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Meine Straße: Schlörstraße

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Ich wohne seit vergangenem Winter hier und ich finde, dass es die beste Straße der ganzen Stadt ist. Okay, das sagt vielleicht jeder, aber es ist hier wirklich sehr schön. Die ganze Straße besteht aus Altbauten und es gibt noch sehr viel Kopfsteinpflaster. Das sorgt für so eine altertümliche Atmosphäre. Nur das Fahrradfahren ist deshalb natürlich etwas umständlich – aber es gibt ja auch noch Gehwege.




Mit der Titelmelodie von Benjamin Blümchen im Ohr: Caroline
 
Ein bisschen ist Neuhausen das Prenzlauer Berg Münchens, finde ich. Mit seinen vielen kleinen Startups und süßen Cafés. In meiner Straße zum Beispiel ist die Kiezkantine, der Name sagt ja schon alles. Da kann man sehr gut frühstücken. Direkt nebenan ist das Café Hausbrandt, ein traditionell italienischer Laden für Kaffeemaschinen, bei dem es aber auch Panini, Kuchen und Pralinen gibt. Und natürlich den allerbesten Kaffee der ganzen Stadt. Ich kaufe immer die gelben und rosafarbenen Pralinen, mit einer Art Buttercreme zum Auslöffeln. Eigentlich heißt der Laden übrigens Kaffee Espresso Barista, aber so nennt ihn niemand. Etwas weiter runter ist der Asiate Thanh, bei dem, glaube ich, ganz Neuhausen sein Mittagessen holt, denn es gibt sehr gute und sehr günstige Mittagsgerichte um die fünf Euro.
 
Im Neuhauser gibt es köstliche Pizza und es ist mein persönlicher Geheimtipp zum im-Internet-surfen, die haben nämlich ein fantastisch schnelles Wlan, das aber fast keiner nutzt. Wenn wir in der WG einen Internetausfall haben, verlegen wir unser Leben einfach hierher. Direkt gegenüber von meinem Haus ist der Pub Muddy Boots, wo es montagabends immer einen Kneipenquizabend gibt, der sehr, sehr lustig sein muss. Ich war bisher leider immer zu spät dran, aber ich stelle mich dann meistens einfach noch ein bisschen zu den Rauchenden vor der Tür und quatsche mit den Leuten.
 
Etwas weiter runter ist der kommerzielle Teil der Straße dann schon vorbei, und es kommen nur noch pastellfarbene Wohnhäuser, ein Fußgängerpfad zum Edeka – und ein kleiner grüner Hügel, bei dem ich immer an die Titelmelodie von Benjamin Blümchen denken muss.

Ansturm auf die Fachhochschulen

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Wegen der hohen Nachfrage setzen immer mehr Fachhochschulen einen Numerus clausus (NC) bei der Zulassung fest. Im Wintersemester war bundesweit die Hälfte aller Studiengänge an den praxisorientierten Standorten mit einer Hürde versehen, an den Universitäten dagegen nur knapp 44 Prozent. Das zeigt eine Studie des Centrums für Hochschulentwicklung, die am Mittwoch erschienen ist, also pünktlich zum Semesterbeginn. So waren etwa in Niedersachsen 72 Prozent der FH-Angebote zulassungsbeschränkt, an den Unis des Landes hingegen nur 51 Prozent. Überdurchschnittlich oft gab es einen NC auch an Fachhochschulen in Bremen, Saarland, Baden-Württemberg und Brandenburg – jeweils in gut 60 Prozent der Studiengänge oder gar noch häufiger.




Sie sind an der Uni, obwohl Studenten an FHs im Durchschnitt zufriedener sind

Die Beliebtheit der Hochschulen dürfte die Debatte um die Rollenverteilung in der akademischen Landschaft befeuern. Viele Universitätsvertreter beäugen die aufstrebenden FHs mit Argwohn, zumal wenn es um die Verteilung von Geld oder die Doktorandenausbildung geht. Etwa ein Drittel aller Studenten ist nicht mehr an einer Universität eingeschrieben, sondern an einer der mehr als 200 Fachhochschulen. Die Bologna-Reform hatte die Abschlüsse gleichgestellt, ein Bachelor trägt anders als das frühere Diplom nicht mehr den Zusatz, ob er an einer Uni oder FH erworben worden ist. Binnen zehn Jahren hat sich die Zahl der Hochschüler, die anwendungsnah studieren, fast verdoppelt – auf 793000. An den Unis registrierte man in dem Zeitraum ein Plus von einem Drittel. Die FH-Chefs reagieren darauf mit strengerer Auswahl bei der Zulassung. Stark nachgefragt sind Wirtschaftsfächer. An den zwei größten FHs in Köln und München war in Betriebswirtschaft zuletzt die Abiturnote 1,6 beziehungsweise 2,0 für eine Zulassung erforderlich. Doch auch in anderen Städten werden gute Leistungen für das Fach verlangt, etwa an der Hochschule Niederrhein in Krefeld und Mönchengladbach die Note 2,3.

„Wenn mehr als die Hälfte eines Jahrgangs heute studiert, müssen wir uns an akademische Formate jenseits der Universität gewöhnen“, sagte Hans-Hennig von Grünberg, Präsident der Hochschule Niederrhein. Ein Drittel seiner Absolventen müsse keine Bewerbung schreiben, sondern werde durch Kooperationen mit Firmen sofort eingestellt. Diese Leistungen müsste man selbstbewusster vertreten. „Wir dürfen nicht mehr als Beiwerk der Universitäten wahrgenommen werden.“

In Studien haben sich Studenten an FHs zufriedener über die Lehrbedingungen geäußert als ihre Kollegen an Unis. Daten der Studentenwerke zeigen zudem, dass die Praxishochschulen reizvoll für Nicht-Akademiker-Kinder sind; sechs von zehn Fachhochschülern haben Eltern, die nicht studiert haben. Unabhängig von der Hochschulart hat die aktuelle NC-Analyse regionale Unterschiede bei den Quoten erfasst. In den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen gilt ein NC für zwei Drittel aller Fächer. Dagegen gibt es besonders im Osten viele Angebote ohne Hürde. In Thüringen sind nur 26,2 Prozent der Studiengänge im Zugang reglementiert.

Kräftiger Aufschwung

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Auch nach der Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns von 8,50 Euro wird die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland 2015 weiter deutlich zunehmen. Dies geht nach Informationen der Süddeutschen Zeitung aus dem Frühjahrsgutachten der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute hervor, das an diesem Donnerstag in Berlin vorgestellt wird. In dem Gutachten kritisiert die Mehrheit der Institute die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung scharf. Besonders der Mindestlohn, der zu Jobverlusten führe, und das Rentenpaket werden gerügt.



Voraussichtlicher Einfluss eines Mindestlohns auf den Personalbestand ab 2015.

Die Ökonomen rechnen aber weiter mit einem kräftigen Konjunkturaufschwung. So soll das Bruttoinlandsprodukt (BIP), der maßgebliche Gradmesser für die wirtschaftliche Leistungskraft des Landes, in diesem Jahr um 1,9 Prozent zulegen. Das sind 0,1 Punkte mehr, als die Forscher im vergangenen Herbst vorausgesagt hatten. Die Bundesregierung hatte im Februar ein Plus von 1,8 Prozent prognostiziert. Für 2015 gehen die Institute von einem Wachstum in Höhe von zwei Prozent aus. Bei den Bruttolöhnen erwarten sie nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa ein Plus von 3,8 Prozent. Demnach wird der Staat in beiden Jahren Überschüsse erwirtschaften. Die Gemeinschaftsdiagnose ist eine Grundlage für die Prognosen der Bundesregierung, auf denen wiederum die Steuerschätzung basiert, die es im Mai geben wird.

Das gewerkschaftsnahe IMK-Institut zeigt sich überzeugt, dass das wirksamste Mittel gegen Konjunkturflauten Investitionen sind. Mehr als hundert internationale Studien haben die Forscher ausgewertet. Ihr Ergebnis: Jeder Euro, den der Staat zusätzlich investiert, steigert die Wirtschaftsleistung um 1,30 bis 1,80 Euro. Steuersenkungen, mehr staatliche Beschäftigung oder eine Anhebung der Militärausgaben dagegen würden deutlich schwächer auf die Konjunktur wirken, heißt es in der Studie, die das IMK an diesem Donnerstag veröffentlichen wird.

Das Ergebnis passt zu der mittlerweile verbreiteten Einsicht, dass Bund, Länder und Kommunen in den vergangenen Jahren viel zu wenig Geld in den Erhalt der Infrastruktur gesteckt haben. Deutschlands Straßen, Brücken, Schienen- und Wasserwege verlieren täglich an Wert, weil sie immer älter werden, ohne in gleichem Maße modernisiert zu werden. Das habe von 2003 bis 2013 einen Substanzverlust im Wert von 35 Milliarden Euro bewirkt, schreiben die IMK-Experten.

Hätte man diesen durch Investitionen in gleicher Höhe regelmäßig ausgeglichen, hätte man damit ein zusätzliches Wachstum von knapp 39 bis 56 Milliarden Euro auslösen können. Die Wissenschaftler kommen daher zu dem Schluss: Investitionen seien also „entgegen der lange Zeit verbreiteten Behauptung rasch realwirtschaftlich wirksam“.

Der hohe Preis der Wende

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Es ist schon eine bemerkenswerte Logik, mit der Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia an diesem Mittwoch in Brüssel verkündet hat, dass grüne Energien zwar das Klima und die Umwelt schützen, aber zugleich den Markt verzerren. Und weil es keinem Unternehmen im europäischen Binnenmarkt zuzumuten ist, auch nur einen Euro mehr als ein vermeintlicher Konkurrent in Umweltschutz zu stecken – schließlich könnten dann Arbeitsplätze wegfallen und Unternehmen wegziehen – müssen die Bürger, wenn sie denn eine saubere Umwelt haben wollen, dafür eben die Mehrkosten tragen.



Auch Kraftwerke sollen von einem Teil der Ökostromsteuer befreit werden.

Im Original hörte sich Almunia, der ebenso wie der heftig für Industriesubventionen kämpfende Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel einer sozialdemokratischen Partei angehört, so an: „Europa sollte seine ehrgeizigen Energie- und Klimaziele zu möglichst geringen Kosten für die Steuerzahler und ohne übermäßige Wettbewerbsverzerrungen im Binnenmarkt erreichen. Dies wird dazu beitragen, dass Energie für die europäischen Bürger und Unternehmen bezahlbarer wird“.

