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So führt Israel die Menschen in die Irre“ steht auf einem Bild, das zuletzt häufig im Netz verbreitet wurde. Man findet es auf Twitter, wo es zum Beispiel vom Nutzer @shazeensamad verbreitet wird, dessen Botschaften immerhin 101000 Menschen erreichen; viele von ihnen goutieren den antisemitischen Dreck, den er durchs Netz schickt. Das Bild poppt aber auch in Facebook-Timelines auf, es rast durch die sozialen Medien.



Die ukrainischen Nationalfarben sind in Russland verboten, oder?

Es ist aus vier Aufnahmen zusammengesetzt, alle zeigen glückliche Menschen, die sich schlimme Wunden schminken. Es entsteht der Eindruck, Israel bemale gesunde Zivilisten und Soldatinnen mit herbeigeschminkten Wunden, um die eigenen Verluste im jüngsten Konflikt zu überhöhen.

Doch Recherchen des öffentlich-rechtlichen Senders France 24 zeigen, dass die Bilder mit den Geschminkten einfach nur aus dem Netz zusammengeklaut sind: unter anderem aus dem Blog eines jungen Schotten, der im Jahr 2010 einen Workshop für Spezialeffekte in Filmen besuchte und aus dem War Paint Magazine, das über die Arbeit von Make-up-Artisten bei Kriegsfilmen berichtet.

Wer Verdacht schöpft und einem Bild nachrecherchiert – egal ob im Nahost-Konflikt oder im Krieg in der Ostukraine – muss schon verdammt auf Zack sein. Die technischen Möglichkeiten des Netzes haben das Verbreiten von Propagandalügen enorm beschleunigt. Ein paar Anhaltspunkte können Dateinamen und vor allem die Metadaten von Bilddateien bieten, die wenigstens zum Teil Auskunft über den Erstellungsprozess eines Bildes geben können: Wo wurde es aufgenommen, wer hat es bearbeitet? Allerdings fälschen Profis diese Daten gleich mit.

Theoretisch helfen auch Bilder-Suchmaschinen, Fälschungen zu durchblicken. Es ist mit ihnen möglich, im Netz ähnliche Bilder zu finden. So lässt sich, zumindest hypothetisch, überprüfen, ob der Kontext einer Aufnahme erfunden sein könnte. Immer öfter hilft auch die Crowd bei der Suche, gerade wenn die Bilder per Facebook und Twitter auf die Masse einprasseln. Viele Menschen kennen die abgebildeten Städte und Ecken und melden sich, falls die nicht mit der Art, wie das Bild präsentiert wird, zusammenpassen. Doch ähnlich wie im Krieg um die Ukraine sind im Nahost-Konflikt fast alle, die sich melden, Partei.
Und je länger ein Krieg andauert, desto mehr steigt bei Aktivisten die Bereitschaft, jeder Desinformation zu glauben, die das eigene Feindbild bestätigt.

Im russisch-ukrainischen Internet (da viele Ukrainer auf Russisch bloggen, sind diese beiden Sphären nicht scharf von einander zu trennen) kursiert seit vergangener Woche folgende Nachricht: In der Russischen Föderation sei die Farbenkombination Blau-Gelb verboten worden. Das sind die ukrainischen Nationalfarben. Das Parlament in Moskau habe in zweiter Lesung ein Gesetz verabschiedet, das vom 1. August 2014 an die Verwendung von Blau und Gelb unter Strafe stellt. Welche Strafe genau drohen soll, wird nicht mitgeteilt.

Es werde „die Herstellung und der Import von Produkten verboten, die diese Farben enthalten, sowie deren Einsatz im Fernsehen, im Rundfunk, bei der Innenausstattung von Wohnräumen sowie in der Malerei“.
Die Begründung für das Gesetz laute: Eine Untersuchung des russischen Gesundheitsministeriums habe ergeben, dass die besagten Farben „der Gesundheit einfacher Russen einen unumkehrbaren Schaden zufügen könnten“. In der Mitteilung, die in der Sprache von Nachrichtenagenturen geschrieben ist, wird Russlands stellvertretender Gesundheitsminister Chariton Wassiljewitsch Orij zitiert. Orij sagt: „Wir haben mehr als tausend Menschen unterschiedlicher Altersgruppen untersucht. Bei fast 98 Prozent der Untersuchten verursacht beim Fernsehen der Anblick der Kombination Blau-Gelb einen aggressiv-depressiven Zustand.“ Einige Zuschauer hätten während der Untersuchung auf ihren Fernseher eingedroschen, andere auf Verwandte.

Das russische Parlament befindet sich seit Anfang Juli in der Sommerpause. Auch ein Chariton Wassiljewitsch Orij existiert nicht, jedenfalls nicht als stellvertretender Gesundheitsminister Russlands. Trotzdem hat die Nachricht über das Farbenverbot auf Facebook und auf Bloggerplattformen ernsthafte Diskussionen angestoßen. Ob die Schweden schon ihre Fahne von der Botschaft in Moskau entfernt hätten, fragt einer. Die Russen sollten bei sich mehr psychiatrische Kliniken eröffnen, empfiehlt jemand. Eine proukrainische Aktivistin auf der annektierten Krim meldet trotzig, sie werde weiterhin Kleidung in ukrainischen Nationalfarben tragen. Einer, der die Ente erkannt hat, schreibt: „Trotzdem, den Russen ist ja alles zuzutrauen.“

Im Nahost-Konflikt wiederum haben gefälschte Bilder Tradition, sie sind jedoch traditionell ein Mittel der palästinensischen Seite. Auch in der jüngsten Eskalation kamen wieder gefälschte Bilder in Umlauf, die angebliche Opfer in Gaza zeigen sollten, tatsächlich aber furchtbare Aufnahmen aus Syrien zeigten.
Mit den gefälschten Schmink-Bildern erreicht der Propagandakrieg jetzt einen neuen Höhepunkt: Bislang stellten die PR-Abteilungen der Hamas angebliche Wunden der eigenen Bevölkerung zur Schau, jetzt zeigen sie das angebliche Bilderfälschen des Gegners, es handelt sich also um eine Fälschung von Fälschungen. Israel wird so exakt jener Methode beschuldigt, derer man sich selbst bedient.

Auch Fälschungen, die Kreml-Propagandisten im Staatsfernsehen und im Internet verbreiten, haben sich in den vergangenen Monaten ins Bizarre gesteigert. Anfang März, kurz vor dem Referendum auf der Krim, zeigte der Zentralsender Perwij Kanal noch eine Autoschlange vor dem Grenzübergang Shehyni. Die Aufnahmen sollten einen Bericht über einen wachsenden Strom ukrainischer Flüchtlinge nach Russland bebildern, von 600000 Flüchtlingen war die Rede. Es reicht, „Shehyni“ zu googeln, um zu erfahren, dass der Grenzübergang sich an der ukrainisch-polnischen Grenze befindet.

Zuletzt wurde dem russischen Publikum eine Version der MH17-Tragödie präsentiert, wonach die Passagiere der abgeschossenen Boeing bereits vor dem Abflug alle tot waren. Diese Version wurde vom Separatistenführer Igor Strelkow in Umlauf gebracht und von Hobbyjournalisten zurechtrecherchiert. Laut superomsk.ru, einer behördlich lizenzierten Nachrichtenagentur mit Sitz im sibirischen Omsk, hätten amerikanische Geheimdienste die Boeing mit Leichen vollgestopft und über der Ukraine abgeschossen.

Der Moskauer Historiker und Publizist Nikolaj Swanidse vermutet, dass der Kreml diesen Propagandakrieg verlieren wird. Denn einerseits erzähle Putin im Westen, Russland würde keine Separatisten unterstützen, und andererseits müsse er dem Publikum zu Hause immer weitere Beweise für das Gegenteil liefern. „Man kann sich nicht entzweien, und es klappt auch nicht.“

World Wide Weben

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Web – dabei dachte man zuletzt immer nur an das eine. Ans digitale Fenster zur Welt, ans World Wide Web. Doch auf einmal sprechen junge Menschen „Web“ wieder aus wie: Weberei. Oder: Webstuhl. Der Grund dafür sind die „Rainbow Loom Bands“ – der neueste Wahnsinn in Kindergärten, auf Schulhöfen und in Jugendzimmern. Bisher verhaltensunauffällige Heranwachsende verknüpfen hier bunte Haushaltsgummis auf einer Art Nagelbrett zu Armbändern, Würsten oder süßen Tierkörpern. Die Anleitungen dafür fischen sie sich aus dem World Wide Web.



Die "Rainbow Loom Bands" kamen von den Kindergärten, Schulhöfen und Jugendzimmern zu den Stars. Auch Miley Cyrus trägt sie.

Erfunden hat das alles vor vier Jahren Cheong Choon Ng aus Novi nahe Detroit/Michigan. Der 45 Jahre alte Maschinenbauer chinesischer Abstammung war einst aus Malaysia in die USA ausgewandert und hatte hier zuletzt Gurte einer japanischen Automarke eingefädelt. Durch die Analyse von Crash-Tests sollte Cheong ein neues Sicherheitsgurt-System entwickeln. Daheim aber konnte der Ingenieur nach der Arbeit beobachten, wie seine Töchter Teresa und Michelle eine ungeheure Fertigkeit beim Verknoten von Haus-und Haargummis entwickelten. War ihr Handwerk für die Welt vielleicht noch richtungsweisender als jeder japanische Autogurt?

Das Leben am Faden – spätestens seitdem sich Theseus mit Ariadnes Garn erfolgreich durch die Unterwelt bewegt hatte, ist das doch ein interessantes Thema. Philosoph Philon nannte die Welt „das schöne Gewebe Gottes“, Goethe schrieb vom „sausenden Webstuhl der Zeit“ – daraus muss doch auch im Gummizeitalter etwas zu machen sein.

Cheong Choon Ng nahm also 10000 Dollar aus der Haushaltskasse und entwickelte mit Frau und Töchtern einen ersten, noch hölzernen Webrahmen, durch den die Kinder ihre Spindel schon deutlich effizienter schießen konnten. Sodann schaute er sich nach einem chinesischen Groß-Produzenten um, der ihm eine Art Starter-Kit kostengünstig produzierte. Als die ersten, 26-mal überarbeiteten Loom-Bretter fertig waren, wurde Cheong seine Idee jedoch einfach nicht los. Ein Brett und ein paar Hundert Haushaltsgummis? Was soll das? Kein Mensch kapierte, dass sich dahinter eine textile Revolution verbarg.

Also ließ Cheong seine Töchter weiter Ketten und Armreifen herstellen, filmte sie dabei und veröffentlichte die Aufnahmen als Anleitung im Internet. Dann, im Sommer 2013, nahm die Erfindung plötzlich Fahrt auf. Trotz Hautrötungen und Abschnürgefahren – die New York Times erklärte Rainbow Loom zum beliebtesten Kinderspiel des Jahres. Bereits im Herbst 2013 fanden sich 66 Making-of-Videos im Rainbow-Loom-Youtube-Channel oder auf der App InstaLoom – keineswegs nur von den Töchtern des Erfinders hochgeladen. Und auch, wenn Experten vor möglichen Folgen für Fische und Vögel, für Mensch und Umwelt warnten: Die Looms (Webstühle) wurden zum Welterfolg. Seit wenigen Wochen gibt es sie jetzt auch in Deutschland.

Cheong ist mittlerweile ein gemachter Mann, laut dem britischen Mirror ist seine Firma schon mehr als 100 Millionen Euro wert. Fast beruhigend zu wissen, dass er weiterhin ein zwölf Jahre altes Auto lenkt und sich gemeinsam mit seiner Frau darüber freut, „dass wir jetzt die Ausbildung unserer Töchter bezahlen können“. Während Cheong also einen kühlen Kopf bewahrt, verheddert sich die Welt im gordischen Gummi-Knoten: Von Kentucky bis Kärnten scheint es vor allem unter jungen Mädchen kein anderes Thema mehr zu geben. Schulen erlassen Verbote, Spielzeug-Grossisten kommen mit den Starter-Kits nicht nach, und US-Patentanwälte streiten über die Frage, wer welche Rechte am Haushaltsgummi besitzt.

Der natürliche Tod eines jugendlichen Trends beginnt naturgemäß dann, wenn sich auch Erwachsene für ihn begeistern. In diesem Fall sind es Miley Cyrus, One-Direction-Sänger Harry Styles und die Familie Windsor, die den Kindern bald die Lust an ihrer originellen Spinnerei nehmen könnten: All jene wurden nämlich bereits mit selbstgewebten Gummi-Armbändern gesehen, Kate und William beispielsweise während ihrer Down-Under-Tour. Aber auch Familie Beckham soll Elastisches mittlerweile auch außerhalb des Körpers tragen.

Höhepunkt adulter Anwanzung war wohl der Auftritt Jimmy Kimmels in seiner Late-Night-Show. Kimmel hatte sich von seinen Fans Zehntausende Rainbow-Loom-Bands schicken und daraus einen „Suit of the Loom“-Anzug weben lassen. (Hoffentlich nicht von einem Kind.) Sein Outfit wurde später für 40000Dollar für einen guten Zweck versteigert. Lustig: Ausgerechnet Cheong Choon Ng kaufte es. Das selbst gewebte Gummi-Kleid von Abigail Baker, elf, aus dem britischen Desborough, brachte es bei Ebay kürzlich auf vergleichsweise schlappe 200 Euro. Abigails Eltern zeigten sich gegenüber der Daily Mail dennoch schwer begeistert. Ihr Kind, sagten sie, „loome“ ja ohnehin pausenlos – da sei man auch mit weniger Taschengeld zufrieden.

Lösungsmittel, Hautausschlag, Strangulationsgefahr: Es wird spannend zu beobachten sein, ob die neueste Fitzelmode zumindest die Sommerferien noch überdauert. Von Herbst an könnte ja die nächste Strickliesel durchs Dorf getrieben werden. Und dann lägen die Plastik-Webrahmen plötzlich ganz hinten im Regal, gleich neben den nur halb vollen WM-Sammelalben sowie Monster-High-Puppen mit gebrochenem Kniegelenk. Bei Web würde dann jeder nur noch an das eine denken.

