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Jungs, wie steht ihr zu käuflichem Sex?

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Wenn jeder einzelne Münchner täglich zu Prostituierten ginge, würde vermutlich ziemlich viel darüber gesprochen werden. Alice Schwarzer würde etwas von „erschreckenden Zahlen“ und „Sklaverei“ erzählen, zehn Feuilletonisten würden eine Gegenrede schreiben und am Ende fühlten sich alle irgendwie missverstanden.

Faktisch ist es tatsächlich so, dass ganz München jeden Tag zu Prostituierten geht - zahlenmäßig zumindest. 1,3 Millionen Männer, so viele wie München Einwohner hat, nehmen jeden Tag in Deutschland sexuelle Dienstleistungen in Anspruch. Das hat das Bundesfamilienministerium vor einigen Jahren geschätzt. Eine Playboy-Studie behauptet wiederum, jeder zehnte Mann in Deutschland sei schon mindestens einmal in einem Bordell aktiv gewesen.

Wenn ich also meinen männlichen Freundeskreis durchzähle, kann ich, rein statistisch, davon ausgehen, dass mehrere von euch schon einmal Sex mit einer Prostituierten hatten. Mache ich dann den empirischen Test und frage nach, will das allerdings nie einer zugeben. Wenn überhaupt, höre ich Ausflüchte, dass ihr da jemanden kennt, der mal total betrunken, aber das war so ein uncooler Freund aus Jugendzeiten, der jetzt eh nie einen Schlag bei Frauen... und so weiter.

Gerade wenn Mädchen dabei sind, wird die Debatte um Prostitution oft emotional. Wir fragen uns: Wollen oder müssen die Prostituierten das tun? Haben sie Spaß am Sex oder zwingt sie ein erbärmlicher Zuhälter? Dabei ist unsere Position häufig auch scheinheilig: Frauen, die sich aus freien Stücken prostituieren, damit vielleicht sogar einen eigenen Betrieb aufgebaut haben, finden wir okay. In dem Moment, in dem unser Partner ihre Dienste in Anspruch nimmt oder früher mal genommen hat, finden wir es allerdings überhaupt nicht mehr in Ordnung. Ein Mann, der sich offen dazu bekennt, ins Bordell zu gehen, hat bei den wenigsten Frauen ein gutes Standing.  

Was ich mich nun in Anbetracht dieser für euch ja doch erdrückenden Beweislast frage: Wie redet ihr über käuflichen Sex, wenn wir Mädchen den Raum verlassen haben? Sprecht ihr dann offen darüber, wer von euch schon mal im Bordell war? Oder seid ihr bei diesem Thema genau so scheinheilig wie wir – Prostitution ist nur in Ordnung, so lange sie andere betrifft? Bringt da bitte mal mehr Licht ins Rotlicht.

Auf der nächsten Seite liest du die Jungsantwort von lucas-grunewald.
[seitenumbruch]




Vor einer Weile in einem VW-Bus, irgendwo auf der Autobahn an der deutsch-französischen Grenze. Sechs Jungs, sechs eilig gepackte Reisetaschen, sechsmal Nudeln und Tomatendosen für eine Woche Campingurlaub.

Einer so (laut): „Boah, in 30 Kilometern sind wir in Dings, da ist direkt an der Autobahnausfahrt die Bunny Ranch!“
Alle so (lachend): „Haha, Bunny Ranch, was’n das?“
Der eine (grinsend): „Ein riesiger Bauernhof - nur mit nackten Frauen statt Kühen!“
Alle (aufgewiegelt): „Haha, da müssen wir unbedingt stoppen, haha!“
Der eine (etwas zu laut): „Ja, das ist super! Kostet 150 pro Kopf. Für zwei Stunden.“
Alle (reservierter): „Oh, äh, das ist ja ein guter Preis. Oder?“
Der eine (ehrlich begeistert): „Ja, voll okay! Ich bin da letztes Jahr auf dem Weg in den Urlaub rein – das Beste, ich sags euch. Und ein Dreier kostet keinen Aufpreis!“
Kurze Stille.
Alle (beklommen): „Ähä, ist ja echt verrückt... Und, äh, dieser Name: Bunny Ranch! Hehe!“  

So ist das mit uns und dem käuflichen Sex. Alle machen Witze drüber – aber sobald jemand ernsthaft sagt, dass er drauf steht, frieren uns die Mundwinkel ein. Wir laufen durch die Herbertstraße in Hamburg oder das „Rosse Buurt“ von Amsterdam, wir glotzen in die Schaufenster, lachen, wenn die Mädchen uns zuwinken, und zupfen uns unauffällig im Schritt. Dann gehen wir irgendwo auf ein Bier. Kaum jemand würde sich trauen, vor den anderen sein Bargeld zu zählen und zu einer der Frauen ins Schaufenster zu steigen.  

Dabei wär doch nichts dran! Wir könnten dem Kumpel im VW-Bus auf die Schulter klopfen, weil er die Bunny Ranch betreten hat. Weil er ausprobiert hat, was uns, wenn wir ehrlich sind, alle neugierig macht. Tun wir aber nicht, und zwar grundsätzlich nicht.

Es ist verlogen. Und auch nach längerem Nachdenken mag mir kaum ein Sachverhalt einfallen, mit dem es sich ähnlich verhielte. Vielleicht mit Analsex oder Sadomaso: Darüber witzelt auch jeder gern. Aber kaum jemand erklärt öffentlich, wenn er’s wirklich toll findet.  

Warum diese Verklemmtheit? Im Fall der Prostitution glaube ich: weil käuflicher Sex ein unwiderlegbarer Beweis für Verzweiflung ist. Für Einsamkeit. Für schreckliche Geilheit, die darin mündet, dass man eine Dienstleistung in Anspruch nimmt, um seiner Triebe Herr zu werden. In einer Jungsgruppe lässig vor dem Puff vorbeizulaufen, ist leicht. Aber lässig aus einem Puff herauszukommen, mit verschwitzten Schläfen und zerrupftem Hemd, ist unmöglich. Es ist das Gegenteil von Souveränität.  

In den moralischen Debatten, die wir öffentlich (und mit euch Mädchen) führen, geht es ja fast immer nur um die Frauen. Um deren Ausbeutung oder Berufsfreiheit oder Würde. Fast nie geht es um die Seite der Männer. Und die ist im Grunde eine tieftraurige. Bei allem Gejohle und Brusttrommeln, das wir veranstalten, wenn das Thema aufkommt, wissen wir: Jungs, die tatsächlich körperliche Nähe einkaufen müssen, sind Verlierer. Und zwar die echten Verlierer. Michel Houellebecq hat zu dem Thema ein Buch geschrieben: „Die Ausweitung der Kampfzone“ ist eine großangelegte Beweisführung, dass Sexualität im Grunde knallharter Kapitalismus ist. Mit Gewinnern auf der einen Seite, die Kapital bzw. ein abwechslungsreiches Sexleben haben – und Verlierern, denen für die Triebabfuhr nur Masturbation und der Puff bleiben.  

An der Stelle verkantet sich dann übrigens auch mein Vergleich mit Analsex oder Sadomaso: Denn da hindert uns wirklich nur unsere Unsicherheit daran, locker und ernst drüber zu reden. Bei Prostitution ist es mehr als nur Verklemmtheit. Es ist der Zwiespalt zwischen Faszination, deren Unterdrückung und dem Wissen: Das ist jetzt eigentlich echt, echt schlimm. Obwohl dieser Name, Bunny Ranch - haha!

lucas-grunewald

Kindgerechte Verschwörungstheorien

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Auf den ersten Blick denkt man vielleicht an „logo!“, die Kindernachrichten des ZDF. Junge Menschen stehen in einer Art digitalem Studio vor einem spacigen Hintergrund, der immer wieder die Farbe wechselt. Rechts von ihnen fliegt das Logo der Sendung ein: vier verschiedenfarbige Würfel, die zusammen das Wort "Jugend-TV" ergeben  Genau wie in der ZDF-Reihe sollen aktuelle Themen so erklärt werden, dass sie junge Menschen verstehen. Jugend-TV wirkt dabei trotz Fernsehstudio-Hintergrund nicht ganz so professionell gemacht und die Moderatoren sind mit 10 bis Anfang 20 auch deutlich jünger. Und noch einen Unterschied gibt es darüber hinaus: Was die teilweise recht hölzern wirkenden Mädchen und Jungen in ihren Videos sagen, ist zumindest fragwürdig.

Im Zentrum der Inhalte stehen bekannte Verschwörungstheorien wie die, dass die Situation in der Ukraine die alleinige Schuld von Kriegstreibern in Kiew und den USA sei. Nur, dass die Theorien hier maßgeschneidert für ein junges Publikum verbreitet werden. Am Ausbruch des Zweiten Weltkriegs sei beispielsweise auch nicht Deutschland schuld gewesen, sondern Polen. Die Deutschen hingegen hätten ihn bis zuletzt noch verhindern wollen. Des Weiteren sei der aktuelle Ebola-Ausbruch eine von den großen Pharmakonzernen und der Weltgesundheitsorganisation geplante Verschwörung; die Krankheit selbst lange nicht so gefährlich wie eine gewöhnliche Grippe.

Neben den zweifelhaften Meinungen zu aktuellen Ereignissen verbreitet Jugend-TV außerdem homophobe und antisemitische Ansichten: So sei Israel etwa weltweit führend im Organhandel und betrachte den Gewinn daraus als Entschädigung für den Holocaust. Ein Grund für Homosexualität wiederum sei der Sexualkunde-Unterricht an Schulen, deren Propaganda Kinder und Jugendliche zur gleichgeschlechtlichen Liebe treibe.


Verschwörungstheorien - kindgerecht aufbereitet.

Jugend-TV verbreitet seine Theorien nicht nur auf Deutsch, sondern bietet Videos in acht Sprachen an; darunter Englisch, Russisch, Ukrainisch und Italienisch. Das Motto der Sendung: „Jugend denkt mit.“ In einem Erklärvideo zu dem Onlineformat vom Mai dieses Jahres heißt es, man wolle, dass „jedes kleine Kind“ die präsentierten „Nachrichten aus aller Welt, Hintergründe und verschwiegene[n] Fakten“ verstehe. Die täglich um 19 Uhr erscheinenden Videos haben in der Regel nur wenige hundert Klicks, das Ebola-Video von vor einer Woche zum Beispiel aber schon über 6000.  

Hinter der YouTube-Reihe steckt nach Recherchen des „stern“ und weiteren Medienberichten (u.a. NDR, "VICE") der Schweizer Ivo Sasek, dessen Bewegung „Organische Christus-Generation“ (OCG) als Sekte gilt und der in dem Land als Verschwörungstheoretiker bekannt ist. Er gründete zudem die sogenannte Anti-Zensur-Koalition, die sich gegen vermeintlich von den Massenmedien verschwiegene Fakten richtet. Der stern berichtet, die jungen Moderatoren seien Kinder aus gläubigen Familien, die der OCG nahestünden und manchmal sogar Saseks eigene Kinder seien.

Er selbst soll auch hinter einem anderen Videoportal mit Verschwörungstheorien in 30 Sprachen stehen: „klagemauer.tv“. Auf der Seite werden laut VICE „die exakt selben (teilweise sogar im Wortlaut) Thesen wiedergegeben“ wie bei Jugend-TV. Interessanterweise wurde am Donnerstag ein Video auf klagemauer.tv veröffentlicht, in dem von einer „schamlosen Kampagne deutscher Leitmedien“ gegen Jugend-TV gesprochen wird. Letzteres wird dabei als „junges, unabhängiges Format von Jugendlichen für Jugendliche“ bezeichnet.

Wir haben verstanden: KW 38

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  • Süßkartoffelpommes sind besser als jegliche andere Pommes.

  • Witzige gifs sind das Crack der arbeitenden Bevölkerung.

  • Niemand, wirklich niemand interessiert sich für deinen irren Traum. Es sei denn, er kommt darin vor.

  • die ideale Seite für alle, die im Großraumbüro konzentriert arbeiten müssen und von Musik nur abgelenkt sind: asoftmurmur.com

  • Bester Zeitvertreib, wenn die S-Bahn mal wieder Probleme mit der Oberleitung hat: Dildos suchen!

  • In den USA gibt es M&Ms mit Bretzel-Füllung

  • Ex-Nationaltorwart Tim Wiese hat endlich seine Berufung gefunden.

  • Und wir freuen uns auf das Duell zwischen ihm und Mathias Ilgen, dem einzigen wrestlenden SPD-Bundestagsabgeordneten.

  • Nach einem stundenlangen Flug heimkommen und merken, dass man noch das Bett beziehen muss – schlimmstes Gefühl der Welt

  • Es gibt tatsächlich eine Formel, nach der man sein Schlafdefizit wieder auffüllen kann.

  • Spucke fliegt nicht weiter als 1,20 Meter.

  • Ein Kriegsreporter, der über Angst schreibt: Ganz schön spannend!

  • Clueso sagt zwar ganz nette Dinge im Interview– aber der Totalverriss der Intro ist schon trotzdem sehr unterhaltsam: https://www.youtube.com/watch?v=08B7WfPzFZw

  • Unterschätze nie Bonnie "Prince" Billy!

  • Seit wir alle keinen Alu-Deo mehr benutzen, entdeckt man auf einmal ganz neue Geruchsnuancen in der freien Wildbahn. Nicht die allerangenehmsten, aber oft ausgesprochen interessante.

  • Irgendwann regelt sich alles von alleine: Nicholas Cage macht einen Film mit Veronica Ferres.

Das neue jetzt Magazin ist da!