Praktisch heißt das: Die an diesem Mittwoch von Almunia vorgelegten „Leitlinien für staatliche Beihilfen im Umweltschutz und für Energie“ erlauben Unternehmen in 68 Branchen, nur maximal fünfzehn Prozent des normalerweise fälligen Beitrages zur Ökostromförderung zu zahlen. Die Ausnahmen reichen von Steinkohlezechen, Steinbrüchen, Getränkeherstellern, Webereien und Lederherstellern bis hin zu Kraftwerken und Metallschmelzen. Der Fehlbetrag wird auf andere Verbraucher, also Privatkunden und kleine Unternehmen, umgelegt. Nach Berechnungen des Ökoinstituts in Berlin summieren sich die Mehrkosten für private und kleingewerbliche Verbraucher auf bis zu drei Milliarden Euro jährlich – allein in Deutschland.

In Deutschland gelten die Leitlinien für die Umlage des Erneuerbaren Energie Gesetzes. Die EU-Vorgabe ginge theoretisch in vielen Fällen über das hinaus, was Rabatte genießende deutsche Firmen jetzt zahlen. Allerdings: Für besonders stromintensiv produzierende Unternehmen liegt der Deckel noch tiefer. Wenn die Energiekosten im Verhältnis zur Bruttowertschöpfung bestimmte Prozentsätze erreichen, werden die Abgaben nochmals gedeckelt, erreichen also nicht einmal 15 Prozent.

Die neuen Leitlinien, die für drei Jahre rückwirkend und bis 2020 gelten sollen, betreffen nicht nur Industrierabatte, sondern auch Staatshilfen für Kraftwerke, die zum Zweck der Versorgungssicherheit in Reserve gehalten werden. Auch hier sind Ausnahmen vom generellen Subventionsverbot möglich. Andernfalls würden sich die Kraftwerke für den Investor womöglich nicht lohnen und nicht gebaut.
Alumina will zudem ab sofort schrittweise die grünen Technologien in den freien Energiemarkt integrieren. Bis 2017 werden Ausschreibungsverfahren für die Zuweisung staatlicher Förderungen eingeführt. Feste Einspeisetarife sollen durch volatile Einspeiseprämien ersetzt werden. Kleinere Anlagen sollen weiterhin durch feste Einspeisetarife geschützt werden. Auf bestehende Regelungen haben die neuen Vorschriften keinen Einfluss.

Von grünen Energieexperten gab es heftige Kritik. „Der Wechsel auf Ausschreibungen erfolgt auf Order von Energiekonzernen wie RWE und Eon; dass 90% der Erneuerbaren heute in der Hand von Bürgern, Bauern und Mittelständler sind, ist für die Konzerne das größte Gift der Energiewende“, sagte der EU-Abgeordnete Claude Turmes. Der BUND erklärte, die Befreiung ganzer Branchen schieße „weit über das Ziel hinaus, energieintensive Unternehmen vor inakzeptabel hohen Kosten zu schützen“. Ungeachtet der Leitlinien prüft Almunia weiter, ob die deutsche Industrie in der Vergangenheit unrechtmäßig Ermäßigungen erhalten hat. Rückzahlungen schloss der Wettbewerbskommissar nicht aus. „In den vergangenen zwei Jahren hat es Vergünstigungen gegeben, die nicht mit den Regelungen vereinbar sind“, sagte er. Auf die Unternehmen kämen Rückzahlungen zu, falls festgestellt werde, dass die Befreiungen von den Kosten der Energiewende nicht mit den nun vorgelegten Leitlinien übereinstimmten. Wann die Untersuchungen abgeschlossen werden, ist offen.

Krach im NSA-Ausschuss wegen Snowden

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Der Untersuchungsausschuss zur Aufklärung der NSA-Spähaffäre hat schon vor seinem eigentlichen Start den ersten Eklat produziert. Aus Protest gegen das Verhalten der Opposition legte der Vorsitzende des Ausschusses, der CDU-Politiker Clemens Binninger, am Mittwoch sein Amt nieder. Er habe gehofft, mit diesem Ausschuss jenseits des klassischen Parteienstreits für Aufklärung über die Ausspähpraktiken des US-Geheimdienstes, aber auch über das Wirken und die Grenzen von Geheimdiensten zu sorgen, erklärte Binninger. Doch schon in der ersten Sitzung habe er erkennen müssen, dass es der Opposition aus Linkspartei und Grünen allein um die Ladung des früheren US-Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden gegangen sei. Das habe ihm das Vertrauen genommen, in einem kooperativen Stil arbeiten zu können. Binninger sagte: „Für mich hat sich herausgestellt, dass eine solche sachdienliche Zusammenarbeit aller Fraktionen nicht möglich sein wird.“




Und immer wieder führt er Stress herbei: Edward Snowden

Die Opposition widersprach dieser Darstellung. André Hahn von der Linkspartei betonte, es sei selbstverständlich, dass Snowden als Zeuge gehört werden müsse. Und der Grünen-Obmann Konstantin von Notz sagte, Binningers Kritik sei ziemlich durchschaubar. Grund für dessen Rückzug sei nicht die Opposition, sondern der massive Druck aus den eigenen Reihen und dem Kanzleramt gewesen, eine Vernehmung Snowdens zu verhindern. Notz vermutete, insbesondere Kanzlerin Angela Merkel befürchte vor ihrem USA-Besuch Anfang Mai Ungemach, sollte bis dahin eine Vernehmung stattfinden oder kurz bevorstehen. „Binninger hat diesem Druck nicht standgehalten – und ich kann’s sogar verstehen“, sagte Notz. Der Grünen-Politiker warf der Bundesregierung eine massive Einflussnahme auf die Arbeit des Gremiums vor.

Binninger trat dem entgegen und betonte, auf ihn sei kein Druck ausgeübt worden, nicht vom Kanzleramt und nicht vor seinem Beschluss, zurückzutreten. Mit Blick auf Snowden sei dies gar nicht nötig gewesen. Er sei von Anfang an selbst skeptisch gewesen, ob eine Vernehmung des früheren Geheimdienstmitarbeiters noch Neues ans Licht bringen könne.

Die Frage, ob und vor allem in welchem Rahmen der Ausschuss auch Snowden befragen könnte, war von Beginn an zentrales Streitthema zwischen Regierung und Opposition. Der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele, der Snowden in Moskau getroffen hat, verlangt von der Bundesregierung, ihm politisches Asyl zu gewähren. Im Gegenzug werde Snowden noch vieles berichten, was für die Aufklärung von Belang sei. Die Regierung lehnt ein Asyl ab, zuletzt hatte Regierungssprecher Steffen Seibert vor einer Woche erklärt, Innen- und Justizministerium seien vor Monaten zu dem Ergebnis gekommen, dass dies rechtlich gar nicht möglich sei. Daran habe sich nichts geändert, so Seibert.

Die Führung der Unionsfraktion bedauerte Binningers Schritt und benannte den bisherigen Obmann Patrick Sensburg zum Nachfolger. Auch die SPD zeigte sich enttäuscht, äußerte aber die Hoffnung, dass die Arbeit trotzdem erfolgreich zu Ende gebracht werden könne.

Ohne Treibstoff um die Welt

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Man kann nur hoffen, dass der eigentliche Flug besser geplant und organisiert wird als die Vorstellung des futuristischen Fluggerätes. Nichts deutet in der kleinen westfranzösischen Gemeinde Payerne darauf hin, dass heute hier Geschichte geschrieben wird. Und auch auf dem Stützpunkt der Schweizer Luftwaffe, für den der Ort im ganzen Land bekannt ist, hat man nur andeutungsweise von der Maschine gehört, die in einem unscheinbaren grauen Hangar darauf wartet, endlich der Öffentlichkeit präsentiert zu werden.




Ein Solarfliugzeug

Am ehesten wirkt die Konstruktion wie eine ins Riesenhafte dimensionierte Libelle – einzig aus filigranen Flügeln scheint die Maschine zu bestehen. Diese dehnen sich beiderseits eines schmalen Cockpits schier ins Unendliche, was sie besorgniserregend aussehen lässt. Vom Ausmaß her ein Passagier-Jet, doch im Gewicht eher ein Mittelklassewagen. Ob das gut gehen kann?

Die Flügel gehören zur Solar Impulse 2, und sie soll Bertrand Piccard rund um die Welt tragen – angetrieben allein von der Kraft der Sonne. Mehr als 11000 Solarzellen bedecken die Tragflächen, die mit einer Spannweite von 72 Metern selbst einen Airbus in den Schatten stellen. Doch dieses Flugzeug wird nur einen einzigen Passagier befördern: Piccard – oder seinen Mitarbeiter André Borschberg. In zehn Etappen, von den Vereinigten Arabischen Emiraten über Myanmar, Südchina, den Pazifik, Hawaii, Florida und Spanien wieder zurück in die arabische Wüste soll es im kommenden Jahr gehen. Insgesamt 120 Tage und Nächte wird die Solar Impulse dafür brauchen und, wenn alles klappt, einen neuen Rekord aufstellen: die erste Erdumrundung mit einem Flugzeug ohne einen Tropfen Treibstoff. Die Überquerung Nordamerikas mit der Solar Impuls 1 im vergangenen Jahr nahm sich im Vergleich dazu wie eine harmlose Spritztour aus.

Ein wenig klingt das nach einem PR-Stunt, wie ihn gelegentlich der österreichische Brausebrauer Red Bull sponsort und dann als Beitrag für die Wissenschaft verkauft – wie den Weltraumsprung von Felix Baumgartner. Doch Piccard hat andere Sponsoren aufgetrieben, zuletzt den Energiekonzern ABB. Das schwedisch-schweizerische Unternehmen investiert stark in Sonnenenergie-Technologien.

