinanderbrach. Sieben Astronauten starben damals – weil Ingenieure ein Problem mit den Flügeln jahrzehntelang ignoriert hatten. Es war ja immer gut gegangen.



Fünfeinhalb Monate hat Gerst auf der ISS verbracht. Am Montag landete er in der kasachischen Steppe.

Auf dem Papier sieht alles ganz einfach aus. 1.31 Uhr: Ablegen von der Internationalen Raumstation ISS. 4.35 Uhr: Wiedereintritt in die Erdatmosphäre. 4.58 Uhr: Landung in der kasachischen Steppe.
Doch nicht einmal zwei Wochen ist es her, dass in den USA eine unbemannte Antares-Versorgungsrakete auf der Startrampe explodiert ist. Drei Tage später brach ein Prototyp des privaten Weltraumtaxis Space Ship Two bei einem Testflug über der kalifornischen Mojave-Wüste auseinander. Einer der beiden Piloten starb, der andere wurde schwer verletzt.

Astronauten reagieren auf solche Unglücke meist abgeklärt und distanziert. „Wenn man an der vordersten Front von komplexen Technologien arbeitet, dann ist so etwas zu erwarten, dann ist das keine sehr große Überraschung“, sagte Gerst zwei Tage nach der Antares-Explosion bei einer Videoschaltung. Bereits vor dem Start gab er zu Protokoll: „Ich habe keine Angst. Angst ist ein Gefühl, das sich entwickelt, wenn man meint, die Kontrolle zu verlieren. Doch genau deshalb trainieren wir.“ Das klingt professionell. Wie es hinter der Fassade aussieht, kann niemand so genau sagen.

Sicher ist: Gersts Sojus-Kapsel ist kein experimentelles Raumschiff für reiche All-Touristen wie das Space Ship Two. Ihre Technik bewährt sich seit der Anfangszeit der Raumfahrt. Etwa drei Stunden nach dem Ablegen von der ISS, in 400 Kilometern Höhe, zündet die Raumkapsel ihre Bremsraketen. Sie verliert schnell an Höhe, dringt in die Erdatmosphäre ein, erhitzt sich durch die Reibung und stürzt anschließend – kontrolliert von kleinen Steuerdüsen – zur Erde. Acht Kilometer über dem Boden öffnet sich ein Fallschirm, zwei Sekunden vor dem Aufprall zünden nochmals die Bremstriebwerke.

Selbst wenn die Steuerung ausfällt, wird sich die Sojus dank ihrer Konstruktion von alleine stabilisieren und auf einer sogenannten ballistischen Bahn zur Erde fallen. Nur der Aufschlag ist dann deutlich härter – bis zum Neunfachen des eigenen Gewichts. Zuletzt ist das 2008 passiert. „Natürlich bleibt ein Risiko, das wir in Kauf nehmen müssen,“ sagt Gerst. Am Montagmorgen landete er sicher auf der Erde.
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