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Liebe Leserin, lieber Leser,

wenn man etwas über die Zeit erfahren möchte, in der man lebt, lohnt es sich zu schauen, wovon die Leute in dieser Zeit träumen. Was sie sich wünschen: in der Liebe, im Job, überhaupt im Leben. Was sie tun, was sie werden wollen. Denn unsere Wünsche sind immer auch Produkte unserer Möglichkeiten. In diesem Heft
gibt es deshalb Geschichten über Träume, Möglichkeiten und Wünsche - den Traum, DJ zu werden, die Möglichkeit eines freiwilligen digitalen Jahrs und den Wunsch, die Daten und Zahlen des eigenen
Lebens zu begreifen.





jetzt Schule&Job liegt am 22. September 2014 in deiner Süddeutschen Zeitung. Außerdem kannst du es digital auf dem Smartphone oder dem Tablet lesen - mit der kostenlosen App der Süddeutschen Zeitung. Du kannst die digitale Ausgabe des Hefts einzeln für 89 Cent oder zusammen mit der SZ vom Montag kaufen - für Abonnenten der Digitalausgabe der SZ ist das Magazin kostenlos.

Die einzelnen Texte aus dem Heft kannst du ab Montagabend auch auf jetzt.de im Label Schule_und_Job nachlesen. Für eine erste Orientierung hier das Inhaltsverzeichnis:

4 Zustand Was wir mögen, sagt, wer wir sind.
6 Träumen DJs sind die neuen Rockstars. Anton will einer werden.
14 Abhängen Warum Mädchen stolz sind auf ihre Faulheit.
16 Eltern Wenn Mama Hilfe beim Onlinedating braucht.
20 Wissen Wichtiges und Unwichtiges zu MINT-Fächern.
22 Berechnen Wer Daten deuten kann, hat Macht.
28 Helfen Plädoyer für ein freiwilliges digitales Jahr.
30 Fühlen Wie echt ist eine Beziehung, die nur über das Internet geführt wird?
32 Rätsel Errätst du, welche Erfindung von welchem Erfinder stammt?
34 Interview Eine Partie „Mensch, ärgere Dich nicht“ mit Joko und Klaas

Der Sonntag mit: Deniz Utlu

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Name: Deniz Utlu
Alter: 31
Geburtsort: Hannover
Wohnort: Berlin
So erkläre ich meinen Job meiner Oma: Wurde die Welt häuslicher, wenn Großvater Geschichten erzählte? Ich versuche nur weiterzuführen, worin er unterbrochen wurde.
Mein liebster Wochentag: Samstag
Aktuelle Projekte: Ich stelle meinen ersten Roman “Die Ungehaltenen“ vor.




6:03 Uhr: Genf. Der frühe Vogel.




6:05 Uhr: Der frühe Vogel 2.




6:45 Uhr: Kurz vor Sonnenaufgang bin ich meistens ein schlafender Kontrabass.




6:58Uhr: Jazz am Morgen. Die Sonnenanrufung funktioniert.




7:30 Uhr: My brother from another mother aus Genf: Zwei müde Zuhörer.




8:30Uhr: Stärkung vor der langen Fahrt nach Hause.




8:45 Uhr: Aufgegessen




9:05Uhr: Kurz vor Antritt der Heimreise.




11: 57 Uhr: Kein Licht am Ende des Tunnels?




13:00 Uhr: Zurück in Deutschland. Rast mit Truckern. Noch längst nicht
angekommen.




13:16 Uhr: Selbstporträt im Ladeflächenlack.




15:00Uhr: Stau.




15:15Uhr: Immer noch Stau. Aktualisierung der Homepage mit Lesungsterminen, bis es weitergeht.




17:00Uhr: Fast wieder zu Hause. Die Kraft reicht da gerade noch zum Einparken. Sofort eingeschlafen.




19:30Uhr: Den Schlaf unterbrochen für Les Gendarmes de Saint-Tropez – Mitbringsel aus Genf. Luis de Funès hatte mir schon in meiner Kindheit einige Sonntage versüßt.




22:00Uhr: Immer noch müde. Ghostdog vorm Einschlafen. Ich denke, ich werde den Sonntag auf den Montag ausdehnen. Manchmal braucht man zwei Sonntage in der Woche.

Wochenvorschau: So wird die KW 39

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Wichtigster Tag der Woche:
Weiß ich noch nicht. Liegt aber nicht an mir. Sondern an dem Kind im Bauch meiner Schwester. Das hat sich leider nicht auf einen verbindlichen Termin festlegen wollen. Aber angeblich soll es irgendwann nächste Woche mal auf dieser Welt vorbeischauen.

Kulturelles Highlight:
Am Donnerstag kommt Mr. Scruff nach München, zur Jubiläumsfeier des Münchner Labels Jazz & Milk. Der Scruff ist ein großartiger Produzent und Musiker, und ich halte ihn für einen der DJs, von denen sich jeder einigermaßen musik- und tanzbegeisterte Mensch in seinem Leben mal mindestens eine Nacht lang beschallen lassen sollte. Scruff legt nämlich nicht so Star-mäßig mal eineinhalb Stunden von 3 bis 4 Uhr auf: Er will die Menschen von Anfang bis Ende durch den Abend geleiten. Und außerdem hat keiner so entzückende, selbstgebastelte Visuals dabei wie er.  



Scruff. Mit Ohr.

Soundtrack:

Das neue Album von Element of Crime. Erscheint am Freitag und heißt Lieblingsfarben und Tiere.

Wochenlektüre:

Ich mag ja Fußball eigentlich gerne. Aber in der neuen Saison habe ich mir noch keine einzige Bundesligasekunde angesehen. Ist wie nach einer Jumbopackung Gummibärchen: Da will man auch keine zweite. Aber dieser Stadien-Bildband hier erscheint nächste Woche und ist vielleicht die richtige Medizin, um meinen aktuellen Kick-Burnout wieder loszuwerden.




Außerdem: Das Tagebuch unseres Praktikanten Ali. Der wird in den nächsten Wochen nämlich nach Dienstschluss bei uns noch Rikscha fahren. Standort: Theresienwiese. Da erlebt man einige Seltsamkeiten, und die wird er für uns aufschreiben. Das wird feinster Rikschagonzojournalismus!

Kinogang?
Eher nicht. Es läuft nicht wirklich was an, das mich begeistert.  

Geht gut diese Woche:

Redaktionsausflug zum Autoscooter.

Geht gar nicht:

In Tracht ins Büro gehen.

Rätsel fürs Heft

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JokoundKlaas, ärgere Dich nicht!

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Ein Büro in Berlin. Joko und Klaas zögern kurz, bevor sie einander herzlich umarmen – als müssten sie erst schauen, ob der andere sich verändert hat. Es stimmt wohl: Die Moderatoren von „Circus HalliGalli“ und „Das Duell um die Welt“ (wieder am 25. Oktober) haben privat wenig miteinander zu tun. Beruflich schon: Das Spiel wird immer wieder durch lange, feixende Dialoge zwischen den beiden gebremst. Wir brechen nach einer guten Stunde ab. Klaas hat da als Einziger wenigstens eine Figur heimgebracht. Heißt: „Ihr habt beide verloren.“ Na dann:

Was war für euch beruflich bislang der schwerste Rückschlag?
Klaas: Ich wollte mal ein Buch schreiben und habe etwa bei der Hälfte gemerkt, dass es scheiße ist. Das war echt hart. Weil es ein ambitioniertes, großes Projekt von mir war, für das ich mir alle Möglichkeiten erarbeitet hatte. Ich hätte das sofort veröffentlichen können, musste mir aber eingestehen: Damit möchte ich nicht zur Leipziger Buchmesse fahren.

Joko Du hast mir doch im Auto mal was draus vorgelesen. Ich fand’s gar nicht so schlimm.

Bei dir, Joko?
Joko
: Hm, ich würde wirklich viel dafür geben, wenn wir dieses blöde Gotye-Covervideo mit der Gitarre nie imitiert hätten. Ich dachte bis zu diesem Tag, einigermaßen singen zu können. Und dann haben mich auf einmal alle ausgelacht.
Klaas Moment: Das dachtest du wirklich?! Du bist jetzt Mitte 30, richtig?
Joko lacht hier zum ersten Mal das kehlige Lachen, bei dem man mittlerweile mehr an die „Switch reloaded“-Kopie denken muss als an ihn.


Wie geht ihr mit solchen Rückschlägen um?
Klaas
: Du musst das Scheitern als Fernsehmacher so wegpacken können, dass es dich wenigstens privat nicht komplett aus den Socken haut. Sonst bist du falsch in dem Job. Selbst die Ideallinie ist beim Fernsehen immer wieder von Rückschlägen gesäumt.
Das Spiel schleppt sich, tröpfelt. Beide antworten so konzentriert, dass sie dauernd das Würfeln vergessen.


Habt ihr Instanzen im Team, die euch sagen, wenn etwas schlecht ist?
Joko:
Und wie. Bei uns hat niemand einen Karrierevorteil, wenn er Ideen nur beklatscht. Eher, wenn man mal sagt: „Das ist ’ne Kackidee!“
Das Kompetitive sitzt bei den beiden offenbar wirklich tief. Als Klaas Joko schlägt, erntet er dafür Ärger, der kaum gespielt sein dürfte. Dafür trommelt Joko vor Freude wild auf den Tisch, als wir nacheinander je eine Figur von Klaas erwischen.


Man muss für die unangenehme Frage etwas ausholen.
Klaas: Kein Ding. Mach ganz langsam, bring mich in die Stimmung.

Eure gemeinsame Karriere ist bislang ja eher eine Evolution. Nicht einmal beim Senderwechsel gab es Brüche …
Klaas
: ... sondern nur dieselbe Sendung mit anderem Namen, meinst du?

Genau. Und ihr sagt selbst, dass ihr das, was ihr tut – die Duelle, den Talk –, nicht mehr größer, schneller, härter machen könnt. Was soll also noch anderes kommen als ein Bruch?
Klaas: Ich verstehe, was du meinst, sehe es aber anders. Dadurch, dass wir keine allzu starren Konzepte haben, dadurch, dass die Sendungen so stark an uns als Charakteren aufgehängt sind, können sie sich auch ganz organisch mit uns mitentwickeln. Die können in zehn Jahren immer noch gleich heißen und inhaltlich völlig anders sein.
Joko:
Ich darf Klaas auch noch eine Frage stellen, weil ich ihn geschlagen habe, oder?

Unbedingt.

Joko:
Was sind deine Hobbys?

Klaas
: Ich habe nicht ein einziges.

Joko:
Ist wirklich so, gell?

Heißt das, wenn du eine Band wie Gloria gründest, hat das sofort einen professionellen Anspruch?

Klaas:
Das war vielleicht ein Hobby, stimmt. Wir haben es dann aber professionalisiert, um uns den Spaß zu bewahren. Weil du doch mit nichts immer auf der Stelle treten kannst. Für mich ist ein Hobby sonst eher so etwas wie eine Dampfeisenbahn haben. Oder einen Lötkolben. Ach so: Das ist übrigens auch das, was ich bewerben kann: Man kann das „Gloria“-Album nach wie vor kaufen.

Hast du Hobbys, Joko?

Klaas:
Joko interessiert sich für die schönen Dinge. „Luxus Winterscheidt“ wird er auch genannt. Obwohl er eigentlich ein Sparfuchs ist.
Das „Bitte?!“, das jetzt folgt, schießt mit ehrlicher Entrüstung aus Joko hervor.


Joko
Also, ich lasse mir ja vieles vorwerfen, aber nicht, dass ich kniepig bin. Egal, wo wir hingehen, ich muss dir immer Kohle leihen. Die ich nie wiederkriege. Ich hab dir sogar mal einen Flug gebucht! Da musste ich deinem Manager Monate später eine Mail schreiben, damit ich das Geld bekomme – du Luftikus! Ich nutze den Ausbruch, um eine Figur von Klaas zu schlagen.

Habt ihr nicht Angst, mit diesen Nickligkeiten irgendwann zum eigenen Klischee zu werden?
Klaas: Es ist auf jeden Fall ein Thema, bei dem man im Fernsehen vorsichtig sein muss. Weil man so schnell in einen Modus gerät, in dem man nur das Bild von sich bedient.

Was ist eurer Meinung nach diese Authentizität, die man so an euch lobt?

Klaas: Ich glaube, dass wir am Ende des Tages doch sehr ernst meinen, was wir tun. Dass wir wissen, was wir wollen und wie. Und es dann vor allem auch so machen. Ansonsten ist das natürlich ein sehr schwieriges Wort für etwas, das im Fernsehen passiert. Da geht ein großes Tor auf, es gibt viele Lampen, irgendwo kommt Musik her, und eine Oma steht im Kassenhäuschen. Klar ist das eine künstliche Situation. Aber wenn man in die möglichst viel von seinem gestalterischen Willen einfließen lässt, wird das als authentisch wahrgenommen.

Seht ihr selbst euch eigentlich als Tabubrecher?
Klaas
: Überhaupt nicht.

Man liest es aber oft.

Klaas
: Ich habe manchmal das Gefühl, dass es irgendwer sein muss. Und dann sind’s eben gerade wir.

Gibt es im Fernsehen überhaupt noch Tabus?

Klaas:
Nein. Aber man kann wie bei einem Film einen Spannungsbogen erzeugen, indem man erst selbst ein Tabu aufbaut, um es dann zu brechen. Deshalb hält man manchmal immer noch Sachen für krass, obwohl eigentlich schon alles da war. 


Tagesblog - 22. September 2014

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18:32 Uhr: Ich sage auf Wiedersehen! Es war mir mal wieder eine Freude! Morgen ist hier der Jan für euch zur Stelle. 

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17:03 Uhr:
Man sagt ja oft, Hunde sähen ihrern Herrchen ähnlich. Das stimmt vielleicht manchmal, aber sie können auch aussehen wie Sditch, Putin oder ein Keks. 

Dogs That Look Like Something Else

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16:46 Uhr:
Damit das unten im Kommentar von JosephineKilgannon nicht untergeht: Emma Watsons UN-Rede für die Kampagne "He for She". Wir haben heute morgen in der Konferenz auch darüber gesprochen und nachgedacht, ob wir euch - oder gerade die Männer unter euch - im Ticker mal fragen, wie es denn um euren Einsatz für die Gleichberechtigung steht. Dann ist uns aufgefallen, dass wir euch das wohl schon dreimal gefragt haben. 