Von einem Stunt will denn auch Piccard nicht reden. „Es geht nur um eines“, sagt der Wissenschaftler, „es geht um saubere Technologien und um Energieeffizienz.“ Er wolle zeigen, dass es möglich ist, den verschwenderischen westlichen Lebensstil auch mit heutigen technischen Mitteln „neu zu orientieren“. Solar One sei nicht einfach ein Flugzeug, „sondern ein wirtschaftliches, umweltpolitisches und wissenschaftliches Symbol.“ Ganz konkret gebe es schon zahlreiche neue Produkte, die aus dem Projekt hervorgegangen seien und den Verbrauchern zugutekommen: „Die besten Elektromotoren, die besten Batterien, die besten Dämmstoffe.“

Der 55-Jährige Psychiater und ehemalige Oberarzt hatte vermutlich schon von seiner Erbanlage her keine andere Wahl, als sich kühne Projekte auszudenken. Vater und Großvater hatten die Latte ziemlich hoch gelegt. Auguste Piccard war der erste Mensch, der mit einem Ballon in die Stratosphäre aufstieg, im Jahr 1931 schaffte er es mehr als zehn Kilometer über die Erdoberfläche. Mit seinem wirren Haar und dem markanten Bart brachte es der Wissenschaftler zum vielleicht größten Ruhm, den ein Mensch erringen kann: In den Tim-und-Struppi-Comics wurde er als Professor Balduin Bienlein verewigt.

Wollte Auguste buchstäblich hoch hinaus, zog es seinen Sohn Jacques in die Tiefe. Mit einem gemeinsam mit seinem Vater konstruierten Bathyscape, einer speziellen Taucherglocke, sank er 1960 auf den Boden des Marianengrabens im Pazifischen Ozean, dem tiefsten Punkt der Erde.

Sohn Bertrand hingegen interessierte sich von Anfang an für die Fliegerei. Vor allem, wenn sie ohne Energieverbrauch funktionierte – mit Delta-Fliegern zum Beispiel, oder mit einem Ballon. Mit einem solchen Gefährt gelang ihm im letzten Jahr des alten Jahrtausends als erstem Menschen eine Erdumrundung. Dabei kam es zu einem Wettkampf, wie ihn sich Jules Verne nicht besser hätte ausdenken können. Sein Rivale, der britische Abenteurer und Unternehmer Richard Branson, unterlag dem Schweizer – heute sind die beiden Freunde. „Die drei Piccards haben die kühnsten Entwürfe in Science-Fiction-Romanen übertroffen“, rühmte Branson die Entdecker-Dynastie.

Doch was ist mit der nächsten Generation? „Ich versuche, meinen drei Kindern beizubringen, dass die Welt im 20. Jahrhundert im physischen Sinn erobert wurde. Unsere Aufgabe im 21. Jahrhundert ist es, die Lebensqualität des Planeten zu erobern.“ Der Nachwuchs, lässt Bertrand Piccard durchblicken, ist in diesem Sinne bereits an Bord.

Sorgen um die Weltwirtschaft

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Wenn man so will, haben die Chefökonomen des Internationalen Währungsfonds (IWF) ihr Urteil über die Krise in der Ukraine in eine Zahl gepackt. Sie lautet: 0,6. Und weil ein Minus davor steht, kann man sehr schnell erkennen, dass auch für Russland einiges auf dem Spiel steht. 0,6 Prozentpunkte nämlich wird das Wachstum für die Föderation in diesem Jahr niedriger sein als noch vor knapp zwei Monaten, also vor der Krise, von denselben IWF-Ökonomen geschätzt.



Die Vorsitzende des IWF, Christine Lagarde, wird die G20-Finanzminister in Washington empfangen.

Wenn sich die Finanzminister der wichtigsten 20 Industrienationen (G 20) Ende dieser Woche beim Währungsfonds in Washington treffen, geht es zwar auch um die Dauerbrenner Bankenregulierung, um die Stabilität der Finanzmärkte und um die Stimmrechte der einzelnen Nationen im IWF. Das beherrschende Thema aber wird die Lage in der Ukraine sein und die Frage, welchen Weg der russische Präsident Wladimir Putin in den nächsten Tagen mit Blick auf den Ostteil des Landes einschlagen wird. Die Finanzminister werden über die Auswirkungen nicht nur auf die Konfliktländer selbst, sondern auf die ganze Welt beraten.
Das heißt aber auch, dass Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) zum ersten Mal seit seinem Putin-Hitler-Vergleich (oder wie Schäuble sagt: Nicht-Vergleich) auf ein hochrangiges Mitglied der russischen Regierung treffen, nämlich seinen Amtskollegen Anton Germanowitsch Siluanow. Eine Begegnung im Rahmen der G 20 gibt es auf jeden Fall, voraussichtlich wird es auch zu einem Zweiertreffen der beiden Minister kommen; ob die Hitler-Analogie eine Rolle spielen wird, ist offen. Zu Gast ist beim IWF-Treffen auch der ukrainische Finanzminister Juri Kolobow. Er wird wohl darauf drängen, dass der IWF die diskutierten Hilfen in Höhe von 14 bis 18 Milliarden Dollar bewilligt.

Nach Analyse der IWF-Ökonomen hat die Intervention auf der Krim Russland bereits geschadet. Die Investoren hielten sich zurück, was in Teilen auch an der unsicheren politischen Lage liege. Das Wachstum des Landes jedenfalls werde durch die Folgeerscheinungen der Krise deutlich behindert. Eine der Folgeerscheinungen dürften auch die harten Wirtschaftssanktionen sein, mit denen die Europäische Union und die Vereinigten Staaten drohen, sollte es zu einer weiteren Eskalation der Lage in der Ukraine kommen. Allerdings – und auch das dürften die Finanzminister bedenken – werden Handelsbeschränkungen etwa im Energiebereich auch die europäischen Länder treffen und das mitunter empfindlich, je nach Abhängigkeit vom russischen Gas. Schäuble hat bereits mehrfach gewarnt, dass eine Ausweitung der Krise Folgen auch für die deutsche Wirtschaft haben könne.

Überhaupt die Europäer. Hier zeigen sich die Ökonomen des IWF besorgt über eine Deflation, also ein Sinken der Verbraucherpreise mit der Folge, dass nur noch zögerlich investiert wird. So lag die Teuerung im Euro-Raum im März nur noch bei 0,5 Prozent, worauf der Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, ankündigte, man werde gegebenenfalls mit massiven Wertpapierkäufen reagieren. Das Thema bewegt die Gemüter, obwohl schon im April wieder mit einem stärkeren Anstieg der Verbraucherpreise zu rechnen ist.

Nach Bundesbankpräsident Jens Weidmann kommt nun auch aus der Regierung Widerspruch. Man werde klarmachen, dass die niedrige Inflation vor allem an den gesunkenen Energiepreisen liege und zudem auf die zurückhaltende Lohnentwicklung in Südeuropa zurückzuführen sei. Deflationsängste oder Deflationstendenzen sehe man jedenfalls nicht, sagte ein Regierungsvertreter.

Buchführung

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Wenn die Stadt einem zusetzt, kann man nach Hause gehen und sich auf dem Sofa zusammenrollen. Oder aufs Land fahren. Man kann aber auch einfach einen Buchladen betreten. Buchläden sind eine Mischform aus Konsum- und Rückzugsort: weniger hektisch als ein Kaufhaus, weniger streng als eine Bibliothek. Der Hugendubel am Marienplatz bietet zum Beispiel nicht nur Bücher, sondern auch die Möglichkeit, die Wartezeit auf die S-Bahn rumzukriegen oder der anstrengenden Fußgängerzone zu entkommen. Unter anderem darum waren viele traurig, als kürzlich bekannt wurde, dass die Filiale 2016 schließen wird. Aber: Es gibt ja noch genug schöne Buchläden. Durch die sind wir einen Nachmittag lang spaziert, zusammen mit Lina Muzur, 33, Lektorin beim Hanser Verlag und dort zuständig für deutsche Literatur. Mit jemandem also, der sich mit Büchern auskennt. Im Buchladen will Lina vor allem: Stöbern. Ganz wichtig. Also gehen wir stöbern.
 

Station 1: Buch in der Au





Lektorin Lina Muzur bei Buch in der Au.

Humboldtstraße 12: Autos, Busse, Lärm. Neben einer Boazn namens Giasinga Schlümpfe liegt der Buchladen. Im Schaufenster ist Frühling, inklusive Gras und Schmetterlingen. Wenn man reingeht, ist es wie in den Arm genommen werden, nur umgekehrt: Auf einmal ist es geräumig und hell. Es riecht nach neuem Papier. Auf der halbkreisförmigen Ladentheke liegen die Empfehlungen, aber auch Frank Schätzings neuer Roman, da stürzen sich die Leute drauf, sagt Inhaberin Sabine Abel. Hinten gibt es einen Raum mit Kinderbüchern. Lina streift am Belletristik-Regal entlang und nimmt Bücher heraus, die sie streichelt, bevor sie sie durchblättert. Die Türklingel bimmelt, ein kleiner Junge mit Fahrradhelm kommt herein und greift ins Regal mit Krimskrams drin: Biegestifte, Piraten-Kaleidoskope, Kulleraugenmonsterflummis.
 
Am Schaufenster stehen ein Tisch mit Blumen und zwei rote Sessel. Von hier aus kann man die Kundschaft beobachten: hauptsächlich Frauen Mitte 40, eine mit Trekkingschuhen und Walking-Stöcken, eine andere sucht ein Bilderbuch für einen Dreijährigen. Zum Schluss doch noch ein einsamer Mann im Trenchcoat, der ein Buch abholt.

Linas Fazit: Man fühlt sich sofort wohl hier, es ist ein bisschen wohnzimmermäßig. Es gibt wenig Sachbücher, dafür umso mehr Kinderbücher, ein guter Laden für Familien. Die Inhaberin sagt auch, dass es ihr Spaß macht, wenn Kinder kommen. Und sie hat regelmäßige Lesungen, meistens Münchner Autoren, wodurch sie eigene Schwerpunkte setzen kann.

Special Feature: Aufatmen-Effekt
 

Station 2: Literatur Moths






Rumfordstraße 48: Wer den Laden betritt, bleibt erst mal stehen. Weil man das jetzt gar nicht erwartet hätte. Bei Moths sieht es aus wie in einer Galerie: weiter Raum, Wände aus einer Fiberglas-Holz-Konstruktion, die sich zuklappen lassen, in der Mitte eine Säule. Regale auf Rollen stehen auf dunklen Dielen. Vorne kann man auf alten Kinostühlen sitzen und lesen, hinten unterm kleinen Kronleuchter Kochbücher durchblättern. Es gibt Graphic Novels und Bildbände. Dazwischen immer wieder Spielzeug, aber alles mit Designer-Note. Entsprechend schick ist das Publikum: Die Frau mit den Walking-Stöcken würde sich hier eher nicht wohlfühlen. Es wird viel aus dem Regal genommen und extrem behutsam wieder zurückgestellt. Inhaberin Regina Moths, kurzes, schwarzes Haar und markante Augenbrauen, kann zu jedem Stück etwas erzählen. Und zum Literaturbetrieb auch. Sie verwickelt Lina gleich in ein Gespräch über den Lewitscharoff-Skandal.