Alles aus Sorge

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Karlsruhe – An den Tag, als Lena abgeholt wurde, erinnert sich Nicole Seibel noch genau. Ein Abend im April 2013, der Fernseher lief leise, ihr Mann saß auf der Couch, und ihre Tochter Lena, damals drei Monate alt, schlief bereits. Plötzlich hörte Nicole Seibel ein Kratzen an der Haustür. Sekunden später stand die Polizei im Wohnzimmer der Familie. Ein Noteinsatz, um Lena zu holen: Das Kindeswohl sei dringend gefährdet. Die Eltern waren geschockt, dann packten sie eilig ein paar Sachen zusammen. Von ihrer Tochter verabschieden durften sie sich nicht.



Wenn das Jugendamt sein Wohl gefährdet sieht, darf das Jugendamt den Eltern ihr Kind wegnehmen.

Vorausgegangen war ein wochenlanger Streit mit dem Jugendamt Frankfurt. Die Wohnung sei in desolatem Zustand gewesen, die Stofftiere im Kinderbett riskant für einen Säugling, der Vorrat an Milchpulver zu gering: All das hatte die Jugendamtsmitarbeiter alarmiert. Dabei war Lena gut ernährt, altersgemäß entwickelt, sauber gekleidet. Trotzdem wurde das drei Monate alte Baby in eine Pflegefamilie gegeben. Dort blieb es vier Monate lang. Bis Rechtsanwalt Stefan Günther die Rückkehr Lenas in die Familie gerichtlich durchsetzte. Was den Anwalt besonders aufbringt: Die Eltern müssen vor der Herausnahme nicht angehört werden, die Einschätzung des Jugendamtes reiche aus, um die Familien fürs Erste zu trennen. „Bei einem derart schwerwiegenden Eingriff ist das zu wenig“, glaubt Günther. Er hat Verfassungsbeschwerde eingelegt.

Seine Chancen, in Karlsruhe zu gewinnen, dürften nicht schlecht stehen. Derzeit häufen sich die Fälle, in denen das Bundesverfassungsgericht Entscheidungen von Jugendämtern und Gerichten korrigiert – und zwar zugunsten der Eltern. Konfliktgeladene Fälle sind das, wie jener der Zwillinge, die nach der Geburt in Obhut genommen und schließlich in eine Pflegefamilie gegeben wurden. Zunächst im allseitigen Einverständnis, denn die Mutter war zu krank, der viel ältere Vater bereits zu betagt, um sich um die Kinder zu kümmern. Als die Eltern die Zwillinge später zurückforderten, sperrte sich das Jugendamt. Es kam zum Prozess, und am Ende entzog das Amtsgericht Hanau den Eltern wesentliche Teile ihres Sorgerechts, bestätigt schließlich durch das Oberlandesgericht Frankfurt. Karlsruhe kassierte die Entscheidung – die Gründe reichten nicht, um Eltern die Kinder wegzunehmen.

So hatte das Jugendamt die Gefährdung der Kinder unter anderem damit begründet, dass der Vater den Sohn mit Kuchen habe füttern wollen, und die Mutter der Tochter Glitzerarmbänder angezogen hatte – trotz Ermahnung durch die Pflegeeltern, das Kind werde die Glitzersteinchen in den Mund stecken.
Oder ein Fall aus Niedersachsen: Das Oberlandesgericht Celle entzog den getrennt lebenden Eltern weitgehend das Sorgerecht für die fünfzehnjährige Tochter. Ein Gutachter hatte eine „kindeswohlgefährdende symbiotische Beziehungsgestaltung“ zwischen Mutter und Tochter diagnostiziert.

Kindeswohlgefährdend? Nach dem Bericht einer Reha-Klinik, in der sie ein paar Wochen verbrachte, schien das Mädchen seine psychischen Probleme überwunden zu haben. Und ihr Englischlehrer beschrieb die Gymnasiastin als beliebte, bemerkenswert motivierte Schülerin; sogar eine „ beste Freundin“ habe sie.

Ausgangspunkt der Karlsruher Interventionen ist der hohe Rang des Elternrechts. „Eine Trennung der Kinder von ihren Eltern stellt den stärksten Eingriff in dieses Recht dar und unterliegt strenger verfassungsgerichtlicher Kontrolle“, schreiben die Richter. Sie sprechen eine mitunter bittere Wahrheit aus: „Es gehört nicht zur Ausübung des Wächteramts des Staates, gegen den Willen der Eltern für eine bestmögliche Förderung der Fähigkeiten des Kindes zu sorgen.“ Erst wenn das Fehlverhalten der Eltern ein solches Ausmaß erreiche, dass sich eine „erhebliche Schädigung mit ziemlicher Sicherheit voraussehen lässt“ – erst dann darf der Staat den Eltern die Kinder wegnehmen.

Der Staat, das Jugendamt, die Gerichte: Schießen sie übers Ziel hinaus? Greifen sie zu früh in die Rechte der Eltern ein, weil sie nicht zu spät kommen wollen? Weil sie nicht warten wollen, bis wieder ein Kind in einem verwahrlosten Haushalt verhungert? Solche Fälle sitzen den Jugendämtern im Nacken: „Die Furcht ist da“, hat Günter Bär beobachtet, einer jener Anwälte, die erfolgreich vor dem Bundesverfassungsgericht geklagt haben.

Aber mit Verallgemeinerungen muss man vorsichtig sein; in Karlsruhe landen nur die Fälle, in denen alles schiefgelaufen ist. Gewiss, die Zahl der „Inobhutnahmen“ ist gestiegen. Auch der Entzug des Sorgerechts kommt immer häufiger vor, eine Entwicklung, die durch die Änderung des Kinderschutzgesetzes vor neun Jahren angestoßen worden war. Nach Einschätzung von Christine Behringer-Zeis, Leiterin des Bamberger Jugendamts, spielen aber auch gesellschaftliche Veränderungen hinein: eine Zunahme von Suchtproblemen oder die wachsende Zahl überforderter Eltern. Inzwischen reagiere aber auch die Bevölkerung sensibler auf schwierige Verhältnisse bei Nachbarsfamilien. Wobei mancher zu schnell zum Telefon greift: Bei einem Drittel der zuletzt 16000 „Gefährdungseinschätzungen“ in Bayern haben die Jugendämter falschen Alarm festgestellt.

Außerdem: Die zentrale Botschaft der Karlsruher Entscheidungen lautet ja nicht, die Ämter müssten ganz die Finger von problematischen Familien lassen. Das Gericht mahnt vielmehr, zunächst „mildere“ Mittel zum Einsatz zu bringen: sozialpädagogische Betreuung, psychologische Hilfen, Unterstützung im Haushalt. Erst wenn ambulante Dienste wirkungslos bleiben, darf der Staat zum scharfen Schwert des Sorgerechtsentzugs greifen. In Bamberg sei dies der übliche Weg, sagt Christine Behringer-Zeis. Man biete zum Beispiel ein Haushaltstraining an oder bringe die Eltern – als erste Warnung – zum „Erörterungsgespräch“ mit dem Richter.

Hilfe vor Sorgerechtsentzug: Dass dieser Weg erfolgversprechend ist, zeigt inzwischen auch der Fall von Lena Seibel. Das Mädchen, das vergangenes Jahr von der Polizei abgeholt worden war, ist inzwischen fast neunzehn Monate alt, von Montag bis Freitag geht es in die Krippe. An zwei Tagen in der Woche ist eine Familienhelferin da. Sie begleitet Nicole Seibel und Lena in den Zoo, zum Schwimmen oder ins Café. „Sie haben mir auch bei der Wohnungseinrichtung geholfen“ sagt Seibel. Dennoch gibt es Meinungsverschiedenheiten. Lena ist oft krank, hat Durchfall, Kinderkrankheiten, zuletzt eine Gehirnerschütterung. Zu viel, finden die Familienhelferinnen. „Mit dem Amt stehen wir immer noch auf Kriegsfuß“ sagt Seibel. „Seit sie uns Lena weggenommen haben, ist das Vertrauen zerstört.“ Sie geht mit Lena zum Arzt, seit Kurzem auch zur Frühförderung, denn die Kleine will immer noch nicht laufen. Die Mutter, inzwischen 22 Jahre alt, arbeitet mit den Familienhelferinnen zusammen. „Geht ja nicht anders“ sagt sie und zuckt mit den Schultern. „Ich zieh’ das jetzt durch – und hoffe, dass wir irgendwann eine ganz normale Familie sein können.“

Wie schreibe ich einen Businessplan?

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Eine Frozen-Joghurt-Diele, die im Winter warmen Griesbrei verkauft? Ein lässiges Hostel in einer alten Villa mitten in der Stadt, in dem man nicht nur übernachten, sondern auch Sprachkurse belegen und Fahrräder leihen kann? Ein veganer Fastfood-Imbiss, genau wie der, bei dem man damals im Urlaub so gut gegessen hat? Verrückte Ideen für ein eigenes Business spinnt man zuhauf, vor allem dann, wenn man gerade nicht so gern zur Arbeit geht. Oder, noch schlimmer, wenn man gerade keine Arbeit hat. Damit Ideen, die auch am nächsten Morgen noch gut sind, Realität werden, sollte man einen Businessplan aufsetzen.

„Der erste Schritt ist, sich zu überlegen, für wen man einen solchen Plan erstellt“, sagt Frauke Eustermann, die als Bereichsleiterin des Starter Centers bei der IHK in Berlin Existenzgründer berät. Ihr Tipp: „Schreiben Sie den Businessplan zuerst für sich selbst.“ So fällt es leichter, eine Idee zu konkretisieren. „Schwarz auf weiß sehen die Dinge oft ganz anders aus, als wenn man sich das nur grob überlegt hat“, sagt Eustermann.

Andere Adressaten kommen ins Spiel, wenn es darum geht, Startkapital für die Geschäftsgründung zu beschaffen. Auch hier sei es wichtig, den konkreten Empfänger vor Augen zu haben, wenn man einen Businessplan verfasst, rät Eustermann. Eine Bank, ein privater Investor, die User einer Crowdfunding-Plattform – jeder Empfänger ist an unterschiedlichen Schwerpunkten interessiert. Welche das sind, lässt sich am besten herausfinden, wenn man bei der entsprechenden Institution nachfragt. Vorlagen zum Verfassen eines Businessplans bietet die IHK online an.

Grundsätzlich funktioniert der Aufbau eines Businessplans immer nach dem gleichen Muster: Zuerst kommt die Zusammenfassung – und die soll Interesse bei potenziellen Geldgebern wecken. „Auf einer bis anderthalb Seiten legt man dar, worum es geht und was für ein Unternehmen man gründen möchte“, sagt Eustermann. Hier ist auch Platz, um zu erklären, wie der aktuelle Stand der Dinge ist und welche weiteren Schritte man in der Zukunft plant.

In einem zweiten Punkt stellt man sein Team vor, insofern es eines gibt. Im dritten Schritt beschreibt man das Produkt. „Auch hier sollte relativ schnell deutlich werden, was das Produkt, das man verkaufen möchte, ausmacht“, sagt Eustermann. Ist es ganz neu auf dem Markt? Dann sollte man erklären, warum die Welt ausgerechnet darauf gewartet hat. Gibt es bereits Konkurrenz? Dann sollte man beschreiben, warum das Produkt besser ist, als die, die es bereits gibt.

Im vierten Punkt geht es um Marketing und Kundenakquise. Hier sollte man die Zielgruppe, also diejenigen, die das Produkt kaufen sollen, möglichst genau beschreiben. Welchen Markt will man bedienen? Die unmittelbare Nachbarschaft? Das Viertel? Die Stadt? Ganz Deutschland? Die ganze Welt? Welche Fähigkeiten und welches Netzwerk sind dazu notwendig?

Anschließend geht es um die Finanzierung: „Hier stellt man eine Umsatz- und Rentabilitätsvorschau auf“, sagt Eustermann. Will heißen: Die Investitions-, Produktions-, und Werbekosten werden genau aufgelistet und den potenziellen Einnahmen gegenüber gestellt. Am Ende dieser Rechnung sollte ein Gewinn stehen, wenn man mit einer Geschäftsidee Erfolg haben will. Steht am Ende ein Minus, gilt es, die Idee dringend noch mal zu überdenken – oder beim nächsten Bier eine neue auszuhecken. „Wer sich in finanziellen Fragen nicht so gut auskennt, kann bei auf Existenzgründung spezialisierten Steuerberatern oder Unternehmensberatern Rat einholen“, sagt Eustermann. Auch ehrenamtliche Gründerinitiativen gibt es in manchen Städten. Dort ist die Beratung kostenlos.

Zum Schluss sollte man sich überlegen, welche Rechtsform das Unternehmen haben soll: Eine GBR? Oder eine GmbH? Auskunft über die Vor- und Nachteile geben Rechtsanwälte, die sich auf Unternehmensgründungen spezialisiert haben. Auch diese Entscheidung ist sehr wichtig. „Gesellschafterverträge sind wie Eheverträge“, sagt Eustermann. „Man braucht sie vor allem dann, wenn man auseinandergeht“, sei es, weil das Geschäft nicht läuft, oder aber, weil es so gut läuft, dass man es verkaufen will.

Autorin Marlene Halser, 36, hatte schon viele Ideen für ein eigenes Business. An einen Businessplan hat sie sich noch nie gewagt. Kommt aber vielleicht noch - jetzt, wo sie weiß, wie es geht.
Fünf Tipps für den perfekten Businessplan

1. Überlegen, für wen mein Businessplan bestimmt ist: Für mich selbst, um meine Idee zu konkretisieren, für die Bank,für Investoren? Beim Adressaten nachfragen, auf welche Aspekte er Wert legt.

2. Das muss drin sein: Zusammenfassung der Geschäftsidee, Vorstellung der beteiligten Personen, Beschreibung des Produkts, Konkurrenz, Marketing und Kundenakquise bzw. Beschreibung der Zielgruppe, Finanzierung, geplante Rechtsform.

