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Nahles will Hartz-IV-Sanktionen entschärfen

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Das Bundesarbeitsministerium will die Sanktionen für Hartz-IV-Empfänger, die zum Beispiel Termine unentschuldigt versäumen oder Jobs ablehnen, vereinfachen und teilweise entschärfen. Strengere Regeln für unter 25-Jährige soll es künftig nicht mehr geben. Dies geht aus dem Konzept des Ministeriums „zur Weiterentwicklung des Sanktionenrechts“ in der staatlichen Grundsicherung hervor, das der Süddeutschen Zeitung vorliegt.

Ein alleinstehender Hartz-IV-Empfänger erhält derzeit einen Regelsatz von 391 Euro. Dieser wird beim ersten unentschuldigt versäumten Termin um zehn Prozent gekürzt. Lehnt ein Langzeitarbeitsloser eine zumutbare Arbeit ab, darf das Jobcenter den Regelsatz für drei Monate um 30 Prozent reduzieren, im Wiederholungsfall gar um 60 Prozent. Schlimmstenfalls wird die Leistung ganz gestrichen. Dieses stufenweise Verfahren halten die Fachleute im Arbeitsministerium für „verwaltungsaufwendig“ und „fehleranfällig“. Stattdessen sollen die Jobcenter den Hartz-IV-Satz pauschal um zum Beispiel 50 oder 100 Euro pro Monat mindern können.



Bundesarbeitsministerin Nahles will Hartz-IV-Saktionen entschärfen.

Künftig sollen die Vermittler auch nicht mehr nach Lebensalter entscheiden, was einige Verfassungsrechtler als Verstoß gegen den Gleichheitsgrundsatz sehen. Rechte und Pflichte sollen künftig „für alle Leistungsberechtigten in gleicher Weise“ gelten, heißt es in dem Regierungspapier, das die Parlamentarische Staatssekretärin Anette Kramme (SPD) vorige Woche im Ministerium präsentierte. Bislang dürfen die Vermittler bei unter 25-Jährigen schon nach dem ersten gravierenden Verstoß die staatliche Hilfe für drei Monate völlig kappen. Nach der zweiten Pflichtverletzung kann es auch kein Geld mehr für Heizung und Miete geben. Das Ministerium will in Zukunft jedoch vermeiden, dass Erwerbslose aufgrund von Sanktionen auf der Straße landen können. Die Übernahme der Kosten für Unterkunft und Heizung werde „nicht mehr von den Sanktionen erfasst“, schreiben Nahles’ Beamte. Damit werde „die Gefahr von Wohnungsverlusten vermieden“. Auch pocht das Ministerium darauf, dass in den Jobcentern die Hartz-IV-Empfänger über ihre Rechte und Pflichten besser aufgeklärt werden, um Sanktionen besser legitimieren zu können.

Eine Sprecherin von Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) sprach von einem „Diskussionspapier“, mit dem noch nichts festgelegt sei. Es werde im Herbst einen Referentenentwurf geben. Union und SPD hatten im Koalitionsvertrag angekündigt, die Sanktionsregeln für unter 25-Jährige zu überprüfen. Ob die Union die Vorschläge mitträgt, ist noch offen. Der Opposition gehen sie dagegen nicht weit genug: Das Ministerium wolle nur einem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zu den Sondersanktionen für unter 25-Jährige zuvorkommen, die verfassungsrechtlich fragwürdig sind, sagte Wolfgang Strengmann-Kuhn, sozialpolitischer Sprecher der Grünen. 2013 hatten die Jobcenter mehr als eine Million Mal Leistungen gekürzt, in mehr als zwei Dritteln aller Fälle, weil Hartz-IV-Empfänger Termine unentschuldigt platzen ließen.

Tagesblog - 16. September 2014

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18:15 Uhr: Ich beende den Tagesblog mit einem Bild. Es macht mich traurig. Es ist metaphorisch so kraftvoll, dass man es glatt für einen Romaneinstieg benutzen könnte. Wenn einem nix besseres einfällt.





Heute Mittag auf dem SZ-Vorplatz. Endliche Sonne! Strahlende Gesichter. Heiße Kaffeebecher. Sonnenbrillen auf Redakteursnasen. Und: fünf Hausmeister, die die vier riesigen Sonnenschirme abschraubten, die den Sommer über Schatten spendeten. Die Männer, knapp in der Überzahl, hievten die Schirme auf einen Wagen. (Wie riesige Särge von alten Männern, an deren Namen sich niemand erinnert!) Dann trugen sie sie in den Keller.

Ja, Freunde: Der Sommer ist vorbei.

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+++

17:00 Uhr:
Wir berichteten: Tim Wiese, ehemaliger Werder-, Hoffenheim- und Nationaltorhüter, erwägt einen Berufswechsel. Er überlegt, in die Wrestling-Liga WWE einzusteigen, sagte er heute der Bildzeitung.

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Ein paar Wrestling-Trikots haben wir ihm schon mal entworfen:





Bleibt die Frage nach einem passenden Wrestler-Namen.

Wir schlagen vor:

Wicked Wiese
Lil Wiesi
Green Goblin
The Krautmaker
Wild Wiesel
Riese Wiese
The Ballbreaker
Big fucking German
Tim Tornado
The Wiesler

Was meint ihr?

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15:08 Uhr:
In letzter Zeit haben viele junge Menschen komische Grüße auf ihrer Facebook-Wall. Da steht "ganz liebe Grüße von Opa und Grandmaster Flash". Warum? Weil Facebook das englische Wort für Oma, "Grandma" automatisch mit "-ster Flash" ergänzt und mit der Seite des Uralt-Rappers verlinkt.

Saugut:

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Hach, das ist er, der Stoff, aus dem tolle Tumblr-Blogs gemacht sind.

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14:34 Uhr:


+++ Breaking +++

Nein, dies ist keine Meldung vom "Postillon". Das ist echt.




via SPON

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14:00 Uhr:
In den USA denken ja zur Zeit alle schon wieder über Halloween-Kostüme nach. Die sollten mal nach Malaysia gucken. Dort hat Ikea einen Kostüm-Wettbewerb ausgerufen: Wer schafft es, möglichst ähnlich wie ein Ikea-Produkt auszusehen? Die Ergebnisse: größtenteils beeindruckend...

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... und vereinzelt sogar grandios:


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13:35 Uhr:
Hm, lecker Essen, mit Sonne sogar! Foodporn gibt's heute nicht, dafür zeig ich euch einen kleinen Zaubertrick mit eurem Computer.

Bitte nach vorne lehnen. Ganz nah an den Bildschirm. Fertig? Dann bitte pusten:

http://www.youtube.com/watch?v=cMHbkXy3ZfM

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12:18 Uhr:
Ein Linktipp noch, bevor wir in den Aufzug steigen und damit runter ins 1. OG schweben, wo uns Köche feines Essen bereiten: Am Samstag startet das Oktoberfest! Dieses Fotoblog versammelt die Highlights von letztem Jahr. Liebe Münchner, ich weiß, das tat es auch schon letztes Jahr. Aber damals gab es ja noch keinen Tagesblog!

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Nach dem Essen nur noch Appetitliches hier, versprochen.

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11:34 Uhr:
Ich hatte keinen Bock mehr und bin ins Michaeli-Freibad gefahren. Ich blogge nun von dort aus. Hinter mir: der Sprungturm!





Nee, Quatsch, stimmt natürlich gar nicht! (Da macht ihr Augen, was?) Es handelt sich bei obigem Foto um einen Fall von "Fakecation". Neues Netzphänomen. Bedeutet: Man fälscht seinen Urlaub auf Facebook. Manche machen das sogar noch professioneller als ich. Chris erklärt euch das Phänomen hier.


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11:18 Uhr:
Was mir heute Morgen auffiel, als ich durch mein (vormals In-, heute Familien-) Viertel radelte: Überall Schultüten. Heute ist der erste Schultag in Bayern. Viele kleine Menschen beenden heute für immer die unbeschwerte Zeit ihres Lebens. Und wissen es noch nicht mal! Ich fühle da ja schon mit. Und erinnere an den passenden Herzensbrecher von Biazza - einer der besten jemals geschriebenen, wie ich neidvoll anerkennen muss.

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10:45 Uhr:
Eiin kurzer Blick in die Kultur. Seit U2 letzte Woche bei der Apple-Keynote ihr neues Album an alle iPhone-Nutzer verschenkt haben, rätseln Heerscharen junger Twitter-Nutzer über zwei Fragen:

1. Warum ist ein Album von U2 auf meinem iPhone?
2. Wer oder was zum Teufel ist überhaupt dieses "U2"?

Der Tumblr zum Thema - sehr scrollenswert.
 





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10:35 Uhr:
Wir haben soeben eine fabelhaft kurze Konferenz beendet. Und ich kann euch sagen: Viel guter Stuff is coming our way! 

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9:11 Uhr:
Dieser vielgeteilte Tweet von gestern Nachmittag bringt uns zackig zum Tagesthema im Ticker:



Welche Zukunft prophezeist du der AfD? Erzähl es uns hier!

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9:00 Uhr:
Guten Morgen aus dem sogenannten SZ-Hochhaus! Heute Nacht hat offenbar irgendein Witzbold die Fenster von außen mit grauen Bettlaken abgehängt.





Gleich geht's weiter hier.

Muss das wirklich alles gesagt werden?

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Es begann vor knapp 18 Monaten mit einem Treffen einer sehr kleinen Gruppe. Alle in dem Kreis waren frustriert, politisch frustriert. Sie waren ignoriert worden in Parteien wie der CDU, in der sie Mitglieder waren, oft seit Jahrzehnten. Und nun wurden sie belächelt. Was sie aufbrachte, war die Euro-Rettungspolitik. Viele Professoren gehörten zu dem Kreis, ihre Namen kannten nur wenige. Aber die neue Partei der nahezu Unbekannten wuchs so schnell wie keine andere zuvor, sie hatte nach ein paar Monaten schon weit mehr als 10000 Mitglieder. An diesem Wochenende nun wurde die Neugründung mit der eigenwilligen Buchstabenfolge, zwei große Lettern, dazwischen ein kleiner, endgültig zum Phänomen – mit zweistelligen Ergebnissen bei den Landtagswahlen in Ostdeutschland. Ratlos blicken die etablierten Parteien auf den Neuling, der – sieht man von den Grünen ab – bei allen Wähler abzieht.



AfD-Chef Lucke ist nach den Landtagswahlen vom Sonntag zufrieden.

In der Partei selbst hat man viele Erklärungen für den Erfolg. An diesem Montag erzählt der 73 Jahre alte Alexander Gauland dazu eine Geschichte. Es ist die Pressekonferenz der AfD in Berlin nach ihrem Triumph am Vorabend, Gauland ist einer der Gründer der Partei. Vor Jahrzehnten war er einmal Chef der Staatskanzlei in Hessen, für die CDU. Seit Jahren lebt er als Publizist in Potsdam. Zwei Frauen, so berichtet er aus dem Wahlkampf, seien an der Oder auf ihn zugekommen, als er Broschüren verteilte. „Nette Frauen“, sagt er. „Sie haben mir erzählt, dass sie 15 Jahre nicht mehr gewählt haben, aber diesmal würden sie die AfD wählen.“ Denn seine Partei, so hätten sie gesagt, spreche aus, was sie bewege.

Es gehe um Sorgen, über die alle anderen hinweg gingen, sagt Gauland und spricht von einer Schere im Kopf: Zu vieles, was die Menschen umtreibe, werde tabuisiert, mit falschen Rücksichten auf die politische Korrektheit. „Wir müssen uns dagegen wehren, dass der Meinungskorridor immer enger gezogen wird.“

Anderthalb Jahre nach der Gründung ist aus der vom Ökonomen Bernd Lucke angeführten Partei der Euro-Skeptiker die „Das-muss-doch-mal-gesagt-werden“Partei geworden. Der Euro ist höchstens Nebensache, und die AfD stolz darauf, auszusprechen und zu bündeln, was nach ihrer Meinung verschwiegen wird: In diesen Wahlkämpfen waren es vor allem Probleme bei der inneren Sicherheit und mit der Kriminalität an den Grenzen, und das Unbehagen von Bürgern über die Asylpolitik und den Zustrom von Flüchtlingen.

Zweistellig ist ihr Ergebnis in Brandenburg und Thüringen. Der nach Erfolgen oft besonders aufgekratzte Lucke freut sich an diesem Montag über die Rolle als Außenseiter, einem Außenseiter, der nach seinem Selbstverständnis freilich für die Mitte der Gesellschaft spricht: „Je mehr die Altparteien uns schneiden, desto besser schneiden wir ab.“ In Hochstimmung trägt Lucke vor, dass die Partei von überall her Stimmen geholt habe. Vor allem viele frühere Wähler der Linken, aber auch der CDU und der FDP zog die AfD an, zudem etliche bisherige Nichtwähler und eine beachtliche Zahl einstiger SPD-Wähler.

Da kann einer wie Lucke vor Freude nicht anders, als eine Aussage noch zu steigern, die ihm nach der Europawahl reichlich Spott einhandelte. Eine kleine Volkspartei sei die AfD, sagte er da, jetzt macht er sie sogar zu einer „mittelgroßen“. Aber wie soll er bei diesem Erfolg nicht in Euphorie verfallen: in Thüringen fast so stark wie die SPD, die FDP eliminiert, an der Grenze zu Polen in einem Wahlkreis sogar 21 Prozent erreicht. Also erklärt Lucke, gerade erst Europa-Parlamentarier geworden, dass er in den nächsten Bundestag will.

Der Auftritt der Parteispitze in Berlin offenbarte am Montag, wie sich die Gewichte verschoben haben. Vorbei sind die Zeiten, in denen Lucke lange Referate über die Gefahren der Euro-Rettung hielt. Nun erklären Lucke und Gauland, warum sie so intensiv auf die Asylpolitik setzten und damit Erfolg hatten. Dass es in Brandenburg oder Thüringen fast keine Ausländer gibt, spielt da keine Rolle. „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht Menschen in dieses Land bekommen, die nicht in dieses Land passen“, sagt Gauland. Viele Bürger hätten die Sorge, dass die Politik „mit dem Ansturm nicht fertig wird“. Er warnt: „Irgendwann wird das umkippen. Wir werden eine intolerante Gesellschaft bekommen.“ Das aber wolle die AfD nicht.

Auf Nachfrage bekennen sie sich - wie im Parteiprogramm - ausdrücklich zum Asylrecht. Der Parteivize Olaf Henkel– wie Lucke seit langem Mitglied bei Amnesty International – betont sogar, dass die AfD Asylbewerbern das Recht einräumen will, hierzulande zu arbeiten, während ihre Anträge geprüft werden. Nur sollen, so die AfD-Spitze, die Verfahren beschleunigt und abgelehnte Bewerber schneller abgeschoben werden. Den Menschen mache Angst, „welche Aufnahmebereitschaft von ihnen erwartet wird“, sagt Lucke. So ist das seit Wochen: Die AfD bestreitet vehement, dass sie mit ihren Themen und ihrem Duktus auf Ressentiments setzt. Aber man hat das beklemmende Gefühl, dass gerade dies das Spiel ihrer Wahlkämpfer im Osten war – und je mehr sie damit ankamen, desto größer wurde die Versuchung. Es ist ein Bruch gegenüber den Gründungsmonaten, als Lucke sich bemühte, auf keinen Fall populistisch zu erscheinen.

