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Einer für alle

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Unverbindlichkeit ist eine tolle Sache. Menschen, die das drauf haben, machen immer Karriere, schließlich gibt es im entscheidenden Moment nie irgendjemanden, der wirklich etwas gegen sie hat. Sie stehen für nichts oder auch irgendwie für alles, wer weiß das schon, sie sind der kleinste gemeinsame Nenner. Sie sind die, auf die sich am Ende alle einigen können.

Chucks sind so etwas wie die Turnschuh gewordene Unverbindlichkeit. Das Modell der US-amerikanischen Firma Converse ist seit fast hundert Jahren auf dem Markt, weit mehr als eine Milliarde Paar sollen bisher verkauft worden sein. Das ist nur logisch, schließlich sind Chucks: nicht zu prollig, nicht zu glitzernd, nicht zu praktisch, nicht zu schick. Nicht zu teuer, nicht zu billig. Man kann sie im Büro tragen, zum After-Work-Prosecco-Blabla in der Galerie und als Punk am Hauptbahnhof. Die Spießer können damit einen Hauch Lässigkeit vortäuschen, aber Teenager können trotzdem darin revoltieren. Artdirektoren über 40 tragen sie, um zu verdeutlichen, dass das, was sie da anhaben, nicht schmuddelig gemeint ist, sondern kreativ. Kristen Stewart, das ist die Bleiche aus den Vampirfilmen, trägt schwarze Chucks zum Abendkleid und wird für den „gelungen Stilbruch“ gefeiert von der Cosmo oder der Elle oder vielleicht auch nur von Instyle. Bei Chucks gilt: Einer für alle.



Die Firma Converse gehört seit 2003 dem Sportartikel-Hersteller Nike

So ein Zauberding zieht natürlich Fälscher und Nachahmer an – zu viele, wie die Herstellerfirma Converse findet. Das Unternehmen hat deshalb nun Klage eingereicht, gegen gleich 31 verschiedene Unternehmen. Vorsätzliche Verletzung des Markenrechts, so lautet der Vorwurf.

Er habe nichts gegen fairen Wettbewerb, sagt Converse-Chef Jim Calhoun. Aber andere Firmen hätten nun mal „nicht das Recht, den geschützten Look unserer Chucks zu kopieren“. Unter den Beklagten sind vier Anbieter aus China, zudem Unternehmen aus Australien, Kanada, Italien und Japan. Es gibt aber auch zwei prominente Namen auf der Liste: Die US-amerikanische Handelskette Kmart und das Modehaus Ralph Lauren. Zumindest für Ralph Lauren sind die Vorwürfe nicht nur ein finanzielles Risiko, sondern vor allem auch ganz schön peinlich.

1917 gingen die Schuhe erstmals in Serienproduktion, damals waren sie ausschließlich als Basketballschuh gedacht. Basketball, damals eine junge Sportart, wurde oft auf Parkett gespielt, dort wo abends getanzt wurde. Das erste Modell, schwarz, hieß bereits „All Star“. Der Basketballspieler Chuck Taylor trug sie auch und fing an, dem Unternehmen Verbesserungsvorschläge zu schicken. Von 1921 an war er das erste Testimonial für das Modell, das bald auch nach ihm benannt war: Converse All Star Chuck Taylor stand 1923 auf den runden Aufnähern am Knöchel. Bei den Olympischen Spielen 1936 waren Chucks die offiziellen Schuhe der US-Basketballmannschaft. Das Team gewann Gold, die Treter an Popularität. Bald gab es auch knöchelfreie Modelle, von 1966 an waren zudem nicht mehr nur schwarz und weiß, sondern Chucks in bunten Farben im Angebot. Die Käuferschicht wurde breiter, Kinder, Rockstars, Familienväter und schließlich waren sie: für alle.

Aber die Konkurrenz blieb nicht untätig, Puma, Adidas, Nike, Reebok versuchten sich im gleichen Segment und hatten Erfolg. Irgendwann verlor Converse den Status als offizieller Schuh der US-Basketball-Liga. Chucks blieben ein fester Bestandteil der Populärkultur, aber die Marktanteile schrumpften. 2001 meldete das Unternehmen Insolvenz an. Zwischenzeitlich waren die Schuhe schwer zu bekommen. Das löste einen Hype aus, von dem Nike bis heute profitiert: Seit 2003 gehört Converse dem einstigen Konkurrenten.

Die jetzt.de-Kettengeschichte, Teil 26

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Was bisher geschah: Anna jobbt an der Tankstelle und haut mitten in der Nachtschicht ab - zum Mensch-ärgere-dich-nicht-Turnier, bei dem ihr Schwarm Gerwin Gewinner antritt. Dort sperren Gerwin und die alte Liesel Maier Anna auf einem Dachboden voller berühmter Kunstwerke ein. Annas Chef Paul, der sie retten will, kennt die Entführer schon aus seiner Zeit als illegaler Kunsthändler - die drei haben Kunstwerke gestohlen, die magische Kräfte haben, unter anderem ein ägyptisches Totengott-Amulett. 

In einer Parallelrealität hat Anna inzwischen einen Roman namens "Nachtschicht" gelesen und wurde in die Geschichte hineingesogen. Ihre Freundin Rana gerät in die Fänge der Entführer, Ranas Freundin Bernhard wird ermordet. Anna und Paul flüchten in die Tankstelle. Doch mit dem Totengott-Amulett haben Gerwin und Liesel eine Zombie-Armee heraufbeschworen. Paul und Anna werden von einem fliegenden Einhorn gerettet, das sie schließlich in der Nähe eines verlassenen Bauernhauses absetzt...


...und Anna erwacht in einer Redaktion als Autorin einer Kolumne namens "Nachtschicht", wird aber wegen Schlafens während der Arbeitszeit gefeuert. Als sie traurig vor dem Redaktionsgebäuse sitzt, taucht ein geheimnisvoller Fremder im grauen Sakko auf und reicht ihr die Hand...

Alle vorigen Teile der Kettengeschichte kannst du hier nachlesen. Und hier kommt Teil 26 von jetzt-User Balschoiw.



„Das ist jetzt nicht wichtig. Wir müssen hier weg!“ Er fasst Anna an der Hand und zieht sie mit einem kräftigen Ruck auf die wackligen Füße. „Was zum Teufel...?!“ Anna versucht die Dinge zu sortieren, aber die Realität wartet nicht auf sie.  

„Du kommst jetzt mit, sofort!“ Der Fremde zieht sie hinter sich her, mit festem Griff hält er sie am Arm gepackt, und Anna stolpert verwirrt und widerwillig neben ihm her. Als der Mann sie in Richtung eines dunklen Wagens schiebt, in dem sie die gesichtslosen Umrisse mehrerer Personen erblickt, breitet sich schlagartig Panik in ihr aus. Die Lähmung, die sein forsches Auftreten in ihr ausgelöst  hat, macht nun einer unbändigen Wut Platz. Mit der Hand schlägt sie ihm hart ins Gesicht, wobei ihre Nägel tief in seine Haut dringen. Während sie versucht, sich seinem Griff zu entwinden, tritt sie ihm mit aller Kraft zwischen die Beine. Sofort sinkt er in sich zusammen und fällt gekrümmt zu Boden. „Glaubst du etwa, ich lasse mich hier eintüten wie ein billiges Mitbringsel?!“, faucht Anna ihn an. Sie holt mit dem Fuß aus, um diesem Typen endgültig die Lichter zu dimmen, als sich die Türen der Limousine öffnen und zwei Männer von hinten auf sie zueilen.  

Einer der Wachmänner am Eingang des Gebäudes ist währenddessen auf den Tumult aufmerksam geworden. Erst zögerlich, dann immer schneller werdend, setzt er sich in Bewegung und spricht dabei hektisch in sein krächzendes Funkgerät. Mit erhobenem Schlagstock stürmt er heran: „Was machen sie da? Lassen sie sofort die Frau in Ruhe!“ Die beiden Männer erreichen Anna fast zeitgleich. Erst im letzten Moment realisiert sie die Gefahr, wendet sich um und wird gleich darauf mit einem wuchtigen Schlag niedergestreckt.  

„Verdammte Scheiße! Seid ihr irre?!“ Der Wachmann, der inzwischen nur noch 10 Meter entfernt ist, schwenkt wild seine Waffe, als ein heller Lieferwagen in voller Fahrt heranrast und mit quietschenden Reifen zum Stehen kommt. Anna liegt benommen am Boden und nimmt nur verschwommen das Geschehen um sie herum wahr. Während sich der Mann mit dem grauen Sakko langsam erhebt, ziehen die beiden anderen ihre Pistolen und rufen dem Wachmann zu: „Runter! Runter, verdammte Scheiße!“  

Die Türen des Transporters fliegen auf und vier Männer mit Sturmhauben und Militärjacken springen auf die Straße. Gerade als sie auf den Eingang des Gebäudes zulaufen, entdeckt einer von ihnen den sprintenden Wachmann. Er zieht eine Maschinenpistole unter der Jacke hervor und ruft seinen Begleitern irgendetwas Unverständliches zu.  

Anna wird vom Fremdem im grauen Sakko gepackt und zwischen die parkenden Autos gezogen, während der Wachmann fassungslos seinen Schlagstock fallen lässt. Fast im selben Moment fallen die ersten Schüsse.
Glas splittert und Kugeln dringen mit einem hässlichen, dumpfen Geräusch in Metall ein. Die Männer aus der Limousine gehen hinter den Autos in Deckung und eröffnen ebenfalls das Feuer. Der Wachmann versucht verzweifelt aus der Schusslinie zu robben, während nun in wilden Salven gefeuert wird. Glassplitter prasseln auf den Asphalt und von der gegenüberliegenden Straßenseite sind Schreie zu hören. Die hämmernden Einschläge lösen Panik in Anna aus. Sie schreit um ihr Leben und drückt sich so flach wie möglich auf den Boden. Direkt neben ihr schießt nun auch das graue Sakko auf die Angreifer. Anna presst die Hände auf ihre Ohren, um zumindest akustisch diesem Inferno entfliehen zu können.  

Während sie sich hektisch umsieht und nach einem Fluchtweg sucht, spürt sie es. Ihr ganzer Körper scheint plötzlich zusammengepresst zu werden. Die Luft entweicht aus ihren Lungen und eine mächtige Druckwelle rast über sie hinweg. Schlagartig lärmen die Alarmanlagen der Autos um sie herum los, und ein scharfer Wind wirbelt Schmutz auf. Als die Welle das Verlagsgebäude trifft, bersten die Scheiben der Fassade und feine Glassplitter regnen glitzernd herab. Etwas schiebt sich mächtig und groß über sie, verfinstert den Himmel und lässt den Boden erzittern. Dann beginnt das mächtige Raumschiff in einem gleißend hellen Staccato zu feuern.

Du willst wissen, wie es weitergeht? Teil 26 der Kettengeschichte erscheint am 23. Oktober.

Helfen im Hölzl

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Manchmal reicht ein gemütliches Bier mit einem Freund in einer Kneipe und man ist mittendrin in einer Sache, die man vorher nur so am Rande wahrgenommen hat. Carola ist Grafikerin und seit fast einer Woche hilft sie jeden Tag im Kapuzinerhölzl: „Ich kannte die Flüchtlings-Problematik natürlich und wollte helfen, wie ganz viele da draußen, die nicht wissen wo. Ein Freund von mir ist beim KJR (Kreisjugendring, Anm. d. R.) und somit war die Verbindung da.“ 

Die prekären Bedingungen, unter denen Asylsuchende in Bayern leben müssen, sorgen für Wut und Empörung. Weil die Bayernkaserne heillos überfüllt ist, wurden viele Flüchtlinge vergangenen Donnerstag kurzfristig in das internationale Jugendcamp The Tent im Kapuzinerhölzl gebracht.  

Wo normalerweise junge Rucksack-Touristen aus aller Welt ihren München-Aufenthalt verbringen, wohnen jetzt 210 Flüchtlinge zusammen. Sie sprechen verschiedene Sprachen, gehören verschiedenen Glaubensrichtungen an und jeder hat seine individuelle, traumatische Fluchtgeschichte.
 

Und mittendrin: Carola.  

Mit schnellen Schritten geht sie durch das Camp, grüßt die Bewohner, macht einen Scherz und kickt im Vorbeigehen einen Fußball. Die Menschen im Camp kennen sie. Als ehrenamtliche Helferin verbringt sie neben ihrer normalen Arbeit jeden Tag mehrere Stunden in der Erstaufnahmestation.
 

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Sie ist hier für administrative Aufgaben zuständig. Das bedeutet, sie koordiniert die vielen Freiwilligen, kümmert sich um Spender und versucht den Überblick zu behalten: Was wird dringend gebraucht? Wovon haben wir genug? Denn die Bereitschaft, einen kleinen Beitrag zu leisten, damit sich die Flüchtlinge willkommen fühlen, ist groß.
 

Anfangs hätten alle Klamotten gespendet, erzählt Carola. Und jetzt quillt das Lager über. „Im Moment werdengroße Männerschuhe, Unterwäsche, Reisetaschen, Koffer und Rucksäckebenötigt, damit die Bewohner das, was wir ihnen geben, auch wieder mitnehmen können. In etwas anderem als einer Plastiktüte.“ Denn eines steht fest: Trotz der Verlängerung werden die Bewohner am nächsten Dienstag ausziehen müssen. Das liegt amvorhergesagten Wintereinbruch und an dem Status des Lagers als „Erstaufnahmestation“. 

