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Offline. Tagebuch eines Community-Aussteigers (3)

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Kapitel: Freunde! Freunde?


 


Ist es nicht so, dass man sich anfangs immer vornimmt, ausschließlich „echten“ Freunden, nicht aber flüchtig Bekannte oder einfach nette Menschen, die man gerade erst ein Abendessen lang kennt, in seinen „inner circle“ zu lassen?


Lässt man einmal die Tür offen stehen, sind sie alle drin! Und aus dem netten Menschen von eben entpuppt sich schnell ein Besserwisser oder ein filterloser Kommunikationsaktivist, der dich an alles und jedem teilhaben lässt, er selbst aber auch nur all zu gern in deinem Leben sich mit einbringt!


Nicht nur man selbst fragt sich, welche Charakter-Krankheitsbilder plötzlich diagnostiziert und zum Vorschein kommen. Und das in einer Community-Gemeinschaft, die eigentlich nur aus wohlgesonnenen Leuten bestehen sollte. So zumindest war es der Plan zu Beginn der Aktivierung des Profils.


Auch deine eng verbundenen Freunde stellen sich diese Frage beim Anblick von so manchem Kommentar des Online-Parasiten. Plötzlich wird mehr verteidigt und diskutiert auf der privaten Gemeinschaftsseite, als das sinnvolle und vor allem friedliche Diskussionen dabei entstehen. Ein Krieg bricht aus im eigenen Territorium und wirkliche Freunde, die man gern hat, werden ohne es zu wollen, in Mitleidenschaft gezogen und ab und an auch schwer verletzt – mit Worten.


 


Doch wie kann man das brennende Feuer löschen, ohne dass noch mehr Brandopfer Wundern von so manchem bösen Wort oder Satz davon tragen müssen? Es gilt, die Welt der Zwischenmenschlichkeit zu schützen.


 


Die eine Möglichkeit besteht, den Störenfried zu treffen und mit der unsichtbaren weißen Flagge Frieden einzuläuten. Auf sanftmütige Weise könnte man den „Verbal-Kannibalen“ sensibilisieren und ihm begreiflich machen, dass die eigenen Freunde, die es gleichzeitig vor ihm zu beschützen gilt, sich in ihrer Meinungsfreiheit auf meinem Profil beraubt fühlen. Sollte sich der derjenige, dem man plötzlich nun erst besser kennenlernt, als extrem schwer erziehbarer Community-Nutzer entpuppen, hilft nur die Flucht und die Betätigung der „delete“-Taste. Raus aus dem Leben des Anderen und vor allem raus aus meinem eigenen „virtual life“.


 


Auf der anderen Seite besteht die Chance, den Kommunikationsterroristen mit seinen eigenen Waffen zu schlagen und mund- und schreibtot zu machen. Man nimmt genauso an seinem Leben teil, wie er es gerade an meinem tut. Mit etwas Selbstreflektion wird dieser schnell merken, dass es anderen genauso auf den Geist geht, wie ihn es selbst genauso ärgert, wie viele schwachmatische, nichtsnutzige Kommentare wie Sondermüll (in Form von Worten) plötzlich auf seiner Community-Seite abgeladen werden.


Mit viel Glück unterlässt der Wortakrobat jegliche weiteren Hasstiraden in Form eines „Comments“. Im besten Falle aber kommt er mit meiner „so du mir, so ich dir“-Taktik überhaupt nicht klar und löst unsere Verbindung. Die Selbstentsorgungsmethode wäre natürlich die sinnvollste. Aus den Augen, aus dem Sinn!


 


Aus Freund wird also schnell Feind, wenn man sich anfangs nicht genug mit demjenigen auseinander gesetzt hat, den man ohne lange darüber nachzudenken, einfach mal ins innerste seines Lebens lässt. Aber was hat man schon zu erwarten, wenn man einen Elefant in den Porzellanladen einlädt – Scherben.




Jungs, wie fühlt ihr euch im Anzug?

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Die Mädchenfrage:



Wenn wir uns schick anziehen müssen (oder wollen), haben wir sehr viel Auswahl. Das ist einerseits schön, kann aber natürlich auch anstrengend sein. Der erste Schritt ist oft, sich zu überlegen, ob man Rock, Kleid, Hosenanzug oder Kostüm tragen will oder was davon am besten zum Anlass passt. Wobei es da auch Mischformen gibt, Blazer-Jeans-Kombinationen zum Beispiel oder verschiedenste Oberteile zu Röcken. Und sehr viele verschiedene Arten von Schuhen. Wenn wir gar nicht weiter wissen, hören wir auf unser Körpergefühl: Fühle ich mich gerade eher in Hosen oder in Strumpfhosen wohl? Geht Absatz heute gut oder will ich lieber ebenerdig stehen? Oder wir überlegen uns, welches Gefühl wir gerne hätten, ob es zum Beispiel eher seriös-geschäftsmäßig (irgendwas mit Blazer), glamourös (schickes Kleid) oder unbeschwert (leichter Rock) sein soll.  

So viel zu unserer Auswahl. Eure scheint uns dagegen im ersten Moment sehr schlicht. Erstkommunion? Anzug. Abifeier? Anzug. Hochzeit der besten Freundin? Anzug. Absolventenfeier an der Uni? Anzug. Vorstellungsgespräch als Unternehmensberater? Anzug. Wichtiger Geschäftstermin? Anzug. Rede auf dem Podium? Anzug. Es steht einfach fest, dass ihr Sakko, Stoffhose, Hemd und Leder- oder Lackschuhe tragen müsst, wenn es feiner oder seriöser wird, manchmal noch eine Weste dazu, eine Krawatte oder eine Fliege. Aber das war’s dann auch fast schon.  

Klar, wir wissen natürlich, dass Anzug nicht gleich Anzug ist, aber dennoch stellen wir es uns schön vor, dass ihr nicht lange überlegen müsst, welche Art von feiner Kleidung ihr denn heute tragen wollt. Andererseits fragen wir uns auch, ob ihr euch nicht manchmal wünscht, ihr könntet mit eurer Kleidungswahl auch so verschiedenen Wirkungen durchspielen wie wir, die wir von unbeschwertes Mädchen über toughe Business-Lady bis Roter-Teppich-Diva alle Möglichkeiten haben.  

Überhaupt fragen wir uns viel, wenn es um euch und Anzüge geht. Wie ist euer Gefühl, wenn ihr einen tragt? Was macht das mit euch? Wie war es, den ersten Anzug zu tragen, damals, mit neun oder so? Wie war es das letzte Mal, bei der Freunde-Hochzeit? Und könnt ihr vielleicht doch verschiedene Persönlichkeiten damit hervorheben? Indem ihr Weste oder Kummerbund tragt? Ein Einstecktuch in die Brusttasche faltet? Lenkt ihr eure Gefühle mit verschiedenfarbigen Fliegen?  

Also Jungs, Krawattenknoten lockern und dann frei heraus mit eurer Anzug-Evolution und den dazugehörigen Anzug-Gefühlen. Wir lauschen gespannt.

[seitenumbruch]Die Jungsantwort von christian-helten:



Der Anzug und wir, wir haben ein Problem: Wir hatten einen beschissenen Start. Die Veranstaltungen, in denen der Anzug und wir uns das erste Mal näher kennenlernen, sind nie solche, auf die wir so richtig Bock haben: Kommunionsfeiern, Beerdigungen, Cousinhochzeiten. Stillhalten muss man da. Brav sein. Familienfesttauglich sein. Für Jungs zwischen neun und 14 Jahren gibt es nichts Schlimmeres. Wir lernen – und merken uns unterbewusst: Wo der Anzug ist, da ist auch die Tante nicht weit, die uns aufs Familienfoto zwingt und danach lobend in die Wange kneift.  

Das daraus resultierende Unbehagen können die meisten von uns erst ablegen, wenn die Anzuganlässe irgendwann angenehmer und häufiger werden. Denn wenn wir öfter Anzüge tragen, auf Veranstaltungen, zu denen wir gerne und mit Interesse gehen – ganz gleich, ob das Konferenzen oder Hochzeitsfeiern von Freunden sind – verändert sich unser Verhältnis. Wir kramen nicht, wie im Alter zwischen 16 und 21, alle paar Jahre immer denselben raus, den wir mit Mutti in quälenden Prozeduren in der Herrenabteilung eines Kaufhauses erstanden haben. Wir haben mittlerweile so etwas wie einen eigenen Geschmack entwickelt und uns selbst einen Anzug gekauft, der uns gefällt und zu uns passt. Und dann noch einen, und irgendwann noch einen. Wir merken, dass ein Anzug eben nicht einfach ein Anzug ist, sondern dass es sehr viele, wenn auch oft sehr feine Unterschiede gibt. Und wir begreifen, welche davon wir wie für uns nutzen können. Wir müssen uns irgendwann auch nicht mehr ständig darauf konzentrieren, dass wir beim Hinsetzen das Sacko öffnen und es wieder schließen, wenn wir aufstehen.

