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Anständig Deutsch?

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Einige besonders "pflichtbewusste" Mitbürger sehen scheinbar eine Notwendigkeit, ausländischen Mitmenschen nahezulegen, sie sollten "anständig Deutsch lernen." Volker Pispers sagte dazu: "Anständig Deutsch? Wo wird das gesprochen?" Ich muss sagen: Ich weiß es auch nicht. Im Norden oder im Süden, im Westen oder im Osten? Oder bedeutet der Satz, die Leute sollen anständig lernen, also mit Tischmanieren etc.?
Wenn man als Norddeutscher versucht, im tiefsten Bayern nach dem Weg zu fragen, kann man schon ins Schleudern kommen. Umgekehrt genauso. Von den Dialekten in der Schweiz und Österreich ganz zu schweigen. In Sachsen würde ich persönlich vermutlich keine zehn Minuten Smalltalk durchhalten, in Bayern müsste ich die Bedeutung jedes dritten Wortes erfragen.
Bedeutet "anständig Deutsch" also Hochdeutsch? Das kann ja nicht sein, denn damit würde man schließlich ganze Bevölkerungsgruppen ausschließen. Oder sind anständige Deutsche nur diejenigen, die ohne jeden Zungenschlag ein zu einhundert Prozent akzentfreies Deutsch sprechen? Vermutlich ist das gemeint, aber da wird es doch schon ganz schön dünn. Und was ist erst mit den Menschen aus anderen Ländern, die, man glaubt es kaum, überhaupt kein Deutsch sprechen? Ist Deutsch also die einzige "anständige" Sprache der Welt? Sind die Deutschen das anständige Volk?
Fazit: "Die sollen erstmal anständig Deutsch lernen" ist ein weiterer hohler Satz in der völlig hysterischen Integrationsdebatte. Darüber könnte ich mich an dieser Stelle auch noch ausführlich auslassen, aber ich werde das erstmal lassen.

Hol' mich hier raus!

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Der Krieg erreicht Tom an einem Dienstag im Mai. In Göttingen ist der Frühling noch nicht angebrochen, es regnet in Strömen. Das Semester hat gerade angefangen, Tom studiert Politik und Ethnologie. An diesem Dienstag bekommt Tom eine Nachricht auf Facebook. Sie ist auf Englisch geschrieben, von einem Computer in Homs, Syrien.





Tom Scheunemann, dunkle Locken, Stoppelbart, ist einer jener Menschen, denen das Leben wenig Furcht zugeteilt hat und viel Neugier. Er ist alleine durch Südamerika gereist, studierte ein halbes Jahr im Sudan. Im Februar 2011 fliegt Tom in den Nahen Osten: erst nach Jordanien, dann nach Syrien. In Damaskus übernachtet er als Couchsurfer bei einem Einheimischen. Als Tom nach Homs weiterreist, bietet der ihm einen Schlafplatz bei einem Freund an. Nabil, ein schmächtiger Medizinstudent, holt Tom am Busbahnhof in Homs ab.

Der Ort, die drittgrößte Metropole Syriens, boomt zu dieser Zeit, Neubauten dehnen den Stadtrand. In einem dieser Häuser bewohnt Nabil, der in Wirklichkeit anders heißt, ein Zimmer. Tom schläft auf dem Teppichboden. Tagsüber schlendern er und Nabil durch die Stadt, die Abende verbringen sie in einer Bar. Sie spielen Tischtennis, trinken Bier. Nabils Englisch ist fließend und fehlerfrei. Er hört amerikanischen Rap und bewundert den Westen, wo jeder frei ist und Religion sich nicht in die Privatsphäre der Menschen mischt. Über Persönliches sprechen sie kaum. Sie adden einander bei Facebook und nach drei Tagen macht Tom sich auf den Weg nach Aleppo. Eine Reisebekanntschaft, wie sie jeder Backpacker unterwegs schließt, scheint ihr Ende zu nehmen. Tom denkt nicht, dass er noch mal von Nabil hört.





Als Tom die Nachricht liest, wohnt er gerade in einer Vierer-WG. Sein Zimmer ist geschmückt mit Mitbringseln: Muscheln aus Panama, eine Holzmaske aus Südafrika, Fotos aus Costa Rica, wo seine Freundin an einer deutschen Schule lehrte. Er spielt Handball und kellnert in einer Bar, am Wochenende kocht er mit Freunden indisches Curry.

Zur gleichen Zeit sind am anderen Ende der Welt fünf Millionen Syrer auf der Flucht. Mehr als 70 000 sind ums Leben gekommen. Tom sieht das in der Tagesschau, liest es auf Nachrichtenseiten im Internet. Er denkt an Syrien: An Daraa, wo die Revolution begann und wo Nabils Familie lebt. An Aleppo, das einmal wunderschön war und dessen Fluss nun Leichen anschwemmt. Aber Tom ist auch mit seinem eigenen Leben beschäftigt. Er muss Prüfungen bestehen und Geld verdienen. Von den Artikeln über Syrien bleibt eine flüchtige Beklemmung, aber in Wahrheit ist das Elend weit weg. Bis zu jenem Dienstag im Mai.

Als Tom die Nachricht gelesen hat, sind seine ersten Gedanken: Bin ich stark genug? Und will ich diese Verantwortung tragen? Einen Moment später, sagt Tom heute, habe er gewusst: "Ich muss. Ich kann ein Leben retten."





Nabil ist ehrlich: Er will Syrien für immer verlassen und bittet Tom um Hilfe. "Ich hätte Nein sagen können", sagt Tom, "er hätte es verstanden." Aber mit welcher Begründung? Sorry, ich muss studieren?

Göttingen hat eine große linke Szene, Tom wendet sich an die Antifa. Doch die helfen eher Flüchtlingen, die schon in Deutschland sind. Wie man jemanden legal ins Land bringt, wissen sie nicht. Er trifft sich mit einer Anwältin, kontaktiert Behörden. Das Ausländeramt ist nur knapp fünf Stunden pro Woche erreichbar: Montag, Dienstag und Mittwoch, jeweils von 14 Uhr bis 15.30 Uhr. Tom telefoniert zwischen den Vorlesungen.





Die Informationen, die man Tom gibt, sind widersprüchlich. Anstatt ihm zu erklären, welche Möglichkeiten Nabil hat, schickt man Tom immer weiter: zur nächsten Zuständigkeit, der nächsten Anlaufstelle. Stück für Stück eignet sich Tom das Asylrecht an. Mit jedem Anruf, jeder patzigen Antwort versteht er einen Paragrafen mehr. Er erkennt den einzigen Weg durch dieses Labyrinth der Vorschriften: Nur wer dem Staat nutzt, darf nach Deutschland. Ein Medizinstudent ohne Einkommen, wie Nabil, ergibt eine Verlustrechnung. Ein Touristenvisum zu bekommen, ist damit fast unmöglich.





Homs wird "das Herz des syrischen Aufstandes" genannt. Die Front zwischen Rebellen und Assad-Truppen verläuft mitten durch die Stadt. Im Juni 2013 beschießt die Artillerie der syrischen Armee abtrünnige Viertel mit Mörsern und Raketen. Sie trifft auch das Haus, in dem Nabil einst lebte. Der Bezirk steht schon lange leer, die Bewohner sind geflohen. Zurück bleiben durchsiebte Mauern. Die Bar, in der Tom und Nabil vor zwei Jahren Bier tranken, ist verschwunden, die Altstadt ist eine Ruine. Scharfschützen haben in der Stadt Posten bezogen. Die Angeschossenen verbluten in den Straßen.

Nabil hat nur einmal gegen Assad demonstriert: für eine bessere Behandlung der palästinensischen Flüchtlinge. Als die Kämpfe losgingen, floh er in einen Stadtteil, in dem hauptsächlich Assad-Anhänger leben. Deshalb hat er Strom, Wasser und Internet. Aber wie lange noch?





Tom ruft nun bei Kliniken an und versucht, Nabil einen Praktikumsplatz zu besorgen. Er richtet ein Konto für ihn ein. Schreibt Anfragen an Ärzte und Aktivisten. Mehrere Stunden verbringt er jede Woche damit. Dabei versucht Tom, so nüchtern wie möglich zu bleiben. Die Bürokratie beschäftigt ihn, aber sie schützt ihn auch. Vor der Frage, wer Schuld hat am Leid der Welt. Und warum er, Tom, in einer studentischen Idylle lebt und Nabil in einer zerstörten Stadt. Tom hält sich an seine Aufgabe, aber es gelingt nicht immer, die Distanz zu halten. Dann denkt er daran, Nabil einfach zu holen: mit dem Auto in die Türkei und weiter an die syrische Grenze. "Da ist ein Mensch im Krieg, und ich bin seine einzige Chance", sagt Tom. "Wenn ich scheitere – was dann?"

[seitenumbruch]

Tom ist für Nabil Seelsorger und Anwalt zugleich. Er schafft es kaum, den Aufwand zu bewältigen, die Termine, die Formulare, die vielen Nachrichten. Manchmal schreibt Nabil täglich. Ein Konflikt, mehr als 3000 Kilometer entfernt, ist Tom auf einmal ganz nah. Er bemüht sich, im Alltag nicht an Nabil und Syrien zu denken. Er fürchtet, dass er sonst die Uni nicht schafft. Doch der Krieg ist immer bei ihm: Er sitzt ihm im Nacken, wenn er an der Uni büffelt, begleitet ihn durch den Abend, wenn er im "Pools" Cocktails mixt. Tom bekommt Rückenschmerzen, sein Kiefer tut weh, weil er nachts mit den Zähnen knirscht. Der Krieg hat sich in seinem WG-Zimmer eingenistet, er blickt ihm ins Gesicht, sobald er den Computer anschaltet.

Wenn Tom seinen Freunden von Nabil erzählt, erntet er Anerkennung. Sie teilen seine Systemkritik, doch er merkt auch: Die Verantwortung teilen möchten sie nicht. Er kann sie verstehen. "Ich wollte es zwischendurch auch nicht mehr", sagt er. "Ich war so müde." Was ging ihn diese Not im Nahen Osten eigentlich an? Warum ließ er sich davon sein Leben trüben? "Man schämt sich schnell für solche Gedanken." Er macht weiter.
 
Und der Angriff der Amerikaner bleibt aus.





Nach unzähligen Anrufen und E-Mails findet Nabil ein Krankenhaus, das bereit ist, ihn als Hospitanten aufzunehmen. Tom organisiert einen Sprachkurs und bittet seine Mutter, eine Verpflichtungserklärung zu unterschreiben. Sie willigt auch ein, Nabil für die erste Zeit aufzunehmen.

Tom beginnt, an seiner Bachelor-Arbeit zu schreiben, "Nationalismus in Irakisch-Kurdistan". Nebenbei macht er Dokumente für Nabil fertig, die Anmeldebestätigung für den Sprachkurs, die Bestätigung des Krankenhauses. An Weihnachten schmückt er mit seinen zwei Brüdern den Baum in seinem Elternhaus, sie spielen Scharade, auf Facebook erzählt er Nabil davon.





Im Januar bekommt Nabil einen Termin in der deutschen Botschaft in Beirut, im Nachbarland Libanon. Man will Nabils Motivation überprüfen. Wer ist dieser Tom, fragt ihn die Sachbearbeiterin. Ein echter Freund, antwortet Nabil. Nach dem Gespräch meldet er sich: Es sei gut gelaufen, er mache sich auf den Weg zurück nach Homs. Nabil will seine Sachen holen, Syrien ein letztes Mal Lebewohl sagen. Viel übrig ist davon ohnehin nicht mehr.

Tom packt währenddessen seine Sachen in Kisten. Sein Studium ist bald zu Ende. Ihm fehlen noch 15 Seiten seiner Bachelor-Arbeit und er fragt sich, welchen Weg er danach einschlagen wird. Arbeiten oder weiter studieren? Er freut sich, seine Zukunft selbst bestimmen zu können.





Dann, am 16. Januar 2014, nach fast einem Jahr und mehr als 5000 Facebook-Nachrichten, reißt der Kontakt ab. Nabil antwortet nicht auf Mails, das Handy ist aus. Seine Freundin weiß nicht, wo er steckt. Freunde fahren in den Norden, um ihn zu suchen. Am Grenzübergang verliert sich seine Spur. "Ich dachte, es ist vorbei", sagt Tom. "Er liegt irgendwo angeschossen im Straßengraben. Oder er wird gefoltert. Oder er ist tot."

