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Juncker kämpft

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Parlamentspräsident Martin Schulz brach am Mittwochnachmittag in einer Mission nach Mailand auf. Am Rande des dortigen EU-Jobgipfels musste der Sozialdemokrat über ein paar ganz besondere Jobs sprechen – allesamt in der künftigen EU-Kommission. Ob es vielleicht möglich wäre, eine bereits für die nächste EU-Kommission nominierte Person zu tauschen, musste er einen Regierungschef fragen. An der Frage hing eine Menge, im Extremfall die ganze Kommission des künftigen Präsidenten Jean-Claude Juncker.

Wie wichtig die Mission war, zeigte sich am Abend. Während Schulz noch in Mailand mit den Staats- und Regierungschefs zusammen saß, fiel die Person im Europaparlament durch. Mit 112 zu 13 Stimmen befanden die Volksvertreter, dass die frühere slowenische Regierungschefin Alenka Bratušek nicht als Vize-Präsidentin der nächsten EU-Kommission geeignet sei. Wie gravierend die Konsequenzen der Niederlage der Slowenin sind, ließ sich am Abend noch nicht wirklich abschätzen. Der neue Kommissionspräsident Juncker kann sich über das Votum hinwegsetzen. Letztlich kommt es darauf an, ob das Parlament seiner ganzen Kommission die Zustimmung gibt oder verweigert. Diese Abstimmung war bisher für den 23. Oktober geplant.



Jean-Claude Juncker will seine Kandidaten durchsetzen

„Wir brauchen keine großen Veränderungen in der Kommission“, sagte der Chef der CDU/CSU-Gruppe, Herbert Reul, nach der Abstimmung. Slowenien müsse einfach Ersatz schicken. Das aber ist nicht so einfach. Die Sozialdemokraten würden gerne ihre slowenische Fraktionskollegin Tanja Fajon, eine frühere Journalistin, in der Kommission sehen. Dazu aber hat die größte Partei in Sloweniens Mitte-Links-Regierung, die eher zum christdemokratischen Lager gehört, wenig Neigung. Beim Job-Gipfel in Mailand war der slowenische Regierungschef Miro Cerar deshalb ein gefragter Mann. Viele Kollegen baten ihn, akzeptablen Ersatz für Bratušek zu schicken.

Juncker ließ noch am Abend klarstellen, dass er grundsätzlich an Bratušek festhalte. Und: Wer die Bestätigung der Kommission jetzt verschleppe, indem er Kandidaten durchfallen lasse, verzögere auch das dringend nötige, lang ersehnte 300-Milliarden-Euro-Paket für Investitionen. Aber Verzögerungen schienen zumindest am Mittwoch kaum noch zu vermeiden zu sein. Eine für Donnerstagmittag geplante Sitzung der Fraktionschefs wurde von Parlamentspräsident Schulz erst einmal verschoben.

Schon nach einer ganzen Serie hektischer Treffen am Mittwochmorgen war klar gewesen: Eine wachsende Zahl der europäischen Volksvertreter, mithin Schulzes Schäflein, zeigte sich mehr und mehr entschlossen, einige von Juncker nominierte Kommissare durchfallen zu lassen. Passiere dies tatsächlich, so dürfte Schulz argumentiert haben, sei das positive Signal von Aufbruch und Wandel, das Junckers Kommission aussenden wolle, dahin.

Juncker selber wirkte auf die Christdemokraten im Parlament ein, um sie von seinen Kandidaten zu überzeugen. Frans Timmermans, designierter Vizepräsident der Behörde und von seinem Chef Juncker als seine „rechte Hand“ vorgestellt, übernahm den – schwierigeren – Job bei den Sozialdemokraten. Schließlich ist er selbst einer. Persönlich kam er in die Fraktionssitzung, um seinen Leuten klarzumachen, dass sie „jetzt Kröten schlucken“ und der von Juncker zusammengestellten Kommission „schnellstmöglich“ zustimmen müssten, wie ein Teilnehmer berichtet.

Nun verfügt Timmermans, bisher Außenminister der Niederlande, über eine gehörige Portion an Charme und diplomatisches Geschick. Doch die Genossen konnte er an diesem Vormittag nicht überzeugen, zumindest nicht alle. Zu viel gab es zu schlucken. Zunächst der mit der Ölindustrie verbandelte Spanier Miguel Aris Cañete, der als Energiekommissar vorgesehen ist. Dann der britische Lobbyist Jonathan Hill für den Finanzsektor und natürlich der rechts-liberale Wirtschaftsflügel mit den beiden Vizepräsidenten Jyrki Katainen (Investitionen) und Valdis Dombrovskis (Euro) .Und dazu das Gefühl, als Sozialdemokraten und Sozialisten „völlig unterrepräsentiert“ zu sein in der nächsten Kommission. Der französische Sozialist Pierre Moscovici habe mit seinem Wirtschafts- und Steuerportfolio eine herausragende Stellung, hielt Timmermans dagegen. Die aber gefährdet sei, wenn die Genossen die rechts-liberalen Hardliner ablehnten.

Von einem „Gleichgewicht des Schreckens“ war die Rede. Was läge also näher als ein kleines Politgeschäft zum Ausgleich der Interessen? Zumindest weitere Abstimmungen am Mittwoch ließen vermuten, dass der Interessensausgleich funktioniert. Der Spanier Cañete, von den Sozialdemokraten zunächst bekämpft, wurde bestätigt. Ebenso Moscovici und Katainen.

Am Kindertischchen

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Die Sache mit den Brillen ist natürlich Zufall. Als das ZDF vor dreieinhalb Jahren seinen Jugendkanal ZDFkultur auf Sendung schickte, war die schwarze Hornbrille ja noch nicht wie heute als Balken in jedes zweite Gesicht verbaut. Es fiel daher auf, dass beim neuen Kanal nicht nur der Chef Daniel Fiedler das Warnviereck für aufgesetzten Intellekt im Gesicht trug, sondern der um ein paar Jahre jüngere Moderator Rainer Maria Jilg ein ganz ähnliches Modell. In der Kombination sah das etwas nach Club aus und provozierte haltlose Witzeleien über Einstellungskriterien beim Jugendsender.

Inzwischen muss man sagen, dass der Stilwille nicht nur brillentechnisch festzumachen war. ZDFkultur hat ein erstaunliches Programm für die Generation Hängehosenboden und Smartphone hervorgebracht. Abgebildet wurde ungeordnetes Leben zwischen Pop- und Webkultur, Open- Air-Festivals und Clubkonzerten. Erfunden wurden Roche und Böhmermann oder das Magazin Kulturpalast. Auch beim etwas erwachseneren Schwestersender ZDFneo gab es eine Zeit des offensichtlich recht unbehelligten Experimentierens, es entstanden neo Paradise mit Joko und Klaas, Wild Germany mit Manuel Möglich.

Man muss festhalten, dass Menschen unter 40 im gebührenfinanzierten Fernsehen lange kein so gutes Programm mehr hatten wie zu der Zeit, als das ZDF unter dem Programmdirektor Thomas Bellut – dem heutigen Intendanten – zur beherzten Landnahme im Digitalen schritt und sich dort Experimentiermöglichkeiten wie neo und den Jugendsender kultur eröffnete.



Seit 2013 zahlt jeder Haushalt eine Pauschale von 17,98 pro Monat an die öffentlich-rechtlichen Sender.

Ein im Prinzip freundlicher Hierarch des Mainzer Senders hat ZDFkultur gelegentlich als „Programm für arbeitslose Akademikerkinder“ bezeichnet. Also müssen sie dort etwas ziemlich richtig gemacht haben. Nichts ist so tödlich für einen Jugendsender wie das Lob von den Alten.

Vielleicht ist ZDFkultur auch deshalb so berühmt, weil es schon wieder Vergangenheit ist, eine Ruine, ein Ort für die Untoten. An einem beliebigen Werktag läuft dort hintereinander das gute alte Königlich Bayerische Amtsgericht, Forsthaus Falkenau, die Hitparade mit Dieter Thomas Heck, Disco mit Ilja Richter, Schlosshotel Orth und zur Prime Time Richard Wagner: Der Ring 1-4. Der Sender ist, wie es so schön heißt, auf Schleife gesetzt, wird aus dem Archiv bespielt. Er seichtelt so seit vielen Monaten seiner angekündigten Abschaltung entgegen. Ausgerechnet das Ende seines Jugendprogramms war das Zugeständnis des ZDF an die Kritiker aus der Politik, denen die gebührenfinanzierten Digitalsender zu viel wurden. Außerdem soll alles noch viel besser werden – mit einem neuen trimedialen Jugendprogramm, das von ARD und ZDF zusammen betrieben werden soll.

Das könnte sogar schön sein, modern, und womöglich tatsächlich: jung – aber es kommt und kommt einfach nicht. Im Juni wurde das Thema wieder mal von der Tagesordnung der Ministerpräsidentenkonferenz genommen, am 17. Oktober könnte nun die Entscheidung fallen. Was allerdings stark dagegen spricht: Gerade hat der Personalrat des ZDF ein wütendes Flugblatt (Geht‘s noch?) in Umlauf gebracht: Mit bestehenden Mitteln sei das Projekt nicht zu leisten. Der Personalrat des von ARD-Seite zuständigen SWR findet schon, dass es so geht. Dort findet man aber auch, dass ein Sendersitz im Kurort Baden-Baden der richtige Ort sei für die Jugend.

Die Gegenfrage zu Baden-Baden würde lauten: Darf es im gremienkontrollierten Anstaltsfernsehen Jugendprogramme geben, über die sich die Älteren aufregen? Natürlich nicht. Und dafür gibt es, wenn schon keinen guten, dann zumindest einen logischen Grund, der mit dem Zustand dieses Fernsehens zusammenhängt.

Diesen Zustand kann man so beschreiben: Das meiste, was im Fernsehen kommt, im öffentlich-rechtlichen vor allem, ist nicht richtig schlecht. Es ist mittelmäßig, anforderungsarm, im Gefühlsspektrum unauffällig. Das Mittelmaß als Prinzip der Mehrheit, wie es das Fernsehen vorführt, ist vor allem eines: beruhigend. Ungefähr so beruhigend wie ein Donna-Leon-Film, bei dem alle Venezianer von deutschen Schauspielern gegeben werden, weshalb im Beruhigungsfernsehen kein Ort jemals fremder ist als die Lindenstraße. Oder der Tatort, bei dem ja auch nichts anderes geschieht, als dass die bestehende Ordnung jeden Sonntag nicht am Hindukusch, sondern in Köln, München, Stuttgart oder Leipzig verteidigt wird. Mit Erfolg natürlich. Dieses Fernsehen ist wie gemacht für Zuschauer, die vom Lebensalter her in einer existenzstabilisierenden bürgerlichen Langeweile geankert haben. Also ungefähr in jenem Zustand, den man, wenn man noch nicht 25 ist, zum Heulen findet.

Zufälligerweise ist die hormonell ruhiger gewordene Altersgruppe demografisch betrachtet in der Mehrheit. Das Modell Mittelmaß ist, wenn man es von dieser Seite her betrachtet: Quotenfernsehen.

Deswegen ist diese Art Fernsehen auch so erfolgreich und unentbehrlich. Und deswegen stehen Intendanten und Programmstrategen mit der Jugend vor einem Dilemma. Sie haben von der Politik eine Rundfunkabgabe bekommen, der sich keiner entziehen kann. Der Preis dafür ist, dass sie auch Programm für alle machen müssen. Besonders schlecht klappt das mit den Jungen. Der Anteil der Zuschauer zwischen 14 und 29 – die das neue Jugendprogramm ansprechen soll – liegt im Ersten laut Sender bei 5,4 und im ZDF bei vier Prozent, im Schnitt sind die Zuschauer 60 (Das Erste) beziehungsweise 61 Jahre (ZDF) alt.

Würden die Hierarchen das nur einen Moment lang ernst nehmen, wäre es das Aus für ARD und ZDF, wie wir sie kennen. Sendungen im Hauptprogramm, bei denen 50-Jährige sich beunruhigt oder gar alt vorkämen? Wehe. Es wäre das Ende des Fernsehens Marke M, von Masse und Mehrheit.

Die Lösung für die Jugend soll deshalb ein Spartenprogramm sein. Früher gab es bei großen Gesellschaften Kindertischchen. Die Öffentlich-Rechtlichen decken jetzt eines für die Jugend. Gemeinsame Spartenprogramme haben ARD und ZDF schon für andere Versorgungsaufträge, wie den KiKa oder die Parlamentsberichterstattung bei Phoenix. Gemeinschaftssender sind bei ARD und ZDF so etwas wie die Hilfs- und Förderorganisationen für jene unintegrierbaren Zuschauergruppen, bei denen den Senderchefs das Modell Inklusion sinnlos vorkommt.