Hier sollte die Registrierung stattfinden– die erste bürokratische Hürde auf dem Weg zum anerkannten Status als Asylsuchender. Sollte! Der Betreiber des The Tent, der Kreisjugendring München, kritisiert, drei Wochen Wartezeit seien dafür viel zu lange. Alles ist im Schwebezustand. Niemand weiß, was als nächstes passiert. Das ist belastend für die Flüchtlinge und die Helfer. Deswegen sind Leute wie Carola so wichtig: „Flüchtlinge sind keine Menschen zweiter Klasse und dieses Gefühl können wir ihnen geben, egal was auch immer an bescheuerten Behördengängen noch kommen mag“ 

Carola antwortet immer sehr vorsichtig. Es fällt auf, dass niemand, der hier hilft, seinen eigenen Anteil besonders herausstellen möchte. Die Zeit, die Mitarbeiter hier verbringen, würde niemand als „geopfert“ bezeichnen. Obwohl Carola einen Vollzeit-Job hat, empfindet sie ihr Engagement als Bereicherung, sagt sie: „Die meisten Kunden haben Verständnis für das, was ich gerade tue und manche Projekte lassen sich nach hinten verschieben“.  

Noch vor einer Woche deutete jedenfalls nichts daraufhin, dass sie jetzt hier aushelfen würde. Und Carola jetzt sorgt selbst dafür, dass aus ihrem Freundeskreis viele etwas tun. Eine Freundin kam von „Clowns ohne Grenzen“, andere stellen sich nachmittags hinter die Rezeption oder geben einen Sprachkurs. Vielleicht gibt es bald eine Jam-Session mit Musikern aus München. Carola und ihre Kollegen netzwerken für eine Sache, die alle bewegt.
 

Im Inneren der riesigen Zelte, in denen die Flüchtlinge untergebracht sind, sieht es ein bisschen aus wie ein Bierzelt. Statt Bierbänken stehen unzählige Stockbetten auf dem Holzboden. Ein Zelt wird von 150 Menschen bewohnt - Privatsphäre gibt es hier nicht. Doch die Verhältnisse sind besser als in der Bayernkaserne. Als Besucher hat man sogar den Eindruck, dass hier trotz der schwierigsten Umstände Harmonie herrscht. Auf dem gekiesten Platz zwischen den gigantischen Zelten stehen Biertische; kleine Mädchen malen mit Wasserfarbe bunte Kleckse auf Papier; eine Gruppe von Männern räumt lachend einen Anhänger mit gespendetem Brennholz aus.
 

Carola sagt, den Helfern in der Bayernkaserne könne man keine Schuld an der dortigen Situation geben:„Die geben bestimmt auch ihr Bestes, haben aber mit ganz anderen Umständen zu kämpfen. Und hier haben wir die Voraussetzungen, dass es so harmonisch sein kann.“Um die schwierige Aufgabe zu stemmennutzt der KJR seine Kontakte: Pfadfinder kümmern sich um die Infrastruktur und das „Klinikum Dritter Orden“ schickt Ärzte. Und auch wenn es mal Ärger gibt, bleiben die meisten Freiwilligen motiviert und wollen bald wiederkommen.
 

Seit Carola hier ist, hat sich ihre Einstellung zum Leben verändert und sie hat gelernt, ihre Situation mehr zu schätzen. Trotz der lachenden Gesichter und der spielenden Kinder sind im Kapuzinerhölzl Menschen gestrandet, die alles verloren haben. Diese Schicksale bewegen die Freiwilligen natürlich. „Wenn du jemanden gegenüber stehst - einem gestandenen Mannsbild - und der seine Geschichte erzählt mit einem Kloß im Hals, dann bin ich auch den Tränen nahe.“
 

Die Stadt München will jetzt schnell Plätze für bis zu 1000 Flüchtlinge schaffen und sogar Privatpersonen soll es ermöglicht werden Flüchtlinge zu Hause aufzunehmen. Langsam kommt Bewegung in die Situation. Aber während die Politik noch überlegt, haben Carola und ihre Mitstreiter schon gehandelt.

"Lasst Anarchie und Irrsinn zu!"

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Aktualisiert um 11.30 Uhr

Der Plan ist zwei Jahre alt, und er klang erst mal gut: ARD und ZDF verschmelzen ihre Spartenkanäle zu einem großen Jugendkanal - im Fernsehen, im Radio, im Netz. Und junge Gebührenzahler bekämen endlich junges Programm für ihr Geld. Aber die Länder haben sich monatelang darüber gestritten: Wer soll zahlen? Wer soll entscheiden? Und reicht das Budget? An diesem Freitag haben die Ministerpräsidenten entschieden: einen Jugendkanal wird es nur in abgespeckter Fassung im Internet geben.

Schade, aber dennoch: Wie macht man gutes Programm, das junge Leute im Jahr 2014 interessiert? Wir haben fünf Menschen um Rat gefragt, die sich schon länger mit dem Thema beschäftigen.


"Türe zu, machen lassen!"





Tobias Schlegl ist seit den Neunzigern Moderator, heute unter anderem bei "Aspekte" im ZDF (wieder am Freitag um 23.30 Uhr).


"Als ich bei Viva angefangen habe, war ich 17, völlig unbedarft und stand plötzlich mit ein paar Stichpunkten auf einem Zettel vor einer Kamera. Und ziemlich genau so lief der ganze Sender: sehr chaotisch, sehr frei, sehr experimentierfreudig. Arbeiten haben hauptsächlich Praktikanten erledigt, die dadurch aber sofort Verantwortung hatten. Und riesige Gestaltungsmöglichkeiten, weil keiner eine Vorstellung davon hatte, wie das Ziel auch nur aussehen könnte. Deshalb musste der Weg eben notgedrungen das Ziel sein.
 
Ich will die Vergangenheit damit nicht verklären. Bei alldem ist auch viel Mist rausgekommen. Aber genau das gehört für mich dazu, wenn man gutes Fernsehen machen will: die Möglichkeit, grandios zu scheitern. Etwas zu machen, das hinten und vorne nicht funktioniert. Natürlich ist es schwer, heute noch eine solche Naivität zu entwickeln. Die Quote hängt über allem. Jemandem Freiraum zu geben, und die Zeit, sich in dem zu finden, ist heute ein größerer Schritt als früher. Aber anders funktioniert es nicht. Gerade junge Moderatoren müssen so sein dürfen, wie sie sind. Wer versucht, Vorgaben zu erfüllen, hat sofort die Schere im Kopf. Der kappt Kreativität und frische Ideen.
 
Wenn ich den Weg zu gutem, jungem Fernsehen also auf einen Satz bringen müsste, dann wäre der: "Türe zu, machen lassen und irgendwann mal nachschauen, was rausgekommen ist." Und da muss ich übrigens dringend eine Lanze für den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk brechen! Die haben das zum Teil schon verstanden. Sowohl bei "Extra3" als auch bei "Aspekte" haben wir solch einen wichtigen Freiraum bekommen."

"Gebt ihnen Geld und lasst ihnen Freiheit"





Jeannine Michaelsen moderiert am Samstag, den 25. Oktober, das nächste Mal "Joko gegen Klaas - das Duell um die Welt" auf ProSieben.

"Einen Jugendkanal - erstmal kann man sich fragen, ob man das als eigenen Sender überhaupt braucht. Wenn man das für sich mit Ja beantwortet, dann sollte man das "jung" auch konsequent durchziehen. "Junge" Menschen, die wirklich gutes Fernsehen machen, haben wir: Viele Menschen rund um die Böhmermänner und Jokos & Klaases dieses Landes haben die 30, wenn überhaupt, erst vor kurzem überschritten. Findet solche Menschen! Gebt ihnen Geld, lasst ihnen Freiheit, schenkt ihnen Vertrauen und vergesst die Quote und die Bürokratie. Habt keine Angst vor dem Internet, vergesst die klassische Sendezeit und die Sieben-Tage-Mediathek. Das wäre vielleicht ein Anfang."

"Nicht jedes 'Fuck you' absegnen lassen"






Nilz Bokelberg war vom Sendestart 1993 bis 1998 bei Viva und ist heute Moderator, Autor und Vater.

"Ich habe eine 13-jährige Tochter, bitte glaubt mir: Jugendliche lieben nichts mehr, als wenn man sie ernst nimmt. Deshalb würde ich dem Jugendkanal raten, auch wenn es ein ausgelutschtes Wort ist: Kommuniziert auf Augenhöhe! Bei Viva hat das in den 90ern super geklappt, aber da konnten wir ja noch nach Gutsherrenart sagen: "Wir schenken euch jetzt ein Fernsehprogramm!" Heute hat das Fernsehen ja eher die Haltung: "Äh, Hallo, wir machen da jetzt was, kommt doch mal vorbei!" Bei den Öffentlich-Rechtlichen müssen Entscheidungen erst durch 20 Flure laufen, bis sie abgesegnet sind. Diese Wege müssen wahrscheinlich kürzer werden. Wenn jedes "Fuck you" von einem Redakteur abgenommen werden muss, wird am Ende ein Eiersalatprogramm draus, das sich keiner gerne anschaut.

Joiz macht das gerade so ähnlich wie wir bei Viva damals: das totale Chaos! Und keiner tut so, als wäre alles strukturiert. Das ist - Achtung, noch ein ausgelutschtes Wort - Authentizität! Joiz funktioniert deshalb so gut, weil die da aus diesem Loft senden, du kannst als Zuschauer über Chat mitreden, die haben gute Gesichter, die dort zum ersten Mal Fernsehen ausprobieren. Diese ungestylte Freshness macht mir als Zuschauer total Spaß. Außerdem haben die als einzige verstanden, dass Fernsehen für Jugendliche heute eigentlich der "Second Screen" ist, während sie parallel durchs Netz surfen. Und nicht umgekehrt."

"Weg von der Einbahnstraße!"





Florian Mundt, 27, hat mit seinem Youtube-Kanal LeFloid den Grimme-Online-Preis 2014 gewonnen. Er hat mehr als zwei Millionen Abonnenten.


"Meinen Fernseher benutze ich nur noch für Blu-Rays und Spielkonsolen. Und ich würde sagen: die allermeisten mit Mitte 20 und abwärts handhaben das ähnlich. Ich bin ein riesiger Freund des Prinzips "Von – Für". Also von jungen Leuten, für junge Leute. Ich erwarte von einem Jugendkanal, dass auch die Fäden im Hintergrund von jungen Leuten gezogen werden. Es gibt so viele junge Kreative! Aber in der Fernsehlandschaft Fuß zu fassen ist für die viel zu schwer und auch uninteressant. Erst wenn sich das ändert, wird ein Jugendkanal wirklich relevant.

Aus meiner Erfahrung habe ich zwei Tipps. Erstens: On-Demand-Angebote sind ein unglaublich richtiger Schritt. Niemand will sich noch vorschreiben lassen, wann er was schauen kann. Zweitens: Mitgestaltung ist das Wichtigste, wenn man sich an junge Leute richtet. Das Problem mit dem Fernsehen: Es ist kein soziales Medium. Es ist eine Einbahnstraße, und das muss man mögen – was die meisten in meinem Alter aber nicht mehr tun. Ich habe meinen Youtube-Kanal gestartet, weil ich mich geärgert habe. Darüber, dass ich keinerlei Einfluss hatte. Weder auf Programmideen noch auf Moderationen. Ich konnte nicht mal Feedback geben! Und ich weiß heute von meinen Zuschauern: Die honorieren es wahnsinnig, wenn du auf ihre Kritik eingehst. Und abgesehen davon: Auch für dich als Produzent ist dieses Feedback super. Du läufst nie Gefahr, irgendwann auf der Stelle zu treten!"

"Lasst Anarchie und Irrsinn zu!"






Manuel Möglich ist Reporter bei ZDF Neo.

"Wenn ARD und ZDF den Jugendkanal wirklich gründen, ist das super. Wobei das Label "Jugendkanal" schon einigermaßen schlimm klingt. Warum macht man nicht einfach ein gutes junges Programm, das auch jemand mit 50 noch gerne anschaut? Ältere Leute denken zu oft, dass sich Jugendliche nur für Katzenvideos auf Youtube interessieren, man soll denen bloß nicht zu viel zumuten. Das ist ein riesiger Fehler! Junge Leute interessieren sich sehr wohl für anspruchsvolle Inhalte.  

Ich würde davon abraten, die USA oder England zu sehr als Vorbild zu nehmen. Da schaut man ein bisschen zu viel hin und bekommt es am Ende so doch nur selten vernünftig umgesetzt. Ich finde, wenn man eigene gute Leute hat, sollte man denen Vertrauen schenken. Am Mittwoch wurde ja bekannt, dass Böhmermanns Neo-Magazin künftig auch im Hauptprogramm des ZDF gesendet wird. Das ist ungefähr so mutig wie vom Dreimeterbrett zu springen – man hätte das schon vor Jahren machen müssen!

Natürlich haben die Öffentlich-rechtlichen, anders als MTV oder ProSieben, einen Bildungsauftrag. Das Pädagogische schreckt schnell ab, wenn es zu stark dosiert ist – aber auch mit Formaten
wie unserem "Wild Germany" oder gerade mit "Deutschland von außen" erfüllen wir ja einen Stück Bildungsauftrag. Wobei auch da der Sender die Handbremse noch mehr lösen könnte . Das Schöne ist ja, dass ARD und ZDF keinen richtigen Quotendruck haben. Ich würde ihnen also raten, den Leuten und Formaten Zeit zu geben. Die müssen nicht sofort knallen. Lasst Anarchie und Irrsinn zu!"

Wofür wirst du nie zu alt sein?

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Ich habe mir am Samstag eine Playstation 4 gekauft. Ich war zu diesem Zeitpunkt achtundzwanzigeinhalb Jahre alt, daheim lag meine 30-jährige Freundin im Bett und kurierte ihren Kater aus. Ich hatte ebenfalls einen Kater. Ich schleppte mich also ungeduscht in den nächsten Elektromarkt. Ich ging in die Abteilung für Videospiele, griff nach einem der riesigen Kartons mit der Konsole und dem neuen Ego-Shooter, dessen Plakate an der U-Bahnstation mich schon seit Wochen gekitzelt hatten. Ich ging zur Kasse.

Es fühlte sich toll an.



Egal, was die anderen sagen: Boah, wie geil!