3. Die IHK bietet online Vorlagen an, mit deren Hilfe man einen Businessplan erstellen kann, zum Beispiel unter www.gruendungswerkstatt-berlin-brandenburg.de.

4. Rat einholen, wenn man sich bei den einzelnen Punkten nicht sicher ist.

5. Wenn der Businessplan fertig ist, ein Beratungsgespräch bei der IHK vereinbaren und die Idee dort noch mal durchsprechen.

Fist-Bump vs. Joggen - der Bildervergleich

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Die haben's groß gemacht




Die nehmen's nicht ernst




Die schon




[seitenumbruch]Falsch




Fast richtig




Leider schon drüber




[seitenumbruch]Mit Tieren




Mit Partner




In peinlich



[seitenumbruch]Vorher unbedingt




Nicht übertreiben!




Der muss alleine




Die Timeline zum Frühstück

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Eine Zeitlang hörte ich jeden Morgen beim Frühstück Radio. Dann kaufte ich mir ein Smartphone, und mit den „Informationen am Morgen“ im Deutschlandradio war es vorbei. Um kurz nach sechs scrollte ich die Facebook-Timeline rauf und runter. In der einen Hand den Löffel, in der anderen das Handy: Nachrichten-Seiten, Facebook, Mails. Mein Blick zuckte immer vom Display zurück zur Schüssel und ab und zu auf mein T-Shirt, um nicht zu kleckern.



Verspeist wird hoffentlich nur das Imitat - doch parallel können auf dem Smartphone die Nachrichten und Statusmeldungen gelesen werden

Das gleichzeitige Futtern meines Müslis und der Konsum von Neuigkeiten aus der Nacht lehrten mich das Multi-Tasking. Und doch dachte ich oft, dass ich bestimmt einer der wenigen Irren sei, die sich nicht einfach Zeit nehmen und in Ruhe essen. Ohne Ablenkung. Ohne Smartphone. Einfach nur Nahrungsaufnahme.

Jetzt weiß ich: Eine irrige Annahme, ich bin nicht allein! Eine Studie, die ein großer Energiekonzern in Auftrag gegeben hat, besagt: 70 Prozent der Menschen unter 30 verwenden das Smartphone, wenn sie allein essen. Im Restaurant, im Café oder eben zu Hause. Wahrscheinlich schreiben wir gerade dann besonders viel auf Whatsapp hin und her, wenn wir alleine essen. (Die Studie sagt dazu leider nichts genaueres.)

Das Chatten und Nachrichten-Checken während des Essens ist mittlerweile für mich zur Angewohnheit geworden. Zuerst die Newsletter checken, dann persönliche Mails. Anschließend auf die Facebook-Nachrichten antworten und sehen, was gepostet wurde, während ich schlief. Zu guter Letzt noch ein Blick aufs Wetter – und dann ist die Müslischüssel in der Regel auch schon leer.

Wie ist das bei dir? Fällt es dir schwer, die Suppe zu löffeln, wenn du parallel das Handy hältst? Welche Apps benutzt du, während du isst? Oder findest du, Handy bei Tisch - das geht gar nicht?

Nacht des Schreckens

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Die Einschläge kommen näher. In der Nacht zum Dienstag bombardierte Israels Luftwaffe das Wohnhaus des Hamas-Anführers Ismail Hanija im Gazastreifen. Der Islamisten-Sender al-Aksa konnte gerade noch vermelden, dass das Gebäude leer gewesen und folglich niemand verletzt worden sei, da schlugen auch dort die Geschosse ein. Die Nacht des Schreckens, in der sich die Palästinenser dem wohl schlimmsten Beschuss seit Kriegsbeginn ausgesetzt sahen, war damit aber längst noch nicht zu Ende.



Israel bomardiert weiter den Gaza-Streifen: Angriff am heutigen Tag, bei dem 43 Menschen ums Leben gekommen sind

Auch Regierungsgebäude wurden getroffen. Doch so gewaltig der Druck auch anschwillt – die Hamas zeigt keinerlei Anzeichen des Einlenkens. Der Staub hatte sich noch nicht gelegt über seinem zertrümmerten Eigenheim, da meldete sich Hanija aus dem Untergrund: Die Israelis könnten vielleicht steinerne Gebäude zerstören, sagte er, „aber sie werden nicht unsere Entschlossenheit brechen“.

Gewiss gehören solche Durchhalteparolen zum Kriegsgeschäft. Doch die Hartleibigkeit der Hamas in dieser Konfrontation scheint auch die Strategen in Israel zu erstaunen. An diesem Mittwoch ist ein trauriger Rekord zu verzeichnen: Der Krieg währt nun schon länger als die Vorgängerkonflikte aus den Jahren 2012 (acht Tage) und 2008/09 (23 Tage). Und weitgehend ungerührt lässt die Hamas dabei nicht nur immer neue Angriffswellen über sich ergehen, sondern sie tut auch alles dafür, dass dieser Krieg kein Ende findet. Fast jeder Waffenstillstand wird aus dem Gazastreifen heraus gebrochen, und als Israels Militär zu Wochenbeginn ankündigte, man werde bis auf Weiteres nur noch auf Beschuss reagieren, da folgte als Antwort prompt eine Raketensalve.

Die Taktik der Hamas kennt offenbar keine Kompromisse: Es geht um alles oder nichts. Niemals werde es einen Waffenstillstand geben ohne eine Aufhebung der Blockade des Gazastreifens durch Israel, sagen die Anführer. Die Frage ist nun, ob dies nur Propaganda ist oder ein Pokerspiel – oder ob die Hamas tatsächlich bereit ist, bis zum eigenen Untergang zu kämpfen.

In den vorherigen Kriegen hat sie sich am Schluss mit weit weniger zufrieden gegeben als jetzt. Im Januar 2009 beendete Israel die blutigen Kämpfe nach Gutsherrenart mit einer einseitigen Waffenruhe. Der Hamas blieb nicht viel mehr als die Bilanzierung der Schäden und die möglichst schnelle Wiederbewaffnung. Im November 2012 dagegen gab es nach dem Ende der Kämpfe in Gaza-Stadt eine bizarre Siegesparade auf den Trümmern, bei der die heldenhaften Anführer aus einer Fajr-5-Raketenattrappe kletterten. Gefeiert wurde auf diese Art, dass erstmals die eigenen Waffen den Feind bis hinauf nach Tel Aviv in Schrecken versetzt hatten.

Doch unter dem Strich war im Waffenstillstandsabkommen nicht viel mehr gewonnen worden als eine Ausweitung der Fischereizone und der Zugang für ein paar palästinensische Bauern zu ihren Feldern im Grenzgebiet. Wenn es die Hamas darauf anlegen würde, dann hätte es auch in diesem Krieg ein paar mehr oder weniger Gelegenheiten gegeben, sich dem Volk als Sieger zu präsentieren. Schließlich haben die Raketen zur allgemeinen Überraschung Langstreckenrekorde bis fast nach Haifa hingelegt, und der Erfolg des israelischen Abwehrsystems Iron Dome stand mit einem Schlag in Frage, als plötzlich der Ben-Gurion-Airport von internationalen Airlines nicht mehr angeflogen wurde. Überdies schafften es immer wieder einzelne Terror-Trupps durch Tunnel auf die israelische Seite. In der Nacht zum Dienstag wurden dabei wieder fünf Soldaten getötet. Mit 53 Gefallenen sind Israels Verluste bereits jetzt um ein Vielfaches höher als in den beiden vorigen Kriegen zusammen.

Doch all das hat bislang nicht dazu geführt, dass die Hamas eine vielleicht letzte Ausfahrt vor dem Abgrund nimmt. Denn ihre Anführer wissen, dass in diesem Sommer die Nachkriegsbedingungen für sie ganz andere sein werden als 2009 und 2012. Erstens ist von Ägypten keine Unterstützung mehr zu erwarten, zweitens sind die Schmuggelrouten für den Waffennachschub versperrt, drittens wird sich die Bevölkerung im Gazastreifen nach dieser extremen Leidenszeit nur dann noch einmal hinter der Hamas scharen, wenn sie konkrete Aussichten auf eine Verbesserung der Lebensbedingungen bieten kann. Die Hamas muss also nicht nur ans eigene Überleben im Krieg denken, sondern auch ans Überleben in der Zeit danach – und dazu braucht sie zwingend eine Aufhebung oder zumindest spürbare Lockerung der Blockade.

Immerhin wird diese letzte Hoffnung auch von außen genährt: Vom UN-Generalsekretär über den amerikanischen bis zum deutschen Außenminister betonen alle, dass die 1,8 Millionen Bewohner des Küstenstreifens nach dem Krieg dringend Luft zum Atmen brauchen, also eine Öffnung der Grenzen. Selbst Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sprach am Sonntag in TV-Interviews mit amerikanischen Sendern von der Notwendigkeit „wirtschaftlicher und sozialer Erleichterungen“ in Gaza. Aber unisono nennen sie dafür auch den gleichen Preis: eine Demilitarisierung des Küstenstreifens. Und eine Zustimmung dafür vonseiten der Hamas ist kaum vorstellbar. Schließlich ist die 1987 gegründete Organisation per eigener Definition eine Widerstandsgruppe. Zwar ist sie auch eine politische Partei, die 2006 die palästinensischen Wahlen gewonnen hat. Obendrein zeigt sie sich als frommer Wohltätigkeitsverein. Aber ihr Sinn und Zweck liegt im Kampf gegen die israelischen Besatzer, und dazu braucht man Waffen.

Andererseits ist die Hamas längst nicht mehr jener monolithische Block aus früheren Zeiten. Drei Machtzentren sind entstanden, die bisweilen verschiedene Interessen verfolgen. Auf der politischen Ebene konkurrieren miteinander die Exil-Führung unter dem in Katar residierenden Khaled Meschal und die Gaza-Regierung von Ismail Hanija. Daneben stehen die von Mohammed Deif kommandierten Kämpfer der Kassam-Brigaden.

In den Zeiten des Kampfes haben die Milizen das Ruder übernommen. Wenn sich der politische Flügel am Ende dieses Krieges also auf eine Demilitarisierung einlassen würde, um damit wenigstens das eigene Überleben zu sichern, dann droht der Konflikt mit den Kämpfern. Dies scheint der Grund zu sein, dass die Hamas nicht herausfindet aus diesem Krieg, den sie niemals gewinnen kann.

Das Glück in den Genen

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Das Glück der Dänen ist schon fast unheimlich. Immer wieder landet das kleine Volk in den Zufriedenheits-Ranglisten ganz oben. Die Europäische Kommission fragt seit Mitte der Siebzigerjahre in ihrem Eurobarometer gelegentlich danach, wie glücklich die Europäer sind. Immer weit vorne: die Dänen. Dem Satz „Ich bin persönlich glücklich mit meinem Leben“ stimmten 96 Prozent der Dänen zu; gefragt hatte 2011 die Hamburger Stiftung für Zukunftsfragen in 13 Ländern, nirgendwo sonst war die Quote so hoch. Als die Vereinten Nationen 2012 ihren ersten „World Happiness Report“ veröffentlichten, verortete dieser die unglücklichsten Menschen in Afrika, die glücklichsten in Nordeuropa – und die allerglücklichsten in Dänemark. Die zweite Auflage 2013 kam zum selben Ergebnis.



Königin im Land der Glücklichen: Die dänische Königin Margrethe - hier mit Prinz Consort Henrik bei ihrem 40. Thronjubiläum

Was macht die Dänen nur so glücklich? Die Erklärungsversuche sind vielfältig: Wohlstand, ein fürsorglicher Sozialstaat, Toleranz gegenüber sich selbst und anderen. Zwei Wissenschaftler der britischen Universität Warwick fügen den Mutmaßungen nun eine Theorie hinzu: Gute Gene. Ist das Glück am Ende angeboren?
„Es gibt viel Literatur zu den Faktoren für Glück, aber selbst wenn man diese alle berücksichtigt, fehlt am Ende immer noch etwas, eine letzte Erklärung“, erläutert der Ökonom Eugenio Proto, warum er den Zusammenhang zwischen dänischen Genen und dänischem Glück nachgeht. Er und sein Mitautor Andrew Oswald haben dafür 143 Länder untersucht. Weil es nicht genug Daten über das Erbgut einzelner Völkern gibt, haben sie sich deren „genetischen Abstand“, also die Unterschiede zu den Dänen angeschaut. Ihr Ergebnis: Länder, in denen große Unzufriedenheit herrscht, haben einen großen genetischen Abstand zu Dänemark. Andersherum: Je glücklicher eine Nation, desto ähnlicher ist ihr Erbgut dem dänischen. Andere Ähnlichkeiten haben die Autoren herausgerechnet, etwa geografische Nähe, ähnliche Kultur, vergleichbare Sozialsysteme. Es ist eine statistische Untersuchung und keine, die einzelne Gene betrachtet. Einen Schlüssel zur DNA des Glücks liefert sie nicht.

Nur ein Gen haben sich die Autoren genau angesehen: das Serotonin-Transporter-Gen 5-HTTLPR. Dieses gibt es in zwei Ausprägungen, mit kurzem und mit langem Allel. Es existieren Theorien, wonach Träger der kurzen Ausprägung anfälliger für Depressionen sind. Für 30 Länder haben die Autoren den Test gemacht. Ergebnis: In Ländern, die sich in den Umfragen als unzufrieden beschreiben, leben mehr Menschen mit der kurzen Ausprägung des Gens. In Dänemark dagegen trägt der kleinste Anteil jenes mit kurzem Allel.
Wenn die These mit den Glücksgenen stimmt, müsste der Wohnort eine kleinere Rolle spielen als die Herkunft. Haben also US-Amerikaner, deren Vorfahren aus Italien eingewandert sind, ein ähnliches Glücksempfinden, wie es in Italien gemessen wird? Die Statistik gibt laut Proto und Oswald Hinweise darauf, dass es so ist. Dennoch weisen die Autoren darauf hin, man solle die Ergebnisse ihrer Studie mit Vorsicht behandeln. Liegt also das Glück wirklich in den Genen? „Wir sind nicht hundertprozentig sicher, dass ein Zusammenhang besteht“, sagt Proto.