Nichtsdestotrotz ein wichtiges Thema. 

http://www.youtube.com/watch?v=p-iFl4qhBsE

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16:33 Uhr:
Ist euch schon einmal aufgefallen, wie absurd es ist, dass immer "Spaziergänger" die Leichen finden? Ich meine erstmal: Wie viele Spaziergänger muss es geben, um eine so hohe Trefferquote zu erzeugen? Das ist ja nun kein angesagtes Hobby mehr. Außerdem: Wer bitte geht denn an Orten spazieren, die andere Leute für einen guten Platz halten, um eine Leiche zu verstecken? Oder anders gefragt: Warum sollte jemand eine Leiche dort verstecken, wo andere Leute spazieren gehen. 

Ich glaube, diese "Spaziergänger" suchen nur einen Ort für ihre eigene Leiche und sehen dann zufällig, dass schon besetzt ist. Oder steigt ihr beim Spazierengehen auch mal in einen Schuppen ein?

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16:20 Uhr:
Einmal noch Wiesn-Content für heute, aber der ist auch nochmal echt gut. Unser Praktikant Alexander tut nämlich das, wozu man mich in zehn Jahren nicht bringen würde, weder auf dem Sattel noch im Korb. Er fährt Rikscha auf der Wiesn. Und kann in 16 Tagen damit locker mal 5 Monate Lebensunterhalt verdienen. 





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15:53 Uhr:
Was ich jetzt lesen würde, müsste ich nicht arbeiten:

Einen Artikelüber Shonda Rhimes (Drehbuchautorin von Grey's Anatomy) in der New York Times und dann diesen Artikel, der sagt, dass der erstgenannte "inaccurate, tone-deaf, muddled, and racist" ist.

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15:33 Uhr:
Ein neuer Text aus unserem brandneuen jetzt-Magazin: Sicherlich ist das bei den meisten von uns so - Wenn wir unsere Eltern zu hause besuchen, dann endet es meistens damit, dass wir irgendeine technische Arbeit für sie erledigen: der Mama das neue Handy erklären, den Drucker einrichten oder das Internet wieder finden, wenn irgendwer es "gelöscht" hat. 

Doch nicht alle haben Kinder under Enkel, die das für einen übernhemen können. Und deswegen soll jetzt das "Freiwillige Soziale Jahr Digital" eingeführt werden. Großer Qutasch, oder total sinnvoll?





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15:22 Uhr:
Wie es für Porno-Stars ist, Tinder zu benutzen

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14:26 Uhr:
Da Charlotte das Rätsel in einer Wahnsinnigen Geschwindigkeit zu lösen scheint (wie auch Shorebilly), hier die nächste Challenge: Bitte nachmachen.

http://www.youtube.com/watch?v=RC_0NzJ2mWA&feature=youtu.be

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13:49 Uhr:
Tolle Sachen sind ja immer nochmal doopelt so toll, wenn sie im Doppelpack kommen. Hier gibt es zweimal tolle Bilder: 

Die einen sind supercool, weil sie superklein sind ...

http://vimeo.com/82643547
via zeitjung.de

... die anderen weil sie Riesenpenisse zeigen, die von einer superlustigen Oma genäht werden. 

[plugin imagelink link="http://www.nerdcore.de/wp-content/uploads/2014/09/10600634_10203317837200288_8801247691752015597_n.jpg" imagesrc="http://www.nerdcore.de/wp-content/uploads/2014/09/10600634_10203317837200288_8801247691752015597_n.jpg"]
via nerdcore

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13:04 Uhr:
Unser Praktikant Okan hat heute von einer spannenden Dokumentation erzählt: "Meet the Hitlers". Darin besucht Matt Ogens Menschen, die mit Nachnamen "Hitler" heißen und versucht der Frage auf den Grund zu gehen, wie stark unsere Identität von unserem Namen beeinflusst wird. 

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12:32 Uhr:
Nochmal ein bisschen Wiesn - allerdings ist sie diesmal nur der Anlass für eine Frage, die sich Chris und Nadja gestellt haben: Wie ist es eigentlich, beruflich ständig mit Betrunkenen zu tun zu haben? Beantwortet haben diese Frage ein Taxifahrer, eine Polizistin, ein Türsteher und eine Ärztin.





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12:07 Uhr:
Über die Mittagspause hab ich was Besonderes für euch: Das schwierigste Rätsel im ganzen Internet. So steht es zumindest auf der Seite selbst. Und ich muss zugeben - ich bin schon in Level zwei gescheitert. Wenn es jemand schafft, bitte sagt mir Bescheid, wie es geht. 

Seit es 2004 online ging, haben es 16 Millionen Menschen versucht zu lösen. 31 haben es geschafft. Das ist eine Quote von 0,0003 Prozent. 

Ich würde sagen: Tagesaufgabe für euch. Helft alle zusammen und werder der 32.!

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11:47 Uhr:
Die Lesetipps kommen heute gebündelt und zwar als Reading List. Das Thema? Angst!

Living During an Age of Anxiety: A Reading List

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11.31 Uhr:
Wir starten heute gleich durch mit einem neuen Kosmoshörer. Der kommt dieses Mal von User louis14. Und für den ist gerade das wichtigste Schuljahr angebrochen. Aber lieber erst mal was trinken, als in Panik zu geraten. 





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11:17 Uhr:
Was so in der Welt passiert:

  • Die Arbeiterpartei PKK türkische Kurden ruft zum Kampf gegen IS-Milizen in Syrein auf, nachdem mehr als 130 000 Menschen seit Freitag aus dem Norden Syriens in die Türkei geflohen sind. 

  • Rekordbeteiligung bei den Protesten in New York kurz vor dem UN-Gipfel. Hunderttausende demonstrierten für den Klimaschutz.

  • Bei einem Großteil der Marine-Hubschrauber der Bundeswehr wurden Risse am Heck gefunden. 

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10:36 Uhr:
Ich habe ihn gefunden. Den erstrebenswertesten Zustand, den ein Lebenwesen einnehmen kann. 

http://www.youtube.com/watch?v=xiE5AQHKj_Y

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08:28 Uhr:
Auch im Ticker geht es heute um die Wiesn (versprochen, es kommen auch noch weniger biergetränkte Themen). Es gibt nämlich Leute, die sich extra Urlaub nehmen für das Oktoberfest und die nicht aus Japan, Italien oder den USA kommen, sondern aus München. Wir fragen euch: Ist das total Banane, oder völlig verständlich? Habt ihr auch einen Tag oder eine Woche, in der euch die Arbeit auf keinen Fall stören darf?

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08:27 Uhr:
Guten Morgen, ihr Lieben! Es ist angezapft - oder wie sagt man? Wart ihr auch alle schon fleißig auf der Wiesn, oder habt - wo auch immer ihr seid - ein, zwei, drei Starkbier aus Mitgefühl getrunken? Ich gehe mal davon aus, dass hier im Kosmos und in der Redaktion heute alle etwas später auftauchen. Ohne dort gewesen zu sein, gab es am ersten Wochenende für mich schon ein Wiesn-Highlight: der Wiesn-Ordner mit dem SS-Schild. 

[plugin imagelink link="https://pbs.twimg.com/media/ByDWouwIgAA5Qoy.jpg" imagesrc="https://pbs.twimg.com/media/ByDWouwIgAA5Qoy.jpg"] 

Ordner auf dem Oktoberfest - Wirbel um vermeintliche SS-Runen

Welcher freie Tag ist dir heilig?

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Ja, es gibt sie wirklich: Menschen, die sich zwei Wochen Urlaub nehmen, weil Oktoberfest ist. Nicht weil sie neben der Theresienwiese wohnen und die Flucht ergreifen. Sondern weil sie das Oktoberfest ausgiebig feiern wollen. Jeden Tag. Am liebsten von früh bis spät. Ob das eine gute Idee oder total beknackt ist, sei dahingestellt. Das ist in erster Linie eine Frage des Geschmacks. Die Wiesn-Urlauber haben das zweiwöchige Besäufnis zu ihrem Heiligtum erklärt. Es ist ihnen so wichtig, dass sie einen Großteil ihres Jahresurlaubs dafür opfern.  

Und warum eigentlich nicht? Ich kenne Leute, die sich freinehmen, wenn Filmfest ist, weil sie auch an einem Mittwoch schon vormittags den Autorenfilm aus Irland sehen wollen und Abends ständig auf Partys mit wichtigen Filmmenschen gehen müssen.  

Und im Prinzip ist das ja auch nachvollziehbar. Urlaub ist nicht nur fürs Reisen da. Wenn das Schöne zu Hause ist, warum soll man sich nicht genau dann aus dem Alltag ausklinken und dort seine Erholung suchen – worin auch immer sie besteht?   Erscheint dir so ein terminorientierter Heimaturlaub logisch? Hast du sogar auch einen heiligen Tag oder eine heilige Woche, wo auf keinen Fall die Arbeit stören darf?

Bunt gebildet

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Klein ist das Vögelchen und offensichtlich geht es ihm nicht gut. Es flattert, fliegt zu Boden. Yarden steht in der Tür zur Mensa und blickt verzweifelt. Vielleicht ist der Flügel gebrochen? Laurence Nodder dreht sich, ruft: „Try to help!“ Das Mädchen schaut zu ihrem Rektor, legt den Vogel behutsam in die Hände und geht, um einen ruhigen Platz zu suchen und zu helfen, wie sie es eben kann und wie es ihr Stundenplan zulässt.

Es ist Mittag im alten Kartäuserkloster am Stadtrand von Freiburg. Einer der ersten Tage des UWC, des United World College Robert Bosch. An diesem Dienstag wird es offiziell eingeweiht. Überall wird noch geschraubt und gebaut, Lastwagen kurven umher. Dazwischen 100 junge Menschen aus 70 Ländern, die sich vorher nicht kannten. Und dann noch verunfallte Vögel. Stress. Doch Rektor Nodder bleibt völlig ruhig. „Wir müssen noch improvisieren“, sagt er, „aber es passiert ja auch etwas Großes: Hier entsteht eine ganz neue Schule!“



Für den Weltfrieden:Am UWC kann man jetzt Völkerverständigung lernen.

Natürlich, es gibt internationale Schulen, die ebenfalls in zwei Jahren auf ein „International Baccalaureate“ hinführen, auf ein internationales Abitur. Und manche liegen dabei vielleicht ähnlich schön wie diese Schule, mit grasenden Schafen am Zaun und einer wunderbaren Aussicht auf Wälder. Und es gibt sicher auch andere Internate, die 25000 Euro im Jahr kosten. Aber nirgendwo anders legt man neben der formalen Ausbildung so sehr Wert auf ein großes Ziel: Die jungen Menschen sollen jetzt und später im Leben mitwirken an „einer friedlichen, gerechten und nachhaltigen Zukunft“. So steht es in der Satzung.

Und an keinem anderen Top-Internat dürften die Schüler wohl so energisch und auch ein wenig empört den Kopf schütteln, wenn man fragt, ob das hier der Inbegriff von „Elite“ ist? Die jungen Leute, die an diesem Mittag am Tisch sitzen mit dem Rektor, sind jedenfalls größtenteils nicht einverstanden mit diesem Begriff. Elite, das klinge nach sozialer Auslese. Aber das ist das UWC eben nicht. „Bei uns können sich Eltern keinen Platz für ihre Kinder kaufen, keine Chance“, sagt Nodder.

Das College hat andere Kriterien, als den Geldbeutel von Müttern und Vätern. Was hier zählt: outstanding muss man sein, herausragend. Immer wieder hört man das Wort. Die Noten sollten natürlich ordentlich sein. Vielmehr geht es aber um Charakter und Persönlichkeit. „Mich interessiert, was diese jungen Leute mit ihren Chancen angestellt haben, die sie bisher im Leben hatten“, sagt Nodder, ein 55-jähriger Südafrikaner, der vor dem Apartheidssystem nach Swasiland geflohen war und dort schon ein UWC leitete.

Cesar kann das erzählen, er hat gerade eine Freistunde. 16 Jahre ist er alt, kommt aus einem 300-Seelen-Dorf in Guatemala, ein hilfsbereiter Schüler, Sieger einer Matheolympiade. Seine Mutter ist Schneiderin, sein Vater auf dem Bau beschäftigt. Seine Lehrer daheim hatten vom UWC gehört und sagten zu ihm: Bewirb dich! Dann siehst du die Welt! Er machte es und wurde zugelassen, weil er klug und neugierig sei, so die Jury. Das Schulgeld ist ihm erlassen, der Flug wurde gezahlt, für die Versicherungen kommt das College auf.

Cesar ist mit seinem Stipendium kein schmückender Einzelfall. Wer als junger Mensch Teil werden will von der Idee des UWC, der muss ein Auswahlverfahren durchlaufen mit Gesprächen und Gruppenaufgaben. Und wenn einer genommen wurde – in Deutschland schafft es nur jeder zehnte Interessent –, dann erst wird überlegt, wie viel zu zahlen ist. Die Jury schaut die Einkommensverhältnisse durch oder spricht im Zweifel auch mit den Eltern – bei Cesar stellte sich eben heraus: Er muss fast nichts zahlen, so wie 60 Prozent der UWC-Schüler. Auf diese Weise kommen hier ganz unterschiedliche Menschen zusammen: Cesar, deutsche Mittelschichtkinder, ein Mädchen aus Myanmar, deren Eltern in der alten Militärjunta aktiv waren – oder Sanele aus Swasiland, dessen Mutter tot ist und der seinen Vater kaum kennt.

Und manchmal werden Menschen dazugeholt, die eigentlich vergessen sind. Wie einst Salathiel, ein Waisenkind aus Burundi, das in einem Flüchtlingscamp groß wurde und durch alle Tests fiel. „Aber er hatte ein Funkeln in den Augen“, erinnert sich Nodder an einen früheren Schüler. „Wir sagten: Zur Hölle mit den Tests, der Junge ist dabei!“ Vor Kurzem schrieb Salathiel, mittlerweile Alumni, seinem alten Rektor eine SMS: Er sei gerade mit UN-Generalsekretär Ban Ki Moon beim Essen gewesen.