Der Plan vom Spezialkanal für die Jugend ist auf erschreckende Weise systemkonform. Das Versagen beim jungen Publikum wird zwar von Intendanten oft zum Anliegen erklärt. Doch das eigentliche Problem der Öffentlich-Rechtlichen löst ein Jugendkanal nicht im Geringsten. Denn dieses Problem ist nur dem Symptom nach der gern zitierte „Generationenabriss“, das Fernbleiben junger Zuschauer. In Wirklichkeit ist das Problem dasselbe, das auch die Verschiebung von Kultur in die Nachtstunden und die ARD-Dauertalks verursacht hat: Masse ist Masse, und die Minderheit kann schauen, wo sie bleibt.

Eine scheinbare Ordnung und Richtigkeit erhält die Gründung von immer neuen Spezialkanälen mit dem Schlagwort von der Verspartung der Welt. Gern wird darauf hingewiesen, dass sich die Gesellschaft insgesamt fragmentiere. Besonders im Netz werde dies vorgelebt – was im Übrigen erst zu beweisen wäre, denn das Netz ist ja zunächst ein Ort, an dem sich Leute zusammentun, die vorher viel vereinzelter waren.

In Wirklichkeit aber geht es bei den Spartensendern um die Logik eines quotenstarken Hauptprogramms. Die Jugend ist nur der Testfall für ein Modell, das sich zwar auf einen gesetzlichen Auftrag stützt, dessen Verantwortliche aber irgendwie keine Lust haben, etwas wichtiger zu nehmen als das Argument Masse. Lieber anderswo verheizt wird im Dienst der Quote inzwischen alles Mögliche. Der BR hat das gerade auf eine neue Spitze getrieben. Der Sender hat fünf UKW-Plätze und setzt einen Jugendsender, mit dem man auch bei der Politik gut dasteht, an die Stelle des bisherigen Klassikkanals. Die Plätze für Schlager und Pop standen selbstverständlich nicht infrage.

Falls sie denn kommt: Die neue Jugendplattform birgt kaum die Gefahr, dass sich Hierarchen oder Gremien aufregen müssen. Das Programm wurde vorab nach allen Regeln der Mainstream-Kultur zerpflückt. Zwischenzeitlich beschäftigten sich Rundfunkreferenten der Staatskanzleien im Ernst mit der Frage, ob der Jugendkanal etwa Serien einkaufen solle oder nicht.

Die ungeordneten Kräfte des kurzen Mainzer Frühlings aber verziehen sich: Joko und Klaas sind bei Pro Sieben und produzieren dort Aufreger: Eben wurden sie für Wodkatrinken und Lippenzunähen von der Kommission für Jugendmedienschutz gerügt, was ihrem Ruf eher förderlich sein dürfte. Rainer Maria Jilg hat Rising Star bei RTL moderiert. Der damalige Programmchef Daniel Fiedler ist beim öffentlich-rechtlichen Kulturauftrag geblieben und arbeitet deshalb jetzt spät am Abend zur Aspekte-Zeit. Eine entfernte Anmutung von ZDFkultur findet sich, wenn überhaupt, beim vollkommerziellen Sender Joiz.

Beim Jugendkanal ist es jetzt, als ob Onkel und Tanten ein Zimmer für Pubertierende einrichten und sich fragen, ob es nicht doch die teure Wandfarbe sein muss. Die lauten Kinder sollen nur bitte nicht im Wohnzimmer spielen. Aber, liebes Fernsehen: So und nicht anders ist das Leben.

Die jetzt.de-Kettengeschichte, Teil 25

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Was bisher geschah: Anna jobbt an der Tankstelle und haut mitten in der Nachtschicht ab - zum Mensch-ärgere-dich-nicht-Turnier, bei dem ihr Schwarm Gerwin Gewinner antritt. Doch dort sperren Gerwin und die alte Liesel Maier Anna auf einem Dachboden voller berühmter Kunstwerke ein. Annas Chef Paul taucht auf, um Anna zu retten. Er kennt die Entführer schon aus seiner Zeit als illegaler Kunsthändler - die drei haben gemeinsam Kunstwerke gestohlen, die magische Kräfte haben, unter anderem ein ägyptisches Totengott-Amulett. 
In einer Parallelrealität hat Anna inzwischen einen Roman namens "Nachtschicht" gelesen und wurde in die Geschichte hineingesogen. Ihre Freundin Rana gerät in die Fänge der Entführer, Ranas Freundin Bernhard wird ermordet. Anna und Paul flüchten vor dem Chaos in die Tankstelle. Doch mit dem Totengott-Amulett haben Gerwin und Liesel eine Zombie-Armee heraufbeschworen. Paul und sie werden von einem fliegenden Einhorn gerettet, das sie schließlich in der Nähe eines verlassenen Bauernhauses absetzt. Dort taucht Wendy Wendepunkt auf, die zuvor schon einmal für eine Wendung in der Geschichte gesorgt hat...
und Anna erwacht in einer Redaktion als Autorin einer Kolumne namens "Nachtschicht"...

Alle vorigen Teile der Kettengeschichte kannst du hier nachlesen. Und hier kommt Teil 25 von jetzt-User Niklas1702.



„Wo zur Hölle denken Sie sind wir hier eigentlich Fräulein Anna?" brüllt der übergewichtige Redaktionsleiter und stemmt die Fäuste in seine ausladenden Hüften, sodass tellergroße Schweißflecken unterhalb seiner Achseln zum Vorschein treten.
„Sie können ihre Sachen packen und gehen! Raus mit Ihnen! Ob Sie Ihren Schönheitsschlaf auf der Straße ebenso auskosten können, frage ich mich?! Ich glaube kaum!" poltert er mit hochrotem Kopf und zupft sein äußerst knappes, durchweichtes Hemd zurecht.  

„Aber...ich wollte doch nur..." stottert Anna mit zitternder Stimme.  

„Gar nichts wollten Sie, rein gar nichts junges Fräulein. Und jetzt raus, bevor ich mich vergesse!" donnert er in Richtung der kleinen, zierlichen Anna.  

Den Anflug einer Träne unterdrückend erhebt sich Anna von Ihrem Schreibtisch, greift nach einem kleinen Pappkarton und beginnt hastig, ihre Habe in das Behältnis zu räumen.
Nachdem sie das wichtigste beisammen hat, greift Anna nach Ihrem dunkelblauen Mantel, wirft ihn über ihre Schulter und stürmt mit gesenktem Haupt, vorbei an gleichgültigen, kalten, ausgelaugten Gesichtern glotzender Journalisten, durch die Redaktion Richtung Ausgang.
„Lassen Sie sich ja nicht wieder blicken", wettert der Redaktionsleiter ihr genüsslich hinterher.

Anna stürmt die Treppen des Hochhauses hinunter, lässt einen verdutzt dreinblickenden Wachmann hinter sich, rammt die pompösen Eingangstüren auf und sinkt im Mondschein einer kühlen Sommernacht verzweifelt zu Boden. Das Gesicht unter von Schweiß und Tränen verklebten Haaren versteckt sitzt Anna auf den nackten, grauen Steinplatten im Schatten des gewaltigen Glasgebäudes und zweifelt an der Sinnhaftigkeit ihres gesamten bisherigen Tuns. Sie ahnt, dass sie nun allein ist. Völlig allein. Dieser Gedanke, hat er Anna zuvor doch sooft eine freudige Erregung verschafft, fügt ihr nun ein angstvolles Frösteln zu.  

Plötzlich fühlt sie, dass sie nicht mehr allein ist. Sie spürt einen Schatten auf ihrem gesenkten Rücken und plötzlich ertönt eine kräftige, dunkle Männerstimme: „Wissen Sie, ich habe vor noch nicht allzu langer Zeit gelesen, dass eine langwierige Liaison mit kaltem Steinboden zu gänzlich unerwünschten Erkrankungen führen kann."
Anna erschrickt beim Klang der Stimme und hebt langsam den Kopf. Ihre Augen, geblendet vom Licht der Laternen, vermögen zunächst kaum etwas zu erkennen. Doch als sie sich an das grelle Licht gewöhnt hat, erblickt sie einen Mann, der ihr, in gehockter Stellung, freundlich lächelnd seine Hand entgegen streckt. Verschreckt mustert Anna den Fremden von Kopf bis Fuß. Er trägt ein graues Sakko, ein weißes Hemd mit schwarzen Knöpfen, sowie einen grauen Hut und scheint in seinen Dreißigern zu sein.

Noch bevor sie einen weiteren Gedanken fassen kann streckt der Mann die Hand etwas weiter vor und ein einladendes Grinsen breitet sich über sein gesamtes Gesicht aus, das ihr klar werden lässt, dass dieser Mann schon einige Jahre älter ist, als sie zunächst vermutete.
Seine außergewöhnlich, aber warme Ausstrahlung und die lachenden Fältchen um seine Augen verleihen ihm den Anschein einer zeitlosen Jugend. Obwohl Anna den Mann zuvor noch nie gesehen hat greift sie seine Hand. Der Mann richtet sich auf und zieht Anna sanft, aber kraftvoll mit sich in die Höhe. Anna steht nah vor Ihm und blickt durch den Schein der Laterne in seine leuchtend grünen Augen.
Da flüstert sie: „Wer bist du?" 

Du willst wissen, wie es weitergeht? Teil 25 der Kettengeschichte erscheint am 16. Oktober.

Was guckst du so, Manuel Möglich?

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jetzt.de: Wir sitzen zusammen vor dem Rechner. Spielst du mir ein lustiges YouTube-Video vor?
Manuel Möglich: Ich habe im Gegensatz zu vielen Leuten, die ich kenne, leider keine Ordner mit Links, die man jetzt mal schnell anklicken kann. Ich befinde mich zwar in manchen Mail-Verteilern, die solche Links rumschicken, aber offenbar ist bei mir da nicht viel hängen geblieben.  

Verschickst du auch manchmal einen Link zu einem Clip, wenn er dir besonders gut gefällt?
Nicht gerade 35-mal pro Woche, aber alle paar Monate schicke ich schon mal eine Mail an drei, vier Leute, von denen ich meine, die sollten etwas Bestimmtes unbedingt gesehen haben.

Wo findest du das dann?

Regelmäßig bin ich bei Spiegel Online, auch beim Guardian und der BBC schaue ich häufig Sachen an. Hin und wieder auch mal bei Vice.



Manuel Möglich, 35, wurde bekannt mit der Reportagesendung "Wild Germany". Ab Donnerstag macht er sich für seine neue Sendung "Deutschland von außen" auf den Weg zu den Nachkommen deutscher Auswanderer in Brasilien oder Namibia - und fragt: Was ist typisch deutsch? 


Was für Sachen?

Viel Tagesaktuelles. Manchmal bleibe ich bei Spiegel Online aber auch bei eher mittelmäßig gemachten Filmchen hängen und frage mich nach fünf Minuten, warum ich das gerade geguckt habe. Ich konsumiere das dann so weg, ohne über Nachhaltigkeit nachzudenken.  

Wo guckst du Musikvideos und Sport?
Fußball auf Sky oder in der Sportschau, und Musikvideos gerne auf pitchfork.com. Am liebsten gucke ich da die Videos von Musikern, die ihre Songs an besonderen Orten spielen.  

Guckst du auch deine eigenen Sendungen?

Ich gucke mich nicht gerne selbst. Auch weil ich das, was ich irgendwo von mir sehe, meistens schon zigmal in der Produktionsphase in verschiedenen Schnittvarianten gesehen habe. Ich kenne das alles dann schon auswendig. Außerdem fange ich immer an, mich zu kritisieren.  

Guckst du dir Kritiken und Kommentare zu deinen Clips an?
Nein.  
Noch nie gemacht?
Einmal, als „Wild Germany“ anfing. Aber dann dachte ich: Och, nee.  

Weil du dich geärgert hast?

Nein, mich berührt so was nicht. Ich finde Kommentare im Netz allgemein schwierig, auch wenn sie mich selbst nicht betreffen. In einem anonymen Raum sagen viele Leute Sachen über andere, die sie ihnen niemals ins Gesicht sagen würden. Ich finde, man hat keinen Gewinn davon, wenn Schnuckibert83 in Stammtischparolen raushaut, was er hier und davon so hält. Kommentare unter Texten und Videos im Netz sind auch eher gruselig.  

Kommentierst du selbst im Netz?
Nein. Ich habe eine Facebook-Seite, wo ich ab und zu mal etwas schreibe, wenn jemand etwas fragt. Aber ich bin niemand, der sich zum Beispiel per Kommentar über einen anderen Kommentar empört zeigen würde. Das mache ich einfach nicht.  

Mal allgemein: Guckst du mehr im Internet, TV oder womöglich im Kino?
Als ich 16 war, habe ich mir meinen ersten eigenen Fernseher gekauft. Das alte Röhrending hat bis letztes Jahr gehalten. Dann habe ich mir einen Flachbildfernseher geholt, auf dem ich allerdings eher on demand gucke, also viel über die Mediaktheken gehe. So schaue ich wohl die meisten Sachen. Ins Kino gehe ich zu selten.