Nun genießt er, dass die inhaltliche Basis sich verbreitert. Wenn der AfD Grenzüberschreitungen vorgeworfen werden, passt das in ihr Konzept; sie lebt davon, Grenzen zu überschreiten, die sie als zu einengend sieht. Endlich müssten doch die Dinge mal gesagt werden dürfen: Dazu zählt nach Ansicht ihrer Wähler auch, dass es falsch ist, gegen Russland Sanktionen zu verhängen. Für diese in der AfD umstrittene Ansicht erfuhr Gauland in Ostdeutschland im Wahlkampf viel Zustimmung, nicht nur von Anhängern der Linken.

Dass sie aber gerade auch von den Linken Wähler holten, gefällt den AfD-Spitzen gut. Sie seien eben weder links noch rechts, sagt Lucke. Das Lagerdenken „passt bei uns nicht“. Der bekennende Konservative Gauland spottet, dass er „nun auch darauf verweisen kann, dass ich auch Linksextremist bin“. Mit Blick auf die nächsten Monate räumt Gauland ein, dass der Anfang in den Parlamenten schwer werden dürfte. Lucke und seine Fraktion haben im Europäischen Parlament einen unglücklichen Start hingelegt. In die Landtage zieht die AfD mit politisch Unerfahrenen, darunter sind – das bekennen AfD-Leute intern – manche Wirrköpfe, die ein peinliches Bild abgeben könnten. Aber im Moment erscheint es, als könnten das vorerst, wie es einst bei der PDS oder den Piraten der Fall war, der AfD nicht schaden.

Es behagt Lucke sichtlich, dass seine Gegner in dieser Situation ratlos wirken. Gelassen kommentiert er die Reaktionen der CDU, wo er selbst lange Mitglied war: Die Union sei keineswegs der natürliche Partner der AfD, auch mit der SPD könne er sich eine Zusammenarbeit vorstellen. Lucke schließt Koalitionen nicht aus und gibt sich amüsiert darüber, dass die CDU mühsam interne Debatten über Bündnisse mit der AfD zu unterbinden versuche. „Das ist das Problem der Union“, sagt er, es sei ein zäher Prozess: „Ich erwarte das Umdenken nicht für die nächsten Monate.“ Es ist die gönnerhafte Pose des Newcomers, der schon die nächste Wahl im Blick hat: in Hamburg, im Februar 2015.

Die Psyche der Pendler

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Morgens, nicht lang nach dem Weckerklingeln, nimmt das Unglück Fahrt auf. Na ja, um ehrlich zu sein, steht das Unglück dann oft genug im Stau anstatt Fahrt aufzunehmen – dann nämlich, wenn die Straßen wieder verstopft sind und sich der Weg zur Arbeit quälend in die Länge zieht. Dann laufen die Nachrichten im Autoradio auf Endlosschleife und die Verkehrsinformationen bestätigen einem immer wieder, dass ziemlich viele Menschen in genau der gleichen Lage feststecken. Es zählt zu den großen Fallen des Hauses im Grünen, dass dieses in der Regel den Weg ins Büro erheblich verlängert. Und eines lässt sich pauschal über das Pendeln behaupten: Es trägt gewiss nicht zur guten Laune bei. Wissenschaftler Adam Martin von der East Anglia University in Norwich, weisen in einer Studie nun immerhin einen Weg, den Grad des täglichen Ärgers auf dem Arbeitsweg zu reduzieren (Preventive Medicine, online): der Verzicht auf das Auto. Im eigenen Wagen staut sich im Vergleich nämlich am meisten Frust auf, Radler und Fußgänger kommen hingegen etwas entspannter an ihrem Arbeitsplatz an.



Radfahrer kommen entspannter zur Arbeit.

Die Forscher werteten für ihre Arbeit Daten einer Langzeitstudie aus. Für den British Household Panel Survey (BHPS) geben seit 1991 Tausende Haushalte in regelmäßigen Abständen Auskunft über zahlreiche Parameter. Für die aktuelle Arbeit werteten die Gesundheitswissenschaftler um Martin die Daten von beinahe 18000 Briten im Alter zwischen 18 und 65 Jahren aus. Und um ein möglichst gutes Bild davon zu erhalten, wie das Verkehrsmittel der Wahl auf dem Arbeitsweg das psychische Befinden beeinflussen könnte, rechnete das Team zahlreiche andere Faktoren aus ihrer Analyse. Zufriedenheit mit dem Job, der Zustand der Gesundheit, die Lebensqualität am Wohnort, die Stabilität der Partnerschaft, Höhe des Einkommens, das Alter und andere Einflussgrößen auf das Wohlbefinden eines Menschen sollten das Ergebnis der Auswertung nicht beeinträchtigen.

Am Ende schälte sich also die Beobachtung heraus, dass die Pendler in Autos weniger glücklich waren als die Berufstätigen, die mit anderen Verkehrsmitteln zum Arbeitsplatz gelangten. Aber nicht nur Fußgänger und Fahrradfahrer gaben in den Befragungen einen höheren Grad von Zufriedenheit als Autofahrer an. „Wir fanden es überraschend, dass sich auch die Fahrgäste im öffentlichen Nahverkehr im Vergleich zu Autofahrern besser fühlten“, sagt Martin. Nur zur Erinnerung: S-Bahn, U-Bahn, Trambahn, Bus – das sind diese Verkehrsmittel, die jedes Jahr höhere Beförderungspreis verlangen, die scheinbar ständig Verspätung haben, überfüllt sind und von denen die Kollegen morgens regelmäßig erzählen, als hätten sie eine Expedition ins Herz der Finsternis unternommen. Trotzdem, laut den Daten verblassen diese Widrigkeiten im Vergleich zum Autostau ein wenig – zumindest in Großbritannien.

Auch die Dauer des Arbeitsweges spiegelte sich in der Umfrage wider: Steigt die Zeit im Auto an, fällt die Zufriedenheit ab. Bei Fußgängern kehrte sich diese Korrelation hingegen ins Gegenteil um. Wer länger läuft, wird dabei offenbar zufriedener. Die Wissenschaftler spezifizierten den etwas schwammigen Begriff „psychischen Wohlbefindens“ teilweise sogar noch etwas. Autofahrer gaben nämlich um 13 Prozent häufiger als Radfahrer und Fußgänger an, dass sie ständig unter Stress stünden und an Schwierigkeiten litten, sich zu konzentrieren. Das belegt natürlich nicht, dass Autofahren ursächlich dafür ist; es könnte ja auch sein, dass gestresste und fahrige Arbeitnehmer mit höherer Wahrscheinlichkeit das Auto nehmen, weil sie glauben, ihnen fehlte die Zeit, mit dem Rad zu fahren.

Trotzdem liefert die Studie Argumente dafür, sich auf dem Weg zur Arbeit ein wenig zu bewegen. Zum einen ist aus anderen Untersuchungen bekannt, dass körperliche Aktivität und Zufriedenheit in Zusammenhang stehen. Und zum anderen schadet die Bewegung zu Fuß oder auf dem Rad dem körperlichen Zustand sicher nicht. Und wer unterwegs zur Arbeit auf den gewohnten Ärger nicht verzichten will, der kann sich auch zu Fuß oder auf dem Rad aufregen; über Autofahrer, Radfahrer, Fußgänger, rote Ampeln und andere solche Sachen. Man kann das aber auch lassen und sich beruhigen. Und das funktioniert oft besser als im Auto.

Königsmacher gesucht

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Es ist Mitternacht, als Stefan Löfven die Bühne auf der Wahlparty der Sozialdemokraten betritt. Seit etwa einer halben Stunde ist zu diesem Zeitpunkt klar: Der Sozialdemokrat soll neuer Ministerpräsident von Schweden werden. Zumindest soll er es versuchen.

Eine halbe Stunde zuvor hat der amtierende Regierungschef Fredrik Reinfeldt seinen Rücktritt angekündigt. Er hat die Wahl am Sonntag verloren, weil seine bürgerliche Allianz 39,3 Prozent der Wählerstimmen erhielt, Sozialdemokraten, Grüne und Linke gemeinsam jedoch 43,7 Prozent. Auch das ist keine Mehrheit. Und Sozialdemokraten, Grüne und Linke sind auch noch lange keine Koalition. Dennoch: Gemeinsam können sie Reinfeldt mit diesem Ergebnis überstimmen. Im Parlament gibt es dann nur noch eine weitere Partei, die ihm eine Mehrheit hätte sichern können – die Schwedendemokraten.

Von ihnen möchte Reinfeldt sich nicht unterstützen lassen. Alle Parteien schließen eine Zusammenarbeit mit den Rechtspopulisten aus. Doch sie zu umgehen wird schwieriger: Die Schwedendemokraten sind mit 12,9 Prozent der Stimmen zur drittstärksten Fraktion aufgestiegen. „Jetzt sind wir die absoluten Königsmacher“, hatte Parteichef Jimmie Åkesson gejubelt, als das Ergebnis feststand.



Stefan Löfven soll neuer schwedischer Ministerpräsident werden.

Auch Löfven möchte sich von Åkesson auf keinen Fall zum König machen lassen und steht damit vor einer ähnlichen Situation wie Reinfeldt. Löfvens Partei, die Sozialdemokraten, kommt auf 31,2 Prozent der Stimmen. Zählt man die der Grünen dazu, mit denen Löfven wohl koalieren wird, erreichen sie 38 Prozent. Ab da wird es auch schon schwierig. Die Linkspartei könnte eine rot-grüne Regierung unterstützen, eine Koalition mit ihnen gilt allerdings als unwahrscheinlich. Vor allem in einem Punkt sind die Forderungen der Linken Löfven zu radikal: Sie möchten es privaten Trägern von Schulen, Krankenhäuser, Pflegeheimen verbieten, Profit zu machen. Löfven befürchtet, dass viele Träger ihre Häuser dann schließen würden.

Selbst mit Unterstützung der Linken fehlen Löfven 6,3 Prozent für eine Mehrheit. Deswegen hofft er auf die Parteien der bürgerlichen Allianz, die mit Reinfeldt in den vergangenen acht Jahre regiert haben – als Löfvens politische Gegner. Die Allianz-Parteien haben vor der Wahl betont, sie würden ihr Bündnis nicht verlassen, wollten mit Löfven nicht zusammenarbeiten. Dieser kündigte an, außer mit den Rechtspopulisten mit allen Parteien Gespräche zu führen und appellierte an deren Verantwortungsbewusstsein. „Löfven wird Ministerpräsident werden, auf die eine oder andere Weise“, sagt der Journalist Pontus Mattsson. „Aber es wird eine sehr schwache Regierung werden, wie es jetzt aussieht.“

Als Nachteil wurde Löfven immer ausgelegt, dass er Politik-Neuling ist. Der 57-Jährige war Vorsitzender der IF Metall, einer der bedeutendsten Gewerkschaften Schwedens, gewesen, bevor er Anfang 2012 Chef der Sozialdemokraten wurde. Er sollte Ruhe in die Partei bringen, die zuvor unter Flügelkämpfen gelitten hatte. Zwar arbeiten die Sozialdemokraten mit den Gewerkschaften zusammen, doch noch nie wurde ein Funktionär zum Parteichef. Ansonsten passt das Profil: Löfven wuchs als Pflegekind einer Arbeiterfamilie in Nordschweden auf, machte eine Ausbildung zum Schweißer. Ein Mann des Volkes also.

„Ich habe das Parlamentsgebäude seit 20 Jahren nicht betreten, das ist wahr“, sagt Löfven, wenn man ihn auf die fehlende politische Erfahrung anspricht. „Aber ich war draußen in der Realität.“ Seine Erfahrung als Gewerkschafter möchte er nutzen, um mit schwedischen Unternehmen gemeinsam Arbeitsplätze zu schaffen. „Meine Erfahrung besteht darin, große Organisationen zu leiten und in der Fähigkeit, das ganze Bild zu sehen“, sagt Stefan Löfven. Auch wenn Gewerkschaftschef eine völlig andere Rolle sei als Regierungschef.

Breitseite und Bricolage

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Das Debüt des schottischen Produzenten und DJs Russell Whyte alias Rustie erschien 2011 und hieß „Glass Swords“. Und gläserne Schwerter waren da tatsächlich am Werk. Anders gesagt: Es gibt elektronische Musik, die skrupulös an kunstvoll gedämpften Beats und Bässen herumruckelt, Minimal House zum Beispiel, den man sich wie eine Art vergleichsweise sanft federnde Hirnhautmassage vorstellen kann. Unerbittlich repetitiv freilich, wir reden ja von elektronischer Musik, aber doch eher geruhsam. Und dann gibt es elektronische Musik, die ihre Wurzeln im britischen Dubstep hat und es darauf anlegt, einem das Trommelfell anzusägen. Womit wir wieder bei Rustie wären, seinem eben erschienen neuen Album „Green Language“ (Warp) – und den gläsernen Schwertern.



Rustie macht Beats, die auch um zwei Uhr nachts in der Disco fabelhaft funktionieren.

Die Tracks auf dem Debüt hießen „Crystal Echo“ oder „Ice Tunnels“ oder – ein sprechenderer Titel für diese Musik ist kaum denkbar – „Ultra Thizz“. Und man hörte sie sich auch nicht einfach so an. Man ließ sie sich eher in die Ohren stechen. Es knallte, peitschte und fiepte grell, und dann bellte auch noch eine Helium-Stimme herum.

Die Synthie-Flächen, die gerne wie das extrem verstärkte weiße Rauschen eines alten Fernsehers klangen, verleimten den Lärm nicht einfach breitwandig hinterrücks, sondern warfen sich eher gleißend davor. Wenn es für das Hören eine Entsprechung zu dem Gefühl gibt, das man hat, wenn man an einem helllichten Hochsommertag Mittags aus einer Höhle tritt – dann diese Musik. Ahhhrg. Zusammengekniffene Augen. Gläserne Schwerter. Klirr.

Einigen Ruhm gab’s dafür umgehend. Und das ging völlig in Ordnung. Weil: Das kommt vor im Pop, man hört in seine Zukunft hinein – und kann sie erst mal kaum ertragen. Wenn es richtig interessant wird, ist das sogar eher der Normalfall. Wobei bis hierhin der andere wesentliche und Aspekt dieser Musik womöglich etwas zu kurz gekommen ist: Ihre akustische Eskalation hängt nicht einfach so anstrengend in der Luft herum. Es geht hier nicht um seltene Avantgarde-Noise-Teppiche.

Das hier ist Pop. Und deswegen halten das alles recht unsubtile, mitunter brachial-breite Beats zusammen, die auch noch um zwei Uhr nachts in einer Großraumdisco einer britischen Kleinstadt fabelhaft funktionieren. Manchmal gibt es sogar süßlichen R’n’B-Gesang. Gar nicht unähnlich, nur noch viel brachialer, geht der amerikanische DJ-Superstar Skrillex vor, dessen Musik umgehend den schönen Namen Brostep bekommen hat. Also Dubstep für Bros, für dichte, feierwütige Typen, für Springbreak-Zombies.
Es gibt Menschen, die behaupten, nur so betäubt ließe sich diese Musik überhaupt ertragen – und völlig verkehrt ist das nicht. Aber es ist natürlich auch gerade der Witz: das Ineinander von Low und High, von Befriedigung und Zumutung, von Breitseite und Bricolage.