Menschen kennenlernen, die eigene Perspektive wechseln, Großes leisten, Verantwortung übernehmen, die Welt ein bisschen besser machen wollen, das treibt auch die Schülergeneration an, die jetzt in Freiburg zusammengekommen ist.

Die Idee zu diesem ganz besonderen Oberstufenkolleg hatte ein Deutscher, der Reformpädagoge Kurt Hahn, der auch das Internat Schloss Salem mitgründete. In den Sechzigerjahren, im Kalten Krieg, wollte er mit grenzüberschreitender Erziehung die Welt ein bisschen friedlicher machen, baute in Wales das erste UWC. 13 gibt es mittlerweile und nun das erste in Deutschland, möglich gemacht mit 40 Millionen Euro vom Robert-Bosch-Konzern und seiner Stiftung sowie Geld von weiteren Firmen und vom Land. Die Landesregierung nannte die Schule beim Spatenstich „eine große Chance“: Für die Jugendlichen sei das UWC „die perfekte Vorbereitung auf die globalisierte Welt“, für den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg „eine tolle Möglichkeit zur globalen Vernetzung“.

Viel Geld also und hohe Erwartungen. Rektor Nodder ist zuversichtlich, dass seine Truppe niemanden enttäuschen wird: „Wir haben hier gute Lehrer und 100 tolle, junge Leute versammelt.“ Yarden, Israelin übrigens, läuft an ihm vorbei. „Wie geht’s dem Vögelchen“, fragt er. Besser, sagt die Schülerin und strahlt. – „Danke.“

Jetzt wäre mal wieder eine Gelegenheit

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Still zieht der Demonstrationszug durch Berlin. Keine Lautsprecher, keine Sambagruppen, stattdessen einige Hundert Demonstranten mit Kopfhörern, still vor sich hin tanzend, Richtung Brandenburger Tor. Eine Demo, so leise und unaufhaltsam wie der Klimawandel.



Teilnehmer der Klima-Demonstration "Mal schnell die Welt retten" in Berlin.

Der Zug in Berlin ist Teil der größten globalen Klimademo in der Geschichte, mit 2500 Demonstrationen weltweit, in Melbourne, Bogotá, Johannesburg, Delhi. In New York marschiert auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon mit – als wolle er seinem eigenen Gipfel noch einmal Nachdruck verleihen. Am Dienstag nämlich empfängt Ban mehr als 120 Staats- und Regierungschefs aus aller Welt zum Klima-Sondergipfel, es wird die größte Zusammenkunft von Staatenlenkern seit dem gescheiterten Gipfel von Kopenhagen 2009. Jeder Staat müsse „eine klare Vision“ vorlegen, wie sein Beitrag zum großen Ziel aussehen soll, sagt Ban, der Begrenzung der Erderwärmung auf unter zwei Grad Celsius. „Je mehr Zeit wir verlieren, desto mehr werden wir zahlen, an Leben und Geld.“

Derlei Appelle hat der UN-Generalsekretär schon oft abgegeben, auch bei seinem bislang letzten Sondergipfel dieser Art. Damals, fast auf den Tag vor sieben Jahren, waren 70 Staatschefs nach New York gekommen. Seinerzeit machte Ban anschließend eine „neue Ära im Klimaschutz“ aus, die aber leider in Kopenhagen schon wieder zu Ende war. Diesmal allerdings liegen die Dinge ein klein wenig anders. „Weltweit haben sich die Dinge geändert“, sagt Jennifer Morgan, Klimaexpertin beim Washingtoner World Resources Institute. „Es gibt eine Reihe von neuen Regierungen, die mit dem Klimaschutz anders umgehen als ihre Vorgänger.“ Chinas Xi Jinping etwa, der auffällig oft über Klimaschutz redet. Indiens Narendra Modi, bekennender Fan erneuerbarer Energien. Oder auch Barack Obama, der in seiner zweiten Amtszeit doch noch den Kampf gegen die Erderwärmung aufnimmt. „Dadurch entsteht eine völlig neue Dynamik“, sagt Morgan.

Die ist auch nötig. Nur mühsam hatten sich die Staaten nach dem Gipfel von Kopenhagen aus der Schockstarre gelöst. 2011 vereinbarten sie im südafrikanischen Durban, einen neuen Anlauf auf verbindliche Ziele zu nehmen, auszuhandeln bis 2015. Vermutlich wäre es der letzte.

Diesmal soll es anders laufen als in Kopenhagen. Nicht noch einmal sollen alle wichtigen Fragen erst am Schluss auf den Tisch kommen, in einer Komplexität, die Staatspräsidenten und Premiers nicht mehr übersehen. Wenn sie nun in New York zusammenkommen, dann auch, um die Positionen schon einmal abzustecken. An den Kernfragen hat sich dabei nichts geändert: Welche Staaten müssen wie viel Kohlendioxid ausstoßen? Auf welche Hilfe können Entwicklungsländer vertrauen? Wie lässt sich der Tropenwald schützen – und wer kommt für die Schäden auf, die der Klimawandel anrichtet?

Das Treffen in New York wird noch keine Antworten geben, auch wenn es anders geplant war. Ursprünglich sollten die Staaten schon harte Zahlen vorlegen – insbesondere was die Minderung von Emissionen angeht. Doch eine Verpflichtung dazu gibt es nicht. Bei der jüngsten großen Klimakonferenz in Warschau setzten die Staaten dafür eine Frist bis März 2015. Ohnehin sind viele Länder noch nicht so weit. Die EU zum Beispiel will erst im Oktober ihre Klimaziele für die Zeit nach 2020 feststecken, aller Voraussicht nach in einem unschönen Ringen zwischen den Kohlestaaten Osteuropas und den Klimaschützern im Westen. In den USA will Barack Obama die Kongresswahlen im November hinter sich bringen, ehe er konkreter wird. Wenn aber zwei so große Emittenten schweigen, lassen die anderen auch nichts raus.

Also doch nur wieder Klima-Mikado? Beobachter erwarten mehr. „Für uns ist wichtig, jetzt Zusagen für Sofortmaßnahmen zu bekommen und ein Gesamtbild, wer was zu tun bereit ist“, sagt Martin Kaiser, der für Greenpeace die internationalen Verhandlungen verfolgt. Auch könne am Ende eine Reihe wichtiger Bekenntnisse großer Staaten stehen, zum Beispiel für die Unterstützung von Entwicklungsländern, zur Komplettversorgung mit erneuerbaren Energien und zum Ausstieg aus der Kohlefinanzierung. „Das könnte ein schönes Paket geben“, sagt Kaiser.

Auch der deutsche Beitrag geht in diese Richtung. Zwar kommt die Kanzlerin nicht selbst, sie spricht am Dienstag lieber zum Bundesverband der Deutschen Industrie. Statt ihrer rückt Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) an, unter anderem mit der Zusage, durch die Förderbank KfW keine Kohlekraftwerke in Entwicklungsländern mehr zu finanzieren zu lassen – sicher keine schlechte Idee für ein Land, das selbst auf erneuerbare Energien setzt.

Vor allem aber soll das Treffen in New York abstrahlen auf die beiden nächsten Klimakonferenzen – im nächsten Winter in Lima, im übernächsten in Paris. Dort soll das Torso des Kyoto-Protokolls durch ein Abkommen ersetzt werden, in dem sich wirklich alle Staaten zum Klimaschutz verpflichten, spätestens von 2020 an. Nicht umsonst investiert Frankreich gerade viel in das „Paris-Protokoll“, anders als Merkel reist François Hollande nach New York. Denn auch dies hat Kopenhagen gelehrt: Wenn eine entscheidende Konferenz scheitert, fällt das immer auch auf die Regierung des Gastgeberlandes zurück.

Man kann Ban Ki Moon nicht vorwerfen, dass er seinen Teil zum Erfolg nicht beitrüge. Passend zum Gipfel hat er fiktive Wetterberichte in Auftrag gegeben bei seiner meteorologischen Organisation WMO, Berichte aus einer bedrohlichen Zukunft. Auch für Deutschland gibt es einen: Wetter-Mann Sven Plöger trägt ihn vor – in der „Tagesschau“ vom 7. August 2050. Ein Zuschauer aus Ingolstadt hat eine „Superzelle“ fotografiert, ein Ungeheuer von einem Unwetter, danach werden Bilder vom Hochwasser eingeblendet. Die Aussichten sind übel: tropische Nächte, Temperaturen tagsüber bis 42 Grad, Unwetter. Und Hagelkörner, sieben bis neun Zentimeter groß. Am Ende sagt Plöger: „Trotzdem wünsche ich Ihnen mit diesem Ausblick noch einen angenehmen Abend.“

Wo geht’s denn hier lang?

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Es blieb dem australischen Finanzminister Joe Hockey vorbehalten, die komplizierten Pläne der G20-Staaten in einfachen Worten zusammenzufassen. „Wir dürfen nicht pessimistisch sein, wir müssen den Menschen Hoffnung geben“, sagte Hockey am Sonntag in der australischen Stadt Cairns zum Abschluss des Treffens der Finanzminister und Notenbankchefs der führenden Industrie- und Schwellenländer (G20).

Mehr Wachstum für die Welt zu schaffen, so lautet das ambitionierte Ziel der australischen G20-Präsidentschaft. Es liegen rund 900 wirtschaftspolitische Einzelvorschläge auf dem Tisch, durch deren Umsetzung das globale Bruttosozialprodukt bis 2018 um zwei Prozentpunkte höher ausfallen soll als 2013 prognostiziert. Die letzten Details sollen beim G20-Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs im November in Brisbane beschlossen werden.



In Austalien trafen sich die G-20-Finanzminister und Notenbankchefs.

Es geht um Grundsätze der Wirtschaftspolitik: Sollen die Regierungen mehr Geld ausgeben, um die Nachfrage zu stärken oder sollen sie ihre Wirtschaftsstruktur durch Deregulierung reformieren? „Für eine nachfrageorientierte Politik und die Geldpolitik der Notenbanken ist der Spielraum weitgehend ausgeschöpft“, sagte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) in Cairns. Schäuble wies Forderungen zurück, Deutschland solle noch mehr Geld ausgeben. „Wir in Deutschland verstärken die Investitionen in die Infrastruktur in dieser Legislaturperiode und werden über die geplanten fünf Milliarden Euro hinausgehen“, sagte Schäuble. „Wir sind nicht im Fokus der Politik. Wir nicht und Europa nicht.“

Das sieht US-Finanzminister Jack Lew allerdings anders. „Europa muss kurzfristig die Nachfrage ankurbeln und langfristig die Wirtschaft strukturell reformieren“, sagte Lew. „Wir haben deutlich gemacht, dass es gilt, beide Teile zusammenzubringen.“ In dieser Frage gebe es jedoch „philosophische Differenzen mit den Freunden in Europa.“

Zweiter Schwerpunkt des Ministertreffens war der Kampf gegen die Steuerflucht großer Konzerne. Die G20-Minister verständigten sich darauf, es internationalen Konzernen künftig schwerer zu machen, die in Cairns versammelten Staaten völlig legal auszutricksen und ihre Steuerlast auf beinahe null Prozent zu drücken. Der Maßnahmenkatalog wurde von der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) entwickelt.

Recht unbescheiden sprach OECD-Generalsekretär Angel Guerra vom ehrgeizigsten Modernisierungsvorhaben für das internationale Steuersystem seit 100 Jahren. Dessen Ungereimtheiten haben sich in den vergangenen Jahren vor allem Internetkonzerne wie Google oder Amazon, aber auch klassische Unternehmen wie Ikea und Starbucks zu nutze gemacht, indem sie die jeweiligen Steuersysteme mit Hilfe von hochbezahlten Fachanwälten gegeneinander ausspielten. So kommt es, dass die Töchter dieser Konzerne in einem Land Zinszahlungen von ihrer Steuer absetzen, die Konzernmutter diese Einnahmen in einem anderen Land aber als steuerfreie Dividenden verbucht. Doppelte Nichtbesteuerung nennt sich das. Auch sollen die Konzerne sich intern nicht mehr steuersparend Leistungen zu völlig überhöhten Preisen in Rechnung stellen dürfen. Ferner wollen die Minister durch intensivere Zusammenarbeit der nationalen Steuerbehörden ermitteln, wie viel Steuern die Unternehmen in welchem Land zahlen und damit mögliche Tricksereien offenlegen.

„Die Weltwirtschaft entwickelte sich im zweiten Quartal schwächer“, sagte Bundesbankpräsident Jens Weidmann in Cairns. Es gebe Risiken durch die geopolitischen Spannungen, die Reformmüdigkeit in manchen Ländern der Währungsunion sowie die Ungleichgewichte in Schwellenländern. Doch weil die deutsche Wirtschaft ordentlich wächst, kommt regelmäßig die Forderung, Deutschland müsse mehr Geld ausgeben, auch um die Euro-Nachbarn anzuschieben. Doch die Wirksamkeit deutscher Konjunkturprogramme darf nach Ansicht der Bundesregierung nicht überschätzt werden: Von einem Euro aus einem deutschen Wachstumsprogramm fließe nur ein Cent nach Frankreich und 0,6 Cent nach Italien. „Entscheidend ist, dass wir in den Mitgliedsländern strukturelle Reformen fortsetzen“, sagte Schäuble. Auch der jüngsten Idee, den Euro-Rettungsfonds ESM zur Stärkung des Wirtschaftswachstums in Europa anzuzapfen, erteilte Schäuble aber eine Absage.

Die G20 möchten auch mehr für Infrastrukturprojekte tun. In vielen Staaten müssen Straßen, Krankenhäuser und Häfen gebaut werden, doch oft fehlt den Regierungen das Geld. Stattdessen sollen private Investmentfonds für solche Aufgaben einspringen. Darüber hinaus haben sich die Minister auf höhere Kapitalpuffer für die 29 größten Banken der Welt geeinigt. So soll vermieden werden, dass sofort der Steuerzahler zur Kasse gebeten wird, wenn Banken in Schieflage geraten sind.