Was hast du zuletzt gesehen?

Das war vor ein paar Tagen „A Most Wanted Man“. Den Film fand ich so lala.  

Für welche Sendung musst du unbedingt vorm Fernseher sitzen?

An sich richte ich meine Tage nicht nach dem Fernsehprogramm aus, aber ich bin schon so ein Sonntagabend-20-Uhr-15-„Tatort“-Typ. Und Fußballspiele gucke ich mir natürlich auch live an. Das allerdings gerne mit Freunden in einer Bar.  

Heute Abend darfst du dir aussuchen, was du wo guckst. Du hast die Wahl zwischen: „Boyhood“ im Kino, „Circus Halligalli“ im Fernsehen - oder wir spielen uns drei Stunden lang Musikvideos vor.

Ich würde mich für „Boyhood“ entscheiden, weil ich so viele gute Dinge darüber gehört habe. Auch nervige, aber die machen es ja auch schon wieder spannend.  

Fehlt dir allgemein was im deutschen TV-Programm? Was gibt’s noch nicht, was du aber gerne mal sehen würdest?

Einiges! Vor allem Sachen, die ein bisschen mehr Mut von den Verantwortlichen abverlangen – und auch vom Zuschauer. Klar, „Circus Halligalli“ oder auch das, was Jan Böhmermann so macht, überschreitet schon eine gewisse Grenze und ist auch gut, geht aber irgendwie alles in dieselbe Richtung: Humor, der auf Ironie basiert. Ich könnte mir mehr unterschiedliche Formate vorstellen, auch ernsthafte, wie sie die BBC für junge Leute zeigt. Abgesehen davon Serien, wie sie in den Staaten HBO oder Showtime produzieren.

Hast du ein Beispiel?

Ein Format, das zeigt, dass die Engländer in bestimmten Punkten einfach weiter sind als die Deutschen, ist Louis Theroux. Er hat das, was wir mit „Wild Germany“ gemacht haben, schon viel früher perfektioniert. ProSieben hatte seine Sendung mal für eine Staffel lizenziert, unglaublicherweise aber einfach in der Samstagnacht versendet. In England funktioniert so was in der Prime-Time. Was spricht dagegen, es nicht auch hier mal zu versuchen?  

Was werden weder das Kino, noch das Fernsehen oder das Internet jemals schaffen, uns zu zeigen?

Da fällt mir ein Zitat von Gil Scott-Heron ein: „The revolution will not be televised.“ Ich glaube, dass die Momente, in denen wirklich eine Veränderung passiert und ganz starke Gefühle entstehen, nie vollkommen transportiert werden können. Wer in Deutschland zum Beispiel noch nie auf einer Demo war, kann sich kaum vorstellen, wie sich die Leute auf dem Tahrir-Platz gefühlt haben, als sie in den Nachrichten kamen.     

"Deutschland von außen" läuft ab Donnerstag wöchentlich um 23.15 Uhr auf ZDF Neo.

Karten für den jetzt.de-Kneipenabend gewinnen!

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Der letzte jetzt.de-Kneipenabend geht in die vierte Runde. Wir freuen uns schon - auf den Abend und auf euch!

Wir werden am Samstag, den 18. Oktober im Münchner Theater Heppel&Ettlich ab 20 Uhr aus den gesammelten jetzt-Werken vorlesen (Texte aus dem online-Magazin, von den Printseiten in der SZ und aus den Magazinen; Texte über München, Popkultur, das Leben und das Lieben, Schönes, Lustiges und Trauriges) und natürlich auch diesmal wieder Rätsel mit euch spielen. Zu gewinnen gibt es Schnäpse und andere schöne Preise. Nach der Lesung gibt es gute Musik zum Beisammensein und sich gepflegt einen Schwipps antrinken – für den wir sorgen, indem wir unseren Anteil der Abendeinnahmen an der Bar in Freibier für das Publikum investieren. Klingt nach einem sehr guten Kneipenabend, oder?

Der Eintritt kostet 6 Euro - aber wir verlosen fünf Mal zwei Gästelistenplätze. Und wer die gewinnt, der kommt natürlich umsonst rein.

Die Gewinner werden am 17. Oktober per E-Mail benachrichtigt. Also rechzeitig ins Postfach schauen!

[plugin gewinnspiel id="83" name="Kneipenabend 18. Oktober 2014"]

München verstehen

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Diese Liste für Neumünchner erscheint im "Studentenatlas", ein Projekt von jetzt.de und SZ.de. Mehr Infos dazu findest du hier. Eine interaktive München-Karte für Studenten findest du hier.

Wer München in all seinen Facetten kennenlernen will, muss nur mit der Tramlinie 19 von Pasing bis zur St.-Veit-Straße fahren - und wieder zurück.

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Und eine Nacht draußen schlafen.

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Der Wohnungsmarkt in München ist hart. Sehr hart.

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Schön lebt es sich nicht nur um den Gärtnerplatz, in Giesing und im Westend.

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In München muss man nicht nur Bier und Weißwurst, sondern vor allem Spezi und Brezn probieren. Und Leberkäse.

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Unbedingt sonntags ins Museum gehen. Da kostet der Eintritt in die Pinakotheken, das Museum Brandhorst, das Bayerische Nationalmuseum, das Museum Mensch und Natur, die Glyptothek, nur einen Euro.

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Als Student kommt man teilweise günstiger in die Staatsoper als ins Kino.

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Konzerte für lau gibt es freitags von der Hochschule für Musik und Theater um 18 Uhr beim „Ladenschusskonzert“ im Gasteig.

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Alles, was mit „Feierbanane“ zu tun hat, sollte man lieber meiden. Inklusive das Wort selbst.

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In München sind auch Homosexuelle konservativer.

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Auch in München gibt es tolle Döner.

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Und coole, grüne Mode.

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Der Hype ums „Burger House“ nervt - Stichwort Sitzplatz. Aber da gibt es nun mal die besten Burger der Stadt.

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Das schönste Hallenbad in München ist das Müller’sche Volksbad. In der Olympia-Schwimmhalle triffst du besonders viele Kampfkrauler. Im Nordbad verliebte Pärchen. Und im Südbad rüstige Senioren. Hier findest du mehr über die Münchner Hallenbäder.

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Stadtführungen können schon lustig sein.

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Von München aus lassen sich sehr schöne Wochenend-Ausflüge starten. Nicht nur Richtung Süden.

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Echte Münchner sagen "Lechel" und "Fiktualienmarkt". Sagt zumindest ein echter Münchner.
     
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SO BIST DU EIN GUTER MÜNCHNER
 

Es heißt Semmel und Brezn. Nicht Brötchen oder Brezel.

„Oktoberfest“ sagt hier keiner (und die Wiesn ist Singular).

„Karlsplatz“ auch nicht.

„Servus“ ist einfacher auszusprechen als „Griasdi“ und „Pfiadi“.

Maß spricht sich Massss (mit einem A wie in „Mann“), nicht Maaaahhhhs!

Dirndl und Lederhose zur Wiesn müssen nicht sein. Schlimmer als ohne ist es, wenn man im pinkfarbenen 40-Euro-Glitzerfummel mit durchsichtiger Bluse und weißen Stiefeln dazu auftaucht. Wirklich!

Klick und Peng

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Irgendwo im Hinterland von Austin, Texas. Die Sonne steht tief, Mücken schwirren im Gegenlicht. Zwei Männer beugen sich über eine auf dem Boden ausgebreitete Decke. Darauf: ein zerlegtes Sturmgewehr vom Typ AR-15. Routiniert setzen die beiden die Waffe zusammen, grinsen sich an, stecken das Magazin ein und schießen auf ein paar leere Dosen, die sie auf einen Stein gestellt haben. Nach etwa 30 Schuss – Ladehemmungen. Doch zufrieden sehen beide trotzdem aus.  

Eine ganz normale Szene, hochgeladen auf Youtube, irgendwo in Amerika. In diesem Fall aber noch viel mehr: Denn die Waffe ist selbstgebaut. Und einer der beiden wurde 2012 von Wired zu einem der 15 gefährlichsten Menschen der Welt gewählt. Sein Name ist Cody Wilson, er ist 26 und seine Mission ist: die „Wiki-Weapon“. 

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Cody Wilson, 26, sieht sich als Freiheitskämpfer. Er will allen Zugang zu Waffen geben.

Die Idee dahinter ist simpel aber brisant: Was wäre, wenn man sich eine Waffe selbst herstellen könnte? Mit seinem eigenen 3D-Drucker, in seinem eigenen Wohnzimmer. Wann immer und so oft man möchte. Schnell und billig. Eine Vorstellung, die zwar nach Zukunft klingt, aber in ein paar Jahren bereits Realität sein könnte. Gerade hat Cody Wilson einen riesigen Schritt in diese Richtung gemacht. Ladehemmungen wie in seinem Video wird es mit seiner neuen Erfindung nicht mehr geben.

Doch von vorn. Die Technologie des 3D-Drucks entwickelt sich rasant. Codys Gedanke: Wenn man einen Teller oder eine Gabel ausdrucken kann, warum sollte das nicht mit Waffen ebenfalls funktionieren? In Amerika hat sich aus diesem Gedanken eine ganze Bewegung etabliert, die sich „Wiki-Weapon-Movement“ nennt.
  
Anfangs tat man sich schwer, eine funktionsfähige Waffe herzustellen. Das flüssige Plastik der Drucker verzog sich beim Aushärten und die einzelnen Teile ließen sich nicht passgenau zusammensetzen. Die Pistole wurde somit zur Gefahr für den Schützen und seine Hand. Nur ein paar wenige Enthusiasten trauten sich überhaupt damit zu schießen. Von einer massentauglichen Herstellung war man weit entfernt. Doch trotz dieser Start-Schwierigkeiten war die Aktion im Netz ein voller Erfolg. Als Cody Wilson 2012 die Datei mit der Volage für den Druck seiner Waffe ins Netz stellte, wurde sie mehr als 100.000 Mal heruntergeladen. Danach musste er die Pläne aus dem Netz nehmen.

Aber die Leute um „Defense Distributed“ wollen noch weiter gehen und arbeiten ständig an Verbesserungen. Der neueste Coup: statt spröden Plastikteilen benutzen sie gefrästes Aluminium. Dazu haben sie den „Ghost Gunner“ entwickelt - eine computergesteuerte Fräse im handlichen Format.

Im Internet lassen sich nämlich alle Teile des AR-15-Gewehrs ohne Probleme bestellen. Bis auf eines: den sogenannten „lower receiver“. Dieses massive Teil besteht meistens aus Stahl oder Aluminium und beherbergt die Mechanik und den Abzug der Waffe. Nach US-amerikanischem Recht gilt dieses Teil als die eigentliche Waffe. Hier sitzt die Seriennummer, die eine staatliche Kontrolle erlaubt.  

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Der "Lower Receiver", das Herzstück des AR-15-Gewehrs

Doch es gibt ein legales Schlupfloch: Ist der „lower receiver“ nur zu 80% fertig gestellt, darf er frei verkauft werden. Eine gültige Adresse in den USA genügt, um dieses Teil legal und direkt an die Haustür geliefert zu bekommen. Doch wie die letzten Arbeitsschritte ausführen? Der „Ghost Gunner“ schafft Abhilfe. Man legt den „lower receiver“ ein und ruck-zuck bohrt die Fräse die letzten Löcher und trägt überschüssiges Material ab. Jetzt noch mit den anderen Teilen zusammenbauen - fertig ist das jetzt sehr viel stabilere Schießgewehr. Innerhalb von zwei Tagen wurde die Fräse schon 300 Mal bestellt.Und handwerklich anspruchsvoll sieht der Zusammenbau auch nicht aus. 

Für Cody Wilson ist sein Projekt ein politischer Akt. In Interviewsim amerikanischen Fernsehen sagt er, seine Idee einer frei zugänglichen und selbstgebauten Waffe, sei eine Reaktion auf den Verlust von Freiheit und Selbstständigkeit. Das „Wiki-Weapon Movement“ sorge für eine Verschiebung der Machtverhältnisse hin zum Bürger.  Beschränkungen sind für ihn und seine Mitstreiter ein Zeichen von Schwäche. Durch den freien Zugang zu unkontrollierten Waffen sollen alle ein bisschen gleicher werden.

Dieser Gedanke erscheint uns Europäern eher fremd. Niemand will ständig damit rechnen müssen, in den Lauf einer gebastelten Pistole zu schauen. Erhöht man die Dichte an Waffen, erhöht man automatisch die Wahrscheinlichkeit, dass jemand den Abzug zieht. In den Staaten sind Waffen in Privatbesitz aber normal:  Mehr als 300 Millionen Waffen befinden sich dort in privaten Händen. Die Zahl der Opfer durch Handfeuerwaffen nähert sich in den USA regelmäßig ihren Verkehrstoten an. Und in emotional geführten Debatten, werden Vorstöße, das Waffengesetz zu verschärfen, schneller abgeschmettert, als man Peng sagen kann - mit Argumenten à la „The only thing that can stop a bad guy with a gun, is a good guy with a gun“.

