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Im Brennspiegel

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Nikolaus Blome wechselt ausgerechnet von Bild zu Spiegel

Vor zwei Jahren war man beim Spiegel mit dem damaligen Berliner Bürochef der Bild-Zeitung überhaupt nicht zufrieden. Nikolaus Blome habe im Fernsehen die Täuschung, die Karl-Theodor zu Guttenberg beim Verfassen seiner Doktorarbeit beging, verniedlicht, stand im Spiegel. In dem Text ("Im Namen des Volkes") ätzten die Autoren, ganz wie man es von Spiegel erwarten darf, gegen die Bild-Zeitung. Hartes Fazit des etwas lang geratenen Textes: Das Blatt übernehme "immer wieder die Rolle einer rechtspopulistischen Partei". Den Artikel machte man in Hamburg damals zur Titelgeschichte, Schlagzeile des Magazins: "Bild - Die Brandstifter."



Frontenwechsel. Der Chellvertretende Chefredakteur der Bildzeitung wechselt zum Spiegel.

Es war also kaum zu erwarten, dass Blome, nach Spiegel-Lesart und dem Rang nach, mittlerweile, als stellvertretender Chefredakteur der zweithöchste aller Bild-Brandstifter zum Spiegel wechseln würde. Genau das geschieht nun, Blome wird zum 1. Dezember erneut stellvertretender Chefredakteur. Schon vor ein paar Wochen tuschelten die Hauptstadt-Journalisten über die Personalie, ein Tweet von Blomes aktuellem Boss Kai Diekmann heizte das Geraune am Montag weiter an. Der Bild-Chef schrieb, es ginge in dieser Woche noch "um eine Personalie der nicht ganz alltäglichen Art". Umziehen muss Blome nicht, er wird in Personalunion auch Chef des Berliner Spiegel-Büros. Der aktuelle Büroleiter, Konstantin von Hammerstein, zieht sich auf eine Autoren-Position zurück.

Ob der designierte Spiegel- und Spiegel-Online Chefredakteur Wolfgang Büchner, der am 1. September in Hamburg anfängt, noch weitere Stellvertreter ernennen wird, ist derzeit noch unklar.

Einerseits ergibt das alles sehr viel Sinn, vor allem für den Spiegel. Erstens liefert sich Blome wöchentlich mit Jakob Augstein im Fernsehen einen Schlagabtausch. Augstein ist Spiegel-Online-Autor, vor allem aber Erbe des Spiegel-Gründers Rudolf Augstein. Ihm und anderen Erben gehören 23,75 Prozent des Verlages. Zweitens bringt Blome von der Bild Erfahrung in Sachen Exklusivnachrichten mit, und detaillierte Kenntnis über die Zusammenführung von Print- und Online-Journalisten in eine integrierte Redaktion. Im Berliner Spiegel-Büro sind Blome beide Redaktionen, Print und Online, unterstellt. Und drittens ist Blome - Bild hin oder her - ein profilierter Autor, Träger des Theodor-Wolff-Preises. Was er kann, erfuhren die Spiegel-Journalisten kurz nach ihrem "Brandstifter"-Titel. Da tauchte Bild-Mann Blome in Hamburg auf und hielt seinen Kollegen in deren großer 11-Uhr-Konferenz eine Blattkritik. Auch Kritiker waren danach der Meinung, dass Blome eine gute Figur abgegeben habe.

Andererseits gibt es beim Spiegel Kollegen, die der Auffassung anhängen, dass einer, der bei Springer Karriere gemacht hat und bei Bild Politik, kein guter Mann sein kann. Büchner macht sich mit der Personalie Blome in seiner neuen Redaktion also nicht nur Freunde.

Soulkönig der Nervensägen

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Dieses Maul ist groß, sehr groß: das erste Album von King Krule

Man kennt Burschen wie Archy Marshall aus dem britischen Sozialdramenkino. Bei Ken Loach oder Shane Meadows tritt oft irgendwann ein dünner, blasser, rothaariger Teenager auf und zeigt den anderen, wo es langgeht. Sein Maul ist groß und jede seiner unzähligen Sommersprossen steht für ein kleines Delikt. Zugleich neunmalklug und naiv ist dieser Typ, außerdem ungeheuer selbstbewusst. Sogar belanglose Regeln bricht er gerne. So erscheint auch "6 Feet Beneath The Moon", Archy Marshalls erstes Album unter dem Künstlernamen King Krule, nicht wie in Großbritannien üblich an einem Montag, sondern am kommenden Samstag. Weil er da 19 Jahre alt wird.



Der britische Soulünstler King Krule hast sein Debutalbum veröffentlicht.

King Krule darf also noch ein Jahr lang Teenager bleiben. Dass er als Kreativer längst reifer ist, beweisen diese 14 Songs. Man hört die Musik eines Kerls, der sich schon als Kind Vorbilder aussuchte, auf die herkömmliche Heranwachsende erst stoßen, wenn sie im Studium zum ersten Mal ins "Merkheft" des gehobenen Musiklieferanten Zweitausendeins schauen: Fela Kuti, Chet Baker, Gene Vincent, Django Reinhardt. So zeigt der Sohn einer Künstlerfamilie aus Süd-London, dass man dem Hype auch diesmal wieder nicht glauben muss: Man kann auch heute, im Jahr 2013, noch eine Jugend zu Ende leben, in der das Digitale und Virtuelle nur eine Nebenrolle spielen - wenn überhaupt.

Was Krule da ohne Effekte singt, erinnert an Joe Strummer, den heiseren Vorkämpfer der legendären Punkband The Clash. Statt modisch zu schrammeln, behandelt er seine Gitarre eher wie ein Folksänger. Manchmal klingt das wie sein Landsmann Billy Bragg auf den frühen Platten von Anfang der Achtziger, also nach einer sehr eigenen Mischung aus Soul, Klassenkampf und Straßenräudigkeit. Häufiger reist Marshall mit seinem Instrument sogar noch weiter in die Vergangenheit, bis in die Fünfziger- und frühen Sechzigerjahre, als die elegant ins Echo hineingespielte E-Gitarre noch das bevorzugte Medium des Gefühlsausdrucks war. Wer nur den Saitenspuren lauscht, sieht King Krule in Eissalons und Burger-Restaurants sitzen, um ihn herum Mädchen in Petticoats und neidische Jungs in zu großen Lederjacken.

Seine Plattenfirma würde sich wahrscheinlich freuen, hätte er es bei dieser Nostalgienummer belassen. Der Markt wäre für diese sozialrealistisch britische Antithese zur Amerikanerin Lana Del Rey bereit. Doch King Krule hat nicht nur einen eigenen Kopf, sondern auch andere Interessen. Unter den Pseudonymen DJ JD Sports und Edgar The Beatmaker nimmt er schon seit Jahren elektronische Musik auf und verbreitet sie übers Internet. Zu hören gibt es dilettantischen Hip Hop und holprigen Trip-Hop, verregneten Dubstep und digitalen Jazz. All diesen kleinen Leidenschaften hat er nun auch auf seiner Platte nachgegeben. Das Lied "Has This It" klingt wie der Remix eines Clash-Songs mit Motown-Samples; "A Lizard State" atmet den Geist einer gemeinsamen Session von britischen Helden wie Ian Dury und The Style Council mit dem afro-radikalen Art Ensemble of Chicago.

Je tiefer man sich in "6 Feet Beneath The Moon" hinein gräbt, desto dunkler wird die Stimmung. Nein, dieser Rotschopf ist kein Tagträumer, sondern eine Nachtgestalt. So wie der Ideengeber für sein Pseudonym, das cholerische Krokodil King K. Rool aus den "Donkey Kong"-Videospielen. Ein Bösewicht ist dieser Archy Marshall nicht. Eine krähende Nervensäge manchmal schon, der aber der Himmel den Soul geschenkt hat. Viele große Dichter haben so begonnen.

Aufruf zur Zerstörung

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Britischer Premier Cameron soll Druck auf 'Guardian' verfügt haben

Die britische Regierung und Premierminister David Cameron geraten in der Affäre um ihr Vorgehen gegen die Zeitung Guardian mehr und mehr unter Druck. Nach der deutschen Bundesregierung hat sich auch das Weiße Haus in Washington von den Maßnahmen Londons distanziert. "Es ist sehr schwer, sich ein Szenario vorzustellen, in dem das angemessen wäre", sagte ein Sprecher des Weißen Hauses. "Da ist die rote Linie überschritten worden", hatte zuvor der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning (FDP), kritisiert. Regierungssprecher Steffen Seibert hingegen vermied offene Kritik am EU-Partner: "Großbritannien ist ein Land der Freiheit, der Demokratie und ein Land mit einer extrem lebendigen Presselandschaft. Da braucht es kein Zutun durch den Regierungssprecher in Deutschland."



Der britische Premierminister David Cameron

Am Dienstag hatte der Chefredakteur des Guardian, Alan Rusbridger, erklärt, er sei von hochrangigen britischen Regierungsbeamten kontaktiert und zur Herausgabe von Dokumenten des Whistleblowers Edward Snowden gedrängt worden. Schließlich hätten Geheimdienstleute die Zerstörung von Festplatten überwacht.

Angeblich war Premierminister David Cameron persönlich in die Aktion eingebunden. Nach Informationen der Zeitung Independent wies er Kabinettschef Jeremy Heywood an, Druck auf den Guardian auszuüben. Heywood - immerhin Großbritanniens höchstrangiger Beamter und enger Vertrauter von Cameron -soll Guardian-Chefredakteur Rusbridger persönlich zur Zerstörung Tausender Dokumente aufgefordert haben. Auf diese Weise sollten weitere Enthüllungen über die Machenschaften von Geheimdiensten in den USA und Großbritannien verhindert werden. Regierungskreise bestätigten der Zeitung den Kontakt. Camerons Sprecherin lehnte eine direkte Stellungnahme jedoch ab - ihr einziger Kommentar: "Wenn jedoch hochgeheime Informationen auf eine unsichere Art aufbewahrt werden, stehen wir in der Pflicht, sie zu sichern."

Der Guardian berichtet seit Anfang Juni über geheime Überwachungsprogramme des britischen Geheimdienstes Government Communications Headquarters und seines US-Pendants National Security Agency und beruft sich dabei auf Informationen, die Snowden der Zeitung zugespielt hatte. Der brasilianische Lebenspartner des Snowden-Vertrauten Glenn Greenwald war am Sonntag auf dem Londoner Flughafen Heathrow festgehalten und sein Computer beschlagnahmt worden. Angeblich wurde David Miranda auch zur Herausgabe von Computer- und Handy-Passwörtern genötigt.

35 Jahre für den Whistleblower

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Sein Anwalt stellte Manning als Idealisten dar, die Anklage wollte den Prozess zur Abschreckung nutzen. Ein Militärgericht hat nun das Strafmaß festgelegt

Washington - Am Montag hatte Bradley Mannings Anwalt noch einmal versucht, das Schlimmste abzuwenden. Die Staatsanwaltschaft hatte da gerade verlangt, den US-Gefreiten und Whistleblower 60 Jahre lang im Gefängnis sitzen zu lassen. Um diese Zeitspanne von sechs Jahrzehnten zu veranschaulichen, zeigte Mannings Anwalt Davis Coombs im Gerichtssaal Fotos großer Weltereignisse der vergangenen Jahrzehnte und fragte: "Was ist im Jahr 1953 passiert?". Das ist 60 Jahre her. So lange, fügte Coombs hinzu, wolle die Regierung Manning hinter Gittern sehen. "Das wäre falsch", sagte er.



Für die einen ist er ein Held, für die anderen ein Verräter. Ein Gericht hat jetzt Bradley Manning zu 35 Jahren Haft verurteilt.

Nun hat das Gericht entschieden - und blieb weit hinter der Forderung der Anklage zurück. Die Militärrichterin Denise Lind legte das Strafmaß am Mittwoch in Fort Meade auf 35Jahre fest, nachdem sie Manning bereits im Juli für schuldig befunden hatte, vertrauliche Unterlagen gestohlen und gegen das amerikanische Spionagegesetz verstoßen zu haben. In 20 von 22 Punkten folgte Lind den Vorwürfen der Anklage, vom besonders schweren Vorwurf der Feindesunterstützung hingegen sprach sie Manning frei.

Manning, 25 Jahre alt, wird damit wahrscheinlich mindestens 11 Jahre im Gefängnis verbringen müssen. Erst wenn ein Drittel der Strafe verbüßt ist, kann er sich voraussichtlich um eine vorzeitige Freilassung bemühen. Die Entscheidung über das Strafmaß soll nun automatisch von einem militärischen Berufungsgericht überprüft werden, es sei denn, Manning verzichtet auf diese Möglichkeit.

Der junge Gefreite war von Ende 2009 bis Mitte 2010 in der Nähe von Bagdad im Irak stationiert und hatte damals 700000Geheimdokumente der US-Regierung digital kopiert und an die Enthüllungsplattform Wikileaks weitergeleitet, überwiegend bestand das Material aus diplomatischen Depeschen. Dies gilt als größtes Leck vertraulicher Daten in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Manning verriet damals einem Hacker, er sei schockiert über das, was die Vereinigten Staaten anrichteten und er fühle sich in der Pflicht, die Weltöffentlichkeit darüber aufzuklären. Geld hingegen sei ihm nicht wichtig. Der Hacker verriet Manning anschließend bei den US-Behörden. Nach seiner Festnahme wurde der Gefreite zunächst monatelang in Isolationshaft gehalten.

Die Anklage warf Manning vor, dass er mit seinen Enthüllungen Menschenleben gefährdet und die Auslandsbeziehungen der USA beschädigt habe. "Er hat die Vereinigten Staaten verraten und wegen dieses Verrats verdient er es, den überwiegenden Teil seines verbleibenden Lebens in Gefangenschaft zu verbringen", erklärte Militär-Staatsanwalt Joe Morrow.

Der Anklage ging es dabei allerdings nicht nur um Manning selbst: Sie wollte ein besonders hartes Urteil erwirken, um andere mögliche Whistleblower abzuschrecken. So gesehen hat der Prozess zusätzliche Brisanz bekommen durch die jüngsten Enthüllungen des Whistleblowers Edward Snowden über die Abhör-Praktiken des US-Geheimdienstes National Security Agency (NSA). Snowden hat jüngst in Russland Asyl erhalten, was die Regierung in Washington verärgert hat, die ihn vor Gericht stellen möchte. Unter keinem US-Präsidenten der jüngeren Geschichte sind Whistleblower strafrechtlich so hart verfolgt worden wie unter Barack Obama.