Ein Sprung im grünen Herzen

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Die Zustimmung des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann zum Asylkompromiss mit der Bundesregierung hat die Grünen in eine schwere Krise gestürzt. Parteichef Cem Özdemir nahm Kretschmann am Sonntag in Schutz, auch der Landesverband Baden-Württemberg stellte sich, allerdings nach einer kontrovers geführten Debatte, hinter den Regierungschef. Zugleich riss die Kritik an Kretschmann und seiner Entscheidung nicht ab. Auch die Führung der Bundespartei ist tief gespalten.



Winfried Kretschmann sieht sich in seiner Partei scharfer Kritik ausgesetzt.

„Niemand hat es sich leicht gemacht, gerade auch Winfried Kretschmann nicht“, sagte Özdemir zu Süddeutsche.de. Dies werde von vielen Grünen anerkannt. „Manche hingegen überziehen mit ihrer Kritik und Wortwahl und betreiben damit letztlich das Spiel des politischen Gegners“, kritisierte der Parteichef. Özdemir dürfte damit vor allem seine frühere Co-Vorsitzende und jetzige stellvertretende Bundestagspräsidentin, Claudia Roth, gemeint haben. Roth hatte mit Blick auf die Entscheidung vom Freitag im Bundesrat von einem „rabenschwarzen Tag“ für die Flüchtlinge und für die Grünen gesprochen. „Ich glaube, die Entscheidung war nicht verantwortungsvoll, nicht in der Sache und nicht gegenüber der Partei“, sagte Roth dem Spiegel. Auch Özdemirs jetzige Co-Vorsitzende, Simone Peter, hatte den Bundesratsbeschluss „eine falsche Entscheidung“ genannt.

Kretschmann hatte zugestimmt, Serbien, Mazedonien und Bosnien-Herzegowina in die Reihe sogenannter sicherer Herkunftsstaaten aufzunehmen. Damit ist bei Asylbewerbern aus diesen Staaten ein beschleunigtes Prüfverfahren und eine schnellere Abschiebung möglich. Dies betrifft vor allem Roma. Obgleich kein Zweifel daran besteht, dass sie in ihren Heimatländern diskriminiert werden, erhalten sie in der Regel in Deutschland keinen Status als politisch Verfolgte.

Özdemir verwies darauf, dass der Kompromiss auch Verbesserungen für die Flüchtlinge enthalte. Darunter seien der erleichterte Zugang zum Arbeitsmarkt und die Abschaffung der Residenzpflicht. „Dafür haben Grüne und Flüchtlingsinitiativen viele Jahre, übrigens auch während der sieben Jahre rot-grüner Bundesregierung, vergeblich gekämpft“, so der Parteichef. Schleswig-Holsteins grüner Umweltminister Robert Habeck nahm Kretschmann in Schutz: „ Obwohl ich inhaltlich anderer Auffassung bin als Kretschmann, ist mir das empörte Fingerzeigen echt zu selbstgerecht“, sagte er Zeit Online. Kretschmann sei „ein Politiker, der von hohen Moralvorstellungen geradezu durchdrungen ist. Auch wenn ich in der Sache zu einer anderen Einschätzung komme als er, weiß ich doch, dass er mit sich gerungen hat und seine Entscheidung aus dem Geist von Verantwortung getroffen hat“.

Noch am Freitagnachmittag hatte Winfried Kretschmann sein Vorgehen bei einer Sitzung des baden-württembergischen Landesvorstands in Stuttgart erläutert. Es sei für ihn keine einfache Entscheidung gewesen, sagte er Teilnehmern der Sitzung zufolge, aber die Tür sei eben nun einen Spalt breit offen gestanden, um Asylrechtsänderungen zu erreichen, für die die Grünen lange Zeit gekämpft hätten. Er konnte eine Mehrheit, aber nicht alle überzeugen. Nach einer längeren Debatte verabschiedete der Landesverband eine Resolution, um die unterschiedlichen Standpunkte auf einen Nenner zu bringen: einerseits Ablehnung des Prinzips der „sicheren Herkunftsstaaten“, anderseits Anerkennung für Kretschmanns Verhandlungsergebnis.

In den sozialen Netzwerken musste sich Kretschmann am Wochenende auch aus Baden-Württemberg heftige Kritik gefallen lassen, selbst die beiden Landesvorsitzenden Oliver Hildenbrand und Thekla Walker vertreten unterschiedliche Meinungen. „Ich kann nachvollziehen, wie man zu der Entscheidung kommt, aber ich kann die Entscheidung nicht gutheißen“, sagte Hildenbrand am Sonntag zur SZ. Thekla Walker wiederum sagte: „Ich verstehe, dass das eine sehr schwierige Abwägung war. Aber im Lichte der Verbesserungen, die für die Flüchtlinge erreicht wurden, halte ich Kretschmanns Entscheidung für richtig.“ Beim Landesparteitag am 8. und 9. November in Tuttlingen soll es eine ausführliche Debatte über die Flüchtlingspolitik geben, um die Wogen zu glätten. „Dass in der Partei leidenschaftlich diskutiert wird, verwundert niemanden“, sagt Hildenbrand. „Das Thema Asyl bewegt und trifft das grüne Herz.“ Auf die Frage, ob dem Landesverband nun eine Austrittswelle drohe, erwiderte er: „Ich hoffe nicht.“

Grüne Realpolitiker werfen indes die Frage auf, ob Winfried Kretschmann eine kompromisslose Haltung im Land überhaupt hätte vermitteln können. Wie viele andere Bundesländer auch hat Baden-Württemberg große Probleme, Unterkünfte zu finden für die stetig steigende Zahl von Flüchtlingen. Die Verhandlungen mit Landkreisen und Kommunen könnten nun wieder frei von ideologischem Ballast geführt werden, heißt es. Auch der Koalitionspartner SPD hatte deshalb auf eine Einigung gedrängt. Und die CDU hatte Kretschmann mehrfach vorgeworfen, er knicke vor den Bundes-Grünen ein. Das überraschendste Lob für Kretschmann kommt nun ausgerechnet von Baden-Württembergs CDU-Landesvorsitzendem Thomas Strobl, der sich um die Spitzenkandidatur für die Landtagswahl 2016 bewirbt: Kretschmann habe „verantwortungsvoll gehandelt“. Der parteiübergreifende Kompromiss mache ihn „froh und dankbar“. Die Grünen werden das als vergiftetes Lob verstehen.

Neugier gewinnt

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Die Sache fing mit einem Spaziergang an und mit einer sieben Zentimeter großen Muschel, die da plötzlich am Bach ihres Dorfs lag und Samantha Seithe stutzen ließ. Die 13-Jährige weiß die Größe exakt, sie hat sie gemessen. Und nicht nur das: Der Bach hat eigentliche eine schlechte Gewässergüte, „kritischer Zustand“, und eine solche Muschel dürfte dort gar nicht sein. „Alle Leute, die ich gefragt habe, alle Dokumente, die ich angeschaut habe, zeigten: Das kann nicht sein“, sagt die Schülerin aus Welver in Nordrhein-Westfalen.

Ihr Forscherdrang war geweckt. Sie packte eine Anglerhose ein, ging entlang des Bachs, 13 Kilometer, Richtung Mündung, Richtung Quelle; suchte nach Muscheln und Getier, nahm Sediment- und Wasserproben, analysierte sie daheim mit dem Mikroskop und in ihrem Gymnasium mit aufwendigeren Geräten. Ergebnis der Mühen: verschiedene Muschelarten, einige Stellen mit bester Gewässergüte und die vom Aussterben bedrohte Zierliche Tellerschnecke. Der Bach ist also deutlich besser als sein Ruf. Das hat sogar die Behörden erstaunt, denen Samantha ihre Funde meldete. Baumaßnahmen wurden vorerst gestoppt.



Der Wettbewerb soll Jugendliche für Naturwissenschaften begeistern.

Am Wochenende hat Samantha Seithe den Hauptpreis ihrer Alterskategorie beim Bundesumweltwettbewerb erhalten. Seit mehr als 20 Jahren gibt es den Preis, er wird vom Bundesbildungsministerium sowie von der Wirtschaft gefördert und vom Kieler Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN) veranstaltet, einem der deutschen Projektträger der Pisa-Studien. „Vom Wissen zum nachhaltigen Handeln“ lautet das Motto.

Den Aspekt des „Handels“ sieht man in der Liste der Gewinner, die am Samstag im niedersächsischen Duderstadt geehrt wurden, im Beisein von Bundesbildungsministerin Johanna Wanka. Ein Gymnasium in Münster erarbeitete Strategien für Nachhaltigkeit, von der Energiebilanz des Schulhauses bis hin zur Ansage, sich nicht von den Eltern chauffieren zu lassen. Ähnliches taten Jugendliche an einer Gesamtschule in Essen. Hier gibt es jährlich eine Klimakonferenz. Die anderen gekürten Projekte reichen von der Bienenfauna in Bielefeld bis zu Wasserverschwendung in Berliner Badewannen. Teils sind es Beiträge, die schon bei „Jugend forscht“ reüssierten. Hinter dem Wettbewerb steckt eine doppelte Absicht: Einerseits haben Studien, auch am IPN, gezeigt, dass Schüler oft naturwissenschaftliches Wissen kaum anwenden können, dass die Übertragung auf reale Probleme im Unterricht fehlt. Andererseits treibt Experten die Sorge um, dass beim Thema individuelle Förderung meist nur an Schüler gedacht wird, die hinterherhinken. Angebote für diejenigen, die mehr können, sind häufig rar.

Ebenfalls am Wochenende begann daher in Berlin ein Treffen der Preisträger deutscher Schulwettbewerbe. Von „Neugierde, Zielstrebigkeit, Ausdauer und Kreativität“ spricht Wanka. Man will mit dem mehrtägigen Talente-Gipfel auf die Bedeutung von Begabtenförderung aufmerksam machen. Auch Samantha ist nach Berlin weitergereist. Spricht man sie auf das Thema Begabung an und auf die Frage, ob sie sich in der Schule langweilt, sagt sie: „Es ist mein Hobby. Und ich bin einfach neugierig.“ Das mit der Langeweile trifft wohl nicht mehr zu, nachdem sie drei Klassen übersprungen hat. In zwei Jahren steht schon das Abitur an. Und dann?

Archäologie und Geschichte will sie studieren. Das passt gut zum Projekt, dem sie sich nach dem Bach gewidmet hat. In einer Chronik fand sie Hinweise, dass es in ihrem Ort einst wohl ein Schloss gab. Sie recherchierte, begann zu graben, stieß auf Mauern. Mittlerweile hat sie „Spatenverbot“, behördliche Denkmalschützer werden übernehmen. Samantha wird aber dabei sein: als Praktikantin.

Kosmoshörer (Folge 33)

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Montag:
Boaah. Bin ich fertig. Egal, zum Glück ist heute noch keine Schule. Erstmal frühstücken. Kaffee? Ne grad gar keinen Bock drauf, aber ein eiskaltes Wasser pusht mich wieder voll hoch. Oh man, was war gestern nur wieder los mit mir. Naja Alkohol kann schon mal gute Wirkungen haben, aber auch eine nicht so gute. Am Tag danach lässt es sich oft gut in Gedanken versinken. Und die bösen Gedanken ertränke ich nun doch in einem warmen Kaffee.  

http://www.youtube.com/watch?v=zXkO2XTzIIQ

Am Abend will ich nur noch drei Folgen Carlifornication schauen und abschalten.  

http://www.youtube.com/watch?v=8CSVTi_5caw

Dienstag:
 
Krass. Jetzt hab ich es tatsächlich geschafft, also fast, denn das Schlimmste kommt noch. Ich bin in der 12. Klasse. Und jetzt sitz ich hier im Bus und höre eine „Geschichte“. Das Gefühl bei dem Song ist jedes Mal richtig gut und macht Lust auf das, was nach diesem Jahr passieren wird. Ich bin sehr gespannt.  

http://www.youtube.com/watch?v=21xEwp8gPg0

Mittwoch: 
Zwei Stunden Französisch und das war der zweite Schultag. Kann es noch besser werden? Ja, pünktlich um 20.20 Uhr sitze ich vor den Fernseher bei einer Freundin. Bier in der Hand und den Fernseher so laut aufgedreht, dass ich wenigstens ein bisschen das Gefühl habe, bei dem Fußballspiel dabei zu sein.