Und jetzt gibt es also „Green Language“. Aber ganz so mühelos wollen die Sound-Folter und die Beat-Massage diesmal irgendwie nicht zusammenfinden. Die ersten beiden Tracks „Workship“ und „A Glimpse“ sind nur jeweils zweiminütige Intros voller gleißender Synthie-Flächen. Das vierminütige „Raptor“ stampft dann weiter eng an der Schmerzgrenze schneidig voran, das große Finale, auf das der Song zuzusteuern scheint, fällt aber auch aus. „Paradise Stone“ versucht danach gar nicht erst so zu tun, als sei es mehr als eine sphärisch hingeklöppelte Sound-Notiz nach dem Motto: „Was in der Art hätte ich auch im Angebot“.

Erst der fünfte Track „Up Down“ mit dem Gastrapper DDouble Eist überhaupt so etwas wie ein ganzer Song. Und doch auch eher uninspiriert. Also vor allem wieder: gleißendes Synthie-Rauschen. Aber womöglich ist Rusties Ziel ja auch, die beliebteste Notlösung des Mainstream-Pop, den „Geigenleim“, abzuschaffen und mit „gleißendem Synthie-Leim“ zu ersetzen. Autsch. In der zweiten Hälfte wird das Album beatorientierter, bleibt aber zu skizzenhaft, um wirklich zu überzeugen. Wirklich gelungen ist eigentlich nur „Attack“ mit dem amerikanischen Rapper Danny Brown. Genau das kann diese Musik nämlich bestenfalls sein: ein hektisch-eklektisch stolpernder Angriff, fordernd, überfordernd, bisschen quälend auch – und doch mitreißend-eingängig, unwiderstehlich treibend.

Mit anderen Worten: „Green Language“ gewährt einen tiefen Blick in das Labor des zeitgenössischen Mainstream-Dance-Pop. Wenn man allerdings nicht gerade vor der Frage steht, wie ein frisches Soundgewand für einen etablierten Popstar oder eine vielversprechenden Newcomer klingen müsste, wird man damit nicht wirklich froh. Aber mal sehen, welche der fiesen Rustie-Schnipsel uns auf dem neuen KatyMileyTaylorBeyoncéGagaRihannAriana-Track wieder begegnen.

Der schottische Musiker Russell Whyte alias Rustie ist in Glasgow aufgewachsen. Bekannt machte ihn sein im Oktober 2011 veröffentlichtes Debüt-Album „Glass Swords“.

Herr Slomka muss gehen

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In seiner Heimatstadt Hannover gab es für Mirko Slomka nach dem 0:2 des von ihm trainierten Hamburger SV zunächst noch ein paar Aufmunterungen. Hannovers Präsident Martin Kind, dem stets ein kritisches Verhältnis zu seinem früheren Trainer nachgesagt wurde, teilte mit, er sei „immer noch ein großer Fan von Herrn Slomka“. Der Torschütze zum 1:0, Leon Andreasen, benutzte fast die gleichen Worte für seinen früheren Chef. Und Slomkas Kollege auf der Hannoveraner Trainerbank, Tayfun Korkut, mochte die Komplimente für die ansehnliche Leistung seiner Mannschaft, die nun mit Leverkusen und dem FC Bayern punktgleich an der Tabellenspitze steht, nicht ohne den Hinweis annehmen, dass sein Team auch von seinem „Vorgänger mit entwickelt wurde“. Ist ja auch nicht schwer, als Sieger Höflichkeiten zu verteilen. Der HamburgerSV selbst hatte da die Geduld mit seinem obersten Übungsleiter längst verloren: Nach langen internen Beratschlagungen trennte sich der Tabellenletzte am Montagabend von Trainer Mirko Slomka.



Mirko Slomka war der neunte HSV-Trainer binnen sechs Jahren. Nun muss er wieder gehen.

Der neue Vorstandsvorsitzende Dietmar Beiersdorfer hatte zunächst jeden Kommentar verweigert, nachdem die mit sieben neuen Profis umgekrempelte Mannschaft am Sonntag erneut ohne Siegchance war. „Wir werden nicht in Hektik verfallen, sondern uns in aller Ruhe hinsetzen, alles analysieren und den enttäuschenden Saisonstart besprechen“, hatte Aufsichtsratschef Karl Gernandt per Bild verlauten lassen. Bei den Besprechungen am Montag, die angeblich im Firmensitz von HSV-Gönner Klaus-Michael Kühne stattfanden, zogen die Verantwortlichen dann einen Schlussstrich unter die glücklose Slomka-Ära, wie der Klub bestätigte.

Erst im Februar hatte der 47-Jährige die Nachfolge von Bert van Marwijk angetreten, das Arbeitsverhältnis war ursprünglich bis 2016 datiert. Erst in der Relegation gegen Fürth retteten sich Slomka und der HSV, danach hofften die Verantwortlichen auf eine neue Saison mit mehr Erfolg. Doch nun hat der Klub aus der Hansestadt bereits den neunten Trainer binnen sechs Jahren verschlissen – wer die Mannschaft bei der Partie gegen Rekordmeister FC Bayern München am kommenden Samstag (15.30Uhr) betreuen wird, war noch nicht bekannt. Nach den Vorstellungen der Hamburger Verantwortlichen könnte dies jedoch der in Mainz ausgestiegene Thomas Tuchel sein.

Slomka hatte zu viel Kredit in Hamburg verspielt. Das liegt nicht allein an den letzten acht Bundesligaspielen, in denen der HSV einen mageren Punktgewinn erkämpfte. Auch nicht an dem neuen Minus-Rekord. Noch nie hatte der Klub so wie jetzt nach den ersten drei Saisonspielen kein Tor erzielt. Es hat eher damit zu tun, dass ein Konzept auch in Hannover kaum erkennbar war. Immer häufiger hieß es zudem im Umfeld, der Kontakt zu wichtigen Spielern sei gestört. Das sieht Slomka zwar anders, doch einige Profis, hieß es, würden nur noch die Augen verdrehen, wenn er anhand von Statistiken ihre Fehler aufzeige.

Dass der HSV mit sieben neuen Profis genauso eingespielt auftreten würde wie die 96er, bei denen nur die Zugänge Miiko Albornoz, Josélu und Hiroshi Kiyotake in der Startelf standen, war nicht zu erwarten. Zudem hat Slomka den Auftrag des Vorsitzenden Beiersdorfer, möglichst viele neue Spieler einzusetzen, um der Elf ein neues Gesicht zu geben, eindeutig überinterpretiert. Julian Green, 19, zum Beispiel, der für den FC Bayern noch kein einziges Bundesligaspiel absolviert hatte, entpuppte sich schnell als Lehrling. Er wurde zur Pause gegen Artjoms Rudnevs ausgewechselt. Bei den künftig als Säulen vorgesehenen Lewis Holtby und Nicolai Müller war zu spüren, dass ihnen die Spielpraxis fehlt.

Der neue brasilianische Innenverteidiger Cléber grätschte zwar viel weg, aber unter Johan Djourou fehlte anfangs jede Kommunikation in der Abwehr. Das hatte auch mit den Außenverteidigern Dennis Diekmeier (alteingesessen, zu viele Fehlpässe) und Matthias Ostrzolek (erster Einsatz von Beginn an, sah bei beiden Gegentoren schlecht aus) sowie mit den neuen, hoch eingeschätzten Sechsern Holtby und Valon Behrami zu tun. Dass Slomka auch noch den Torwart wechselte, hatte wohl keinen Einfluss auf das Resultat, doch mit seinen wilden Abstößen trug Jaroslav Drobny, der den Vorzug vor René Adler bekam, nicht gerade zum geordneten Spielaufbau bei. „Wir brauchen Zeit“, sagte Ersatzkapitän Djourou und zupfte an seiner Kapitänsbinde, „aber diese Zeit haben wir leider nicht.“ Bei Hannover 96 dagegen, das nun seit acht Spielen ungeschlagen ist, hat Korkut eine Menge bewirkt. „Hervorragend eingestellt“ sei die Mannschaft gewesen, sagte der alte 96er Slomka. Hannover spielt auf jeden Fall mehr nach vorne als zu seiner Zeit. Gegen den HSV überraschte Korkut mit einem zweiten Stürmer. Neben dem überzeugenden Großeinkauf Josélu agierte Artur Sobiech, der nach Vorlage seines Partners das 2:0 erzielte. „Wir haben eine große Solidarität, ein Team, in dem einer für den anderen läuft“, sagt Tayfun Korkut. Davon ist der HSV in diesen Tagen weit entfernt.

Gefälschte Ferien

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Palmen. Schnorcheln. Ein Besuch in einem buddhistischen Tempel. Exotisches Essen. Zilla van den Born erlebte auf ihrer Reise durch Südostasien alles, was man dort nach allgemeinem Dafürhalten so erleben muss. Sie postete ihre Erlebnisse auf Facebook. Freunden und Familie gefiel das. Das wiederum gefiel Zilla van den Born. Denn keines ihrer Fotos war echt.

Zilla, 25, blond, Studentin und Grafik-Designerin aus Amsterdam, hatte keine fünf Wochen auf Reisen verbracht. Sie war zu Hause gesessen und hatte alles mit Kamera und Photoshop gefälscht. Das Schnorchelbild stammte aus einem Schwimmbad. Sie veränderte die Farben ein bisschen, fügte Fische hinzu. Das Foto mit dem Mönch hatte sie in einem kleinen buddhistischen Tempel in Amsterdam aufgenommen. Das exotische Essen: im Asia-Restaurant um die Ecke. Zilla van den Born hatte sich Mühe gegeben mit ihrer 42-tägigen „Fakecation“.   

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Fakecation ist ein Begriff, der seit diesem Sommer einen festen Platz im World Wide Webwortschatz hat. Er ist eine Mischung aus Fake und Vacation und meint: gefälschte Urlaubsbilder ins Netz stellen. Die meisten nutzen dafür oberflächliche Photoshop-Skills, manche nicht mal das: Zwei vor den Bildschirm mit Strandpanorama gehaltene Finger tun es auch. Wenn man sich geschickt anstellt, sieht das aus, als läge man im Sand und hätte über die eigenen Knie hinweg das Meer fotografiert.

Was das soll? Meist dient Fakecationing dazu, die eigenen Facebook-Freunde zum Spaß zu täuschen. Manchmal sind die falschen Strandbilder aber auch mehr: ein hämischer Kommentar zur ebenso weit verbreiteten Gewohnheit, in sozialen Netzwerken mit Urlaubsbildern anzugeben. „Nerv mich nicht mit deinen Bildern aus dem Traumurlaub, während ich in der Bibliothek sitze“, sollen diese Bilder sagen.  

Zilla van den Born hat das Prinzip Fakecation auf die Spitze getrieben – für ein Uniprojekt, mit dem sie noch einen weiteren Aspekt der Urlaubsbilder kommentieren wollte. Sie wollte zeigen, dass unsere Facebook- und Instagram-Aktivitäten nicht unbedingt die Wirklichkeit unseres Lebens reflektieren. Und wie schnell wir das immer wieder vergessen.  

http://vimeo.com/68079155

Sie habe damit beweisen wollen, sagte sie niederländischen Medien, wie alltäglich und leicht es sei, die Realität zu verzerren. „Damit kreieren wir eine Online-Welt, mit der die Realität nicht mithalten kann.“  

Wie recht sie damit hat, zeigt auch ein Beispiel aus Hong Kong. Dort wurde vergangenes Jahr eine riesige Plakatwand am Hafen aufgestellt. Darauf zu sehen: ein hübsches Bild der Skyline. Touristen konnten davor Fotos schießen. Denn die echte Skyline war wegen Smog meistens nur hinter Dunstschleiern zu sehen. Und das hätte ja ganz schön blöd ausgesehen im Facebook-Urlaubsalbum.

Wie komme ich morgens besser aus dem Bett?

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Seit ich mein Praktikum bei jetzt.de begonnen habe, muss ich jeden Morgen um halb acht aufstehen. Spätestens. Für mich ist das früh, die letzten Semester an der Uni waren diesbezüglich gnädiger zu mir. Ich weiß, das ist Luxus. Denn die meisten Menschen müssen schließlich noch früher aufstehen, um zur Arbeit, Uni oder Ausbildung zu kommen.

Aber wie schafft man es, morgens fit aus dem Bett zu kommen? „Auch wenn es banal klingt: Ausreichend Schlaf ist wichtig“, sagt Jürgen Zulley, Schlafforscher und Professor für biologische Psychologie an der Uni Regensburg. Man dürfe weder zu wenig noch zu viel schlafen. Der deutsche Durchschnitt liegt bei sieben Stunden Schlaf. Wie viel man genau braucht, hängt von der einzelnen Person ab. „Plus minus zwei Stunden können in Ordnung sein.“   Das allein reicht jedoch nicht: Man muss auch zum richtigen Zeitpunkt aufwachen. „Nachts haben wir einen 90-Minuten-Rhythmus, in dem sich Phasen leichteren und tieferen Schlafs abwechseln“, sagt Zulley. Wenn der Wecker in einer Tiefschlafphase klingelt, fällt das Aufstehen schwerer. Was kann man dagegen machen? Zulley empfiehlt, es mal mit einer anderen Weckzeit zu versuchen. „Vielleicht tue ich mich leichter, wenn ich den Wecker statt auf sieben Uhr eine halbe oder Viertelstunde vorstelle.“

Wer es digitaler mag, für den gibt es sogenannte Schlafphasen-Wecker in Form von Apps. Diese sind umsonst oder für wenig Geld zu haben und messen die Körperbewegung im Bett. Da wir uns in Leichtschlafphasen mehr bewegen, kann uns der Wecker dann wecken, wenn es am besten passt (aber zum Beispiel spätestens um sieben). Für Jürgen Zulley ist das eine gute Strategie: „Wir haben solche Apps im Schlaflabor getestet. Sie sind etwas grob, aber die Grundlagen stimmen.“

Eine weitere Möglichkeit ist, für helles Licht zu sorgen. Das dient nämlich als biologischer Wecker, der das Müdemacher-Hormon Melatonin unterdrückt. Musik helfe ebenfalls, sagt Zulley. „Etwas schön Fetziges, damit man in Schwung kommt.“ Damit Körper und Kreislauf wach werden, sei neben einem koffeinhaltigen Getränk auch ein Frühstück nicht verkehrt. Insgesamt sollten Frühaufsteher regelmäßig zur gleichen Zeit aufstehen, dann fällt es auf Dauer leichter. „Der Körper kann Zeiten lernen, der biologische Rhythmus merkt sie sich", sagt Zulley.

Noch eine andere Erkenntnis ist wichtig: Man kann Schlaf nur in begrenztem Maße nachholen. „Die Erholung kommt nicht über Dauer des Schlafes, sondern über seine Qualität“, sagt Zulley. Die ganze Woche Party machen und am Sonntag dann ausschlafen bringt also nichts. Wenn man eine ganze Nacht nicht geschlafen habe, brauche man zwei „normale“ Nächte, um das Defizit wieder auszugleichen. Noch etwas sei morgens entscheidend: „Damit der Kreislauf in Schwung kommt, sollte man den Weg in die Dusche schaffen. Auch wenn es nur auf allen vieren ist.“  

Okan Bellikli, 22, war bisher immer pünktlich beim Praktikum bei jetzt.de. Außer einmal. Das hatte aber nichts mit dem Aufstehen zu tun. Sondern damit, dass er die S-Bahn in die falsche Richtung genommen hat.