Tom geht noch immer in die Bibliothek und schreibt an seiner Bachelor-Arbeit, aber er kann sich nicht konzentrieren. Einmal bricht er zusammen und weint stundenlang. Tom trauert um einen Menschen, den er kaum kennt. Weil er Nabil nicht helfen konnte. Weil er am Ende doch machtlos war gegen die deutschen Visa-Bestimmungen und Assads Schergen. Der Krieg, dieser Nebel, der seit einem Jahr über Toms Leben lag, hatte sich gerade gelichtet. Nun zieht er sich zu, dicht und undurchdringlich wie eine Wand.





Kurz hinter der Grenze war Nabil festgenommen worden. Willkürlich. Und genauso wahllos hatten ihn die syrischen Behörden nach einigen Wochen wieder freigelassen. Seither ist Nabils Tonfall verändert. Seine Nachrichten, die immer leicht und scherzhaft klangen, werden plötzlich düster.





Tom vermutet, dass Nabil in der Haft gefoltert wurde, aber er hakt nicht nach. So wie er nie nach Nabils Motiven gefragt hat. In seiner Selbstlosigkeit ist Tom pragmatisch. Nabil ist kein politischer Aktivist, er wird nicht gesucht wie andere, die sich im syrischen Widerstand engagieren. Ihnen bei der Flucht zu helfen, wäre vielleicht dringender nötig. Aber Nabil hat eine Ausbildung, die in Deutschland angesehen ist. Er hat eine reale Chance. Um mehr als ein Leben zu retten, spürt Tom, reicht seine Kraft nicht. Aber dieses eine Leben zu schützen hat er sich zur Pflicht gemacht. "Die Welt ist so ungerecht", sagt Tom. "Und jetzt, nur dieses eine Mal, kann ich etwas ändern."

Im März 2014, knapp ein Jahr, nachdem er die Nachricht aus Homs las, lebt Tom mit seiner Freundin in Hamburg. Ihre Wohnung liegt in einem Viertel voller Cafés und Altbauten, Mütter schieben ihre Kinderwägen umher und vor den Balkonen blüht Oleander. Wenn ein Ort auf der Welt friedlich ist, dann dieser. Zur selben Zeit jährt sich der Beginn des Syrien-Krieges zum dritten Mal. 40 Prozent der Bevölkerung sind auf der Flucht.

Im März 2014 besteigen Nabil und seine Freundin das Auto eines libanesischen Bekannten. Er bringt die beiden an die Grenze, verhandelt mit den Soldaten am Checkpoint. Nabil bekommt ein Visum für sieben Tage. Mittlerweile hat er es auf zwei Monate verlängert. Mit seiner Freundin lebt er in einem Zimmer für 700 Dollar Miete. Im Libanon gibt es kaum Arbeit, der Flüchtlingsstrom aus Syrien hat die Stimmung zusätzlich angeheizt. Nabil lebt von Erspartem und hofft jeden Tag, dass das Visum aus Deutschland kommt.

Tom hat sich inzwischen für ein Masterstudium entschieden. Er will Friedens- und Konfliktforschung studieren.

Loseyans Kochwoche

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Mittwoch




Fußball und Jever.


Donnerstag



Frühstück. Alte Brotreste, aber ein Galao und Zeitungen.




Mittags: Penne mit einer schnellen Tomatensoße - der Staudensellerie muss weg, ein paar Tage zuvor gab es Bolognese.




Abendbrot mit Gôgenstengel, gutem Käse und cooler Lektüre. Danach ging es auf eine Geburtstagsfeier, wo es mehr Essen und vor allem Rotwein gab.

Freitag



Beim Frühstück überlege ich, was ich am nächsten Tag backen will.




Mittags gibt es Quark mit Banane.




Eins meiner Lieblingsrezepte, das ich oft koche, etwas anders als auf der Postkarte (mit Sesam statt Semmelbröseln).




Fenchel aus dem Ofen.

Samstag



Frühstück!




Nachmittags kommt eine Freundin vorbei und wir essen Torta della Nonna.




Abends gibt's was Schnelles mit Champignons. Und, wie ziemlich oft, Feldsalat.

Sonntag
Mein Frühstück kennt ihr ja jetzt schon...




Zum Mittagessen Resteverwertung. Mit gutem alten Parmesan.




Ein Kaffee am Nachmittag, Fado hören und ein wenig vom Reisen träumen.




Sonntag Abend? Tatort. Nicht immer, aber doch oft. Fahri Yardim, den die taz nicht zu kennen scheint, ist mein Grund, bei Hamburg einzuschalten. Dazu ein Jever.

Montag



Mittags mal wieder Quark mit Banane. Ich knalle gerne noch gehackte Mandeln, Akazienhonig, etwas Milch und evtl. kernige Haferflocken rein.




Abends Nudeln mit Spinat.

Dienstag



Kürbisrisotto. Das gab es in letzter Zeit öfter.




Eine gar köstliche Zwischenmahlzeit, geschenkt bekommen. Sie existierte nicht lange.




Abends war ich trainieren und habe danach so ganz zur Abwechslung Quark gegessen (mit etwas sehr viel Mandeln). Und viel Wasser getrunken.

Mittwoch



Zeit für eine Süßspeise als Hauptgericht! Ich liebe Kaiserschmarrn.




Dazu ein Glas Blaubeergetränk.




Abends kommen die Risottoreste auf den Tisch. Das ist dann zwar kein Risotto mehr, aber ein Reisgericht, das man gut essen kann, vor allem, wenn man auch noch Parmesan übrig hat.

Donnerstag



Gemütliches Donnerstagsfrühstück!

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1. Welches ist dein Lieblingskücheninstrument und warum?
Mein japanisches Allroundmesser. Ich schneide damit alles außer Brot, es liegt gut in der Hand, ist einfach wunderschön und unentbehrlich. Dazu gehört untrennbar mein Holzschneidebrett von ehemaligen WG-Mitbewohnern, die praktischerweise Schreiner sind.

2. Welches war dein allerschlimmstes Küchenmissgeschick?
Ein Griff auf die Herdplatte.

3. Dein Lieblingsgewürz:
Schwarzer Pfeffer, frisch gemahlen.

4. Was machst du am liebsten während dem Essen?
Essen! Beim Frühstück lese ich gerne Zeitung. Oft höre ich Musik, weil ich ohnehin oft Musik höre.

5. Was klebt an deinem Kühlschrank?

Nichts.

6. Woher nimmst du dir deine Rezeptideen? (Lieblingsblog/Lieblingskochbuch?)
Von Freunden, Familie, Mitbewohnern... Ich mag Rachel Khoos "Paris in meiner Küche" wie ich überhaupt Kochbücher mag (aber nur solche mit schönen Fotos), auch wenn ich selten wirklich nach Rezept koche. (Beim Backen sieht das anders aus.)

7. Irgendwelche außergewöhnlichen Fressangewohnheiten? Erzähl!

Ich kann kein Bier zum Essen trinken. (Aber eine Angewohnheit ist das ja eher nicht, oder?)

8. Zeig uns mal ein Foto von deinem Lieblingsessensplatzerl!

Siehe oben. Am liebsten esse ich am Esstisch, mit Blick aus dem Fenster in den Garten, wo alte Apfelbäume stehen.

9. Wer ist der König im Obstsalat?

Die Zitrone! Erst durch sie kommt der Rest zur Geltung.

10. Verrat uns doch deinen besten Küchentipp!
Das Messer gleich spülen (natürlich von Hand), nicht erst am nächsten Tag, und bloß nicht lose in einer Schublade aufbewahren.

Und: Nominiere jemanden für zukünftige Kochwochen!


Ich würde liebend gerne eine Kochwoche von bestgucci sehen, denn ich weiß: der Herr kann fotografieren.










UAMO Art Festival - CAlling for ARTists

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UAMO CITY TOUR & KUNSTFESTIVAL 2014
"PRETTY - UGLY"

Bis zum 30.06.2014 koennen unter www.uamo.info Arbeiten fuer das UAMO 
Festival 2014/Muenchen eingereicht werden.

Alle eingereichten Arbeiten sollten einen Bezug zu dem Thema "PRETTY - 
UGLY" haben.

Die Einreichung von Arbeiten zum UAMO Festival 2014 ist kostenlos.
Es koennen Arbeiten aus allen Kunstbereichen eingereicht werden.

Die ausgestellten Arbeiten werden innerhalb des Festivalkatalogs 
veroeffentlicht.

Die Arbeiten werden waehrend des Festivals in den Ausstellungsraeumen 
und/oder innerhalb des Screenings gemeinsam mit den Arbeiten aus den 
Partnerstaedten der UAMO City Tour gezeigt.


JETZT BEWERBEN:

http://uamo.info/web/application-festival-exhibition/

Zwei Bücher (6): Hausfrauen und Murakami

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Franziska Wilhelm wurde 1981 in Erfurt geboren. Nach längeren Aufenthalten in London und Madrid, lebt sie heute in Leipzig. Im Januar 2014 erschien ihr Debütroman "Meine Mutter schwebt im Weltall und Großmutter zieht Furchen“ bei Klett-Cotta. Zwei Jahre zuvor veröffentlichte sie den Erzählungenband "Die Fischschwester". 2011 erhielt sie ein Förderstipendium der Kulturstiftung des Freistaats Sachsen. Zudem war sie u. a. Preisträgerin beim Jungen Literaturforum Hessen-Thüringen, beim „poet bewegt“ und beim „Eobanus Hessus“-Literaturwettbewerb sowie Finalistin des Nachwuchsautorenwettbewerbs von KulturSpiegel und Thalia. Franziska Wilhelm ist einziges weibliches Mitglied der Leipziger Lesebühne Schkeuditzer Kreuz. 

Teil 1: Die Neuerscheinung


Amy Hempel: Die Ernte



jetzt.de: Dieser Band von Amy Hempel versammelt 16 kurze Erzählungen auf 110 Seiten. Konntest Du ein durchgehendes Motiv oder wiederkehrende Themen erkennen, worum geht es?
Franziska Wilhelm: Es sind alles abgründige Geschichten des Alltags. Oft wird von schicksalhaften Ereignissen erzählt. Von Krankheit, von Tod, vom Verlassenwerden. Meistens sind diese schweren Themen vermischt mit belanglosem Alltagsleben. Amy Hempel schafft virtuose schwingende Übergänge zwischen beidem.

Wie erzählt Hempel?

In den ersten Geschichten erzählt sie sehr brutal. Sehr knapp, sehr rücksichtslos, sehr plastisch. Es geht sehr blutig und selbstzerstörerisch zu. Ein Protagonist trinkt abwechselnd Eiswasser und heißen Kaffee, um seine Zähne zerspringen zu lassen. Jemandem wird mit 300 Stichen das Bein genäht. Das Konkrete der Sprache hat mich überrascht. Gleichzeitig ist es sehr poetisch. Hempel schreibt sehr schöne, sehr dichte Sätze in einer beeindruckenden Frequenz.

Auf mich wirkte das, als hätte sie diese Sätze über Jahre gesammelt und versucht jetzt, sie in den einzelnen Texten unterzubringen.
Das dachte ich auch! Ich hatte sogar den Verdacht, sie schreibt diese Geschichten nur, um endlich Verwendung für ihre schönen Sätze zu finden. Das funktioniert manchmal sehr gut, manchmal verwendet sie aber auch zu viele ihrer Kleinodsätze. Die Geschichten büßen dann ihren Sog ein, weil sie sich in den Sätzen verlieren.

Man erfährt auch nie besonders viel über die Protagonisten. Amy Hempel präsentiert einem meistens unkommentiert einen kleinen Ausschnitt eines oder mehrerer Leben.
Das stimmt, sie wirft einen in die Geschichten hinein, in denen man dann etwas hilflos herumschwimmt. Das ist spannend, aber wenn man das ganze Buch am Stück liest, auch etwas ermüdend. Vor allem wird es gegen Ende recht betulich. Ständig geht es um Hausfrauen und ihre Haustiere, die sich mit anderen Hausfrauen über schlimme Ereignisse austauschen. Nicht unbedingt meins.

Aber genau diese Beiläufigkeit, mit der über schlimme Ereignisse geredet wird, fand ich sehr bedrohlich.
Hast du das eigentlich gerne gelesen?

Ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen und glaube, das ist die falsche Art es zu lesen. Man sollte den einzelnen Erzählungen mehr Zeit geben. Trotzdem hatte ich das Gefühl, ein Buch zu lesen, dass mir erklärt, wie Alltag funktioniert. Wie gleichzeitig alles ist. Das mochte ich.