Als Jugendlicher war ich besessen von Videospielen. Meine Mutter führte irgendwann eine Zwei-Stunden-Begrenzung ein, vor Mathe-Schulaufgaben versteckte sie das Stromkabel. Als ich von daheim auszog, sortierte ich die alte Konsole aus. Ich war von nun an Student, volljährig sowieso. Wer keinen Schulranzen mehr trägt, fand ich, sollte auch nicht mehr Playstation spielen. So hielt ich es, mit zunehmend bröckelnder Überzeugung, bis vergangenen Samstag.

Es brauchte wochenlang hängende Plakate des Ego-Shooters an meiner U-Bahnstation und einen massiven Alkohol-Kater, um mir einzugestehen: Ich will wieder videospielen können. Und zwar jederzeit, wenn ich will, sechs Stunden am Stück, und sogar dann, wenn ich am nächsten Tag arbeiten muss! Eines der besten Dinge am Erwachsensein ist schließlich, dass man Dinge selbst entscheiden kann.

Und es gibt ihn ja oft im Leben: den Moment, an dem man entscheidet, nun aber zu alt für etwas zu sein. Für den Schnuller. Für Plüschtiere. Für Seilspringen oder Skateboardfahren. Und genauso, glaube ich, gibt es manchmal den Moment, in dem man sich klarmacht, dass diese Entscheidung Unfug war. In dem man erkennt: Es ist nicht erwachsen, sich von etwas vermeintlich Kindischem loszusagen, nur weil man jetzt Gymnasiast ist oder einen Job als Produktmanager antritt. Im Gegenteil: Es ist erwachsen, zu einer Leidenschaft zu stehen, auch wenn alle anderen sie belächeln!

Deshalb fragen wir heute im Ticker: Welche Dinge führst du eisern weiter, obwohl du eigentlich zu alt dafür bist? Wann hast du gemerkt, dass du ohne sie nicht kannst? Oder anders: Worauf hast du unbändige Lust, bist aber noch gehemmt, weil du doch eigentlich zu alt...? Raus damit!

Akademiker sollen fürs Studium zahlen

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Kurz nach Abschaffung regulärer Studiengebühren fordern führende Vertreter der Wissenschaft, wieder einen finanziellen Beitrag von Akademikern einzuführen. „Die Hochschulen sind jetzt schon völlig unzureichend ausgestattet. Studienbeiträge können sinnvoll die staatliche Finanzierung ergänzen“, sagte der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, Horst Hippler, der Süddeutschen Zeitung. Die öffentliche Ablehnung werde sich ändern, wenn man sehe, wie an Hochschulen noch stärker gespart werden müsse. Wegen der angespannten Haushalte werde bald auch die Politik umdenken, so Hippler. In den Bundesländern sehe er „schon jetzt diese Debatten, an allen Ecken und Enden“.

Auch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hält es für geboten, Studenten an den Kosten ihrer Ausbildung zu beteiligen. „Allerdings muss es ein glaubwürdiges Stipendiensystem geben, damit junge Leute aus sozial schwachen Familien nicht von einem Studium abgeschreckt werden“, sagt der Leiter des Berliner OECD-Centers, Heino von Meyer. Das habe bei der Einführung der Gebühren gefehlt. Der Einkommensvorteil von Akademikern sei im Vergleich zu Nicht-Akademikern deutlich gewachsen. Umso mehr könnten sie zu ihrer staatlich finanzierten Ausbildung beitragen. „Studiengebühren erhöhen die Qualität und die Motivation der Studenten.“



Studiengebühren: Bald wieder da?

Von 2005 an hatten sieben westdeutsche Länder Gebühren von meist 500Euro pro Semester eingeführt, darunter Bayern, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. Das Thema prägte Wahlkämpfe, nach und nach fielen die Gebühren wieder. Als letztes Bundesland ließ nun Niedersachsen das Bezahl-Studium zu diesem Wintersemester auslaufen. Der Staat ersetzt den Unis weitgehend die entfallenen Einnahmen. Bayern strich die Gebühren zum Herbst 2013 – zum Bedauern vieler Rektoren. „Die Gebühren waren für die Universitäten hilfreich und sinnvoll“, sagt die Präsidentin der Universität Augsburg, Sabine Doering-Manteuffel, die auch Vorsitzende des Verbandes der bayerischen Unis ist. Studenten hätten über die Verwendung mitentscheiden können und „mehr Mitbestimmungsrechte gehabt als heute“.

„Bei der Umsetzung der Gebühren hat man Fehler gemacht, aber sachlich waren sie richtig“, sagt Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann-Stiftung und früherer Hamburger Wissenschaftssenator. Kritiker argumentieren, dass Gebühren gerade junge Leute aus ärmeren Familien von der Uni fernhalten oder das Studieren erschweren.

Der Bochumer Ökonomie-Professor Stefan Winter fordert dennoch Gebühren, aus sozialen Gründen. „Der Verzicht auf die Gebühren für Reiche ist äußerst fragwürdig, während zugleich viele Studierwillige durch einen Numerus clausus ausgeschlossen werden.“ Er plädiert für „nachgelagerte Gebühren“, bei denen das Studium selbst kostenfrei ist, gut verdienende Absolventen aber einen kleinen Anteil ihres Einkommens zahlen müssen. Das Modell kann sich auch Hippler vorstellen. Ideal sei ein „verlässliches“ bundesweites Konzept, das nicht nach Regierungswechseln in den Ländern stets infrage stehe.

Auf Kante genäht

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Was geht und was nicht geht, das weiß Antje von Dewitz ziemlich genau. In 60 Produktionsstätten weltweit lässt Dewitz, Chefin des Tettnanger Outdoor-Herstellers Vaude, Kleidung herstellen. „Wir können nicht einfach hergehen und sagen, du bezahlst jetzt mehr.“ Dazu fehle ihr, so gern sie das täte, die Marktmacht. „Die Großen können da eher sagen, macht das doch bitte“, sagt Dewitz. „Vielleicht können die das ,Bitte‘ sogar weglassen.“

Am Donnerstag haben die Großen lieber Nein danke gesagt.

Dabei sollten alle dabei sein: die großen Modehersteller, der Einzelhandel, die Textilketten. Sechs Monate lang hatten sie über das vom deutschen Entwicklungsministerium initiierte „Bündnis für nachhaltige Textilien“ verhandelt. Ein „Aktionsplan“ sollte sie auf die Einhaltung hoher Standards verpflichten, zu Mindestlöhnen und Umweltschutz in ihren Produktionsstätten. „Die unterzeichnende Organisation ist sich bewusst, dass der gemeinsame Aktionsplan insbesondere wegen der Komplexität der internationalen Lieferketten und Heterogenität in Handel und Industrie ambitioniert ist“, so lasen Unternehmen und Verbände vorige Woche in der Beitrittserklärung zum Bündnis.



Entwicklungsminister Müller (r.) bei der Vorstellung des Textilbündnisses

Doch die wenigsten von ihnen unterschrieben, gerade der Komplexität wegen. Denn wie in kaum einer anderen Branche wurden die Werkbänke der Textilindustrie in den vergangenen Jahren immer weiter verlängert. „Das Problem ist, dass der Konfektionär in Bangladesch vielleicht den Stoff in Kambodscha zukauft, und der wieder hat das Garn aus China“, sagt Hartmut Spiesecke, der für den Verband Textil und Mode über das Bündnis verhandelte. Deshalb ließen sich die schönsten Standards nicht so ohne Weiteres umsetzen. „Natürlich hat keiner etwas gegen existenzsichernde Löhne“, sagt Spiesecke. „Die Frage ist aber, wer ist dafür verantwortlich?“ Als Auftraggeber eines Subunternehmers, der sich weiterer Zulieferer bediene, könne ein deutsches Unternehmen da oft nicht viel tun. Vorigen Freitag sagte der Verband dem Bündnis ab, ebenso der wichtige Handelsverband HDE. Von 60 Unternehmen und Verbänden, die an den Gesprächen beteiligt waren, sind nur gut 30 beigetreten, darunter Firmen wie Vaude, Trigema oder Hess Natur. Firmen wie Adidas oder Puma, Händler wie Kik, Aldi oder C&A – die Großen also – sucht man vergebens.

Für Gerd Müller, den Entwicklungsminister von der CSU, ist das eine klare Niederlage. Im April hatte er ohne großes Vorgeplänkel zur Bildung des Bündnisses aufgerufen. Seitdem ließ er in vier Arbeitsgruppen darüber verhandeln. Die einen befassten sich mit Mindestanforderungen, die anderen mit Kontrollen, wieder andere klopften bestehende Siegel ab. Das Vorhaben, so räumte Müller zwischenzeitlich ein, sei schwieriger als die Maut.

64 Seiten hat der „Aktionsplan“ des Bündnisses, doch zu drei Vierteln besteht er aus haarkleinen Anhängen: über die Zulassung von Chemikalien, die Standards für Spinnen, Weben, Stricken, über „ethische Geschäftspraktiken“ und „Zeitziele“, bis zu denen bestimmte Normen zu erfüllen sind. Der Minister wollte alles ganz genau regeln. Zu genau, ärgern sich viele Unternehmensvertreter.

Die stehen nun selbst in der Kritik. „Ich halte es für überhaupt nicht überzeugend, dass man sich so einem Bündnis nicht anschließt“, sagt Rainer Hoffmann, Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Die Unternehmen seien „keine Frittenbuden, sondern global vernetzt“, findet Hoffmann. „Dann zu sagen, das kriegen wir nicht hin, geht nicht.“ Derweil behelfen sich die Verbände mit einem bemerkenswerten Spagat. Der Handelsverband HDE etwa rang sich noch schnell eine Absichtserklärung ab. Darin heißt er die Ziele des Bündnisses grundsätzlich willkommen. „Die Branche unterstützt daher die Bildung eines Textilbündnisses“, schreiben die Händler. Aber gleich unterschreiben? Das dann doch lieber nicht. Auch die Modeindustrie beeilt sich zu erklären, dass sie „natürlich gegen Kinderarbeit“ sei. Viele andere Vorgaben aber könne man schlicht nicht mittragen.

So gibt es nach einem halben Jahr Vorarbeit eigentlich nur Verlierer. Müller hat ein Bündnis, bei dem kaum einer mitmacht. Für die Textilarbeiter in Bangladesch, Vietnam oder Kambodscha ändert sich nichts. Und jene Unternehmen, die dem Bündnis fernbleiben, müssen sich vorwerfen lassen, aus der Katastrophe in der bangladeschischen Textilfabrik Rana Plaza nichts gelernt zu haben. „Wir reden hier eigentlich über Selbstverständlichkeiten“, sagt Christiane Schnura, Koordinatorin der Clean Clothes Campaign. „Es müsste doch selbstverständlich sein, dass eine Näherin von ihrer Arbeit leben kann.“

Das sieht Gerd Müller genauso. Um kein Jota will er von seinen Plänen ablassen. „Kinderarbeit, Zwangsarbeit, Tod durch Chemikalien, das muss aufhören“, sagt er. „Das ist nicht verhandelbar.“ Im Augsburger Textilmuseum hat er sich kürzlich noch einmal mit dem Schlesischen Weberaufstand von 1844 vertraut gemacht. Für den Minister gleicht die Lage in Schlesien damals der in manchem Herkunftsland hiesiger Klamotten heute. „Und wir akzeptieren das, denn wir sehen das ja nicht: Elend, Hunger, Not.“ An Leidenschaft gebricht es Müller nicht – nur der Erfolg bleibt aus. „Minister Müller erzählt viel“, kritisiert die Grünen-Verbraucherpolitikerin Renate Künast. Doch letztlich drücke sich der Minister vor klaren, europäischen Regelungen für Textilimporte.

Müller selbst dagegen setzt auf die Einsicht der Wirtschaft. „Die Tür ist offen“, sagt er. „Auch in den nächsten Tagen und Wochen.“ Auf dem kommenden G-7-Gipfel werde das Thema eine Rolle spielen, Deutschland ist da Gastgeber. Und noch bis Januar wolle das Ministerium ein Internetportal schaffen, das „Licht in den Dschungel“ der diversen Textilsiegel bringt. Mit einem eigenen „grünen Knopf“ will Müller dann jene Unternehmen auszeichnen, die sich nicht nur zu den Textilstandards des neuen Bündnisses bekennen, sondern sie am Ende sogar einhalten. Fehlen nur noch die Partner: Ohne Knopfloch hält der schönste Knopf nichts.

Unter Männern

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Die erste Stadtratssitzung verlief äußerst ungemütlich. Als die neu gewählte Bürgermeisterin ein paar Worte sprechen wollte, fuhr ihr der Amtsvorgänger über den Mund. „Er hat angefangen zu schreien, weil er anderer Meinung war. Als ich ihn des Saals verweisen wollte, sagte er, das sei sein Sitzungssaal“, erzählt die Frau. Oder dieser Fall: Ein Ausschuss muss immer donnerstagabends tagen, weil ein langjähriger Gemeinderat da zwischen 17 und 19 Uhr zum Fußballtraining geht. Die neue Bürgermeisterin, Mutter von zwei kleinen Kindern, setzt erst nach hartnäckigem Kampf durch, dass sich der Gemeinderat früher trifft. Es mag an Geschichten wie diesen liegen, dass nur jedes zehnte Rathaus in Deutschland von einer Frau regiert wird. Immerhin 80 dieser Spezies treffen sich an diesem Freitag in Berlin zum ersten Kongress der Bürgermeisterinnen.

Beate Weber, von 1990 bis 2006 Oberbürgermeisterin in Heidelberg und die erste Frau in dieser Position in Baden-Württemberg überhaupt, hat mal gesagt: „Die Gleichberechtigung haben wir erreicht, wenn eine völlig unfähige Frau in eine verantwortungsvolle Position aufrückt.“ Ob dies inzwischen geschehen ist, sei dahingestellt – sicher aber ist, dass die wenigen Frauen, die es in den Rathäusern auf die Chefsessel geschafft haben, über allerlei zusätzliche Fähigkeiten verfügen müssen. Fast alle sagen, dass sie mit höheren Erwartungen konfrontiert werden. „Sie sollen sozialer, fast mütterlich kommunizieren können. Sie dürfen sich keinen Fehler erlauben. Ihr Privatleben steht unter stärkerer Beobachtung als das von männlichen Bürgermeistern“, sagt Helga Lukoschat, Geschäftsführerin der Europäischen Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft (EAF), die den Kongress veranstaltet.