Die Europäische Kommission übrigens hat die Einwohner der EU-Länder 2008 gefragt, wovon ihr Glück abhängt. In allen Ländern wählte die Mehrheit Gesundheit als wichtigstes Kriterium. Nur den Dänen war etwas anderes wichtiger für ihr Glück: die Liebe.


Die Stadt der Todesmutigen

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Es gibt da dieses Bild, das heraus sticht aus den anderen. Statt Tod und Verwüstung sind lachende junge Menschen zu sehen, Männer und Frauen, die irgendwie verliebt wirken. Manche haben sich bewaffnet, tragen weiß-rote Armbinden, und ihre Wangen lässt die nachträgliche Kolorierung der alten Fotos noch ein wenig rosiger erscheinen, als sie es im richtigen Leben waren. Es wirkt fast poppig, dieses Bild. „Die Bewohner der Stadt reagierten enthusiastisch“, steht drunter. „Sie errichteten Barrikaden, halfen bei der Versorgung der Soldaten und pflegten die Verwundeten.“



Besucher gehen am 29.07.2014 in den Ruinen der geheimen Staatspolizei (GESTAPO) in Berlin durch die Ausstellung 'Der Warschauer Aufstand 1944'.

War er wirklich so, der Warschauer Aufstand von 1944? Gab es das, unschuldiges Heldentum in der Katastrophe?

Dienstag auf dem Gelände der Topographie des Terrors in Berlin, diesem mit Bahnschotter bedeckten Gelände, auf dem einst die Henker des Nationalsozialismus ihr bürokratisches Tagewerk verrichteten. Hier, in der ehemaligen Prinz-Albrecht-Straße, wo bis 1945 das Hauptquartier der Gestapo, des Sicherheitsdienstes der SS und das Reichssicherheitshauptamt lagen, wird zwischen abgebrochenen Kellermauern eine Ausstellung zum Warschauer Aufstand von 1944 eröffnet.

Bundespräsident Joachim Gauck ist gekommen und der polnische Präsident Bronislaw Komorowski. Er ist ein Verwandter von Tadeusz „Bor“ Komorowski, der 1944 den verzweifelten Aufstadt Warschaus gegen die deutschen Besatzer anführte. Begleitet werden die beiden von einer Schar älterer Damen mit Armbinden und Männern mit Orden am Revers. Es sind Veteranen der polnischen Untergrundarmee, sie wollen dabei sein an diesem Tag, an dem eine Tragödie an den Ort zurückkehrt, an dem sie vor 70 Jahren ersonnen wurde.

„Es war dies eine der blutigsten Schlachten in der Geschichte Polens und einer der heroischsten Aufstände“, sagt der polnische Präsident zur Eröffnung der Ausstellung, und da ist es das erste Mal, dieses sonderbare Wort: „heroisch.“ Es wird den Besuchern öfters begegnen.

Was Heldenmut war und was eher ein Selbstmordkommando, wird hier aber gar nicht thematisiert. Die Ausstellung, die vom Museum des Warschauer Aufstands in Polen konzipiert ist, einem Haus mit durchaus nationaler Ausrichtung, will dem internationalen Publikum eine Geschichte erzählen, die für Polen identitätsstiftend ist, auch den Mythos der polnischen Heldennation nährt, in Deutschland aber vielen nur vage bekannt ist.

Der Warschauer Aufstand von 1944 wird gern mit dem Aufstand im Warschauer Ghetto 1943 verwechselt. Wie viele Menschenleben diese Revolte kostete, steht selten in deutschen Schulbüchern und war bis 1989 auch im kommunistischen Polen ein schwieriges Thema. Schließlich spielte neben den deutschen Besatzern Polens im Zweiten Weltkrieg auch die Rote Armee eine tragende Rolle. Sie stand 1944 vor Warschau. Und sie sah zu, wie die Stadt vergeblich versuchte, sich von den Deutschen zu befreien – und auch aus der Umklammerung zweier totalitärer Großmächte.

Am 1. August 1944, nach der Landung der US-Truppen in der Normandie und nach fünf Kriegsjahren, in denen Polen gedemütigt, ausgeplündert und zum Ort der Judenvernichtung gemacht wurde, schien der Zeitpunkt zum Aufstand günstig zu sein. „Polen wollte sich und der Welt demonstrieren, dass es imstande war, sich aus eigener Initiative von der deutschen Besatzungsmacht zu befreien“, sagte Joachim Gauck bei der Eröffnung. Nach 63 Tagen „voller Hoffnung und Bitterkeit, aber vor allem voller Tapferkeit und Aufopferung“ sei schließlich nur eines geblieben: Kapitulation.

Worte voll Pathos sind das für einen Kampf, der die Bevölkerung unfassbar teuer zu stehen kam. Im Warschauer Aufstand rannte die polnische Untergrundarmee mit Granaten und Benzinflaschen gegen die schwer bewaffnete SS an. Geschätzte 150000 Zivilisten kamen ums Leben und 18000 Soldaten. Die Deutschen erschossen Familien in Kellern, töteten Verwundete, sprengten Kirchen und Archive, vernichteten 80 Prozent der Häuser und Kulturgut jeder Art, um Polen intellektuell auszulöschen. „Jeder Bewohner ist zu töten. Es ist verboten, Gefangene zu machen“, befahl Heinrich Himmler. „Warschau soll dem Erdboden gleich gemacht werden.“

Es hätte dieser Ausstellung nicht geschadet, wenn sie neben dem offensichtlichen Unrecht auch das weniger offensichtliche thematisiert hätte. Das schwierige Verhältnis der Warschauer zu den Juden, denen die Untergrundorganisation Zegota zwar half, für die sich in der Bevölkerung aber kaum eine Hand rührte. Wichtiger noch wäre die Frage gewesen, die in Polen längst laut wurde: Hatte dieser Aufstand überhaupt Sinn? Junge Leute, von nationaler Euphorie angesteckt, wurden da in eine aussichtslose Schlacht geschickt. Und hinterher? Hat man ihnen die Wangen auf den Gedenkfotos koloriert.

Der Warschauer Aufstand ist Pop in Polen, er wird von Rappern besungen und in Comics gefeiert. Die Gewerkschaft Solidarnosz identifizierte sich mit dem Freiheitskampf von 1944, und für Polens konservative Elite ist er heute ein Instrument nationaler Selbstvergewisserung. „Durch die tragischen Verluste wurde meine Generation bereichert“, sagte der polnische Präsident in Berlin. Er meinte den Mut zum Aufstehen. Polens Kampf um Selbstbestimmung habe auch die Ostdeutschen angesteckt, sagte Gauck. Und „dass es eine Tugend ist, in einer solch existenziellen Lage selbst dann zu streiten und zu kämpfen, wenn der Erfolg höchst ungewiss ist“.

Am Ende der Ausstellung läuft ein Film, es ist ein computeranimierter Rundflug über Warschau im Jahr 1945. Man sieht Schutt, so weit das Auge reicht. Schwer vorstellbar, wie daraus wieder eine Stadt werden konnte.

Tagesblog - 30. Juli 2014

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18:11 Uhr: People, ich geh heim! War wieder sehr schön mit euch.
Morgen am Tagesblog-Schalthebel: Chris Helten. Auf zum nächsten Herzchenrekord!
Tschüß!
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17:25 Uhr:
Hier kommt der letzte Text des Tages:
Am Montag hat der türkische Vize-Premierminister und Regierungssprecher Bülent Arinç in einer Rede gesagt, dass Frauen öffentlich nicht laut lachen sollen. Das sei unsittlich. Viele türkische Frauen sehen das anders - und zeigen das mit einer Foto-Welle im Internet. Das ist schöner Protest und man möchte sofort mitlachen.
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17:00 Uhr:
Ich bin ja echt kein Fan von gifs, aber in einer online-Redaktion kriegt man immer gesagt, wie wichtig (und witzig) die sind. Darum bin ich grade froh, dass ich meine liebsten, animierten Emoticons als gifs gefunden habe: die Skype-Smileys. Skype-Smileys sind die besten Smileys, weil die Skype-Smiley-Erfinder einen Sinn für Niedlichkeit zu haben scheinen! Wenn ich über Skype chatte und der andere schickt ein Emoticon, dann seh ich ihn vor mir, wie er genau so macht:
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Oder so:
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Oder so:
[plugin imagelink link="http://emoticoner.com/files/emoticons/skype_smileys/blush-skype-smiley.gif?1301953191" imagesrc="http://emoticoner.com/files/emoticons/skype_smileys/blush-skype-smiley.gif?1301953191"]
Oder gar so:
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Ich bombadiere euch jetzt damit!

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16:35 Uhr:
Wer schon mal jemanden in der Psychiatrie besucht hat, weiß: Da ist es nicht schön. Aber manchmal muss jemand eben hin und dableiben. Oder nicht? jetzt-Userin ein_oxymoron hat über einen "Besuch in der Klapse" geschrieben und reißt dabei auch die Frage an: Ist Psychiatrie sinnvoll oder einfach nur Gefängnis?

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16:04 Uhr:
Grade war der Chef des Internets da, which is, wie wir alle wissen: Dirk von Gehlen. Und der sagte: "Nadja, du musst dringend noch das Video mit dem weinenden Mädchen posten, das das Prinzip Vergänglichkeit kennenlernt." Mach ich! Und achtet bitte auf das Baby. Wie es freundlich lächelt.
http://www.youtube.com/watch?v=84DLT4yRcy4
Dirk sagte übrigens auch: Ich sei gar nicht Hass-Beauftragte, ich sei Verständnis-Tante. Öh!

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15:38 Uhr:
In den Kommentaren wird schon seit Stunden über den Gaza-Krieg diskutiert. Und ich habe gerade was gelesen, was ein bisschen, entfernt, dazu passt - wie fast immer, wenn ich hier externe Texte empfehle, beim "Atlantic" (ich hab keinen Vertrag mit denen, ich les da nur alles so gern). Es geht um Antikriegs-Kunst, in Form von Romanen, Erzählungen und Comics, und wie schwer es ist, den Krieg darin nicht doch irgendwie ästhetisch und die Protagonisten als Helden darzustellen. Die Lösung ist vielleicht, schreibt der Autor, auf die Geschichte zu verzichten. Nichts zu erzählen. Funktioniert das?

Er bringt ein paar Beispiel, von denen mir dieses hier am besten gefällt: Das Gedicht "War" von Frances Edward Ledwidge stellt den Krieg geheimnisvoll, irgendwie gut und cool dar; der Zeichner Sammy Harkham hat es illustriert und zwar nicht mit Bildern, die nacherzählen, was das Gedicht uns erzählt, sondern mit einem Hund, der allein durchs Land streift. Und eine Leiche findet. Das ist profan und darum poetisch und toll. Finde ich.
[plugin imagelink link="http://cdn.theatlantic.com/newsroom/img/posts/2014/07/ATDD_excerpts2_2/11a62f2db.jpg" imagesrc="http://cdn.theatlantic.com/newsroom/img/posts/2014/07/ATDD_excerpts2_2/11a62f2db.jpg"] (Sammy Harkham, via The Atlantic)

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15:23 Uhr:
+++jetzt.de-Homestory+++
Ziemlich leer heute in unserem Redaktionszimmer (Lotti, Jakob, ich) und ziemlich dunkel, weil draußen Herbst ist. Charlotte bekämpft die Dunkelheit mit ihrer Schreibtischlampe und nutzt sie außerdem für ein Verhör:


Bad Cop Haunhorst
+++jetzt.de-Homestory vorbei+++

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14:45 Uhr:
Jakob wünscht sich für Funny von Dannens Album (s.u.) einen Untertitel: "Geile Welt - Geht auf jede Kuhhaut".

Aber darum soll es jetzt gar nicht gehen, sondern um: die neue Folge Herzensbrecher! Charlotte, selbst jahrelang geübte große Schwester, schreibt herzerweichend schön über pubertären Oberlippenflaum, herzerweichend illustriert von Daniela Rudolf.




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14:10 Uhr:
Gehe als Hass-Beauftragte nachher schnell noch zu Alnatura, weil da gibt's:
[plugin imagelink link="https://pbs.twimg.com/media/BtOoVuDIEAEehtW.jpg" imagesrc="https://pbs.twimg.com/media/BtOoVuDIEAEehtW.jpg"]
(@xbg, via Schlecky Silberstein)

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13:34 Uhr:
Die jetzt-Redaktion liebt Bots, seitdem wir uns mal einen Tag lang mit ihnen unterhalten (und diese Unterhaltung bei unserer Lesung mit verteilten Rollen vorgelesen) haben. Die heute ganz offiziell zur Linkkönigin gekürte JosepineKilgannon hat uns darum eine große Freude gemacht, als sie eben den Link zu hitchBOT postete: Ein Roboter, der diesen Sommer quer durch Kanda trampt. Auf seiner Facebook-Seite gibt es schon erste Reise-Fotos.

Wär jetzt gern Roboter. Würd ich das auch machen.

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13:23 Uhr:
Ooooh, tooooll. ich freeeeu mich: Im Herbst erscheint ein neues Funny van Dannen-Albuuum! Es wird "Geile Welt" heißen und außerdem ein schrecklich lustig-tolles Cover haben:
[plugin imagelink link="http://www.kkt.berlin/uploads/tx_alartistdatabase/FUNNY_VAN_DANNEN___Geile_Welt-Cover.jpg" imagesrc="http://www.kkt.berlin/uploads/tx_alartistdatabase/FUNNY_VAN_DANNEN___Geile_Welt-Cover.jpg"]
Hihi.
Und jetzt alle mitsingen (oder anhören, geht auch):
http://www.youtube.com/watch?v=bGMxksrkOuU

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13:09 Uhr:
Charlotte kann das übrigens viel besser, das mit dem Malen bei "Silk". Sie hat ein Schweinchen gemalt. So süß.