Ja, das Hin- und Herschwingen ist sehr gut gemacht. Da wird gerade noch über eine dramatische Begebenheit gesprochen und einen Satz weiter geht es darum, ob eine halbe Tablette genauso lang, aber nur halb so stark wirkt wie eine ganze, oder genauso stark, aber nur halb so lang. Das ist Hempels große Stärke. Ich glaube, wenn man Amy Hempel mit anderen Kurzprosaautoren in einer Lesung hören würde, wären ihre Texte immer der Knaller.

Amy Hempel: Die Ernte. Erzählungen Luxbooks Verlag, Wiesbaden 2013, 115 Seiten, 14,90 Euro.




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Teil 2: Das Lieblingsbuch


Haruki Murakami: Mister Aufziehvogel  



Toru Okada, der Ich-Erzähler, ist etwa dreißig Jahre alt, verheiratet mit Kumiko, sehr durchschnittlich, um nicht zu sagen langweilig und hat seinen Job in einer Anwaltskanzlei gekündigt. Außerdem vermisst das Ehepaar seinen Kater. Das ist die Ausgangsposition dieses Romans.

Genau, dieser Toru Okada ist an einem Punkt in seinem Leben angekommen, an dem er weiß, er muss irgendwas ändern. Aber er weiß nicht was und auch nicht, was er dafür tun soll. Nichts läuft wirklich schlecht bei ihm, aber auch nichts besonders gut, er hängt zwischen den Seilen und sucht nach seinem Kater. Und dann verlässt ihn auch noch vollkommen unangekündigt und kommentarlos seine Frau. Dieses Verschwinden löst einen Strudel von Ereignissen aus und lässt verschiedene Personen in sein Leben treten, die zum Teil dafür verantwortlich sind, dass Herr Okoda sehr mystische Abenteuer erlebt.

Das Fantastische spielt eine entscheidende Rolle in diesem Buch.

Ja, ich finde es sehr interessant, dass das realistische Erzählen immer wieder vermischt wird mit fantastischen Elementen. Toru Okada gerät an Orte und Phänomene, an denen das Reale nicht die Wahrheit und die Wahrheit nicht real ist. Das ist etwas, dass mir bei Murakami immer sehr gut gefällt und was in Mr. Aufziehvogel sehr präsent ist. Es verleiht der Geschichte einen besonderen Sog.

Ja, das stimmt, es macht die Geschichte spannend. Aber ich finde, das ist auch die einzige Funktion, die das Fantastische in dieser Geschichte über einen orientierungslosen jungen Mann einnimmt. Es ist eigentlich ein billiger Budenzauber.
Ja, ich kann nachvollziehen, was du meinst. Es gibt hier, und das ist typisch für Murakami, immer Protagonisten, die mehr über den Ich-Erzähler wissen als er selber. Ständig hat man das Gefühl, es muss noch irgendwas passieren, es ist irgendwas vorherbestimmt, alles läuft auf ein großes Ziel zu. Nur bleibt dieses Ziel diffus. Aber ich finde, in "Mister Aufziehvogel" geht dieses Konzept auf. Die wichtigsten Geschichten werden aufgelöst. Das stellt mich zufrieden. Das Fantastische hat seinen Platz und funktioniert.

Aber bei dieser Auflösung spielen die mystischen Elemente eine entscheidende Rolle und führen doch nur in eine große Mutmaßung darüber, was eigentlich passiert und passiert ist. Damit macht er es sich viel zu einfach. Das ist Kitsch für einigermaßen kluge Leute.

Mir gefällt das, ich werde gerne in diese Erzählwelten entführt. Ich brauche nicht hinter jeder Handlung eine konkrete Bedeutung oder eine konkrete Auflösung. Man ist, wenn man "Mister Aufziehvogel" liest, in einer Murakami-Welt. Und das ist eine Welt voller skurriler Begebenheiten, schräger Persönlichkeiten und komischer Vorfälle, die mal mehr, mal weniger eng miteinander zusammenhängen.

Als wir die Bücher ausgewählt haben, hast du mir geschrieben, du hättest beim Lesen von "Mr. Aufziehvogel" viel über das Schreiben gelernt. Was genau?

Das Mischen von realen und fantastischen Elementen. Außerdem erzählen viele Figuren innerhalb der Geschichte ihre Geschichte, das mag ich. Und ich finde, Murakami erzählt mit einer sehr besonderen Behutsamkeit. Es passieren die skurrilsten Dinge, aber man fühlt sich in der Geschichte trotzdem gut aufgehoben. Behutsam, treffsicher und voller Ideen. So ist dieses Buch!        

Haruki Murakami: Mr. Aufziehvogel, btb Verlag, München 2000, 765 Seiten, 12,99 Euro.   

LEBENSMUT

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Geraldine:


Es ist schön, liebe Besucherin und lieber Besucher und liebe Freundin und lieber Freund dieser Seite, dass du nun wieder hier angekommen bist. Es ist eine geraume Zeit ins Land gegangen und die Dinge entwickeln sich auch manchmal auf Erden rasant und auch ein Medium wird manches Mal mitgerissen und es entstehen somit Zeiträume, wo unsere gemeinsame Arbeit etwas zurückstehen muss. Nun freue ich mich aber sehr, dass ich für dich und du für mich wieder da sein kannst.


Es ging ja ein großes Entsetzen in der westlichen Welt durch die Presse und die Medien, als dieser neue Zar die Krim mit Hilfe seiner Demagogen, die auch die ruhigere Bevölkerung aufgehetzt haben, sozusagen im Handstreich genommen hat. Nun werden natürlich auch viele Menschen in der Bevölkerung, die nun mit neuen Pässen ausgestattet worden sind und noch werden, feststellen, dass es doch mehr Schwierigkeiten geben wird vom russischen Vaterland so komfortabel versorgt zu werden, wie sie es sich erhofft haben.


Der direkte Landzugang ist ja sozusagen in Feindeshand und so wird sich dieser Staatslenker auch hoffentlich nicht trauen, mit Gewalt die Ukraine zu zerstückeln. Das Auseinanderfallen dieses großen russischen Reiches hat bei ihm, der ein Gewächs noch dieses Reiches ist, tiefe emotionale Spuren hinterlassen und so sind natürlich auch ihm Grenzen gesetzt, intern und auch nach außen immer stärker, weil die westliche Welt nun enger zusammenrückt und bereit ist, auch nun wieder nach dieser Annektion enger zusammenzustehen.


Nun soll dich aber, liebe Freundin und lieber Freund, der Lebensmut nichtverlassen.


Vieles geschieht auf dieser meiner, deiner und unserer geliebten Erde was dem richtigen Menschen und auch mir Sorgen macht und auch dir den Lebensmut nehmen kann. Besonders für alte Menschen ist es natürlich schwer, sich dem schnellen Tempo des Lebens anzupassen, Fremdes und Neues zu akzeptieren und anzunehmen.


Selbst ein kleines Kind kann der Lebensmut und die Freude schnell abhandenkommen, wenn es falsch geleitet wird oder hart angefasst.


So ist der Mut zu leben eine wichtige Sache, wo sich dann die Liebe in diesem Lebensmut entwickeln kann und aus ihr die Freude und die Lust am Leben hervorsprießen kann, wie die Blüte einer Blume.


So ist es natürlich besonders für Eltern schwer, Kindern Lebensmut zu vermitteln, insbesondere wenn sie schulpflichtig sind. Bekanntermaßen verlieren viele, viele Kinder nach der kürzesten Zeit der Einschulung schon die Lust an der Schule, vom Zwangslernen und an manchmal übertrieben vielen Hausaufgaben. Es ist schwer einem Kind zu vermitteln, dass es für sein Leben lernt, wenn es doch lieber spielt oder sich mit Freunden oder Freundinnen treffen möchte. So ist es natürlich auch für jeden Lehrer schwer, sich immer wieder zu motivieren und sein Pensum zu erfüllen.


Irgendwie sind die Kinder sich in der Schule ihrem Eigenen überlassen und im Rahmen der Verbindung zu ihrer Seele sind sie auch mehr oder minder abgelenkt und befinden sich in meinen und unseren Dimensionen. So ist ein Lehrer immer wieder gefordert, sie quasi aufzuwecken, zurückzuholen und einzustimmen auf das Irdische.  So ist es wie in allen Berufen, dass es natürlich Lehrerinnen und Lehrer gibt, die mit ihren Energien und mit ihrer vollen Kraft und Seelenweisung Lehrer geworden sind, leichter fällt, Kinder zu motivieren und sie in die Aufmerksamkeit zu bringen.


Wenn du dir einmal vorstellen würdest, liebe Besucherin und lieber Besucher, liebe Freundin und lieber Freund dieser Seite, vor einer vollen Schulklasse zu stehen und diese Kinder zum Lernen zu motivieren, ich glaube, dass du mir zustimmen würdest, dass dies eine unglaublich schwere Aufgabe ist. Als Elternteil erwartest du natürlich, dass dein Kind fürs Leben lernt und selbstverständlich ist es, dass auch du versuchen wirst, dass es das Abitur ablegt. Auch dies ist natürlich ein Wunsch, der einen jungen Mann oder ein junges Mädchen, schnell den Lebensmut nehmen kann, weil er oder sie hilflos überfordert ist und glaubt den Wünschen der Eltern nicht zu genügen. Im Hintergrund steht ja die drohende Gesellschaft, die kluge und immer klügere Jugendliche heranziehen will, die bereit sind alles zu geben, alles Neue voranzubringen, um dann auch die ältere Generation im Rahmen der Rente zu versorgen.


Diese Gesellschaft, wenn man sie einmal so benennt, ist aber auch und kann, ungerecht und grausam sein. Jeder richtige Mensch, der auf die Erde geboren wird, soll bekanntermaßen sein Eigenes in die Rundheit bringen und seinen Lebensplan erfüllen. Nun stelle dir vor, auf diesem Lebensplan steht weder des Abitur, noch eine Professur oder die Leitung eines großen Konzerns. Stelle dir einmal vor, dass dein Kind einen Lebensplan erfüllen will, der es in die Ruhe und die Ausgeglichenheit bringen soll. Ein Kind, das in seiner Leistungsorientiertheit sich abhebt und für andere Menschen hilfreich tätig sein will. Dann vermute ich einmal, dass auch du, liebe Freundin und lieber Freund, Probleme mit dir hättest das Verhalten und das Auftreten eines solchen Kindes und Menschen zu akzeptieren und zu tolerieren. Die Kinder und Jugendlichen, die sich verweigern und sich gegen das System versuchen zu stellen, haben ein wahrhaft schwieriges Leben vor sich.


Wenn du aber einmal genauer hinschaust, wirst du feststellen, dass du im tiefsten Inneren vielleicht solche Menschen bewunderst, die stressfrei, locker und nicht so zukunftsorientiert leben, wie es vielleicht in der heutigen Zeit normal ist.


So ist Lebensmut natürlich auch der Mut zur Veränderung, zur Veränderung einer inneren und äußeren Lebenseinstellung, die es leichter macht, die Liebe und die Freude in sich selbst ankommen zu lassen. Es sind manchmal auch nur kleine Veränderungen die dir dann begreiflich machen, dass du offener wirst für dich selbst.


Es muss nicht immer das Ziel sein, wo geglaubt wird, es wäre das endgültige Ziel. Nach diesem Ziel gibt es ein nächstes Ziel und nach dem nächsten Ziel, wieder ein Ziel. So ist der Weg der Evolution und wo auch du mitten drin bist.


So sollte das Wort LEBEN, ganz groß als Leinwand vor deinem geistigen Auge stehen. Quasi wie ein Bildschirmschoner. Wenn du den Rechner anmachst, erblickst du zuerst das Wort LEBENSMUT und dann kannst du kräftig und voller Freude dein Lebenswerk und deinen Lebensweg an diesem Tag beginnen und fortsetzten.