In Deutschland ist die selbstgebaute Waffe  verboten; niemand ohne offizielle Lizenz darf eine Schusswaffe herstellen. Aber das heißt nicht automatisch, dass es niemand tun könnte. Und was einmal in der Welt – und vor allem in Internet - ist, wird man nicht so leicht wieder los. Egal, ob das ein Nackt-Selfie ist oder die Anleitung zum Bau einer Waffe.

Wer verdient den Friedensnobelpreis?

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Heute findet die jährliche Nobelpreiswoche ihren Abschluss: Zum 95. Mal wird der Gewinner des Friedensnobelpreises bekanntgegeben. Bekommen soll ihn jemand, der "am meisten oder am besten auf die Verbrüderung der Völker und die Abschaffung oder Verminderung stehender Heere sowie das Abhalten oder die Förderung von Friedenskongressen hingewirkt“ und dadurch „im vergangenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen erbracht“ hat. So steht es zumindest im Testament von Alfred Nobel, dem Preisstifter.



Friedensnobelpreis: Wer wird's?

Wie immer wurde im Vorfeld viel spekuliert, wer es denn diesmal werden könnte. 2013 wurde die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) ausgezeichnet. Dieses Jahr gibt es 278 Nominierte, besonders häufig als Favoriten genannt wurden der Whistleblower Edward Snowden, Papst Franziskus und einmal mehr: Helmut Kohl. Wie schon beim letzten Mal ist auch die 17-jährige Kinderrechtsaktivistin Malala Yousafzai aus Pakistan nominiert. Sie wäre erst die 16. Frau, die die Auszeichnung verliehen bekommt.  

In den vergangenen Jahrzehnten hat das Nobelpreiskomitee die Maßstäbe erweitert, an denen es sich bei der Vergabe orientiert. Während es lange um Frieden im ursprünglichen Wortsinn ging, werden beispielsweise Bemühungen für den Klimaschutz inzwischen ebenfalls gewürdigt. So bekamen etwa 2007 der Weltklimarat sowie der frühere US-Vizepräsident Al Gore den Preis für ihren diesbezüglichen Einsatz.    

Was meinst du: Wer sollte ihn diesmal bekommen? Was sollten die Hauptkriterien bei der Auswahl sein? Und welche weiteren Personen oder Organisationen sollten in Zukunft endlich mal berücksichtigt werden?

Nachtrag: Es steht fest, Kailash Satyarthi und Malala Yousafzay sind Träger des Friedensnobelpreises 2014. Hier mehr.

Tagesblog am 10. Oktober 2014

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17:07 Uhr Also, wie auch immer es über Japan windtechnisch so weitergeht, bei uns endet der Tag jetzt erstmal woanders, nämlich im Intimbereich. Genauer: Mit einer Jungsfrage, die Charlotte-Roche-mäßiger nicht sein könnte und die ja doch, irgendwie, eventuell, wichtig ist für den Einzelnen, nicht wahr?

Schönes Wochenende!





16:38 Uhr
Etwas besorgniserregend, was Astronaut Reid Wiseman da tweeted, oder nicht?





16:33 Uhr
Ich habe schon seit Ewigkeiten keinen TED-Talk mehr angesehen - aber den hier würde ich wirklich gern gucken: In this searing talk, Greenwald makes the case for why you need to care about privacy, even if you’re “not doing anything you need to hide." Letzteren Satz finde ich nämlich auch immer ein etwas schwaches Argument.

15:51 Uhr
In Gedenken an den verstorbenen Maus-Zeichner Friedrich Streich und damit ich die nächsten 25 Minuten nichts posten muss:

http://www.youtube.com/watch?v=1k8GUj_rZGw

15:46 Uhr
Kathi Bitzl hat mir gerade den Blog "The Jealous Curator" empfohlen, auf dem eine Bloggerin immer über Sachen bloggt, bei denen sie sich denken musste: Scheiße, warum bin ich da nicht drauf gekommen?  Ich würde sagen, klassischer Fall von: Scheiße, wieso bin ich da nicht drauf gekommen?

15:31 Uhr






Bisschen lustig schon, oder? Hab ich hier geklaut.


14:57 Uhr
Kann  mir eigentlich mal jemand erklären, wer damit angefangen hat, Leuten mit der grenzdebilen Formulierung "Happy Happy" zum Geburtstag zu gratulieren?

14:41 Uhr
Kim Jong Un ist überhaupt nicht krank oder vom eigenen Volke abgesäbelt - nein, nein, die Pressefotos der vergangenen Wochen beweisen: Er hatte einfach nur mal Bock auf ein bisschen westliche Kultur.




Amüsiert sich prächtig beim Comeback von Tokio Hotel: Kim Jong Un.

14:22 Uhr
Zeit für die Rubrik "Wenn-ich-jetzt-rumliegen-und-in-Ruhe-was-lesen-könnte-dann-das-hier":

+ Wieso augerechnet Clowns so gruseltauglich sind
+ So klug, dass ich beim Querlesen noch nicht gerafft hab, was eigentlich drin steht: How ISIS has become skilled at manipulating the Western imagination
+ Freitag-Autorin Jana Hensel schreibt angenehm abgeklärt über Lena Dunhams Buch
+ Die Geschichte einer Mutter, die von einem Tag auf den anderen den Kontakt zu ihren Kinder abbrach


13:43 Uhr
Erklärt sich doch von selbst, je höher der Betrag, desto stärker der Wind, desto abstrakter das Bild, ergo: Alles verpixelt! Wovon ich rede? Von den neuen Geldscheinen aus Norwegen. You gotta love them stylerz!





13:26 Uhr
Ich eröffne hiermit einen Wettbewerb rund um die Frage: Wann hast du dich zum letzten Mal so gefühlt?





Ich zum Beispiel mal, als ich mit 13 mit meinem Schlauchboot auf die Ostsee gefahren bin und erst merkte, dass ich die Paddel vergessen habe, als ich schon so weit draussen war, dass unter mir alles ganz schwarz vor Tiefe war und die Menschen am Strand stecknadelkopfgroß. Oder so jeden zweiten Tag bis heute, wenn ich meine Finger in irgendwelche Flaschenhälse oder Schlüsselringe stecke und nicht mehr rauskriege. Gibt es bestimmt eine Freudsche Erklärung für.

13.20 Uhr
Tut mir leid, dass ich hier heut nicht schneller bin, bin irgendwie eingerostet. Wie wäre es mal mit einem Song? Meinem aktuellen Lieblingssong? Bittesehr. Ist doch einfach herrlich.

http://www.youtube.com/watch?v=P9K11UxJzDw

11:50 Uhr
Gute Gedanken zum Thema Sterbehilfe und Altwerden: Der Bioethiker Ezekiel Emanuel will nicht älter als 75 werden. Dass die Menschen durch die moderne Medizin immer länger lebten, so Emanuel, hieße ja nicht, dass sie deshalb besser lebten. Ganz im Gegenteil. Aber hier lang zu dem ganzen Text.

11:25 Uhr
Wir waren ja übrigens schon im letzten Jahr der dringenden Meinung, man solle Malala Yousafzai den Friedensnobelpreis verleihen und finden es dieses Jahr deshalb besonders gut.

11:11 Uhr
Einige der Probleme, bei denen man ja immer denkt, man habe sie als einzigster auf der ganzen Welt, sind Elternprobleme. Aber nein Freunde, freilich ist dem nicht so. ALLE haben die gleichen Probleme mit ihren Eltern. Also, so ungefähr. Beweismaterial hier.





10:52 Uhr
Und raus isses, rien ne va plus, der Friedensnobelpreis 2014 geht an Malala Yousafzai und Kailash Satyarthi.

09:51 Uhr
Oh mio dio, die Nachrichten überschlagen sich! Nach der Lektüre des ersten Absatzes dieses Textes werde ich mir meinen Mopedhelm aufschnallen und Richtung Behörden fahren, um dort mit sofortiger Wirkung meine Ausbürgerung aus Deutschland zu beantragen.

Aber vielleicht löst sich auch in wenigen Stunden schon alles auf und ein Hacker gibt zu, den Postillon heimlich auf die URL des Tagesspiegels umprogrammiert zu haben. Man bete mit mir.

09:47 Uhr
Ich wäre ja gern die einzige, die in Bill Murray verliebt ist und dann hätt ich gern auch noch, dass ich die einzige bin, in die er verliebt ist - aber weil dem nicht so ist und nie so sein wird, teile ich meinen Bill natürlich großzügig mit allen, die ihn auch mögen.

http://www.youtube.com/watch?v=Dgz88voETRM

09:44 Uhr
Und noch eine Empfehlung in Sachen "Dinge, die wirklich wichtig sind": Heute in einer Woche, am Freitag den 17.10, findet in der Münchner Glockenbackwerkstatt eine große Unterstützungsaktion für Flüchtlinge statt. Kann man sich ja schon mal in den Kalender schreiben.

09:18 Uhr
Wie versprochen nun zu den seriöseren Ressorts:

+Das Grusel-Thema IS wird immer gruseliger: Vor allem in Hamburg regen sich Krawalle, in Kobane regt sich in Sachen IS-Abwehr hoffentlich bald mal die Türkei, und noch immer stellt sich die Frage, wie man sich von westlicher Seite mit einem Syrien unter Assad gegen die IS solidarisieren kann und darf.

+ Am NYer-Flughafen streiken die Reinigungskräfte aus Angst vor Ebola.

+ Garantiert nicht für den FNP nominiert ist übrigens Microsoft-Chef Nadella, der seinerseits nämlich der Meinung ist, Frauen sollten das mit den Gehaltsverhandlungen lieber lassen, ihrem guten Karma zuliebe.

+ Damits gleich an der Frühstückstheke nicht so peinlich wird, hier schnell das Hirn auffrischen zum Thema Kandidaten für den Friedensnobelpreis.

09:07 Uhr
Guten Morgen jetzt.de!

Noch nicht viel Neues zu berichten in diesen ersten Minuten des jetzt.de-Tages, außer: Kollege J.B. sagt, Hasen seien die neuen Katzen (wen's halt interessiert, nicht wahr), im Ticker läuft schon der Countdown wegen Friedensnobelpreis (ich werd mir übrigens nie abgewöhnen, "nobel" heimlich im Kopf wie das nobel, das edel meint, auszusprechen, wens interessiert), und die Christina hat eine Stimme wie ein Sägebrett (wen's interessiert). Seriösere Nachrichten gibt's gleich im Anschluss.


Saubermännchen

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Der Seitenscheitel auf seinem gelben Kopf sagt alles: Das Standard-Lego-Männchen trägt die Haare stets ordentlich und ein Lächeln im Gesicht. Es ist ein Saubermann, wie man ihn sich nicht besser vorstellen kann – es steht für vieles, was da gut ist in der Welt, Kinder und Phantasie, Familie und Freizeit. Die gelben Männchen, ihre weiblichen Pendants, dazu Häuser, Pferde und mittlerweile sogar Hubschrauber und Vulkane füllen seit Jahrzehnten Kinder- und so manches erwachsene Hobbyzimmer. Im Frühjahr schafften sie es sogar auf die Kinoleinwände.

Und auch das dänische Unternehmen hinter der Baukasten-Welt ist stets bedacht, dieses Image, aus Millionen Steinen sogar in etlichen Freizeitparks groß inszeniert, auch auf sich zu übertragen. Zuletzt betonte die Firma etwa, allein im vergangenen Jahr den CO2-Ausstoß durch Verpackungen um zehn Prozent verringert, die Mitarbeiter stärker an Entscheidungen beteiligt und vieles mehr getan zu haben, was ein modernes Unternehmen ausmacht.



Greenpeace-Aktivisten demonstrieren gegen die Zusammenarbeit von Lego und Shell

Dieses Image vom Saubermännchen und der Sauberfirma beschmutzt nun seit etwa drei Monaten die Umweltgruppe Greenpeace: Die Aktivisten trommeln gegen die Zusammenarbeit von Lego mit dem Mineralöl- und Erdgasunternehmen Shell. Lego, so der Vorwurf, ebne Shell den Weg in Kinderzimmer und -Gehirne – und das schon seit Jahrzehnten.