Das Wichtigste ist aber: Irgendwann merken wir auch, dass so ein Anzug verdammt gut aussehen kann an uns, und vor allem, dass er außer dem Wangenkneifen der Tanten auch noch andere Reaktionen hervorrufen kann: Wir werden ein bisschen ernster genommen als im Kapuzenpulli und ihr schaut uns auf den Hintern. Wir gehen dann sofort ein bisschen aufrechter und dann – so blöd das jetzt vielleicht klingen mag – füllen wir den Anzug aus. Wir tragen ihn, nicht er uns. Wir fühlen uns dann nicht mehr verkleidet. Sondern gut angezogen. Und manchmal, wenn wir unsere Anzüge eine Weile nicht anhatten und in den Schrank schauen, wünschen wir uns sogar, dass endlich mal wieder ein Anlass kommt, wo wir einen davon hervorholen können.

Wir haben verstanden: KW 22

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... Cordanzüge: schon sehr geil, aber man muss sie tragen können.

... nach der Arbeit schwimmen gehen: tatsächlich sehr viel entspannender als Alkohol trinken.

... wenn ein Kind groß in ein öffentliches Schwimmbad macht, muss danach das gesamte Wasser abgelassen werden. Echt wahr.





... Konferenzen mit einem riesigen Zettel in der Mitte sind die besten. Aber nicht immer erfolgreich.

... die eigene Stimme beim Interview-Abtippen hören ist schon schlimm. Aber die eigene Stimme auf Englisch hören...

... Kanadier sind wirklich so höflich wie es das Klischee sagt.

... Chris Hadfield erscheint nicht nur zu Interviews früher als vereinbart, bei telefonischen ruft er auch früher an.

... "Franz!"

... "Sissi!"

... Tiere ohne Hals sind unfassbar süß.

... Kinder mit großen Schulranzen sind schlimme Herzensbrecher. Trotzdem sind wir froh, dass Christian Helten sich doch nicht hat sterilisieren lassen.

... ein Obadzda-Schnitzel ist ein Schnitzel, bei dem zwischen Fleisch und Panade Obadzda ist. Nein, der Obadzda ist also nicht in die Panade eingematscht. Schade eigentlich.

... macht krass glücklich: Einfach mal drei große Tüten vollpacken mit lauter Scheiß, der sich über die Monate in der Wohnung angesammelt hat, und in den Müll kippen.

... ungehemmt Malibu Kirsch trinken wie mit 15 auch.

... mindestens einmal am Tag eine Folge "Two and a half man" gucken, hebt die Lebensqualität um 20 Prozent.

... Serien mit fortlaufender Handlung und Cliffhanger gucken hingegen senkt die Lebensqualität um 30 Prozent wegen Sucht und nie erfolgender Befriedigung.

... wenn man mal drüber nachdenkt: komisches Wort "Rinderkraftbrühe". Weil: "Rind" und "Brühe", klar, aber "Kraft"? Sonderbar!

In Somalia steht ein Taxi I

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Zeit wird zäh, wenn man sie mit ungeduldigem Warten mischt. So fließen die Tage dahin, die Siebenmeilenstiefel liegen ungenutzt und verstaubt in der Ecke. Vier Nächte, viermal Haare föhnen, dreimal Zähneputzen und ein Päckchen Tabak später ist der Tag endlich da. Der Tag, an dem Louise in ihrem Arbeitszeitnachweis 8,5 h vermerken wird, dabei trotzdem schon nach 6 h gehen wird. Louise denkt sich nichts dabei, schließlich ist sie Antikapitalistin. Sich lässt sich ihr Leben nicht vom elendigen Leistungszwang diktieren. Nein! Sie nicht! Louise hat sich geschworen, nicht der Rost am Schwert der Revolution zu sein.
Louise wird also nach 6 h ihren Arbeitsplatz verlassen, aber 8,5 h vermerken. Sie wird, bevor sie das Büro verlässt, die Vorhänge sorgfältig zuziehen und mit einem prüfenden Blick ihren Schreibtisch betrachten, dann wird sie ihren alten, verschmutzten Rucksack schultern und sich auf den Weg machen. Louise ist auf dem Weg zum Bahnhof. Der Ort, an dem gute Geschichten beginnen können, ein Ort an dem schlechte Geschichten enden. Oder ein guter Ort, an dem Geschichten beginnen. Oder ein schlechter Ort mit guten Geschichten. Louise hat ein Geschichte, eine unter Tausenden, die,die immer spannender ist als alle anderen. Louise hat diese Geschichte mit Max. Max ist kein Antikapitalist. Max ist der König der Gartenzwerge, der Affe mit der Banane und, in Louises erster Erinnerung, der Junge mit dem klackernden Rucksack. Das mochte Louise sofort an Max, dass er anders war als die meisten Jungen, die sie kannte. Denn Max Kopf hielt seinen Kopf in den Wolken und malte seine Welt ganz nach seiner inneren Leinwand – mit kleinen indischen Superhelden, mit Affen und Bananen und ganz nebenbei hatten viele Gartenzwerge ein neues Zuhause gefunden, Louise hat dabei oft geholfen. Sie betrachtete die Umsiedlung der Gartenzwerge als einen natürlichen, selbstlosen Akt. Schließlich ist es allgemein bekannt, dass Gartenzwerge eher weniger mobilitätsfähig sind. Louise und Max fanden zueinander und gemeinsam lebten sie in ihrer Welt, es war ein schönes Gefühl für beide, nicht mehr allein in bunten Farben zu malen. Es war ein schönes Gefühl, in den Malkasten des anderen zu greifen und sich die Farben des anderen auszuleihen und hier und dort etwas hinzuzufügen.
Als Louise im Zug sitzt, spielt sie wie so oft an dem Ring, der an einer Kette um ihren Hals hängt. Der einzige materielle Beweis, dass diese kleine Welt einmal existiert hat. Der Beweis, dass sie früher mit anderen Farben gemalt hat. Als sie aus dem Fenster des Abteils blickt und die Häuser, Bäume, Sträucher und Bundesstraßen an sich vorüberziehen sieht, werden die Siebenmeilenstiefel an ihren Füßen schwer. Jetzt wo es soweit ist, jetzt wo der Tag da ist, auf den sie lange gewartet hatte, geht es zu schnell.
Louise und Max Welt ging irgendwann zu Bruch, wo genau und warum, dass lässt sich heute nicht mehr genau nachvollziehen. Vielleicht weil die Welt noch nie so gut darin war, kleinen Inseln ihre Unabhängigkeit zu gewähren. Louise war damals noch nicht so bewandert im revolutionären Kampf, sonst hätte sie Plakate gemalt, hätte Manifeste verfasst und öffentliche Gebäude besetzt, so dass zumindest, wenn die Schlacht doch verloren gegangen wäre, dann das gute Gefühl geblieben wäre, wenigsten gekämpft zu haben. Stattdessen blickten Louise und Max verwundert auf die Scherben ihrer Welt, die Farben hatten sich vermischt. Alles was noch zu sehen war, war grau, schwarz und irgendwie matschig. So waren sie also verwundert, verletzt und gingen ihrer Wege. Die Farbspritzer auf ihren Herzen blieben jedoch bunt und erinnerten beide bei jedem Schlag daran, dass die Scherben, die ihre Füße zerschnitten, von der Welt stammten, die sie einmal sehr geliebt hatten.
Nun ist es so, dass schmerzende Füße und erinnernde Herzen nur mäßig geeignet sind, um jemanden zu vergessen. Wobei der Mensch sowieso nicht als Ziel haben sollte, andere Menschen zu vergessen. Aber manchmal ist es eine Wohltat, wenn gewisse Menschen sorgfältig im Hängeregister der Erinnerung verstaut werden. Man holt dann ab und an die verstaubten Akten heraus, prüft Details nach und kann sie sogleich wieder an ihrem wohlsortierten Platz verstauen. Nun, wir erinnern uns, an die schmerzende Füße und die pochenden Herzen. So kam es also, dass Louise Max ganz und gar nicht in ein Hängeregister sortierten konnte. Louise wollte das auch nicht. Was Louise wollte, waren die Farben, die Welt, Gartenzwerge und Bananen. Kurz: Sie wollte Max. Louise ist zwar schon etwas bewanderter im revolutionären Kampf, ein Detail hat sie jedoch übersehen: Nach einem Kampf wird es niemals wieder so sein wie zuvor. Dieses Detail wird in den nächsten 72 h zu einer großen, nicht übersehbaren Gewissheit werden. Doch von vorne.
Der Zug fährt in den Zielbahnhof ein. Louise streicht sich nervös über die kurzen Haare, fährt mit feuchten Fingern über ihre Augenbrauen, um sie auf Linie zu bringen. Prüfend betrachtet sie ihr fadenscheiniges Spiegelbild in der Scheibe des Zugfensters. Ihre großen blauen Augen starren sie streng an. Louise sieht immer etwas streng aus, sie hat einen harten Zug um den vollen Mund, manchmal ist das hilfreich. Oft hält man sie jedoch für verbissen und arrogant. Sie versucht, ein freundlicheres Gesicht aufzusetzen, zieht nervös ihr Oberteil gerade, setzt ihren alten Rucksack auf und verlässt den Zug. Auf dem fremden Bahnsteig sieht sie sich um. Sie sucht Max, versucht ihn zwischen den vielen Menschen ausfindig zu machen und hat gleichzeitig Angst, ihn zu erblicken. Mit festen Schritten geht sie vorwärts, innerlich zögert sie. Die Siebenmeilenstiefel ziehen schwer an ihren Beinen. In ihrer Hand hält sie eine Colaflasche, Max Spitzname, sein Alter Ego, steht darauf. Ein Witz, den er sicher lustig finden wird, eine Colaflasche als Symbol für die Innigkeit, die sie sich doch immer noch teilen. Oder?
Ein Lächeln breitet sich über Louises Gesicht aus, als sie aus der Ferne Max erkennt. Auch er hält eine Colaflasche in der Hand, unverkennbar steht er dort inmitten der Menschen. Max, ein kleiner Junge mit klugen Augen und dem Bart eines alten Mannes. Der König der Gartenzwerge. Mit schnellen Schritten geht sie auf ihn zu, begrüßt und umarmt ihn. Sie ist nervös, will ihn küssen und gleichzeitig weit weg sein. Es hat seine Gründe, warum Träume Träume sind und warum das Leben nie in den gleichen Farben malt wie unsere Gedanken. Denn in unseren Träumen gibt es Farben, die es in der echten Welt nicht gibt. In dem Moment als Max nach so langer Zeit wieder vor ihr steht, begreift ein kleiner Teil von Louise, dass noch immer die Scherben unter ihren Füßen knirschen. Um dieses Geräusch zu übertönen plappert sie wild drauf los, verbissen auf der Suche nach den Wörtern, die nur Max und sie kennen. Doch Max scheint sich zu weigern, ihre Sprache zu sprechen, er umgeht die Wörter und benutzte stattdessen die Worte, die jeder Mensch kennt und spricht. Der Witz mit der Colaflasche geht nicht wie erhofft auf. „Danke, ich hab schon.“, erwidert Max und deutet auf die Colaflasche in seiner Hand. „Ich pack sie in meinem Rucksack.“, antwortet Louise unbeholfen und richtet ihren Blick suchend in die Ferne. Da gibt es jedoch nur noch mehr Menschen, Fahrkartenschalter und Rolltreppen. Kein Tor, keine Tür in die gemeinsame Welt. Der Mut und die Entschlossenheit haben sich wie verängstigte Tiere in die hintersten Ecken geflüchtet, starr steht sie neben Max. Betrachtet ihn, die Bilder aus der Vergangenheit legen sich über sein Gesicht und sie wünscht sich so sehr, dass es wieder früher sein könnte. Das Max sehen könnte, was Louise immer noch sieht, wenn sie ihn anblickt.