5 Tipps für alle, die Frühaufsteher werden wollen :

1. Finde heraus, wie viele Stunden Schlaf du brauchst und schlafe entsprechend immer ausreichend lange.

2. Fühlst du dich mogens oft matt, dann stelle deinen Wecker mal auf eine andere Uhrzeit. So kannst du herausfinden, ob er in einer Tiefschlafphase klingelt. In einer solchen fällt das Aufstehen nämlich schwer, ein Schlafphasen-Wecker (zum Beispiel als App) kann helfen.  

3. Helles Licht hemmt das Müdemacher-Hormon Melatonin und hilft beim Aufstehen. Schöne Musik macht gute Laune.  

4. Stehe immer zur gleichen Uhrzeit auf, dann gewöhnt sich dein Körper daran.  

5. Stell dich unter die Dusche. Das bringt den Kreislauf in Schwung.

"Als Jugendlicher rennt man nur ins Licht"

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jetzt.de: Clueso, du arbeitest ausschließlich mit Freunden zusammen. Ist ein Chef da umso wichtiger?
Clueso: Ja, schon. Ich denke immer mehr: Eine demokratische Diktatur ist gut. Es ist ein bisschen, als wenn man neu in der Stadt ist und zuerst mit jemandem mitläuft, der einem alles zeigt. Die ersten paar Straßen passt man noch mit auf, und dann lässt man sich einfach führen. Menschen geben die Führung allgemein gern ab, und das kann einer Gruppe auch sehr helfen. 

Du hast zum ersten Mal ein Album komplett alleine gemacht und veröffentlicht. Damit das klappt, muss man schon erfolgreich sein, oder?

Nein, man darf im Vorfeld nur nicht zu oft die Hand aufhalten, sondern muss selbst dafür kämpfen. Dadurch bekommt man irgendwann die Möglichkeit, frei zu entscheiden. Aus Plattenverträgen kommt man allerdings nicht so leicht heraus. Gerade dann nicht, wenn man schon Erfolg hat.  

Wie konntest du dich von deiner Plattenfirma lösen?
Mein Vertrag bei Four Music war erfüllt. Dann kamen neue Angebote von diversen Plattenfirmen, die ich nicht angenommen habe. Wir wollten auf eigenen Beinen stehen.  

In Erfurt arbeiten jetzt rund 20 Leute für dich. Die machen alles, vom Musikverlag bis zum Catering.
Genau, außerdem arbeiten wir noch eng mit freien Mitarbeitern zusammen, etwa Radio-Promoter, und im Vertrieb mit Universal. 



Sänger und Chef: Clueso alias Thomas Hübner, 34.

Und du bist der Chef im Haus?

Nein, das ist mein Manager. Er ist der organisatorische Leiter, ich der musikalische. Ich sitze aber auch oft mit ihm am Tisch und treffe Entscheidungen. Ich habe ein gutes Gespür dafür, was gut für das Team ist und was nicht. Wir diskutieren auch heftig. 

Musstet ihr Chefs schneller erwachsen werden als der Rest?
Ja und nein. Wir machen ja keine One-Man-Show, wie es sie früher gab. Wir stampfen da kein Imperium aus dem Boden. Das moderne System heißt Team. Jeder hat seinen Aufgabenbereich und ist darin eben auch ein Chef. Deswegen ist letztlich auch jeder mit uns erwachsen geworden.

Was macht einen Do-It-Yourself-Künstler aus?

Er muss nicht alles selber machen. Er sollte aber den Willen haben, seine Sachen so lange wie möglich in den eigenen Händen zu behalten. Ein Musiker, der sich nur mit seinem Manager hinsetzt und überlegt, was denn die Gesellschaft gerade für Texte braucht, welche Angst momentan im Umlauf ist und so weiter, um damit Platten zu verkaufen, ist für mich kein Macher.  

http://www.youtube.com/watch?v=bxFDDSZQfzU

Was braucht man auf dem Weg zum Macher? Mut? Geld?

Bei mir und meinem Team ist es nicht nur der Mut. Ich weiß auch gar nicht, ob wir so mutig sind. Ich würde eher sagen: Wir sind wenig ängstlich. Wir sind auch nicht so wahnsinnig erfolgsorientiert. Außerdem haben wir es mit bestimmten Sachen einfach nicht so eilig. Wir überlegen sehr lange, bevor wir etwas machen. Wir wissen ganz genau, wofür wir einstehen und auch, worauf wir verzichten.  

Gab es Bandkollegen, die lieber den traditionellen, bequemeren Weg gegangen wären?
Nein, DIY fanden alle geil. Ich glaube aber, dass vielen nicht klar war, was das eigentlich bedeutet. Das wusste ich selbst nicht. Ich habe erst angefangen, das wirklich zu verstehen, als ich zum ersten Mal etwas um eine Woche verschieben musste und anschließend auch meinen Urlaub gestrichen habe. Es ist immens viel Arbeit, allein die Kommunikationswege für einen reibungslosen Ablauf zu schaffen, um Deadlines einhalten zu können.  

Wenn man’s dann schafft und Erfolg hat, ist man stolz, oder?

Auf jeden Fall. Hört sich ja auch gut an, wenn man sagen kann: Ich habe ein eigenes Label. Aber vor allem ist es gut für die Kunst. Wir können plötzlich einfach sagen: Scheiß drauf, dann machen wir eben mal eine EP mit ausschließlich Instrumentals.  

Jetzt erscheint zunächst ein neues Studioalbum. Du hast kürzlich gesagt, dass man mit 30 „durch alle Zimmer seiner Jugend laufen“ würde. Was heißt das?

Das hat etwas mit einem Blick in die Zukunft zu tun. Weil man ein anderes Verständnis von der Endlichkeit bekommt. Man hat auf einmal ein neues Gefühl für sich, für seine Eltern, die Großeltern, überhaupt: für die Lebenszeit. Als Jugendlicher rennt man nur ins Licht. Man macht erstmal, und alle Worte, die man verliert beim Machen, hebt man nicht mehr auf. Man muss nicht dafür gerade stehen.  

Bewahrst du dir mit deinem Job nicht auch ein Stück Jugend?

Auf jeden Fall kann ich mir damit eine gewisse Leichtigkeit bewahren, auch mal naiv an die Dinge ranzugehen. Andererseits hilft mir das Erwachsenwerden manchmal, den Druck rauszunehmen.  

Wie meinst du das?

Ich merke heute, dass ich unendlich viel Ruhe brauche, um einen guten Song zu schreiben. So wie ich heute weiß, dass ich keine Party machen kann, wenn unklar ist, ob ich am nächsten Morgen ausschlafen kann. Ich kann dann nicht locker sein.  

Macht das Erwachsenwerden eigentlich Spaß?

Ja, macht es. Oder? Ja. Punkt (lacht). Aber es gibt natürlich auch negative Seiten. Zum Beispiel, dass man jemandem sagen muss, was er tun oder nicht tun soll. In einer leitenden Position bleibt das nicht aus. Ist natürlich ganz anders als früher. In der Kinderwelt tut man schließlich immer nur dem weh, der einem auch weh tut. In der Erwachsenenwelt aber manchmal auch denen, die einem gar nichts getan haben.




„Stadtrandlichter“ von Clueso erscheint am Freitag.

Wie war dein Sommer?

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Gestern endete im Büro symbolisch der Sommer. Mittags war es warm, man saß auf dem Vorplatz in der Sonne. Doch die Hausmeister schraubten zu fünft die Sonnenschirme ab und transportierten sie in den Keller. Ab sofort gibt es auf dem Vorplatz keinen Schatten mehr. Weil es keine Sonne mehr gibt, die so stark ist, dass man vor ihr flüchten müsste.

Am 26. Mai veröffentlichten wir eine ganze Sommerseite in der SZ. Ein Test zum An-die-Wand-Hängen und Ankreuzen. Wie oft trägst du kurze Hosen? Wie viel Quadratzentimeter Haut schälen sich wegen zu viel Sonne? Wie stark latscht du die Sohle deiner Flip-Flops durch? Wie viele Eiskugeln isst du? Der Test sollte all das, was einen guten Sommer ausmacht, messbar machen. In Zahlen packen, was sonst Ende September eher ein diffuses Gefühl ist: War das jetzt ein toller Sommer oder nicht?

Nun naht der Tag der Auflösung. Am kommenden Montag ist offiziell der letzte Tag des Sommers. Wir in der Redaktion haben regelmäßig Buch geführt - und: Wir sind überrascht. Kaum jemand hat so viele Grillabende oder nächtliche Badegänge erlebt, wie er sich das im Mai vorgestellt hatte. Was teilweise am durchnässten Wetter der letzten Monate liegt. Aber vor allem daran, dass wir berufstätig sind. Und die Tage, an denen man barfuß unterwegs sein kann, doch weniger sind, als wir gedacht hatten.



Die fertigen Sommertests der Redaktion. Stand: Dienstag Nachmittag.


Trotzdem sind wir fast alle zufrieden mit unserem Sommer. Sogar ich, obwohl mir mein Sommer nur beschämende drei Barfußtage beschert hat. Vielleicht bemisst sich die Güte eines Sommers ja doch gar nicht an der Quantität der einzelnen Faktoren. Nicht an der Menge Speiseeis oder dem Bräunegrad am Unterarm. Sondern an den Peaks, den Gipfeln. Also an den paar funkelnden Tagen, die sich rückblickend als Essenz des Sommers einbrennen. Und von denen ja selbst der verregnetste Mistsommer immer ein paar liefert.

Wir zählen jetzt die Punkte. Am Montag gibt's die Auflösung. Deshalb der Aufruf an dich: Hast du deinen jetzt.de-Sommertest brav ausgefüllt? Wie hast du abgeschnitten? Hat der Sommer deine Erwartungen übertroffen? Oder enttäuscht? Erzähl uns von den Lehren, die du aus den vergangenen drei Monaten gezogen hast.

Und: Schick uns ein Foto von deinem ausgefüllten Sommertest mit Betreff "Sommertest" an info@jetzt.de. Unter allen Einsendern verlosen wir zehn jetzt.de-Poster. (Wahlweise mit Sommermotiv.)

Tagesblog - 17. September 2014

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18:05 Uhr: So, der Mittwoch neigt sich dem Ende zu, zumindest der Arbeitsteil davon, inzwischen ist nämlich wieder Sommer draußen! Ich mache darum etwas ganz Wildes und gehe - zu Fuß nach Haus! Mein Rad hab ich zwecks kaltem Nebelbähwetter nämlich im Fahrradkeller stehen lassen...

Ich hinterlasse euch hier die EINZIGE Abwesenheitsnotiz, die auch ich einrichten würde (ich weigere mich immer das zu tun, erstens, weil ich finde, dass man sich damit viel zu wichtig nimmt, jaja, ist doch praktisch und so weiter, und zweitens, weil es einfach keine coole Abwesenheitsnotiz gibt!), verfasst vom Astronauten Alexander Gerst, der gerade auf der ISS ist.

[plugin imagelink link="http://images.scribblelive.com/2014/6/4/50cc1515-41e3-45c8-85ed-4ea0635a57dd_800.jpg" imagesrc="http://images.scribblelive.com/2014/6/4/50cc1515-41e3-45c8-85ed-4ea0635a57dd_800.jpg"]

Ich wünsche euch einen fabelhaften Abend, bis bald!

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http://www.youtube.com/watch?v=CzHEcZnNMoA

17:52 Uhr:the-wrong-girl weist in den Kommentaren darauf hin (vielen Dank dafür!), ich habe den Link auch schon auf Facebook geteilt: Teenager aus Fulda haben einen Rap-Song gehen Thilo Sarrazin gemacht. Freut mich ja sehr! Mehr dazu haben die Kollegen von der Taz hier aufgeschrieben.

+++



(Foto:prokop/photocase)

17:29 Uhr: Als Lektüre für den Abend habe ich noch einen wichtigen Textmarker für euch: Okan hat sich dafür durch die aktuelle Presse zum Thema sexuelle Übergriffe auf Studentinnen gewühlt. Sehr spannend ist das!

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16:31 Uhr:
Okay, wenn man um halb fünf noch kein Herz im Tagesblog hat, dann darf man auch den Tierbonus einsetzen, sag ich jetzt mal. Und ich hab gleich zwei entdeckt bei meiner verzweifelten Suche (vom achten in den 20. Stock, ins Erdgeschoss, aus Versehen nochmal in den 20. und dann in den achten) nach spannenden Homestorys für euch.

Gefunden hab ich... einen Drucker-Elefanten im 20. Stock:

[plugin imagelink link="http://photos-h.ak.instagram.com/hphotos-ak-xaf1/10706733_372999186184287_961006192_n.jpg" imagesrc="http://photos-h.ak.instagram.com/hphotos-ak-xaf1/10706733_372999186184287_961006192_n.jpg"]

... und im achten Stock eine Grafik-Auszubildende auf der ebenfalls verzweifelten Suche nach einem (oder eher zwei) Küken (keine Sorge, liebevolle Umgebung auf dem Land garantiert!). Kann vielleicht wer helfen?





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16:05 Uhr: Jetzt wird's musikalisch und politisch zugleich! Das Unabhängigkeitsvotum in Schottland spaltet nämlich auch die schottischen Bands. Jan schickte mir dazu gerade diesen Link.

Gute Musik gibt's auf beiden Seiten, muss man sagen...

http://open.spotify.com/user/radiosrf3/playlist/6zYjY1b5lew1goIUnW06U0

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15:45 Uhr:
Apropos Interview, das hab ich hier ja noch ga rnicht angepriesen: Was auch schwer ist mit eigenen Texten. Aber ich preise einfach die drei Studenten an, um die es geht. Mit einem von ihnen (dem dritten von rechts im Bild) habe ich gestern telefoniert. Für ein Praktikum war er in einem Krankenhaus in Sierra Leone, als dort Ebola ausbrach - und er blieb um zu helfen. Krasse Geschichte!

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15:40 Uhr:
Oje, zwei Stunden nichts gebloggt - ich kann nichts dafür, war sehr lange in einer Konferenz, davor musste ich mein Interview fertig machen, das schon auf der Startseite steht. Aber jetzt geht's gleich weiter!

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13:30 Uhr:
Super-News: Das Krümelmomster hat einen Vornamen. Wer errät ihn? Aber nicht googeln!

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[plugin imagelink link="http://enorm-magazin.de/sites/enorm-magazin.de/files/styles/headerimage/public/original_unverpackt_gruenderinnen_header.jpg?itok=MciIveU9" imagesrc="http://enorm-magazin.de/sites/enorm-magazin.de/files/styles/headerimage/public/original_unverpackt_gruenderinnen_header.jpg?itok=MciIveU9"](Foto:Original Unverpackt)

13:12 Uhr:
Ich bin wieder zurück aus der Kantine. Und freue mich sehr über dieses Interview der Kollegen vom Enorm-Magazin. Die haben mit Sara Wolf, der Gründerin von "Original Unverpackt", dem Supermarkt ohne Einwegverpackungen in Berlin, gesprochen. Die haben am Samstag nämlich wirklich eröffnet. Und ich freu mich mit, weil die Idee genial ist und weil ich mit den beiden vor fast einem Jahr schon mal gesprochen habe, damals haben sie noch Geld für ihr Projekt gesammelt.
Ist jemand aus Berlin hier, der schon dort war? Ich muss da beim nächsten Besuch unbedingt vorbeischauen!