Oink!

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12:18 Uhr:
Essen jetzt!

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12:07 Uhr:
Manchmal kommen Themen zu einem zurück und aktualisieren sich. So auch heute.

Die Älteren unter euch werden sich erinnern: Vergangenes Jahr hat Chris für uns aufgeschrieben, was eine Diskussion über Männer in Anzügen mit dem NSA-Skandal zu tun hat. Kurz zusammengefasst: Eine Abgeordnete der Piraten hatte getwittert, Männer im Anzug seien ihr "zumeist suspekt" und "Symbol des kapitalistischen Systems". Daraufhin gab es unter dem Hashtag #anzuggate Protest. Der Autor Michael Bukoswski schrieb dann einen Blogbeitragüber die Anti-NSA-Demo "Freiheit statt Angst", die kurz zuvor stattgefunden hatte, mit weniger Zulauf als erhofft - und darüber, dass genau so eine Einstellung wie die der Anti-Anzug-Menschen und das Auftreten vieler Demonstranten verhindere, dass mehr Menschen zu solchen Demos kommen. Bukowskis Plan: Zur nächsten "Freiheit statt Angst"-Demo den Anzug aus dem Schrank holen. Damit auch Beamte und Azubis und Omas sich identifizieren können mit denen, die da mitlaufen, und sehen: Es geht uns alle an.

Langer Rede kurzer Sinn: Jetzt ist es soweit! Am 30. August steht die nächste "Freiheit statt Angst"-Demo an - und Michael Bukowski und der "Akkurate Widerstand" werden daran teilnehmen. In Anzug, Rock und Bluse. Denn: "Wir wollen sichtbar machen, dass nicht ein paar Internet-Freaks um ihren digitalen Spielplatz kämpfen, sondern dass unsere elementaren Bürgerrechte abgeschafft werden."

[plugin imagelink link="http://michaelbukowski.de/files/2014/07/PastedGraphic-1-300x260.png" imagesrc="http://michaelbukowski.de/files/2014/07/PastedGraphic-1-300x260.png"]

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11:42 Uhr:
Und weil coolfire auch noch den Link zur beruhigenden Krakel-Seite "Silk" gepostet hat, habe ich euch da ein(e Art) Herzchen gemalt, guckt:




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11:34 Uhr:
Konferenz vorbei, erste Tagesaufgaben erledigt. Das wird ein schöner jetzt.de-Tag, freut euch drauf. Und danke an coolfire für schöne Links gegen Lärmstress - ich höre jetzt soundrown (am besten gefällt mir die Option "Coffee shop"). Bis gleich!

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10:03 Uhr:
jbo007 wurde heute Morgen vom Kieselstaubsauger auf dem Nachbardach gestört ich vom Presslufthammer auf der Straße geweckt - für uns und alle anderen müden Menschen darum schnell vor der Konferenz noch ein neuer Text mit Ruhe und Schlaf drin: Steffi und Lisa, die gerade durch Deutschland reisen und an den verschiedensten Orten schlafen, haben eine Nacht im Kloster verbracht. Dort wurde viel geschwiegen, es gab aber auch eine laute Nonne.


Schwester Beatrix sagt, man kennt sie aus dem Fernsehen. Anyone?

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09:39 Uhr:
Ihr schlaft wohl noch, mh? Damit ihr gut in den Tag findet, hier ein kleiner Nachrichtenüberblick:

- Im Gaza-Streifen wurde eine UN-Schule von Panzergranaten getroffen. Mehr dazu und zur aktuellen Lage im Israel-Gaza-Konflikt bei den Kollegen von sueddeutsche.de.

Sie berichten unter anderem auch über:

- Syrien, wo Assads Truppen jetzt gegen die IS-Rebellen vorgehen und die moderaten Kräfte im Krieg immer mehr schwinden.

- Den Versuch, deutsche Nachwuchswissenschaftler, die ins Ausland gegangen sind, nach Deutschland zurückzuholen - mit dem Angebot, dass sie sich die Uni aussuchen dürfen.

- Das letzte Besatzungsmitglied des Hiroshima-Bombers: Theodore Van Kirk ist im Alter von 93 Jahren gestorben.

Und auf "Phänomeme" steht die schöne Geschichte des 15-jährigen Shawn Mendes, der es mit seiner EP in 37 Sekunden auf Platz 1 der iTunes-Charts schaffte. Wie? Ich nenne es mal "mit viraler Schläue".

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09:15 Uhr:
Guten Morgen jetzt.de, guten Morgen Welt! Gehen Sie bitte weiter hier gibt es (noch) nichts zu sehen (aber gleich dann!).

Wohin denn gehen, fragen Sie? Hier entlang, zum Ticker, da ist schon ein bisschen was los. Frage: Mehr als die Hälfte aller Menschen unter 30 nutzen das Smartphone beim Essen - Du, äh, Sie auch?

Über Nacht... im Wellness-Kloster

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Wer hier zum Übernachten vorbeikommt, hat oft große Sorgen. Aber das wissen wir noch nicht, als wir auf das dominikanische Frauenkloster Arenberg zulaufen. Wir flüstern.  
Lisa: „Sieht aus wie ein Enid-Blyton-Mädcheninternat, auf das auch Hanni und Nanni gehen könnten.“  
Steffi: „Stimmt. Aber warum flüstern wir eigentlich?“  

[plugin bildergalerie Bild5="Die traurigsten Gedanken findet man im Versöhungsbuch der Kapelle" Bild2="Schwester Beatrix vor dem Kloster" Bild3="Selbstfindungs-Selbstversuch: Lisa im Raum der Stille" Bild4="Blick vom Dach des Klosters auf Koblenz"]

Unser Übernachtungsort wurde wie immer von den Lesern bestimmt. Claudia hat uns per Twitter ins Kloster in Koblenz geschickt. Wir mochten die Idee, weil es wohl der letzte Ort wäre, an dem wir freiwillig übernachten würden. Wir fühlen uns unheilig. Wie verhält man sich in einem Kloster? 
Welche Geheimnisse birgt die Klosternacht?  

Das hier ist kein gewöhnliches Kloster. Es wirbt auf seiner Internetseite neumodisch mit einem „Time-Out“ für Besucher. Es gibt eine Sauna, eine Paartherapeutin und einen Raum der Stille. Klingt nach einer Mischung aus Gott und Wellness. Einer teuren Mischung: Etwa 100 Euro kostet die Nacht pro Person. In der Vitrine am Eingang begrüßt uns das Buch „Erleuchtung in der Kaffeetasse“. Ist das hier ein Ort für Esoteriker und Superchristen oder werden wir uns wohl fühlen?  

Schwester Beatrix kommt auf uns zu. Sie gehört zur Hausleitung. Großes Lachen, weißes Nonnengewand, Rosenkranz auf Hüfthöhe. Sie erzählt uns, dass wir sie eigentlich kennen müssten. Aus dem Fernsehen. Sie sei bekannt als die Fußballnonne, die zum WM-Finale Freibier für alle ausgeschenkt hat und mit einem schwarz-rot-goldenen Fanschal für einen ZDF-Reporter kluge Tipps an Jogi Löw gegeben hat. 

Schwester Beatrix ist das Gegenteil von leise. Trotzdem empfiehlt sie uns, hier zur Ruhe zu kommen. Wir gehen zur Meditation, wo wir auf die Nacht eingestimmt werden sollen.  

Eine halbe Stunde stillhalten, schweigen und bestenfalls nichts denken. Wir versuchen es. Aber wir sind die Unruhigsten im Raum. Vielleicht bessert sich das beim stillen Abendessen (Zucchinisalat, Pellkartoffeln, Wackelpudding). Im Essenssaal gibt es einen Bereich für Gäste, die keinen Bock auf Reden haben. Wir setzen uns zu ihnen. Unsere Sitznachbarin begrüßt uns mit den Augen, das Paar am Nachbartisch kommuniziert, indem es mit den Fingern Wörter auf die Tischdecke malt. Schwester Beatrix erzählt uns danach, warum die Menschen hierherkommen. Trauer, Beziehungsnöte, Mobbing, gestresstes Managerleben. Hier können sie sich zurückziehen. Wer auch außerhalb des Essens den Mund halten will, kriegt einen „Schweigebutton“. Der signalisiert den anderen Gästen: „Sprich mich nicht an!“. Wir gewöhnen uns langsam an die Ruhe.  

Warum ist es so wichtig, dass es hier still ist? „Damit der Mensch nach innen schauen kann. Wir kennen nämlich nur das Laute“, sagt Schwester Beatrix. Deshalb sei es auch wichtig, über Nacht zu bleiben. Abends vorm Schlafengehen soll man noch einmal den Tag durchgehen und seine Sorgen ablegen.  

Christian Wulff war auch schon hier. Von ihm hängt ein Foto am Kaninchenstall.


Sie empfiehlt uns, auf die Dachterrasse und in den Klosterkeller zu gehen. Zwecks Sonnenuntergang, beziehungsweise Alkohol. Oben sitzen die Frauen, unten die Männer. Wobei unter den Klostergästen viel mehr Frauen sind. Vielleicht weil es von Nonnen geleitet wird. 

Sind die eigentlich alle gläubig? Schwester Beatrix sagt, das sei egal. „Wer kommt, ist da. Ob katholisch, ob homo, verheiratet oder nicht. Wir fragen da nicht nach.“ In einer Zeit, in der die katholische Kirche mit Imageproblemen, Missbrauchsskandalen und Kirchenaustritten kämpft, strömen hier die Ich-Suchendenden vorbei. 99 Betten gibt es, fast 90 sind an diesem Wochenende belegt. Die Leute, die herkommen sind zwischen 20 und 100 Jahre alt. Christian Wulff war auch schon hier. Am Kaninchenstall hängt ein Foto von ihm.  

Als das Kloster vor mehr als zehn Jahren umgebaut wurde und der Wellness-Bereich dazukam, haben sich einige Nonnen gefragt, ob das in Ordnung ist: „Werden wir jetzt eine Spaßgesellschaft?“ Schwester Beatrix sagt, damals wurde entschieden, dass man hier nicht den eigenen Untergang verwalten will, sondern was Neues ausprobieren möchte. Alles etwas ungewöhnlich für die katholische Kirche. Gehen die Nonnen eigentlich auch in die Sauna? Nackt? Ja, aber erst wenn die Gäste im Bett sind.  

Wir besuchen unsere letzte Station vor dem Schlafengehen: Die Kapelle auf dem Dach aus Beton und Glasbausteinen. Sie hat die ganze Nacht geöffnet. Wir finden das Versöhnungsbuch, in das Menschen ihre traurigsten Gedanken kritzeln.  

Unten, im Zimmer, ist das Kloster wieder eher Hotel. Nur mit Kreuz über dem Bett und frommen Spruch auf dem Kopfkissen. Für Schwester Beatrix ist die Nacht normalerweise um 5:15 Uhr vorbei. Morgengebet. Diese Nacht bleibt sie liegen, dienstags darf sie ausschlafen.  

Als wir das Kloster verlassen, fragt uns ein Mann „Na, im Kloster abgechillt?“ „Wir haben da gearbeitet,“ sagen wir. „Seid ihr die neuen Nonnen?“  

Die Nacht war überraschend okay. Aber so weit wird es nicht kommen.

Wo und was sollen die Crowdspondent-Reporterinnen in den nächsten Wochen recherchieren? An welchen ungewöhnlichen Orten könnten und sollten sie dabei übernachten? Schickt sie schlafen! Hier in den Kommentaren oder per jetzt-Botschaft, oder per Facebook, Twitter oder crowdspondent.de.

Was mir das Herz bricht: Pubertärer Oberlippenflaum

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Das Süßeste an Babys ist der Flaum: Ein paar Monate nach der Geburt, wenn sie nicht mehr ganz froschig aussehen, bedecken diese kleinen, zarten Härchen ihren Kopf und manchmal auch den Nacken. An Babyflaum möchte man am liebsten die ganze Zeit riechen und manchmal auch ganz vorsichtig reinpusten. Denn dann muss das Baby zahnlos lachen und alle beide – Pustender und Baby – sind sich einig: Der Flaum steht auf der Liste der besten Dinge der Welt sehr weit oben.   

Nun bleiben Babys naturgemäß nicht klein. Sie wachsen, lernen laufen, bekommen eine Schultüte in die Hand gedrückt und irgendwann wünschen sie sich eine Plasmaglotze, wie Paul aus der 7b sie auch von seinen Eltern bekommen hat. Und eines Morgens am Frühstückstisch, der pubertäre kleine Bruder hat sich gerade das dritte Schokocroissant mit Nutella beschichtet und man will ihm sagen "Du hast da was hängen", bemerkt man: Das da über der Oberlippe – das ist kein Nutella! Das ist die Rückkehr des Flaums! Nur, dass er jetzt nicht mehr oben auf dem Kopf wächst und auch nicht mehr auf der Liste der weltbesten Dinge steht. Stattdessen bricht er einem das Herz.  

Denn der Oberlippenflaum ist ein untrüglicher Beweis dafür, dass die nächsten Jahre beschissen werden – sein Träger von diesem Schicksal allerdings noch nichts ahnt. Es ist wie bei einer Geschichte mit einem allwissenden Erzähler, der über den Protagonisten sagt: "Hätte er damals gewusst, was ihm später widerfahren würde – er hätte seine Kindheit mehr genossen."  


Knack!

Denn jetzt, mit den ersten sprießenden Härchen auf dem sonst noch glatten Kindergesicht, ist unabwendbar, dass auch der Rest des kleines Bruders nicht mehr zusammenpassen wird. Entweder wird er in die Höhe schießen, während seine schmale Brust noch lange die eines Elfjährigen bleibt. Seine Arme werden dann affenartig zu Boden hängen und die Hose immer ein Stück zu kurz sein, da Mama nicht alle zwei Wochen neue Jeans kaufen möchte. Oder er wird die Form des gerade von ihm verputzten Nutellaglases annehmen, weil sein Körper die Breiten- vor der Höhenanpassung vornimmt. Sein Geruch wird sich von "Sonne und Seife" zu einer scharfen Mischung aus Pubertätsschweiß und "Axe Anti Hangover" verändern. Und wo früher weiches Kinderhaar zum Durchwuscheln war, werden Schuppen und fettige Strähnen hängen, im schlimmsten Fall betont mit Wet Gel.  