So glaube ich und wir, dass ich dir, liebe Freundin und lieber Freund, mit diesen, meinen Worten, Liebe mitgeben konnte, wo du erkennst, dass in diesem Mut die Freude und die Liebe als Überraschung auf dich wartet. So möchte ich dich mit meinen Energien der Liebe und der Freude und des Lebensmutes wieder durch deine Tage begleiten und grüße dich in Liebe

Geraldine

339 brotarsch - rotbarsch

Kosmoshörer (Folge 10)

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Montag:    



Die Woche geht gleich mit einem ziemlichen Knaller los! Ich war nämlich am Sonntagabend in Augsburg bei dem Konzert der großartigen Yasi Hofer. Eine junge Gitarristin, die vor einigen Jahren mit ein paar Coverversionen von Steve Vai bei YouTube ein bisschen bekannt wurde, kurz darauf mit ihrem großen Idol auf einer Bühne spielen durfte und jetzt gerade ein ziemlich interessantes Album mit einer großartigen Band aufgenommen hat. Das alles wusste ich schon vorher, deshalb wollte ich sie ja auch live sehen. Dass das aber ein so toller Abend werden würde, mit so viel Gänsehaut, so guten Songs, so fantastischen Musikern, die über zwei Stunden wirklich alles gegeben haben, hätte ich nicht erwartet.
Auch mit einigen Tagen Abstand gehört das zu den eindrucksvollsten Konzerten, die ich jemals erlebt habe. Natürlich hab ich gleich das Album gekauft und wie das immer so nach Konzerten ist, hört man das ja am nächsten Tag besonders intensiv. Ich habe selten so schöne Gitarrenmelodien so perfekt interpretiert (und mit so einem geilen Sound) erlebt. Wer auf Fusion-Rock-Zeug steht, hier bitte. Besonders erwähnt sei vor allem das wahnsinnige Solo ab 6:30. Was für ein Talent! Was für ein Gefühl! Was für eine virtuose Gitarristin!   

http://www.youtube.com/watch?v=-IfzzC0B_u4

Dienstag:  
Ich mache in letzter Zeit oft lange Spaziergänge durch die Stadt und habe angefangen, dazu auch wieder mehr Musik zu hören. Weil ich dabei gerne ein bisschen schneller unterwegs bin, muss mich das natürlich auch akustisch antreiben und so habe ich Iron Maiden wiederentdeckt. Besonders mag ich das „Brave New World“-Album aus dem Jahr 2000. Was für eine großartige Band, die selbst nach so vielen Jahren ohne jede Eitelkeit so viel positive Energie vermittelt:  

http://www.youtube.com/watch?v=vM4cMcAEc-Q 

Mittwoch:  
Gleich der nächste Gitarrenkracher: Eine meiner absoluten Lieblingsbands, Dream Theater, hat neulich so eine App für’s iPad rausgebracht, bei der sie eine neue Technologie ausprobiert haben. Sie haben nämlich ein Konzert mit sechs verschieden platzierten 360-Grad Kameras gefilmt, sodass man sich beim Ansehen völlig frei live vor bzw. auf der Bühne bewegen kann. Klingt verrückt, ist es auch ein bisschen, aber wenn man mit dem Finger dem Sänger über die Bühne folgen oder bei einem Schlagzeugsolo ganz genau hinsehen kann, was der Drummer da eigentlich so macht und zwischendurch nochmal kurz einen Blick ins Publikum werfen kann, ist das tatsächlich nah dran am Live-Erlebnis. Und weil Dream Theater eh eine Band ist, bei der das Publikum weder singt noch tanzt, sondern eigentlich nur mit offenem Mund den Musikern staunend auf die Finger glotzt, haben sie mich von diesem System total überzeugt. Hier wird erklärt wie das funktioniert:   

http://www.youtube.com/watch?v=NthrisVjOC0

Donnerstag:  
Bei einem meiner oben erwähnten Spaziergänge habe ich neulich gesehen, dass der Münchner Plattenladen „Shirokko“, den ich eigentlich immer in so eine Eso-New-Age-Ecke gesteckt hatte, im Schaufenster Werbung für zwei neu erschienene Keith Jarrett Livealben aus Bregenz und München macht.




Das finde ich toll, weil ich Keith Jarrett sehr mag, aber auch, weil sie tatsächlich im Schaufenster die originale Eintrittskarte des Konzerts von 1981 hängen haben. Es scheinen also echte Fans dort zu arbeiten - sehr überzeugend! Hier kann man reinhören:   

http://www.youtube.com/watch?v=QTQcfZdnSPk

Freitag:
 
Ich habe mir vor ein paar Tagen ein neues Auto gekauft und nachdem ich Stunden damit verbracht habe, da das alte Autoradio einzubauen, musste ich das natürlich erstmal ausgiebig testen. Meine Wahl fiel dafür auf das ziemlich toll produzierte Album „The Mountain“ der Londoner Band „Haken“. Die spielen ziemlich durchgedrehten Progressive Metal, was teilweise schon mehr nach Jazz als nach Rockmusik klingt.  Ich mag ja Musik, die ich nicht sofort verstehe, sondern mir sehr oft anhören muss, bis ich wirklich alles kapiert habe. Diese hier gehört auf jeden Fall dazu.   

http://www.youtube.com/watch?v=oIY4X8yi5Oo

Samstag:  
Nach dem Yasi Hofer Konzert (siehe Montag) habe ich tatsächlich seit Jahren mal wieder die Gitarre ausgepackt und fast jeden Tag ein bisschen gespielt. So ein Live-Erlebnis kann einem ja toll vor Augen führen, warum man eigentlich Musik machen sollte und das ist sehr inspirierend. Was auch inspirierend ist: Alte Gitarrenmeister wieder anhören. Natürlich kam auch ich da an Steve Vai nicht vorbei, von dem ich tatsächlich schon 1993 (!) die erste CD gekauft habe. Damals mochte ich die aber gar nicht so sehr und jetzt weiß ich auch wieder warum. Dieses Video beweist sehr eindrucksvoll, wie „Musikprojekte“ auch ziemlich schiefgehen können (zwei Drummer, TM Stevens am Bass und überhaupt von allem viel zu viel). Ist aber trotzdem sehr lustig:  
http://www.youtube.com/watch?v=iIjiP5kJwcE  
Und hier gleich noch mein zweitliebster Song von dem Yasi-Album. Sorry, wenn das nervt (ist auch ein mieses Video), aber hier bin ich einfach Fan und diese Musik hat mich die ganze Woche sehr intensiv begleitet:  

http://www.youtube.com/watch?v=-BGuyP9s_FQ    

Sonntag:  
Sonntag ist ja eher ein ruhiger Tag und den vergammle ich sehr gerne mit dem Durchklicken von einem YouTube-Video nach dem anderen. Heute ganz süß: Ein Gitarrist und ein Banjo-Spieler covern die Backstreet Boys. Die gibt’s ja jetzt wieder. Kennt vielleicht schon jeder von euch internetaffinen Checkern, ich find’s mindestens unterhaltsam. Und der Gitarrist, Josh Turner, hat noch einige weitere gute Videos, die es sich anzusehen lohnt:  

http://www.youtube.com/watch?v=qlwFUcJWXcI&list=UU3Wj9aO8VS5ZuXrtWfJf81w    

Auf der nächsten Seite: Der ausgefüllte Musik-Fragebogen von juri-gottschall.
[seitenumbruch]
Wie wichtig ist dir Musik? 
Wichtig. Keine andere Kunstform kann mich so direkt treffen.   

“Gute Musik” - was ist das eigentlich für dich?
Klingt immer etwas beliebig, aber: Ich mag echt viel verschiedene Musik, solange ich das Gefühl habe, dass das jemand mit Herz und Talent gut gemacht hat. Eigentlich ist es ein bisschen wie beim Essen: Mal ist gehobene Küche toll, aber mal auch einfaches Fastfood. Hauptsache der Koch ist gut und benutzt frische Zutaten.    

Was war deine erste eigene Platte - und wohin ging dein Musikgeschmack von da aus?
  Wahrscheinlich irgendwas von den Beatles. Ich glaube sogar das blaue Album.  Ich hab als Kind Beatlesplatten gesammelt und einen großen Teil meines Taschengelds bei einem kleinen Plattenladen gelassen, dessen Besitzer da Experte war. Danach war ich irgendwann der größte Michael-Jackson-Fan der Welt, mochte aber gleichzeitig auch Guns N’ Roses wegen der Gitarren. Ende der 90er mochte ich viel englische Indie-Musik, die ja damals auch wirklich gut war und nebenbei war ich auch noch ein Metallica-Fan. Der bin ich eigentlich auch bis heute geblieben, zusammen mit einigen anderen ziemlich lauten Bands mit schnellen Soli. Ich fand aber auch das letzte Justin Timberlake Album ganz fantastisch und kann auch amerikanischem Country viel abgewinnen. Es gibt halt einfach wirklich viel gute Musik.  

Wie hörst du Musik: Klassisch im CD-Spieler, auf dem Handy, über Streaming-Portale? 
Zuhause Vinyl, weil ich den Prozess mag, der mich ein bisschen zur Aufmerksamkeit zwingt. Ich habe auch eine ganz stattliche Sammlung von MP3s. Die sind aber immer nur zweite Wahl. CDs hab ich komplett abgeschafft und Streaming mag ich gar nicht. Ich will die Musik kaufen und dann besitzen.   

Und wo: vor allem unterwegs, nur daheim, am liebsten zum Einschlafen?
 
Vor allem im Auto. Da ist der Sound gut und man hat nichts anderes zu tun und kann sich sehr gut drauf konzentrieren. Zuhause auch gern, dann aber ganz bewusst und gezielt. Manchmal auch beim Spazierengehen unterwegs, wobei ich echt nicht zu den Leuten gehöre, die immer einen Kopfhörer aufhaben sobald sie das Haus verlassen. Ich höre zwar oft, aber keineswegs immer Musik.  

Hast du eine Lieblingsband oder Musiker, von denen du alles hörst?
 
Nee, und eine schon gar nicht. Aber natürlich habe ich ein oder zwei Handvoll Lieblingsbands, von denen ich mir eigentlich alles kaufe.  

Welche Musik magst du gar nicht und warum?
 
Reggae. In meinen Ohren stupide und schrecklich langweilig. Techno und Konsorten empfinde ich meistens ähnlich.  

Gehst du gern auf Konzerte, und auf welche zuletzt?
Sehr gerne. Live ist ja fast jede Musik nochmal besser. Zuletzt waren das Dream Theater im Januar (Wahnsinn!) und die schon erwähnte Yasi Hofer (auch Wahnsinn!). Neulich war ich auch bei „Lissie“, die ja so ein bisschen im Netz gehypt wurde und deren Platten ich ganz gerne höre. Das war aber irgendwie live nicht sehr beeindruckend. In diesem Jahr freue ich mich noch besonders auf Black Sabbath auf dem Königsplatz in München. Mit Soundgarden als Support! Und ich hoffe ja, dass Pearl Jam mit ihrer neuen Platte auf Tour kommen. Die hab ich nämlich vor vielen Jahren mal gesehen und das Konzert als eines der besten aller Zeiten in Erinnerung.   Unter anderem deshalb:   

http://www.youtube.com/watch?v=30BlueyXoyg

Wie entdeckst du neue Musik und was ist deine neueste Entdeckung? 
YouTube ist gut, kann mich aber schnell durch die Vielfalt verwirren und zum Schluss gucke ich dann doch wieder nur Michael Jackson Videos. Also lieber persönliche Empfehlungen oder Zufallsentdeckungen. Meine letzte ist die Band „Pain of Salvation“, die als klassische Metalband angefangen haben und inzwischen eher sowas wie Bluesrock machen. Sehr interessant.  

http://www.youtube.com/watch?v=X0siPj1Z0UU

Verrate uns einen guten Song zum...
 
Aufwachen:

Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ gespielt von Nigel Kennedy. Muss aber ziemlich laut sein und funktioniert auch nur im Frühling und Sommer. 

Tanzen:
Vielleicht was von Cab Calloway? Oder irgendein alter Rock ’n Roll?  

Traurig sein:

Midnight Choir - Amsterdam stranded. Schrecklich traurig, wie eigentlich alles von denen. 

http://www.youtube.com/watch?v=dyfUU8TAsrQ

Als nächsten Kosmoshörer wünsche ich mir:
SofiaKorksenzieher, the-wrong-girl und Mountmckinley.

Hier gibt es alle Kosmoshörer auch als Playlist zum Am-Stück-Durchhören:


Möchtest du auch Kosmoshörer werden und deine Musik-Gewohnheiten dokumentieren? Dann schreib eine jetzt-Botschaft an teresa-fries oder eine Mail an teresa.fries@sueddeutsche.de!


Das Ende der Zeit

Wie sagt man so schön...

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Wie sagt man so schön... am Ende ist man immer schlauer?! 

Das ist die Wahrheit! 

ich bin dann mal weg

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"früher war alles besser", den satz hassen wir alle. und je älter wir werden, desto gerner sagen wir ihn. wie war jetzt.de eigentlich zu der zeit, wo ich es am meisten gemocht habe?

  • es gab viele interessante redaktionsbeiträge

  • es gab viele user, die lesenswerte geschichten und ideen beigesteuert haben

  • es gab die muße, die seite besser machen zu wollen

  • es gab einen austausch zwischen redaktion und usern

  • es gab viel mehr leben auf der seite

 


wie ist das heute?