Mögliche Wowereit-Nachfolger in Berlin: unter Männern

Unter ihresgleichen werden die Damen bei der Tagung in Berlin wohl entspannter ihre Garderobe auswählen. Im Alltagsgeschäft müssen sie viel Energie für ihre äußere Erscheinung aufbringen. Nicht nur bei Bundeskanzlerin Angela Merkel ist die Farbe ihres Blazers und die Föhnwelle ihrer Frisur manchmal wichtiger als die politische Linie – auf kommunaler Ebene passiert das genauso. In der Studie „Frauen führen Kommunen. Eine Untersuchung zu Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern in Ost und West“, die das EAF für die Beauftragte der Bundesregierung für die neuen Bundesländer durchgeführt hat, sagt ein befragter Bürgermeister mit entwaffnender Offenheit: „Männer dagegen dürfen in einem noch so schlecht sitzenden Anzug rumlaufen, noch so übergewichtig und schmierig sein, das spielt alles keine Rolle.“

Der Frauenanteil in der Bundes- und Landespolitik ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen; 36 Prozent der Bundestagsabgeordneten sind mittlerweile weiblich. Auf kommunaler Ebene beträgt dagegen der Frauenanteil in den Gemeindegremien gerade mal ein Viertel. Landrätinnen bekleiden nur fünf Prozent der vergebenen Posten, zehn Prozent sind es bei den Bürgermeisterinnen. Bei den Oberbürgermeisterinnen ist der Anteil in den vergangenen Jahren sogar leicht gesunken. In den Spitzenpositionen der Wirtschaft verläuft die Entwicklung ähnlich; der Soziologe Ulrich Beck hat das als „verbale Aufgeschlossenheit bei gleichzeitiger Verhaltensstarre“ bezeichnet. Hier wird nun immerhin öffentlich über Quoten in den Top-Etagen diskutiert. Die Besetzung der Bürgermeistersessel interessiert dagegen kaum.

Ungefähr 650 Bürgermeisterinnen gibt es in Deutschland. Warum es so wenige sind, versucht die Studie zu ergründen.

30 männliche und 30 weibliche Bürgermeister aus Ost und West standen den EAF-Forscherinnen Rede und Antwort – und berichteten von Sottisen wie eben jener, dass sich der Gemeinderat nach dem Fußballtraining eines Platzhirschen richten musste und die Verhaltensstarre nur schwer auflösbar war.

Erstes Nadelöhr auf dem Weg zum Chefposten im Rathaus ist der Studie zufolge das Nominierungsverhalten der Parteien selbst. Weil Frauen mit Familie ihre Zeit lieber daheim als in langatmigen Hinterzimmerveranstaltungen der örtlichen Parteigliederungen verbringen, sind sie zur richtigen Zeit oft nicht da. „Die Parteien haben Frauen nicht auf dem Schirm, höchstens wenn die Wahlchancen sowieso aussichtslos sind“, sagt Helga Lukoschat. Die Untersuchungen der EAF haben ergeben, dass deutlich mehr Frauen in einer Konstellation nominiert werden, in der ein Wahlsieg als unwahrscheinlich gilt, weil die Partei schon lange in der Opposition ist – oder wenn der Amtsinhaber aus den eigenen Reihen als nicht mehr vorzeigbar gilt, zum Beispiel wegen eines Skandals.

Zweiter wichtiger Punkt ist die hohe zeitliche Belastung, die ein Top-Job im Rathaus mit sich bringt. Eine 60-Stunden-Woche ist nicht ungewöhnlich, Abende und Wochenenden sind selten frei. „Es ist ein Knochenjob, den Frauen mit kleinen Kindern schwer meistern können“, sagt Helga Lukoschat. Und so ist der Nachwuchs der amtierenden Bürgermeisterinnen durchgehend älter.

Anders ist das bei männlichen Bürgermeistern, so die Untersuchung. Sie haben jüngere und mehr Kinder als ihre Kolleginnen. Sie sind aber, und das ist ein überraschender Beifang der Studie, häufiger geschieden. Etwa ein Viertel von ihnen lebt getrennt, bei den Bürgermeisterinnen sind es nur sehr wenige. „Eine Erklärung könnte sein, dass die Partnerschaft den zeitlichen Belastungen des Amtes nicht mehr gewachsen war, und dass Frauen nicht mehr bereit sind, die klassische Rolle der unterstützenden Ehefrau zu übernehmen“, sagt die EAF-Geschäftsführerin. Ihre weitere Mutmaßung: Die Ehen von Bürgermeisterinnen seien stabiler, weil die Frauen sich von vorneherein Partner suchten, die gleichberechtigt die Familie mit organisieren wollten.

Drittes Hindernis auf dem Weg zur Karriere im Rathaus ist oft das mangelnde Selbstbewusstsein der Frauen. „Werden sie gefragt, ob sie kandidieren möchten, trauen sie sich das oft nicht zu, hadern mit der zeitlichen Belastung, auch wegen der Familie. Männer haben diese Skrupel seltener“, sagt Lukoschat.

Bei dem Berliner Kongress wollen die Frauen neue Strategien finden, Netzwerke bilden und auch andere Zeitmodelle diskutieren. „Wer sagt, dass nicht zwei Frauen sich einen Posten im Rathaus teilen können?“, fragt die Veranstalterin. Eine Kampagne „Beruf Bürgermeister“ sei nötig, um das Image zu verbessern sowie ein nachdrückliches Auftreten zu trainieren, auch innerhalb der Parteien. Den Anfang macht schon mal das kulturelle Rahmenprogramm. Am Schluss der Tagung tritt das Improvisationstheater „Die Gorillas“ auf.

Tod und Spiele

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Immer wenn Anita Sarkeesian ihr Smartphone zur Hand nimmt, rechnet sie mit einer Todesdrohung. Die Anwürfe kommen per Mail, werden im Netz veröffentlicht oder in sozialen Netzwerken. „Ich werde dich umbringen und es wie einen Suizid aussehen lassen“, ist noch eine der sachlicheren Nachrichten. Erst am Dienstag musste die Expertin für Computerspiele einen Vortrag an der Universität Utah absagen – Attentatsdrohung. So geht das jetzt seit Wochen. Auch mussten Sarkeesian und zwei ihrer Kolleginnen ihre Wohnungen verlassen, standen zeitweise unter Polizeischutz, das FBI ermittelt. Und alles nur, weil sich da eine Frau in die Spieleszene einmischt?

Anita Sarkeesians Aufgabe ist es, Computerspiele zu bewerten, eine Position, die der einer Filmkritikerin ähnelt. Zudem hat sich die Amerikanerin ein gefährliches Spezialthema gesucht: In einer Video-Reihe mit dem Namen „Tropes vs. Women“ veröffentlicht sie Analysen, in denen sie zeigt, wie sexistisch die Spiele oft sind. Die Rolle der Frau sei dort über Jahrzehnte unverändert geblieben. Die weiblichen Spielefiguren würden oft auf ihren Sex-Appeal reduziert oder misshandelt, sie dienten Dekorationszwecken und fielen beim Sterben möglichst so zu Boden, dass man ihnen unter den Rock gucken kann. „Über Jahrzehnte hinweg hat sich die Spiele-Industrie ausschließlich an weiße, heterosexuelle Männer gerichtet“, kritisiert Sarkeesian. Und Experten wie der mehrfach ausgezeichnete Spielejournalist Dan Golding pflichten ihr bei. Über die Jahrzehnte sei eine extrem selbstbezogene Gamer-Identität entstanden, schreibt Golding. Der Gamer sehe sich als Randfigur und entwickle dabei eine starke Bindung zu Gleichgesinnten. „Diese Gamer fühlen sich nun angegriffen, und das sollten sie auch“, denn es sei in der Szene ein kultureller Wandel zu beobachten.



Gamer-Szene: Morddrohungen gegen Kritiker

Die Spiele-Industrie ist längst kein Nischen-Phänomen mit pixeliger Grafik mehr, sondern ein Markt, der jährlich knapp 100 Milliarden Dollar umsetzt. Spiel-Turniere füllen Stadien. Blockbuster-Spiele haben ein Budget im dreistelligen Millionenbereich und verkaufen sich am ersten Tag elf Millionen Mal. Es ist ein zweites Hollywood entstanden.

Anita Sarkeesian hat auf diese Entwicklung reagiert und behandelt Spiele mit dem kulturellen Anspruch, der auch an Filme und Bücher gestellt wird. Damit adelt sie das Computerspiel sogar und wird von Entwicklern ausgezeichnet. Doch Teile der extremen Gamer-Szene verstehen Sarkeesians Auseinandersetzung mit den Spiele-Inhalten nicht als Fortschritt, sondern als Angriff auf ihr Hobby. Sie bedrohen die Amerikanerin deswegen mit dem Tod oder photoshoppen Bilder von ihr in Pornos. „Ich werde seit zwei Jahren terrorisiert, aber die vergangenen Monate waren die schlimmsten“, sagt Sarkeesian.

In den letzten 30 Tagen wurden auf Twitter unter dem Hashtag „Gamergate“ 1,4 Millionen Tweets abgesetzt. Es geht um wüste Pöbeleien, Verschwörungstheorien und die Reaktionen darauf. Es ist das Aufbäumen einer Community, der jedes Mittel recht ist, den Wandel in der Welt der Spiele aufzuhalten. Dan Golding formuliert es so: „Die Gamer haben sehr gut erkannt, dass ihnen ihr Spielzeug weggenommen wird. Ihre Baumhäuser werden zugenagelt.“

Die Entertainment Software Association, die größte Spiele-Organisation in den USA, hat nach der Bombendrohung von Utah gefordert, jede Art von Belästigung und Gewalt müsse sofort aufhören. Sarkeesian indes kündigte an: „Ich werde meine Arbeit fortsetzen. Ich werde weiterhin meine Meinung sagen.“

Tagesblog am 17. Oktober 2014

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12:27 Uhr: Auf dem Weg zum Essen werde ich mich jedenfalls zweimal umschauen! Bis gleich.

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12:06 Uhr:
Wenn ich jetzt wetten müsste, wer es sicher in die Top-Ten der Internetberühmtheiten 2014 schafft: My Money is on Randy Orton!

https://www.youtube.com/watch?v=1TQ1I6Ey5hc

Genauer: auf dessen Finishing-Move, nach den Initialen seines vollen Namens "RKO" genannt. Ein eingesprungener "cutter" jedenfalls, der gerade im Netz für jeden ungeschickten Sturz verantwortlich gemacht wird.

Orton ist übrigens auch unter den Namen 'The Legend Killer', 'The Viper' und 'The Apex Predator' bekannt. Harter Hund! Hat er bestimmt in den Genen. Papa und Opa waren nämlich auch schon Wrestler. Allerdings ohne eigenen Finshing-Move - so weit ich weiß jedenfalls.

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11:53 Uhr:
Fast so verwirrend wie die vielen Personenwechsel im Tagesblog diese Woche, Bitch!

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Jesse White und Walter Pinkman

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11:35 Uhr:
Zum noch mal nachlesen: Ich würde sagen, dass sich die Tipps für gutes junges Fernsehen, die uns kluge Fernseh- und Youtubemacher wie Tobias Schlegl, Jeannine Michaelsen oder Nilz Bokelberg gestern gegeben haben, auch ins Inernet übertragen lassen.

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11:27 Uhr:
Kein Jugendkanal von ARD und ZDF im Fernsehen. Die Ministerpräsidenten der Länder haben offenbar beschlossen, dass ein Angebot im Internet reicht.

Was sagt ihr zu der Entscheidung?

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10:50 Uhr:
Einen Knigge für Rollkoffer haben die da auch. Hartes Pflaster!

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10:44 Uhr:
Weil die Berliner in Berlin die Einwohner sind, heißen die Krapfen, die anderswo Berliner heißen, dort Pfannkuchen. Und die Pfannkuchen dafür Eierkuchen. Für mich ist das verwirrend. Ich bin aber auch Münchner. Nach denen benennt man keine Lebensmittel.

Teil 2 des Studentenatlas' jedenfalls: Berlin verstehen!





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10 Uhr:
Konferenz jetzt.

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9:50 Uhr:
Und deshalb gleich ein eiliger Parforceritt durch die Meldungen des Tages:

  • Attac hat den Status der Gemeinnützigkeit verloren. Damit kann man unter anderem Spenden nicht mehr von der Steuer absetzen. Begründung des Finanzamts von Frankfurt: Attac verfolgt allgemeinpolitische Ziele und die sind nicht förderungswürdig. Als Beispiele wurden die Forderung nach einer Finanztransaktionsteuer und einer Vermögensabgabe genannt.

  • Dafür könnten die Studiengebühren wieder zurückkommen. Eine Idee: kostenlos studieren, bei gutem Einkommen nach dem Studium dann aber eine bestimmte Summe abbezahlen. Keine Ahnung, ob man die dann dafür von der Steuer absetezn kann ...


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9:38 Uhr:
Dann jetzt ich wohl. Noch höggschder motiviert!

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Guten Morgen, ihr Dinge da draußen.

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9:32 Uhr:
Im Ticker von heute ist Kindsköpfigkeit gefragt. Wofür wirst du nie zu alt?

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9:19 Uhr:
Guten Morgen! Ein bisschen verspätet. Eigentlich sollte ja Mercedes heute hier das Ruder in der Hand halten, aber leider ist sie zu Hause und hat vor allem Taschentücher in der Hand. Krankheitsüberraschungsangriff. Jetzt schauen wir mal, wer hier heute übernimmt. Da ich der erste in der Redaktion bin, zunächst mal ich. Und ich lege los, mit höggschder Motivation. In etwa so:[plugin imagelink link="http://media1.giphy.com/media/hbVGnbXctLaEg/giphy.gif" imagesrc="http://media1.giphy.com/media/hbVGnbXctLaEg/giphy.gif"]

Unheimlich schön

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Man kann sich den Neuigkeitsgenerator im Pop wie einen einarmigen Banditen vorstellen. Die einzelnen Motive, die auf den Scheiben rotieren, sind wohlbekannt. Erst die Kombination entscheidet darüber, ob das Ergebnis mit Langeweile zur Kenntnis genommen wird oder aber den Spieler elektrisiert. Wie beim neuen Album „You’re Dead“ von Flying Lotus. Der hat es mal wieder geschafft, dass alle, die sich für die Gegenwart von Pop interessieren, die Augen weit aufreißen. Man weiß nur nicht genau, ob vor Freude – oder vor Schreck.

