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Meine Straße (3): Ruppertstraße

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Niemand kennt eine Straße so gut wie die Menschen, die in ihr leben. Deshalb bitten wir hier regelmäßig junge Münchner, uns ihre Straße zu zeigen die schönsten Ecken, die besten Läden, die schrulligsten Typen. Heute: Sabine, 30, Künstlerin, wohnt in der Ruppertstraße.

Obwohl so klein, kennen diese Straße viele: Hier ist das Kreisverwaltungsreferat (KVR) und die Hauptstelle des Münchner Verkehrs- und Tarifverbundes (MVV) liegt auch gleich um die Ecke. Aber die Miniverbindung zwischen Lindwurmstraße und Tumblingerstraße hat mehr zu bieten.




„Bei Vaia“, Nummer 30:
Ganz genau so stellt man sich doch eine echte Münchner Boazn vor: zweifelhaftes Mobiliar, jede Menge blinkende Spielautomaten und uralte Stammgäste. Zum ersten Mal hab ich mich nach der Wiesn hier hinein verirrt. Nüchtern hätte ich mich wahrscheinlich überhaupt nicht reingetraut. Dabei war die Angst völlig unbegründet: Hier ist’s immer extrem lustig und ein bisschen gilt hier das alte Las-Vegas-Credo: „What happens in Vegas, stays in Vegas.“
 
„Substanz“, Nummer 28:
Kennt jemand nicht das „Substanz“? Falls das tatsächlich so sein sollte, gebe ich gerne Nachhilfe. Hier also ganz kurz: Das „Substanz“ ist der einzige Indieclub in München, dem Trends völlig egal sind. Es war immer cool, es ist immer cool und es bleibt immer cool.
 
Heartelier, Nummer 22:
Hier wohne ich und habe auch mein Atelier. Ich habe mich erst vor kurzem selbständig gemacht, davor war das alles noch mehr ein Hobby: Ich kaufe Jägern Gehörne ab und bemale sie in allen Farben. Jedes Teil ist ein Unikat. Mittlerweile habe ich sogar meinen eigenen Online-Shop, freue mich aber trotzdem über jeden, der mich hier persönlich besucht.
 
Graffiti-Wand, Ecke Tumblingerstraße:
Die Mauer am Straßenanfang ist wie ein Wimmelbild. Immer wieder kommt ein neues Detail dazu. Das macht das Warten an der Bushaltestelle immer ein bisschen leichter.

Was sind deine Erfahrungen mit Diskriminierung?

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Migranten, Homosexuelle und andere werden an Schulen und Hochschulen in Deutschland häufig diskriminiert. Hast du das auch schon erlebt? Was kann man dagegen tun?

An deutschen Schulen und Unis gehört Diskriminierung zum Alltag. Das steht in einem Bericht der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, der am Dienstag erschienen ist. Homosexualität, Behinderung, Migrationshintergrund, Armut: Das alles sind demnach häufige Gründe für Ausgrenzung und Benachteiligung.

Einige Ergebnisse aus dem Bericht, der auf der Auswertung von mehreren Studien beruht: Jeder vierte Schüler oder Student mit Migrationshintergrund fühlt sich diskriminiert. Etwa die Hälfte der Studentinnen hat während des Studiums schon sexuelle Belästigung erlebt. “Schwuchtel” und “Lesbe” sind gängige Schimpfwörter auf Schulhöfen.



An der Uni sind alle gleich? Leider nicht, wenn man dem Bericht der Antidiskriminierungsstelle des Bundes glaubt.

Auch Lehrer und Dozenten seien an der Diskriminierung beteiligt: Ein Drittel der Lehrer mache sich über “nicht geschlechtskonforme Lebensweisen” lustig. Und ein türkischer Name des Schülers könne dazu führen, dass bei gleicher Leistung schlechtere Noten vergeben werden. Helfen könnte vielleicht eine buntere Lehrerschaft: 2010 hatte jeder dritte Schüler einen Migrationshintergrund, aber nur sechs Prozent der Lehrer.

“Benachteiligungen aus Gründen der Rasse, der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität” sollen beseitigt werden, so steht es im Allgemeinen Gleichstellungsgesetz. Die Realität an deutschen Schulen und Unis sieht offensichtlich anders aus. Eigentlich sollte Bildung allen jungen Menschen einen Aufstieg ermöglichen. Doch die Antidiskriminierungsstelle schreibt, die Diskriminierung habe Auswirkungen auf Motivation und Leistungsfähigkeit der Betroffenen. Die Institutionen, die helfen sollen, der Ungleichheit ein Ende zu bereiten, tragen also dazu bei, diese fortzuschreiben. “Wenn Migranten auf der Strecke blieben, liegt das nicht nur an den Schülern, sondern auch an den Strukturen”, sagte die Grünen-Politikerin Ekin Deligöz in der Tagesschau.

Viele Opfer von Benachteiligung, Belästigung oder Beleidigungen behalten ihre Erlebnisse für sich. Es fehlen Beschwerdestellen, bei denen Betroffene die erlebte Diskriminierung schnell und unkompliziert melden können. Die Antidiskriminierungsstelle schlägt vor, solche Einrichtungen direkt an den Schulen und Hochschulen zu schaffen.

Wie erlebst du das? Warst du selbst an der Schule oder Uni von Diskriminierung betroffen, oder hast du die Diskriminierung von anderen beobachtet? Was muss deiner Meinung nach passieren, damit solche Vorfälle seltener werden? Warum gelingt es nicht, alle Menschen gleich zu behandeln?

Wie das Internet ... Schreibtischkabel sortiert

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Ein Lifehacker macht sein Leben mit einfachen Tricks ein bisschen besser. Das Internet ist voll von Lifehackern - wir sammeln ihre besten Tricks. Heute: Ordnung im Kabelsalat




Das Problem: zu viele Kabel auf dem Schreibtisch. Viel zu viele.

Die Lösung: ein kleines Rohr unter dem Schreibtisch, durch das man alle Kabel verlegt. Justin Klosky hat so seine ganzen Computer- und Bildschirmkabel unter dem Tisch sortiert. Und das in einer Minute.


Hilft dir das? Wie hast du deine Schreibtischkabel sortiert?

Fünf Songs für die Woche

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Auf keinen Fall darf dein Sommer enden, ohne dass du diesen australischen Hit gehört hast! Außerdem singt unser Lieblings-Norweger jetzt auf Italienisch, und ein Remix könnte schon bald von Österreich aus die Weltherrschaft übernehmen.

So So Glos - Dizzy 

http://vimeo.com/69137106 

Eine alte Internet-Gleichung besagt: Kinder als Zutat für ein Musikvideo = viele Klicks plus Sympathieherzchen aus der Mädchenecke. Der Trick funktioniert auch bei den famosen Brooklyn-Punkern von So So Glos, allerdings muss man ihnen das nicht zum Vorwurf machen, denn dieses Video ist das putzige Ergebnis eines Sozialprojekts. Bei dem dürfen sich Kinder mit Kameras, Bastelkram und Musik austoben, wofür es von mir natürlich Klicks gibt und Herzchen obendrein.

Erlend Øye - La Prima Estate 

http://www.youtube.com/watch?v=diA6VCInN44 

Speaking of Herz: Das bollert mir ja immer gleich einen Zoll höher in der Brust, wenn irgendwo die Stimme von Erlend Øye rauskommt. Seit Freitag tut es das mal wieder fast ununterbrochen, denn auf jedem meiner Computer ist immer mindestens ein Tab geöffnet, in dem die neue Single des Norwegers läuft. Dass er diesmal auf Italienisch singt und im Video eine Querflöte sowie viele gutgelaunte Sizilianerinnen auftreten, macht das Ding besonders unwiderstehlich.

MGMT - Your Life Is A Lie 

http://vimeo.com/71741401 

Bei vorliegender Nummer wildern wir ein bisschen im Revier der „Fünf Filme“, denn, hartes Urteil, aber: Das Video ist der eigentliche Unique Selling Point der neuen Single von MGMT. Der zweiminütige Clip ist so randvoll mit genialisch-Kubrick’schen Ideen, dass der darunterliegende Song nur mehr wirkt wie ein Metronom, das den Film im Takt hält. Das tut es aber dafür ziemlich eindrucksvoll.

Austra - Home (Space Echo Trip Extended)
 

http://soundcloud.com/dominorecordco/austra-home-space-echo-trip 

Und damit ins Land des Palatschinkens: Die Österreicher jubeln gerade einen Song in die Stratosphäre, der eigentlich nur ein Remix ist, nämlich eine pumpende Disco-Version des Songs „Home“ von Austra, mit denen wir hier jüngst sprachen. Die besagte Neufassung hockt aktuell auf Platz drei der als geschmackssicher geltenden FM4-Charts (direkt nach Franz Ferdinand und den Arctic Monkeys), was insofern bemerkenswert ist, als es sich bei den Remixern um bis dato weitgehend unbekannte Wiener handelt.

The Preatures - Is This How You Feel? 

http://www.youtube.com/watch?v=M8XmoroZ3zo 

Aber wenn wir schon Radio-Rotationen nach gutem Fünf-Songs-Material durchkämmen, müssen wir natürlich dringend nach Australien horchen: Der öfter mal äußerst spürnasige Sender Triple J spült da gerade mal wieder eine Nummer nach oben, die klingt, als könnte sie dem Sommer nochmal eine ganz neue Wendung verpassen! The Preatures zimmern uns einen Rhythmusgitarrenpop rein, so hübsch-melodisch nach vorne dengelt, als hätte Feist ein Praktikum bei Fleetwood Mac gemacht. Der beste Refrain des Monats? Schon möglich.

Aufstand der Jungen

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Schwierigkeiten bei der Jobsuche, Baustellen in der Bildungspolitik und hohe Staatsschulden - Politiker scheinen sich für die Zukunft junger Menschen nicht im Geringsten zu interessieren, meint der österreichische Autor Bernhard Winkler. Das will er nun mit einem Buch ändern.

Der österreichische Jungautor Bernhard Winkler ist wütend. Darüber, dass korrupte Politiker jungen Menschen das Vertrauen in die Politik nehmen und dass alle Gesetze von Alten gemacht werden, die die Sorgen der Jugend überhaupt nicht verstehen. Die Jungen werden ihrer Zukunft beraubt, beklagt der 23-Jährige. Um dem entgegenzuwirken, hat er ein Buch geschrieben, dass den trotzigen Titel "So nicht!" trägt. Es soll seiner verlorenen Generation und ihren Problemen Gehör verschaffen, denn diese sei keineswegs politikverdrossen, meint er. Als Revoluzzer oder Wutbürger will sich Bernhard dennoch nicht verstehen. Statt "Mach kaputt, was dich kaputt macht" ist sein Motto vielmehr: "Reparier, was dich kaputt macht".



Bernhard Winkler

jetzt.de: Du hast ein Buch über die Politikverdrossenheit junger Menschen geschrieben. Hast du dich eigentlich jemals politisch engagiert?
Bernhard Winkler: Nicht in der Form, wie man sich das vorstellt, also mit einem Eintritt in eine Parteijugend oder Ähnlichem.    

Wieso nicht?

Ich habe nie eine politische Heimat gefunden und fühlte mich von keiner Partei wirklich angesprochen. Seit meinem 13. Lebensjahr interessiere ich mich für Politik und verfolge das tagespolitische Geschehen. Deswegen betrachte ich mein Buch auch ein bisschen als Zwischenbilanz der vergangenen zehn Jahre, in denen ich versucht habe, ein politisch interessierter Mensch zu sein und letztendlich zu einem frustrierten jungen Wähler wurde. So wie mir geht es Vielen. Deswegen will ich mich heute mit den Möglichkeiten, die mir zur Verfügung stehen, selbst engagieren. Die Jugend wird zu oft überhört, das muss sich ändern.   

Wieso kam der Frust erst mit 23?

Ich war nie der zornige Wutbürger, der mit hochrotem Kopf die Nachrichten verfolgt und Politiker mit Kraftausdrücken verwünscht hat. Auch mein Lebenslauf ist nicht das beste Beispiel eines Polit-Aktivisten, der bei jeder Protestkundgebung auf der Straße mit dabei ist. Ich habe jetzt aber begriffen, dass man selbst die Veränderung sein muss, die man sich wünscht. Dazu muss man nicht unbedingt einer Partei beitreten. Es gibt ja auch viele interessante NGOs und weitere Möglichkeiten, demokratisch mitzugestalten.

Gibt es heute unter den Jungen keine echten „Revoluzzer“ mehr?

Anarchismus ist out. Wir werden in eine Welt hineingeboren, in der man funktionieren muss. Die Jungen wollen Karriere machen und den Lebenslauf möglichst schnell mit Erfolgen füllen. Die meisten träumen davon, einmal Haus, Garten und Familie zu haben – nur wenige beschließen, sich diesem gesellschaftlichen Druck zu widersetzen. 