Nervös spielen ihre Finger am Glas herum, ab und zu nimmt sie einen Schluck von ihrem Weißwein, blickt sich in der Küche um. Überall hängen Postkarten, Bilder, Poster, die Möbel ein Sammelsurium aus Flohmarkt und Sperrmüll. Louise trinkt noch mehr, bewegt sich unsicher über das Eis und kann doch nicht genug in dieses Gesicht sehen, das lange ihr Zuhause gewesen war. Die Worte fließen an ihr vorüber, sie reden über dies und das. Reißen kleine Witze, die niemand wirklich lustig findet und Louise wartet noch immer, drei Stunden nach ihrer Ankunft, darauf, dass sich das alte Gefühl einstellt. Dass die Farben wieder leuchten. Doch die Lichter gehen aus, die Seifenblase platzt und Louises kleine Welt geht unter lautem Getöse zu Bruch, als sich fünf Worte in ihre Bewusstsein hämmern und sie von Kopf bis Fuß zerreißen. „Ich habe wieder eine Freundin.“

In Somalia steht ein Taxi II

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Die kühle Nachtluft schlägt ihr ins Gesicht, eine Wohltat. So hat Louise das Gefühl, wenigstens ein wenig atmen zu können. Mit schnellen Schritten geht sie voran, in ihrem Gesicht ist gerade alles zu lesen. Die Trauer, die Wut, das Unverständnis. Sie will nicht, dass Max es lesen kann, obwohl sie weiß, dass sie ihr schneller Gang und die knappen Antworten mit hoher Stimme verraten.
Warum? Warum hat er sie hierher gebracht, warum hat Max gesagt, er würde sich freuen, sie endlich wieder zu sehen? Warum hat er sie zwei Monate zuvor geküsst? Warum gehört sein Herz jetzt einer anderen? Warum malt er nicht mehr mit ihren Farben? Warum sieht er nicht das, was Louise so unbedingt sehen will?
„Das ist ein Problem für dich, nicht wahr?“ fragend blickt Max Louise an. „Ein Problem? Ein Problem!“ ruft Louise aus. „Warum bin ich hier Max? Warum haben wir uns vor zwei Monaten geküsst? Was will ich hier eigentlich?“ Sie schleudert ihm diese Worte entgegen, der Alkohol bricht alle Dämme und spült ihre Gefühle ungefiltert an die Oberfläche. Tränen stehen ihn Louises Augen und da wird ihr klar: Louise und Max. Die Gartenzwerge, die Affen mit den Bananen, die Farben und den Malkasten gibt es nicht mehr. Der kleine Junge mit den klugen Augen und dem Bart ist ihr fremd. Nicht eine Sekunde hat sie daran gedacht, dass Max gar kein Gartenzwergkönig mehr sein will. Dass Max nun ein anderer ist und Louise ihn nicht mehr berühren kann. „Wir sind doch Freunde. Wir können doch Freunde sein? Oder nicht? Ich dachte, wir können Freunde sein.“ Max sieht Louise unbeholfen an. Es ist ihm unangenehm, Louises Gefühle sind ihm unangenehm, er scheint peinlich berührt von ihrem Ausbruch.


Als Max die Stufen zu seinen Hochbett erklimmt und Louise sich auf der kleinen Couch zusammenrollt und sich die Decke bis unters Kinn zieht, wirft der Mond lange Schatten in das große Zimmer, in der fremden Stadt. Louise betrachtet die Bilder und Skizzen an der Wand und ihr wird bewusst, dass Max nie wieder einen Gedanken mit ihr teilen wird. Sie würde nie wieder das Mädchen sein, das neben ihm steht, wenn seine Bilder ausgestellt werden. Sie würden sich nie wieder anlächeln, weil sie wissen, dass die Idee zu diesem oder jenem Bild entstand, als sie Kartoffelecken mit zu viel Ketchup und noch mehr Mayo gegessen hatten. Oder als sie diffus im Strandkorb saßen, nachdem sie sich unbefugt Zutritt verschafft hatten. Oder als sie nach einer gemeinsamen Nacht auf dem Heimweg über einen Zaun stiegen, sich in einem fremden Garten ineinander kuschelten und ein morgendlicher Sommerregen sich über ihre Körper ergoss. Louise liegt also auf dieser Couch, hört Max leise und regelmäßig atmen und ihr kämpferisches Herz versagt ihr die Revolution. Es ist zu spät, Plakate zu bemalen, Manifeste zu schreiben und öffentliche Gebäude zu besetzen. (Diesen Gedanke würde Louise natürlich nicht mit ihren treuen Genossinnen und Genossen teilen, diese hätten bestimmt eine anderen, sehr dezidierte, Meinung zu diesem Thema.) Und so wiegt dieser Gedanke schwer auf Louises kleinem Herzen und drückt ihr erst nach langem Warten auch die Augen zu.


Louise hat das schön öfter probiert, geklappt hat es nie. Sie hält die Augen am Morgen geschlossen und hofft somit, der Realität noch ein wenig zu entfliehen. Doch eigentlich ist schon im Moment des Wachwerdens klar, dass die Realität gerade ziemlich übel aussieht. Wenn wir nun also nüchtern die Fakten betrachten, sieht die Sache so aus: Die verrückte Louise, die Romantik immer so offensiv verschmäht, macht sich auf die Reise zu Max. Louise und Max waren einst eine kleine, verwunschene Einheit, eine Insel, auf der die Uhren anders gingen. Nun ja, wie wir schon erfahren durften, sieht man kleine Unabhängigkeiten nicht gerne auf der Landkarte und so wurde der Zwergenstaat, bestehend aus Max, Louise und diversen Gartenzwergen mit Malkästen in den Händen, hinterrücks von der Realität annektiert. Louise fährt also nun zu Max, in der Hoffnung, dass sie eine kleine Konterrevolution starten. Bei Max angekommen muss Louise feststellen, dass Max sein Herz verschenkt hat und zwar nicht an Louise. Soweit so schlecht.