  • es gibt nur noch vier redaktionsbeiträge auf der startseite im scrollfeld statt ehemals sechs, davon sind nicht immer alle wirkliche artikel

  • es ist nur noch eine handvoll user dabei, die sich eher untereinander ein bisschen austauschen als mit vielfalt und kreativität diese seite zu füllen

  • es gibt keine bemühungen für innovationen

  • der redaktionschat wurde abgeschafft, transparenz sowie partizipation findet nicht statt

  • es macht gar keinen spaß mehr hier

 


liebes jetzt.de,


ich sehe keinen nutzen dahinter, mich jede woche der gleichen beliebigkeit auszusetzen, wenn dingsdabums mir erzählt, was er die woche gehört hat und sowieso mir fotografiert hat, was sie gegessen hat und wer in welcher straße wohnt und warum junge, kreative leute ständig als das nonplusultra verkauft werden, wenn hier eigentlich alles in der konserve dreimal herumgerührt wird ohne wirklichen nährwert zu enthalten. wo ist der spannende blick hinter die kulissen, wo zeigst du mir eine welt, die ich noch nicht kenne, wieso bist du so stocktodlangweilig und warum lässt du deine schlechten ideen auch noch die user weiterverkaufen und suggerierst ihnen damit besondere tollheit, wenn doch absolut offensichtlich ist, dass niemand mehr so richtig bock auf dich hat?


wenn du das wirklich so weitermachen willst, dann führ doch noch die rubriken ein "auf welchem möbelstück hast du diesen dienstag gesessen und warum? / welche unterwäsche trägst du am wochenende? / welche rabattaktionen hast du letzte woche genutzt?" damit sich auch ja jeder angesprochen fühlt in seiner wichtignichtigkeit und auch mitmachen darf, denn dafür ist dieser kosmos ja schließlich da. um alle unfassbaren alltäglichen dinge nochmal so cool darzustellen, wie sie überhaupt nicht sind.


dass dies eigentlich mal eine seite war, die aus intelligenter redaktionsarbeit, aufschlussreichen interviews, kreativen geschichten und einer idee, wohin sich was eigentlich gerade entwickelt, ihren ganz speziellen reiz gezogen hat, ist mittlerweile nur noch eine schöne nostalgische notiz.


ein paar twitter-, facebook- und andere buttons reinzuhauen, ein paar daumen in die kommentarfunktion einzubauen, das ist nicht der weisheit letzter schluss. das kann jeder trittbrettfahrer. früher hast du mal den ton angegeben, doch dich dann auf die faule haut gelegt. es ist lange her, dass ich mich wirklich mal über etwas an dir gefreut habe.


ich behalte dich als album. an eine schöne zeit. und sage erstmal "auf wiedersehen". in einem jahr, da komm ich vielleicht mal wieder vorbei. es würde mich freuen, wenn du mich dann einmal wieder erstaunst.


tschüss.

Naturgedöns

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Erhöhe den Naturanteil auf:
Bisamratten: II
Hasen: IIII
Eichhörnchen: IIII
Fasanin, ähm Fasanenweibchen- so selten, das ich nicht mal den richtigen Namen kenne und den Unterschied zum Rebhuhn recherchieren muss: I

Zu wem hat dich das Schicksal gesteckt?

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Seit einer Woche läuft Nick Hornbys „A long way down“. Der Film erzählt die Geschichte von vier Leuten, die sich das Leben nehmen wollen. Sie treffen nachts auf einem Hochhausdach zusammen. Jeder will springen. Die Gruppendynamik zieht sie jedoch nicht noch schneller in den Tod, sondern sie bleiben zusammen und versprechen einander, sich die nächsten sechs Wochen nicht umzubringen. Obwohl sie total unterschiedlich sind, landen sie zusammen im Fernsehen und im Pool in Teneriffa.

http://www.youtube.com/watch?v=4EMlIBlEyGo

Ich kenne Schicksalsgemeinschaften am besten vom Zugfahren. Als ich für eine Lokalzeitung über ein Mittelalterfestival in der hessischen Pampa berichten musste, fuhr ich mit der Bahn. Ein Stück. Dann ging’s nicht mehr weiter. Umgeben von Bäumen und Nichts, standen am Bahnhof ich – und fünf Festival-Besucher. Dickbäuchige, schimpfende Fünfzigjährige, in Turnschuhen, mit ledernen Mittelalterhäubchen auf dem Kopf, Hörnern am Gürtel und einer Hasenpfote um den Hals. Jeglicher Gesprächsversuch endet in Klagen über die Bahn. Wir näherten uns an, ohne nett zu sein. Wir blickten uns nicht ins Gesicht, sondern standen nebeneinander und schimpften. In solchen Momenten mögen die anderen scheiße sein, man findet sie doof, peinlich, dumm aber die Deutsche Bahn, die Welt, das Schicksal – sie sind noch schlimmer.





Die Typen nervten mich, ich wollte alleine sein. Doch als mir die Idee kam zu trampen, tat ich es nicht. Ich blieb stehen - inmitten der alten Männer. Irgendwie konnte ich sie nicht verlassen. Ich fühlte mich, als wären sie meine einzige Rettung und ich ihre, als gehörten wir nun einmal zueinander und müssten zusammen auch hier raus kommen. Am Ende nahm ich mit ihnen ein Taxi.

Auf Partys gibt es manchmal ähnliche Übereinkünfte: Dann, wenn alle jemanden zum Knutschen gefunden haben. Bis auf zwei. Die sehen sich an. Erst lästern sie über die notgeilen anderen und irgendwann haben sie sich so oft zugenickt, dass sie zusammen von dannen ziehen.  

Wie ist das bei dir? In was für sonderbare Gemeinschaften hat dich das Leben gedrängt? Und: Kamst du wieder raus?

Tagesblog - 8. April 2014

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18:00 Uhr: So, jetzt aber Feierabend und schnell zum Bus. Ich gehe noch ins Kino. In "Non-Stop". Achtung, dazu wird morgen hier getickert, mehr verrate ich aber noch nicht. Nadja hat heut beim Stichwort Liam Neeson so süß gekichert. Die SZ-Kritik war ja nicht sooo schlecht. Mich hat die Vorschau einfach neugierig gemacht.Habt einen schönen Abend!

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17:50 Uhr: Oh Mann, ich muss gleich kotzen. Es gibt ein Magazin für Hundehasser!?!?!?!?!? Auf Links oder gar Coverbild verzichte ich mal.

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17:40 Uhr: Dieses Foto wird seit gestern im Internet verbreitet:



(Foto)

#NotABugSplat heißt die Aktion. Das Bild soll Drohnenpiloten zum Nachdenken bringen. Wär schön, wenn das was bringen würde...

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17:28 Uhr: Ich hab im Redaktionszimmer die Entstehungsgeschichte ja schon mitbekommen, trotzdem musste ich auf jeder Seite in Jans Bildervergleich lachen. Und ich finde grundsätzlich alles gut, wo Tom Hanks dabei ist. Jan vergleicht die beiden Auslaufmodelle der Woche miteinander: Wetten dass..? und Windows XP. Im Fall von obrigem Bild: Wer die Show bzw. das Betriebssystem nicht verstanden hat. Sehr lustig!
Zu Wetten dass..? muss ich auch noch diesen Artikel von den Kollegen vom SZ Magazin empfehlen: welche Wetten es nie in die Sendung geschafft haben. Zum Glück!

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17:15 Uhr: Noch ein kleiner, aber sehr feiner Text ist mir eben im Kosmos aufgefallen: "Aber du" von jetzt-Userin MomoSchnitte.

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16:58 Uhr:
Aha, Annette Schavan ist aus dem Hochschulrat der LMU zurückgetreten. Ich hab eh nie verstanden, was das Ganze eigentlich sollte. Was mich da schon mehr begeistert: Comic Sans, ja, die olle Schrift, die wohl von allen Schriften am meisten gedisst wird, sieht jetzt anders aus. Und heißt anders: Comic Neue. Warum eigentlich "Neue", also auf Deutsch? Kann mir das jemand erklären? Das "Sans" steht ja für sans-serif, also ohne die häkchenartigen Enden an den Buchstaben. Aber warum heißt es nicht "New", sondern "Neue"?



Foto: Comic Neue

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16:45 Uhr: So, weiter geht's im Marathon. Ich schäme mich schon den ganzen Tag für diese Sammlung auf meinem Schreibtisch:





Morgen wird gelüftet, warum die Treueherzen-Sammlung da liegt. Ihr könnt ja schon mal raten.

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Foto: iotas/photocase.de

16:28 Uhr: Oje. Seit zweieinhalb Stunden nichts gebloggt. Lag nicht an mir, ich schwöre! Aber dafür jetzt umso mehr. Zum Beispiel der Hinweis auf unseren neuen Eintrag im Lexikon des guten Lebens. Die Kollegin Christiane Lutz hat sich mit der Frage beschäftigt, wie viele Praktika im Lebenslauf sinnvoll sind. Bei mir stehen da fünf. Ist, glaub ich, für die Branche ganz okay.

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14:05 Uhr:
Und wir bleiben beim Essen. Ich freue mich, dass im neuen Kosmoskoch-Label wieder was passiert. Ein bisschen was wenigstens. Zum Beispiel die Woche von Userin Loseyan. Mit Fenchel aus dem Ofen!

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13:25 Uhr: Wie versprochen das Foto vom Mittagessen. Es gab Tofu mit Mie-Nudelsalat, Mango und Gemüse für Nicole und Linsencurry mit Pappadums für mich. Der Rest war zum Zeitpunkt des Fotos noch nicht am Platz. War gut, also das Linsencurry, sogar ein wenig scharf, was in Kantinen, auch hier, leider recht selten vorkommt.

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13:05 Uhr: Wieder zurück aus der Mittagspause, heute gibts auch ein Foto, kommt gleich. Vorher aber noch was, das die Kollegen von der wunderbaren Sendung "Extra 3" auf ihrem Blog gepostet haben. Und ich sehe, JosephineKilgannon hat es auch als jetzt-Moment geteilt. Ja, Bullshit-Bingos gibt's mittlerweile schon genug. Aber lachen muss ich trotzdem jedes Mal wieder. Sehr schön auch: Das Spiegel-Online-Kommentare-Bullshit-Bingo von Schlecky Silberstein:





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12:15 Uhr:
Gestern hat Chris - zurecht! - dieses Video in der Redaktion herumgeschickt. Was man mit sechs GoPro-Kameras alles machen kann...

http://vimeo.com/90312869

Welche Videos ihm bisher in dieser Woche noch begegnet sind, findet ihr jetzt in den Fünf Filmen der Woche.

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11:35 Uhr: Haben wir heut lang konferiert! Schuld war unter anderem dieses Mitbringsel von Chris, der in der vergangenen Woche ein paar Tage in Engadin war. Schmeckt sehr süß, ist sehr klebrig und auch sehr gut!





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09:58 Uhr: Gerade lese ich noch auf Twitter, dass der Europäische Gerichtshof entschieden hat, dass das EU-Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung gegen europäisches Recht verstößt und ungültig ist. Mehr dazu gibt es hier zu lesen.

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Frank Zappa auf dem Bildschirmhintergrund von Mathias Modica, Co-Chef des Münchner Labels Gomma. Screenshot: © Mathias Modica für ZEITmagazin

09:50 Uhr: Vor der Konferenz ist noch ein bisschen Zeit zum Rumsurfen. Auf Zeit Online habe ich die tollen Fotos aus dem aktuellen Zeit Magazin entdeckt, die mich am Wochenende schon so gefreut haben: die Bildschirmhintergründe von bekannten Menschen, unter anderem von Tim Raue (eine Galaxie, nur eine Datei auf dem Desktop) und Hape Kerkeling (ein Bild von sich selbst, fünf Verknüpfungen mit Programmen). Am schönsten sind aber die vollen Bildschirmhintergründe, die einem zeigen, dass auch berühmte Persönlichkeiten auf ihren Computern Ordner wie "Steuer 2012" und "Zeugs" haben.

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(Foto: LP12inch / photocase.com)

09:35 Uhr: Im Ticker fragt Anne heute, in welchen Schicksalsgemeinschaften ihr schon gelandet seid. In der Bahn, auf einer Party, wo auch immer. Und auch, wie ihr wieder rausgekommen seid. Anne fand sich zum Beispiel mal in einer Allianz mit seltsamen Mittelalterfestivalbesuchern wieder. Die sie trotz ihrer seltsamen Art irgendwie liebgewonnen hat.

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09:15 Uhr: Irgendwie bekommt man natürlich immer mit, was so los ist in der Welt, die Konferenz bei SZ.de ist trotzdem immer super praktisch, weil man noch einmal kompakt hört, was an diesem Tag wichtig wird. Heute ist das vor allem die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs über die umstrittene Vorratsdatenspeicherung.