Wie ist das bei dir?
Ich bin keiner, der alles niederreißen möchte. Mein Motto ist „Reparier, was dich kaputt macht.“ Wir haben der Babyboom-Generation der Fünfziger und Sechziger unseren Wohlstand zu verdanken. Man muss aber sehen, dass sie versäumt hat zu sagen: „Okay, wir haben genug aufgebaut, jetzt müssen wir es gerecht verteilen.“ Viele Alte können nicht verstehen, warum sich die Jugend von heute überhaupt beschwert – die denken, dass wir im Überfluss leben. Vor 70 Jahren hatte man andere Sorgen, zum Beispiel, nicht zu verhungern. Heute wird auf hohem Niveau gejammert. Es ist aber leider so, dass unser Wohlstand zu einem großen Teil auf Kosten angehäuft wurde. Irgendwann werden wir Jungen das geradebiegen müssen.   

Und diesen Prozess wolltest du mit deinem Buch einläuten?
Ich wollte mit dem Buch eine Diskussion auslösen und zeigen, dass wir jungen Menschen uns auch für Politik interessieren und auf Augenhöhe mitbestimmen wollen. Mein Ziel war es, sowohl die Jugend als auch Politiker zu erreichen. Positiv überrascht hat mich Tatsache, dass auch sehr viele ältere Menschen Interesse dafür zeigen.  

Du bezeichnest unsere Generation als „verloren“. Warum?
Wir müssen die Probleme, die von unseren Vorfahren seit Jahrzehnten auf die lange Bank geschoben werden, lösen. Das ist mit der Art, wie heute Politik gemacht wird, nicht möglich. Die Regierenden planen bis zur nächsten Wahl statt zu fragen, wie Österreich und Europa etwa im Jahr 2050 aussehen sollen.  

Die Hauptthese deines Buches ist, dass unsere Generation gar nicht so politikverdrossen ist, wie viele glauben. Woran merkst du das?

Viele Studien zeigen, dass die Jugend die Bevölkerungsgruppe mit dem geringsten Politikinteresse ist. Die Frage ist: Warum ist das so? Wenn ich mit Schülern im Erstwähleralter spreche, stelle ich zuerst immer die zwei gleichen Fragen. Die erste lautet: „Wer interessiert sich für Politik?“ Da melden sich von 60 Leuten drei oder vier. Wenn ich aber frage, wer vorhat, wählen zu gehen, melden sich alle. Das ist ein bisschen verwirrend, aber zeigt, dass den jungen Leuten Partizipation schon wichtig ist. Viele meinen auch, sie würden sich mehr für Politik interessieren, wenn es mehr junge Politiker geben würde. Schuld an der Verdrossenheit sind also nicht die Jungen selber, sondern die politischen Verhältnisse, oder eben korrupte Politiker.    

Ist Politikverdrossenheit in Österreich ein besonderes Problem?

Im Vergleich zu anderen Ländern war in Österreich die Anzahl an politischen Skandalen in den vergangenen Jahren sicher sehr hoch. Wenn es um Korruption geht, sind wir international führend. Außerdem ist, glaube ich, die Überalterung der Gesellschaft eine unterschätzte Ursache für die Verdrossenheit bei den Jungen: Die politische Macht konzentriert sich zu sehr in der sogenannten „Babyboom-Generation“, also den Nachkriegsgeborenen der fünfziger und sechziger Jahre.    

Wie beurteilst du die politische Bildung, die Jugendliche im österreichischen Schulsystem bekommen?

Was das betrifft, ist die Situation in Österreich trist: Man darf als 16-Jähriger zwar wählen, aber wird darauf kaum vorbereitet. Ich hatte meine erste Stunde in Politischer Bildung erst mit 17. Ich glaube, dass man als junger Mensch viel früher mit Politik konfrontiert werden müsste, es bedarf hier viel Entwicklungsarbeit, um die Jugend für politische Themen zu begeistern. Wir brauchen ein eigenständiges Fach „Politische Bildung“. Es darf nicht als Anhängsel des Geschichte- oder Rechtskunde-Unterrichts verkümmern.  

Im Wahlkampf wird momentan auch um die Stimmen der Jungen gekämpft. Die FPÖ hat einen Werbespot gedreht, in dem ein junges Mädchen erklärt, warum ihr zukünftiger Freund wie HC Strache sein sollte. Kann man mit solchen Videos die Jugend erreichen?
Da sich viele nicht mehr aktiv mit Politik befassen, bekommen sie leider nur noch den mit, der am lautesten schreit, und das ist nun einmal HC Strache. Der ist auch leider einer der wenigen, die in Diskotheken mit den Jungen reden und sich jugendlich geben, das kommt bei vielen gut an. Andere – ich zum Beispiel – lehnen das ab und finden diesen Personenkult peinlich. Die Jungen, die sich mit Politik befassen, sehen genau hin, ob die Politiker Ideen zu bieten haben oder einfach nur versuchen, Stimmung zu machen und auf Wählerfang zu gehen.   

Gibt es auch einen Politiker, den du gut findest?

Der ehemalige Grünen-Chef Alexander Van der Bellen hat sich mit seiner Art wohltuend von anderen Spitzenpolitkern abgehoben. Der konnte zumindest auch einmal zugeben, wenn er was verbockt hatte. Außerdem war er stets sehr überlegt: Unter Journalisten witzelte man, dass man in seinen Gedankenpausen Werbung schalten könnte, weil er immer so lang gebraucht hat um zu antworten. 

In Österreich finden im September Nationalratswahlen statt. Hast du schon eine Prognose für das Wahlergebnis?
Ich glaube, dass die Großparteien verlieren und die kleinen zulegen werden. Die Partei des Industriellen Frank Stronach (Team Stronach) wird es, denke ich, mit einer anderen Kleinpartei –  vielleicht den liberalen NEOS (Das Neue Österreich) –  ins Parlament schaffen. Ich denke auch, dass das rechte BZÖ (Bündnis Zukunft Österreich) aus dem Parlament verschwinden wird. Außerdem werden so viele Junge wie noch nie im Parlament vertreten sein – zumindest eine Sache, die erfreulich ist.

"Tochter, ich wünsche dir tollen Sex!"

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Ein Vater erklärt seiner Tochter in einem offenen Brief, dass sie schlafen soll, mit wem sie möchte - ein Statement gegen Wachhund-Väter, die alle Jungs als potenzielle Bedrohung für ihre Teenie-Töchter sehen. Dafür erntet er genauso viel Lob wie Hass. Warum eigentlich?

Angestrichen:  

"Look, I love sex. It’s fun. And because I love my daughter, I want her to have all of the same delights in life that I do, and hopefully more. I don’t want to hear about the fine details because, heck, I don’t want those visuals any more than my daughter wants mine. But in the abstract, darling, go out and play." 


Wo steht das?
 

In einem Artikel auf The Good Men Project, einem amerikanischen Blog, der sich einem modernen, aufgeklärten Männerbild verschrieben hat, sozusagen dem Gegenpart von FHM.  





Und worum geht’s? 

Um Sex! Und zwar, besonders heikel, um das Sexleben der eigenen Tochter. Ein amerikanischer Science-Fiction-Autor namens Ferrett Steinmetz hat Anfang der Woche eine Art offenen Brief an seine Tochter veröffentlicht, in dem er mit dem weitverbreiteten Selbstverständnis von Vätern aufräumt, sich als Gralshüter über das Liebesleben der eigenen Tochter zu sehen.  

Als Steinbruch für seine Argumente dient ihm eine beliebte Sammlung von "10 Rules for dating my daughter", die seit Jahren kichernd im Netz geteilt wird. Eine der harmloseren Regeln darin lautet: "Du berührst meine Tochter nicht vor meinen Augen. Du darfst sie angucken, aber nur oberhalb des Halses. Wenn du deine Augen oder Hände nicht vom Körper meiner Tochter fernhältst, werde ich sie entfernen."  

Mit seiner Replik auf diese Liste hat sich Steinmetz keine ganz leichte Aufgabe gemacht. Schließlich sind die Regeln in einem humorvollen Ton geschrieben, und es ist bekanntlich schwer bis unmöglich, Ironie mit einer ernsten Antwort zu kontern, ohne dabei komplett humorlos zu wirken.  

Er versucht es trotzdem. Indem er die Mechanik dieser Art von väterlichem Territorial-Anspruch entlarvt, der im Prinzip immer auf dasselbe hinauslaufe: "Jungs sind bedrohliche Flegel, Sex ist schrecklich, wenn Andere ihn haben, und meine Tochter ist eine Puppe, deren Schicksal ich kontrollieren kann."  

Er sagt also seiner eigenen Tochter: Sex ist eine der schönsten Sachen der Welt – und wer bin ich, dir reinzureden, wen du dir dafür als Partner aussuchst? Einvernehmlicher Sex ist nichts, was Männer dir "wegnehmen", es macht dich nicht zu einem Opfer, einem Mann Lust zu bescheren, wenn du selbst Lust darauf hast und Spaß daran. Im Grunde entlarve sich ein Vater, der im Liebhaber der eigenen Tochter seinen Feind sieht, selbst als Frauenfeind. Weil er ihr das Urteil abspreche, selbst zu entscheiden, wer oder was gut für sie ist.  

Und was ist daran neu?
 

Man kratzt sich tatsächlich ein bisschen am Kopf, was denn am schlichten Aussprechen der Formel "Tochter, ich wünsche dir guten Sex" so bahnbrechend sein soll – dass der Text aber (zumindest in den USA) einen durchaus wunden Punkt im Kopf vieler Eltern berührt, zeigt die Wucht, mit der der Artikel seit Dienstag im Netz geteilt wird. 

Der Autor hat die Auswirkungen seines Textes inzwischen selbst beschrieben: Er werde von tausenden Eltern abwechselnd als guter oder füchterlicher Vater bezeichnet. Die einen klopfen ihm auf die virtuelle Schulter, weil sie selbst sich als Teenager einen so aufgeschlossenen Dad gewünscht hätten. Die anderen fragen in boshaftem Ton: "Wenn es dich nicht stört, wenn ich mit deiner Tochter schlafe - kann ich dann bitte ihre Nummer haben?"  

Steinmetz hat auch darauf eine klare Antwort: "Wenn sie dir ihre Nummer geben möchte, darf sie das gerne. Aber ich glaube, wenn ich ihr eines beigebracht habe, dann ist es, die allergrößten Vollidioten nicht zu vögeln."

Drei ist einer zu viel

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Deutschlands Mittelständler können dem SPD-Kanzlerkandidaten durchaus etwas abgewinnen. Steinbrücks Partei aber fürchten sie - und noch mehr seine potenziellen Koalitionspartner


Es ist 19.48 Uhr an diesem regendurchwirkten Abend in Berlin, als Peer Steinbrück den Glauben an Deutschlands Unternehmer doch noch wiederfindet. 'Endlich!', ruft er und reckt die Hände gen Himmel. 'Endlich! Wenigstens einer!'

Der eine, das ist Bertram Kawlath, Chef der Feingießerei und Ventilmanufaktur Schubert & Salzer, ein höflicher, jung gebliebener Anfangsvierziger. Den theatralischen Gefühlsausbruch des SPD-Kanzlerkandidaten hat er sich verdient, denn ihn unterscheidet etwas Wichtiges von vielen anderen Unternehmern des Landes: Kawlath hat das Wahlprogramm der Sozialdemokraten gelesen, ja sogar die 'Siegener Thesen', in die Steinbrück seine Ideen zur Zukunft des Mittelstands gegossen hat. Für den strauchelnden Kandidaten ist er damit eine Art Exot: Ein Unternehmer, der nicht nur über die SPD redet, sondern sich auch über sie informiert.



SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück am 15. August in Berlin.

Steinbrück, die Wirtschaft und die SPD - da ist einer zu viel im Bunde. Das wird auch an diesem Abend beim Hauptstadtgespräch der Stiftung Familienunternehmen und der Süddeutschen Zeitung deutlich. Der Kandidat persönlich? Kompetent, sympathisch, führungsstark, sagen Kawlath und seine Mitdiskutanten Hubertine Underberg-Ruder, Norbert Basler, Werner Conrad und Hans-Heiner Honold später, als der Merkel-Herausforderer längst zum nächsten Termin geeilt ist. Aber die SPD? Es ist wie bei Steinbrücks Vorbild Helmut Schmidt, der ja für viele auch der richtige Kanzler in der falschen Partei war.

Die Reserviertheit der Wirtschaft gegenüber der Sozialdemokratie - für den Spitzenkandidaten basiert sie auf einer Kette von Missverständnissen. 'Ich kann mir offenbar den Mund fusselig reden - Tatsache ist: Die Familienunternehmen werden von unseren Steuerplänen gar nicht betroffen sein.' Auch bei der Erbschaftsteuer kenne er nicht einen Vorstoß der SPD, der die Betriebe belasten würde. Und schließlich, ein wenig resignierend: 'Wenn Sie mir natürlich nicht glauben, dann kann ich Ihnen so viele Argumente nennen, wie ich will - es wird mir nichts nutzen.'