Der kleine Bruder wird über diese Entwicklung sehr unglücklich sein. Er wird jeden einzelnen Pickel an sich hassen, vielleicht sogar wütend in sein Kissen weinen, in Anbetracht des zu diesem Zeitpunkt unabwendbar erscheinenden Schicksals, als Jungfrau zu sterben. Das Allerschlimmste aber wird sein: Auch wenn alle in seiner Familie ihn weiterhin lieben und sagen "Ich weiß genau, wie du dich fühlst", wird er nur erwidern "Fickt euch!" und die Tür knallen. Der kleine Bruder wird sich vom süßen Baby zum unglücklichen Kotzbrocken wandeln. Alle wissen das, außer ihm.

Stattdessen wird er sich nachher, nach dem Frühstück, vor den Spiegel im Bad stellen und stolz seine Oberlippenhaare zählen. Vielleicht macht er sogar ein Selfie davon und schickt es einem Kumpel. Er freut sich, endlich erwachsen zu werden. Die Familie hingegen hat bereits innere Schmerzen. Sie weiß: Er wird nie wieder Kind. Sie tröstet sich damit, dass sie in ein paar Jahren alle gemeinsam über die Beschissenheit der Pubertät lachen werden. Aber das Tal, durch das jetzt alle gehen müssen, ist sehr lang. Und verdammt finster.

Zum Lachen ins Internet

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Nein, es gab keine Lachgasattacke auf Frauen in der Türkei, obwohl es derzeit auf den ersten Blick so scheint: Ob auf Instagram oder Twitter, überall tauchen seit Dienstag massenweise Fotos von lachenden Mädchen und Frauen auf, in unterschiedlichsten Situationen und Kontexten. Im Auto, im Park. Mit Kleinkind, mit Oma. Mit Kopftuch, mit langem wallenden Haar. Alle Mädchen zeigen auffällig viel Gebiss beim Lachen; man sieht sofort, dass es hier um lautes, ausgelassenes Lachen geht, nicht um leises verschämtes. Und das hat seinen Grund.

Am Montag hatte der türkische Vize-Premierminister und Regierungssprecher Bülent Arinç eine Rede gehalten. Es ging um die Jugend, es ging um Moral, und darum, dass man Ersteren Letzteres beibringen müsse. Die Rede des konservativen AKP-Politikers war ein Rundumschlag: Sittsamkeit, Keuschheit, Treue. Das böse Fernsehen. Der Koran, der in jede Tasche passe und wiederentdeckt werden müsse. Und an die Frauen hatte Arinç dann auch noch einen Hinweis: Sie sollen „nicht vor jedermann laut lachen.“ 

Genau das aber tun sie jetzt. Unter dem Hashtag #direnkahkaha posten türkische Internetnutzerinnen und Unterstützerinnen und Unterstützer Bilder von sich und anderen lachenden Frauen, es gab auch Aufrufe zu einer gemeinsamen Lach-Demonstration. Der Hashtag bedeutet übersetzt so viel wie „Lachen und Widerstand“.








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Andere bereicherten den Hashtag durch Bilder von Premierminister Erdogans Frau und Bülent Arinç, der selbst in Gelächter ausbricht wie sonst nur Fans von Mario Barth. 







  
Und, auch das musste natürlich irgendwann kommen: das Bild einer protestierenden, lachenden Mädchenkatze:





Der Hashtag #direnkahkaha sagt einiges über die Protestkultur junger Türken. Sie wollen sich von konservativen Politikern keine Verhaltensregeln diktieren lassen. Das zeigen sie auf der Straße - und gehen zum Lachen ins Internet. In der Türkei ist Twitter extrem beliebt, jeder dritte Internetnutzer dort ist auf Twitter. Proteste gegen Erdogan und seine Regierung brechen oft hier durch, weil die viele Zeitungen und TV-Sender mehr verlautbaren als kritisch berichten. Der Premier selbst hat soziale Medien im Zuge der Gezi-Proteste 2013 schon als Bedrohung bezeichnet. Zwischenzeitlich war der Dienst in der Türkei sogar abgeschaltet. Selten aber war Protest so fröhlich, und selten hatten Selfies von in die Kamera grinsenden Mädchen so viel Bedeutung.

Sprung in die Zukunft?

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Sie sieht ein wenig aus wie ein gebogener Ski. Natürlich ein bisschen schicker, sie ist aus Karbon. Die Prothese, die Markus Rehm an seinem rechten Bein trägt, ist Resultat eines Unfalls beim Wakeboard-Training. Dennoch widmete er sich der Leichtathletik, besonders dem Sprint und dem Weitsprung. Letzterem besonders erfolgreich: 8,24 Meter weit sprang Rehm am 26. Juli 2014. Und gewann damit nicht nur die Deutsche Meisterschaft nichtbehinderter Sportler, sondern sicherte sich zugleich die Qualifikation für Europameisterschaft.



Markus Rehm, hier bei den Deutschen Meisternschaften am 26. Juli 2014, wird nicht bei der EM starten dürfen - weil er eine Prothese trägt.

An der wird er nicht teilnehmen dürfen. Das gab gestern der Deutsche Leitathletikverbund (DLV) bekannt: "Wir leben Inklusion. Es besteht aber der deutliche Zweifel, dass Sprünge mit Beinprothese und mit einem natürlichen Sprunggelenk vergleichbar sind", sagte DLV-Präsident Clemens Prokop.

Bei einer Karbonprothese – wie sie bei Rehm verbaut ist – bekommt man bis zu 80 Prozent der investierten Energie zurück. Zum Vergleich: Bei menschlichen Sehnen liegt der Rückgewinn bei ca. 50 Prozent. Der Sportwissenschaftler Prof. Dr. Veit Wank meint zudem im Gespräch mit sz.de, dass Rehm durch die Prothese die Hälfte des Gewichts seines Unterschenkels spare. Zudem beziehe Rehm seine Hauptabsprungskraft aus dem künstlichen Gelenk. Der Fall erinnert an den Südafrikaner Oscar Pistorius, der bei der WM 2011 nach langen Diskussionen mit zwei Fußprothesen starten durfte, dann aber im Halbfinale über 400 Meter ausschied.

Markus Rehm hat so ziemlich alles erreicht, was es für ihn als Prothesen-Weitspringer zu erreichen gibt: Gewinner der Paralympics, Deutscher Meister. Der DBS (Deutscher Behindertensportverband) hätte ihn gern bei den Europameisterschaften gesehen. Daraus wird nun nichts.

Was sagst du: Springt die Prothese oder der Mensch? Wird hier ein Ausnahmesportler diskriminiert? Lebt der DLV tatsächlich die Inklusion? Oder ist das alles nachvollziehbar, weil ein Wettkampf zwischen Prothesensportlern mit Nicht-Behinderten immer unfair sein wird?

Tagesblog am 31. Juli 2014

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8:39 Uhr: Und während ich in die Konferenz hinke, könnt ihr im Ticker auch über was Sportliches diskutieren: Den Weitsprung-Meister und Prothesenträger Markus Rehm, der nicht an der Leichtathletik-EM teilnehmen darf.

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8:38 Uhr: Guten Morgen. Muskelkatermorgen in meinem Fall. Meine Oberschenkel sind ein einziger Schmerz. Zwei Abende in Folge joggen, das ist mein Körper nicht gewohnt. Aber der kann sich auf was gefasst machen: Heute Abend bin ich noch als Umzugshelfer bei einem Freund eingeladen. Dritter Stock, Baby!

Auf Stimmenfang

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Wer in den Sommerferien sonntags den Regensburger Dom besucht, um die weltberühmten Domspatzen live am Hochaltar zu erleben, wird enttäuscht sein. In den Ferien singen sie nicht mehr. Früher brachten sie eine Ferienbesetzung zusammen, die den Gottesdienst souverän untermalte. Dann aber schaffte der Bischof den Ferienchor ab, um die Sänger zu schonen, die wenigen, die noch kamen. Die Domspatzen haben Probleme mit dem Nachwuchs. Und damit sind sie nicht allein. Auch andere traditionsreiche Knabenchöre bangen. „Das Singen“, sagt Thomas Miederer, Internats-Direktor beim Windsbacher Knabenchor, „hat an Stellenwert verloren. Das Geschäft, singfähige Jungen zu finden, wird schwieriger.“



Seltenes Bild: Ein voll besetzter Knabenchor, hier der Tölzer Knabenchor in München in der Theatinerkirche.

Die Windsbacher hatten üblicherweise gut 30 Neuzugänge im Jahr, inzwischen habe sich die Zahl etwa bei zwei Drittel davon eingependelt, sagt Miederer. Noch krasser ist der Sängerschwund bei den Domspatzen. Für das neue Schuljahr haben sich laut Chormanager Christof Hartmann 37 Fünftklässler angemeldet. Bis vor fünf Jahren starteten die Anfängerjahrgänge mit 60 bis 80 Sängern, noch früher waren sogar 90 gewöhnlich. Diese Zahlen brauchte der Chor auch, um die vielen Konzerte und seine Dienste im Dom zu bewältigen. Wenn man bedenkt, dass der Konzertchor mit 34 Knaben auf Tour geht, muss angesichts der nur 37Neulinge Existenzangst aufkommen.

Der nicht minder berühmte Thomanerchor in Leipzig tritt dem Nachwuchsproblem schon einige Jahre entgegen – und das mit Erfolg. Die Thomaner schicken Scouts in Kindergärten, die mit den Kindern singen. „Weil zu Hause kaum noch gesungen wird, entdecken viele Kinder erst bei diesen Übungen, dass sie nicht nur eine Sprech-, sondern auch eine Singstimme haben“, sagt Geschäftsführer Stefan Altner. Wenn die Kinder begabt sind und die Eltern mitspielen, werden sie über die Grundschulzeit hinweg an den Thomanerchor herangeführt. Allerdings macht Altner ein Problem zu schaffen, das alle Knabenchöre plagt: die biologische Akzeleration. Die Buben kommen immer früher in die Pubertät – und damit in den Stimmbruch. „Zu Bachs Zeiten“, sagt Altner, „setzte das mit 16 bis 18 Jahren ein, heutzutage kommen die ersten mit zwölfeinhalb Jahren in den Stimmbruch.“

Eine Ausnahme ist der Tölzer Knabenchor. Er meldet konstante Aufnahmezahlen von 60 bis 80 Kindern. Das hängt zum einen mit dem zahlenmäßigen Potenzial im Ballungsraum München zusammen, zum anderen mit der Struktur des Chors: Die Tölzer sind im Vergleich zu den katholisch ausgerichteten Domspatzen, die das hauseigene Gymnasium besuchen müssen und dort im Internat leben können, weniger institutionalisiert und treffen sich nur drei Mal pro Woche zu Proben.

Dass die Nachfrage nach Internaten sinkt, erschwert Windsbachern wie Domspatzen, die mit knapp 200 Internatsschülern nach eigenen Angaben das größte Jungeninternat in Deutschland führen, das Rekrutieren von Sängern. Die Domspatzen stellen jetzt ihren Schulbetrieb und ihre Chorprobezeiten um. Die Knaben singen künftig 75 Minuten am Tag. Manager Hartmann wirbt mit Tourneen nach New York und Washington. An den Feriensonntagen haben die Sänger frei.

#Hype

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Wenn der Anstieg eines Aktienkurses ein Zeichen dafür wäre, dass es einem Unternehmen gelungen ist, die Zweifel an seinem Geschäft zu zerstreuen, dann hätte Twitter seine Sache ziemlich gut gemacht: Um mehr als 20 Prozent schoss die Aktie am Mittwoch zu Handelsbeginn empor, nachdem der Kurznachrichtendienst einen Einblick in seine Bilanz gewährt hatte. Damit hat Twitter die Anleger sogar noch stärker verzückt, als es dem Rivalen Facebook in der vergangenen Woche gelungen war.



Und die Aktie wächst und wächst: Twitter ist beliebter denn je

Aber Aktienhändler sind nun einmal launenhafte Wesen. Wie stark ihr Urteil in der Frage schwankt, ob der Kurznachrichtendienst wirklich den Schlüssel zu den Werbemärkten der Zukunft entdeckt hat, lässt sich allein an dem Zickzackkurs der Twitter-Aktie ablesen. Sind also die starken Zahlen, die das Unternehmen nun vorlegte, ein Ausreißer ? Oder sind sie die ersten Anzeichen dafür, dass Twitter doch eine echte Erfolgsgeschichte ist?

Wer einen genauen Blick in die Bilanz wirft, aber auch auf die sich wandelnde Welt, in der Twitter Geld verdienen will, der ahnt: So einfach ist die Sache nicht. Dass das Geschäft bei Twitter in den vergangenen drei Monaten so gut gelaufen ist, das liegt vor allem an der Fußball-Weltmeisterschaft. Der Kurznachrichtendienst hatte zu jedem Spiel und in jedem Land etwas anderes zu bieten. Und er hat damit quer über den Globus dazu beigetragen, dass die Menschen bei einem Fußballspiel nicht mehr nur auf den Fernseher schauen, sondern auch auf ihr Smartphone. Mehr als 672 Millionen Tweets wurden während der WM abgesetzt. So viele wie bei keinem Ereignis zuvor.

Das zeigt, wo die Stärke von Twitter liegt – und zugleich die größte Schwäche. Das Netzwerk ist zu einer der ersten Adressen geworden, die Menschen ansteuern, wenn sie etwas wirklich bewegt. Aber damit ist Twitter immer auch davon abhängig, dass es solch bewegenden Ereignisse gibt. Nun, da die WM vorbei ist, muss das Unternehmen zeigen, dass es die Menschen auch auf Dauer an sich binden kann – und noch mehr Menschen für sich gewinnt. Davon hängt ab, wie viel Geld Twitter bei Werbekampagnen verlangen kann.