Mannings Verteidiger Coombs hatte seit Prozessbeginn um Milde für seinen Mandanten gebeten. Er stellte Manning als einen Idealisten dar, der zwar naiv gewesen sei, aber niemandem habe schaden wollen. Manning habe im Irak unter psychischen Problemen gelitten, die unter anderem mit seiner sexuellen Orientierung zu tun hatten. Angesichts seines auffälligen Benehmens hätten ihn seine Vorgesetzten viel früher vom Dienst suspendieren müssen, sagte sein Anwalt.

Beckenbauer und die SPD-Marmelade

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Der Kaiser hält eine Laudatio, bei der man denkt, er versuche, Gerhard Polt zu imitieren. Und eine SPD-Politikerin imitiert eine Kochsendung. Die Fünf Filme der Woche mit Fremdschäm-Warnstufe rot!

Beckenbauer gibt den Polt
Eine Sportzeitung vergibt einen Preis an einen Fußballrentner und ein anderer Fußballrentner hält dazu die Laudatio. Das klingt erstmal nach der langweiligsten Veranstaltung, die man sich vorstellen kann. Aber diese Rede von Franz Beckenbauer auf Gerd Müller beim Sportbild Award gleicht ab Minute 2:10 einem Auftritt von Gerhard Polt, wenn auch vermutlich unfrewillig: "Ein Gerd Müller kommt herein. Kennts ihr den Schbronschbob, den Schwamm? Das kann doch kein Torjäger sein!"

http://www.youtube.com/watch?v=bd3QhWcuvQM


Das flockt so schön
Jan Böhmermann macht Werbung für seine neue Sendung Neo Magazin und stellt nebenbei noch seine neue Ayran-Cola "Glümp" vor. Müssen wir mehr sagen?
http://www.youtube.com/watch?v=6ehpsx16HUQ


Rockstar mit Rollstuhl
Dieser Film erzählt die Geschichte von Dean Zimmer. Zimmer hat eine angeborene Behinderung, seine Gelenke funktionieren nicht richtig. Der Kalifornier sitzt im Rollstuhl, und auch die Arme kann er nicht richtig bewegen. Trotzdem ist Zimmer Drummer in einer Rockband, die schon als Vorband von Thin Lizzy und Styx gespielt hat. Das Video beginnt damit, dass Zimmer die Teile seines Schlagzeugs eigenhändig auf die Bühne schleppt und aufbaut. Dann setzt er sich hin und trommelt los. Man sieht deutlich, dass er sich nicht uneingeschränkt bewegen kann, aber hören würde man es nicht.
http://www.youtube.com/watch?v=fiwSlbdpk5w


"Weil Rot schmeckt gut"
Rebecca Hummel kandidiert für die SPD für den Bundestag. Aber weil das mit der Politik ja immer so ein heikles Thema ist und dieses Jahr alle inhaltslosen Wohlfühl-Wahlkampf machen, dachte sich Frau Hummel, sie kocht mal was Schönes. Also zieht Frau Hummel eine Schürze an, stellt sich in eine Schulküche und erklärt uns, wie man aus Erdbeeren ("weil rot schmeckt gut") einen "leckeren Aufstrich" machen kann. Wichtig ist allerdings, dass man einen roten Trichter zur Hand hat. Das Video ist ist schon etwas älter, kursiert aber seit ein paar Tagen verstärkt im Netz.
http://www.youtube.com/watch?v=a6FVxKmIyi4


Hüpfende Ziegen
Auch bei diesem Film steht die Farbe rot im Mittelpunkt, nun allerdings ganz ohne parteipolitische Symbolik. Obwohl, weiß mans? Jedenfalls sieht man eine Ziege, die einem roten Yogaball hinterherspringt. So ein Tiervideo halt. Kann man unnötig finden oder ganz lustig. Unterhaltsamer als Yoga ist es allemal. Die Musik ist leider genauso furchtbar wie beim SPD-Kochkurs.
http://www.youtube.com/watch?v=mu31o9zzHQs

Wie politisch ist die Liebe?

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Die meisten verliebten Menschen kennen alle Vorlieben, Wünsche und Fehler ihres Partners. Nur welche Partei er wählt, ist vielen offenbar egal. Hat Politik in einer Beziehung nichts verloren?

Wenn man einen Menschen liebt und lange mit ihm zusammen ist, kennt man ihn irgendwann sehr gut und weiß über die kleinsten Kleinigkeiten seines Lebens Bescheid. Man weiß, dass er nur die Apfelsorte Granny Smith mag, dass er unausstehlich sauer wird, wenn er beim Tischtennis verliert oder dass er mit sieben Jahren im Fasching als Scheich gegangen ist. Man weiß, welche Filme er gut findet, welche Bands und welche Schauspieler er liebt oder hasst. Und, logisch, man weiß auch, welcher Partei er bei der letzten Wahl seine Stimme gegeben hat und wen er gerne als Bundeskanzler oder Ministerpräsidenten hätte.  



Reden die wohl über Politik?

Moment! Stopp! Letztere Annahme stimmt offenbar nicht unbedingt. Eine Umfrage hat nämlich ergeben, dass jeder Zweite offenbar keine Ahnung hat, was der Partner wählt. Zugegeben, es handelt sich bei der Umfrage nicht um eine repräsentative, wissenschaftliche Studie. Das Online-Partnerbörse eDarling hat lediglich seine Mitarbeiter und die von zwei anderen Start-Ups gefragt. Von denen sagten 56 Prozent, dass sie nicht wüssten, was ihr Partner wählt. 22 Prozent gaben an, nie mit ihrem Partner darüber zu sprechen, wen sie bei der Wahl favorisieren.  

Dieses Ergebnis ist erstaunlich. Politik ist – gerade im Wahljahr – doch ein ziemlich zentrales Thema. Es geht schließlich um die Zukunft, darum, wie die Gesellschaft und das Land, in dem wir leben, sich weiterentwickeln sollen. Warum aber sprechen darüber offenbar so wenige mit den Menschen, die sie lieben? Passen politische Themen nicht an einen Pärchentisch? Reicht da Wahlgeheimnis bis ins Bett?   Wie ist deine Meinung zu Politik in der Beziehung? Sprichst du mit deinem Partner über Politik? Spielt seine oder ihre politische Einstellung schon beim Anbandeln eine Rolle? Kannst du dir vorstellen, jemanden zu lieben, der den politischen Gegner der Partei unterstützt, der du deine Stimme gibst? 

Wie das Internet ... einparkt

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Ein Lifehacker macht sein Leben mit einfachen Tricks ein bisschen besser. Das Internet ist voll von Lifehackern - wir sammeln ihre besten Tricks; heute beim Autofahren

Das Problem: Parken. In der Stadt. In einer Stadt, in der es Parkplätze nicht wie Heu gibt, sondern eher wie Goldnuggets - man nimmt eine Lücke also, auch wenn sie eigentlich zu eng ist. Dann stellt sich die Frage, vor allem wenn man alleine unterwegs ist, ergo keinen Einparkwinker zur Hand hat: Wie komm ich da rein, ohne versehentlich den Maserati hinter mir zu touchieren? Entweder: Passanten um Wink-Hilfe bitten. Oder...

Die Internet-Lösung: eine Do-it-yourself-Einparkhilfe namens Luftballon - aufpusten, hinten am Auto festmachen und so lange fahren bis es knallt. Denn das ist dann nur der Ballon, der Maserati ist noch intakt. Auch wenn die Passanten blöd gucken. (Was auch egal ist, denn das tun sie vermutlich eh schon, sobald du den Ballon aufbläst.)

Hilft dir das? Wie löst du knifflige Parksituationen?

Die zweitcoolste Geschichte seines Lebens

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Wie sich der Blogger Markus Herrmann auf die Triple-Feier des FC Bayern geschlichen und einen Homie von Jay Z getroffen hat - und von Thomas Müller gemobbt wurde.

Es ist der 1. Juni 2013, der FC Bayern hat soeben in Berlin das Pokalfinale gewonnen und ist damit erster Triple-Sieger der deutschen Fußballhistorie. Über jemanden, der jemanden kennt, der jemanden kennt, der jemanden kennt, wurde ich auf eine Party im Berliner „The Grand“ eingeladen. Aus Spielerkreisen hörte man (so wollte ich immer schon mal einen Satz beginnen), dass sich die Großzahl der Spieler des FC Bayern dort auf der Party blicken lassen werde. Grund: weitaus weniger Presse als beim offiziellen Bankett.
 
Schon vor der Tür wurden zwei Dinge klar. Erstens: Es wird sehr, sehr voll. Ich war wohl nicht der Einzige mit dieser kostbaren Information. Zweitens: Münchner Szene-Partyvolk war anwesend. Zu erkennen an Sätzen wie „Platz bitte, hier ist der Sohn vom Finanzvorstand“. Eine Grundstimmung wie Fashion Week gemischt mit Finanzamt-Grillfest.




Die Trophäen eines unvergesslichen Abends: eine Scherbe der Vase, die auf der Tanzfläche zerbrach, und das "Danke Jupp!"-Bändchen 

Wir standen gute zwei Stunden vor der Tür, bis wir endlich reingelassen wurden. Kurze Schockstarre bei meiner Begleitung aus Mönchengladbach, unterbrochen nur von Gedränge und ausladenden Gesten, um einen schmalen Gang zu bilden: Jupp Heynckes hatte die Party auch erreicht und schlängelte sich an uns vorbei. Freundliches Hallo, kurzes Händeschütteln, dann wieder Schockstarre.

Mobbing von Thomas Müller


Man muss nämlich wissen: Fußballer gehören zu einer anderen Gruppe von Prominenten als, zum Beispiel, Musiker oder Schauspieler. Klingt jetzt großspuriger als es soll, aber beruflich finde ich mich öfter neben bekannten Personen. Alles halb so wild. Aber wenn das Fußballer sind, ist es doch irgendwie anders. Womöglich, weil so ein Fußballer irgendwie emotional aufgeladen ist. Ich meine, ich bin ganze Tage oder Wochen aufgeregt, nur um mitzufiebern, wie diese jungen Herren gegen den Ball treten. Wie bescheuert und wie wunderbar gleichzeitig.
 
Trotzdem ein Dämpfer: Die Spieler hatten natürlich noch mal einen VIP-Bereich vom VIP-Bereich. In die ersten beiden Etagen durften wir, in die dritte nur Leute, die vorher beim Bankett ein Bändchen mit der Aufschrift „Danke Jupp!“ bekommen haben. Schwierig. Auf die gewohnten Tricks fielen die Türsteher im kleinen Treppenhaus nicht rein, es schien ihnen ernst zu sein. Man konnte nur erahnen, was dort oben los sein musste. In solchen Momenten habe ich allerdings sehr oft Glück, wahrscheinlich so ein Yin-Yang-Ding vom Universum – motorisch bin ich im Gegenzug nämlich sehr ungeschickt. Jedenfalls begab es sich, dass da jemand war, der jemanden kannte, der jemanden kannte, der einen Türsteher kannte, und, zack: war ich in Etage drei. Auf der Treppe fielen sich gerade Franck Ribéry und Uli Hoeneß in die Arme, und ich dachte daran, wie gern ich genau in diesem Moment durch die Zeit reisen würde, um meinem 13-jährigen Ich davon zu erzählen. In dem Jahr hatten meine Eltern für ein Original-Trikot des FCB für mich gespart und ich habe es danach besser behandelt als bis heute jedes andere Kleidungsstück.
 
Ein erstaunlich kleiner Raum mit vielleicht 150 Leuten und ich mittendrin. Ich stellte mich in eine Ecke und versuchte erstmal, eine Übersicht zu bekommen. Jemand warf mir immer wieder einen Luftballon gegen den Kopf – Thomas Müller. Ab diesem Zeitpunkt sah ich mich als offizielles Mannschaftsmitglied, auch wenn ich gemobbt wurde. Was da los war!
  Aber erstmal musste ich Organisatorisches klären. Typische Samstagabendtätigkeit in Berlin: Bändchen besorgen! Ich hatte ja selbst noch nicht mal eins, aber irgendwie wollte ich meine Freunde noch mit in den Triple-Bereich bekommen. Leider verstand keiner der stark angetrunkenen Anwesenden mein Vorhaben. Ich war sogar kurz davor, einen äußerst gut gelaunten Tom Starke zu fragen, ob er da nicht was machen könne. Andererseits wurde mir in diesem Moment auch bewusst, dass ich mich hier gerade auf die Party von einem Haufen Mitte-20-Multimillionäre geschmuggelt hatte. Besser aufpassen, bevor man da gleich wieder rausfliegt. Während ich grübelte, tippte mir ein schwarzer Mann, Typ Hip-Hop-Produzent, auf die Schulter: „Nice Cap!“ Er meinte meine Brooklyn-Nets-Cap, und ich erzählte, dass ich sie in Brooklyn beim ersten Spiel der Nets gekauft hätte. Er war begeistert und sagte: „That’s awesome, I’m a friend of Jay Z!“ Ich überlegte kurz, ob womöglich heute irgendwas in meinem Trinkwasser war, fragte dann aber meinen neuen Homie aus Brooklyn, ob er nicht ein paar Bändchen übrig hätte. Hatte er tatsächlich! Leider allerdings nur eins.

Die Magic von Sebastian Schweinsteiger


Um es kurz zu machen: Weitere Versuche brachten alle nichts und ich konnte niemanden sonst reinschmuggeln. Meine Brooklyn-Nets-Cap schien dafür über besondere Kräfte zu verfügen: Manuel Neuer
hat mich im Verlauf der Nacht dreimal angesprungen, um sie sich selbst aufzusetzen. Danach tanzten wir jeweils Walzer zu einem Lied dieser schlimmen elektrischen R’n’B-Wasauchimmer-Musik, die Fußballer gerne hören. Bastian Schweinsteiger trug noch immer das Trikot aus dem Champions-League-Finale. Ich bin mir sicher, dass es aufgrund seiner Aura im Dunkeln geleuchtet hat. Wenn man nah rangegangen ist, hat man auch so ein leichtes Brummen in der Luft gehört. Magic! Ich habe ihm mehrmals unkontrolliert auf die Schulter geklopft und wir haben uns gefreut. Ich trage seitdem also Champions-League-Finale-Feenstaub an meinen Händen.
 