Ihnen persönlich glauben wir ja gerne, so steht es in den Gesichtern der Unternehmer geschrieben, aber Sie sind nun einmal nicht allein. 'Und einen Koalitionspartner brauchen Sie ja auch noch', sagt Brun-Hagen Hennerkes, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen. Wenn er sehe, was Grüne und Linke bei Einkommen-, Vermögen- und Erbschaftsteuer vorhätten, dann drohe den Unternehmen unter einer rot-grünen oder gar einer rot-rot-grünen Regierung die 'schleichende Enteignung'.

Es ist keine scharfe Debatte, die sich der Sozialdemokrat und die Unternehmer liefern, im Gegenteil, es wirkt manchmal so, als leide man ein wenig aneinander. Hier Steinbrück, der daran erinnert, dass Familienbetriebe unter SPD-Kanzler Schröder 'nur Steuersenkungen erlebt' hätten und darum bittet, die Bilanz der schwarz-gelben Koalition doch 'mit denselben Argusaugen zu betrachten wie die rot-grüne'. Dort die Unternehmer, die Steinbrück im Einzelnen häufig beipflichten, im Großen und Ganzen aber skeptisch bleiben.

Die größten Sorgen bereiten den Managern die Pläne der SPD für die Wiedereinführung der Vermögen- und die Erhöhung der Erbschaftsteuer. Die Steuersätze, die da genannt würden, sagt Logistikunternehmer Honold, klängen ja vernachlässigbar. Tatsache aber sei: 'Eine Vermögensteuer von nur 1,5 Prozent würde sich für eigentümergeführte Unternehmen im Handumdrehen in eine erdrückende Last verwandeln.' High-Tech-Manager Basler warnt davor, das mühsam aufgebaute Eigenkapital des Mittelstands wieder aufzuzehren, und Kawlath hält es für grob unfair, wenn jetzt statt der Banken Industrie, Handel und Dienstleister die Haushaltssanierung bezahlen müssten: 'Wir Familienunternehmer sind in der Krise nicht mit Zwölfzylindern durchs Land gefahren. Wir haben Verantwortung bewiesen und, wo immer es ging, unsere Belegschaften vor Arbeitslosigkeit geschützt.' Das solle man den Betrieben jetzt nicht damit danken, dass man die Vermögensteuer wieder einführt.

Steinbrück verteidigt die Pläne der SPD, lehnt aber zugleich eine Besteuerung der 'betrieblichen Substanz' ab. Ja, er deutet sogar vorsichtig an, dass er auf die Vermögensteuer verzichten könnte, sollte das Verfassungsgericht eine Bevorzugung von betrieblichem gegenüber privaten Vermögen untersagen. Auch bei der Erbschaftsteuer steht er zur Besserstellung der Unternehmen, schließlich garantierten diese im Gegenzug den Erhalt von Arbeitsplätzen.

Kawlaths Idee, die Steuer wegen der bei Familienbetrieben kaum möglichen Trennung zwischen Privat- und Firmenvermögen einfach abzuschaffen und dafür die Einkommensteuersätze leicht anzuheben, weist er allerdings brüsk zurück. 'Selbstverständlich werde ich die Erbschaftsteuer nicht abschaffen', sagt er. Es habe in den letzten Jahren eine 'groteske Verzerrung der Einkommensverteilung in Deutschland' und eine 'Umverteilung von unten nach oben' gegeben. Es sei deshalb 'das gute Recht des Staates, leistungslose Kapitalzuflüsse zu einem Teil abzuschöpfen'.

Das gelte umso mehr, als diese Abschöpfung kein Selbstzweck sei. Der Staat brauche schlicht mehr Geld: für die Bildung, die Infrastruktur, die Stärkung der Kommunen, die Einhaltung der Schuldenbremse. Dem widersprechen die Unternehmer gar nicht - im Gegenteil: 'Sie haben ja recht, Herr Steinbrück', sagt etwa Underberg-Ruder. 'Aber warum muss man deshalb automatisch die Einnahmen, sprich: die Steuern, erhöhen? Warum schaut man nicht einmal nach, ob man sich nicht die ein oder andere Ausgabe sparen kann?'

Conrad schlägt in die gleiche Kerbe: 'Mangelt es der Politik vielleicht an Fantasie und Mut, auch einmal die Ausgaben zu durchforsten?' Steinbrück verweist auf das Trommelfeuer, das auf jeden einprasselt, der Ausgaben kürzen will: 'Klar will jeder Subventionen abbauen - aber dann heißt es: Bei der Forschung? Nein. Bei der Bildung? Nein. Bei der Infrastruktur? Nein. Beim Städtebau? Nein. Bei den Familien? Nein.' Conrad findet das zu simpel: 'Es gibt andere Länder, die ebenfalls über eine hervorragende Infrastruktur, ausgezeichnete Schulen und moderne Krankenhäuser verfügen, die aber mit 15 bis 16 Prozent Steuern auskommen: Hongkong ist so ein Beispiel. Warum schaut man sich nicht einmal an, was die anders machen?'

Einig ist sich die Runde immerhin, dass die vorhandenen Steuermittel möglichst effizient eingesetzt werden sollten. 'Wir sind in Deutschland zu kurzatmig geworden. Wir bauen lieber billig als preiswert - mit dem Ergebnis, dass eine neue Autobahn heute nach zehn Jahren schon wieder kaputt ist', klagt Basler - den noch eine weitere, viel größere Sorge umtreibt: 'Wir haben derzeit in Deutschland die günstigsten finanzpolitischen Rahmenbedingungen, die man sich vorstellen kann: eine niedrige Arbeitslosigkeit, hohe Steuereinnahmen, ultra-niedrige Zinsen - und trotzdem kommen wir mit dem Geld nicht aus. Da kann einem schon angst und bange werden, wenn man daran denkt, was passiert, wenn sich diese Rahmenbedingungen einmal verschlechtern würden.' Steinbrück, der als Bundesfinanzminister einst Opfer einer Entwicklung wurde, wie Basler sie beschreibt, sagt dazu nichts. Aber man darf davon ausgehen, dass ihn die gleiche Angst in einer dunklen, schlaflosen Nacht auch schon einmal überfallen hat.

Reden ist Gold

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Der E-Mail-Verschlüsselungsdienst Lavabit, den auch Edward Snowden nutzte, musste in der vergangenen Woche seine Tätigkeit einstellen. Der Erfinder und Besitzer des E-Mail-Dienstes steht jetzt unter Druck der US-Regierung.


Ladar Levison hat eine Menge zu erzählen, Dinge, die für alle Internetnutzer interessant sind. Das Problem ist, dass Levison, 32, nicht reden darf. Das Verbot wurde von Behörden der amerikanischen Regierung verhängt. Levison war der Erfinder und Besitzer des E-Mail-Dienstes Lavabit, der E-Mails verschlüsselt und damit besonders sicher gespeichert hat. Einer seiner Kunden war Edward Snowden, der Whistleblower, der die Abhörprogramme der Geheimdienste NSA und CIA verriet.



"So wie E-Mail heute funktioniert wird das System niemals sicher sein", heißt es im Abschiedsschreiben von Lavabit an die Kunden.

Levison stand wohl vor ein paar Tagen, so viel lässt sich aus einem Brief an seine Kunden lesen, vor der Entscheidung, entweder Daten seiner Kunden an die Behörden zu geben - oder seine Firma zu schließen. Er entschied sich für den konsequenteren, aber härteren Weg. Mit Lavabit verdiente er sich seinen Lebensunterhalt, der fehlt jetzt. Levsion zog zurück zu seinen Eltern. Allerdings sammelt der Texaner im Netz Spenden für die Gerichtsverfahren, die auf ihn zukommen. Knapp 100000 Dollar hat er schon beisammen. Wie viel Geld er benötigen wird, ist so unklar wie alles andere. In einem Interview mit der New York Times sagte der Programmierer, er wisse immer noch nicht, ob er verhaftet werde. Der Druck der Behörden lässt jedenfalls seit einer Woche nicht nach, erzählt Levison: 'Ich bin mit pauschal formulierten Gerichtsbeschlüssen konfrontiert, mit denen die Regierung Zugriff auf alles erhält.' Die Daten seiner Kunden sollen nach wie vor auf den Servern von Lavabit liegen. Levison darf sich nicht dazu äußern, ob es ihm verboten wurde, zu löschen.

Levisons Geschichte besorgt Bürgerrechtler und Datenschützer rund um die Welt, die sich in ihrer Sorge, dass Behörden die Privatsphäre von Internetnutzern verletzen, bestätigt sehen. Ein anderer E-Mail-Anbieter, der seinen Kunden größtmöglichen Datenschutz verspricht, hat deshalb jetzt Konsequenzen gezogen. Silent Circle aus Maryland hat alle E-Mails aller Kunden, die auf Firmenservern gespeichert waren, gelöscht. Das Unternehmen hatte zuletzt sogar mit Bezug auf die Datenschutzskandale Prism und Tempora geworben, die Edward Snowden enthüllte. Doch ausgerechnet im Rahmen der Enthüllungen, vor allem aber, nachdem Levison mit Lavabit in die Knie gezwungen war, entschied man sich bei Silent Circle dafür, den Betrieb von sich aus einzustellen. 'So wie E-Mail heute funktioniert wird das System niemals sicher sein', heißt es im Abschiedsschreiben an die Kunden.

Resignation macht sich breit, bei Silent Circle wie bei Lavabit-Gründer Levison. Der möchte ein Restaurant eröffnen, so analog wie möglich. Ihn würde der neue Job beruhigen, die US-Regierung sicher auch.

Eine Hürde, aber kein Hindernis

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Deutschland und die USA wollen einen Spionage-Stopp vereinbaren. Rechtlich durchsetzen lässt sich das Verbot nicht


Berlin - Das geplante deutsch-amerikanische Abkommen zum Spionage-Stopp bietet nach Einschätzung deutscher Sicherheitskreise keine absolute Gewähr gegen US-Ausspähaktionen in Wirtschaft und Politik. Eine solche Übereinkunft sei zwar eine 'Hürde' für die US-Geheimdienste, hieß es - jedoch kein rechtlich durchsetzbares Verbot. Allerdings wäre es für die Vereinigten Staaten politisch äußerst peinlich, wenn sie nach dem Abschluss eines solchen Übereinkommens bei Schnüffelaktionen ertappt würden.



Der geplante Spionage-Stopp von Deutschland und den USA ist rechtlich schwer durchzusetzen.

Sowohl US-Geheimdienste als auch die Regierung von Präsident Barak Obama sind offenbar sehr an einer Vereinbarung interessiert. Den US-Vertretern sei es äußerst unangenehm, dass ihr früherer Mitarbeiter Edward Snowden offenbar ohne große Probleme Zugang zu zahllosen geheimen Dokumenten gehabt habe, die jetzt öffentlich gemacht werden. Die US-Geheimdienste seien sich bewusst, dass sie nach diesen Indiskretionen in den Diensten anderer Staaten ihren Ruf als effiziente und diskrete Einrichtungen zumindest zwischenzeitlich eingebüßt hätten, hieß es aus deutschen Sicherheitskreisen.

In dem Abkommen, das von Geheimdienstvertretern beider Länder ausgehandelt wird, soll nach Angaben der Bundesregierung auch festgeschrieben werden, dass die jeweiligen nationalen Interessen nicht verletzt und die Vorschriften beider Länder eingehalten werden. Das würde bedeuten, dass sich die USA verpflichten, auf deutschem Boden keine Kommunikationsdaten deutscher Staatsbürger zu sammeln. Auf ihrem eigenen Territorium und in Drittstaaten könnten die US-Dienste aber weiter Telefongespräche oder Mails von Deutschen abfangen.

Nach Darstellung der Bundesregierung soll es auch zwischen den europäischen Geheimdiensten Absprachen und Regeln gegen Ausspähaktionen geben. Details wurden bislang nicht bekannt. Insbesondere der britische Geheimdienst muss sich Vorwürfen erwehren, auch er fange systematisch und in großem Stil Daten von deutscher Bürgern ab.

Die Opposition aus SPD und Grünen kritisierte die Spionage-Stopp-Pläne als unzureichend. Experten beider Parteien forderten, dass eine solche Übereinkunft von Politikern und nicht allein von Geheimdiensten ausgehandelt werden dürfe. Die Linkspartei ging noch weiter und forderte als Konsequenz aus den nun bekannten Abhörpraktiken der USA die Schließung aller von amerikanischen Geheimdiensten genutzten Einrichtungen in Deutschland.