Linas Fazit: Hier ist alles sehr speziell und stimmungsvoll, das Buch wird als Kunstobjekt inszeniert. Trotzdem werden neben den vielen Kunst- und Coffee-Table-Büchern alle wichtigen belletristischen Neuerscheinungen angeboten ohne die typischen Bestseller. Ich glaube, hier kann man ewig Zeit verbringen.

Special Feature: Synästhesie

[seitenumbruch]

Station 3: Haidhauser Buchladen






Weißenburger Straße 29: Auf Haidhausens Haupteinkaufsstraße ist es zu laut und zu eng. Eine Enge, der man im Haidhauser Buchladen auch nicht ganz entkommt: Er ist sehr klein. Man steht gleich neben der Kasse (linkerhand) und vor dem Tisch mit Neuerscheinungen und Empfehlungen. Wer ihn umrundet, muss aufpassen, dass er nichts umwirft, und wenn mehrere Kunden im Laden sind, tanzt man ein wenig umeinander. Aber es ist ordentlich, gut sortiert und übersichtlich. Außerdem liegt die Chance, sofort einen Buchhändler zu treffen, bei 100 Prozent. Ihr Konzept erklärt Inhaberin Jutta Bühler so: Möglichst viel auf wenig Raum. Und Mitarbeiterin Ellen Weiss sagt: Wir lesen viel. Und mehr braucht so ein Laden ja eigentlich auch nicht: viel Auswahl und jemanden, der sich auskennt.

Linas Fazit: Ein klassischer Stadtteilbuchladen. Es gibt viel Stammpublikum und die Kundenberatung ist gut und intensiv. Aufgebaut ist er wie ein Großer in klein: Es gibt alles auf engstem Raum und eine sehr gute Taschenbuchauswahl. Und: Es gibt ein eigenes Lyrik-Regal, was man bei der Größe gar nicht erwartet.

Special Feature: kurze Wege

 

Station 4: Lentner






Marienplatz 8: Buchhandlung Lentner seit 1698 steht auf dem spitz zulaufenden Schaufenster. Die Filliale in der Innenstadt wohnt im Rathausgebäude. Drinnen ist es urig: dunkle Regale, dunkles Holz an der Decke, ein Kruzifix in der Ecke und ein roter Samtvorhang. Unten gibt es Kinderbücher und Belletristik, eine geschwungene Treppe führt nach oben, wo es ist wie in einem kleinen Bibliotheksraum. Die Dielen knarzen, eine alte Deckenlampe ist mehr Dekoration als Lichtquelle.

Am Fenster steht ein Tisch. Hier kann man die Fußgängerzone beobachten. Oder lesen mit dem Gemurmel, das von draußen gedämpft hereindringt, als Soundtrack. In einem Aufsteller gibt es alte Stiche, im Regal Bibeln mit goldverzierten Buchrücken. Manche der Faksimiles hier kosten mehr als 1000 Euro. Ein Bildband zu christlicher Kunst wiegt elf Kilo (gegoogelt), wir ziehen ihn aus dem Regal und kämpfen hinterher damit, ihn wieder reinzukriegen. Daneben die Reclam-Hefte, die im Vergleich wie Bücher für die Puppenküche wirken.

Linas Fazit: Ein alteingesessener, traditioneller Buchladen man denkt erst mal, man sei im Antiquariat. Die Architektur ist besonders, als würde man von der Fußgängerzone aus eine andere Welt betreten. Es gibt aktuelle und sehr spezielle Sachen. Für Leute, die Bücher immer noch als Sammelobjekte ansehen. Aber auch für das ganz normale literarische Publikum.

Special-Feature: Zeitreise
 

Station 5: Lehmkuhl






Leopoldstraße 45: Zum Schluss der Klassiker. Trotz Büroteppich und lindgrüner Regale herrscht eine angenehme Atmosphäre. Am späten Nachmittag ist der Laden voll, ein aufgeregtes Mädchen huscht um die Schulbücher, überall steht jemand und blättert. In beiden Stockwerken geht es immer noch mal um die Ecke, die Auswahl ist riesig. Die hauseigenen Empfehlungen findet man links vom Eingang auf einem alten Flügel. Geschäftsführer Michael Lemling ist ständig im Kundengespräch, plaudert danach mit Lina über die letzte Lesung im Laden und erzählt in liebevollem Ton von den braven Schwabingern. Hinten wird es ruhiger, in der Sofaecke mit Kaffeemaschine und Blick auf den Garten sitzt ein älterer Herr und schaut aus dem Fenster. Man muss ja nicht immer lesen in einer Buchhandlung.

Linas Fazit: Für München ist Lehmkuhl eine Institution. Trotz der Größe erkennt man hier überall den persönlichen Zug. Der Laden ist fest im Stadtteil verwurzelt und engagiert sich in der Literaturwelt. Sehr gut ist das Lesungsprogramm. Eine meiner Autorinnen, Annika Reich, hat Lehmkuhl sogar in ihrem Roman auftauchen lassen als Jugendliche hat sie sich hier immer beraten lassen, weil sie so verliebt in den Buchhändler war.

Special Feature: stille Ecken

02/14

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Es war mal wieder Abend.
Auch Du warst von einer anderen Kultur. Aber das war auch schon das einzige, was Du mit 01/14 gemeinsam hattest. Im Vorfeld schriebst Du mir, wie spannend Du das Treffen mit mir findest und überhaupt sei die ganze Sache so was von spannend und aufregend.
Ich hatte schon lange niemanden mehr vom selben Ort getroffen. Ich war einfach neugierig, ob ich Dich vielleicht von irgendwo her schon kenne und hatte die Hoffnung, dass doch etwas hängen bleibt. Ich wartete vor dem Lokal auf Dich. Im Laufe der Jahre bekommt man ein Gefühl dafür, auf wen man wartet, auch wenn man sich noch nicht kennt. Selbst ohne Bild würde ich die meisten sofort erkennen. An diesem Abend war es ohnehin nicht schwer. Gleich zu Beginn unserer Unterhaltung hast wieder betont, wie spannend Du es findest und Du zeigtest auch etwas Nervosität. Du warst gesprächig und interessiert. Wir teilten uns über Gemeinsamkeiten aus und auch indirekt was wir zusammen unternehmen könnten. Irritierend auf mich wirkten Deine Tipps, wie ich meine Chancen steigern könnte. War ich wohl trotz Deiner Spannung keine Chance für Dich ? Bei der Verabschiedung sagtest Du, wir könnten uns wieder sehen. Irgendwas mit freundschaftlich hast Du hinterher genuschelt.
Ich wusste auch nicht, ob Du mein Typ bist. Aber ich habe etwas gegen die Hop oder Top- Mentalität und glaube, man sollte sich etwas Zeit nehmen. Die Tatsache, dass Du mich wieder sehen möchtest, stimmte mich etwas zuversichtlich.
Als Du ein paar Tage später auf einen konkreten Terminvorschlag von mir, mit dem Zusatz -nur freundschaftlich- geantwortet hast, kam die Enttäuschung in mir hoch. Was ist nicht in Ordnung mit mir ?
Getroffen haben wir uns bis jetzt kein zweites Mal. Dein Terminkalender lässt es nicht zu. Vielleicht ist es aber auch besser so. Ich weiß nicht, was Du spannend findest. Spannung sieht bei mir anders aus.

03/14

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Eigentlich gehörst Du gar nicht in die Kategorie. Du wohnst weit weg von hier und unsere Treffen kam nur zu Stande, weil ich in Deiner Stadt ein paar Tage zu Besuch war. Allerdings haben wir uns im Vorfeld auf die selbe Art und Weise kennengelernt.
Es war am frühen Abend als wir uns an einem schönen Ort getroffen haben. Wir sind viel gelaufen und Du hast mir einiges über Deine Stadt berichtet. In einem Café erzähltest Du mir auch viel über Dich und Dein Leben. Unser Gespräch ging später in einem anderen Lokal zunehmend in die gewöhnliche Richtung. Nicht umsonst haben wir uns auf die übliche Art und Weise kennengelernt. Aber Du warst hauptsächlich ein sehr informatives Gegenüber, umgänglich und freundlich. Es war nur schade, dass Du Dich so früh verabschiedest hast.
Trotzdem war der Abend schön. Ohne Erwartung von beiden Seiten. Für Dich eine Abwechslung vom Alltag und für mich ein nettes Treffen in einer anderen Stadt.

Wie das Internet ... ausgeleierte Schrauben dreht

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Ich krieg dich, olle Schraube!

Das Problem

Das alte Regal ist über Ebay-Kleinanzeigen schon verkauft, gleich kommt der neue Besitzer – jetzt musst du es nur noch auseinanderbauen. Doch eine Schraube lässt sich nicht aus dem Holz drehen, weil ihr Kopf so kaputt ist, dass der Schraubenzieher sie nicht mehr greifen kann.

Die Internet-Lösung
Du brauchst ein etwas breiteres Gummiband, das du auf die Schraube legst. So wird sie wieder griffig – wenn du jetzt mit dem Schraubenzieher die normale Drehbewegung ausführst, rutscht dieser nicht mehr ab, sondern dreht die Schraube mit.

[Mit der NPD wurde ein Freundschaftsvertrag geschlossen]

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„Unter weiß grauen Glatzen hassverzehrte Fratzen.
Aus ihren Mündern purzelt munter rechte Propaganda rauf und runter.“ Du stehst vor dem alten Röhrenfernseher und versuchst dich im Dichten. „Was ist denn bei dir los?“, frage ich.  Du hast eine Mohrrübe in der Hand, dein Frühstück. Du beißt ab: „Die Glatzen, sie marschieren wieder.“ Du grinst und deutest mit der freien Hand auf den Fernseher. Trotz deines Gesichtsausdruckes schwingt in deinen Worten etwas Bedrohliches mit. „Sie vernetzten sich jetzt international, um gemeinsam den Rückzug ins Nationale zu propagieren.“ Ich muss entgeistert schauen, denn du nickst bestätigend und sagst „ganz ehrlich. Die Glatzen treffen sich jetzt in Tschechien, in Deutschland, in England alle zusammen, um darüber zu reden, wie sie die Ausländer aus ihrem Land treiben wollen. Und es sind immer mehr dabei.“ Und tatsächlich, im Fernsehen erklärt gerade ein untersetzter, erstaunlich blasser Mann, warum es keineswegs ein Paradoxon sei, sich als Nazi interkulturell über den Nationalsozialismus auszutauschen: „Das schließt sich nicht aus. Die kämpfen für den Erhalt ihrer Kultur. Das verstehe ich. Das kann ich nachvollziehen. Das mache ich ja auch.“ Das Wort Paradoxon erwähnt er selbstverständlich nicht.