Ich trinke für gewöhnlich keinen Alkohol. Nach dem typischen Probieren mit 14 hab ich es für nicht weiter toll befunden und seitdem gelassen. Mein erster Alkohol 13 Jahre später war nun ein Schluck Champagner aus einer überdimensional großen Flasche, den ich nur deshalb getrunken habe, weil sie mir von Arjen Robben gereicht worden war. Das mit dem Alkohol werde ich auch weiterhin lassen. Aber jetzt habe ich eine nette Anekdote, wenn ich zum 193 742 904. Mal erklären muss, warum: „Ja äh, mag ich halt nicht. Nur das eine Mal. Arjen Robben, als er damals das Tor im Champions-League-Finale gemacht hat und die Bayern dann das Triple geholt haben … ja auf der Party danach.“
 
Was ich mir die ganze Zeit nicht erklären konnte: warum eine riesige chinesische Vase auf dem Dancefloor stand. Schließlich kam es dann, wie es kommen musste und ein Spieler, dessen Namen ich hier nicht nennen möchte, warf das Ding um und es zerfiel in Hunderte Scherben. Ein schönes Andenken an diese mehr als absurde Nacht des 1. Juni 2013. Gegen 7 Uhr morgens, als Thomas Müller noch einmal Gesänge vom DJ-Pult aus anstimmte, verließ ich die Veranstaltung. Mit jeweils einem breiten Grinsen nickte ich mir mit Claudio Pizarro auf der Treppe nach unten zu. Er war gerade Triple-Sieger geworden und ich hatte die bislang absurdeste Nacht meines Lebens erlebt. Schön.
 
Gegen 13 Uhr wachte ich dann wieder auf und schaute mir vom Bett aus im Fernsehen die teils stark gezeichneten Herren der vergangenen Nacht auf dem Münchner Rathausbalkon an. Ich bin scheinbar vergessen worden.

Der Autor:





Tweets wie „Wenn rtl fußball überträgt, fühlt sich das so an, wie wenn die geographielehrerin plötzlich die eigene lieblingsband hört“, bringen dem Autor Markus Herrmann (27) fast 30.000 Follower. Dieser Text, der gerade auf seinem Blog „Herm’s Farm“ erschienen ist, erzählt die „zweitcoolste Geschichte“ seines Lebens. Die coolste: „Ich hab mal James Hetfield kumpelhaft auf die Schulter geklopft, bevor er auf die Bühne ging, um das Intro von ,One’ zu spielen.“

Binde oder Gebinde?

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Jungs kaufen anders ein als Mädchen? Bei Hygienartikeln mag das stimmen. Aber sonst? Wir haben mal ein paar Schnappschüsse in München gemacht. Errätst du, wer gerade was aus dem Supermarkt getragen hat?

Die Essenz der Eitelkeit

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Yoga, Kochen und Woody Allen: Die Selbstdarstellung auf Dating-Profilen funktioniert nach durchschaubaren Regeln. Deshalb spuckt ein Programm jetzt automatisch generierten Text mit beliebten Wörtern und Sätzen von Datingseiten aus.

Angestrichen: 
I don't really like talking about myself Someone who shares my sense of humor recently moved back Arrested Development. Making lasagna my dogs Feminism fitness the simple things in life I have a crush on bacon, seeing as many countries as possible playing my guitar Infinite Jest Woody Allen going to shows. Thinking about trying yoga trying this for the first time grab coffee or a drink foodie I don't take myself too seriously it depends on the night. Sleeping late hiking running shoes I'm not good at filling out these things.    


Wo steht das denn?  
Auf der Website einer findigen Designerin aus Philadelphia, die für partnersuchende Online-Singles nicht weniger als eine Revolution darstellen könnte! Die Frau hat nämlich ein Programm gebastelt, das per Zufallsgenerator beliebte Wörter und Satzbausteine aus Online-Datingprofilen aneinanderklebt und auf Wunschlänge ausspuckt. Der Titel der Wundermaschine: „Online Dating Ipsum“, eine Anspielung auf „Lorem Ipsum“, den pseudo-lateinischen Blindtext, den Grafiker verwenden, um Layouts mit Buchstaben zu füllen.  

Und was sagt uns das?
 
Auf den ersten Blick nichts – auf den zweiten dann aber fast alles, was wir über Online-Dating wissen müssen! Das Programm liefert ein Konzentrat aus prätentiösem Geschwafel, wie es westliche Großstädter produzieren, um sich im Netz als ansprechende Persönlichkeit auszuweisen. Lässt man die Maschine probeweise drei Absätze ausspucken, hat man schon alle wichtigen Zutaten für ein maximal interessantes Datingprofil. Und das wäre, wir halten fest:  

  • Strategisch gut verteilte popkulturelle Referenzen („Arrested Development“, „Woody Allen“, „Infinite Jest“)

  • Eine gewisse Urwüchsigkeit („the simple things in life“, „my dogs“)

  • Sportlichkeit („fitness“, „running shoes“, „thinking about trying yoga“)

  • Meta-ironische Lässigkeit im Umgang mit eigenen Macken („I have a crush on bacon“, „sleeping late“)

  • Musische Veranlagung („playing my guitar“, „going to shows“)

  • Welt- und auch sonstige Offenheit („seeing as many countries as possible“, „feminism“)

  • Wichtig: eine glaubhafte Entschuldigung, weshalb man im Netz Freunde sucht („recently moved back“)

  • Und: eine sympathische Unbeholfenheit mit der Nabelschau im Netz („I’m not good at filling out these things“)  


Wirklich abgründig wird es aber erst, wenn man den zweiten Button markiert, der einen Dating-Text mit "crazy Sauce" verspricht. Der so generierte Text ist nämlich nicht nur irrsinnig eitel, sondern auch noch garniert mit stutzig machenden bis unheimlichen Satzbauteilen wie "I only bite with permission", "bald is sexy", "polyamory" und "motorcycle collection".

Die Blindtext-Maschine legt also nahe, dass es nur zwei Typen von Menschen gibt, die im Netz Kontakt suchen: pfauenhafte Angeber und einsame Freaks. Im Grunde produziert der "Online Dating Ipsum"-Generator keinen Text - er gießt Verzweiflung in Worte.

Im Dienste der Tanzbarkeit

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Sie marschieren wieder: War das dritte Album von Franz Ferdinand doch eher überkonstruiertes Gitarrengekaue, finden die Glasgower Retter des Indie-Pop auf ihrem neuen Album zur alten Streberform zurück


In Zeiten der Skip-Taste, des Aktualisierungszwangs und des Shuffle-Modus ist es ziemlich schwer geworden, das Album einer Rockband so richtig in- und auswendig zu lernen. Es gelingt aber, wenn es zum Beispiel auf der Playlist eines jener prähistorischen MP3-Player festsitzt, den man nur noch zum Joggen nimmt. Man läuft also, hat keine Hand zum Skippen frei und ärgert sich über das immer gleiche Liedgut. Man kann aber nichts dagegen tun, ganz so wie vor 20 Jahren, als die Kassette manchmal im Autoradio feststeckte und man auf der langen Überlandfahrt keine Wahl hatte.

Dieser besondere Zufall versetzt den Autor dieses Textes in die Lage, über das 2009er-Album "Tonight: Franz Ferdinand" heute ein mühsam erarbeitetes Langstrecken-Urteil nachzutragen, das damals nicht möglich war. Es lautet: streberhaftes und über lange Strecken überkonstruiertes Gitarrengekaue. Eine richtig hirnzerplante Platte, die beim flüchtigen Hören zwar noch mit Kulissenschieberei beeindrucken konnte. Nach vielen gemeinsam durchlittenen Jogging-Kilometern aber bleibt nichts als Dosenrock und bürgerliche Tristesse. Von der für die schottische Gruppe Franz Ferdinand seit jeher verwendeten gesellschaftliche Einordnung als "Kunststudenten", die anfangs Hinweis auf die höheren Weihen der Band sein sollte, bleibt danach nicht mehr viel übrig. Das verflixte dritte Werk hat noch den Charme des Bummelstudententums im 22. Trimester.





Es wäre also nicht zwingend noch eine Franz-Ferdinand-Platte nötig gewesen, aber das ist das Schöne am Pop. Er schert sich nicht besonders um Notwendigkeiten, er ist ja immer eigentlich gleich nutzlos oder lebenswichtig, je nach Tageszeit. So geschieht es also, dass dieses vierte Album der früheren Glasgower Gitarrenpop-Retter mit dem klangvollen Namen genau den Überraschungseffekt bereit hält, den Totgesagte so gerne - betont lässig, demonstrativ lebendig - aus dem Ärmel schütteln. "Right Thoughts, Right Words, Right Action" nimmt den Hörer schon beim ersten Durchlauf für sich ein, ohne dass er genau sagen könnte, warum. Denn eigentlich haben Sänger und Vorsteher Alex Kapranos und seine drei feinen Herren doch wieder nur Variationen ihres "Darts Of Pleasure"-Einstiegshits vom Anfang des Jahrtausends komponiert. Eine maximal euphorische Variante typischer Post-Punk-Tanzmusik, die seinerzeit oft als "zackig" charakterisiert wurde.

Kaum eine Band dieser Gewichtsklasse pflegt ja eine derart stoische Werktreue und Wiedererkennbarkeit, eine über allen Alben, Songs und Konzerten schwebende zeitlose Klangeigenschaft. Den Grund legt die stets ähnlich stapfende Rhythmusabteilung, über deren struppigen Teppich die Leadgitarre des (in Bayern aufgewachsenen) Nick McCarthy bittersüß paradiert und Kapranos entspannt seine kleinen Geschichten souffliert. Das treibende Moment, der stets stramm losmarschierende Franz-Ferdinand-Takt - auf dieser, insgesamt vierten Platte wurde das Rückgrat wieder freigelegt. Im Dienste der Tanzbarkeit.

Beruhigende Erkenntnisse stellen sich ein. Erstens scheint die mittlerweile um die 40 Jahre alten Bandmitglieder der ewige Kunststudenten-Ruf auch nicht mehr sehr gereizt zu haben. Das Album klingt nämlich kein bisschen verkopft oder artifiziell elektrisch verwachsen, sondern eben wie genau das, was man sich in der Indie-Disco beim DJ wünscht.

Die zweite Erkenntnis ist schon schmerzvoller: Songs wie "Love Illumination" oder das aufreizende "Bullet" sind Hits, so gnadenlos gut hingeschleudert, dass man nicht anders kann, als ihren Riffs hinterherzuhecheln und Abbitte zu leisten, für eventuell in den letzten vier Jahren geäußerte Verächtlichkeiten. Ja, und das Laufen geht damit natürlich auch besser.

Diese Renaissance der Band Franz Ferdinand mit rosigen Wangen war Absicht, so scheint es, wenn man die Produktionsdaten deutet. Frei von Abgabeterminen haben sie gearbeitet, in einem bandeigenen Studio, in dem der Spaß im Vordergrund stand. Eine schnelle Aufnahme ohne langes Grübeln, diese einfachen Zutaten haben schon manch einer festgefahrenen Überflieger-Band ein respektables Spätwerk beschwert. Dabei wirkt es, als hätten die Schotten nicht nur ihre eigenen Wurzeln noch einmal neu nachgezeichnet und interpretiert, sondern auch den ganzen Fundus des britischen Popzirkus gesichtet und ihren neuen Braten schön mit Zitaten und Anklängen gespickt. "Bullet" klingt wie der Hit, den die leider vergessenen Supergrass nie ganz hingekriegt haben. Das spielerische "Fresh Strawberries" geht irgendwie stark den Beatles in der lustigen Phase hinterher und ist damit überhaupt nicht Ferdinand-typisch. Und die ikonische Gang Of Four steht sowieso wieder an jeder Ecke.

Aber die kurzweiligen Farbtupfer und Keyboardnotizen, die Lust an der verschmitzten Kurzgeschichte, das Zünden anachronistischer Lagerfeuer, all die Aktionen erzählen auch von einer noch nicht allzu weit zurückliegenden, goldenen Vergangenheit großbritischer Musikkultur. Wenn man gleichzeitig in die Veröffentlichungen der nächste Monate schaut und sieht, dass die Arctic Monkeys und die Babyshambles auch wieder miteinsteigen werden, ist man fast geneigt zu sagen: In diesem Herbst wird der Britpop noch mal sein Bierglas erheben. Feierlich, womöglich triumphal. Und Hunderttausende, die die alten Frisuren und Sportjacken noch tapfer auftragen, könnten sich wieder sehr gegenwärtig fühlen.

Dabei standen und stehen Franz Ferdinand immer auch für eine aristokratische Ausgabe dieser Kultur. Es ist etwas in der Art, wie Alex Kapranos in seinen Liedern über den Weltenlauf nachdenkt, diese feinsinnige Arroganz, mit der er etwa ganz am Ende der Platte beiläufig "You know, I hate pop music!" herausschleudert, das diese Band auf der Bühne noch ein bisschen höher stehen lässt als andere. Die Stromlinienform, die glatten Anzüge! Bei aller Nähe zur Indie-Disco ist auch dieses Album hermetisch, kein echter Ort der Freiheit. Es erzählt dem Hörer letztlich nichts über ihn, sondern nur von einer Band, die wieder mal alles richtig gemacht hat. Streber eben. Aber immerhin solche, mit denen man jetzt durchaus wieder mal ein Bier trinken würde.

Zu zufrieden

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Norwegen geht es bestens. Trotzdem muss die regierende Linkskoalition eine schwere Niederlage bei der Wahl am 9. September befürchten. Warum? Weil den Leuten in all dem Wohlstand anscheinend langweilig ist und sie etwas Neues ausprobieren wollen

In Tøyen, einem Viertel im Osten von Oslo, hat Marit Nybakk nicht viel zu gewinnen. Wenn die altgediente sozialdemokratische Abgeordnete an die Apartmenttüren klopft, lachen die meisten und sagen: 'Wir wählen euch doch sowieso.' Hier wohnen viele Angestellte des öffentlichen Dienstes und Migranten - Stammklientel. Also geht es weniger ums Überzeugen als ums Mobilisieren. Jede Stimme zählt, der größte Feind der Arbeiterpartei ist die Enthaltung. Wie Nybakk versuchen 13000 Genossen in ganz Norwegen, in den verbleibenden Tagen bis zur Wahl am

9. September den Wind noch zu drehen. Sie drücken den Leuten Rosen in die Hand und erzählen ihnen, was alles Schlimmes passieren würde, wenn die rot-rot-grüne Koalition ihres Premierministers Jens Stoltenberg abgelöst würde.