Louise empfindet es als Hohn, dass die Sonne lacht, währenddessen sie mühsam ihren Fluchtreflex unterdrückt und mit Max am Kanal entlanggeht. Sie schweigt viel, Max noch mehr. Wo einst Worte Tischtennis spielten, wo es nicht genug Zeit gab, um alle Verrücktheiten aus den Köpfen in die Freiheit zu entlassen. Da ist nun nichts. Rein gar nichts. Worthülsen, Witze, die einen schnellen Tod sterben und ausweichende Blicke. Louise sucht und sucht, aber sie kann hinter Max' Augen keinen Funken erkennen, sie kann sich selbst nicht sehen – so wie früher. Was sie stattdessen sieht und hört, begreift sie nicht. Wenn er redet, dann von Dingen die sie nicht versteht, ihre Fragen findet er dämlich. Wenn Louise spricht, dann hat sie das Gefühl, dass er sie nicht versteht. Es verwirrt sie und so versucht sie verzweifelt, die Situation aufzulösen, aber sie verstricken sich immer mehr in eine durch und durch missglückte Kommunikation. Louise beginnt, die Stunden bis zur Heimfahrt zu zählen und versucht gleichzeitig, unbefangen zu wirken. Doch Max wahrt den Abstand, als könne sie ihn jeden Moment anfallen, zu Boden strecken und ihn zu etwas zwingen, was er nicht will. Nähe, Gefühle. Diese Dinge gehören nicht mehr zu Louise, Max gibt sie nun einem anderen Mädchen. Und Louise? Louise hätte jedem Jungen sang- und klanglos auf Wiedersehen gesagt, wenn Max ihr noch einmal sein Herz in ihre schmucklosen Hände gelegt hätte.
Schnaps, Bier und diverse anderer Substanzen retten Louise, und wohl auch Max, vor dem Stimmungstod. Während Max im Gedränge der Party verschwunden ist, sitzt Louise mit Jona auf dem Dach des Hauses, blickt auf die Lichter der Stadt, zieht mit kalten Lippen an einem Joint und hält ihr Glas mit Gin Tonic fest umklammert. Sie versucht, den Gedanken an die schmale Feuerleiter, die in das Treppenhaus führt, und ihren leichten Schwindel zu unterdrücken und redet stattdessen mit Jona über die wirklich wichtigen Dinge des Lebens. Die Eigenschaften von magischen Wesen und unangemessenen Verhaltensweisen von fiktiven Menschen diesen gegenüber. Für Louise ist dies ganz prinzipiell kein unwichtiges Thema, doch genau in diesem Moment ist sie nur froh, nicht schweigend neben Max zu sitzen, sondern Jona bei seinen Ausführungen zuzuhören. Louise nickt eifrig, sie ist betrunken und verwirrt und verletzt. Aber das ist gerade nebensächlich. Jona hat recht, Snape ist tatsächlich die interessanteste Figur in Harry Potter.
Louise bewältigt die schmale Feuertreppe erfolgreich, wobei sie an diesem zähen Vormittag oftmals in Tagträume verfällt und sich mit einem Lächeln auf den Lippen vorstellt, wie gut sie sich fühlen würde, wenn sie dort gestern Nacht mit gebrochenen Genick gelegen hätte. Sie würde sich definitiv besser fühlen als jetzt gerade. Stattdessen streift sie gerade durch die langen Flure der Ausstellung, für die sie sich nicht interessiert. Max hat Bekannte getroffen und ist in ein Gespräch vertieft und er scheint auch keine Anstalten zu machen, dieses zu beenden und Louise einzuholen. Erst als es Zeit ist, zum Bahnhof aufzubrechen, gesellt sich er zu ihr. Von der Ausstellung zum Bahnhof ist es nicht weit. Der Zug steht schon am Gleis, als Louise und Max sich verabschieden. „Komm mich doch bald wieder besuchen.“, sagt Max gequält. „Klar, gerne. Aber erstmal wünsch ich dir ne gute Reise, viel Spaß in Asien.“, erwidert Louise gequälter. Sie umarmen sich ein letztes Mal, lächeln einander zu. Als Louise das Abteil betritt und aus dem Fenster blickt, sieht sie Max mit schnellen Schritten in der Menschenmenge verschwinden.
Als die Bundesstraßen, Sträucher und Bäume und Häuser in umgekehrter Reihenfolge an ihr vorüberziehen spürt sie nichts. Sie verschließt ihr Herz und ihren Kopf von dem Geschehenen, weil sie weiß, dass sie es gerade nicht ertragen kann. Es fühlt sich alles so falsch an, dass sie sich entschließt, für eine Weile nichts zu fühlen. Louise schließt ihre Augen und beginnt sich vom Geschehen zu lösen, sie schlägt sie erst wieder auf, als der Zug in ihren Heimatbahnhof einfährt. Es regnet, natürlich regnet es, das Leben hat wirklich einen Hang zur Dramatik, denkt Louise als sie über den Parkplatz läuft und das kleine silberne Auto am Ende ansteuert.
„Wir war dein Wochenende, Liebes?“ fragt Leon Louise, nachdem sie in sein Auto gestiegen ist und er ihr einen Kuss gegeben hat. Louise lehnt ihre Wange an das kühle Glas der Autoscheibe und ihr Atem hinterlässt ein kleinen beschlagenen Fleck, als sie sich sagen hört „Anstrengend, lass uns nach bitte nach Hause fahren, ja?“

Kate Tempest - War Music

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https://www.youtube.com/watch?v=dH797RUNJIY

BVG Geschichten #3

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Heute morgen, in der U- Bahn habe ich darüber nachgedacht, warum Menschen die Bücher, die sie in ihren Taschen bei sich tragen, immer noch extra in Plastiktüten einwickeln.
Wozu die Mühe? Solche Leute sind ganz, ganz komisch!Wovor wollen sie denn ihre Bücher beschützen? Davor, womöglich eine eigene Geschichte erzählen zu können? Wie sie etwa die turbulente U- Bahnfahrt miterlebt haben, in der sie im Gedränge gegen die zerquetschte Banane gedrückt wurden und wie beim plötzlichen Halt im Tunnel und Anrempeln mit der kräftigen rothaarigen Frau mit dem schweren Parfüm, das einem jeden die Luft zum Atmen nahm, das Trinkpäckchen zerplatzt ist und den Schlüsselbund, das Portemonnaie, den Kalender, alle Lippenstifte und zerknüllten Einkaufszettel mit in den klebrigen und nassen Ruin getrieben hat. Aber das wäre doch mal eine Geschichte, an die man sich erinnern würde und die man immer wieder zum Besten geben kann. Weißt du noch damals, in der vollen U8, es muss auf der Hälfte der Strecke, Höhe Moritzplatz, passiert sein, hach! Warum also Bücher in Plastiktüten einpacken? Einsperren, um sie vorm harten und turbulenten Leben in der Tasche zu beschützen? Um sie ihrer Seele zu berauben!

Das ist dasselbe wie mit dem Geschirr in der Vitrine, dass man immer nur anschaut und nie benutzt. Und eines Tages, auf dem Sterbebette, fällt mir dann siedendheiß ein, dass ich nie mein „gutes“ Geschirr benutzt habe. Es wird nie Teil meiner Erinnerung sein, wenn ich es nicht täglich an meinem Leben habe teilnehmen lassen. Die teuren Kristallgläser von Oma, von denen es sowieso nur noch drei Stück gibt, das gute Teegeschirr mit der Ostfriesenrose und das Silberbesteck, was in einer samtverkleideten Holzkiste unter dem Sofa vor sich hinsinniert.
Ich werde gleich meinen Fünfuhrtee aus Tassen trinken, die zu den Untertellern passen, zur Tischdecke und zu den Bildern an der Wand. Ich will kein Bücher- in- Plastiktüten- Einpacker sein.


Meine Bücher dürfen frei und wild sein und mit Eselsohren oder toten Fliegen zwischen den Seiten nach Hause kommen.


Das nennt man dann Leben!



Noch mehr BVG GESCHICHTEN: 

http://direktemang.wordpress.com/2013/01/15/bvg-geschichten-3/

Szenen einer Wohngemeinschaft - Folge 6

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In der WG wohnen derzeit Katharina, Sylvie (aus  Frankreich), Tobias, Fabio (aus Spanien), Raschka und ihr Freund Marius* (als  WG-Gründer). Außerdem zwei Katzen und diverse Meerschweinchen, die den  Garten bevölkern.
Ehemalige Mitbewohner: Sun (Koreaner), Thomas und seine Freundin Anja.

*Alle Namen geändert. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind weder zufällig noch ungewollt.
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My English is degenerating. It really is. I notice it each day I get home. Being a state-certified translator with several years of working experience in an international law firm, I am usually capable of expressing myself in a sophisticated manner. But when I get home, it get worse.
The reason is my French flatmate, Sylvie. She speak really bad English, and her German is still not good enough to talk about any more interesting than weather. So instead of being a good example and teaching her some grammaire, I adjust to her level, and start speak like her.

So some week ago, we wanted to eat out and went to the new Greek restaurant in our village. It used to be Bavarian, and now it is Greek, but nobody told me at first, so I was in shock the first time I went to eat there after a few months. But by now I have recovered and the food is actually really good there. Plus, we still had a coupon for free entree.

Alors, so we went, Sylvie, Marius and me. All entrées were free, and so was the ouzo. For beginning, the waiter forced us to drink ouzo with entree, because that is how Greeks do, he say. So we drink, and then ordering food. We soon know that the waiter and owner of the restaurant were called Angelo, that he like Bavaria but have problems with the villagers who did not want Greek restaurant in the village. So he made them like him by giving out free ouzu in large quantities. Nice way, I thought. The food was fine, especially the loup de mer, but I and Sylvie start soon to feel a little kaput, because we don't like ouzu at all actually. But so it is with Greeks, you have to drink or they will think you crazy. After the food, we had more ouzo, bien sur, then dessert, which Angelo also offer us for free. We started to wonder how he survive without to take money from customers. By that time, we were the last guests, so Angelo came to sit with us and drink some more ouzo. Sylvie and I finally told him that we did not like so much, and after he returned from shock, he ran to get us aperol sprizz, which we don't like too, but we did not dare tell. So we drink. I feeling dizzy at the time, and the aperol make me even more sick, so we return to ouzo. Angelo start telling stories to Marius, about how he had to drink 28 ouzo at the Maifest the last weekend, because he made the mistake to start drink with people at one table, then the people at next table were not amused because he did not want drink with them, so he had to take ouzo at each table with the villagers, plus a few more with the Bürgermeister and the people from local Sparkasse. To adjust in Bayern as a Grieche, you have to make sacrificial. After 20 ouzo, Angelo says, he called for help to his waiters, and they had to drink too. Still they did not manage to drink with all people from village, and a few maybe still don't want him here.