Als Konsequenz aus der Spähaffäre beschloss das Bundeskabinett am Mittwoch ein Aktionspaket, um die europäischen Informationstechnik-Unternehmen im Wettbewerb mit den führenden US-Firmen zu stärken. Dazu gehört auch der Ausbau der Sicherheit in der hiesigen IT-Branche. Regierungssprecher Steffen Seibert kündigte an, es werde ein runder Tisch eingesetzt werden, an dem Vertreter aus Politik, Forschung und der Wirtschaft teilnähmen. Die Politik werde unterstützt durch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Ziel sei es, bessere Rahmenbedingungen für Unternehmen zu schaffen, die Sicherheitstechnik erstellen. Ein erstes Treffen sei für den 9. September geplant.

Erregung im Schuhschrank

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Sofia Coppola folgt ein paar Kids auf ihren Diebestouren bei Paris Hilton und Lindsay Lohan. Ihr Film 'The Bling Ring' ist ein Dokument des gelangweilten Lebens. In dem nur der Lifestyle für Leidenschaft gut ist


Es gibt ganze Magazine, die nur darüber berichten, wem in Hollywood welches Chanel-Dings auf welchem roten Teppich besser stand. Es gibt Webseiten, die darüber informieren, wer gerade wo dreht und wer wo feiert. Es gibt Adressen, die im Internet stehen. Es gibt Google Maps. Und es gab einmal ein paar Jugendliche, die aus all dem, was sie da so gelesen hatten, den Schluss zogen, dass Paris Hilton doof genug sein muss, ihren Haustürschlüssel unter dem Fußabtreter zu verstecken. Sie lagen damit nur zur Hälfte richtig. Der Schlüssel lag zwar unter dem Abtreter. Aber die Tür war ohnehin offen.



Von links nach rechts: Sam (Taissa Farmiga), Mark (Israel Broussard), Nicki (Emma Watson), Rebecca (Katie Chang) und Chloe (Claire Julien) in "The Bling Ring".

Zwischen 2008 und 2009 stieg eine Gruppe von Schulfreunden aus Calabasas in Kalifornien regelmäßig in die Villen von Celebrities wie Orlando Bloom, Lindsay Lohan oder eben Paris Hilton ein, klaute Mode, Schmuck und Geld, ging vom Erlös feiern, wurde verhaftet, kam ins Gefängnis. Man nannte sie 'The Bling Ring'. Soweit die wahre Geschichte.

Diese Woche kam nun unter dem gleichen Namen die Verfilmung von Sofia Coppola in die deutschen Kinos, und man verrät jetzt wirklich nicht zu viel, wenn man preisgibt, dass darin genau das Gleiche passiert, allerdings auch kein bisschen mehr: Einbruch, Schuhschrank, Kreischen, mit der Beute in die Disco, Knutschmund für das Facebook-Foto - immer wieder aufs Neue, und sonst nichts. Aber das Wetter in Los Angeles ist ja aufs Ganze gesehen auch nicht besonders abwechslungsreich und trotzdem jeden Tag eine Freude.

Die 90 Minuten sind mit anderen Worten schon gut langweilig, aber sie sehen fast immer ganz hinreißend aus dabei. Das liegt daran, dass Coppola, die ja im normalen Leben selbst nicht gerade als Aschenputtel durch Beverly Hills schleicht, gar keine Anstalten macht, irgendeine Geschichte zu erzählen. Dinge wie Psychologie, Moral, Entwicklung von Figuren oder gar Brüche haben in ihrer Tüte nichts verloren, und das ist sogar ziemlich konsequent, denn das alles hätte zwar vielleicht etwas mit Dramaturgie und Spannung zu tun, aber eben nicht unbedingt mit dem Leben, schon gar nicht dem rund um Hollywood. Coppola setzt dafür alles auf die Bilder, ihre Argumentation ruht ganz auf der Ästhetik, die Kostüme begründen die Handlung: Der Schuhschrank von Paris Hilton - und das unbändige Glück, das er bei den Mädchen auslöst, die nachts darin herumwühlen. Die Pointe, dass der Einzige, dem die Louboutins dort passen, ein Junge ist, weil Hiltons Füße, wie man aus der Lektüre der einschlägigen Zeitschriften wissen könnte, spektakulär groß sind - die stammt schon aus der Wirklichkeit, es waren auch beim echten Bling-Ring die Jungs, die in ihren Heels herumgestiefelt sind. Für die Doofheit von Frau Hilton spricht tatsächlich, dass sie sich das gleich sechs- oder siebenmal hintereinander gefallen lassen hat. Für ihren Humor spricht, dass sie danach auch das Filmteam einlud, sich in ihrer Wohnung gütlich zu tun. Das macht den Film in gewisser Weise auch zur Dokumentation der Verhältnisse, von denen seine Protagonisten so fasziniert sind, dass sie die Zäune, die ihre Vorstadt-Existenzen davon trennen, irgendwann einfach überklettern. Ein bisschen irritierend ist vielleicht, was der Junge mit den Pumps an den Füßen (Israel Broussard) da überhaupt will, und warum er, wo er schon mal da ist, nicht andauernd mit einer oder allen von diesen in immer knapperen Fummeln herumstaksenden Mädchen schlafen gehen möchte, denn schwul ist er irgendwie auch nicht. Aber um Sex geht es in dem ganzen Film tatsächlich niemandem, nur um Sexyness. Es hat noch nicht einmal jemand irgendein Interesse daran, was die angehimmelten Opfer beruflich so machen, es geht ausschließlich um die Akzidenzien ihres Star-Daseins, die aus diesem Blickwinkel ganz logisch zum Kern und Eigentlichen werden: Die Leidenschaften richten sich komplett auf die Mode, den Lifestyle und auf die Anzahl der Facebook-Freunde, die sich durch Bilder aus dem V. I. P.-Bereich von Nachtklubs generieren lassen. Sofia Coppola hätte sich darüber noch wesentlich lustiger machen können, sie hätte es noch viel stärker als falsches Leben im falschen brandmarken können, als oberflächlich, hohl und vor allem sagenhaft trashig.

Das wäre dann zwar so etwas wie eine Moral, aber leider auch nur eine verlogene, jedenfalls solange Selbstporträts aus einem gelungenen Leben in Saus und Braus tatsächlich eine harte soziale Währung sind und Mädchen nicht unbedingt Shakespeare kennen müssen, wenn sie gut genug aussehen, um als Model oder Real-Life-Soap-Figur oder sonst was von der Straße weg in irgendeine Art von Ruhm hineingecastet zu werden. Eine weniger ernsthafte Berufsoption, als Schauspieler zu werden, ist das in Los Angeles auch nicht.

Man könnte das vielleicht einfach Naturalismus nennen. Einen Naturalismus der Opulenz. Am Ende geht es in der Hauptsache wieder darum, die bewegten Bilder so einzufrieren, dass man sie aus der Leinwand schneiden und an eine Museumswand hängen könnte. Was bei 'Lost in Translation' der einsame Bill Murray in seinem Bademantel auf dem Hotelbett in Tokio war, ist in 'The Bling Ring' ein minutenlanger, fast schon nach holländischem Altmeister ausschauender Blick in die Küche so einer Familie in Los Angeles. Der Business-Vati, die Hausfrau, die verzogene Göre und die mexikanische Hausangestellte, alle in sich selbst verkapselt, als würden sie auf dem Highway zufällig nebeneinanderher im Stau stehen.

Und dann ist da vor allem aber sie: Emma Watson, die sich in rosa Juicy-Couture-Plüsch und mit Uggs an den Füßen auf dem Sofa langweilt, während ihre von allen esoterischen Sonnen Kaliforniens spektakulär gehirnerweichte Mutter ihren Töchtern Heimunterricht in Ethik erteilt: 'Was macht Angelina Jolie zu einem so großartigen Menschen?'

'Ihr Ehemann?'

'Well, yes, O.K., was noch?'

Das ist also jetzt aus der vorbildlichen Hermine Granger geworden. Kaum dass sie aus den Harry-Potter-Filmen raus ist, sieht man sie in superkurzen Jeansshorts und mit Arschgeweih an der Lap-Dance-Stange von Paris Hiltons Partykeller herummachen. Emma Watson ist natürlich das eigentliche Zentrum des ganzen Films und der triftigste Grund, ihn sich selbst dann anzuschauen, wenn man die 2009-er Kollektion von Miu Miu alleine noch nicht für abendfüllende Kinounterhaltung hält. Es ist absolut hinreißend, mit welchem Einsatz Watson an ihrer endgültigen Exmatrikulation von der Zauberschule von Hogwarts arbeitet.

Und dann ist sie im Fach 'superstumpfe Modetussi aus Südkalifornien' auch gleich wieder Klassenbeste.

The Bling Ring, USA 2013 - Regie, Buch: Sofia Coppola. Kamera: Christopher Blauvelt, Harris Savides. Schnitt: Sarah Flack. Mit: Katie Chang, Israel Broussard, Emma Watson, Leslie Mann, Taissa Famiga. Tobis, 90 Minuten.

Hitzewellen mit Nachbrenner

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Extreme Wärme wird häufiger und verstärkt sich selbst. In Zukunft erwarten uns nicht nur mehr, sondern auch längere Hitzewellen.


Die Anzahl und Ausdehnung schwerer Hitzewellen könnte sich in den kommenden sieben Jahren verdoppeln. Bis 2040 dürfte sich die Landfläche, auf der extreme Wärme herrscht, dann erneut verdoppeln - von zehn auf 20 Prozent, erwarten Forscher vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und der Universidad Complutense in Madrid. Dabei ist es ihrer Rechnung zufolge egal, ob sich die Menschheit auf Maßnahmen zum Klimaschutz einigt; das hätte erst nach 2040 Konsequenzen.

Die Forscher haben sich auf Hitzewellen konzentriert, bei denen die Temperaturen um das Dreifache der natürlichen, jährlichen Schwankungsbreite klettern. Solch eine Hitzewelle hat zum Beispiel Russland im Juli 2010 erlebt, als es um Moskau herum sieben Grad Celsius wärmer war als im langjährigen Mittel. Werden die Emissionen von Treibhausgasen weiterhin nicht signifikant gedrosselt, erwarten die Forscher, dass die extreme Wärme jedes Jahr 85 Prozent der Erdoberfläche erfasst (Enviromental Research Letters, online).



In Zukunft könnte sich die Anzahl und Ausdehnung schwerer Hitzewellen verdoppeln.

Solche Hitzewellen und die Trockenheit, die sie auslösen, können sich zudem selbst verstärken, ergänzen Forscher aus Jena. Alle Wetterextreme, besonders aber Dürre, verringern die Menge an Kohlendioxid, die Pflanzen aus der Atmosphäre entnehmen können, hat eine internationale Forschergruppe um Markus Reichenstein, Direktor am Max-Planck-Institut für Biogeochemie, erkannt. Dann bleibt also mehr Treibhausgas in der Atmosphäre und steigert den Klimawandel.

Die Tatsache an sich war zwar zu erwarten, schließlich betreiben ein umgewehter Baum und ein verdorrter Busch keine Fotosynthese mehr. Aber die Größenordnung des Effekts erstaunt. Laut der Forscher halbieren die Wetterextreme die Menge von Kohlendioxid, die Pflanzen aufnehmen. Der Minderbetrag liegt bei elf Milliarden Tonnen CO2, das entspricht etwa einem Drittel der jährlichen Emissionen aus Fabrikschornsteinen und Autoauspuffen (Nature, Bd.500, S.287, 2013).

Besser, aber nicht gut

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Deutschland und Frankreich bringen den Euroraum auf Wachstumskurs. Auch in Portugal und Spanien läuft es besser, doch viele Probleme sind noch ungelöst


Brüssel - Nach dem offiziellen Ende der längsten Rezession der Geschichte der 1999 gegründeten Eurozone treibt die Europäische Kommission die Krisenländer zu weiteren Reformen. Wirtschafts- und Währungskommissar Ollie Rehn schrieb in seinem persönlichen Blog, das erste Wachstum nach achtzehnmonatiger Schrumpfung der Wirtschaftsleistung in der Eurozone sei 'kein Grund zu Selbstzufriedenheit'. Was dies konkret bedeuten kann, hatte Rehn vor Wochenfrist ebenfalls in seinem Blog notiert. Seinerzeit hatte er unter anderem Forderungen des Internationalen Währungsfonds nach einer zusätzlichen, zehnprozentigen Lohnkürzung in Spanien unterstützt. Rehn führte nunmehr aus, der Reformdruck müsse aufrecht erhalten bleiben. Niemand dürfe auf die Idee kommen, die Krise für beendet zu erklären. Zugleich wertete er das Wachstum als Beleg dafür, dass die von der Kommission propagierte Rosskur die einzig richtige Politik sei und nun Früchte trage.