Bereits in den 60er-Jahren tankte das gelbe Männchen an Mini-Zapfsäulen von Shell und fuhr Lastwagen mit dem rot-gelben Muschel-Logo. Insgesamt kamen über die Jahre mehr als 50 Bausätze mit Shell-Emblem in die Regale. Seit 1992 befüllt der gelbe Durchschnitts-Mann sein Auto zwar bei der fiktiven Firma Octan. Doch nach wie vor können entnervte Eltern auf langen Fahrten an Shell-Tankstellen in 26 Ländern Lego-Spielzeug kaufen. Zuletzt trug das gelbe Männchen etwa für eine Sonderedition die roten Anzüge der Mechaniker des Ferrari-Formel-1-Teams – und reparierte Autos mit Shell-Logo. Die Zusammenarbeit ist angeblich einen hohen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag wert.

Den Umweltaktivisten passt das umso weniger, als Shell nun ab 2015 in der Arktis nach Öl bohren will. Als Reaktion demonstrierten als Lego-Männchen verkleidete Aktivisten vor Shell-Tankstellen, forderten „Spielt nicht mit der Arktis!“, fragten „Lego, wie wollt ihr wieder aufbauen, was Shell zerstört?“ Vor einem Firmensitz bauten Kinder sogar lebensgroße Arktistiere aus Lego nach.

Der größte Coup gelang den Aktivisten aber mit einem Video, in dem eine Lego-Arktis mit einer Bohrplattform in der Mitte langsam im Öl versinkt. Ein kleiner Lego-Inuit ertrinkt in der klebrigen schwarzen Masse, ein Eisbär ebenso. Übrig bleibt allein die Shell-Flagge. Untermalt ist der kurze Film mit dem Lied zum Lego-Kinofilm: „Everything is awesome“. Geklickt wurde der Clip fast sechs Millionen Mal, mehr als eine Million Menschen forderten Lego in einer Petition auf, die Zusammenarbeit zu beenden.

Zunächst wehrte sich der Konzern gegen die Vorwürfe und bat Greenpeace, sich direkt an Shell zu wenden. Doch letztlich gaben die Dänen dem Druck nach: Am Donnerstag verkündete Lego, den noch bis Ende des Jahres laufenden Vertrag nicht zu verlängern. In seinem Statement verurteilte Unternehmenschef Jørgen Vig Knudstorp die Vorgehensweise von Greenpeace, zu der man nichts zu tun haben wolle. Dabei haben die Aktivisten das Lego-Männchen nur mit seinen eigenen Bildern geschlagen: Kindern, einer heilen Welt und nicht zuletzt einer sauberen Weste. Die ist beim Lego-Männchen übrigens, im Gegensatz zum Scheitel, kein abnehmbares Teil – sondern direkt und dauerhaft auf den Körper gedruckt.

Jeder Horst in der Verwaltung will ein Künstler sein

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Schauspieler müsste man sein. Schauspieler müssen nicht kreativ sein. „Was vorne reingesteckt wird, kommt hinten wieder raus“, sagt Astrid Meyerfeldt – und wenn es nach dem Turbodiskursmeister René Pollesch geht, ist das auch gut so. Pollesch hat sich in seiner Produktion „Du weißt einfach nicht, was die Arbeit ist“ im Kammertheater des Stuttgarter Schauspiels des Themas Arbeit angenommen. Die, so seine Diagnose, existiert in Reinkultur kaum mehr, sondern wird überlagert vom Mythos Kreativität. Arbeit als Herzensangelegenheit, Berufung, narzisstischer Kitzel. „Jeder Horst in der Verwaltung denkt plötzlich, er müsste ein Künstler sein.“



Arbeiten wir noch oder sind wir nur "kreativ"?

Ganz Kulturpessimist trauert Pollesch der guten alten Zeit nach, als Handeln noch nicht dem Kreativitätsdiktat gehorchen musste: „Die Einzigen, die sich nicht diesem Befehl permanenter Innovation unterworfen haben, sind doch die Besucher eines Gottesdienstes.“ Er reflektiert aber auch das Theater selbst, das Realität simuliert und mit diesem Als-ob Gesellschaft spiegelt: Wirklichkeit ist das, was behauptet wird. Aber da Wirklichkeit auch das Ergebnis von Taten ist, verheddert sich „Du weißt einfach nicht, was die Arbeit ist“ immer wieder im Gestrüpp philosophischer Abgründe. Wie manifestiert sich Glaube, wird einmal gefragt. Wenn die Gläubigen „niederknien und die Hände falten“.

Die Bühne von Janina Audick, auf der Kruzifix, Sichel und ein riesiger, aufblasbarer Hammer liegen, bleibt fast den gesamten Abend über leer – „Ich möchte nicht raus, das ist nur eine Aufforderung, kreativ zu sein.“ Deshalb verstecken sich die Schauspieler auf der Hinterbühne und entwickeln kuriose Szenen, die per Video übertragen werden. Vieles ist absurd – wie die kolossal gescheiterte Kommunikation zwischen einem Schwerhörigen und einem Kurzsichtigen. Die Schauspieler sind brillant, allen voran Peter Kurth als stoischer Brummbär mit Mitra und Zigarette – ein Pollesch-Neuling – sowie die Pollesch-erprobte Astrid Meyerfeldt, die pathetisch Theaterfloskeln zelebriert und über Renés Video-Leidenschaft herzieht: „Da flipp ich aus!“

Getrieben von den komplexen Satzungetümen, hasten die Schauspieler wie stets bei Pollesch den Gedanken hinterher – wobei auch sie die Texte nicht immer zu begreifen scheinen. Polleschs Stärke ist, das Selbstverständliche zu demontieren und das Diktatorische in vermeintlicher Freiheit zu entlarven. Die neue Produktion ist ihm aber etwas zu routiniert und im Detail unpräzise geraten. Kapitalismuskritik lässt sich leicht als „Pseudokapitalismuskritik“ geißeln, aber Schlagworte ersetzen noch keine Argumentation. Vor allem wird das Phänomen Kreativität nicht differenziert, sondern meint allein den Kampfbegriff der Generation Kreativwirtschaft. Weshalb Pollesch sich, wie er im Programmheft erklärt, natürlich auf keinen Fall „als Kreativen bezeichnen“ würde.

It-Cat

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München – Vorbei die Zeiten von Helden wie Lassie, dem Hund, Flipper, dem Delfin, und Charly, dem Affen. Die Zeiten der großen tierischen Abenteurer. Nun drängt Nachwuchs ins Rampenlicht, der sich niemals die Pfoten schmutzig macht: Choupette Lagerfeld. Eine Katze mit weißem Plüschfell und permanentem Entsetzen in den blauen Augen.

Wahrscheinlich hätte sie sich still und bescheiden in die Riege gewöhnlicher Whiskas-Hauskatzen eingereiht, hätte sich nicht Karl Lagerfeld unsterblich in sie verliebt. Der merkwürdigen Legende nach soll er das Tier von Männermodel Baptiste Giabiconi während dessen Urlaub als Katzensitter versorgt haben. Aufgrund inniger Gefühle blieb Choupette, das Schätzchen, bei Karl, dem Designer, und beide trugen fortan denselben Nachnamen. Wenn es die Gesetze zuließen, sagte Karl Lagerfeld im vergangenen Jahr in einem CNN-Interview, würde er die Katze heiraten. Unter diesen Bedingungen also avancierte Choupette zur Pariser Exzentrikerin und ist inzwischen, so belegt es nun das Buch „Choupette – The Private Life of aHigh-Flying Fashion Cat“, vollends abgehoben.



Immer an Lagerfelds Seite: Katze "Choupette".

Auf 128 schnappschussreichen Seiten erfährt der Leser, dass diese Katze, drei Jahre alt, dreieinhalb Kilo schwer, nirgends ohne ihre Zofen Françoise und Marjorie sowie ihren Bodyguard Sébastien hintappt. Dass sie mit dieser Entourage in maßgeschneiderten Designertaschen reist, und ihre Mahlzeiten am Tisch mit Karl Lagerfeld, 80, von Goyard-Tellern frisst. Sie schnuppert vorher jeweils an aus fünf angerichteten Speisen und wählt eine davon aus. Pasteten, Kroketten, Truthahn, manchmal Kaviar.

Nicht schlecht, vor allem nicht für eine Katze. Aber statt sich unauffällig mit alldem Luxus zu begnügen, wurde Choupette zur It-Cat: Ohne erkennbare Eigenleistung posierte sie auf Lagerfelds Shootings mit Laetitia Casta und Linda Evangelista, zierte die Titelseiten von Vogue, Grazia und Harper’s Bazar. Es ist anzunehmen, dass sie wilde Drogenpartys gefeiert hätte, wären nicht die Gesundheitschecks alle zehn Tage gewesen. Im Netz ist sie eine Berühmtheit mit Wikipedia-Eintrag und Accounts bei Facebook, Twitter, Tumblr und Instagram. Ihr Lieblings-Hashtag: #meow. Follower: mehr als 90000.

Die Anfragen von Firmen, die Choupette als Werbegesicht wollten, wischte Lagerfeld lange Zeit mit behandschuhter Hand beiseite. Die Vogue zitiert ihn so: „Ich bin kommerziell. Sie ist es nicht.“ Diesen Sommer änderte sich das: Lagerfeld, der im aktuellen Stern erzählt, dass er Zugfahrten meidet, weil ihm „die Leute mit ihren Handys und Selfies“ auf die Nerven gehen, setzte Choupette für die Kampagne eines japanischen Kosmetikkonzerns vor die Kameras. Dort wirbt die Katze für künstliche Wimpern und für Lidschatten, der angeblich von ihrer Augenfarbe inspiriert ist. Laut Hersteller ist alles für den menschlichen Gebrauch vorgesehen. Ebenso der Autokalender für das kommende Jahr, für den sich Choupette laut Bild auf den Motorhauben von Kleinwagen „räkeln“ soll.

Das mag im Vergleich zu Kult-Collie Lassie wenig heldenhaft scheinen. Könnte man aber auch ihrem sozialen Umfeld zuschreiben. Denn an Abenteuern zeigt Choupette durchaus Interesse: Im Netz kursieren Videos, die sie passioniert am iPad zeigen, voller Körpereinsatz beim Computerspiel Angry Birds.

Im Namen des Kalifen

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Bei Gott, der Kalif ist wirklich kein Freund des freien Worts. Der Erlass seines Medienministerium liest sich in allen elf Punkten als Mischung aus Glaubensbekenntnis und sittenwidrigem Knebelvertrag: Wer als Journalist aus dem „Kalifat-Staat“ berichten möchte, muss dem Kalifen Ibrahim die Treue schwören. Neben diesem wohl absurdesten Diktum der Mediengängelung seit Erfindung der Druckerpresse haben sich die Kopf-ab-Islamisten Dinge einfallen lassen, die schon aus totalitären Systemen bekannt sind, die moderner gestrickt sind als der neue Gottesstaat. Der Journalist untersteht der Aufsicht eines islamistischen Presseamts. Er darf ohne Genehmigung nicht berichten. Er kann sich seine Arbeitgeber nicht frei aussuchen, da bestimmte internationale Medienorganisationen wie der Fernsehsender Al-Jazeera auf der schwarzen Liste des IS stehen.



Der "IS" ist sich der Macht der Medien bewusst - und versucht diese gewaltsam gleichzuschalten.

Wer gegen die Elf-Punkte-Liste verstößt, „kann zur Rechenschaft gezogen werden“. Zum Schluss dann der Satz: „Diese Regeln sind nicht abschließend. Sie können jederzeit geändert werden unter Bezug auf die Umstände und das Maß der Zusammenarbeit der Journalisten mit den Brüdern in den IS-Medienbüros.“ Na, dann ist ja gut schreiben.

Ausländische Medienleute haben somit keine lebensnahe Chance, aus dem religiösen Absurdistan zu berichten, dass der selbsternannte „Führer der Gläubigen“ im Sommer in Teilen des Iraks und Syriens ausgerufen hat. Einige lokale Journalisten arbeiten aber mit dem IS-Medienbüro zusammen. Neben Kalifatsanhängern dürften es Reporter sein, die aus dem IS-Gebiet nicht fliehen können und dort zur Kooperation gezwungen werden. Der syrische Aktivist Maher aus Deir al-Zor schrieb auf Facebook: „Die Belästigung der Aktivisten zielt darauf ab, ihre Berichterstattung über die repressive IS-Herrschaft zu unterbinden.“ Was unter Belästigung zu verstehen ist: Androhung der Kreuzigung des widerspenstigen Journalisten oder Verhaftung von Familienmitgliedern.

Der „IS-Pressekodex“ zeigt, dass die Ideologen des „Islamischen Staats“ sich über die Funktion der Medien sehr wohl im Klaren sind. Während sie selbst die sozialen Netzwerke professionell nutzen und ihre Botschaft global verbreiten, setzen sie bei den Medien im eigenen Herrschaftsgebiet auf die alten Methoden der Unterdrückung der klassischen Medien und reglementieren zudem den Gebrauch von Facebook, Twitter und Blogs.