+++

12:24 Uhr: Es ist ja gerade Fashion-Week-Zeit. Und Jimmy Kimmel ist eh immer super. Deshalb muss ich vor der Mittagspause noch schnell dieses Video mit euch teilen. Eine neue Ausgabe von "Lie Witness News", dieses Mal werden Fashion-Week-Besucher nach Labels gefragt, die es gar nicht gibt. Sehr lustig!

http://www.youtube.com/watch?v=Y1-4xJdCt5U

+++

12:05 Uhr: Ich überlege, den Tagesdienst hier zu schmeißen. Für diese Geschäftsidee:

[plugin imagelink link="https://fbcdn-sphotos-d-a.akamaihd.net/hphotos-ak-xpf1/v/t1.0-9/p526x296/1907832_10152666045291351_6718571216856971043_n.jpg?oh=662718cefd8a59685d703771b87da868&oe=5498433A&__gda__=1418209937_5e223bda053375a76fb33667cc4fe004" imagesrc="https://fbcdn-sphotos-d-a.akamaihd.net/hphotos-ak-xpf1/v/t1.0-9/p526x296/1907832_10152666045291351_6718571216856971043_n.jpg?oh=662718cefd8a59685d703771b87da868&oe=5498433A&__gda__=1418209937_5e223bda053375a76fb33667cc4fe004"]

(via Neon, Hintergründe hier)

(und hoffe jetzt sehr sehr sehr, dass nicht alle kommentieren: BITTE, mach endlich!)

+++

[plugin imagelink link="http://cdn29.elitedaily.com/wp-content/uploads/2014/09/4-4-boobs-huge-katie-1013.gif" imagesrc="http://cdn29.elitedaily.com/wp-content/uploads/2014/09/4-4-boobs-huge-katie-1013.gif"](Quelle)

11:25 Uhr:
Bis dahin empfehle ich die Lektüre der neuen Topsexliste. Mit dabei: Mutter-Tochter-Gespräche über Sex, Gründe, warum große Brüste im Herbst ein Problem sind, und ein Dildo-Suchspiel. Na, wenn das nichts ist! Hier geht's lang zum Text!

+++

11:20 Uhr: Nicht wundern, gerade war es noch etwas ruhig, weil ich noch an einem Interview sitze, das gleich erscheint. Es geht Spucke und Viren, so viel kann ich schon verraten.

+++

10:40 Uhr: Wir unterbrechen für die Nachrichten. Heute solltest du wissen:

* wer die "Almanis" sind, nämlich Deutsche, die für die Terrorgruppe "Islamischer Staat" Anschläge im Irak und in Syrien verüben.
* dass morgen in Schottlandüber die Unabhängigkeit abgestimmt wird.
* dass die NASA wieder selbst Menschen ins All schießen wird. (juhu, Raumfahrt-News, wenn ich tagesblogge!)
* dass Konservative anders riechen.
* und dass Eva Mendes und Ryan Gosling jetzt Eltern sind. (In der SZ.de-Konferenz war deshalb die Stimmung ein wenig gedrückt.)

* Und wir drücken unserem Praktikanten die Daumen: Der hat heute (theoretische) Führerscheinprüfung.

+++

09:36 Uhr: Und schon geht es weiter im Programm: Im heutigen Ticker geht es um unsere Sommer-Challenge, ihr erinnert euch? Wir wollen wissen: Wie war denn jetzt dein Sommer?
Ich muss ja ein bisschen angeben, denn in der Redaktion führe ich in der Kategorie Barfußtage. Ich fürchte, die letzten drei kriege ich nicht mehr voll...





Wie ist das bei dir? Hier geht's lang zur Diskussion!

+++

09:21 Uhr: Na toll, jetzt bin ich aus der SZ.de-Konferenz zurück und mein Kaffee ist kalt... Kleiner Trost: Chris hat mir schon etwas Lustiges geschickt:

Eine 21-Jährige aus Neuseeland hat eine Bank- und eine Bahnkarte gefunden und dachte sich "Den Besitzer finde ich bestimmt auf Facebook":

[plugin imagelink link="http://s3-ec.buzzfed.com/static/2014-09/16/14/enhanced/webdr04/enhanced-22268-1410892032-1.png" imagesrc="http://s3-ec.buzzfed.com/static/2014-09/16/14/enhanced/webdr04/enhanced-22268-1410892032-1.png"](Quelle)

Ging leider schief:

[plugin imagelink link="http://s3-ec.buzzfed.com/static/2014-09/16/14/enhanced/webdr01/enhanced-12657-1410892216-1.png" imagesrc="http://s3-ec.buzzfed.com/static/2014-09/16/14/enhanced/webdr01/enhanced-12657-1410892216-1.png"]

+++

08:32 Uhr: Und ich hab noch mehr vom Kino zu berichten, von akuter Verschnöselungsangst nämlich. Ich war gestern nicht in irgendeinem Kino, sondern im Gloria Palast, wo früher die großen Filmpremieren waren. Heute ist da eine Art Luxuskino mit Service am Platz, Hocker zum Beine-Ablegen und Kir Royal als Begrüßungsdrink. Ich musste als Ausgleich Bier bestellen und Mini-Burger essen, dann war ich wieder beruhigt. Gemütlich ist das ja schon. Nur hätte ich erwartet, dass bei 20 Euro die Karte wenigstens die Werbung wegfällt. Waren aber 35 Minuten!





+++

08:24 Uhr: Ich bin noch am Verarbeiten von gestern Abend. Gestern war ich dafür einfach zu müde. Ich war im Kino - in "A Most Wanted Man" (hier der Trailer). Und habe festgestellt:

- Krass guter Film ist das.
- Philip Seymour Hoffman fehlt. Sehr!
- Wenn Philip Seymour Hoffman sehr traurig guckt, muss ich weinen.
- Wenn Amerikaner Deutsche spielen, haben die sehr deutsche Namen: Günther, Otto, Erna, Martha
- Und wenn ich Willem Dafoe sehe, höre ich das hier in meinem Kopf (sorry für die schlechte Qualität):

http://www.youtube.com/watch?v=wwwLBJ1oKAc

+++

08:13 Uhr: Guten Morgen, liebes jetzt.de! Ein Glück, dass ich meinen Arbeitsplatz überhaupt gefunden habe. Von der Bushaltestelle aus sieht der SZ-Turm heute nämlich so aus:

[plugin imagelink link="http://photos-b.ak.instagram.com/hphotos-ak-xfa1/10661264_1546692735550697_1357085606_n.jpg%22%20imagesrc=%22http://photos-b.ak.instagram.com/hphotos-ak-xfa1/10661264_1546692735550697_1357085606_n.jpg" imagesrc="http://photos-b.ak.instagram.com/hphotos-ak-xfa1/10661264_1546692735550697_1357085606_n.jpg%22%20imagesrc=%22http://photos-b.ak.instagram.com/hphotos-ak-xfa1/10661264_1546692735550697_1357085606_n.jpg"]


Deutsche sprengen sich für IS in die Luft

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Die Anzahl der aus Deutschland stammenden Selbstmordattentäter, die im Irak und in Syrien Anschläge verüben, steigt nach Erkenntnis der Bundesregierung in besorgniserregendem Tempo. Nach Informationen von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR sind bislang mindestens fünf Anschläge sicher Tätern aus Deutschland zuzuordnen, drei bis vier weitere Attentate werden derzeit noch untersucht. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sagte: „Wir wollen nicht, dass aus Deutschland der Tod in den Irak gebracht wird. Der Export von Terror ist unerträglich und muss unterbunden werden.“ Fast alle Selbstmordaktionen deutscher Dschihadisten im Auftrag des Islamischen Staates (IS) wurden in diesem Jahr im Irak verübt, vor allem in den Kurden-Gebieten im Norden, aber auch in Bagdad. Die Täter sind nicht nur „Almanis“, wie die Deutschen genannt werden, sondern stammen auch aus anderen europäischen Ländern.



Deutsche IS-Helfer bereiten Bundeinnenminister de Maizière (CDU) Sorgen.

Westliche Geheimdienste haben festgestellt, dass der Islamische Staat inzwischen gezielt aus dem Ausland eingereiste Kämpfer für Selbstmordanschläge einsetzt, auch aus propagandistischen Gründen. Die Anzahl der von Europäern verübten Anschläge soll sich nach Erkenntnissen westlicher Nachrichtendienste seit Anfang März vervierfacht haben. „Die Anzahl der Europäer nimmt stetig zu, sie werden gezielt angeworben und sind brutaler als die Araber“, sagte der Sprecher der irakischen Streitkräfte, General Kassem Atta. In Bagdad haben die Behörden einen Mann verhaftet, den sie für einen hochrangigen IS-Funktionär halten. Dieser gestand, im Juli einen deutschen Selbstmordattentäter in den Süden Bagdads gefahren zu haben, wo der Deutsche einen Anschlag verübte, bei dem 54 Menschen starben.

Die nordrhein-westfälischen Behörden gehen mit „großer Wahrscheinlichkeit“ davon aus, dass es sich dabei um einen 21-jährigen Deutschen aus Ennepetal handelte, die Familie bestreitet den Vorwurf. Der 21-Jährige war erst kurz zuvor über die Türkei ausgereist und hatte sich dem IS angeschlossen. Der inhaftierte IS-Mann sagte weiter aus, er habe in einem Haus des IS in Falludscha drei weitere Deutsche getroffen, die noch auf ihren Einsatz warteten.

Verfassungsschützer sehen die Selbstmordanschläge als Beleg für die hohe Gefährlichkeit der IS-Kämpfer. Zwar habe es auch in Afghanistan Attentate Deutscher gegeben, aber nur vereinzelt. De Maizière spricht von einer „neuen Dimension“. In der Debatte um deutsche IS-Kämpfer geht es zumeist nur um die Gefahr ihrer Rückkehr nach Deutschland. Der Chef des nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzes, Burkhard Freier, sagte: „Wir müssen die Ausreisen von Radikalen unterbinden, damit sie keine Selbstmordanschläge begehen.“ Hans-Georg Maaßen, Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, sagte: „Wir schauen auf die Sicherheitslage in Deutschland, aber wir haben auch eine Verantwortung gegenüber den Menschen, die in Syrien und im Irak leben.“

Verflixt verlockend

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Eine neue Welt sollen die Deutschen an diesem Dienstag kennenlernen, und um den Erstkontakt möglichst angenehm zu gestalten, hat die Firma Netflix ein schick möbliertes Apartment in Berlin-Friedrichshain gemietet. Eine Wohnung mit Möbeln aus schwerem Holz und teuren Elektrogeräten in allen Zimmern, mit einer Play Station im Kinderzimmer, einem Flatscreen-TV im Wohnzimmer, und auf allen gibt es natürlich das Angebot von Netflix. Die neue Welt zum Anfassen – und die Geschichte dazu geht so: Das deutsche Fernsehen wird von nun an nie mehr so sein wie bisher. Heute, liebes deutsches Publikum, beginnt die Zukunft.

Der amerikanische Streamingdienst Netflix hat sein Angebot in Deutschland gestartet, seit dem frühen Dienstagmorgen sind dort Filme aus Deutschland und Hollywood zu sehen, dazu Serien, neue und alte, „Keinohrhasen“ und „Hangover“, „Breaking Bad“ und „Fargo“, „Orange Is the New Black“, „Stromberg“ und „Der Tatortreiniger“. Netflix hofft, mit einem ständig wachsenden und sich ständig erneuernden Angebot in den kommenden fünf bis zehn Jahren ein Drittel aller Deutschen zu Abonnenten zu machen. Das ist ein sportlicher Vorsatz in einem Land, das der Idee, für Fernsehen zu bezahlen, bisher äußerst skeptisch gegenüberstand. Doch sollte die Mission Erfolg haben, könnte sich in der deutschen Fernsehlandschaft mehr verändern als nur der technische Verbreitungsweg.



Revolutioniert Netflix den deutschen Fernsehmarkt?


In Deutschland gibt es ein sehr reiches öffentlich-rechtliches Fernsehen, das für viel Geld jedes Jahr Unmengen an Programmstunden produzieren lässt, Filme, Serien und Shows. Das ist zum einen das Risiko für Netflix in Deutschland, weil die Zuschauer ja schon Gebühren bezahlen und dafür auch jede Menge zu sehen bekommen. Aber es ist auch die Chance für Netflix, weil viele Zuschauer und Kreative dem Internetdienst aus Kalifornien zutrauen, alles besser zu machen als jene deutschen Sender, die sich oft dem erzählerischen Mittelmaß verschrieben haben: Alles bitte nicht zu komplex, alles bitte quotensicher.

Der Streamingdienst Netflix dagegen produziert erst seit wenigen Jahren eigene Serien und hat vor allem mit dem klugen und sehr wohl komplexen Politdrama „House of Cards“ vorgemacht, wie modernes Fernsehen heute aussehen könnte. Es ist kein Wunder, dass so mancher Drehbuchautor hofft, die Firma aus dem Westen möge Fernsehdeutschland kolonialisieren.

Einer dieser Männer aus dem Westen heißt Ted Sarandos, er sitzt auf einem Sofa im ersten Stock des Vorführhauses, ein hemdsärmeliger Typ, leicht ergraut. Sarandos trägt bei Netflix den Titel Chief Content Officer, ist also dafür zuständig, was der Zuschauer in den USA und in all den anderen etwa 40 Netflix-Ländern auf den Bildschirm bekommt. Auch auf ihm ruhen jetzt die Hoffnungen der deutschen Fernsehmacher: Wie großartig müsste es sein, endlich Fernsehen zu machen ohne den einen oder anderen machtverliebten oder eingeschüchterten Redakteur, der es schon für innovativ hält, wenn in einem Krimi bis zum Schluss keine Leiche gefunden wird? Netflix hat, hierzulande kaum vorstellbar, immer betont, seinen Autoren vollkommen freie Hand zu lassen. Das Ergebnis kann man sehen: Es ist hervorragendes Fernsehen. Ja, sagt Ted Sarandos, es wird deutsche Serien geben, gemacht von deutschen Autoren und Produzenten. „Wenn die richtige Gelegenheit da ist, werden wir anfangen.“

Wenn deutsche Senderchefs ihr Programm verteidigen, argumentieren sie gerne mit ihrem Auftrag, ein möglichst breites Publikum zu erreichen. Ihre auf Quote ausgerichteten und oft entsprechend durchschnittlichen Filme müssten sich eben an möglichst viele Zuschauer wenden – ungewöhnliche Serien für ein elitäres Publikum, das schließe zu viele aus. Interessant ist, dass Netflix diese ungewöhnlichen Serien für ein elitäres Publikum macht – und trotzdem weltweit ein breites Publikum erreicht.

Sarandos sagt, Netflix mache Programm „für jedermann, nicht nur für eine demografische Gruppe“. Für jeden soll etwas dabei sein. Das klingt wie ein Kessel Buntes und wie öffentlich-rechtliche Familienshows, gemeint ist aber etwas ganz anderes: Netflix bietet für jeden Geschmack etwas, bedient den Freund des eher flachen Humors ebenso wie den Anhänger der anspruchsvollen Politserie. Die öffentlich-rechtlichen Sender in Deutschland nehmen oft in Kauf, Teile ihres Publikums dem Mainstreamgeschmack zu opfern. Netflix aber will alle Gruppen erreichen, wohl wissend, dass nicht alle Serien und Filme gleich viele Zuschauer finden können. Macht aber nichts: Auch Filme und Serien für ein kleineres Publikum finden unter den 50 Millionen Netflix-Nutzern genügend Zuschauer.