Flying Lotus ist der Künstlername des 31-jährigen Produzenten, DJs und Musikers Steven Ellison aus Los Angeles. Seit 2003 veröffentlicht er anspruchsvolle elektronische Musik: cineastische, oft nervös-atonale Sounds, für die er viel Respekt erntete. Und zwar von Album zu Album mehr, was unter anderem daran lag, dass er sich verstärkt in Richtung der sogenannten Black Music, also Hip-Hop und R’n’B öffnete. Abstrakter weißer elektronischer Frickelsound ist ein alter Hut und tendenziell langweilig.

Ebenso abstraktes Blubbern und Ticken allerdings, das einen hypnotischen Groove hat, sich hörbar auf den legendären, 2006 verstorbenen Hip-Hop-Produzenten J Dilla bezieht und das noch dazu mit neuen Soul-Stimmen arbeitet – das war neu und interessant.

Flying Lotus ging diesen Weg nun weiter: Black Music ist jedoch der Anteil seines neuen Albums, der gewissermaßen am erwartbarsten war. So lässt Kendrick Lamar, der derzeit als einer der besten Rapper Amerikas gilt, auf „Never Catch Me“ seine unglaublich rasanten und lyrischen Reime über unruhig sprudelndem Sound hören. Der alte Gangster-Rap-Held Snoop Dogg, der sich mit seinem Reggae-Alter-Ego Snoop Lion zuletzt doch etwas unter Wert verkaufte, ruft auf „Dead Men’s Tetris“ seine Coolness in Erinnerung. Und auf dem besten Stück des Albums, auf „Coronus, The Terminator“, prüft die junge Sängerin Niki Randa über einem hypnotischen, breit dahin fließenden Sound-Strom, wie zeitgenössischer Gospel klingen könnte. Das alles ist toll und wird zur Popularität dieses Albums beitragen.

Das Motiv auf der zweiten Drehscheibe im einarmigen Banditen wird es den meisten Hörern sehr viel schwerer machen. Denn „You’re Dead“ ist ein Jazz-Album. Die Verbindung von Jazz und Pop ist eine alte und nicht immer glückliche.

Der Jazz spielt dabei – gerade wenn er mit elektronischer Musik fusioniert wird – oft nur eine Nebenrolle. Er soll für eine gewisse Lässigkeit sorgen. Flying Lotus, der mit Jazz aufgewachsen ist, die Pianistin Alice Coltrane war seine Großtante, geht einen anderen Weg. Der Jazz macht „You’re Dead“ nicht geschmeidig, sondern nervös. Ellison orientiert sich an der kollektiven Improvisation des Fusion-Jazz und an den Outer-Space-Sounds von Sun Ra. Wie ernst er es meint, zeigt sich daran, dass er mit dem Altmeister des elektrischen Pianos, mit Herbie Hancock, kollaboriert. Die ersten fünf Minuten des Albums sind eine sehr hohe Hürde: ein vielstimmiger Chor endlos mäandernder Bläser-, E-Gitarren-, und Sechs-Saiten-Bass-Improvisationen, darunter dystopische Synthesizer-Sounds und sehr kompliziertes Drum-Geklöppel. Aber auch eine hoch dosierte Aufwach-Spritze für den komatösen Riesen Jazz.

Das dritte und interessanteste Element von „You’re Dead“ ist jedoch die Tatsache, dass auf diesem Album eine neue Definition von Psychedelic – von Pop, der mit veränderten Bewusstseinszuständen spielt – versucht wird. Ellison machte bislang aus seiner Faszination für psychedelische Drogen nie einen Hehl, auf seinem letzten Album war sogar eine Hymne auf das Halluzinogen DMT.

„You’re Dead“ ist nun ein Konzeptalbum rund um den Tod geworden – genauer: den Übergang auf den unbekannten Kontinent des Todes. Das jedoch ist die psychedelische Urszene. Immer wieder wurde die Ich-Auflösung im Trip schließlich mit einer Reise ins Jenseits verglichen. Das Album-Cover, das eine Gestalt mit einem hell erleuchteten Lichthaupt zeigt, die von bizarren Wesen umgeben ist, zitiert die Visionen des DMT-Rausches, der in den vergangenen Jahren – im Zuge des schamanistischen Ayahuasca-Rituals – unter spirituell interessierten Hipstern ziemlich populär wurde. Die verstörende Frage – was erlebt man im Augenblick des Todes – informiert aber nicht nur das Artwork und die Texte des Albums, sondern vor allem den Sound: der ist dunkel und grell, unheimlich und schön zugleich, vor allem aber: verrückt.

Und um beim Bild des einarmigen Banditen zu bleiben: Die Kombination dieser drei Elemente, Hip-Hop, Jazz und Psychedelic, wird mit Sicherheit nicht dazu führen, dass Massen von Münzen aus dem Automaten prasseln. „You’re Dead“ wird sehr viele Hörer ratlos zurücklassen. Es ruft jedoch eine Kategorie in Erinnerung, die im Pop leicht in Vergessenheit gerät: Individualität. Alle Elemente verweisen auf die Person Steven Ellison. Der Hip-Hop auf sein Leben in der Black Community, Jazz auf seine Herkunft, und seine Besessenheit vom Tod, das betont er in Interviews immer wieder, hat damit zu tun, dass er ungewöhnlich oft mit dem Verlust geliebter Menschen konfrontiert wurde.

Das eigentlich Grandiose an diesem Album aber ist, dass diese drei Elemente eben nicht unverwandt nebeneinanderstehen, sondern vielfältig aufeinander verweisen. Dass sie ein Ganzes ergeben, das keinen Zweifel zulässt: So klingt das Jetzt.

Der Schatz im Datensee

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Für einen erfahrenen Goldschürfer gibt es nichts Schlimmeres, als wochenlang durch einen Fluss zu waten und nur Dreck und Steine zu finden. Dann taucht plötzlich ein junger Schnösel auf – ohne Schaufel und Sieb, dafür mit einer Karte für die Stellen mit den größten Nuggets. Die alten Goldgräber lästern über so viel Naivität – und gucken anschließend verdutzt, als der Grünschnabel tatsächlich einen glänzenden Brocken nach dem anderen aus dem Wasser zieht.

Lange Zeit war Reed Hastings, Gründer und Chef des Streamingportals Netflix, dieser erfolgreiche junge Schürfer – und noch viel mehr: Das Unternehmen war nicht nur Liebling der Zuschauer und Investoren, sondern zugleich ein Symbol für Gegenwart und Zukunft des Fernsehens. Netflix zeigte den etablierten Sendern, wie das heute so läuft mit dem Konsum von TV-Serien, zuletzt expandierte das Unternehmen in sechs europäische Länder, darunter Deutschland. Eine Erfolgsgeschichte. Doch am Mittwoch fiel der Aktienkurs im nachbörslichen US-Handel um mehr als 27 Prozent. Das bedeutete einen Wertverlust von mehr als sieben Milliarden Dollar.



Netflix: Der Algorithmus weiß, was gefällt

Zwei Gründe stehen hinter dem Absturz: Zwar konnte Netflix erneut gewaltige Goldnuggets in seinen Quartalszahlen präsentieren – der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahresquartal um 27 Prozent auf mehr als 1,4 Milliarden Dollar, der Gewinn um 84 Prozent auf 59 Millionen Dollar – die Zahlen interessierten die Anleger aber wenig. Vielmehr musste das Unternehmen einräumen, die Erwartungen bei neuen Abonnenten nicht erfüllt zu haben. So war ein Plus von weltweit 3,69 Millionen Zuschauern prognostiziert, tatsächlich wurden es aber nur 3,02 Millionen.

Für die Enttäuschung macht Netflix zum einen die Preiserhöhung um einen Dollar pro Monat verantwortlich, zum anderen die geänderten Startdaten wichtiger Serien wie „Orange is the new Black“.

„Wir erwarten, unsere internen Prognosen regelmäßig zu verfehlen“, sagte Hastings im Gespräch mit Analysten. „Es ist unsere mittlere Schätzung – und wir werden in jedem Quartal entweder ein wenig darüber oder darunter liegen.“ Dass die Schätzung bei den Neuabonnenten weltweit um 22 und auf dem US-Markt sogar um 35 Prozent daneben lag, war für die Anleger dann doch mehr als nur „ein wenig“.

Der zweite, womöglich noch wichtigere Grund für die Nervosität der Investoren dürfte aber die Ankündigung der Bezahlsendergruppe Home Box Office (HBO) sein, ab 2015 ebenfalls Inhalte über das Internet anzubieten. „Es ist an der Zeit, alle Barrieren zu entfernen für all jene, die HBO haben möchten“, sagte HBO-Chef Richard Plepler. Am donnerstag folgte dann der Senderverbund CBS mit der Ankündigung, ebenfalls ein reines Online-Abo für seine Programme aufzulegen. Damit machen nicht mehr nur andere Streamingportale wie Hulu und Amazon Boden auf Netflix gut – es erscheinen auch Konkurrenten, die über funktionierende Abo-Modelle verfügen und viel Erfahrung mit der Produktion eigener Serien haben.

„Die Konkurrenz wird uns beide besser machen“, sagte Netflix-Chef Hastings mit Hinblick auf die HBO-Ankündigung. „Es gibt nun viele Quellen für Unterhaltung – und die Kunden werden bei vielen ein Abonnement abschließen.“ Das Auftauchen von HBO mache da keinen großen Unterschied, ohnehin seien auch die etablierten und frei empfangbaren Sender dabei, Inhalte ins Netz zu verschieben. Die Konkurrenz für Netflix wird also größer.

Mehr als 160 Jahre nach dem großen kalifornischen Goldrausch jagen die Glücksritter deshalb nicht mehr den Nuggets im Fluss hinterher, sondern basteln am besten Algorithmus, um detailliert zu erfahren, was die Kunden sehen möchten. Noch wähnt sich Netflix-Programmchef Ted Sarandos im Besitz dieses Schatzes – und deshalb im Vorteil gegenüber der Konkurrenz. Kommendes Jahr will er drei Milliarden Dollar in Inhalte investieren, und zwar nicht nur in Serien, sondern auch in Spielfilme. So hat sich das Unternehmen etwa die Rechte an der Fortsetzung des Kampfkunst-Films „Tiger and Dragon“ gesichert, der kommendes Jahr in einigen Imax-Kinos und gleichzeitig bei Netflix laufen soll. Zudem wird für vier Filme mit Adam Sandler kooperiert, der erste soll Ende 2015 exklusiv bei Netflix zu sehen sein.

Was zunächst nicht sonderlich spektakulär klingt – die Fortsetzung eines Überraschungserfolgs von vor 14 Jahren und Filme mit einem Komiker, der seinen Zenit überschritten hat – wurde maßgeblich durch Sarandos’ Algorithmus bestimmt: Welchen Schauspieler sehen die Nutzer gern? Welchen Regisseur mögen sie? Welches Genre bevorzugen sie? All das wissen die Netflix-Macher. In den Ländern, in denen sie aktiv sind, sehen die Kunden vor allem Komödien mit Adam Sandler. Die Fortsetzung des Martial-Arts-Hits soll Netflix den Einstieg in den asiatischen Markt erleichtern. Es ist also kein Experiment, das Hastings und Sarandos da wagen, sondern die konsequente Fortsetzung ihrer bereits im Seriengeschäft erfolgreichen Strategie.

„Wer mehr als 50 Millionen Haushalte begeistern möchte, der muss alles können“, sagt Anthony Wible von der Analysefirma Janney Montgomery Scott: „Sie brauchen Material für den Zehnjährigen, der eine gezeichnete Rennschnecke sehen will, für den Actionfan mit Vorliebe für Martial Arts – und natürlich für den Studenten, der sich kaputtlacht, wenn er Adam Sandler sieht.“ Netflix müsse sein Unterhaltungsportfolio also ständig erweitern, um sich auch weiterhin von der wachsenden Zahl der Konkurrenten abzuheben.

Das neue Alleinstellungsmerkmal sollen daher Filme sein, die entweder gleichzeitig in Imax-Kinos laufen oder exklusiv bei Netflix zu sehen sein werden. Die ganz große Revolution ist das noch nicht. Schließlich werden die neuen Teile großer Kino-Reihen wie „James Bond“, „Star Wars“, „Batman“, „The Avengers“ oder „Jurassic Park“ in den kommenden beiden Jahren – wie gehabt – allesamt zuerst im Kino zu sehen sein. Dennoch sendet Netflix eine Botschaft: Der traditionelle Vertriebsdreiklang – erst Kino, etwa 90 Tage später auf DVD, bei Bezahlsendern oder Streamingportalen, anschließend im frei empfangbaren Fernsehen – bald ebenso ein Relikt sein könnte wie die Tradition, dass die Zuschauer dann einschalten, wenn es die TV-Sender wollen.

Bisher verfügte Sarandos über den Algorithmus, der ihm am zuverlässigsten verriet, wo er das Gold findet, mit dem er das Geschäft revolutioniert. Mit der neue Konkurrenz, allen voran HBO, könnte sich das ändern. Denn auch die Neuen am Fluss haben modernes Werkzeug mitgebracht. Und auch sie wollen an die Nuggets.

Berlin verstehen

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Ein Brötchen heißt in Berlin "Schrippe" und das möglichst rotzig ausgesprochen. Wer es anders nennt, outet sich als Tourist.

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"Berliner" sind in Berlin die Einwohner, keine Krapfen. Die heißen dort Pfannkuchen.