Der Aktivist Maher ist fair genug, den Medienterror der Islamisten mit dem des bis heute über Syrien herrschenden Staatschefs Baschar al-Assad zu vergleichen: „Das Regime hat viele Journalisten verhaftet, eingesperrt, gefoltert, zahlreiche starben.“ Er kommt dennoch zu dem Schluss, dass die Schreckensherrschaft des Kalifen selbst die des Bluthunds Assad in den Schatten stellt.

Die 75 feiern - und dann sterben

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Angestrichen:
„That’s how long I want to live: 75 years.“     

Wo steht das denn?
Auf der Website des „Atlantic“. Und zwar schon ein paar Wochen. Die Diskussion um den Artikel von Ezekiel J. Emanuel verläuft aber offenbar in Schüben, weshalb er immer wieder unter den meistgelesenen auftaucht.    




Ezekiel J. Emanuel wird ab seinem 75. Geburtstag jegliche medizinische Hilfe verwehren.

Worum geht es?
Emanuel ist Chef des „Clinical Bioethics Department“ am US National Institutes of Health und des „Department of Medical Ethics & Health Policy“ der Universität von Pennsylvania. Und es geht ihm tatsächlich zunächst mal nur um diese Zahl: 75 Lebensjahre. Und zwar nicht als Wunsch an Gott, ihm doch bitte wenigstens diese Lebenszeit zu gewähren, sondern als angepeilte Obergrenze. Emanuel möchte nicht älter als 75 werden, weil das statistisch gesehen das Alter ist, bis zu dem die meisten Menschen noch ohne chronische körperliche und geistige Beschwerden leben.  

Der heute 57-Jährige wird zu diesem Zeitpunkt (nach eigener Einschätzung) jedenfalls ein erfülltes Leben gelebt haben. Seine Kinder werden erwachsen sein. Die Enkel hat er auch noch mitbekommen. Und wie wichtig oder unwichtig sein Beitrag zu dieser Welt auch sein mag: mit 75 wird er ihn geleistet haben. Es sei dann keine Tragödie mehr, wenn er sterbe. Im Gegenteil. Dazu gleich mehr.  

Vorher muss man betonen, dass Emanuel niemanden von seinen Ansichten überzeugen will, sondern von einem subjektiven Lebensentwurf spricht. Wenn auch mit provokanter Absicht. Und, dass er ein entschiedener Gegner von Sterbehilfe ist. Er hat in vielen Artikeln klar Position gegen jede Form von unterstütztem Selbstmord bezogen. Begründung: Menschen, die nicht mehr leben wollen, litten in aller Regel nicht unter unablässigen Schmerzen, sondern unter Depressionen. Sie bräuchten keine Sterbe- sondern psychische Hilfe.  

Deshalb geht es Emanuel nicht darum, sein Leben mit 75 aktiv zu beenden. Er will nur nichts mehr tun, um es künstlich zu verlängern, was genauer bedeutet, dass er nur noch palliativen ärztlichen Behandlungen zustimmen wird. Keinen mehr also, die auf eine Heilung abzielen. Selbst einen Katalog liefert er: keine Krebsvorsorgeuntersuchungen oder -behandlungen mehr, keine Belastungstests, kein Herzschrittmacher oder Defibrillator. Keine Bypassoperationen, keine künstlichen Herzklappen. Überhaupt: keine Operationen. Nicht einmal mehr Antibiotika will er noch nehmen. Kurz: Er stimmt nichts mehr zu, was sein leben künstlich verlängern würde. „I will die when whatever comes first takes me.“  

Emanuel begründet seine Haltung mit vielen kleinen Argumenten, von denen einige, wenn nicht gar alle (dessen ist er sich auch bewusst), der Mehrheit als wenigstens etwas krude erscheinen werden. Sie berühren alle einen zentralen Satz:  

Der Tod sei zweifelsohne ein großer Verlust. Aber: „Living too long is also a loss.“ Wer zu lang lebe, der verliere nach und nach alles, was das bisherige Leben ausgemacht habe. „It renders many of us, if not disabled, then faltering and declining, a state that may not be worse than death but is nonetheless deprived.“ Zu lang zu leben sei also vielleicht nicht so schlimm wie der Tod, beraube uns aber trotzdem vielem: Man könne immer weniger beitragen zur Arbeit, der Gesellschaft, der Welt. Die Kreativität gehe rapide verloren, was Emanuel wieder mit Statistiken begründet, denen zufolge der durchschnittliche Physiknobelpreisträger die der Ehrung zugrundeliegende Entdeckung mit 48 gemacht hat. Komponisten würden im Mittel mit 26 ihr erstes wichtiges Werk schreiben und mit etwa 40 Jahren den Zenit erreichen. Die letzten bedeutenden Arbeiten brächten sie mit 52 zustande.  

Das alles führe dazu, dass wir unserem Umfeld (und unseren Familien) nicht mehr als umtriebige Macher sondern als kraftlose Tattergreise in Erinnerung bleiben, die in den letzten Jahren vor allem die Frage „Was hat sie gerade gesagt?“ stellen. Womit er, nicht sehr überzeugend, das Argument entkräften möchte, dass es ja auch lebenswert sei, im Alter statt Innovationen hervorzubringen eben drollig mit den Enkeln zu spielen.  

Und was lernen wir daraus?

Zunächst wirft der Text eine Frage auf, die sich sicher kontrovers diskutieren lässt: Was macht ein Leben lebenswert? Ist es tatsächlich der gesellschaftliche Beitrag, den zu leisten man noch imstande ist? Oder ist ein herrlich tattrig-fauler Lebensabend voll von Vogelbeobachtungen und ziellosen Spaziergängen nicht genauso viel wert?  

Mehr wirkt es aber, als wolle Emanuel mit einer reißerischen These eigentlich etwas anderes kritisieren: das, was er den „American immortal“ nennt. Der glaube nämlich quasireligiös an die „compression of morbidity“, also daran, dass wir, während wir die durchschnittliche Lebenserwartung erhöhen, auch die Zeit verlängern, in der wir frei von Krankheiten sind. Tatsächlich, hier beruft Emanuel sich diverse Untersuchung von Kollegen, sei das Gegenteil der Fall:  

Mit steigender Lebenserwartung erhöhe sich eben nicht die Anzahl der gesunden Jahre, sondern lediglich die, in denen wir unter körperlichem und geistigem Verfall litten: Wir hätten zwar das Leben verlängert, nicht aber das Altern hinausgezögert oder erträglicher gemacht: „Over the past 50 years, health care hasn’t slowed the aging process so much as it has slowed the dying process.“ Damit gelte: Die American immortals leben zwar länger als ihre Eltern, „but they are likely to be more incapacitated“.  

Woran Emanuel im Nachfassen noch zwei politische Forderungen knüpft: Er plädiert dafür, die Lebenserwartung nicht als Maßstab für die Qualität der Gesundheitsversorgung eines Landes heranzuziehen. Der Umstand, dass Menschen in einem Land lange leben, heiße nämlich noch lange nicht, dass sie das auch gesund tun. Und er fordert, statt stur an der Verlängerung des Lebens zu arbeiten, mehr Ressourcen in die Forschung zu Alzheimer und allen Beschwerden zu stecken, die mit dem Alter kommen. Und das ist, umständlicher Weg hin oder her, ja ein gewichtiger Punkt.

Wo ist Kim?

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Ein Mal Tokio Hotel sehen ist besser als hundert Mal Tokio Hotel hören, lautet ein koreanisches Sprichwort.  




Das neue iPhone lässt sich in Nordkorea nicht auftreiben. Auch der Diktator musste in die Warteschlange.  




Helmut Kohl kennt sich aus mit geteilten Staaten. Kim Jong Un wollte sich weiterbilden bei der Vorstellung von Kohls neuem Buch „Vom Mauerfall zur Wiedervereinigung. Meine Erinnerungen“. In den Buchhandlungen in Pjöngjang läuft dieses Thema aber noch unter Science-Fiction.   




Nach fünf Maß bettet sich auch der stärkste Mann auf den Kotzhügel. Papis Cognac-Sammlung haut nicht so rein.  




Kim Jong Un sieht nicht gerade aus wie ein Dauerläufer aus Kenia. Aber beim Berlin-Marathon bewies er Willenskraft und schwitzte das Wiesnbier wieder raus.




Der schwarze Stein von Mekka wird von den Gläubigen mit Küssen und Berührungen verehrt. Könnte man für Kim-Statuen daheim auch einführen.




Fußball wäre genau Kims Ding, wären da nicht diese lauten Fans! Zum Glück haben die Behörden beim Geisterspiel des FC Bayern gegen Moskau eine Ausnahme gemacht und wenigstens den Diktator reingelassen.  



„Schrei vor Glück oder schick´s zurück“? Im Falle dieses Bilds vom Börsengang von Zalando besser Deckel wieder drauf!



Viele Staaten würden Kim gerne auf den Mond schießen. Er war jetzt schon mal ganz nah dran. Von der ISS aus hat er sich die Erde von oben angeschaut.

Mädchen, denkt ihr über euren Geruch nach?

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Die Jungsfrage:





Euer Intimgeruch ist in der allgemeinen Wahrnehmung irgendwie präsenter als der unsrige. Wer auch nur hin und wieder in Kontakt mit Highschool-Komödien oder Schulhöfen kommt, merkt: Die Verbindung von Vagina und Fisch ist ein Phänomen der Popkultur, das über Generationen in Form von Witzchen und Sprüchen weitergereicht wird. Als würde eine Vagina grundsätzlich nach Fisch riechen bzw. stinken, denn darum geht es ja bei all den dämlichen Zoten: um den per se irgendwie schlechten Geruch eures Geschlechtsteils.  

Was ja nun, wenn wir das ein für allemal feststellen dürfen: gigantischer Unsinn ist. Wir Jungs mögen den natürlichen Geruch einer Vagina. Wir lieben ihn sogar. Er wirkt auf uns erotisierend! Und ein wirklich unangenehmer Fischgeruch tritt ja, falls wir halbwegs richtig informiert sind, nur dann auf, wenn irgendwas medizinisch nicht ganz im Lot ist.  

Das Witzeln mit eurem Intimgeruch ist also insgesamt eher ein Phänomen von verdrucksten Pennälerrunden, die auch über Worte wie "Eichelkäse" hysterisch lachen. Aber: Es sind fast ausschließlich Jungs, die das tun. Ihr selbst sprecht eigentlich nie über den Duft eures Intimbereichs. Selbst von Mädchen, die komplett unverklemmt über, sagen wir, Muschifürze lachen, haben wir noch nie ein Wort über Vaginalgeruch vernommen. Warum eigentlich?  

Liegt es daran, dass wir Jungs das Thema mit den blöden Fischmarkt-Witzen irgendwie versaut und euch verunsichert haben? Mal im Ernst: Wie wichtig ist euch das Thema? Denkt ihr viel darüber nach?

Auf der nächsten Seite: die Mädchenantwort von friederike-vonhelden.
[seitenumbruch]
Die Mädchenantwort:




Ja. Klar ist unser Körpergeruch ein Thema. Und ganz besonders unser Muschigeruch.  

Unsere Vagina ist, wie man als Kind von nur so mittelgut aufgeklärten und mittelfortschrittlichen Eltern gelernt hat, etwas tendenziell Unanständiges, um nicht zu sagen Schmutziges, von dem man mindestens in der Öffentlichkeit die Finger zu lassen hat. Dazu kommt, dass wir nicht sehen können, was genau in dem Bereich vor sich geht, wenn wir nicht gerade den Handspiegel zur Hilfe nehmen, was ja irgendwie... also in der Theorie voll super, in der Praxis irgendwie total abtörnend ist. Das heißt, wir sind unserer eigenen Muschi ein bisschen fremd und ihr habt einen viel unmittelbareren Zugang dazu als wir, optisch und olfaktorisch. Und selbstverständlich haben wir jeden einzelnen der überaus doofen Pennälerwitze (zum Beispiel der über den Blinden, der über den Fischmarkt läuft) registriert. Und jeder einzelne Witz hat etwas mit uns gemacht.
  
Als Frau mit der eigenen Sexualität in sämtlichen Schattierungen und Auswirkungen einigermaßen im Reinen zu sein, ist entweder ein großes Gottesgeschenk oder aber – ich glaube, in den meisten Fällen – Ergebnis langer Arbeit. Viele, viele Mädchen und junge Frauen schämen sich prophylaktisch für jeden Scheiß, der ihnen durch den Kopf geht, kurz bevor es zum Sex kommt. Also Speckrollen, wenn sie sich zur Seite beugen. Die verschieden großen Brüste. Zu kurze Finger. Haare am Bauch oder am Busen. Die Form der Schamlippen. Herrgott! Der ganze Körper ist eine einzige Ansammlung von Defiziten, für die sie sich schämen.