Das ist der Punkt, an dem der neue Dienst den deutschen Sendern gefährlich werden könnte. Wenn die Amerikaner es schaffen sollten, die Deutschen tatsächlich vom bezahlten Fernsehen zu überzeugen, wenn sie ein großes Publikum erreichen und im großen Stil deutsches Programm produzieren, müssen die Sender um ihre Macher und um ihr Publikum fürchten. Dass das funktionieren wird, ist keineswegs gesagt. Aber schon die Möglichkeit könnte den deutschen Sendebetrieb aufmischen.

Wann genau die erste deutsche Netflix-Serie starten, wann die Revolution also tatsächlich beginnen könnte, dazu sagt keiner der Männer aus dem Westen etwas. Nur: In Norwegen und in Mexiko war Netflix zwei, drei Jahre lang auf dem Markt, bevor man mit der ersten eigenen Serie begann. Reed Hastings, Chef und Gründungsmitglied von Netflix, sagt, dass er nicht schon wieder etwas zur Aufarbeitung der deutschen Geschichte sehen möchte, er denke eher an eine Parodie oder an eine Komödie, an „etwas Ungewöhnliches, etwas Schockierendes“. Auch das hört man nicht oft von deutschen Fernsehredakteuren.

Ganz besonders großartig, sagt einer der Netflix-Herren noch, finde man in Kalifornien übrigens die Serie „Der Tatortreiniger“, dieses kleine feine Format mit Bjarne Mädel, der Wohnräume von Leichenresten befreit und dabei schräge Bekanntschaften macht. Netflix hat die Rechte daran gekauft– das sei eine Serie, die könne man ganz groß rausbringen, so gut sei die. In Deutschland läuft „Der Tatortreiniger“, diese Serie mit dem Hitpotenzial, spätabends. Im dritten Programm.

Morgen ist auch nur heute

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Wenn man sich Bücher anschaut, die gerade versuchen, unsere Gegenwart zeitdiagnostisch zu behandeln, stellt man fest: Zeitdiagnose ohne Technologiekritik gibt es nicht. Dass es bei der Selbstverortung (und -vergewisserung) von Gegenwarten auch um Technologie geht, ist nicht neu. Seit der Wende zum 20. Jahrhundert bis in die Sechzigerjahre hinein funktionierten die Zeitdiagnosen genauso.

Doch etwas ist nun anders. Denn die Gegenwart, die nun zur Untersuchung ansteht, wird betrachtet als eine, die schon ein Jahrhundert lang Erfahrung mit maschineller Aufrüstung und Digitalisierung gemacht hat. Und anders als früher versteht sich unsere Gegenwart nur noch selten als von Technologie unterstützt und Richtung Zukunft befördert. Die heutige Gegenwart fühlt sich allzu oft von der Technologie überfordert, geschreddert und in Einzelteilen zerstreut. Eines der besseren Bücher, das diesem dystopischen Denken beikommen will, ist Douglas Rushkoffs „Present Shock. Wenn alles jetzt passiert“ (Aus dem Amerikanischen von Gesine Schröder und Andy Hahnemann. Orange Press, 2014, 288 Seiten, 24 Euro).



Gehört die Zukunft technischen Neuerungen wie der Datenbrille?

Rushkoff argumentiert anders als Evgeny Morozov. Dieser hatte im letzten Jahr mit „To Save Everything, Click Here“ den irrigen Lösungswahn durch Technik angeprangert und festgestellt, dass „das Digitale Zeitalter glaubt, alles – von Verbrechen über Umweltverschmutzung bis zum Übergewicht – in den Griff kriegen zu können, indem man es quantifiziert oder gamifziert“, also glaubt, komplexen Problemen mit Highscores, Ranglisten, Fortschrittsbalken, Belohnung durch Erfahrungspunkte und willkürlichen Normwerten begegnen zu können. Morozovs Kritik attackiert diese fatale Vereinfachungs-Metaphorik, zu der das Digitale verleitet: die Idee der Berechenbarkeit und rückstandlosen Effizienz, die sich in Nullen und Einsen auflösen lässt.

Rushkoff, dessen Buchtitel sich von Alvin Tofflers spätmodernem „Future Shock“ aus dem Jahr 1970 ableitet, beobachtet – wie Toffler selbst – dagegen die Wirkungen von Technologie auf diejenigen, die sie benutzen, beziehungsweise: die von ihr benutzt werden. Das sieht zwar bei diesen beiden Autoren gar nicht gut aus für uns – analysiert werden aber zwei völlig unterschiedliche Befunde.

Toffler beschreibt die „persönliche Wahrnehmung, dass sich viel zu viel Wandel in viel zu kurzer Zeit ereignet“, dass also unsere Gegenwart schon so sehr von Zukunft durchtränkt ist, dass wir Gegenwärtigen davon völlig überfordert seien. Rushkoff argumentiert aus der Distanz von über vierzig Jahren viel lakonischer, dass die Zukunft keine Rolle mehr spiele, weil wir sie vor lauter Gegenwart gar nicht mehr bemerken könnten.

Zukunft war ja immer der nächste Schritt, der sich plausibel aus dem letzten ableitet. Für Rushkoff gibt es dagegen nur den rasenden Stillstand einer Gegenwart, in der wir zwar vielfältige Aufgaben abarbeiten, mit deren Erledigung wir jedoch wie Stepptänzer keinen Schritt vorwärts kommen. Eigentlich ist das eine Hysterie-Diagnose: Viel Aufwand, viel Delirium ohne, dass sich daraus eine gerichtete Bewegung ergäbe.

Während also Toffler warnte, dass wir für soviel Fortschritt noch gar nicht bereit seien, stellt Rushkoff klar, dass wir Überblick, Ordnung und Glauben längst verloren hätten und es keine Fortschrittsempfindung mehr gebe, die unsere Erfahrung bündelt und ausrichtet. Denn nichts überdauert den Augenblick, unsere Aufmerksamkeit rast weiter.

Davon nimmt er nicht einmal die Wahrnehmung seines eigenen Buches aus. „Die meisten potenziellen Leser werden in der Lektüre nicht besonders weit kommen, soviel ist sicher. Sie werden einen Auszug auf boingboing.net lesen, ein Interview auf shareable.net, die Rezension in der Times. Sie werden die Hauptaussage des Textes zur Kenntnis nehmen und weiterziehen. Wieso nur schreibt man eine Oper, wenn die Leute nur Dreieinhalb-Minuten-Songs hören wollen?“

Denn, so seine Befürchtung, die Digitalisierung habe mit ihrer Diktatur des schweifenden „Jetzt“ einen Gegenwartsschock bewirkt: den Kollaps aller Kontinuen. Da wir die Technologien mit ihrer falschen Echtzeit nicht verstanden haben, ist Rushkoff nicht nur davon beunruhigt, was sie mit (und aus) uns machen, sondern auch davon, was Menschen damit einander anzutun bereit sind, wie sie also diese Technologien gegeneinander benutzen.

Rushkoffs radikale Technologiekritik wirkt wie ein negativer Reflex auf die über 100 Jahre alte Maschinen-Ideologie des amerikanischen Liberalismus, die ab dem Beginn des 20. Jahrhunderts Einfluss hatte auf die US-Politik und ihre Präsidenten.

Wenn man Technologie begreift als die systematische Anwendung von Naturgesetzen auf die Natur mithilfe von Geräten und Maschinen, fällt natürlich die Nähe von Wissenschaft und Technik auf: Technologie ist angewandte Wissenschaft zur Weltveränderung. In dem Sinn hat schon Francis Bacon im Jahr 1627 seinen utopischen Roman „Nova Atlantis“ verfasst, der von einer imaginären Insel handelt, auf der Erfindergeist und Technologie gefördert werden.

Mit dem 19. Jahrhundert und der Industrialisierung geschieht das, was Reinhart Koselleck die „Verzeitlichung“ der Technik genannt hat: Geschichtsdenken und utopisches Denken vereinen sich. Utopia ist seitdem kein ferner (also räumlich entfernter) Ort mehr, sondern eine zukünftige (also in der Zeit vor uns liegende) Epoche. Dieses Verständnis von Technologie schafft erst die Vorstellung von Fortschritt.

Es ist die zwanzig Jahre alte Arbeit von John M. Jordan, die den massiven Einfluss dieser „Maschinen-Zeitalter Ideologie“, so der Titel seines einflussreichen Buches aus dem Jahr 1994, auf die amerikanische Politik und Gesellschaft ab dem 20. Jahrhundert untersucht hat. Tatsächlich ist darin ab etwa 1910 der Anspruch formuliert, Gesellschaften wie Industrien rational steuern zu können. Es entsteht dafür der Begriff „Social Engineering“, der das Maschinelle wörtlich auf das Soziale anwendet.

Charles P. Steinmetz, ein Ingenieur von General Electric, behauptete 1916 in seinem Buch „America and the New Epoch“: „Alles, was getan werden muss, ist, die Methoden der ökonomischen Effizienz von der industriellen Fabrik auf den ganzen nationalen Organismus zu übertragen.“ Louis Brandeis, Richter am Obersten Gerichtshof der USA und ein Beförderer von Reformgesetzen, sprach vom „wissenschaftlichen Management“, dessen die Gesellschaft bedürfe und glaubte, dass „Effizienz die Hoffnung für die Demokratie“ sei.

In einem 1913 erschienen Artikel im Magazin System nannte man Teddy Roosevelt wegen seiner technologisch orientierten Politik „the most efficient human machine of our time“. Denn nur die technische Intelligenz, so der Soziologe Thorstein Veblen im Jahr 1921, denke in Kategorien maximaler Effizienz – anders als die am Profit orientierten Manager und die von Wahlen abhängigen Politiker.

Der Ingenieur Frederick W. Taylor, der Namensgeber für den Taylorismus, eine Methode zur industriellen Produktivitätssteigerung, bei der jeder Fertigungsschritt exakt vermessen wird, war der Überzeugung, dass es diesen „one best way“, diesen einen besten Weg, für jede menschliche Handlung gebe. Wie Jordan nachgewiesen hat, etablierte sich während der Weltwirtschaftskrise in der amerikanischen Politik ein einflussreiches „Technocracy Movement“, eine Gruppe von Reformern, deren Impulse von den Sozialingenieuren des New Deal übernommen wurden.

Tatsächlich muss man feststellen, dass dieses Maschinenzeitalter tatsächlich gewaltige Fortschritte mit sich brachte – und das in einer Ära, die von zwei Weltkriegen geprägt war. Was also ist es, das uns heute die Informations-Technologie so ganz anders erleben lässt?

Zum einen: Gewöhnung. Es ist etwas anderes eine maschinelle Revolution im Aufbruch zu erleben, als sie seit mehr als hundert Jahren in ungezählten Entwicklungsstadien zu kennen. Technologie heute ist Alltag. Sie ist nichts Besonderes mehr. Vor hundert Jahren war sie Innovation. Zum anderen: Erfahrung. Nach mehr als hundert Jahren technologischer Entwicklung weiß man auch, was alles schief lief. Atomkraftwerke explodierten, Raumschiffe fielen vom Himmel, Umwelten wurden zerstört, Tiere ausgerottet. Und unsere Gesellschaften sind durch Technik auch nicht zu wesentlich besseren geworden.

Der gewaltigste Unterschied zwischen Maschinen- und Informationszeitalter aber ist: Geräte kann man benutzen, Information sind wir selber. Das macht Maschinen, die mit und an Information arbeiten unbehaglich. Sie sind „näher“ an uns dran als Schaufelbagger. Da sie aber noch viel schneller, viel tiefer, viel gründlicher mit Informationen umgehen können als wir, fühlen wir uns ihnen zu Recht unterlegen. Gegen Wissensmaschinen helfen keine Schutzhelme.

Und so fürchtet Rushkoff den „unfriendly takeover“ durch die digitale Apparatur: „Da Technik und Infosphäre immer komplexer werden und unsere Prozessoren immer schneller und vernetzter, entsteht irgendwann ein unabhängiges System, das einer höheren Ordnung angehört als wir selbst. Ob dieses System die Menschheit als virtuelles Programm mitlaufen lässt, ist ungewiss; aber die Codes, die dafür nötig sind, werden ihm zur Verfügung stehen.“ Wer weiß, vielleicht entpuppt sich diese höhere Digital-Ordnung ja auch als der „one best way“, von dem Taylor schwärmte. Aber das kann uns als dann überholtem Modell ja auch wieder völlig gleichgültig sein.

Suche Schlafplatz, biete Sex!

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Mama hatte auch mal Sex (sogar oft)!
[plugin imagelink link="http://i.kinja-img.com/gawker-media/image/upload/s--5p53oNf1--/b08epgowajvkkdo8ck1e.jpg" imagesrc="http://i.kinja-img.com/gawker-media/image/upload/s--5p53oNf1--/b08epgowajvkkdo8ck1e.jpg"] Wort, dass es zu vermeiden gilt: Schlampe. Zu Englisch: Slut. Steht gerade trotzdem ganz groß über einem Text auf Jezebel, der sehr lesenswert ist. Er heißt „What Former Sluts Tell Their Daughters About Sex“ und es geht um die Frage, wie man als Mutter mit der eigenen Tochter über Sex spricht, wenn man früher promiskuitiv war oder es heute noch ist. Das ist deswegen so spannend, weil der Text die These aufstellt, dass das, was man der Tochter sagt, ein sehr guter Lackmustest dafür ist, wie man zu seinem eigenen Verhalten steht.
Anlass für den Text war (wie so oft) ein Reddit-Thread, in dem dieses Thema diskutiert wurde. Mit teils tollen Antworten. Die Essenz ist ungefähr: Sex macht Spaß, aber Sex mit vielen Partnern sollte man nur haben, wenn auch genau das einem Spaß macht, wenn man mit sich im Reinen und mit dem jeweiligen Partner auf Augenhöhe ist – und nicht, wenn man es aus Frustration tut oder weil man Bestätigung braucht. Eine Mutter schreibt: „I'd rather my kid have a fun ONS with an interesting, respectful stranger than spend 15 years 'in love' with someone who uses her and makes her miserable.“ Das ist so schön und so wahr. Und bevor das jetzt jemand kaputtmacht, indem er sagt „Und was ist bitte mit Vätern und Jungs, ihr Idioten?“, sagen wir schnell: Wird auch thematisiert. Lies halt den Text, das hier ist ja nur eine grobe Zusammenfassung, du Idiot (sorry)!

Äh, hallo, du hast vergessen, deinen Bauch zu fotografieren...
[plugin imagelink link="http://blogs.babycenter.com/wp-content/uploads/2014/09/504x504xbumpiepromo_facebook_504x504.jpg.pagespeed.ic.NdD6R0IT61.jpg" imagesrc="http://blogs.babycenter.com/wp-content/uploads/2014/09/504x504xbumpiepromo_facebook_504x504.jpg.pagespeed.ic.NdD6R0IT61.jpg"] Wir gehen heute sehr chronologisch vor, denn was folgt (oft) auf Sex (minus Verhütung)? Jawohl: Schwangerschaft. Viele schwangere Frauen neigen mittlerweile dazu, die Zeit, in der das Kind und damit auch der Bauch wächst, fotografisch festzuhalten. Klar, dass es für die Bilder, die dabei herauskommen, auch schon einen Namen gibt: Es sind „Bumpies“, Selfies vom „bump“ (also dem Babybauch). Und klar, dass es dafür jetzt auch eine App gibt. Die eigentlich nicht viel mehr kann, als eine eigene Bumpie-Galerie anlegen. Ach ja, und sie kann nerven, indem sie einen jede Woche daran erinnert, dass man seinen Bauch noch fotografieren muss. Hier eine App-Recycling-Idee, wenn das Kind dann mal da ist: „Bumpie“ kann man vielleicht auch benutzen, wenn man gerade abnehmen (oder zunehmen!) will. Also, am Bauch.