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Wer nun ein Wort für die Dinger aus der Pfanne mit Apfelmus sucht: Die heißen hier Eierkuchen.

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Der Öko- und Biotrend in Berlin ist so groß, dass dort Lebensmittel ohne Verpackung verkauft werden. Aber keine Sorge: Ungesundes Essen gibt es auch an jeder Ecke.

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Wer weiter auf Prenzlauer-Berg-Mütter schimpft, darf sich nicht wundern, wenn ihre Kinder in ein paar Jahren bewegende Reportagen über ihre schlimme Jugend schreiben

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Im Görlitzer Park in Kreuzberg wird eh an jeder Ecke mit Gras und härteren Drogen gedealt. Konsequenterweise soll dort nun Deutschlands erster Coffeeshop aufmachen.

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Knigge für Rollkoffer: Viele Berliner sind zunehmend genervt von feierwütigen Party-Touristen. Die Stadt hat deshalb eine Broschüre zusammengestellt, die ein verträgliches Auskommen von Touristen und Berlinern sichern soll.

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Kreuzberger Nächte waren noch nie die kürzesten, in Berlin könnt ihr das Wochenende durchfeiern - theoretisch.

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Geht in Berlin immer gut: Auf den Wohnungsmarkt schimpfen. Der ist zwar noch nicht so schlimm wie in München, die rosigen Zeiten sind trotzdem vorbei. 82 Prozent der Berliner Studenten beklagen sich deshalb über die Situation auf dem Wohnungsmarkt.

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Für Fälle zwischenmenschlicher Probleme bietet in Berlin eine Racheagentur ihre Dienste an.

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Gestern noch das “Brooklyn an der Spree”, morgen schon “over”? Der Hype um Berlin wird immer wieder totgesagt - und genauso oft neu erfunden.

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Der bald scheidende Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit hat bereits eine eigene Gedenkmünze mit seinen bekanntesten Sprüchen. Darunter: "Ich bin schwul und das ist auch gut so" und "Berlin ist arm, aber sexy".

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"Urban Gardening" klingt erstmal toll, hat in Berlin aber leider ein Schwermetallproblem. Dann doch lieber gediegen werden und auf einen Schrebergarten bewerben.

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Berlin-Bücher, deren Cover das Wort "Hipster" oder Heinz Buschkowsky beinhalten, sollte man genau so meiden wie Buchtitel, die den Berliner Dialekt nachahmen. Empfehlenswert hingegen: Strobo von Airen, Fabian von Erich Kästner.

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Gewissheit, dass du angekommen bist, hast du, wenn dich der Kassierer im Späti beim Namen kennt.


Was hast du in Berlin verstanden? Schreib' es uns in den Kommentaren oder unter studentenatlas@sz.de!


Dieser Text ist ein Teil des Studentenatlas' "Berlin" von jetzt.de und sueddeutsche.de. Infos über den Atlas und weitere Studentenstädte bekommst du hier. 

"Irgendwer blutet am Ende immer"

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jetzt.de: Um eine Studentenverbindung zu finden, die sich sieben Tage lang von euch mit der Kamera begleiten lässt, hat es zwei Jahre Vorarbeit gebraucht. Was war das Problem?
Florian:
"7 Tage..." ist ein sehr forderndes Format, weil dabei jemand Fremdes eine Woche lang Praktikant in deinem Leben ist. Dieses Thema war allerdings besonders schwierig, weil es von Seiten der Verbindungen große Ängste gab, mit rechtsextremen Verbindungen über einen Kamm geschoren zu werden. Zusätzlich gab es oft Vorbehalte gegen den Dreh von Seiten der alten Herren, oder man wollte uns nur reinlassen, wenn wir den Film vor der Ausstrahlung der Verbindung vorführen und absegnen lassen. Das machen wir aus Prinzip nicht. So sind sehr viele Drehs geplatzt.
http://www.youtube.com/watch?v=f6jQGORw1uo
Am Ende durftest du dann doch bei der schlagenden Leipziger Verbindung „Corps Lusatia“ eine Woche lang als Fuchs, also als Mitglied in Ausbildung, mitmachen. Welche Vorurteile hattest du, bevor du dort angefangen hast?

Bevor ich mich näher mit dem Thema beschäftigt habe, dachte ich, Studentenverbindungen sind rechts, saufen, betreiben fiesen Männerklüngel und merkwürdige Rituale, akzeptieren keine Frauen, haben ein seltsames Bild von Männlichkeit und starke Hierarchien. Wir hatten aber den Deal, dass ich solche Vorurteile in dem Film offen benenne und sie darauf eingehen können.

Welche Vorurteile wurden bestätigt?

Die Verbindung war tatsächlich sehr hierarchisch, das finde ich auch schwierig. Es ist ungewohnt, wenn einem von einem 20-Jährigen befohlen wird, ihm ein Bier zu holen und man dann sein Gespräch unterbrechen und das tun muss, nur weil er ranghöher ist. In meiner Studienzeit hätte ich zu so jemandem gesagt „Hol's dir selbst!“ In der Verbindung, in der ich war, gab es allerdings ein überraschend breites politisches Spektrum. Ich hätte dort eher konservative CDU-, FDP-, vielleicht auch AfD-Wähler vermutet. Tatsächlich waren dort aber auch Leute, die die Linkspartei gewählt haben.

In dem Film gibt es viele Situationen, in denen du sehr irritiert wirkst. War es für dich schwer, nicht aus der Rolle des Fuchs' zu fallen?

Nein, denn es ist ja nichts passiert, das ich ethisch komplett ablehnen würde. Allerdings gab es schon Situationen, in denen ich mich gefragt habe „Was mache ich eigentlich hier?“. Füchse müssen zum Beispiel am Ende ihrer Fuchsenzeit eine Prüfung ablegen, in der sie die Geschichte der Verbindung runterbeten. In der Vorbereitung dafür musste ich mich eine Stunde lang über Wappen belehren lassen. Da habe ich mich schon sehr gefragt, wie man für etwas derart Totes so viel Zeit investieren kann.


Du hast auch für die Mensur, also die traditionellen Fechtkämpfe in schlagenden Verbindungen, geübt. Wie hat sich das für dich angefühlt?
Ich finde das Pauken als Form der sportlichen Betätigung schon filigran und gut, das hat auch Spaß gemacht. Mit dem Gedanken, dass sich bei der scharfen Mensur regelmäßig Menschen mit rasiermesserscharfen Klingen blutig schlagen, komme ich allerdings nicht klar. Egal, wie stark die Verbindungen die Mensur reglementieren – irgendwer blutet am Ende immer. Mich hat daran auch irritiert, dass die Verbindungsmitglieder sich ja als Freunde begreifen, die in der Mensur gemeinsam eine Extremsituation erleben, überstehen und daran wachsen. So etwas künstlich zu erschaffen und nicht, wie bei den privaten Freundschaften, die ich so habe, ganz natürlich durch schöne und schlimme Momente im Leben miteinander zu gehen – das finde ich mehr als befremdlich.

Hat diese künstliche Freundschaft denn auch für dich funktioniert? Waren dir die Verbindungsstudenten am Ende sympathisch?

Wir sind nicht Freunde fürs Leben geworden. Ich konnte allerdings verstehen, was sie dort suchen und finden. 




Florian (2. v. r.) bei der stundenlangen Wappenkunde


Und was ist das?
Eine Verbindung nimmt einem sehr viel ab, wenn man neu in einer Stadt ist. Man bekommt direkt sehr günstigen und schönen Wohnraum, Leute führen einen an der Uni rum und vermitteln Praktikumsplätze. Außerdem gibt einem die Gruppe sehr viel Halt, man hat direkt Freunde. Ich habe das wie ein Korsett empfunden – es gibt dir Halt, aber zwängt dich auch ein.


Bist du dir denn sicher, dass die Verbindungsmitglieder authentisch waren? Schließlich verhält man sich vor einer Kamera ja anders, als im echten Leben.
Doch, sie waren authentisch. Sie sprechen auch wirklich weiterhin so steif miteinander, wenn die Kamera aus ist. Irgendwann setzt bei solch intensiven Drehs auch immer das Big-Brother-Phänomen ein und die Beteiligten merken die Kamera kaum noch.

Fechten, Wappenkunde, gemeinsam deutsche Lieder singen und bloß keine Frauen zulassen – das klingt alles sehr archaisch. Sind Verbindungen ein Auslaufmodell?

Ich denke, dass sie kein Auslaufmodell sind, es aber schon schwieriger wird, Nachwuchs zu finden. Trotz der archaischen Strukturen hatten viele Jungs in der Verbindung Freundinnen, die das gut fanden. Vielleicht standen die auch einfach auf schnittige Typen mit scharfen Klingen – das weiß ich nicht. Die Nichtaufnahme von Frauen scheint zumindest nicht dazu zu führen, dass Verbindungen generell abgelehnt werden. Traditionen sind ja Jugendstudien zufolge für viele junge Menschen wieder wichtiger. Was sich allerdings verändert hat, ist der Aspekt der Elitenbildung. Früher hat man sich über die Verbindung zu Jobs hochgeklüngelt. Wer heute Karriere machen möchte, geht besser zu einer renommierten Uni und sucht sich danach ein Alumni-Netzwerk, dafür braucht man keine Verbindung.

"7 Tage... in der Studentenverbindung"
von Florian Müller und Ralph Baudach läuft Sonntagnachmittag um 15.15 Uhr im NDR.

Jungs, wollt ihr wirklich ein "Cool Girl"?

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Die Mädchenfrage:



 

In dem Thriller "Gone Girl" von Gillian Flynn, dessen Verfilmung gerade bei uns im Kino läuft, gibt es einen wichtigen Monolog der Hauptfigur Amy. Darin denkt sie über das "Cool Girl" nach, das angeblich die Traumfrau aller Männer sei. Das Problem ist nur: Dieses Mädchen existiert nur im Kopf der Männer.


"Cool Girl" ist ein Fabelwesen, das am liebsten auf dem Sofa oder in einer verranzten Bar sitzt, sich die Plauze kratzt, Fußball glotzt und das ganze Alphabet rülpsen kann. Es kann jeden Typen unter den Tisch saufen, ist extrem unabhängig und wird auch dann nicht sauer, wenn ihr Freund zum dritten Mal das Essen mit ihren Eltern sehr kurzfristig absagt. Dabei sieht sie – natürlich – supermodelmäßig aus. Amy erzählt, wie sie in den ersten Jahren der Beziehung dieses "Cool Girl" gegeben hat, um ihren Mann Ben zu beeindrucken. Und wie sie irgendwann damit aufgehört hat, weil es nicht mehr ging. Und wie Ben sauer wurde, dass seine Amy nicht mehr die war, in die er sich verliebt hatte.


Ich weiß nicht, ob ich Amys These, dass es das "Cool Girl" gar nicht gibt, unterschreiben würde.


Ich weiß nur, dass ich eine ganze Weile lang selbst sehr viel Wert auf das Attribut "Cool" gelegt habe. Und dass es sehr viel Spaß gemacht hat, meine Zeit in Bars und Clubs zu verbringen, alle Konzerte der Stadt zu besuchen, in verkramten Plattenläden meine Nachmittage zu verbringen, alle Verbindlichkeiten zu scheuen und mir so wenig Sorgen zu machen wie möglich. Ich glaube schon, dass ich zu dieser Zeit relativ authentisch war. Ich weiß auch, dass ich damals einen ziemlichen Schlag bei Jungs und Männern hatte, auch wenn ich mit meinem unsteten Lebenswandel und dem Unabhängigkeitsbestreben keineswegs "Girlfriend Material" war.


Diese Ära ist mittlerweile vorbei. Denn ewig kann man das "Cool Girl" nicht sein, weil man bescheuerterweise dann doch erwachsen werden muss, und mindestens für sich selbst Verantwortung übernehmen muss. Wenn man das zu vermeiden sucht, kann es übel ausgehen, denn dieser Lebensstil geht ziemlich an die Substanz.


Aber wie ist das bei euch? Stimmt, was Amy behauptet? Wollt ihr alle dieses "Cool Girl" haben? Und habt ihr schon mal in einer Beziehung diese Transformation erlebt von der Bier trinkenden lässigen Frau, in die ihr euch verliebt habt, zur ernsten ordentlichen Frau, mit der man keinen Spaß mehr haben kann?



Die Jungsantwort von jan-stremmel:




Ja, wir wollen das "Cool Girl". Ein cooles Mädchen macht Spaß. Vor allem am Anfang, wenn das böse B-Wort (BEZIEHUNG!) in unseren Single-Ohren noch furchteinflößend klingt, nach Unfreiheit und Früh-ins-Bett und gemeinsamem Wäschekorb. Das Cool Girl, das nur ein Daumen-rauf-Emoji schickt, wenn wir ein Abendessen abgesagt haben, dämpft diese Angst. Es sagt: Hey Dude, mach dich mal locker, es kann doch auch mega entspannt sein, in einer Beziehung zu leben – zumindest mit mir!


Also ist euer Cool-Girl-Verhalten durchaus zweckmäßig. Eines muss ich aber gleich hinterherschicken: Wir Jungs machen das nicht anders. Wir führen am Anfang auch ein kleines Einmann-Theater auf. Wir schmücken unsere Erzählungen neonfarben aus und tragen sie mit unnötig rauer Stimme und unnötig viel Schmunzeln vor. Unsere Nächte mit "den Jungs" (die wir auch nur in dieser Phase so nennen) sind, wenn wir euch davon erzählen oder per Whatsapp live dazuschalten, immer deutlich verrückter und krasser als je zuvor. Wir erzählen euch von unseren Kollegen, Vätern und Schwestern, als wären alle lässige Buddys, die uns meganatürlich mit Fistbump begrüßen, wir versuchen uns sogar an einem lässigeren Gang, wenn wir mit euch eine Bar betreten oder vom Klo zurückkommen.