Und nur, wenn sie sich diese Schämspiralen im Laufe ihres Lebens abtrainieren, schaffen sie es auch, ein einigermaßen erfülltes Sexualleben zu haben. Weil: versuch du mal einen Orgasmus zu kriegen, wenn dir dein Kopf die ganze Zeit sagt: „Bauch einziehen, stöhn nicht so blöd, entspann mal deine Gesichtsmuskulatur, Alte, hast du dich auch gewaschen, riechst du nicht vielleicht doch ungefähr so wie der Viktualienmarkt hinterm „Nordsee“-Stand?“ Na? Ganz schön sexy, oder?!

Jedenfalls, worauf ich hinaus will: Ja. Ja! Wir denken über ALLES nach. Und natürlich denken wir auch über unseren Geruch nach. Wir haben Angst, dass wir zu intensiv riechen, gar stinken. Und kriegen auch manchmal plötzlich Panik kurz vor einer Verabredung, dass wir möglicherweise irgendwie animalisch, versaut, oder gar stinkig riechen und ihr euch insgeheim vor uns ekelt.  

Und so ganz weit hergeholt ist diese Furcht ja nicht. Denn unser Körpergeruch ändert sich eigentlich ständig. Wir können anhand unseres Geruchs feststellen, ob wir bald unsere Tage kriegen. Oder ob wir mal wieder eine dieser unfassbar nervigen Infektionen haben, die übrigens nichts mit der Körperhygiene zu tun haben, sondern mit dem pH-Wert und manchmal mit der falschen Ernährung.  

Es gibt zwei tröstliche Gedanken, an die ich dann immer denke, wenn meine Kopfspirale mir mal wieder jeden sexy Gedanken aus dem Gehirn schraubt:

1. Sobald es heiß und schweinisch wird, sinkt die Ekelschwelle eines jeden Menschen rapide ab und wir finden auf einmal geil, was wir normalerweise eher eklig fänden.

2. Es ist ja nicht so, als würde euer Geschlechtsorgan nach Veilchen riechen. Auch bei euch ist der spezielle Körpergeruch, ach was, Pimmel-Geruch ein Thema. Und wir finden den ja auch irgendwie gut, gerade weil er nicht nach Rosen oder Flieder duftet, sondern sehr privat riecht, irgendwie erdig, ein bisschen schweinisch und aber auch: geil.

Wir haben verstanden: KW 41

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  • Es ist möglich, ganz ohne Alkohol und Gegröle über Nacht seine Stimme zu verlieren.

  • Die Vermeidungsstrategie "einfach mal nicht auf wichtige Mails antworten" hat noch nie funktioniert. Echt.

  • Man sollte einfach nicht seinen Geldbeutel verlieren. Und wenn man es doch eines Tages tut, wird man feststellen, dass die Führerscheinbehörde die schlimmste aller Behörden ist. Nur sie verlangt eine eidesstattliche Erklärung dafür, dass man seinen Führerschein verloren hat (und nicht verhökert oder was?!).

  • Es gibt Menschen, die sind so viel besser, als man es je für möglich gehalten hätte.

  • Diese Menschen übersieht man viel zu oft, weil sie oft nach nicht besonders viel aussehen.

  • Total schlimm, aber ab einer gewissen Beschäftigungsfrequenz leider unumgänglich: sich mit Freunden zum Telefonieren verabreden.

  • Es gibt kaum etwas Schöneres, als abends im Bett noch viel zu lange zu lesen, weil das Buch so unfassbar spannend ist.

  • Mit einem Kater zum Arzt gehen ist so unfassbar peinlich, dass man es auch nur einmal im Leben macht (hoffentlich!)

  • Mit 17 Jahren darf man noch nicht Auto fahren. Aber Friedensnobelpreisträger werden geht.

  • In Legehennenbetrieben sieht es weit schlimmer aus, als man denkt, wenn man die hübschen Eierpackungen sieht, auf denen "Bodenhaltung“ steht. 

  • Beim Tanzen  auf einer "Boiler Room"-Veranstaltung immer schön auf die Manieren achten!

  • Es wäre schön, jetzt 11 Jahre alt zu sein und in Celtenham, England zu wohnen. Da hat eine Jedi-Schule eröffnet. Mit Laserschwertern.

  • Unbeschreiblich gutes Gefühl: Fünf Jahre alten Computer gegen einen neuen tauschen.

  • Die meisten Menschen haben Twin Peaks gar nicht gesehen.

  • Es existiert eine Gesangstechnik namens "Polyphonic Overtone Singing". Und wer sie beherrscht, klingt wie jemand, der ein sehr musikalisches Alien verschluckt hat. http://www.youtube.com/watch?v=vC9Qh709gas

  • Kunst kann überfüllte Flüchtlingslager zwar leider nicht leerer, aber wenigstens schöner machen:

    Das Künstlerduo Herakut hat vergangene Woche in der Münchner Bayerkaserne zusammen mit Flüchtlingskindern zwei Wände bemalt

  • Mit Oropax schlafen, wenn man es sonst nicht tut, ist wie Kurzurlaub.

  • Man kann mit Crowdfunding auch versuchen Dinge zu verhindern. Zum Beispiel die UK-Tour von Nickelback.

  • Leider noch nicht verstanden: Wer kauft bei den unzähligen Obstständen in Münchens Fußgängerzone?

  • Das Komitee des Friedensnobelpreises hat offenbar schon auf uns gehört. Also weiter! Nächste Wünsche: Weltfrieden und Pullis, bei denen das flausche-weiche Innenfutter beim Waschen nicht verfusselt!

  • Wenn auf einem Konzert alle über die Band auf der Bühne lästern und dann feststellen, dass eigentlich noch die Vorband spielt, sollte die Hauptband an ihrer PR arbeiten.


  • Nicht verstanden: Ist es legitim, den Partner anzustecken, damit man nicht alleine krank sein muss?

  • Alles mit Zimt schmeckt nach Weihnachten. Ausnahme: Tequila Gold.

  • Sachen über den Winter in einen feuchten Keller stellen – keine gute Idee.

  • Professoren sind die einzigen Menschen, die Mails noch mit "mfg" unterschreiben.

  • Wohnungen besichtigen ist eigentlich Menschen besichtigen.

  • Unser Alltag ist voller Gates! Schrecklich!

  • München kann das mit dem Herbst ziemlich gut (erst hat man schon die Winterjacke getragen, auf einmal sitzt man wieder im T-Shirt rum).

  • "Bewahren Sie sich das" ist ein Satz, für den man schief angeschaut wird, wenn man ihn zu Vorgesetzten sagt. Andersrum funktioniert's unkomplizierter. 

Wie lebt es sich in ... München?

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Dieser Text ist Teil des Studentenatlas' von jetzt.de und SZ.de. Ab sofort wird jede Woche eine neue Stadt freigeschaltet. Wenn du auch deine Lieblingsorte verraten möchtest, maile den ausgefüllten Lückentext an studentenatlas@sz.de.




Ursprünglich bin ich nach München gekommen, um zu studieren. Mittlerweile lebe ich hier seit sechs Jahren. Am besten gefällt mir an München, dass hier viel mehr „geht“, als von Nicht-Münchnern gern behauptet wird. Immer noch nicht gewöhnt habe ich mich an die vielen Verbotsschilder.
Im Sommer ist es abends auf dem Olympiaberg am schönsten. Im Winter sollte man besser ins Haus der Kunst gehen. Bei Regen gehe ich am liebsten: Zu einem Konzert ins Milla.
Bestes Viertel der Stadt: Haidhausen, weil es hier am ehesten noch so etwas wie eine Straßenkultur gibt. Zum Frühstücken gehe ich am liebsten: Ins Fortuna, weil da der Kaffee am besten schmeckt. Bestes Café der Stadt: Der Gutfeeling Record Store. Café und Plattenladen in einem – herrlich.
Mit Freunden gehe ich am liebsten dort essen: Ins Manam in Haidhausen. Mittlerweile weiß wohl jeder, wie gut das thailändische Essen hier ist, drum muss man fast immer anstehen. Gastraum und Küche zusammen sind nämlich kaum größer als fünf Quadratmeter.
Mit meinen Eltern gehe ich eher in: Das Dal Cavaliere in der Weißenburger Straße. Von den Pizzen ist eher abzuraten, aber Pasta isst man in München nirgends besser. Auch die Fleisch- und Fischgerichte sind toll.
Mein Lieblingskino: Das Museum Lichtspiele hat eine super Filmauswahl und einen hohen Gemütlichkeitsfaktor. Seit 1977 wird hier außerdem die „Rocky Horror Picture Show“ gezeigt – unbedingt an der Kasse nach den Mitmach-Packages fragen! Die Preise sind moderat (um die 8 Euro), am Kinotag (Montag) kostet der Eintritt sogar nur 5,90 Euro.
Mein Tipp für München-Kenner: Nach über einem Jahr Pause hat das Import Export wieder eröffnet. Die „Import Export Kantine“ ist an der Dachauer Straße und fast noch schöner als die alte Location.

josef-wirnshofer

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Ursprünglich bin ich nach Münchengekommen, um zu studieren.Mittlerweile lebe ich hier seit 3 Jahren, habe fertig studiert und könnte es noch eine ganze Weile hier aushalten. Am besten gefällt mir an Münchendie Isar.Immer noch nicht gewöhnt habe ich mich an 16 Jährige mit Prada-Taschen. Sponsored by Papi.
Im Sommer ist es an den naheliegenden Badeseen rings um München am schönsten. Im Winter sollte man besser einen Spaziergang zum Nymphenburger Schloss machen.Bei Regen gehe ich am liebsten nicht raus.
Bestes Viertel der Stadt: Thalkirchen, da gibt es alles was man so braucht gleich um die Ecke - gute Anbindung, Natur und das gemütliche Café nebenan. Zum Frühstücken gehe ich am liebsten in das kleine Frühstückscafé namens Trachtenvogl. Zwischen zusammengewürfelten Flohmarktmöbeln kann man da wunderbar einen entspannten Vormittag verbringen, ohne ein gesamtes Monatsgehalt loszuwerden. Bestes Café der Stadt: Die „Urban Bakery“ in der Urbanstraße. Nicht nur weil eine Freundin dort arbeitet und es deswegen regelmäßig gratis Kuchen und Kaffee gibt, sondern auch weil dort jeder jeden zu kennen scheint.
Mit Freunden gehe ich am liebsten dort essen: Ins Lucullus in Untergiesing. Von außen unscheinbar aber unfassbar leckeres griechisches Essen und gratis Ouzo bis zum Umfallen. Mit meinen Eltern gehe ich eher in Sendling zum Stemmerhof. Das geht aber auch nur wenn Papi zahlt.
Mein Lieblingskino ist das Open-Air Viehhof-Kino, was logischerweise nur im Sommer geöffnet hat. Das Ticket kostet zwar stolze neun Euro, aber dafür ist im Paket eine tolle Atmosphäre und größtenteils eine gute Filmauswahl enthalten. Wer will kann vor Filmbeginn (meist 21 Uhr) im Biergarten noch seinen den Magen verwöhnen.  
Mein Tipp für München-Kenner: Wer abends gerne einen Schaufensterbummel mit anschließendem Barhopping verbindet, ist im Glockenbachviertel genau richtig. 

jule-lange


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Ursprünglich bin ich nach Münchengekommen,
um zu studieren. Mittlerweile lebe ich hier seit 8Jahren.Am besten gefällt mir an München der Eisbach mit seinen Surfern.Immer noch nicht gewöhnt habe ich mich an die Abneigung der Bayern gegen „Preißn“.
Im Sommer ist es Biergarten am Ostpark am schönsten. Im Winter sollte man besser zum Snowtubing nach Bayrischzell fahren. Bei Regen gehe ich am liebsten gar nicht raus.
Bestes Viertel der Stadt: Die Maxvorstadt. (Nicht zu verwechseln mit Schwabing!) Dort habe ich die ersten Jahre gewohnt. Man ist schnell an der Uni, schnell in der Stadt und fühlt sich immer sicher.
Zum Frühstücken gehe ich am liebsten nirgendwo hin. Ich kann ohne Frühstück nicht aus dem Haus, da werd ich unleidig. Bestes Café der Stadt: Da ich keinen Kaffee trinke: Das Sarcletti. Kaffee gibt’s da auch, aber großartiger ist das Eis! Mit Freunden gehe ich am liebsten dort essen:L'Osteria. Riesen-Pizza. Und jeder guckt mich komisch an, wenn ich eine ganze Pizza bestelle und dann auch tatsächlich esse.
Mit meinen Eltern gehe ich eher in das türkische Restaurant Myra in Sendling. Tolles Essen, schöne Location, nette Menschen.
Mein Lieblingskino: Das Atelier-Kino in der Sonnenstraße. Da gehe ich mittwochs häufiger mal in die Sneak-Preview. 
Mein Tipp für München-Kenner: Fahrt nach Hamburg, da isses schöner.