Danach sieht es aber stark aus. In den Umfragen liegen Arbeiterpartei, Linke und das ökologisch angehauchte Zentrum fast zwanzig Prozent hinter einer denkbaren Rechts-Allianz unter Führung der Konservativen (Høyre). Zwar haben die Sozialdemokraten leicht aufgeholt und könnten sogar wieder die stärkste Partei werden - wie immer seit 1924 -, aber ihre Partner bleiben zurück. 'Es müsste schon etwas Gewaltiges passieren, damit es noch reicht für die regierende Koalition', sagt der Wahlexperte Johannes Bergh vom Osloer Institut für Sozialforschung. Selbst die spektakuläre Aktion des Premierministers, der kürzlich als Taxifahrer auf Wählerfang ging, was via Youtube um die Welt ging, hat wohl mehr Aufmerksamkeit als Wählerstimmen gebracht - auch weil später bekannt wurde, dass einige der vermeintlich unwissenden Kunden Stoltenbergs von einer Werbeagentur engagiert worden waren.

Wäre ein Regierungswechsel folgerichtig, gar zwingend? Im Gegenteil: Dem Nicht-EU-Mitglied Norwegen geht es hervorragend, gerade im Vergleich zum notleidenden europäischen Umland. Die Finanzkrise hat die norwegische Wirtschaft kaum getroffen, die Arbeitslosigkeit liegt bei 3,5 Prozent. Die Häuserpreise steigen weiter, anders als in Dänemark oder den Niederlanden. Das alles hat sehr viel mit den seit Jahrzehnten sprudelnden Gewinnen aus dem Öl- und Gasgeschäft zu tun, aber die Regierung hat den Reichtum nach Ansicht der meisten Beobachter insgesamt vernünftig gemanagt.

Auch das Breivik-Trauma hat das Land offenbar einigermaßen überwunden. Nach den Anschlägen vom 22. Juli 2011 war der Polizei heftig kritisiert worden, ein Bericht zählte furchtbare Pannen auf, Justizminister und Polizeichef traten zurück.

Inzwischen hat die Regierung in der inneren Sicherheit aufgerüstet, etwa mit neuen Polizeihubschraubern und mehr Geld für alle Beteiligten. Das reiche nicht, monierte die konservative Spitzenkandidatin Erna Solberg im ersten TV-Duell mit Stoltenberg. Wahlentscheidend wird das Thema aber auf keinen Fall sein.

Nicht einmal die Person Stoltenberg gäbe Anlass für eine Abwahl. Mit 53 wirkt der Premier trotz seiner acht Jahre an der Regierungsspitze noch schwungvoll, er ist ein guter Redner, wie er nach den Anschlägen bewies, und unumstritten im eigenen Lager. Kurz vor der Sommerpause hat er selber auf den Punkt gebracht, woran er scheitern könnte: 'Die Herausforderung besteht darin, dass die Bürger zufrieden sind.' Er sehe eine 'Müdigkeit' bei den Norwegern, bestätigt Wahlforscher Bergh. 'Die Leute wollen etwas Neues ausprobieren'; ein Wechsel nach einer Periode liege, mit der Ausnahme von 2009, im Trend der vergangenen zwanzig, dreißig Jahre.

Die großen ideologischen Schlachten wurden in Norwegen in den Siebziger- und Achtzigerjahren geschlagen, in Wahrheit unterscheiden sich Sozialdemokraten und Konservative in zentralen Feldern - Arbeit, Soziales, Energie, Umwelt, Renten, Außen- und Verteidigung - nur in Nuancen. Im Wahlkampf hat die Konservative Solberg der Links-Regierung vorgeworfen, sie unternehme zu wenig, um das Wirtschaftswachstum zu fördern und die Wettbewerbsfähigkeit des Landes zu sichern. Doch tut sie sich schwer damit, Differenzen herauszustellen; das meiste würde sie nicht wesentlich anders machen, nur 'bessere Lösungen' suchen.

Werden die Konservativen stärkste Kraft, ist denkbar, dass sie sich unter anderem mit der Fortschrittspartei zusammenspannen. Das wäre ein großer Umbruch in der norwegischen Politik, denn die Partei war noch nie in der Regierung, ist aber in den vergangenen Jahren unter der Vorsitzenden Siv Jensen immer stärker geworden. Bekannt ist die Fremskrittspartiet (FrP) für zweierlei: Zum einen will sie einen größeren Anteil der Gewinne des 540Milliarden Euro umfassenden Öl-Fonds ausgeben, mit dem die Norweger ihre Zukunft sichern, und zwar für Investitionen in Infrastruktur, Gesundheitssystem, Bildung. Vor allem aber fordert sie strengere Regeln für Immigranten und Flüchtlinge, gern auch mit polemischen Sprüchen. Wenn Jensen, wie vor ein paar Wochen, ein härteres Vorgehen gegen bettelnde Zigeuner anregt, pfeffert sie das mit dem Satz: 'Setzt sie in einen Bus und schickt sie zurück nach Rumänien.' Damit schöpft sie - mangels ernsthafter Konkurrenz auf diesem Gebiet - den rechten Rand ab.

Trotzdem lässt sich die Partei nicht einfach in eine rechtspopulistische Schublade stecken zusammen mit Islamkritikern und ähnlichen Bewegungen in Skandinavien und anderen Teilen Europas. Mit Leuten wie Geert Wilders, Jean-Marie Le Pen oder Jörg Haider habe man nichts gemein, sagt Thor Bostad, ein Parteistratege, mit Nachdruck und verweist auf die Verwurzelung im klassischen Liberalismus à la Thatcher: mehr Wettbewerb, niedrige Steuern, freier Handel. 'Wir sehen uns zwischen CDU und FDP.' Im Wahlkampf haben die Fortschrittlichen versucht, ihr ausländerfeindliches Image loszuwerden, zumal sie mit dem Makel kämpfen, dass der Massenmörder Anders Breivik einst der Jugendorganisation der Partei angehörte, die ihm dann aber nicht radikal genug war. Christdemokraten und Liberale wollen aber auf keinen Fall mit ihnen zusammengehen.

Auch als inzwischen zweitstärkste Kraft im Parlament bleibt die FrP eine typische Protestpartei, die gegen den wohlfahrtsstaatlichen Konsens und staatliche Bevormundung rebelliert. Sollte sie in eine Koalition eintreten, könnte ihr dasselbe wie anderen Gruppierungen passieren, etwa den bislang mitregierenden Linkssozialisten: Sie sind abgestürzt, weil ihre Wähler Kompromisse hassen.

Die gute Nachricht

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Seit einigen Tage läuft Al Jazeera America. Kritiker wettern weiter gegen den 'Sender des Feindes', dabei gibt es hier ausgewogene und informative Berichte, die im US-Fernsehen sehr rar geworden sind


Das sind sie, die berühmten ersten Worte: 'Es ist der 20. August 2013. Ich bin Antonio Mora, und ich bin Richelle Carey, und dies ist Al Jazeera America. Von aktuellen Nachrichtensendungen zu Themenabenden - wir sind da, um Geschichten so zu erzählen, wie sie passieren.' Es ist Punkt 15 Uhr. Mora und Carey, die neuen Al-Jazeera-America-Starmoderatoren, dürfen den Anfang machen. Kurz vorher sendet Current TV noch eine Mini-Reportage über einen Fallschirmspringer, sie endet mit einem waghalsigen Sprung. Fortan sendet hier Al Jazeera America - und macht seinerseits einen ziemlich waghalsigen Sprung in den amerikanischen Fernsehmarkt. Es ist der erste große Neustart seit Fox News im Jahr 1996.





Los geht es mit einem einstündigen Werbefilm. Was Al Jazeera America von sich selbst erzählt, klingt wie aus dem Journalismus-Lehrbuch: unabhängig, international, unbestechlich, hintergründig, vorurteilsfrei, vor Ort recherchiert - und mit großzügigem Budget ausgestattet. 'Wir verbinden Amerika mit der Welt und die Welt mit Amerika', heißt es da oder: 'In der Zeit der Konsolidierung investiert Al Jazeera in Wachstum.' Fast jeder neue Al-Jazeera-Reporter darf einmal in die Kamera sagen: Al Jazeera hat Geld, Al Jazeera investiert in Qualität. Die Eigner des Senders, die Königsfamilie aus Katar, soll schon gut eine Milliarde Dollar in den amerikanischen Ableger gesteckt haben, schätzen Medienexperten. Im Wesentlichen hat der Werbefilm zwei Themen: Al Jazeera America ist in Amerika 'zu Hause'. Und er werde alles besser machen, was bei anderen Sendern schlecht läuft. Das Wort 'America' fällt öfter als beim rechtskonservativen Sender Fox. Dutzende Durchschnittsamerikaner - Tätowierte, Schwarze, Fette und lächelnde Weiße in merkwürdigen Trachten - dürfen sagen, was sie am bisherigen Angebot stört, es sind vor allem Einseitigkeit und Oberflächlichkeit.

16 Uhr, jetzt geht es richtig los. Al Jazeera America sendet Nachrichten. Das erste Thema ist Ägypten. Ein riesiger Bildschirm spannt sich einmal um das Studio herum, die Bilder bewegen sich wenig. Der Moderator steht davor und erklärt die Hintergründe, schaltet die Korrespondenten vor dem Weißen Haus und aus Ägypten zu, die noch mehr erklären. Man lernt sehr viel, über Geopolitik und über die vielen zerstrittenen Parteien. Es fallen Namen, von denen die meisten Amerikaner wohl noch nie gehört haben - es ist alles recht kompliziert, komplizierter als bei den anderen amerikanischen Sendern, die Nachrichten gern auf eine These reduzieren. Al Jazeera nimmt sich Zeit, für das erste Thema fast zehn Minuten. Das ist sicher mehr, als viele Amerikaner wissen wollen. Ein Experte kommt zu Wort, der das Ganze noch relativiert: So wichtig, sagt der Harvard-Professor Stephen Walt, sei der Konflikt nicht für die Amerikaner, strategische Interessen würden sich nicht massiv verändern. Eine steile These sieht anders aus.

Al Jazeera America bereitet die Themen auch in den Tagen nach dem Start gründlich auf. Wenn der Sender ein Nachrichtenstück über Waldbrände im Westen der USA bringt, gibt es gleich auch einen Bericht, der erklärt, wie Löschflugzeuge funktionieren. Neben den klassischen Nachrichten, die alle haben, sendet Al Jazeera America Geschichten, über die andere kaum berichten, etwa über die miserablen Bedingungen in einem Gefängnis in New Orleans.

Es sind langsame, klassisch gefilmte, ausgewogene Berichte. Es gibt Landkarten, Grafiken und Expertenmeinungen. Es wirkt, als wolle Al Jazeera America die Medienentwicklungen der vergangenen Jahre zurückdrehen, die Atemlosigkeit, den Alarmismus. Es sind richtig gute Nachrichten. 'Der Sender bringt ein wenig Ruhe in das sonst so aufgeregte amerikanische Fernsehen', sagt Carsten Mierke, der Büroleiter von RTL in New York. Die einzelnen Beiträge sind sehr lang. Sie sind nicht unterhaltsam, sondern informativ. Für Zuschauer wird das eine Umstellung. Die Frage ist, wie viele dazu bereit sind.

Bislang bekommt dazu auch nicht jeder die Chance. Das Programm wird auf dem Sendeplatz von Current TV ausgestrahlt. Al Jazeera hatte den linken Sender des Ex- Vizepräsidenten Al Gore im Januar 2013 gekauft. Doch viele Kabelnetzbetreiber wie Cablevision oder Time Warner Cable haben Current TV aus dem Angebot genommen. In New York zum Beispiel kann man Al Jazeera America im Kabelfernsehen darum nicht empfangen. AT&T hat den Kanal nur wenige Stunden vor dem Start noch aus dem Programm genommen, Al Jazeera klagt dagegen und verhandelt mit den anderen. Vorerst ist der Sender nur in 43 Millionen Haushalten zu sehen.

Wer ihn empfängt, sieht nur sechs Minuten Werbung pro Stunde, im Schnitt sind es 15 bei der Konkurrenz. Es ist aber nicht ganz klar, ob das an den großen Ambitionen oder den kleinen Optionen von Al Jazeera America liegt. Medienexperten glauben, dass es der Sender sehr schwer haben wird, in den USA Werbekunden zu finden, schließlich verbinden ihn viele Amerikaner noch immer mit al-Qaida, die Werbekunden haben Angst, dass das Image abfärbt. Der erste Clip ist ein Rasierer-Spot von Gillette. Es folgen ein Handynetzbetreiber und eine Whirlpool-Firma. Die meiste Werbung ist für Al Jazeera America selbst.

Das Image dürfte das größte Problem bleiben, auch bei den Zuschauern. Für viele Amerikaner steht Al Jazeera auf der einen und Amerika auf der anderen Seite, beides zusammen in einer Marke ist vielen suspekt. Al Jazeera America betont zwar, wie amerikanisch der Sender ist, aber es bleiben der Name und das Logo: verschlungene arabische Schriftzeichen, nirgends ein Sternenbanner. Der erzkonservative Moderator Glenn Beck nennt den Sender 'die Stimme des Feindes'. Die Kritik komme von 'Muslimhassern', sagt Ibrahim Hooper vom Council on American-Islamic Relations. 'Sie haben noch nicht gesehen, wogegen sie sich wenden, sondern wenden sich gegen eine Idee, die sie nicht mögen.' Er hofft, dass die Amerikaner Al Jazeera America nach dem Inhalt bewerten und Vorurteile ablegen werden. Das wären gute Nachrichten für die guten Nachrichten.

Floßbauen für das Wir-Gefühl?