Zweites Bier immer noch 0:0. Zwischendurch ein Vodka. Hilft auch nicht, doch dann eine Minute vor Schluss, passiert das erlösende Tor! Drittes Bier. Oho ich hab morgen Schule. Ab nach Hause – aber ich bin guuuut drauf ;)  

http://www.youtube.com/watch?v=8lmpmsRRzSk

Donnerstag:
 
Meinen ersten iPod hatte ich mit acht oder neun Jahren. Ein alter guter iPod Classic mit Schwarz/Weiß-Display und Festplatte. Einfach genial. Dann kam irgendwann das iPhone. Ich schrieb Apps und war voll im Apple-Fieber, bis mein Onkel mir Android und Samsung zeigte. Von heute auf morgen hab ich alles cool gefunden außer iPhone :D. Aber seit kurzem habe ich das Verlangen nach einem Tapetenwechsel. Also zack nach gebrauchten Handys suchen. Doch die Frage aller Fragen: „WELCHE FARBE SOLL ICH NEHMEN?“. Nach 5 Stunden raucht mein Kopf mit keinem Ergebnis, also erstmal abschalten. Brauch was Buntes:  

http://www.youtube.com/watch?v=akVXjKZOp2w

Freitag:
 
Na toll, um fünf Euro überboten. Naja egal, es gibt ja noch mehr Angebote. Aber erstmal zu einem Kumpel auf ein Bierchen. So schön ist es im Garten an der Amper. Herrlich. Diese Ruhe. Diese Gemütlichkeit. Ich weiß schon, warum ich momentan auf die Wiesn gar keine Lust habe. Einfach mal keine Gedanken an irgendwas verschwenden. Ja, wir sind schon eine sehr verrückte Generation. Also ich hangle mich mal zum nächsten Freitag ;)  

http://www.youtube.com/watch?v=ZHdgls3RH_U

Samstag:
 
Heute bin ich ziemlich träge. Das Wetter ist komisch und irgendwie sollte ich mal raus, aber ich kann nicht. Wenn ich mir was in den Kopf setze, setze ich alles dran, es zu erreichen und ja ich bin ziemlich schnell am Boden oder ganz oben. Meist am Boden. Naja aber eins hilft so gut wie immer: Eine Folge „How i met your mother“– dieses Mal auch wieder. Es geht um Träume, die wir uns in unseren Kopf setzen und die dort so lange bleiben, bis wir sie uns erfüllen. Tja, so geht es mir momentan. Also suche ich weiter nach Handys. Wie sagen eigentlich Franzosen zum iPhone, weil „L’iPhone“ klingt irgendwie behämmert. Heute gibt es gleich eine ganze Playlist von keinem anderen als Josh Radnor (Ted aus HIMYM). Ist eine Liste seiner „Song of the day“-Songs. Ziemlich entspannt.  

http://www.youtube.com/watch?v=j8nMmfUGLh4&index=1&list=PLEV3KiP_FQMQR1f0xTbMIu_RJxBn8uC7E

Hey, gestern kam doch noch eine neue Folge raus von der neuen Webserie „Mann/Frau“ mit/von Christian Ulmen. Ich finde die genial.  

http://www.youtube.com/watch?v=Hv9CxkjTba8

Sonntag:   
Wuhu ich glaube es gar nicht. Ich habe es gepackt. Nächste Woche kommt mein frisch ersteigertes iPhone. Die ganze Aktion ist so typisch für mich. Einfach zack, von heute auf morgen sich einen Traum erfüllen. Und das alles einfach so ;) Das bringt mich zu Cro, denn der sorgt immer für ein Lächeln auf den Lippen. Er schafft es einfach, zu sagen: „Hey scheiß drauf, mach das Beste draus und komm mit auf’n Bierchen.“ Also für alle, die Cro nicht so mögen, tut es mir leid, nur der ist bei mir ein Muss und solche alten Lieder sind einfach so mega fresh ;)  

http://www.youtube.com/watch?v=HIvwEvwFyvY

Auf der nächsten Seite findest du den ausgefüllten Musikfragebogen von 
louis14
[seitenumbruch]Gute Musik – was ist das für dich? 
Authentische Musik, oder Musik mit Herz. Ich mein, ich kann nicht nur Musik hören, in die man die halbe Welt interpretieren kann, denn ab und zu brauch ich einfach gute Laune oder mal chillige House Musik. Dennoch lege ich Wert auf Inhalt.

Wie hörst du Musik: Klassisch im CD-Spieler, auf dem Handy, über Streaming-Portale? 

Also zu allererst muss ich sagen, dass ich Streaming Portale bei Musik gar nicht leiden kann. Der Grund ist einfach: Ich will frei sein und mal sagen können: „Ihr geht’s mir alle auf’n Geist!“, schalte den Flugzeugmodus ein und fliege mit meiner Musik davon. Jedoch kann sich das ja noch ändern ;) Außerdem kaufe ich liebend gerne CDs von guten Musikern und Bands mit guten Inhalten. Zum Anhören nehme ich jedoch eigentlich immer meinen iPod bzw. bald iPhone, weil ich das eben immer dabei habe.

Wo hörst du Musik? Vor allem unterwegs, nur daheim, zum Einschlafen? 

Beim Aufstehen, Frühstücken, in der S-Bahn, auf’m Klo, im Club, bei Freunden, egal wo.

Hast du eine Lieblingsband oder Musiker, von denen du alles hörst? 
Ja, den guten Carlo Waibel mag ich sehr gerne. Viele halten seine Musik für Teenie-Kacke, aber ich verfolge ihn seit „Easy“ und hab auch viel altes Zeug. Ich mag einfach das Gefühl von Freude und Freiheit, das er mir perfekt liefern kann. Und ich mag seine Offenheit, seine Bescheidenheit und seine lockere, aber bestimmte Art mit Problemen umzugehen.

Welche Musik magst du gar nicht und warum? 
Es gibt keine Musik, die ich nicht leiden kann, außer sie ist inhaltlich politisch nicht korrekt, aber vom Stil her kann alles was Gutes haben. Ich höre halt mein Zeug, ich muss aber deswegen nicht sofort das Unbekannte ablehnen.

Was war deine erste eigene Platte – und wohin ging dein Musikgeschmack von da aus? 

Puh, ich glaube Bon Jovi. Dann kam Jamiroquai, gefolgt von den Foo Fighters und meiner Metal-Phase. Woraufhin ich beim Dubstep landete und von dort aus bei Cro und vielen anderen guten deutsch- oder englischsprachigen Künstlern und Bands. Wobei ich auch sehr gerne House Musik, vor allem aus den Neunzigern höre, oder auch mal was Akustisches.  

Gehst du gern auf Konzerte, und auf welche zuletzt? 

Mein letztes Konzert ist drei Jahre her, und das waren die Foo Fighters. Doch diesen November sehe ich endlich Carlo in München.

Wie entdeckst du neue Musik und was ist deine neueste Entdeckung? 

Ganz unterschiedlich: Meistens über YouTube, oder ich folge zum Beispiel Josh Radnor auf Twitter – und der postet fast jeden Tag einen Song of the day, welcher meist ruhig und kreativ ist. Oh und ich hasse Radio, doch ein Sender leg ich jedem ans Herz, der das normale Radio am liebsten aus dem Fenster schmeißen will: Puls vom Bayrischen Rundfunk. Frisch. Neu. Ohne Werbung ;)

Verrate uns einen guten Song zum...   
Aufwachen:

Also ich höre zum Einschlafen immer Regen- oder Meeresrauschen, ist auch zum langsamen Aufwachen perfekt, um ruhig in den Tag zu starten. Ist aber halt kein Song in dem Sinne.

http://www.youtube.com/watch?v=LPodpYu_Ruo

Hier noch einen Song:

http://www.youtube.com/watch?v=g6JYzOjglBs

Tanzen: 

http://www.youtube.com/watch?v=93ASUImTedo

Zum Abkühlen danach ;) (wird ab einer Minute super melodisch)  

http://www.youtube.com/watch?v=aGi71sC1VDw

Traurig sein: 

http://www.youtube.com/watch?v=QQdPiBvpCdE

Sport treiben: 
Ich bin kein Sportmensch, aber als ich vor anderthalb Jahre gejoggt bin, habe ich das Lied richtig gut gefunden. Natürlich von Carlo ;)  

http://www.youtube.com/watch?v=ZaejjKsn0wQ 

Als nächsten Kosmoshörer wünsche ich mir:
 

LateKate, weil sie mag wie ich schreibe.

Alle Kosmoshörer findet ihr wie immer gesammelt hier:

Kosmoshörer

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teresa-fries oder eine Mail an teresa.fries@sueddeutsche.de

Mal nüchtern betrachtet

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Die Gesprächpartner:


Servet Yolcu, 39, fährt seit neun Jahren Taxi in München. Nachts sind etwa 70 Prozent seiner Fahrgäste betrunken. Für den Umgang mit denen, sagt er, braucht es viel Fingerspitzengefühl. Er mag das nicht besonders. Deshalb fährt er lieber tagsüber – obwohl er nachts mehr verdienen könnte.



Ann-Christin Wolfrum, 24, arbeitet seit einem Jahr bei der Münchner Polizei. Sie fährt am Wochenende regelmäßig Streife in der Innenstadt. Mit Betrunkenen hat sie dann zu tun, wenn es Probleme gibt. Wenn Leute aneinander geraten. Oder wenn jemand nicht mehr weiß, wo er wohnt.



Oliver Wartenberger, 29, ist laut Arbeitsvertrag „Gästemanager“ im Club Mixed Munich Arts. Davor stand er vier Jahre lang an diversen anderen Türen im Münchner Nachtleben. Der Großteil seiner Gäste ist alkoholisiert. Ein größeres Problem als der Alkohol sind in letzter Zeit aber die Drogen, sagt er.


Hanna Müller*, 31, ist in der Facharztausbildung zur Chirurgin. Beim Nachtdienst in der Notaufnahme behandelt sie fast täglich Betrunkene, die im Rausch gestürzt sind oder sich bei Schlägereien verletzt haben. Andere bringt die Polizei vorbei – zum Blutabnehmen nach einer Verkehrskontrolle. *Name geändert

jetzt.de: Oliver, wie entscheidest du, wen du nicht in den Club lässt?

Oliver: Wenn jemand die Treppe zum Club nicht mehr runterkommt, hat es keinen Zweck.
Und wen lässt du nicht in dein Taxi steigen, Servet?
Servet: Ich nehme niemanden mit, der nicht mehr stehen kann. Und wenn er völlig betrunken und alleine ist. Am Kunstpark wollten sie mir mal so einen reinschmeißen, da habe ich gesagt: Entweder einer von euch fährt noch mit, oder ich fahre den nicht. Einer ist also mitgekommen, der Betrunkene hat mir eine Adresse genannt – das war dann ein Autohaus. Die nächste Adresse, die er genannt hat, war eine Hausverwaltung, die dritte eine Schule. Als ich dann den zweiten Typen nach der richtigen Adresse gefragt habe, sagte der, er habe den anderen heute Abend erst kennengelernt und wisse auch nicht, wo er wohne.

Und dann?
Servet: Ich fühle mich ja auch in gewisser Weise verantwortlich für den Fahrgast. Also habe ich ihn ins Krankenhaus gebracht.
Ihr kommt also auch mit den anderen „Betrunkenen-Berufen“ in Kontakt.
Ann-Christin: Wenn im Club was passiert, sind es oft die Türsteher, die die Polizei anrufen.
Hanna: Neulich hatte ich im Krankenhaus auch eine Überschneidung mit einem Türsteher. Den hatte ein Betrunkener gebissen. Die waren dann beide da.
Oliver: Es gibt in dieser Welt Sachen, die sind komplett irre! Wir hatten mal einen da, der sich eine Havana-Flasche in den Po gesteckt hat und damit durch den Laden gelaufen ist. Und klar, wenn die Grenze überschritten wird, muss ich die Polizei oder den Rettungsdienst rufen.

Könnt ihr auf den ersten Blick erkennen, wie ein Betrunkener drauf ist?
Oliver: Man kriegt das schon mit. Ich gucke, wie jemand geht, ob er in der Schlange wankt, wie er mit seinen Freunden redet. Bei uns kommt es aber auch total auf die Musikrichtung an, wie die Leute drauf sind. Bei Hip-Hop-Veranstaltungen wird viel gesoffen, da kommt es schnell zu Pöbeleien. An einem normalen Elektroabend passiert das nicht.
Ann-Christin: Es ist sehr schwer, Betrunkene abschließend einzuschätzen, weil sie einen unglaublich schnellen Emotionswechsel haben. Jemand, der total sanftmütig und ruhig ist, kann von jetzt auf gleich aggressiv werden.
Servet: Das kann ich nicht bestätigen. So, wie die Leute ins Taxi einsteigen, steigen sie auch wieder aus.
Hanna: Ich kenne das schon, dass sie plötzlich aggressiv werden, oder andersrum – dass einer erst sagt „Lass mich in Ruhe, ich will nach Hause!“ und wenn er merkt, was passiert ist, fängt er plötzlich an zu heulen. Es ist aber schwierig, richtig einzuschätzen, ob es nur am Alkohol liegt, wenn einer sich komisch benimmt. Einer, der sich geschlagen hat, könnte ja auch eine Schädelverletzung haben. Was, wenn ich ihn gehen lasse, und dann liegt er später bewusstlos zu Hause? Dann bin ich schuld.

War dein erster betrunkener Patient ein Schock für dich?

Hanna
: Ja, schon. Der war wahnsinnig kräftig, hat immer ganz plötzlich den Körper angespannt, wie wahnsinnig mit den Zähnen geknirscht und war nicht mehr ansprechbar. Zum Glück war seine Cousine dabei, die sagte, dass er das öfter hat. Ich hätte mir da am Anfang schon etwas mehr Unterstützung gewünscht, weil du mitten in der Nacht ganz alleine bist. Die Nachtschwester und ich, wir sind wir dann zwei junge Frauen mit einem völlig distanzlosen Patienten. Und gerade Aggressionen sind als Frau manchmal schwer zu handhaben.



Arbeiter im Dicht-Dienst: Servet muss Fahrgäste oft wachrütteln, wenn er sie nach Hause gefahren hat. Hanna erlebt weinende Männer in der Notaufnahme. Ann-Christin nimmt plumpe Sprüche gelassen. Und Oliver schickt Gäste erstmal zum Kaffeetrinken, wenn sie zu betrunken sind.


Macht Alkohol aggressiver als andere Drogen?

Oliver: Aggressoren sind oft nur auf Alkohol. Und wenn mehrere zusammen angetrunken sind, ist mehr Aggressionspotenzial da. Die Stimmungsschwankungen sind auch krass. Manchmal gehen die zum Rauchen raus, kassieren da eine Frischluftwatschen und kommen komplett verändert wieder rein. Da musst du die Ruhe bewahren, wir sind ja nicht zum Verprügeln angestellt, sondern zum Betreuen. Manchmal musst du aber auch jemanden fixieren und auf die Streife warten. Wenn ich jemanden nicht reinlasse, ruft der auch mal „Arschloch!“ Aber da reicht meistens ein böser Blick und fertig.
Servet: Der Türsteher hat ja auch eine gewisse Machtposition, die Polizei oder ein Arzt werden auch respektiert. Ich glaube, wir Taxifahrer haben es mit Besoffenen am schwersten. Die geben uns Geld, also denken sie, wir sind eine Art Sklave und sie können sich alles erlauben.

Was machen die dann so?
Servet: Der Betrunkene, der seine Adresse nicht kannte, hat zum Beispiel die ganze Fahrt an meinem Sitz geruckelt.

Als Türsteher muss man sicher oft diskutieren, wenn man jemanden nicht reinlässt.