Außerdem wichtig:
Der überraschende Tod von Peaches Geldof, die gestern im Alter von 25 Jahren gestorben ist. Die Todesursache ist noch nicht geklärt.
Die Unruhen in der Ostukraine.
Der Bericht der Menschenrechtsorganisation Amnesty International, der die zunehmende Gewalt gegen europäische Roma verdeutlicht.
Und der 17. Prozesstag im Fall Oscar Pistorius, eventuell mit Kreuzverhör.

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08:25 Uhr: Guten Morgen! Nach einem Riesenschreck bin ich auch richtig wach. Ich bin im Halbschlaf vom Bus ins Hochhaus getorkelt, drücke auf dem Aufzugbildschirm auf unser Stockwerk, die Tür geht auf und ...





Ich bin ohnehin sehr schreckhaft, aber das war zu viel. Wenigstens hat so früh niemand meinen panischen Schrei gehört...

Schwarz-Rot verspricht mehr Transparenz

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Union und SPD wollen künftig spätestens zwei Wochen nach der Genehmigung heikler Rüstungsexporte den Bundestag informieren. Das geht aus einem Eckpunktepapier zu diesem Thema hervor, das die Spitzen beider Bundestagsfraktionen am Montag beschlossen haben. In dem Papier heißt es, daraus solle „kurzfristig ein Antrag der Koalitionsfraktionen“ werden. Darin will man die Regierung auffordern, „die entsprechenden Maßgaben zur Unterrichtung über Rüstungsexportentscheidungen umzusetzen“.

Die SPD hatte das Thema Rüstungsexporte während der vergangenen Legislaturperiode wiederholt für heftige Angriffe auf die damalige schwarz-gelbe Bundesregierung genutzt. Neben den eigentlichen Entscheidungen etwa darüber, auch Staaten wie Saudi-Arabien mit Rüstungsgütern zu beliefern, hatte dabei die Forderung nach mehr Transparenz im Mittelpunkt gestanden. Im Koalitionsvertrag hatten sich Union und SPD darauf geeinigt, dass der jährliche Rüstungsexportbericht künftig bereits vor der Sommerpause statt am Ende des Folgejahres veröffentlicht werden soll und es außerdem zusätzlich einen Zwischenbericht geben wird. Zudem ist bereits im Koalitionsvertrag festgelegt, dass die Regierung den Bundestag „unverzüglich“ über ihre abschließenden Genehmigungen im Bundessicherheitsrat informieren soll. In dem schwarz-roten Eckpunktepapier sind nun die Details geregelt.



Rüstungsexporte sind ein strittiges Thema. Die Große Koalition will mehr Transparenz schaffen.

Demnach soll der Ausschuss für Wirtschaft und Energie in schriftlicher Form nicht nur über die Exportgenehmigungen des Bundessicherheitsrats informiert werden, sondern auch über jene, die der vorbereitende Staatssekretärs-Ausschuss erteilt hat. Im Sicherheitsrat selbst wird nur ein kleiner, besonders heikler Teil aller anstehenden Exportentscheidungen behandelt. Die Unterrichtung soll auch an die Mitglieder weiterer Bundestags-Ausschüsse gehen, die mit dem Thema befasst sind. Mitgeteilt werden sollen nach dem Willen der Koalitionsfraktionen die „Art des Exportguts“, die „Anzahl der genehmigten Güter“ sowie das „Endempfängerland“. Nicht genannt werden soll die Herstellerfirma.

Der für Wirtschaft zuständige stellvertretende SPD-Fraktionschef Hubertus Heil sagte, der Beschluss führe zu „mehr Transparenz“ bei Rüstungsexporten. „Das wird im Ergebnis zu einer restriktiveren Exportpolitik als in der Vergangenheit führen.“ Allerdings hatte die SPD in der vergangenen Legislaturperiode noch gefordert, dass künftig das Auswärtige Amt an Stelle des Wirtschaftsministeriums für Rüstungsexporte zuständig sein solle. Davon ist nun nichts mehr zu hören. Zudem hatte die SPD als Oppositionspartei ein „vertrauliches parlamentarisches Gremium“ vorgeschlagen, das vierteljährlich „und gegebenenfalls anlassbezogen über anstehende Entscheidungen einer gewissen Bedeutung informiert“ werden solle, so der damalige Antrag. Nun sollen die Informationen zwar weniger restriktiv behandelt werden, doch dafür wird nicht über anstehende Entscheidungen, sondern nur über bereits erteilte Genehmigungen unterrichtet.

Unions-Fraktionsvize Michael Fuchs sagte, der Vorschlag sei eine gute Lösung „für den Wirtschaftsstandort und die Arbeitsplätze in Deutschland“ – schließlich müssten die Unternehmen ihre Verträge nach erfolgter Genehmigung zunächst rechtswirksam abschließen können. Kritik kam von der Grünen-Sicherheitspolitikerin Agnieszka Brugger: „Von den großspurigen Ankündigungen der SPD aus dem Wahlkampf ist nichts mehr übrig geblieben“, sagte sie. „Es ist purer Zynismus, reine Selbstverständlichkeiten und eine Verschlechterung der Informationspraxis als eine Transparenzinitiative mit besseren Kontrollmöglichkeiten verkaufen zu wollen.“

Widersprüchliches Votum

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Erstmals in der Geschichte der Linkspartei könnten Abgeordnete einen Auslandseinsatz der Bundeswehr unterstützen. Am Mittwoch stimmt der Bundestag über die Entsendung einer deutschen Fregatte zum Schutz der Chemiewaffen-Vernichtung im Mittelmeer ab. Das Thema wird in der Linksfraktion kontrovers diskutiert, da das Ziel der Vernichtung von Massenvernichtungswaffen der Ablehnung internationaler Militäreinsätze entgegensteht. Fraktionschef Gregor Gysi hatte für eine einheitliche Enthaltung in seiner Partei im Bundestag plädiert. Dazu aber wird es nun nicht kommen. Mindestens der Abgeordnete Stefan Liebich wird für den Einsatz stimmen. Einige Abgeordnete haben ein Nein angekündigt, wieder andere Enthaltungen. Einen Fraktionszwang gibt es bei der Linken nicht. Bei einer Fraktionssitzung am Montag wurde zudem beschlossen, auch keine Abstimmungsempfehlung zu geben.



Weder Fraktionszwang noch Abstimmungsempfehlung: Die Abgeordneten der Linken entscheiden nach ihrem Gewissen.

„Unstrittig ist, dass die Linke für die Vernichtung von Chemiewaffen ist“, sagte der stellvertretende Fraktionschef Dietmar Bartsch vor der Sitzung. Die Neutralisierung syrischer Chemiewaffen, die auf einem US-Schiff im Mittelmeer stattfinde, sei zweifellos eine „Riesenherausforderung“. Auch sei die Linkspartei sich einig, dass das Entsorgungsschiff bewacht werden müsse. Man könne ja nicht zulassen, so der außenpolitische Sprecher der Linken, Jan van Aken, „dass die Mafia sich 20 Tonnen Sarin beschafft“. Dennoch müsse jeder Abgeordnete seiner Überzeugung entsprechend abstimmen können.

Der linke Flügel um die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Sahra Wagenknecht ist strikt gegen den Einsatz, weil eine weitere Militarisierung der Außenpolitik zu befürchten sei. Andere Abgeordnete wiederum halten ihn für richtig, weil es sich um eine Abrüstungsmission handelt. Etliche werden sich aber auch enthalten.

Dass die Linkspartei einerseits die Vernichtung von Massenvernichtungswaffen fordert, beim ersten realen Einsatz dieser Art aber nicht zustimme, bringe sie nicht in Erklärungsnot, sagte van Aken. „Es gibt da kein Glaubwürdigkeitsproblem.“

Auch der Reformer Stefan Liebich, der seit Langem für eine außenpolitische Öffnung der Partei kämpft, mochte in dem widersprüchlichen Votum kein Problem erkennen. Alle Meinungen hätten ihre Berechtigung. Zudem habe man sich in der Fraktion darauf geeinigt, „mit dem unterschiedlichen Abstimmungsverhalten in der Öffentlichkeit solidarisch umzugehen“.

Ukraine befürchtet neue Aggression Moskaus

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Nachdem moskautreue Kräfte mehrere öffentliche Gebäude im Osten der Ukraine gestürmt und am Montag eine „souveräne Volksrepublik“ ausgerufen haben, befürchtet die geschäftsführende Regierung in Kiew, dass Russland eine Abspaltung auch dieser Region vorantreibt. Die Besetzer forderten ein Referendum über die Loslösung der Region für den 11.Mai. Sie kündigten an, Moskau um „Friedenstruppen“ bitten zu wollen, sollte die ukrainische Regierung versuchen, das Referendum zu verhindern.

Am Abend räumten ukrainische Spezialeinheiten nach Berichten örtlicher Medien ein besetztes Geheimdienstgebäude in Donezk. Der geschäftsführende Präsident der Ukraine, Alexander Turtschinow, habe diesen „Anti-Terror-Einsatz“ in der ostukrainischen Millionenstadt persönlich angeordnet, sagte der Präsidialamtschef Sergej Paschinskij dem Internetportal censor.net.ua. Andere Regierungsstellen bestätigten dies.



Eine Barrikade pro-russischer Aktivisten vor einem Regierungsgebäude in Donezk. Ukrainische Spezialeinheiten räumten ein besetztes Geheimdienstgebäude in der ostukrainischen Stadt.

Damit setzte sich die Regierung der Ukraine über eine Warnung hinweg, welche Russlands Außenminister Sergej Lawrow zuvor in einem Gespräch mit seinem ukrainischen Kollegen Andrej Deschtschyza ausgesprochen hatte. Lawrow hatte von legitimen Forderungen der prorussischen Demonstranten in der Ostukraine gesprochen, die „ihre Sprache, ihre Kultur und ihre sozioökonomischen Rechte zu schützen“ – und er hatte die Regierung in Kiew davor gewarnt, diesen Protest zu stoppen. Zugleich wies Russland jede Verantwortung für die Erstürmung öffentlicher Gebäude durch prorussische Aktivisten zurück. „Genug der Anschuldigungen gegen Russland, das für alle aktuellen Probleme der Ukraine verantwortlich gemacht wird“, teilte das Außenministerium mit.

Auch in Charkow hatten prorussische Akteure versucht, Gebäude der Gebietsverwaltung zu erstürmen. Am Montagabend hatten sie Viktor Janukowitsch gebeten, sie als „alternative Abgeordnete“ anzuerkennen. Der Leiter der Gebietsverwaltung, Igor Baluta, warnte vor weiteren Provokationen. „Weil die Urheber des Szenarios damit gescheitert sind, Massenproteste zu organisieren, setzen sie nun auf aggressive Handlungen und offene Konfrontation.“

Die USA warfen Russlands Regierung vor, die jüngste Eskalation zu befördern. Der Sturm auf Verwaltungsgebäude sei das „Ergebnis des wachsenden russischen Drucks auf die Ukraine“ sagte der Sprecher von US-Präsident Barack Obama, Jay Carney. Er drohte den Verantwortlichen in Moskau mit einer Verschärfung der Sanktionen. Die Bundesregierung kritisierte die mangelnde Bereitschaft Russlands, die Krise zu entschärfen. Präsident Wladimir Putin hatte vor einer Woche in einem Telefonat mit Kanzlerin Angela Merkel einen Teilrückzug russischer Truppen von der Ostgrenze der Ukraine angekündigt. Dies sei jedoch noch nicht geschehen, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. „Das kann einen enttäuschen, das muss einen auch enttäuschen“, fügte er hinzu. Ganz Europa warte nun darauf, „dass eine solche vertrauensbildende Maßnahme auch sichtbar wird“.

Stürmische Zeiten

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Ein schwankendes Deck unter den Füßen, Wind im Haar, der Geruch von Elbwasser und Fischbrötchen in der Nase. Das ist Glück für Maike Brunk. Das Glück, an das sie nicht mehr geglaubt hatte. Sie war Mitte dreißig, als sie erfuhr, dass sich ihr Kinderwunsch niemals erfüllen würde. Als sie ihren Job verlor. Als ihr Mann sie verließ. „Mein ganzes Leben lag in Scherben“, sagt die 42-Jährige heute. Damals habe sie aufgehört zu träumen.



Maike Brunk hat es geschafft, eine sehr schwierige Lebensphase zu bewältigen. Dazu gehört unheimlich viel Kraft - für die 42-Jährige haben sich die Veränderungen gelohnt.