Fast 90 Prozent seiner Erlöse macht Twitter mit Werbung. Ähnlich wie Google, ähnlich wie Facebook. Aber Google hat schon seit mehreren Jahren gezeigt, dass dies eine sichere Einnahmequelle ist, Facebook immerhin seit einigen Quartalen. Twitter aber hat die Aktienhändler erst ein einziges Mal mit seiner Bilanz überzeugt. Die Analysten hätten durchaus Anlass zu etwas mehr Skepsis gehabt: Twitter konnte zwar die Anzahl seiner Nutzer leicht steigern – auf nun 271 Millionen. Doch zum einen ist das gemessen an den 1,3 Milliarden Facebook-Mitgliedern noch immer wenig. Zum anderen ist unabhängigen Schätzungen zufolge ausgerechnet die Verweildauer der Amerikaner gesunken.

Dass Twitter später als die Rivalen Google und Facebook angetreten ist, um mit Werbung im Netz das große Geld zu verdienen, ist nicht nur von Nachteil. Denn der Kurznachrichtendienst war, anders als die Suchmaschine oder das soziale Netzwerk, von Anfang darauf ausgerichtet, dass sich die Menschen nicht mehr vor einen Computer setzen, sondern zu ihrem Smartphone greifen. Auf Twitter wurde die spektakuläre Notlandung eines Flugzeuges im Hudson River dokumentiert und der Schnappschuss von der Kanzlerin in der Umkleidekabine der deutschen Nationalmannschaft herumgereicht. Twitter passt perfekt in das mobile Zeitalter.

So macht der Kurznachrichtendienst denn auch mehr als 80 Prozent seiner Werbeumsätze mit Kampagnen auf mobilen Geräten. Bei Facebook sind es erst 62 Prozent, bei Google deutlich weniger. Welchem Internetkonzern gelingt es, Unternehmen davon zu überzeugen, dass sie die richtigen Partner sind für eine Werbekampagne in der mobilen Welt? Mit dieser Frage entscheidet sich, ob das werbebasierte Geschäft im Netz auch für die Zukunft taugt. Die Marktforscher von eMarketer schätzen, dass in diesem Jahr die Unternehmen in den USA erstmals mehr Geld für Anzeigen auf mobilen Geräten wie Smartphones oder Tablets ausgeben als für Annoncen in Zeitungen oder Werbespots im Radio. Fast ein Fünftel dieses Budgets von immerhin 17,7 Milliarden Dollar wird sich dieser Prognose nach Facebook sichern können. Zwar kommt das soziale Netzwerk damit noch immer nicht an die Größe von Google heran. Auf den Seiten der Suchmaschine und vielen anderen Internetdiensten des Konzerns landen fast 40 Prozent dieser Werbeausgaben. Doch im gleichen Maße, wie sich Facebook bereits ein immer größeres Stück dieses Budgets gesichert hat, ist der Vorsprung von Google gesunken. Twitter hat sich zwar bislang nur einen niedrigen Anteil sichern können, immerhin aber steigt dieser.

Twitter ist zwar kein Start-up mehr, aber eben auch noch kein etablierter Konzern mit komfortablem Polster. Das Unternehmen muss wachsen – und das kostet. So basiert etwa die Bezahlung der Mitarbeiter auf der Aktienkursentwicklung. Die Idee dahinter, die auch in anderen Technologieunternehmen verbreitet, ist: Jeder Mitarbeiter soll vom Erfolg des Unternehmens profitieren. So versuchen junge Firmen, kluge Köpfe zu ködern – und nicht an die großen Rivalen zu verlieren. Twitter ist genau wegen dieser Vergütungsart noch tiefer in die Verlustzone gerutscht. Ohne diese Aufwendungen hätte es einen kleinen Gewinn gegeben, rechnete Twitter vor: 15 Millionen Dollar.

Straße der Träume

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Es ist kurz vor Sonnenaufgang, ein gelbes Taxi fährt durch die menschenleere Fifth Avenue. Audrey Hepburn entsteigt im schwarzen Abendkleid, mit vierreihigem Perlencollier und hochgestecktem Haar. Vor dem Schaufenster von Tiffany holt sie Croissant und Pappbecher aus einer Tüte und beginnt ihr Frühstück, allein vor leeren Auslagen.



Manhatten bei Nacht: Durch diesen Stadtteil geht die berühmte Fifth Avenue

So beginnt „Frühstück bei Tiffany“. Der Hollywood-Film von 1961 hat den Ruhm Hepburns begründet und die New-York-Träume von Millionen Menschen geprägt. Heute sieht Tiffany & Co. noch fast genauso aus wie damals: die Granitfassade, die Hausnummer 727, die drei Meter hohe Figur des Atlas mit Uhr. Und doch ist alles anders. Vor allem: Eine menschenleere Fifth Avenue gibt es nicht mehr, selbst kurz vor Sonnenaufgang nicht. Zwei Blocks nördlich von Tiffany, wo der Central Park beginnt, steht heute der Glaskubus des Apple Store. Apple hat rund um die Uhr geöffnet, 365 Tage im Jahr. Die Fifth Avenue ist nicht mehr nur die berühmteste und teuerste Einkaufsstraße der Welt, sie schläft wirklich nicht mehr.

Für die meisten der 54 Millionen Touristen, die jedes Jahr nach New York kommen, ist die Straße ein Muss. Sie gehen zu Tiffany – nicht um einen Diamanten zu kaufen, sondern um mal bei Tiffany gewesen zu sein. Sie warten in der Schlange vor dem Jeans- und T-Shirt-Laden Abercrombie & Fitch (Ecke 56. Straße). Vielleicht kaufen sie eine Schachtel Pralinen bei Lindt (53. Straße) oder ein iPad bei Apple (58. Straße). Zwar gibt es Abercrombie-, Lindt- und Apple-Läden auf der ganzen Welt, aber auf der Fifth Avenue gilt auch das Normale als etwas Besonderes.

Das war nicht immer so. Die Straße hat die Höhen der Stadt ebenso mitgemacht wie deren Tiefs. „Vor 25 Jahren sah es hier ganz anders aus“, sagt Rüdiger Albers. Der heute 51-Jährige war 1988 als junger Uhrmacher nach New York gekommen, weil ihn sein Arbeitgeber Hellmut Wempe zum Chef der dortigen Niederlassung machen wollte. „Damals gab es hier überall billige Elektronikläden, die Straße gehörte den Hütchenspielern, und man konnte den Taschendieben bei der Arbeit zusehen.“ Das war, ehe Bürgermeister Rudy Giuliani mit seinem umstrittenen, aber letztlich erfolgreichen Law-and-Order-Kurs die Stadt aufräumte.

Die Erwartungen waren nicht besonders hoch, als Albers anfing. Die Wempe-Filiale schrieb rote Zahlen, und der Chef gab Albers zwei Jahre Zeit, um den Kurs zu drehen. Heute ist Wempe New York (55. Straße) die mit großem Abstand umsatzstärkste Filiale in dem Familienunternehmen. Die Details sind ein Geheimnis. Jedes Jahr gehen 30 Millionen Menschen an dem Geschäft im Gebäude des edlen Peninsula Hotel vorbei. Die meisten schauen nur, viele haben aber auch kein Problem damit, spontan eine Schweizer Uhr für 55000 Dollar zu kaufen. Derzeit prägen vor allem chinesische Touristen die Fifth Avenue, sie können hier auf angenehme Weise die Luxussteuer in ihrer Heimat vermeiden. Wempes Niederlassung ist so international wie die Stadt. „Wir haben 32 Mitarbeiter aus 18 Ländern“, sagt Albers. Darunter, natürlich, auch Chinesen.
Die Fifth Avenue war schon immer ein Traum, aber dieser Traum war noch nie so begehrt wie heute. Begleiterscheinung sind verrückte Immobilienpreise. Kürzlich erwarb ein Konsortium 2700 Quadratmeter Einzelhandelsfläche neben dem St. Regis Hotel (55. Straße) für 700 Millionen Dollar. Die Flächen sind an De Beers (Diamanten) und Gucci (Mode) vermietet.

Oder die Geschichte des historischen Cartier-Hauptgeschäftes zwischen 51. und 52. Straße. (Das Gebäude wird derzeit renoviert, Cartier hat vorübergehend eine Filiale an der 58. Straße bezogen.) Morton Freeman Plant, Sohn eines Eisenbahn-Tycoons, baute das einem Palazzo nachempfundene Gebäude 1905 als Wohnsitz. Mit dem Aufschwung der Fifth Avenue wurde ihm die Gegend aber zu unruhig, 1917 verkaufte er die Villa an Pierre Cartier; der Preis betrug 100 Dollar, zuzüglich einer doppelreihigen Perlenkette, die damals eine Million Dollar wert war. Angeblich hatte Plants junge Frau Mae ein Auge darauf geworfen. Es war kein gutes Geschäft: Mit dem Aufkommen von Zuchtperlen verfielen die Perlenpreise, Maes Kette wurde bei einer Auktion 1957 für 151000 Dollar versteigert. Cartier verkaufte das Gebäude 1950 für drei Millionen Dollar an eine Versicherung, blieb aber als Mieter. Im Jahr 2012, aus dem die letzten veröffentlichten Zahlen stammen, zahlte Cartier sieben Millionen Dollar Miete im Jahr. Seither dürfte der Betrag noch einmal gestiegen sein. Branchenexperten schätzen, dass die Quadratmetermiete in der Gegend heute bei 39000 Dollar im Jahr liegt.

Wie viel Wempe an seinem Standort zahlt, verrät Albers nicht. Nur so viel: „Eigentümer ist das Peninsula Hotel. Die wissen es zu schätzen, einen Mieter zu haben, der den Wert des ganzen Gebäudes hebt.“ Aber Albers räumt ein, dass die hohen Immobilienpreise problematisch für die Straße sind. „Sie machen alles mehr und mehr vorhersehbar.“ Will sagen: Das typisch Newyorkerische verschwindet.

Tatsächlich gibt es auf der Fifth Avenue nur noch wenig Originelles, an den meisten Adressen stehen die Namen globaler Edelmarken: Louis Vuitton, Bulgari, Armani, Tommy Hilfiger, Swarovski. Selbst eine New Yorker Institution wie Harry Winston, der traditionsreiche Uhrmacher und Juwelier (Ecke 56. Straße), gehört heute dem Schweizer Uhrenkonzern Swatch.

Wobei einige Markenartikler die Fifth Avenue nicht mehr so wichtig nehmen. Adidas und Prada sind vertreten, haben aber ihr Hauptgeschäft – heute nennt man das „Flagshipstore“ – in SoHo, dem unter jungen Leuten als besonders schick geltenden Viertel im Süden Manhattans. Dort wächst eine Konkurrenz für die Fifth Avenue.

Einige Ikonen gibt es noch: Neben Tiffany vor allem Bergdorf Goodman (57. Straße), das Luxuskaufhaus, in dem man nicht nur Handtaschen und teuren Fummel kaufen, sondern sich für viel Geld bei Starfriseur John Barnett die Haare schneiden lassen kann. Es gibt Saks, das Modekaufhaus gegenüber dem Rockefeller Center (zwischen 49. und 50. Straße). Saks‘ Schaufensterdekoration in der Weihnachtszeit zieht so viele Menschen an, dass oft die Polizei den Fußgängerverkehr davor regeln muss (stehen bleiben ist nicht erlaubt). Es gibt das Kaufhaus Lord and Taylor (zwischen 38. und 39. Straße), F.A.O. Schwarz, das älteste Spielegeschäft Amerikas (58.Straße) und den Hutladen J. J. Hat Center.

Aber die Fifth Avenue ist nicht nur Einkaufsstraße, sondern so etwas wie die Mitte Manhattans: Links von ihr tragen die Straßen den Zusatz „West“ vor der Hausnummer, rechts den Zusatz „East“. Die Achse beginnt unten am Washington Square Park und endet in der 142. Straße am Harlem River. Viele Sehenswürdigkeiten New Yorks liegen an der Fifth Avenue: das Empire State Building, die St.-Patrick’s-Kathedrale, die Public Library, das Metropolitan, das Guggenheim.

Gibt es noch Geheimtipps? Vielleicht diesen: Dem Glaskasten von Armani an der 56. Straße sieht man nicht an, dass sich im dritten Stockwerk ein Restaurant befindet. Gemessen an der Lage ist das „Ristorante Armani“ erstaunlich preiswert.

Air und sie

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Jonas ist ein Verbrecher. Ein unauffälliger. Er, der da sitzt wie ein völliger Durchschnitts-Typ. Um die 30, sportlich, mittelgroß. Braunes Shirt, dunkelblaue Jeans. Das iPhone in der einen, ein Glas Leitungswasser in der anderen Hand. Er, der eigentlich anders heißt, aber anonym bleiben muss. Schließlich tut er Illegales. Jeden Tag, rund um die Uhr.
 
Es ist Ende Juni, Jonas sitzt auf einer Bierbank im Garten eines Einfamilienhauses im Münchner Nordwesten. Ein weißes Tor versperrt die Einfahrt, Besucher werden vom schnappenden Bellen eines Hundes begrüßt. Hinterm Haus ist es gemütlich. Der Efeu hat die Garage erobert, unzählige Seerosen thronen auf dem kleinen Teich. Dort ein Rechen, hier eine Leiter und überall verwitterte Blumentöpfe. Gepflegte Nachlässigkeit. Hier lebt Jonas. Es ist nicht sein Haus, sondern das seines Vaters. Jonas führt in einer separaten Wohnung im selben Haus ein WG-Leben – obwohl er selbst eigentlich drei Wohnungen in München besitzt. Dort möchte er nicht leben. Denn er lebt von ihnen. Zwei vermietet er ganz legal. Die dritte bietet er bei Airbnb an. Das ganze Jahr über. Das ist verboten.