Rehns Blog-Eintrag garnierte eine 'Schnellschätzung' der europäischen Statistikbehörde Eurostat vom Mittwoch, wonach die Eurozone im zweiten Quartal um 0,3 Prozent gewachsen war. Experten gehen davon aus, dass die volkswirtschaftliche Leistung der Eurozone wohl auch dann positiv sein dürfte, wenn die Zahlen der vier Länder (Irland, Griechenland, Malta und Luxemburg) berücksichtigt werden, die ihre Kennziffern noch nicht mitteilten.

Getrieben wurde das Wachstum nach Eurostat-Angaben insbesondere von den beiden größten Volkswirtschaften Europas, Deutschland und Frankreich. Sie wiesen Wachstumsraten von 0,7 beziehungsweise 0,5 Prozent auf. Für Deutschland war dies das stärkste Wachstum seit Anfang 2012. Frankreichs Performance überraschte sogar die eigene Regierung. Guntram Wolff, Chef des Brüsseler Think Tanks Bruegel, warnte aber, in beiden Fällen müssten 'außergewöhnliche Umstände' berücksichtigt werden. Im Falle Deutschlands gilt dies vor allem für den Anstieg der öffentlichen Ausgaben, den Experten nicht zuletzt auf die bevorstehende Bundestagswahl zurückführen. Begünstigt wurde die Konjunktur auch durch Nachholeffekte. Aufgrund des langen und harten Winters waren viele Bauprojekte zurückgestellt worden, die nun in Angriff genommen wurden. Dies hatte auch positive Auswirkungen auf die Investitionen.

Zu den großen Überraschungen zählte der überraschend starke Auftritt Portugals. Dort zog das Wachstum nicht nur erstmals seit dem Sprung unter den Rettungsschirm an, mit 1,1 Prozent vollzog sich dies auch noch überraschend deutlich. Portugal legte damit im Quartalsvergleich das größte Wachstum der Eurozone hin. Wie dünn das Eis ist, wird aber beim Blick auf den Jahresvergleich deutlich: Im Vorjahreszeitraum schrumpfte das ärmste Land Westeuropas noch deutlich, um 2,0 Prozent. Negative Nachrichten kamen nicht nur aus dem kürzlich vor der Pleite geretteten Zypern (minus 5,2 Prozent), sondern auch aus zwei großen Ländern der Eurozone, Italien und Spanien, sowie den Niederlanden. Dort schrumpfte die volkswirtschaftliche Leistung aber jeweils weniger stark als zuletzt - in Spanien um 0,1 Prozent, in den immobilienblasengeplagten Niederlanden und Italien um jeweils 0,2 Prozent. Zudem gilt im Fall Spaniens weiterhin, dass die Arbeitslosigkeit noch auf Jahre hinaus jenseits der 20-Prozent-Marke bleiben wird.

Puristisch oder lieber Petersburger Hängung?

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Die Redaktion ist umgezogen. Möbeltechnisch wird es wohl wieder auf Schreibtische und Stühle hinauslaufen. Bleibt die Frage: Was machen wir mit den ganzen kahlen Wänden? Was hängst du dir in die Wohnung? Und vor allem: wie?

Die jetzt.de-Redaktion ist umgezogen. Das Großraumbüro im 20. Stock ist Vergangenheit, seit heute residieren wir in drei Einzelräumen auf der achten Etage. Klarer Vorteil: Wir haben jetzt deutlich mehr Platz. Nachteil: Die Aussicht ist nicht mehr so toll und man kann von seinem Platz aus nicht mehr der gesamten Redaktion mitteilen, dass es höchste Zeit für das Mittagessen ist. Außerdem bedeutet so ein Umzug auch immer jede Menge Planungsarbeit. Nicht nur die persönlichen Habseligkeiten, die vertrocknete Topfpflanze und die lieb gewonnene Pfandflaschensammlung brauchen einen neuen Platz. Auch für die zahlreichen Plakate, Fotos, Kalender und Bilder, die sich mit der Zeit an den Wänden angesammelt haben, muss man sich etwas einfallen lassen.



Was hängt an den Wänden in deiner Wohnung?

Soll man den ganzen vergilbten Kram einfach wegwerfen, die Wände im neuen Büro leer lassen und abwarten, was passiert? Sobald der Jahreskalender für die redaktionsinterne Urlaubsplanung hängt, dauert es eh nicht lange, bis sich die ersten Postkarten mit sinnigen Sprüchen und Volkstheaterplakate wie von selbst drum herum gruppieren. Man kann natürlich auch einfach alles beim Alten belassen und die Bilder in etwa wieder so aufhängen wie in den vorherigen Räumlichkeiten. Oder aber man aktiviert die Einrichtungsexpertin Tine Wittler in sich und erarbeitet unter Berücksichtigung von Lichteinfall und Teppichbodenfarbe ein ausgeklügeltes Bebilderungskonzept für die Wände.

Wenn man sich für die "Schöner Wohnen"-Variante entscheidet, reicht es allerdings nicht, ein paar Fotos in großzügige Passepartouts zu stecken und Plakate fachmännisch Rahmen zu lassen. Auch über die Hängung muss man sich Gedanken machen. Puristen bevorzugen wenige Bilder in Reih und Glied nebeneinander. Wer es etwas üppiger mag, hält sich an die Petersburger Hängung. Nach dem Motto: "Viel hilft viel" wird hier alles wild neben- und untereinander an die Wand gepackt. Vorbild hierfür ist die Bebilderungstechnik in der Eremitage, dem Sankt Petersburger Kunstmuseum.

Wie hältst du es mit der Bebilderung deiner vier Wände? Was hängst du dir in dein Zimmer? Steckst du deine Bilder in Rahmen oder klebst du sie einfach mit Tesa an die Wand? Wechselst du häufig deine Wand-Deko oder hängt bei dir seit Jahren das Selbe? Oder magst du es lieber puristisch und lässt deine Wände leer?

Jein!

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Die eigene Wohnung verleihen, auf Hochzeiten Musik machen, Abschlussarbeiten korrigieren: Wenn einen Familie oder Freunde um etwas bitten, sagt man auch dann Ja, wenn man eigentlich Nein sagen will. Die Redaktion gesteht.





Jein... zum Musik machen

Das Problem ist, dass es ja auch wirklich Spaß macht. Manchmal jedenfalls. Der entscheidende Punkt ist aber, dass es mehr Spaß macht, wenn dabei auch etwas Sinnvolles herauskommt: Ein Album vielleicht sogar. Oder wenigstens eine echte Band, die echte Songs schreibt und damit tourt. Oder geil jamt. Oder zumindest richtig säuft. Aber das wird nicht passieren.

Wenn ihr das am Freitagabend lest, stehe ich nämlich gerade in einem sehr kleinen Vorort von München auf einer sehr kleinen Bühne und spiele über die sehr kleine Gesangsanlage, die der Bruder der Braut für 80 Euro ausgeliehen hat, Lieder für Menschen, die ich kaum kenne. Hochzeitseinlage. „White Wedding" von Billy Idol. „TNT" von AC/DC (umgetextet). „Wickie" (noch umgetexteter). Mit Menschen, die das letzte Mal vor zehn Jahren ein Instrument in der Hand hatten.Lustigerweise ist es derselbe Festsaal, in dem ich im vergangenen Sommer schon mal eine Gesangsanlage herumgehievt, aufgebaut und am nächsten Tag wieder abgeholt habe. Weil ich mich „damit" ja auskenne. Damals war ich mit dem Paar wenigstens befreundet. Diesmal bin ich nicht einmal eingeladen. Ich habe die Braut in meinem Leben viermal gesehen. Und ihren Verlobten zweimal. Aber ich habe eine ziemlich lange Zeit beruflich Musik gemacht. Das wirst du nicht mehr los. „Das macht doch auch Spaß!"

Versteht mich nicht falsch. Ich liebe den Typen, für den ich das tue. Ich bin der Patenonkel seiner Tochter, er der Bruder der Braut. Er will eine Musikeinlage bringen. Ich bin Musiker. Ich mochte auch die Eltern der Freundin, auf deren Weihnachtsfeier ich „Feliz navidad" gespielt habe. Und die Tante, auf deren Sechziger „Oh Susanna" gesungen werden sollte. Und die Freundin des Freundes, die so gerne „To Be With You" mag. Freilich sagt man da nicht „Nein!". Aber insgeheim, in einem Universum, in dem mein innerer Larry David König ist, würde ich es gerne tun: „Nein", würde ich sagen. Vielleicht würde ich es auch keifen. „Verdammt, hätte ich endlich mal wieder Zeit, Musik zu machen, ich verbrächte sie mit allem, außer ‚Wickie'!" Oder Weihnachtsliedern. Oder Mr. Big-Songs. Aber das geht ja nicht.

So bleibt mir nur die Blutrache: Der Brautsbruder ist Werber. Der Bräutigam Filmproduzent. Irgendwann, in vielen, vielen Hochzeiten, Geburtstagen und Weihnachten, werde ich mein Album fertig haben. Und dann werde ich einen Werber brauchen für die Promo. Und einen Filmproduzenten, der das Video dreht. Und dann, dann ist Zahltag! Oder ich erinnere mich daran, dass man keine Fragen stellen sollte, die nicht mit „Nein" beantwortet werden können.

jakob-biazza

Jein... zum Wohnung vergeben

Ich finde das, was ich jetzt schreibe, schrecklich unsympathisch und eigentlich ist es deshalb auch mein dunkles Geheimnis. Aber gut, raus damit: Ich hasse es, meine Wohnung für Besuch herzugeben. Leider gehört es sich nicht, so zu empfinden. Es scheint nämlich eine Art Naturgesetz der Solidarität zu sein, dass die eigene Wohnung bei akutem Bedarf zum Allgemeingut von Freunden und Familie wird. Und was sollte ich auch dagegen sagen? Ich wohne in anderen Städten ja selbst oft bei Freunden oder Familie und finde mich dabei jedes Mal kurzweilig, bescheiden und unkompliziert. Ist doch wirklich irgendwie selbstverständlich, dass man mal jemanden bei sich aufnimmt.

Leider stelle ich immer deutlicher fest: Das ist es überhaupt nicht. Jedenfalls für mich nicht. Meine Wohnung ist mein Schneckenhaus. Und zwar nicht nur in emotionaler Hinsicht, sondern auch, was ihre Größenmaße angeht: Sie ist aufgerundet gerade einmal gut 20 Quadratmeter groß. Allein fühle ich mich darin schon manchmal wie in „Schatz, du hast die Kinder geschrumpft“. Wenn mich da drinnen jemand für länger als einen Abend besuchen will, kriege ich Beklemmungen. Klar, wenn mich jemand ganz gezielt und lang geplant besuchen kommt, dann geht das schon, dann kann ich mich darauf einstellen und für die Zeit zu meinem Freund ziehen. Aber wenn jetzt jemand auf Wohnungssuche ist, wenn Familienmitglieder mal ganz spontan vorbeikommen wollen, wenn irgendjemand Unterschlupf in München braucht, Zwischenlandung, Messejob, was weiß ich, dann wird mir unwohl und weinerlich zumute. Weil ich aber auf gar keinen Fall die sein will, die jemanden hängen lässt, lasse ich es jedes Mal geschehen und tue so, als ob es mir überhaupt nichts ausmacht.

Ich schäme mich, weil mein Problem dekadent ist. Wie oben angedeutet, kann ich ja sogar zu meinem Freund flüchten, wenn jemand in meiner Wohnung Unterschlupf sucht. Eigentlich ist das kein Problem. Ich mag es eben nur nicht "müssen". Und deshalb frage ich mich, wann das eigentlich aufhört mit diesem Naturgesetz, dass man immer jeden besuchen dürfen muss. Wann es selbstverständlicher wird, sich ein Hostel oder ein Hotel zu nehmen. Oder bleibt das jetzt so, weil wir alle so dynamisch, flexibel, sharing-kultur-mäßig drauf sind und sein müssen? Ich fürchte, so oder so: Es ist alles mein Problem, weil ich halt einfach gottverdammt „Nein“ sagen muss und dazu stehen, dass ich eben doch nicht so selbstlos bin, wie ich gern wäre.

mercedes-lauenstein

Jein... zum Auto verleihen

Ich fahre einen Renault Kangoo (Ja, das ist das Auto, das früher mal in einem Werbespot von einem Nashorn von hinten genommen wurde). Er ist nicht schön, aber sehr praktisch. Ich kann mich an keine Situation erinnern, in der ich irgendetwas nicht in dieses Auto hinein bekommen hätte. Fahrräder, Surfbretter, Equipment für eine Party, eine Waschmaschine, der Inhalt eines ganzen WG-Zimmers – was auch immer man transportieren will, passt rein.
 

Deshalb rufen mich relativ oft Leute an, deren Auto bei Nashörnern keine sexuelle Erregung auslösen würde, das aber auch nicht viel mehr Platz bietet als ein durchschnittlicher Rollkoffer. „Du hast doch dieses praktische Auto“, sagen sie dann und fragen, ob sie sich das nicht mal ausleihen könnten für ihr Umzugswochenende.