jbo007

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Ursprünglich bin ich deshalb nach München gekommen: Ich hatte keine Wahl, ich bin hier geboren. Mittlerweile lebe ich hier seit 24 Jahren hier, mit eineinhalb Jahren Unterbrechung. Am besten gefällt mir an München, dass man an der Isar die besten Sommernächte verbringen kann. Immer noch nicht gewöhnt habe ich mich an all die Polizisten, die an jeder Ecke stehen um mich dabei zu ertappen, wie ich bei rot über die Straße gehe.
Im Sommer ist es an der Isar, im Englischen Garten und natürlich in all den Biergärten am schönsten. Im Winter sollte man besser Eisstockschießen im Nymphenburger Kanal. Bei Regen gehe ich am liebsten ins Kino oder in eines der vielen Kunstmuseen.
Bestes Viertel der Stadt: Das Gärtnerplatzviertel, weil ich aufgewachsen bin und man zu jeder Zeit Hipster und Models gucken kann. Zum Frühstücken gehe ich am liebsten: In den Trachtenvogl, da gibt’s leckere Weißwurst. Bestes Café der Stadt:Hoover & Floyd. Ist gleich bei mir um die Ecke. Perfekter Ort um am Nachmittag zu kommen und bis spät in die Nacht zu bleiben. Man kann mit Kaffee anfangen und später auf Bier umsteigen. Mit Freunden gehe ich am liebsten dort essen: In der Taverne Anti - Gutes Gyros, super Stimmung und der Kellner rechnet im Kopf schneller als jeder Taschenrechner. Mit meinen Eltern gehe ich eher in die Trattoria Bellini in der Nymphenburger Straße. Das ist unser Familientreffpunkt.
Mein Lieblingskino: Das City Kino in der Sonnenstraße. Weil dort einfach immer die Filme laufen, die mich gerade am meisten interessieren und das auch noch auf Englisch mit Untertitel. Kinotag ist dort am Montag und Dienstag, ein Ticket kostet dann 6,50 Euro.  
Tipp für Kenner: Wenn man zu viel Geld übrig hat: ab zum Pferde-Wetten in der Galopp-Rennbahn in Riem.

alexander-gutsfeld

Wochenvorschau: So wird die KW42

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Wichtigster Tag der Woche?  
Freitag! Meine Freizeit verbringe ich nämlich in einem stickigen Raum, mit den immer gleichen Typen und wohlklingendem Lärm: Ich spiele in einer Band, die „King the Fu“ heißt. An diesem Freitag wagen wir uns mal wieder auf eine Bühne und geben ein Konzert zusammen mit „We Destroy Disco“. Befreundete Typen, die gute Typen sind! Das Konzert findet statt im „Glyzerin“in Augburg. Kommt rum...   

Kulturelles Highlight? 
Die jetzt.de-Redaktion nimmt am Samstag all ihren Mut zusammen und liest aus den schönsten, besten und verrücktesten jetzt-Werken vor. Eine buntes Füllhorn an Texten, zusammengestellt aus Online-Magazin, Printseiten der SZ und dem jetzt-Magazin. Nebenbei gibt’s kniffelige Rätsel, deren Lösung mit Schnaps und anderen Goodies belohnt wird. Und wer nichts erraten kann, der sei beruhigt: die Einnahmen des Abends stecken wir der Bar zu! Und die zaubern daraus Freibier für euch! Ein Kreislauf der Glückseligkeit. Um 20 Uhr geht’s los mit dem vierten jetzt.de-Kneipenabend. Im schönen Theater Heppel & Ettlich in München.

Was mich politisch interessiert:  
Oft kauft man ja die Katze im Sack. Das gilt generell für Politiker und speziell für Verteidigungsministerinnen. Da nimmt man einen schicken Job an, mit militärischen Ehren und Pipapo – und dann stellt sich heraus, dass nicht alles Gold ist, was in Tarnfarben daher kommt. An allen Ecken und Enden fehlt es an den wichtigsten Dingen. Wenn ich Frau Von der Leyen wäre, würde ich mich nicht mehr hinsetzen wollen – könnte ja ein Schleudersitz sein.

Soundtrack:
Jeden Morgen das gleiche Spiel: nerviges Pendeln. Noch leicht verschlafen warte ich am Bahnsteig, zwänge mich in den viel zu hellen Zug, und setze mich ans Fenster. Weil ich müde bin lasse ichdie Welt an mir vorbeiziehen und höre „Star Guitar“ von den Chemical Brothers.

http://www.youtube.com/watch?v=615FUp8aUmU

Dann München Hauptbahnhof. Umsteigen. Treppe runter. Zwischen den anderen Gehetzten in Richtung S-Bahn. Überall Gesichter. Alle schauen ins Smartphone. Ich träume mich nach Mexiko.  

http://www.youtube.com/watch?v=h0D5Jhl7F9o
 
Wochenlektüre: 
Auch wenn es wirr klingt: ich werde mir auf jeden Fall „Vermächtnis. Die Kohl-Protokolle“ einverleiben. Ob es eine Biographie oder eher eine Enthüllung ist, darüber ist man sich wohl noch nicht einig. Die mediale Schlammschlacht mit dem Ghost-Writer ist auf jeden Fall vielversprechend. Skandal! Unautorisiert! Ich falle einfach mal auf die PR-Kampagne rein. Sätze wie „Merkel konnte nicht mit Messer und Gabel essen“ lassen jedenfalls Großes hoffen.



Er so: Drogen, Frauen und Rock'n'Roll. Wir so: Popcorn und Cola. James Brown.

Kinogang:  
Bin ein fauler Kinogänger, aber „Get on up!“, sag ich mir. Neu im Kino: das Bio-Pic über das Leben des James Brown. Sein Weg zum „Godfather des Soul“ ist auf jeden Fall eine Geschichte wert. Mit gepresster Stimme und ziemlich viel Groove hat James Brown Popmusik mal eben sexy gemacht. Musiker und ihr turbulenter Lebensstil sind guter Stoff für Hollywood. Das weiß man spätestens seit den Filmen über Ray Charles und Johnny Cash. Die so: Drogen, Frauen und rücksichtslos für die Kunst gelebt. Wir so: Popcorn und Softdrink.  

Geht gut diese Woche: 
Gartenarbeit. Der Herbst bläst die bunten Blätter von den Bäumen. Alles riecht nach Kartoffel-Feuer und die Igel machen sich bereit für den Winterschlaf. Goldener Oktober! Letzte Vorkehrungen im Schrebergarten müssen getroffen werden. Ja, ich bin ein Laupenpieper! Bin da so reingerutscht. Aber es ist schön und im Sommer füllt sich mein Kühlschrank mit geschätzten 1000 Zucchini. Habe schon ein Kochbuch gekauft: „Kochen mit Zucchini“.  

Geht gar nicht: 
Unbequeme Schuhe. Bei meinen Sprints durch Bahnhofshallen und unterirdische Tunnelsysteme zählt jede Hundertstelsekunde. Da ist Bodenhaftung gefragt.

Der Sonntag mit ... Smile and Burn, Band

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http://www.youtube.com/watch?v=4UITz3z9c0I
Das Video zu "Expectations"

Name: Chris
Alter: 30

Geburtsort/Wohnort:
Geboren in Berlin Marzahn. Ja, echt. Ein richtiger Berliner. Von der Stadt bin ich jetzt aber ins Dorf Friedrichshain gezogen und bewege mich nur noch zwischen Ostkreuz und Frankfurter Allee. Da habe ich, neben der Nähe zur Großstadt, alles was ich brauche. Bloß nicht das andere Ufer der Spree betreten!

So erkläre ich meinen Job meiner Oma: Job Nr. 1: Genau Omi, so wie Deichmann bloß ohne Tiere
Job Nr. 2: Genau Omi, so wie Robben & Wientjes nur kleiner
(hätte ich gerne als Job) Nr. 3: Genau Omi, so wie Gitarre, bloß einfacher.

Mein liebster Wochentag:
Montag bis Freitag ist Krieg. Ich bevorzuge den Waffenstillstand am Samstag.

Aktuelle Projekte:
Unser neues Album "Action Action", das am 3. Oktober erschienen ist. Die Platte hat uns das letzte Jahr auf Trab gehalten und wird es wohl auch hoffentlich noch ein, zwei Jahre tun.





08:07 Uhr 
Verdammt. Wieder aus Versehen um 8 Uhr aufgewacht. Je älter man wird, desto kürzer wird die Nacht. Naja.




9:02 Uhr
Der Tag beginnt und es gibt erst mal Frühstück im Bett. Im Liegen isst es sich am besten, ein Fest für Gaumen und Magen. Nutella, Spekulatius-Aufstrich, Erdnussbutter - nur gute Sachen. Für das Gefühl, doch noch etwas Gesundes zu mir genommen zu haben, gibt es noch 0,2 Liter Orangensaft (100 %). Perfekt.




09:55 Uhr
Haushalt. Abwaschen. Couch. Wir gucken die Wiederholung vom BUVISOCO oder so. Die Sendung, Stefan Raab und die Bands sind sehr spannend.




11:53 Uhr
Irgendwo zwischen Duschen und dem Weg zum Bahnhof ist leider etwas Zeit flöten gegangen. Der narrensichere Zeitplan ist nicht mehr existent. Ich sag mal lieber Bescheid. #sameherr 




12:19 Uhr  
Erfolgreich konnte ich meine Verspätung von 10 auf 20 Minuten ausbauen. Doch ich scheine nichts verpasst zu haben. Sehr gut. Kurz die Neuigkeiten ausgetauscht, das Mittagessen hinuntergeschlungen und die wichtigen Sachen besprochen und dann rann an die Samples und Einspieler für unser Set für die Release Show.




13:38 Uhr 
Samples und Einspieler sind eher Wollis Bereich. Er hackt Sachen in den Computer und wir lauschen gespannt. Absolut gerechte Arbeitsteilung halt.




14:20 Uhr  
Jeder muss ja sehen, wie er über die Runden kommt. Daher geht’s jetzt nach Kreuzberg, wo ich auf einem Konzert niedere Tätigkeiten verrichten werde. Gut das ich studiert habe. Auf dem Weg prüfe ich noch kurz die Arbeit unserer Promo-Abteilung - Test bestanden.




15:00 Uhr  
Pünktlich wie die Sonnenuhr melde ich mich zum Dienst im "Bi Nuu". The Club Formerly Known As "Kato". Warum der Name geändert wurde, ein ewiges Geheimnis. Trotzdem ein sehr toller Laden.




16:46 Uhr
Puh, Pause. 1,5 Stunden harte Arbeit fordern ihren Tribut. Während die Band mit dem Soundcheck anfängt, gibt es erst mal Mittag mit dem Chef. Lecker Indisch. Man gönnt sich ja sonst nichts.




18:26 Uhr
 
Der unfassbare, unerträglich lange Soundcheck nähert sich dem Ende und ich mache mich mit meiner heutigen Aufgabe vertraut, sie lautet: BEWACHE DIESEN EINGANG!




19:05 Uhr

Die Leute kommen langsam in den Club. Spannung liegt in der Luft. Ich fühle mich stark. Ich bin ein Tier. Niemand kommt an mir vorbei in den Backstage-Bereich. Außer diejenigen mit weißem Bändchen.  

19.10 Uhr
Mein Rücken. Ich möchte Sitzen. Ich fühle mich plötzlich sehr sehr alt. Da ich einen perfekten Blick auf die Bühne habe, freue ich mich, wenigstens die Bands gut sehen zu können.   




20:00 Uhr  
Die Freude verfliegt nach den ersten Akkorden. Bei allen erdenklichen Musikrichtungen dieser Welt … muss es wirklich Doom sein!? Ich greife zu den Oropax und sorge für die kommenden 3 Stunden für Stille, gebe mein bestes im Bewachen des Eingangs zum Backstage und weile in Gedanken auf einer Insel im Süden.   




23:38 Uhr 
Die Show ist seit einer knappen halben Stunde vorbei, die komplette Backline liegt gepackt vor der Bühne. Der Feierabend ist spürbar nah. Alle warten eigentlich nur darauf, dass die Bandmitglieder aufhören mit Biertrinken, Smalltalken und Feiern und endlich abziehen. Ich auch, lasse mir aber nichts anmerken und stattdessen die Beine baumeln. Innerlich warte ich gespannt auf den Startschuss fürs Einladen.   
 



00:45 Uhr 
Der Abend endet im KPTN. Da Saschi schon nicht bei der Probe war, halte ich ihn hier noch ein bisschen auf Trab und lasse ihn verrückte Sachen mixen wie z.B. Gin mit Orangensaft. Absacker nach der Arbeit waren noch nie meine Stärke. Ich bevorzuge eigentlich den direkten Weg nach Hause ins Bett.




01:05 Uhr
Verdammte Axt. Da hatte ich die Jacke schon an und wollte grad zur Verabschiedung ansetzen … da stolpern Benni von der Band Milliarden, Wolli und Anhang in die Bar.  
Der Abend geht in die Overtime. Tödlich.
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