Du kaust seelenruhig weiter auf deiner Mohrrübe. Ich zwinkere ungläubig in der Hoffnung, die Bilder mögen so verschwinden. Was sie nicht tun. „Keine hundert Jahre nach später“, sage ich und ringe mit der Fassung, „warum?“ „In einer sich immer mehr ausdifferenzierenden Welt entfaltet der komfortable Leichtsinn einer ideologischen Weltanschauung, die mir nicht nur die Sicherheit fester moralischer Kategorien, sondern zudem die Möglichkeit bietet, überhaupt nicht mehr über mich selbst hinausdenken zu müssen, eine immense Sogkraft“, versuchst du dich in Erklärungsversuchen.

 Ich höre dir nur halb zu und halb meinem pochenden Herzen. „Ich habe Angst“, sage ich, „ dass diese Welt bald eine ist, auf der ich überhaupt nicht mehr leben will.“ Deine haselnussbraunen Augen versinken kurz in meinen und die Zeit pausiert. Für den Bruchteil einer Sekunde flammt vor meinem inneren Auge ein distopisches Szenario auf, in dem du nicht mehr hier bist und ich nicht bei dir bin. „Wird nicht passieren“, sagst du mit Nachdruck und steckst dir den Rest Möhre in den Mund. Ich nicke und küsse deinen Möhrenmund.

Was ich dir nicht verrate: Ich bin mir da manchmal nicht mehr so sicher. Dass ich das Gefühl habe, das Eis wird immer dünner und das Vergessen rasend schneller.  Dass die Menschen niemals klüger werden. Dass Olympia schon 1936 Propagandainstrument, Inszenierungsstrategie eines Irren und seiner Riefenstahl und damit eindeutig weit ab jeder olympischen Idee längt am Ende war. Aber heute immer noch genauso instrumentalisiert wird und alle dabei zusehen, wie größenwahnsinne Unterdrücker Macht, ach was: Großmacht demonstrieren. Dass, wenn es Probleme gibt, immer noch so viele „die Ausländer sind Schuld“ schreien und darüber diskutieren, ob Frauen hinter den Herd gehören.  Dass immer in die alten Muster gefallen anstatt mal weiter gedacht wird. Dass so viele glauben, eine gute Familie bestehe unabdingbar aus Mutter, Vater und Kind und nicht vor allem jeder Menge Liebe. Dass ich einfach nicht verstehen kann, warum die Menschen nicht hinterfragen, woher ihre Ansichten kommen. Dass doch so vieles angelernt ist, dass ihre angeblich so ureigenen Meinungen Referenzen einer Vergangenheit sind, die man endlich mal überwinden sollte. Dass wir doch verdammt noch mal nichts sind, als atomare Anhäufen, Kinder jeder Menge Zufälle und nicht mal eine Haaresbreite gefehlt hätte und wir wären ganz wer anders. Dass einem das doch Demut einflößen muss. Dass mich die Selbstverständlichkeit der Raserei der Hassenden so ins Herz trifft, dass ich mich mehr als ohnmächtig fühle. Dass es doch verdammt erschreckend ist, dass ein Buch mit dem Titel „Deutschland von Sinnen. Der irre Kult um Frauen, Homosexuelle und Zuwander“ derzeit Bestsellerstatus genießt. Dass die hirnlose Provokation tatsächlich immer noch am Meisten zieht. Dass mir, wenn ich über all das und dann an die Zukunft denke, das kalte Grauen kommt. Dass die distopischen Szenarien vor meinem inneren Auge jetzt immer öfter auch länger als nur Sekundenbruchteile bleiben und ich mir so sehr deine „wird nicht passieren“ – Haltung wünsche, aber nicht weiß, wie die  noch einzunehmen sein soll.

Dass ich lieber den Abzug drücken, die Reißleine ziehen, die bitteren Pillen schlucken würde, als in einer solchen Welt zu leben.

Du umfasst mein Gesicht mit beiden Händen und massierst mit den Zeigefingern meine Schläfen, vielleicht, weil du bemerkst, dass es in mir tobt. „Wird alles gut“, sagst du und küsst meine Stirn und es gibt nichts, was ich mir wünsche, als das du richtig liegst.

Des Knoblauchs wilder Bruder

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Die harten Fakten:Mutti - kocht am besten, Bauer Verlag, 4,50 Euro  

Worum gehts?
Um Rezepte für Menschen, die gerade von zu Hause ausgezogen sind: Burger für den WG-Abend. Schnitzel, Kartoffelsalat und Grießbrei gegen Heimweh. Wie man Tomatensoßen im Glas mit einer Dose Gemüsemais, zwei Dosen Thunfisch und Kapern aufpimpt. Alles sehr schön fotografiert, aber ein wenig zu aufgeregt gelayoutet. Das Heft ist das Abschlussprojekt der Bauer-Journalistenschüler (und quasi die jüngere Version von "Lecker" aus dem Bauer-Verlag) und erschien in dieser Woche zum ersten Mal.  

Das dachte sich der Grafiker beim Cover:
"Burger finden die jungen Leute doch geil!"  

Wortspiel auf dem Cover:
Rock am Herd - 4 Songs zum Nachkochen  

Das sagt die Redaktion:
"Sonntagmittag. Wir sind bei Mama zu Besuch, sitzen in der Küche und schaufeln uns noch ordentlich Kartoffelsalat neben das Wiener Schnitzel... Genau der richtige Zeitpunkt, um reinen Tisch zu machen: Alles in unserem Magazin ist geklaut. Die Rezepte. Die Tipps. Die Tricks. Und zwar von den Besten, unseren Müttern."  

Die drei besten Headlines:

Baking Bread (die Hefe wird in einem Erlenmeyerkolben aufgelöst, voll wie im Labor)
Yes, ve gan!
Aus Müll mach wow!  

Wer solls kaufen:
Mamasöhnchen. Die Headline über der Produktseite lautet: Kaufst du mir das, Mutti? 

Wer kaufts wirklich:
Die Leute, die sonst Studentenkochbücher kaufen: Eltern. Denn: "Wenn die jungen Leute ausziehen, wissen die doch nicht mal, wie man Tee kocht, höhö."  

Dieses Problem löst das Magazin:
Eselsohren. (siehe Extra)  

Und das sagt dir das Magazin nicht:
Dass Dosentomaten, Zwiebeln und Gewürze weniger kosten als ein Glas fertige Tomatensoße. Und besser schmecken sowieso.  

Extra:
Voll crazy Einreiß-Gimmick (zum Rausknicken, wenn man sich eine Seite merken will):





Schön:
Das Portrait von Deutschlands jüngster Bier-Sommelière, die Reportage vom Fischfang in der Beringsee und die Kühlschrank-Fotostrecke. Ist immer spannend, wies da drin bei anderen aussieht.  

An dieser Stelle legst dus weg:
Beim "Männerbaguette" (mit Rumpsteak) und dem "Tussi-Couscous" (mit Softaprikosen. Softaprikosen!):





Fazit: Schöner Erstling.
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Die harten Fakten:Deli, Gruner + Jahr, 2,90 Euro  

Worum gehts?
"Deli" ist so was wie die jüngere Ausgabe von "Essen & Trinken", für das die Rezepte zum Teil zweitverwertet werden - der Unterschied ist vor allem die jüngere und durchgängig sehr bunte Optik. Passend dazu: süße Basteltipps, süße Produktempfehlungen und sehr praktische Restaurant- und Café-Tipps in verschiedenen Städten.  

Das dachte sich der Grafiker beim Cover: "Was Gesundes mit Salat und so. Und Veggie muss drauf stehen. Und vegan."  

Wortspiel auf dem Cover:
Da haben wir den Salat!  

Das sagt die Redaktion:
"Wir haben schnelle Pasta gekocht, umwerfende Salate zusammengemischt, die Avocado hochleben lassen, einen Hackbraten in den Ofen geschoben und wie wild (!) Hefezöpfe geflochten."  
Die drei besten Headlines:

Pesto presto
Softie mit Herz (Rezepte mit Avocado)
Aus dem Quark gekommen (Rezepte mit Quark)  

Wer solls kaufen:
Menschen, die auf Instagram Food-Fotos posten und überlegen, ein Food-Blog zu starten.  

Wer kaufts wirklich:
Die, denen "Essen & Trinken" noch zu spießig ist.  

Dieses Problem löst das Magazin: Wie man selbst Ostergeschenke macht.  

Und das sagt dir das Magazin nicht:
Wie man wie wild einen Hefezopf flechtet.  

Extra:
Ein Bastelbogen mit Comic-Sprechblasen (Mmmh, Yummie, Mampf), die man an Schaschlik-Stäbchen kleben kann:





Schön: Die Hamburg- und London-Tipps.  

An dieser Stelle legst dus weg:
Bei der Erdbeer-Rezept-Strecke. Titel: "Ein Sommermärchen". Und in der Einleitung steht was von "rosenrot locken". Und dem Bastelbogen.  

Fazit: Krass bunt. Aber schon schön.  

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Die harten Fakten:Slowly Veggie!, Burda Life, 4,95 Euro  

Worum gehts?
Vegetarisch kochen. Und Aussteiger-Storys (Glücklich im Hier und Jetzt!). Deswegen steht auf dem Cover auch "Vegetarisch Kochen für die Seele". Innen drin sind fast nur Rezepte. Eigentlich ist das Ganze ein Kochbuch, das nur aussieht wie ein Magazin.  

Das dachte sich der Grafiker beim Cover:
"Der Boden sieht zwar aus wie von Dr. Oetker, aber Pizza geht immer."  

Wortspiel auf dem Cover:
Fehlt. Dafür trifft "Kulinarik auf Panorama".  

Das sagt die Redaktion: "Eines, das uns von unseren Freunden und Fans immer wieder gesagt, geschrieben, gepostet wird, ist, dass slowly veggie! Endlich für Abwechslung beim Kochen sorgt. Das freut uns! Denn das war das Ziel: Mit diesem Heft einen treuen Wegbegleiter an der Hand zu haben, wenn es Genuss auch mal ohne Fleisch sein darf."