Anyway it was all getting very funny, my English degenerate even more, mixing with stupid French, and I translating all the time between Angelo and Sylvie, because his German had strong Greek accent and Sylvie understand nothing. I could translate only half of the story, as my simultaneous interpreting skills also degenerate after so many alcohol, but we was still laughing our head off. Between each ouzo I take swallow of Radler, because it still taste dégueulasse. I hate anis, that is why. Mais c´etait egale, and Angelo sure wanted to show us all his new restaurant rooms now, if we want or not. We was staggering behind him, wondering how he remain steady after a whole day, and admire the large ball room and combined Bürgerzentrum behind the restaurant. The Stammtisch in the side room greet him in enthusiastic way, and I was think by myself he adjusted really good already. No idea how they manage to have all Weißbier in front of them, however. Maybe they pay him for not to drink ouzo.
After the tour, we drink ein bisschen more and more, while the waiters get nervous to close. I were remembering our velos outside and wonder how we could ride home.
I somehow remember that we did finally, with a lot laughing, and danger to traffic. But no accident, and then we fell to bed. We were really kaput. Bonne nuit, I said to Sylvie. Guten Nacht, she said.

FUMIE SASABUCHI oder: MODERNER DEKONSTRUKTIVISMUS.

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Es wird der bleiche Tod mit seiner kalten Hand
Dir endlich mit der Zeit um deine Brüste streichen [...]*



Fumie Sasabuchi verwendet für ihre einzigartigen Kunstwerke Bilder aus Modemagazinen, denen sie ihren eigenen Stempel aufdrückt. Mit feinen Stiften zeichnet sie die Konturen des menschlichen Körpergerüsts auf die zerbrechlich wirkenden, porzellanteintfarbenen Models. Der knochige Tod ist in fast allen Bildern gegenwärtig.
Die dadurch entstehenden Werke erinnern stark an barocke memento-mori Bilder, die einem die Vergänglichkeit der Schönheit nahe bringen sollen. Das Sujet vom Tod und dem Mädchen ist schon seit der Renaissance bekannt und findet im Laufe der Zeit auch in der Lyrik und der Musik Widerhall.
In Zeiten, in denen magere Models die Cover von Hochglanzmagazinen zieren, erschrecken diese Bilder weitaus weniger als gedacht; hat sich unser Auge doch schon zu sehr an knochige Körpergerüste gewöhnt.
Ob als Kritik für einen Magerbeauty-Wahn, als Anlehnung an bekannte Bilder aus der Kunst oder als Werke für sich – die Bilder von Fumie Sasabuchi gehen unter die Netzhaut.


Die in Japan geborene Künstlerin lebt heute in Berlin.





Fumie Sasabuchi
Untitled
2009
ball pen, fashion magazine
10 3/4 x 8 inches
Two part work, 1/2

Quelle: http://www.huffingtonpost.com/alexander-adler/invitation-to-the-voyage_b_990023.html#s382856&title=Fumie_Sasabuchi_Untitled







http://www.fumiesasabuchi.de/wordpress 







http://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Death_and_the_maiden?uselang=de#mediaviewer/File:Hans_Baldung_007b.jpg



Vergänglichkeit der Schönheit (Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau, um 1695)

MEHR VON MIR.


klau|s|ens berichtet mal wieder vom ende eines internetauftritts, hier: wer-kennt-wen

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klau|s|ens, was gestern noch da war, kann morgen schon weg sein!


das internet ist flüchtig, bösartig und gemein, zweitklausens. (es benutzt dich und stößt dich dann wieder aus wie ungenießbares essen.)


erst locken sie dich und dann verabschieden sie dich.


diesmal das netzwerk: “wer-kennt-wen.de” alias “wer kennt wen” alias “werkenntwen”.
– Betreiber
werkenntwen GmbH
Moltkestr. 123-131
D-50674 Köln


sollen die nicht mit RTL zusammenstecken? egal!


vorbei. heute um 24:00 uhr ist wohl schluss, wenn man am 1.6. beendet.


sie schreiben (ich habe eben noch geguckt):


>>Neue Freunde und alte Bekannte warten auf Dich!


Das soziale Netzwerk werkenntwen beendet zum 1. Juni 2014 seine Geschäftstätigkeit. Damit Deine Kontakte, Fotos und Nachrichten nicht verloren gehen, logge Dich bitte ein und nutze die Exportfunktion.


Du willst Dich auch in Zukunft mit Deinen Leuten vernetzen und austauschen? Dann haben wir einen Tipp für Dich.<<


aber die mail gab es ja auch. in der stand:


>>Lieber Hasso-Dieter Kleim,


vor einigen Wochen hat RTL interactive mitgeteilt, werkenntwen ab Mitte des Jahres nicht mehr weiter zu betreiben. Heute müssen wir Dich leider darüber informieren, dass werkenntwen seine Geschäftstätigkeit beenden wird. Nach dem 1. Juni 2014 wird Dir die Plattform nicht mehr zur Verfügung stehen, und Deine Daten auf werkenntwen werden unwiderruflich gelöscht.


Wir bedauern diesen Schritt sehr. Und eines steht fest: Wir werden Dich vermissen!


Damit Dir Deine Kontakte oder Fotoalben nicht verloren gehen, haben wir eine Exportfunktion entwickelt, mit der Du ganz einfach Deine Daten auf Deinem Rechner sichern kannst.


Wie das funktioniert:


Klicke unter den Einstellungen auf “Export” und dort auf “Export starten” – Deine Daten werden nun komprimiert und Dir nach erfolgreicher Sicherung zur Verfügung gestellt.
Du erhältst kurz darauf eine E-Mail, die Dich darüber informiert, dass Deine Daten per .zip-Datei zum Download bereitstehen.
Bitte beachte, dass das Sichern je nach Umfang Deiner Daten eine Weile dauern kann.


Jetzt Daten sichern!


Ein besonderes Abschiedsgeschenk haben wir für Dich: Dein persönliches wkw-Erinnerungsalbum! Erstelle Dir mit albelli.de ganz einfach kostenlos ein Fotobuch mit Deinen schönsten wkw-Fotos. Du musst nur die Versandkosten übernehmen. Wie das geht, erfährst Du hier:


Jetzt Fotobuch erstellen!


Ihr möchtet Euch auch in Zukunft mit Euren Leuten vernetzen und austauschen? Allen wkwLern möchten wir seniorbook als neue Heimat ans Herz legen. Wie werkenntwen ist seniorbook ein deutschsprachiges soziales Netzwerk, das Menschen verbindet und eine Vernetzung über Interessen ermöglicht. „senior” steht für Verlässlichkeit, respektvollen Umgangston und erwachsene Themen. Und genau wie bei uns haben Sicherheit, Privatsphäre und Datenschutz höchste Priorität und richten sich strikt nach deutschem Gesetz. Schaut Euch seniorbook einfach einmal an – Mitmachen ist auch dort kostenlos. Und das seniorbook Team steht Euch jederzeit unter hilfe@seniorbook.de bereit.


Jetzt seniorbook ausprobieren!


Für Deine Treue und die gemeinsame Zeit möchten wir uns herzlich bei Dir bedanken.


Herzliche Grüße,<<


müssen wir dazu etwas sagen?


nein, wir haben schon oft ermittelt und festgehalten, wann was wie eingestellt wurde. siehe unsere site: einige-erinnerungen-an-geschlossene-plattformen-im-internet


wer-kennt-wen ist allerdings eines der hochgerühmten und nun dauernd in den medien besprochenen “sozialen netzwerke”. oder doch nicht? ab wann ist ein netzwerk auch ein “soziales netzwerk”? welche funktionen muss es erfüllen, um wahrhaft “sozial” zu sein?


FACEBOOK wird es denen schwer gemacht haben, denn FACEBOOK beinhaltet alles in allem. “werkenntwen” beinhaltete nur einen teil dessen, was das gefürchtete FACEBOOK kann.


aber “werkenntwen” wird auch millionen von daten gesammelt haben. so etwas schließt man ungern.


GOOGLE sammelt ja derzeit personalausweise  … denn alle, die das “Recht auf Vergessen” alias “Recht auf Vergessenwerden” wahrnehmen wollen, müssen eine kopie des personalausweises einreichen.


oh weia! GOOGLE bekommt so quasi echtdokumente! sicherste daten samt aufdruck der meldeadresse samt geburtsdatum.