Sie schüttelt den Kopf, runzelt die Stirn und seufzt, wenn sie heute schildert, wie ihr Leben nach und nach an Sinn verlor. Und manchmal schmunzelt sie. „Es ist, als wäre ich ein anderer Mensch gewesen.“ Blauer Blazer, manikürte Hände, glattgeföhntes Haar – so erzählt sie in ihrer Hamburger Wohnung von ihrem Tiefpunkt. Durch die blitzsauberen Fensterscheiben fällt Morgensonne. Die Wände sind frisch gestrichen, auf dem Küchentisch duften gelbe Frühlingsblumen.

Der Kummer kroch unbemerkt an ihrem ersten Arbeitstag in ihr Leben. Sie hatte Wirtschaftsökonomie studiert. Weniger, weil ihr das Fach lag, sondern vor allem wegen der Stadt, in der sie mit ihrem Freund leben wollte. Nach dem Abschluss heirateten die beiden, Maike Brunk bekam sofort eine Stelle. Das Gehalt war so gut, dass sie keinen Moment lang zögerte. „Danach habe ich Software verkauft. Meist am Telefon, da hört man hundertmal am Tag: nein“, erzählt sie. Hörer abheben. Verkaufsgespräch. Ergebnis in eine Exceltabelle. „Ein Vergnügen war das nie.“ Aber sie war voller Tatendrang, die Zielvorgaben ihres Chefs erreichte sie leicht. Drei Jahre lang lief das gut. „Wie schlecht es mir damit ging, habe ich erst bemerkt, als es auch zu Hause schwierig wurde.“

Schwierig wurde es, als ihr ein Arzt sagte, dass sie niemals ein Kind bekommen könne. Und als sie herausfand, dass ihr Mann seit Jahren eine andere Frau hatte, für die er sie schließlich verließ. Zu Hause also: Streit, Trennung, Scheidung. Und im Büro: Hörer abheben. Verkaufsgespräch. Ergebnis in eine Exceltabelle. „Reiß dich zusammen“, rieten ihr Eltern und Freunde. Also riss sie sich zusammen.

Sie wechselte in eine andere Firma und ertelefonierte Auftrag um Auftrag. Lernte einen smarten Studenten kennen, heiratete schnell und verlor ihn wieder, als er für seinen ersten Job die Stadt wechselte. Ob sie denn nicht mit ihm umziehen wollte? Brunk schüttelt den Kopf. „Mir fehlte die Kraft für solche Entscheidungen. Ich habe mich einfach nur leer gefühlt.“

Ein Anruf bei Hans-Arved Willberg, Theologe aus Karlsruhe. Er bildet Seelsorger aus und berät Menschen in Lebenskrisen. Er kennt viele Fälle, in denen die Partnerschaft an beruflichen Problemen zerbricht – und anders herum. „In Krisen muss man sich Beruf und Privatleben wie zwei Hütten vorstellen. Wenn eine brennt, fängt oft auch die zweite Feuer.“

Maike Brunk stand damals vor zwei verkohlten Ruinen. An einem kalten Frühlingsmorgen fuhr sie nach Berlin und klingelte an der Bürotür von Uta Glaubitz. Die Berufsberaterin ist spezialisiert auf Menschen, die trotz Karriere ihren Job wechseln wollen. „Es ist unfassbar, wie viele Menschen von ihrer Arbeit zermürbt werden“, sagt sie. Besonders riskant seien klassische BWL-Schreibtischjobs: „In diesen Berufen hat man kein fertiges Ergebnis. Keine Torte, wie Konditoren. Keine Kinder mit Lernerfolgen, wie Lehrer. Das macht tendenziell unglücklich.“ Für die Berufsfindung stellt Glaubitz Fragen wie „Welche Dinge tust du an einem perfekten Tag?“ oder „Wofür stehst du morgens gerne auf?“ Wie die meisten landete Brunk so bei einem Beruf, der sie weit weg vom Schreibtisch führt. Ihr vages Ziel: die Tourismusbranche.

Dann fuhr sie zurück nach Hamburg und saß wieder vor Tabellen. „Meist können die Leute ihre Situation nicht sofort umkrempeln“, sagt Glaubitz. „Oft müssen sie sich zuerst selbst wieder aufbauen. Ein Jobwechsel ist ein Sprung ins Ungewisse, der viel Mut kostet.“

Maike Brunks Eltern und Freunde waren skeptisch. „Du hast doch einen tollen Beruf“, hörte sie immer wieder. Also: zusammenreißen. Auch als eines Tages im Büro ihr Herz plötzlich begann, wie verrückt gegen die Rippen zu hämmern. Sie hatte den Telefonhörer gerade aufgelegt, da zog sich der Brustkorb wie ein Fischernetz zusammen. „Ich konnte kaum noch atmen und habe wie verrückt geschwitzt.“

Die Panikattacken kamen immer wieder, immer häufiger, immer stärker. Sie funktionierte nicht – diesen Gedanken zwang ihr der schlotternde Körper mit aller Gewalt auf. Nicht als Frau, nicht als Mutter, nicht als Angestellte. „Das Gefühl, in allen Bereichen zu versagen, war nicht mehr abzuschütteln.“ Nachts lag sie wach, zitterte und ärgerte sich über ihre Tränen. Ihre Ärztin maß Blutdruck und Herzfrequenz und verschrieb Medikamente gegen die Wirkung von Stresshormonen.

Von da an, sagt Maike Brunk, lag sie nur noch auf der Couch. Sie erinnert sich an die Zeit wie an einen grobkörnigen Film. Sehr weit weg, sehr düster. „Meine Seele hat jede Sekunde geschmerzt, ich habe mich so überflüssig gefühlt.“ Hundertachtzig dunkle Tage lang ging sie nur noch für die Arbeit vor die Tür. „Wer mich damals gesehen hat, war entsetzt. Ich habe mich gehen lassen, ständig geheult und wollte nur noch allein sein.“ Sie stand gerade im Büro mit einem Kollegen über eine Präsentation gebeugt, als ihr Chef sie zu sich rief und ihr eine Kündigung überreichte. „Das hat mir den Rest gegeben“, sagt sie, sehr leise.

Das Telefon im Arbeitszimmer klingelt. Maike Brunk springt auf, Hollywoodlächeln. In dem mit Leuchtturmbildern tapezierten Büro nebenan moinmoint sie in den Hörer und plant mit dem Kunden am anderen Ende der Leitung eine Bootstour. Manche Menschen kommen nach Lebenskrisen selbst wieder auf die Beine, andere brauchen Hilfe. Seelsorger Willberg zufolge entstehen die gefährlichen Situationen, wenn das Gehirn mehrere Erfahrungen zugleich nicht verarbeiten kann. „Trennung, Jobverlust, ein geplatzter Kinderwunsch. Aus neuropsychologischer Sicht entsteht durch solche Dinge so etwas wie ein Verkehrskollaps im Gehirn.“ Manchmal genüge es, sich Zeit zum Verarbeiten zu nehmen. Manchmal aber, wenn die Krise in Depression oder Burn-out kippt, sei Hilfe nötig. Brunk erinnert sich genau an den Tag, an dem sie selbst begann, ihr Leben neu zusammenzusetzen.

Morgens stürzte sie in der Dusche, dann quälte sie sich erst abends aus dem Bett, für die Weihnachtsfeier ihrer Firma in einem Hamburger Hafenlokal. Dort riss sie sich nicht mehr zusammen. Leerte ein Glas nach dem anderen, saß irgendwann mit einem alten Seefahrer an der Bar und breitete vor ihm ihren Kummer aus. Die Kneipe schwankte und verschwamm, der bärtige Kapitän hob sein Schnapsglas. „Jemanden, der Elbtouren für Hamburger anbietet, bräuchten wir hier. Nicht so ein Touristenzeug. Anständige Führungen.“ Sie habe in dem Moment gelacht, sagt sie. „Das war ja buchstäblich eine Schnapsidee.“ Aber zu Hause fiel ihr Blick auf ein silbergerahmtes Bild ihres Großvaters im Regal. Ein Reiseleiter vor einem Bus. Anzug, Krawatte, graues Haar, großes Lächeln. Eine ihrer ersten Kindheitserinnerungen ist, wie er quirlig-bunte Touristengruppen dirigiert. In dieser verrückten Nacht, sagt sie, hätten sich der Großvater und der alte Seemann in ihrem Kopf zu einem so stimmigen Bild zusammengefügt, dass sie wusste, was sie wollte.

Maike Brunk steigt langsam die Stufen im Treppenhaus hinunter. Die frisch operierte Bauchdecke zieht. Vor ein paar Tagen haben Ärzte ihre Gebärmutter entnommen. „Mir war ja eigentlich längst klar, dass ich keine Kinder bekommen kann. Es hat sich trotzdem beklemmend endgültig angefühlt. Vor ein paar Jahren hätte ich das nicht verkraftet.“ Heute ist sie eine der wenigen Frauen, die im Hamburger Hafen arbeiten. Sie bietet maßgeschneiderte Bootstouren an, für Menschen, die mehr sehen wollen als auf den traditionellen Touristenrouten. Sie chartert Schiffe, die ohnehin im Wasser liegen, und koordiniert die Fahrten in ihrem Arbeitszimmer zu Hause. Dafür war kaum Startkapital notwendig – aber sehr viel Kraft. Für Behördengänge, für blöde Sprüche alteingesessener Kapitäne, für die Zweifel ihrer Familie und Freunde.

Maike Brunk aber ließ sich nicht beirren, auch wenn sie sich ab und an fragte, ob es nicht vernünftiger wäre, in den IT-Job zurückzukehren. Als anfangs wenig Aufträge kamen, als der erste Winter ihre Ersparnisse schmelzen ließ. Auch ihre zweite verkohlte Hütte hat Brunk wieder aufgebaut. „Ich habe mir immer einen Partner gewünscht, der größer ist als ich.“ Sie lacht und reckt den fast 1,90 Meter großen Körper hinter dem Lenkrad. Kurz nachdem sie sich auf einer Singleplattform für große Leute angemeldet hatte, lernte sie dort Frank kennen. Sehr groß, sehr lebenslustig, zwei Söhne, die mittlerweile ein eigenes Zimmer in der gemeinsamen Wohnung haben.

Ihr Leben ist jetzt anders, sie kennt ihre Grenzen und Ziele. Sie parkt das Auto an den Landungsbrücken und läuft zu der roten Barkasse, auf der sie heute einer Reisegruppe die Stadt vom Wasser aus zeigen wird. Die Flut kommt, die Elbe wirbelt graugrün um den Bug, über den Himmel jagen Wolkenfetzen. Die Operation ist völlig vergessen, Maike Brunk springt mit einem großen Satz an Bord.

Zu viel Nähe

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Zu viel Verwandtschaft kann tödlich enden. Wenn Geschwister, Vettern und Cousinen Nachwuchs bekommen, ist dieser meist krankheitsanfälliger, weniger fruchtbar und häufiger missgebildet. Tiere und Pflanzen haben daher eine ganze Reihe von Strategien entwickelt, um engen Verwandten bei der Partnerwahl aus dem Weg zu gehen. Was aber geschieht, wenn nur noch Verwandte als Geschlechtspartner bleiben, weil nur mehr wenige Exemplare einer Art übrig sind – und diese zudem in einer zersiedelten Landschaft in isolierten Gruppen leben? Von welcher Populationsgröße an sind seltene Arten wie Wolf, Wisent, Puma oder Nashorn mangels genetischer Vielfalt dem Untergang geweiht?



Das Erbgutder Biber  ist heute verglichen mit früheren Zeiten sehr einheitlich. Doch trotz der genetischen Verarmung gedeihen die Nager inzwischen wieder prächtig.

Seit Jahrzehnten streiten Biologen darüber. Für Naturschutzkonzepte ist die Frage von großer Bedeutung, etwa wenn es um die Mindestgröße von Schutzgebieten geht, um Jagdquoten oder um die Entscheidung, Unterarten aus verschiedenen Gebieten gezielt zu kreuzen. Doch eine Antwort zu finden, erweist sich als überraschend schwierig. Keine Frage, Inzucht hat Nachteile, allerdings mit einigen überraschenden Ausnahmen. Manche Tierpopulationen überleben trotz extremer Inzucht.