 

Ich habe generell kein Problem damit, mein Auto zu verleihen, und ich gebe es eigentlich immer gerne her. Auch, wenn das für mich Komplikationen bedeutet. Weil ich dann zum Beispiel für ein Wochenende kein Auto habe und mich ärgere, dass ich nicht spontan in die Berge fahren kann oder mich in eine überhitzte und überfüllte S-Bahn Richtung See quetschen muss. Weil ich einen Abend zu Hause bleibe, damit ich den Schlüssel übergeben kann. Oder weil ich morgens eine Viertelstunde gehetzt durch mein Viertel irre und mein Auto suche, das der Ausleiher zwei Blocks weiter geparkt hat, ohne mir den Standort mitzuteilen.

 

Das ist alles nicht so schlimm. Aber ich kann nicht leugnen, dass ich mir manchmal wünsche, ich würde in solchen Situationen öfter Nein sagen. Vor allem zu Leuten, die ein WG-Zimmer umziehen wollen, das ich seit Jahren nicht betreten habe.


christian-helten

Jein... zum Designen

Wer Freunden beim Umzug hilft, schleppt ein paar Stunden Kisten von A nach B. Das ist eine ehrliche, harte Arbeit, die dementsprechend mit dankendem Schulterklopfen sowie reichlich Bier und Pizza honoriert wird. Die Gestaltung von Flyern, Einladungskarten und Logos gilt in weiten Teilen meines Bekanntenkreises hingegen als Kleinigkeit, die ich als Grafikdesignerin doch bestimmt mal gerade nebenher erledigen kann. Keine Pizza, kein Bier.

„Ich hab da morgen so ne Präsentation für die Uni, sieht aber irgendwie echt noch lahm aus. Kannst du vielleicht kurz drüber schauen und am Layout noch bisschen was machen?“ Wenn ich so einen Satz von Freunden höre, grantelt in mir sofort der Grafiker los. „Weiß der eigentlich, wie viel Arbeit das ist? Das muss ich alles komplett neu anlegen damit das wenigstens bisschen nach was aussieht! Das dauert Stunden!“ denke ich mir dann. „Klar, kann ich gerne machen“ ist dann allerdings meist alles, was ich dazu sage. Dann ärgere ich mich über mich selbst, weil ich nicht ehrlich sein kann. Und über meinen Bekannten, weil er mir so etwas zumutet. Und dann wieder über mich, weil ich mich egoistisch finde.

Dabei helfe ich grundsätzlich gern beim Gestalten. Mich nervt allerdings das ewige Kleinreden des Gefallens. Für viele meiner Freunde ist Grafikdesign weniger ein Beruf, als vielmehr eine Art Hobby, dem man in seiner Freizeit eh permanent nachgeht. In ihrer Vorstellung muss man für einen gelungen Flyer/Webauftritt/Buchumschlag nur ein wenig am Computer rumklicken und fertig ist das Ganze. Fakt ist aber, dass sich von „kurz irgendwo drüberschauen“ rein gar nichts layoutet. Grafiker haben keinen Zauberstab, mit dem sie schnell auf eine Seite tippen und schwups, hüpfen Bilder und Text an die richtige Stelle und alles sieht super aus. Hinter guter Gestaltung steckt meist sehr viel Arbeit. Auch wenn es nicht immer unbedingt danach aussieht und man keine geschleppten Kisten am Schluss vorweisen kann.

paulina-hoffmann

Jein... zum Korrigieren

Ich sehe, bis auf manchmal meine eigenen, so gut wie jeden Rechtschreib-, Grammatik- oder Satzzeichenfehler. In Büchern, Magazinen, auf Plakaten und Aufstellern vor Cafés. Das ist im Privaten oft lustig, manchmal ärgerlich und im Journalistenberuf sehr praktisch. Und es wird von meinem Umfeld schamlos ausgenutzt.  

Wie viele Referate, Haus- und Abschlussarbeiten ich in meinem Leben korrekturgelesen habe, kann ich schon gar nicht mehr zählen. Die von der Schwester und dem Freund rechne ich gar nicht dazu, da waren noch die von Cousinen und Cousins, von Bekannten (die ich ewig nicht gesehen habe und die online gesehen haben, dass ich Journalistin geworden bin). Sogar die ehemaligen Kommilitonen meines Freundes haben mich gefragt, ob ich nicht vielleicht, weil ich doch schreibe und so. Und ich hab: ja gesagt. Weil mir das Neinsagen grundsätzlich schwerfällt und weil ich mich dann doch immer ein bisschen geschmeichelt fühle, wenn mich jemand fragt. Natürlich mit dem Zusatz "Für dich ist das doch kein Problem, oder?" Nein, ist es nicht, aber Arbeit. Und Zeit, die ich statt draußen wieder am Schreibtisch verbringe.

Dabei weiß ich es eigentlich besser. Die Bitte, mich korrekturlesen zu lassen, bringt mich nämlich in eine unmögliche Situation. Ich könnte ja flüchtig korrigieren und nicht besonders aufpassen, aber dann hätte ich ein schlechtes Gewissen. Ich scheue mich davor, jede stilistische Kleinigkeit anzustreichen, aber es nicht zu tun, lässt mich nachts nicht schlafen. Ich habe also nur Ärger. Noch ärgerlicher ist eigentlich nur, dass ich jetzt schon weiß, dass ich beim nächsten Mal auch wieder ja sagen werde.

martina-holzapfl

Kein Herz für böse Kinder

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Der 15-jährige Anthony Stokes hat nur noch sechs Monate zu leben, wenn er kein Spenderherz bekommt. Doch das wurde ihm von den Ärzten verwehrt. Begründung: Schlechtes Benehmen in der Vergangenheit.

Anthony Stokes ist 15 Jahre alt. Er lebt in DeKalb County im US-Bundesstaat Georgia und unterscheidet sich kaum von anderen Jugendlichen in seinem Alter. Es gibt eigentlich nur einen großen Unterschied, und den sieht man ihm nicht an. Anthony Stokes ist todkrank. Er hat ein vergrößertes Herz, sein Herzmuskel hält diese erhöhte Belastung nicht mehr lange aus. Ein halbes Jahr wird er damit noch leben können, schätzen die Ärzte. Höchstens. Der einzige Ausweg: eine Herztransplantation.





Doch diese Transplantation sollte Anthony Stokes nicht erhalten. Nicht, weil es aussichtslos gewesen wäre, ein geeignetes Spenderherz zu finden. Nein, der Fünfzehnjährige hat Fehler gemacht. Er hat sein Leben bisher nicht so gelebt, wie es die Ärzte für richtig halten.

Schlechte Noten und Ärger mit dem Gesetz


Anthony Stokes ist kein besonders guter Schüler, hat häufig schlechte Noten mit nach Hause gebracht. Zudem ist er trotz seines jungen Alters schon mehrmals mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Dies beschreiben seine Ärzte als „non-compliance", er habe sich nicht normkonform verhalten. Laut Anthonys Mutter Melencia haben ihr die Ärzte mitgeteilt, dass sie aufgrund dieses Verhaltens keinen Beweis dafür hätten, dass Anthony verantwortungsbewusst handelt und nach der Transplantation auch wirklich seine Medizin nimmt und zur Nachbehandlung erscheint. Die Logik der Ärzte: Wer eine Fünf in der Schule schreibt und im pubertären Alter einen Schokoriegel stiehlt, sich mal prügelt oder randaliert, wird wahrscheinlich für immer unverantwortlich handeln. Selbst dann, wenn es um sein Überleben geht.

Eine weitere Begründung für ihre Entscheidung, dem Fünfzehnjährigen keine Transplantation zu ermöglichen, gaben die Ärzte des Children´s Healthcare Hospital in Atlanta nicht. Als „Todesurteil ohne jegliche Begründung" bezeichnete dies Christine Young Brown, Mitglied der Southern Christian Leadership Conference, die sich für die Bürgerrechte der afroamerikanischen Bevölkerung einsetzt und sich mit Anthonys Fall befasst hat.

In den USA ist es tatsächlich möglich, dem Patienten aufgrund eines Fehlverhaltens in der Vergangenheit einen Platz auf der Transplantationsliste zu verweigern. Wie an Anthony Stokes Fall zu sehen ist, kann dies in den USA selbst einem Kind passieren. Zwar entscheiden schlussendlich die Mitarbeiter der nationalen Transplantationsliste, wer einen Platz bekommt. Doch dafür benötigen sie die Berichte der Ärzte. Sind die der Meinung, ein Patient hat einen Platz nicht verdient, erhält er auch keinen.

In Deutschland wäre das so nicht möglich. Die Aufnahme in die Liste darf hier nur aus genau festgelegten Gründen verweigert werden, wie übermäßige Fettleibigkeit, Suchterkrankungen oder unheilbare Tumor- und Infektionserkrankungen. Zwar kann in Deutschland wie im Fall des fünfzehnjährigen Stokes die Aufnahme auf eine solche Liste verweigert werden, wenn davon auszugehen ist, dass die therapeutischen Maßnahmen nach der Transplantation nicht eingehalten werden. Doch wo in den USA eine Sozialprognose aus dem Verhalten der Vergangenheit ausreicht, muss in Deutschland eine schwerwiegende psychiatrische Störung wie schwere Depressionen oder Demenz vorliegen, um diesen Schritt zu rechtfertigen.

Skepsis gegenüber jungen Schwarzen in Amerika.


Mehrere Bürgerrechtsorganisationen kämpfen für das Leben des Fünfzehnjährigen und sehen es als einen Skandal, das Verhalten eines Kindes in der Vergangenheit als Maßstab dafür zu nehmen, ob es einer medizinischen Versorgung würdig ist oder nicht. Viele sehen den afroamerikanischen Anthony Stokes in einer Reihe von rassenmotivierter Skepsis gegenüber jungen schwarzen Männern in den USA. Erst vor kurzem hatte der Freispruch von George Zimmerman, der als Mitglied der Bürgerwehr auf seinem Patrouillengang den schwarzen jugendlichen Trayvon Martin ohne jeglichen Grund erschoss, für starke Proteste in den USA gesorgt.

Mediendruck zeigt Wirkung


Aber Anthony Stokes hat offenbar Glück gehabt. Noch am selben Tag, an dem in vielen amerikanischen Medien über seinen berichtet wird, ändert das Krankenhaus in Atlanta plötzlich seine Meinung. Wieder gibt es von den Verantwortlichen keine nachvollziehbare Begründung für ihre Entscheidung. Anthony Stokes ist auf einmal doch auf der Liste für eine Herztransplantation. Sogar „ganz oben", seine schlechte körperliche Verfassung mache diesen Schritt notwendig. Man sei zu dieser Entscheidung gekommen, nachdem der Fall noch einmal geprüft worden sei, so die Krankenhausleitung. Eine Erklärung, warum es bei einem Fünfzehnjährigen eine Medienoffensive benötigt, um ihm eine lebensrettende Herztransplantation zu ermöglichen, gibt es nicht. Und sollte sie noch folgen, wirdsie wohl genau so wenig nachzuvollziehen sein, wie alle vorherigen Entscheidungen.

Pinkelplatten, Protestprozessionen und Politikerpraktika

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Trotz Feiertag nicht zum jetzt.de-Lesen gekommen? Unser Wochenrückblick fasst zusammen, was du alles verpasst hast.

Du bist die Veränderung
Bernhard Winkler beschäftigt sich mit Politik, seit er zwölf ist. In einer Partei war der Österreicher trotzdem nie, denn dort würde man sich nicht um die Belange junger Menschen kümmern. Jetzt mischt Winkler sich doch ein, in Form eines Buches mit dem Titel “So nicht!”. Im Interview mit Simone Grössing sagt der 23-Jährige: “Ich habe begriffen, dass man selbst die Veränderung sein muss, die man sich wünscht.”





Ey DJ, komm vom Klo zurück

Sogar DJs müssen zwischendurch auf die Toilette. Ideal wäre, wenn währenddessen die Musik nicht ausgeht. Also müssen sie vorher einen möglichst langen Song aussuchen. Der sollte außerdem ein ziemlicher Kracher sein, denn dann bleiben die Gäste auf der Tanzfläche, und der DJ muss an der Toilette nicht lange anstehen. Fünf DJs haben uns ihre Pinkelplatte verraten.

"Natürlich könnte ich auch durchgehend heulen.”
Auf jede Sozialwohnung, die in München vergeben wird, kommen zehn Bedürftige, die gerne einziehen würden. Janette und Ben hatten bisher kein Glück, und auf dem normalen Wohnungsmarkt haben sie als Arbeitslose kaum eine Chance. Darum teilen sich die Beiden ein Sieben-Quadratmeterzimmer in der Wohnung von Bens Oma. Lea Hampel erzählt ihre Geschichte.