12.000 menschen sollen schon bei GOOGLE eine löschung von etwas beantragt haben, an einem einzigen tag. dann hätte GOOGLE binnen 24 h schon 12.000 kopien deutscher personalausweise. wow!


unfassbar!


und “werkenntwen” wird von diesem datenkuchen und wissensbrei und bespitzelungshumus nix mehr haben: aus und vorbei. vorbei und aus.


das internet ist böse: einerseits vergisst es nichts und lässt schlimme fakten und daten jahrzehnte durchs netz reisen. andererseits wird dauernd alles beendet und geschlossen.


dabei haben die menschen (nutzer) immer daten, herzblut und arbeitszeit in solche portale gesteckt. du musst dich anmelden, registrieren, einloggen, und dann dieses und jenes eingeben, preisgeben. (in diesem fall, wen du alles kennst: hochinteressant für jeden geheimdienst.)


die user werden ausgesaugt wie die armen tier in den schlachthöfen.


das internet schlachtet unsere seelen. es missbraucht uns, es demütigt uns. (und es spioniert.)





HOMEPAGE VON KLAU|S|ENS:
http://www.klausens.com

Spurensuche II

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Manchmal wünschte ich, ich könnte einen Tag noch einmal wie ein Kind erleben. Doch Jahr um Jahr beschleunigt sich das Tempo der Zeit. Nur Träume dehnen heute noch die Stunden, und hin und wieder, wenn ich mich tagsüber aus den Augen verloren habe, versuche ich, mir nachts auf die Spur zu kommen.

Früher litt ich unter Alpträumen. Merkwürdige Gestalten traten aus der Tür der schlechten Träume, einer Stelle in der Wand, die ich so getauft hatte, weil aus ihr Figuren in mein Zimmer kamen, die mir Furcht einflößten. Sie befand sich am Plateau meines Hochbettes, genau dort, wo die Treppe endete. Lehmartige Gestalten schritten die Stufen hinab und stellten sich schweigend in den Raum. An anderen Tagen nutzte der Schokoladenfresser diese Tür, um mit mir in Kontakt zu treten, ein großer, dicker Mann, der mit finsterer Stimme seinen Namen sprach und mir das Gefühl gab, er wollte anstelle von Süßigkeiten lieber mich vertilgen.
Als Kind empfand ich solche Träume als real, da ich in ihnen immer noch dort lag, wo ich mich auch in der Wirklichkeit befand. Erst, als meine Mutter das Bett umstellte und ich nicht mehr auf die Tür der schlechten Träume blicken musste, blieb sie für immer geschlossen. Doch bis heute habe ich die Angewohnheit beibehalten, ein Stück Decke über die Ohren zu legen, als könnte jeden Augenblick wieder "Ich bin der Schokoladenfresser" vom Fußende des Bettes ertönen.

Als ich schließlich an einer anderen Stelle im Zimmer schlafen durfte, befand sich in der Wand neben mir die Tür der guten Träume, wie ich sie nannte. Manchmal öffnete sie sich. Ich konnte nie hineingehen, doch ich sprach mit den hellen, durchscheinenden Gestalten, die zu mir kamen, oder kommunizierte mit ihnen per Gedankenübertragung, und blickte in eine nächtliche Welt, die mich mit Geborgenheit und Glück erfüllte.

Gute wie schlechte Träume haben bei Kindern eine andere Dimension und spielen eine ganz entscheidende Rolle im Leben. Dennoch üben auch heute manche Träume noch eine Faszination auf mich aus, und zwar dann, wenn ich merke, dass ich schlafe. Am liebsten stelle ich den Gestalten, denen ich begegne, Fragen. Dies führt bisweilen zu eher belustigenden Situationen, da mein Unterbewusstsein zu dem Trick greift, keinen offensichtlichen Sinn in die Antworten zu legen und mich verspottet, sobald ich weiter nachhake.

Hier einige Beispiele: Eine Männerstimme ertönt aus dem Off. "Man soll die Verteilung der Gockel auf Fenster und Türen gleichmäßig beachten." Ich verstehe das Wort "Gockel" in dem Zusammenhang nicht, doch als ich nachfrage, ernte ich Erstaunen über meine augenscheinliche Dummheit.
Ein andermal will ich den Grund für meinen ungewöhnlichen Vornamen wissen. "Weil du ein ganzer Ring bist, in der Vergangenheit, in der Zukunft." Aha.
Dann wiederum befinde ich mich auf einer großen Straße. Als ich klares Bewusstsein erlange, versuche ich, mich zu orientieren und nehme die Menschen ins Blickfeld. Einer kleinwünchsigen Person tippe ich an die Schulter. Ich spreche sie an, aber sie ignoriert mich. Anschließend wende ich mich an eine ältere Frau neben ihr: "Welche Rolle spiele ich in meiner Familie?" "Freiling", sagt sie und lacht ein wenig. Doch jegliche Erklärung wehrt sie ab.
Nahezu immer bleibe ich ohne Antworten zurück. Manchmal erfindet mein Gegenüber auch Worte, anstelle sich einer mir nicht zugänglichen Metaphorik zu bedienen.
So öffne ich die Tür eines Ladens oder einer Werkstatt. Dort sitzt mein Chef an einem Schreibtisch. Da ich ihn im realen Leben nicht kenne, frage ich ihn, wer er sei. "Der Debatigkonvertor, der Legenden von den Lenden entwickelt", antwortet er und lacht. Ich überlege, ob er "Leben" und nicht "Lenden" meint. Doch er lässt mich mit der Frage allein zurück.

Trotz allem bleibt in solchen Situationen eine Kombination aus Gefühl, Ton und Farbe hängen, die mir einen Schimmer von dem zeigt, was ich bin.

Soziale Arbeit: Irgendwas mit Menschen? Kann ja jeder!

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Ich studiere Soziale Arbeit. Im fünften Semester. Wir beschäftigen uns in diesem Semester unter anderem mit dem Themenkomplex "Benachteiligte Jugendliche", mit Konzepten und der Wirksamkeit von sogenannten "Frühen Hilfen", mit dem Bereich "Interkulturelles Verstehen" und dem Staatsangehörigkeitsrecht. Wie in den vorausgegangenen Semestern sehen die Seminare in vielen Fällen dann so aus, dass wir uns mit Konzepten und Texten beschäftigen und im besten Fall dazu austauschen.

Worum es in den einzelnen Veranstaltungen geht, ist an dieser Stelle allerdings nicht so wichtig. Man erfährt ja sowieso nichts neues. Kennt man alles schon. Bringt uns für den Beruf sowieso nichts. So zumindest die Meinung einiger meiner Kommilitonen. Nicht nur, dass unser Studiengang nach außen hin gelegentlich unter dem "Singen-Tanzen-Klatschen"-Klischee leidet, nein, inzwischen sind es auch angehende Sozialarbeiter im Endspurt ihres Studiums, die im Laufe ihrer sechs Semester immer mehr zum "Ich-lern-hier-ja-sowieso-nichts-Denken" übergehen.


Kinderpfleger, Erzieher, Sozialarbeiter - ist das nicht das gleiche?

Kurzer Ausflug in den Hochschulalltag: Ich bin vor einigen Tagen Zeuge einer Präsentation einer Kommilitonin im Rahmen eines Seminares geworden und mir ist vor allen Dingen eine Aussage hängengeblieben (die so im exakten Wortlaut zwar nicht gefallen ist, aber der Inhalt ist exakt dieser):

Ich mach das Studium hier nur, um die höhere Qualifikation auf dem Papier zu haben. Mein Arbeitgeber verlangt das von mir. (Ich kenn mich ja sowieso schon aus.)

Direkt im Anschluss habe ich mich bei meinen Nebenleuten informiert, ob sie das gerade wirklich so gemeint hat und habe überall nach kurzen Nachdenken über die gefallenen Sätze Zustimmung erhalten. Zustimmung für ihre Arbeit erhielt übrigens auch besagte Kommilitonin: "Du machst das ja schon seit Jahren und weißt daher ja ohnehin wie es läuft." Vor ihrem Studium hat sie eine pädagogische Ausbildung absolviert und ist seit einigen Jahren bereits in einer Einrichtung tätig. Doch mit der Aussage der weiteren Kommilitonen durchschreitet eine Anerkennung ihrer unterschwellig getätigten Aussage und ein obsolet-machen des Studiums den Raum.

Das war auch für mich Neuland: Da wird nicht nur abseits der Vorlesungen das Studium niedergemacht, sondern jetzt sogar vor Publikum und in Anwesenheit von zwei Professoren. Meine Fassungslosigkeit war auf einem neuen Level angekommen. Als wären alle pädagogischen Berufsgruppen das gleiche, als würde es gar keinen Unterschied machen, ob man eine Ausbildung oder ein Studium absolviert hat. Eine Ergänzung zu den sonstigen negativen Stimmen, die ich gerne nicht mitbekommen hätte.

Soziale Arbeit kann ja jeder

Wir machen "irgendwas mit Menschen". Auf kleine Kinder aufpassen. Kann doch sowieso jeder. Wofür also Konzepte, Theorie und dergleichen? Wenn sie uns doch sowieso nichts bringen? Das Arbeiten mit Menschen lernt man ja ohnehin im Learning-by-doing-Verfahren, oder? Natürlich, kaum jemand wird in die Welt hinaus gehen und dann im Umgang mit seinen Klienten immer im Kopf haben, dass er gerade nach Konzept x handelt. Vieles wird intuitiv gemacht, im besten Fall eben aus dem Kopf und somit aus dem Studium heraus.