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Die jetzt.de-Redaktion war gestern auf der Isar Schlauchboot fahren. Nur so aus Spaß. Viele Arbeitgeber schicken ihre Mitarbeiter allerdings auf ähnliche Touren zwecks Gruppengeist-Optimierung. Wie sind deine Erfahrungen mit solchen Teambildungsmaßnahmen?

Am Donnerstag war die Redaktion auf einer betriebsaufsflugsbedingten Schlauchboottour. Das Ganze war einfach als netter Bier- und Badeausflug gedacht. Wenn man allerdings den Werbetexten diverser Outdoorveranstalter glaubt, steckt hinter dem harmlosen Paddel-Spaß eine pädagogisch wertvolle Teambildungsmaßnahme. Bei dem "Sturz in die Fluten" werden nämlich "Teamgeist sowie die Motivation unter den Kollegen durch das gemeinsame Verfolgen eines Ziels“ gestärkt.  So eine Tour kitzelt zudem "den Ehrgeiz der gesamten Gruppe heraus" und  "schweißt die Kollegen zusammen."



Hochseilgartentour als Teamgeist-Optimierung? Was hälst du von solchen Aktionen?

Inwieweit sich unser gemeinsamer Sturz in die Fluten auf den Redaktionsalltag auswirken wird, lässt sich noch nicht so genau sagen. Fest steht aber, dass der Optimierungswahn unserer Gesellschaft längst auch den Betriebsausflug erreicht hat. Eine normale Wanderung mit anschließendem Biergartenbesuch reicht vielen Arbeitgebern nicht mehr aus. Stattdessen müssen sich Bankangestellte durch Hochseilgärten hangeln, gegenseitig durch Netze aus Wollschnüren hieven oder aus Brettern und Tonnen ein Floß basteln.

Ich glaube gern, dass die kostspieligen Aktionen durchaus gut für das Gemeinschaftsgefühl sind. Trotzdem erinnern sie mich an die peinlichen Gruppenspiele aus Jugendfreizeiten. Aber um festzustellen, dass die faden Kollegen aus dem Nachbarbüro in Wirklichkeit ziemlich witzig sind, muss man doch nicht unbedingt mit ihnen gemeinsam durch einen schlammigen Parkour robben, oder? Reichen nicht schon ein paar Bier, um das Wir-Gefühl zu stärken. 

Was hältst du von solchen Teambildungsmaßnahmen? Hast du schon mal bei so was mitgemacht? Findest du sie hilfreich, peinlich oder vielleicht sogar beides?

Lass mich mit deiner Katze in Ruhe!

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Es gibt Menschen, Tiere und Dinge, die hat man zu mögen. Ist einfach so. Omas, Babys und Katzen zum Beispiel. Wer nicht so empfindet, tut das meistens heimlich. Bis jetzt. Fünf Geständnisse aus der jetzt-Redaktion





Oma 

Meine Großeltern waren mir schon immer unbehaglich. Ihr ewiger Nachkriegshaushalt mit all den jugendherbergsmäßig weggetupperten Lebensmitteln, der chronisch runtergedrehten Heizung, den Energiesparlampen und den kalten Fliesen verursachte mir bei Betreten ihres Hauses sofort Heimweh. Bei ihnen zu sein war immer mit einer Angst verbunden, etwas falsch zu machen. Eine Tür offen zu lassen, so dass es irgendwo zog, Opa etwas wegzuessen, auf dem falschen Stuhl zu sitzen oder irgendwo Unordnung zu machen. Er ist mittlerweile tot. Meine Oma war neben ihm immer eher „die Gute“, aber jetzt, wo er weg ist, merke ich, wie wenig ich auch mit ihr klarkomme. Meine Oma ist nach außen hin sehr herzlich und immer für ein Schwätzchen zu haben. Doch hinter dieser Freundlichkeit steckt eine schwarz-weiße Welt, ach was: ein Dorf voller Urteile. Meine Oma respektiert keine Grenzen und denkt nicht, bevor sie redet. Reden ist überhaupt das falsche Wort. Sie ordnet an. Sie verteilt Befehle. Sie fragt nicht, sie entscheidet. Sie behält immer das letzte Wort. Ich habe immer versucht, etwas an ihr zu finden, dass ich lieben kann. Richtig geklappt hat es nie. Ihr Horizont scheint mir winzig. Sie sortiert Gehörtes in Schubladen, so dass alles auch noch so Differenzierte in ihren Ohren zu einem provinziellen Klischee wird. Ihre harsche Art überfordert und erschreckt mich jedes Mal aufs Neue. Klären konnte ich mein Problem mit ihr bisher nie, denn es ist, als käme all das, was mir wirklich wichtig ist, nicht bei ihr an.  

Das Problem ist, dass es eine ungeschriebene Regel gibt, die kennt jeder und sie heißt: Wer seine Großeltern nicht mag, ist arrogant und kindisch und auch ein bisschen dumm. Denn Großeltern waren auch mal jung, haben als wandelnde Geschichtsbücher sehr viel zu erzählen, zudem ganz bestimmt sehr viel durchgemacht und deshalb auch als alte Greise garantiertes Recht auf Liebe und Respekt.  

Deshalb versuche ich immer wieder, meine Oma verzeihlich zu sehen. Ich sage mir: Wie alle anderen will sie eigentlich nur gemocht werden. Dass sie diese Liebe und Selbstbestätigung mit völlig zweifelhaften Methoden zu erzwingen versucht, ist nichts als Hilflosigkeit. Und dann tut sie mir leid und ich versuche, süß und lieb und nett zu bleiben, ab und zu einen Brief zu schreiben, solche Sachen. Aber sehr, sehr, sehr oft ertappe ich mich bei dem Gedanken, wie erleichternd es sein wird, wenn sie nicht mehr da ist und ich endlich aufhören kann mit diesem anstrengenden Spiel.  

valerie-dewitt




Babys 

Freilich war das ein recht gewaltiger Fehlgriff im Ton – ich möchte fast sagen: imperial unsensibel. Aber in dem Moment brach es eben aus mir heraus, und ja auch nur gegenüber der Tante: „Boah, ist das hässlich!“ Einer dieser Momente nassforscher Ehrlichkeit, die mit Blick auf das Foto einer Neugeborenen natürlich unangebracht ist. Aber das Bild war ein grünstichiges Portrait im Krankenhaus-Neonlicht. Auf einem veralteten Handy. Kein Baby wäre darauf schön gewesen – und dieses war eben von Haus aus keine Blume (hat sich inzwischen aber zu einem bildhübschen Mädchen ausgewachsen).  

Ich kann also nicht sicher sagen, ob es eher das Bild oder das Motiv war. Möglich ist beides. Denn ich mag Babys nicht. Kleinkinder auch nicht. Die Markscheide liegt für mich ungefähr da, wo sie Sätze wie „Nein, das finde ich falsch“ sinnvoll benutzen können. Bis dahin finde ich sie laut und nervig. Und Angst machen sie mir auch. Weil: Ein Baby auf dem Arm ist wie Schütze beim Elfmeter – man kann nur verlieren. Mit dem Geschrei, dem Fallenlassen und allem.

Klingt nach Koketterie – ich weiß. Der Punkt ist aber, dass sie mir auch in den angeblich guten Momenten wenig geben. Natürlich ziehe ich das ganze Programm durch: „Wo ist das Baby?! Da ist das Baby!“, das übertriebene Gestrahle, das Gejauchze und Gequiecke, eine Sprache, als hätte ich jüngst einen Kopfschuss eingesteckt. Aber die glucksenden Reaktionen, wenn ich sie denn überhaupt ernte, wecken in mir sehr, sehr wenig. Deshalb muss ich die Freude darüber simulieren, vorspielen. Was alles noch anstrengender macht.  

Ich kann nicht sagen, dass ich mich dieser Gefühle schäme. Aber sie beunruhigen mich: Vielleicht geht das nie weg?! Vielleicht finde ich mein eigenes Kind irgendwann auch nur hässlich, dumm und laut?! Hat jemand einen Tipp? Oder ist vielleicht das ein Zugang: Ich sehe gerne Menschen zu, die sich an Kindern erfreuen. Bislang allerdings leider eher mit neidischem Unverständnis.        

elias-steffensen





Katzen 

 „Schau mal, wie süß sie schaut, magst du sie mal halten?“, fragt die Cousine. Sie hält mir ein haariges Büschel mit zwei viel zu großen Augen vor die Nase und wartet auf ein „Jaaaaaa!“ von mir. Ich kann es nicht. Nicht mehr. Die ehrliche Antwort auf die Frage der Cousine, die mir mindestens ein bis drei Mal im Jahr von jemand anderem gestellt wird, lautet: „Nein. Geh weg mit dem Viech. Ich will es weder halten noch streicheln noch sehen.“ Was ich sage, hört sich aber so an: „Du, nee, ich, ähh.... ich glaub, ich bin allergisch oder so.“ Unverständnis seitens der Cousine. Zweiter Versuch: „Ja, ich find’s ja auch schade.“ 

Ich mag keine Katzen. Mochte ich noch nie. Hassen wäre zu viel gesagt. Das Kindchenschema schlägt bei mir einfach nicht an oder was auch immer die Menschen entrückt dreinschauen lässt, sobald irgendwo eine Katze zu sehen ist. Ich finde Katzen schlichtweg: blöd. Das zu sagen, wirft jedes Mal viel zu viele Fragen auf, die mir viel zu anstrengend sind. Katzen sind das häufigste Haustier der Deutschen, das Tier, vor dem keiner Angst hat, das irgendwie jeder mag, außer er ist erklärter Tierfeind. Und das bin ich auf keinen Fall. Ich mag nur die kleinen Tiere nicht. Also Tiere, die klein bleiben. Tierbabys schon, von großen Tieren halt.  

Kleintiere machen mir Angst, seit ich in der Schule während des Frankreich-Austausches nicht nur mit meiner Austauschpartnerin im Bett, sondern auch noch mit mehr als 60 (!) Hamstern, Mäusen, Meerschweinchen und Katzen in einer sehr kleinen Wohnung schlafen musste. Katzen sind mir besonders unheimlich. Sie kratzen einen grundlos und sehen immer seltsam eingeschnappt und arrogant aus. Das kann ich schon bei Menschen nicht ausstehen, also die letzten zwei Dinge, Ersteres kommt zum Glück selten vor. Katzen begegnen mir allerdings täglich. Das Internet ist voll von Katzenfotos, -videos und -GIFs. Dabei bin ich für Meme sehr leicht zu begeistern. Nur eben für ihre Hauptdarsteller nicht. Nicht einmal in meiner Straße habe ich meine Ruhe vor den Tieren, gegenüber von meinem Küchenfenster hängt seit der vergangenen Woche ein Piraten-Wahlplakat. Mit Katze. Warum? Internet-Partei und so, dachte sich wahrscheinlich der Mensch, der die Piraten-Plakate gestaltet hat. Was bei mir ankommt, ist: Oh, eine einsame traurige Frau mit Katze. Beide will ich nicht streicheln. Und wählen auch nicht.

kathrin-hollmer




Serien

Serien sind das Format, in dem die große Kunst unserer Zeit gemacht wird, das liest man seit Jahren überall. Viele Hollywood-Stars machen inzwischen auch Fernsehserien. Aktuelle Serien sind in jeder Kneipenrunde und in jedem Großraumbüro ein tägliches Gesprächsthema. Nur ich kann nie mitreden. Ich gucke keine Serien.

Einige meiner Freunde haben alle Staffeln von How I Met Your Mother mehrfach angesehen und können jedes Wort mitsprechen. Ich kenne, glaube ich, die Folgen eins bis vier. Dabei finde ich HIMYM ziemlich unterhaltsam. Überhaupt finde ich viele amerikanische Serien lustig oder spannend oder beides. Aber bei keiner Einzigen habe ich auch nur die erste Staffel vollendet. Völlig unabhängig davon, ob es um eine banale Sitcom geht oder eine aufwendig produzierte Geschichte: Ich kann mit Serien als Medium nichts anfangen.

Abgeschlossene Serien, von denen schon alle Staffeln ausgestrahlt sind, erschlagen mich mit der schieren Menge an Filmmaterial. Ich kann mir nicht vorstellen, sie irgendwann alle anzusehen, daher fange ich gar nicht erst an. Aktuelle, noch laufende Serien dagegen geben ja einen Fortsetzungsrhythmus vor, in dem man sie bequem mitverfolgen könnte. Aber das sorgt dafür, dass ich mich wie ein gehetzter Hund fühle. Wenn ich eine Woche unterwegs bin oder wenig Zeit habe, müsste ich anschließend neben den ganzen E-Mails und der Schmutzwäsche auch die verpassten Folgen abarbeiten. Denn so fühlt sich das für mich an, nach Arbeit.

Mein vorerst letzter Versuch, mich mit dem Medium Serie anzufreunden, war die YouTube-Sendung Shore, Stein, Papier. Die fand ich richtig spannend, und die Folgen dauern jeweils nur etwa drei Minuten, das wäre wirklich zu schaffen. Trotzdem bin ich nie über Folge sieben hinaus gekommen. Ich kann nicht erklären, warum. Am Sonntag soll es regnen. Vielleicht starte ich nochmal einen Anlauf. Vielleicht auch nicht.

christian-endt





Bier 

Das Problem ist in diesem Fall weniger der Gegenstand selbst als der Ort, an dem ich ihn hasse: München. Und: Bier. „Noch nie, nein!“„Ja, doch, hier geboren.“„Nein, nein, nicht schwul“ (doch, diese saublöde Frage kommt schon immer noch). Ich mag’s einfach nicht. Der Geruch. Der Geschmack. Irgendwie sogar die Farbe. Jagen kannst du mich damit. Erst recht in allen Mischvarianten.  

Das ist nun natürlich keine Seelenqual. Keine ungeliebte Oma. Keine Baby-Abneigung. Aber komisch trotzdem. Weil: Ich höre immer wieder Menschen mit der Liebe eines fürsorglichen Elternteils über die erste Halbe des Abends sprechen. Über das Radler, an dessen Glas sich an heißen Sommertagen Kondenswasser bildet. Über das angeblich unersetzbare Gefühl, wenn der güldene Trunk vom Rachen zur Kehle rollt. Über den unnachahmlichen Geschmack eines „Gustls“.  