Das Wichtigste zum Anfang vom Ende
Diese Woche ist das Finale von Breaking Bad angelaufen, nach acht letzten Folgen ist Schluss. Auch wer jetzt erst in die Serie einsteigt, wird mit unserem ABC noch rechtzeitig zum Experten.

Politiker im Real-Life-Praktikum
Wahlkämpfende Politiker sind zu vielem bereit, womit sie Nähe zum Volk und zum normalen Leben demonstrieren können. Der norwegische Ministerpräsident Jens Stoltenberg beispielsweise ist einen Tag lang Taxi gefahren, um sich die Sorgen seiner mitfahrenden Bürger anzuhören. Falls ein deutscher Politiker auf ähnliche Gedanken kommt, haben wir schonmal das Pro und Contra verschiedener Jobideen diskutiert. Als Baumarktmitarbeiter etwa sollte man bedenken: Wer gerade ein Nagelrolldings sucht, hat keine Zeit für Familienpolitik.

Sankt Gentrifizian und seine Freunde
Sankt Florian beschützt uns vor Feuer, die heilige Anna hilft gegen Bauchschmerzen. Aber wer kümmert sich eigentlich um die Gefahren des modernen Lebens, um Überwachung, Gentrifizierung und die Pharmaindustrie? Mit der Einführung zehn neuen Schutzheiligen haben zwei Berliner Künstler diese Lücke geschlossen. Anlässlich ihrer Prozession durch Berlin haben wir mit ihnen gesprochen.

Bitte. Komm. Zurück.
Wenn dein Exfreund Farin Urlaub heißt, wirst du früher oder später aus dem Radio erfahren, ob er noch manchmal an dich denkt. Wenn nicht, musst du dich auf die Deutung mehr oder weniger subtiler Signale verlassen. Unsere Typologie erklärt die gängigen Szenarien und ihre Bedeutung.

Währenddessen in der Welt
Die Lage in Ägypten ist eskaliert. Die vom Militär eingesetzte Regierung hat Protestcamps der Muslimbruder gewaltsam räumen lassen. Die Sicherheitskräfte walzten Barrikaden mit Planierraupen nieder und setzten Zelte in Brand. Nach Regierungsangaben kamen dabei 638 Menschen ums Leben, über 4000 wurden verletzt. Beobachter befürchten einen Bürgerkrieg in der ohnehin instabilen Region.

Clip der Woche
http://www.youtube.com/watch?v=e6hrdywl84A#at=159
Fernsehen kann man ja nur dann ernst nehmen, wenn es sich über sich selbst lustig macht. Den Leuten von Extra 3 ist das diese Woche mal wieder besonders gut gelungen. Zum Start der Bundesliga lief in dem NDR-Satiremagazin eine Parodie über typische Fußballsendungen: “Wir zeigen Trainer, Spieler, Fans und Maskotchen. Das alles nur weil wir Zeit. Schinden. Müssen.”

Ein digitaler Vierteldollar

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CNN-Chef Jeff Zucker setzt alles daran, seine Senderkette vom TV ins Internet zu erweitern. Er ist dabei optimistischer als früher

In der Onlineredaktion von CNN klingelt dauernd das Telefon. Wie viele Klicks kriegt diese Geschichte? Finden die Leser dieses Thema spannender oder jenes?, fragt dann die Stimme. Es ist die Stimme des Chefs. Man könnte meinen, dass sich der Präsident des großen amerikanischen Nachrichtensenders, der Chef von 23 Medienkanälen in sechs Sprachen, nicht höchstpersönlich in solche Alltagsfragen einmischen würde. Aber Jeff Zucker, seit Anfang des Jahres Chef von CNN Worldwide, hat eine Mission: Online und Fernsehen sollen eins werden, Geschichten, die im Internet gelesen werden, sollen auch im Fernsehen groß laufen und andersherum - da gehören Anrufe bei CNN.com zum Tagesprogramm.

Zucker hat CNN übernommen in einer Zeit sinkender Einschaltquoten. Die Rivalen Fox News und MSNBC jagen dem Sender auf der rechten und linken Seite des politischen Spektrums Zuschauer ab. Der neue Rivale Al Jazeera America, der kommenden Dienstag den Sendebetrieb aufnimmt, wirbt Starreporter ab. Außerdem lesen immer mehr Menschen ihre Nachrichten lieber im Netz oder schauen Internet-Videos, als den Fernseher anzuschalten. Für Breaking News, wenn beim Boston Marathon Bomben hochgehen oder in Großbritannien ein königliches Baby geboren wird, schalten die Menschen CNN an - aber sonst nicht oft genug.



Wenn es nach CNN-Chef Jeff Zucker geht, sollten Online und Fernsehen beim amerikanischen Nachrichtensender eins werden.

Gleichzeitig wachsen die Leserzahlen auf der CNN-Website rasant auf derzeit 68 Millionen Besucher pro Monat. Keinem Medienunternehmen folgen mehr Menschen auf Twitter oder Facebook. Die Geburt des englischen Prinzen verfolgten bereits mehr Menschen auf CNN.com und auf den CNN-Apps für Smartphones und Tablets als im Fernsehen bei CNN, sagt Zucker. Der 48-Jährige war vorher Chef von NBC, eigentlich ist er seit Beginn seines Arbeitslebens ein Fernsehmann. Jetzt wird er zum Internetfreak.

"Auch in 20 Jahren wird es noch Fernsehen geben", sagt er. "In ein paar Jahren wird es uns aber ganz egal sein, ob die Leute uns auf ihrem Fernseher, dem Computer oder auf mobilen Geräten schauen. Solange sie CNN schauen."

Zucker baut CNN kräftig um und geht dabei weiter als alle anderen Fernsehsender. Bislang haben vor allem die Zeitungen dieser Welt mit dem Abgang ihrer Leser ins Internet zu kämpfen und suchen nach neuen Geschäftsmodellen. Für TV-Unternehmen war das Ganze eher ein Randthema. "Heute ist der Anfang der Zukunft", sagt Zucker nun. "Die Zukunft von CNN liegt im Digitalgeschäft genauso sehr wie im Fernsehen, wenn nicht noch mehr." Neueste Meldung: Er steckt 15 Millionen Dollar in den Ausbau des Digitalangebots - der Websites und der Apps. Ein Großteil geht in neue Technik, die dafür sorgt, dass die Internetseite und die Handy-Versionen immer genau gleich aussehen.

Und dieses Aussehen wird sich bald kräftig verändern. Einer kleinen Gruppe von Journalisten hat Zucker die aktuelle Beta-Version von CNN.com schon vorgestellt. Die Homepage wird von einem riesigen Foto oder Video dominiert, die Seite wird bunter und freundlicher und wechselt ihre Farben. Bei Breaking News ist die Seite ganz in CNN-signalrot, sonst eher dunkelblau, morgens sind die Hintergrundtöne heller, abends greller. Die Suchfunktion wird einfacher zu bedienen und Werbung soll sich besser in den Gesamtauftritt einfügen. Außerdem sollen Leser mehr zum mitmachen motiviert werden - mit Onlinekommentaren, bei Twitter oder Facebook. Im November soll die neue Seite online zu sehen sein. Schon jetzt kann man das Fernsehprogramm von CNN tagsüber live auf der Internetseite sehen, nur wer Ton haben will, muss bezahlen. Es ist eines der wenigen aktuellen Features, die auch künftig auf der Seite bleiben werden.

Noch spannender ist das Experiment mit der Redaktion. Statt prestigeträchtigen Fernsehjournalisten und im Vergleich weniger angesehenen Onlinejournalisten gibt es bei CNN künftig nur noch: Journalisten. Zucker legt die Redaktionen zusammen. Das gesamte Nachrichtengeschäft, egal in welchem Medium, wird seit wenigen Tagen von einem Mann geführt, dem ehemaligen Chef von Bloomberg TV, Andrew Morse. Von künftigen Investitionen in das Redaktionsteam werde der Internetauftritt überdurchschnittlich profitieren. "Wir arbeiten daran, dass es intern gleich beliebt wird, für Online oder TV zu arbeiten", sagt Zucker. "Das ist noch etwas schwer, weil das Fernsehen ja so viel mehr Geld verdient. Aber wir sind auf einem guten Weg."

Stichwort Geld: Zucker hat einmal einen Satz gesagt, der ihn seit Jahren verfolgt. Die Medienbranche, insbesondere das Fernsehen, tausche in der Jagd um Anzeigenerlöse "analoge Dollar gegen digitale Pennies". Fünf Jahre ist das her - und inzwischen sieht Zucker das anders. Inzwischen, sagt er, bessere sich die Lage, inzwischen könne man auch mit Anzeigen im Internet Geld verdienen. Zwar noch keine Dollar, aber zumindest schon mehr als 25-Cent-Stücke, "wir tauschen analoge Dollar gegen ein bisschen mehr als digitale Quarter", sagt Zucker heute.

Unternehmen sind bislang nicht bereit, für Anzeigen im Internet die gleichen Preise zu bezahlen wie im Fernsehen oder in Zeitungen. "Die Werbewelt ist noch nicht so weit wie wir", sagt der CNN-Chef. "Das wird sich aber ändern." Welchen Anteil am Umsatz die digitalen Angebote inzwischen beisteuern, will er nicht sagen. Nur so viel: Der Anteil wachse und die Internetmedien seien seit mehr als zehn Jahren profitabel.

Im Ausland sei es einfacher, gute Preise für Werbung bei CNN zu verlangen. Dort sei CNN kein Massensender wie in Amerika, sondern ein Nischenprodukt. "Unsere Zuschauer im Ausland sind weltgewandt, mehrsprachig und meist recht wohlhabend", sagt CNN-Digitalchef KC Estenson. Das sei für Anzeigenkunden eine interessante Zielgruppe. Auch an den Internetangeboten von CNN wächst das Interesse aus dem Ausland. Das Unternehmen plane deshalb, weitere Internetseiten in anderen Sprachen als Englisch auf den Markt zu bringen. "Wir schauen uns natürlich auch Deutschland oder Frankreich an", sagt der Digitalchef von CNN International, Peter Bale, im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung. Priorität habe aber momentan China. Er suche in Ländern wie Deutschland mit großem Medienangebot nach Möglichkeiten, mit vernünftigem Kostenaufwand eine Internetnachrichtenseite zu betreiben, sagt Bale. Ganz leicht sei das aber nicht.

König für eine Nacht

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Er ist aggressiv und einzelgängerisch, spielt mit Leib und Seele. Am Samstag wird der "Taxi Driver" Robert De Niro siebzig

Der Mann ist legendär geworden durch seine Durchmärsche. Einer, der einmal in Bewegung gesetzt nicht wieder zu stoppen ist, der lange warten kann, auf der Stelle tänzelnd, vibrierend, nervös und angespannt, mühsam nur seine Energie zügelnd. Dann die Explosion. Travis Bickle, der "Taxi Driver", der zur Waffe greift, um den dreckigen, amoralischen Sumpf New York auszumisten. Der "Raging Bull" Jake La Motta, der Boxer, der mit einer Wildheit zuschlägt, die am Ende ihn selbst zerstören wird. Rupert Pupkin, der "King of Comedy", der eine endlose Serie von Schikanen und Demütigungen - auch von Seiten seines Idols Jerry Lewis - durchsteht, um am Ende ein paar TV-Minuten für seine verdruckste Stand-Up-Comedian-Nummer zu herauspressen. "Better to be a king for one night, than schmuck for a lifetime."

Drei der Rollen, die Robert De Niro zwischen 1976 und 1983 für seinen Freund Martin Scorsese spielte, Momente von Eruption und Anarchie. Er ist, was seine Präsenz auf der Leinwand angeht, ein Kind der amerikanischen Apokalypse, jener Dekade, da Amerika zerrissen wurde von inneren Konflikten. Vietnamkrieg, Rassenunruhen, wachsende Kriminalität, Krise des Kapitalismus. Das Ende des Hollywood-Studiosystems. Robert Redford, der zur gleichen Zeit seinen Starstaus aufbaut, hält in all der Desintegration tapfer an den uramerikanischen Werten fest, und tut das bis heute. Er weiß, was er seinem Land schuldig ist. De Niro bewahrt sich dagegen die Würde des Outlaws, aus dem Bauch heraus, und er ist bereit, sich für seine Konsequenz angreifen und deformieren zu lassen.



Immer noch als Schauspieler aktiv: Der Schauspieler Robert De Niro.

Zeitlupenhaft, mit dostojewksianischem Stoizismus bewegt er sich zwischen den Menschen der großen Stadt, dockt nirgendwo an, wird nie ein Zugehörigkeitsgefühl entwickeln. Nicht mal zur wilden, durchgeknallten Clique der Jungs des New Hollywood gehört er - um Scorsese, mit dem er im gleichen Viertel aufgewachsen ist, Little Italy, und Paul Schrader, der so viele Rollen ihm auf den Leib geschrieben hat, und Brian de Palma, in dessen Filmen er seine ersten Rollen spielte. Von Spielberg und Lucas, den Etablierten, hat er sich ferngehalten.