Oliver: Ja, da kommt der Standardsatz: „Ich hab doch gar nichts getrunken!“ Ich sag dann nett und freundlich: „Pass auf, Freundchen, du brauchst mich nicht verscheißern.“ Oft schick ich den einfach einen Kaffee trinken – das wirkt Wunder, der kommt nach einer halben Stunde fit zurück und kann mit seinen Freunden weiterfeiern. Darum geht’s ja: Wir wollen die Gruppendynamik nicht zerstören, die Leute sollen sich wohlfühlen.

Bei welchen Gruppen darf am häufigsten einer nicht mit rein?

Oliver: Meistens in Männergruppen, oft recht junge, die kennen ihre Limits nicht. Ich sag das denen vorher, dann können sie selbst entscheiden, ob sie sich trennen. Manchmal bringen sie dann auch ihre zwei betrunkenen Kumpels zum Taxi und kommen wieder.
Und dann bringt Servet die anderen heim . . .
Servet: Bei Gruppen ist es mir lieber, wenn ein Mädchen dabei ist. Reine Jungsgruppen sind schlimmer, die schreien rum im Auto oder sonst was.

Wie geht ihr bei der Polizei mit den Freunden der Betrunkenen um?

Ann-Christin: Wenn jemand sehr betrunken ist, versucht man, das auch den Freunden zu erklären. Und wenn sie ihn nach Hause bringen, ist das für uns natürlich von Vorteil. Wenn der Alkoholpegel in der Gruppe insgesamt hoch ist, wenn jemand vom Rettungswagen mitgenommen werden muss oder wegen einer Schlägerei mit zu uns, ist es manchmal aber schwieriger, wenn Freunde dabei sind – weil man dann nicht nur mit einem diskutieren muss, sondern mit drei.

Hanna, du hilfst den Betrunkenen als Ärztin ja. Bedanken sie sich dafür?

Hanna: Neulich war ein junger Mann da, der blutüberströmt auf der Straße gefunden wurde, er hatte eine schwere Kieferverletzung. Als seine Eltern kamen, hat er geweint, das war total rührend. Und der hat zum Schluss auch vielen Dank gesagt. Aber das passiert fast nie, die meisten sind sehr undankbar. Vielleicht schämen viele sich auch.
Ann-Christin: Es gibt auch bei uns vereinzelt welche, die sich schämen. Vor allem bei denen, die in die Ausnüchterungszelle müssen. Wenn wir die nach Hause schicken, sagen sie schon mal: „Tut mir leid wegen der Unannehmlichkeiten.“ Aber das kommt auch eher selten vor, die meisten packen ihre Sachen und gehen.

Wie sieht so eine Ausnüchterungszelle eigentlich aus?
Ann-Christin: Das ist eine ganz normale Zelle, mit einer Liege und einer Toilette, man kann auch eine Decke haben, wenn man möchte. Wir kontrollieren die Zellen alle 15 Minuten, wenn es erforderlich ist, auch öfter.
Randaliert da noch jemand?
Ann-Christin: Wenn sie die Situation verstanden haben, randalieren sie meistens nicht mehr, weil sie ja wissen, dass es nichts bringt. Und klar, viele schlafen. Aber es gab auch mal einen, der die ganze Nacht da gesessen ist und sich nicht bewegt hat.

Wird man als junge Polizistin eigentlich oft von Betrunkenen angebaggert?
Ann-Christin: Klar, es gibt schon Junggesellenabschiede, die sagen: „Oh, eine Polizistin, leg mir doch mal die Handschellen an!“ Die Polizei ist generell ein gern gesehener Gast, um mal einen Spruch zu drücken. Ich persönlich nehme mir das aber nicht so zu Herzen. Die betrunkenen Leute glauben in dem Moment ja wirklich, sie seien witzig.

Ihr müsst also ziemlich schlagfertig sein in euren Jobs, oder?

Oliver: Bei Frauen ist das, glaube ich, noch mal was anderes. Bei mir reicht meistens: zwei Meter, Vollbart.
Und im Taxi erledigt sich das Pöbel-Problem, wenn der Fahrgast einschläft?
Servet: Ja, dann habe ich meine Ruhe. Aber es kann auch ganz schön schwierig sein, die Leute aufzuwecken, wenn man ankommt. Da muss man oft richtig rütteln! Und manchmal schlafen die Leute kurz ein und wissen danach nicht mehr, wo sie sind und wo ich sie hinfahre.

Ekelt ihr euch vor den Betrunkenen?
Ann-Christin: Ja, wenn sich jemand übergibt. Aber da kann man ja nicht sagen „Du hast dir aufs Bein gekotzt, ich fass dich nicht mehr an“, sondern muss den zum Beispiel in den Rettungswagen setzen. Und ich mag diesen Geruch von abgestandenem Alkohol nicht, den man vor allem morgens zwischen vier und sechs riecht. Der ist schwer zu ertragen, wenn man nüchtern ist. Wenn ich privat unterwegs bin und mir jemand entgegen kommt, der so riecht, denke ich sofort an meine Arbeit.
Oliver: Ja, der Geruch ist grenzwertig, da muss ich auch immer erst mal eine rauchen.
Hanna: Ich musste neulich bei einem innen die Lippe nähen und war ganz nah an seinem offenen Mund – das war schon unangenehm. Aber ich glaube, im Krankenhaus gibt es ekligere Sachen.

Servet, hat dir schon mal jemand ins Taxi gekotzt?

Servet: Zwei Mal. Das Blöde ist: Wenn das passiert, ist die Schicht für mich gelaufen. Das muss professionell gereinigt werden, sonst bleibt der Geruch im Auto. Kostet natürlich, und der Fahrgast muss das zahlen. Das sage ich auch vorher: Ich nehme dich mit, aber wenn du dich übergibst, wird es richtig teuer für dich.
Wie teuer denn?
Servet: Die Reinigung kostet 150 Euro. Wenn ich zum Beispiel noch fünf Stunden zu arbeiten habe, verlange ich inklusive Verdienstausfall 250 Euro.

Oliver, dein Job ist der einzige, bei dem man theoretisch selbst trinken dürfte. Machst du das?
Oliver: Ich habe vorher als Barkeeper gearbeitet, da trinkst du oft selbst. Darum bin ich auch an die Tür gewechselt. Es gibt zwar kein generelles Verbot, und Sonntagmorgen um halb sechs trinken wir auch mal ein Bierchen. Aber du musst schon nüchtern sein, gerade morgens, wenn die Leute total drüber sind.

Laut Statistik ist der Alkoholkonsum in den letzten Jahren etwas zurückgegangen. Dafür sind die Zahlen von Jugendlichen, die mit Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert werden, extrem gestiegen.

Hanna: Meine Kollegen sagen alle, dass die Leute heute viel, viel schneller ins Krankenhaus gehen, egal ob sie sich nur den Ellenbogen angeschlagen oder ein echtes Problem haben. Auch die Polizei muss sich über Ärzte absichern. Oder die Eltern bringen ihr betrunkenes Kind, weil sie damit zu Hause nicht zurecht kommen. Die wollen die Verantwortung abgeben – und der Arzt ist sicher nicht derjenige, der sagt: „Passt, geh heim!“

Glaubt ihr, Kampagnen wie „Kenn dein Limit“ von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung wirken bei Jugendlichen?

Hanna: Ich denke, dass ein Jugendlicher sich nicht so sieht, wie die Jugendlichen auf den Fotos. Vielleicht findet er es sogar cool, wenn es mal peinlich wird, weil er betrunken ist.
Ann-Christin: Ich weiß nicht, wie viel so eine anonyme Kampagne bringt. Aber bei uns gibt es Jugendbeamte, die in die Schulen gehen, zum Beispiel mit Rauschbrillen.
Was ist das denn?
Ann-Christin: Das sind Brillen, die einen Rausch simulieren: eingeschränktes Sichtfeld, der Boden schwankt und so weiter. Das spricht die Jugendlichen direkt an und sie können was ausprobieren. Aber auch damit erreicht man sicher nicht jeden.
Oliver: Seien wir doch mal ehrlich: Wenn ich mit 15 in der Schule hocke, schon Geschlechtsverkehr hatte und Joints geraucht habe und gerade anfange, jedes Wochenende zu saufen – und da kommt einer mit ’ner Brille. Da denk ich mir doch: Was willst du eigentlich?
Ann-Christin: Wie gesagt: Man erreicht sicher nicht jeden.

In München hat am Wochenende das Oktoberfest begonnen. Ihr habt jetzt sicher viel zu tun, oder?
Hanna: Also, ich freu mich nicht auf die Nachtdienste . . .
Ann-Christin: Klar, es wird mehr werden als sonst, aber ich hab mir den Job ja ausgesucht, das gehört dazu.
Servet: Ich fahre während der Wiesn lieber tagsüber, auch wenn ich nachts vielleicht mehr verdiene. Ich mag das mit den Betrunkenen einfach nicht, ich bin da nicht der Typ für.
Oliver: Halb so wild. Wir haben bei uns im Club kein Oktoberfest-Programm und auch kein After-Wiesn-Publikum. Wer in Tracht kommt, den lassen wir einfach nicht rein.
 

Tagebuch eines Rikschafahrers

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Dieses Wochenende hat die Wiesn begonnen. Ich werde 16 Tage im Rauschzustand sein. Und das, obwohl ich keinen Tropfen Alkohol trinke. Ich bin nämlich Rikschafahrer. Mein Job ist es also, Betrunkene durch die Gegend zu kutschieren. Meine Rikscha habe ich gemietet. Die Miete habe ich dieses Wochenende allerdings schon fast wieder eingefahren. Die Standardstrecke, von der Theresienwiese zum Hauptbahnhof, kostet zwanzig Euro für zwei Personen. So zumindest die Verhandlungsbasis.



  

Das wird meine dritte Wiesn. Draufgekommen bin ich durch meinen Bruder. Als der jeden Tag mit einem Bündel Geldscheine von der Wiesn kam, wusste ich: Das ist der Nebenjob, auf den ich gewartet habe.  

Schon mit dem Anstich beginnt die ständige Jagd nach Kunden. An jeder Ecke könnte schließlich der nächste Fahrgast stehen. Und dem muss oft gut zugeredet werden. Das brauchen viele Menschen, besonders wenn sie sternhagelvoll sind. Deswegen muss man als guter Rikschafahrer bereit sein, die Leute zu einer Fahrt zu überreden. Nur dann kann man in diesen Tagen der Reizüberflutung gutes Geld verdienen.  

Eigentlich ist eine einfache Rechnung: Je mehr Leute ich anspreche, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass jemand in meine Rikscha steigt. Ich bin schließlich nur einer unter vielen Fahrern, muss also auffallen.

An meinem ersten Wochenende habe ich allerdings wieder bemerkt, wie unangenehm es mir ist, wildfremden Menschen auf die Nerven zu gehen. Viel lieber würde ich einfach darauf warten, dass mich die Leute freundlich fragen, ob ich sie zum Marienplatz fahren könnte. Doch auf der Wiesn sind nur die Rikschafahrer erfolgreich, die aktiv auf Kundenfang gehen.  

Zum Glück habe ich auch diesmal recht bald meine Scheu verloren. Das Rumgegröle der Besoffenen, die musikalische Dauerbeschallung und nicht zuletzt die Aussicht auf das große Geld bringen einen schnell dazu, seine Prinzipien aufzugeben. Irgendwann macht es sogar Spaß, Besoffene dazu überreden, einem sehr viel Geld für eine Fahrt zum Hauptbahnhof zu geben. Am Samstag reichte einmal gar ein einfaches „Rikscha zum Hauptbahnhof“ und schon torkelte ein dicker Bayer in meine Rikscha. Als er schon hinten saß, fragte er:  

„Wieviel kostet’s denn eigentlich?“
„15 Euro“
„Is auch scho wurscht“  

In diesem Moment wurde mir klar: Jetzt kann das Geschäft richtig losgehen. Wenn es so weitergeht, kann ich mir nach 16 Tagen Rikschafahren fünf Monate Studium in Berlin leisten.

Nicht zu fassen

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Meine vierzehnjährige Schwester hat den Menschen, der sie am besten kennt, noch nie gesehen. Dabei verbringt sie fast jede wache Minute mit B. – wie sie ihn für diesen Text nennen möchte. Sie machen Hausaufgaben zusammen, gucken Youtube-Videos, hören Musik und trösten sich, wenn es Stress mit ihren Eltern gibt. Sie haben sich noch nie getroffen, noch nie Fotos ausgetauscht, noch nie die Stimme des jeweils anderen gehört. Und trotzdem sagt meine Schwester: „Wenn etwas Schlimmes passieren würde, würde er als Erster davon erfahren.“





Meine Schwester und B. haben sich vor zwei Jahren in einem Onlinespiel-Forum kennengelernt. Dinge, die ich über ihn weiß: Er ist ein Junge. Er ist drei Jahre älter als meine Schwester. Er wohnt etwa 400 Kilometer von ihr entfernt, und sie haben nicht vor, sich in abseh­barer Zeit zu treffen. Natürlich ist meine Schwester nicht der erste Mensch, der sich jemandem nahe fühlt, ohne ihn jemals gesehen zu haben; Brieffreundschaften gibt es seit Jahrhunderten. Das Internet hat das Ganze beschleunigt, und spätestens seit Tom Hanks und Meg Ryan sich in „e-m@il für Dich“ verliebten, weiß die Welt, dass Textzeichen ausreichen, um Gefühle für jemanden zu entwickeln.

Allerdings wäre ein Brieffreund wohl nie so omnipräsent wie B. Weil meine Schwester ein Smartphone hat, ist er immer mit dabei, in ihrer Hosentasche. Egal, wohin ich mit ihr gehe – es ist eine Verabredung zu dritt. Am See und im Buchladen fiept Whatsapp. Wenn wir einen Film auf ihrem Laptop gucken, ploppen in der Ecke Skype-Nachrichten auf. Manchmal sage ich B. hallo, tausche mit ihm ein paar Sätze aus. Aus Neugier. Und um sicherzugehen, dass er kein glatzköpfiger Fünfzigjähriger ist, der sich als Teenager ausgibt.