Die drei besten Headlines: Sind Zwischenüberschriften.
Rendezvous mit Reben
Veggie allitaliana
Süßer Kick  

Wer solls kaufen:
Yoga-Kursteilnehmer und Leute, die kein Fleisch mehr essen, weil das jetzt cool ist.  

Wer kaufts wirklich:
Yoga-Kursteilnehmer und Leute, die kein Fleisch mehr essen, weil das jetzt cool ist. 

Dieses Problem löst das Magazin:
Keins. Zumindest keines von Nicht-Vegetariern und Nicht-Veganern.  

Und das sagt dir das Magazin nicht:
Dass auch stinknormale Spaghetti all'arrabbiata vegetarisch sind.  

Extra:
Keines gefunden.  

Schön:
Die tollen Fotos und die matte Optik.  

An dieser Stelle legst dus weg:
Eigentlich nie. Es plätschert so dahin.

Fazit: Sehr gesund.     

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Die harten Fakten:Veggie Journal, Well Media, 3,90 Euro  

Worum gehts?
Noch ein neues Vegetarier-Heft. Dieses Mal mit weniger Rezepten, dafür mit Interviews (Bela B, Vegetarier), Hintergrundinfos (Soja, Urban Gardening). Journalistischer als "Slowly Veggie", und auch mehr Öko.  

Das dachte sich der Grafiker beim Cover:
"Da betten wir noch ein Bärlauchblatt drauf und dann sieht das SUPER edel aus."  

Wortspiel auf dem Cover:
Bärlauch des Knoblauchs wilder Bruder  

Das sagt die Redaktion:
"Wir benennen Mädchen nach ihnen. Wir verschenken sie als Symbole der Liebe. Und wenn wir das erste Mal im Jahr Krokusse oder Schneeglöckchen auf noch winterkahlen Wiesen blitzen sehen, hellt sich unsere Stimmung schlagartig auf. Mal ehrlich: Was wäre die Welt ohne Blumen?"  

Die drei besten Headlines:

Artischocke. Mediterrane Verführung mit Stil
Die Erde isst (!) eine Scheibe ... (Fladenbrot-Rezepte)
Meister Petz' Kraftfutter (Bärlauch)
Bonus:
Die zweischneidige Erfolgsgeschichte einer Superbohne (Soja)  

Wer solls kaufen: Politisch getriebene Vegetarier und Veganer.  

Wer kaufts wirklich: Menschen, die sich für die Fastenzeit vorgenommen haben, kein Fleisch zu essen und dafür gelobt werden wollen, wenigstens von einem Magazin.  

Dieses Problem löst das Magazin:
1 Ei = 1 Esslöffel Sojamehl auf 2 Esslöffeln Wasser.  

Und das sagt dir das Magazin nicht:
Warum der Limonaden-Garten-Bausatz auf der Kinder-Seite steht.  

Extra:
Checkliste für den Frühjahrsputz.  

Schön: Das matte Cover und die matten Seiten innen, was nicht ganz zu den manchmal altmodisch-farbigen Fotos passt.  

An dieser Stelle legst dus weg:
Beim Stichwort "rohvegane Küche".  

Fazit:
Gutmenschelnd.   

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Die harten Fakten:Das Kochrezept, Burda Life, 1,80 Euro  

Worum gehts?
Das Kochmagazin mit Rezepten von der Webseite DasKochrezept.de, die Seite, die jeder kennt, der schon mal im Internet nach einem Rezept gesucht hat. In schöner fotografiert und von "Profis" gekocht. Ist, wenn man sich durch die Seite klickt, wirklich keine schlechte Idee. Die Rezepte sind eher hausmannskost- und die Fotos etwas 90er-mäßg (Gemüsemix aus der Dose!). Außerdem: viele Ratgeber-Seiten (Die besten Gemüse- und Käsereiben, Spargel-Accessoires!)  

Das dachte sich der Grafiker beim Cover: "Schön Fertig-Béchamel-Soße vorn drauf, dann sehen die Leute gleich, dass sie sich nicht sooo anstrengen müssen."  

Wortspiel auf dem Cover: Fehlt.  

Das sagt die Redaktion:
"Spüren Sie es auch? Jetzt im Frühling verlangt unser Körper nach frischer, leichter Kost, will den Ballast, den er im Winter angesetzt hat, schnell wieder abwerfen kein Problem mit den raffinierten Spargel-Rezepten in dieser Ausgabe wie etwa dem Spargel-Kartoffel-Salat oder den Spargel-Bündeln."  

Die drei besten Headlines:

Süßes mit Stil (Rhabarber)
Der schnelle Weg zum Gaumenglück
Cremiger Quark in Sommerlaune  

Wer solls kaufen:
Alle, die auch auf DasKochrezept.de surfen.  

Wer kaufts wirklich:
Die, denen "Essen & Trinken" zu teuer ist.  

Dieses Problem löst das Magazin:
Leider keines.  

Und das sagt dir das Magazin nicht: Warum Auberginen Exoten im Kühlregal sein sollen.  

Extra:
Sticker zum Downloaden und Ausdrucken für die Tapas-Party:



 

Schön: Die 90er-Optik. Weil man dann erleichtert ist, dass es in Kochbüchern und magazinen, auf Blogs und Instagram heute halt doch anders aussieht.  

An dieser Stelle legst dus weg: Beim Ausdruck "Pfunde purzeln".  

Fazit: Ach.  

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Die harten Fakten:Chefkoch, Gruner + Jahr, 2,30 Euro  

Worum gehts?
Funktioniert genauso wie "Das Kochrezept", nur mit Rezepten von Chefkoch.de, und ebenso bekannt. Erschien zeitgleich mit "Das Kochrezept". Am Schluss unterscheiden sich die zwei vor allem durch: 50 Cent Preisunterschied. "Chefkoch" ist etwas weniger hausmannskost-mäßig, hat aber aber auch viele Ratgeber-Seiten.  

Das dachte sich der Grafiker beim Cover:
"April-Ausgabe Spargel, klar."  

Wortspiel auf dem Cover:
Ran an den Speck! Knuspriges mit Schwein, Scholle und Datteln.  

Das sagt die Redaktion: "Liebe Leserinnen und Leser, wir starten mit vielen neuen Rezepten in die leckerste Zeit des Jahres: die Spargelzeit! Auf Chefkoch.de haben wir nach den schönsten und spannendsten Rezepten gesucht. Wow, da sind echte Überraschungen dabei!"  

Die drei besten Headlines:
Kleine Stars ganz groß (Rezepte mit Ei)
Falscher Hase für echte Genießer
Das geht ins Mark (Rezepte mit Vanille)  

Wer solls kaufen:
Alle, die auch auf Chefkoch.de surfen.  

Wer kaufts wirklich:
Die aus der Chefkoch.de-Community, die gefragt worden sind, ob die Redaktion ein Foto von ihnen abdrucken darf.  

Dieses Problem löst das Magazin:
Was gegen Zwiebelgeruch an den Händen hilft.  

Und das sagt dir das Magazin nicht: Warum man einen QR-Code braucht, um sich die Zutaten für ein Rezept aufzuschreiben.  

Extra:
Infos über die Rezept-Autoren aus der Community:



 

Schön:
Deren Nutzernamen: Molylady, Möppie, Batgirlkiel.  

An dieser Stelle legst dus weg:
Bei der Speckscholle.  

Fazit:
Hübscher als "Das Kochrezept".           

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ichwillmitdir

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ich will mit dir am strand unterm sternenhimmel liegen und das meeresrauschen hören
ich will mit dir ein lagerfeuer entzünden
ich will mit dir im nachtzug nach paris fahren und morgens frühtsücken
ich will mit dir kirschen klauen
ich will mit dir im erdbeerfeld frühstücken
ich will mit dir einen nachtflohmarkt besuchen
ich will mit dir labortiere retten (oder zumindest versuchen..)
ich will mit dir glühwein auf nem weihnachtsmarkt trinken
ich will mit dir im regen tanzen
ich will mit dir enten füttern im park
ich will mit dir den vollmond begutachten
ich will mit dir lachen
ich will mit dir nachts auf den spielplatz gehn und schaukeln - den sternen entgegen
ich will mit dir barfuß über die holden gate bridge laufen
ich will mit dir auf einer fremden hochzeit feiern

ich will sovieles mit dir
nur wer bist du

Schluckst du Globuli?

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Bei den meisten Heilmitteln ist es gefährlich, eine Überdosis zu nehmen. Nur bei Globuli nicht. Leute, die sich vor Apotheken stellen und Dosenweise Kügelchen in sich hineinschütten, kommen mir vernünftiger vor, als solche, die jeden Morgen bedacht und auf die Tagesplanung abgestimmte ein bis zwei Kügelchen schlucken. Die Überdosisvernichter machen solche Aktionen nämlich immer wieder aus Protest. Sie wollen zeigen, dass in den Zuckerkügelchen kein Wirkstoff steckt.



Würdest du davon eins nehmen, wenn du Bauchschmerzen hast?

Womit sie Recht haben. Wohl weil es zuviel Kritik gab, soll die in Traunstein geplante Hochschule, an der man ab September einen Bachelor of Science in Homöopathie erwerben können sollte, nun doch nicht eröffnet werden. Und eine neue Übersichtsstudie, die mehr als 200 Studien untersucht hat, konnte zeigen, dass homöopathische Mittel nicht besser helfen als Placebos. Die Studien, die der Homöopathie bisher Wirksamkeit zugesprochen haben, sollen mangelhaft sein.  

Dennoch scheinen die kleinen Kügelchen Zauberkräfte zu besitzen: Auch wenn sie nicht wirken, gibt es Leute, die sie konsumieren. Das mag an den schönen Namen liegen. Was Glubuli Euphrasia Officinalis (zu Deutsch Augentrost), Nux Vomica (Brechnuss) oder Lachesis Globuli (Buschmeisterschlangengift) heißt, kann nur putzig sein. Und „Bachblüten“, das klingt doch nun wirklich so, als ob es Gutes wolle. Und dann der Geschmack: süß und sanft. Oder die Form: winzig, rund – niedlich. Womöglich gefällt den Konsumenten auch, dass sie die Bällchen selbst auswählen können. Wie Apotheker wuseln sie in der Küche umher, durchkramen den Schrank, nuscheln vor sich hin „ah ja Traurigkeit, da hatte ich doch was mit Ahornblattadern und Salbeistiel“ und können selbständig experimentieren, statt mit dem Rezept vom Arzt zum Apotheker zu trotten. Und dann glauben sie fest daran, dass es ihnen mit den Kügelchen tatsächlich besser geht. Wahrscheinlich ist es der Placebo-Effekte, der ihnen hilft.  