Kurz: Wir spielen, um mal im Jargon zu bleiben, den "Cool Boy". Wir zeigen die bestmögliche Version von uns, wobei wir "bestmöglich" sicherheitshalber wie "coolstmöglich" interpretieren. Denn wir kennen euren Geschmack in dieser Phase natürlich nur rudimentär, und so unterschiedlich die Geschmäcker auch sind, was nun an einem Jungen genau attraktiv wirkt: auf "souveräne Coolness" können sich doch die meisten von euch einigen, glauben wir.


Später dann, wenn wir lange genug cool voreinander herumgestenzt sind und das B-Wort plötzlich doch ganz vielversprechend klingt, entspannen wir uns langsam. Dann kommt der Moment, in dem wir zum ersten Mal ganz wir selbst sind. Mit all den Zweifeln, Kleinlichkeiten, Quengeleien, Launen und Vaterkomplexen, die wir in Wahrheit mit uns rumschleppen. Wenn in diesem Moment die Beziehung zerbröselt, liegt das aber eher nicht daran, dass "alle Jungs" ein Cool Girl wollen, wie Amy behauptet. Da macht sie sich was vor. (Und wer das Buch kennt, weiß, dass die Frau ja auch sonst nicht alle Latten am Zaun hat.) Der Normalfall ist nämlich eher der, dass wir uns nach ein paar Monaten Coolsein irgendwo in der Mitte treffen. Wo es nicht ganz so cool und rau und krass ist, wo es sich aber dauerhaft ganz angenehm rumhängen lässt. Und wir stellen fest: Ganz schön lässig, wenn man nicht ständig cool sein muss.


Wir haben verstanden: KW 42

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Wenn man eine Bürowoche lang täglich aus dem gleichen Glas Wasser trinkt, ohne es zu spülen, sieht es am Freitag aus wie eine benutzte Bong.

Musik verträgt Emotionalität besser als ein Familienunternehmen, das Kaufhäuser führt.

Als nächstes könnten jetzt doch mal die Autofahrer streiken.

In Baumärkten verbiegt sich die Zeit. "Kurz Schrauben und Dübel kaufen" = 45 Minuten.

Rotwein am Abend wird auch von Apothekern empfohlen. Danke, Apotheker.

Milchschaum schmeckt zu Dreivierteln nach Milch, zu einem Viertel nach Luft.

Pizza schmeckt tausend Mal besser, wenn statt Tomatensauce als Grundlage frische Tomaten und Öl drauf sind.

Wer im Lokalteil der SZ "Location" statt "Drehort" schreibt, bekommt Leserbriefe, in denen "Unwort" steht.

Irgendwer blutet am Ende immer.

Mit zunehmendem Alter machen einem drei aufeinanderfolgende Abende, von denen man weiß, dass man an ihnen ernsthaft trinken muss, etwas Angst.

Walter White ist fast noch ein bisschen cooler, wenn er aussieht wie Jesse Pinkman. Bitch!

Bei Optikern steht man immer am längsten an.

"Full House" ist und bleibt eine sehenswerte Sitcom. Sollte man un-be-dingt noch mal anschauen, wenn man sie als Kind kannte und jetzt erwachsen ist.

Apropos "Fernsehen von früher": Die Fernsehleute von früher wissen, wie man das beste Fernsehen für morgen macht.

Ein niegelnagelneues Schaffell besitzen ist so schön und so weich und so tröstlich.

Megan Fox redet schon auch ziemlich viel Schmarrn.

"Wir brauchen neue Gesetze"

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Aus dem verstrubbelten Indie-Kid von einst ist ein erwachsener Mann geworden. Julian Casablancas, als vorlauter Frontmann der Strokes zu Beginn dieses Jahrhunderts zu so einer Art Pin-Up-Boy des Garage-Rock geworden, ist heute ein verheirateter Mann von 36 Jahren, der mit Frau und vierjährigem Sohn Cal in einem Haus etwas außerhalb von New York lebt. Sogar mit dem Saufen, seiner einstigen Achillesferse, hat er aufgehört. Während The Strokes aktuell pausieren, hat er mit seiner aus Freunden bestehenden Zweitband The Voidz das Album „Tyranny“ aufgenommen. Sein zweites Quasi-Solowerk nach „Phrases for the Young“ (2009) lebt von unterhaltsamer Unberechenbarkeit. Die Jungs lassen kaum eine Musikrichtung aus: Hardcore, Punk, Noise, Klassik, Grunge, Pop, World Music – alles wird munter verwurstet, was dazu führt, dass ein Song wie „Human Sadness“ dann auch mal elf Minuten lang sein darf.

jetzt.de: Julian, schön, dass wir dich am Telefon haben. Wo bist du gerade?
Julian Casablancas: Ich sitze auf einer Dachterrasse in Downtown Manhattan und gucke direkt auf den „Freedom Tower“. Also, offiziell heißt der nicht mehr so, aber es nennen ihn alle Freedom Tower.

Komischer Name für den Nachfolge-Wolkenkratzer des World Trade Center, oder?
Total. So ein vager, nichtssagender Begriff. Was meinen die damit? Freiheit. Ja, und jetzt? Wir sollten uns auch die Freiheit nehmen, die Freiheit der Anderen oder der Andersdenkenden zu respektieren. Man muss Toleranz auch üben, nicht nur einfordern. Aber das darf ich hier ja nicht laut sagen. Seit wir alle wissen, was wir vorher nur vermuteten, nämlich, dass wir von Grund auf ausgehorcht werden, ist das mit der Freiheit ja noch relativer geworden als vorher.

Dein Album heißt „Tyranny“. Ist der Titel politisch gemeint? Geht es um Auflehnung gegen das System?
Ja, definitiv. Tyrannei ist ein Übel, das bekämpft werden muss.




"Was dieses Cool sein angeht, das interessiert mich nicht", sagt Julian Casablancas (3. v. r.)

Was bekümmert dich konkret?
Natürlich einerseits die offensichtlichen und komplexen Themen der aktuellen Weltpolitik. Aber auch das Gefühl, dass wir neue Gesetze brauchen, vielleicht eine neue Verfassung. Die alte ist fast 250 Jahre alt. Und die zentrale Aussage „All Men Are Created Equal“, die damals eine Riesensache war und zu vielversprechenden Hoffnungen Anlass gab, ist bis heute nicht Realität geworden. Hier in den USA hat sich seitdem nicht viel verändert. Demokratie ist eine Illusion, und es kann keine Rede davon sein, dass jeder Mensch gleichbehandelt wird.

Reicht es nicht, einfach die bestehenden Gesetze konsequent anzuwenden?
Scheinbar nicht. Die Welt ist komplizierter geworden. Wir brauchen Gesetze gegen indirekte Schäden. Wenn ein Unternehmen irgendetwas anstellt, das zu Verwüstungen an einem x-beliebigen Ort in Afrika führt beispielsweise, dann muss das genauso strafbar sein, als wenn du direkt in das Dorf gehst und ein Haus anzündest. Geschäftsleute und Unternehmer sind nicht per se böse Menschen, aber es ist wie im Sport: Jedes Team will den kleinsten Vorteil ausreizen, um zu gewinnen. Und wenn dir das System ermöglicht, zu manipulieren, zu tricksen und zu bescheißen, dann machst du das. Denn alle anderen machen es ja auch. Auf diese Weise ist unser System zu einer neuen Monarchie verkommen.

Ein Beispiel?
Die Ölfirmen schreiben in Amerika die Gesetze. Die Politik nickt nur ab. Nicht, weil sie böse sind, sondern weil sie damit durchkommen. Oder Banken. Die machen so lange alles, was gesetzlich erlaubt ist, bis es gesetzlich verboten wird. Es ist einfach und kompliziert zugleich. Übrigens Entschuldigung, dass ich so ins Labern komme.

Schon in Ordnung, ich hatte ja gefragt.
Ich glaube an das einigermaßen Gute im Menschen. Alle wollen, dass es fair zugeht. Auch die, die vieles falsch machen.

Denkst du, du hast mit dem „Tyranny“-Album alles richtig gemacht?
Keine Ahnung. In der Kunst existiert ja im Gegensatz zur Politik oder Wirtschaft kein richtig oder falsch. Sagen wir, ich habe mein Bestes gegeben. Früher habe ich, oder haben wir, oft überlegt, was die Leute wohl mögen könnten und dieses Kalkül in die Musik einfließen lassen. Auf „Tyranny“ sollte nur drauf, was ich selbst cool finde. Ich hatte anfangs die Sorge, die Menschen halten das für ein Eitelkeitsprojekt des gelangweilten Strokes-Typen. Also war es umso wichtiger für mich und die Band, Musik zu machen, hinter der ich voll und ganz stehe.

Also kein Eitelkeitsprojekt?
Überhaupt nicht. Wir wollen nicht originell oder sonst was sein, wir wollten lediglich Musik machen, die wir geil finden.

Einem konkreten Genre kann man „Tyranny“ nicht zuordnen.
Muss man ja auch nicht. Ich kann mich selbst keinem konkreten Genre zuordnen. Ich liebe Bob Marley, Velvet Underground, Black Flag, ich finde türkischen HipHop genauso geil wie Indie-Rock. Ich wollte mit dem Album auch zeigen, dass ich stilistisch frei bin und dieses Zeug auch umsetzen kann.

Wo findest du türkischen HipHop. Online? Oder gehst du noch in Plattenläden?
Am wichtigsten sind Freunde, von denen ich weiß, dass sie einen coolen Musikgeschmack haben. Es gibt Leute, bei denen gucke ich immer, was sie Neues im Haus haben, wenn ich sie besuche. Mein Stiefvater, der aus Ghana stammt, ist auch ein großer Einfluss. Er hat mich mit afrikanischer Musik, mit Fela Kuti und vielen anderen, in Berührung gebracht. Manchmal gehe ich auch in Läden und kaufe oft einfach das, was von außen cool aussieht. Ich glaube ja, du siehst einem Album anhand des Covers schon an, was es taugt. Im Internet gucke ich natürlich auch, aber seltener.

„Human Sadness“ ist mit seinen elf Minuten so etwas wie das Herz der Platte. Dein Vater ist im vergangenen Jahr an Krebs gestorben. Hast du diesen Song danach geschrieben, um dich mit Tod, Verlust und Trauer auseinanderzusetzen?
Das passierte eher parallel. Mein Vater starb während der Arbeit an dem Album. Ich glaube, ich dachte unterschwellig, ich möchte ihm mit diesem epischen Lied meine Ehre erweisen. Es gab Nächte, in denen ich wach lag und mir „Human Sadness“ immer und immer wieder angehört habe.

Warum ist ausgerechnet dieser Song die Single?
Eben weil er so lang ist. Zu der Zeit, als wir daran arbeiteten, kam auch das Arcade-Fire-Album raus, und dann spielten sie in einer TV-Show „Here comes the Night“, diesen Zehnminutenbrocken. Das hat mich beeindruckt.

Sind die vielen langen, oft aus unterschiedlichen Elementen zusammengetackerten Stücke auf „Tyranny“ auch eine Gegenreaktion zu den kompakten, direkten Strokes-Songs?
Naja, nicht wirklich. Die Strokes sind ein eigener Kosmos. Ich will einfach nicht immer dasselbe machen.

Die Strokes sind eine Band mit mehreren Häuptlingen, es gibt oft Streit zwischen euch. Was ist aktuell der Stand?
Wir haben im Sommer ein paar Konzerte gespielt und wollen vielleicht im Januar mal zusammen kommen und schauen, was wir haben. Die Strokes machen weiter, aber im Moment genieße ich es mehr, mit den Voidz unterwegs zu sein. Das fühlt sich frischer an.

Mit eurem 2001 erschienenen Debütalbum „Is this it“ habt ihr den Rock’n’Roll aufgemischt und fast schon erschüttert. Wo siehst du dich heute? Immer noch jung und hungrig? Oder bist du ein mittelalter Rocker auf dem Weg zur Ikone?
Huuh.

Huuh?
Ich weiß es nicht. Ich weiß es NULL. Ich will es auch gar nicht wissen. Bin ich eine Ikone? Ach, im Sport ist es ja so: Sobald du denkst, du hast das Match gewonnen, dann wird das andere Team fünf Tore schießen.

Und das heißt?
Dass ich nicht über meine Rolle nachdenken möchte. Ich will gar nicht erst erwägen, dass ich mir etwas darauf einbilden könnte. Oder dass ich auf irgendeine Weise cool bin.

Du giltst ja als einer, der diese New Yorker Indie-Coolness praktisch erfunden hat.
Ich weiß, ich weiß. Vielleicht hatten wir auch einfach nur die richtigen Klamotten zur richtigen Zeit an. Unser erstes Album kam damals kurz nach 9/11 raus. Vielleicht gaben wir manchen Leuten in dieser ohnmächtigen und orientierungslosen Phase einen Halt. Was dieses Cool sein angeht, das interessiert mich nicht. Für mich sind Leute cool, die versuchen, anständige Menschen zu sein.

Findet dein Sohn dich cool?
Das habe ich ihn noch nicht gefragt. Er weiß noch gar nicht, dass ich Musiker bin. Ab und zu kriegt er zuhause mit, dass ich Gitarre spiele, aber er schnallt noch nicht, dass das mein Beruf ist.

Du hast Anfang des Jahres einen „Grammy“ bekommen, und zwar für deine Mitwirkung an dem Daft-Punk-Album „Random Access Memories“. Stolz?
Oh, Mann. Ich bin so inkonsequent. Den Grammy habe ich, genau wie den Oscar, immer scheiße gefunden und mich über die anderen lustig gemacht, die einen gewannen und sich halb kaputt freuten. Ich fand: Viel zu kommerziell und künstlerisch belanglos. Okay, und dann kriegst du selber so ein Teil, und weißt du was? Es ist irre, großartig und geil. Ich finde es nur noch super, einen Grammy gewonnen zu haben.

Wie lebt es sich als Student in ... Berlin?