Genau das ist der Punkt: Es kann mir doch niemand erzählen, dass er nach dem Studium mit den Menschen so umgeht, wie vor dem Studium. Dass die Haltung und die Arbeit die gleiche ist. Dass wir in den drei Jahren nichts gelernt hätten. Dass alle Theorie und Konzepte vergebens sind. Dass Thiersch, Hurrelmann, Ainsworth und Co. schon bekannt waren und entsprechend danach gehandelt wurde. Zugegeben, unser Studium ist nicht auf dem Niveau eines Jura- oder Medizin-Studiums und wir haben nicht immer die komplexesten Inhalte - aber das macht es bei weitem nicht weniger wichtig.


Wer allerdings vorher wie hinterher handelt - wer glaubt, alles schon zu kennen - wer glaubt, wirklich nichts gelernt zu haben und wer der Ansicht ist, es gehe doch ohnehin nur um die Qualifikation auf dem Papier - der sollte sich ernsthaft fragen, ob er im richtigen Studium und Berufsfeld gelandet ist.

1.6.

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Der versprochene Text.


 


Ich hab Angst vor London. Ich hab immer Angst wenn ich wegfahre. Vor ein paar Tagen ist mir kurz vor dem Einschlafen plötzlich bewusst geworden, dass ich in drei Wochen schon weg bin. Dann hab ich am nächsten Tag eine Liste gemacht, mit allem was ich noch erledigen muss und hab mich besser gefühlt.


Ich hatte ein paar schlechte Tage, an denen ich dachte, alle meine Freundschaften kaputtzumachen, weil ich nie was erzähle. Und dann war ich noch wütend und traurig über eine Freundin weil sie sich nie meldet und ich sie nicht verstehe.


Jemand ist durch mein Möhrenbeet gestapft, mit Schuhgröße 50 wie es aussieht. Grr!


Ich hab mit dem Gel wieder aufgehört, weil es sich nicht richtig angefühlt hat. Es waren keine gemischten Gefühle, es war ein Phasenwechsel von ich will das und ich will das nicht. Aber ich möchte keine Medikamente, ich will das mein Körper von allein funktioniert. Das ist mir momentan prioritär über den Veränderungen, Passing und allem. Außerdem, ich möchte meine Fruchtbarkeit nicht verlieren. Auf detr praktischen Ebene ist das aktuell unerheblich, Familienplanung wird in zehn Jahren anstehen. Auch unwahrscheinlich, dass ich jemals ein schwangerer Mann werde, vielleicht ein urmenschlicher Trieb, der sich austobt. Soll er nur.


Habt eine schöne Woche!

Woher der Hass? Laktoseintoleranz

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„Möchtest du einen Joghurt essen?“

„Nein danke, davon bekomme ich Durchfall.“ 

Dieser Dialog ist selten. Zum Glück. Denn „Nein danke“ reicht als Antwort völlig aus und die Beschaffenheit des Stuhlgangs ist kein Thema, über das es sich schön miteinander sprechen lässt. Seit einigen Jahren gibt es aber noch eine andere Art, den Joghurt abzulehnen, ohne den Durchfall zu erwähnen: „Nein danke, ich habe Laktoseintoleranz.“ 

Laktoseintoleranz klingt wie eine Krankheit oder eine Allergie und wird von denen, die sie haben, auch so behandelt. Sie verzichten auf Milchprodukte aller Art, fragen im Café, ob es denn auch „Milchkaffee mit laktosefreier Milch“ gibt, lagern in ihren Kühlschränken Milchtüten, auf denen „Minus L“ oder „Soja“ steht, und essen nur Zartbitterschokolade aus dem Reformhaus. Der Markt hat sich eingestellt auf die Laktoseintoleranten, damit sie nicht mehr so schrecklich oft Blähungen haben müssen. Angefangen hat das alles, weil irgendwann jemand, vielleicht sogar ein Arzt, „Sie haben Laktoseintoleranz“ sagte, als jemand nach einem Glas Milch sehr oft pupsen musste. Und auf einmal waren massenweise Menschen überglücklich, dass es endlich eine Erklärung für dieses ihnen bekannte Problem gab. Und einen einen Namen, bei dem niemand „Zu viel Information!“ dachte, sondern: „Oh je, das tut mir leid!“

Zumindest anfangs. Aber als die Laktoseintoleranzdiagnosen sich zu häufen begannen und teilweise auch selbst gestellt wurden, reagierten die laktosetoleranten Menschen genervt darauf. Es wurde ihnen zu viel. „Die sollen sich mal nicht so anstellen“, brummelten sie in ihre Milchgläser. Sie rollten mit den Augen, wenn wieder jemand ein „Minus L“-Paket aufs Kassenband legte. Und sie googelten. „Laktoseintoleranz ist ja gar keine Krankheit und auch keine Allergie“, riefen die Genervten dann nach der Belehrung durch das Internet, „es ist eine Lebensmittelunverträglichkeit! Fast alle Menschen haben das!“

Stimmt. 75 Prozent der erwachsenen Weltbevölkerung vertragen keinen Milchzucker. Als Neugeborene produzieren sie alle ein Enzym, das die Laktose abbaut, später, wenn sie sich nicht mehr hauptsächlich von Milch ernähren, lässt diese Produktion nach. Auf der Südhalbkugel beträgt die Laktoseintoleranz unter Erwachsenen teilweise 80 bis 100 Prozent. Auf der Nordhalbkugel und vor allem dort, wo es traditionell Milchwirtschaft gibt, liegt der Wert aber nur zwischen 0 und 40 Prozent. Demnach ist man in Deutschland eher die Ausnahme, wenn auf Joghurt Übelkeit folgt. Aber man ist trotzdem kerngesund.

Laktoseintoleranz zählt damit zu den Problemen, für die die Menschen in befriedeten, industrialisierten, demokratischen Gesellschaften die Zeit und die Möglichkeiten haben. Sie gehört damit auch zu den Problemen, die in den sozialen Netzwerken unter dem Hashtag #FirstWorldProblems ironisch geteilt und belächelt werden, um klarzustellen, dass man sich des Leids auf der Welt bewusst ist und weiß, dass die eigenen Probleme gar keine echten Probleme sind. Weil die Laktoseintoleranten ihr Problem mit dem Milchzucker aber sehr ernst nehmen und ihren Kaffee entsprechend bestellen, werden sie gehasst.

Gesunde Menschen hassen es, wenn andere Gesunde einen Leidensdruck vorgeben, wo es ihrer Meinung nach keinen gibt. Sie sagen dann „Der/die will sich doch nur interessant machen“, „Der/die braucht immer eine Extrawurst“ oder schlicht „Modekrankheit“. Das sind in einer Industrienation mit funktionierendem Gesundheitssystem, in dem die meisten Menschen ihre Zähne erst im hohen Alter verlieren und fast niemand an einer Grippe sterben muss, die schlimmsten Vorwürfe. Die Laktoseintoleranten gelten als verwöhnt und überversorgt. Wer darauf achten kann, sich ohne Milchzucker zu ernähren, dem geht’s wohl zu gut. Der hat zu wenig Selbstwertgefühl und muss sich über ein vorgebliches Leiden definieren, auf dass man ihn bitte mit Rücksicht behandle. Kurz: Wer intolerant gegenüber Laktoseintoleranten ist, hält diese für Menschen, die nicht darüber nachdenken, dass es anderen viel schlechter geht als ihnen – was man, wenn es einem gut geht, bitte andauernd tun soll, anstatt zu jammern. Das ist man der Welt schuldig. Wenn man jetzt Krebs bekommt, okay. Aber ansonsten bitte, so denken die Laktoseintoleranz-Intoleranten: auf Milch verzichten und Klappe halten.

bei Sonnenaufgang

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Ich bin versucht mich konsumieren zu lassen vom Verlangen. Zu verbrennen, lichterloh, bis ich davon zu Sinnen komme, dass ich nach Luft schnappe. Um mich wiederzufinden, mit dem Rücken an der Wand, immobilisiert durch deinen Körper, der sich, einem Spiegel gleich, der vollen Länge nach an meinen presst, deine Hände auf meinen Schultern. Von da an ist alles ganz einfach, jede Richtung ist die richtige. Jeder Schritt auf dich zu ist ein Schritt nach vorn. 

DETOXIFICATION TRANSMISSION.

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Wir habens nicht leicht heutzutage: 
Jeden Tag winkt ein Event, hält dir irgendwer ein Gläschen Schampus hin oder das Wetter ist einfach zu gut, um es nicht mit einem Bierchen im Park zu begießen.
Gründe um zu Saufen gibts ja immer und irgendwie is auch permanent schon wieder Wochenende…
Da braucht man eigentlich zwischendurch mal eine Pause, Erholungsurlaub im Spa (as if) oder einfach nur ihn hier:

http://www.youtube.com/watch?v=L4z9HrN1bWQ

Freunde der gepflegten Sauferei: Fernheilen per Video!
Ganz easy entgiften lassen! 
Auch wärmstens zu empfehlen:Leber, Lunge und Befreiung des Geldflusses Transmission!


READ ON

So wird die KW 23

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Wichtigster Tag der Woche: Bestimmt Pfingsten beziehungsweise das lange Wochenende drumherum.  

Auch wichtig:
der Dienstag. Da gehe ich zu einem Vortrag mit Diskussion über Netzfeminismus, den die Frauenstudien München veranstalten. Ich glaube, das wird gut.  