Na wo ist er denn, na wo?
[plugin imagelink link="http://38.media.tumblr.com/a70c30a975a91f23200895e40c807739/tumblr_nbv0euGLcL1tlg1a0o1_1280.jpg" imagesrc="http://38.media.tumblr.com/a70c30a975a91f23200895e40c807739/tumblr_nbv0euGLcL1tlg1a0o1_1280.jpg"] Achtung: Wenn du auf diesen Link klickst, wirst du erstmal glücklich und beschäftigt sein. Denn „Subtle Dildo“ ist eine zeitraubende und süchtig machende Suchseite mit Bildern...auf denen man einen Dildo entdecken muss. Superschwer. Superschlüpfrig. Superlustig. Aber bitte erst die Topsexliste zu Ende lesen und dann draufklicken, sonst bist du weg und verpasst zum Beispiel die Vaginalvermessung und die Busen-Liste. Also hopphopp, weiterlesen!

Vaginalvermessung auf Kanadisch
Schnell noch den Punkt „Aktuelle Studie in der Topsexliste“ abhandeln: Während ihres Eisprungs bevorzugen Frauen Penetrationssex statt Oralsex. Sagt eine Studie aus Kanada. Für die mussten Frauen Pornos anschauen und dabei wurde gemessen, wie viel Blut bei welcher Szene durch ihre Vagina zirkulierte. Mithilfe eines vaginalen Photoplethysmographen. Sagen wir mal so: Das Ergebnis der Studie wundert uns jetzt nicht so arg. Aber der vaginale Photoplethysmograph, der wundert uns sehr!

Prozente, Prozente, Prozente


Christian Rudder ist Mitbegründer der Online-Dating-Seite OkCupid und Datenromantiker. Er hat nämlich die riesige Masse an Personendaten der Plattform ausgewertet, um daraus Schlüsse über Liebe, Sex und Beziehungen zu ziehen. Viele davon kann man auf dem tollen OKCupid-Blog nachlesen und ein schönes Erklärvideo kann man beim „Atlantic“ anschauen. Vor Kurzem hat Rudder auch ein Buch zum Thema herausgebracht, es heißt „Dataclysm“ und man lernt darin (angeblich, wir haben es leider noch nicht gelesen) sehr viel über Menschen. Eine ähnliche Datenauswertung aus Singlebörsen für Hamburg haben übrigens die Henri-Nannen-Journalistenschüler erarbeitet. Da lernt man auch viel. Unter anderem über Menschen.

Wir schreiben hier jetzt nicht „Von der Straße in die Kiste“ drüber...
Manche Geschichten klingen so sehr nach Fake, dass sie eigentlich wahr sein müssen, sonst würde man ja zu leicht herausfinden, dass es Fake ist (ergibt Sinn, oder?). Diese Geschichte ist so eine: Joe ist 26 und obdachlos. Um sich gute Schlafplätze zu sichern, reißt er einfach Frauen auf. Heißt: Er gibt das meiste Geld, das er sch irgendwie verdient, dafür aus, gepflegt und gut auszusehen, und dann flirtet er so lange und so hart, bis ihn jemand mitnimmt. Im Video wirkt er jetzt zwar nicht wie der subtile Charmeur, dem man sofort erliegt, aber na gut, jedem das seine, ne? 
http://www.youtube.com/watch?v=bmav517MQJc

Es ist kompliziert
Fast zum Schluss: ein Lesetipp. Eine Autorin, die in einer offenen Beziehung lebt, schreibt über die Trauer ihres Freundes – der sich von seiner anderen Freundin getrennt hat. „The response from those who didn’t understand was, ‚Cheer up, you’ve still got one girlfriend left.’ But the hole in his heart was shaped like her, and only she fitted in it. I didn’t. That hole, that wound had to heal. It was bleeding and I didn’t have tissues big enough to clean up the mess.“ Kitschgefahr, aber auch Schniefgefahr!

Busen-Liste
[plugin imagelink link="http://cdn29.elitedaily.com/wp-content/uploads/2014/09/4-4-boobs-huge-katie-1013.gif" imagesrc="http://cdn29.elitedaily.com/wp-content/uploads/2014/09/4-4-boobs-huge-katie-1013.gif"] Ganz zum Schluss: eine Liste. Mit 13 Gründen, warum große Brüste im Herbst ein Problem sind. Muss man ja dringend wissen.

"Spucke fliegt höchstens 1,20 Meter weit"

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Till Eckert (dritter von rechts), 22, studiert Medizin an der Universität Witten/Herdecke und war zusammen Nicolas Aschoff und Simon Scheiblhuber (beide ebenfalls in blau) im Juli für ein Praktikum vier Wochen in Makeni in Sierra Leone, um mehr über Tropenmedizin zu lernen. Dann brach Ebola dort aus.



jetzt.de: Ebolabreitet sich seit Februar in Westafrika aus. Warum seid ihr für euer Praktikum ausgerechnet nach Sierra Leone geflogen?
Till Eckert:
Ich kannte Sierra Leone gar nicht. Als klar war, dass wir für das Praktikum dort hingehen, haben wir es zum ersten Mal gegoogelt. Erst da wurde uns bewusst, dass es in der Region Ebola-Fälle gegeben hatte. Aber nicht in der Stadt, in die wir wollten. Makeni liegt relativ zentral, Ebola trat im Südosten des Landes auf, an der Grenze zu Liberia und Guinea. Bis Juli hat es sich von da aus auch nicht in den Rest des Landes ausgebreitet. Wir haben uns das so vorgestellt, als würden wir nach Hamburg fliegen, und das Virus wäre in München, also acht Autostunden entfernt. Wir fühlten uns sicher.  

Und dann kam das Virus näher.

In den Morgenbesprechungen im Krankenhaus haben wir jeden Tag darüber gesprochen. Irgendwann gab es Fälle in Masanga, wo die Ärzte ohne Grenzen ein Behandlungszentrum haben, das war noch vier Stunden von uns entfernt. Dann in Lunsar, das war nur noch 20 Autominuten weg. Da war klar, dass Ebola auch in unsere Stadt und unser Krankenhaus kommt.  

Die meisten wären spätestens jetzt zurück nach Deutschland geflogen.
Wir hatten da schon angefangen, die Isolationsstation aufzubauen. Als die ersten Patienten kamen, waren wir gerade fertig und konnten sie direkt isolieren. Wir wollten gerade anfangen, Ernstfalldurchläufe mit Simulationspatienten zu machen, als eine Ärztin auf uns zu kam und sagte, dass wir drei Verdachtsfälle im Krankenhaus haben.  

Du sagst das so entspannt.
Wir haben uns vorbereitet, aber es war trotzdem ein Schock, als die ersten Ebola-Patienten angekommen sind.  

Warum seid ihr trotzdem geblieben?

Es wäre nicht glaubwürdig gewesen, eine Station aufzubauen und abzuhauen, wenn Patienten kommen. Es wusste auch zu dem Zeitpunkt niemand außer uns, wie man die Station koordiniert. Wir haben dann in einem Crash-Kurs die Ärzte, Schwestern und Pfleger geschult, auch das Reinigungspersonal und die Person, die am Ende alles fachgerecht verbrennt.  

„Die meisten Leute dort wissen nicht, was Ebola ist. Und wenn sie es wissen, glauben sie nicht daran.“  


Woher wusstet ihr, wie so eine Isolationsstation aussehen muss?
Wir haben uns die Isolationsstation in einem anderen Krankenhaus in Matanga angesehen und uns im Internet und bei Ärzte ohne Grenzen informiert. Das mussten wir dann mit den Möglichkeiten in unserem Krankenhaus versuchen umzusetzen. Die Ärzte ohne Grenzen haben Chlorduschen, wir hatten im Krankenhaus weder einen Raum mit Abfluss noch genügend Chlor oder Wasser. Wir mussten das mit Eimern notdürftig ersetzen. Die haben wir auf dem Markt gekauft, genauso wie Schutzanzüge, Handschuhe und Medikamente. Es ist nicht so wie in Deutschland, dass alles einfach da ist. Es gab zu wenig Schutzanzüge, deswegen haben die Pfleger die Station nur drei Mal am Tag betreten, für eine angemessene Versorgung der Patienten wären eigentlich mindestens sechs Mal am Tag nötig gewesen.  

Ihr seid noch mitten um Studium. Haben euch die im Krankenhaus denn ernst genommen?

Wir sind schon auf Widerstand gestoßen.  

Bei den Ärzten?

Vor allem bei den Schwestern und Pflegern. Wir haben einen orangefarbenen Absperrzaun um die Ebola-Station herum gebaut, um Angehörige davon abzuhalten, Sachen mit den Patienten auszutauschen. Den mussten wir wieder abbauen, weil die Mitarbeiter Angst hatten, dass das andere Patienten abschreckt; ein Krankenhaus finanziert sich ja über Patienten. Die Mitarbeiter sahen die Station lange kritisch, aber die Alternative wäre gewesen, dass die Erkrankten mit 40 anderen Patienten im Zimmer gelegen hätten. Es ist ein Bildungsproblem, gegen das wir da kämpfen. Die meisten Leute dort wissen nicht, was Ebola ist. Und wenn sie es wissen, glauben sie nicht daran.  

Wie kann das sein?
Ein Virus kann man nicht sehen, hören, riechen oder schmecken. Für eine ungebildete Person liegt es nah zu denken, das sei ein Fluch Gottes oder eine Krankheit, die von den Weißen eingeschleppt wurde. Oder ein politischer Komplott, dass da „Leute vergiftet“ werden. Die Leute dort essen trotzdem noch Affen und Flughunde, obwohl die erwiesenermaßen die Überträger von Ebola sind.  

Wie war das im Krankenhaus?

Die Ärzte wussten, was Ebola ist und wie gefährlich es ist, aber selbst das Krankenhauspersonal hat teilweise nicht daran geglaubt, bevor die ersten Patienten kamen. Die Menschen dort sind der westlichen Medizin gegenüber sehr kritisch, was historisch bedingt ist. Der Kolonialismus liegt noch nicht so lange zurück. Der „weiße Mann“ hat ihnen mehr Schlechtes als Gutes gebracht, und das ist noch in den Köpfen.  

[plugin bildergalerie Bild2="Till, Nicolas und Simon bei der Schulung des Krankenhauspersonals" Bild3=" Till, Nicolas und Simon bei der Schulung des Krankenhauspersonals" Bild4="Till, Nicolas und Simon haben eine Ebola-Isolationsstation entwickelt"]

Habt ihr auch Patienten erlebt?

Wir haben drei mitbekommen. Wir sind nie in die Station reingegangen, weil wir medizinisch gar nicht dafür ausgebildet sind, eine erkrankte Person zu behandeln. Wir haben die Patienten aus sicherer Entfernung gesehen, als sie eingeliefert und wieder abgeholt wurden. Was schockierend war, weil sich ihr Zustand innerhalb von drei Tagen enorm verschlechtert hat.  

Inwieweit verschlechtert?

Eine Patientin ist, als sie ankam, in die Station gelaufen. Als sie drei Tage später abgeholt wurde, konnte sie nicht mal mehr sitzen. Das Virus ist sehr aggressiv. Man hat Fieber, muss sich erbrechen und hat Durchfall, beides blutig, die Haut färbt sich rot, man hat Muskel- und Gliederschmerzen. Sämtliche Barrieren, die der Körper aufbaut, wie Haut oder Magenschleimhaut, werden durchlässig für Blut. Durch den Blutverlust werden die Patienten müde und schwach.  

Hattet ihr keine Angst?

Wir hatten nie ernsthaft Angst, uns anzustecken. Wir wissen, dass das Virus über direkten Kontakt mit Patienten übertragen wird, auch durch Schweiß oder Spucke. Im Studium haben wir gelernt: Spucke fliegt höchstens 1,20 Meter weit, so infiziert man sich ja auch an Husten oder Schnupfen. Wir wussten, dass wir sicher sind, wenn wir uns in einem Radius von vier bis fünf Metern aufhalten. Und wir haben unsere Kontakte minimiert, zum Krankenhauspersonal und zu allen.  

Wie haben eure Familien und Freunde reagiert?

Die Leute, zu denen wir Kontakt hatten, haben uns vertraut. Wir waren aber auch nicht oft in Verbindung, im Internet surfen und telefonieren kann man nur, wenn man Glück hat. Auch im Krankenhaus hatten wir nur vier Stunden Strom am Tag.  

Wann habt ihr die Station verlassen?

Die letzten Patienten wurden drei Tage vor unserer Abreise abgeholt und zu einem Camp der Ärzte ohne Grenzen gebracht. Wir hatten ja keine Behandlungsisolationsstation, sondern eine Übergangsisolationsstation. Die letzten drei Tage, als keine Patienten da waren, haben wir genutzt, um die Mitarbeiter zu schulen, damit sie wissen, wie man anderes Personal einweist.  

Wie war es, zurück in Deutschland zu sein?

Das war ein Kulturschock. Manche sagen heute noch: „Wie, du warst mit Ebola-Patienten in Kontakt!?“, und gehen dann zwei Schritte zurück. Dass ich inzwischen schon wieder zwei Monate da bin und gar nicht mehr an Ebola erkrankt sein kann, das muss man denen erst mal erklären. Dass Ebola nach Europa kommen kann, ist den meisten klar, aber sie kennen noch nicht einmal die Symptome oder wissen, wie man sich infizieren kann.  

„Man kann nicht ein Land abschotten, um ein anderes zu schützen.“  


Seid ihr noch in Kontakt mit dem Krankenhaus?
Wir stehen über Whatsapp in Kontakt. Die Station war regelmäßig immer mal wieder besetzt, und so weit wir es wissen, hat soweit alles geklappt. Das Krankenhaus in Matanga, wo wir uns das Isolationsystem angeschaut haben, ist inzwischen geschlossen, weil die Führungsposition im Krankenhaus abgezogen wurde.  

Wie kommt das?

Viele Organisationen ziehen ihre Ärzte ab, teilweise gegen deren Willen, aus Sicherheitsgründen. Das führt dazu, dass therapierbare Krankheiten wie Malaria, Typhus, Unterernährung, nicht mehr behandelt werden können. Deshalb sterben wegen Ebola viele Menschen an eigentlich therapierbaren Krankheiten. Und die Nahrungsmittel werden knapp, weil keine Schiffe mehr anlegen und keine Flugzeuge mehr landen. Das ganze Land wird in die Isolation gedrängt wird, zum Schutz der anderen Länder, aber meiner Meinung nach ist es falsch. Man kann nicht ein Land abschotten, um ein anderes zu schützen. Uns haben die vier Wochen dort darin bestärkt, dass wir Ärzte werden wollen. Und auch darin, in Krisengebieten arbeiten zu wollen.    