Und mich würgt es. Für mich schmecken sie alle nur nach etwas Vergorenem, das besser ein Brot, in jedem Fall aber etwas Festes geworden wäre. Und über diesen Punkt komme ich einfach nicht hinaus. Sogar bei Whisky habe ich das geschafft. Aber Bier? Keine Chance. Trotz München und so.

jakob-biazza

Jungs, warum streicht ihr euch ständig über den Bart?

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Immer zum Wochenende: Jungs fragen Mädchen fragen Jungs. Weil manches kapiert man einfach nicht bei denen. Heute: Das Gekraule im Bart.

Die Mädchenfrage:




Der Rasiererhersteller Gilette, das war in letzter Zeit an verschiedenen Stellen zu lesen, hatte in letzter Zeit mächtig mit sinkenden Umsatzzahlen zu kämpfen. Ihr rasiert euch nämlich nicht mehr so gern, sondern tragt momentan lieber viele Haare im Gesicht mit euch rum. Prinzipiell finden wir das natürlich super! So ein Drei- bis Zehntagebart steht den meisten von euch nämlich ziemlich gut. Der "Holzfäller im Wald grillt Selbsterlegtes über dem Lagerfeuer"-Look sticht nun mal den "Ich trage einen Anzug und muss auch im Gesicht seriös aussehen"-Style. Deshalb arrangieren wir uns auch gern damit, dass dieses Gestrüpp beim Küssen manchmal ein wenig kratzt.  

Nur eine Sache irritiert uns ein wenig: Sobald die Härchen auch nur ein paar Millimeter zu sehen sind, fahrt ihr euch ständig mit der Hand über das Kinn. Gerade wenn ihr über etwas angestrengt nachzudenken scheint, klebt die Hand förmlich in eurem Gesicht. Ist der Pelz bereits etwas dichter, gibt es gar kein Halten mehr: Mit nach oben gestrecktem Kinn krault ihr euch ausgiebig am Hals, zupft geistesabwesend an den Barthaaren herum und streicht euch mit nachdenklichem Blick mit beiden Händen über die Wangen. Wenn die Haare über der Oberlippe eine gewisse Zwirbellänge erreicht haben, lasst ihr auch das nicht aus.  

Wenn ich euch so beim durch den Bart wuseln beobachte, muss ich spontan an die Fellpflege bei Affen denken. Das dürft ihr jetzt nicht falsch verstehen. Ich finde das nicht abstoßend, nur halt irgendwie etwas seltsam. Vermutlich, weil wir kein adäquates Pendant dazu haben. Klar, Mädchen können eine Haarsträhne um den Finger drehen. Aber wenn wir das machen, sehen dabei nicht nachdenklich aus, sondern wie naive College Girls bei einem plumpen Flirtversuch.

Also Jungs, was hat es mit dem Bartgezwirbel auf sich? Hilft es euch tatsächlich beim Grübeln? Macht ihr das unbewusst? Oder schwingt da eine Art postpupertäter Bartstolz mit? So nach dem Motto: "Ha! Früher haben mich die Jungs wegen meines mickrigen Flaums ausgelacht. Und jetzt seht euch mal diesen kaiserlichen Backenbart an!" Klärt uns doch bitte mal auf.
Die Jungsantwort von christian-helten:



Ich muss gestehen, ich komme mir jetzt ein wenig ertappt vor. Während ich deine Frage gelesen und über eine mögliche Antwort nachgedacht habe, habe ich mehrmals meine Hand zum Kinn geführt und bin mir durch den Bart gefahren. 

Ich mache das tatsächlich sehr oft. Öfter als mir lieb ist, um ehrlich zu sein. Ich kann mir vorstellen, dass es etwas seltsam wirkt, wenn ich ständig eine Hand in meinem Gesicht habe. Nein, eigentlich weiß ich es sogar. Ich bin ja bei Weitem nicht der einzige Bartstreichler. Es gibt viele in meinem Freundes- und Bekanntenkreis, und ich kann nicht behaupten, dass ich vor Bewunderung und Begeisterung erstarre, wenn ich sehe, wie sich andere Jungs durch ihre Gesichtshaare fahren. Ich habe mir schon mehrmals vorgenommen, mir das Bartgezwirbel wieder abzugewöhnen. Bislang ohne Erfolg.  

Ein Bart birgt nämlich tatsächlich ein gewisses Suchtpotenzial. Man muss ihn immer wieder anfassen, er übt eine magische Anziehungskraft auf unsere Hände aus. Warum das so ist, ist schwer zu beschreiben. Am ehesten ist unser Bart ein ziemlich grandioses Spielzeug. Etwas, das ablenkt, mit dem man seinen Händen eine Beschäftigung geben kann, beim Denken, Grübeln und Lernen, beim Fernsehen oder in anderen Momenten, die einen motorisch nur mäßig fordern oder bei denen mal die Gedanken schweifen lässt. Man hat etwas zwischen den Fingern, das erstaunlich vielseitig verwendbar ist, wesentlich vielseitiger jedenfalls als zum Beispiel ein Kugelschreiber. Zudem ist die Bewegung deutlich besser mit einem gesunden Sozialleben vereinbar als zum Beispiel das Nasebohren oder Nägelkauen.  

Und man muss sagen – das ist jetzt keine tiefschürfende psychologische Erklärung und mag euch vielleicht enttäuschen, aber es ist nun mal so: Es fühlt sich einfach gut an, sich durch den Bart zu streichen. Und jede einzelne der vielen verschiedenen Zwirbel- und Streicheltechniken hat ihre eigenen Vorzüge. Um das ein bisschen zu verdeutlichen, seien ein paar Beispiele genannt:  

Da wäre das Korkenzieherzwirbeln, eine gleichmäßigen Drehbewegung, bei der mehrere Haare zusammengefasst ineinander verdreht werden. Diese Technik ist erst bei Barthaaren ab einer stolzen Länge so richtig anwendbar, ist also vermehrt bei Jungs zu beobachten, die ihren Bart mit einer großen Portion Stolz oder gar als eine Art Statement tragen. Man spürt da nämlich jedes Mal, welch prachtvollen Bartwuchs man sein Eigen nennen kann. Auch, wenn er in Wirklich gar nicht so prachtvoll ist.  

Bei kürzeren Haaren, so im Bereich Ein- bis Dreitagebart, müssen wir auf das Über-den-Bart-Streichen zurückgreifen. Ist weniger filigran im Bewegungsablauf, fühlt sich aber auch ziemlich großartig an, vor allem gegen den Strich. Zum Vergleich: Das ist so ähnlich wie der Kopf eines Menschen, der gerade eine frische Zwei-Millimeter-Rasur verpasst bekommen hat.  

Und dann ist da noch das Zupfen. Dabei greifen wir uns einzelne Haare und ziehen ein wenig daran, sodass es ein bisschen ziept oder sogar weh tut in der Haut. Das mag jetzt komisch klingen. Man kann es aber mit dem wonnigen Gefühl vergleichen, das sich einstellt, wenn einen jemand am Rücken kratzt. Das tut auch weh, man kann aber trotzdem nicht genug davon bekommen.  

Zuletzt glaube ich, gibt es aber noch einen weiteren Grund für den Griff in den Bart. Der ist nicht ausschlaggebend und wahrscheinlich vor allem im Unterbewusstsein angesiedelt: Aber ich glaube, wir sind jedes mal, wenn wir uns ans Kinn greifen, ein kleines bisschen überrascht und freudig, dass da wirklich etwas wächst.

Sie und er

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Daniel und Eleni schreiben als Sea + Air gefeierte Songs zwischen Indiepop und Kammermusik - und sind nebenbei auch noch ein Ehepaar. Ein Gespräch über Liebe bei der Arbeit, Schlafwandeln auf Tour und das alte Cembalo, das sie auf jedes Konzert begleitet.

jetzt.de: Was kam bei euch eigentlich zuerst: die Hochzeit oder die Band?
Daniel: Wir haben schon vor der Hochzeit zusammen Musik gemacht und diverse Bands gehabt. Eines Abends hab ich Eleni mal draußen beim Schlafwandeln erwischt. Ich hab sie nach Hause geführt und dann am nächsten Tag im Bus darauf angesprochen, ob es vielleicht sein kann, dass sie manchmal nachts rumläuft. Daraus wurde dann Liebe.  

In eurer neuen Single und auch in vielen Songs auf eurem Album ist das Thema die Liebe. Bringt es eure Partnerschaft mit, dass ihr das auch musikalisch umsetzt?
Daniel: Naja, die neue Single „Dirty Love“ handelt davon, dass eine Liebe nicht funktionieren kann, wenn sie perfekt wirkt. Das ist ein sehr sachlicher Song. Im Herbst kommt eine weitere Single. Die heißt „You Don't Care About Me“. Dabei steht die unerwiderte Liebe im Zentrum. Allerdings muss damit nicht Liebe gemeint sein, wie in einer Beziehung. Da kann’s ja auch um einen Fan gehen, der seiner Lieblingsband nachreist, die ihn aber nie auch nur mal anschaut.  



"Wir sind
Sea + Air und wir machen jetzt drei Jahre lang eine Tour" - Daniel und Eleni.


Bei „Dirty Love“ und anderen Sea + Air-Songs ist das Cembalo sehr wichtig. Wie kam es in die Band?
Daniel: Das stand bei uns im Wohnzimmer, wir haben immer ein bisschen drauf rum gespielt. Irgendwann haben wir dann gemerkt, dass das Cembalo das am meisten vernachlässigte Instrument in der Popmusik-Geschichte ist. Dabei vereint es so gut Klavier- und Gitarrensound, ist funky und außergewöhnlich!
Eleni: Außerdem hatten wir einen Hausgeist. Der hat gerne öfter nachts drauf gespielt und wir wollten, dass er verschwindet. Also musste das Cembalo raus aus dem Haus und mit auf Tour.

Wie lange wird es euch noch begleiten?
Eleni: Es hat jetzt schon fast 500 Konzerte überlebt. Viele hält es nicht mehr aus. (lacht) Aber ganz verschwinden darf es auf keinen Fall.  

http://www.youtube.com/watch?v=29qBJU2PEek&feature=youtu.be
Das am Dienstag veröffentlichte Video zur aktuellen Single "Dirty Love".


Ihr habt 2012 um die 200 Konzerte gespielt. Dieses Jahr stehen Deutschland, Italien, England und die Schweiz auf dem Plan. Ist das Touren euer Weg um berühmt zu werden?
Daniel: Durch das Touren können wir das gut kontrollieren und ich fände es  toll, wenn wir so bekannt werden, dass wir überall auf der Welt spielen können und es kommen 100 Leute, die uns sehen wollen. Eigentlich reicht es ja auch, wenn man eine feste Fanbase hat. Also Leute, die einem verzeihen, wenn man mal weniger gute Songs schreibt oder schlechte Auftritte spielt. Alles darüber hinaus ist Luxus.  

Macht das viele Reisen euch Spaß?
Eleni: Ja, aber man muss schon ein Tourmensch sein. Wir haben zu Beginn gesagt „Wir sind jetzt Sea + Air und wir machen jetzt drei Jahre lang eine Tour!“ Das macht natürlich nicht immer nur Spaß. Das muss man echt wollen, sonst geht man vor die Hunde.  

Welches ist euer liebstes Konzert-Land?
Eleni: Auf jeden Fall Italien! Da gibt’s einfach das beste Essen. Das ist schon wichtig, denn das Essen bestimmt auf Tour nun mal die Laune. Denen ist es auch egal wann und wie lang man spielt. „We don’t care! Play when you want!“(lacht)
Daniel: In Italien kommt man am Club an und der Veranstalter meint: „Hello! Want to eat something?“ In den anderen Ländern heißt es direkt: „Hier ladet ihr aus! Da ist die Bühne!“(lacht)


Ihr habt ein Video mit Donata Wenders, der Frau von Regisseur Wim Wenders, gedreht. Es erscheint im November. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?
Eleni: Wir haben einen Verwandten von ihr auf einem unserer Konzerte kennengelernt. Er meinte, er könnte ja mal ein Video mit uns machen. Das haben wir dann in Berlin gemacht und da war Donata dann auch mit an Bord. Wir haben dann mit ihr in einem wunderschönen Spiegelsaal, Klärchens Ballhaus, diesen Clip gemacht.  

Sea + Air sind im September und Oktober auf Tour.


Schutz vor Stalking und Zwangsheirat

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Diese Woche dominierten auf jetzt.de die ernsten Themen: Es ging um Stalking, Flüchtlinge und Zwangsheiraten. Zur Aufheiterung gab es ein Quiz mit den absurdesten Programmideen des öffentlich-rechtlichen Versuchslabors ZDFneo. Hier kommt der Wochenrückblick.

Den Stalker strikt ignorieren
Am Montag hat ein Stalker eine junge Frau und zwei weitere Geiseln für mehrere Stunden im Ingoldstädter Rathaus festgehalten. Am Ende wurde der Mann von der Polizei überwältigt. Paulina Hoffmann hat aus diesem Anlass im Lexikon des guten Lebens aufgeschrieben, wie man sich vor Stalkern schützen kann.

Gesund, regional und bezahlbar
Laut einer Studie kaufen 23 Prozent der Unter-30-Jährigen häufig Bio-Lebensmittel. Wir wollten genauer wissen, wie die junge Generation über Ernährung denkt, und haben nachgefragt. Das Ergebnis der Umfrage: Gute Lebensmittel sind fast allen ein Anliegen, aber dafür muss es nicht unbedingt Bio sein.

Einlass nur mit Heynckes-Bändchen
Mit Dreistigkeit und Glück hat sich Markus Herrmann auf die Triple-Party des FC Bayern München geschlichen. In seinem Bericht erzählt der Blogger, wie er seine Basketball-Cap gegen Manuel Neuer verteidigen musste und warum er dank Arjen Robben seine Abstinenz unterbrochen hat.

Flüchtling mit Sonderstatus
Flüchtlinge haben in Deutschland mit einer Menge Auflagen zu kämpfen. Viele dürfen nicht arbeiten und die Umgebung ihres zugewiesenen Wohnorts nicht verlassen. Im Vergleich dazu ist Siyad privilegiert, ein neues Resettlement-Programm macht ihn zu einem Flüchtling erster Klasse. Zu beneiden ist der 19-Jährige trotzdem nicht.