Wie stehst du zu Kügelchen und Schüßler-Salzen? Freust du dich, einen Grund zum Zuckerkugelschlecken zu haben? Findest du, dass Globuli Vollkrampf sind, oder denkst du, dass ihre Wirksamkeit einfach über dem liegt, was Naturwissenschaftler messen können?

Im Sechs-Stunden-Paradies

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Schweden galt früher schon als Arbeitnehmerparadies. Moderate Arbeitszeiten, hohe Sozialleistungen, gute Kinderbetreuung ließen viele Deutsche vom Auswandern träumen. Dabei hat auch der schwedische Wohlfahrtsstaat unter den Krisen der vergangenen Jahre gelitten. Ein Pilotprojekt in Göteborg könnte ihn nun wieder zum Sehnsuchtsort machen: Die Hafenstadt möchte ihre Mitarbeiter künftig einfach zwei Stunden früher nach Hause schicken – bei vollem Lohn.



Die neue Arbeitszeit könnte in einem Altenheim getestet werden - davon würden Bewohner und Pflegekräfte profitieren.

Der Kommunalrat Mats Pilhem, Mitglied der Linkspartei, ist für Beschäftigungsfragen in der Stadt zuständig. Er findet: Weniger Arbeit ist besser für die Menschen – und deswegen auch besser für die Stadt. Der Stadtrat, dominiert von einer rot-grünen Mehrheit, hat nun für das Experiment gestimmt. Ein Jahr lang sollen 20 bis 30 Mitarbeiter in den Genuss des Sechs-Stunden-Tages kommen, Pausen nicht inbegriffen. Alle anderen leisten weiter ihre regulären acht Stunden ab. Am Ende wird Pilhems These überprüft. Der sagt: „Wer kürzer arbeitet, arbeitet besser und effektiver.“ Der Kommunalpolitiker hofft, dass die Kurzarbeiter seltener krank werden. Am Ende, glaubt er, spart die Stadt dabei sogar Geld.

Doch erst mal muss sie investieren: Göteborg stellt neue Mitarbeiter ein, um die vakanten Stunden abzudecken. Umgerechnet 550000 Euro hat Pilhem dafür eingeplant – gemäß der ersten Schätzung. Wer die Glücklichen sind, denen er mehr Freizeit erkauft, entscheidet eine externe Agentur, die das Experiment plant. Wahrscheinlich wird sie für den Test Mitarbeiter eines kommunalen Altenheims auswählen, sagt Pilhem. Deren Job sei besonders anstrengend. Außerdem hätten so die Senioren auch etwas davon: „Sie werden Angestellte treffen, die weniger gestresst und weniger müde sind.“ Nach sieben Stunden Arbeit sei schließlich niemand mehr richtig aufmerksam.

Die Idee der Sechs-Stunden-Tage ist in Schweden nicht neu. Auch andere Städte haben sie schon ausprobiert. Kiruna im Norden des Landes beispielsweise hat den kurzen Arbeitstag vor einigen Jahren wieder abgeschafft. Er sei zu teuer und seine positive Wirkung nicht erwiesen, hieß es damals. Göteborg möchte die neuen Arbeitszeiten nun als erste Stadt wissenschaftlich testen. Dafür sollen Forscher der Universität von Göteborg unter anderem Interviews mit beiden Gruppen, kurz und lang arbeitenden Mitarbeitern, führen, so ein erster Plan der Stadt.

Die Gegner der Linkspartei wittern Populismus. Es sei nicht sinnvoll, die Zeiten ausgerechnet im Gesundheitssektor zu verkürzen, wo Arbeitskräfte fehlten, lautet einer der Vorwürfe. Der Sechs-Stunden-Tag sei allein dem Wahlkampf geschuldet – im September wählt Schweden ein neues Parlament. Die Linkspartei, national nicht an der Regierung beteiligt, setzt sich für die Einführung der 35-Stunden-Woche binnen fünf Jahren ein. In zehn Jahren sollen dann alle Schweden nur noch sechs Stunden pro Tag arbeiten. Gesamtkosten: 110 Milliarden Kronen, mehr als 12,1 Milliarden Euro.
Pilhem weiß: Egal wie sein Experiment ausgeht, um es auf die ganze Stadt mit ihren knapp 50000 Mitarbeitern auszuweiten, braucht er Geld von der Regierung – und einen Machtwechsel in Stockholm.

Im Sechs-Stunden-Paradies

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Schweden galt früher schon als Arbeitnehmerparadies. Moderate Arbeitszeiten, hohe Sozialleistungen, gute Kinderbetreuung ließen viele Deutsche vom Auswandern träumen. Dabei hat auch der schwedische Wohlfahrtsstaat unter den Krisen der vergangenen Jahre gelitten. Ein Pilotprojekt in Göteborg könnte ihn nun wieder zum Sehnsuchtsort machen: Die Hafenstadt möchte ihre Mitarbeiter künftig einfach zwei Stunden früher nach Hause schicken – bei vollem Lohn.



Die neuen Arbeitszeiten könnten in einem Altenheim getetstet werden - davon würden Bewohner und Pflegekräfte profitieren.

Der Kommunalrat Mats Pilhem, Mitglied der Linkspartei, ist für Beschäftigungsfragen in der Stadt zuständig. Er findet: Weniger Arbeit ist besser für die Menschen – und deswegen auch besser für die Stadt. Der Stadtrat, dominiert von einer rot-grünen Mehrheit, hat nun für das Experiment gestimmt. Ein Jahr lang sollen 20 bis 30 Mitarbeiter in den Genuss des Sechs-Stunden-Tages kommen, Pausen nicht inbegriffen. Alle anderen leisten weiter ihre regulären acht Stunden ab. Am Ende wird Pilhems These überprüft. Der sagt: „Wer kürzer arbeitet, arbeitet besser und effektiver.“ Der Kommunalpolitiker hofft, dass die Kurzarbeiter seltener krank werden. Am Ende, glaubt er, spart die Stadt dabei sogar Geld.

Doch erst mal muss sie investieren: Göteborg stellt neue Mitarbeiter ein, um die vakanten Stunden abzudecken. Umgerechnet 550000 Euro hat Pilhem dafür eingeplant – gemäß der ersten Schätzung. Wer die Glücklichen sind, denen er mehr Freizeit erkauft, entscheidet eine externe Agentur, die das Experiment plant. Wahrscheinlich wird sie für den Test Mitarbeiter eines kommunalen Altenheims auswählen, sagt Pilhem. Deren Job sei besonders anstrengend. Außerdem hätten so die Senioren auch etwas davon: „Sie werden Angestellte treffen, die weniger gestresst und weniger müde sind.“ Nach sieben Stunden Arbeit sei schließlich niemand mehr richtig aufmerksam.

Die Idee der Sechs-Stunden-Tage ist in Schweden nicht neu. Auch andere Städte haben sie schon ausprobiert. Kiruna im Norden des Landes beispielsweise hat den kurzen Arbeitstag vor einigen Jahren wieder abgeschafft. Er sei zu teuer und seine positive Wirkung nicht erwiesen, hieß es damals. Göteborg möchte die neuen Arbeitszeiten nun als erste Stadt wissenschaftlich testen. Dafür sollen Forscher der Universität von Göteborg unter anderem Interviews mit beiden Gruppen, kurz und lang arbeitenden Mitarbeitern, führen, so ein erster Plan der Stadt.

Die Gegner der Linkspartei wittern Populismus. Es sei nicht sinnvoll, die Zeiten ausgerechnet im Gesundheitssektor zu verkürzen, wo Arbeitskräfte fehlten, lautet einer der Vorwürfe. Der Sechs-Stunden-Tag sei allein dem Wahlkampf geschuldet – im September wählt Schweden ein neues Parlament. Die Linkspartei, national nicht an der Regierung beteiligt, setzt sich für die Einführung der 35-Stunden-Woche binnen fünf Jahren ein. In zehn Jahren sollen dann alle Schweden nur noch sechs Stunden pro Tag arbeiten. Gesamtkosten: 110 Milliarden Kronen, mehr als 12,1 Milliarden Euro.

Pilhem weiß: Egal wie sein Experiment ausgeht, um es auf die ganze Stadt mit ihren knapp 50000 Mitarbeitern auszuweiten, braucht er Geld von der Regierung – und einen Machtwechsel in Stockholm.

Stolze Mädchen

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Die Saaldecken sind zu hoch, das ganze Gebäude ist eigentlich zu mächtig für sie. In die düsteren Eleganz des Hotel De Rome, Berlin, passt die junge Frau aus Kalifornien nicht richtig hinein. Noch dazu ist Shailene Woodley erkältet, sie hat sich die überlangen Ärmel über ihre Finger gezogen, als wolle sie sich lieber irgendwohin zurückziehen, wo es warm und vielleicht etwas kuschliger ist als hier.




Sieht ein wenig anders aus als die üblichen Heldinnen: Shailene Woodley 

Trotzdem lässt sie sich tapfer befragen über den Film „Divergent – Die Bestimmung“, in dem sie die Hauptrolle der Tris Prior spielt und für den sie auf Promo-Tour ist. Seit Donnerstag läuft er in den deutschen Kinos. Im Mittelpunkt steht eben jene Tris, eine der jungen Heldinnen, wie sie seit einiger Zeit die Buch- und Filmwelten bevölkern. „Hunger Games“ heißen sie, „Delirium“, „Partials“ oder „The Testing“. Die Storys wirken oft wie geklont. Und sind ungeheuer erfolgreich.

„Es sind ja vor allem junge Heldinnen“, sagt Shailene Woodley, „dabei hatten Teenager so lange einen schlechten Ruf, sie galten als doof und unsicher, und dann gab es diese ganzen Stereotypen, die Cheerleaderin oder den Sporthelden. Aber sie können der Welt viel mehr bieten.“ Hinter ihrer Professionalität könnte man einen gewissen Stolz entdecken und ein bisschen Genugtuung über die Tatsache, dass eine ganze Altersgruppe rehabilitiert werden könnte durch ihr Zutun – so lange her ist die Teenie-Zeit bei Woodley, 22, ja nicht.