Kulturelles Highlight:
In der Pinakothek der Moderne in München kann man ab Dienstag Kuratoren beim Inventarisieren der Sammlung Höhne zusehen. Günter Höhne arbeitete als Journalist in der ehemaligen DDR, die Sammlung besteht aus 3.000 bis 4.000 Objekten und Entwürfen ostdeutscher Designer. DDR-Schätze finde ich immer spannend, und Kuratoren beim Inventarisieren zuzusehen, stelle ich mir schön vor.  

Politisch interessiert mich: ob den deutschen Politikern vielleicht am Donnerstag beim ersten Jahrestag bewusst wird, wie lange der NSA-Skandal schon bekannt ist. Passiert ist ja seitdem nichts.

Wochenlektüre:
Passend zum vorhergehenden Punkt werde ich mit „Die globale Überwachung“ (Untertitel: Der Fall Snowden, die amerikanischen Geheimdienste und die Folgen) von Glenn Greenwald anfangen. Der Journalist veröffentlichte vor einem Jahr die ersten NSA-Dokumente und hat viel Zeit mit Edward Snowden verbracht.
Und noch ein bisschen Eigenwerbung: Am Freitag erscheint die elfte Ausgabe des CUT-Magazins und da ist auch was von mir drin. Ich bin gespannt, wie das gedruckt aussieht und freue mich darauf, den Rest zu lesen.  

Kinogang? 

http://www.youtube.com/watch?v=STz3WwUzq_Q  

Am Donnerstag läuft „Brick Mansions“ an, der letzte Film, den Paul Walker zu Ende gedreht hat. Der Schauspieler ist noch im siebten Teil von „The Fast And The Furious“ zu sehen, der 2015 startet, das Ende dieser Dreharbeiten hat er allerdings nicht mehr erlebt. Er starb im Dezember 2013 bei einem Autounfall, seine Brüder haben ihn dann bei den restlichen Dreharbeiten gedoubelt. In „Brick Mansions“ geht es übrigens um Gangsterzeug in Detroit. Und es wird viel geschossen. Ist aber vielleicht nicht so wichtig.
Und, das fällt nicht unter „Kino“, aber unter „Anschauen“: Ich glaube, ich muss es doch mal mit „Sherlock“ versuchen.

Soundtrack zur Woche:
The National spielen am Montag in München. Einige jetzt-Redaktionsmitglieder sind große Fans. Eine gute Gelegenheit, mal reinzuhören. Also von der Ferne erst mal.

http://www.youtube.com/watch?v=KehwyWmXr3U

Und ich habe recherchiert – damit bei mir auch mal eine aktuelle Album-Ankündigung unter diesem Punkt auftaucht –, dass Cros (seltsam, dieser Genitiv) Album „Melodie“ am Freitag erscheint. Ich hatte einen kleinen Ohrwurm, als ich vor ein paar Tagen die erste Single daraus, „Traum“, im Radio gehört habe. Ist zum Glück wieder vorbei.  

Geht gut:
Recherchehalber (und für die jetzt-Sommer-Challenge) Eis essen. Und Erdbeeren pflücken.

Geht gar nicht: Ohrenschmerzen beim Radfahren. Ja, ich weiß, Jammern übers Wetter ist daneben. Aber jetzt ist Juni, verdammt!

Komm doch

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Heute glaube ich, dass ich jeden lieben könnte.
Gestern dachte ich noch, so einen wie dich gibt es nur einmal.
Morgen werde mich die Zweifel wieder so zerfressen, dass ich mir einrede, du bist es doch.

Wann fängt das an? Wo und wann habe ich aufgehört die Zügel selbst in der Hand zu haben? Wann habe ich mein Herz wie ein altes, zähes Stück Fleisch ausgebreitet und dich darin rum stochern lassen?

Wenn mir langweilig ist, fange ich an Gründe dafür zu suchen, wieso unsere Verbindung keinen Sinn mehr hat. Wieso du schlecht bist und nicht zu mir passt. Du bist mir langweilig geworden. Trotzdem tu ich so als wärst du meiner überdrüssig geworden. Du behandelst mich schlecht, du kümmerst dich nicht, meldest dich nicht, hast keine Zeit für mich.
Meine Tirade an Vorwürfen. Es widert mich an. Ich bin anstrengend. Ich bin nicht leicht, lustig und cool wie ich es war, als du mich kennengelernt hast.
Und dann sage ich mir wieder, aber das hat ja einen Grund. Ich bin ja nicht zum Spaß anstrengend.
Klar, es liegt an dir.

Ich bin zu feige das zu beenden,weil ich weiß, dass mir dann noch viel langweiliger sein wird. Dass es weh tun wird, ich weinen werde, mir in Endlosschleife traurige Lieder anhören werde und der einzige Single im Freundeskreis bin.

Komm, komm doch du dreckiger, widerlicher, auszerender Schmerz. Komm her, ich will dich! Und bleibe solange bis ich so durch bin, dass es dann endlich anders werden kann. Komm doch!

26. Mai bis 1. Juni: Baumwipfel und Arbeiten in der S-Bahn

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Meine Europadepression ist gewaltig. Haben sich die Rechtsextremisten eigentlich mal klargemacht, wie absurd es ist, wenn ausgerechnet sie eine internationale Fraktion bilden? Fragt sich Angela Merkel nicht ab und zu, ob Dreistigkeit nicht wenigstens besser getarnt werden sollte, wenn sie schon keine anderen Argumente zur Kenntnis nehmen will?


Nachdem mein Liebster aus Prag zurück ist, bauen wir mit viel Fummelei unseren Balkon um, vernetzen ihn sozusagen absturzsicher. Die Katzen, für die wir uns die Mühe machen, danken es uns mit einem Pissefleck auf dem Sofa, sind dann aber ganz aufgewühlt dank der neuen Freiheit. Besonders eine der beiden maunzt so rührend, dass ich mich frage, wie viel verschüttetes Instinktwissen wohl allein durch das Rauschen der Baumwipfel und den blauen Himmel über dem Kopf reaktiviert wird, ganz zu schweigen von vorüberfliegenden echten Insekten und Vögeln. Ich fühle mich ein wenig so, als hätte ich einem Teenager zum ersten Mal Alkohol eingeschenkt.


Im Büro jede Menge Produktionshektik, über die ich mich ärgere, weil zumindest ich dachte, alles dafür getan zu haben, am Ende des Monats mal nicht hetzen zu müssen. Der Feiertag kommt uns da recht ungelegen, zumal Kollege M. erst auf den allerletzten Drücker ein Stück Arbeit fertigbekommt, das ich eigentlich schon vor einem Monat mal gemacht hatte, das aber niemand je wieder erwähnt hat. Nachdem sich herausstellt, dass M.s Variante leider auch nicht gut genug ist, spiele ich kurz mit dem Gedanken, noch einmal meine von den anderen anscheinend stillschweigend verworfene Version in den Ring zu werfen, bin dann aber doch zu stolz. Resultat der Sache ist: M. verbringt den Feiertag damit, nochmal nachzuarbeiten, und bittet uns dann am Feiertag, nochmal draufzuschauen, was ich dann tatsächlich per Smartphone in der S-Bahn, auf dem Weg zu einer Familienfeier, tun muss. Noch vor einem Jahr hätte ich mich über Leute gewundert, die solche Geschichten von ihrem Job erzählen.


Immerhin ist der Feiertag dann doch sehr entspannend, und die zweite Wochenhälfte wird deutlich schöner, obwohl meine Eltern den geplanten Besuch wegen eines verstorbenen Großonkels absagen müssen. Eine Freundin und ich machen endlich unsere Verabredung zum Tanzen fest, ich konkretisiere meine Arbeits- und Urlaubspläne für den Sommer und schreibe eine Rezension fertig, die mir trotz aller momentanen Unzufriedenheit mit meinem Hirn sogar gefällt. Noch dazu kann ich als Nächstes mal ein richtig spannendes und dennoch nützliches Buch lesen: Norbert Elias' Über den Prozeß der Zivilisation. Ich freue mich schon sehr auf die Kapitel zu den Essmanieren. Und nächste Woche werde ich mit dem Kollegen M. mal über konstruktive Kritik statt Totschweigen reden.

Der Mai

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Der Mai hatte ganz schön viele Anleihen bei seinem Vorgänger dem April. Möglicherweise hat ihn auch die Okobersche Melancholie schwer beeindruckt oder die Aufbruchstimmung, die der Januar stolz vor sich her trägt.
Nach schlechter Laune, Besuchen auf der Intensivstation und einem Kreislaufzusammenbruch auf derselbigen bin ich allein nach Österreich geflüchtet. Kopf sortieren vor Bergkulisse so der Plan. Zurückgekommen bin ich mit ein paar Erkenntninssen und ein einigen Herzschlägen mehr.
Der Plan war grob, dass ich mich beruflich verändern muss, weil ich keine drei Jahre Stillstand in der Ausgangslage ertragen mag. Zurück im Büro die erste wichtiche Besprechung und aus dem "Sollte mich bald verändern" wird innerhalb von zwei Stunden ein "Muss gehen", weil Weichen gestellt werden, die meiner Arbeitsauffassung entgegen stehen.
Jetzt sitze ich vor der ersten Bewerbungsmappe seit Jahren in einer Stadt, in der ich mich richtig eingelebt habe und warte, was sich entwickelt. Anders wird es aber in jedem Fall.

"Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es gut werden soll."


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