Das Krankenhaus in Makeni, in dem Till gearbeitet hat, ist auf Spendengelder angewiesen. Mehr Infos dazu findest du hier.

Kein "Nein" heißt "Ja"

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Angestrichen:
„Now an examination of other cases from recent years shows a pattern to the handling of sexual assault complaints by Florida State students: After an accuser makes a police report and submits to a medical rape exam, the police ask if she wants them to investigate, and if she does not explicitly agree, they drop the case, often calling her uncooperative."  

Wo steht das?

Auf der Website der New York Times. Dort gehen Richard Pérez-Peña und Walt Bogdanich der Frage nach, warum in den USA sexuellen Übergriffen auf Studentinnen in vielen Fällen nicht nachgegangen wird.  

Was genau steht da?

Die Autoren haben mehrere Übergriffsfälle aus den vergangenen Jahren untersucht, in denen betroffene Studentinnen von der Florida State University in Tallahassee Anzeige erstatteten. Anstatt wie bei anderen Verbrechen von sich aus eine Untersuchung der Vorfälle einzuleiten, habe die Polizei die Vorwürfe in der Regel nicht weiter verfolgt. Der Grund: Die Übergriffsopfer hätten das nicht ausdrücklich gewünscht und sich „unkooperativ“ gezeigt.

Gleichzeitig wird ein Beschwerdebrief einer Studentin zitiert, den diese an die örtliche Polizeibehörde geschickt hatte: Nach ihrer Vergewaltigung habe sie bei der Befragung unter Stress gestanden und sei verängstigt gewesen, nicht unkooperativ. Eigentlich könnte man davon ausgehen, dass man sich bei der Polizei über so etwas im Klaren sein sollte. Dass dem nicht so ist, sei Experten zufolge jedoch nicht untypisch in den USA und würde sich nicht nur auf Florida beschränken.



Laut Statistik wird jede fünfte Studentin in den USA sexuell missbraucht.

Obwohl sich zwischen 2011 und 2013 mindestens 63 Studentinnen bei einer Anlaufstelle für Opfer häuslicher und sexueller Gewalt in Tallahassee gemeldet haben, ist es im gleichen Zeitraum nur zu zwei Festnahmen gekommen. Die Autoren schreiben, es sei schwer, vor Gericht eine Vergewaltigung nachzuweisen. Behörden würden die Beweislast deshalb häufig als nicht ausreichend sehen, um Verdächtige strafrechtlich zu belangen. Im Leon County, in dem Floridas Hauptstadt Tallahassee liegt, führt durchschnittlich nur jede fünfte Anzeige zu einer Strafverfolgung. Bei Fällen, in denen Studierende betroffen sind, ist die Rate sogar noch niedriger. Woran das genau liegt, das wissen auch die Autoren nicht.

Mögliche Gründe sind laut Pérez-Peña und Walt Bogdanich: zum einen, dass in den Vereinigten Staaten bei Übergriffen an Studentinnen oft Alkohol im Spiel ist. Und zum anderen, dass Polizisten womöglich eine andere Herangehensweise bei solchen Fällen haben. Die Direktorin des „Refuge House“, der oben genannten Anlaufstelle in Tallahassee, sieht noch einen wichtigen Grund: Wenn sie Kommilitonen anzeigen, würden betroffene Studentinnen von ihren Freunden oft als „Nestbeschmutzer“ gesehen.

Dass viele Übergriffsopfer nach dem Vorfall wegziehen, macht eine Verfolgung der Straftat umso schwieriger. Außerdem fühlen sich viele Betroffene schlecht von der Polizei behandelt, wenn diese sich beispielsweise nur auf Ungereimtheiten in der Geschichte des Opfers konzentrieren. Und das, obwohl widersprüchliche Aussagen und Gedächtnislücken in emotionalen Stressfällen normal sind. Dieser Stress kann zudem dazu führen, dass die Studentinnen als Folge einer misstrauischen Befragung nicht auf einer Verfolgung des Täters beharren. Mancherorts arbeitet die Polizei inzwischen aber auch an einem anderen Umgang mit Fällen sexueller Gewalt. So wird etwa in Philadelphia eine betroffene Frau nicht mehr erst gefragt, ob es in einem von ihr gemeldeten Fall zu weiteren Untersuchungen kommen soll.  

Und was lernen wir daraus?

Etwas Altbekanntes: Sexuelle Gewalt ist und bleibt ein großes Problem, mit dem wir uns alle mehr befassen müssen. Das kann nicht oft genug gesagt werden. Es ist schockierend, dass in den USA häufig nicht einmal die Polizei dieses Problem ernst zu nehmen scheint. Es ist empörend, dass sie sexuelle Übergriffe anscheinend anders behandelt als manch anderes Verbrechen. Bei einer Körperverletzung wird schließlich auch nicht gefragt, ob man möchte, dass der Täter belangt wird. Wenn das Opfer einer Vergewaltigung den Vorfall bei der Polizei meldet, sollte es klar sein, dass eine Untersuchung erwünscht ist.

Viele Unis nehmen sexuelle Gewalt nicht immer Ernst oder gehen Vorwürfen nicht entschieden genug nach. Meist liegt das daran, dass sie um das Ansehen der Einrichtung fürchten und solche Fälle dann verschweigen. Das kann und darf nicht so bleiben. Sexuelle Übergriffe im Umfeld von Unis sind auch in Deutschland ein Problem. So macht einer Studie aus dem Jahr 2012 zufolge jede zweite Studentin hierzulande Erfahrungen mit irgendeiner Form sexueller Belästigung. Im Detail fallen die Zahlen allerdings unterschiedlich aus, da es verschiedene Ansichten über die genaue Definition von Belästigung gibt. Mehr als jede zehnte Befragte gab an, bereits vergewaltigt worden zu sein oder einen anderen schweren sexuellen Übergriff erlebt zu haben.

Eine Anfang des Jahres veröffentlichte EU-weite Studie erregte ebenfalls Aufsehen. So wurde statistisch gesehen  jede dritte Frau in der Europäischen Union seit ihrer Jugend (ab 15 Jahren) mindestens einmal Opfer sexueller oder sonstiger körperlicher Gewalt. Weltweit trifft das nach Schätzung von Amnesty International auf eine Milliarde Frauen zu. Das entspricht einem Drittel aller Frauen.

In den USA wurde die Debatte um sexuelle Übergriffe durch ein Massaker im Mai befeuert, bei dem ein psychisch kranker 22-Jähriger in der Nähe der kalifornischen Stadt Santa Barbara fast 20 Menschen tötete oder verletzte. Als Grund hatte er die Zurückweisung durch Frauen genannt, beispielsweise durch seine Kommilitoninnen an der Uni. Trotz der psychischen Probleme des Mannes entfachte die Gewalttat eine breite Diskussion, bei der Frauen etwa unter dem Hashtag „yesallwomen“ von ihren Erfahrungen mit sexueller Gewalt berichteten.

Ein großes Problem ist, dass eine Anklägerin in den Vereinigten Staaten vor Gericht nachweisen können muss, dass sie mit dem Geschlechtsverkehr nicht einverstanden war. Schwierig ist das in den Fällen, in denen das Opfer zum Beispiel betrunken war. Aus diesem Grund scheitern viele Verfahren, nach dem Motto: Kein „Nein“ heißt „Ja“.

Doch mancherorts tut sich was. In Kalifornien wurde jetzt ein Gesetz verabschiedet, das allen öffentlichen Hochschulen im Bundesstaat eine zentrale Formel bei der Untersuchung von Fällen sexueller Gewalt vorschreibt: „yes means yes“. Das heißt, dass beidseitiges Einverständnis beim Sex Voraussetzung ist. Was nach einer Binsenweisheit klingt, soll die Beweislast vom Opfer auf den Täter übertragen. Dieser muss in einem möglichen Gerichtsverfahren zukünftig beweisen, dass es ein eindeutiges Einverständnis gab. US-Präsident Obama will kommenden Freitag übrigens eine öffentliche Kampagne vorstellen, die bei der Bekämpfung sexueller Übergriffe an Unis helfen soll. 

Mit welchem Essen hast du Schwierigkeiten?

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Wenn man Döner mit Messer und Gabel essen könnte, wäre alles gut. Kann man aber nicht. Außer man macht sich am Dönerstand zum Vollhorst oder bestellt einen "Dönerteller" für 7,90 Euro. So muss ich also auf Kebab verzichten. Gezwungenermaßen. Weil mir sonst die Joghurtsoße vom Kinn trieft und das Putenfleisch in den Jackenärmel fällt. Womit man sich natürlich auch zum Vollhorst macht. Mistdinger, die!

Beim Burger wiederum stellt sich ein anderes Problem: Den darf man ja durchaus mit Besteck zerlegen. Das entschärft das Kleckerproblem. Bloß sorgt die fragile Schichtung dafür, dass das Teil ständig kollabiert wie ein Jenga-Turm und auf meiner Gabel nur vereinzelte Brot- und Hackfetzen in meinen Mund gelangen. Und, mal ehrlich, so aus dem Zusammenhang gerissen schmeckt auch der beste Hermannsdorfer-Baconburger wie lahme WG-Cuisine der zweituntersten Güteklasse. Pfuäh.

Mit welchen Gerichten hast du so deine liebe Not? Machst du um bestimmte Bestellungen bewusst einen Bogen, weil du weißt: "Da kann ich nur verlieren"? Wenn ja: Was sind deine Problemgerichte? Und wenn nein: Wie machst du das bloß?!

Tagesblog - 18. September 2014

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17:30 Uhr:
Es ist Donnerstag! Es ist Kettengeschichten-Tag! Es geht mal wieder zu bei Anna, Gerwin, Liesl und der ganzen Mischpoke. Lies gleich los.

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17:26 Uhr:
Kollege Stremmel macht hier gerade alle ganz wuschig. Der Grund: Ein Hamster beim Freßwettbewerb. Ich sag's euch, das sind 90 Sekunden pure Spannung:
http://www.youtube.com/watch?v=XPHlHuhBVFI


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16:44 Uhr:
Ein Gesprächüber Zahnlücken und die komplizierte Zeit nach dem Abi: Julia Jandroßek spielt in dem Film "Schönefeld Boulevard" die Hauptrolle.
https://www.youtube.com/watch?v=KZDWrQ1_Ack
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16:41 Uhr:
Hä? Wieso ist es denn jetzt schon wieder 16:41 Uhr? Vorhin war es doch noch... Na, egal.
Folgende Entwicklungen haben sich in der Zwischenzeit in den Kommentarspalten ergeben: Unser aller commodoreschmidtlepp (aka Christopher Lauer) hat die Piratenpartei verlassen.


14:50 Uhr:
zwei ganz, ganz wichtige Neuigkeiten, die ich euch keinesfalls vorenthalten möchte:
1. Unser Praktikant Okan hat jetzt herausgefunden, wie so ein richtiger Shit-Storm aussieht.

2. Gerard Depardieu behauptet in einem neuen Interview, pro Tag 14 Flaschen Wein zu trinken. Sein Pensum meistert er wie folgt: "Ich fange mit Champagner oder Rotwein an, vor 10 Uhr morgens. Darauf folgt wieder Champagner. Dann Pastis, ungefähr eine halbe Flasche. Zum Mittagessen trinke ich zwei Flaschen Wein. am Nachmittag dann Champagner, Bier und gegen 17 Uhr noch meher Pastis um die Flasche zu leeren. Später geht es dann mit Wodka und/oder Whiskey weiter."
Ich möchte dazu bitte jetzt sofort qualifizierte Meinungen hören. Ist das möglich? Warum sagt der das? Was sagt die Leber dazu? Geht das überhaupt? Was sagt sein Kumpel Wladimir Putin dazu?



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14:33 Uhr:
Juhu, kaum sind wir wieder online, gibt es auch schon ein neues Thema! Hans stellt uns die Straße vor, in der er wohnt. Und stellt euch vor, es ist fast auch MEINE Lieblingsstraße in München. Aber nur fast. Die Weißenburger Straße im schönen Haidhausen.

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14:07 Uhr:
HALLELUJAH!!! wir sind wieder auferstanden. Und ich habe so viel erlebt!!!! Und muss es allen vier Anwesenden erzählen! Aber erst die Bilderserie des Fotografen Rafael Mantesso, die ich schon seit drei Stunden mit allen hier teilen möchte. Halb Hund, halb Comic, ganz, ganz super!
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11:31 Uhr:
Heute fällt es mir ein bisschen schwer in den alberne-Bilder-Modus umzuschalten. Aber alberne Bilder sind nun mal Teil unserer Bedürfnisse. weshalb ich jetzt ohne weiteres Gelaber eines der albernsten Bilder aus meinem Köcher präsentiere: Voila: 



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11:05 Uhr:
So, Konferenz vorbei, dann einmal durchs Haus gelatscht auf der Suche nach einer Zeitung. Gar nicht so einfach in einem Verlagsgebäude. Aber gut war: ich habe die "Warenannahme" kennengelernt. Und die "Belegstelle". Ich mag solche Abteilungen in Firmen, unter denen man sich gar nichts vorstellen kann, wenn man nicht dort arbeitet...Und jedesmal stelle ich mir vor, wie es wohl wäre, dort zu arbeiten und nicht hier....

Aber viel wichtiger: die userin butterflycaught macht mich auf ihren Text aufmerksam. Darin geht es um S., einen Flüchtling, den sie in einem Patenschaftsprogramm betreut. Er ist so alt wie ihr Bruder. 

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9:47 Uhr:
Ein neuer Text ist auf der Seite. An dieser Geschichte habe ich - um mal ein bisschen aus dem Nähkästchen zu plaudern - viele Wochen gearbeitet. Ich habe mit Leuten geredet, die sich für Flüchtlinge engagieren, mit Menschen, die sich mit der verfahrenen Situation in München gut auskennen, habe mit Behörden telefoniert und stapelweise Texte gelesen. Wenn also jemand eine Frage dazu hat: kann ich sie vielleicht beantworten.

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9:12 Uhr:
Und hier kommen die heißesten News aus der SZ.de-Konferenz, sozusagen frisch vom Server geschält, oder wie man das in der hippen Onliner-Sprache sagt.

+ Das große, alles bestimmende Thema heute ist die Abstimmung in Schottland über die Unabhängigkeit des Landes. Fragen, die noch nicht gestellt und beantwortet wurden: Was bedeutet die Abstimmung für andere Separatisten in Europa (noch nie hatte die Bayernpartei so viel Aufmerksamkeit wie jetzt)? Wie könnte sich Großbrittannien danach nennen? Mittelbritannien? Kleinbritannien? Wie finden die Befürworter und Gegner nach der Abstimmung wieder zusammen?

+ Eine Studie hat Kinder in Deutschland nach ihrer Zufriedenheit befragt.

+ Heute wird das neue Apple-Betriebssystem iOS8 veröffentlicht. Tipp vom Fachmann für Kenner: Auf keinen Fall auf ein iPhone 4s aufspielen, sonst gibt's Ärger...

+ Laut dem QS World University Ranking ist die Uni Heidelberg die beste deutsche Universität. 

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8:57 Uhr:
Guten Morgen, an alle da draußen. Die Sonne scheint, ein paar Jahreszeiten-verwirrte Vöglein singen, die Ampeln waren auf der Fahrt gnädig und das Radl rollte trotz akutem Luftmangel brav durch die Straßen. Heute ist ein guter Tag. Wage ich jetzt mal zu behaupten...
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