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Ursprünglich bin ich nach Berlin gekommen, um zu lernen, wie man Kultur nicht nur mag, sondern auch verwaltet und finanziert. Hat so mittel geklappt. Mittlerweile lebe ich hier seit vier Jahren.
Am besten gefällt mir an Berlin der Körnerpark und alles, was ansonsten als eigentlich unscheinbare Exklave des Schönen in die hässliche und damit interessante Fresse der Stadt reinragt.
Immer noch nicht gewöhnt habe ich mich an die beachtlich niedrigen Standards für die Kreativität von Hookuplines auf den sommerlichen (Hermann)Straßen. „Alter, was bistn du so süß oder was?“
Im Sommer ist es dort in Berlin am schönsten: Auf einem Segelboot mit Picknickkorb in Klein-Venedig. Im Winter sollte man besser floaten im Warmen, und zwar hier: Liquidrom.
Bei Regen gehe ich am liebsten stundenlang in Museen,vor allem die, die eine klarere Kante haben als das diesige Grau. z.B. Bauhausarchiv.
Bestes Viertel der Stadt: Zum Wohnen: Neukölln. Wegen der Menschenmischung. Zum Angucken: Tiergarten wegen der Architektur (Bauausstellung und Akademie der Künste).
Zum Frühstücken gehe ich am liebsten: ins Bastard in der Reichenberger Straße. Ich habe bei Frühstück nen Hang zu aggressiven Lokalnamen: Das Ungeheuer mag ich auch.
Bestes Café der Stadt: ist der kleine Espressowagen auf dem Tempelhofer Feld. Stadt heißt ja eigentlich eher dichter Raum, aber hier ist weitläufigkeit zum Denken, Rumhängen und Drachensteigenlassen.
Mit Freunden gehe ich am liebsten dort essen: ins 3 Schwestern in Kreuzberg, weil unfassbar lecker und unfad. Und da trinken: Nathanja und Heinrich. Beste Drinks in schwerem Kristall, lauschigstes Klavier, an das sich niemals Stümper trauen.
Mit meinen Eltern gehe ich hingegen eher in die Long March Canteen in der Wrangelstraße. Man sieht immer irgendjemanden, den man aus dem Fernsehen kennt und das Essen bietet den außergewöhnlichen Rahmen zum außergewöhnlichen Ereignis, wieder Kind zu sein.
Mein Lieblingskino: Alle Yorck-Kinos. Weil sie eine liebevolle Programmauswahl haben, Atmosphäre als wäre der Film noch für etwas Besseres gut als Geldverdienen und außerdem eine Abokarte, mit der man sich dann auch mal in die Kinos in den anderen Stadtteilen traut. Kinotag ist montags, ich gehe mindestens dre Mal im Monat.
Tipp für Kenner: Wenn der Sommer kommt und Berlin am schönsten ist: ausharren, und nicht wegfahren. Dem Herdentrieb widerstehen. Und wenn: dann nur ins funky Brandenburg an einen der schönen Seen.

jetzt-Userin kthrnmeyer
[seitenumbruch]


Ursprünglich bin ich nach Berlin gekommen, um zu bleiben, weil meine Mama mich dahin geboren hat. Mittlerweile lebe ich hier seit mehreren Jahrzehnten.
Am besten gefällt mir an Berlin die Kiezkultur und, dass wir hier irgendwie doch machen, was wir wollen.
Immer noch nicht gewöhnt habe ich mich an die Bus- und U-Bahn-Fahrer dieser Stadt.
Im Sommer ist es dort in Berlin am schönsten: rund um die Kanäle in Kreuzkölln oder an einem der vielen Seen im Umland. Im Winter sollte man besser nicht zu Depressionen neigen und um den Müggelsee wandern oder rodeln, das geht auch in einem der vielen Parks.
Bei Regen gehe ich am liebsten ins Museum der Dinge, das „seit den 1970er Jahren designhistorisch bedeutsame Objekte sowie Archivalien und Gegenstände zur Dokumentation des von der Warenkultur geprägten, modernen Alltags“ sammelt. 
Bestes Viertel der Stadt: Kreuzberg, wegen seiner immer noch einzigartigen Mischung von Menschen. Zum Frühstücken gehe ich am liebsten: ins Café Rix mit seinem sehr schönen historischen Saal.
Bestes Café der Stadt: ich bin ja eher ein Bar-Mensch, aber die Tante Lisbeth in Kreuzberg ist ganz hübsch. Es gibt ganz klassisch Kaffee und Kuchen, Tatort, nette Bedienung und im Keller eine sehr alte Kegelbahn, voll funktionstüchtig.
Mit Freunden gehe ich am liebsten dort essen:Hello-Good-Pie, der einzige Ort in Berlin, wo es echte angelsächsische Pies gibt, alles hausgemacht natürlich. Steak & Guinness ist der Hit!
Mit meinen Eltern gehe ich hingegen eher insCafé Jacques. Sehr gutes mediterran-französisches Essen am Kanal (im Sommer) oder im unaufdringlich gemütlichen Restaurant. Ich finde schon den Schafskäse im Salat den absoluten Hammer. 
Mein Lieblingskino: ich gehe nicht so oft ins Kino, aber war früher immer im Intimes und möchte es auch heute noch empfehlen. Es ist ein kleines Kino mit nur einem Saal, das schon seit 100 Jahren besteht. Das Intimes zeigt Filme abseits des Mainstreams, die Preise sind moderat und ein Café gibt es auch.
Tipp für Kenner: Mit Kreuzberg ist’s leider vorbei liebe Leute. Es gibt hier nichts szeniges und unentdecktes zu erleben. Wir haben jetzt auch ein White Trash..., Lichtenberg is the place to be.

jetzt-Userin the-wrong-girl
[seitenumbruch]


Ursprünglich bin ich nach Berlin gekommen,
um hier zu studieren. Mittlerweile lebe ich hier seit vier Jahren.
Am besten gefällt mir an Berlin,
dass es immer etwas zu entdecken gibt.
Immer noch nicht gewöhnt habe ich mich an die Unmengen von Hipster.
Im Sommer ist es dort in Berlin am schönsten: auf Tret- und Grillboten oder Flößen.
Im Winter sollte man besser ins Museum gehen, besonders zur Taschenlampenführung im Naturkundemuseum.
Bei Regen gehe ich am liebsten
zur Lesebühne „LSD“ im Schokoladen– leider aber nur dienstags. Bestes Viertel der Stadt: der Wedding. Hier trifft man die unterschiedlichsten Menschen wie etwa den Flaschensammler Harri, der einem immer gerne eine spannende Geschichte aus seinem aufregenden Leben erzählt. Außerdem gibt es hier tatsächlich noch die kleinen Hinterhofateliers und Kellerclubs und den wirklich – wirklich! - besten Falafel der Stadt.
Zum Frühstücken gehe ich am liebsten in den Fuchsbau mit seinem unsagbar leckeren Frühstück, egal ob Griechischer Joghurt mit frischem Obst, oder doch etwas Deftigeres. Wer drinnen und im kleinen Garten keinen Platz findet, kann sich auch einfach samt Essen an die Spree setzen und Bote gucken.
Bestes Café der Stadt: wahrscheinlich das Dazwischen auf der Torstraße. Morgens gibt es Frühstücks, Abends Bier und Fußballübertragungen. Und den ganzen Tag über Kaffee auf der Terrasse, an der so mancher interessante Vogel vorbeiläuft und einem ein Gespräch aufzwingt.
Mit Freunden gehe ich am liebsten dort essen: bei Pascal. Der junge Beniner kocht direkt vor deinen Augen und ganz frisch auf einer seiner zwei Herdplatten. Besonders empfehlenswert sind die Kochbananen mit Bohnenpampe. Leider hat der kleine Laden allerdings keinen Namen. Lauf einfach die Müllerstraße vom Leopoldplatz Richtung Norden. Kurz nach dem Weddinger Rathaus findest du die kleine Kochnische. Pascal gibt einem auch gerne seine Handynummer, damit man schon am Tag vorher bestellen kann.
Mit meinen Eltern gehe ich hingegen eher ins: Tapas y más am Spittelmarkt. Innenhof, Live-Musik und richtig gutes Essen.
Mein Lieblingskino: Das Filmtheater am Friedrichshain direkt am Volkspark Friedrichshain ist das größte Programmkino der Stadt mit fünf komplett individuell designten Sälen. Wer es prunkvoll mag, sollte sich dringend einen Film in Saal 2 ansehen. Die Preise rangieren zwischen 6,50 und 8,50 Euro, in die montägliche Sneak kommt man aber schon ab 4.50.  
Tipp für Kenner: Im Club der polnischen Versager gibt es nicht nur Bier und gute Musik, sondern auch die Möglichkeit, ungeliebte Bücher gegen neue Schätze zu tauschen. Wer es lieber sportlich mag, sollte dringend in den Waldhochseilgarten Jungfernheide zum Nachtklettern.

jetzt-Mitarbeiter Johannes-Drosdowski

Der Sturmfrei-Ticker!

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Bei mir begann es immer mit einer Calzone. Sturmfrei-Zeit war Calzone-Zeit. In einem alten ledernen Geldbeutel lag Geld, mit dem ich über die Runden kommen sollte, solange meine Eltern im Urlaub oder sonst wo waren. Meine erste Amtshandlung nach ihrer Abreise war immer die Calzone-Bestellung beim Italiener nebenan. Meine Eltern bestellten dort nie, irgendwann war mal eine Spinne im Salat gewesen. Der Anblick der zusammengeklappten Pizza, die ich stets im Liegen auf dem Wohnzimmer-Teppich vor dem Fernseher aß, war meine Auftaktfeier für die Sturmfrei-Zeit.



Krawall und Remmidemmi

Sturmfrei haben ist großartig. Keine Regeln außer den eigenen. Kein Gemecker, kein Ärger, alles ist egal bis zu dem Zeitpunkt, an dem man doch irgendwann ans Aufräumen denken muss. Sturmfrei ist die Steilvorlage, die man nur noch zu verwandeln braucht, sturmfrei ist der beste Nährboden für ein Maximalaufkommen von Dummheiten. Man trinkt sich durch die Minibar der Eltern (aber immer nur so viel aus jeder Flasche, dass es nicht auffällt), spielt Coladosen-Fußball auf dem Esszimmer-Parkett, dreht mit Papas Auto eine Runde im Wald. Nicht umsonst beginnt auch in Tschick, dem Jugendroman-Wunder von Wolfgang Herrndorf, das Abenteuer zu dem Zeitpunkt, als Maiks Eltern ihn zurücklassen und klar wird, dass er die Sommerferien alleine verbringen wird. Und nicht umsonst beginnt die Deichkind-Eskalationshymne "Remmidemmi" mit den Zeilen "Deine Eltern sind auf einem Tennisturnier / Du machst eine Party, wie nett von dir"

Was war oder ist dein Sturmfrei-Ritual? Wie weit bist du über die Stränge geschlagen, als das Elternreich plötzlich deines war? Gab es Folgeschäden?

Und wie überträgt sich das Sturmfrei-Verhalten aus der Teenager-Zeit ins Erwachsenenleben? Wenn man mit der Freundin oder dem Freund zusammen wohnt oder in einer WG? Was sind deine Endlich-Alleine-Moves?

Der Sonntag mit... Lasse Matthiessen

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Name: Lasse Matthiessen

Spitzname: Las

Alter: 
psst
Geburtsort / Wohnort: Kopenhagen / Berlin

So erkläre ich meinen Job meiner Oma: Meine beiden Omas sind tot
Mein liebster Wochentag: Donnerstag

Aktuelle Projekte: Mein Album “Wildfires”. Und die Tour ab dem 19. Oktober.




0:42 Uhr: Nach meinem Auftritt an der Buchmesse in Frankfurt am Main. Fahre zu einem Freund: Vanja Dingeldein.



1:37 Uhr: Musste unbedingt Vanjas neue Pedals ausprobieren. Er sagt, die Nachbarn sind nett. Ratet mal, was wir getrunken haben…




9:34 Uhr: Früh aufgestanden. Durch den nebeligen Günthersbrugpark. Richtung Hauptbahnhof. Warum bin ich gestern nicht einfach ins Bett?!




9:43 Uhr: Kaffee bekommen. U4. Denke, ich werde es schaffen.




10:16 Uhr: Zug erreicht.




12:19 Uhr: Mehr Kaffee. Heute brauch ich den. Habe die DB-Tasse korrigiert. Unglaublich, wie man als Däne immer die deutsche Rechtschreibung üben muss. (Anm.d.Red.: Lasse prägte auf seiner Tour den Spruch: „Das Leben muss genießt werden“)




13:25 Uhr: Versuche eine Setliste für meine Tour nächste Woche zu schreiben. Wo habe ich bloß dieses rosa Papier her?




14.32 Uhr: Ostbahnhof, in Berlin angekommen. Bin fertig…




15.41 Uhr: Musste einfach auf dem Boxhagener Platz Flohmarkt. Und schaut mal, was ich gefunden habe - eine DDR-Lampe in DDR-Grau!




16.01 Uhr: Gitarre spielen. Muss für die Tour bereit sein…




17.13 Uhr:“Wildfires”-Ansichts-Exemplar einpacken. Seht ihr das Gaffa-Tape? Bin halt Musiker und nicht Guido Maria Kretschmer ;-)




21:36 Uhr: Facebook-Post - gute Review von gestern. Yes!




21.46 Uhr: Essen gehen. Wühlischstraße.




21:47 Uhr: Ich habe Appetit auf viele Sachen.




23:38 Uhr: In Schönefeld am Flughafen. Muss kurz nach Dänemark, bevor ich wieder da bin zur Tour.


Lasse Matthiessen hat im Sommer bei uns auf der Parkbank im Englischen Garten gespielt. Jetzt geht er auf Tour, präsentiert von jetzt.de. Die Daten:


19.10.2014 Hannover, Cafe Glocksee


20.10.2014 Hamburg, Kleiner Donner


21.10.2014 Dresden, Kino in der Fabrik / Schwarzer Salon


23.10.2014 St.Gallen, Grabenhalle


24.10.2014 Zürich, Kafi für dich


25.10.2014 Stuttgart, Merlin


26.10.2014 Berlin, Roter Salon


22.11.2014 Weiden, Klein und Kunst (solo)

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