“Die Frauen werden komplett isoliert”
In den Sommermonaten ist auch Europa von Zwangsheiraten betroffen: Viele junge Frauen fliegen dann nichtsahnend zum Sommerurlaub in die Heimat ihrer Vorfahren, wo sie gegen ihren Willen mit einem unbekannten Mann getraut werden. Ein Interview mit der Frauenrechtlerin Monika Michell.

Die bescheuertste Idee kommt ins Fernsehen
ZDFneo lässt online über eine neue Sendung abstimmen. Die Vorschläge sind so seltsam, dass es Jakob Biazza schwer gefallen ist, sich ähnlich absurde Falschantworten für dieses Quiz auszudenken.

Und derweil in der Welt?
Im syrischen Bürgerkrieg wurde offenbar Chemiewaffen eingesetzt; das hatten die USA als rote Linie definiert, bei deren Überschreitung sie militärisch in den Konflikt eingreifen würden. Am Donnerstag ist die Verfilmung von Feuchtgebiete angelaufen. Ben Affleck wurde als neuer Batman-Darsteller vorgestellt.

Easter Egg der Woche
Die Leute bei Google haben sich mal wieder ein lustiges Gimmick ausgedacht. Man öffne ein beliebiges YouTube-Video, drücke auf Play und anschließend wieder auf Pause, und gebe dann den Code "1980" über die Tastatur ein. Und dann knallt's und raucht's, mehr sog I net.

Eine Stadt stinkt

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New York und der Müll - ein Drama, das seit Jahrhunderten gespielt wird und kein Ende findet. Jetzt will Bürgermeister Michael Bloomberg in einem letzten großen Akt die Recyclingquote verdoppeln

Die kleine Frau mit den asiatischen Gesichtszügen mag 70 Jahre alt sein. Sie trägt blaue, weite Arbeitskluft und hat sich die rosa Baseball-Mütze gegen die Abendsonne vor die Augen gezogen. Vor ihr ein Einkaufswagen, auf den drei riesige Plastiksäcke gebunden sind - größer als sie selbst und vollgestopft mit leeren Plastik-, Cola- und Bierflaschen. Das wacklige Gefährt schiebt sie die Straße hinunter, durchwühlt die Mülltonnen vor jedem Haus und wirft, was sie an Flaschen und Dosen findet, in den Wagen. Jeden Montagabend taucht die Frau in Park Slope, einem relativ wohlhabenden Teil Brooklyns auf, denn dienstags kommt die Müllabfuhr und entsprechend viel gibt es zu sammeln.



Blick auf Brooklyn

Die Frau ist eine von schätzungsweise 5000 "Cannern". Diese Lumpensammler der Moderne sind meist illegale Einwanderer, Obdachlose oder Arbeiter, die von ihrem Lohn nicht leben können. Basis ihrer Arbeit ist das "Flaschengesetz" des Staates New York, das alle Flaschen, die Cola, Bier oder andere sprudelnde Getränke enthalten, mit fünf Cent Pfand belegt; Supermärkte sind verpflichtet, sie zurückzunehmen. Das Pfand ist zu niedrig, als dass Normalverdiener sich dafür interessieren würden, es ist aber hoch genug für die Canner.

Nach Schätzungen der Hilfsorganisation "Picture the Homeless" kommt einer immerhin auf durchschnittlich 40 Dollar am Tag, muss dafür aber auch zwölf Stunden arbeiten und quälend lange Wege zurücklegen. Inzwischen haben die Canner das Interesse Hollywoods geweckt: In diesem Jahr wurden die Filmemacher Jon Alper und Matthew O"Neill mit ihrer Canner-Dokumentation "Redemption" ("Einlösung" oder "Erlösung") für den Oskar nominiert.

Die Canner sind ein klassisches Beispiel dafür, wie sich die informelle Ökonomie eines ungelösten Problems annimmt. Alle Metropolen kämpfen mit Abfallbergen. Aber kaum irgendwo sonst im reichen Teil der Erde ist dieser Kampf so sichtbar wie in New York. Jeden Abend türmen sich schwarze Abfallsäcke vor den Restaurants, unablässig donnern die Müllautos durch die Schluchten Manhattans. In den Straßen sammelt sich der Müll ebenso wie zwischen den U-Bahn- Gleisen, wo er Tausende von Ratten nährt. Regengüsse spülen immer wieder Plastik, Pappe und Lebensmittel ins Meer. Nach einer Rechnung des Sierra Clubs, einer angesehenen Umweltorganisation, produziert jeder New Yorker im Durchschnitt 496 Kilo Hausmüll im Jahr, mehr als doppelt so viel, wie ein durchschnittlicher Münchner schafft (230 Kilo). Nicht weniger als 2023 Müllautos sind ständig unterwegs. In den kommenden zehn Jahren muss die Stadt für mehr als eine Milliarde Dollar Lkw kaufen.

New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg plant nun kurz vor Ende seiner zwölfjährigen Amtszeit noch einmal einen großen Wurf, um das Müllproblem zu entschärfen. Nach dem Programm, das er Ende Juli vorstellte, soll New York seine Recycling-Quote bis 2017 verdoppeln. "Unser Ziel ist einfach: "Recycle Everything", sagt Bloomberg. Alles soll demnächst recycelt werden - nicht nur Flaschen, sondern Plastik jeder Art, Küchenabfälle aus Restaurants und Haushalten sowie Altkleider.

In einer Metropole, die sich so sehr mit ihrem Müll befassen muss, ist es nur konsequent, dass sich die Stadtreinigung auch Grundsatzfragen widmet. Das New Yorker "Department of Sanitation" ist die größte Müllverwaltung der Welt und beschäftigt - ohne Gehalt - einen eigenen "anthroplogist-in-residence". Die Anthropologin vom Dienst heißt Robin Nagle, ist 52 Jahre alt und im Hauptberuf Professorin an der New York University. Ihr Büro ist im Souterrain eines historischen Gebäudes am Washington Square. Nagle ist eine drahtige, durchtrainierte Frau mit muskulösen Oberarmen. Das mit den Muskeln ist wichtig, denn sie hat 2004 und 2005 mehrere Monate richtig bei der Müllabfuhr gearbeitet. Demnächst will sie das wieder tun.

Wobei "richtig" bedeutet: nicht als privilegierte Forscherin, sondern als normale Arbeiterin mit festen Dienstzeiten und normalem Stundenlohn. "Glauben Sie mir, auf dem Müllauto werden Sie fit", sagt sie. Über ihre Erfahrungen hat Nagle ein Buch geschrieben mit dem Titel "Picking Up". Es ist voller schöner Geschichten über New York und seinen Müll; außerdem enthält es ein Glossar über den Slang der Müllwerker. Zum Beispiel "Mongo": Mit dem Wort bezeichnen die Müllmänner und -frauen wertvolle Gegenstände, die sie im Abfall finden. Eigentlich ist es verboten, den Müll nach Nützlichem zu durchsuchen, aber alle tun es. Ein Kollege von Nagle namens Ray Kurtz entdeckte einmal im wohlsituierten Müllbezirk Manhattan 7 eine schwarz-goldene Hose von Armani, vollkommen unbenutzt und sauber. Das Preisschild hing noch dran: 1325 Dollar. Auch so kann sich Reichtum äußern. Nagle und Kurtz erwogen kurz, das edle Teil in einen Armani-Laden zu bringen und wegen Nicht-Gefallens das Geld zu kassieren, aber dazu reichte ihr "Mumm" nicht aus, wie sie schreibt. Für Nagle selbst war die Hose zu klein, also schenkte Kurtz sie schließlich der Kellnerin in seinem Lieblings-Restaurant.

Robin Nagles Obsession mit Müll begann, als sie noch ein Kind war. Mit ihrem Vater, einem anglikanischen Pfarrer, campte sie in den Adirondacks, dem riesigen Naturpark im Norden des Bundesstaats New York. "Der Zeltplatz war wunderbar, eine Art Utopia - nur dass direkt dahinter eine wilde Müllkippe war. Ich war zutiefst schockiert und wütend. Was haben die Leute gedacht, habe ich mich gefragt. Dass jemand kommt und hinter ihnen sauber macht?"

Die Frage beschäftigt Nagle bis heute: Was denken die Leute eigentlich? "In der Stadt ist es dasselbe wie in der Wildnis: Irgendjemand muss sauber machen. Warum ignorieren wir das? Und was sind die Konsequenzen, wenn wir es ignorieren?" Als Anthropologin vom Dienst versucht sie nun, gegen diese Ignoranz vorzugehen. Sie will ein Müll-Museum gründen und erreichen, dass die New Yorker ihre 7200 Müllwerker und deren Leistung würdigen. Die Stadt feiert bei jeder sich bietenden Gelegenheit ihre Polizisten (Kosenamen: "New Yorks Finest") und Feuerwehrmänner ("New Yorks Bravest"), vergisst aber meistens seine Müllarbeiter (Nagle: "New Yorks Strongest"). Dabei seien diese mindestens ebenso wichtig für das Überleben der Stadt. "Und der Beruf des Müllwerkers ist weit gefährlicher als der des Polizisten."

Abfall ist unangenehm, er stinkt, sieht hässlich aus und schadet der Gesundheit. "Die Leute wollen das Problem überdecken und dann vergessen." Das überträgt man dann auf die Leute, die mit dem Abfall zu tun haben. Das sei ein allgemein-menschliches Muster, sagt Nagle, aber in New York besonders ausgeprägt. Und das hat unmittelbar politische Konsequenzen: Beim Thema Müll stehen die Fakten der Wahrnehmung der Öffentlichkeit entgegen. "Niemand wird populär, wenn er eine differenzierte Diskussion über die Fakten führt."

Ein sehr schönes Beispiel für das "politische Spiel mit dem Müll", wie Nagle es nennt, ist an Manhattans East Side zu besichtigen. Auf Höhe der 91. Straße, türmen sich direkt am East River Trümmer und Bauschutt. Hier ist die "Marine Transfer Station" geplant, ein zehnstöckiger Betonkasten, in dem Manhattans Dreck von Müllautos auf Frachtkähne verladen werden soll, die ihn dann in die Verbrennungsanlage nach New Jersey bringen. Aus verständlichen Gründen wehren sich die Anwohner gegen das hässliche Projekt - sie fürchten Kolonnen von Müllautos, Dreck, Staub und Gestank. Für die Allgemeinheit wäre die neue Station ein Segen: weniger Lkw-Fahrten, weniger Dieselverbrauch, weniger Kohlendioxid- Ausstoß.

Das Pikante daran: Der Bauplatz liegt in einem der reichsten Wohnbezirke der Vereinigten Staaten - und das hat durchaus Methode. Früher wurde alles, was stinkt und lärmt, in arme und schwarze Bezirke verlegt, jetzt sollen auch gut gestellte Weiße einen Teil der Last tragen. Aber wie will man damit Wahlen gewinnen? Am 5. November wird in New York ein neuer Bürgermeister gewählt und der demokratische Bewerber Bill Thompson jedenfalls hat sich schon einmal vehement gegen das Projekt gestellt. Seine Konkurrentin Christine Quinn hat den Mut, die Marine Transfer Station weiter zu unterstützen, und zwar mit folgendem Argument: Wer die Anlage verhindere, der perpetuiere den "Umwelt-Rassismus" in New York. Das hat insofern eine komische Note, als Thompson schwarz ist, Quinn dagegen weiß. Das Spiel mit dem Müll muss nicht logisch sein.

Allerdings kann das politische Spiel auch einmal gut ausgehen, wie zum Beispiel auf Staten Island. In dem oft vergessenen fünften Stadtbezirk New Yorks liegt die zweitgrößte Grünfläche der Stadt: Mit 890 Hektar ist der Freshkills Park fast drei Mal so groß wie der Central Park. Vom "Südberg" hat man einen phantastischen Blick auf New Jersey und Manhattan.

"Wir stehen auf Müll", sagt Ranger Michael Callery, der am Wochenende Besucher durch den Freshkills Park führt. Wüsste man es nicht, man würde nicht glauben, dass hier bis 2001 die größte Müllkippe der Welt war: Die Hügel erinnern an eine Prärie- Landschaft, unten hat sich ein Rest ursprünglicher Natur erhalten: Salzmarschen und ein Auenwald. Am Rande nistet ein Fischadler-Pärchen. Nur Rohre und Pumpen, die über die Hügel verstreut sind, lassen die Geschichte der Landschaft ahnen. Der alte Müll fault immer noch, er produziert Methan und das wird abgepumpt, zu Stadtgas gereinigt, mit dem dann ein paar tausend Haushalte in Staten Island kochen und ihre Wohnung heizen.

Bis vor zwölf Jahren nahm Freshkills den größten Teil des New Yorker Mülls auf.

Wer Bilder aus den neunziger Jahren sieht, der versteht, warum manche Besucher an den Eingang zur Hölle dachten: Freshkills war eine stinkende, faulende Einöde, die Überbleibsel der Zivilisation reichten bis an den Horizont. Ein Platz, an dem sich nur Ratten und Raubmöwen wohl fühlten. Eingerichtet wurde sie 1947, zunächst als Provisorium. Wie es mit Provisorien so geht, blieb es bis zum 21. März 2001 insgesamt 54 Jahre lang in Betrieb. Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 wurde die Kippe noch einmal kurz geöffnet, um die Trümmer des World Trade Center aufzunehmen, danach endgültig geschlossen.

Seit 2008 baut die Stadt das Gelände zu einem riesigen Naherholungsgebiet aus, das, sobald es sicher ist, nach und nach der Öffentlichkeit übergeben werden soll. Schon wegen seiner Größe und vielen technischen Neuerungen könnte die ehemalige Kippe ein Vorbild für andere sein. Eines wird hier allerdings nicht entstehen: Wohnungen. "Der Park ist vor Besiedlung geschützt", erklärt Ranger Callery, "denn die Müllberge setzen sich immer noch, hier kann nichts gebaut werden."

Dass die größte Müllkippe der Welt so enden würde, war keinesfalls ausgemacht.