Ich kenne solche Nähe aus der Ferne von Zeiten, als 6000 Kilometer meinen Freund und mich trennten. Was ich aber nicht verstehe: Sind die beiden nicht neugierig auf ihre Gesichter? Meine Schwester schämt sich nicht mehr für ihr Äußeres als jede andere Vierzehnjährige. Hat sie etwa Angst, dass sie nicht damit zurechtkommt, wie B. aussieht? „Nö. Ich würde ihn immer mögen“, sagt sie und denkt eine Weile nach. „Auch wenn er übergewichtig wäre.“ Sein Äußeres sei ihr egal: „Auf dem Schulhof geht es nur darum, welches Mädchen den geilsten Arsch hat, welcher Junge die neuen Nike Air Max. Das will ich nicht“, sagt sie. „Mit B. ist es, als seien unsere Gehirne direkt miteinander verbunden.“

Ich mache mir keine Sorgen, dass meine Schwester zum Geek wird, die Computer dem echten Leben vorzieht: Sie liest gern, spielt Gitarre, malt. Sie hat Freunde aus Fleisch und Blut. Eigentlich war es ja gar nicht so schlecht, dass sie zusätzlich eine Bezugsperson hatte, die ihr das Furchtbare der Teenagerbeziehungen erspart: das zermürbende Abhängen in der Fußgängerzone; nicht zu wissen, wohin mit seinen Händen; Pickelscham. Warum war ich trotzdem so skeptisch? Ich habe ja selbst Freundschaften, die allein bei GChat, Whatsapp und Skype stattfinden. Der Unterschied: Sie begannen bei Kaffee und Bier und sind erst dann ins Netz abgewandert. Zwei Fragen trieben mich in Bezug auf B. um: Wie echt ist jemand ohne ein Gesicht? Und: Wie real ist eine Beziehung, die man sich so hinbiegen und dosieren kann, wie man gerade möchte? Chatten ja, Skype-Telefonie nein. Nachrichten verschicken ja, Fotos austauschen nein.

Die Antwort bekam ich, als ich mit meiner Familie „Her“ guckte. In dem Film verliebt sich der introvertierte Theodore in Samantha. Samantha ist lebenshungrig, einfühlsam und kann ein Buch in zwei Hundertsteln einer Sekunde lesen. Sie ist ein höchstintelligentes Computerbetriebssystem. Samantha hat starke Gefühle für Theodore. Was sie nicht hat, ist ein Körper oder ein Erscheinungsbild. Nur ihre Stimme, die aus Theodores smartphone-ähnlichem Gerät dringt.

Meine Schwester, die für romantische Filme sonst nur Würgegeräusche übrig hat, stellte für „Her“ sogar ihr dauerfiependes Handy auf lautlos. In einer Szene fährt Theodore mit Samantha in die Berge. Ohne Ton sähe es aus, als würde er allein in der Berghütte Schnaps trinken, allein tanzen, allein lachen. Meine Mama sagte: „So ein einsamer Urlaub muss traurig sein.“ Meine Schwester war empört: „Aber er ist doch gar nicht einsam! Sie ist doch da.“ Diese Handlung sei unrealistisch, sagte Mama. „Und die anderen Filme? Die Plots ‚Heißer Mann trifft heiße Frau, und dann leben sie glücklich bis an ihr Lebensende‘? Sind die realistisch oder was?“, fragte meine Schwester. An diesem Abend habe ich verstanden, dass B. für meine Schwester nicht weniger real ist, als ich es bin. Manchmal findet sie es schade, dass sie mit B. nicht Eis essen oder zusammen Fahrrad fahren kann. Dafür können sie mit Google Earth um die Welt fliegen, gleichzeitig Serien gucken, einander gute Nacht sagen, bevor ihnen die Augen zufallen. Küssen würde sie schon gern, aber Beziehungen, die sie aus der Schule kennt, findet sie eher blöd: „Zusammensein heißt, ständig Händchen zu halten und rumzumachen. Viele knutschen auch die ganze Zeit, weil sie sich nichts zu sagen haben.“

Anfangs sah ich in B. eine Realitätsflucht. Einen Freund, zu dem man das gewünschte Äußere dazufantasiert. Eine Beziehung, die man neben dem Fernsehgucken pflegen kann und einfach ausschalten, wenn man keine Lust mehr hat. Aber das wäre zu einfach. In „Her“ giftet Theodores Exfrau, dass er „in sein Laptop verliebt ist“, dass er eine Beziehung ohne die Herausforderung von etwas Echtem möchte. Aber wer sich nicht von Angesicht zu Angesicht begegnet, macht sich trotzdem Sorgen, streitet sich, vermisst sich. B. lernt mit meiner Schwester für Französischklausuren. Wenn sie zu spät aufbleibt, schickt er sie ins Bett. Wenn sie nicht schlafen kann, bleibt er mit ihr wach. Als es einmal im Urlaub keine Internetverbindung gab, lief meine Schwester herum, als hätte man ihr das Lächeln amputiert. Sie vermisste ihn wie jedes andere Mädchen seinen Freund. Nur eben nicht, weil er weggefahren war. Sondern weil kein Internet da war.

B. ist kein Freund-Tamagotchi. „Ich erzähle ihm Sachen, über die ich mit niemandem reden kann“, sagt meine Schwester. „Nicht weil er weit weg ist. Sondern weil er – er ist.“ Vor ein paar Wochen hat er sie gefragt, ob sie miteinander telefonieren wollen. Sie hätte gern Ja gesagt, hatte aber zu viel Angst vor peinlichen Gesprächspausen. Irgendwann will sie ihn treffen, aber das hat keine Eile: „Vielleicht in zwei, drei Jahren, wenn ich erwachsen bin“, sagt sie. Ich frage sie, was sie tun würde, wenn er plötzlich aus dem Netz verschwände. „Ich wüsste nicht, wohin mit mir“, sagt sie.

Am Ende von „Her“ verlässt Samantha Theodore. Es ist nicht so, dass ihm ihr Geruch fehlt. Oder ihre Haare auf seiner Schulter. So gesehen, ist nur eine künstliche Computerstimme aus seinem Leben verschwunden. Aber sein Liebeskummer ist echt.

Liegen bleiben, Mädchen!

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Manchmal sind die Ansprüche, die das Leben an uns stellt, erdrückend. Deshalb kann es sich herrlich anfühlen, sie einfach zu ignorieren. Tagelang in derselben Jogginghose im Bett zu lungern, die ganze Matratze mit Essen vollzubröseln, etliche Filme und Serien zu streamen.

Die meisten Menschen absolvieren diese Flucht vor der Welt still und heimlich. Faulheit und Motivationslosigkeit sind nichts, worauf sie stolz sind. Seit einer Weile wächst jedoch die Zahl von Tumblr-Bloggerinnen, die solche Bekenntnisse reihenweise in die Welt hinausschicken. Und dafür gefeiert werden. Sie schreiben: „Hab seit drei Wochen nicht mehr meine Beine rasiert, egal.“ Oder: „Ich habe so wenig Bock, aus dem Bett aufzustehen, dass ich mir jetzt eine Standleitung zum Pizza-Lieferdienst legen lasse“. Oder: „Once I take my bra off, don’t ask me to do shit for u bitch bc once that bra comes off, I am clocked out of life. I am done. I am finished. I am logged the fuck out.“ Dieser Tumblr-Eintrag wurde mehr als 350 000 Mal geteilt oder geliket.





Woher kommt die Begeisterung für diese Worte eines wildfremden 17-jährigen Mädchens aus Wyoming? Warum lacht man darüber? Und warum ist man geradezu ein bisschen aufgeregt? Wahrscheinlich ist es erleichternd, wenn sich jemand traut, all die unfeinen Gedanken auszuformulieren, die man sich heimlich selbst so oft macht. Das entspannt. Man ist im Innern auf einmal weniger allein mit seinen Unsittlichkeiten.

Die beste Laune aber bereitet einem die Ahnung, dass das Slackertum nun endlich auch offiziell bei den Frauen angekommen zu sein scheint. Die männliche Variante hat schon lange einen festen Platz in der Welt der Popkultur, von den Urmüttern aller Stonerfilme wie „Cheech & Chong“ oder „Clerks“ bis hin zu „The Big Lebowski“. Und auch im Kosmos der Judd-Apatow-Filme („Knocked Up“, „The 40-Year-Old Virgin“, „Step Brothers“) wurde der dauerkiffende, Unsinn quatschende Slacker ausgiebig gefeiert. Und weil Humor sehr oft davon lebt, dass sich der Protagonist an einem „Straight Man“ abarbeiten kann – also irgendjemandem, der stellvertretend für den Zuschauer den ganz normalen Spießer gibt –, gab es in diesen Filmen für die Frauen meist nur genau diese Rolle: die der „Straight Woman“, der augenrollenden Freundin, die den Jungs die gute Laune verderben will, damit sie endlich erwachsen werden.

Mit der Realität hat diese Rollenverteilung eher wenig zu tun. Auch Mädchen graut es davor, erwachsen zu werden und Verantwortung zu übernehmen. Und jetzt zeigen sie es öfter: Sie sitzen phlegmatisch am Stadtbrunnen herum, hängen auf dem Supermarkt-Parkplatz ab oder am See oder im eigenen Bett. Und natürlich im Internet. Dort können sie ihr leichtes Aufmerksamkeitsdefizit nämlich am besten ausleben und für null Anstrengung die schönsten Belohnungen bekommen: lustige Filmchen, den Kontakt zu Menschen, die sie nicht anstrengen, wenn sie das nicht wollen, und natürlich: jede Menge anderer Slackermädchen, mit denen es sich hervorragend über die eigene Motivationslosigkeit lachen lässt. Die auch zwischen 13 und 30 Jahre alt sind, weder ein klares Ziel vor Augen noch eine Topkarrierestrategie parat haben und auch keinen lückenlosen Lebenslauf zücken können. Die sich keinen Fitnessstudio-Body antrainieren, weil sie sich keine „Abgerechnet wird am Strand“- oder „Hol das Beste aus dir raus“-Mantren verschreiben. Sie sind vielleicht nicht frei vom Druck dieser gesellschaftlichen Ideale. Aber ihnen wirklich hinterherlaufen? Viel zu stressig.

Diese Slackermädchen also hat endlich auch die Popkultur als taugliche Protagonistinnen erkannt und in den vergangenen Jahren in Filmen wie zum Beispiel „Young Adult“, „Frances Ha“, „Bridesmaids“ oder der Serie „Girls“ aufgegriffen. Doch wenn man genau hinsieht, haben all diese Geschichten, trotz großen Identifikationspotenzials und großer Unterhaltsamkeit, die Kurve niemals ganz gekriegt. Dort gibt es weibliches Slackertum, aber nie ohne schlechtes Gewissen, nie ohne die Angst vor dem Versagen. Wenn die Ziele im Leben aber, trotz allen Humors, Erfolg und Prestige bleiben, dann ist die bewitzelte Nachlässigkeit dazwischen wieder nur scheinheilige Koketterie.

In den USA wird jetzt aber eine Serie populär, die das endgültig ändern könnte: „Broad City“ wurde von den beiden Hauptdarstellerinnen Abby Jacobson und Ilana Glazer ursprünglich fürs Web entwickelt, seit Januar läuft die Serie auf dem US-Sender Comedy Central. „Broad City“ verleiht dem Slackergirl ein Gesicht, das mit Demut nicht mehr viel zu tun hat. Die Serie erzählt die Geschichte zweier Freundinnen in New York. Ilana und Abby halten sich mit unterbezahlten Nebenjobs über Wasser, nennen sich gegenseitig „Dude“ und kiffen gern. Ilana ist zwar heimlich verknallt in einen Nachbarn, aber das wird selten weiter thematisiert. Überhaupt geht’s nicht dauernd um Typen und unerfüllte Liebschaften, sondern vor allem um die Freundschaft der beiden Mädchen, das Rumhängen und die uneitle Hoffnung auf die nächste Portion Spaß. Irgendwann eine große Nummer zu sein oder die Beste in irgendwas – damit halten sie sich nicht auf, ist ja eh ungefähr so wahrscheinlich, wie im Lotto zu gewinnen. Warum sollte man sich also überhaupt auf all die potenziellen Enttäuschungen einlassen?

Das widerspricht natürlich auf den ersten Blick allen derzeit vorherrschenden Mantren des guten Lebens und des aktuellen Feminismus. Die diktieren einem schließlich: Arbeitest du nicht diszipliniert daran, deine Talente in Kapital umzuwandeln, mangelt es dir wohl an Selbstachtung, Stolz und Durchsetzungskraft.

Wahrscheinlich sind die Slackermädchen deswegen gerade so beliebt. Weil sie das genaue Gegenteil beweisen: Weil sie sich trauen, all der Selbstoptimierungsgesinnung den Mittelfinger entgegenzuhalten, und zwar ohne als Fleißausgleich auf einen veganen Selbstversorgerhof zu ziehen.

Würde man Ilana oder Abby fragen, wo sie sich in fünf Jahren sehen, würden sie vermutlich zurückfragen: Häh, was ist das denn für eine anstrengende Scheißfrage? Und damit zeigen, dass sie geschafft haben, wofür andere Menschen ein ganzes Leben brauchen: zu verstehen, dass man so sein darf, wie man gerade ist, wenn man schon ungefragt auf die Welt geholt wurde. Dass es okay ist, nicht viel mehr vom Leben zu wollen als ausreichend Schlaf, eine entspannte Grundhaltung und gute Freunde.

Natürlich muss jeder tun, wozu es ihn drängt. Aber wenn alle so verbissen damit beschäftigt sind, große Nummern zu werden, Karriere, Kreativität und Konsum glanzvoll und ohne Zeitverschwendung hinzulegen, dann ist keine Zeit mehr übrig für das, was die Slackermädchen so gut können: einfach miteinander zu sein, anstatt nur bei sich selbst; immer jemanden zu haben, für den man bleibt, wer man immer war; mit dem man sich an die Tanke setzen, Cola trinken und sich blöde Witze erzählen kann, wenn alles andere den Bach runtergeht.           

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