Dass Inzucht zu mehr Krankheiten und Unfruchtbarkeit führt, ist aus Laborversuchen und der Tierzucht bekannt. Nicht ohne Grund riskieren zoologische Gärten den Unmut der Öffentlichkeit und töten Tiere eher, als Paarungen naher Verwandter zuzulassen. In freier Wildbahn lassen sich die Folgen schwerer untersuchen, doch einige Beispiele sind auch von dort bekannt. Ein klarer Fall ist etwa der Florida-Panther, eine Unterart des Pumas. Von ihm waren Anfang der 1990er-Jahre nur 20 bis 25 Tiere übrig, die unter Herzproblemen, Missbildungen und zunehmender Unfruchtbarkeit litten. Hochrechnungen zufolge wäre die Unterart binnen ein oder zwei Jahrzehnten ausgestorben. Die genetische Rettung brachten 1995 acht weibliche Pumas einer anderen Unterart aus Texas, die von Naturschützern in Florida frei gesetzt wurden. Die so gezeugten Hybriden sind zwar keine reinen Florida-Panther mehr, dafür sind sie vitaler und begannen, sich schlagartig wieder zu vermehren.

Von Inzucht geschwächt und dadurch anfälliger für Krankheiten ist wohl auch der europäische Wisent. Inzwischen darf er zwar wieder frei durchs Rothaargebirge wandern, doch die dortige Population geht auf nur zwölf Tiere zurück.

Etwas komplizierter ist die Sache beim amerikanischen Dickhornschaf. Zwar sind im vergangenen Jahrhundert alle Populationen ausgestorben, die aus weniger als 50 Tieren bestanden. Biologen sprechen in solchen Fällen von einem „Aussterbestrudel“, der eine Art unterhalb bestimmter Mengen ins Verderben reißt. Der Grund dafür muss allerdings nicht unbedingt im Erbgut liegen. Möglich ist auch, dass kleine Gruppen einfach eher durch Zufallsereignisse und Jahre mit harten Umweltbedingungen ausgerottet werden.

Und schließlich kennen Biologen Beispiele, die dem Lehrbuchwissen trotzen. So grast in England eine seit 300 Jahren isolierte Herde von Wildrindern. Diese Chillingham-Rinder sind inzwischen genetisch nahezu identisch – ohne dabei krank oder unfruchtbar zu werden. Ein mögliche Erklärung lautet, dass durch die natürliche Selektion inzwischen alle krank machenden Genvarianten aus dem Erbgut der Tiere verschwunden sind. Das Genom der Rinder wurde also – irrwitzigerweise gerade aufgrund der Inzucht – nahezu optimiert. Dieses „Purging“ genannte Phänomen kennt man auch von Labormäusen, bei denen man durch wiederholte Inzucht genetisch identische Linien züchten kann, nachdem alle kranken Tiere aussortiert wurden.
Nun sind sowohl die Chillingham-Rinder als auch die Florida-Panther spektakuläre Einzelfälle. Wie sieht es aber jenseits solcher Extreme aus? In welchem Ausmaß kann Inzucht unterschwellig schwächen, also noch bevor eine Art akut bedroht ist? Joe Hoffman von der Universität in Bielefeld hat soeben als Teil eines internationalen Teams nachgewiesen, dass Seehunde, deren DNA Merkmale von erhöhter Inzucht aufwies, gleichzeitig auch stärker von Lungenwürmern befallen waren als Tiere mit mehr Variationen im Erbgut. Die Forscher hatten den Tieren Gewebeproben entnommen, nachdem sie an Nordseestränden verendet waren. Ähnliche Untersuchungen hat es schon mehrfach gegeben, allerdings waren die Ergebnisse oft widersprüchlich oder nicht signifikant gewesen. Neu an der im Fachjournal PNAS veröffentlichten Arbeit ist, dass die Forscher die Seehund-DNA mit einem modernen Hochdurchsatzverfahren gründlicher als bisher untersucht haben. „Wir wissen noch viel zu wenig über die Effekte von Inzucht, und unsere Methode kann man im Prinzip bei jeder Art anwenden“, sagt Hoffman.

Bei der DNA-Analyse nützt man aus, dass jedes Tier zwei Sätze Chromosomen in sich trägt, die jeweils vom Vater und von der Mutter stammen. Korrespondierende Stellen unterscheiden sich gewöhnlich durch winzige Abweichungen, sodass Fehler und Schwächen in der einen Variante durch die des anderen Elternteils ausgeglichen werden können. Paaren sich allerdings nahe Verwandte, so findet man an vielen Stellen identische Sequenzen. Biologen sprechen dabei von Homozygotie, und die scheint sich negativ auf die Überlebensfähigkeit auszuwirken.

Hoffmans Arbeit könnte ein Beleg dafür sein, dass Inzucht in der Wildnis mehr Schaden anrichtet, als bekannt ist, beweisen aber kann das die Untersuchung noch lange nicht. Carsten Nowak leitet am Forschungsinstitut Senckenberg in Frankfurt den Bereich Naturschutzgenetik und hält das Problem eher für überschätzt. Er vermutet, dass Inzucht in den meisten Wildtierpopulationen nicht das entscheidende Problem sei – solange den Tieren noch ausreichend geeigneter Lebensraum zur Verfügung steht.
Als Beispiel für die Widerstandkraft dezimierter Arten führt Nowak den Biber an, seit Jahrtausenden vom Menschen gejagt, gegen Ende des 19. Jahrhunderts auf acht isolierte Gruppen in ganz Eurasien zusammengeschmolzen. Das Erbgut dieser Gruppen ist heute verglichen mit früheren Zeiten sehr einheitlich. Das hat kürzlich ein Team um Michael Hofreiter von der Universität in Potsdam anhand von Analysen fossiler Biber-DNA gezeigt. Doch trotz der genetischen Verarmung gedeihen die Nager inzwischen wieder prächtig. „Der Biber hat keine Feinde, außerdem profitiert er von den milden Wintern und davon, dass es heute weniger Hochwasser als früher gibt“, sagt Nowak.

Ob Inzucht zum Problem wird, hängt neben den Umweltbedingungen auch von den Genen der Gründertiere einer Population ab. Manchmal braucht es nur einen einzigen vitalen Neuankömmling, um einer dahinsiechenden Population neues Leben einzuhauchen. In Skandinavien stammen sämtliche Wölfe von nur drei Vorfahren ab, die dort einwanderten, nachdem die Raubtiere in Schweden und Norwegen bereits ausgerottet waren. Den Anfang machte ein Paar am Anfang der 1980er-Jahre, das ein einzelnes Rudel gründete. 1991 tauchte wie aus dem Nichts ein einzelner Wolfsrüde auf, der den fast 1000 Kilometer langen Weg von den finnisch-russischen Wolfsgebieten zurückgelegt hatte. Ohne besondere Schutzmaßnahmen seitens des Menschen gründeten die Nachkommen des Rüden von da an neue Rudel. So stammt jeder der heute lebenden Wölfe von dem einsamen Wanderer ab. Doch gibt es erste Anzeichen, dass die Wurfzahlen kleiner werden und leichte Anomalien wie Zahnfehlstellungen auftreten.

Aber trotz der extremen Inzucht vermehren sich die skandinavischen Wölfe so stark, dass sie manchem Schweden schon wieder ein Ärgernis sind und die Tiere illegal abgeschossen werden. Vor einigen Jahren hat der Schwedische Reichstag entschieden, dass die Wolfspopulation durch legale Jagd auf 210 Tiere beschränkt werden dürfe. Diese Entscheidung allerdings ist heftig umstritten – auch weil keiner sagen kann, wie viele Exemplare nötig sind, damit die Tiere nicht wieder an den Rand des Aussterbens geraten.

Die Mär von den Ugly Germans

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Mit ihrer unterirdischen Lage und ihrer steilen Beleuchtung sind die Sainsbury-Galerien der Londoner National Gallery (NG) eine eher ungeliebte Umgebung für Sonderausstellungen. Insofern sind sie durchaus passend für die Ausstellung „Strange Beauty“. Denn während sich Ehrengast Paolo Veronese oben im ersten Stock unter Tageslicht ausbreiten darf (SZ vom 22.3.), müht sich der lange am stiefmütterlichsten behandelte Teil der NG-Sammlung, die Sainsbury-Räume zu füllen: Als „vernachlässigte Minderheit“ bezeichnet Direktor Nicholas Penny die deutschen Kunstwerke in seinem Haus. Ein mutiger Schritt also, eine Sonderausstellung fast ausschließlich mit Werken aus den eigenen Beständen zu bestücken. Das Ergebnis bestätigt den Titel der Schau auf eine Weise, die Kuratorin Caroline Bugler sicher nicht vorschwebte: Sie ist seltsam unbefriedigend und nicht besonders schön. Was den sich wandelnden Geschmack des britischen Kunstestablishments angeht, ist sie hingegen höchst aufschlussreich.



Einige Werke Dürers zeigt die Ausstellung "Strange Beauty" zwar. Nicht aber das "Selbstbildnis im Pelzrock" - generell ist die Londoner Galerie mit deutschen Werken unterbestückt.

Tatsache ist, dass, als die Weichen für den Aufbau der NG-Sammlung gestellt wurden, deutsche Kunst in England als hässlich, unraffiniert und makaber galt. So befand Sir Charles Eastlake, erster Direktor der NG, Matthias Grünewalds Isenheimer Altar verdiene „kein anderes Beiwort als ‚widerwärtig‘”. Wenig überraschend also, dass die Sammlung John Angersteins, die 1824 den Nukleus der NG bildete, kein einziges Gemälde von einem deutschen Maler enthielt. Das erste Werk nordeuropäischer Provenienz, das angeschafft wurde, war 1842 Jan von Eycks Arnolfini-Porträt. Und erst von 1846 an kamen deutsche Künstler dazu, Christian Wilhelm Ernst Dietrich und Heinrich Wilhelm Schweickhardt. Deren ländliche Szenen waren unverfänglich und fielen in der von Franzosen und Italienern dominierten Sammlung nicht weiter unangenehm auf.

Jedes Mal, wenn sich im 19. Jahrhundert eine Gelegenheit ergab, den deutschen Bestand auszubauen, ließ man sie bewusst verstreichen. Als der damalige Schatzkanzler William Gladstone 1854 die großartige Krüger-Sammlung westfälischer Renaissance-Malerei mit staatlichen Mitteln erwarb, brach in der britischen Presse ein Sturm gegen die „gräuliche“ Kunst aus. In einer eigens einberufenen Parlamentsdebatte wurde der Kauf der „schlimmste in der Geschichte der National Gallery“ genannt. Zwei Jahre später verabschiedete das House of Commons sogar ein eigenes Gesetz, dass den Wiederverkauf eines Großteils der Krüger-Bilder ermöglichte.

Da überrascht es wenig, dass die Londoner Ausstellung recht zusammengekratzt wirkt. Natürlich gibt es Meisterwerke, darunter die Porträts, die Hans Holbein als Hofmaler Heinrichs VIII. anfertigte. Doch zum einen gelten Bilder wie „The Ambassadors“ ebenso sehr als Teil des britischen Kanons wie Georg Friedrich Händels Kompositionen. Zum anderen verstimmt es, dass ein solcher, sonst frei zugänglicher, Publikumsmagnet der NG zur Aufpolsterung einer Sonderschau verwendet wird und nun nur gegen Bezahlung zu sehen ist.

Bei dieser Ausstellung sind vor allem die Leerstellen vielsagend. So besitzt die NG einige Paneele des spätgotischen Liesborner Altars, ein Überrest der Krüger-Sammlung. Jene Altar-Teile, die nicht anderweitig verkauft wurden, sind heute im Münsteraner LWL-Museum zu sehen. Doch statt die fehlenden Tafeln auszuleihen, wurden fotografische Platzhalter an ihre Stelle gesetzt. Das wirkt lieblos und gibt allenfalls einen weiteren Eindruck von der Löchrigkeit dieser Schau. Da können auch die zahlreichen Holzschnitte nichts ändern, die wie Füllmaterial wirken. Ebenso wenig wie ein paar Dürer-Kopien, eine einsame Cranach-Venus und das 1980 (angeblich für den Rekordpreis von 12 Millionen Dollar) erworbene „Christi Abschied von seiner Mutter“ von Albrecht Altdorfer.

„Strange Beauty“ ist bemerkenswert, weil hier eine Institution ihre eigene kuratorische Kurzsichtigkeit zur Schau zu stellen scheint. Wer in London deutsche Kunst sehen möchte, sollte sich allerdings an die königliche Kunstsammlung in der Galerie des Buckingham Palace halten. Dass ihr Bestand so üppig ist, verdankt sie gerade der National Gallery: Deren Direktor lehnte 1863 die Schenkung deutscher Kunst aus dem Nachlass von Prinz Albert dankend ab.

Strange Beauty. Masters of the German Renaissance, in der National Gallery, London, bis 11. Mai. Info: www.nationalgallery.org.uk, Der Katalog kostet 9,99 Pfund.
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