Die Einwohner von Staten Island protestierten jahrelang gegen den Gestank, die Müllautos und die Müllschiffe, allerdings ohne großen Erfolg. Als 1985 die Müllkippe Fountain Avenue in Brooklyn schloss - sie wurde berühmt, weil dort angeblich die Mafia ihre Mordopfer entsorgte -, blieb Freshkills als einzige Deponie der Metropole. Das verstärkte bei den Staten Islandern das ohnehin vorhandene Gefühl, von der Politik vernachlässigt zu werden, angeblich weil ihr kleinbürgerlicher Stadtteil im Gegensatz zum Rest New Yorks nicht demokratisch, sondern republikanisch dominiert ist. Man kann ihnen den Verdacht nicht verdenken. Das Aus für die Müllkippe wurde 1996 beschlossen, als - eine große historische Ausnahme - sowohl der Gouverneur (George Pataki) als auch der Bürgermeister New Yorks (Rudy Giuliani) Republikaner waren.

Was für die Natur und die Menschen auf Staten Island gut ist, trifft die Stadtkasse schwer: Seit 2001 muss New York seinen gesamten Müll in andere Bundesstaaten exportieren. Am nächsten liegt noch die Müllverbrennungsanlage im benachbarten New Jersey. Das weiteste Ziel ist die Müllkippe von Bishopville in South Carolina. Ein Güterzug muss 1200 Kilometer nach Süden zurücklegen, ehe er dort ankommt. Das ist, als würde die Stadt Hamburg ihren Müll in Verona entsorgen. Allein für den Transport des Mülls musste die Stadtreinigung im vergangenen Jahr 309 Millionen Dollar zahlen. Ihr Budget hat sich seit 1997 von unter 600 Millionen auf 1,34 Milliarden Dollar mehr als verdoppelt. Und ressourcenschonend ist das alles auch nicht.

Müllkippe und Müllexport sind aber immer noch viel besser, als das, was früher einmal New Yorker Praxis war. Seit ihren Anfängen 1624 hat die Stadt das Problem wiederholt und lange ignoriert - vielleicht weil immer wieder Wellen extrem unterschiedliche Einwanderer nach New York kamen, die ganz andere Sorgen hatten. Im frühen 19. Jahrhundert ließ man den Müll oft einfach auf den Straßen liegen - so lange, bis schwere Gelbfieber- und Choleraepidemien die Stadtverwaltung eines besseren belehrten. Danach kippte man, wie in anderen Küstenstädte auch, den Müll einfach ins Meer. Die Praxis hatte verheerende Folgen: Sie zerstörte die Fischgründe und Austernbänke vor New York und beschädigte Schiffe. Außerdem hatte der Müll die unangenehme Eigenschaft, zurückzukommen. "Es ist sicher nicht angenehm", so schrieb das Magazin Harper"s Weekly 1892, "wenn man als Schwimmer auf den Körper eines toten Pferdes aufläuft oder einem der Kadaver einer Katze über das Gesicht streicht, während man unter der Brandung hindurch taucht." Erst 1934 stoppte der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten diese Praxis.

Jetzt soll Recycling das Problem lösen. Die Stadt stellte eigens einen "Nachhaltigkeitsreferenten" ein - es ist ein junger Unternehmer namens Ron Gonen - und ließ in Brooklyn eine hypermoderne Recycling-Anlage errichten. Entworfen hat die Anlage die in Köln geborene Stararchitektin Annabelle Selldorf. New York wird jetzt mit Biotonnen vollgestellt, Schulen werden zu Vorbildern für die Mülltrennung und sogar Altkleider, mit denen auch die Heilsarmee nichts mehr anfangen kann, gelten jetzt als wiederverwertbar. Und weil der Müll-Export so teuer ist, lohnt sich Recycling für die Stadt auch. 60 Millionen Dollar wird das Sanitation Department jedes Jahr an Deponiekosten sparen.

Trotzdem ist Bloombergs Aussage "Recycle Everything" ein krasser Euphemismus. Tatsächlich ist die Recycling-Quote New Yorks während der Amtszeit Bloombergs, dessen grünem Image zum Trotz, beständig gesunken: von 35,1 Prozent 2002 auf 16,6 Prozent. Wenn die Rate bis 2017 verdoppelt wird, wie Bloomberg das plant, wird sie immer noch niedriger als vor zwölf Jahren sein. San Francisco erreicht bereits heute fast 80 Prozent. Wie so vieles in New York hat auch das bisherige Recycling-Desaster mit der Geschichte zu tun. Die Stadtverwaltung stoppte nach den Terroranschlägen 2011 die Mülltrennung, um Geld zu sparen. Das war eine sehr kurzsichtige Entscheidung: Die Bürger waren verwirrt, zweifelten am Sinn des Ganzen, weshalb sich die Recyclingraten nie wieder erholten, auch nachdem 2004 das bisherige Programm wieder eingeführt wurde. Auch das ist New York.

Robin Nagle, die Anthropologin, macht sich unterdessen Sorgen, dass das Recycling zu viel politische Energie bindet. "Daheim bin ich eine fanatische Recyclerin", sagt sie. "Aber Müll sammeln kann nicht alles sein." Nur ein Drittel allen Abfalls New Yorks ist Hausmüll, der Rest ist Abfall aus Industrie, Baustellen und Krankenhäusern. "Das Wiederverwerten von Hausmüll ist wichtig, aber es wird nicht den Planeten retten. Den Leuten etwas anderes zu erzählen, ist nicht nur gefährlich. Es ist kriminell."

Zwischen Mutter Teresa und Dagobert Duck

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Kaum ein reicher Mann spaltet die Menschheit so sehr wie der geniale Software-Erfinder Bill Gates: Die einen halten ihn für Mister Mildtätigkeit, die anderen für einen gierigen Raffzahn

Irgendwann dachte Bill Gates über diesen Satz nach, den nicht wenige als irrwitzige Idee eines Größenwahnsinnigen interpretierten. 1977 hatte der damals 22 Jahre alte Gates gesagt, dass er die Vision von "einem Computer auf jedem Schreibtisch und in jedem Haus" habe. Als er mit seinen Softwareprodukten erste Erfolge feierte, begann er doch mal zu rechnen, wie er später zugab: "Okay, wie viele Häuser gibt es auf der Welt? Wie viele Schreibtische? Und kann ich 20 Dollar von jedem bekommen?" 1977 lebten 4,2 Milliarden Menschen auf der Welt - hätte Gates also von jedem Menschen 20 Dollar bekommen, beliefe sich sein Vermögen auf 84 Milliarden US-Dollar. Es stimmte fast: 2012 war ein Drittel der Weltbevölkerung per Computer mit dem Internet verbunden, laut einer Schätzung von Forbes ist William Henry Gates III. derzeit mit einem Vermögen von 72,7 Milliarden Dollar der reichste Mensch der Welt.



Bill Gates, der reichste Mensch der Welt

Er hat die Welt mit seinen Produkten grundlegend verändert. Das ist unbestritten, und doch wissen viele Menschen nicht, was sie von diesem Bill Gates halten sollen: Ist er der liebe Bruder von Mutter Teresa oder doch der böse Bruder von Onkel Dagobert, der für alles steht, was die Menschen am Kapitalismus kritisieren?

Es gibt wenige Biografien, die in der Mitte zwischen Teresa und Dagobert liegen, die meisten schlagen deutlich in die eine oder andere Richtung aus. Gates hat mittlerweile mehr als 28 Milliarden Dollar seines Vermögens gespendet, er hat angekündigt, 95 Prozent seines Vermögens an Stiftungen zu vererben, und er hat 40 anderen Milliardären wie Warren Buffett und Mark Zuckerberg, das Versprechen abgerungen, mindestens die Hälfte ihres Vermögens zu spenden.

Gates verkörpert für jene, die ihn in der Mutter-Teresa-Gruppe zuordnen, die Rache des Nerds: Nicht der athletische Superman mit glänzenden Zähnen, gebräunter Haut und perfekter Frisur verändert die Welt, sondern der Typ mit den zerzausten Haaren, dem zerknautschtem Anzug und den dicken Brillengläsern. Der in Interviews mit schief gebundener Krawatte dasitzt, schüchtern an seiner Brille nestelt und bei der Frage nach seinem Intelligenzquotienten (geschätzter Wert: 160) sagt: "Ich weiß es nicht. Als junger Mann habe ich mal Tests gemacht, die waren gut, ich tue mich bei diesen dämlichen Fragen in IQ-Tests komischerweise leicht." Der bis 1997, da galt er bereits als reichster Mensch der Welt, ganz bescheiden in der Economy-Klasse flog und der bei einem Auftritt bei "Wetten, dass...?" im Januar 2000 enthüllte, gerade einmal 40 Dollar Bargeld dabei zu haben.

Für Vertreter der Dagobert-Theorie verkörpert Gates mit seiner aggressiven Expansionsstrategie, der rigorosen Verteidigung seiner Geschäftsfelder und dem Versuch, ein Monopol zu errichten, die Rache des Kapitalismus: Einer, der stets gewinnen muss. Der nicht genug kriegen kann. Der Konkurrenten gnadenlos bekämpft. Einer, für den das Spiel "Monopoly" erfunden wurde.

Sein Werdegang ist bekannt: Mit 13 schrieb der Sohn eines Rechtsanwalts und einer Finanzexpertin sein erstes Computerprogramm, eine Version von Tic Tac Toe, und war begeistert von der Präzision der Software. Mit seinem zweiten Programm, einem Stundenplan-Generator, sorgte er dafür, dass er möglichst viele Kurse mit attraktiven Mädchen belegen konnte. Mit 17 gründete er gemeinsam mit seinem Kumpel Paul Allen die Firma Traf-O-Data und verkaufte der Stadt Seattle einen Computer, der das Verkehrsaufkommen berechnete.

Bei seinem Aufenthalt in Harvard (er brach das Studium nach dem zweiten Jahr ab, bekam später aber die Ehrendoktorwürde verliehen) lernte er den späteren Microsoft-Geschäftsführer Steve Ballmer kennen. 1975 taten sich Gates und Allen erneut zusammen und nannten ihre Partnerschaft "Micro-Soft", ein Jahr später ließen sie die Firma Microsoft im Bundesstaat New Mexico registrieren. Gates verkaufte Software, zuerst PC DOS, dann MS-DOS, später Windows, an IBM und andere Firmen - und wurde stinkreich. Danach verteidigte er sein Imperium gegen die Konkurrenz wie Dagobert Duck seinen Geldspeicher gegen die Panzerknacker. Am 12. September 2007 arbeitete er letztmals einen ganzen Tag für Microsoft, besitzt aber immer noch 501 Millionen Anteile am Unternehmen.

Um den Menschen zu verstehen, braucht es die Erzählungen derer, die mit ihm gearbeitet oder gegen ihn verhandelt haben. Beim Thema Ehrgeiz reicht eine Geschichte des früheren Atari-Mitarbeiters Fred Thorlin, der einst mit Gates verhandelte: "Ich habe ihm ein einfaches Computerspiel gezeigt und 35 von 37 Spielen gewonnen. Als ich einen Monat später wieder mit ihm spielte, gewann er jede einzelne Partie und schaffte ein Unentschieden. Er hatte das Spiel so lange studiert, bis er es komplett gelöst hatte."

Um sein manisches Faible für Effizienz zu begreifen, genügt die Anekdote, bei der Gates während Meetings aus dem Fenster starrte. Dabei sah er einen Mitarbeiter, der nicht auf den vorgegebenen Wegen über den Microsoft-Campus von Gebäude zu Gebäude ging, die Gates für perfekt und effizient hielt. Der Mitarbeiter lief durchs Gras, hüpfte über Hecken und sparte so pro Laufweg sieben Sekunden. Das soll gereicht haben, damit Gates ihn beförderte.

Sein Streben nach Perfektion und die damit verbundene Arroganz drückt sich im Umgang mit Mitarbeitern aus. Gefällt ihm etwas nicht, ist es gleich "das Dümmste, was ich je gehört habe". Ist ein Mitarbeiter nicht sofort bereit ist, ein Produkt zu verbessern, "mache ich das halt schnell übers Wochenende". Und war ein Produkt fertig, pflegte er nach ein paar Worten des Lobes zu sagen: "Wir sind noch weit davon entfernt, den grundsätzlichen Traum wahr zu machen, was ein Computer sein kann."

Er denkt stets an die Zukunft, deshalb ist seine Biografie weniger interessant als die Aussagen, die er in Interviews oder bei Reden vor Studenten gemacht hat. Sie wurden ihm oft als Arroganz, Größenwahn und Spinnerei ausgelegt, wirken aber umso beeindruckender wirken, wenn man sie heute noch mal liest. Dann nämlich wird klar: Bill Gates hatte tatsächlich stets eine Ahnung davon, wie die Zukunft der Technologie aussehen könnte. Dem Playboy sagte er im Jahr 1994: "Ich glaube, dass es möglich sein wird, dass innerhalb von drei Jahren Millionen von Menschen über den Computer miteinander verbunden sein werden." Es war seine Vorstellung vom Internet für alle Menschen. Dann sagte er: "Der Taschen-PC ist ein futuristisches Gerät. Anstatt Tickets fürs Theater zu haben, wird der Taschen-PC digital beweisen, dass du bezahlt hast. Das ist unsere Vision für in, sagen wir, fünf Jahren." Es war seine Vorstellung vom Smartphone.

Und noch ein Zitat: "Sagen wir, du möchtest einen Film sehen. Du willst wissen, welche Filme andere Menschen mögen - und basierend auf dem, welche Filme du zuvor gesehen und gemocht hast, könnte dir ein bestimmter Film gefallen. Nach diesen Informationen kannst du suchen und dann einen Film aussuchen und ihn digital herunterladen." Es war seine Vorstellung von Amazon, Google, Facebook und iTunes.

Microsoft ist immer noch eine der wertvollsten Firmen der Welt, trotz einiger Rückschläge: die Videospielkonsole Xbox ist defizitär, die Suchmaschine Bing muss sich gegen Google behaupten, auf dem hart umkämpften Smartphone-Markt tut sich das Unternehmen schwer. Die Menschen mögen von Bill Gates halten, was immer sie wollen. Gerade hat er ein Patent angemeldet für eine Software, die aus einem Text automatisch ein Video oder eine Bilderserie erstellt. Klingt abgedreht? Größenwahnsinnig? Die Biografie dieses Mannes zeigt, dass die Menschen vor allem eines tun sollten, wenn er mal wieder eine verrückte oder größenwahnsinnige Idee hat: Sie sollten zuhören.
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