 
Es geht also um einen Konflikt, den viele nicht als solchen empfinden: Privatleute vermieten ihre Wohnung über Online-Plattformen als Ferienwohnung, Touristen freuen sich über die oft günstige Alternative zum Hotel. Klingt nach einer Win-Win-Situation für den Verbraucher – und ist es doch nicht. Wo Wohnraum ohnehin schon Mangelware ist, verlieren: die Mieter. Deshalb versucht die Stadt, der Lage wieder Herr zu werden. Und deshalb gibt es Menschen, die von Berufs wegen gegen die Hobby-Hoteliers vorgehen.
 
Menschen wie Elke Englisch. Der Weg in das karg eingerichtete Büro der 53-Jährigen führt über sparsam beleuchtete Gänge und glänzendes Linoleum. Der beißende Duft von Putzmittel steigt in die Nase. Ein paar Schritte durchs Vorzimmer, ehe man von einer zierlich-forschen Person begrüßt wird. Englisch ist bei der Stadt München angestellt. Genauer: Sie ist beim Amt für Wohnen und Migration in der Abteilung Wohnraumerhalt stellvertretende Abteilungsleiterin. Elke Englisch ist das, was man Chef-Fahnderin nennt. Sie sucht mit ihrer Abteilung nach Wohnraum, der nicht als solcher genutzt wird. Wohnraum, in dem zum Beispiel ein Büro oder eine Physiotherapiepraxis eingerichtet ist. Verdeckt dürfen ihre Mitarbeiter allerdings nicht ermitteln, weil es sich formal nur um eine Ordnungswidrigkeit handelt. Stattdessen fahren sie in die Stadtteile, klingeln an Haustüren, sprechen mit Nachbarn, recherchieren im Internet und nutzen Hinweise aus den Bezirksausschüssen. Außerdem tauschen sie sich mit anderen Stellen bei der Stadt aus, zum Beispiel dem Referat für Stadtplanung und Baurecht.
 
All das soll helfen, Menschen wie Jonas zu finden. Und ist – vorsichtig formuliert – sehr schwierig.
 
Seine erste Wohnung kauft Jonas schon mit 21 Jahren. 40 Quadratmeter, 64 000 Euro. „Das waren noch die guten Zeiten“, schwärmt er. Er sucht günstigen Wohnraum – und profitiert davon, dass die Münchner Miet- und Immobilienpreise beinahe täglich anziehen, davon, dass Wohnraum immer knapper wird. Diese, seine erste Wohnung, ist seit fünf Jahren ganz legal vermietet. 2013 legt er nach, mit zwei weiteren Eigentumswohnungen – alle drei zum Großteil durch Bankkredite finanziert. Ein Kleinwenig half der Papa. „Wertanlagen“ nennt Jonas sie. Investitionen in eine finanziell sorgenfreie Zukunft.

1600 Euro zur Wiesn? „Das ist vielleicht noch zu wenig“



Die dritte Wohnung kauft er mit der Absicht, sie über das Internet an Touristen zu vermieten. 30 Ikea-bemöbelte Quadratmeter, im Internet schlicht aber praktisch präsentiert. Bahn, Supermarkt, Waschsalon, Bäcker – alles ums Eck, schreibt er in seiner Anzeige. Die Wohnung ist für die kommenden Monate bereits ausgebucht. Im Schnitt 1000 Euro nimmt Jonas monatlich mit ihr ein. Mehr als 33 Euro pro Quadratmeter. Während des Oktoberfests sind es sogar 1600. „Das ist vielleicht noch zu wenig“, sagt Jonas.
 
Spätestens in 15 Jahren möchte er weniger oder gar nicht mehr arbeiten müssen – vielleicht nur 25 statt 50 Stunden pro Woche. Zeit haben für „etwas Wertvolles, etwas Kostbares“, wie er sagt. Zeit zum Wandern und Skifahren, zum Fußballspielen, zum Weiterbilden oder um Freunde im Biergarten zu treffen.
 
Die Behördensprache hat ein sperriges Wort für das gefunden, was Jonas tut: Zweckentfremdung. Das Zweckentfremdungsrecht gilt in München seit 1972 und besagt grob, dass man mit Wohnraum nichts anderes machen darf, als ihn zu bewohnen. Unter diese Satzung fallen alle Immobilien, die baurechtlich als Wohnraum gewidmet sind, Ausnahmen gibt es kaum. Seit einigen Jahren häufen sich allerdings die Fälle, in denen Eigentümer und Mieter ihre Wohnungen übers Internet anbieten. Aber: Maximal die Hälfte des Wohnraums darf in kurzen Intervallen an Zweite vermietet werden. Langfristige Vermietung der gesamten Wohnung, also Untervermietung, ist juristisch einwandfrei. Ebenso: das 14 Tage währende, lukrative Geschäft zur Wiesn.
 
Was nicht erlaubt ist: den Wohnraum dauerhaft zur Ferienwohnung umzugestalten. So wie Jonas es macht.
 
Im Büro von Elke Englisch stapeln sich Akten auf dem Schreibtisch. Gesetzestexte in dicken, roten Einbänden stehen im Regal, auf einem Schränkchen eine einfache Kaffeemaschine. Ein paar Pflanzen, eine große Pinnwand, ein alter Flachbildschirm auf dem Schreibtisch. Neben der Tür ragt ein Olympiaturm aus Papier zur Decke. Die Atmosphäre: kühl. Hier wird ein Problem angegangen. Englisch nennt es die „große Herausforderung der Stadt“: die Flüchtlinge, die München aufnimmt; die Obdachlosen auf den Straßen; die Wohnungssuchenden – und täglich kommen neue hinzu. 20 000 Menschen ziehen im Jahr nach München, der Zuzug hat alle Prognosen übertroffen. „Noch in diesem Jahr knacken wir die Eineinhalb-Millionen-Marke“, sagt Englisch. Und jeder sucht ein Zuhause.
 
Bei der Suche nach Menschen wie Jonas begegnen den Fahndern um Elke Englisch viele Hürden. Die Adresse ist in den Internet-Inseraten meist nicht angegeben, darüber hinaus geben Airbnb und andere Portale die Nutzerdaten ihrer Anbieter nicht weiter. Die Fotos zur Beschreibung der Angebote stimmen außerdem oft nicht mit der tatsächlichen Immobilie überein. Nachbarn geben manchmal Tipps. Wenn nachts um drei ständig Touristen-Trolleys übers Kopfsteinpflaster rollen, sind sie irgendwann genervt – liefern dann allerdings nur ein Indiz von vielen. Für behördliches Einschreiten braucht es aber eine sichere Beweislage. Zum Beispiel Zimmer, bei denen während einer Ortsbesichtigung auffällt, dass sie eingerichtet sind wie Hotels, tageweise Vermietung oder ein Inserat als Ferienwohnung – mit diesem Mosaik können die Angestellten der Abteilung für Wohnraumerhalt arbeiten. Allerdings muss jeder Fall, jeder Verdacht und jedes Indiz individuell beurteilt werden – und kurzfristige Vermietung über einen Zeitraum von mindestens einem Jahr nachgewiesen werden.

„Die Eigentümer empfinden das Tätigwerden der Behörde als Eingriff in ihr Eigentumsrecht.“


 
27 Mitarbeiter sind derzeit in der Abteilung für Wohnraumerhalt beschäftigt – zu wenig, um dem Mehraufwand, der durch Airbnb und Co. entstanden ist, Herr zu werden. Im Jahr 2012 wurden 46 Verfahren in Sachen „Zweckentfremdung durch Feriennutzung“ gezählt. In 14 Fällen wird der Wohnraum wieder als normale Wohnung genutzt. Englisch: „Recht machen können wir es dabei nie allen: Die Mietraumschützer erwarten ein intensiveres Einschreiten des Amtes. Und die Eigentümer empfinden das Tätigwerden der Behörde als Eingriff in ihr Eigentumsrecht.“
 
Ist die Frage also doch falsch gestellt? Sollte Jonas mit seiner Wohnung eigentlich tun können, was er möchte? Weil: Mag nicht jeder beim Städte-Trip zehn Minuten fußläufig vom Stadtzentrum wohnen? Haben die Nutzerzahlen bereits Ausmaße erreicht, die eine Art Norm erschaffen? Mehr als 800 000 Airbnb-Inserate gibt es weltweit, allein in München sind es etwa 3500. Wachstum im vergangenen Jahr: 50 Prozent – mittlerer Durchschnitt, wie ein Pressesprecher sagt.
 
Alles aber auch Wohnraum, der nicht an Studenten, alleinerziehende Mütter und junge Familien geht. Stattdessen: billige Hotels, der Wohnungsnotstand wächst.
 
Jonas indes versteht den Aufriss nicht. „Das ist fast wie im Kommunismus. Warum sollen die Privatleute nicht die Kohle verdienen?“ Ein paar Hotels in Wohnraum umwandeln – das ist sein Vorschlag. „Ich schaffe Hotelzimmer zu viel günstigeren Preisen, weil ich keine Zimmermädchen und keine Verwaltung habe.“ Diese Effizienz käme letztlich allen zugute. „Dadurch, dass ich günstigere Preise biete, haben die Leute mehr Geld zum Ausgeben.“ Ein schlechtes Gewissen? „Auf gar keinen Fall. Niemand kommt zu Schaden.“
 
Tatsächlich? Die weitere Eigentumswohnung, die Jonas gerne kaufen würde, liegt für ihn derzeit jedenfalls in weiter Ferne. „Der Markt ist absolut leergekauft – und Plattenbau, horrende Preise oder eine Wohnung weit draußen in Aubing möchte ich nicht“, sagt er. Auf der Bierbank im Garten. Jonas leidet also selbst unter dem Missbrauch, den viele Immobilienbesitzer mit Plattformen wie Airbnb betreiben.

Falscher Gipfel

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Die kanadische Zentralbank kann offenbar Berge versetzen, wenn auch unabsichtlich. Der Bank of Canada ist nämlich bei der Ausgabe neuer Banknoten ein peinlicher Fehler unterlaufen. Auf Kanadas Zehn-Dollar-Scheinen sind bekannte kanadische Berge abgebildet, aber bei einigen hat sich die Zentralbank vergriffen. Noch vor Kurzem war zum Beispiel auf ihrer Webseite ein Gipfel namens Mount Edith Cavell beschrieben, der die Banknote angeblich zieren soll. Wie sich jetzt herausgestellt hat, ist dieser Berg zwar in den Rocky Mountains zu finden, aber sicher nicht auf dem neuen Geldschein.



Die Notenbank in Kanada dürfte in Erklärungsnöte kommen: Auf den neuen Zehn-Dollar-Scheinen befindet sich ein Fehler

Offensichtlich kennen Zentralbanker die einheimischen Berge genauso wenig wie der Durchschnittskanadier. Denn der Irrtum mit Mount Edith Cavell wäre vielleicht unentdeckt geblieben, gäbe es nicht Hitesh Doshi. Der Architektur-Professor aus der Stadt Edmonton studierte die Berge, besonders der Mount Edith Cavell interessierte ihn, diesen Berg hatte er mit seiner Familie von ganz Nahem gesehen.
Doch keiner der Gipfel auf der Zehner-Note, die im vergangenen November in Umlauf gekommen war, sah wie Mount Edith Cavell aus. Hitesh Doshi, der an der Ryerson-Universität lehrt, verglich seine Fotos mit dem Berg auf dem Schein. Er konnte keine Ähnlichkeit erkennen.

Darauf konsultierte er den Bergsteiger Eric Coulthard, der die Rocky Mountains ganz genau kennt und der weitere Unstimmigkeiten fand. So trug ein als Mount Zingel identifizierter Berg ebenfalls den falschen Namen. „Man hätte die Fehler eigentlich rasch entdecken müssen“, sagt Coulthard, „denn vor allem der Mount Edith Cavell ist ein ziemlich einzigartiger Berg.“

Hitesh Doshi machte die Bank of Canada in einer E-Mail auf die Irrtümer aufmerksam. Als er keine befriedigende Antwort erhielt, schickte er weitere E-Mails – vergeblich. Erst nachdem acht Monate verstrichen waren, hat jetzt die Bank of Canada die Namen auf der Webseite stillschweigend korrigiert. So wurde aus dem falschen Mount Edith Cavell ein Berg mit dem Namen Lectern Peak. Ein Sprecher der Bank of Canada erklärte, die Zentralbank habe mehrere Fachleute konsultiert, um sicherzugehen, dass die Berge auf dem Zehner-Schein jetzt richtig identifiziert seien.

Die falschen Gipfel sind nicht der erste Schnitzer auf den kanadischen Banknoten. Auch beim berühmten Flaggensymbol, dem Ahornblatt, griff die Bank of Canada daneben: Auf dem Hunderter-Schein findet sich nicht die kanadische Ahornbaumgattung, wie ein aufmerksamer Biologieprofessor herausfand. Vielmehr ist es ein Blatt des ausländischen, eingeführten Spitzahorns. Manche Bürger erkundigten sich auch schriftlich bei ihrer Zentralbank, warum die neuen Geldscheine nach Ahornsirup dufteten. Die Bank of Canada indes dementiert eine solche Parfümierung.

Immer wieder beklagen sich aber Kanadier, dass die aus Polymerplastik gefertigten Noten in den Automaten und beim Zählen aneinanderklebten. Die neuen Geldscheine, die eigentlich unzerstörbar sein sollen, kamen zudem in den Verdacht, in der Nähe von Heizkörpern und in Autos bei Sonneneinstrahlung zu schmelzen. Die Bank of Canada dementierte.

Aber die Proteste hören nicht auf. Unzufrieden sind immer noch viele Kanadierinnen. Denn jetzt fehlt auf einer der neuen Banknoten nicht nur der Mount Edith Cavell, benannt nach einer Heldin aus dem Ersten Weltkrieg. Verschwunden sind auch die Köpfe von fünf Pionierinnen, die sich für das Frauenstimmrecht in Kanada einsetzten. Auf der 50-Dollar-Note wurden sie durch einen Eisbrecher ersetzt. Der ist nicht einmal nach einem Kanadier benannt, sondern nach dem norwegischen Entdecker Roald Amundsen.

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