In "Mean Streets" ist er Johnny Boy, der alle provoziert, sogar die jungen Mafiosi, denen er große Beträge schuldet und die in Geldsachen null Spaß verstehen - das ist das Allerschlimmste in Zeiten des Niedergangs, diese Streber, die schon wieder am Neuanfang basteln. Seinen Kumpel Harvey Keitel traktiert er mit Mülltonnen, und plötzlich schießt er aufs Empire State Building. Er liebt das Spielerische, aber es wird ganz selbstzerstörerisch von ihm betrieben. Superstoff für Hollywoods Produktionsmaschinen. Nachdem er "Mean Streets" gesehen hatte, verpflichtete Francis Coppola schnell De Niro als jungen Vito Corleone, im zweiten Teil des Godfather-Epos, und dafür hat der dann einen Oscar gekriegt. Als Scorsese ihn für den "Taxi Driver" haben wollte, gab es Terminschwierigkeiten, De Niro war schon für "1900" gebucht, das große Jahrhundertspektakel von Bernardo Bertolucci. "Taxi Driver" scheint damals ein last exit gewesen, eine letzte Chance für ihn, der auf dem Weg zu einer ordentlichen Starkarriere war.

Im Schatten von James Dean und Marlon Brando ist die Generation von Robert De Niro noch aufgewachsen, ihres Stils und der Geschichten, die durch ihn geformt wurden. De Niro stand nur am Rande unter diesem Einfluss, sein Vater war ein Künstler, verkehrte mit Jackson Pollock und dem Maler/Filmkritiker Manny Farber. De Niro ist in seinen Filmen mehr Action Painting als Method Acting. Jake La Motta schreckte, bei der Vorbereitung von "Raging Bull" - seiner Lebensgeschichte -, eines Tages hoch, ging zur Wand und schlug mit dem Kopf dagegen. "De Niro sah diese Bewegung", erinnert sich Scorsese, "und plötzlich tauchte die Filmfigur ganz deutlich vor ihm auf, der ganze Film. Wir wussten, dass wir einen Film machen wollten, in dem ein Mann den Punkt erreicht, wo er diese Geste macht und dazu die Worte sagt: Ich bin kein Tier!"

"Raging Bull" war ein verrückter Selbstversuch, De Niro fraß sich kiloweise einen Bauch an, um dem alten, fetten Jake nahezukommen, das hat ihn für immer verändert. Er hat weiter experimentiert, hat zweimal selber Regie geführt, "A Bronx Tale" und "The Good Shepherd", in den Siebzigern geisterte Godard durch Hollywood mit einem Treatment für einen Film mit De Niro und Diane Keaton, das er aus Fotos der zwei Stars montiert hatte. Nach 9/11 hat De Niro spontan das Tribeca Filmfestival gegründet, um das kulturelle Leben zu reaktivieren im Zentrum New Yorks, es wurde dieses Jahr zum zwölften Mal veranstaltet, man zeigte eine restaurierte Fassung von "King of Comedy", und Scorsese, De Niro und Jerry Lewis erinnerten sich an die Zeit, bevor die Blockbuster die Studios überrannten wie eine Büffelherde.

Er ist von allen Einzelgängern Hollywoods der größte, und als er von Michael Mann für "Heat" mit Al Pacino gepaart wurde, galt das als Sensation. Geh"n wir einen Kaffee trinken, sagt lakonisch Pacino, der Kriminaler, zum kleinen Bandenchef De Niro in der Mitte des Films - schon im "Godfather" spielten sie zusammen, aber in verschiedenen Epochen. "Heat" war einer der wenigen Filme, in denen De Niro ein Professional war, ein anderer war "New York, New York", das Scorsese-Musical, da ist er ein Saxofonist nach dem Ende des Weltkriegs, der nur in der Liebe ziemlich amateurhaft ist. "Seine Spannbreite als Akteur", schrieb Manny Farber, "ist immer unterlegt von einer persönlichen Würde. Er ist sehr gut in wilden manischen Szenen und besser in ergreifender Introversion."

Anders als Redford hat De Niro keine Angst vor der Lächerlichkeit, im Alter zumal, wo er vermehrt Väter spielt. In der Fockers-Trilogie bespitzelt er, als Ex-CIA-Mann, skrupellos Schwiegersohn Ben Stiller - man würde nun gern einen vierten Teil sehen, aus den Zeiten des NSA-Skandals. Es gibt stets etwas Naives und Unschuldiges bei De Niro, schon der Taxi Driver bewegt sich durch New York wie ein Engel, der sich auf Erden verirrt hat.

In Nordkorea gibt es Pillen statt Espresso

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Ursprünglich sollten sie nur die Soldaten wach halten, doch inzwischen sind Amphetamine eine verbreitete Droge in Nordkorea. Beamte akzeptieren sie statt Dollar als Bestechungsgeld.

Die ersten Anzeichen, dass Nordkoreas Jugend ein Drogenproblem hat, machten sich im chinesischen Grenzgebiet bemerkbar. Binnen weniger Jahre stieg dort die Zahl der Drogenabhängigen massiv an. Mitte der Neunzigerjahre waren etwa in der Grenzstadt Yanji 44 Süchtige aktenkundig. 2010 registrierten die Behörden plötzlich über 2100 Abhängige. Und fast alle nahmen sie "bingdu" (Eis), so nennen die Süchtigen ihren Stoff, das Amphetamin. Die Beamten waren ratlos. In der Volksrepublik wird eigentlich kaum Rauschgift konsumiert, die am stärksten verbreitete Droge ist Heroin - gespritzt von 70 Prozent der Süchtigen. In der Provinz Jilin schluckten aber binnen weniger Monate 90 Prozent der Abhängigen Amphetamine. Woher kommt der Stoff?



Eine illegale Amphetaminfabrik in Bulgarien

Das Eis der Süchtigen stammt aus Nordkorea. Seit Jahrzehnten werden jenseits der Grenze Amphetamine hergestellt - für die Armee. Im 2. Weltkrieg setzten die Japaner die Droge ein. Den Kamikaze-Fliegern verabreichte man sogenannte Angriffstabletten - Amphetamine gestreckt mit grünem Teepulver. Die nordkoreanischen Truppen haben das übernommen. Soldaten, die eine Pille intus haben, können tagelang Wache schieben.

Bis vor ein Jahr funktionierte die staatliche Produktion. Irgendwann brach das System jedoch zusammen, überall im Land entstanden kleine Labore. Eine Küche, ein paar Chemikalien und ein Ingenieur reichen aus. Banden exportieren das Rauschgift seitdem nach China, gedeckt von korrupten Kadern. Viel schlimmer noch: Tausende Nordkoreaner selbst schlucken die Pillen.

Der angesehene Nordkoreaspezialist Andrei Lankov hat nun gemeinsam mit der koreanischen Wissenschaftlerin Kim Seok Hyang erstmals Flüchtlinge über den Drogenmissbrauch im Norden befragt und die Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift North Korean Review veröffentlicht. Sie sind besorgniserregend. Spätestens seit 2010 schreiben Lankov und Kim habe Nordkorea ein ernsthaftes Drogenproblem. Einer der Interviewten, ein Bauarbeiter, schätzt, dass 70 Prozent seiner Kollegen Amphetamine nähmen. Andere Flüchtlinge geben an, dass "fast alle" Teenager inzwischen Erfahrungen mit der Droge hätten.

Die erste Welle des Konsums begann wohl 2005. Es waren vor allem die Neureichen, die zu erst Amphetamine schluckten: Korrupte Beamte etwa oder Händler, die ins benachbarte China reisen. Wer die Droge nahm, der gehörte zur Oberschicht. In manchem teuren Restaurant bot man sich die Tabletten nach dem Essen an, als wäre es ein Dessert oder ein Espresso. Bald danach setzte die zweite und dritte Welle ein.

Inzwischen ist die Drogensucht so stark verbreitet, dass Amphetamine sich zu einer Drittwährung in Nordkorea entwickelt haben, schreiben Lankov und Kim. Statt mit Dollar oder chinesischen Yuan lassen sich Beamte auch mit ein paar Pillen bestechen. Und die Sucht hat ernste Folgen: Viele sind inzwischen erkrankt. Ein eigenes Wort haben sich im Norden für die Drogensucht gefunden: "Munlan". Spricht man mit nordkoreanischen Flüchtlingen, die es vor 2008 nach Südkorea geschafft haben, können sie mit dem Wort nichts anfangen. 

Der Weltenretter

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Wie Tesla-Gründer Musk zum Vorbild von Iron Man wurde


Jon Favreau brauchte Inspiration. Der Regisseur wollte einen Hollywood-Film drehen über Iron Man, den genial-irren und megareichen Superhelden aus dem Marvel-Comic, der für das Gute kämpft. Aber er hat keine gute Idee, um ihn möglichst realistisch wirken zu lassen. Also macht er sich auf die Suche nach einem genial-irren und megareichen Menschen, der für das Gute kämpft und real existiert. Er findet Elon Musk. "Elon ist ein Ausbund an Enthusiasmus, gutem Humor und Neugier", meint Favreau.

Musks Ambitionen haben die Welt schon mehrfach überrumpelt, zuletzt vor ein paar Tagen. Da stellte der 42-Jährige ein Projekt vor, mit dem er die Zukunft des Reisens verändern will: den Hyperloop. Musk will Menschen in einer Kapsel durch eine Röhre katapultieren, von San Francisco nach Los Angeles in 35 Minuten. Es ist eine Mischung aus Magnetschwebebahn, Luftkissenboot und Rohrpost. Ticketpreis pro Fahrt: 20 Dollar.



Elon Musk, Chef von Tesla, SpaceX und Hyperloop

Musk hat keine Angst vor großen Projekten. Neben dem Hyperloop führt er gerade zwei weitere Unternehmen, die sich ziemlich große Ziele gesetzt haben. SpaceX ist die erste private Firma, die Raumschiffe ins All schickt und sie auch wieder heil zurück auf die Erde bringt. Von der Nasa, die ihre Space-Shuttle-Missionen eingestellt hat, hat er milliardenschwere Transportaufträge bekommen. Außerdem ist er Chef und Gründer von Tesla. Das Unternehmen baut inzwischen mit Gewinn das erfolgreichste Elektroauto der Welt. Es ist zum Statussymbol für Reiche mit grünem Gewissen geworden.

Als bescheiden gilt der Selfmade-Unternehmer nicht. Gern erzählt er davon, wie er - mit ein bisschen Hilfe von Mitarbeitern - im Wettbewerb stehe mit ganzen Nationen und deren abermilliardenschweren Raumfahrtprogrammen. Er ist auch gern mal im Rampenlicht, zuletzt war er mit einer Schauspielerin verheiratet, seine zweite Ehe. Dass der Regisseur Favreau in ihm Iron Man sieht, passt gut in sein Selbstbild.

Musk spricht indes gern von seiner "Vision" und wie er sich schon als Student vorgenommen hat, die Welt zu retten. "Als ich in der Uni war, habe ich gedacht, dass es drei Gebiete gibt, die die Zukunft der Menschheit am meisten beeinflussen: das Internet, nachhaltige Energie und die Erkundung des Weltalls", sagt er.

Angefangen hat sein Unternehmergeist früh. Schon als 12-Jähriger hat er sein erstes Computerspiel programmiert und für 500 Dollar verkauft. Groß geworden ist er in Südafrika, doch mit 17 wollte er umsiedeln nach Amerika, weil dort so viel mehr möglich sei. Dort studiert er erst Physik und Wirtschaft an der University of Pennsylvania. Sein Doktorandenstudium an der Eliteuni Stanford bricht er nach zwei Tagen ab. Er will lieber Unternehmer werden. So gründet er die Softwarefirma Zip2, die er später für etwa 300 Millionen Dollar verkauft. Reich wurde er kurz darauf als Mitgründer von Paypal, dem Bezahlsystem im Internet, das Ebay 2002 übernahm. Das Magazin Forbes schätzte sein Vermögen im März auf 2,7 Milliarden Dollar. Beim Solarunternehmen Solarcity, das zwei seiner Cousins führen, ist Musk Aufsichtsratschef.

Leicht war das nicht immer, die Belastung als Doppelchef und Aufsichtsratschef sei "psychisch nicht gesund", sagte er einmal. 80 Stunden Arbeit pro Woche sind für ihn deshalb nichts Ungewöhnliches. Und er musste auch Rückschläge einstecken. Tesla stand 2008 und 2009 zweimal kurz vor der Pleite, eine Finanzspritze der US-Regierung und der Einstieg von Daimler halfen in letzter Sekunde. Sein Scheitern, sagt Musk, ganz Visionär, sei immer eine Option gewesen. "Wenn Dinge nicht scheitern, ist man nicht innovativ genug."
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