Es scheint sich endlich was zu verändern in der bisher hauptsächlich von Männern bestimmten Heldenwelt. Zeit wurde es – die fiktive Welt hinkte der realen bisher um einiges hinterher. Aber inzwischen haben Mädchen und junge Frauen auch in Büchern und Filmen eine kräftigere Stimme bekommen. Sie kämpfen, sie sind autark, kein Sidekick mehr. Man weiß, dass Shailene Woodley den Vergleich mit jener anderen jungen Schauspielerin nicht allzu gern hört, aber um den Vergleich kommt man nicht herum – mit Jennifer Lawrence, die Katniss Everdeen in „Hunger Games“: Aber beide spielen diese taffen Mädchen, die sich mit Pfeil und Bogen (Lawrence) gegen ein dekadentes, autoritäres System wehren – oder mit Fäusten, Messern und allem, was sich sonst eignet (Woodley). Tris etwa lebt in einer Gesellschaft der Zukunft, die alle 16-Jährigen nach ihrer Persönlichkeit in fünf Fraktionen aufteilt. Und begehrt dagegen auf.

Diese starken Mädchen werden als neue Rollenvorbilder bejubelt. Jedenfalls sind die vier Mädchen, die aus der „Divergent“-Pressevorführung kommen, hingerissen von der Hauptfigur. „Echt cool“ sei sie, „voll toll“ und was man sonst sagt an Begeisterungsphrasen in diesem Alter. Sie kichern eine Runde und marschieren mit stolzen Kämpfer-Schritten in die Nacht.

Wie eine wilde Kämpferin sieht die echte Shailene Woodley nicht aus. Am großen Tisch im großen Raum des Hotels erscheint sie viel zierlicher als im Film, in dem man an ihr fast so etwas wie Babyspeck vermutet hat. Zumindest am Anfang, bevor sie mit dem Kampftraining anfing. Und auch von ihrer Herkunft müsste sie eigentlich einen anderem Klischee entsprechen. Sie stammt aus Simi Valley, nordöstlich von Los Angeles, der Heimat der sogenannten Valley Girls. Diesen Stereotyp, den einst Frank Zappa besang, muss man sich als die Antithese zum Bild der neuen starken Mädchenkämpferin vorstellen.

Die Valley Girls prägten seit den Achtzigern das Bild junger Frauen aus den südkalifornischen Tälern im Hinterland von Los Angeles, aus den wohlhabenden, vor allem weißen Schlafstädten. Ihnen ging es, so wollte es der Stereotyp, vor allem um tolles Aussehen und darum, Geld zu haben und es auszugeben. Die Valley-Mädchen hatten sogar einen eigenen, like, irgendwie, Soziodialekt, der sich schnell über den gesamten, like, nordamerikanischen Kontinent ausbreitete. Und jeden Satz in einer Frage enden ließ?

Das mit dem Fragezeichen an jedem Satzende macht Shailene Woodley nicht, aber ein „like“ kommt auch bei ihr andauernd vor, so redet inzwischen fast jeder junge Amerikaner. Ansonsten war es das wohl mit den Gemeinsamkeiten. Denn ihre eigenen Interessen sind von denen eines typischen Valley Girls, wenn es sie überhaupt je gegeben hat, weiter entfernt als von denen der neuen starken Mädchengestalten. Und zwar der aus der echten Welt.


Denn da kämpfen junge Frauen heute zwar nicht bis an die Zähne bewaffnet; aber eine kräftigere, selbstbewusstere Stimme haben sich viele von ihnen längst zugelegt. Was nun nicht gleichbedeutend ist mit körperlicher Stärke, sondern eher mit innerer Sicherheit – und mit starken Überzeugungen. Shailene Woodley ist das, was man eine Umweltaktivistin nennt oder früher mal „alternativ angehaucht“. Sie macht Yoga, isst auch mal Lehm, weil das richtig gesund ist, und braut sich Cremes aus Pflanzen. Gerade steht sie auf Brennnesseln, „sie sind so gut für Frauen und ihre Körper“. Das, was sie kritisiert am derzeitigen System, ist zwar nicht unbedingt radikal, aber Mainstream für Amerika ist es auch nicht – selbst wenn es bei manchen Hollywood-Schauspielern gerade sehr schick ist, was in Natur zu machen. „Genmanipulation, fossile Energie, industrielle Landwirtschaft“, sagt Woodley, finde sie schrecklich. Und man glaubt ihr, dass sie das ernst meint.


Es gibt nun Stimmen, die meinen, diese Filmheldinnen seien eigentlich gar keine; sie würden nur wieder ein altes Frauchenklischee im martialisch aufgehübschten Gewand bedienen, wie man es aus der Romanze, dem Liebesroman kennt: In diesem vor allem von Frauen verschlungenen literarischen Genre geht es immer um große romantische Liebe. Das unschuldige Mädchen, beklagen Feministinnen, bekomme zwar ihren Liebsten, aber um den Preis ihrer Unterordnung. Die Frau bleibe in solchen romantischen Beziehungen unter dem Mann. So sei das auch in Divergent, was keine gute Voraussetzungen sei, um jungen Mädchen ein Vorbild zu sein.

Das findet Shailene Woodley so nicht. In ihrer Beziehung zum männlichen Film-Protagonisten gehe es doch vielmehr um tiefen Respekt, um gegenseitiges Vertrauen, meint sie, fast ein wenig verärgert. „Sie sind die ganze Zeit viel mehr Partner als ein Liebespaar, und das ist doch mal eine wirklich wichtige Botschaft.“ Natürlich, sagt sie, sei es wichtig und notwendig, dass sich jetzt die Aufmerksamkeit viel mehr auf die Frauen richte. Aber das heiße doch nicht umgekehrt, dass man nun gegen Männer sein müsse. „Wir brauchen nur mehr Balance“, sagt Woodley. „Balance“, das scheint einer ihrer Lieblingsausdrücke zu sein, gleich nach „Selbstfindung“ und „zusammenwachsen“.

Vielleicht liegt genau darin die Relevanz dieses Mädchentypus: Sie haben dem männlichen Heldentypus ein paar Aspekte hinzugefügt, sind weicher, zweiflerischer. Eben so wie Shailene Woodley. Sie sitzt da, keine gestylte Barbie-Puppe, sondern ein wenig erschöpft, die schwarze Wollmütze neben sich auf dem Tisch, und sagt ihrem Gegenüber den normalsten Mädchen-Satz der Welt: „Ich mag diese Schuhe!“

Standortfragen

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Die SPD will Teile der Bundeswehrreform auf den Prüfstand stellen. Sowohl Entscheidungen zur Ausrüstung der Truppe als auch zu Standorten sollen nach ihrem Willen überdacht oder verändert werden. Das geht aus einem Positionspapier der Arbeitsgruppe Sicherheits- und Verteidigungspolitik in der SPD-Bundestagsfraktion hervor, das der Süddeutschen Zeitung vorliegt. Das Thema ist politisch brisant, weil Union und SPD nach den Koalitionsverhandlungen versichert hatten, es werde zwar eine seit Längerem geplante Evaluierung der Reform geben, aber keine „Reform der Reform“.



Ein langer Marsch: Wo sollen die Truppen hin, was sollen sie an Ausrüstung bekommen?

„Wir werden die Standortentscheidungen, die noch nicht eingenommen worden sind, auf Effizienz und tatsächliche Notwendigkeit hin überprüfen lassen“, heißt es im Papier der SPD-Verteidigungspolitiker. In einem zweiten, ergänzenden Papier konkretisieren sie, was das bedeutet: Zwar wolle man den Betroffenen weiter Planungssicherheit bieten, heißt es dort – doch sei man „bei einigen Standortentscheidungen“ nicht der Auffassung, dass „alle selbst auferlegten Kriterien“ des Verteidigungsministeriums „auch wirklich beachtet und sorgfältig gegeneinander abgewogen wurden“. Als „Beispiele für einen erneuten Überprüfungsbedarf“ werden im Anschluss mehrere Standorte genannt.

So erscheine die Verlegung der Fallschirmspringerausbildung aus Altenstadt in Oberbayern „nicht unbedingt zweckmäßig, da es zu erheblichen Investitionen am neuen Stationierungsort in Norddeutschland kommen müsste“. Außerdem fordern die Sozialdemokraten, die beschlossene Verlegung der 1. Panzerdivision von Hannover nach Oldenburg nochmals zu überprüfen, ebenso die Verlegung des Stabes einer Panzergrenadierbrigade von Torgelow nach Neubrandenburg und einer Panzerbrigade von Amberg nach Cham. Zudem sei „eine erneute und umfassende Betrachtung der Donau-Schiene von Donaueschingen bis Ulm notwendig“. Es leuchte nicht ein, dass der Standort in Meßstetten geschlossen werden solle, während in Donaueschingen „teuer investiert werden muss“.

Über die Stationierungsentscheidungen hinaus heißt es im SPD-Papier, man wolle „da nachjustieren, wo es notwendig ist“. An einzelnen Punkten könnte das zu Konflikten mit den Regierungspartnern CDU und CSU führen. So halten die Sozialdemokraten es für notwendig, „gerade im Bereich der Hubschrauber die Bundeswehrreform nachzusteuern“.

Sie plädieren dafür, die „Gesamtmenge“ der geplanten Exemplare des Transporthubschraubers NH90 abzunehmen und rühren damit an einen komplizierten Deal, den der damalige Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) mit dem Hersteller eingegangen war, damit die Bundeswehr weniger Exemplare abnehmen muss als einst vereinbart. Die SPD hatte den Deal stets kritisiert, weil damit trotz einer beträchtlichen Stückzahlreduzierung vergleichsweise wenig gespart würde. Nun empfiehlt sie, aus den zusätzlichen Exemplaren ein neues Regiment zu bilden, das „multinational“ betrieben werden solle.

Zudem sprechen sich die SPD-Verteidigungspolitiker dafür aus, die Ergebnisse aus der Entwicklung des Flugabwehrsystems Meads zu nutzen und die Luftverteidigung als „besondere deutsche Schwerpunktfähigkeit“ zu sichern. Sie streben „langfristig“ eine europäische Armee an. In einer Runde mit den führenden Verteidigungspolitikern der Union haben die Spitzenleute der SPD-Arbeitsgruppe über ihr Papier am Donnerstag mit Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) diskutiert.
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